Leere

Aus Yogawiki

Leere (Sanskrit: अव्यक्त avyakta adj., n. und m.). Leere bedeutet, dass etwas leer ist, nicht aufgefüllt oder ohne Inhalt. Leere kann negativ beschrieben werden oder positiv. Manche Menschen empfinden eine innere Leere wie ein Gefühl der Sinnlosigkeit oder dass nichts sie berührt. Diese innere Leere kann als sehr schmerzhaft erlebt werden.

Leere aus Sicht des Yoga und der Spiritualität

Leere als ruhiger Geist

Buddha hat einen hohen Bewusstseinszustand als Leere beschrieben. Shunyata ist die innere Leere, die in diesem Zusammenhang als positiv gesehen wird. Jesus hat gesagt, dass man sich leeren soll, damit Gott einen füllen kann. Ähnlich sagt auch Patanjali: "Yogas Chitta Vritti Nirodha." Yoga ist das zur Ruhe bringen der Gedanken im Geist. Dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen.

Leere kann zur Spiritualität führen

Wenn du an innerer Leere leidest,kannst du dir überlegen, was deine tiefen Wünsche sind. Immer, wenn die Seele sich meldet, wenn die Sehnsucht deiner Seele stark wird, dann ist auch eine innere Leere gegenüber allem Relativen. Die innere Leere zu spüren heißt auch, dass du zur spirituellen Leere voranschreitest. Dabei ist es wichtig, sich mit spirituellen Fragen auseinander zu setzen und das Leben nach spirituellen Idealen auszurichten.

Fragen wie Wer bin ich?, Woher komme ich?, Wohin gehe ich? oder was ist der Sinn des Lebens? Man kann versuchen die innere Leere zu zu stopfen mit mehr äußeren Dingen. Man kann sich ablenken mit mehr Abwechslung und Dingen, die Spaß machen, doch das wird nur vorübergehend gelingen. Nach einer kurzen Zeit wird sich die Leere wieder melden. Wenn du die Leere spürst kannst du dir jedoch bewusst sein, dass du auf einem guten Weg bist. Sieh es als etwas Positives. Es ist ein Zeichen, dass das Bisherige nicht ausreicht. Du willst zu neuen Ufern aufbrechen und etwas in deinem Leben will sich verändern. Es gilt sich dieser inneren Leere zu stellen und dann tiefer zu gehen.

Leere kann Übergang zu reinem Bewusstsein sein

Der Heilige Johannes vom Kreuz, Schüler war von Theresa von Avila und spiritueller Lehrer, hat von der schwarzen Nacht der Seele gesprochen. Diese kann auf verschiedene Weise interpretiert werden. Wenn das Alte nicht mehr so wichtig ist, aber das Neue, die tiefe spirituelle Ausrichtung noch nicht stark geworden ist, dann bist du in einer schwarzen Nacht und spürst die innere Leere. Durch diese Leere gilt es hindurch zu gehen um dann die wahre Leere zu erfahren. In der wahren Leere ist deine wahre Natur erfahrbar, Sat Chit Ananda. Sat heißt in diesem Fall Verbundenheit mit allem. Sit heißt reine Bewusstheit und Ananda ist Freude und Liebe.

Fülle und Leere führen beide zur Freude

Man könnte sagen, dass es auf dem spirituellen Weg mehrere Richtungen gibt. Die eine geht über Purna. Purna ist die Fülle. Du kannst Gott in allem sehen. Du kannst Gott sehen in den Bäumen, den Feldern und im Himmel. Du kannst Gott sehen in der Tiefe deines Wesens, in der Liebe, in der Verbundenheit mit jedem. Du kannst Gott sehen in der Inspiration, die du hast, auch kleine Dinge zu tun. In jeder Freude ist Gott erfahrbar und du kannst dich so immer weiter ausdehnen. Die zweite Weise zu Gott zu kommen, vielleicht eine schmerzhaftere ist, du stellst dich der Leere. Du erfährst alles als sinnlos und spürst, das Leid der Welt. Du spürst, dass alles Relative unsinnig ist und gehst durch diesen Zustand hindurch. So kommst du zur wahren Leere, zu Shunyata. In dieser Shunyata erfährst du die Unendlichkeit, die Ewigkeit. Und diese ist dann doch wieder Freude.

Swami Sivananda über den Zustand der Leere

Swami Sivananda schreibt im Buch "Konzentration und Meditation" über den Zustand der Leere: Auf dem Weg zu samadhi werden verschiedene Schwierigkeiten wie Schlaf, Trägheit, Mangel an Kontinuität, Verwirrung, Versuchung, Verblendung, Wunsch nach Gütern dieser Welt und der Eindruck der Trockenheit den Schüler überkommen. Er muß stets auf der Hut sein, voller Wachsamkeit und Umsicht, um allmählich durch unerschrockene Bemühungen diese hemmende Leere zu überwinden. Er muß aber auch durch die Leere hindurchgehen. Was ihm als solche erscheint, wenn alle Impulse im Bewußtsein aufgehört haben, ist nicht wirklich Leere (Avyakta). Darum muß auch dieser Zustand, der ihn in den Abgrund herabzuziehen sucht, durchschritten werden. Der Schüler fühlt sich vollkommen allein; es ist nichts mehr zu sehen, nichts zu hören. Niemand kann ihm Mut zusprechen. Er ist ganz allein auf sich gestellt. In dieser kritischen Lage bedarf er der Geistesgegenwart und muß Mut und Kraft aus sich selbst schöpfen. Auch der weise Uddalaka hatte große Mühe, diese Leere zu durchschreiten.

Leere - Video und Audio

Vortragsvideo zum Thema Leere:

Leere - Video, Audio, Erläuterung

Einige Informationen zum Thema Leere in diesem Vortragsvideo. Sukadev, Leiter vom Yoga Vidya e.V., spricht hier über Leere vom spirituellen Gesichtspunkt her.

Leere Audio Vortrag

Hier findest du die Tonspur des oberen Videos, also einen Audio Vortrag über Leere:

Gedanken zur Gedankenlosigkeit

Das Wort Gedankenlosigkeit hat im deutschen eine Vielzahl von Bedeutungen. Ich bin ja Yogalehrer , spiritueller Lehrer und in der Yogatradition unterscheiden wir gerne zwischen Sattwa, Rajas und Tamas. Sattwa – ist was erhebt, was schön ist, das was in der Liebe ist, das was uns verbindet mit einer höheren Wirklichkeit. Rajas ist das unruhige, was einen aus dem Gleichgewicht bringt und Tamas ist die Trägheit, die Faulheit. In diesem Sinne kann man Gedankenlosigkeit als sattwig, rajasig und tamasig ansehen.

Es gibt z. B. die sogenannte rajasige Gedankenlosigkeit. Die ist nicht wirklich Gedankenlosigkeit, sondern man hat eine solche Vielzahl von Gedanken, dass man alles Mögliche vergisst. Wenn man also jemandem z. B. Gedankenlosigkeit vorwirft, dann heißt das manchmal, der kann keinen klaren Gedanken fassen, er hat tausend Sachen, aber nichts ist klar. Dadurch vergisst er. Und weil er Dinge vergisst, nennt man ihn Gedankenlos. Diese rajasige Form von Gedankenlosigkeit kann man natürlich überwinden, indem man sich bewusst macht, was ist jetzt meine Aufgabe, was ist mein Ziel, was ist mein Anliegen, wie werde ich dem Gerecht und was ist jetzt dran. Priorisieren und evtl. aufschreiben, was zu tun ist. Hilfreich sind Merkzettel oder Checklisten. Und so vergisst du nicht, das was nötig ist. Also rajasige Gedankenlosigkeit im Sinne von Dinge vergessen, überwindet man, indem man sich konzentriert, fokussiert und systematisch vorgeht.

Dann gibt es die tamasige Gedankenlosigkeit. Tamasige Gedankenlosigkeit ist die Trägheit. Keine Ideen, man weiß nicht, was zu tun ist. Man weißt gar nicht, was das alles soll. Wie kannst du mit dieser tamasigen Gedankenlosigkeit umgehen? Das Beste wäre, übe Yoga, übe Meditation. Mit Yoga und Meditation bekommst du neues Prana, neue Lebensenergie. Wenn du Asanas - Yogastellungen übst, Pranayama - Atemübungen übst, wenn du meditierst, fließt wieder die Lebensenergie. Hast du Lebensenergie, bist du wacher, hast mehr Enthusiasmus, wenn du mehr Enthusiasmus hast, geht vieles so viel leichter.

Dann gibt es noch die sattwige Gedankenlosigkeit. Das heißt, volles Bewusstsein bei keinem Gedanken. Und der große Meister, Pantanjali bezeichnet diese Gedankenlosigkeit als etwas Großartiges. Im Vers 1.2 des Yogasutra des Pantanjali heißt es, yogash chitta-vritti-nirodhah - Yoga ist das zur Ruhe bringen der Gedanken im Geist. Tadâ drashtuh swarûpe ‘vasthânam - Dann ruht der Wahrnehmende (Seher) in seiner wahren Natur. Volle Bewusstheit ohne Gedanken, das ist Shamadi – Überbewusstsein, das ist Selbstverwirklichung, Gottverwirklichung. Das ist die Erfahrung des kosmischen Bewusstseins. Die Erfahrung dessen, was du wirklich bist. Diese Art von sattwige Gedankenlosigkeit, ist letztlich auch ein Ziel der Meditation – das ist die Erleuchtung. Das waren ein paar Gedanken zur Gedankenlosigkeit. Sattwige, rajasige und tamasige Gedanken- losigkeit. Mehr zu diesem Thema findest du auf unseren Internetseiten www.yoga-vidya.de Dort kannst du auch suchen nach Raja Yoga. Raja Yoga spricht sehr viel über Gedanken, Konzentration und guten Umgang mit Gedanken, um letztlich zu einer sattwigen Gedankenlosigkeit zu kommen.

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Siehe auch

Der liebevolle Großmeister des Yoga - Swami Sivananda

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