Beharrlichkeit

Aus Yogawiki

Beharrlichkeit ist die Fähigkeit, bei einer Sache zu bleiben. Wer langfristig etwas bewirken will, wer langfristig Erfolg haben will, braucht Beharrlichkeit. Mit Beharrlichkeit kann man über die kleinen Erfolge und Misserfolge hinauswachsen und ein übergeordnetes Ziel verfolgen.

Beharrlichkeit ist auch auf dem spirituellen Weg nötig: Um die Erleuchtung zu erlangen, die Selbstverwirklichung, die Gottverwirklichung, braucht es große Beharrlichkeit. Umgekehrt gilt: Wer beharrlich in seinen spirituellen Praktiken ist, entwickelt auch die Beharrlichkeit, die notwendig ist, um Erfolg im Beruf zu haben und seine Partnerschaft immer tiefer werden zu lassen.

Beharrlichkeit - eine Tugend. Was ist Beharrlichkeit? Woher stammt das Wort? Wozu ist Beharrlichkeit gut? Was sind ihre Grenzen? Wie kann man sie kultivieren? Was ist das Gegenteil von Beharrlichkeit? Mit vielen praktischen Tipps, Videos und Anleitungen.

Beharrlichkeit als hilfreiche Tugend

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

Beharrlichkeit ist eine wichtige Fähigkeit, eine wichtige Tugend, eine wichtige Eigenschaft, die es zu kultivieren gilt. Beharrlichkeit ist wichtig für zwischenmenschliche Beziehungen. Beharrlichkeit ist wichtig, um Erfolg zu haben. Beharrlichkeit ist wichtig, um an dir selbst zu arbeiten. Beharrlichkeit ist wichtig, wenn du Gott erfahren willst. Beharrlichkeit ist also eine gute Fähigkeit und Tugend.

Es gibt Menschen, die können sehr schnell für etwas entflammen aber verlieren auch anschließend wieder schnell den Enthusiasmus. Das ist durchaus eine gute Eigenschaft. Diese Menschen können Freude bereiten, sie sind spontan, sie sind enthusiastisch, sie sind voller Begeisterung, aber sie brauchen dann andere Menschen mit Beharrlichkeit, die das fortführen, was sie begonnen haben, ansonsten wird wenig erreicht. Wenn du selbst erfolgreich sein willst, brauchst du auch Beharrlichkeit.

Du brauchst auch Beharrlichkeit in den Beziehungen zu anderen Menschen. Menschen sind mal freundlich, mal weniger freundlich. Menschen rufen mal zurück oder auch nicht. Eine gewisse Beharrlichkeit hilft dir, dass eine gewisse Verlässlichkeit in den Beziehungen entsteht. Wenn du erstmal merkst, grundsätzlich versteht ihr euch, grundsätzlich könnt ihr euch etwas geben, dann gilt es, dort eine Beharrlichkeit zu haben.

Ich kannte auch mal jemanden, sie war verliebt in jemanden und über viele Jahre, sie war beharrlich dabei. Der andere hatte in der Zwischenzeit zweimal jemand anderes geheiratet, sie blieb irgendwo dabei und hat immer gewartet. Und irgendwann haben die beiden sich dann tatsächlich gefunden, auch Kinder bekommen und waren über Jahre glücklich. Sie Diese Frau hatte diese tiefe Liebe in Verbindung mit Beharrlichkeit.

Natürlich, Beharrlichkeit ist zu unterscheiden von Stalkertum und anderem. Es gibt auch die negative Form der Beharrlichkeit, Aufdringlichkeit kann das sein. Man muss auch manchmal wissen, wann es nicht geht. Aber oft kann Beharrlichkeit gut sein. Auch wer im Wirtschaftsleben erfolgreich ist, der hat meist eine Beharrlichkeit. Wer die Karriereleiter nach oben steigt, der hat eine Beharrlichkeit.

Aber besonders wichtig auf dem spirituellen Weg ist die Erfahrung des Höchsten, ist die Erfahrung, dass die Tiefe der eigenen Seele eins ist mit dem Göttlichen. Das ist, was wirklich glücklich macht. Dazu braucht es auch Zeit, man muss beharrlich sein, auch an sich selbst zu arbeiten.

Im Rahmen dieser Vorträge über die Tugenden kriegst du ja so viele verschiedene Anregungen. Und du wirst einiges entdecken, was schon in dir angelegt ist, anderes, wo du feststellst, was nicht so in dir angelegt ist. Man kann an sich selbst arbeiten, aber das geht nicht alles so schnell. Manches geht glücklicherweise schnell, manches dauert länger.

Man braucht eine Beharrlichkeit. Wer jeden Tag meditiert, über Jahre und Jahrzehnte, der wird etwas erfahren. Wer jeden Tag Asanas und Pranayama übt, also Yogastellungen, Atemübungen, täglich oder fast täglich über Jahre, der wird merken, das macht etwas mit einem, es gibt einem Energie, gibt einem Freude, gibt einem eine Kraft, ein Vertrauen usw. Aber es gilt, beharrlich dabei zu sein, Beharrlichkeit, auch wenn es mal schwierig ist. Yoga macht einen insgesamt gesünder.

Und trotzdem, auch Menschen, die Yoga üben, können mal erkältet sein, können sich auch mal einen Hexenschuss einfangen, können auch mal einen Unfall haben. Beharrlichkeit heißt, weiter zu üben, weiter zu praktizieren, evtl. anders zu praktizieren, aber Beharrlichkeit zu üben. Überlege selbst, was heißt Beharrlichkeit in deinem Leben. Bist du eher der spontane und der begeisternde Mensch und du willst es vielleicht auch bleiben, aber nimmst auch in Kauf, dass du vielleicht wechselnde Beziehungen hast und wechselnde auch Arbeitsgebiete.

Oder sagst du: "Ja, es wäre vielleicht gut, wenn ich etwas mehr Beharrlichkeit üben würde, manchmal meine Spontanität und meine Gekränktheiten zurückfahren würde. Insgesamt will ich ein spontaner Mensch sein, aber etwas mehr Beharrlichkeit täte gut." Oder vielleicht bist du ein Mensch mit großer Beharrlichkeit, vielleicht brauchst du etwas mehr Spontanität, vielleicht brauchst du etwas mehr Begeisterung.

Beharrlichkeit allein reicht auch nicht aus, es ist diese Mischung von verschiedenen Eigenschaften. Man kann eine Haupteigenschaft haben oder eine Eigenschaftsgruppe und dann kann man schauen, wie kann man andere Eigenschaften auch kultivieren, dass die Stärken in einem auch spürbar werden. Denke darüber nach, überlege und setze das eine oder andere um.

Beständigkeit, Beharrlichkeit, Ausdauer

Nur mit Beharrlichkeit und Ausdauer kommst du auf dem Gipfel an

- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der Liebe von James Swartz -

Selbsterkenntnis ist kein partielles Wissen wie in weltlichen Disziplinen. Sie ist absolut, die Essenz allen Wissens. Um das angestrebte Ziel zu erreichen, muss ich mich unablässig bemühen. Die unbedingte Verpflichtung auf mein Ziel ist die Quelle, die mein Handeln speist und mir die Beständigkeit gibt, mit der die erforderlichen Handlungen auszuführen sind. Am Beginn einer neuen Unternehmung ist es leicht, völlig darin aufzugehen; sobald uns aber das ganze Ausmaß der Aufgabe bewusst wird, verlieren wir schnell das Interesse und suchen nach Ausreden für unseren Rückzug. Beharrlichkeit oder Hingabe setzen voraus, dass wir die Kräfte von rajas und tamas im Auge behalten, die uns ablenken und Trägheit verursachen. Ihnen nachzugeben behindert nicht nur unser Bemühen, sondern löst darüber hinaus Schuldgefühle aus, die schließlich den Geist lähmen und zum Scheitern führen.

Beharrlichkeit und andere Tugenden

In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und geistigen Eigenschaften beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Beharrlichkeit in Beziehung zu anderen Tugenden und geistigen Eigenschaften sowie in Bezug auf Laster sehen kann:

Ähnliche Eigenschaften wie Beharrlichkeit

Ähnliche Eigenschaften wie Beharrlichkeit, also Synonyme zu Beharrlichkeit sind z.B. Ausdauer, Beständigkeit, Zuverlässigkeit, Disziplin.

Ausgleichende Eigenschaften

Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Beharrlichkeit übertrieben kann ausarten z.B. in Borniertheit, Verschlossenheit, Vorurteil, Enge, Engstirnigkeit, Uneinsichtigkeit . Daher braucht Beharrlichkeit als Gegenpol die Kultivierung von Achtsamkeit, Offenheit, Kreativität, Spontanität.

Gegenteil von Beharrlichkeit

Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Beharrlichkeit, Antonym zu Beharrlichkeit :

Beharrlichkeit im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten

Entwicklung von Beharrlichkeit

Beharrlichkeit kann man sehen als Tugend, als eine positive Eigenschaft. Vielleicht willst du ja Beharrlichkeit in dir stärker werden lassen. Hierzu einige Tipps:

  • Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Beharrlichkeit zu kultivieren. Du kannst nicht mehrere Tugenden auf einmal entwickeln. Aber es ist möglich, jede Woche eine Tugend, eine Eigenschaft, wachsen zu lassen.
  • Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Tugend, die Eigenschaft, Beharrlichkeit kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein beharrlicherer Mensch zu sein."
  • Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Beharrlichkeit ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt.
  • Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Beharrlichkeit". Mehr Möglichkeiten zu Affirmationen findest du weiter unten.
  • Am Tag wiederhole immer wieder eine solche Affirmation: "Ich bin beharrlich".

Klassische Autosuggestion für Beharrlichkeit

Hier die klassische Autosuggestion:

  • Ich bin beharrlich.

Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:

Entwicklungsbezogene Affirmation für Beharrlichkeit

Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin beharrlich" - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:

  • Ich entwickle Beharrlichkeit.
  • Jeden Tag werde ich beharrlicher.
  • Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Beharrlichkeit.
  • Ich danke dafür, dass ich jeden Tag beharrlicher werde.

Wunderaffirmationen Beharrlichkeit

Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren, die Sukadev Volker Bretz als Wunderaffirmationen bezeichnet:

  • Bis jetzt bin ich noch nicht sehr beharrlich. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Beharrlichkeit entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
  • Ich freue mich darauf, bald sehr beharrlich zu sein.

Gebet für Beharrlichkeit

Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Beharrlichkeit:

  • Lieber Gott, bitte gib mir mehr Beharrlichkeit.
  • Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein beharrlicher Mensch werde.
  • Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Beharrlichkeit mehr und mehr zum Ausdruck bringe.

Was müsste ich tun, um Beharrlichkeit zu entwickeln?

Du kannst dich auch fragen:

  • Angenommen, ich will beharrlich sein, wie würde ich das tun?
  • Angenommen, ich wäre beharrlich, wie würde sich das bemerkbar machen?
  • Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Beharrlichkeit kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als beharrlicher Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?

Vortragsmitschnitt zu Beharrlichkeit - Audio zum Anhören

Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Beharrlichkeit, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden.

Weitere Infos

Eigenschaften im Alphabet vor Beharrlichkeit

Eigenschaften im Alphabet nach Beharrlichkeit

Literatur

Weblinks

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