Yoga des Erfolgs

Aus Yogawiki

Yoga des Erfolgs ist eine Abschlussarbeit im Yoga-Vidya-Visharada-Studiengang von Dr.-Ing. Thomas Probol (Kalidas), August 2007. Thomas Probol baut seine Arbeit in Versen auf und nummeriert diese durch. Die Arbeit besteht aus fünf Teilen und mehreren Unterkapiteln. Er nummeriert diese allerdings durch. Das Vorwort ist für ihn die Nummer 1 seines Inhaltsverzeichnisses, das Inhaltsverzeichnis an sich die Nummer 2 und das erste Unterkapitel von Teil I. ist dann die Nummer 3.

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So erklärt sich die erste Zahl der Verse bei dem Unterkapitel von Teil I, das "Brahman, Atman, der Nebel und die Transformation" heißt. Wenn der Autor also auf ein Kapitel verweist, erkennt man diese hier als erste Zahl der Verse.

Vorwort

Trotz des materiellen Wohlstandes im westlichen Kulturkreis gibt es nicht gerade viele glückliche und zufriedene Menschen. Dabei versucht jeder Mensch – bewusst oder unbewusst – auf seine Weise täglich aufs Neue, Glück zu erlangen und Leid zu vermeiden. Und doch gelingt es vielen Menschen bei weitem nicht so, wie sie sich das vorstellen.

Der indische Yogameister Swami Sivananda hat sinngemäß geschrieben, dass Glück, Gesundheit und Zufriedenheit Geburtsrechte des Menschen sind. Doch was ist aus diesen Rechten in unserer Kultur geworden? Streben nach Glück und Vermeiden von Leid reichen alleine nicht aus, um diese Geburtsrechte zu erlangen. Das, was wir tun, ist fast immer richtig. Das „Wie“ ist es, was viele Dinge immer wieder in eine nicht erwartete und nicht gewollte Richtung lenkt.

Hier setzt dieses Buch an. Hier geht es um das „Wie“. Und auch um das „Wie besser nicht,“ damit das Streben nach Glück und Erfolg erfolgreich wird. Dabei geht es um allgemeine Grundsätze und Prinzipien, welche Ideen, Entscheidungen und Handlungen zu Glück und Erfolg führen. Beruf, Familienstand, Alter und andere (aus spiritueller Sicht) Äußerlichkeiten sind für Glück und Erfolg fast unbedeutend im Vergleich zu den Motivationen und Intentionen, aus denen heraus wir unser Leben täglich neu gestalten.

Dieses Buch will Beziehungen zwischen Positivität, Persönlichkeitsentwicklung, Lernen, Erfolg und Umgang mit Misslungenem lehren. Das Fundament dazu bilden Erkenntnisse und Weisheit aus Yoga, Psychologie und Mentaltraining, die in diesem Buch zu einem neuen Wissen verschmolzen sind. So soll eine neue Form der Ganzheitlichkeit entstehen: Zum einen aus dem resultierenden Wissen dieser recht nahe beieinander liegenden Wissenschaften. Zum anderen aus einer völlig neuen Verschmelzung von Spiritualität und Meisterung des Alltags: Immer wieder wird hervorgehoben, dass Spiritualität und Meisterung des Alltags ein- und dasselbe sind, solange unter der Meisterung des Alltags ein fröhliches, erfolgreiches, müheloses Dasein zum Wohle von allen (einschließlich einem selbst) verstanden wird.

Mein Yoga-Wissen stammt größtenteils aus dem Hause Yoga Vidya unter der Leitung von Sukadev Bretz, der nach der Tradition von Swami Sivananda lehrt. Auch von Büchern der Meister Swami Vivekananda, Paramahansa Yogananda und Ramana Maharshi wurde ich geprägt. Der Großteil meines Wissens über Mentaltraining stammt aus dem Avatar-Weg, der von Harry Palmer kreiert wurde. Das intensive Praktizieren beider Richtungen setzte und setzt auch immer noch große Synergien frei, die ich mit einem Weg alleine nicht gefunden hätte.

Das Wissen dieses Buches ist nicht wirklich neu. Das Wissen über die Meisterung des Alltags kann auch nicht wirklich neu erfunden werden. Schließlich ist und war es großen Meistern über Jahrtausende bekannt. Neu ist vielleicht der Versuch, dieses Wissen in die Denkweise des westlichen Menschen des 21. Jahrhunderts zu übertragen.

Mir ist dabei wohl bewusst, dass ich das, was ich hier alles in Reinform geschrieben habe, selbst noch nicht in Perfektion lebe. Auch wenn ich weiterhin viel praktiziere und den Wunsch verspüre, mich den hier beschriebenen Idealen noch viel mehr zu nähern, vielleicht sogar die Gnade erlebe, sie zu erreichen. Falls mir ein Mensch begegnet und mein noch vorhandenes Ego sieht, möge er Nachsicht und Geduld üben, wie auch ich das Leben dieser beiden Eigenschaften noch steigern kann.

Wohlweislich habe ich mich auf das Wissen beschränkt, das ich mindestens ansatzweise selbst erlebt habe. So soll dieses Buch einen möglichst hohen Grad an Authentizität erlangen. Eine große Ausnahme musste ich dennoch aus didaktischen Gründen tun. Ich habe Gott (oder Brahman, oder welchen Namen er auch immer in anderen Religionen oder spirituellen Richtungen bekommen hat) selbst noch nicht erlebt. Das ganze Konzept rund um Spiritualität, Persönlichkeitsentwicklung, Ego und Meisterung des Egos setzt das Unsichtbare, Hintergründige voraus, mit dem das ganze Weltall durchwoben ist und dennoch, solange noch ein Ego vorhanden ist, nicht greifbar ist. So habe ich das Konzept von Brahman und Atman aus dem Jnana Yoga als Grundlage dieses Buches genommen, und es so gut beschrieben, wie es mir als noch nicht Selbstverwirklichtem möglich war.

Dieses Buch ist meine Abschlussarbeit im Yoga-Vidya-Visharada-Studiengang. Es enthält in kompakter Form fast mein gesamtes momentanes Wissen über Persönlichkeitsentwicklung und Spiritualität. So ist dann momentan die Zielgruppe der Leser auf spirituelle Aspiranten mit Vorkenntnissen beschränkt. Was aus dieser Kompaktform zukünftig noch entstehen kann, wird sich zeigen. Ich glaube, dass allein schon das Aufzeigen vieler Zusammenhänge zwischen Innenwelt (z. B. Gedanken, Gefühle) und Außenwelt (z. B. unsere Umgebung, unsere Beziehungen) zu vielen neuen Einsichten führen kann.

Meine Vision für die nächsten zwei Jahrzehnte ist es, dass Eigenverantwortung und Mitgefühl einen völlig neuen, angemessenen Stellenwert im westlichen Kulturkreis bekommen. So entsteht ein völlig neues Miteinander mit mehr Erfolg, Glück, Schaffenskraft und Kreativität.

Mein Dank für die Entstehung dieses Buches richtet sich an alle Yogalehrer, in deren Unterricht und von deren Sein ich lernen durfte und an all die Avatar-Master, mit denen ich gemeinsam Übungen durchgeführt habe. Stellvertretend für viele andere sei hier der Leiter von Yoga Vidya Sukadev Bretz genannt, der in vielen Yoga-Weiterbildungen sein Wissen weitergegeben und viele hochspirituelle Aspiranten bei Yoga Vidya ausgebildet hat. In der Avatar-Linie möchte stellvertretend für viele andere Avatar-Master Julie Armitage danken. Sie hat mich bei dem diesjährigen Wizard-Kurs liebevoll und beharrlich in eine völlig neue Tiefe meines eigenen Bewusstseins geführt, was einige Schichten meines Egos partout nicht wollten und was zu einem völlig neuen Schub in meinem eigenen Wachstum führte.

Für die Entstehung dieses Buches waren auch viele eigene Schüler besonders wichtig, die meine Schärfe im Denken und Denken in Zusammenhängen durch konstruktive Fragen und Anmerkungen besonders gefördert haben und von denen ich noch viel lernen konnte. Madelaine Brinkmann und Markus Wentzke danke ich für die wertvollen Tipps und Anregen bei der Fertigstellung des Buches. Besonders danken möchte ich meiner Frau Maheshwari für das Leben der gemeinsamen Idee, dass jeder für sein eigenes Glück selbst verantwortlich ist, was sich jedoch besser gemeinsam als alleine erreichen lässt. So konnten viele verbundene Stunden gemeinsam und alleine entstehen, die ohne das gemeinsame Wachstum niemals möglich gewesen wären.

Teil I: Die Lebensaufgabe

Brahman, Atman, der Nebel und die Transformation

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3.1. Eine große Kraft durchzieht das ganze Universum. Sie, mit dem von Menschen gegebenen Namen Brahman, hat es erschaffen, durchwebt das Universum und steht doch jenseits von ihm. Im Herzen eines jeden Menschen spiegelt sie sich als Atman wider.

3.2. Anmerkung: Ist der Glaube an Brahman oder Gott oder wie man „Es“ auch immer bezeichnen möge, nicht gewünscht oder noch nicht möglich, ist dieses Buch trotzdem für alle sehr wertvoll, die ihr Leben verstärkt selbst in die Hand nehmen und / oder ihre Fähigkeiten ausbauen möchten.

3.3. Atman ist gütige, fröhliche, gelassene und mächtige Seins- und Schaffenskraft.

3.4. Dieses Bild von Atman ist für dieses Buch sehr hilfreich.

3.5. Jedes Bild von Atman und Brahman bleibt nur ein Bild. Um Atman zu verstehen, muss man ihn erleben und dadurch verwirklichen.

3.6. Der Mensch, der Atman lebt, denkt, fühlt und handelt als Atman. Und weiß doch, dass er als Mensch auf diesem Planeten ist (Doppelbewusstsein). Er lebt in Verbindung mit allem und lebt die positive Veränderung von allem.

3.7. Atman will sich in dieser Form in jedem Menschen verwirklichen.

3.8. Ein Nebel verhindert die Gestaltung des Lebens in der gewünschten Weise und in der Leichtigkeit, in der es möglich wäre.

3.9. Der Nebel scheint zunächst nur außerhalb zu sein.

3.10. Die Transformation des Nebels ist möglich. Die in schwierigen Situationen unbewusst erworbenen Fähigkeiten können sich durch die Transformation entfalten.

3.11. Die Sehnsucht nach Atman und seinen Fähigkeiten fördert die Transformation.

3.12. Der Aspirant, dessen Herz nach Atman brennt und der sich ganz auf die Transformation konzentriert, wird die Selbstverwirklichung noch in diesem Leben erreichen.

3.13. Anmerkung: In diesem Buch werden Selbstverwirklichung, Verwirklichung des Atman, Befreiung und Erleuchtung gleichwertig benutzt.

3.14. Die erste notwendige Einsicht für die Transformation lautet: „Einen Teil des Nebels verursache ich selbst.“

3.15. Aus ihr resultiert die nächste Einsicht: „Wenn ich ihn verursacht habe, kann ich den Nebel ändern.“

3.16. Die Transformation beginnt mit dem Vorsatz, den eigenen Nebel zu transformieren. Ein Meister hat sinngemäß gesagt: 100 Meister können einen Aspiranten nicht erheben, wenn der Aspirant nicht den brennenden Wunsch nach Selbstverwirklichung hat.

3.17. Das einzig wirklich Wichtige im Leben ist die Transformation des eigenen Nebels. Aus ihr entwickeln sich die Qualitäten Atmans.

3.18. Eines der großen Paradoxa des Lebens ist es, dass Atmans Nebel das Erkennen von Atman behindert und das Erkennen von Atman, obwohl wir selbst Atman sind, Beharrlichkeit und Einsatz erfordert. So kann sich Atman in den verschiedensten Spielweisen selbst erleben.

3.19. Alle Probleme mit der Außenwelt sind in Wirklichkeit eigener Nebel, der nicht als solcher wahrgenommen wird.

3.20. Das nachhaltige Lösen eines Problems beginnt mit dem Erkennen dieses eigenen Nebels.

3.21. Das erfordert die Ehrlichkeit, (vermeintliche) Unzulänglichkeiten bei sich zu suchen und nicht bei anderen.

3.22. Aus Atmans Sicht gibt es keine Unzulänglichkeiten, nur das Ich kennt welche.

3.23. Denn alles auf diesem Planeten gehört zu Lila, wie das große kosmische Schauspiel in diesem Universum in Sanskrit heißt.

3.24. Nach dem Ehrlich-Werden ist der Nebel zu transformieren. In jeder Unzulänglichkeit schlummert ein Potenzial. Ist der Nebel transformiert, steht dem Aspiranten das dem Nebel innewohnende Potenzial zur Verfügung.

3.25. Ist der Nebel transformiert, ist auch das Problem mit der Außenwelt auf (scheinbar) magische Weise verschwunden.

3.26. Auch das ist Teil des Lila.

3.27. Eine wichtige Grundidee auf dem Weg zum Erleben Atmans: Solange Atman nicht erlebt ist, kommt mehr Nebel von einem selbst als vermutet.

3.28. Sie beruht auf der Tatsache, dass es jedem nicht Selbstverwirklichten schwer fällt, wirklich jede bei sich nicht geliebte Eigenschaft einzugestehen und sie zu transformieren.

3.29. Das Eingeständnis und das „dranbleiben“ fällt leichter, wenn man sich regelmäßig den gewünschten Zustand (z. B. Charaktereigenschaften, Lebensumstände, Ereignisse) nach der erfolgten Transformation vorstellt.

3.30. Insbesondere in Momenten, in denen man nicht mehr daran glaubt, dass man es schafft.

3.31. Die Grundidee entsteht aus der Kenntnis der Funktionsweise des Ego: Anstatt die nicht geliebten Eigenschaften anzunehmen und zu transformieren, was die Liebe zu sich selbst und anderen steigern würde, ignoriert oder kontrolliert oder tarnt man die nicht geliebten Eigenschaften. Und das führt zu unnötigem Nebel des Leidens.

3.32. Das ist Teil der so genannten Maya, der kosmischen Illusion, die mit ihren Kräften dafür sorgt, dass der Aspirant nicht zu schnell die Erleuchtung erlangt.

3.33. Denn dann wäre Lila, das große kosmische Schauspiel, schnell beendet.

3.34. Transformation geschieht über direkte spirituelle körperliche oder geistige Übungen, Lernen über das Leben, Dienst am anderen oder Hingabe an Brahman in Form von diesem oder einem der anderen Namen.

3.35. Echte Transformation geht über die Einsicht hinaus und verändert dein Leben in die gewünschte Richtung.

3.36. Der Nebel setzt sich aus vielen kleinen Mosaiksteinen zusammen. Ist ein Mosaikstein transformiert, wird das Licht in diesem Bereich des Lebens heller.

3.37. Echte Transformation erhöht die Bereitschaft, weitere Mosaiksteine des Nebels als die eigenen anzuerkennen.

3.38. Verändert sich das (Er-)Leben nach einer (scheinbaren) Transformation nicht, ist die Transformation nur eingeredet.

3.39. Besteht der Aspirant darauf, dass die Transformation vollzogen worden ist, wird der Nebel durch die Einbildung sogar noch größer: Der mächtige Mosaikstein der scheinbaren Transformation wurde hinzugefügt.

3.40. Die Freude über die ersten Fortschritte gaukelt häufig vor, dass der Aspirant glaubt, schon viel weiter zu sein, als er ist. Diese kurzfristige Zufriedenheit kann zum neuen Mosaikstein werden. Beständigkeit in der Transformation nimmt auch diesen Nebel.

3.41. Wenn sich der Aspirant messen möchte, dann an denen, die kaum noch oder vielleicht gar keinen Nebel (mehr) haben. Ihre Nähe ist Ansporn und stärkt die eigene Transformationskraft.

3.42. Jeder kann bei anderen, die Atman noch nicht verwirklicht haben, Nebel finden, wenn er sich dafür entscheidet.

3.43. Er kann sogar mit Leichtigkeit Nebel erfinden, ohne dass er es merkt, in dem er durch seinen unbewussten Nebel hindurchschaut und den Nebel anderen zuordnet.

3.44. Die Verurteilung des (vermeintlichen) Nebels anderer, egal ob bewusst oder unbewusst, gibt einen Hinweis auf noch unbewusste Mosaiksteine in einem selbst.

3.45. Dementsprechend lautet es im chinesischen: „Am besten kannst du von deinen Feinden lernen. Von den Freunden geht es häufig nicht so gut, da sie dir zu ähnlich sind.“

3.46. Genau so kann man in anderen immer Atman sehen. Das Erarbeiten dieser Fähigkeit transformiert viele Mosaiksteine. Beständigkeit und Leichtigkeit dieser Fähigkeit erhebt den Aspiranten auf eine hohe Stufe des Daseins.

3.47. Der Anzahl der Mosaiksteine sind viele. Transformation geschieht in vielen kleinen Schritten. Viele Wenig ergeben ein Viel. Fortschritte bei der Transformation machen immer neugieriger auf Atman.

3.48. Beständige, nicht nur eingebildete Transformation wird zur freiwilligen Gewohnheit. Der einzigen Gewohnheit, die die Sonne im Aspiranten erhellt.

3.49. Sie schenkt Leichtigkeit auch im Annehmen scheinbar schwieriger Umstände und damit immerwährendes Glück.

3.50. Unbeständige oder seltene Transformation kann das Vertrauen in Atman schwächen und sogar die Transformation einschlafen lassen.

3.51. Doch es kommen die Ereignisse, die geradezu zum Wiederaufleben des Transformationsprozesses einladen. Letztendlich bleibt es die Entscheidung des Aspiranten, die Einladung zur Transformation anzunehmen.

3.52. Göttliche Gnade kann auch ohne eigenes Zutun Nebel entfernen. Die letzten Mosaiksteine entfernt Atman persönlich. Der letzte Mosaikstein vor der Selbstverwirklichung ist die Angst vor dem Tod.

Struktur und Erleben des Nebels

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4.1. Die Kenntnis über die Wirkungsweise des Nebels ist bei der Transformation sehr hilfreich. (Das ist einer der Gründe für das Entstehen dieses Buches.)

4.2. Die Verhaftung mit dem Nebel geschieht auf mehrere Weisen. Einige von ihnen sind:

  • Man glaubt, man ist der Nebel.
  • Man glaubt, man ist etwas Bestimmtes nicht.
  • Man glaubt, den Nebel nicht transformieren zu können.
  • Man hat Widerstand gegen ihn.
  • Man ist gar verliebt in ihn.
  • Er ist für den Aspiranten unsichtbar.
  • Man bewertet den Nebel.

4.3. All diese Kräfte der Maya verschleiern das Bewusstsein von Atman und gaukeln vor, dass die Welt so ist wie sie ist.

4.4. Diese Kräfte sind sehr mächtig und erhalten Maya und Lila aufrecht.

4.5. Der Nebel ist in 5 Hüllen gespeichert. [Die 4 dichtesten Hüllen sind genau in Teil III beschrieben.]

4.6. Die fünfte Hülle beschreibt die Gesetze des Lebens.

4.7. Ihr folgen das intellektuelle Denken und das Erleben des Ichs als eigenständig handelnde Person.

4.8. Emotionen schließen sich in einer eigenen Hülle an.

4.9. Die Energien, die alles zum Handeln und Leben bringen, befinden sich in einer eigenen Hülle.

4.10. Die gröbste Manifestation des Nebels ist der physische Körper.

4.11. Alle Hüllen sind miteinander verbunden.

4.12. Die Transformation einer Hülle transformiert alle anderen Hüllen mit. Wie intensiv, hängt im Einzelfall ab.

4.13. Das direkte Einwirken auf eine Hülle wirkt stärker als das indirekte.

4.14. Mosaiksteine des Nebels resultieren aus vergangenem Handeln, Denken und Erleben.

4.15. Ob das vergangene Handeln, Denken und Erleben aus einem vergangenen Leben resultiert oder nicht, ist für die Transformation unerheblich.

4.16. Das heutige Denken, Fühlen und Handeln bestimmt Art und Intensität der Mosaiksteine des Nebels und der Fähigkeiten in der Zukunft.

4.17. Jede Transformation eines Mosaiksteins einer Hüllelässt das Licht Atmans und die Fähigkeiten größer werden.

4.18. Alles, was nur zum eigenen Nutzen getan wird, vermindert das Licht Atmans, erzeugt neue Mosaiksteine.

4.19. Alles, was zum Wohle anderer getan wird, verstärkt das Licht Atmans im Handelnden.

4.20. Ist bei Mischformen das Wohl zwischen Handelndem und anderen ausgewogen, folgt der Handelnde immer dem göttlichen Weg des rechen Maßes.

4.21. Intention ist das, was der Aspirant erlebt und anrichtet.

4.22. Es kann sich stark von dem unterscheiden, was er zu tun glaubt, was sich an der Oberfläche abspielt.

4.23. Fast immer legt nicht das Was, sondern das Wie diese Intention fest. (Genaueres erläutert Kapitel 6)

4.24. Das kann eine gut gemeinte Handlung oder Idee in ihrer Wirkung umkehren.

4.25. Die Intention bestimmt mehr als das sichtbare Handeln über die Zukunft von Licht und Nebel im Aspiranten.

4.26. Für den, der aus dem Leben lernt, ist das Erforschen des Wie und der Intention der Schlüssel zum Bewusstsein und zum Erleben von Atman.

4.27. Was und wie etwas erlebt wird, weist auf den Nebel hin.

4.28. Wenn der Aspirant ihn denn sehen möchte.

4.29. Je unveränderlicher Leben und Umstände erscheinen, desto dichter ist der Nebel.

4.30. Will der Aspirant schnell voranschreiten, nimmt er das direkte Erleben als Basis für die Transformation. Und nicht das Denken darüber.

4.31. Das Denken über andere sagt häufig mehr über den Sprecher als ihm lieb ist.

4.32. Je mehr sich der Nebel gelichtet hat, desto positiver und mitfühlender sieht der Aspirant auch andere.

Aktiver und schlafender Nebel; Aktivierung und Transformation des Nebels

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5.1. Ist der ganze Nebel transformiert, lebt der Mensch im Bewusstsein des Atman. Die Eigenschaften des Atman treten mühelos und beständig hervor.

5.2. Ist noch Nebel vorhanden, aber kein Nebel im Moment aktiv, scheint die Sonne Atmans in diesem Moment recht hell.

5.3. Menschen, die nicht beständig an sich arbeiten, neigen dazu, den eigenen Nebel zum Schlafen bringen zu wollen und den Nebel anderer zu aktivieren, um den eigenen nicht mehr sehen zu müssen.

5.4. Das Einschlafen kann durch Vermeiden von Situationen und Menschen erfolgen, die eigenen Nebel aktivieren würden. Es ist dem Aspiranten nur selten klar, dass dabei der eigene Nebel vermieden werden soll.

5.5. Oder durch Genussmittel, ungesunde Ernährung, übermäßige oder mangelhafte Ernährung, Drogen, Medienkonsum, Selbstkasteiung, Sex, Denken, Sprechen und intensives Handeln. Hier entscheidet die Intention der Handlung über Transformation des Nebels oder das Erschaffen neuen Nebels.

5.6. Schlafender Nebel kann durch das bewusste Erschaffen neuen Nebels erzeugt werden.

5.7. Das Nicht-Nutzen von Fähigkeiten und/oder Verantwortung gehört dazu.

5.8. Oder Rechtfertigen, Ausreden, Notlügen, Lügen und (emotional geführte) Angriffe auf andere.

5.9. Oder durch Beschäftigung mit dem Nebel anderer.

5.10. Oder durch die bewusste oder unbewusste Erschaffung von Neid, Bewunderung, Arroganz, Distanz, Süchten, Wut, Aggression, Selbstmitleid, Selbstsucht, (Selbst-)Zerstörung, Machtmissbrauch, Eifersucht.

5.11. Oder durch das bewusste oder unbewusste Aufsuchen von Situationen und Menschen, die den Nebel nicht aktivieren.

5.12. Die Intention all dieser Dinge eignet sich nur selten zur Transformation. Es ist neuer Nebel, der den schon vorhandenen Nebel tarnt und den Aspiranten weiter von Atman entfernt.

5.13. Die Idee, Nebel zum Schlafen bringen zu wollen, bringt nur kurzfristigen Erfolg. Atman will sich verwirklichen und unbewusst erschafft der Nebel in Form des Egos Situationen, die den eingeschlafenen Nebel wieder aktivieren.

5.14. Es zieht Menschen und Situationen an, die sich anders entpuppen, als beim ersten Mal wahrgenommen.

5.15. Oder es entstehen Situationen, in denen die Kontrolle zusammenbricht.

5.16. Oder der Erfolg geht verloren.

5.17. Oder wichtige Bereiche des Lebens lassen sich nicht in die gewünschte Richtung lenken.

5.18. Oder in Situationen wird es in einer Weise emotional, wofür es, von außen betrachtet, keine Erklärung gibt.

5.19. Oder das reale Handeln weicht vom Vorsatz ab.

5.20. Oder der Aspirant oder andere werden geschädigt.

5.21. Oder er wird krank.

5.22. Es ist also immer besser, sich gleich mit der Transformation des Nebels zu beschäftigen. Der langfristige Lohn werden nicht zerstörbare Zufriedenheit, Gelassenheit, Humor und erfolgreiche Schaffenskraft sein.

5.23. Das Streben nach den Qualitäten des Atman bringt jeglichen eigenen Nebel hervor.

5.24. Auch beim Dienst am anderen, egal ob in Familie, Beruf oder bei Freunden und Bekannten.

5.25. Gerade deshalb bedarf der Dienst am anderen auch der beständigen eigenen Transformation, damit er aus dem Herzen und in Leichtigkeit erfolgen kann.

5.26. Auch das Arbeiten im Team und das Leben in der Gemeinschaft fördern das Auftauchen von Nebel.

5.27. Und das kreative Erschaffen von neuem Nebel.

5.28. Alleine sein, kann viel Nebel aktivieren, insbesondere bei gleichzeitigem Reizentzug und der Abstinenz von den oben genannten Konsumgütern.

5.29. Transformation geschieht leichter, wenn der Aspirant entspannt ist und sein Umfeld erlaubt, dass er so sein kann, wie er ist. Mit all seinem Nebel.

5.30. Der Aspirant muss auch davon überzeugt sein, dass er so sein kann, wie er ist. Die Anwesenheit eines entsprechenden Umfeldes reicht nicht aus, wenn der Aspirant durch seinen Nebel des Misstrauens die Außenwelt verzerrt wahrnimmt.

5.31. Allerdings nimmt ein derartiges Umfeld, sofern es lange genug besteht, das Misstrauen und erhöht die Einsichtsfähigkeit des Aspiranten.

5.32. Meditation (siehe Kapitel 39) aktiviert nicht nur, Meditation transformiert gleichzeitig. Ein Mantra (siehe Kapitel 36) verhindert, dass Meditation zur scheinbaren Transformation verkommt.

5.33. Sage Dinge nur, wenn sie ehrlich, gut gemeint und zum Wohle von allen sind.

5.34. Kann sich der Aspirant am Auftauchen von Nebel erfreuen, egal wie unbequem er ist, wird seine Transformation leicht und beständig.

5.35. Patanjali schreibt: Für einen Yogi ist Karma weder weiß noch schwarz; für andere ist es dreierlei Art (Kap IV, Vers 7 [4]).

5.36. Die Vision über das Erleben Atmans ist immer stärker als die Enttäuschung über das bisherige Leben.

Teil II: Grundlegende Lebensideen

Krähe

Intention

6.1. Intention ist der tiefer, manchmal auch im Verborgenen, liegende Anteil von Denken, Sprechen und Handeln.

6.2. Authentizität im Moment ist die Übereinstimmung von Intention und dem, was bewusst gedacht, gesprochen oder gehandelt wird.

6.3. Volle Authentizität ist eine lang anhaltende Authentizität im Moment bei gleich bleibender Intention zum Wohle der Umgebung und des Wesens selbst.

6.4. Bewusstes Tun (Denken, Sprechen, Handeln) setzt die Kenntnis der eigenen Intention voraus.

6.5. Intention ist immer die Wurzel des Tuns. Besitzt ein Gedanke noch eine tiefer liegende Schicht, ist nicht der Gedanke die Intention, sondern die tiefer liegende Schicht.

6.6. Bewusstes Tun ist eine Voraussetzung für Erfolg.

6.7. Ist die Intention bewusst, wird ein Mensch immer zum Wohle von Allen handeln. Das Ego wird sich niemals vorwerfen wollen, absichtlich zu schädigen.

6.8. Weicht das Ergebnis des Tuns vom Plan ab, weist das erlebte/erschaffene Ergebnis auf die Intention hin.

6.9. Unbewusste Intentionen leben solange weiter, bis sie sich bewusst gemacht werden. Wenn sie ruhen, ist der Glaube an die Transformation zwar verlockend, aber verfrüht.

6.10. Schädigendes Verhalten bei guter Absicht zeugt von Blindheit bzgl. der Intention.

6.11. Die Erlebnisse eines Menschen sind immer auch Hinweise auf Karma (siehe Kapitel 10) und Intention. Die Intention ist immer ein Teil des abzuarbeitenden Karmas.

6.12. Das aufrichtige Erforschen der Intention gibt Macht über die Lebensumstände.

6.13. Wenn eigenes oder anderes Tun erforscht wird, ist es fast immer hilfreich, das „Wie“ und nicht das „Was“ zu erforschen. („Der Ton macht die Musik.“)

6.14. Aus spiritueller Sicht spielt das „Was“ keine Rolle, solange das „Was“ den Werten entspricht.

6.15. Brahman behält sich vor, zum Wohle des größeren Ganzen einem Menschen eine besondere karmische Lernaufgabe zu geben. Das Wissen aus dem Abarbeiten des Karmas bereichert die Umgebung des Lernenden.

6.16. Vor jedem Tun sich auch der angestrebten Intention bewusst zu werden („Welches Ziel hat das Tun?“), fördert den Erfolg und den positiven Umgang mit anderen.

6.17. Die Unterschiede zwischen dem, was man sich vorgenommen hat und dem, was erreicht wurde, weisen auf die wahre Intention des Handelns hin.

6.18. Bei konsequenter Anwendung hilft diese Sichtweise, nicht erwünschte, aber vorhandene Intentionen zu transformieren.

6.19. Ein nicht aufrichtiger Umgang mit Emotionen (siehe Kapitel 17) vernebelt die Intuition.

6.20. Und Widerstand, Begehren und ein verschlossenes Herz.

6.21. Klarheit über die eigenen Intentionen gibt intuitives Wissen über die Intuitionen anderer. Andere können ihre Intention dann nicht mehr verbergen.

6.22. Es ist hilfreich, die Wahrnehmung von Intentionen anderer nur sehr bewusst und durchdacht zu kommunizieren.

6.23. Denn: anderen ihre Intentionen mitzuteilen, insbesondere wenn es dem offiziellen Wertesystem des anderen widerspricht, wird fast immer auf Ablehnung, wenn nicht sogar auf Feindschaft stoßen.

6.24. Besser ist es, das Wahrgenommene mit keinem Dritten zu teilen. Bei (vermeintlichem) Schaden ist abzuwägen.

6.25. Vollständige Bewusstheit über die eigenen Intentionen heißt, Atman erfahren zu haben. Das Herz ist zwangsläufig ganz weit geöffnet.

Aufmerksamkeit, Freundschaft, Erziehung, Einsamkeit und Verbundenheit

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7.1. Die Erfahrung des Menschen verwendet Brahman in der Form von Atman, um die Vielfalt der Welt erleben zu können.

7.2. Das Mittel des Erlebens ist die Aufmerksamkeit.

7.3. Aufmerksamkeit unterstützt das Erschaffen und Erhalten von Allem.

7.4. Derjenige, der Atman nicht erlebt hat, weiß nicht, ob die Objekte noch vorhanden sind, wenn keine Aufmerksamkeit auf sie gerichtet ist.

7.5. Derjenige, der Atman gespürt hat, braucht keine Aufmerksamkeit von außen.

7.6. Alle anderen Menschen benötigen Aufmerksamkeit von anderen lebenden Wesen.

7.7. Hilfreiche Formen der Aufmerksamkeit wirken transformierend und zeugen von Schaffen und Erfolg zum Wohle Aller, Güte, Freude, Gelassenheit, Unterstützung in der Transformation, Sein können oder dem Streben nach dem Erleben Atmans.

7.8. Nicht hilfreiche Formen erzeugen neuen Nebel bei sich und bei anderen oder lassen den ursprünglichen Nebel unverändert.

7.9. Wie immer legt die Intention die Hauptwirkung fest, nicht das oberflächliche Aussehen.

7.10. Gibt ein Mensch hilfreiche Aufmerksamkeit aus freien Stücken und geöffnetem Herzen, wird er zur Quelle des Glücks in seiner Umgebung.

7.11. Dadurch erhebt er sich selbst und seine Umgebung, wodurch er sich noch weiter erheben kann.

7.12. Langfristig wird er wie durch Magie selbst der Empfänger vieler hilfreicher Aufmerksamkeit.

7.13. Er wird das Zentrum, zu dem viele Menschen freiwillig kommen.

7.14. Der Mensch, der (überwiegend) hilfreiche Aufmerksamkeit gibt, wird zu seiner eigenen Stärkung immer nur andere Menschen aufsuchen, die überwiegend hilfreiche Aufmerksamkeit ausstrahlen. Oder sogar die, die sich selbst verwirklicht haben und frei von nicht hilfreicher Aufmerksamkeit sind.

7.15. Tragfähige Freundschaften zeichnen sich durch das gegenseitige Geben hilfreicher Aufmerksamkeit aus. Davon unberührt sind die Folgen kurzzeitig aktivierten Nebels, der noch nicht transformiert wurde.

7.16. In tragfähigen Freundschaften wird vorrangig hilfreiche Aufmerksamkeit gegeben, nicht gefordert.

7.17. Der Aspirant überwindet auf diese Weise die Einsamkeit, die letztendlich aus der Nichtwahrnehmung des Atman in ihm stammt, in dem er Atman im anderen und/oder in sich erlebt.

7.18. Nicht hilfreiche Formen verstärken langfristig die Einsamkeit, auch wenn sie kurzzeitig das Gefühl der Verbindung mit anderen oder des Glücks vorgaukeln können.

7.19. Und der Abstand von Atman wird immer größer.

7.20. Es gibt auch Mischformen.

7.21. Die Mischformen hinterlassen einen zwiespältigen Eindruck in der Umgebung.

7.22. Sprechen sie den Nebel des Empfängers an, erzeugen sie besonderes Leid beim Empfänger, da sie Widerstand und Begehren gleichzeitig erzeugen.

7.23. Der klare Aspirant wird bei der Wahrnehmung von Mischformen der Aufmerksamkeit automatisch wachsam werden, da er spürt, dass Angriff und Glück hier sehr dicht beieinander liegen.

7.24. Eine hilfreiche Erziehung gibt hilfreiche Aufmerksamkeit an die Kinder.

7.25. Und sie fördert, dass Kinder hilfreiche Aufmerksamkeit geben und empfangen können.

7.26. Und sie fördert durch hilfreiche Aufmerksamkeit, dass das Kind keine nicht hilfreiche Aufmerksamkeit gibt und empfängt.

7.27. Kinder, die nicht genügend hilfreiche Aufmerksamkeit erleben, werden automatisch nicht hilfreiche Aufmerksamkeit aussenden.

7.28. Leben Kinder nicht hilfreiche Aufmerksamkeit, ist das Geben hilfreicher Aufmerksamkeit und das Unterbinden der nicht hilfreichen Aufmerksamkeit sehr wichtig.

Atmung

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8.1. Bauchatmung ist (neben Meditation) ein wichtiger Schlüssel zur Transformation des Nebels.

8.2. Der Schlüssel lässt sich durch Beobachten oder durch Steuerung verwenden.

8.3. Bauchatmung beginnt mit einem tiefen, vollständigen Ausatmen (durch die Nase, siehe 8.7 f.).

8.4. Der Brustkorb bleibt im Normalfall ruhig. Nur die Bauchdecke wölbt sich beim Einatmen (durch Kontraktion des Zwerchfells) von der Wirbelsäule weg und zieht sich beim Ausatmen (durch Kontraktion der Bauchmuskeln) zur Wirbelsäule hin.

8.5. Diese Bauchatmung, ständig mühelos, sanft, langsam und liebevoll durchgeführt, ist das größte Geschenk, dass sich ein Mensch machen kann.

8.6. Die Atmung erfolgt dabei immer durch die Nase.

8.7. Beim Einatmen wird die Luft gewärmt, gereinigt, angefeuchtet.

8.8. Beim Ausatmen gibt der Strom des Ausatmens der Nase Wärme und Feuchtigkeit zurück.

8.9. Die Nasenatmung erfolgt langsamer als die Mundatmung. Und langsame Atmung beruhigt den Geist. (Und macht ihn klarer, schärfer, nicht dumpfer.)

8.10. Auch aus diesem Grund ist die Nasenatmung anzustreben.

8.11. Und schließlich gibt es auch noch energetische Gründe, die in 19.10 erläutert sind.

8.12. Bauchatmung durch die Nase ist die natürliche Atmung, mit der ein Mensch auf die Welt kommt und die er im Laufe des Erwachsen-Werdens häufig verlernt.

8.13. Davon unberührt bleiben andere Atemweisen bei vergrößertem körperlichem Einsatz oder bei anderen Atemübungen, die genau diese Bauchatmung indirekt fördern.

8.14. Sie führt zu Gelassenheit, Konzentrationsvermögen, Humor, Intuition, Stressfestigkeit, guter Versorgung des Körpers mit Sauerstoff und gutem Kontakt zu sich und zur Umwelt.

8.15. Sie fördert auch die Aufnahme von Prana, der feinstofflichen Energie, die uns am Leben erhält. (siehe Kapitel 19)

8.16. Und zu gutem Kontakt zu Emotionen und Gefühlen. Sowohl bei sich als auch bei anderen.

8.17. Und zu verbesserter Gesundheit und zu besserem Kontakt für die Bedürfnisse des Körpers. Letzteres gilt auch für die Nahrung und den Umgang mit Genussmitteln.

8.18. Und zu einer besseren Erreichbarkeit beim Sprechen, ohne laut werden zu müssen.

8.19. Und dem Annehmen können unangenehmer Situationen und Zustände. (Anmerkung: Erst aus dem Annehmen folgt das „Sich-Lösen-Können“. Ausführlich erläutert in Kapitel 33)

8.20. Das bewusste Beobachten der Bewegungen der Bauchatmung erleichtert schwierige Situationen. Es erhält Einfühlsamkeit, Standfestigkeit und innere Stärke und verhindert ein Mitgerissen-Werden.

8.21. Zunächst sollte die Bauchatmung im Liegen in der Stille geübt werden. Es schließen sich das Üben im Sitzen, Stehen und Gehen an. Die Bewegung der Bauchdecke bleibt immer die gleiche.

8.22. Gerade in den Körperstellungen des Hatha Yoga (Kapitel 40) und in der Meditation (Kapitel 39) lässt es sich vorzüglich üben.

8.23. Singen fördert das langsame, wohldosierte Ausatmen auf natürliche Weise.

8.24. Möchte man die Meisterschaft vorantreiben, schließt sich das bewusste Atmen beim Zuhören und einfachen Tätigkeiten (des Alltags) an.

8.25. Es geht weiter voran mit schwierigeren Tätigkeiten und beim Sprechen.

8.26. Zweifel am Fortschritt lassen sich durch Üben der Bauchatmung und Erleben des Zweifels auflösen.

8.27. Auch andere Emotionen (als der Zweifel) lassen sich auf diese Weise transformieren.

8.28. Die Meisterschaft naht, wenn die Atmung auch in schwierigen Situationen in der beschriebenen Weise durchgeführt werden kann und in Leichtigkeit mit Genuss beibehalten wird.

8.29. Durch die Leichtigkeit finden sich in diesen Situationen ungeahnte, unkonventionelle und effektive Lösungen. Kreativität wird freigesetzt.

8.30. Die Gnade Brahmans ermöglicht schließlich die Meisterschaft, die (mühelose, ganz leichte, sanfte, erhebende) meditative Atmung Kevala Kumbhaka im Alltag, die zum grundlosen Glücklichsein des Aspiranten führt.

Konzentration und Willen

Pfau

9.1. Konzentration ist die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit längere Zeit auf einem wahrgenommenen oder erdachten Objekt zu halten.

9.2. Dieses gilt entsprechend auch für die Konzentration auf mehrere Objekte.

9.3. Oder gar auf das unspezifische, unbewertete Wahrnehmen aller wahrnehmbaren Objekte und Gedanken mit allen Sinnen.

9.4. Konzentration heißt auch, ganz bei dem zu sein, was man gerade tut, ohne in Gedanken bei einer anderen Sache oder Objekt zu sein.

9.5. Auch nicht bei den Früchten des gegenwärtigen Tuns.

9.6. Sowohl die Konzentration auf ein einziges Objekt („Einpünktigkeit“) als auch die maximale Wahrnehmung aller wahrnehmbaren Objekte („Reines Sein“) sind wichtig.

9.7. Willen ist die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit auf das gewünschte gedachte oder wahrgenommene Objekt zu lenken.

9.8. Dieses gilt entsprechend auch für die Teilung der Aufmerksamkeit auf mehrere Objekte gleichzeitig oder das unspezifische Wahrnehmen.

9.9. Im Idealfall sind Willen und Konzentration stark ausgeprägt und stehen mühelos, liebevoll und andauernd zur Verfügung.

9.10. Beide Fähigkeiten sowie die Bauchatmung einschließlich der Attribute sind die Voraussetzungen für die gelassene, erfolgreiche, leichte und fröhliche Meisterung des Alltags in allen Bereichen.

9.11. Und für das Erleben von Atman und der Verbindung mit Allem.

9.12. Die Qualitäten von Konzentration und Willen lassen sich trainieren.

9.13. Das Training beendet langfristig jegliches Leiden.

9.14. Es aktiviert und transformiert Mengen an Nebel.

9.15. Fortschritte im Training fallen nicht immer leicht.

9.16. Oder werden noch nicht einmal gesehen, da schlafender Nebel, insbesondere in Form von Emotionen, aktiviert und als Rückschritt interpretiert wird.

9.17. Die Vision all des Erreichbaren ist der beste Ansporn, um den Nebel zu transformieren.

9.18. Beharrlichkeit, der Austausch mit Gleichgesinnten, das Lesen spiritueller Schriften sowie Lebensläufe und Werke verwirklichter Meister geben ebenfalls Kraft, das Üben fortzusetzen oder gar zu intensivieren.

9.19. Mögliche Trainingsmethoden sind die Schulung der Atmung, Mantra Rezitation, Hatha Yoga und Meditation.

9.20. Sowie alles andere, was Nebel, insbesondere Emotionen, Widerstände und Begehren, transformiert.

9.21. Mühe nimmt mit fortwährendem Training ab, Leichtigkeit, Intensität und Fortschritte zu.

9.22. Das Training erleichtert den Alltag, auch ohne schon die Perfektion der Eigenschaften erreicht zu haben.

9.23. Mit der Gnade Brahmans wird schließlich das Üben überflüssig und die Meisterschaft erreicht.

Karma und Schicksal

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10.1. Der bewusste und der unbewusste Nebel legt fest, was in der Zukunft geerntet wird. Dieses nennt man Karma.

10.2. Das gilt unabhängig von der Hülle, in der sich der Nebel befindet.

10.3. Die Teile des Nebels, die aufgelöst werden, bevor sich ihre Früchte in der physikalischen Welt äußern, lösen keine Reaktion in der physikalischen Welt mehr aus.

10.4. Das ist die Chance, Schicksal schnellstmöglich zu wandeln.

10.5. All das, was sich im Leben ändern sollte, weist auf Karma hin. Karma in diesem Sinne sind Lernaufgaben.

10.6. Verdeckt die Kontrolle des Geistes die Sehnsucht des Herzens, existiert das Karma weiterhin. Der Frieden ist oberflächlich und hält nur so lange an, bis die Kontrolle zusammenbricht.

10.7. Aus karmischer Sicht ist der Zusammenbruch der Kontrolle hilfreich, da sie das Karma an die Oberfläche bringt. Das gilt insbesondere, wenn der Zusammenbruch niemanden schädigt. Anderenfalls gilt: Das Erleben des anderen gehört ebenfalls zu dessen Karma.

10.8. Karma darf nicht zur Rechtfertigung der Übertretung von Gesetzen spiritueller (Yamas und Niyamas, siehe Kapitel 13) als auch weltlicher Art dienen. Allerdings darf aus der Übertretung gelernt werden.

10.9. Nicht lernen (wollen) führt zur Wiederholung des Karmas zu einem späteren Zeitpunkt, meistens in einer heftigeren Form. Bis sich der Aspirant dem Lernprozess dann doch stellt.

10.10. Daher ist es geschickt, sich seinen Lernaufgaben zu stellen und nicht vor ihnen wegzulaufen.

10.11. Sivanandas Satz gilt uneingeschränkt: „Gedanken formen Handlungen. Handlungen formen Gewohnheiten. Gewohnheiten formen Charakter. Charakter formt Schicksal. Du hast es geschaffen, du kannst es ändern, indem du edle Gedanken pflegst, tugendhaft handelst und deine Denkweise änderst.“[13]

10.12. Ähnliche Gedanken finden sich auch in anderen Traditionen sowie der westlichen Wissenschaft:

10.13. In der Bibel steht allein schon im Matthäus-Evangelium: „Und Jesus sprach zu dem Hauptmann [von Kapernaum]: Gehe hin; dir geschehe, wie du geglaubt hast.“ (8,13) „Dir geschehe nach deinem Glauben.“ (9,29) „O Weib, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst.“ (15,28) [1]

10.14. Die Philosophie des radikalen Konstruktivismus kennt in der Außenwelt nur erschaffene Wahrheit [aufgrund der eigenen Annahmen über die Welt], keine objektive Wahrheit. [14]

10.15. Anmerkung: Die einzige absolute Wahrheit ist Atman. Verweigert sich ein Mensch, diese zu sehen, erschafft er sich durch diese Verweigerung eine persönliche Wahrheit, die nicht verallgemeinerbar ist. Es bleibt so oder so eine erschaffende Wahrheit.

10.16. Die Psychologen kennen die so genannte „selbst erfüllende Prophezeiung“: Der feste Glaube an eine Überzeugung erschafft die Umstände, die die Überzeugung wahr machen.

10.17. Diese ähnlichen Standpunkte aus den unterschiedlichsten Geistesrichtungen machen Sivanandas Satz nicht richtiger, aber interessanter.

10.18. Die Intention der „edlen Gedanken“ in Sivanandas Satz 10.11 bestimmt auch hier über die Wirkung. Edle Gedanken, die nicht in der Absicht, anderen Gutes zu tun oder sich selbst zu transformieren gedacht werden, vergrößern den Nebel: Das Ego spiritualisiert sich.

10.19. Je offener das Herz beim Pflegen der edlen Gedanken, desto mächtiger sind sie.

10.20. Einen Teil seines Unterbewusstseins kann man einfach erschließen, indem man die vorhandene Realität in Worte ausdrückt. Die Worte spiegeln die unbewussten oder transparenten Überzeugungen über das Leben wider.

10.21. Widerstand gegen und Begehren anderer Lebensumstände weisen nicht nur auf Karma hin, sondern sie vergrößern das Karma in diesem Bereich und verhindern dessen Auflösung.

10.22. Gibt es Begehren eines Umstands und wird er nicht erreicht, gibt es (unbewussten) Widerstand dagegen. Sonst hätte sich der Umstand längst manifestiert.

10.23. Gibt es Widerstand gegen einen Umstand und geht er nicht hinfort, gibt es (unbewusstes) Begehren danach. Sonst wäre er längst verschwunden.

10.24. Die Transformation von Begehren und Widerstand ermöglicht den Zugang zur nächsten Schicht (siehe auch Kapitel 33).

10.25. Handeln ohne Widerstand und Begehren bei geöffnetem Herzen ist das Mittel der Wahl. Atman ist dann sehr nahe. Das Handeln ist von echtem Selbstvertrauen gekennzeichnet.

10.26. Neutrales Handeln bei geschlossenem Herzen vergrößert den Nebel, obwohl er ihn scheinbar verringert. Der im geschlossenen Herzen verborgene Nebel wird häufig erst viele Jahre später geerntet.

10.27. Die Intention ist für den Ungeübten häufig verborgen. Dieses gilt insbesondere für (unbewusste) Intentionen, die dem eigenen Wertesystem, das Teil der Verstandeshülle ist, widersprechen (siehe auch Kapitel 18).

10.28. Äußere Kennzeichen sind Distanz, Kritik, Wut, Beschuldigung, Missbilligung, Sich-Betrogen-Fühlen.

10.29. In diesem Fall wird Handeln in diesem Bereich selten erfolgreich sein.

10.30. In solchen Fällen ist es geschickt, sich erst die unbewusste Intention klar zu machen.

10.31. Lösungs- und werteorientiertes Handeln zum Wohle von allen löst Karma auf. Es erschafft auch kein Neues.

10.32. Egoistische Anteile erschaffen neues Karma.

10.33. Mischformen sind möglich.

10.34. Das ideale Handeln ist befreit vom Wunsch nach Anerkennung von anderen. Interessanterweise kommt Anerkennung dann von selbst.

10.35. Angriffe der Neider gehören dazu. Sie sind lästig, behindern allerdings das Handeln bei reiner, edler Intention nicht.

10.36. Die Anerkennung überwiegt die Angriffe bei weitem. Die Schaffenskraft ist stark.

10.37. Die größte Anerkennung ist die Auflösung des letzten negativen Karmas durch Atman (Erleuchtung).

Intuition

Gomukhasana

11.1. Intuition ist die direkte Stimme Atmans, die hilft, weise Entscheidungen zu fällen. Sie stammt aus einer Ebene jenseits der Verstandeshülle.

11.2. Sie ist immer da, auch wenn sie nicht immer, vielleicht auch nie, vernommen wird.

11.3. Der die Stimme Wahrnehmende weiß nicht, woher die Einsicht kommt. Sie erscheint wie ein magisches Geschenk.

11.4. Das ganze Leben lang wird er die nach der Intuition gefällte Entscheidung für richtig halten, ohne sie jemals hinterfragen zu können oder zu wollen.

11.5. Die Stimme Atmans direkt regelmäßig wahrzunehmen, ist eine Gnade. Sie gibt innere Kraft, Gelassenheit, Weisheit und felsenfestes Vertrauen in die Handlungen, in das ganze Leben.

11.6. Wenn der Aspirant vor einer Entscheidung steht, kann Nebel aktiviert werden.

11.7. Dieser Nebel kann generell mit Entscheidungen zusammenhängen oder mit der speziellen Situation. Anmerkung: Ausführlich beschrieben in Kapitel 25 „Entscheidungen und Veränderungen“

11.8. Dieser Nebel verhindert den Kontakt zur echten Intuition.

11.9. Das Ego kann stets und immer die Stimme Atmans sehr gut imitieren.

11.10. Wenn die nachgeahmte Intuition in Form einer Entscheidungs- oder Handlungsanweisung schon aus der Vergangenheit bekannt ist, ist besondere Vorsicht geboten.

11.11. Der in der Transformation Ungeübte kann Intuition leicht mit durch die bevorstehende Handlung oder Entscheidung aktiviertem Nebel verwechseln.

11.12. Es sei denn, er kann alle Facetten der Situation spielerisch leicht und von allen Seiten betrachten.

11.13. Der in der Transformation Geübte kann normalerweise aktivierten Nebel von der Stimme Atmans unterscheiden.

11.14. Doch auch hier gibt es die letztendliche Sicherheit beim Betrachten der Ergebnisse, die sich nach der Entscheidung einstellen.

11.15. Der Einzige, der keinen Zweifel hat, ist der, der die Wonne und Güte Atmans erlebt hat und bei dem der ganze Nebel verbrannt ist.

11.16. Echte Intuition dient immer allen.

11.17. Echte Intuition ist nie mit Emotionen, deren Ursache immer in der Vergangenheit liegt, oder Bewertungen verbunden.

11.18. Marshall Rosenberg schreibt: „Kritisiere nicht und du wirst sofort intuitiv.“ [11]

11.19. Echte Intuition kann sich allerdings gegen die vermeintlichen Bedürfnisse des eigenen Egos richten.

11.20. Oder gegen die Egos der Nächsten.

11.21. Gerade in diesen Fällen ist das Befolgen der Stimme Atmans besonders erhebend, dem Folgen des Egos besonders schwächend.

11.22. Denn das Befolgen transformiert besonders viel Nebel, wirkt sich auf die ganze Zukunft aus und verhilft so zu noch besserem Kontakt zu Atman.

11.23. Anderenfalls wird die Stimme Atmans nicht nur für die eine Entscheidung geschwächt, sondern auch gleich für die gesamte Zukunft mit.

11.24. Eine der wichtigsten Fähigkeiten wird brach liegen gelassen.

11.25. Jeder transformierte Nebel stärkt die Wahrnehmung der Intuition.

11.26. Insbesondere die Transformation emotionalen Nebels und der der dunklen Seite (siehe Kapitel 17 und 18) ist hilfreich.

11.27. Noch schlafender Nebel kann die Intuition je nach Wechselwirkung zwischen Nebel und Entscheidung/Handlung vernebeln oder auch durchlassen.

11.28. Entspannung, Heiterkeit und Gelassenheit stärken die Stimme Atmans.

Moral

Kukkutasasna

12.1. Atman ist die Verkörperung von Sat-Chid-Ananda, reinem Sein, Wissen, Glückseligkeit.

12.2. Der Nebel verhüllt auch dieses.

12.3. Moral im engen Sinn ist Nebel, um gewissen eigenen Nebel und den Nebel anderer zu kontrollieren und zu unterdrücken.

12.4. Moral im ursprünglichen, weiten Sinn ist gelebte Herzensqualität.

12.5. Atman ist lebendes Vorbild der gewünschten Eigenschaften.

12.6. Er entscheidet sich für diese mühelos, aus freiem Willen und beständig.

12.7. Moral im weiteren Sinn ist das anzustrebende langfristige Ziel. Kurzfristige Umsetzung ist nur selten möglich, weil der Nebel zu dicht, zu intensiv und zu unbewusst ist.

12.8. Die beständige Transformation des Nebels führt, auch über Umwege, automatisch hier hin.

12.9. Die Aktivierung bisher unterdrückter Emotionen kann dieser Umweg sein.

12.10. Und die Aktivierung bisher unterdrückter selbstsüchtiger Motive.

12.11. Ist die Transformation beständig, werden sich auch diese Nebelanteile transformieren.

12.12. Unterdrückung von Emotionen führt zum Verlust von Kreativität und echter Intuition. Daher verträgt sich enge Moral nicht mit diesen Eigenschaften.

12.13. Atman ist alles. Er weiß dieses und kann dieses auch annehmen. Nur deshalb kann er die ursprüngliche Moral leben.

12.14. Ursprüngliche Moral lebt ohne Erwartungen vor, enge Moral erwartet von anderen. (Bibel [1], Matth. 7,2: „Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden, und nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird euch zugeteilt werden.“, Joh. 8,7-11: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie. … Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr.“)

12.15. Die enge Moral führt zum Wiederaufleben des Unterdrückten und Kontrollierten, sobald die Kontrolle nicht mehr aufrechterhalten werden kann.

12.16. Oder man fängt an, dass eigentlich Unterdrückte zu begehren und absichtlich aufleben zu lassen.

12.17. Oder man nimmt den eigenen unterdrückten Nebel gerade bei anderen wahr und kritisiert, drängt ihnen den Nebel unbewusst auf oder schiebt ihnen den Nebel sogar in die Schuhe (siehe auch Kapitel 18).

12.18. Ursprüngliche Moral weiß um die Langfristigkeit des Anzustrebenden und ist gütig bei eingesehenem Fehlverhalten.

12.19. Und weiß um den eigenen, schon transformierten Nebel. Gerade deshalb ist sie gütig.

12.20. Sie bietet Hilfe zur Transformation des aktivierten Nebels an.

12.21. Eine Organisation braucht auch Regeln, falls die Hilfe nicht oder erst später angenommen wird und mit einem Wiederaufleben des Aktivierten zu rechnen ist.

12.22. Eine Organisation braucht eine enge Moral, um sich aufrechterhalten zu können, solange nicht genügend Menschen an ihrer Transformation beständig arbeiten.

12.23. Durchdringt das Licht Atmans die Organisation und lässt der Nebel nach, wandelt sich die enge Moral Stück für Stück ohne weiteres Zutun in die ursprüngliche, weite Moral.

12.24. Umfang und Grenzen der Moral werden sich verschieben. Die Freiheiten nehmen zu.

12.25. Arbeiten zu wenige Menschen einer Organisation beständig an ihrer Transformation und nimmt der aktive Nebel deshalb zu, wird die Organisation untergehen.

12.26. All dieses gilt auch für den Einzelnen.

12.27. Die beständige Transformation ist der größte Dienst am anderen, an Organisationen, an der gesamten Welt. Denn gelebte ursprüngliche Moral transformiert das Umfeld unmittelbar, was zu weiterer Transformation und zu noch weiterer Transformation führt.

Werte

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13.1. Werte lassen sich ohne das Verständnis von Ursache und Wirkung (Karma, Kapitel 10) nicht richtig verstehen.

13.2. Werte, richtig angewandt, sind vor allem der Leitfaden für das eigene Handeln, und nicht der Maßstab zum Urteilen über andere. (siehe „weite Moral“, Kapitel 12).

13.3. Patanjalis Yamas (Regeln im Umgang mit anderen, zitiert nach [4]) zeigen wunderbar die Kraft und Link-TextMacht, über die auch das reine Sein verfügt:

13.4. Wenn Ahimsa (Nichtverletzen) fest begründet ist, wird Feindschaft in der Gegenwart des Yogis aufgegeben.

13.5. Wenn Satya (Wahrhaftigkeit) fest begründet ist, erlangt man die Frucht der Handlung ohne zu handeln.

13.6. Ist Nichtstehlen (Asteya) fest begründet, kommen alle Kostbarkeiten wie von selbst.

13.7. Ist Brahmacharya (Enthaltsamkeit) fest begründet, erlangt man große Lebenskraft.

13.8. Ist Aparigraha (Unbestechlichkeit) fest begründet, versteht man den Sinn des Lebens.

13.9. Diese 5 Sätze zeigen, dass Patanjalis Werte dem eigenen und dem Wohle anderer dienen.

13.10. Und das nicht nur bei denen, für die außen auch innen ist und innen auch außen (die Erleuchtung erlangt haben).

13.11. Das gilt auch für die Werte im Umgang mit sich selbst (Niyamas), wieder zitiert nach [4]:

13.12. Durch die Saucha (äußere und innere Reinigung) entstehen geistige Klarheit, heiteres Gemüt, Konzentrationsfähigkeit, Kontrolle der Sinne und Eignung für die Verwirklichung des Selbst.

13.13. Aus Santosha (Zufriedenheit) gewinnt man unübertroffenes Glück.

13.14. Durch Tapas (Selbstdisziplin) werden Unreinheiten aufgelöst und Kräfte des Körpers und der Sinne herbeigeführt.

13.15. Swadhyaya (Selbststudium) führt zur Verbindung zum persönlichen Gott.

13.16. Ishvarapanidhana (Hingabe an Gott) führt zur Fähigkeit, Samadhi zu erreichen.

13.17. Diese 5 Niyamas zeigen Möglichkeiten zur Transformation des Nebels auf.

13.18. Anhand der Wirkungen der entwickelten Yamas kann man den eigenen Fortschritt überprüfen: Ist die Wirkung nicht da, fehlt auch die Ursache.

13.19. Siehe die einfache Logik: „Feindschaft wird in der Gegenwart des Yogi aufgegeben“: Streit in der Umgebung ist ein Zeichen dafür, dass das Nichtverletzen noch nicht fest begründet ist.

13.20. Auch bei der Wahrhaftigkeit gilt: Muss man für seine Früchte schwer arbeiten oder erntet sie gar nicht, fehlt es an Wahrhaftigkeit. Merke: Gegensätze zwischen Unbewusstem und Bewusstem zeugen von Nicht-Wahrhaftigkeit.

13.21. Kommen die Kostbarkeiten nicht wie von selbst, fehlt es am Nicht-Stehlen. Achtung: Auch geistige Energien kann anderen wegnehmen: Zeit, Aufmerksamkeit, Liebe, Hilfsbereitschaft usw.

13.22. Dieses gilt für die anderen 7 Wirkungen entsprechend.

13.23. Yamas und Niyamas verweisen auf die notwendige Intention, um bei der Anwendung spiritueller Praktiken Fortschritte erzielen zu wollen.

13.24. Je ausgeprägter Yamas und Niyamas sind, umso leichter, intensiver und anhaltender ist der spirituelle und weltliche Fortschritt.

13.25. Weltlicher Fortschritt ist ohne Yamas und Niyamas langfristig nicht möglich. Das gilt auch für Beruf und Familie.

13.26. Das ist einer der Gründe, weshalb Jesus sagt: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig.“ (Matth. 10,37-38) [1]

13.27. Durch Leben der Yamas und Niyamas mit geöffnetem Herzen wird das Leben auf diesem Planeten eine einzige Freude.

13.28. Das geöffnete Herz ist eine wichtige Qualität, denn der Verstand kann bei geschlossenem Herzen nachahmen (siehe 16.19).

13.29. So sagt Buddha: „Sei still und liebevoll und furchtlos“, um unter anderem auf die notwendige Herzensqualität hinzuweisen. ([10], Vers 33)

Die drei Gunas

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14.1. Die drei Gunas Sattwa (Reinheit, Klarheit), Rajas (nicht enden wollende Aktivität, Erregung) und Tamas (Dunkelheit, Trägheit, Faulheit) durchziehen das Universum.

14.2. Sie durchziehen jeden Gegenstand, jedes Wesen in unterschiedlichen Anteilen.

14.3. Streben eines ernsthaften Aspiranten ist es, alle Facetten seines Daseins in einen sattwigen Zustand zu erheben.

14.4. Die Vorgehenswesen und die Wege können sich dabei sehr unterscheiden.

14.5. Verschiedene Ebenen des Menschen können unterschiedliche Zusammensetzung besitzen.

14.6. Selbst eine Hülle kann unterschiedliche Zusammensetzungen haben: genau wie ein Obstbaum gleichzeitig reife (sattwige), noch nicht reife (rajasige) und überreife (tamasige) Früchte haben kann, kann auch jede einzelne Hülle mehrere Gunas besitzen.

14.7. Wobei die Transformation von Nebel einer Hülle diese erhebt und auch andere Hüllen mit transformiert und dadurch erhebt. Das Maß der Erhebung hängt vom Einzelfall ab.

14.8. Nach Paramahansa Yogananda vollzieht sich der Weg in der Reihenfolge Tamas, Tamas/Rajas, Rajas/Sattwa, Sattwa [15].

14.9. Der sattwige Zustand bereitet auf das Erkennen von Atman vor, kann es allerdings nicht erzwingen.

14.10. Zwang ist es kein Sattwa, sondern je nach Intention Rajas/Sattwa oder gar Rajas/Tamas.

14.11. Genauso, wie wir nur durch Loslassen einschlafen können, können wir nur durch Loslassen aller Wünsche – auch den zur Selbstverwirklichung – und durch Gnade Selbstverwirklichung erreichen.

14.12. Anmerkung: Anwendungen des Prinzips der drei Gunas ziehen sich durch das ganze Buch.

Anpassung

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15.1. Nichts ist beständiger als die Veränderung.

15.2. Richtige Anpassung hilft, sich den äußeren Umständen anzupassen und sich trotzdem selbst treu zu bleiben.

15.3. Sich selbst treu zu bleiben heißt, (mit dem Ziel der Selbstverwirklichung) an seiner Transformation zu arbeiten, Werte (siehe Kapitel 13) zu leben und auf eine weite Moral (siehe Kapitel 12) hin zu arbeiten.

15.4. Alles andere sind Äußerlichkeiten.

15.5. Führen Änderungen in der Außenwelt zur Transformation von Teilen des eigenen Nebels, entsteht eine größere Weite und die Bereitschaft, weitere Anpassungen an das Außen durchzuführen.

15.6. Verletzt eine Änderung in der Außenwelt das „sich treu bleiben“, ist große Vorsicht geboten.

15.7. Aus Sicht der Selbstverwirklichung ist eine selbst herbeigeführte Änderung der Lebensumstände hilfreicher als die geforderte Anpassung, wenn dadurch Transformation, Werte und weite Moral erhalten oder vielleicht sogar ausgebaut werden.

15.8. Gibt man das „sich selbst treu bleiben“ auch nur zu geringen Teilen auf, kann ein Dammbruch entstehen, der einen Jahre in der eigenen Entwicklung zurückwerfen kann.

15.9. Gibt man das „Sich-selbst-treu-Bleiben“ über Jahre hinweg auf, können sogar Depressionen die Folge sein.

15.10. Auf neue Anforderungen reagiert der Mensch nach dem allgemeinen Anpassungsprinzip.

15.11. Es besteht aus 4 Stufen.

15.12. Auf den ungewohnten Reiz reagiert der Mensch mit einem Alarmzustand. Wachsamkeit ist erhöht, auch Angst oder Ärger können auftreten.

15.13. Der Mensch baut zunächst Widerstand auf.

15.14. In der nächsten Stufe passt sich der Mensch an. Er lernt hinzu.

15.15. Der Mensch kann sogar mehr hinzulernen als er eigentlich benötigt (Hyperkompensation). Dieses Prinzip wird insbesondere beim Körpertraining verwendet.

15.16. Ist der Mensch nicht in der Lage, ausreichend hinzu zu lernen, bricht er zusammen.

15.17. Entspannung (siehe Kapitel 21) und Vertrauen fördern den Anpassungsprozess, da Alarm und Widerstand weniger deutlich ausgeprägt sind, vielleicht sogar gar nicht auftreten.

15.18. Der Widerstand könnte im nicht entspannten Zustand so groß sein, dass statt Einsicht und Lernen Kampf und Distanz die Transformation zumindest zunächst blockieren.

15.19. Von daher sind Entspannung und Vertrauen wichtige Güter. (Gemeint ist nicht „blindes Vertrauen“.)

15.20. Ob mit oder ohne Entspannung und Vertrauen: Manche Lernprozesse bleiben in der 2. Stufe „Widerstand“ zunächst stehen.

15.21. In diesem Fall gibt es (innere und/oder äußere) Kämpfe, in der Neues und Altes um die Vorherrschaft ringen.

15.22. Diese Kämpfe können sehr lange anhalten. Sie können auch nach langem Kampf einschlafen, ohne dass der Kampf transformiert wird.

15.23. Wenn schon ein Kampf auftritt, ist er im Idealfall kurz und führt schnell zur Transformation der Ursache des Kampfes.

15.24. Auch eine oberflächliche Anpassung ist möglich, bei der allerdings die bisherige Intention erhalten bleibt.

15.25. Ein Kampf kann auch zu einer nur oberflächlichen Anpassung führen.

15.26. Hier entsteht ein sehr zäher Nebel, der langfristig besonders lähmen kann.

15.27. Anmerkung: Auch dunkle Seiten des Nebels (siehe Kapitel 18) werden häufig so erzeugt.

15.28. Ist der Aspirant in seiner Transformation fest verwurzelt, sind auch Entspannung und Vertrauen fest verwurzelt:

15.29. Er kann äußere Herausforderungen problemlos angehen. Er sieht alle aktivierten Mosaiksteine, insbesondere Emotionen, als zu transformierenden Nebel.

15.30. Arbeitet ein Mensch gar nicht an seiner Transformation, wird er auch jegliche äußere Änderung ablehnen.

15.31. Ist die Transformation nicht fest verwurzelt, bedarf es für die Transformation des Nebels großer Entspannung und großem Vertrauen. Mehr als bei Anpassungen an die Umwelt.

15.32. Das fördert Lernbereitschaft und Anpassung an die bei der Transformation des Nebels gefundenen neuen Wahrheiten.

15.33. Die Entspannung kann bei der Transformation bestimmten Nebels sogar so wichtig sein, dass nur durch sie Fortschritte bei der Transformation der Hüllen auftreten.

Teil III: Die 4 dichtesten Hüllen und Ideen zu ihrer Transformation

Verstandeshülle

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16.1. Überzeugungen über das Leben, das Universum, sich selbst und andere sind in der Verstandeshülle gespeichert.

16.2. Die Überzeugungen können mit Emotionen aus der Emotionalhülle (siehe Kapitel 17 und 18) verbunden sein, müssen es aber nicht.

16.3. Weil in der Verstandeshülle nur erlebtes Wissen gespeichert ist, müssen Weisheit, Aufmerksamkeit, Willen, Konzentrationsfähigkeit und echte Intuition jenseits der Verstandeshülle arbeiten.

16.4. Was nicht heißen soll, dass diese die Verstandeshülle nicht nutzen.

16.5. In einer Situation erlerntes Wissen und Fähigkeiten sind nur nutzbar, wenn die Situation, in der das Wissen angeeignet wurde, keine emotionalen Reaktionen (mehr) auslöst.

16.6. Emotionen im Moment des Abrufens erschweren oder verhindern sogar das Abrufen des Wissens.

16.7. Überzeugungen können so selbstverständlich werden, dass man vergisst, dass es nur Überzeugungen sind. Sie manifestieren sich in der Außenwelt als Realität.

16.8. Unbewusste Überzeugungen sind mächtiger als bewusste Überzeugungen. Insbesondere, wenn sie verborgen bleiben. Das ist einer der Gründe, weshalb Affirmationen manchmal nicht funktionieren. In diesem Fall müssen zusätzlich andere Techniken zur Transformation des Unterbewusstseins verwendet werden.

16.9. Nicht mit Emotionen verbundene Überzeugungen lassen wesentlich mehr Licht Atmans hindurch als Verbundene.

16.10. Sie sind leichter wandelbar und können, falls notwendig, auch schneller als „nicht mehr gültig“ erkannt werden.

16.11. Sind Gedankenformen nicht aktiv, heißt es noch lange nicht, dass sie nicht da sind. Ergeben sich andere Umstände in der Außenwelt, können diese bisher ruhende Gedankenformen zur Aktivität bringen. Insbesondere, wenn die Umstände an Situationen der Vergangenheit erinnern und diese mit Emotionen und/oder Wertungen verbunden sind.

16.12. Das erste Ego entsteht aus den Eindrücken im Mutterleib und den ersten Lebensjahren. Viele dieser Eindrücke bilden die grundlegenden Überzeugungen darüber, wie die Welt ist und werden im Allgemeinen fest behauptetet. Und somit auch immer wieder in unterschiedlichsten Situationen neu erlebt. (Solange sie nicht transformiert sind.)

16.13. Weiteres Ego entsteht, indem man sich falsches Wissen aneignet, es längere Zeit erlebt denkt und dadurch immer mehr daran glaubt.

16.14. Oder, indem richtig erworbenes Wissen unzulässig verallgemeinert und behauptet wird.

16.15. Oder, indem Widerstand oder Begehren von Emotionen aufgebaut wird. Das können auch Lob und Tadel, Bewunderung und Ablehnung sein.

16.16. Oder, indem man sich Verhaltensweisen aneignet, die andere emotional oder intellektuell manipulieren oder kontrollieren. Dazu gehört auch das bewusste oder unbewusste Verleugnen eigener Fähigkeiten.

16.17. Oder, indem egoistische Anteile anderer Menschen für richtig erachtet und daher nachgeahmt werden.

16.18. Oder, indem man sich Verhaltensweisen aneignet, die andere dazu bringen, einem mehr Aufmerksamkeit zu geben.

16.19. Oder indem der Aspirant Gefühle nachahmt, die er zwar nicht zulassen will, weil sie mit unangenehmen Situationen der Vergangenheit verknüpft sind, aber trotzdem gerne (zum eigenen Vorteil) schauspielern möchte.

16.20. Oder indem er dunkle Seiten (siehe Kapitel 18) verleugnet, die trotzdem aktiv sind.

16.21. Alle diese Anteile werden, wenn sie zu lange gelebt werden, zu sehr festem Nebel, der darüber hinaus beim Aspiranten den Eindruck erweckt, dieses sei absolute Realität.

16.22. Sie verselbstständigen sich und der Aspirant glaubt, es gäbe einen Handelnden, nämlich ihn. In Wirklichkeit gibt es nur automatisierte Gedankenformen, die einen glauben machen, es gäbe ein Ich. Diese Gedankenformen sind der Nebel der Verstandeshülle.

16.23. Anmerkung: Ramana Maharshi schreibt, dass die Erforschung der Wurzel der Gedankenform eine sehr hilfreiche Transformationsmöglichkeit ist: Es gibt keine Wurzel und erlebt man die Einsicht im konkreten Fall, löst sich die Gedankenform auf. Doch die Hinterfragung „Wer ist es, der da denkt?“ oder „Wer bin ich?“ funktioniert nicht bei jedem. [9]

16.24. Die Gedankenformen nutzen die Größe Atmans, damit sich aus ihnen Realität manifestieren kann.

16.25. Auch wenn das Ego das nicht wahrhaben will.

16.26. Anmerkung: Ramana Maharshi schreibt, dass es einer der wichtigsten Momente bei der Transformation des Aspiranten ist, wenn das Ego seine Ohnmacht bei der Gestaltung der Welt feststellt. [9] Insbesondere, wenn schon ein hoher Grad ein Reinheit (Sattwa) im Aspiranten vorhanden ist.

16.27. Atman kommt zum Leuchten, wenn die Gedankenwellen ruhen. Denken verhindert die Erfahrung Gottes.

16.28. Patanjali schreibt: "Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Gedanken im Geist. Dann ruht der Wahrnehmende (Sehende) in seiner wahren Natur." (Kap I, Sutras 2,3) [4]

16.29. Wichtige Fertigkeiten auf dem Weg zur Gedankenruhe sind Konzentration, Willen, Aufmerksamkeit und Selbstbeobachtung.

16.30. Mit diesen kann sich der Aspirant mit dem beschäftigen, was er möchte, und er kann auch bewusst wahrnehmen, wenn die Gedanken nicht mehr in Ruhe sind.

16.31. Alle 4 Fertigkeiten sind für jeden erlernbar. Das Erlernen braucht allerdings Zeit (und Muße).

16.32. Die automatisch ablaufenden Gedankenformen führen zu Leiden, da das eigene Verhalten sich zu sehr an der Vergangenheit und zu wenig an der momentanen Situation orientiert.

16.33. So schreibt Patanjali: „Es gibt fünf Arten von Gedankenwellen. Einige davon sind schmerzhaft, andere nicht.“ ([4], Kap I, Sutra 5).

16.34. Dieses wird gemeinhin so interpretiert, dass Gedankenwellen zum Leiden bringen können oder maximal neutral sind.

16.35. Momente des Glücks sind immer Momente der ruhenden Gedankenwellen:

16.36. Sind die Gedanken still und ist das Herz geöffnet, entsteht eine gelassene, grundlose Fröhlichkeit, die frei von Wünschen ist.

16.37. Denn Wünsche sind eine der Hauptursachen intensiver Gedankenwellen und Hauptursache des Leidens, da sie die Idee benötigen, dass es in der Gegenwart einen Mangel gibt.

16.38. Der Selbstverwirklichte nutzt den Verstand, ohne dass der Verstand sich selbstständig macht und bringt ihn zum ruhen, wenn er ihn nicht benötigt.

16.39. Beim Aspiranten machen sich Gedankenwellen selbstständig.

16.40. Wie mächtig die Gedankenformen sind, beschreibt das Kapitel 10 „Karma und Schicksal“.

16.41. Das Stoppen der automatisierten Gedanken der Vergangenheit im Alltag ist ein wichtiger Aspekt bei der Transformation des Nebels.

16.42. Denn der Alltag bildet den Großteil des Lebens. Auch für höchstmotivierte Aspiranten, die mehrere Stunden täglich praktizieren, bleibt der Alltag ein wichtiger Anteil bei der Lebensgestaltung.

16.43. Auf diese Weise wird der Alltag zum höchsten erhoben.

16.44. Es ist eine edle Form der Anwendung des allgemeinen Anpassungsprinzips.

16.45. Selbst Paramahansa Yogananda bekam nach seiner Erleuchtung von seinem Yogameister Sri Yukteswar den Auftrag, alle Aspekte bei der Bewältigung des Alltags lieben und schätzen zu lernen und sich nicht vor dem Alltag durch tiefe Meditationen zu drücken. [15]

16.46. Von einem anderen berühmten Yogameister ist bekannt, dass er allen Neuaspiranten in seinem Ashram die Anweisung gab, als erstes am nächsten Morgen in der Früh die Latrinen zu putzen. War sich der Aspirant zu fein dafür, putzte der Meister am nächsten Morgen vor den [Augen] des neuen Aspiranten die Latrine, was häufig einen großen Eindruck hinterlassen hat.

16.47. Widerstand erhöht das Leiden nur! Das gilt auch im Alltag.

16.48. Das Stoppen der automatisierten Gedanken lässt sich durch eine zusätzliche Aufgabe gerade bei einfachen Tätigkeiten erreichen.

16.49. Dieses kann zum Beispiel, die bewusste, ruhige Bauchatmung bei tiefem Ausatmen sein.

16.50. Oder die Beobachtung (mit Hilfe der Aufmerksamkeit, nicht mit den Augen!) des Heben und Senken der Bauchdecke während der Bauchatmung.

16.51. Oder durch Rezitieren in Gedanken oder durch Singen eines Mantras. Wobei das Rezitieren in Gedanken noch mächtiger als das Singen ist.

16.52. Oder durch Singen von Liedern, insbesondere von Kirtans und Bhajans.

16.53. Oder durch bewusstes, möglichst müheloses Konzentrieren auf die zu erledigende Tätigkeit.

16.54. Oder durch das Denken an jemanden, dessen Geist den Bereich von Gier und Verhaftung transzendiert hat (nach Patanjali, Kapitel I, Vers 37 [4]).

16.55. Oder, indem man bewusst über das Gegenteil der Gedankenform nachdenkt (nach Patanjali, Kapitel II, Vers 34 [4]).

16.56. Je mehr automatisch ablaufende Gedankenformen im Widerspruch zueinander stehen, desto trüber ist der Geist des Aspiranten. Dieses gilt insbesondere, wenn Emotionen mit den Gedankenformen verknüpft sind.

16.57. Dieses kann sogar bis zur Verwirrung und bestimmten Formen von Depression führen.

16.58. Hier helfen zunächst Übungen zur Stärkung des Willens, zur Entspannung und insbesondere Atem- und Körperübungen des Hatha Yoga, um die Gedanken zur Ruhe zu bringen. Auch die Meditationstechnik Tratak (siehe A.6), die mit offenen Augen ausgeführt wird, ist sehr hilfreich.

16.59. In der Verstandeshülle ist nur bisher erlebtes Wissen abgelegt.

16.60. Die daraus resultierende persönliche Wahrheit gilt nicht unbedingt für andere. Auch wenn das Ego dieses gerne so sehen möchte (und meistens auch in den Menschen der Umgebung umsetzen möchte).

16.61. Das Ego bestreitet die Existenz einer nur subjektiven Wahrheit häufig. Es will sich oder anderen weismachen, dass es handelt und das einzig Wichtige ist.

16.62. Unbekanntes kann sich in das schon Bekannte einordnen oder im Widerspruch zu Bekanntem stehen.

16.63. Berechtigter Widerspruch zu unberechtigt Bestehendem ist eine Voraussetzung für die Transformation des Nebels.

16.64. Das Annehmen eines unberechtigten Widerspruchs kann Zweifel, mangelndes Selbstvertrauen und fehlende Entscheidungskraft hervorbringen.

16.65. Durch die Ablehnung eines unberechtigten Widerspruchs verfestigt das zu Recht erworbene Wissen.

16.66. Heute als Recht bekanntes Wissen kann sich morgen schon als Unrecht erweisen.

16.67. Dieses geschieht durch Veränderung im Außen oder durch eine Einsicht jenseits des Verstandes.

16.68. Alles Wahrnehmen, alles Handeln wird den behaupteten Überzeugungen angepasst, damit sich die Überzeugungen erfüllen können. (Diese Eigenschaft nennt man Recht haben wollen.) Dann können die automatisierten Gedankenformen weiterlaufen. Das kann sogar zur Verleugnung berechtigter Widersprüche führen.

16.69. Daher lässt sich das Zitat aus der Erwachsenen-Weiterbildung auch auf die Transformation des Nebels übertragen: „Jede Lernsituation reizt mit Gewinn für das Ich und bedroht zugleich das Gewohnte. Man will das Neue und will zugleich das Vertraute nicht verlieren.“

16.70. Anmerkung: Dieser Satz ist auch eine interessante Anwendung des allgemeinen Anpassungsprinzips.

16.71. Insbesondere das Eingeständnis, viele Jahre lang etwas „falsch“ gemacht zu haben, fällt dem Ego sehr schwer. Es ist, allerdings nur kurzfristig, angenehmer, den Nebel zu tarnen und zum Ruhen zu bringen als zu transformieren.

16.72. Recht haben wollen führt langfristig zu vermehrter Einsamkeit und auch zu vermindertem Erfolg: Die Erfolgreichen, die ihren Nebel schon ausgedünnt haben, meiden einen. Die, die übrig bleiben, sind nur selten hilfreich. Die Transformation des Nebels beugt hier auf fundamentale Weise vor.

16.73. Denn einsame Menschen sind selten erfolgreich und glücklich. (Anmerkung: Allein sein ist allein sein und Einsamkeit ist Einsamkeit.)

16.74. Das Licht eines guten Lehrers ist daher besonders zu schätzen, da er einem helfen kann, die Mosaiksteine vom Vertrauten (Gewohntem), die nicht (mehr) hilfreich sind, zu transformieren.

16.75. Alle behaupteten Überzeugungen vernebeln, wie all die anderen Mosaiksteine, die Sonne und Wonne Atmans.

16.76. Wahrheiten der Vergangenheit helfen nicht im „Hier und Jetzt“. Die notwendige Transformation des Egos bringt nicht nur die Sonne Atmans zum scheinen, sie verhilft auch zu situationsgerechtem Entscheiden und Handeln. Wobei nur die materiell eingestellten Menschen hier einen Unterschied sehen.

16.77. Beziehungen werden noch positiver, fester, ruhen auf noch soliderem Fundament. Die zur Verfügung stehende Intelligenz nimmt zu.

16.78. Die Transformation erfordert Loslassen, Entspannen und sich Einlassen. Denn Recht haben ist mit Kontrolle und Anspannung verbunden.

16.79. Das für die Transformation des Nebels Geschriebene (siehe Kapitel 5) gilt selbstverständlich auch für die Verstandeshülle.

16.80. Das gilt auch für die daraus entstehenden Qualitäten des Aspiranten und die daraus folgenden Lebensqualitäten.

Emotionen und Gefühle

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17.1. Der Mensch ist ein emotionales Wesen.

17.2. Widerstand und Begehren entstehen aus einem Gefühl des Mangels in der Gegenwart und machen emotional.

17.3. Mangel ist Nebel. Atman kennt keinen Mangel. Ist kein Mangel mehr da, ist auch kein Nebel mehr da.

17.4. Von Herzen alles annehmen können, was in einem Moment da ist, heißt mit dem Moment im Frieden sein.

17.5. Und es heißt auch in dem Moment mit Vergangenheit in Frieden zu sein.

17.6. Denn gäbe es in der Vergangenheit etwas „Besseres“, würde man es begehren, gäbe es etwas „Schreckliches“, woran man denkt, würde sich Widerstand entwickeln.

17.7. Und es heißt auch, in dem Moment mit der Zukunft in Frieden zu sein. Satz 17.6 gilt entsprechend.

17.8. In den Momenten, in denen man mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in Frieden ist, scheint die Sonne Atmans hell.

17.9. Emotionen (und Gedanken) sind dann verschwunden. Gefühle jeglicher Art können und dürfen sein.

17.10. Emotionen werden in der Emotionalhülle gespeichert, wenn sich Widerstand gegen das Erleben einer gefühlsmäßig intensiven Situation entwickelt.

17.11. Derartige Situationen werden (scheinbar) vergessen. Fähigkeiten und Authentizität nehmen ab, Selbstkontrolle und Unterdrückung von Situationen der Vergangenheit nehmen zu. Der entstehende Nebel ist sehr zäh und kann viel Kraft nehmen.

17.12. Der Aspirant bemerkt die fehlende Kraft häufig erst im Nachhinein, wenn der Nebel transformiert und die gebundene Kraft wieder freigesetzt wird.

17.13. Das ist auch einer der Gründe, weshalb Atman verleugnet wird: Die fehlende Sonne (die eigene Kraft) wird nicht registriert. Obwohl sie immer da ist, wie auch immer die Sonne da ist, auch wenn sie von Wolken verdeckt wird.

17.14. Die einfachste Realisierung des scheinbaren Vergessens ist der Rückzug der Aufmerksamkeit aus dem Körper und Förderung des dann meistens unproduktiven Denkens.

17.15. Das ist einer der Gründe, weshalb Emotionen „hochkommen“ können, wenn die Gedanken zur Ruhe kommen und der Geist entspannt (in seiner Kontrolle nachlässt)

17.16. Das Vergessen trübt auch die Klarheit des Geistes. Die Fähigkeit, die in der Verstandeshülle gespeicherten Informationen abzurufen, nimmt ab. Insbesondere, wenn damit verbundene, bisher allerdings unterdrückte Emotionen mit aktiviert würden.

17.17. Dieses kann sogar zu Depressionen führen: Nehmen die unterdrückten Gefühle immer mehr zu und sollen die Gefühle auf keinen Fall wieder aufleben, wird der Alltag immer trivialer. Die bewusste, entschiedene, konsequente Lebensgestaltung nimmt immer weiter ab, im Extremfall bis zur völligen Entscheidungs- und Handlungslosigkeit.

17.18. In der Emotionalhülle gespeicherte Emotionen können durch Erinnern der Situation wieder aufleben.

17.19. Oder durch Umstände im Außen, die die Emotion erwecken. Einmal erweckt, können sie immer wieder auftauchen, bis sie entweder wieder einschlafen oder transformiert werden.

17.20. Das Außen ist nur der Auslöser, nicht der Verursacher. Dieses wird bei einer nicht ausreichend sattwigen Verstandeshülle häufig verwechselt, indem dem Außen die Ursache der eigenen Emotion zugeordnet wird.

17.21. Das bereitwillige und bewusste noch einmal Erleben der Emotion aus der abgelehnten Situation lässt die Emotion endgültig gehen und erhöht den emotionalen Frieden. Nebel wird in Sonne transformiert.

17.22. Daher müssen und dürfen Emotionen aufleben können. Insbesondere, wenn die Transformation authentisch sein soll.

17.23. Dies heißt nicht, dass man Emotionen absichtlich vergrößern darf und/oder in die Emotion regelrecht verliebt ist, um mehr Aufmerksamkeit (sie Kapitel 7) von der Umwelt zu bekommen.

17.24. Emotionen werden auch in der Emotionalhülle gespeichert, wenn sie als sehr angenehm empfunden werden und es in der Verstandeshülle die Idee gibt, dieses Gefühl wieder erleben zu wollen. So entsteht Begehren.

17.25. Auch Begehren von „wunderschönen“ Gefühlen der Vergangenheit nimmt Präsenz in der Gegenwart:

17.26. Dann kann man die Gegenwart nicht mehr so wertschätzen, wie sie ist. Man spürt in der Gegenwart Mangel oder emotionalen Unfrieden und sehnt sich die Situation aus der Vergangenheit erneut herbei.

17.27. Und man ist mit seinen Gedanken häufig in der Vergangenheit, anstatt seine Aufmerksamkeit ganz in die Gegenwart zu lenken und Macht und Glück der Präsenz zu genießen (siehe Kapitel 24).

17.28. Somit ist also auch bzgl. des Begehrens alter Zustände ein emotionaler Frieden anzustreben, wenn sich Gelassenheit, Präsenz, Lebensfreude und Erfolg in hohem Maße einstellen sollen.

17.29. Ist der emotionale Frieden bzgl. der ursächlichen Situation erreicht, stehen in der Situation angeeignete Fähigkeiten zukünftig als Potenzial zur Verfügung.

17.30. Sofern sie nicht durch die Verstandeshülle verleugnet oder ignoriert werden.

17.31. Vollständiger emotionaler Frieden heißt Frieden mit der Vergangenheit, mit der Gegenwart und mit der Zukunft.

17.32. Vollständiger Frieden mit der Vergangenheit heißt immer Frieden mit allen Altersstufen, die der Aspirant bis zur Gegenwart erlebt hat.

17.33. Unterdrückung oder Kontrolle von Emotionen führen zur Gefühllosigkeit, nicht zu innerem Frieden. Die Unterscheidung ist für eine nicht ausreichende sattwige Verstandeshülle nicht einfach, teilweise unmöglich.

17.34. Humor, Gelassenheit, Stressfestigkeit, Anpassungsfähigkeit und friedlicher, fröhlicher, offener Umgang mit vielen unterschiedlichen Charakteren ist ein Zeichen großen emotionalen Friedens.

17.35. Die gleichen Eigenschaften sollten auch beim Herantragen oder Abarbeiten von Aufgaben vorhanden sein.

17.36. Tiefer emotionaler Frieden zeichnet sich auch aus durch das Aufgeben-Können materieller Werte und geistiger und körperlicher Fähigkeiten in Frieden und Gelassenheit.

17.37. Vergebung aus dem Herzen heraus – also nicht von der Verstandeshülle nachgeahmte Vergebung – zeigt inneren Frieden bzgl. der zu vergebenen Person/Situation.

17.38. Emotionaler Frieden ist eine wichtige Voraussetzung für die vollständige Nutzung der innewohnenden intellektuellen Kraft bis hin zum Kontakt zur echten Intuition.

17.39. Eine notwendige Voraussetzung für den Einklang zwischen Verstand und Gefühl ist die Abwesenheit aktiver Emotionen. Eine dauerhafte Voraussetzung ist tief verwurzelter emotionaler Friede.

17.40. Distanz zu allem Lebenden und Einsamkeit weisen auf viele unterdrückte Emotionen hin.

17.41. Genauso wie fehlende Ziele oder Mutlosigkeit bei der Umsetzung.

17.42. Sieht ein Mensch den Nebel anderer und kann ihn nicht wertschätzen, ist er ein starker Hinweis auf eigenen, bisher unterdrückten oder nicht wahrgenommenen Nebel.

17.43. Fühlt sich ein Mensch nach dem Kontakt mit anderen Menschen entkräftigt, kann das zwanghafte Schauspielern und das Unterdrücken von Gefühlen die Ursache sein.

17.44. Dauerhaftes Schauspielern kann sogar dazu führen, dass man die gespielte Rolle für wahr hält und auf diese Weise einen großen inneren, meist sehr subtilen oder schwelenden Widerspruch erzeugt.

17.45. Auch das regelmäßige Schauspielern oder die Einnahme von Lebensmitteln, um Nebel – in diesem Fall die zu unterdrückende Emotion – zum Einschlafen zu bringen, entkräftigt.

17.46. Rajasige und tamasige Lebensmittel (siehe Kapitel 20.31 ff.) vernebeln besonders stark. Auch Völlerei und die hektische Einnahme von sattwigen Lebensmittel vernebelt.

17.47. Die Transformation des Nebels findet in diesem Fall nicht statt. Findet die Vermeidung von Nebel mit diesen Hilfsmitteln häufig statt, entsteht sehr dichter, hartnäckiger zusätzlicher Nebel. Atman entfernt sich schnell, die Kraft lässt nach.

17.48. Die Intention bestimmt auch hier über die Transformationskraft von Denken, Reden und Handeln.

17.49. Schweigen, Meditation, Tiefenentspannungstechniken, der bewusste zeitweise Rückzug, eine gesunde Atemtechnik und Atemübungen sind geeignete Mittel, unbewusste Emotionen bewusst zu machen und anschließend zu transformieren.

Die dunkle Seite des Nebels

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18.1. Jeder Mensch handelt, bezogen auf sein eigenes Wertesystem, optimal.

18.2. Wird ein Mensch nicht verstanden, ist sein Wertesystem nicht ausreichend bekannt.

18.3. So lebt und wirkt Atman auch durch jene, die Atman nicht erkannt haben.

18.4. Diese Einsicht und weite Moral, wie in Kapitel 12 beschrieben, erleichtern den Umgang mit der dunklen Seite.

18.5. Denken und Handeln nur zum eigenen Vorteil gehören bei einem nicht selbstverwirklichten Menschen auch zum Leben.

18.6. Atman ist Alles. Daher ist diese menschliche Schwäche nicht zu verurteilen. Was darüber hinaus auch nur eigenes Karma erzeugen würde.

18.7. Der Fortschritt des Aspiranten lässt sich auch daran messen, inwieweit selbstbezogenes Denken, Fühlen und Handeln nicht (mehr) vorhanden sind.

18.8. Diese Einschätzung ist allerdings nicht immer einfach, da der Beurteilende in der Lage sein muss, die Intention, die unter der oberflächlichen Handlung liegt, zu erkennen.

18.9. Auch wenn die dunkle Seite aus spiritueller Sicht nicht zu verurteilen ist – das würde sie noch größer machen –, ist es besonders hilfreich, diese Mosaiksteine zu transformieren.

18.10. Die dunkle Seite besteht häufig aus einer Situation der Vergangenheit, in der man sich nicht sattwig verhalten hat, gegen die Widerstand entwickelt wurde. Durch diesen Widerstand taucht sie wie durch Zauberhand immer wieder in der Gegenwart auf.

18.11. Sei es als subtile Intention oder als absichtliches Handeln oder jegliches Unrechtsbewusstsein.

18.12. Die dunkle Seite ist eine Mischung aus Elementen von Emotional- und Verstandeshülle.

18.13. Das Wertesystem des gewöhnlichen Aspiranten besteht nicht nur aus den Yamas und Niyamas von Patanjali (siehe Kapitel 13).

18.14. Es kann durch (selbst-)schädigende Moral – Überzeugungen in der Verstandeshülle – ergänzt werden, die im Widerspruch zu Yamas und Niyamas stehen.

18.15. Beispielhaft seien hier der Ruhm auf Kosten anderer, Geld auf Kosten anderer, Missbrauch oder Nichtnutzung von Macht und Verantwortung, zu niedrig oder zu hoch Stellen des eigenen Werts, Freude beim Schaden von anderen oder einem Selbst, Kritik und Verurteilung anderer, Manipulation und Kontrolle, Ausüben von Entmutigung und Druck, Faulheit, das Kleinhalten anderer, Handeln nur zum eigenen Vorteil.

18.16. Falls eine dieser Eigenschaften in der Verstandeshülle vorhanden ist, tarnt das Ego im Normalfall diese Eigenschaften, um sich die positive Aufmerksamkeit anderer Menschen zu sichern.

18.17. Das Yama „Nichtstehlen“ ist verletzt. Auch das unberechtigte Aneignen der Aufmerksamkeit anderer ist Diebstahl, wenn auch „nur“ der geistiger „Energien“.

18.18. Dieses erklärt auch die Wichtigkeit der Intention: Alle äußeren Handlungen, seien es Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Kooperationsfähigkeit und Kooperationswilligkeit, das Pflegen von Kontakten und Freundschaften, das Erziehen von Kindern, die Pflege von und das Kümmern um Hilfsbedürftige bekommen einen faden Beigeschmack, wenn tief darunter auch nur eine dunkle Absicht liegt.

18.19. Daher stammt auch die Bedeutung des Satzes: „Fast immer legt nicht das Was, sondern das Wie diese Intention fest.“ (siehe 4.23)

18.20. Swami Krishnananda schreibt: „Erst wenn Körper, Geist und Seele geheilt sind, fahre mit dem selbstlosen Dienst fort.“

18.21. Wird die Tarnung über einen langen Zeitraum hinweg durchgeführt, kann die getarnte Eigenschaft „vergessen“ werden, obwohl sie immer noch aktiv ist. Sie wird zur Intention.

18.22. Oder so selbstverständlich, dass jegliches Unrechtsbewusstsein verlorengeht.

18.23. Durch das fehlende Yama Wahrhaftigkeit – den Widerspruch zwischen oberflächlichen Handeln und Intention – wird der Erfolg immer kleiner sein als eigentlich möglich. Viele Misserfolge lassen sich so erklären.

18.24. Bleibt die eigene (negative!) Intention dem Handelnden verborgen oder soll sie auf jeden Fall verborgen bleiben, wird ein Misserfolg immer mit Äußerlichkeiten begründet: Pech, Schicksal, ungünstige Umstände, Zufall, andere Menschen, Gott, die Gesellschaft, gesellschaftlich wichtige Institutionen, die Politiker sind beliebte Zielscheiben.

18.25. Auch das Karma muss schon einmal herhalten. Dem Beschuldigenden ist in diesem Fall nicht klar, dass die Aussage auf einer tieferen Ebene korrekt ist und worin die eigentliche Lernaufgabe besteht: die eigene Intention zu erforschen und anschließend zu transformieren.

18.26. Häufen sich die Misserfolge im Laufe eines Lebens an, ohne dass ihnen gleichwertige Erfolge gegenüberstehen und übt sich der Aspirant nicht in der Transformation der dunklen Seite des Nebels, wird seine Erfolgsrate im Leben immer geringer. Die Beschuldigungen des Außen nehmen zu.

18.27. Bei bestimmten Formen der Depression ist der Kranke „an allem völlig unschuldig“, weshalb gerade er die Weckrufe aus Kapitel 3 benötigt.

18.28. Die Verurteilung einer als negativ bewerteten Eigenschaft bei anderen gilt als Warnflagge für eigene negative Seiten. Dies gilt insbesondere bei auflebenden Emotionen, die mit dem Urteil verbunden sind.

18.29. Weitere Flaggen sind emotionale Kühle, kritisches, anklagendes, angreifendes oder distanziertes Verhalten, sich besser oder auch sich schlechter fühlen.

18.30. Kann eine dunkle Eigenschaft eines anderen mit Mitgefühl und Wertschätzung aus dem Herzen und nicht vom Ego nachgeahmt betrachtet werden, und löst die Wahrnehmung keine Denkprozesse aus, ist sie nicht im eigenen Verstand vorhanden oder sehr tief schlafend.

18.31. Wird einem eine der Eigenschaften von 18.15 oder Ähnliches wie selbstverständlich lange Zeit vorgelebt, besteht kein Unrechtsbewusstsein bzgl. dieser Eigenschaften.

18.32. Insbesondere, wenn Autoritäten diese Eigenschaft vorleben.

18.33. Fehlendes Unrechtsbewusstsein ist nur möglich, weil das Mitgefühl während des Lebens der Eigenschaft durch Kontrolle weggefiltert oder mit anderen Emotionen überdeckt wird.

18.34. Die Aufmerksamkeit des Handelnden oder Unterlassenden ist häufig nicht oder nur ganz wenig beim Betroffenen, wodurch der Schaden beim anderen nicht oder nur wenig oder nur rechtfertigend wahrgenommen wird.

18.35. All diese Erläuterungen dienen nicht als Rechtfertigung der dunklen Seiten, sondern nur als Erklärung, damit die Transformation möglichst effizient durchgeführt werden kann.

18.36. Menschen, die diese oder andere Texte als Rechtfertigung nutzen, ohne ihr Leben sofort transformieren zu wollen, entfernen sich sehr schnell von Atman.

18.37. Die Transformation der dunklen Seite ist die schnellste Möglichkeit, Atman zu verwirklichen. Das gilt auch für Erfolg in der (scheinbar) äußeren Welt.

18.38. Daraus folgende Eigenschaften wie zum Beispiel verbesserte Kooperationsfähigkeit, offeneres Herz, verbesserte Stressfestigkeit, vergrößerte Lebensfreude, gesteigertes Vertrauen von anderen und in andere, gesteigerter innerer Frieden sind das schönste Geschenk, was sich ein Aspirant selbst geben kann.

18.39. Die Transformation beginnt mit der Ehrlichkeit zu sich selbst: „Ich habe diese Eigenschaft.“ Bewertung und Verurteilung, egal ob von einem selbst oder von anderen, sabotieren die Transformation (siehe Kapitel 12, Moral)

18.40. Falls notwendig, können Wertung und Verurteilung mittels geeigneter spiritueller Arbeit aufgelöst werden.

18.41. Um die Folgen der dunklen Seiten besser wahrnehmen zu können – insbesondere das Fühlen ist wichtig –, sind alle Techniken wichtig, die Aufmerksamkeit und Konzentration auf die Außenwelt und das eigene Mitgefühl verbessern sowie Denken und Kontrolle vermindern.

18.42. Denken wird in solchen Situationen häufig verwendet, um nicht fühlen zu müssen.

18.43. Sieht der Aspirant seine dunkle Seite, nimmt er sich als absichtlich Handelnden wahr, kann dieses annehmen und ist er auch bereit, das bisher Gelebte loszulassen, ist die Transformation dieses Mosaiksteins vollzogen.

18.44. Dann nur dann kann er sich aus freier Entscheidung und mühelos für ein anderes Verhalten entscheiden.

18.45. Es wird ihm sogar ein großes Bedürfnis sein, das bisherige Verhalten zu ändern, weil er in diesem Zustand in der Lage ist, die (negativen) Konsequenzen seines Handelns für andere und sich selbst zu erkennen.

18.46. Kann das transformierte Verhalten nun absichtsvoll, spielerisch mit Leichtigkeit, Freude und Genuss als Rolle authentisch gespielt und jederzeit wieder gestoppt werden, ist es transformiert.

18.47. Ein tiefes, aus dem Herzen kommendes Bedauern weist ebenfalls auf den Vollzug der Transformation hin.

18.48. Osho schreibt im Kommentar zu Buddhas Dhammapada Vers 29: „Ein tiefes Beobachten von allem, was falsch an Dir ist, genügt. Du musst nichts anderes tun. Werde dir einfach dessen bewusst, dann verschwindet es. Es entweicht genauso, wie die Dunkelheit verschwindet, wenn man Licht ins Zimmer bringt.“ [10]

18.49. Sich selbst Bedauern oder Selbstmitleid als Gedankenkonstrukt tarnt den Nichtvollzug der Transformation.

18.50. Genau wie das verliebt sein in die Eigenschaft sowie rechtfertigende oder erklärende Gedanken oder Worte für das Verhalten.

18.51. Spirituelle Techniken, die nicht in der Tiefe transformieren oder die so ausgeführt werden, dass sie die Intention nicht erforschen, können die dunkle Seite nicht transformieren. Sie erzeugen höchstens kurzfristige, nicht anhaltende Hochgefühle.

18.52. Die durch die Transformation der dunklen Seite entstehenden Qualitäten lassen sich auf keine andere Weise gewinnen.

18.53. Sie führt konsequent zu den Yamas (siehe 13.3 ff.) von Patanjali und den daraus folgenden Früchten.

18.54. Sie stärkt die Vairagya, die Leidenschaftslosigkeit, und Pratyahara, das Zurückziehen der Sinne.

18.55. Sie fördert den inneren Frieden, weil der innere Kampf zwischen Intention und Oberfläche aufhört. Gelassenheit und Stressfestigkeit folgen von ganz alleine.

18.56. Sie fördert den Frieden zur Außenwelt, weil Beschuldigungen und Angriffe zur Tarnung der eigenen Intention nicht mehr nötig sind.

18.57. Sie stärkt das Mitgefühl für die Schwächen und Fehler anderer und fördert das Vorleben einer weiten Moral. Dadurch entsteht ein Raum, in dem andere auch ehrlicher zu sich selbst sein können.

18.58. „Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.“ (Matth, 5,28) [1]

18.59. Daher ist die Transformation der dunklen Seite allen anderen Ideen der Transformation überlegen.

18.60. Sie ist die beste Vorbreitung auf tiefe Meditation.

Die Energiehülle

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19.1. Die feinstoffliche Energie, die uns zum Handeln und zum Kontakt mit der Außenwelt verhilft, fließt in einer eigenen Hülle.

19.2. Diese Energie heißt Prana. Die Energiekanäle heißen Nadis.

19.3. Kreuzungen von Energiekanälen werden zu Energiezentren. Ein solches Zentrum heißt Chakra.

19.4. Die 7 Hauptzentren befinden sich dort, wo sich in der physischen Hülle

19.5. Um die Qualitäten Atmans zu fördern, ist es insbesondere wichtig, die Chakras IV und höher zu transformieren.

19.6. Die Chakras II – VI haben korrespondierende Zentren an der Vorderseite des Körpers (eine Hand breit unterhalb des Bauchnabels, Solarplexus, unteres Brustbein, Kehlkopf, Punkt zwischen den Augenbrauen). Das Ajna Chakra hat ein korrespondierendes Chakra zusätzlich am hinteren Haaransatz. An den Stellen von Taufe und Tonsur befinden sich interessanterweise hohe Chakras.

19.7. Alle 7 Hauptzentren sind über den Hauptenergiekanal, Sushumna Nadi, verbunden.

19.8. Der Kontakt mit der Außenwelt läuft über die Hauptchakras. Er ist umso besser, je offener die Hauptchakras sind. Das Verdecken des vorderen Ausgangs eines Chakras mit Extremitäten oder Gegenständen verringert die eigene Offenheit und den Kontakt zu anderen Wesen.

19.9. Eine aufrechte Haltung fördert den Fluss des Pranas durch Sushumna Nadi, eine gebückte Haltung verringert ihn.

19.10. Die beiden nächst wichtigsten Nadis entspringen am untersten Ende der Wirbelsäule, verlaufen entlang der Wirbelsäule und enden in den Nasenflügeln. (Die Nasenatmung reinigt die Nadis, was einer der Gründe ist, immer durch die Nase zu atmen.)

19.11. Ida Nadi steht für das kühlende, empfangende, intuitive Prinzip und endet im linken Nasenflügel.

19.12. Pingala Nadi steht für das feurige, handelnde und schaffende Prinzip und endet im rechten Nasenflügel.

19.13. Im Idealfall sind beide Nasenflügel geöffnet. Swami Sivananda schreibt, dass in diesen Fällen die Sushumna geöffnet und der Aspirant in diesem Moment besonders geeignet für die Meditation ist.

19.14. Dann kann Prana (bei fortgeschrittenen Aspiranten auch die Kundalini Kraft, siehe 19.39 ff.) besonders intensiv durch Sushumna fließen).

19.15. Meditation kann auch dazu führen, dass sie innerhalb kurzer Zeit beide Nasenflügel öffnet.

19.16. Im Normalfall ist ein Nasenflügel deutlich mehr geöffnet als der andere. Dieses wechselt ca. alle 100 Minuten.

19.17. Ist der linke Nasenflügel geöffnet, gibt es einen verbesserten Kontakt zur echten Intuition und damit zu verbesserten Entscheidungen. Die Öffnung des rechten Nasenflügels ist ideal für Handlungen.

19.18. Nadis können blockiert sein. Auch Chakras können teilweise oder auch ganz geschlossen sein. Hatha Yoga, Kundalini Yoga und Meditation entfernen die Blockaden, sofern der Aspirant mit der richtigen Intention übt.

19.19. Jedem Chakra sind Charaktereigenschaften und Prinzipien zugeordnet. Soll eine Charaktereigenschaft und/oder ein Prinzip voll gelebt werden, ist die vollständige Öffnung des zugehörenden Chakras notwendig.

19.20. Diese Charaktereigenschaften sind nach [5]:

  • I. Muladhara Chakra: Beständigkeit, Ruhe, Ausdauer, Gleichgewicht, gesunder Menschenverstand, Realitätssinn, Sparsamkeit, Prinzipientreue
  • II. Swadhisthana Chakra: Hingabe, Loslassen, Liebe, Demut, Mitgefühl, Mitleid, Fließen, Gottesliebe, Vertrauen
  • III. Manipura Chakra: Durchsetzungsvermögen, inneres Feuer, Temperament, Leidenschaft, Begeisterung, Wahrhaftigkeit, Kreativität
  • IV. Anahata Chakra: Offenheit, Anpassungsfähigkeit, Toleranz, Weite, Kommunikation, vielseitiges Interesse, Verstehen, Aufnahmefähigkeit
  • V. Vishuddha Chakra: Kommunikation, Ausdrucksvermögen, seinen eigenen Raum bestimmen
  • VI. Ajna Chakra: Intellekt, Intuition, alle geistigen Kräfte
  • VII. Sahasrara Chakra: Empfangen der göttlichen Gnade („Heiliger Geist“)

19.21. Bewertet mindestens eine Überzeugung (der Verstandeshülle) eine Eigenschaft negativ und/oder verleugnet sie diese, kann sich das Chakra nicht ganz öffnen, solange der Mosaikstein in der Verstandeshülle nicht transformiert ist.

19.22. Ein Hauptchakra versorgt die umgebenden Organe mit Prana. Für die gute Funktion und eine gute Selbstheilung ist das offene Chakra mit einem guten Pranafluss sehr hilfreich.

19.23. Blockierte Chakras entlang der beweglichen Wirbelsäule (Manipura, Anahata, Vishuddha) können zu Verspannungen führen. In diesem Fall ist es nicht nur wichtig, die Muskeln zu lockern, sondern auch das Chakra zu öffnen, damit eine neuerliche Verspannung verhindert wird.

19.24. Sensible Menschen spüren ein geschlossenes Chakra in Form von Kälte.

19.25. Sensible Menschen können ein blockiertes Chakra als physikalisch nicht diagnostizierbaren Schmerz empfinden.

19.26. Das kann auch erklären, weshalb manche Krankheiten bei manchen mit großen Schmerzen einhergehen, bei manchen nicht.

19.27. Kalte Hände und Füße können ihre Ursache in mangelndem Pranafluss haben.

19.28. Die Reinigung der Nadis kann als Hitze in bestimmten Körperregionen empfunden werden.

19.29. Das Öffnen der Chakras kann zur Aktivierung emotionalen Nebels führen. Diese Aktivierung ist für die Transformation zu Atman hin wesentlich.

19.30. Kann sie aus einer Position der Stärke erlebt werden (Beobachten, Annehmen, Zulassen, Fühlen, ohne Bewertung, ohne Verurteilung, ohne Verhaftung), ist die Aktivierung die Transformation.

19.31. Diese Stärke kann nur von fortgeschrittenen Aspiranten eingenommen werden. (Sie ist ein Zeichen großer Verhaftungslosigkeit, auch Vairagya genannt.)

19.32. In diesen Fällen gibt es eine emotionale, energetische und körperliche Heilung.

19.33. Die Transformation der Emotion erhöht den inneren Frieden. Die gewünschte charakterliche Vielfalt erhöht sich.

19.34. Die Öffnung des Chakras führt zu einem verbesserten Kontakt mit der Außenwelt. Es stehen darüber hinaus mehr Energien zur Verfügung.

19.35. In der physikalischen Hülle werden Organe und Muskeln besser versorgt.

19.36. Das Nicht-Zulassen einer Emotion wird das dazugehörige Chakra mindestens teilweise blockiert lassen. Heilung und Transformation (energetisch, emotional und körperlich) finden nicht statt.

19.37. Mischformen beim Annehmen – weder völlige Stärke noch völlige Hilflosigkeit – sind der Normalfall beim Aspiranten.

19.38. Auch in diesen Fällen ist es hilfreich, beständig und beharrlich an seiner Transformation weiter zu arbeiten.

19.39. Im Muladhara Chakra liegt zusammengerollt die Kundalini Schlange, die große spirituelle Kraft.

19.40. Ihre Erweckung ist notwendig für die Verwirklichung des Atman.

19.41. Steigt sie in Sushumna Nadi bis zum Sahasrara Chakra auf, gilt der Aspirant als erleuchtet.

19.42. Wobei Ramana Maharshi schreibt, dass sie für das Erleben der vollständigen Erleuchtung vom Sahasrara Chakra im Körper noch bis zum Herzen wieder hinabsteigen muss. [9]

19.43. Für den Aspiranten ist diese Unterscheidung so lange ohne Bedeutung, wie sie noch nicht bis zum Sahasrara Chakra aufgestiegen ist.

19.44. Die Reinigung von Sushumna Nadi ist nicht nur für den Pranafluss von Bedeutung. Sie erleichtert auch die Erweckung der Kundalini.

19.45. Die vollständige Öffnung aller 7 Hauptchakras ist gleichbedeutend mit der vollständigen Erweckung der Kundalini Kraft.

19.46. Der Aspirant ist gut beraten, sich nicht um die Kundalini Kraft zu kümmern. Sie kümmert sich um sich selbst. Die Kräfte der Kundalini helfen nur demjenigen, der sich ausreichend auf sie vorbereitet hat, also den Nebel in allen Hüllen genügend transformiert hat.

19.47. Nicht jede Energieerfahrung in Sushumna Nadi ist gleich die Erweckung der Kundalini. Häufig stoßen wieder erweckte Pranaflüsse auf blockierte Chakras oder blockierte Stellen.

19.48. Ist dieses der Fall und sollen die Energieerfahrungen schnell aufhören – natürlich auf dem neuen, höheren Energieniveau –, ist eine schnelle Transformation von Energie, Emotional- und Verstandeshülle hilfreich (siehe 19.24 - 19.30).

19.49. Shankaracharya schreibt: "Wo sich das Licht der Seele in Reinheit (Sattwa) widerspiegelt, erleuchtet es die ganze Welt der Materie wie die Sonne … Die Eigenschaften unvermischter Reinheit sind Fröhlichkeit, Erfahrung des Selbst, höchster Frieden, Frohmut, Freude und Hingabe an das höchste Selbst. Durch diese geht der Gottliebende in die Freude ewiger Glückseligkeit ein. ([12], Verse 117, 119)

19.50. Das kann ein Maßstab für die eigene Transformation sein.

Die physikalische Hülle, Ernährung

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20.1. Der menschliche Körper ist ein Kunstwerk, das seinesgleichen sucht. Er verfügt über eine ausgezeichnete Anpassungsfähigkeit, große Robustheit und hervorragende Selbstreparaturmöglichkeiten.

20.2. Er ist der Tempel, in dem Atman während des Verweilens auf diesem Planeten wohnt.

20.3. Er ist Teil von Atman und doch verhüllt er Atman, solange der Aspirant glaubt, er sei der Körper.

20.4. Er kann seine Aufgaben nur erfüllen, wenn er liebevoll gepflegt wird.

20.5. Das zu wichtig nehmen des Körpers ist Nebel, der die Transformation der anderen Hüllen erschwert.

20.6. Auch die Vernachlässigung oder Überforderung des Körpers verhindert die Transformation. Der Körper kann eine Vernachlässigung aufgrund seiner Robustheit häufig lange kompensieren.

20.7. Wenn er allerdings aus diesem Grunde krank wird, ist die Transformation umso nachhaltiger gestört.

20.8. Es ist hilfreich, wenn schon einmal Vernachlässigung oder Überforderung stattfinden, dem Körper auch ausreichend Zeit und Entspannung zur Regeneration zu geben.

20.9. Überzeugungen, Emotionen und Gefühle drücken sich immer auch im Körper aus. Umgekehrt kann man diese auch beeinflussen, in dem man den Körper in der Weise wie in diesem Kapitel beschrieben verwendet.

20.10. Ein sattwiger Umgang mit dem Körper bringt einen sattwigen Körper hervor. Dieses gilt auch entsprechend für den rajasigen und tamasigen Umgang.

20.11. Es ist eine Illusion, dass sich ein sattwiger Körper einstellt, wenn Atmung, Nahrung, Getränke, Genussmittel, Reinigung, körperliche Forderung und geistige Haltung nicht sattwig sind.

20.12. Der sattwige Umgang beginnt mit einer ruhigen, liebevollen, tiefen, sanften Bauchatmung, wie in Kapitel 5 beschrieben.

20.13. Was, wie dort auch beschrieben, die anderen Hüllen mit transformiert.

20.14. Die vollständige Atmung bei vermehrtem Sauerstoffbedarf und die Anwendungen der Atemübungen aus dem Pranayama widersprechen dieser Idee nicht. Sie fördern sie sogar.

20.15. Weiterhin benötigt der sattwige Körper die richtige Mischung aus Anspannung und Entspannung.

20.16. Die angemessene Forderung erhält oder erhöht sogar die Funktionsweise.

20.17. Geistige Anspannung aktiviert den so genannten Flucht-Kampf-Mechanismus. Die Muskeln werden besser versorgt und unter Spannung gesetzt, die inneren Organe und die Verdauung weniger versorgt, Atem- und Herzfrequenz sowie der Blutdruck steigen an. Regeneration findet nicht mehr oder nur noch sehr wenig statt.

20.18. In der Entspannung entspannen die Muskeln, der Herzschlag verlangsamt sich, die Verdauung aktiviert. Regeneration des Körpers ist möglich.

20.19. Die drei Entspannungsgesetze lauten: Muskeln entspannen besonders tief, wenn sie mindestens 10 Sekunden lang konstant und ohne Überlastung gedehnt werden. Muskeln entspannen, wenn sie mindestens 5 Sekunden lang konstant angespannt werden. Allein das Bewusstmachen eines Muskels [Lenken der Aufmerksamkeit auf den Muskel] kann zur Entspannung führen.

20.20. Die Muskeln besitzen im sattwigen Zustand ihre natürliche Länge, sind in der Entspannung ganz weich, was zu einer großen Beweglichkeit führt und im angespannten Zustand kraftvoll und fest.

20.21. Insbesondere starke und nicht verspannte Rücken- und Bauchmuskeln halten den Körper den ganzen Tag mit Leichtigkeit aufrecht.

20.22. Die aufrechte Haltung ist nicht nur für den Pranafluss zwischen den Hauptchakras notwendig, sondern auch, um die Muskeln des Rückens durch die aufrechte Haltung optimal zu schonen.

20.23. Im Idealfall versorgen die geöffneten Chakras den Körper mit ausreichend Prana. Dieses verhilft ihm zu den notwendigen Bewegungen und unterstützt die Regeneration und die Selbstheilung.

20.24. Sind nur die Muskeln angespannt, die für eine Bewegung benötigt werden, und alle anderen entspannt, wird der Körper aus körperlicher Sicht optimal verwendet (siehe auch Kapitel 40 ).

20.25. Aufmerksamkeit (siehe Kapitel 7) auf die verwendeten und auch ein wenig auf die nicht verwendeten Muskeln fördert achtsame und harmonische Bewegungen. Und der Körper bekommt die notwendige Aufmerksamkeit, damit er sich wohl fühlen kann.

20.26. Und sie verhindert viele Ungeschicke, die sich auf unachtsames Handeln zurückführen lassen.

20.27. Dauerspannungen in den Oberschenkeln scheinen den Pranafluss zu den Füßen zu verhindern. Das kann erklären, weshalb die Füße kalt sind, ohne dass eine physikalische Ursache gefunden werden kann.

20.28. Verspannte Muskeln im Rücken, Schultern und Hals weisen häufig darauf hin, dass das nächstliegende Chakra blockiert ist.

20.29. Sattwige Nahrung besteht aus Vollkorn- und Milchprodukten, Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Salaten, Nüssen und Samen.

20.30. Gewürze, sofern nicht zu scharf und in Maßen verwendet, regen auf harmonische Weise an.

20.31. Im Gegensatz zu Kaffee, Schwarzem Tee, Eiern, Industriezucker, Fisch, Salz und Schokolade und anderen rajasigen Nahrungsmitteln.

20.32. Entspannungs-, Yoga- und Meditationstechniken beruhigen auf natürliche Weise.

20.33. Im Gegensatz zu den tamasigen Lebensmitteln wie Zwiebeln, Knoblauch, Alkohol, Fleisch sowie fermentierte, verdorbene und überreife Substanzen und zu häufig aufgewärmtes oder industriell gefertigtes Essen (auch Konserven!).

20.34. Sattwige Getränke sind Wasser, verdünnte Obst- und Gemüsesäfte und Kräutertees. Mehr als 1,5 Liter täglich versorgen den Körper optimal und verhindern, insbesondere mit dem Älter-Werden, das Austrocknen.

20.35. Von allen anregenden Getränken ist ungezuckerter grüner Tee am wenigsten rajasig.

20.36. Sattwige Ernährung bedeutet auch, chemisch unbehandelte Nahrung zu verwenden, sie im reifen Zustand zu ernten, sie frisch und liebevoll zuzubereiten und in Ruhe zu essen.

20.37. Swami Sivananda empfiehlt, den Magen nur zur 2/3 zu füllen [5]. Dieses verhindert ein zu großes Körpergewicht und ermöglicht dem Magen die notwendigen Bewegungen für eine gute Verdauung.

20.38. Nicht gekochte Nahrung enthält mehr Prana als die gleiche Nahrung im gekochten Zustand [5]. Das Mehr an Prana überwiegt dabei die zusätzliche Anforderung an den Darm. Wobei noch zu klären ist, ob die zusätzliche Anforderung nicht auch eine Förderung ist.

20.39. Hektisches Essen macht rajasig, Völlerei tamasig.

20.40. Die Qualität der Nahrung entspricht der Lebensintention. Der ernst gemeinte Wunsch nach einem kraftvollen, erfolgreichen, gelassenen, gesunden und dauerhaft fröhlichen Leben wird automatisch die Ernährung ins Sattwige schieben.

20.41. Ist die Ernährung nicht sattwig und möchte man die Eigenschaften trotzdem erleben, ist eine Überprüfung der Intention (siehe Kapitel 6), vielleicht sogar das Erforschen einer dunklen Seite des Nebels hilfreich (Kapitel 18).

20.42. Genussmittel gehören zum materiellen Leben. Allerdings bestimmt auch hier die Intention über die Auswirkung auf den Körper.

20.43. Genussmittel sind beispielsweise Fleisch, Süßigkeiten, Alkohol, Nikotin, Kaffee, schwarzer und grüner Tee.

20.44. Solange ein Genussmittel nur selten verwendet wird und die Nichtverwendung eines Genussmittels jederzeit ohne körperliche oder geistige Entzugserscheinungen möglich ist, ist das Mittel nicht richtig problematisch.

20.45. Wenn ein Genussmittel verwendet wird, sollte es in dem Moment auch genossen werden: „Wenn du feierst, feiere und denk’ nicht ans arbeiten; wenn du arbeitest, arbeite und denk’ nicht ans Feiern.“

20.46. Das Suchtpotenzial, insbesondere bei allen hier erwähnten legalen Genussmitteln, ist nicht zu unterschätzen.

20.47. Die Kraft, Freude und Fröhlichkeit, die von einem sattwigen oder gar selbstverwirklichten Leben ausgeht, überwiegt den darüber hinaus kurzfristigen Genuss durch ein Genussmittel allemal.

20.48. Das bestätigt jeder, der einer dieser höheren Zustände erreicht hat. Auch wenn es für das Ego unverstellbar ist, weil das Ego sich nur das vorstellen kann, was aus der Verstandeshülle an abgespeichertem Wissen abrufbar ist (siehe Kapitel 16).

20.49. Das nachhaltigere und langfristig erfolgreichere Vorgehen ist die Erforschung der Frage: „Was möchte sich in mir verwirklichen und wird durch das Ego unterdrückt, so dass ich das Genussmittel zur Kompensation brauche?“

20.50. Beim zu Kompensierenden handelt es sich häufig um unterdrückte Bedürfnisse oder andere Emotionen oder um Gedanken, von denen man sich auferlegt hat, dass man sie nicht denken darf.

20.51. Die Antwort, sofern sie sattwige Bedürfnisse erfüllt, gefunden und gelebt wird, wiegt den Verzicht auf das Genussmittel allemal auf.

20.52. Ist die Antwort tamasig oder rajasig, helfen spirituelle Übungen zur Transformation des Nebels mehr als die Einnahme des Genussmittels.

20.53. Auch hier können die von der Transformation des Verstandes (Satz 16.49 ff.) verwendet werden.

20.54. Zu einer vollständigen Reinigung des Körpers gehören innere und äußere Reinigung.

20.55. Die äußere Reinigung erfolgt idealerweise mit Haut- und Haarreinigungsmitteln auf Naturbasis.

20.56. Bei der Häufigkeit ist das richtige Maß zu wählen.

20.57. Parfüme und Deos unterdrücken den eigenen natürlichen Duft und damit die Individualität. Sattwige Nahrung macht den Duft eines entspannten Körpers angenehmer, sanfter und lieblicher.

20.58. Insbesondere nach einer Darmreinigung (siehe 20.69).

20.59. Die innere Reinigung reinigt die Nase, Zunge, Zähne, Magen und Darm, Lunge und Geist.

20.60. Die ideale Zahnpasta besteht aus flouriertem Meersalz und Olivenöl [6]. Meersalz ist gut für die Mundflora, Olivenöl gut für das Zahnfleisch und fördert die Entgiftung. Als Zahnbürste ist in diesem Fall der Zeigefinger zu verwenden, da eine Zahnbürste in Verbindung mit dem Meersalz das Zahnfleisch dauerhaft schädigen würde.

20.61. Für die Reinigung der Zahnzwischenräume kann man Zahnseide oder so genannte Interdental-Bürsten verwenden.

20.62. Die Zunge absorbiert das Prana aus der Nahrung. Die Reinigung der Zunge mit einem Zungenschaber fördert die Aufnahme des Pranas und verringert die für die Zähne schädlichen Bakterienkulturen, die sich in der weiß-gelben Schicht auf der Zunge ablegen. Siehe auch [7]

20.63. Die Reinigung der Nase kann mit Hilfe eines Nasenspülkännchens erfolgen, dass mit körperwarmem Salzwasser gefüllt ist [7]. Die Konzentration des Salzwassers entspricht der des Körpers, so dass es noch angenehmer ist als klares Wasser ist.

20.64. Die Nasenreinigung befreit die Nase komplett von überflüssigem Schleim, besser als man es durch jegliches Schnäuzen erreichen könnte.

20.65. Sie befeuchtet die Nasengänge, was gerade in beheizten oder gar klimatisierten Räumen von großer Bedeutung ist.

20.66. Und sie regt Ida Nadi und Pingala Nadi an (siehe 19.10 ff.), die in den Nasenflügeln enden, an. Das fördert die Reinigung des Energiekörpers.

20.67. Die Verdauung funktioniert im sattwigen Zustand tadellos. Der Stuhl ist weich und wohlgeformt, es gibt keine Blähungen.

20.68. Genau wie die Zunge ist auch der Magen mit einem zähen Schleim belegt. Die Magenreinigung Vamana Dhauti (Reinigung der Mitte) hilft, den Magen sauber zu halten und damit, die Verdauung zu verbessern. Die Technik und die weitere Vorzüge finden sich z. B. in [6]

20.69. Die Darmreinigung Shank Prakshalama befreit den gesamten Darm von Schlacken und Ablagerungen und harmonisiert seine Tätigkeit. Auch diese wunderbare Reinigungsübung findet sich z. B. in [6]

20.70. Nach der Darmreinigung, die man 2x oder 4x im Jahr machen kann, befindet sich die Verdauung in einem tadellosen Zustand. Sattwige Nahrung und regelmäßige Entspannung erhalten diesen Zustand möglichst lange.

20.71. Ausreichend Getränke und Entspannung unterstützen die Verdauung hervorragend.

20.72. Die tiefe Bauchatmung (siehe Kapitel 8) reinigt die Lunge.

20.73. Noch besser sind allerdings die Atemübungen aus dem Pranayama. [Die allerdings nicht in diesem Buch beschrieben sind, da dieses zu einem Buch im Buch führen würde. Siehe bei Interesse z.B. [8]]

20.74. Viele Techniken zur Transformation der Verstandes-, Emotional- und Energiehülle enthält Teil V.

20.75. Aufmerksamkeit lässt sich auch auf jedes Körperteil lenken. Diese Lenkung ist für den Körper wohltuend.

20.76. Um den Körper zu transformieren, muss er gefordert werden. Das gilt beispielsweise für Gehirn, Muskeln, Gelenke, Zähne, Verdauung, Knochen und Kreislauf.

20.77. Das Gehirn lässt sich am besten durch die bewusste Transformation jeglichen Nebels fordern.

20.78. Dieses schärft das Bewusstsein für alle Aspekte des menschlichen Daseins, es erhebt alle Aspekte des menschlichen Daseins und fördert Weisheit und Intuition.

20.79. Das Training müheloser Konzentration über einen langen Zeitraum hält das Gehirn wach.

20.80. Besser als das Aneignen oder Abrufen von reinem Wissen ist das Training von logischem Schlussfolgern.

20.81. Muskeln sind zu kräftigen, zu entspannen und zu dehnen. Auch die Feinmotorik und Wahrnehmung der Muskelbewegungen erhöhen die Muskelqualität.

20.82. Es werden nur die Muskeln erhoben, die auch trainiert werden.

20.83. Gelenke sind innerhalb ihres ganzen Bewegungsraumes zu bewegen, am besten in langsamen, fließenden Bewegungen ohne Belastung. Das regt die Produktion von Gelenkschmiere an und verhindert Ablagerungen in den Gelenken.

20.84. Die Körperstellungen (Asanas, siehe Kapitel 40) des Hatha Yoga sind das Mittel der Wahl, um Muskeln und Gelenke zu trainieren.

20.85. Auch lange Meditationssitzungen lösen viele Verspannungen auf (siehe 39.19).

20.86. Zähne fördert man am Besten durch das gründliche Kauen von Rohkost und Nüssen.

20.87. Die Verdauungsorgane lieben sattwige Nahrung mit ausreichend Getränken.

20.88. Kraftanwendungen (des Hatha Yoga) fördern den Erhalt der Knochen.

20.89. Die beim Hatha Yoga sanft auf- und abgebaute Kraft sowie ergonomische Bewegungen schonen darüber hinaus Muskeln und Gelenke.

20.90. Zur Kreislaufförderung ist ein Ausdauertraining hilfreich. Hier kann man wunderbar den Sonnengruß (Surya Namaskar) aus dem Hatha Yoga üben.

20.91. Unter Berücksichtigung all dieser Aspekte sowie durch ausreichende Transformation in der Energie-, Emotional- und Verstandeshülle erhält man einen Körper, der einem lange Freude macht, ein Höchstmaß an Gesundheit bietet, der über ausreichend Kraft und Beweglichkeit verfügt, die Bewältigung großer geistiger Aufgaben unterstützt.

20.92. Anmerkung: Ein Höchstmaß an Gesundheit heißt nicht, dass man immer gesund ist!

20.93. Ein Körper, in dem sich Atman wohl fühlt.

Gedankenformen im Alltag

Entspannung, Anspannung, Verspannung, Gelassenheit und Kontrolle

21.1. Entspannung ist der Zustand, der sich einstellt, wenn innere Spannungen und Kämpfe ruhen und äußere Spannungen und Kämpfe nicht zur Aktivierung des Flucht-Kampf-Mechanismus führen. Gelassenheit im Geist stellt sich ein.

21.2. Anspannung in sattwiger Art ist das Anspannen der benötigten Muskeln, wobei die anderen Muskeln entspannt und der Geist gelassen und mühelos konzentriert bleibt.

21.3. Anspannung in rajasiger Art setzt viel mehr Muskeln unter Spannung als eigentlich benötigt würden. Auch der Geist ist nicht mühelos konzentriert.

21.4. Verspannung ist die Form der Anspannung, in der das Loslassen nicht mehr durch einen reinen Akt des Willens geschieht.

21.5. Auch bei einem dauerhaft angestrengt konzentrierten Geist bedarf es häufig gesonderter spiritueller Übungen, um den Geist in die Gelassenheit zu führen.

21.6. Kontrolle ist zunächst die Unterdrückung von Gedanken und Emotionen, um ein (unbewusstes) Ziel zu erreichen.

21.7. Im sattwigen Zustand ist sie mühelos und kann sofort aufgegeben werden, sobald sie nicht mehr benötigt wird.

21.8. Wie jede andere Gedankenform macht sie sich selbstständig, d. h. sie läuft auch ohne das Ziel weiter, wenn sie über einen längeren Zeitraum nicht mühelos angewendet wird. Entspannung und Gelassenheit gehen verloren.

21.9. Kontrolle ist etwas anderes als Transformation: Bei der Transformation nimmt man automatisierten Gedanken und auf äußere Reize reagierende Emotionen das unkontrollierte Auftreten. Kontrolle ist der Kampf gegen eigene Anteile, ohne sie zu verändern.

21.10. Transformation setzt Kräfte frei und geht den Weg zur Selbstverwirklichung, Kontrolle bindet Kräfte und entfernt den Aspiranten von Atman.

21.11. Kontrolle führt selten zum gewünschten Erfolg. Durch den Kampf gegen sich selber entsteht neuer Nebel, der dann typischerweise wieder versucht wird, wegzukontrollieren.

21.12. Dieser Teufelskreis geht häufig viele Runden, bis Schaffenskraft und Authentizität kaum noch vorhanden sind.

21.13. Der Weg der Entspannung ist der Rückwärtsweg: Die Kontrolle wird aufgeben, in dem Moment erlaubt man sich, so zu sein, wie man ist.

21.14. Das ist der Grund, weshalb dann die vorher wegkontrollierten Gedanken oder Gefühle bewusst werden.

21.15. Dieses Phänomen erklärt emotionale Reinigungserfahrungen bei Entspannung, Âsanas, Atemübungen und Meditation im Moment des Loslassens.

21.16. Der Weg der Reinigungserfahrung ist sehr wichtig. Er gehört zum spirituellen Arbeiten.

21.17. Für die Selbstverwirklichung ist es unabdingbar, jede Doppelschicht aus „Kontrolle“ „Unterdrückte Ideen und Emotionen“ zu transformieren.

21.18. Mit jeder transformierten Schicht erhöht sich die Entspannung, auch oder gerade in stressbehafteten Situationen.

21.19. Mit jedem Stück erhöhter Entspannung verbessern sich auch Gesundheit und Verdauung, Versorgung von Muskeln und Knochen, Lebensfreude, Humor, Kraft, Kreativität, Intelligenz und Intuition.

21.20. Echte Authentizität stellt sich ein, die Gedanken kommen zur Ruhe.

21.21. Aus der Ruhe heraus arbeitet man schneller, fehlerfreier, konzentrierter, effektiver und mit mehr Freude.

21.22. Auch die Transformation allen Nebels gelingt leichter, weil man im entspannten Zustand die nicht so schönen Seiten besser zulassen kann. Die Ehrlichkeit zu sich selbst wird höher.

21.23. Derjenige, der Meditation nicht „nur“ als Werkzeug zur Meisterung des Alltags verwendet, sondern auch, um Selbstverwirklichung zu erlangen – wobei es streng genommen das gleiche ist –, wird sich über die vertieften Meditationen freuen, die sich mit zunehmender Entspannung einstellen.

21.24. Die Kunst der Entspannung ist eine sehr wichtige Hilfswissenschaft, egal ob sie zur Meisterung des Alltags oder zur Selbstverwirklichung verwendet wird.

21.25. Echte Entspannung bedeutet immer die Abwesen- heit von (bewusster oder unbewusster) Anstrengung.

21.26. Mit viel Einsatz ein Lächeln auf die Lippen zu setzen, dabei betont ruhig, gelassen und friedlich zu reden und sich im Schleichtempo zu bewegen, ist weder Entspannung noch Sattwa. Es ist Heuchelei!

21.27. Das „Wie“ ist auch hier entscheidend, nicht das „Was“.

Glück, Nachhaltigkeit, Unbequemlichkeit, Wünsche

22.1. Ein Teil des Wesenskerns des Menschen ist Ananda – Glückseligkeit.

22.2. Diese Glückseligkeit ist aus Sicht eines nicht sattwigen Verstandes grundlos, unberechtigt und unvorstellbar.

22.3. Aus Sicht des Weisen ist sie selbstverständlich.

22.4. Dieses ist Glück ist unbeschreiblich. Der Zuhö- rende oder Lesende kann es nicht wirklich auffas-

22.15. Das gilt genauso für Familie, Beruf, Besitz wie auch Hobby, Freizeit und Urlaub.

22.16. Was nicht heißt, dass das nicht alles sein darf. Es heißt nur, dass das sich Abhängigmachen von äußeren Umständen immer zum Leiden führt.

22.17. Das Wertschätzen der Umstände im Bewusstsein der Vergänglichkeit von allem Physikalischen ist Ananda.

22.18. Die Illusion der Unvergänglichkeit ist Nebel, der schnellstens transformiert werden sollte, bevor das Leiden beginnt.

22.19. Die beharrliche Transformation allen Nebels führt unweigerlich zu Ananda.

22.20. Der Weg ist kurzfristig unbequem: Der Aspirant muss sich mit seinem Ego, seinen dunklen Seiten, nicht erwünschten Emotionen beschäftigen.

22.21. Er muss sie zunächst zugeben und zulassen, schließlich auch noch gänzlich bei geöffnetem Herzen annehmen, damit er sie loslassen kann und er sich Ananda nähert.

22.22. Die Annäherung an Ananda fördert die weitere 1

sen, so lange er es nicht erlebt hat.

22.5. Denn aus der Verstandeshülle sind nur bisher

Transformation. Ein wichtiger Engelskreis sich selbständig.

macht

erlebte Eindrücke abrufbar (siehe 16.1 ff.).

22.6. Das Leben von Ananda kann allerdings dazu führen, dass die Sehnsucht anderer nach dieser Qualität geweckt wird. Ein wichtiger Aspekt für einen Guru.

22.7. Sri Yukteswar sagt sinngemäß: „Die wahren Asketen sind die Materialisten. Denn sie haben nicht die göttliche Wonne erlebt.“ [15]

22.8. Das Streben nach Glück ist ein Urbedürfnis des Menschen.

22.9. Wird es nicht in Form von Ananda gesucht, strebt der Mensch nach äußerlichem Glück.

22.10. Doch nur das innere Glück ist immerwährend und immer vorhanden. Allerdings ist es durch Nebel verdeckt, insbesondere durch Wünsche von anderen Lebensumständen.

22.11. Diese Wünsche äußern sich durch Begehren nach anderen Lebensumständen und Widerstand gegen momentane Lebensumstände.

22.12. Zu den momentanen Lebensumständen gehören auch Ideen über Vergangenheit und Zukunft.

22.13. Keine Wünsche mehr zu haben, heißt automatisch, dass die Gedankenformen schon sehr zur Ruhe gekommen sind. Denn Wünsche sind die größte Ursache für intensive Gedankenwellen.

22.14. Äußerliches Glück ist immer veränderlich: sind die Umstände nicht mehr da, die das äußere Glück hervorrufen, beginnt das Leiden durch Entzug (des äußeren Glücks).

22.15. Das gilt genauso für Familie, Beruf, Besitz wie auch Hobby, Freizeit und Urlaub.

22.16. Was nicht heißt, dass das nicht alles sein darf. Es heißt nur, dass das sich Abhängigmachen von äußeren Umständen immer zum Leiden führt.

22.17. Das Wertschätzen der Umstände im Bewusstsein der Vergänglichkeit von allem Physikalischen ist Ananda.

22.18. Die Illusion der Unvergänglichkeit ist Nebel, der schnellstens transformiert werden sollte, bevor das Leiden beginnt.

22.19. Die beharrliche Transformation allen Nebels führt unweigerlich zu Ananda.

22.20. Der Weg ist kurzfristig unbequem: Der Aspirant muss sich mit seinem Ego, seinen dunklen Seiten, nicht erwünschten Emotionen beschäftigen.

22.21. Er muss sie zunächst zugeben und zulassen, schließlich auch noch gänzlich bei geöffnetem Herzen annehmen, damit er sie loslassen kann und er sich Ananda nähert.

22.22. Die Annäherung an Ananda fördert die weitere Transformation. Ein wichtiger Engelskreis macht sich selbständig. [Engelskreise sind sich selbst verstärkende Verhaltensweisen zum Wohle des Menschen; im Gegensatz zum Teufelskreis.]

22.23. Der kurzfristig unbequeme

22.23. Der kurzfristig unbequeme Weg der Transformation ist der einzig nachhaltige Weg. Denn er packt alles Unglück bei der Wurzel.

22.24. In den Momenten, in den man nicht mehr an die Transformation glaubt, ist die Visualisierung des Zustandes nach der Transformation hilfreich.

22.25. Dann wird dem Aspiranten bewusst, wofür er die Unbequemlichkeit auf sich nimmt.

22.26. Nicht jeder unbequeme Weg führt zu langfristi- gem Glück. Die Transformation ist wichtig, nicht das möglichst lange Erleben ungeliebter Zustände.

22.27. Die vermeintlichen bequemen Wege durch kurz- fristigen Genuss oder Verdrängen durch Denken oder Handeln führen langfristig zu großem Leid: Nicht transformierter Nebel wird zu einem späte- ren Zeitpunkt mit umso größerer Macht aktiviert.

22.28. So ist das Leben in der Tat ein Paradoxon: die kurzfristig unbequeme Transformation von Nebel führt nachhaltig und langfristig zum Glück. Das Streben nach kurzfristigem Glück ohne Transfor- mation führt langfristig zu unnötig großem Leid.

22.29. Wünsche, die nur im Außen befriedigt werden können, führen zu Leiden. Diese Wünsche sind mit (starken) Emotionen verbundener Nebel.

22.30. Wünsche entstehen immer aus einer Idee des Mangels. (Sattwige) Fülle heißt automatisch, dass keine Wünsche aktiv sind (siehe auch 22.36).

22.31. Solange der Wunsch nicht erfüllt ist, leidet man daran.

22.32. Ist er erfüllt, leidet man daran, dass es nach der Erfüllung doch anders ist, als man es sich vorge- stellt hat.

22.33. Oder daran, dass man erkennt, dass die Erfüllung des Wunsches nur kurzfristig glücklich macht (viel des gerade aktiven Nebels kurzfristig zum Schlafen bringt).

22.34. Und danach der gleiche Nebel wieder aktiv sein wird.

22.35. Daher sind Gleichmut und Zufriedenheit mit den Lebensumständen die Voraussetzung für Glück (siehe Vers 13.13, zitiert nach Patanjali).

22.36. Gleichmut ist das Annehmen aller Lebensum- stände mit geöffnetem Herzen und Mitgefühl, ohne Widerstand und Begehren.

22.37. Gleichgültigkeit ist das Annehmen aller Lebens- umstände mit geschlossenem Herzen ohne Mitge- fühl und unterdrückten, nicht mehr wahrgenom- menen Bedürfnissen von sich selbst und anderen.

22.38. Gleichmut ist das hohe Gut, nicht Gleichgültig- keit.

22.39. Menschen, die im Leben viel kämpfen oder viele Emotionen von Widerstand und Begehren haben oder in Selbstmitleid und Opferrollen verfallen oder ihre Wünsche und Bedürfnisse nicht mehr wahrnehmen, können sich häufig nicht vorstellen, dass es Gleichmut gibt und verwechseln Gleich- mut mit Gleichgültigkeit.

22.40. Und entwickeln Widerstand gegen die Idee des Gleichmuts.

22.41. Bei diesen Menschen ist es wichtig, auf den Unterschied von Gleichmut und Gleichgültigkeit hinzuweisen, sofern sie es denn überhaupt hören wollen.

22.42. Buddha schreibt über Gleichmut: „Sogar im leeren Wald findet er Freude. Denn er begehrt nichts.“ ([10], Vers 10)

22.43. Osho schreibt im Kommentar zu dem Vers: „Das Einzige, was deine natürliche Fähigkeit zur Freude zunichte macht, ist dein begehrendes Den- ken….Wenn keine Wünsche da sind, bist du hier und jetzt völlig zufrieden. Jetzt und hier zufrieden zu sein, ist Freude.“

22.44. Auch in der Bhagavad Gita finden sich wichtige Hinweise für die Bedeutung von Gleichmut:

22.45. Die Kontakte der Sinne mit den Objekten, Oh Sohn Kuntis, die Hitze und Kälte, Freude und Schmerzen hervorrufen, haben einen Anfang und ein Ende; sie sind nicht dauerhaft; ertrage sie tap- fer, Oh Arjuna! (II. 14). Dieser unerschütterliche Mensch, den all dies sicher nicht berührt, Oh größter unter den Menschen, und für den Freude und Schmerz gleichbedeutend sind, ist geeignet, Unsterblichkeit zu erlangen. (II.15) [2]

22.46. Freiheit von Wünschen heißt automatisch, dass die Gedanken ruhiger sind. (siehe 16.36 ff.) Die Präsenz nimmt zu.

22.47. Die Unterdrückung von Wünschen – insbesondere weil man nicht mehr daran glaubt, dass man die Wünsche erfüllt bekommt – ist nicht die Freiheit von Wünschen.

22.48. Die Unterdrückung ist Nebel, der anderen Nebel in Bezug auf das ganze Leben kurzfristig tarnt.

22.49. Die Unterdrückung von Wünschen, Zielen und Visionen ist eine der elegantesten Methoden, sich jeglichen Lebenssinn zu nehmen.

22.50. Die Einsicht, dass Wünsche nur Nebel sind und nicht langfristig glücklich machen, kann schon die Transformation sein.

22.51. Die Transformation der Idee von Mangel, der in den Wünschen verborgen ist, ist sehr heilsam für das Annehmen des gegenwärtigen Zustandes.

22.52. Und gleichzeitig erhöht es Gestaltungs und Schaffenskraft, da sich aus der Idee eines Mangels nur selten etwas erschaffen lässt.

Weisheit und Vernunft

23.1. Weisheit und Vernunft sind Fähigkeiten, die ei- nem Menschen auf Grund seines Karmas von Ge- burt an zur Verfügung stehen können.

23.2. Alle anderen können es sich erarbeiten.

23.3. Weisheit und Vernunft sind immer ein Zeichen von der Nähe Atmans.

23.4. Weisheit und Vernunft sind wichtige Qualitäten für weise Entscheidungen und erfolgreiches, ge- schicktes Handeln.

23.5. Weisheit setzt die Kenntnis der Werte (siehe Kapitel 13) und das bewusste, mühelose Leben der Werte voraus.

23.6. Genauso wichtig ist die Kenntnis und das be- wusste, mühelose Leben einer weiten Moral (siehe Kapitel 12).

23.7. Ein weiteres wichtiges Standbein ist die weitge- hende Transformation der dunklen Seite des Ne- bels (siehe Kapitel 18).

23.8. Das letzte große Standbein ist tiefer emotionaler Friede (bei geöffnetem Herzen).

23.9. Alle zusammen führen zu starkem Kontakt zur echten Intuition (siehe Kapitel 6).

23.10. Echte Intuition ist der stärkste Ausdruck von Weisheit.

23.11. Vernunft ist das, was aus objektiven Gründen heraus sinnvoll ist.

23.12. Vernunft ist vorhanden, wenn die Standbeine der Weisheit noch nicht ausreichend transformiert sind.

23.13. Vernunft hat nicht die Qualitäten der echten Intui- tion.

23.14. Für den nicht an seiner Transformation Arbeiten- den ist Vernunft das Höchste, was er erreichen kann.

23.15. Es ist immer noch besser als sich von nicht verar- beiteten Emotionen der Vergangenheit, einem ge- schlossenem Herzen, falschen Moralvorstellungen und Werten leiten zu lassen.

23.16. Weisheit kann zu Entscheidungen führen, die jeglicher Vernunft widersprechen. Das Wissen Atmans ist größer als das des Verstandes!

23.17. Das Folgen der echten Intuition (das „echte“ Bauchgefühl) ist erfolgreicher als dem Folgen der Vernunft.

23.18. Für Außenstehende scheint es so, als ob der Narr und der Weise ähnlich handeln. Doch was beim Narr die völlige Unkenntnis der Lebenszusam- menhänge und das blinde Vertrauen auf Gott ist, ist beim Weisen die Kenntnis von sich Selbst, dem Leben und die Verbindung zu Atman.

23.19. Weisheit kann sich vernebeln, wenn einer weisen Entscheidung aufgrund ihrer „Verrücktheit“ nicht gefolgt wird und eine „vernünftige“ Entscheidung gefällt wird.

23.20. Denn dieses stärkt das „Vertrauen“ in die Ver- nunft und schwächt den Kontakt zu Atman.

23.21. Häufig zeichnet es sich dadurch aus, dass die Entscheidung im Nachhinein hinterfragt wird.

23.22. Beim Folgen der echten Intuition wird das nie der Fall sein.

23.23. Gibt es ein Hinterfragen, führt die Transformation der Emotionen, die mit dem Hinterfragen ver- bunden sind, zurück zur Weisheit.

Vergangenheit, Präsenz, Zukunft, Denken

24.1. Vergangenheit und Zukunft existieren nur in der Gedankenwelt.

24.2. Wenn über Vergangenheit geredet wird, wird über das im Verstand gespeicherte Wissen sowie in der Emotionalhülle gespeicherten Emotionen geredet.

24.3. Ob Vergangenheit wirklich existiert, weiß der Aspirant erst, wenn er Samadhi erreicht hat.

24.4. Wenn über Zukunft geredet wird, wird etwas vermutet, von dem man nicht weiß, ob es jemals eintreten wird.

24.5. Ob Zukunft wirklich existiert, weiß der Aspirant erst, wenn er Samadhi erreicht hat.

24.6. Präsenz entsteht, wenn die Gedankenwellen bei geöffnetem Herzen zur Ruhe kommen und das Handeln in völliger, müheloser Konzentration auf das jetzige Sein erfolgt.

24.7. Dann geht jegliches Zeitgefühl verloren. In diesen Momenten existieren für den Handelnden weder Vergangenheit noch Zukunft.

24.8. Das ist der Zustand des grundlosen Glücklich- seins.

24.9. Solange dieser Zustand noch nicht ausreichend vorhanden ist, ist es hilfreich, sich in ausgewoge- ner Balance mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu beschäftigen.

24.10. Nicht verarbeitete Situationen der Vergangenheit wirken über nicht sattwiges Handeln und Denken in der Gegenwart in die Zukunft hinein.

24.11. Von daher ist es töricht, einfach so zu tun, als ob man mit der (nicht verarbeiteten) Vergangenheit abgeschlossen hätte und sich mit ihr nicht mehr zu befassen braucht und gleichzeitig die Zukunft er- folgreicher gestalten möchte.

24.12. Soll sich in der Zukunft etwas gegenüber schon lange Erlebtem etwas ändern, ist ein besonders achtsames Vorgehen wichtig.

24.13. Jeder Zustand, der über einen längeren Zeitraum erlebt worden ist, möchte von Teilen des Nebels der Verstandeshülle auf jeden Fall weiter erlebt werden.

24.14. Denn Teile des Egos möchten sich auf keinen Fall eingestehen, dass das bisher Erlebte schon lange vorher hätte transformiert und damit gewandelt werden können.

24.15. Gerade bei lang erlebten Zuständen sucht das Ego gerne die Schuld im Außen.

24.16. Daher erschafft das Ego häufig schnell die Verkleinerung oder gar Verleugnung des eigenen Anteils.

24.17. Der Nebel ist auf dem Gebiet langjährig erlebter, nicht erwünschter Zustände besonders zäh und dicht.

24.18. Durch das Verhalten des Egos wird die Transfor- mation unnötig erschwert bzw. sogar verhindert.

24.19. Daher sind das Bewusstsein und die damit verbun- dene Ehrlichkeit wichtig, dass man das bisher Er- lebte selbst erschaffen hat.

24.20. Kann man sich ein Leben mit den neuen ge- wünschten Eigenschaften ohne den bisherigen Zu- stand nicht vorstellen, ist man noch nicht reif für die Transformation.

24.21. Das sich immer wieder Vorstellen des Zustandes nach der Transformation unterstützt die Transfor- mation.

24.22. Es ersetzt allerdings die Transformation nicht.

24.23. Gleichzeitig oder nach erfolgter Transformation kann dann die Umsetzung der gewünschten Ver- änderung erfolgen.

24.24. Denken ist niemals Präsenz. Denken ist Beschäfti- gung mit einer Welt der illusionären Gedanken.

24.25. Denken kann Transformation und Handeln vorbe- reiten, doch es bleibt nur Vorbereitung.

24.26. Praktizieren und tatsächliches Handeln, insbeson- dere bei mühelosem, konzentriertem Durchführen, haben eine ganz andere Qualität, nämlich die Qualität der Präsenz.

24.27. Für die Zukunft sind Ziele, Visionen (siehe Kapi- tel 28) und Entscheidungen wichtig (siehe Kapitel 25).

24.28. Für diese Dinge ist das Denken eine wichtige Voraussetzung, insbesondere, wenn es spielerisch leicht mit Freude erfolgt und wenn keine Emotio- nen aktiv sind.

24.29. Doch auch hier gilt: Erst das reale Erschaffen holt in die Präsenz zurück.

24.30. Wenn man Angst vor dem realen Erschaffen hat, ist die Transformation der Angst besonders wich- tig, sonst besteht in der Tat die Gefahr, dass der Aspirant in der Welt der Gedanken gefangen bleibt.

24.31. Die karmischen Konsequenzen der Vergangenheit führen (auch) in die Gegenwart. Die ehrliche Be- schäftigung mit der Abweichung zwischen ge- wünschtem und realem Erleben führt fast automa- tisch in die Vergangenheit; wenn bei dem sich Beschäftigen Emotionen aktiviert werden.

24.32. Mit jeder vollzogenen Transformation nimmt die Präsenz zu.

24.33. Mühelose, freudvolle Präsenz prägt idealerweise die Gegenwart.

24.34. Sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen, ohne daraus zu lernen zu wollen, ist Zeitverschwen- dung.

24.35. Sich mit der Zukunft zu beschäftigen, ohne sich seinen Zielen, Visionen und Entscheidungen zu widmen, ist Zeitverschwendung.

24.36. Sich Emotionen hinzugeben, ohne sie transfor- mieren zu wollen, erschafft unnötiges Leiden.

24.37. Die Transformation allen Nebels ist das Wich- tigste in der Gegenwart.

24.38. Auch wenn der Befriedigung der grundlegenden materiellen Bedürfnisse des Alltags eine gewisse Zeit des Tages eingeräumt werden muss.

24.39. Die Transformation ist nie nur eigennützig! Die entstehenden Fähigkeiten sind immer auch Vor- bild für andere. Insbesondere, wenn man sie lebt und nicht viel darüber redet.

24.40. Sie erschafft die freudvolle Präsenz der Gegen- wart.

24.41. Echte Präsenz heißt, alle Eindrücke der Sinne so wahrzunehmen wie sie sind, ohne dass sie in Worte übersetzt werden. Dieser Zustand setzt dementsprechend ein Ruhigsein der Gedanken voraus.

24.42. Echte Präsenz heißt auch, keinerlei Emotionen mehr unterdrücken zu müssen. Alles darf sein, wie es ist. Auch der Mensch selbst.

24.43. Wichtige Fragen zur Unterscheidung zwischen Präsenz und Kontrolle sind: Bin ich grundlos glücklich? Kann ich mitfühlend mit den Menschen umgehen, deren Gegenwart ich bisher nicht als wohltuend empfinden konnte?

24.44. Die freudvolle Präsenz der Gegenwart und die Verbindung mit allen Eindrücken der Sinnesor- gane sind derart stark und sinngebend und derart frei von jeglichem Leiden (Leiden entsteht durch unverarbeitete und aktive Emotionen der Vergan- genheit), dass man sich automatisch so ernährt und sein Leben so gestaltet, dass man die Präsenz erhält.

24.45. Die Ernährung wird sattwig, das Gehirn wird man nur verwenden, wenn es sein muss.

24.46. In diesen Situationen kann man auch sehr gut Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden.

24.47. Bis dann doch wieder Nebel (durch Anregung von außen) aktiviert wird und der Zustand verloren geht.

24.48. Einmal diesen Zustand erreicht, weiß man, dass er wieder erreichbar ist. Das verstärkt die Arbeit an der eigenen Transformation.

24.49. Dauerhafte Präsenz ist die beste Voraussetzung für Erleuchtung.

Entscheidungen und Veränderungen

25.1. Der Mensch besitzt gegenüber allen anderen We- sen auf diesem Planeten einen riesigen Spielraum bei der Gestaltung der eigenen Ausrichtung, des Alltags und der Umgebung.

25.2. Der Mensch hat nicht nur das Recht zur Entschei- dung, sondern sogar die Pflicht zur Entscheidung.

25.3. Im Alltag steht häufig die Auswahl einer Alterna- tive aus mehreren an, wobei die anderen Alterna- tiven ausgeschlossen werden.

25.4. Vor einer Entscheidung zwischen mehreren Alter- nativen zu stehen und keine Entscheidung zu tref- fen, ist in Wirklichkeit die Entscheidung, den mo- mentanen Zustand erst einmal so zu lassen.

25.5. Entscheidungen sind zu fällen. Im Idealfall mit dem Rückgriff auf eine möglichst große Wissensbasis, mit Mitgefühl, Weisheit und Klarheit und vielleicht auch dem Erarbeiten eines Kompromis- ses.

25.6. Und unter Berücksichtigung von Yamas und Niyamas (Kapitel 13), unter Berücksichtigung von Karma und Konsequenzen, Kapitel 10 für die Betroffenen. (Das ist ein Weg zur Weisheit.)

25.7. Dieses Wissen umfasst sowohl das materielle Wissen wie auch das Wissen um die Bedürfnisse, Sorgen und Nöte der Betroffenen und des Ent- scheidenden.

25.8. Der sattwige Entscheider berücksichtigt die nach- haltigen Bedürfnisse und Konsequenzen mehr als die kurzfristigen. Denn nur dieses gibt einen um- fassenden Blick über die optimale Entscheidung.

25.9. Voraussetzungen für eine sattwige Entscheidung sind unter anderem Gelassenheit, Entspannung und Verantwortungsgefühl, sofern sie wirklich vorhanden sind und nicht nur vom Verstand nach- geahmt werden.

25.10. Sind alle Formen des Nebels bei Entscheidungen transformiert, erfüllen den Aspiranten Entschei- dungen mit Freude. Jede Entscheidung wird als Gewinn und nicht als Verlust empfunden.

25.11. Dem Sattwigen ist klar, dass Entscheidungen nicht zu wichtig zu nehmen sind. Fällt die Wahl zwi- schen zwei Entscheidungen schwer, sind die Qua- litäten der Konsequenzen nicht so weit auseinan- der.

25.12. Reicht auch das dem Sattwigen nicht aus, sollte er daran denken, dass er Atman ist und somit unzer- störbar.

25.13. Fühlt man sich aufgrund des Verantwortungsge- fühls nicht gelassen und entspannt, ist Nebel akti- viert. Es ist hilfreich den Nebel zu untersuchen und zu transformieren. (Genauer erläutert unter 25.38 – 25.83)

25.14. Druck bei einer Entscheidung weist darauf hin, dass das Ego noch zu sehr ausgeprägt ist. Es gibt keinen Handelnden. Das Ich ist nur eine An- sammlung von Überzeugungen. (siehe 16.22)

25.15. Man selber kann auch anderen nur das antun, was in ihrem Karma vorbestimmt ist.

25.16. Und, noch eine Stufe tiefgehender: letztendlich ist jeder Atman. Das Ego kann höchstens das Ego ei- nes anderen verletzen, nicht jedoch den Wesens- kern, den Atman im anderen.

25.17. Dieses ist kein Freibrief für willfähriges oder will- kürliches Verhalten: Beides widerspricht den Yamas (siehe 13.3).

25.18. Eine weitere wichtige Voraussetzung für eine sattwige Entscheidung ist das objektive Durch- denken und sich Vorstellen können aller zur Wahl stehenden Alternativen.

25.19. Gibt es Widerstand oder Begehren für eine der Alternativen, sollten diese zunächst transformiert werden. Das erhöht die Klarheit des Geistes.

25.20. Das gilt insbesondere, wenn der Entscheidende im Leben etwas Grundlegendes ändern will: gibt es noch Widerstand oder Begehren, sind das starke Indikatoren, dass der Nebel bzgl. der angestrebten Veränderung noch nicht vollständig transformiert worden ist.

25.21. Eine nicht vollständige Transformation führt mit hoher Wahrscheinlichkeit auf ein Wideraufleben der alten, nicht erwünschten Situationen im neuen Aufguss hin. Das ist zu vermeiden, wenn wirklich eine Änderung angestrebt werden soll.

25.22. Eine Entscheidung ist ohne Abänderung des Be- schlusses umzusetzen.

25.23. Sofern nach der Entscheidung nicht noch Wissen auftaucht, dass eine Abänderung der Entscheidung notwendig macht.

25.24. Diese Fälle sind nach Möglichkeit durch Beschaf- fen einer möglichst großen Wissensbasis vor der Entscheidung zu vermeiden, lassen sich allerdings nicht immer verhindern.

25.25. Taucht nach der Entscheidung noch Wissen auf, welches die Entscheidung angreift, ist sorgfältig zu überlegen, ob dieses Wissen eine neue Ent- scheidung rechtfertigt.

25.26. Dieses gilt insbesondere dann, wenn eine Entscheidung schon in Anfängen umgesetzt ist und die abgeänderte Entscheidung die bisherige Umsetzung in Frage stellt.

25.27. Daher gilt: Das Beschaffen einer ausreichenden Wissensbasis mit anschließend schneller Umset- zung ist generell erfolgreicher als eine schnelle Entscheidung aufgrund schwacher Wissensbasis mit daraus resultierenden Abänderungen der Ent- scheidung während der Umsetzung.

25.28. Geht trotz einer schwachen Wissensbasis die Umsetzung der Entscheidung erfolgreich und zü- gig vonstatten, hatte der Entscheider entweder ei- nen sehr guten Kontakt zur echten Intuition oder sein Karma war günstig.

25.29. Der Erfolgreiche baut nicht auf sein „günstiges“ Karma. Ein arabisches Sprichwort lautet: „Ver- traue Gott, aber binde dein Kamel fest.“

25.30. Ein Kompromiss ist generell vor der Entscheidungsfindung zu finden. Nach der Ent- scheidung sollte diese konsequent und mit Mitge- fühl für sich und die Umwelt umgesetzt werden.

25.31. Konsequenz und Mitgefühl sind nur scheinbare Widersprüche bei denen, die selbst beides nicht miteinander verbinden können.

25.32. Ein echter Kompromiss zeichnet sich dadurch aus, dass alle Betroffenen die gefundene Lösung als Gewinn für sich und alle anderen sehen.

25.33. Bei einem echten Kompromiss sind Yamas und Karma ausreichend berücksichtigt. Sonst ist es kein echter Kompromiss.

25.34. Ein echter Kompromiss ist nicht möglich, wenn bei Entscheider oder Betroffenem keine ausrei- chende Offenheit für die Bedürfnisse anderer vor- handen ist.

25.35. Ist ein echter Kompromiss nicht möglich, muss der Entscheidende vor allem seine Belange berücksichtigen. (Einhaltung von Yamas, Niya- mas, Berücksichtigung von Karma und nachhaltigen Konsequenzen für den Entscheiden- den)

25.36. Alles andere erzeugt unnötigen Nebel für alle Seiten.

25.37. Generell gilt: Vor der Entscheidung hat man eine größere Auswahl, danach hat man sich festgelegt.

25.38. Wahlfreiheit vor der Entscheidung und die Festle- gung durch die Entscheidung können vielfältige Formen des Nebels aktivieren.

25.39. Es ist hilfreich, jeglichen Nebel zu transformieren, der eine Entscheidung beeinflusst, damit soviel Klarheit, Weisheit und Mitgefühl im Moment der Entscheidung vorhanden sind, wie es möglich ist.

25.40. Die Wahl zu haben, gibt ein tamasiges Gefühl der Freiheit. Weshalb sich mancher vor Entscheidun- gen drückt, um dieses Gefühl möglichst lange er- leben zu können.

25.41. Sattwige Freiheit ist es, in jedem Moment das denken zu können, was man denken möchte. Oder auch, eben nicht zu denken, wenn man nicht den- ken möchte.

25.42. Vor der Entscheidung kann man (tamasig) lieb zu allen sein, insbesondere zu denen, die durch die Entscheidung benachteiligt oder gar verletzt wer- den würden.

25.43. Sattwige Liebe zu allen ist es, notwendige Entscheidungen zügig zu treffen und durch die Entscheidung Benachteiligten mit Mitgefühl das Ergebnis zügig und möglichst selbst zu überbrin- gen.

25.44. Die Wahl bei einer Entscheidung kann rajasig unnötig hinausgezögert werden, um andere „zap- peln zu lassen“ und die Macht über andere zu ge- nießen.

25.45. Bei einer sattwigen Entscheidung geht es um die Sache und um die Menschen. Der Entscheider fühlt sich in Verpflichtung für alle Betroffenen (einschließlich sich selbst). Er verwendet die zü- gige Entscheidung zum Wohle von allen.

25.46. Einen Standpunkt zu vertreten, ruft bei anderen Zustimmung, Desinteresse oder Ablehnung her- vor.

25.47. Den sattwigen Entscheider stören Desinteresse und Ablehnung nicht. Er weiß, dass beides zum Leben gehört, und ruht in sich selbst.

25.48. Ein tamasige Idee bei Entscheidungen ist es, den eigenen Standpunkt zu verheimlichen und deshalb die Entscheidung so lange wie möglich hinaus zu zögern.

25.49. Sattwig ist es, den eigenen Standpunkt fest und mit Mitgefühl zu vertreten. Ohne Rücksicht auf mögliches Desinteresse und Ablehnung.

25.50. Eine rajasige Idee ist es, eine Festlegung bei einer Entscheidung als Einschränkung der Wahlfreiheit zu interpretieren.

25.51. Im Gegenteil: Das Aufschieben von Entscheidun- gen führt zu einem Verlust an freier Aufmerksam- keit, wodurch Erfolg und sinnvolles Leben ab- nehmen. Auch die Wahlfreiheit bei anderen Ent- scheidungen leidet darunter.

25.52. Dieser Teufelskreis lässt sich nur durch sattwige Entscheidungen einschließlich einer zügigen Um- setzung durchbrechen.

25.53. Eine rajasige Idee ist das sich Größer machen des Egos durch die Entscheidung, weil ein Mensch und nicht ein anderer entscheiden darf. Sie könnte lauten: „ICH! entscheide. Und nicht Du.“

25.54. Der Sattwige entscheidet in Pflicht für die anderen. Er nimmt sich nicht wichtiger als er ist und ist sich seines Wertes bewusst (Demut).

25.55. Ihm ist es letztendlich sogar egal, ob es bekannt wird, dass er entscheiden hat und freut sich über seine Weisheit, die allen dient.

25.56. Schnelle Entscheidungen bei schwacher Wissens- basis, vielleicht sogar mit Stolz verbunden, sind rajasig.

25.57. Sattwige Entscheider beschaffen sich eine ausrei- chende Wissensbasis, transformieren allen Nebel und treffen Entscheidungen gelassen und in Ruhe.

25.58. Manche Menschen entscheiden tamasig, in dem sie nach der Entscheidung diese nicht umsetzen.

25.59. Der Sattwige setzt seine gefällten Entscheidungen zügig um, um auch die Ergebnisse sehen und fühlen zu können.

25.60. Außerdem ermöglicht es die schnelle Umsetzung, Fehler schneller zu erkennen und zu korrigieren.

25.61. Einige Menschen haben einen rajasigen Genuss, in dem sie sich über den eigenen Vorteil freuen, egal, wie andere Menschen dadurch benachteiligt werden.

25.62. Der sattwige Genuss besteht aus der gewonnen Klarheit und der Vorfreude auf die Umsetzung zum Wohle von allen.

25.63. Eine tamasige Idee ist es, dass Entscheidungen, die von den Betroffenen als nachteilig empfunden werden, in die eigene Einsamkeit führen.

25.64. Nicht entscheiden können führt in die Einsamkeit. Die Klarheit und die Kraft einer sattwigen Ent- scheidung führt zu innerer Stärke, Gelassenheit und Selbstvertrauen, was, wie immer, Gleichge- sinnte anzieht. Und das führt bestimmt zu keiner Einsamkeit.

25.65. Manche Menschen wollen für sie unbequeme Wahrheiten lieber ruhen lassen und belassen alles auf tamasige Weise beim Alten. Auch wenn eine Entscheidung für eine Veränderung wieder mehr mit dem Sinn des Lebens verbinden würde.

25.66. Andere treffen aus Angst vor der Aktivierung von Nebel keine Entscheidung, selbst wenn sie wissen, dass eine Entscheidung gefällt werden müsste.

25.67. Der fast Sattwige entscheidet gerne und freut sich, jeglichen Nebel zu transformieren, der eine satt- wiger Entscheidung eintrüben würde. Das ist der Weg zu Satya, der Wahrhaftigkeit (siehe 13.5).

25.68. Manche Entscheidungen scheinen Widersprüche zwischen den Yamas hervorzurufen, insbesondere zwischen Gewaltlosigkeit (Ahimsa) und Wahrhaftigkeit (Satya).

25.69. Emotionen bei diesen Widersprüchen weisen auf Nebel hin, den der sattwige Entscheider vor seiner Entscheidung transformiert.

25.70. Sind keine Emotionen aktiv und fällt die Entschei- dung immer noch schwer, ist es hilfreich, über die Sätze 25.1 – 25.16 zu meditieren.

25.71. Auch eine Meditation mit der Bitte um göttliche Führung ist hilfreich.

25.72. Manche Menschen klären Widersprüche (unbe- wusst) nicht auf, um unbequeme Wahrheiten zu vermeiden.

25.73. Die ewige Lähmung durch die selbst herbeige- führte Täuschung ist unvermeidlich, solange der Entscheidende nicht ehrlich zu sich selbst wird.

25.74. Manche verharren aus der Angst vor Veränderung im alten Zustand. Aus der Angst, nach der Verän- derung könnte es Ihnen noch schlechter gehen.

25.75. Der sattwige Entscheider erkennt die Ängste als Illusion und transformiert sie. Die Ehrlichkeit über den momentanen Zustand nimmt zu und stärkt die Entscheidungsfähigkeit.

25.76. Manche vernebeln (mit Hilfe von zu vielen Gedanken, anderen Emotionen oder Genussmit- teln) Emotionen aus Bequemlichkeit.

25.77. Das verstärkt das Leiden, bis derjenige sich zu einem späteren Zeitpunkt zwangsweise den Emo- tionen stellt.

25.78. Es ist immer hilfreich, sich der kurzfristigen Unbequemlichkeit einer ungewünschten Emotion zu stellen und langfristig Gewinn daraus zu ziehen als kurzfristig einen Genuss zu haben und lang- fristig doch zu leiden.

25.79. Manche Entscheidungen müssen unter Zeitdruck gefällt werden. Dieses ist, wann immer es geht, zu vermeiden.

25.80. Es ist immer hilfreich, sich der Emotion des „Drucks“ vor der Entscheidung zu stellen und sie zu transformieren.

25.81. Manche führen absichtlich Zeitdruck herbei, bis sie letztendlich entscheiden müssen.

25.82. Die Transformation der mit dem Aufschieben verbundenen Emotionen erleichtert besonders, da die Konsequenzen der zu späten Entscheidungen wegfallen.

25.83. Manche gehen aus Bequemlichkeit notwendige Veränderungen nicht an. Das eigene Karma wird sie langfristig ein sehr unbequemes Leben führen lassen.

25.84. Auch das Zeigen von Emotionen – Nebel der Emotionalhülle – ist eine (bewusste oder unbe- wusste) Entscheidung.

25.85. Wobei unbewusst aktivierte Emotionen häufig nicht nur durch eine reine Willensentscheidung zum Wiedereinschlafen gebracht werden können.

25.86. Anmerkung: Durch bewusst intensives Denken, Rückzug von der Außenwelt oder große Kontrolle kann man aktive Emotionen zügeln oder gar unterdrücken, allerdings nicht transformieren.

25.87. Das Verleugnen der eigenen Entscheidung und damit der eigenen Verantwortung lähmt langfris- tig, weil sie in diesem Gebiet eine Transformation und damit Wachstum unmöglich macht.

25.88. Schon im ersten Kapitel hieß es: „Solange Atman nicht erlebt ist, kommt mehr Nebel von einem selbst als vermutet.“ (Vers 3.27)

25.89. Entscheidungen können trotz sorgfältigster Wis- sensansammlung und intensiver Transformation des Nebels zu anderen als den gewünschten Er- gebnissen führen.

25.90. Sich dafür zu verurteilen, ist die nichts Weiteres als die Erzeugung des unnötigen Nebels „Drama“.

25.91. Das nicht daraus lernen ist fatal, weil auch zukünftige Entscheidungen einen ähnlichen Weg nehmen können.

25.92. Die aufkommenden Emotionen weisen auf die Intention hin. Und weicht die vom geplanten Er- gebnis ab, gilt es, die Emotion zu transformieren.

25.93. Die Transformation der Emotionen verbessert die Qualität der zukünftigen Entscheidung enorm.

Siehe auch

Seminare