Ayurveda Heilmittelkunde (Pharmakologie)

Aus Yogawiki

Ayurvedische Heilmittelkunde - Pharmakologie (Dravyaguna);im Ayurveda wird der Mensch als Ganzes in Einheit mit der Natur behandelt.

Jedes Medizinsystem verwendet unterschiedliche Substanzen in der Heilung. Jedes System hat auch seine eigenen Theorien, nach der die Medikamente eingesetzt werden sollen. Die ayurvedische Medizin besitzt eine der ausgefeiltesten Theorien. Ihre Lehre von medizinisch wirksamen Substanzen heißt: Dravyaguna. Sie beschreibt die Substanzen (Dravya), Ihre Eigenschaften (Guna) und Wirkungen (Karma). Sie behandelt alle Aspekte pflanzlicher und mineralischer Medikamente, das heißt:

  • ihre Identifizierung
  • den Gebrauch
  • die Dosierung und
  • die Verarbeitung

um zu wissen, ob sie zur Förderung der Gesundheit oder bei der Behandlung von Krankheiten eingesetzt werden sollten.


In Sharangadhara Samhita 1. Teil Kapitel 2, Vers 1-12 steht:

„Arzneimittel, insbesondere Dekokte werden gernerell morgens verabreicht.

Die fünf wichtigen Zeitpunkte der Einnahme von Medikamenten sind: Sonnenaufgang, Mittag, Abend, vor dem Schlafengehen und in regelmäßigen Abständen.

Bei Kapha- und Pitta-Erkrankungen sowie zur Einleitung von Vamana (induziertes Erbrechen), Vivecana (induziertes Abführen) und therapeutische Hautritzungen sollten Arzneien am Morgen eingenommen werden,

bei Beeinträchtigung von Apana Vayu vor der Mittagsmahlzeit,

bei Anorexie (Appetitlosigkeit, Magersucht) vermischt man das Medikament in kleinen Portionen mit der Mahlzeit,

bei Störungen von Samana Vayu und zur Förderung des Appetits in der Mitte der Mahlzeit Medikamente einnehmen,

bei Beeinträchtigung von Vyana Vayu am Ende der Mahlzeit;

Bei Schluckauf, Krämpfen und Muskelzittern vor und nach der Mahlzeit,

bei Störungen von Udana Vayu und Heiserkeit zwischen den einzelnen Bissen der Abendmahlzeit;

bei Malfunktion von Prana Vayu nach der Mahlzeit;

bei Durst, Erbrechen, Schluckauf, Atemnot und Vergiftung in regelmäßigen Abständen während des ganzen Tages oder mit der Nahrung;

bei Erkrankungen der Kopforgane, chirurgischen Auskratzungen zur gewebevermehrenden Wirkung, um die Verdauung zu fördern und als Linderungsmittel: auf nüchternen Magen oder vor dem Schlafengehen.

Der Mensch wird als Ganzes in Einheit mit der Natur behandelt

Das Gesetz der Einheitlichkeit der Natur wird von der ayurvedischen Medizin anerkannt. Nach diesem Naturgesetz sind medizinische Substanzen und lebende Körper ähnlich in ihrer Zusammensetzung, da dieselben kosmischen Kräfte auf sie eingewirkt haben. Daher beeinflussen Pflanzen und Medikamente den Körper aufgrund ihrer Eigenschaften und Wesensmerkmale. Substanzen, die gegensätzliche Merkmale aufweisen, können verwendet werden, um Ungleichgewichtszustände im Körper auszugleichen.

Nicht nur die Einheitlichkeit des Körpers mit der Natur wird in Ayurveda betrachtet, sondern der Mensch als eine Kombination von Körper, Geist und Seele. Denn, wenn Geist und Seele des Menschen bei der Behandlung vernachlässigt werden, schlägt es auf die psychische (somatische) Ebene zurück.

Andere medizinische Systeme behandeln die Krankheit, Ayurveda Medizin behandelt den Patienten.

Das Ungleichgewicht in einem Menschen, das die seelische, physische und emotionale Funktion in diesem Menschen zeitweilig gestört hat, gilt es zu beheben und gleichzeitig seine Immunität zu stärken. Im Ayurveda heißt einen Patienten zu behandeln, sein Gleichgewicht von Körper, Geist und Seele in Ordnung zu bringen. Es existiert ein gemeinsamer Faktor zwischen Gesundheit und Krankheit und dies ist die Immunkraft. Solange die Immunität intakt ist, ist der Mensch gesund. Die verursachenden Faktoren nehmen Überhand, wenn diese Immunkraft abnimmt. Daher kann man Ayurveda als Immuntherapie bezeichnen. Die anderen Medizinsysteme behandeln einen, bis die Ursachen abgetötet , gebremst oder unschädlich gemacht werden, was aber bedeutet, dass die Gefahr eines Rückfalles oder einer Komplikation weiterhin besteht.

Durch die Immuntherapie in der Ayurveda Medizin wird die eigene Abwehrkraft wiederhergestellt und verstärkt. Ayurvedische Pharmakologie geht in die selbe Richtung, in der es gilt, hauptsächlich unerwünschte Nebenwirkungen auszuschalten. Ein Heilmittel besitzt nicht nur therapeutisch aktive Bestandteile, sondern auch weitere gesundheitsfördernde Komponenten. Generell kann gesagt werden, dass es in den pharmakologischen Studien darum geht, die pharmakodynamische, pharmakokinematische, pharmakotherapeutische und die chemotherapeutische Wirkungsweise zu bestimmen.

  • pharmakodynamische Wirkung: behandelt den Effekt und die Reaktion auf gesunde Gewebe und Organe
  • pharmakokinematische Wirkung behandelt Aufnahmefähigkeit, Verteilung und Ausscheidung eines Medikamentes
  • pharmakotherapeutische Wirkung behandelt den Effekt und die Reaktion auf kranke Gewebe und Organe
  • chemotherapeutische Wirkung behandelt Effekt und Reaktion auf pathogene (krankheitserregende) Faktoren

Dies bedeutet, dass Medikamente, die auf gesundes Gewebe und Organe sowie auf pathogene Faktoren, wie Bakterien wirken, unerwünschte Nebenwirkungen haben müssen. Aber das Ziel ayurvedischer Medikamente ist eine Behandlung ohne Nebenwirkungen, daher haben ayurvedische Heilmittel sehr geringe pharmakodynamische und chemotherapeutische Auswirkungen, das heißt, sie haben sehr geringe Wirkung auf gesunde Gewebe und Organe und auch auf krankheitserregende Faktoren wie Bakterien. Sie zeigen hauptsächlich Wirkung auf krankes Gewebe und Organe.

Diese hauptsächliche Wirkung nur auf krankes Gewebe und Organe ermöglicht es, dass die Mikroorganismen keine Resistenz gegen sie entwickeln und sie können über längere Zeit eingenommen werden ohne Nebenwirkungen. Diese langwierige Wirkungsweise hat nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile, z.B. sozioökonomischen Druck. Es wird von einem Patienten erwartet, dass er schnell wieder gesund wird, um seine Verpflichtungen in der Familie, am Arbeitsplatz usw. nachzukommen. Ein Vorteil ist, dass der Patient vollständig gesund wird und wenig oder gar keinen Rückfall erleidet. Es gibt aber auch einige ayurvedische Heilmittel, welche pharmakodynamische Wirkungen aufweisen, das heißt, ihre Wirkung behandelt Effekt und Reaktion auf gesunde Gewebe und Organe. Diese Gruppe der Heilmittel stehen in Ayurveda als Gift. Es gibt zum Beispiel Substanzen die sowohl bei Gesunden als auch bei Kranken abführend wirken.

Die Pharmakologie (Dravyaguna) ist eine umfassende Wissenschaft, die einhergeht mit:

  • Einsammeln von Substanzen
  • Identifikation der Substanzen
  • Klassifizierung der Drogen, dieser Substanzen
  • physikalische und chemische Eigenschaften
  • Biotransformation
  • metabolische Wirkungsweisen
  • Indikationen
  • Dosierung
  • Kompatibilität
  • Synergien
  • Trägersubstanz
  • Toxizität
  • pharmazeutische Prozesse
  • Haltbarkeit

All diese Aspekte werden in 4 Hauptbereiche klassifiziert:

1. Ayurvedische Pharmakognosie( pharmazeutische Biologie) (Nama Rupa Vijnana)

Dies ist die Identifizierung medizinische wertvoller Substanzen und die Kenntnis ihres Namens (Nana) und ihrer Gestalt (Rupa) und Formbildung (Morphologie). Dieser Bereich behandelt die Einteilung der Pflanzen und ihre äußere Gestalt: Ihr botanischer Ansatz.

2. Ayurvedische Pharmakologie (Guna Karma Vijnana)

Diese ist die Wissenschaft von den Eigenschaften (Guna) und Wirkungen (Karma) der Medikamente. Mit ihrer Hilfe wird in der ayurvedischen Medizin der energetische Gehalt von Medikamenten definiert. Sie ist in 2 Gruppen eingeteilt:

  • a) Pharmakodynamik ist der Effekt, den eine Droge auf den Organismus hat
  • b) Pharmakokinetik ist der Effekt, den der Organismus auf die Droge hat

3. Ayurvedische Pharmazie (Bhesaja Kalpana)

Ist die Wissenschaft der Herstellung von Medikamenten (Bhesaja Kalpana), einschließlich Abkochungen, Pulver, Pillen, Tabletten, Kräuterlikören usw. Auch das Sammeln von Heilpflanzen und die Aufbewahrung von Medikamenten.

4. Ayurvedische Pharmakotherapeutik (Praroga Vijnana)

Ist die Wissenschaft der ayurvedischen Anwendung (Praroga) von Medikamenten bei verschiedenen Krankheiten einschließlich ihrer Dosierung, der Dauer der Einnahme, der Hilfsmittel für die Aufnahme in den Körper (Anupara) und den Körperstellen an denen sie aufgenommen werden, sowie Dosierung und Anpassung der Ernährung.

Die Wissenschaft von den Heilsubstanzen (Dravya)

Alles, was im Universum existiert, hat Substanz (Dravya) und ist durch seine Eigenschaften (Guna) bestimmt. Alle Substanzen sind in einem bestimmten Verhältnis aus den fünf Elementen zusammengesetzt. Da der menschliche Körper aus denselben Elementen besteht, können alle Substanzen Medikamente sein, wenn sie für eine bestimmte Aufgabe (Arthi) und nach einem logischen System (Yukti) zum Ausgleich körperlicher Ungleichgewichte verwendet werden.


Einteilung der Heilsubstanzen: Die Substanzen werden wie folgt eingeteilt

1. nach ihrer Verwendung

a) Nahrungsmittel (Ahara)

b) Gift (Visa)

c) Heilpflanzen (Asadha)

Heilpflanzen können eine starke Wirkung hervorrufen, wie der Tintenbaum (Semicarpus anacardium), dessen Anwendung zu starken allergischen Reaktionen führen kann. Mittlere Wirkkraft haben Bilva (indische Quitte)-(Aegle Marmelos), ihre Wirkung kann mild sein und für lange Zeit risikoarm wie bei Amalaki wirken.

2. nach ihrer Energetik

Die elementaren Bestandteile eines Heilmittels werden nach ihrer Energetik eingeteilt

a) Geschmack (Rasa)

b) Wirkung nach der Verdauung (Vipaka)

c) Wirksamkeit (Virya)

d) spezielle Wirkung (Prabhava)

3. nach ihrer Herkunft

Unterschieden werden organische (Cetana und anorganische (Acetama) Stoffe. Organische Substanzen stammen entweder von Tieren oder von Pflanzen.

Tierische Quellen sind:

a) Säugetiere (Jarayuya „aus dem Schoß geboren“)

b) Vögel und Fische (Andaja „Aus Eiern geboren“)

c) Insekten (Svedaja „aus Feuchtigkeit geboren")

Pflanzliche Quellen sind:

a) große Bäume mit Früchten aber keinen auffälligen Blüten (Vanaspati) z.B. tropische Feigenbäume

b) mittelgroße Bäume mit Früchten und Blüten (Vriksa) z.B. Mango oder Zitrusfrüchte

c) Sträucher und kleine Pflanzen (Virudha) und Kräuter und Gräser (Osadhi)

4. nach der Wirkung auf die Doshas

Heilsubstanzen wirken auf die Doshas entweder

a) beruhigend (Samana)

b) reinigend (Sodhana)

c) verstärkend (Kopana)

d) aufrechterhaltend (Swasthahita)


50 Gruppen therapeutischer Effekte spezieller Pflanzen

Nach Caraka sind die Pflanzen nach ihrer therapeutischen Wirkung in 50 Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe hat 10 Pflanzen und wird „Mahakashaya“ genannt. Andere Pflanzen lassen sich nach den beschriebenen Charakteristika in diese Gruppe einordnen.

1. Therapie-Effekt: vitalisierend (Jivanya)

therapeutische Wirkung:

  • was Leben fördert und die Lebensdauer verlängert, z.B. Süßholz oder Mungobohnen

2. Therapie-Effekt: aufbauend (brimhaniya)

therapeutische Wirkung:

3. Therapie-Effekt: abbauend (jekhaniya)

therapeutische Wirkung:

4. Therapie-Effekt: zertrümmernd (bhedariya)

therapeutische Wirkung:

5. Therapie-Effekt: heilungsfördernd (samdhaniya)

therapeutische Wirkung:

6. Therapie-Effekt: verdauungsfördernd (dipaniya)

therapeutische Wirkung:

7. Therapie-Effekt: stärkend (balya)

therapeutische Wirkung:

8. Therapie-Effekt: das Aussehen verbessernd (Varnya)

therapeutische Wirkung:

9. Therapie-Effekt: wirksam für den Rachen (Kanthya)

therapeutische Wirkung:

10. Therapie-Effekt: das Herz (Hridaya) stärkend

therapeutische Wirkung:

11. Therapie-Effekt: zufrieden machend (triptighana)

therapeutische Wirkung:

12. Therapie-Effekt: gegen Hämorrhoiden (arsoghna)

therapeutische Wirkung:

13. Therapie-Effekt: gegen Entzündungen der Haut (Kusthaghna)

therapeutische Wirkung:

14. Therapie-Effekt: gegen Juckreiz (Kandughna)

therapeutische Wirkung:

15. Therapie-Effekt: gegen Parasiten (Krimighna)

therapeutische Wirkung:

16. Therapie-Effekt: entgiftend (Visaghna)

therapeutische Wirkung:

17. Therapie-Effekt: die Milchproduktion fördernd (Stanyajanana)

therapeutische Wirkung:

18. Therapie Effekt: die Milch reinigend (Stanyashodhana)

therapeutische Wirkung:

19. Therapie-Effekt: die Samenproduktion fördernd (Shukrajanana)

therapeutische Wirkung:

20. Therapie-Effekt: den Samen reinigend (Shukrashodhana)

therapeutische Wirkung:

21. Therapie-Effekt: Hilfsmittel für Salbungen (Snehopaga)

therapeutische Wirkung:

22. Therapie-Effekt: Hilfsmittel bei der Schwitztherapie (Swedopaga) aber selbst nicht schweißtreibend

therapeutische Wirkung:

23. Therapie-Effekt: Hilfsmittel für das Erbrechen

therapeutische Wirkung:

24. Therapie-Effekt: Hilfsmittel bei der Abführtherapie (Virecanopaga), im allgemeinen selbstabführend

therapeutische Wirkung:

25. Therapie-Effekt: für die Herstellung von Abkochungen, für Einläufe geeignet (Asthapanopaga), helfen bei der Entfernung von Vata im Enddarm

therapeutische Wirkung:

26. Therpie-Effekt: für die Herstellung von Ölen für Einläufe geeignet (Anuvasanopaga), beruhigen Vata im Enddarm

therapeutische Wirkung:

27. Therapie-Effekt: Hilfsmittel bei der Reinigung der Nase (Shiroviveacanopaga), helfen bei der Entfernung von Kapha im Raum oberhalb des Nackens

therapeutische Wirkung:

28. Therapie-Effekt: Erbrechen verhindernd (Chardingrahana)

therapeutische Wirkung:

29. Therapie-Effekt: Durst löschend (Trisnagrahana), wenn der Durst durch Kapha verursacht wird

therapeutische Wirkung

  • Sandelholz, Koriander, Ingwer

30. Therapie-Effekt: gegen Schluckauf (Hikkanigrahana)

therapeutische Wirkung:

31. Therapie-Effekt: den Stuhl formend (Purishasamgraniya), da zusammenziehend

therapeutische Wirkung:

32. Therapie-Effekt: den Stuhl färbend (Purishavirajiniya), da zusammenziehend

therapeutische Wirkung:

33. Therapie-Effekt: (Übermäßiges) Wasserlassen verhindern (mutrasamgraniya)

therapeutische Wirkung:

34. Therapie-Effekt: den Urin färbend (mutra virajinya)

therapeutische Wirkung:

35. Therapie-Effekt: wassertreibend (mutravirecaniya)

therapeutische Wirkung:

36. Therapie-Effekt: gegen den Husten (Kasahara)

therapeutische Wirkung:

37. Therapie-Effekt: gegen Asthma (Swasahara), gegen Keuchen und zur Erleichterung des Atmens

therapeutische Wirkung:

38. Therapie-Effekt: Ödeme und Schwellungen abbauend (Shotahara), hauptsächlich wegen der wassertreibenden und zusammenziehenden Wirkung

therapeutische Wirkung:

39. Therapie-Effekt: fiebersenkend (jvaraha)

therapeutische Wirkung:

40. Therapie-Effekt: gegen Erschöpfung (shramahara) z.B. bei zu großer Hitzeeinwirkung

therapeutische Wirkung:

41. Therapie-Effekt: gegen Brennen auf der Haut (dahaprashamana)

therapeutische Wirkung:

42. Therapie-Effekt: gegen Kälteempfindungen auf der Haut (sitaprashamana)

therapeutische Wirkung:

43. Therapie-Effekt: gegen Ausschläge (udardaprashamana) z.B. bei der Nesselsucht

therapeutische Wirkung:

44. Therapie-Effekt: gegen Gliederschmerzen (angamardaprashamana) und Unwohlsein, etwa bei Fieber oder Grippe

therapeutische Wirkung:

45. Therapie-Effekt: gegen kolikartige Schmerzen (shulaprashamana), schmerzlindernd und entkrampfend bei der glatten Muskulatur

therapeutische Wirkung:

46. Therapie-Effekt: blutungsstillend (shoritasthapand)

therapeutische Wirkung:

47. Therapie-Effekt: schmerzstillend (vedanasthapana) bei Nervenschmerzen

therapeutische Wirkung:

48. Therapie-Effekt: ins Bewusstsein zurückholend (samjirasthapana), z.B. aus dem Koma oder Delirium

therapeutische Wirkung:

49. Therapie-Effekt: die Fortpflanzung fördernd (prajasthapana), gegen Sterilität, beseitigt Verstopfungen im Genitaltrakt

therapeutische Wirkung:

50. Therapie-Effekt: das Leben verlängernd (vayasthapana), verjüngend

therapeutische Wirkung:

Zusammengesetzte ayurvedische Präparate

Triphala: WIRKUNG: abführend BESTANDTEILE: Haritaki (Teminalia chebula), Bibhitaki (Terminalia belerica), Amalaki (Emblica officinalis)

Trikatu (drei Gewürze) WIRKUNG: stimulierend, verdauungsfördernd BESTANDTEILE: getrockneter Ingwer, langer Pfeffer, schwarzer Pfeffer

Trijata (drei Düfte) WIRKUNG: blähungstreibend, gegen Erbrechen BESTANDTEILE: Zimt, Kardamon, Kradamonblätter

Caturjata (vier Düfte) WIRKUNG: blähungstreibend, appetitanregend BESTANDTEILE: Vidanga (Embelia ribes), Musta (Cyperus rotundus)

Trimada WIRKUNG: das Bewusstsein klärend, reinigend, abführend BESTANDTEILE: Bleiwurz (Plumbago ceylonica)

Caturbija WIRKUNG: blähungstreibend, stimulierend BESTANDTEILE: Bockshornklee (Trogonella foenum graecum), Brunnenkresse (Lepidum sativum), schwarzer Sellerie (Apium, spp.), Yavani (carum copticum)

Pancakola (fünf Gewürze) WIRKUNG: verdauungsfördernd, stimulierend BESTANDTEILE: langer Pfeffer, Wurzel des langen Pfeffers, Kubeben Pfeffer (Piper cubeba), Bleiwurz, getrockneter Ingwer

Pancapallava WIRKUNG: zusammenziehend gegen Durchfall, bei Diabetes BESTANDTEILE: Mango, schwarze Pflaumen, Kapitha (Feronia elephantum), Bijapura (Citrus medica), Bilva (Aegie Mamalos)

Pancavdakala WIRKUNG: zusammenziehend, blutstillend, harnkonzentrierend BESTANDTEILE: Rinden von Nyogrodha Udumbara (Ficusglementata), Ashvatta (Ficus religiosa), Paksa (Ficus locor), Parisha

Trunapancamula (die Wurzeln der fünf Gräser) WIRKUNG: harnteibend, gegen Steine im Hanrtrakt BESTANDTEILE Wurzeln von Kusa (Demonstachy bipinata), Kasa Saccharum spontaneum), Reis, Darbha (imperata cylinddrica), Zuckerrohr (Seiccharum officinalsi)

Pancatika (die fünf bitteren) WIRKUNG gegen Fieber und übermäßiges Pitta und zur Blutreinigung BESTANDTEILE: Malabarnuss (Adhatoda vasica), Guduci (Tinospora cordifolia), Neem (Azadiractu undica), Kantakari (Solanum Xanthocarpium), Patola (Tricosanthes dioica)

Brihat pancamula (die fünf großen Wurzeln) WIRKUNG: beruhigt Vata BESTANDTEILE Bilva, Patola, Agnimantha (Prema integrifolia), Synoka (Droxylum undicum), weisser Teakholzbaum (Gmelna arborea)

Laghupancamula (die fünf kleinen Wurzeln) WIRKUNG: beruhigt Vata BESTANDTEILE: Salaparni (Desmoldum gangeticum), Prashniparni (Uraria lagopoides), Kantakari (Solanium xanthocarpium), Erdstachelnuss, Brhati (Solanum indicum)

Dashamula (die zehn Wurzeln) WIRKUNG: beruhigt Vata BESTANDTEILE: Brihat Pancamulat, Langhu Pancamula

Die fünf Elemente in den Pflanzen

Das Weltall, sowie der Mensch ist aus den fünf „großen“ Elementen (Mahabhutani) zusammengesetzt. Sie haben die folgenden Eigenschaften und Wirkungen:

Erde: Das Element Erde steht in Verbindung mit dem Geruchssinn.

Eigenschaften:

  • süß
  • etwas zusammenziehend
  • schwer
  • rau
  • hart
  • langsam
  • grobstofflich
  • fest
  • kompakt
  • dicht

Fördert:

  • Wachstum
  • Gewichtszunahme
  • Dichte der Gewebe
  • Stabilität
  • Körperkraft
  • das Abführen (den nach unten gerichteten Fluß von Prana)

Wasser

Steht in Verbindung mit dem Geschmackssinn

Eigenschaften:

  • alle Geschmacksrichtungen, vor allen Dingen süß
  • kalt
  • nass
  • langsam
  • schwer
  • beweglich
  • flüssig
  • weich
  • klebrig
  • befeuchtet
  • schmiert
  • verbindet
  • löst
  • ist angenehm


Feuer

Steht in Verbindung mit dem Geruchssinn.

Eigenschaften:

  • scharf
  • etwas sauer
  • salzig
  • heiß
  • feinstofflich
  • rau
  • hart
  • leicht
  • klar

Fördert:

  • die Verdauung
  • erwärmt
  • verleiht Glanz
  • verbessert das Aussehen
  • erleuchtet
  • verursacht Tränen
  • verursacht Brennen
  • nach oben gerichtete Bewegungen (Erbrechen, Auswurf)

Luft

Ist in Verbindung mit dem Tastsinn.

Eigenschaften:

  • Zusammenziehend
  • etwas bitter
  • feinstofflich
  • hart
  • kalt
  • hell
  • klar

Fördert:

  • Reinigung
  • verleiht Leichtigkeit
  • raut auf
  • wühlt auf


Äther

Steht in Verbindung mit dem Gehörsinn, kein Geschmackssinn (nicht manifest).

Eigenschaften:

  • feinstofflich (subtil)
  • weich
  • lockert auf
  • durchdringt

Fördert:

  • die Unterscheindungsfähigkeit
  • macht weich
  • erweitert die Poren
  • öffnet Kanäle
  • verleiht Leichtigkeit

Die fünf Elemente machen sich bemerkbar auf der kosmischen Ebene als drei große Kräfte mit ihrer charakteristischen Wirkung.

  • Erde und Wasser - Mond - Zusammenhalt
  • Feuer - Sonne - Umwandlung
  • Luft und Äther - Wind - Bewegung


Der Mensch ist als Mikrokosmos wie der Makrokosmos, das Weltall, er wird gesteuert von winzigen Mengen dieser drei Prinzipien. Alle Funktionen beim Menschen vollziehen sich in Form der 3 Doshas.

Kapha entspricht dem Mond Pitta entspricht der Sonne Vata entspricht dem Wind

Diese elementaren Bestandteile eines Medikamentes oder Nahrungsmittels erhöhen genauso den Anteil der betreffenden Elemente und Doshas im Körper und verringern die entgegengesetzten.


Die 5 Elemente der Natur und die Substanzen

Alle erdigen (parthiva) Substanzen sind hart, fest, dicht oder weich, vor allem haben sie jedoch eine bestimmte Form. Geruch oder Duft geben sie nur ab, wenn sie pulverisiert werden. Alle wässrigen (apya) Substanzen haben einen flüssigen Anteil, entweder als Saft oder als Wasser. Feuer dominierte Substanzen (tejasa) sind leicht zu zerquetschen, riechen stark und sind von heller Farbe. Luft dominierte Substanzen (vayaviya) ist aufgebaut aus dunklem Stoff, der dünn, hart, rau und uneinheitlich ist. Die ätherischen (akasya) Substanzen können leicht komprimiert und zerlegt werden und haben weder Farbe noch Geruch.

Energetik von Heilsubstanzen: Rasa, Virya, Vipaka und Prabhava

Substanzen werden anhand von fünf pharmakologischen Bewertungsprinzipien eingeordnet, die jeder Arzt kennen muss, um die Wirkung einer Droge genau beurteilen zu können:

1. Geschmack (Rasa) 2. Dynamik (Virya) 3. Umwandlung (Vipaka) 4. Eigenschaft (Guna) 5. Wirkung der Abwandlungsprodukte (Prabhava)

Geschmack:

Die moderne Wissenschaft unterscheidet vier Grundqualitäten des Geschmacks: süß, salzig, bitter und sauer, aber Ayurveda unterscheidet 6 Geschmacksrichtungen: süß, sauer, salzig, scharf, bitter und herb. Der von der Zunge wahrnehmbare Geschmack einer Substanz wird als Rasa bezeichnet.

Rasa ist ein Sanskritwort und hat verschiedene Bedeutungen und Definitionen. Jede Geschmacksrichtung zeigt das Übergewicht von zwei der fünf Elemente an, daher ist es möglich, problemlos die elementare Zusammensetzung jeder Substanz zu ermitteln.

Der Geschmack einer Substanz entsteht nicht zufällig, vielmehr steht er in direkter Beziehung zu seiner elementaren Zusammensetzung. Jede Substanz besteht aus allen 5 Elementen, daher ist es unmöglich eine Substanz mit nur einer Geschmacksrichtung zu finden.

Wenn eine Substanz sauer (amla) ist, schließt das nicht die anderen Geschmacksrichtungen aus. Es bedeutet lediglich, dass die saure Geschmacksrichtung den anderen gegenüber überwiegt. Der zuerst festgestellte Geschmack wird der primäre Geschmack (Pradhana Rasa) genannt und der zweite, als sekundäre Geschmacksrichtung (Anu Rasa). Zum Beispiel besitzt Haritaki (Teminalia chebula) fünf Geschmacksrichtungen (alle außer salzig), davon ist herb (Kashaya Rasa) der primäre Geschmack. Knoblauch hat die selben fünf Geschmacksrichtungen, aber der Geschmack scharf (Katu Rasa) ist der primäre. Amalaki (Emblica officinalis) hat auch die selben fünf Geschmacksrichtungen, wovon sauer (Amla Rasa) primär ist.

Geschmacksrichtungen können verändert werden durch Faktoren wie:

Beim Einsatz von Pflanzen und Nahrungsmitteln wird berücksichtigt, dass die in ihnen vorhandenen Elemente auch die Doshas aufbauen. Die Pflanze oder das Nahrungsmittel muss zunächst den Verdauungsprozess durchlaufen, um den Aufbauprozess im Körper starten zu können. Die eigentliche Geschmacksqualität kommt erst durch die sekundäre Verdauung (Vipaka) zustande. Der Geschmack wird wahrgenommen, solange die Nahrung noch „trocken“ – das heißt, noch nicht verdaut ist. Erst danach wird der Nahrungsgeschmack (Anis Rasa) wahrgenommen. Die Geschmacksrichtungen: sauer, süß und zusammenziehend sind für Körpergewebeaufbau geeignet und bitter, scharf und salzig sind für das Reduzieren der Körpergewebe.

Geschmack als Ergebnis charakteristischer Eigenschaften von Pflanzen

  • Pflanzen, die gut entwickelt sind, dies bedeutet, Pflanzen mit guten Wurzeln, Stamm, Zweigen, Blätter, Blüten und Bedecktsamer – schmecken im allgemeinen angenehm süß und sind nahrhaft. Das bedeutet, dass der süße Geschmack von Erde und Wasser hervorgerufen wird.
  • Langlebige, große und harte Pflanzen schmecken im allgemeinen zusammenziehend, da dieser Geschmack Anteile der Erde und der Luft hat.
  • Die sauere Geschmacksrichtung entsteht aus Erde und Feuer, dennoch sind saure Pflanzen weniger stark gebaut und müssen gestützt werden.
  • der scharfe Geschmack wird durch Feuer und Luft hervorgerufen, daher sind diese Pflanzen nicht hart, auffällig und enthalten auch keinen Saft. Sie haben dagegen bunte Blüten und häufig flüchtige aromatische Öle.
  • Nur sehr wenige Pflanzen schmecken salzig, da dieser Geschmack die Kombination von Feuer und Wasser ist.

Äther und Luft bringen rein bitteren Geschmack hervor. Daher sind Bitterpflanzen leicht und sie haben nicht viel Substanz.

Wirkung der sechs Geschmacksrichtungen

1. Auf den ganzen Körper

a) süßer Geschmack

Er ist dem Körper von Geburt an am ähnlichsten

Funktionen:

  • er vermehrt alle Gewebe und verleiht ihm Stabilität
  • verlängert das Leben
  • schärft die Sinne
  • vitalisiert den Körper
  • lässt den Körper gut aussehen

Süßspeisen:

  • senken Pitta und Vata
  • bauen Giftstoffe ab
  • sind wohltuend für die Haut, das Haar, die Stimme und die Körperkraft
  • sie machen fröhlich, lebendig und zufrieden

Eigenschaften von süßem Geschmack:

  • kalt
  • etwas fett
  • schwer verdaulich

Nachwirkungen von übermäßigem Genuss von Süßigkeiten

  • Fettleibigkeit
  • Lethargie
  • Schwere
  • Appetitverlust
  • Atemstörungen
  • Husten
  • Erkältung
  • Verstopfung
  • Erbrechen und
  • andere kapha-bedingte Krankheiten

b) Sauerer Geschmack:

Funktionen:

  • er erhöht die Freude am Essen
  • stimuliert die Verdauung
  • baut die Gewebe auf und kräftigt den Körper
  • erleuchtet den Geist
  • stabilisiert die Sinne
  • reguliert die von Vata geregelten Darmbewegungen
  • nährt das Herz
  • fördert die Bildung von Speichel
  • fördert das Essen im Magen-Darm-Trakt nach unten
  • reguliert die Befeuchtung und Verdauung

Eigenschaften: Saure Nahrungsmittel sind

  • leicht
  • heiß
  • ölig

Übermäßiger Genuss:

  • verursacht Durst
  • löst Kapha auf
  • vermehrt Pitta
  • verschlechtert das Blut
  • führt zum Erschlaffen der Muskeln des Körpers
  • erzeugt bei ausgezehrten Personen Ödeme

c) Salziger Geschmack:

Funktionen:

  • fördert die Verdauung
  • entfernt Verstopfungen in Kanälen und andere Ansammlungen
  • wirkt abführend
  • senkt Vata
  • macht den Körper beweglicher
  • übertönt die anderen Geschmacksrichtungen
  • fördert die Sekretion im Mund
  • verflüssigt Schleim
  • verleiht dem Essen Geschmack

Eigenschaften:

  • ist weder besonders schwer noch ölig
  • heiß

Übermäßiger Verzehr salziger Nahrung:

vermehrt Pitta

  • verschlechtert das Blut
  • macht durstig
  • verursacht einen Schwund der Muskeln
  • verschlimmert krankhafte Hauterscheinungen
  • senkt die Potenz
  • stört die Funktionen des Nervensystems
  • führt zu vorzeitiger Faltenbildung und zum Grauwerden oder Ausfall der Haare

d) Scharfer Geschmack

Funktionen:

  • reinigt den Mund
  • stimuliert die Verdauung
  • macht den Schleim der Nase dünnflüssig
  • Mund und Augen wässrig
  • schärft die Sinne
  • das Kapha senkt, hilft er beim Abbau von Ödemen und Fettleibigkeit
  • entfernt ein Übermaß von Fett auf der Haut
  • scharfe Speisen erleichtern die Ausscheidung
  • verleihen das Essen
  • verringern den Juckreiz
  • töten Würmer ab
  • machen die Muskeln lockerer
  • erweitern die Gefäße und ermöglichen so die Entfernung von Verstopfung

Eigenschaften

  • leicht verdaulich
  • heiß
  • trocken

Übermäßiger Genuss:

  • macht impotent
  • zehrt den Körper aus
  • verursacht Ohnmacht
  • Würgen
  • Brennen
  • Schwindel
  • ein Hitzegefühl des Körpers
  • eine Verringerung der Körperkraft und Durst

e) bitterer Geschmack:

Funktionen:

  • erzeugt zwar einen schlechten Geschmack im Mund, wirkt aber dennoch appetitanregend
  • fördert die Entfernung von Giftstoffen
  • tötet Würmer
  • wirkt heilend bei Verbrennungen, Jucken, Durst und Hautkrankheiten

Bittere Speisen:

  • machen die Haut und die Muskeln fest
  • senken Fieber
  • fördern die Verdauung
  • fördern den Abbau von Körperfett
  • entziehen der Lymphe, dem Schweiß, Urin, Stuhl, der Galle und dem Schleim überflüssiges Wasser

Eigenschaften:

  • trocken
  • kalt
  • leicht verdaulich

Übermäßiger Genuss:

  • führt zu Austrocknung
  • Verlust der Kräfte
  • zu vielen Vata-Krankheiten

2. Auf die Gewebe

Süß und sauer vermehren die Körpergewebe, die letztere allerdings nicht das Fortpflanzungsgewebe. Salziger, scharfer, bitterer und zusammenziehender Geschmack bauen Gewebe ab.

3. Auf die Abfallprodukte

Die Geschmacksrichtungen, die aus Erde und Wasser zusammengesetzt sind: süß, sauer, salzig, erleichtern die Bewegung der Abfallprodukte, sie wirken:

  • abführend
  • blähungs- und wassertreibend

Die durch das Element Luft enthaltene Geschmacksrichtungen – scharf, bitter und zusammenziehend – behindern die Ausscheidungsvorgänge, sie wirken also:

  • verstopfend
  • blähend
  • austrocknend

4. Auf das Verdauungsfeuer (Agni)

Die Geschmacksrichtungen, die Feuer enthalten: scharf, sauer und salzig

– erhöhen Agni (Verdauungsfeuer)

– fördern also den Appetit (Dipana)

– verbrennen Giftstoffe (Pacana)

Der bittere Geschmack gehört zwar zur wässrigen Grippe, stimuliert das Verdauungsfeuer durch seinen positiven Einfluss auf das Samana Vata. Der süße und zusammenziehende Geschmack verringern Agni.

5. Auf die Leitungsbahnen (Shrotas)

Der mit Luft und Feuer enthaltende scharfe Geschmack

  • wirkt reinigend auf die Kanäle (Shrotosodhana)
  • absorbiert Flüssigkeit
  • beseitigt die Verstopfung der Kanäle

Bitterer Geschmack hat die selben Eigenschaften, wie scharfer Geschmack. Da er feinstofflicher ist, kann der bittere Geschmack zusätzlich bis zu den winzigsten Kanälen vordringen. Salziger Geschmack löst Fettkörper und ermöglicht aufgrund seiner Durchdringungskraft ihre Beseitigung. Die Geschmacksrichtungen: süß, sauer und zusammenziehend haben keine solche Wirkung wie obige Geschmacksrichtungen, sie wirken verstopfend und blockieren die Kanäle.

Effekt nach der Verdauung

Durch das Verdauungsfeuer (Agni) werden die 6 Geschmacksrichtungen (Rasas) in 3 „Effekte nach der Verdauung“ umgewandelt. Die 3 Geschmäcker: süß (Madhura), sauer (amla) und scharf (katu) können nicht über die Zunge oder den Geschmackssinn wahrgenommen werden. Vipaka (Verdauung) wird auch als „Nisthapaka“ (was während der Verdauung gebildet wird) bezeichnet und ist im Gegensatz zur primären Verdauung (Avasthapaka oder Prapaka) die endgültige Umwandlung des aufgenommenen Materials. Wenn man die eigentliche Wirkung des aufgenommenen Nahrungsmittel oder Medikament betrachtet, dann lässt sich dieser Effekt nach der Verdauung feststellen. Es gibt im wesentlichen nur zwei solche Wirkungen:

1. aufbauende oder anabolische (brimhara)

2. abbauende oder katabolische (langhana)

Zur ersten Gruppe gehört der süße Vipaka wegen seines aufbauend „schweren“ Effektes. Zur Langhana Gruppe gehörten die „leicht“ oder abbauend sauren und scharfen Vipaka. Man erkennt diese Wirkungen vor allem an den Ausscheidungsvorgängen und daran, ob Gewebe ab- oder aufgebaut werden. Dieser Effekt ist am deutlichsten beim Sauren zu erkennen.

Die Wirkung der sechs Geschmacksrichtungen

1. süß, salzig Effekt nach der Verdauung: süß Wirkungen:

  • erhöht Kapha
  • erleichtert die Ausscheidung von Stuhl und Urin
  • vermehrt den Samen

2. sauer Effekt nach der Verdauung: sauer Wirkungen:

  • erhöht Pitta
  • erleichtert die Ausscheidung von Stuhl und Urin
  • verringert Samen

3. bitter, scharf, zusammenziehend Effekt nach der Verdauung: scharf Wirkungen:

  • erhöht Vata
  • erschwert Ausscheidung von Urin und Stuhl
  • verringert Samen

Energie von Pflanzen (Virya)

Die Wirksamkeit einer Substanz heißt Virya und bedeutet Kraft.

Pflanzen ohne Virya sind inaktiv. Die Wirkkraft eines Heilkrauts oder Medikaments kann durch folgende Faktoren abnehmen:

  • mit der Zeit
  • wegen Fehlen einer Verarbeitung
  • durch Lagerung

Virya ist die aktivste Eigenschaft einer Substanz. Acht von den zwanzig Eigenschaften sind Viryaart:

  • leicht (langhu)
  • schwer (guru)
  • kalt (nima)
  • heiß (ushna)
  • ölig (snigdha)
  • trocken (ruksha)
  • weich (mridu)
  • scharf (tikshna)

Sushruta nennt klar und schleimig statt leicht und schwer, die er als zwei Arten von Vipaka ansieht. Es ist wichtig bei Virya, dass die Grundwirkung erhitzend oder abkühlend ist. Wie im Mirkokosmos so auch im Makrokosmos: Es kommt darauf an, ob eine Substanz „wegnimmt“ (adana), wie die Sonne und dadurch den Körper erhitzt oder ob sie zusammenhält (visarga) wie der Mond und den Körper abkühlt.

Eine Substanz mit erhitzender Wirkung muss nicht unbedingt dabei heiß sein, sondern ihre Einnahme bringt einen zum Schwitzen und verstärkt Pitta und dies entspricht der Wirkung der Sonne. Generell schmecken diese Substanzen scharf, sauer oder salzig und sie fördern nicht den Aufbau der Körpergewebe. Zu diesen Substanzen gehören Papaya und Chili und dürfen nicht bei Pitta-Erkrankung gegessen werden.

Eine Substanz mit abkühlender Wirkung vermehrt im Körper Kapha und Vata. Generell schmecken diese Substanzen:

  • süß
  • bitter
  • oder zusammenziehend

Für den Aufbau der Körpergewebe sind manche nützlich, z.B. Joghurt, Bananen, Trauben oder Wassermelonen und sollten nicht bei Kapha oder Vata Krankheiten wie Husten oder Erkältung gegessen werden. Virya oder das Vermögen, den Körper zu erhitzen oder abzukühlen, ist pharmakologisch noch wichtiger, als der Geschmack (Rasa) und der Effekt nach der Verdauung (Vipaka).

Energetik ayurvedischer Heilpflanzen

VIRYA: heiß (ushna) VIPAKA: sauer, scharf WIRKUNG AUF DIE DOSHAS: beruhigt Kapha und Vata, erhöht Pitta WEITERE WIRKUNGEN: verdauungsfördernd, erzeugt Hitzeempfindungen, schweißtreibend

VIRYA: kalt (sita) VIPAKA: süß WIRKUNG AUF DIE DOSHAS: beruhigt Pitta und erhöht Kapha und Vata WEITERE WIRKUNGEN: kühlend, anregend, befeuchtend, steigert die Samenproduktion

Spezielle Wirkungen (Prabhava)

Eine spezielle eigene Wirkung einer Pflanze heißt Prabhava. Diese Wirkung erklärt warum zwei Pflanzen, die ähnlichen Geschmack haben, aber in ihrem „Effekt nach der Verdauung“ in ihrer „Energie“ in ihrer Wirkung unterschiedlich sind. Diese spezielle Potenz kann entweder durch eine besondere Kombination von Elementen abnehmen oder durch die Spezifität des Wirkorts einer Pflanze zu nehmen z.B. Arjuna, der das Herz stärkt.

Weitere Beispiele sind Ghee und Milch. Sie haben unterschiedliche Prabhava: beide haben gleiche Geschmacksrichtungen, süß und „Effekt nach der Verdauung“ (Vipaka) von beiden wirken kühlend aber Ghee verstärkt Agni und Milch nicht. Weitere spezielle Wirkungen (Prabhava) sind

  • antitoxische Wirkung z.B. die von Shrisha (Albizzia lebbek)
  • bakterizider Effekt von Guggul, Myrrhe oder Knoblauch
  • die Fähigkeit einiger Bitterpflanzen, abführend zu wirken

Die Wirkung medizinischer Substanzen (Karma)

Die medizinische Wirkung (Karma) einer Substanz verursacht entweder Verbindung oder Trennung, vereinigt oder entzweit. Im Zusammenhang mit der Ayurvedischen Medizin bezieht sie sich auf die Wirkung einer Pflanze auf die Doshas, Gewebe, Abfallstoffe, Leitungsbahnen und Organe. Alle medizinischen Substanzen werden zunächst im Körper in die 5 Elemente, aus denen die Substanzen bestehen, umgewandelt. Die beeinflussen die Bestandteile des Körpers entweder lokalisiert oder systemisch, direkt oder indirekt.


Einige Beispiele für die Wirkungen von Heilpflanzen

Hier einige Substanzen und ihre Wirkung auf die Doshas:

  • Sesamöl: Verringerung von Vata
  • Ghee: Verringerung von Pitta
  • Honig: Verringerung von Kapha
  • Bohnen: Vermehrung von Vata
  • Senf: Vermehrung von Pitta
  • Käse: Vermehrung von Kapha

Hier einige Substanzen und ihre Wirkung auf die Gewebe:

  • Guggul, Myrrhe: Abbau von Fett
  • Gelbwurz, roter Klee: Reinigung des Blutes
  • Baldrian: Entspannung der Muskeln

Hier einige Substanzen und ihre Wirkung auf die Abfallprodukte

Hier einige Substanzen und ihre Wirkung auf Leitungsbahnen (Shrotas) und das Verdauungssystem (Amayaha Shrotas):

Hier einige Substanzen und ihre Wirkung auf das Ausscheidungssystem (Purishavaha Shrotas):

Hier einige Substanzen und ihre Wirkung auf die Atemwege (Pranavaha Shrotas):

Hier eine Substanz und ihre Wirkung auf den Kreislauf (Rakavaha Shrotas):

Nagakeshara (Mesuaferea): Umstimmungs- und Blutreinigungsmittel (Rakta prasadana)


Eigenschaften (Gunas)

In der ayurvedischen Medizin werden Eigenschaften, Erscheinungsformen oder Merkmale von Substanzen in Sanskrit Guna genannt –beschrieben.

Diese Gunas haben nichts zu tun mit den Gunas der Samkhya Philosophie (Sattwa, Rajas, Tamas). Es gibt 41 ayurvedische Gunas, die in 4 Gruppen eingeteilt sind:

  • 10 Eigenschaften der Anwendung (Paradi)
  • 20 Eigenschaften von den Substanzen (Gurvadi)
  • 5 spezielle Eigenschaften (Vishista) und
  • 6 psychologische Eigenschaften (Adhyatmika)

Die zwanzig Eigenschaften der Substanz (Gurvadi Guna) spielen in der Pharmakologie eine Rolle. Sie lassen sich in 2 Gruppen (die Gegensatzpaare) mit je 10 Merkmalen einteilen und zwar die zum Aufbau und die zum Abbau von Geweben beitragen.

Die zehn Eigenschaften der Anwednung (Paradi Guna) werden in der Pharmazie und in der Behandlung häufig berücksichtigt, wenn es darum geht, welche Medikamente anzuwenden sind. Sie beschreiben:

a) ob die Heilpflanzen von überlegener (para) oder von minderwertiger Wirkkraft (apara) sind b) was die Überlegung und die Strategie bei ihrem Gebrauch ist c) in welcher Zahl sie eingesetzt werden d) ob sie mit anderen Substanzen kombiniert (samyoga) oder in kleinere Einheiten aufgeteilt werden (Vibhaga) e) ob sie getrennt oder zusammen verwendet werden (prithaktva) f) welche Mengen gegeben werden (praimana) g) wie sie verarbeitet werden (samskara) h) in welchen Abständen sie verabreicht werden (abhyasa)

Die fünf speziellen Eigenschaften (Vishishta) sind die Tammatras, die grundlegendsten Eigenschaften, die von den 5 Sinnesorganen wahrgenommen werden:

Sie können die Wirkung einer Behandlung verstärken oder ihr entgegenwirken.

Die sechs psychologischen Eigenschaften (Adhyatmika Guna) sind im Geist wirksam:

Jeder Geisteszustand hängt mit einer dieser Eigenschaften zusammen. Zuerst müssen wir uns über die Natur eines Zustandes vergewissern, um ein Urteil zu fällen (Buddhi). Diese Beurteilung führt uns zu Gefühlen und Wünschen (Iccha) wovon wir glauben, dass sie gut sind und zu abstoßenden Gefühlen (Dvesha) führen, von dem, was wie glauben, was schlecht für uns sei. Wenn wir unsere Wünsche erreicht haben, dann kommt Freude (Suhkha) auf beziehungsweise, wenn wir etwas Schlechtes erhalten, dann kommt Leid (Duhkha) auf. Dadurch bemühen wir uns (Prayatna) an dem festzuhalten, was Freude bringt und zu vermeiden, was Leid bringt. Nach der ayurvedischen Medizin und dem Yoga, müssen wir nach den Dingen streben, die uns dauerhaft glücklich machen und nicht denjenigen folgen, die uns nur vorübergehend Vergnügen bereiten. Es ist also wichtig, dass wir lernen, die innere Wahrheit von Dingen sicher zu beurteilen. Die richtige Beurteilung (Buddhi) ist die Basis des richtigen Bemühens (Prayatna). Der Geist wird dadurch verwirrt, dass wir dauerhaftes Glück in vorübergehendem Vergnügen suchen, das Ergebnis ist Krankheit. Bei der Behandlung müssen die psychischen Eigenschaften des Patienten berücksichtigt werden. Man muss dem Patienten beibringen, seine Handlungen richtig zu beurteilen. Und auch der Arzt muss einen Zustand richtig einschätzen, um ihn so behandeln zu können, dass die Bedingungen verbessert werden und der Schmerz wird gemildert.


Ayurvedische Medikamente

Nach Caraka sind die Substanzen in 3 Gruppen eingeteilt:

a) Nahrungsmittel b) Medikamente c) Gifte

a) Substanzen, die hauptsächlich dem Aufbau der Gewebe dienen, z.B. Weizen, Reis oder Milch sind Nahrungsmittel.

b) Substanzen, die in den Körper eindringen und aus ihm über den Magen-Darm-Trakt nach einer festgelegten Zeit wieder ausgeschieden werden, nachdem sie ihre korrigierende Aufgabe erfüllt haben sind Medikamente. Darunter fallen die meisten Pflanzen, die nicht Nahrungsmittel im eigentlichen Sinn sind, sondern einen Vorgang im Körper beeinflussen:; z.B. scharf schmeckende, schweißtreibende Pflanzen wie Ingwer.

c) Gifte wirken nicht aufbauend für die Gewebe, sie heften sich jedoch, an sie und üben dort ihre schädigende Wirkung aus. Die Ansammlung solcher Substanzen setzt die Funktionsfähigkeit des Körpers herab, was wir am modernen Beispiel der Toxizität von Schwermetallen beobachten können.

Diese 3 Kategorien überlappen etwas: Nahrungsmittel können medizinische Wirkungen haben z.B. die Gerste, die harntreibend wirkt. Manche Heilpflanzen, Stärkungsmittel wie Ashvagandha bauen genau wie Nahrungsmittel Gewebe auf. Gifte können ebenfalls eine begrenzte medizinische Wirkung haben. Nach dieser Feststellung sind alle chemischen Medikamente Gifte und haben daher Nebenwirkungen. Medikamente, die nach ihrer Wirkung im Körper die Gewebe wieder verlassen ohne Schaden anzurichten, sind sicher oder ideal. Ein ideales Medikament muss 4 Eigenschaften haben:

1. muss leicht verfügbar sein

2. muss Krankheiten ohne Nebenwirkungen beseitigen

3. muss durch den pharmazeutischen Herstellungsprozess umgewandelt worden sein.

4. all seine Eigenschaften wie Geschmack, Energie, „Effekt nach der Verdauung“ müssen so sein dass das gewünschte Ergebnis erzielt werden kann.

Dosierung von Medikamenten

  • die richtige Dosierung ruft den richtigen Effekt hervor
  • eine Überdosis kann Nebenwirkungen hervorrufen
  • eine zu geringe Dosis wirkt nicht

Die Dosierung von Medikamenten wird unterschieden nach:

  • Konstitution
  • Verdauungskraft
  • dem Alter
  • der Stärke des Patienten

Die Dosierung von Medikamenten richtet sich nach:

  • wie schwer die Erkrankung ist
  • in welchem Zustand der Verdauungstrakt des Patienten ist (weich, ölig oder rau)

Sharangdhara, ein ayurvedischer Arzt hat folgende Vorschläge gemacht:

Kinder von einem Monat sollten eine Dosis von 125 mg (ein „Ratti“) verabreicht bekommen. Diese Dosis sollte dann um ein Ratti pro Monat erhöht werden bis zum alter von einem Jahr: das heißt, in diesem Zeitpunkt ist eine Dosis von 12 Rattis oder 1,5 g.

Erwachsene bekommen folgende ungefähren Dosen bei verschiedenen Darreichungsformen:

Für die Rasayana- oder Verjüngungstherapie gibt es eine spezielle Methode der Dosierung. Mit dieser Dosierung kann man durch allmähliche Erhöhung und Verringerung alle Körpergewebe sättigen.

Zeitpunkt der Medikamenteneinnahme

Die Medikamente werden zu verschiedenen Zeitpunkten eingenommen, je nach

  • der Tageszeit, die ein bestimmtes Verhältnis der Doshas bewirkt
  • dem Zustand des Agni (Verdauungsfeuer), also während der Verdauung.

Um den bestmöglichen Effekt eines Medikamentes zu erzielen, muss der richtige Zeitpunkt für seine Verabreichung gewählt werden.

1. Auf nüchternen Magen (Abhakta)

  • Die Wirkung eines Medikamentes in diesem Zeitpunkt ist am stärksten
  • die Medikamente sollten zu diesem Zeitpunkt bei kräftigen Personen und akuten Störungen verabreicht werden

2. Vor den Mahlzeiten (Pragbhakti)

  • bei der Behandlung von Fettleibigkeit
  • bei Störungen des Apana Vata
  • zur Stärkung der Darmmuskulatur

3. Während den Mahlzeiten (Madhyabhakta)

  • bei Störungen des Samana Vata

4. Nach den Mahlzeiten (Adhobhakta)

  • bei Störungen des Vyana und Udana Vata
  • bei der Behandlung von Krankheiten, die oberhalb des Nackens angesiedelt sind und auf einen Überschuss von Kapha zurückgehen.

5. Mit dem Essen vermischt (Samabhakta)

  • Besonders für Kinder und empfindliche Personen ist dieser Zeitpunkt geeignet, um den schlechten Geschmack eines Medikamentes zu unterdrücken
  • auch für Personen, die eine Abneigung gegen Medikamente haben
  • für Personen, die unter Appetitlosigkeit leiden
  • bei der Behandlung von Krankheiten, die sich über den ganzen Körper ausgebreitet haben

6. Zwischen Mittag- und Abendessen (Antarabhakta)

  • bei der Behandlung der Störung von Vyana Vata

7. Sowohl vor als auch nach dem Essen (Samudga)

  • Zur Behandlung von Krankheiten wie Schluckauf, Zittern, wiederholten Krämpfen und Störungen des unteren Teils des Körpers sollten die Medikamente unmittelbar vor und nach den Mahlzeiten gegeben werden

8. Zum wiederholten Mal (Muharmuhu)

  • Zur Behandlung von Krankheiten wie Husten, andauerndem Schluckauf, Atemstörungen, Erbrechen, Vergiftungen, wiederholt man die Verabreichung von Medikamenten

9.Mit jedem Bissen des Essens (Sagrasa)

10. Zwischen den Bissen des Essens (Grasantra)

  • bei der Behandlung von Störungen des Prana Vata ist es nützlich

11. In der Nacht ([Nisha])

Wege der Verabreichung

Im Allgemeinen werden Medikamente oral verabreicht. Nach der Verdauung und Aufnahme werden sie von der Lymphe und dem Blut im ganzen Körper verteilt. Wenn eine spezifische lokale Wirkung erzielt werden soll, dann werden andere Verabreichungswege gewählt (im Allgemeinen ist es am besten, einen krankhaften Zustand nach Möglichkeit sowohl systemisch als auch lokal zu behandeln).

Hier einige Organe und die geeigneten Mittel zur Behandlung:

  • Nase: Medizinische Nasentropfen oder Nasenpulver (Nasya)
  • Augen: Augensalben und Umschläge mit Heilkräutern
  • Ohren: Kräuter oder Öle
  • After (Anus): Einläufe (Basti)
  • Harnröhre: Einlauf (Uttar Basti)
  • Scheide und Gebärmutter: Wattebausch
  • Haut: Waschungen, Umschläge, Pflaster, Öle

Sammeln von Heilpflanzen

In ayurvedischer Medizin ist das Sammeln von Heilpflanzen etwas wie ein Ritual, um die Wirksamkeit der Pflanzen zu optimieren. Man sollte vor Sonnenaufgang an einem Tag aufstehen, der nach dem Kalender als Glück bringend gilt. Montag oder Donnerstag, die Tage des Monats und Jupiters, sind besonders günstig, außerdem die Zeit zunehmenden Mondes. Nach dem Gebet an die Sonne sollte ein spezielles Gebet vor dem Kraut, der Pflanze oder dem Baum verrichtet werden, deren Teil man sammeln wird. Die Pflanze oder das Kraut nimmt man dann mit, ohne dabei mit jemandem zu sprechen. Nur Pflanzen, die in der Nähe von Flüssen und Seen wachsen, sammelt man nachts, denn sie wirken zu diesem Zeitpunkt am Besten. Baumrinden oder –wurzeln werden von Norden her geschnitten. Generell sind in Indien alle Pflanzen in den Monaten Oktober bis Dezember nach der Regenzeit am Wirksamsten; daher sollten sie zu dieser Jahreszeit gesammelt werden. Die Ausnahme von dieser Regel ist die Sammlung von Heilkräutern gegen Durchfall, Ruhr und Erbrechen. Sie wirken austrocknend und sollten in den Monaten Mai oder Juni gesammelt werden, wenn das Wetter in Indien heiß und trocken ist.

Pharmazie oder Pharmazeutische Aspekte in der ayurvedischen Medizin

Gute Kenntnisse auf dem Gebiet der Zubereitung von Medikamenten – Pharmazie – sind eine wichtige Qualifikation eines ayurvedischen Arztes. Rohe Drogen werden gesammelt, gereinigt und zu verschiedenen anwendbaren Medikamenten weiterverarbeitet.

Grundsätzlich werden ayurvedische Medikamente in drei Klassen eingeteilt:

  • pflanzliche
  • mineralische
  • organische/tierische

Bei der pharmazeutischen Zubereitung kann in vier Gruppen unterschieden werden:

  • Extrakte
  • Fettpräparate
  • fermentierte Präparate
  • weitere Arzneimittel

Bei der Herstellung pflanzlicher Medikamente muss berücksichtigt werden, welcher Teil der Pflanzen wirksam ist:

Außerdem muss berücksichtigt werden, zu welcher Jahreszeit sie gesammelt wurden. Bei mineralischen Substanzen werden der Fundort und die Eigenschaften, wie Farbe, Geruch, Form und Modifikation, berücksichtigt. Bei tierischen bzw. organischen Substanzen müssen folgende Faktoren bekannt sein:

  • Lebensraum
  • Alter
  • Geschlecht
  • Ernährungsgewohnheiten
  • welches Organ oder welcher Teil des Tieres verwendet wurde.

Bei der Herstellung von Medikamenten muss, wie eingangs schon erwähnt, Folgendes berücksichtigt werden:

  • Die Geschmacksrichtung (Rasa),
  • die Energie (Virya),
  • der Effekt nach der Verdauung (Vipaka) und
  • die spezielle Wirkung (Prabhava).

Gleichzeitig sollte auch die Wirkung des Medikamentes auf das betreffende Doshas-Organ oder den Krankheitszustand im Körper bedacht werden. Bei der Zubereitung eines Medikamentes muss der Arzt wissen, ob die Substanz rein oder unrein ist und wie man gegebenenfalls eine unsaubere Substanz reinigt. Wenn eine bestimmte Substanz zu einer bestimmten Jahreszeit nicht vorhanden ist, muss er angemessene Ersatzmöglichkeiten kennen.

Reinigung von Medikamenten

Viele Methoden werden zur Reinigung von Medikamenten angewandt:

  • Säubern
  • Destillieren
  • Auslesen
  • Entwässern
  • Filtrieren
  • Schälen
  • Polieren
  • Windsichten
  • Abseifen
  • Waschen

Für Mineralien kommen in Frage:

  • das Pulverisieren
  • das Kochen in Milch oder Kuhurin
  • das Ansäuern in Essig
  • die langfristige Lagerung in tierischen Produkten wie Butter oder Milch

Während in der ayurvedischen Pharmazie Mineralien durch Erhitzen, die Einwirkung entgiftender pflanzlicher Substanzen oder Säfte behandelt werden, benötigt die moderne pharmazeutische Industrie bei der Herstellung ihrer Medikamente eine Reihe verschiedener Chemikalien oder Lösungsmittel.

Präparate, die Quecksilber oder Gold enthalten, erfordern bis zu ihrer Endstufe eine große Zahl physikalischer und chemischer Behandlungsschritte, aber die ayurvedische Medizin kennt zahlreiche pharmazeutische Spezialverfahren:


a) Die einfachsten Vorgänge sind

  • das Zerkleinern von Blättern und
  • das Auspressen des Saftes von Pflanzen.

b) Komplexe Bearbeitungsverfahren erfordern mehrere aufeinander folgende Verarbeitungsschritte und können sehr lang dauern, z. B. die althergebrachte Darstellung des Abhraka Bhasma (Aluminiumoxid aus Glimmer), die sich über dreißig Jahre erstreckt. In der ayurvedischen Medizin werden keine Schwermetalle oder Mineralien verwendet, ohne sie durch langwierige Prozesse für den Gebrauch an Menschen geeignet zu machen

Obwohl auch künstlich hergestellte Medikamente verwendet werden, sind sie aber vorsichtiger, raffinierter und sicherer hergestellt als die in der westlichen Medizin hergestellten Medikamente. Diese ayurvedischen Medikamente sammeln sich nicht in den Geweben an, sondern werden nach ihrer Wirkung abgegeben. Die ayurvedische Medizin nutzt die große Kraft der Mineralien, ohne unter ihren Nebenwirkungen zu leiden. Nicht alle ayurvedischen Medikamente sind also einfache Kräuterzubereitungen.

Die Hitze ist am Wichtigsten bei der Herstellung von Medikamenten, weil die Substanzen so umgewandelt werden, dass sie vom menschlichen Körper leicht und ohne Nebenwirkungen aufgenommen werden können. Sie ist auch wichtig für die Änderung von Eigenschaften bei pharmazeutischen Verfahren, weil sie Prozesse wie

  • Erhitzen,
  • Rösten,
  • Schmelzen,
  • Verbrennen,
  • Räuchern,
  • Trocknen,
  • Destillieren,
  • Aufschließen oder
  • Oxidieren

ermöglichen.

Früher wurde die Hitze nicht in Maßeinheiten eingeteilt, sondern einfach als

  • niedrig,
  • mittel,
  • hoch,
  • sehr hoch oder
  • extrem hoch.

Diese Stufen wurden als die Temperatur,

  • bei der Heu brennt,
  • bei der Ammoniumchlorid schmilzt oder
  • bei der Borax sein Kristallwasser verliert,

umschrieben.

Um Hitze in verschiedenen Abstufungen erzeugen zu können, wurden und werden Bäder aus Sand, Wasser, Öl, Schwefel usw. verwendet. In Indien werden als Brennmaterial

  • Dung von Kühen, Schafen oder Pferden
  • Holz, z. B. von Katecu
  • Kohle aus verschiedenen Hölzern oder
  • Reisschalen

verwendet.

Die Rohstoffe behandelt man – je nachdem, in welchem Körperteil das Medikament wirken soll – durch einfaches oder wiederholtes Zerreiben oder Schmelzen bei mäßiger Hitze, Erhitzen in einem geschlossenen Gefäß oder in kochendem, flüssigen Schwefel. Bei den „Khavi“-Präparationen werden Medikamente mit flüssigen Pflanzenextrakten pulverisiert. Die zerkleinerte Pflanze und der Saft werden in einem Mörser so lange gerieben, bis die Mischung völlig getrocknet ist. Diese Prozedur (Bhavana) wird mindestens sieben Mal durchgeführt. Die so hergestellten Medikamente wirken vor allem im oberen Teil des Magen-Darm-Traktes, weil bei der Reibung von Mörser und Stößel nur geringe Hitze entsteht.

Dieser Vorgang des Pulverisierens ist die Grundlage der folgenden Präparationen:

– In der „Parpati“-Gruppe wird zunächst Kajjali, das für den menschlichen Gebrauch geeignete Quecksilbersulfid, hergestellt. Schwefel und Quecksilber werden getrennt gereinigt und dann zusammen gemörsert – so entsteht Kajjali. Dazu werden andere pflanzliche und mineralische Zutaten einzeln zugefügt und zu einem Kajjalipulver verrieben. Es wird dann auf einer Eisenplatte erhitzt, die gerade heiß genug ist, um die Mischung zu schmelzen. Das Produkt wird herausgenommen und zum Trocknen auf ein Bananenblatt gelegt. Dieser Prozess benötigt mehr Hitze als bei der Khalvi-Gruppe, weshalb die Medikamente nicht so leicht abgebaut, sondern erst im mittleren Teil des Verdauungstraktes zerlegt werden. Sie wirken daher im verdauenden und absorptiven Abschnitt des Dünndarms (Grahani). Medikamente, deren Aufnahme erleichtert werden soll, werden auf diese Weise hergestellt.

– Bei der Herstellung der „Kupipata“-Gruppe von Medikamenten werden noch stärker verfeinerte Produkte hergestellt. Ein mit Medikamenten verriebener Kajjalio wird in eine Glasflasche gegeben und für 24 – 72 Stunden in einem Sandbad erhitzt. Dabei handelt es sich um alchemistische Präparate, da sie Kajjali enthalten – das für den menschlichen Gebrauch geeignete Quecksilbersulfid. Die Glasflasche wird nahezu verschlossen und sehr viel stärker erhitzt als bei den Khalvi-Präparaten. Bei diesem Prozess entstehen zwei verschiedene Produkte:

a) ein sublimierter Anteil am Hals der Glasflasche (d. h. gasförmiger Anteil)

b) als Sediment im unteren Teil Die Zusammensetzung beider Anteile ist verschieden, obwohl ihre Ausgangsstoffe dieselben sind. Der am Hals der Glasflasche entstandene Anteil wirkt auf Lunge, Herz und Gehirn; der am Boden entstandene Anteil ist dagegen kompakter und wirkt daher auf Organe im Beckenraum, wie z. B. die Gebärmutter oder die Nieren.

– Die „Keipi“-Medikamente werden noch weiter verfeinert und so die Verbindung zwischen dem Quecksilber, dem Schwefel und dem medizinisch wirksamen Anteil noch verstärkt.

– In der „Pottali“-Gruppe wird ein Schwefelbad verwendet. Die Medikamente werden in einen Stoffbeutel gegeben und sechs Stunden in kochenden Schwefel getaucht. Der Schwefel erhitzt die Bestandteile des Rezepts, die in ihm suspendiert sind, von allen Seiten. Diese Medikamente sind für rasche Wirkung bestimmt und zwar in tiefer liegenden Geweben und laufen häufig direkt über das Gehirn. Das beste Beispiel hierfür ist Hemagarbha – das gereinigte Gold.

Herstellung von Bhasmas

Die Oxidation von Metallen zu den so genannten Bhasmas ist ein Spezialverfahren der ayurvedischen Pharmazie. Bhasmas sind nicht nur einfach Metalloxide, sondern etwas anderes von bisher unbekannter chemischer Zusammensetzung. Dieses Verfahren wird bei harten Metallen (Maharasa) angewandt. Eine flache Platte des Metalls wird auf Holzkohle erhitzt und dann in Öl, Buttermilch, Kuhurin, Kanji (eine fermentierte Weizenschleimsuppe) oder eine Abkochung von Pferdebohnen getaucht – sieben Mal in jede dieser Flüssigkeiten. Nach dieser Reinigung ist das Metall sehr spröde. Anschließend wird „Marana“ (sozusagen die „Abtötung des Metalls“) durchgeführt. Das vorbehandelte Metall wird in ein Tongefäß gegeben, dessen Deckel mit einem lehmgetränkten Tuch luftdicht abgeschlossen wird. Wenn dieses Tuch trocken ist, wird das Gefäß auf bestimmte Holzkohle oder auf Kuhdung 6 – 8 Stunden erhitzt. Es entsteht das Bhasma (Asche oder Oxid). Bei manchen Bashmas, ist es erforderlich, dieses Verfahren mehrfach zu wiederholen, aber bei leichteren Metallen (Uparasas) wie Korallen, Muschelschalen oder Gips genügen 6 Stunden Erhitzen.

Testverfahren

Dieses hergestellte pharmazeutische Produkt wird auf vielerlei Weise überprüft. Die Testverfahren sind, je nach Produkt, arzneiliche Ghees, Öle, Bhasma, verschieden.

Kupferbhasma legt man beispielsweise in Zitronensaft, der nicht grün werden darf. Erst, wenn sichergestellt ist, dass die hergestellten Medikamente diese Tests bestehen, werden sie in der Praxis angewendet. Sonst wird ein Bhasma in weiteren Runden erhitzt, bis es den Anforderungen entspricht.

Darreichungsformen ayurvedischer Medikamente

1. Extrakte – Kashaya: Die Extrakte schmecken scheußlich und tragen den Namen der Geschmacksrichtung herb (Kashaya)

Es gibt 5 Arten entsprechend der Reihenfolge ihrer Aufzählung und auch in ihrer Potenz abnehmend.

a) frisch gepresster Saft – Swarasa

b) Paste und PulverKalka und Curna

c) Abkochung – Kwatha

d) heißer Aufguß – Phanta

e) kalter Aufguß – Hima

a) Frisch gepresster Saft sollte nur bei kräftigen Patienten mit gut funktionierender Verdauung und bei akuten Indikationen verabreicht werden. Normale Dosis ist 20 ml. Dosis nach Vagbhata ist bis 160 g.

b) Es gibt 2 Arten von Kalka:

  • Paste: wenn getrocknete Pflanzensubstanz mit Flüssigkeit gemischt wird
  • Pulver: wenn getrocknete Pflanzensubstanz im Mörser zu Pulver verarbeitet wird (Curna)

Mittlere Dosis für Paste 10 g, für Pulver 5 g. Pulver werden mit passenden Adjuvans (unterstützender Zusatz für Arznei) verabreicht. Bei Ghee, Öl, Honig oder Rohzucker als Adjuvans werden doppelte Mengen des Pulvers genommen für die Verabreichung. Bei Milch und Wasser wird die vierfache Menge genommen. Die Ausnahme bilden Ghee und Honig, die niemals in gleichen Mengen verabreicht werden dürfen.