Naishthika Brahmachari

Aus Yogawiki
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Naishthika Brahmachari (Sanskrit: नैष्ठिकब्रह्मचारिन् naiṣthika brahmacarin m.) immerwährender Brahmachari; ein Mensch, der völlig auf Geschlechtsverkehr verzichtet. Naishthika heißt endgültig. Brahmachari ist jemand, der nach Brahman strebt. Im engeren Sinne ist ein Brahmachari bzw. Brahmacharin jemand, der enthaltsam lebt, insbesondere auf Sexualität verzichtet. Der bekannteste Naishthika Brahmachari war Bhishma.

Meister wie Swami Sivananda lehrten die Notwendigkeit des Brahmacharya

Naishthika Brahmacharin नैष्ठिकब्रह्मचारिन् naiṣṭhika-brahmacārin Aussprache

Hier kannst du hören, wie das Sanskritwort Naishthika Brahmacharin, नैष्ठिकब्रह्मचारिन्, naiṣṭhika-brahmacārin ausgesprochen wird:

Sukadev über Naishthika Brahmachari

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Naishthika Brahmachari

"Brahmachari" – jemand, der in Brahmacharya verankert ist. Und "Naishthika" – fest und beständig. Brahmacharya hat verschiedene Bedeutungen. Brahmacharya heißt wörtlich: Verhalten, das zu Brahman führt. Brahmacharya heißt zum einen Schülerschaft bei einem Meister, es ist die erste der vier Ashramas, der vier Lebensstadien. Brahmacharya kann auch heißen, Vermeidung sexuellen Fehlverhaltens. Als solches ist es im Yogasutra beschrieben. Dann gibt es auch Brahmacharya als Vorstufe für Sannyasa, für Mönchstum. Und wenn heutzutage gesagt wird, jemand ist ein Brahmachari, dann wird oft gesagt, er bereitet sich darauf vor, Swami zu werden.

Als Brahmachari gibt es wieder verschiedene Formen. Es gibt auch Brahmachari für eine bestimmte Zeit. Bei Yoga Vidya gibt es ja auch die Möglichkeit, Swami zu werden, Mönch oder Nonne zu werden, eine Vorstufe wäre, Brahmacharya zu nehmen. Da gibt es ein bestimmtes Ritual, und dabei legt man ein Gelübde ab, und bei Yoga Vidya heißt das, dass man zunächst das Gelübde für drei Jahre ablegt. Nach drei Jahren kann man sich dann entscheiden, weiter in Brahmacharya zu sein oder wieder aus Brahmacharya herauszugehen, und dann kann man wieder eine sexuelle Beziehung eingehen oder was auch immer man will oder sich dafür öffnen.

Ein Naishthika Brahmachari ist jetzt jemand, der gesagt hat, er will dauerhaft Entsagung leben. Dazu braucht es auch kein Ritual. Man könnte sich entschließen: „Ich werde jetzt zum Naishthika Brahmachari werden. Ich werde ab jetzt auf jegliche Sexualität verzichten.“ Beim Naishthika Brahmachari ist tatsächlich der wichtigste Aspekt Keuschheit. Es gibt mehrere Beispiele in der indischen Mythologie von Naishthika Brahmacharis. Bhishma war einer davon. Er war der Sohn eines Königs, er war Thronfolger, Bhishma sollte später König werden. Sei Vater hatte sich wieder verliebt in eine andere Frau und der Vater der Frau hat zur Bedingung gemacht, dass der Sohn dieser Frau dann der König werden sollte und nicht Bhishma.

Bhishma sagte: „Kein Problem, ich brauche kein König zu werden.“ Und dann sagte der Vater der jungen Geliebten von diesem König: „Das reicht mir nicht aus, denn der Bhishma könnte ja nachher Kinder bekommen.“ Und dann machte Bhishma das Gelübde von Naishthika Brahmachari, er sagte: „Ich werde lebenslag keusch sein, ich werde keine Kinder zeugen.“ Und so wurde Bhishma dann auch „der Schreckliche“ genannt, denn dass ein so junger Mensch dieses Gelübde ablegt, das galt als etwas ganz Außergewöhnliches. Und Bhishma bekam deshalb einige besondere Kräfte. Die Sache ging natürlich dann auch auf verschiedenste Weise noch schief, denn letztlich gab es keine Kinder aus der zweiten Ehe, aber Bhishma hat sich weiter geweigert, dann doch Nachfolger zu werden, und so sind viele Probleme entstanden, weil Bhishma letztlich darauf bestanden hat, Naishthika Brahmachari zu bleiben.

Naishthika Brahmachari, jemand, der auf Dauer das Gelübde des Brahmacharis abgelegt hat. Bei Yoga Vidya ist mehr üblich, dass man nicht Naishthika Brahmachari ist, sondern wenn man sechs Jahr Brahmachari war, und dann kann man Swami werden, zum Mönch oder zur Nonne, das Gelübde der lebenslangen Entsagung ablegen. Das nennt sich dann aber nicht Naishthika Brahmacharya, sondern es nennt sich eben "Sannyasa". Bis jetzt haben wir bei Yoga Vidya selbst nur eine Swami, wir haben einige Brahmacharis, aber wir sind ja auch Teil der großen Sivananda Tradition, und da gibt es eine ganz Reihe von Swamis wie auch Brahmacharis. Also, nochmal, Naishthika Brahmachari – jemand, der fest ist im Brahmacharya, jemand, der das Gelübde oder eigentlich den inneren Vorsatz gefasst hat, lebenslang keusch zu leben.

Keuschheitsexerzitien (Oder: Geistige Übungen für Zölibatäre)

Sannyasin in Indien

- Auszug aus dem Buch "Die ersten Stufen des Yoga" von Swami Sivananda -

1. Brahmacharya bedeutet Freiheit von sexuellen Gedanken und Begierden. Man beherrscht alle Sinnesäußerungen in Gedanken, Worten und Handlungen. Es gilt für beide, Mann und Frau. Bhishma, Hanuman, Lakshman, Mira Bai, Sulabha, Gargi waren alle Brahmacharins (Zölibatäre) . Sri Sankara sagt: „Brahmacharya oder makellose Keuschheit ist die beste aller Bußen. Ein solcher Zölibatär ist wirklich Gott."
2. Durch Keuschheit kannst du die Trübsale des irdischen Lebens überwinden und Gesundheit, Kraft, Frieden des Gemüts, Ausdauer, Tapferkeit, materielle Erfolge, psychische Veredelung, klares Hirn, riesenhafte Willenskraft, kühnes Begreifen, vorzügliches Gedächtnis, überreichlich Energie, die Fähigkeit, mit Schwierigkeiten des täglichen Lebenskampfes fertig zu werden, und Unsterblichkeit erlangen. Wer die Geschlechtskraft völlig beherrscht, erlangt Kräfte, die durch keine anderen Mittel erreichbar sind.
3. Durch Siddhasana, Sirshasana, Sarvangasana, Mula Bandha, Uddiyana Bandha, Maha Mudra, Yoga Mudra, Nauli und so weiter (siehe Hatha Yoga, Lebensweiserverlag, Büdingen-Gettenbadi) sublimiert ein Hatha Yogi seine Samenenergie in geistige Energie (Ojas Shakti). Durch Navavidha Bhakti (Hören der heiligen Schriften — Sravana, Singen des Gottesnamens — Kirtan, des Gottesnamens Gedenken — Smarana, seine Lotusfüße verehren — Padasevan, Blumenopfer — Archanam, freundschaftliche Haltung des Frommen gegenüber Gott — Sakhya, Haltung gegenüber Gott, die ein Dienstverhältnis ausdrückt — Dasya, völlige Hingabe an Atma — Atma Nivedana und Japa) vernichtet ein Bhakta die Unreinheit seiner Gedanken und fixiert sie auf Gott.
4. Durch Yamas (Beherrschung, die erste Stufe von Raja Yoga), Niyamas (strenge moralische Gebote, die zweite Stufe), Asanas (Körperstellungen für die Meditation), Pranayama (Atemkontrolle), Pratyahara (die Fähigkeit, die Gedanken von den Sinneswahrnehmungen zurückzuziehen), Dharana (Konzentration der Gedanken auf einen bestimmten Punkt) und Dhyana (tiefe Meditation, die vorletzte Stufe des Raja Yoga, die dem Samadhi vorausgeht) besiegt ein Raja Yogi die Lüsternheit und erlangt den transzendentalen Zustand absoluter Unabhängigkeit (Kaivalya). Ein Jnana Yogi wird rein durch Viveka (Unterscheidungsfähigkeit), Vairagya (Begierdelosigkeit), Vichara (Selbsterforschung), Sama (Ausgeglichenheit), Dama (Beherrschung der Organe) und Titiksha (vollkommene Geduld, Ausdauer). Denke dauernd an das geschlechtslose Atma. Vernichte die geschlechtlichen Begierden (Vasanas). Sieht Atma in allem. Verwirf alle Namen und Formen und nimm dafür das dahinter stehende Wesen — Sat-Chit-Ananda (reines Dasein, reine Erkenntnis, reine Seligkeit).
5. Alles, was im Menschen unreine Gedanken auslöst, ist schlechte Gesellschaft. Fliehe deshalb alle weltlich gesinnten Personen, dann wirst du der gefährlichen Zone ferne sein. Die magnetische Aura und die machtvollen Gedankenströme hochentwickelter Eingeweihter haben einen ungeheuren Einfluss auf die Denkweise lüsterner Menschen. Habe deshalb dauernd Umgang mit Weisen (Satsang).
6. Achte besonders auf deine Nahrung. Halte mäßige Diät ein (Mitahara) . Wähle nur reine (Sattwa) Speisen. Scharfe Nahrungsmittel wie Knoblauch, Zwiebeln, Fleisch, Fisch, Alkohol und dergleichen erhitzen die Leidenschaftlichkeit. Fasten beruhigt die Leidenschaften, stillt Gemütserregungen, beherrscht die Sinnesorgane (Indriyas) und fördert Keuschheit (Brahmacharya). Faste jedoch nicht zu lange.
7. Gedenke immer der Leiden dieser irdischen Welt der Geburten und Tode (Samsara). Denke an die Bestandteile deines Körpers: Fleisch, Knochen, Blut, Kot, Urin, Eiter und so weiter. Bestärke dein Verlangen nach Befreiung. Das wird dir ganz entschieden helfen, die Lüsternheit auszurotten. „Mutter-Bhav" allein bewähre Frauen gegenüber, das heißt betrachte sie als deine Mutter.
8. Nimm kalte Sitzbäder. Stehe um vier Uhr morgens auf. Denke nie lüstern an eine Frau. Sieh keine Frau begehrlich an. Ersetze die sexuellen Vorstellungen durch erhabene göttliche Gedanken. Beschäftige immer deine Gedanken. Mache deinen Willen lauter, stark, unwiderstehlich. Wenn die Samenkraft (Virya) einmal verloren ist kann man sie nie wiedergewinnen und wenn man noch soviel Badam, Nerventonikum, Milch, Käse und so weiter zu sich nimmt. Wenn man jedoch die Geschlechtskraft (Virya) bewahrt, hat man den Hauptschlüssel zum Reich göttlicher Seligkeit und zu allen höheren Leistungen im Leben.
9. Denke immer daran:„ durch Gottes Gnade werde ich jeden Tag auf allerlei Weise immer reiner." — „Genüsse kommen, aber sie bleiben nicht. Das sterbliche Fleisch ist nur Staub. Alles wird einmal vergehen. Keuschheit (Brahmacharya) ist der einzige Weg."

Siehe auch

Weblinks

Literatur

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