Stufen der Erkenntnis

Aus Yogawiki
Vasishtha beschreibt Rama die Stufen der Erkenntis - die Bhumikas

Stufen der Erkenntnis - Wenn du dir Fragen stellst, wie: Was ist der Sinn des Lebens? Was ist wirklich? Wer bin ich? oder Was ist Glück?, dann hast du angefangen, die Stufen der Erkenntnis zu beschreiten und befindest dich auf der ersten Stufe. Hier findest du die Geschichte vom Königssohn Rama und welche Stufen auf dem Weg zur Erkenntnis zu durchschreiten sind.

Stufen der Erkenntnis - Die sieben Bhumikas

Wie heißen die sieben Bhumikas und was bedeuten sie?

Die sieben Bhumikas sind wie eine Landkarte. Sie zeigen, welche Hauptstrecken wir vor uns haben. Für jede Ebene sind unterschiedliche Aufgaben zu meistern. Auch die Psyche des Menschen ist anders auf jeder Ebene und zeigen nicht 100 %ig, wie es dann wirklich ist.

Wer ist mit dem Auto gekommen? Wie seid ihr hergekommen? – durch Wegbeschreibung, Erklärung, aufs Geratewohl. War der Weg genauso, wie ihr euch ihn vorgestellt habt? – nein. Trotzdem habt ihr hergefunden. So ist es auch mit den sieben Bhumikas. Es fühlt sich auf den Bhumikas anders an, als man es sich vorgestellt hat, man findet aber leichter bis zur höchsten Wahrheit, wenn man sie kennt, denn man weiß die wesentlichen Aufgaben.

Ihr kennt die Geschichte von Chudulai und Shikidwaja. Sie ist eine Geschichte aus der Yoga Vashishta zum Thema Jnana Yoga, die vor einigen 1000 Jahren geschrieben wurde. Das Yoga Vashishta ist ein Zwiegespräch des Königssohns Rama mit dem Weisen Vasishtha. Die sieben Bhumikas sind diesem berühmten Dialog entnommen. Die folgende Geschichte ist die Vorgeschichte, wie es zu diesem Dialog kam.

Geschichte vom Königssohn Rama

Königssohn Rama

Rama soll demnächst gekrönt werden. Sein Vater, Dasharatha hat das Königreich Ayodhya lange genug regiert und will es an ihn übergeben. Bevor Rama bereit ist zur Regierung, möchte er das Königreich sehen. Er reist mehrere Wochen und Monate durch alle Teile des Königreichs. Als er zurückkommt, ist er tief deprimiert. Er isst kaum noch etwas, spricht mit niemandem und schaut sich nichts mehr an. Der König ruft die besten Ärzte herbei, um herauszufinden, was mit ihm los ist. Sie überprüfen die Temperatur und den Puls, lassen ihn den Mund öffnen, schauen sich Urin und Exkremente an und schauen nach allem möglichen anderen. Rama lässt alles über sich ergehen und spricht nicht.

Da keiner Rat weiß, ruft der König die großen Weisen seines Königreichs. Vishwamitra, einer der besonders großen Weisen, wird gebeten, mit Rama zu sprechen. Der ganze Königshof und alle Weisen sind zugegen. Vishwamitra fragt ihn einfach und direkt: „Was ist mit dir los? Was fehlt Dir? Warum bist du unglücklich?“ Rama spürt, dass Vishwamitra ihn wirklich verstehen und nicht nur an ihm herumdoktorn, ihn nicht einfach verändern will. Seit langer Zeit spricht er zum ersten Mal wieder:

„Ich war jetzt eine ganze Zeit in meinem Königreich gewesen. Ich habe die Menschen beobachtet und mit ihnen gesprochen. Ich habe Krüppel, Kranke, Greise und Tote gesehen. Menschen streben nach Glück, aber keiner findet es. Menschen wollen nicht sterben, doch Krankheit und Tod erwartet sie. Menschen verbringen so viel Zeit, um Dinge zu erwerben oder aufzubauen – aber alles ist vergänglich. Welchen Sinn soll das alles machen? Welchen Sinn kann das Leben haben? Überall streben die Menschen nach etwas, aber keiner weiß wonach? Ich weiß nicht, welchen Sinn das Leben machen soll. Und wie viel Sinn soll es machen, ein Königreich zu regieren – über Menschen, die nicht wissen, wozu sie überhaupt da sind?“

Vishwamitra sagte also zum König: „Rama ist nicht krank - er hat auch keine psychische Störung". Er ist auf der ersten Stufe des Wissens angelangt (Shubheccha):

  • Er hat Verlangen nach Wahrheit.
  • Er will wissen, was wirklich ist.
  • Er will den ganzen Sinn des Daseins wissen und verwirklichen.
  • Er wird nicht zu einem großartigen König durch immer größere Vergnügungen und indem du ihn von der Welt fernhältst.
  • Er ist an einem Punkt, wo er regelmäßig meditieren und spirituelle Praktiken machen muss und vor allem spirituelle Unterweisungen erhalten muss.

Unter den anwesenden Weisen ist Vashishta der am besten geeignete Guru für Rama. An den nächsten Abenden traf sich der ganze Königshof mit Vashishta, denn alle wollten dabei sein und Vashishta war ein ganz besonders großer Weiser. Er lehrte Rama Abend für Abend über Jnana Yoga, die Weisheit des Selbst. Er sagt, hinter allem ist das unsterbliche Selbst. Rama war relativ jung und kein Intellektueller, deshalb erzählte er ihm ohne lange große Abhandlungen, viele Geschichten.

Schlussfolgerung: durch Erfüllung der Pflichten im täglichen Leben kommt man zum diesem Selbst. Es ist keine Entsagungs-Philosophie. In der Yoga Vashishta wird der Standpunkt vertreten: gerade weil hinter allem das kosmische Bewusstsein steht, gerade weil hinter allem das Göttliche ist – gerade deshalb ist das Handeln im täglichen Leben dazu geeignet, dieses göttliche Bewusstsein zum Ausdruck zu bringen.

In einer anderen mythologischen Geschichte, dem Ramayana, heißt es, dass Rama tatsächlich später den Thron bestiegen hat. Es gab noch viele Schwierigkeiten, die auf ihn warteten, bis er ein glorreicher König geworden ist. Heute wird Rama als Inkarnation Gottes verehrt, aber in der Yoga Vashishta ist er ein einfacher Aspirant auf der ersten Stufe zur Erkenntnis.

Die sieben Stufen

Shubheccha – Sehnsucht nach Wahrheit

Wir beginnen, Fragen zu stellen „Wo ist Gott?“. Diese Stufe ist gekennzeichnet durch vier Hauptkriterien:

Vairagya – Entsagung und Leidenschaftslosigkeit

  • Abneigung gegen weltliche Vergnügungen
  • entsteht aus innerer Verwirklichung, dass nichts auf dieser Welt einen dauerhaft glücklich macht
  • für viele Menschen hat das zunächst etwas deprimierendes
  • die letzten dreißig Jahre hat man festgestellt, dass depressive Krankheiten in westlichen Industriegesellschaften erheblich zunehmen - dreimal soviel Leute beklagen sich im Vergleich zu vor 30-40 Jahren trotz besserer Lebensverhältnisse, weniger materieller Ängste, gesunkener Arbeitszeit.

Gründe:

Menschen

  • lernen nicht mehr, genug Muße zu haben, allein und in der Ruhe zu sein
  • geben ihre Energie aus
  • für spirituelle Sehnsucht findet man in der Gesellschaft kaum etwas allgemein akzeptiertes
  • festzustellen, dass Berufsleben, Beziehung, Familie, Haus, Internet Surfen nicht glücklich macht ist zunächst etwas Deprimierendes
  • viele Menschen versuchen, diese Sehnsucht durch Sucht zu betäuben
    • einige Anwesende haben sicher schon eine Phase der Sucht hinter sich
    • einige steigen aus und gehen auf Weltreise
    • einige decken sich mit Arbeit zu, um nicht zur Ruhe zu kommen
    • einige kompensieren mit Essen, um vor Problemen wegzurennen
    • manche stellen sich der Depression
      • können sie nicht aushalten und begehen Selbstmord
      • suchen weiter, ob es etwas gibt, das sie glücklich macht

so entsteht Viveka.

Viveka – Unterscheidungskraft

  • zwischen dem Vergänglichen und dem nicht Vergänglichen
  • zwischen dem, was glücklich macht und was nicht glücklich macht
  • zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen

Wenn Viveka erwacht, wird Shubheccha angenehmer. Man sieht, es gibt doch was und kommt auf spirituelle Systeme. Da gibt es Leute, die behaupten, es gibt etwas, das ewig ist. Man findet seinen eigenen Gemütszustand sehr gut in den Schriften beschrieben.

Rama war nach seiner Reise durch das Königreich verzweifelt. Er hat keinen glücklichen Menschen getroffen. Sie rennen alle Dingen hinterher, die alle Illusion (Maya) sind. Wirklich glücklich ist keiner und jeder Mensch stirbt irgendwann. Man braucht nicht denken, dass man psychisch krank ist. Es hilft nichts, irgendwelche Mittelchen zu schlucken. Man erkennt, es ist eigentlich eine notwendige Stufe zur Befreiung hin. Wenn der Geist konzentriert ist, empfinden wir Glück. Wenn man mehr sucht, wird man das finden und damit erwacht Viveka, das Streben nach höheren Zielen und mit Viveka erwacht Mumukshutwa.

Mumukshutva – Sehnsucht nach Befreiung

In jedem Menschen ist dieser Wunsch nach Befreiung vorhanden. Diese Sehnsucht, auch diese Befreiung selbst zu erlangen. Man wird zum Aspiranten und wenn dieser Wunsch stärker als alle anderen Wünsche wird, ist spiritueller Fortschritt rasch. Es gilt zu unterscheiden, welche Wünsche hinderlich sind, welche zum Karma gehören? Man kann mal so tun, als ob man selbstverwirklicht wäre und überlegen, was hält mich an der Erde? Man muss die Individualität und das Ego aufgeben. Erinnere dich täglich an drei Dinge erinnern: Tod, Gott und Heilige.

Auf dieser Ebene sind auch die sechs edlen Tugenden (was Shubeccha von psychischer Störung unterscheidet)

Shat Sampat – Die sechs edlen Tugenden

Shat Sampat oder Samadhi Shatkam ist die Beherrschung der physischen und geistigen Organe. Wir sind wie Roboter – wenn jemand mit uns ärgerlich ist, sind wir es auch. Achtsamkeit ist nötig, immer wieder zu beobachten, was geschieht mir gerade? Die Beherrschung des Geistes ist nicht von äußeren Umständen abhängig. Es läuft darauf hinaus, dass der Geist eine gewisse Ruhe und Gleichmut hat.

Menschen, die auf dieser Stufe stecken bleiben, sind:

  • Verzweifelte
    • man erkennt Sinnlosigkeiten und ist deprimiert
    • fühlen sich einsam und unverstanden
    • versuchen, so zu sein wie die anderen
    • haben noch keinen Weg gefunden
  • spirituelle Schaufenstergucker: window-shoppers
    • erreichen nur die Oberfläche, keine Tiefe
    • keine Hauptpraxis
    • keine Regelmäßigkeit

Man geht einen Weg den Berg hoch (es gibt unterschiedliche Wege) und wenn man praktiziert, was die Lehrer erzählt haben, ist das bereits Vicharana

Vicharana – rechtes Befragen

Vicharana, rechtes Befragen bedeutet, sich auf dem Weg zu befinden, die rechte Suche. Ein Schüler ist einer der bereit ist, sich zu schulen. Im Englischen heißt Schüler disciple, das kommt von Disziplin, nicht ein Anhänger. Manche Meister haben Anhänger, Anhängsel, die nur anhängen und sich nicht schulen. Das bedeutet nicht nur alles angucken, ohne was zu machen, sondern der Sadhaka hat seine Praxis gefunden und praktiziert regelmäßig. Er ist bereit, seinen niederen Geist zu überwinden und hört nicht auf, wenn es schwierig wird und man den Schattenseiten ins Auge schaut. Wir akzeptieren und intergrieren die Schattenseiten und bringen Licht in die Schattenseiten. Sattwa erreichen wir nicht durch Abspaltung, sondern durch Integration.

Jemand hat sich vorgenommen zu meditieren und wacht morgens müde auf:

  • jemand auf Shubeccha schläft weiter
  • bei Vicharana ist der Wunsch stark genug geworden, dass wir bereit sind, etwas zu tun (zunächst Kapalabhati, Aufladeübung, und so weiter). Wir halten unsere Vorsätze ein. Das Schöne ist, es gibt eine Perspektive. Wir wissen, es gibt so etwas wie Befreiung. Wir haben einen Weg dazu gefunden, den wir gehen.

Die Hauptfragestellung im Leben ist dann: „Was führt mich näher zur Wahrheit und wie kann ich näher zur Wahrheit kommen?“ Bei allen wichtigen Entscheidungen ist diese Frage ausschlaggebend. Es ist nicht wie ein Hobby. Die Psychologie ist eine andere als für die meisten Menschen, die nur überlegen: „Wie kann ich mehr für mich kriegen?“, „Wie kann ich meine Wünsche befriedigen?". Das heißt nicht, dass der Schüler allem entsagt. Spiritueller Fortschritt widerspricht dem anderen nicht. Einen bestimmten Beruf zu ergreifen kann helfen, um Wünsche auszuleben oder um Menschen zu helfen, was eine gewisse Befriedigung und Sicherheit gibt. Der Antrieb kann auch sein in einem bestimmten Setting die Persönlichkeit zu entwickeln, Gott zu dienen oder die Freiheit zu haben, ansonsten spirituelle Disziplin zu üben. Es spielt auch eine Rolle bei der Freizeitgestaltung und bei der Partnerwahl. Manchmal müssen wir Entscheidungen treffen, die nicht leicht und eindeutig sind, deshalb brauchen wir Vicharana.

Es gibt mehrere Dinge, die einen leiten:

Es ist wichtig, einen Lehrer zu haben, der den Weg schon gegangen ist. Shankaracharya sagte, dass drei Dinge wertvoll sind auf dieser Welt

Solange wir nicht wissen, wer unser Lehrer ist, praktizieren wir nach bestem Wissen und Gewissen weiter. Wir können uns Ratschläge bei anderen Aspiranten und Lehrern suchen. Es heißt: „Ist der Schüler bereit, ist der Lehrer nicht weit.“ So gibt es gibt verschiedene Möglichkeiten zu seinem Lehrer zu kommen. Entweder man findet einen Lehrer und bleibt dabei (Swami Vishnu-devananda) oder man hat verschiedene Lehrer, wie Swami Sivananda selbst. Voraussetzung ist, man ist demütig genug, von jemandem etwas zu lernen. Auf Shubecha gibt es dickschädelige Aspiranten, die denken: „Ich bin mir selbst Sucher genug“. Sie machen 100 Fehler, ehe sie bei Vicharana landen. Es ist wichtig, dass man einen Weg geht und es ist nicht so wichtig, welchen Weg man wählt. Allerdings müssen wir aufpassen, wen wir als Lehrer nehmen, denn es gibt sattwige, rajasige, tamasige Lehrer und Wege. Es gilt sich den Lehrer genau anzuschauen im Hinblick auf die folgenden kritischen Punkte:

  • Fanatismus, Satanskult und Hass;
  • Ego spielt eine große Rolle (besser und weiter als die anderen);
  • Endzeitstimmung;
  • behaupten, der einzige große Lehrer der jetzigen Zeit zu sein;
  • macht alle Arbeit für einen;
  • Ausstrahlung: Charisma allein ist nicht ausreichend.

Auch dem Herzen sollte man zunächst misstrauen und mit Viveka prüfen. Hitler war der Retter Deutschlands und Messias für manche Menschen. Er war Vegetarier und hat schwarzmagische Praktiken aus dem Tantra geübt. In freien und geheimen Wahlen heben ihn 43% gewählt. Manche haben gesagt, dass er sie von einer subtilen Ebene leitet, aber nur ein Selbstverwirklichter kann einen Selbstverwirklichten erkennen.

Kriterien, einen Meister einzuschätzen:

  • sollte die Wahrheit selbst erfahren haben
  • sollte einer Tradition folgen und sich auf alte Schriften beziehen
  • in Übereinstimmung mit anderen Meistern sein
  • sollte sich an Yamas und Niyamas halten (ethischer und selbstloser Charakter)
  • sollte nicht Wasser predigen und Wein trinken (praktizieren, was er lehrt)
  • seine Schüler in die Freiheit und nicht in die Abhängigkeit führen
  • sich nicht über andere Menschen stellen
  • betonen, dass der Schüler selbst praktizieren muss
  • empfehlen, in schwerer Phase in Ashram oder zum Yogakurs zu gehen oder mit CDs als Unterstützung zu nehmen.

Auf dieser Ebene findet der Kampf der Asuras (Dämonen) gegen die Devas (Engel) statt, das heißt, es fällt uns nicht immer leicht, das Richtige zu machen und das Gute zu tun. Wir haben die alten Wünsche und Bedürfnisse, Neurosen und Frustrationen, Negativitäten. Aber wir wissen, was wir machen wollen. Wir müssen es vermeiden, in spirituellem Materialismus zu versinken. Die Praxis nicht zum Lebensstil werden lassen, der irgendwann aufhört, uns zu verändern.

Die erste Stufe ist, tamas zu überwinden und regelmäßig zu praktizieren – wir haben die Lindenstrasse durch die Meditation ersetzt. Tennis durch Asanas und Pranayama ersetzt. Kaffeekränzchen durch Besuche im Yogazentrum und gemütliches Beisammensein ersetzt. Wir haben neue Freunde gefunden. Wir gehen in sattwige Restaurants und tragen sattwige Kleidung. Wir haben gelernt, uns selbst zu lieben und zu akzeptieren. Wir dürfen es uns nicht zu gemütlich machen, wenn wir täglich üben, sonst kommt Trägheit. Wir können zu Gott beten, um wieder spirituelle Fortschritte zu machen. Aufgabe des spirituellen Lehrers ist es, das Leben unbequem zu machen.

Schritt für Schritt üben wir eine Disziplin und kommen zu Tanumanasa

Tanumanasa – Ausdünnen des Geistes

Durch dauernde Disziplin ist der niedere Geist transformiert und ausgedünnt und wir wollen, was gut für uns ist. Selbstsüchtige Wünsche sind schwach geworden. Wir erreichen die Tiefe der Meditation und erfahren tiefe Wonne. Normale sinnliche Dinge haben wenig Anziehungskraft. Wir machen und genießen sie als Manifestation des Göttlichen, aber Meditieren ist schöner als jedes Festessen, dass man haben kann. Sich hinzusetzen zur Meditation ist schöner, als im größten Palast zu leben. Mantrasingen ist schöner, als nur berieselt zu werden. Die Intuition erwacht und wir handeln hauptsächlich aus der Intuition heraus.

Beispiel: Vegatarische oder vegane Ernährung fällt am Anfang schwer, dann ist Fleisch Ekel erregend. Wenn keine Zweifel da sind, dann ist es Intuition und wir können der Intuition vertrauen. Auf Vicharana müssen wir vorsichtig sein mit Intuition. Der niedere Geist (Emotion) kleidet sich in vornehme Hülle (Viveka!)

Wenn wir fühlen, dass jemand unser Lehrer ist, müssen wir erstmal stoppen und fragen, ob er ein sattwiger Lehrer ist. Wenn wir wichtige Entscheidungen treffen müssen wir fragen, ob es Intuition ist oder Faulheit oder Davonlaufen oder ob es wirklich etwas ist, was tief von innen kommt. Wir spüren eine natürliche Liebe zu Gott, zu anderen Menschen und zur Natur. Wir wollen anderen helfen und dienen und das geschieht wie von selbst.

Es ist eine sehr schöne Phase. Wenn wir verankert sind in Tanumanasa, sind wir ein Mensch beständiger Weisheit. Sind wir dauerhaft dort verankert – schon ein Meister, können ihm gut vertrauen. Ein bisschen davon haben vielleicht einige schon erfahren. Manche haben eine solche vorübergehende Phase. Es gibt so etwas wie ‚spiritual honeymoon’ (spirituelle Flitterwochen). Man fängt an und plötzlich geht alles sehr leicht. Wir fühlen uns wunderbar, das Herz ist offen. Wir haben eine natürliche Liebe zu anderen, zu Gott und fühlen uns verbunden mit Gott oder Meister. Das Schlafbedürfnis ist reduziert und alles ist wunderschön. Man will nur noch stundenlang Yoga machen, meditieren und anderen helfen. Man fühlt sich Gott und der Verwirklichung ganz nahe. Manchmal dauert es ein bisschen, manchmal ist es recht kurz. Es ist vorübergehend, wie ein Geschenk, eine Gnade, die uns zeigt wo es hingeht.

Aber, unsere Natur ist noch nicht ganz transzendiert und wir kommen irgendwann wieder runter. Wodurch? – Gefahr des spirituellen Egos, das immer feiner wird - Identifikation:

  • „Ich bin schon darüber hinausgewachsen, ich brauche das nicht“
  • „Ich bin schon sooooo weit.“
  • man denkt, man ist längst über alle Niederungen des Daseins hinausgewachsen
  • große Gefahr, durch die auch alle Meister mal durchgehen

Das Schicksal piekst mit einer Nadel in unseren Ballon. Wenn das Ego kommt, verlieren wir auch schon die Erfahrung. Was uns auch aus der tiefen Meditation holt, der Gedanke: „Jetzt hab ich’s erreicht.“ Hier ist ganz viel Achtsamkeit nötig. Manche hören dann auf, manche krabbeln wieder hoch, weil sie die Erfahrung nicht loslässt. Es ist eine kleine Aussicht und dann muss man systematisch daran arbeiten. Das Ego abbauen durch selbstlosen Dienst, alles Gott widmen und nicht identifizieren.

Wenn es uns gelingt, an unserem spirituellen sattwigen Ego nicht zu stark verhaftet zu sein, uns nichts einzubilden darauf, wenn wir gut meditieren können und von Natur aus Liebe und Vergebung zeigen, zu Gott beten und uns als Instrument des Göttlichen ansehen, wenn dies ein natürlicher Zustand wird kommen wir zur nächsten Stufe.

Sattwapatti – das Erlangen von Reinheit

Wir erreichen Savikalpa Samadhi, mit Dualität. Wir verschmelzen mit dem Objekt der Meditation, aber nicht mit dem Absoluten. Es ist noch ein Gefühl da, jedoch nicht im Sinne von Emotion. Der Yogi ist noch Sanchita, Prarabdha und Agami Karma unterworfen.

Wir sind auf Ebene der Kausalwelt und so genannte Siddhis entstehen

Es heißt man soll sie grundsätzlich nie benutzen, als angehender Aspirant nicht, weil man viel Prana ausgibt und als Meister nicht, weil man zeigt, dass man doch Ego hat und denkt: „Ich muss etwas tun, um die Welt zu verbessern.“ - anstatt zu erkennen, dass Gott alles tut.

Andererseits gibt es keinen Meister, über den nicht Fähigkeiten und Wunder berichtet werden. Schüler erzählen das über ihn und er wehrt sich nicht dagegen. Es hilft auch, die Schüler zu aktivieren. Auch im Katholizismus, damit jemand ein Heiliger ist, muss ein Wunder über ihn berichtet werden (Bedingung, ohne die es nicht geht). In Indien werden Sachen oft übertrieben dargestellt. Der Schüler weiß das, der Lehrer weiß das - und es gibt eine große Toleranz. Im Westen wörtlich genommen, werden sie als Retter des Zeitalters bezeichnet. Es herrscht die Tradition ‚Es gibt nur einen’. In Indien gibt es Dutzende andere, die sich auch gegenseitig besuchen (zum Beispiel Swami Sivananda und Sathya Sai Baba)

Sivananda’s Schüler erzählen zum Beispiel Wunder im Buch ‚Miracles of Sivananda’. Swami Sivananda sagte nie, dass er eine Krankheit heilt – hatte aber die Siddhis. Er hat sich nie von einem Podest fünf Zentimeter erhoben. Nachdem Swami Vishnu sich im Ashram niedergelassen hatte und sehr intensiv praktiziert hat, Karma Yoga gemacht hat, hat Swami Sivananda die Yoga Vedanta Forest Academy eröffnet und seine Schüler zu Professoren ernannt. Swami Vishnu wurde zum Hatha Yoga Professor, er der erst ein paar Monate da war und gekommen war, um zu lernen. Swami Sivananda hat sein drittes Auge berührt und gesagt, „alles Wissen ist in Dir“ und es floss aus ihm heraus aufgrund seiner Erfahrungen in früheren Leben. Die Meister sagen nicht: „Ich habe es bewirkt.“, sondern „Gottes Gnade hat alles bewirkt.“ Wir schaffen uns kein neues Karma, wenn wir es fließen lassen und uns nicht verhaften. Meister stellen es meistens nicht zur Schau.

Nicht jeder der Siddhis hat, ist auf der Stufe von Sattwapati. Sie können auch über spezielle Rituale und Mantras erlangt werden oder über den Zugang zu Devatas oder anderen Astralwesen. Man kann sie von Geburt an haben oder durch so genannte medizinische Kräuter (Patanjali) – Drogen. Der Astralkörper kann dauerhaft geschädigt werden. Durch Tapas und intensive Asanas und Pranayama Praxis entsteht Meisterschaft über das Prana.

Oft denken Meister, dass sie die Welt retten müssen und Retter des Zeitalters sind. Es ist ein Irrtum, denn letztlich ist diese Welt nur eine Täuschung, eine Illusion. Die Yoga Vashishta endet damit das Vashishta nach vielen Unterweisungen fragt, ob Rama alles verstanden hat und er sagt: „Ja, dank deiner Gnade habe ich alles verstanden.“ Vashishta antwortet: „Nichts hast du verstanden. Niemand hat etwas gelehrt. Niemand hat zugehört. Niemand ist da gewesen, der irgendetwas verstanden haben kann. Alles ist nur Brahman und Bewusstsein – nichts passiert.“

Wenn wir das in tiefer Verwirklichung erfahren in Einheit mit dem Höchsten, aber damit noch nicht ganz verschmolzen sind. Die Einheit mit der Schöpfung spüren, aber da nicht hängen. Der Versuchung widerstehen, Siddhis mit Ego zu benutzen, dann kommen wir zu Asamshakti.

Asamshakti – durch nichts berührt

Wir erreichen Nirvikalpa oder Asamprajnata Samadhi, jetzt sind wir aufgewacht, wir können nicht mehr fallen. Wir kehren zurück als Jivanmuktis und identifizieren uns nie mehr vollständig. Wir wissen, dass wir eins sind mit dem Unendlichen. Es gibt nichts mehr zu erreichen. Wir bilden uns nicht mehr ein, dass diese Person, dieser Körper oder Geist irgendetwas besonderes ist. Körper und Geist sind Teil des kosmischen Organismus. Wir stellen uns in den Dienst Gottes, handeln nicht aus egoistischen Wünschen heraus. Wir schaffen kein neues Agami Karma. Sanchita Karma wird verbrannt – wir haben keine Lektionen mehr zu lernen. Es gibt noch Prarabdha Karma, dass angefangen hat, zu keimen. Er nimmt es bewusst an, so dass es scheint, er handelt wie alle anderen, in vollständigem Bewusstsein, dass er das nicht selbst macht.

Es entsteht Doppelbewusstsein. Er sieht die Welt als Einheit (und auch Zwischen- und Astralebenen) und er sieht die Welt gleichzeitig so wie wir sie sehen. Ein kleiner Rest Ego – Identifikation mit dem Körper ist noch da, obgleich er weiß, dass alles eins ist. In nächsten Stufen wird Karma weiter abgebaut beziehungsweise läuft von selbst ab. Der Weise weiß, er hat diese Aufgabe und wird handeln, aber gleichzeitig ist alles Lila, kosmisches Spiel. Das Karma dünnt sich irgendwann aus – der Rest geschieht von selbst.

Padarthabhavani – sieht Brahman überall

Das Prarabdha Karma hört immer mehr auf. Das Doppelbewusstsein verschiebt sich mehr zur Verbindung mit dem Kosmischen. Der Weise fühlt sich eins mit allem. Spezielle Identifikation mit diesem einen Körper und Geist wird sehr wenig. Der Körper Geist Komplex ist nur noch begrenzende Hülle. Der Weise handelt nur, wenn er darum gebeten wird. Anandamayi Ma hat Tage und Wochen nichts gegessen, wenn man ihr nichts gegeben hat. Solange der Körper für Karma da sein soll, überlebt er auch ohne Essen. Solange noch Prarabdha Karma da ist, wird der Weise nicht sterben, typischerweise nur ein paar Tage oder Wochen – manchmal auch Jahre. Erkenntnis: letztlich sind alle – ob getäuscht oder nicht getäuscht – Brahman. Ashram von Ramakrishna mit Kastentrennung, weil er sich nicht um die Organisation gekümmert hat. Sivananda war es wichtig, Kastendenken aufzulösen.

Turiya – immerwährender Samadhi

Im immerwährenden Samadhi hört man ganz auf zu handeln und hört auf zu atmen, das Herz hört auf zu schlagen. Die Pflichten werden nicht mehr erfüllt, Karma ist zu Ende. Der physische, astrale und kausale Körper werden aufgelöst. Es gibt keine Persönlichkeit mehr. Dieser Zustand kann drei Minuten bis drei Wochen andauern. Er verschmilzt dann für immer mit Brahman. Gestalt und Gedanken werden zu reinem Gefäß von Ishwara, zu dem man weiter beten und Hingabe üben kann. Er kann Visionen schenken, helfen, leiten und führen.

Zusammenfassung

- verschiedene Weisen, die Stufen des spirituellen Weges zu beschreiben - Hauptstufen sind …

1. erwachter Wunsch nach Befreiung
2. man praktiziert systematisch und sorgt für Vorankommen, Transformation der Psyche, arbeitet das Karma aus, sammelt Prana
3. führt zum Ausdünnen des Geistes, dass wir wollen, was gut für uns ist, die Meditation tief wird – wenn wir Gefahr des spirituellen Egos widerstehen …
4. Erlangen wir Reinheit, es kommen Siddhis, die Versuchungen darstellen, widerstehen wir, kommen wir zu
5. Nirvikalpa Samadhi – Selbstverwirklichung, Karma läuft wie von selbst ab, wir nehmen Rest Karma bewusst auf uns und haben Doppelbewusstsein
6. Mensch tut nichts mehr für sich selbst, Karma läuft ab, normalerweise kurz
7. Karma hört ganz auf, Eingehen in Mahasamadhi, vollständige Verschmelzung

Siehe auch

  • Bhumikas
  • Bhumika
  • Moksha

Literatur

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