Magie

Aus Yogawiki

Magie kann zunächst einfach nur Charisma oder magische Wirkung bedeuten. Wenn ein Mensch eine besondere Ausstrahlung hat, geht eine gewisse Magie von ihm aus. Er wirkt geheimnisvoll und faszinierend zugleich. Magie ist aber auch eine geheime Kunst, bei der ein Magier versucht, sich übersinnlicher Kräfte zu bedienen, um damit bestimmte Dinge in der Welt zu bewirken.

Swami Sivananda

Die Magie der Heiligen

Artikel von Swami Chidananda, Originaltext

Vielleicht hast du bereits von der Magie gehört, die von Personen wie Sri Kandaswami vollbracht wird. Es ist daher mehr als angebracht, dass ich dich an eine viel bedeutendere Magie erinnere - jene, die im Stillen stattfindet. Es ist eine Magie, wie sie von unserem eigenen Heiligen Gurudev versprüht wird und unser Innerstes erreicht. Es ist die Magie der Introspektion. Der menschliche Geist ist stets nach außen orientiert, aber durch die Hilfe eines Heiligen kann der Mensch den Blick nach Innen richten. Es ist die Magie, die dir dazu verhilft, von Tamas zu Rajas, von Rajas zu Sattwa emporzusteigen, und schließlich Sattwa zu transzendieren. Es ist die Magie, die dir dazu verhilft, die animalischen Anteile deiner Persönlichkeit (Pashu) in dir zu transzendieren, um zunächst einmal wirklich Mensch zu werden, und dann irgendwann göttlich.

Wie diese Magie entsteht, wissen nur die Heiligen; wir aber können für uns selbst nachspüren, inwieweit diese Kraft sich bereits in unserem Leben entfaltet hat. Es gibt ein Barometer, das den inneren Fortschritt anzeigt. Es wurde in diesem wunderschönen Sloka der Gita enthüllt:

Trividham Narakasyedam Dwaram Nasanamatmanah,
Kamah Krodhastatha Lobha stasmaadetattrayam Tyajet.

Es gibt drei Tore zur Hölle: Begehren, Wut und Habgier. Wer in Frömmigkeit gedeihen will, wer ein göttliches Wesen werden will, fördert die genauen Gegenteile dieser Qualitäten, nämlich Wunschlosigkeit, Frieden und Selbstlosigkeit. Der Wachstumsgrad dieser Eigenschaften in dir ist das Barometer deines spirituellen Fortschrittes.

Die Heiligen haben alle möglichen Sadhanas verordnet, um unsere spirituelle Entwicklung zu fördern. Durch all diese SadhanasJapa, Kirtan, Rezitation von Mantras, Studium der Schriften, Tirtha-Yatra – sollte vor allem die Entwicklung deiner Wunsch- und Selbstlosigkeit (oder abgekürzt : Egolosigkeit, denn alle Wut und Begierde entspringt einzig und allein aus dem Ego) erkennbar sein. Unternehme täglich deine persönliche Pilgerreise zu diesem Heiligenschrein der Perfektion, der in dir angelegt ist. Dies ist die größte, die wahre Wallfahrt.

Halte inne, schaue nach Innen. Werde ein Detektiv deines Selbst. Erkunde deine Fehler. Wie einfach ist es, die Fehler deiner Mitmenschen zu entdecken und sie deshalb zu verurteilen? Nur wird es dich keinen Schritt weiter auf deinem Weg bringen. Erinnerst du dich an die wundervolle Lektion Jesu, als die Leute kurz davor waren, Maria Magdalena zu Tode zu steinigen? Er sagte: „Derjenige möge den ersten Stein werfen, der frei von Sünden ist“. Finde zuerst heraus, was deine Fehler sind. Das ist der Weg des Sadhakas. Echte Wohltätigkeit besteht nicht darin, hin und wieder etwas Geld zu spenden, sondern denjenigen zu vergeben, der dich - wie oft auch immer - gekränkt hat.

Einst schickte Krishna zwei Personen mit einem äußerst spannenden Auftrag in die Welt: Yudhisthira sollte einen bösen Menschen ausfindig machen und Duryodhana einen guten Menschen. Yudhisthira kam nach der langen Suche mit leeren Händen zurück: “Es gibt keine bösen Menschen; ich bin der einzig böse“. Duryodhana hatte auch niemanden mitgebracht, doch er sagte: „Es gibt keine guten Menschen; ich allein bin gut.“ Wer von den beiden das Gute in den Menschen sehen konnte, ist klar: Yudhisthira. Werde also wie er. Sieh Gutes und nur Gutes in allem, in jedem.

Lasse dich von dem glorreichen Ideal der Heiligen unserer und vergangener Zeiten inspirieren. Schaue dir DEINE Taten an und frage dich dann: “Tukaram, Jnanadev, Jesus, Buddha, Swamiji, Ramana, Aurobindo oder Ramadas – was würden sie tun? Würden sie so handeln?“ Wenn die Antwort „nein“ ist, tue es nicht. Wenn du es schon getan hast, entscheide dich dafür, es von jetzt an zu lassen. Dadurch wirst du seelisch wachsen. Dies ist deine Pilgerreise! Dies ist die wichtigste Wallfahrt, die du zu unternehmen und durchzuhalten hast.

Wenn du diese Arbeit mit dir selbst nicht leistest, wirst du sein wie der Bitterkürbis, der im heiligen Wasser badet (Tirtha-Snana). Der Bitterkürbis ist von Natur aus bitter. Selbst wenn du ihn zu den kraftvollsten Pilgerstätten schickst, und ihn in alle heiligen Wasser der Welt tauchst - er bleibt bitter. Sei nicht wie dieser Kürbis, sei nicht wie Duryodhana: Sei wie Yudhisthira. Lasse Sattwa in dir wachsen, lasse Tugend in dir wachsen. Werde wunschlos, selbstlos und ego-los. Werde göttlich. Dies ist mein Wunsch und mein Gebet für dich.

Siehe auch

Literatur

  • Swami Sivananda: Die Kraft der Gedanken; Books. ISBN 3-922477-94-1
  • Swami Sivananda: Shrimad Bhagavad Gita, Erläuternder Text und Kommentar von Swami Sivananda; Mangalam Books. ISBN 3-922477-06-2
  • Swami Sivananda: Hatha-Yoga / Der sichere Weg zu guter Gesundheit, langem Leben und Erweckung der höheren Kräfte; Heinrich Schwab Verlag. ISBN 3-7964-0097-3
  • Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis; Mangalam Books. ISBN 3-922477-00-3
  • Swami Sivananda: Sadhana; Mangalam Books. ISBN 3-922477-07-0
  • Swami Sivananda: Autobiographie von Swami Sivananda; Bad Mainberg 1999. ISBN 3-931854-24-8

Weblinks

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