Hochmut
Hochmut kommt vor dem Fall, so lautet ein bekanntes Sprichwort. Was aber ist Hochmut? Wie kann man Hochmut überwinden? Erfahre hier in diesem Artikel einiges über Hochmut, über Arroganz, und ihre Abgrenzung zu Selbstbewusstsein, Vertrauen und Mut.
Hochmut bezeichnet Überheblichkeit und Herablassung gegenüber anderen. Hochmut ist ein Denken oder Handeln, auch ein Fühlen, in dem sich der Betreffende für besser, ethischer, klüger, schöner hält als andere Menschen. Hochmut ist ein überheblicher Stolz. Es gibt verschiedene Formen von Hochmut. Auch Standesdünkel, Stolz auf eigene Verdienste etc. kann zu Hochmut führen.
Hochmut kommt vor dem Fall,- wirklich?
Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz
Ein Sprichtwort, das oft stimmt
Wir sprechen oft im Deutschen von Hochmut und von dem Sprichwort: "Hochmut kommt vor dem Fall." Es ist ein sehr verbreitetes Sprichwort. Und es tröstet einen manchmal, wenn man Menschen sieht, die sehr hochmütig wirken. Und dann kann man sagen, ja, Hochmut kommt vor dem Fall. Und es passiert ja auch oft genug. Jemand überschätzt sich, jemand überschätzt seine Fähigkeiten, jemand wiegt sich in großer Sicherheit, ist nicht achtsam genug. Und dann landet er auf der Nase.
Und jemand, der sich über andere stellt, er wird oft nicht mehr gemocht. Und dann werden Menschen ihm nicht helfen. Und wenn Menschen einem anderen nicht helfen, wird er oft nicht weiter kommen. Daher stimmt es relativ häufig, Hochmut kommt vor dem Fall.
Manchmal muss man zu seinen Überzeugenen stehen
Aber es stimmt eben auch nicht immer. Und manchmal muss man zu seinen Überzeugungen stehen, egal ob andere einen für hochmütig halten oder nicht. Daher: Das Hochmut vor dem Fall kommt, stimmt häufig, manchmal eben auch nicht.
Bis zu einem gewissen Grade ist es auch eine Besessenheit der westlichen Kultur, dass man denkt, man müsse immer demütig sein. Auch z.B. die Heiligen im Christentum, die sagen immer, ich selbst weiß wenig, ich selbst bin der allergrößte Sünder, ich selbst habe so viele Fehler. Es ist geradezu ein Charakteristikum eines Heiligen dass er sagt, er hat so viele Fehler. In anderen Kulturen ist das durchaus unterschiedlich.
===Hochmut oder gesundes, gutes Selbstbewusstsein? Swami Sivananda hat eine Autobiografie geschrieben, indem er durchaus gesprochen hat, dass er die Gottverwirklichung erreicht hat. Er schreibt, wie er auf dem spirituellen Weg vorangekommen ist. Er beschreibt die Hindernisse und wie er sie überwunden hat. Man könnte das als hochmütig anschauen. Ich meine, es ist einfach ein Teil in seiner eigenen Erfahrung. Es inspiriert mich und es inspiriert viele Menschen.
Oder auch, es gab einen bekannten Wirtschaftsführer namens Steven Jobs von Apple. Und der war der Überzeugung, es braucht keine Marktstudien. Ich weiß besser, was Menschen wollen, als sie es selbst wissen. Man kann sagen, es war ein großer Hochmut, den er hatte. Und er ist auch oft genug auf die Nase gefallen. Aber er war auch ein Genie und hat auf seine Weise den Gang der Geschichte auf dieser Erde verändert. Er hat Produkte geschaffen, die heute das Leben der Menschen verändert haben. Auch, wenn nicht alle Apple nutzen: Windows ist eine Nachahmung von Mac und androids smartphone ist eine Nachahmung des i-phones. Auf diese Weise könnte man sagen, die Welt ist verändert worden durch die Überzeugtheit von einem Menschen.
Hochmut kommt vor dem Fall: Oft stimmte es. Manchmal ist es aber kein Hochmut, sondern Überzeugung. Und manchmal muss man zu seinen Überzeugungen stehen, auch wenn einem Hochmut vorgeworfen wird. Manchmal muss man aber auch seine Überzeugungen überdenken und die Denkweisen der anderen mit berücksichtigen. In diesem Sinne muss man immer wieder abwägen und überlegen, wie weit soll ich die Meinungen anderer mit einbeziehen, wie weit sollte ich auf andere zugehen und wie weit sollte ich das, was ich für richtig halte umsetzen und unbeirrt meinen Weg gehen. Das ist nicht immer einfach zu entscheiden.
Umgang mit Hochmut anderer
Weitere Gedankengänge von Sukadev zu diesem Thema
Im Deutschen gibt es das Sprichwort "Hochmut kommt vor dem Fall". Wenn du jemandem begegnest, der sehr hochmütig ist, musst du in den meisten Fällen gar nichts tun. Das Schicksal, das Karma wird sich schon darum kümmern.
In dem Sinne, wenn du siehst, dass jemand sehr hochmütig ist, dann ist ignorieren der beste Ratschlag. Wenn der Hochmut aber in Arroganz mündet und der Mensch dann Andere herabwürdigt, dann musst du auch mal etwas sagen. Dann musst du die Verdienste Anderer auch mal herausstellen oder du musst sagen, dass du diese Art von arrogantem Kommunikationsstil nicht dulden wirst. In den meisten Fällen ist Hochmut aber harmlos und das Karma wird sich schon darum kümmern, dass der Mensch, der hochmütig ist wieder zu Demut kommen wird.
Begriffsherkunft Hochmut
Hochmut kommt von den beiden Begriffen Hoch und Mut. Das Wort Mut steht für Gemüt, für Psyche. Hochmut ist also ein "hohes Gemüt", also das was sich vom "Normalen" absetzt, mit Verachtung auf das Normale schaut. Hochmut kann man auch verstehen als "abgehobenes Gemüt", eine Psyche, welche die Bodenhaftung, die Erdung, verloren hat.
Ähnliche Begriffe wie Hochmut
Hochmut und Stolz sind bedeutungsverwandt. Stolz kann dabei auch positiv sein, weil man z.B. etwas Wertvolles geleistet hat. Stolz kann aber auch gleichbedeutend mit Hochmut sein. Ähnliche Bedeutung wie Hochmut haben die Wörter Anmaßung, Überheblichkeit, Arroganz und Einbildung. Heute etwas veraltete Begriffe sind Blasiertheit, Prätention, Hoffart oder Dünkel.
Hochmut als Vorwurf gegenüber anderen
Meistens wird der Ausdruck Hochmut als Vorwurf gegenüber anderen gebraucht. Wenn man jemand anderen nicht mag und ihm nichts Konkretes vorwerfen kann, kann man ihn wenigstens als hochmütig bezeichnen. Sei daher vorsichtig, jemand anderen als hochmütig zu bezeichnen. Vielleicht ist der andere mit etwas anderem beschäftigt. Vielleicht sind ihm andere Dinge wichtiger als dir.
Menschen können andere Erziehung, andere Gewohnheiten haben. Das kann dazu führen, dass sie als hochmütig, als arrogant, wahrgenommen werden.
Gründe für Hochmut
Hochmut kann viele Facetten, viele Gründe haben. Hier seien nur ein paar Gründe herausgestellt:
Hochmut als Folge sozialer Schichtung und von Vorurteilen
Menschen eines bestimmten Standes, Menschen einer bestimmten Schicht, haben oft Vorurteile gegenüber anderen. Es kann tatsächlich sein, dass sie gegenüber dem "Pöbel", gegenüber der "faulen Masse" sich besser fühlen. Solche Arroganz kann dazu führen, dass man anderen nicht hilft, kein Mitgefühl gegenüber den Leidenden hat. Im schlimmsten Fall kann aus Hochmut Unterdrückung und letztlich Bürgerkrieg entstehen.
Hochmut als Folge religiöser Auserwähltheit
Manche Menschen haben Hochmut als Folge religiöser Auserwähltheit. Sie denken, dass ihre Religion besser sei als andere und schauen auf die Angehörigen anderer "primitiver" Religionen herab. Sie glauben, dass andere in die Hölle kommen, nur sie selbst in den Himmel. Die Beschäftigung mit anderen Religionen und der Versuch, ihre Spiritualität zu verstehen, kann helfen, Hochachtung auch gegenüber Andersgläubigen zu entwickeln.
Hochmut als Folge außergewöhnlicher Talente
Jemand der außergewöhnliche Talente hat oder eine bestimmte Fähigkeit in besonderem Maße entwickelt hat, kann einen gewissen Hochmut gegenüber anderen entwickeln. Da hilft es zu erkennen, dass jeder Mensch besondere Fähigkeiten hat. Der eine ist ein guter Computerspezialist, der nächste kann gut kochen, ein anderer gut zuhören. Wenn man jeden für seine besondere Talente schätzt und erkennt, dass jeder im kosmischen Ganzen wichtig ist, dann ist man vor Hochmut gefeit. Häufiger wird jedoch der Vorwurf des Hochmutes erhoben, als dass der andere tatsächlich Hochmut hat.
Hochmut aus Minderwertigkeitskomplexen
Äußerlich zur Schau getragener Hochmut kann auch Folge eines Minderwertigkeitskomplexes sein. Jemand mag tiefe innere Unsicherheit haben, stürzt sich dann auf eine spezielle Fähigkeit, Besitz oder Rangordnung und überspielt mangelndes Selbstbewusstsein, mangelnde Selbstachtung mit zur Schau gestelltem Hochmut. Die Kultivierung von Selbstwewusstsein kann daher paradoxerweise ein Mittel gegen Hochmut sein. Und manchmal ist es hilfreich Mitgefühl gegenüber den Menschen zu haben, die Hochmut zur Schau stellen.
Hochmut aus übersteigertem Optimismus und Selbstvertrauen
Jemand der denkt, alles unter Kontrolle zu haben, und das grenzenlose Vertrauen hat, dass alles gut gehen wird, neigt zu Hochmut. Optimismus ist gut, rosarote Brille nicht. Selbstvertrauen ist gut, Überschätzung der eigenen Fähigkeiten nicht. Jemand, der sich einer Sache zu sicher ist, wird hochmütig und übersieht drohende Gefahren, aber auch auftauchende Chancen. Gerade hier hat das Sprichwort "Hochmut kommt vor dem Fall" seine besondere Berechtigung.
Hochmut und Selbstbewusstsein
Hochmut und Selbstbewusstsein sind eng miteinander verknüpft. Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl sind wichtig für die Gesundheit der Psyche und hängen auch mit der Selbstliebe, der Liebe zu sich selbst, zusammen. Hochmut und Arroganz können Zeichen übersteigerten Selbstbewusstseins sein.
Spiritueller Hochmut
Spiritueller Hochmut ist eine Art Arroganz gegenüber anderen. Spiritueller Hochmut kann z.B. entstehen, wenn jemand regelmäßig in seiner Praxis von Yoga und Meditation ist und dann herabschaut auf diejenigen, die sich immer wieder vornehmen zu meditieren. Spiritueller Hochmut kann zu einem falschen Gefühl der Sicherheit führen: "Das kann mir nicht mehr passieren. Darüber bin ich hinaus."
Hochmut kommt vor dem Fall
Hochmut kommt vor dem Fall, so sagt es der Volksmund. Wer sich zu sehr in Sicherheit wiegt, wer denkt, dass er längst über die Schwierigkeiten hinausgewachsen ist, welche andere haben, den wird das Schicksal eines besseren belehren. Hochmut kommt vor dem Fall - das soll ausdrücken, dass man immer auf der Hut sein sollte, voller Demut sein sollte: Man weiß nie, was als nächstes geschehen wird.
Übersteigerte Angst vor Hochmut
Hochmut, Superbia, galt in der katholischen Kirche als eine Todsünde, die von Gott bestraft wird. Daher auch das Sprichwort: Hochmut kommt vor dem Fall. So haben manche Menschen immer dann, wenn sie sich über etwas freuen, das sie erreicht haben, Angst davor, dass ihnen etwas Schlimmes passieren könnte. Gerade im deutschen Sprachraum ist es gar nicht selten, dass gerade spirituelle Menschen ständig Angst davor haben, ihnen würde etwas Schlimmes passieren, weil sie gerade auf etwas stolz sind.
Demut und Gottesvertrauen als Mittel gegen Hochmut
Das Gegenmittel zu Hochmut ist Demut. Gottesvertrauen ist ein Gegenmittel zur Angst vor Bestrafung aus Hochmut. Es ist gut und wichtig, dass du dich bemühst, auf dem spirituellen Weg voranzuschreiten. Es ist auch gut und wichtig, dich für eine gute Sache einzusetzen. Es ist natürlich und ein gutes Zeichen, dass du dabei Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl entwickelst. Aber sei dir bewusst: Nichts ist sicher. Alles was du erreicht hast, kannst du wieder verlieren. Gehe davon aus, dass alles was du erreichst, eine Folge von eigener Anstrengung, von Karma und Gnade ist. So kannst du dich über alles freuen, was dir zufällt: Du weißt, du hast es nicht selbst erreicht, sondern Gottes Gnade war beteiligt. Wie es im Buch Hiob heißt: "Der Herr hat's gegeben. Der Herr hat's genommen. Gepriesen sei der Herr".
Und selbst wenn du etwas Stolz empfindest, dann brauchst du kein schlechtes Gewissen zu haben. Du kannst dir sagen: "Auf der einen Seite bin ich gerade stolz auf das Erreichte. Und ich habe gute Gründe dafür, mich zu freuen, mein Ziel erreicht zu haben. Auf einer tieferen Ebene weiß ich, dass alles Gottes Gnade ist, die jederzeit alles wieder wegnehmen kann. Ich freue mich jetzt, bin dankbar, und auch ein wenig stolz. In der Tiefe vertraue ich auf Gott. Es wird kommen, was kommen soll."
Hohe Ideale als Mittel gegen Hochmut
Wenn du deine Ideale hoch genug setzt, dann bist du vor Hochmut gefeit. Wenn du weißt, dass noch so viel vor dir liegt, du noch so viel zu bewältigen hast, bleibst du demütig. Lass aber die hohen Ideale dich nicht in Stress setzen. Habe hohe Ideale, gehe ihnen nach, vertraue auf Gott, habe Geduld mit dir selbst.
Yoga und Meditation zur Überwindung von Hochmut
Durch die Übung von Yoga und Meditation kannst du zu einer höheren Wirklichkeit kommen, die jenseits der Reichweite von Hochmut ist. Wenn du in Yoga und Meditation erfährst, dass alles die Manifestation der einen, unendlichen Wirklichkeit ist und dass alles Ausdruck Gottes ist, bist du über die Ebene des Hochmuts hinausgewachsen. Es kann auf dem spirituellen Weg Phasen des Hochmuts geben, wenn du denkst, du seist etwas Besseres als andere. Meist wirst du aber öfter auf dem spirituellen Weg straucheln, Umwege machen, an deinen eigenen Idealen scheitern, neu aufstehen müssen. So entwickelst du Demut und Mitgefühl gegenüber anderen.
Vortrag über Hochmut
Hier ein Audio Kurzvortrag zum Thema Hochmut, der im Wesentlichen die Themen dieses Artikels über Hochmut behandelt:
http://jkv3wg.podcaster.de/download//files/88-Hochmut.mp3
Videos zum Thema Hochmut
Siehe auch
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