Erdung

Aus Yogawiki

Erdung ist die Fähigkeit, inmitten aller Aufregungen auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben und gute Entscheidungen zu treffen. Erdung ist in der Psychologie und der Spiritualität die Fähigkeit, sich in der Welt, im Normalen, zurechtzufinden. Erdung bedeutet gesunder Menschenverstand, Verbindung mit der Natur und mit anderen Menschen.

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Gerade wem es schnell gelingt, höhere Bewusstseinsebenen zu erreichen, muss sich immer wieder erden, praktisch werden. Im Ayurveda wird vom Vata-Element, vom Luftelement, gesprochen. Menschen mit hohem Vata verlieren manchmal die Erdhaftung – und sollten sich immer wieder um ihre Erdung bemühen. In der Physik gibt es auch den Ausdruck Erdung – um den es hier in diesem Yoga Wiki aber nicht gehen soll.

Erdung - eine Tugend. Was ist die Bedeutung des Begriffs Erdung? Woher kommt das Wort? Wozu ist Erdung gut, wozu nicht? Was sind Synonyme, was Antonyme, also ähnliche und entgegengesetzte Begriffe, von Erdung?

Erdung als hilfreiche Tugend

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

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Heute will ich sprechen über Erdung. Jetzt nicht die Erdung als physikalisches Prinzip, das ist in der Elektrizität etwas Wichtiges, dass man alle elektrischen Geräte auch irgendwo erdet, dass, falls es dort irgendwo zu einem Kurzschluss kommt, dass dann die Elektrizität abgeführt werden kann in die Erde. Das ist ein komplexes Prinzip, wo ich jetzt nicht der Experte bin.

Erdung ist aber auch etwas Wichtiges auf dem spirituellen Prinzip. Wir sprechen im spirituellen Kontext davon, dass man Erdung braucht, um nicht zu sehr abzuheben. Es gibt nämlich manchmal die Gefahr, dass wenn man auf den spirituellen Weg geht, dass man sich beschäftigt mit feinstofflicher Wahrnehmung, dass man Lichtwesen sieht, dass man tolle Ideen hat, dass man sich beschäftigt mit großartigen spirituellen Prinzipien, dass man sich austauscht, dass man in den Wolken schwebt, dass man Lichterfahrungen macht, dass man sich leicht fühlt, dass man Anahata-Klänge hört, also innere Klänge usw. Und dass man tausend Ideen hat, aber dann kaum noch etwas umsetzt.

Also, wenn einem dort irgendwo die Erdhaftung verloren geht, dann ist es Zeit, dass man wieder etwas mehr Erdung bekommt. Erdung, also etwas Wichtiges. Aber es gibt nicht nur auf dem Prinzip der Spiritualität die Notwendigkeit für Erdung, sondern es gibt ja auch verschiedene Temperamente, im Ayurveda sprechen wir von Vata, Pitta und Kapha.

Der Kapha-Typ ist der gemütliche Typ, der hat keine Probleme mit der Erdung, er ist geerdet. Der Pitta-Typ ist durchsetzungsstark, er hat ein Anliegen und will sich durchsetzen, mit Enthusiasmus, Begeisterung Dinge tun, der ist typischerweise auch gut geerdet, denn er will ja auch etwas umsetzen.

Manchmal muss er ein bisschen mehr Gemütlichkeit und Bequemlichkeit haben, was auch eine Form von Erdung ist. Aber besondere Erdung braucht der Vata-Typ. Der Vata-Typ ist der luftige Typ, der viele Ideen hat, vieles umsetzen will, mit tausend Menschen spricht, meist ist sein Geist zehnmal schneller als was man umsetzen kann und nachher macht er doch wenig von dem, was er verspricht oder was er sich vornimmt. Dieser Mensch braucht Erdung. Erdung würde heißen, zunächst einmal sich bewusst machen, da ist die materielle Welt, das sind meine Mitmenschen, die können das und das tun, das ist realistisch, das kann ich tun, so geht es. Und dann eins nach dem anderen umsetzen.

Zur Erdung kann beitragen, dass man es aufschreibt, was man tun will, dass man sich einen Plan macht, dass man realistisch vorgeht, dass man den Dingen eine richtige Priorität gibt und vielleicht sogar auch tatsächlich etwas Geerdetes tut. Gartenarbeit, Haushalt, all das erdet. Oder auch Körperübungen, z.B. spazieren gehen oder schwimmen oder auch Asanas, insbesondere anstrengende Asanas.

Wenn du zu sehr abhebst, zur Erdung kann beitragen, anstrengende Yoga-Übungen zu machen, z.B. viele Sonnengrüße oder anstrengende Bauchmuskelübungen oder anstrengende Standhaltungen, auch Virabhadrasana, Heldenstellung oder Heuschrecke oder auch den Pfau. All das sind Übungen, die dir helfen zu einer guten Erdung.

Es ist natürlich auch nicht gut, zu sehr geerdet zu sein, wir wollen ja nicht materialistisch sein. Eine gewisse Bodenständigkeit, eine gewisse Erdung ist gut, ein gewisser Realitätssinn auch, aber es ist auch wichtig, hohe Ideale zu haben, es ist auch wichtig, sich auf die Tiefe des Universums zu besinnen, auf die Tiefe deiner Seele und letztlich auch auf das Göttliche überall. Und so ist es gut, geistige Höhenflüge zu haben und gute Erdung. Wie man auch sagen kann, ein Baum kann umso höher wachsen, je tiefer die Wurzeln gehen. Deshalb, je höher du hinaus willst, desto wichtiger ist auch die Erdung.

Erde dich

Gleichgewichtsübungen wie der Baum helfen Prana in den physischen Körper zu leiten

- Abschnitt aus "Die Kundalini Energie erwecken" von Sukadev Bretz -

- Ratschlag sieben bei echter Kundalini Erweckung -

Wenn die Kundalini aktiv ist, eröffnet sie dir den Zugang zu höheren Bewusstseinsebenen und zu einem neuen, wunderbaren Universum. Sie verfeinert deine Wahrnehmung. Es ist wichtig, dabei geerdet zu bleiben. Denn die göttliche Kraft will sich auch auf der Erde manifestieren. Hier ein paar Ratschläge zur Erdung:

Wenn du kurz davor bist, das Normalbewusstsein zu verlieren, es aber nicht der richtige Moment dafür ist, lege eine Hand auf den Bauch und atme ein paar Mal tief mit dem Bauch ein und aus. Atme dabei zunächst vier Sekunden lang vollständig aus, dann atme vier Sekunden bequem mit dem Bauch ein (nicht vollständig, das könnte wieder aktivierend wirken). Wenn du so etwa zehn Mal tief ausgeatmet hast, kannst du normalerweise im Normalbewusstsein bleiben.

In der Meditation und im Pranayama hilft die Vorstellung der Verwurzelung: Wenn du auf dem Boden sitzt, stelle dir vor, dass von der Wirbelsäule Wurzeln über Gesäß und Beine tief in die Erde hinein reichen. Fühle dich in der Erde verankert und spüre, dass die Erde dich nährt. Als Alternative dazu, kannst du dich beim Sitzen wie ein Berg und somit wie ein Teil der Erde fühlen.

Wenn du dich auf das Muladhara Chakra konzentrierst oder dieses Energiezentrum stark spürst, kannst dir dort einen schweren Elefanten vorstellen. Das gibt dir Festigkeit und Ruhe.

Unter den Asanas sind hier Gleichgewichtsübungen besonders wichtig – Baum, Adler, Krähe, Pfau und anstrengende Asanas wie Heldenstellung, Heuschrecke, Boot oder auch die ganze Yoga-Vidya-Fitnessreihe. Dadurch wird genügend Prana in den physischen Körper geleitet.

Sportliche Bewegung ist hilfreich, soweit keine Verletzungsgefahr besteht: flotte Spaziergänge, joggen, Krafttraining.

Behalte so weit wie möglich einen regelmäßigen Tagesablauf bei. Führe dein normales Leben weiter, so gut es geht.

Putzen, Geschirrspülen, Gartenarbeit (ohne gefährliche Maschinen oder Geräte) und andere einfache manuelle Tätigkeiten unterstützen dich. Nicht umsonst gab es in klassischen indischen Ashrams wie auch in den christlichen Klöstern sehr viel Gelegenheit dazu, die meisten dieser Zentren betrieben eine Landwirtschaft. In den Yoga Vidya Ashrams sind auch heute bei längeren Kundalini-Yoga-Seminaren täglich 45 bis 60 Minuten Karma-Yoga, Mithilfe bei einfachen Arbeiten, integriert.

Nimm erdende Nahrung zu dir, wenn du dich erden willst. Nach der Ayurveda-Lehre sind Milchprodukte und Ghee (nicht aber Sauermilchprodukte wie Joghurt), Wurzelgemüse, verschiedene Kohlsorten, Hülsenfrüchte und Avocado erdende Nahrungsmittel. Es kann sein, dass du während der Kundalini-Erweckungsphase nur Lust auf ganz sattwige Lebensmittel wie Obst, ungewürztes Getreide, leichte Salate und Gemüse hast. Wenn der Appetit hier sehr eindeutig ist, folge deiner Intuition. Vermeide ein Übermaß an Zucker, auch wenn du Heißhunger darauf hast. Zu viel Zucker kann alle Prozesse unruhig machen.

Fasten solltest du während der Kundalini-Erweckungsphase nicht. Gerade während der Anfangsphasen ist meist die Feuerenergie sehr stark. Und diese braucht Nahrung. Wenn du dem stark angeregten Verdauungsfeuer keine Nahrung gibst, kann das Gefühl des Verbrennens und der Unruhe sehr stark werden. Ich empfehle, drei bis fünf Mal am Tag zu essen. Eine Ausnahme wäre, wenn du stark übergewichtig bist, die Hitze nicht so intensiv ist UND du keinen Appetit hast (alle drei Bedingungen müssen erfüllt sein). De facto kommt das aber selten vor: Zum einen haben Übergewichtige seltener massive Kundalini-Erweckungserfahrungen, weil ihr Kapha sie eher etwas bodenständiger macht. Zum anderen bleibt ihr Appetit auch bei einer Energieerweckung normal.

Du selbst musst entscheiden, wie weit du dich erden willst. Ist der Prozess harmonisch und angenehm für dich, willst du dich vielleicht nicht zu sehr erden, sondern dich im Gegenteil leicht halten.

Erdung - Antonyme und Synonyme

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In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und Persönlichkeitsmerkmale beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Erdung in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:

Ähnliche Eigenschaften wie Erdung - Synonyme

Ähnliche Eigenschaften wie Erdung, also Synonyme zu Erdung sind z.B. Erdnähe, Verwurzelung, Bodenständigkeit, Natürlichkeit, Sesshaftigkeit.

Ausgleichende Eigenschaften

Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Erdung übertrieben kann ausarten z.B. in Verhaftung, Anhaftung, "nicht über den Tellerrand hinaus". Daher braucht Erdung als Gegenpol die Kultivierung von Ausrichtung zum Kosmischen, Himmlischen, Verbindung nach "oben".

Gegenteil von Erdung - Antonyme

Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Erdung, Antonyme zu Erdung :

Erdung Antonyme

Antonyme Erdung sind z.B. Ausrichtung zum Kosmischen, Himmlischen, Verbindung nach "oben", nicht verwurzelt sein, abgehoben sein, Unrast, Unstetigkeit.

Erdung im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten

Stärkung von Erdung

Erdung kann man sehen als Tugend, als eine positive Eigenschaft. Vielleicht willst du ja Erdung in deinem Charakter, in deiner Persönlichkeit, stärker zum Vorschein zu bringen. Hierzu einige Tipps:

  • Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Erdung mehr zum Ausdruck zu bringen.
  • Du kannst z.B. den Entschluss fassen: "Während der nächsten Woche will ich Erdung ganz besonders stark zum Ausdruck bringen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein erdenderer Mensch zu sein."
  • Triff den Vorsatz, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Erdung ausdrückt. Tue jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt.
  • Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Erdung."
  • Am Tag wiederhole immer wieder eine Autosuggestion, Affirmation wie z.B.: Ich bin erdend."

Affirmationen zum Thema Erdung

Hier einige Affirmationen für mehr Erdung. Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr zu Funktion und Wirkungsweise von Affirmationen. Nicht alle unten aufgeführten Affirmationen passen - nutze diejenigen, die für dich stimmig erscheinen.

Klassische Autosuggestion für Erdung

Hier die klassische Autosuggestion:

  • Ich bin erdend.

Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:

  • Ich bin erdend. Om Om Om.
  • Ich bin ein Geerdeter, eine Geerdete OM.

Entwicklungsbezogene Affirmation für Erdung

Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin erdend " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:

  • Ich entwickle Erdung.
  • Ich werde erdend.
  • Jeden Tag werde ich erdender.
  • Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Erdung.

Dankesaffirmation für Erdung

  • Ich danke dafür, dass ich jeden Tag erdender werde.

Wunderaffirmationen Erdung

Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren:

  • Bis jetzt bin ich noch nicht sehr erdend. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Erdung entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
  • Ich freue mich darauf, bald sehr erdend zu sein.
  • Ich bin jemand, der erdend ist.

Gebet für Erdung

Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Erdung :

  • Lieber Gott, bitte gib mir mehr Erdung.
  • Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein erdender Mensch werde.
  • Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Erdung mehr und mehr zum Ausdruck bringe.

Frage dich: Was müsste ich tun, um Erdung zu entwickeln?

Du kannst dich auch fragen:

  • Was müsste ich tun, um Erdung zu entwickeln?
  • Wie könnte ich erdend werden?
  • Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Erdung.
  • Angenommen, ich will erdend sein, wie würde ich das tun?
  • Angenommen, ich wäre erdend, wie würde sich das bemerkbar machen?
  • Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Erdung kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als erdender Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?

Siehe auch

Eigenschaften im Alphabet vor Erdung

Eigenschaften im Alphabet nach Erdung

Literatur

Weblinks

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