Wahrheit

Aus Yogawiki

Wahrheit ist das was wahr ist. Es gibt Absolute Wahrheit und relative Wahrheit. Relative Wahrheit ist das, was in einem relativen Kontext für wahr gehalten wird. Absolute Wahrheit ist das, was in allen Kontexten Wahrheit ist.

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Die Absolute Wahrheit, auf Sanskrit Sat, ist transzendent, mit dem Intellekt nicht fassbar, nur schwer umschreibbar, in tiefer Meditation im Überbewusstsein erfahrbar. Auf der relativen Ebene ist Wahrheit genau das, nämlich relativ. Verschiedene Menschen haben ihre eigenen Wahrheiten.

Wenn man friedvoll und liebevoll mit anderen Menschen umgehen will, gilt es, ihre unterschiedlichen Wahrheiten anzunehmen und zu berücksichtigen. Gerade Rechthaberei, also das Bestehen auf seiner eigenen Wahrheit, auf der einzig gültigen Wahrheit, führt oft zu Konflikten.

Auf der relativen Ebene ist oft nicht Wahrheit das was das Miteinander bestimmen sollte, sondern das Abwägen von Anliegen, Bedürfnissen, Interessen, das Bemühen, einen guten Weg für gemeinsame Ziele oder auch eine gute Vorgehensweise, einen guten Kompromiss für unterschiedliche Ziele zu finden. In anderen Kontexten, z.B. in manchen Teilen der Wissenschaft, ist das Ringen nach Wahrheit, auch in einem relativen Sinn, etwas sehr Wichtiges.

Wahrheit - eine Tugend. Was ist Wahrheit ? Woher stammt das Wort? Wozu ist Wahrheit gut? Was sind Synonyme, was das Gegenteil von Wahrheit? Umfangreicher Artikel mit Vortragsvideo und Tipps.

Wahrheit und Religion

(Artikel von Swami Sivananda)

"Es gibt keine Religion, die höher ist als die Wahrheit. Es gibt keine Tugend, die höher ist als die Wahrhaftigkeit (Satya). Es gibt kein Dharma (Gesetzt), das höher ist als die Wahrheit. Die Wahrheit ist Gott. Gott ist die Wahrheit. Es gibt nur eine Wahrheit. Die Weisen geben ihr verschiedene Namen: "Ekam sat vipra bahudha vadanti."

Vishuddha Chakra, Zentrum der Sprache

Wo die Wahrheit herrscht, dort herrscht auch die Gewaltlosigkeit (Ahimsa). Wo vollkommene Gewaltlosigkeit besteht, da besteht auch Wahrheit. Wahrhaftigkeit und Gewaltlosigkeit sind die zwei Seiten ein und derselben Wirklichkeit. Wahrhaftigkeit ist Pflicht. Wahrhaftigkeit ist Buße. Wahrhaftigkeit ist Yoga. Wahrheit ist das Absolute. Wahrheit ist die letzte Zuflucht. Unterwirf dich der Wahrheit in großer Verehrung. Es gibt nur eine einzige Wahrheit; es gibt nur eine einzige Realität.

Und diese Wahrheit ist dein Selbst. Strebe nach der Wahrheit. Sei wahrhaftig. Verwirkliche diese Wahrheit und sei frei. Wer in dieser Welt die Wahrheit spricht, selbst wenn sein Leben auf dem Spiele steht, der setzt ein Beispiel dafür, wie alle Schwierigkeiten überwunden werden müssen. Seelenkraft, Mitgefühl, Großmut, Ausdauer, Unparteilichkeit, Selbstbeherrschung, Entsagung, Meditation, Gewaltlosigkeit und Gerechtigkeit sind alles Formen der Wahrheit. Die Wahrheit spricht im Inneren des Menschen ohne den Lärm der Worte. Sie ist die Sprache des Schweigens. Sie ist die feine Stimme Gottes. Ein reines Gewissen gibt Freude ohne Nadelstiche."

Swami Sivananda über Wahrheit. Auszug aus "Die Botschaft".

Wert der Wahrheit

Auszüge aus dem Buch "Samadhi Yoga" von Swami Sivananda Copyright by Divine Life Society

Werden fünftausend Rajasuya Yagas auf einer feingestimmten Waage gegen Wahrheit (Satyam) abgewogen, wiegt die Wahrheit ohne jeden Zweifel mehr als die fünftausend Rasasuya Yagas. Aus diesem Grund bekunden die Srutis: "Satyaneva jayate nanritam – allein die Wahrheit triumphiert, nicht die Falschheit". Selbst Yudhishthira musste die Hölle sehen, als er einmal eine Lüge erzählte – eine abgeänderte, verzerrte Wahrheit, geschickt gedreht.

Schüler sollten aufrichtig danach streben, allzeit die Wahrheit zu sagen. Wenn sie fest in der Wahrheit verankert sind, werden ihnen alle anderen Tugenden von selbst anhaften. Brahman ist die Wahrheit und dadurch, dass man die Wahrheit sagt, kann man ihn erkennen. Selbst einige Sadhus und Sannyasins lügen über nichtige Dinge, um ihr Ansehen und ihre Position zu Wahren und von der Gesellschaft mit Respekt belohnt zu werden. Das ist ein schrecklicher Fehler. Arbeitende Menschen können noch zu gewissem Grad entschuldigt werden, aber für Sadhus und Sannyasins kann es niemals Nachsicht geben. Wenn der Geist unrein ist, kann man keine Selbsterkenntnis erlangen, selbst wenn man täglich 20 Stunden meditiert.

Swami Sivananda

Die Falschheit kam als erstes durch das Haus eines Anwaltes. Dann zog sie weiter zum Laden des Goldschmieds. Dann marschierte sie geradewegs weiter in den Laden des Stoffhändlers. Eine durch eine Lüge verdeckte Lüge führt zu weiteren Lügen. Eine Sünde, die mit einer anderen kaschiert wird, führt zu mehr Sünde. Gute wie schlechte Taten tragen stets ihre Früchte. Ein tugendhafter Mensch, der immer Gutes tut, ohne sich davon Früchte zu erwarten, wird schnell zum Brahma Jnani bzw. zum Jivanmukta.

Die Angewohnheit, zu lügen, geht Hand in Hand mit der Angewohnheit, lange Finger zu machen. Manche Schüler lügen selbst in belanglosen Dingen. In manchen Menschen ist die Angewohnheit zu lügen, schon fest verwurzelt. Wenn der Lehrer den Schüler fragt: "Oh Ram, hast du heute Morgen schon deine Chinin-Mixtur eingenommen?" antwortet er: "Ja, Swamiji, ich habe sie schon genommen." Ram lügt wegen so einer unbedeutenden Sache und wenn dann näher nachgeforscht wird, stellt sich heraus, dass er ein Lügner ist. Viele Schüler stellen sich als große Yogis hin, wenn sie nichts als ein paar Asanas und Mudras kennen und nur den "Vichara Sagara" und die "Panchadasi" gelesen haben. Das ist auch ein großes Hindernis auf dem Weg.

Ein weltlicher Mensch, ein Moralist und ein spiritueller Mensch haben unterschiedliche Auffassungen davon, was Wahrheit ist. Wenn A B fragt: "Bist du verheiratet?" und B antwortet "Ich bin Junggeselle", obwohl er eigentlich verheiratet ist, ist das für einen weltlichen Menschen eine Lüge. Und wenn er antwortet "Ja, ich bin ein verheirateter Mann", dann ist das die Wahrheit. Ein Moralist interessiert sich für die Wirkung der Wahrheit. Wenn ein Mensch das Leben vieler Unschuldiger retten kann, indem er lügt, ist das für einen Moralisten Wahrheit, denn die Unwahrheit hat das größte Wohl bewirkt. Wenn es für viele Menschen zu größerem Schaden führt, dass einer die Wahrheit spricht, ist das einem Moralisten nach die Unwahrheit. Für einen spirituellen Menschen ist Brahman die Wahrheit und diese Welt ist nicht wirklich.

Auch nur zum Spaß zu lügen ist negativ. Über andere zu tratschen, selbst wenn es humorvoll gemeint ist, ist negativ. Lass von diesen zwei negativen Gewohnheiten ab. Dann wirst du in der Gesellschaft leuchten. Man wird dich hoch achten. Sage zu keinem etwas und tue keinem etwas, das dir selbst nicht gefallen würde. Wenn man sich darin übt, stets die Wahrheit zu sagen, wird das Antahkarana von seinem Schmutz gereinigt. Es erstrahlt wie ein sauberer Spiegel und zeigt die göttliche Gestalt Gottes mit großem Glanz.

Sei der Wahrheit ohne Unterlass verpflichtet. Sei bereit, alles für sie aufzugeben. So wirst du einen starken Willen entwickeln. Du wirst furchtlos. Du beziehst immense Stärke und großen Mut vom Atman, dem Höchsten Selbst, in dir. Du wirst Selbsterkenntnis erlangen. Ein Mensch, der seine eigenen Fehler sehen kann genauso wie jene, die er bei anderen wahrnimmt, wird sich rasch zu einer großen Seele entwickeln. Brüte nicht über vergangene Fehler oder Misserfolge. Das erfüllt deinen Geist nur mit Schmerz, Bedauern und Niedergeschlagenheit. Wiederhole sie einfach in der Zukunft nicht mehr. Sei vorsichtig.

Denke einfach an die Faktoren, die zu deinen Misserfolgen geführt haben, und versuche sie in Zukunft auszuschalten. Sei wachsam und umsichtig. Stärke dich. Bewaffne dich mit neuer Kraft und neuen Tugenden. Entwickle langsam deinen Willen. Dann wirst du bei allem, was du unternimmst, erfolgreich sein. Jeder Fehler bringt seine eigene Lektion mit sich. Fehler sind unsere Gurus, unsere Lehrer. Bessere deine eigenen Unzulänglichkeiten aus. Schau nicht nach den Fehlern der anderen. Das geht dich nichts an. Alle entwickeln sich. Gott allein kennt die Position, an der sich jeder auf dem Entwicklungspfad befindet.

Sei wachsam. Sei umsichtig. Sei kühn. Sei frohgemut. Sei rein. Sei freundlich. Sei demütig. Sei geduldig. Verliere das Ziel nicht aus den Augen. Schieße nicht am Ideal vorbei. Halte dir die Vision von deinem Ziel klar vor Augen. Lebe jeden Moment danach, das Ideal deines Lebens zu verwirklichen. Verbessere deine Fehler. Erkenne das Selbst durch direkte, intuitive Erfahrung.

Meditiere über die Wahrheit, überwinde Negativitäten

- ein Vortrag von Sukadev Bretz 2018 -

Mund der Wahrheit in Rom

Bist du vielleicht momentan in einem negativen Gemütszustand, Ärger, Angst, Niedergeschlagenheit, Unsicherheit, innere Unruhe. Patanjali empfiehlt dir, meditiere über einen Aspekt der Wahrheit.

Patanjali 32. Vers des 1. Kapitel des Yoga Sutra

32. तत्प्रणतषधे ाथभय ए् कतत्त्वाभ्यास् ॥ ३२॥

tatpratishedhartham ekatattvabhyasah

"Zur Beseitigung dieser Hindernisse sollte man einen Aspekt der Wahrheit üben."

Zwei Verse davor, hat er gesprochen über die verschiedenen Hindernisse auf dem Weg. Von Krankheit über Trägheit, Zweifel, Gefühl der Sinnlosigkeit, Faulheit, Gier, innere Unruhe, Unstetigkeit, Zerstreuung usw.

Gemütszustände die dir vielleicht nicht ganz unbekannt sind. Wie kannst du diese überwinden. Darüber spricht er von Vers 32 bis Vers 39.

Übe einen Aspekt der Wahrheit

Man sollte einen Aspekt der Wahrheit üben. Tatpra heißt hier das Prinzip oder die Wahrheit, Abhyasa heißt Übung und Eka heißt ein. Pratishedhartha führt zur Beseitigung, zur Beherrschung aller Hindernisse. Es gilt einen Aspekt, ekatattva, der Wahrheit abhyasa, zu üben. Welche das sind, schreibt er in den nächsten Versen. Eine Möglichkeit kann sein, vergegenwärtige dir, die unendliche ewige Wirklichkeit.

Wenn du jetzt in diesem Moment unruhig bist, irgendwo nicht weißt wie es weiter geht und einen Zustand der inneren Unruhe hast. Es hilft dir bewusst zu machen, egal wie dein momentaner Gemütszustand ist. Du bist das unendliche, das ewige tief in dir ist Atman das höchste Selbst. Purusha unberührt von allem.

Wenn du dich bedroht fühlst und du weißt nicht wie es weiter gehen soll. Vergegenwärtige dir, dir selbst kann nichts geschehen. Du bist das unsterbliche Selbst. Selbst wenn du eine Krankheit hast, wo du nicht weißt ob sie wieder geheilt werden kann oder ob du sogar daran sterben wirst. Oder jemand anderes in deinem Bekannten- oder Verwandtenkreis hat eine schlimme Krankheit bekommen. Das Selbst ist davon nicht berührt.

Krankheit betrifft den Körper. Du bist das unsterbliche Selbst. Wenn du verärgert bist, was andere dir angetan haben. Es ist nicht so relevant. Sei dir bewusst, auch bei dem der dir Schlimmes antut, oder angetan hat oder antun wird, ist das höchste Selbst. Du bist in der Tiefe deines Wesens Eins mit ihm. Das Ganze ist lila, ein kosmisches Spiel. Löse dich von diesem Spiel immer wieder, sei dir bewusst, du bist das unsterbliche Selbst.

Praktisches Beispiel

Das Leben ist wie ein Film

Angenommen du bist in einem Kinofilm und dort kommt etwas ganz Schlimmes. Die Hauptperson wird bedroht, da kommt gleich ein Mörder oder die Geliebte wird umgebracht. Du zitterst und erbebst. Was kannst du tun? Mache dir bewusst, es ist nur ein Film. Die Schauspieler haben diese Szene hundertmal aufgeführt, letztlich ist es nur eine Szene.

So ähnlich kannst du dir auch sagen, du bist gerade im kosmischen Spiel. Der kosmische Regisseur Gott, die Göttin lässt gerade ein kosmisches Drama ablaufen. Du bist ein Schauspieler darin. Vielleicht so ein guter Schauspieler, das du dich mit deiner Rolle ganz identifizierst. Geh heraus aus dieser Rolle, mindestens einmal vorübergehend. Mache dir bewusst, du bist das unsterbliche Selbst, der Atman. Nichts kann dir etwas antun.

Du magst sagen, das hilft mir gar nichts, ich bin weiter in der Situation. Mag sein. Wenn du im Kino hilflos sitzt auf einem Stuhl und vor dir geschieht Schreckliches auf der Leinwand. Es hilft dir sehr wohl zu wissen, es ist nur ein Film. So kann es dir helfen zu wissen, das Ganze ist nur ein Film, lila ein kosmisches Spiel.

Du bist das Unsterbliche Selbst

Du selbst und alle anderen, sind Ausdruck der einen kosmischen Seele. Mache dir bewusst, einen bestimmten Aspekt der Wahrheit zu vergegenwärtigen hilft jetzt. Das kann Unterschiedliches sein. Du könntest sagen, Gott hilft mir, Gott steht mir bei. Dieses Bhakti Gefühl kann dir helfen mit Schwierigkeiten umzugehen. Du kannst sagen, die ganze Welt ist ein Traum, es gibt nur ein unendliches Brahman. Diese Jnana Wahrheit kann dir helfen.

Oder du könntest dir sagen, wir gehen durch so viele Inkarnationen und jede hat ihren Sinn. Wir wachsen beständig durch alle Erfahrungen und irgendwie wird es gut sein, für alle Beteiligten um daran zu wachsen. Vor dem Hintergrund von 1000enden und Millionen von Inkarnationen. Das Leiden in einem Leben, ist nur ein kleiner Aspekt und es ist etwas Hilfreiches. Diese Karma Yoga Einstellung kann helfen.

Spüre eine höhere Wirklichkeit

Du kannst sagen, Körper und Psyche sind relativ. Sie spielen keine allzu große Rolle. Diese Jnana Yoga Einstellung kann dir helfen. Meditiere über einen Aspekt der Wahrheit und das hilft dir Leiden zu überwinden.

Darüber steht auch ekatattvabhyasah, er sagt du könntest irgendetwas üben, was dich dort herausholt. In diesem Sinne erwähnt Patanjali in den nächsten Versen, welche Abhyasas, welche Übungen du machen kannst, um aus dem Leiden herauszukommen. Darüber spreche ich das nächste Mal.

Vielleicht magst du kurz innehalten und über einen Aspekt der Wahrheit meditieren. Es heißt das Gott hinter allem ist. Das heißt dass du lernen kannst, von allen Erfahrungen. Satchitananda - Sein Wissen und Glückseligkeit.

Das ist ein Vortrag, der Raja Yoga Reihe. Weitere Informationen und Kommentare in unserer Yoga Vidya Internetseite.

Verfasser: Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, Schüler von seinem Guru Swami Vishnu-devananda, dieser wiederum Schüler von Swami Sivananda, nach der Yoga Vedanta Tradition, die sich zum großen Teil auf den großen Meister Shankaracharya bezieht.

Video - Meditiere über die Wahrheit

<html5media>https://sukadev.podspot.de/files/YVS213_Patanjali_Meditiere-ueeber-die-Warheit_2-32-.mp3</html5media> D ieses ist ein Audio- bzw. Video-Vortrag aus der Vortragsreihe „Yoga Vidya Schulung – Der ganzheitliche Yogaweg

Eine wahre Philosophie des Lebens

Artikel von Swami Sivananda

Wenn der strahlend blaue Himmel einen gleißenden Strom hellen Lichtes auf eine Ansammlung von blinden Menschen werfen würde, so würden diese Menschen lediglich die Wärme, aber nicht das Licht, wahrnehmen. Und ebenso, wenn ein heiliger Mann uns mit den lebensspendenden Weisheiten durch seine Ausführungen, seine Rede oder seine Schriften versorgen würde, so würden wir vielleicht aufgerüttelt durch die unfreiwillige Folge der gnadenvollen rhythmischen Sätze, oder wir würden (von unserer Eitelkeit getrieben) vorgeben, dass wir dies alles verstünden und dazu zustimmend mit unseren Köpfen nicken.

Wenn dann einige von uns wirklich die Substanz der Reden oder auch der Schriften durchdringen und die dahinterliegende Wahrheit beginnen zu verstehen oder sogar anfangen, diese Wahrheit in Handlungen umzusetzen oder diese in ihrem tagtäglichen Leben anzuwenden, so sind wir doch meist unaufrichtig. Oder wir werden dennoch unaufrichtig gehalten durch die subtilen Bedürfnisse, die geheimen Muster und die vernebelten Hoffnungen, die wir in den innersten Ausbeulungen unser Herzen in uns tragen.

Ich meine nicht, dass wir zu grob oder zu trübe sind, um den Pfad der Wahrheit zu verfolgen oder nach dem Licht und der Wahrheit zu streben. Es ist an sich nichts falsch an und in uns, lediglich haben sich die Ignoranz und die Dunkelheit in praktisch jeden Winkel und in jede Faser unseres Daseins eingeschlichen. Wir mögen Narren sein, aber gleichzeitig sind wir Gott gleich. Wir sind vielleicht auch jämmerlich, aber es könnte lediglich eine Verschleierung des Göttlichen sein. Wir könnten lebendige Schreine der Dunkelheit sein, aber wir haben trotzdem eine Laterne mit unsterblicher Schönheit in uns. Wir mögen die Bewohner einer Hölle auf und in dieser Welt sein, aber wir haben auch die schwache Erinnerung an den Himmel in uns. Auch wenn wir uns tief in Sinnesfreunden verstrickt haben, so haben wir doch immer auch ein Gefühl für das Göttliche.

Unsere größte Tragödie liegt nicht darin, was wir sind, sondern darin, dass wir nicht wissen, was wir sind und auch, was wir in unserem Innersten wirklich sind. Unsere größte Dummheit und unser schlimmster Fehler sind, dass wir uns selbst nicht richtig studieren. In Wirklichkeit sind wir Wahrheit und diese Wahrheit ist nicht eine Folge von Logik, oder auch nicht eine metaphysische Idee und auch nicht ein moralisches Prinzip. Sie ist auch nicht ein unergründliches Rätsel oder ein Problem, welches zu einer bestimmten Lösung gehört. Es ist letztlich das tiefste Bewusstsein in uns, eine Wirklichkeit, die erfahren werden will, ein Werden und ein Sein.

Als ein Prinzip des Lebens beseelen wir die gesamte Existenz, und in jeder Ader einer jeden Kreatur pulsiert dieses Prinzip. Als eine Quelle des Lichtes machen wir die Sonne und den Mond zu dem, was sie sind. Als der unermessliche und alldurchdringende Geist umspannen wir die unendlichen Lüfte oder Himmel. Wir sind überall und immerwährend. Wir existieren als ein universelles "Hier" und ein immerwährendes "Jetzt".

Und was verschleiert nun diese Tatsachen über uns selbst? Was bindet unseren unsterblichen Geist an diesen gebrechlichen Körper? Welche Hürden versperren uns den Weg zu grenzenlosem Licht und der höchsten Wahrheit? Nichts, nur die vermeintlich dünnen Fäden, die uns gefangen halten. In einigen eher ungewöhnlichen Zuständen, wie den Momenten der Meditation, in den Stunden der Selbstanalyse und Selbstbefragung, können wir dann das Wechselspiel der beiden Welten – der spirituellen und weltlichen Welt – auf der Bühne unseres Herzens beobachten.

Und dann können wir auch die Schleier, die unseren universellen Geist verhüllen, wahrnehmen wie auch die feinen Fäden, die unser unendliches Selbst gefangen halten, erkennen. Gefangen im Treibsand der Ignoranz, hin und her geworfen von den Winden der Leidenschaften, beherrscht von den pietätlosen Impulsen, den ruinösen Begierden unterworfen, verloren in den Sinneslüsten eines nach außen gerichteten Lebens halten wir an einer verdrehten und verquasten Sicht auf unser Leben fest. Und damit beginnt dann die Tragödie, der Verlust des Urteilsvermögens, die Unfähigkeit, uns selbst zu gehören und uns selbst zu studieren. Und letztlich entsteht damit dann die Unfähigkeit, höhere Fähigkeiten zu erreichen, und auch die universellen Prinzipien und die grundsätzlichen Probleme anzugehen.

Unsere kommerzielle Welt, die angefüllt ist mit einer Vielzahl an technischen Geräten und unser Zeitalter der Maschinen, hat uns zu Automaten werden lassen. Und diese Automaten haben uns unserer Gedanken beraubt, damit werden wir als Menschen zurück in das Königreich der Tiere gestoßen. Unsere uns drängenden Sorgen und Ängste absorbieren uns und unsere kleinen Wünsche und Hoffnungen lassen unsere Augen für die wirkliche Größe und den Glanz unseres Selbst erblinden. Wir leben in Zweifeln, die uns verkümmern lassen und die uns verängstigen. So werden wir zu Feiglingen, wenn wir uns den Fakten unseres Lebens und der Wahrheit der Weisheit stellen müssen.

Eine falsche Zivilisation hat den Kern unserer Kultur verschlungen. Die nach außen gerichteten Verhaltensweisen und die Erziehung an unseren Universitäten trüben unsere Sichtweise auf die groben Personen, mit denen wir in Kontakt treten. Und zusammen mit den geschliffenen Mogeleien und den übertünchten Grobheiten werden wir selbst dann klobig und blind auch in Hinblick auf die Religion. Und damit sind wir dann auch dem endgültigen und letztendlichen Zentrum unserer Erholung und unserer Mitte gegenüber blind. Ebenso auch gegenüber der wahren Substanz unseres Lebens (ohne die wir nur Schatten und Asche wären). Wir prangern Männer an, die weise sind und viel Weisheit haben, und wir steinigen Heilige. Und was schlimm ist, ob wir uns dessen bewusst sind oder auch nicht, ist, dass wir dies in jedem Moment unseres Lebens zu tun pflegen.

Die allererste Voraussetzung für Weisheit ist, dass wir uns unsere Schwachheiten, unsere Beschränkungen und unsere Narrheit ansehen. Und wir müssen diesen Dingen ins Auge sehen und über sie hinwegkommen. Wir müssen über diese Schwachheiten triumphieren. Und wir müssen letztendlich uns eine gesunde Philosophie des Lebens aneignen. Und mit deren Hilfe werden wir dann unsere eigene Natur meistern und zu perfekteren Menschen werden, und somit an der Grenze unserer wahren Natur leben und damit die Gesamtheit an Kraft, Schönheit und Wonne ausleben.

Wir sollten unsere Seele von all dem Unsinn reinigen, und den Müll aus unseren Gedanken entfernen. Ebenso müssen wir die verschlingenden Wölfe der brutalen Instinkte in uns selbst ausrotten und auch die Nebel, die aus unseren Vorurteilen entstehen, vertreiben und die krankmachenden Gefühle in unseren Herzen. Wir müssen Frieden und heitere Gemütsruhe im spirituellen Leben finden und damit auch neue Augen und Herzen erzeugen. Dann können wir ein Leben in der vollendeten Reinheit und Vollkommenheit führen.

Ich möchte hier betonen, dass eine wahre Religion, eine Religion des Herzens sein muss. Ehrlichkeit, Liebe und Reinheit sind die Grundlagen einer jeden wahren Religion. Kontrolle über die niedere Natur, die Bändigung des Geistes, die Kultivierung der Tugenden, der Dienst am Menschen, die Güte, die Kameradschaft oder die Nächstenliebe und die Freundlichkeit sind die Bausteine einer wahren Religion. Und diese versuche ich durch mein Beispiel zu vermitteln, den das Vorbild ist oft wichtiger als alle Anweisungen.

Ich glaube, dass Güte, sowohl im Sein als auch im Tun, die Grundlage eines jeden Lebens darstellt. Mit Güte meine ich auch die Fähigkeit, sich auch in andere Menschen hinein zu versetzen und somit wie diese zu erleben und zu fühlen. Dies beinhaltet auch, niemandem zu schaden. Güte ist damit das Gesicht der Gottgleichheit oder Ähnlichkeit mit Gott. Ich denke, dass gut und gütig zu sein, aus dem Innersten eines jeden Herzens kommen muss, und dies ist nicht einfach. Auch wenn dies vielleicht in den Lehren an sich einfach erscheinen mag, so ist es doch eines der schwierigsten Dinge im Leben, wenn wir nur ehrlich genug zu uns selbst wären.

Die Philosophie, die ich vertrete, stellt nicht eine verträumte oder verbrämte, subjektive und die Welt verneinende Doktrin der Illusion dar. Ebenso stellt diese nicht eine grobe, die Welt bestätigende Theorie eines sinnesgetriebenen Humanismus. Sondern diese Philosophie beinhaltet die Göttlichkeit des Universums, die Unsterblichkeit der menschlichen Seele, die Einheit der gesamten Schöpfung mit dem Absoluten, und ich denke, diese Doktrin ist die Einzige, mit der es sich lohnt, sich zu beschäftigen. So wie sich auch Brahman in den unterschiedlichen Universen auf verschiedenen Ebenen manifestiert, so sollte auch der spirituelle Aspirant seine Wertschätzung auch den niederen Manifestationen entgegenbringen, bevor er sich mit höheren beschäftigt.

Eine gute Gesundheit, ein scharfer Verstand, tiefes Wissen und Verständnis sowie ein starker Wille und eine hohe moralische Integrität sind alles notwendige Voraussetzungen für den Prozess der Verwirklichung der höheren Ideals des Humanismus als Ganzem. Sich anzupassen, sich einzustellen, entgegenkommend sein, das Gute in allen Dingen sehen können und alle Prinzipien der Natur nutzenstiftend auf dem eigenen Weg zur Selbstverwirklichung einzusetzen, sind wichtige Prinzipien auf dem eigenen Weg zur Verwirklichung.

Ebenso ist es wichtig, auf diesem Weg eine umfassende Anpassung der menschlichen Kräfte und Fähigkeiten zu erreichen. Für mich bedeutet Philosophie nicht nur eine Liebe zur Weisheit, sondern auch der Besitz dieser Weisheit. In all meinen Schriften habe ich verschiedene Methoden wie ein Mensch die physischen, die vitalen, die mentalen und die intellektuellen Schichten seines Daseins und Bewusstseins durchlässig machen kann und wie er Meisterschaft auf und in diesen Schichten erlangen kann, beschrieben. Damit kann er dann in seinem Sadhana voranschreiten auf seinem Weg zur Selbstperfektion. Jene Menschen, die dies erreichen sind die sogennanten "Sarvabhutahite Ratah" (Die Menschen, die uneigennützig dienen zum Wohle aller).

Um den Atman in allen Wesen und in allen Formen zu erkennen, um Brahman überall zu erfahren, zu jeder Zeit und in allen Lebensumständen, ihn zu sehen, zu hören, und wahrzunehmen als diesen Atman, dies ist mein Glaubensbekenntnis. Durch das Schwelgen und Verweilen in dieser göttlichen Einheit und durch den Einsatz der Hände, des Geistes, der Sinne und des Körpers für den Dienst am Menschen das Singen der Namen Gottes, die Erhebung der Anhänger, für die Weitergabe der Anweisungen an ernsthafte Aspiranten und für die Verbreitung des Wissens zu arbeiten, dies ist der Zweck meines Daseins. Es ist mein heiligstes Glaubensbekenntnis, den Kranken zu dienen und sie mit großer Hingabe zu pflegen und mit Sympathie und Liebe und ebenso die Niedergeschlagenen aufzumuntern. Und dabei ihnen Kraft sowie Freude zu geben. So kann ich die Einheit mit jedem und allem fühlen und allen mit dem gleichen Blick begegnen. In meinem höchsten Glaubensbekenntnis gibt es keine Bauern und keine Könige, ebenso gibt es keine Bettler und keine Eroberer, es gibt auch keine Männer und keine Frauen, und letztendlich auch keine Lehrer und Schüler.

Der erste Schritt ist meist der schwierigste. Aber nachdem man diesen ausgeführt hat, werden die restlichen Schritte einfacher. Es gibt einen Bedarf für mehr Courage und Geduld gegenüber den Mitmenschen, denn diese sind meist ausweichend oder vermeidend, zögern oft und sind angsterfüllt. Und dies beruht auf der Unkenntnis über die Aufgabe eines jeden Einzelnen. Ein gewisser Grad an Erziehung und Kultur ist notwendig, um ein ausreichend klares Verständnis über die Position eines Menschen in der Welt zu erhalten. Dennoch benötigt unser Erziehungssystem eine Überholung oder Verbesserung, denn es bleibt nur an der Oberfläche und berührt nicht die Tiefen eines jeden Menschen. Und um dies zu erreichen, benötigt es nicht nur die Kooperation mit der Gesellschaft, sondern auch die Kooperation mit der Regierung. Und Erfolg ist ohne diese Zusammenarbeit zweifelhaft. Der Verstand und das Herz sollten Hand in Hand gehen, und ebenso das Ideal und die Realität. Mit diesem Wissen zu arbeiten ist wahres Karma Yoga. Der Herr hat diese Wahrheit in der Bhagavad Gita erläutert. Ich bete, dass dieses höchste Ideal sich in dem täglichen Leben eines jeden Individuums verwirklichen wird. Und so kann dann ein echter Himmel auf Erden entstehen. Und dies ist nicht nur ein Wunsch, sondern es ist eine reale Möglichkeit, die nicht verleugnet werden kann. Und sie wird Wirklichkeit, wenn das Leben so verstanden wird, wie es wirklich verstanden werden sollte.

Möget ihr alle eure göttliche Natur in eurem täglichen Leben durch euer sprituelles Sadhana verwirklichen. Möge euer spiritueller Kern auf immer wie ein Fixstern leuchten und den Weg von vielen Aspiranten erhellen, und diese zu dem großen Ziel so führen helfen.

Wahrheit - Ziel und Grundlage von Tugend

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

Was ist Wahrheit? Es gibt verschiedene Arten von Wahrheit. Zunächst mal kann man unterscheiden zwischen relativer Wahrheit und absoluter Wahrheit. In der relativen Wahrheit gibt es auch wieder äußere Wahrheit und psychologische Wahrheit und letztlich auch kommunikative Wahrheit.

Gehen wir zunächst mal ein auf die absolute Wahrheit, die will ich jetzt nur kurz jetzt behandeln, nachher will ich sie mehr behandeln. Absolute Wahrheit ist das, was losgelöst ist, absolvere heißt loslösen. Die absolute Wahrheit ist die höchste Wahrheit, die Wahrheit hinter dem Universum.

Im Yoga sprechen wir davon, dass das Ziel des Lebens ist, die absolute Wahrheit zu erfahren und zu verwirklichen. Das will ich am Ende mehr betonen. Relative Wahrheit,- relative Wahrheit gibt es wieder, relative Wahrheit ist alles, was in Relation zum anderen ist, man würde sagen, alle äußere Wahrheit ist relative Wahrheit. Da gibt es auch wieder, auch in der relativen Wahrheit, eine gewisse objektive Wahrheit und es gibt eine subjektive Wahrheit. Objektive Wahrheit betrifft dann das Universum.

Also, man könnte z.B. sagen, was ist die objektive Wahrheit über ein Stück Eisen, oder die objektive Wahrheit über die Entstehung des Universums. Das Ideal der Wissenschaft ist, nach objektiver Wahrheit zu streben, wobei die Wissenschaftstheorie auch sagt, die vollständige Wahrheit ist nicht da, sondern die Wissenschaft ist immer im Begriff der Fortentwicklung. Das heißt, man versucht, herauszufinden, was ist jetzt ein Modell von der Wirklichkeit, das ist jetzt die momentane Wahrheit und dann macht man irgendwelche Versuche, Experimente und schaut, das, was man bis jetzt als wahr annimmt, kann man das falsifizieren oder nicht.

Ist sie falsifiziert, dann kann man eine neue Hypothese aufstellen, so lange bis die falsifiziert ist. Und so ist physikalische Wahrheit immer in der Entwicklung begriffen. Das ist diese Art von objektiver Wahrheit. Diese Art von objektiver Wahrheit, die in der Entwicklung begriffen ist, ist etwas, was in der Wissenschaft wichtig ist.

Und es ist auch gut, dass man das versteht, denn z.B. in der Medizin, da wird mal gesagt, das muss man machen, das muss man machen, das ist richtig, das ist die Ursache davon. Und zehn Jahre später heißt es was ganz anderes. Dann fragt man sich: "Ja, vor zehn Jahren, da galt das und heute was anderes, was soll denn das?"

Aber das ist in der Wissenschaft üblich und der Vorteil der westlichen Wissenschaft ist eben auch, das einzubeziehen, Wahrheit ist in Entwicklung begriffen, unsere Erkenntnisse über die Wahrheit wachsen. Das ist also die äußere Wahrheit und so solltest du auch umgehen mit Erkenntnissen in der Medizin und der Wissenschaft, Wissen, was heute wahr ist, ist morgen nicht mehr wahr. Nicht, dass es wirklich nicht mehr wahr ist, aber was wir für wahr halten. Das ist die scheinbar objektive Wahrheit, in Entwicklung begriffen, der Wahrheitsbegriff in der Wissenschaftslehre.

Dann gibt es natürlich die psychologische Wahrheit und hier, was der eine Mensch sieht, ist etwas anderes als was der andere Mensch sieht. Und hier hilft es sehr, dass man erkennt, dass diese relative Wahrheit subjektiv ist. Der eine z.B. mag jetzt diesen Vortrag lesen und daraus Inspiration ziehen, der andere mag sagen: "So ein Unsinn." Der nächste mag das ein oder andere finden, was ihm passt oder auch nicht passt.

Jetzt in dem Fall, wem das nicht passt, der liest das nicht und deshalb habe ich jetzt mehr mit Menschen zu tun, die bis jetzt immer noch dabei sind, die vielleicht das irgendwo interessant finden. Aber die, die fanden, das ist unsinnig oder das ist für sie irrelevant oder es ist Wiederholung von dem, was sie kennen, das war ihre Wahrheit.

Und jemand anderes mag diesen Vortrag interessant finden, überlegen und nachdenken: "Was meine ich dazu? Was meint Sukadev? Wie könnte das in meinem Alltag auch von Bedeutung sein?" Also, unterschiedliche subjektive Wahrheiten. Und das ist auch etwas Wichtiges, dass man das weiß, es gibt unterschiedliche Weisen, etwas zu sehen.

Und es ist manchmal auch faszinierend, die Wahrheiten der anderen zu verstehen. Man kann wissen: "Konstruktion der Welt ist etwas Subjektives. Was für mich wahr ist, ist für den anderen nicht unbedingt wahr." Und es ist eines der faszinierendsten Dinge, die man als Mensch machen kann, zu versuchen, herauszufinden: "Wie meint er das? Wie versteht er es? Was ist von ihrem Gesichtspunkt aus Wahrheit?"

Ich will dir also vermitteln, dass du nicht in deiner Wahrnehmung der Welt gefangen bleibst, Einfühlungsvermögen, Mitgefühl, Liebe heißt auch, andere zu verstehen. Andere verstehen kannst du, wenn du verstehst, es gibt unterschiedliche Weisen, Dinge zu sehen, es gibt unterschiedliche Weisen, Wahrhaftigkeit zu definieren, daher mein Tipp, versuche, andere zu verstehen, gehe mit Offenheit an andere heran.

Auch wenn du in einen neuen Arbeitsbereich, Aufgabenbereich gehst oder in eine neue Gruppe von Menschen gehst oder auch in deine gewohnte Umgebung gehst, immer wieder Offenheit haben, und gehe nicht davon aus, dass du diese Wahrheit gepachtet hast.

Noch ein paar Worte zur absoluten Wahrheit. Yogis sagen, es gibt eine absolute Wahrheit, es gibt nicht nur die relative Wahrheit. Und die absolute Wahrheit ist losgelöst von Zeit, Raum, Kausalität, die absolute Wahrheit ist losgelöst von dem, was beobachtbar ist.

Absolute Wahrheit ist Sein, Wissen, Glückseligkeit, sagen wir im Yoga, ist Brahman, das Absolute, ein Göttliches. Absolute Wahrheit ist deshalb Sein, absolute Wahrheit ist aber unveränderlich, deshalb auch absolut, losgelöst von allen Veränderungen.

Es gibt ein Seiendes, wie man in der Philosophie sagt. Dieses Seiende ist aber nicht nur abstrakt seiend, sondern es ist auch Bewusstsein. Wenn man alles wegnimmt, was beobachtbar ist, was übrig bleibt, ist der Beobachter selbst. Man kann sagen, die relative Wirklichkeit ist beobachtbar, sie ist aber auch irrtumsbehaftet, irrtumsbehaftet durch die Sinne, irrtumsbehaftet durch die Vorstellungen, irrtumsbehaftet durch die geistig-emotionalen Prozesse, man könnte auch sagen, durch Hirnchemie und den ganzen psychologischen Beobachtungsprozess.

Alles Beobachtbare ist relativ, subjektiv und daher nicht absolut wahr. Aber es gibt etwas, was alles beobachtet, und dieses, was alles beobachtet, das könnte man sagen, das ist die absolute Wahrheit, das unveränderliche Bewusstsein. Und dieses unveränderliche Bewusstsein ist nicht nur abstraktes Bewusstsein, sondern dieses unveränderliche Bewusstsein ist deine wahre Natur, daher Sat, und es ist Freude, Ananda.

Die absolute Wahrheit ist erfahrbar als Satchidananda, als Unendlichkeit und Ewigkeit, Sat, als reines Bewusstsein, Chid, als Ananda, Freude. Natürlich, die absolute Wahrheit ist nicht nur intellektuell ergründbar, obgleich man vieles darüber nachdenken kann und es ist auch gut, darüber nachzudenken.

Am wichtigsten ist, du kannst lernen, dich von deinen psychologisch-geistig-emotionalen Prozessen zu lösen, du kannst Sakshi, Beobachter, werden und auf dieser Basis kannst du dich lösen vom Relativen und die absolute Wahrheit erfahren. Dies ist dann nicht in Worte zu bringen und aus der heraus kannst du jetzt keine Alltagsempfehlungen geben, aber du kannst auch Techniken üben, Meditation üben, um diese Wahrheit zu erfahren. Und um die höchste Wahrheit zu erfahren, hilft es auch, dich von relativen Wahrheiten zu distanzieren, dich von relativen Wahrheiten zu lösen.

Wahrheit in Beziehung zu anderen Eigenschaften

In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und Persönlichkeitsmerkmale beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Wahrheit in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:

Ähnliche Eigenschaften wie Wahrheit

Ähnliche Eigenschaften wie Wahrheit, also Synonyme zu Wahrheit sind z.B. Wirklichkeit, Gott, Realität, Wahrhaftigkeit, Richtigkeit, Unanfechtbarkeit, Wissen, Existenz, Leben, Sein.

Ausgleichende Eigenschaften

Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Wahrheit übertrieben kann ausarten z.B. in Hochmut, Arroganz, Rücksichtslosigkeit, Gefühlskälte. Daher braucht Wahrheit als Gegenpol die Kultivierung von Liebe, Mitgefühl, Einfühlungsvermögen, Flexibilität, Pragmatismus, Idealismus.

Gegenteil von Wahrheit

Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Wahrheit, Antonyme zu Wahrheit :

Wahrheit im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten

Entwicklung von Wahrheit

Wahrheit kann man sehen als Tugend, als eine positive Eigenschaft. Vielleicht willst du ja Wahrheit in dir stärker werden lassen. Hierzu einige Tipps:

  • Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Wahrheit zu kultivieren. Vielleicht kannst du nicht alle guten Eigenschaften auf einmal kultivieren. Aber es ist möglich, innerhalb einer Woche oder innerhalb eines Monats eine Tugend, eine Eigenschaft, stark werden zu lassen.
  • Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Tugend, die Eigenschaft, Wahrheit kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein wahrhaftigerer Mensch zu sein."
  • Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Wahrheit ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt.
  • Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Wahrheit."
  • Am Tag wiederhole immer wieder eine Autosuggestion, Affirmation wie z.B.: Ich bin wahrhaftig."

Affirmationen zum Thema Wahrheit

Hier einige Affirmationen für mehr Wahrheit. Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr zu Funktion und Wirkungsweise von Affirmationen.

Klassische Autosuggestion für Wahrheit

Hier die klassische Autosuggestion:

  • Ich bin wahrhaftig.

Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:

  • Ich bin wahrhaftig. Om Om Om.
  • Ich bin ein Wahrer, eine Wahre OM.

Entwicklungsbezogene Affirmation für Wahrheit

Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin wahrhaftig " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:

  • Ich entwickle Wahrheit.
  • Ich werde wahrhaftig.
  • Jeden Tag werde ich wahrhaftiger.
  • Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Wahrheit.

Dankesaffirmation für Wahrheit

  • Ich danke dafür, dass ich jeden Tag wahrhaftiger werde.

Wunderaffirmationen Wahrheit

Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren:

  • Bis jetzt bin ich noch nicht sehr wahrhaftig. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Wahrheit entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
  • Ich freue mich darauf, bald sehr wahrhaftig zu sein.
  • Ich bin jemand, der wahrhaftig ist.

Gebet für Wahrheit

Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Wahrheit:

  • Lieber Gott, bitte gib mir mehr Wahrheit
  • Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein wahrhaftiger Mensch werde
  • Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Wahrheit mehr und mehr zum Ausdruck bringe.

Was müsste ich tun, um Wahrheit zu entwickeln?

Du kannst dich auch fragen:

  • Was müsste ich tun, um Wahrheit zu entwickeln?
  • Wie könnte ich wahrhaftig werden?
  • Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Wahrheit
  • Angenommen, ich will wahrhaftig sein, wie würde ich das tun?
  • Angenommen, ich wäre wahrhaftig, wie würde sich das bemerkbar machen?
  • Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Wahrheit kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als wahrhaftiger Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?

Siehe auch

Eigenschaften im Alphabet vor Wahrheit

Eigenschaften im Alphabet nach Wahrheit

Literatur

Weblinks

Seminare

Raja Yoga, positives Denken, Gedankenkraft

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Jnana Yoga, Philosophie

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Multimedia

SAT der Gottesverwirklichung dienliche Wahrheit – BG.XVII 26

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Wahrheit ist die Grundlage des Universums BG.XVI 8

<html5media>https://yoga-inspirationen.podspot.de/files/1336_Bhagavad_XVI_8.mp3</html5media>

Wahrheit und Wirklichkeit – mp3-Lesung mit Sukadev

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