Iccha
Iccha und Ichchha (Sanskrit: इच्छा icchā f.) Wunsch, Verlangen, Neigung; Wille.
Iccha (sprich: itsch-haa) ist ein Sanskrit Wort mit vielfältiger Bedeutung. Iccha wird häufig übersetzt mit Wille, Willenskraft, Wunsch. Bei Yoga Vidya verwenden wir Iccha meist in seiner Bedeutung als Willenskraft. Iccha Shakti ist die Kraft, mit der du das umsetzt, was du aus deiner Buddhi, aus deiner Überzeugung heraus umsetzen willst. Iccha Shakti, die Manifestation der göttlichen Mutter, der Shakti, ist daher auch die Kraft des freien Willens. Iccha ist ein Ausdruck im Vedanta und spielt auch im Raja Yoga und Kundalini Yoga eine Rolle. Mehr Informationen findest du im folgenden Vortragsvideo von und mit Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya.
Iccha इच्छा icchā Aussprache
Hier kannst du hören, wie das Sanskritwort Iccha, इच्छा, icchā ausgesprochen wird:
Sukadev über Iccha
Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Iccha
Iccha ist Wunsch, ist Wille und Willenskraft. Iccha hat, je nachdem, in welchem Kontext es genannt wird, unterschiedliche Bedeutung. Iccha, sogar das „a“ am Ende ist lang. Iccha ist also Willenskraft. Meistens verwenden wir es bei Yoga Vidya, wie in der Tradition von Swami Sivananda, als Willenskraft. Da gibt es den Wunsch, der Vasana entspricht oder auch Raga, Mögen, und es gibt Iccha, den Willen. In dem Sinne ist Iccha die Kraft hinter Buddhi. Wenn man etwas eingesehen hat, was man umsetzen will, ist die Kraft, mit der man es umsetzt, Iccha oder Iccha-Shakti.
Iccha wird aber auch verwendet im Kontext zu Jnana-Shakti, Iccha-Shakti und Kriya-Shakti, den drei Kräften, die der Mensch hat, den drei Manifestationen von der Kraft der göttlichen Mutter im Menschen. Da gibt es zunächst mal Jnana-Shakti, die Kraft der Erkenntnis. Dann gibt es Iccha-Shakti, die Kraft des Wollens. Und dann gibt es Kriya-Shakti, die Kraft des Handelns. Man muss Kraft haben, um zu handeln, man braucht die Kraft zum Wollen und man braucht die Kraft der Erkenntnis. Ist eines der drei gestört, dann funktioniert etwas nicht. Der Mensch hat die Fähigkeit, zu wollen, er hat die Fähigkeit, zu handeln, und die Fähigkeit zur Erkenntnis. So ist Iccha-Shakti die Kraft des Wollens.
Des Weiteren, Iccha im Sinne von Wunsch, z.B. magst du den Wunsch haben auf Schokolade, du magst den Wunsch haben, deine Ernährung so wie bisher fortzusetzen. Du hast aber vielleicht erkannt, dass du dich gesund ernähren willst; du willst dich ernähren von Salaten, Gemüsen, Hülsenfrüchten, Vollkorngetreiden, Obst. Und dann kommt der Wunsch, „ich will aber Schokolade“ oder „ich will aber….“. Und dann sagst du: „Nein, ich will es nicht.“ Iccha-Shakti, die Kraft des Willens. Manchmal reicht die Kraft des Willens nicht aus und dann musst du dich "austricksen" mit Affirmationen, mit Visualisierung, mit geschicktem Umgang, mit Sublimieren usw.
Manchmal muss es vom Intellekt her kommen, Buddhi muss sagen: „Ja, ich kenne mich, ich bin realistisch, ich muss es einfach so und so machen.“ Es gibt auch manchmal Menschen, die nehmen sich zu viel vor. Das gibt es oft, dass Menschen abnehmen wollen. Und dann wollen sie abnehmen und sagen: „Ich wiege jetzt 80, ich will 60 Kilo wiegen.“ Und sie sagen: „Das will ich in vier Wochen erreichen.“ Das ist absolut unrealistisch, das wird nicht funktionieren, sie könnten sich die Vorsätze gleich sparen. Da braucht man letztlich die Buddhi, die Vernunft, die sagt: „Ja, so und so ist es realistisch, so und so kann ich es machen.“ Und dann kann man Buddhi nehmen, um praktisch mit sich selbst geschickt umzugehen.
Es gibt aber auch Willensmenschen, wenn die sich etwas vornehmen, dann tun sie es auch. Und sie wissen natürlich, wie viel sie sich vornehmen können, aber sie machen es auch, sie haben eine starke Iccha-Shakti. Man kann die Iccha-Shakti vergrößern, die Kraft des Willens, indem man das tut, was man sich vorgenommen hat, einfach indem man sie öfters benutzt. Wenn du dir etwas vornimmst, setze es um. Wenn du etwas umsetzen willst, dann setze es auch um. Nimm dir nichts vor, was du nicht umsetzen kannst, oder was du nicht mindestens hauptsächlich umsetzen kannst. Wenn du ein Versprechen machst, dann halte es. Wenn du dich für etwas verpflichtet hast, dann setze es um. Wenn du eine Verantwortung hast, dann werde der Verantwortung gerecht. Wenn du dir mit deinen spirituellen Praktiken etwas vorgenommen hast, dann setze sie um.
All das stärkt Iccha-Shakti, die Willenskraft. Fange mit kleinen Dingen an und baue sie weiter aus. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, heißt es so schön. Daher gilt es, die Iccha-Shakti, die Willenskraft, zu entwickeln und zu entfalten. Gerade im Raja Yoga und auch im Jnana Yoga spielt Iccha eine Rolle. Zwar findet man im Yoga Sutra nicht den Ausdruck „Iccha“, aber die großen Yogameister sagen immer, im Raja Yoga braucht man die Willenskraft. Wenn du all das umsetzen willst, was im Yoga Sutra steht, dann brauchst du Willenskraft, das musst du tun.
Auch für Hatha Yoga, um regelmäßig üben zu können, brauchst du eine gewisse Willenskraft. Im Bhakti Yoga brauchst du sie nicht so sehr, du sagst: „Oh Gott, ich kann nicht, es geht nicht, ich habe nicht die Kraft. Bitte, hilf du mir. Oh Gott, ich schaffe es nicht, das umzusetzen, bitte, hilf du mir. Dein Wille geschehe.“ Im Christentum würde man: „Oh Gott, du hast diese Gebote gegeben, die zehn Gebote, und außerdem hast du gesagt, ich soll Nächstenliebe üben und Feindesliebe und uneigennützige Nächstenliebe. Ich bekomme das nicht hin. Du bist für mich gestorben, bitte, hilf du mir.“ Oder im Bhakti Yoga sagt man: „Oh Krishna, du hast in der Bhagavad Gita gesagt, wenn man es nicht selbst hinbekommt, dann tust du alles für mich. Bitte, hilf mir.“
In diesem Sinne gibt es auch die Möglichkeit, zur Verwirklichung zu kommen, ohne Iccha. Und manche modernen Jnana Yogis sagen auch, man braucht gar nicht die Willenskraft so sehr zu bemühen. Frage, wer bin ich, erkenne dein Selbst und sei frei. Dennoch, gerade im Raja Yoga, Kundalini Yoga, Hatha Yoga, da ist Iccha wichtig. Und wenn du diese Yoga Wege gehen willst bis zur Verwirklichung, dann kultiviere deine Willenskraft. Kultiviere deine Willenskraft, indem du das tust, was du dir vornimmst. Kultiviere deine Willenskraft, indem du dir deiner Verantwortung, deiner Pflicht bewusst wirst. Kultiviere deine Willenskraft, indem du sie schrittweise entwickelst. Kultiviere deine Willenskraft, indem du weißt, was du willst. Kultiviere deine Willenskraft, indem du ethisch klar handelst. Kultiviere Iccha, deine Willenskraft, indem du auch dich Gott hingibst. Kultiviere Iccha auch, indem du öfters das nicht tust, was du willst, und das tust, was du nicht willst. Tapas, im Sinne der Askese, hilft auch, Iccha-Shakti zu entwickeln.
Einen starken Willen zu haben, macht vieles leichter. Es gibt auch Yogawege, die ohne Kultivierung von Iccha funktionieren, aber die meisten Yogawege brauchen Iccha, und gerade wenn du auch im Alltag erfolgreich sein willst, wenn du viel bewirken willst, brauchst du auch Iccha. Ein Mensch mit viel Iccha-Shakti kann auch andere mitreißen und Dinge zum Erfolg führen. Swami Sivananda schreibt deshalb auch in seinem Buch „Erfolg im Leben und Selbstverwirklichung“ sehr viel über Iccha, über die Entwicklung von Willenskraft. Und auch auf den Yoga Vidya Seiten, wenn du „Wille“ oder „Willen“ oder „Iccha“ eingibst, findest du einige Tipps, was du noch machen kannst, um deine Willenskraft zu entwickeln. Willenskraft aber im Dienste der guten Sache. Willenskraft im Sinne von Maitri, Freundlichkeit, im Sinne von Prema, Liebe, als Instrument und als Hingabe an Gott. Iccha – Wille, Willenskraft, Wunsch.
Siehe auch
Literatur
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