Ramana Maharshi: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Ramana Maharshi''' ([[Sanskrit]]: रमण महर्षी Ramaṇa Maharṣī ''m.'') indischer [[Weise]]r des 20. Jahrhunderts (1879 - 1950). Er verwies den Fragenden immer wieder auf sich [[selbst]]. Er empfahl , sich immer wieder zu fragen: "[[Wer bin ich]]?". Bekanntheit im [[Westen]] erlangte Ramana Maharshi durch den Schriftsteller [[Paul Brunton]], der ihn in seinem Buch "[[Yogi]]s - Verborgene [[Weisheit]] [[Indien]]s" beschreibt. {{#ev:youtube|rcvuctV0FJo}}
'''Ramana Maharshi''' (1879 - 1950) ([[Sanskrit]]: रमण महर्षी Ramaṇa Maharṣī ''m.'') war ein [[Indien|indischer]] [[Heilige]]r und einer der berühmtesten [[Weise]]n des 20. Jahrhunderts. Bekanntheit im Westen erlangte Ramana Maharshi durch den [[Schriftsteller]] Paul Brunton, der ihn in seinem Buch "[[Yogi]]s - Verborgene [[Weisheit]] [[Indien]]s" beschreibt.


==Zusammenfassung==
[[Datei:Ramana Maharshi-Heiliger-Jnana Yoga.jpg|thumb|Sri Ramana Maharshi]]
Ramana Maharshi erblickte unter dem Namen '''Venkataraman''' am 30.12.1879 in Tiruchuli, Tamil Nadu, das Licht der Welt. Seine [[Religion|religiösen]] Neigungen bewegte ihn dazu sich bereits in jungen Jahren in [[Tempel]]n aufzuhalten. Er gewann viele [[sport]]liche Wettbewerbe, die er mit seinen Freunden ausführte. Nach dem Studium des "[[Periya Puranam]]" spürte er eine tiefe Verbindung zu den darin erwähnten 63 [[tamil]]ischen [[Heilige]]n und Weisen. Im Alter von 17 Jahren hatte er eine außergewöhnliche Erfahrung aufgrund einer [[Panikatacke]], die ihn aus heiterem Himmel bei bester [[Gesundheit]] überkam. Er legte sich auf den Boden, hielt den [[Atem]] an und verweilte in [[Stille]] um zu sterben. Dabei erkannte er die Unberührbarkeit des [[Transzendenz|transzendenten]] [[Geist]]es durch den [[Tod]]. Trotz dieser überwältigenden Erfahrung führte er sein Leben nach außen hin unverändert fort bis er sechs Wochen später plötzlich seine Familie verließ. Auf einem Zettel, den er hinterließ stand "[[Sorge|Sorgt]] Euch nicht um mich und sucht bitte nicht nach mir". Ramana begab sich zum Tempelbezirks von [[Arunachala]], eines heiligen [[Berg]]es in [[Tiruvanamalai]]. An diesem Ort der Verkörperung [[Shiva]]s (aus [[Hinduismus|hinduistischer]] Sicht) verweilte er bis zum Verlassen seines [[Körper]]s im Jahr 1950. Venkataramana entsagte sich allen [[Materialismus|materiellen]] Gütern, inklusive seiner Haare, bis auf einen Lendenschurz. Unbeeindruckt von Parasiten, die sich an seinen [[Bein]]en ausbreiteten, [[Meditieren|meditierte]] er in [[Trance]] in einer kleinen Zelle. Später wurde er von [[Sadhu]]s an einen anderen Platz gebracht, danach verweilte er in Meditation in Berg[[höhle]]n. Er bekam den Namen '''Bhagavan Shri Ramana Maharshi''' ([[Bhagavan]], [[Shri]]=Ehrentitel; [[Ramana]]=Ableitung von Venkataramana:"der [[Leibe|geliebte]] ([[Gott]]) von Venkata" [https://www.yoga-vidya.de/shop/product_info.php?info=p848_Das-Yoga-Lexikon/]) von Gelehrten, die zum kleinen Kreis seiner Anhängerschaft gehörten, welche sich langsam um ihn bildete. Diese erkannte, dass ihm eine einzigartige [[Verwirklichung]] innewohnt. Dieser Name sollte ihn als den geliebten Gott und großen [[Seher]] des Venkatas, einem heiligen Berg [[Tirupatis]], ehren. Zunächst war er für die Menschen ohne viele Worte eine große [[Inspiration]]. Seine [[Ausstrahlung]] reichte weit und seine Kraftübertragung in Stille war äußerst beeindruckend. Um ihn herum bildete sich ein [[Ashram]]. Er war ein frei zugängliches Mitglied der Gemeinde und er beteiligte sich teilweise auch an einfachen Tätigkeiten. Seine Popularität nahm zu und es kamen [[Pilger]]scharen um ihn aufzusuchen. Er beantwortete Besucherfragen in einer zentral gelegenen kleinen Halle des Ashrams. Die aufgezeichneten Gespräche stellen neben ein paar [[Sanskrit]]übersetzungen von [[Shankara]] und ein paar kurzen Texten seine einzigen Schriften dar. Maharshi war ständig im [[Spiritualität|spirituellen]] [[Selbst]] verankert und so kreisten die Konsultationsthemen wiederkehrend um die Frage "Wer bin ich?", die sich über die [[Vijnanamaya Kosha|Intellektuelle Hülle]] hinaus bewegten. Er betonte stets das wahre [[Bewusstsein]] als innerer Kern des [[Selbst]]. Seine Verehrung als [[Guru]] ließ er zwar zu, lehnte jedoch jegliche seinerseitige Bezeichnung als solcher oder auch nur als [[Lehrer]] kategorisch ab. Ununterbrochen stellte Maharshi mit seiner enormen Ausstrahlung eine Personifizierung von [[Atman]] dar. Westliche [[Prominente]] wie [[Arthur Osborne]] (Schriftsteller) oder [[Henri Cartier Bresson]] (Fotograf) kamen zu ihn in den Ashram um sich von ihm inspirieren zu lassen. Cartier Bresson wurde auch Zeuge eines [[Natur]]phänomens als Bhagavan Shri Ramana Maharshi am 14. April 1950 um 20:47 Uhr [[Mahasamadhi]] erreichte. Henri befand sich mit ein paar Freunden draußen vor Maharshis Haus, dessen gesundheitlicher Zustand äußerst schlecht war. Am Himmel erblickten sie einen außerordentlich hell aufleuchtende Sternschnuppe, die sich langsam mit einem Schweif über den Himmel bis zum Gipfel des Arunachalas fortschritt und dahinter verschwand. Allen Beteiligten war sofort gegenwärtig dass dieses Ereignis eine mächtige Bedeutung hatte. So schauten sie auf die Uhr und eilten in den Ashram und sahen dass Maharshi soeben seinen Körper zurück gelassen hatte. Maharshi betonte stets die mit dem [[Ego]] einhergehnde [[Illusion]] im Gegensatz zu der unveränderlichen immerwährenden [[Wirklichkeit]]. Die [[Selbstverwirklichung]] ist von Natur aus vorhanden, worum man sich kümmern muss ist die Klärung der Illusion.
 
==Biografie==
 
Ramana Maharshi verwies den [[Frage]]nden immer wieder auf sich [[selbst]]. Mittels der Methode der [[Selbsterforschung]] (Self-enquiry) von Ramana Maharshi und der Frage "[[Wer bin ich]]?" ist es dem [[Suche]]nden möglich, seine [[Wahrheit|wahre]] [[Natur]] zu [[Erkenntnis|erkennen]] und zu [[Selbstverwirklichung|verwirklichen]]. Zur Erlangung von [[Freiheit]] empfahl Ramana Maharshi daneben auch [[Bhakti]], denn nicht für jeden sei die Methode der [[Selbsterforschung]] geeignet.
 
Geboren wurde Ramana Maharshi unter dem [[Name]]n Venkataraman, seine [[Schüler]] nannten ihn [[liebe]]voll [[Bhagavan]] [[Sri]] Ramana [[Maharshi]].  
 
[[Datei:Arunachala.jpg|thumb|600px|Arunachala - der "heilige Berg der Morgenröte"]]
 
Als er 16 Jahre alt war, verlor Venkataraman den Sinn für die eigene [[Persönlichkeit]] ([[Egoismus]]) – der Moment des [[Erwachen]]s, den er später als [[Erleuchtung]] erkannte. Wenige Wochen danach reiste Ramana Maharshi zum heiligen [[Berg]] [[Arunachala]] und verbrachte dort zunächst viele Jahre in der [[Sannyasin|Einsamkeit]]. Er [[Meditation|meditierte]] in [[Höhle]]n und schon bald zog seine [[Stille]] [[Verehrung|Verehrer]] an. Ramana Maharshi verweilte weiterhin in der [[Stille]]. Erst in späteren Jahren antwortete Ramana Maharshi auf [[Frage]]n über [[Befreiung]] des [[Selbst]], doch beharrte er immer darauf, dass die [[Stille]] die [[Reinheit|reinste]] Form der Lehre sei.
 
Obwohl Ramana Maharshi von Tausenden verehrt wurde, erlaubte er niemandem, ihn auf besondere Weise zu [[Handlung|behandeln]] oder ihm private [[Geschenk]]e zu überbringen. Jeden behandelte Ramana Maharshi mit gleicher [[Respekt|Achtung]].
 
===Kindheit (1879-1895)===
[[Datei:Ramana Maharshi.JPG|thumb|Ramana Maharshi]]
Ramana wurde am 30. Dezember 1879, dem Tag des Arudra [[Darshan]]am, in Tiruchuli (Tiruchuzhi), einem Dorf in der Nähe von Aruppukkottai, [[Madurai]] in [[Tamil Nadu]], Süd[[indien]], geboren. Arudra [[Darshan]] oder Arudara Darshan, auch Thiruvathira und Thiruvathirai genannt, ist ein [[Fest]] zu [[Ehre]]n [[Shiva]]s, das in Tamil Nadu und [[Kerala]] in Südindien gefeiert wird. Die [[Zeit]], in der Arudra Darshan begangen wird (im tamilischen Monat Margazhi (Dezember/ Januar), ist die Zeit, in der die [[Energie]] [[Shiva]]s der [[Erde]] am Nächsten ist. Thiruvathirai (Arudra) bedeutet “[[heilig]]e große Woge” und bezieht sich auf [[Shiva]], der das [[Universum]] vor etwas 132 Trillionen Jahren erschuf. Shiva besitzt in der tamilischen [[Sprache]] auch den [[Name]]n Athiraiyan, das von Thiruvathirai ((Thiru und Athirai) herrührt. Arudra bezeichnet die golden-rote [[Flamme]], in deren Form Shiva als [[Nataraja]] den [[Kosmos|kosmischen]] [[Tanz]] ausführt.
 
Ramana wurde in eine orthodoxe [[Brahmana|Brahmane]]n[[familie]] hinein geboren - als zweites von vier [https://www.yoga-vidya.de/kinderyoga/ Kindern]]. Sein [[Vater]] hieß [[Sundaram]] Iyer  (1848-1890). Ramana wurde Venkataraman Iyer genannt, seine Brüder hießen [[Naga]]swami (1877–1900), Nagasundaram (1886–1953) und seine Schwester Alamelu (1891/92-1953). Venkataramans Vater wurde in seinem Dorf sehr [[respekt]]iert. Er arbeitete als Gerichtsverteidiger.
 
Venkataraman war in seinem Dorf beliebt. Er war im Sport sehr gut, spitzbübisch, sehr klug und besaß ein außergewöhnliches [[Gedächtnis]], das ihn befähigte, in der [[Schule]] [[erfolg]]reich zu sein, ohne sich viel darum bemühen zu müssen. Er besaß auch einige ungewöhnliche [[Eigenschaft]]en. Wenn er [[Schlaf|schlief]], war er in einem solch tiefen [[Zustand]], dass seine Freunde gegen seinen [[Körper]] tätlich sein konnten, ohne ihn aufzuwecken. Außerdem besaß er außergewöhnlich viel [[Glück]]. In Mannschafts[[spiel]]en gewann immer das Team, in dem Venkataraman spielte. Deshalb gab man ihm den Spitznamen Tanga-kai, was “Goldenes Händchen“ bedeutet.
 
Als Venkataraman 11 Jahre alt war, schickte ihn sein [[Vater]] zu seinem Onkel väterlicherseits, zu Subbaiyar in Dindigul, da er wollte, dass seine [[Sohn|Söhne]] in englischer [[Sprache]] unterrichtet wurden, damit sie später in den [[Staat]]sdienst eintreten konnten. In der Dorfschule von Tiruchuzhi wurde nur Tamil gelehrt.
 
1891, als sein Onkel nach [[Madurai]] versetzt wurde, zogen Venkataraman und sein älterer [[Bruder]] [[Naga]]swami mit ihm. In Dindigul besuchte Venkataraman eine Schule der Briten.
1892 wurde Venkataramans Vater [[Sundaram]] Iyer plötzlich sehr [[Krankheit|krank]] und starb wenige Tage später unerwartet im Alter von 42 Jahren. Venkataraman sann nach dem [[Tod]] seines Vaters für einige Stunden über den Tod nach. Er dachte darüber nach, wie der [[Körper]] seines Vaters immer noch dalag, doch das „[[Ich]]“ von ihm gegangen war.
 
===Erwachen (1895-1896)===
Nachdem Venkataraman die britische Schule verlassen hatte, ging er auf eine amerikanische [[Mission]]sschule. An einem Novembermorgen im Jahr 1895, als er auf dem [[Weg]] zur Schule war, traf er einen älteren Verwandten und fragte ihn, woher dieser gekommen sei. Seine [[Antwort]] war: „Von [[Arunachala]]“.
 
[[Krishna]] Bikshu beschreibt die Antwort Venkataramans: “Das [[Wort]] [[Arunachala]] war Venkataraman seit früheren Jahren bekannt, doch wusste er weder, wo es war, noch wie es aussah oder was es bedeutete. Jedoch an jenem Tag bedeutete dieses Wort für ihn etwas Großes, ein unerreichbares, maßgebliches, vollkommen glückseliges [[Wesen]]. Kann man einen solchen Ort besuchen? Sein [[Herz]] war voller [[Freude]]. [[Arunachala]] bezeichnete irgendein [[heilig]]es Land, von dem jedes Stückchen [[Moksha]] verhieß. Es war allmächtig und [[Frieden|fried]]voll. “Kann man es erblicken? Was? [[Arunachala]]? Wo ist das?”, fragte der Junge. Der Angehörige war erstaunt: “Weißt du das nicht?“. Er fuhr fort: „Hast du noch nie etwas von [[Tiruvannamalai]] gehört? Dort ist [[Arunachala]].” Es war als ob ein Ballon geplatzt wäre, so versank des Jungen [https://www.yoga-vidya.de/seminarsuche/herz Herz].“
 
Einen Monat später entdeckte Venkataraman eine Kopie der [[Periya Purana]] von Sekkizhar, ein Buch, das das [[Leben]] von 63 [[Shaiva]] [[Heilige]]n beschreibt, und war davon tief gerührt und begeistert. Voller [[Ehrfurcht]] und einer [[Sehnsucht]], dem nachzueifern, begann er damit, den [[Minakshi]] [[Tempel]] in [[Madurai]] zu besuchen und [[Bhakti]] zu praktizieren, mit der verbunden er später von [[fieber]]ähnlichen [[Gefühl|Empfindung]]en erzählte.
 
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Schon bald, am 17. Juli 1896, im Alter von 16 Jahren, machte Venkataraman eine [[leben]]sverändernde [[Erfahrung]]. Auf spontane Weise leitete er den Prozess der [[Selbsterforschung]] (Self-enquiry) ein, der innerhalb weniger Minuten in dauerhaftem [[Erwachen]] gipfelte. In einem seiner seltenen schriftlichen Darlegungen dieses Geschehens schreibt er: „Indem ich im Innern die [[Frage]] „Wer ist der [[Sehen]]de?“ erforschte, sah ich den Sehenden schwinden und einzig Das hinterlassen, das in [[Ewigkeit]] besteht. Nicht ein [[Gedanke]] erschien, der mich sagen ließ: „[[Wer bin ich|Ich]] sehe.“ Wie könnte dann ein Gedanke erscheinen, der mich sagen ließe: „Ich habe nicht gesehen“?“
 
1930, während einer [[Zeit]] von sechs Wochen, sprach Narasimha [[Swami]] mehrmals mit Ramana Maharshi über diese [[Erfahrung]]. Er fasste diese Gespräche mit seinen eigenen [[Wort]]en zusammen:
 
„Es war im Jahr 1896, ungefähr sechs Wochen bevor ich [[Madurai]] für immer verließ, um nach [[Tiruvannamalai]] zum [[Arunachala]] zu gehen, als sich diese große Veränderung in meinem [[Leben]] ereignete. Ich saß in dem Haus meines Onkels allein in einem [[Raum]] in der ersten Etage. Ich war selten krank, und auch an diesem Tag war mit meiner [[Gesundheit]] alles in [[Ordnung]]. Dennoch überkam mich eine plötzliche und heftige Todes[[angst]]. Es gab dafür keinen Grund, und ich versuchte auch nicht, es mir zu erklären oder herauszufinden, ob es einen Anlass für diese [https://www.yoga-vidya.de/psychologische-yogatherapie/einsatzbereiche/beschwerdebilder/angst/ Angst] gab. Ich spürte nur: ‚Ich werde [[sterben]]!’ und begann, darüber nachzudenken, was ich jetzt tun sollte. Es kam mir nicht in den Sinn, einen Arzt, meine älteren Verwandten oder Freunde um Rat zu fragen. Ich spürte, dass ich das Problem selbst lösen musste, hier und jetzt.
 
Der Schock der [[Tod]]esangst bewirkte, dass sich meine [[Aufmerksamkeit]] nach innen wandte. Ich sagte zu mir im [[Geist]], ohne die [[Wort]]e zu formulieren: ‚Jetzt ist der [[Tod]] gekommen. Was bedeutet das? Was ist es, das stirbt? Dieser [[Körper]] stirbt.’ Sofort spielte ich die Todesszene. Ich streckte meine Glieder aus und hielt sie steif, als hätte die Totenstarre eingesetzt. Um meine Untersuchung möglichst realistisch zu machen, spielte ich eine Leiche. Ich hielt meinen [[Atem]] an und presste meine Lippen fest zusammen, sodass ihnen kein Laut entweichen konnte und ich weder das Wort „Ich“, noch irgendein anderes Wort äußern konnte.
 
‚Nun gut’, sagte ich zu mir, ‚dieser [[Körper]] ist tot. Er wird steif zum Verbrennungsplatz getragen. Dort wird er verbrannt und von ihm bleibt nur [[Asche]] übrig. Aber bin auch „ich“ mit dem Körper gestorben? Ist dieser [[Körper]] “ich”? Dieser Körper ist [[Stille|still]] und unbeweglich, aber unabhängig von ihm spüre ich die ganze [[Kraft]] meiner [[Person]] und sogar die [[Stimme]] des „[[Ich]]“ in mir. Also bin “ich” [[Geist]], der den Körper transzendiert. Der [[materie]]lle [[Körper]] stirbt, aber der ihn transzendierende Geist kann vom Tod nicht berührt werden. Deshalb bin ich [[Unsterblichkeit|unsterblicher]] Geist.’ All dies war nicht einfach ein [[Gedanke]], sondern traf mich wie ein Blitz als [[leben]]dige [[Wahrheit]]. Es war etwas, das ich direkt und fast ohne Denkvorgang erkannte. „Ich“ war etwas äußerst [[Wirklichkeit|Wirkliches]], im [[Gegenwart|gegenwärtigen]] [[Zustand]] das einzig Wirkliche überhaupt, und die gesamte bewusste Aktivität, die mit meinem Körper verbunden war, war jetzt auf dieses „Ich“ gerichtet.
 
Von diesem [[Zeit]]punkt an [[Konzentration|konzentrierte]] sich das „Ich“ oder [[Selbst]] durch eine [[macht]]volle Faszination auf sich selbst. Die Todesangst war ein für alle Mal verschwunden. Das [[Ego]] versank in der Flut der Selbst[[erkenntnis]]. Das Verschmolzensein im [[Selbst]] hat von diesem Moment an bis heute fortbestanden. Andere [[Gedanke]]n mögen kommen und gehen wie verschiedene [[Musik]]noten, aber das „Ich“ besteht fort wie die Grundnote (Sruti-Note), die allen anderen Noten zugrunde liegt und sich mit ihnen vermischt. Mochte der [[Körper]] mit Sprechen, Lesen oder etwas anderem beschäftigt sein, ich war immer auf das “Ich“ konzentriert. Vor dieser Krise hatte ich keine klare [[Wahrnehmung]] von meinem wahren [[Selbst]] und wurde nicht bewusst zu ihm hingezogen. Ich hatte auch kein spürbares [[Interesse]] daran, noch weniger irgendeine Neigung, dauerhaft in ihm zu verweilen.“
[[Datei:RamanaMaha4.jpg|thumb|Ramana Maharshi in der Old Hall (Alte Meditationshalle)]]
 
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Nach David Godman gibt es eine genauere Darstellung dieses Ereignisses in der Sri Ramana [[Leela]], die [[Biografie]] von Ramana Maharshi in [[Telugu]], die von [[Krishna]] Bhikshu geschrieben wurde und die „erstaunlicherweise kurz ist, jedoch interessante Ergänzungen und Variationen der englischen Version bereithält, die von Narasimha [[Swami]] aufgezeichnet wurde.
 
„1896 heiratete [[Naga]]swami ([[Bhagavan]]s älterer [[Bruder]]) Janaki Ammal. Die angeheirateten Verwandten wohnten auch in [[Madurai]]. Bei den Nachfeierlichkeiten der Hochzeit war Venkataraman der Pate seines Bruders. Es war in seinem 17. Lebensjahr, und Venkataraman studierte für die Abschlussprüfung. Obwohl er nicht der Fleißigste war, hatte er keine [https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/angst-ueberwinden/ Angst] davor, die Prüfung nicht zu bestehen. Er war gut gebaut und bei guter [[Gesundheit]]. Es war Mitte Juli. Im oberen Stockwerk legte sich Venkataraman auf den Boden. Er war allein. Plötzlich fiel es ihm auf: ‚Ich sollte tot sein.’ und ‚Ich sterbe!’
 
‚Es gab keinen Grund, so zu fühlen. Ich machte mir keine [[Gedanke]]n darüber, welcher [[Zustand]] das war, und ob die [https://www.yoga-vidya.de/psychologische-yogatherapie/einsatzbereiche/beschwerdebilder/angst/ Angst] passend war oder nicht. Auch der Gedanke, meine Verwandten zu fragen oder einen Arzt zu rufen, tauchte nicht auf. 'Was ist es, das stirbt? Wie kann man dem entrinnen?' Nur das bewegte mich. Es gab keine anderen Gedanken. Und in diesem Augenblick musste ich das klären.
 
‚[[Sterben]] bedeutet, dass die Beine steif werden, die Lippen gespannt und die [[Auge]]n sind geschlossen. Der [[Atem]] hält an. Wegen der Heftigkeit dieser Empfindungen habe ich dies erfahren. Auch mir wurden die Beine steif, die Lippen gespannt, meine Augen schlossen sich und mein Atem hielt an. Doch da ich mein [[Bewusstsein]] nicht verlor, trat alles klar hervor. (Die äußeren [[Sinne]]s[[organ]]e waren nicht tätig, wodurch ich Zugang zur nach innen gewandten [[Wahrnehmung]] erhielt.)
 
‚Sogar wenn dieser [[Körper]] stirbt, wird das „[[Wer bin ich|Ich]]“-[[Bewusstsein]] noch dasein. Das individuelle Bewusstsein trat klar hervor. Wenn der Körper auf dem Leichenverbrennungsplatz verbrannt und zu [[Asche]] geworden ist, werde ich nicht verschwunden sein. Weil ich nicht der Körper bin.’
 
‚Jetzt ist der Körper inaktiv, empfindungslos. Auf der anderen Seite bin ich bewusst. Deshalb ist nur der Körper tot. „Ich“ bin das unzerstörbare bewusste [[Wesen]].’
 
‚Wenn der [[Körper]] seine Tätigkeiten aufgibt, und es so auch keine [[Sinne]]swahrnehmungen gibt, so entspringt das [[Erkenntnis|erkennende]] [[Wissen]] doch nicht den Sinnen. Jenes ‚Aufblitzen des „Ich“’ ist [[Aparoksha]]. Es strahlt aus sich selbst heraus. Es ist nicht eine [[Frage]] der Einbildung.’
 
‚Das, was nach dem [[Tod]] existiert, ist das [[Ewigkeit|ewig]]e, [[Wahrheit|wahre]] [[Wesen]].’ Auf diese Art erwuchs Venkataraman augenblicklich neue [[Erkenntnis]]. Und obwohl diese Erkenntnis durch die obige Beschreibung folgerichtig ausgedrückt wird, so war es eine ausschließlich spontane [[Erfahrung]] Venkataramans.
 
Ramana Maharshi fasst diese Erkenntnis im Gespräch mit einem Besucher im Jahr 1945 wie folgt zusammen: „[[Aham]] Sphurana“. „Im Angesicht des [[Tod]]es, wenn alle [[Sinne]] wie betäubt sind, war das „[[Aham]] Sphurana“ ([[Selbst]]-[[Bewusstsein]]) offensichtlich, sodass ich erkannte, dass es dieses Bewusstsein war, welches wir „Ich“ nennen – und nicht der Körper.“
 
„Dieses Selbst-Bewusstsein stirbt nie. Es ist unberührt von allem. Es leuchtet aus sich selbst heraus. Sogar wenn dieser [[Körper]] verbrannt wird, wird es nicht davon betroffen sein. Daher erkannte ich noch an jenem Tag deutlich, dass das „Ich“ war.“
 
Zunächst dachte Venkataraman, er wäre von einem [[Geist]] besessen, der seinen Körper als Wohnsitz gewählt hatte. Dieses [[Gefühl]] hielt einige Wochen an.
 
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Später in seinem [[Leben]] nannte Ramana Maharshi diese Todes[[erfahrung]] „[[Akrama]] [[Mukti]]“, „plötzliche [[Befreiung]]“ – dem „[[Krama]] Mukti“ entgegengesetzt, der „allmählichen Befreiung“, wie sie im [[Vedanta]]-[[Weg]] des [[Jnana Yoga]] beschrieben wird.
 
„Einige [[Mensch]]en“, sagt Ramana Maharshi, „beginnen damit, in ihrer Jugend die Schriften zu studieren. Dann frönen sie den Freuden der [[Welt]] bis sie davon genug haben. Als Nächstes, wenn sie älter sind, wenden sie sich Büchern über [[Vedanta]] zu. Sie gehen zu einem [[Guru]] und werden von ihm initiiert. Dann beginnen sie den Prozess von [[Shravana]], [[Manana]] und [[Nididhyasana]], der schließlich im [[Samadhi]] gipfelt. Dies ist der gewöhnliche [[Weg]], sich der [[Befreiung]] zu nähern. Es wird „[[Krama]] [[Mukti]]“ genannt. Doch ich wurde von “[[Akrama]] [[Mukti]]“ überrascht, ehe ich irgendeine dieser Phasen durchlaufen konnte.“
 
Nach diesem Ereignis verlor er jegliches [[Interesse]] an der [[Schule]], Freunden und [[Beziehung]]en. Er vermied [[Gesellschaft]] und zog es vor, allein zu sein, versunken in der auf das [[Selbst]] gerichteten [[Aufmerksamkeit]]. Täglich ging er zum [[Minakshi]] [[Tempel]] und gab sich in [[Ekstase]] den [[Gottheit|Götter]]darstellungen hin – wobei unzähliige Tränen seine Wangen hinunterflossen.
 
Nagaswami, der ältere [[Bruder]] Venkataramans, erkannte den großen Wandel seines Bruders und tadelte ihn bei verschiedenen Gelegenheiten wegen seines Losgelöst-Seins von allem, was um ihn herum geschah. Etwa sechs Wochen nachdem Venkataraman mit dem [[Selbst]] verschmolz, am 29. August 1896, versuchte er, seine Hausaufgaben zu machen. Plötzlich warf er das Buch von sich und wandte sich nach Innen zur [[Meditation]]. Nagaswami tadelte ihn erneut und fragte ihn - Bezug nehmend auf sein [[Verhalten]] ähnlich eines [[Sadhu]]s: „Was bringt das alles einem, der so ist?” Venkataraman antwortete nicht. Er erkannte die [[Wahrheit]] in den Worten seines Bruders.
 
===Die Reise nach Tiruvannamalai (1896)===
Venkataraman entschied sich, sein zu Hause zu verlassen und zum [[Arunachala]] zu gehen. Er wusste, dass seine [[Familie]] dies nicht erlauben würde. Deshalb schlich er sich heimlich davon, nachdem er seinem [[Bruder]] gesagt hatte, dass er eine besondere Schulstunde besuchen musste. Zufällig bat ihn sein Bruder, fünf Rupien mitzunehmen, um seine Schulgebühren zu bezahlen. Venkataraman nahm einen Atlas und schätzte die Kosten für seine [[Reise]]. Er nahm drei Rupien und hinterließ die übrigen zwei mit der folgenden Nachricht:
 
„Ich bin fortgegangen, um meinen [[Vater]] zu suchen, wie Er befohlen hat. Dieser [sich selbst meinend] hat nur ein [[tugend]]haftes Vorhaben begonnen. Deshalb soll sich niemand um ihn sorgen. Es soll kein Geld ausgegeben werden, um ihn ausfindig zu machen. Deine Schulgebühr ist noch nicht bezahlt. Zwei Rupien anbei.“
 
Am Morgen des 1. September 1896 machte sich Venkataraman nach [[Tiruvannamalai]] auf, wo er den Rest seines [[Leben]]s bleiben sollte.
 
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===Arunachalesvara Tempel (1896-1897)===
[[Datei:Tiruvannamalai-Arunachalesvara Tempel.JPG|thumb|Arunachalesvara Tempel in Tiruvannamalai]]
Angekommen in [[Tiruvannamalai]] ging er geradewegs zum großen Arunachalesvara-[[Tempel]]. Dort betrat er das Heiligtum und umarmte ekstatisch den [[Lingam]]. Das [[Gefühl]] eines inneren Brennens, das schon in [[Madurai]] aufgetreten war und das er später als „eine unbeschreibbare [https://www.yoga-vidya.de/psychologische-yogatherapie/einsatzbereiche/beschwerdebilder/angst/ Angst], die ich zu jenem [[Zeit]]punkt unterdrückte“  beschrieb, ging im Arunachalesvara-Tempel auf.
 
Die ersten Wochen verbrachte Venkataraman in der Tausendsäulenhalle des Großen [[Tempel]]s, doch wechselte er seinen Platz mehrmals, bis er sich endlich im unterirdischen Gewölbe des [[Subrahmanya]]-Schreins, nahe des [[Patala]] [[Lingam]]s, befand, damit er nicht mehr gestört wurde. Dort verbrachte er mehrere Tage in solch tiefem [[Samadhi]], dass er sich der Stiche der Insekten und anderer Schädlinge nicht bewusst war. Seshadri [[Swami]]gal, ein [[Heilige]]r des Ortes, entdeckte Venkataraman in dem unterirdischen Gewölbe und versuchte, ihn zu beschützen. Nach etwa sechs Wochen wurde Venkataraman von dort weggetragen und gewaschen. In den nächsten zwei Monaten blieb er im [[Subrahmanya]]-Schrein, doch war er sich noch immer seines [[Körper]]s und seiner Umgebung unbewusst, sodass man ihm [[Nahrung]] in den Mund steckte, damit er nicht verhungerte.
 
===Ein Temple außerhalb der Stadt: Gurumurtam (1897-1898)===
Im Februar 1897, sechs Monate nachdem Venkataraman in [[Tiruvannamalai]] angekommen war, zog er zum [[Guru]][[Murti|murtam]] um, einem [[Tempel]], der sich etwa 1,5 km außerhalb Tiruvannamalais befindet. Kurz nach seiner Ankunft kam ein [[Sadhu]] zu ihm, der Palani[[swami]] hieß. Palaniswamis erster [[Darshan]] erfüllte ihn mit [[Frieden]] und [[Glückseligkeit]], und von diesem Moment an blieb er bei Ramana Maharshi als sein ständiger Diener.
 
Während der [[Zeit]] beim Gurumurtam und auch während der Zeit in der [[Virupaksha]] Höhle (1899–1916) und in der [[Skanda]]sramam Höhle (1916–22) kümmerte sich Palaniswami um Ramana Maharshi. Neben der körperlichen Fürsorge bat Palaniswami auch um [[Almosen]], bereitete die Mahlzeiten zu und kümmerte sich außerdem um alles, was gerade gebraucht wurde. Im Mai 1898 zogen Ramana Maharshi und Palaniswami zu einem Mango-Hain abseits des Gurumurtam.
 
Während jener Zeit vernachlässigte Ramana Maharshi seinen [[Körper]]. Er „ließ seine äußere [[Erscheinung]] vollkommen unbeachtet.“ Auch die Ameisen, die ihn immerzu bissen, beachtete Ramana Maharshi nicht. Allmählich, und obwohl Ramana Maharshi sich nach dem Alleinsein sehnte, zog er die [[Aufmerksamkeit]] einiger Besucher auf sich. Sie bewunderten die [[Stille]] und [[Einfach]]heit, die Ramana Maharshi umgaben. Sie brachten ihm Gaben und sangen [[Lobpreis|Loblieder]]. Schließlich wurde ein Bambuszaun gebaut, um Ramana Maharshi zu schützen.
 
Während der Zeit am Gurumurtam erfuhr seine [[Familie]] von Ramana Maharshis Aufenthaltsort. Zunächst kam der Onkel von Ramana Maharshi, Nelliappa Iyer, und bat ihn inständig, nach Hause zurückzukommen. Er versprach ihm, dass seine Familie die asketische [[Leben]]sweise des Ramana Maharshi nicht stören würde. Ramana Maharshi saß regungslos und schließlich gab sein Onkel auf.
 
===Pavalakkunru - Shivatempel (1898-1899)===
Im September 1898 ging Ramana Maharshi zum [[Shiva]]tempel in Pavalakkunru, einem östlichen Ausläufer des [[Arunachala]]. Seine [[Mutter]] und sein Bruder Naga[[swami]] fanden Ramana Maharshi dort im Dezember 1898. Tag für Tag flehte ihn seine Mutter an, nach Hause zu kommen, doch ihr Weinen und Flehen besaß keine sichtliche Aus[[wirkung]] bei Ramana Maharshi. Sie sprach auch die [[Verehrung|Verehrer]] Ramana Maharshis an, die sich um ihn versammelten, und versuchte sie solange dazu zu bringen, ihrem Interesse nach einzugreifen, bis einer der Verehrer Ramana Maharshi darum bat, seiner Mutter eine [[Antwort]] aufzuschreiben. So schrieb Ramana Maharshi auf ein Blatt Papier:
 
“Der [[Schöpfer]] waltet über das [[Schicksal]] der [[Seele]]n nach ihren früheren Taten. Was immer bestimmt ist nicht zu geschehen, wird nicht geschehen, wie sehr du es auch herbeiführen möchtest. Was immer bestimmt ist zu geschehen, wird geschehen, was immer du auch unternimmst, es aufzuhalten. Das ist gewiss. Deshalb ist es das Beste zu schweigen.“
 
Schweren [[Herz]]ens kehrte die Mutter nach [[Madurai]] zurück.
 
===Am Arunachala: Virupaksha Höhle (1899-1916)===
[[Datei:-Tiruvannamalai-Ramana Maharshi.JPG|thumb|Arunachala]]
Bald danach, im Februar 1899, verließ Ramana Maharshi die Orte am Fuße [[Arunachala]]s und lebte seitdem in verschiedenen [[Höhle]]n an den Hängen des Arunachala. Kurze Zeit verbrachte Ramana Maharshi in der [[Sadguru]]-[[Swami]]-Höhle und in der Namashivaya-Höhle, ehe er in die [[Virupaksha]]-Höhle einzog, in der Ramana Maharshi die nächsten 17 Jahre lebte. Im Sommer wurde es jedoch in der Virupaksha-Höhle so heiß, dass Ramana Maharshi die Sommermonate in der Mangobaum-Höhle am Fuße eines Mangobaums, etwas weiter oben am [[Berg]], verbrachte. Eine weitere kleine Ausnahme stellen die sechs Monate im Jahr 1905 dar, die Ramana Maharshi während einer Seuchen-Epidemie in [[Tiruvannamalai]] im Pachaiamman Koil [[Tempel]] außerhalb der Stadt verbrachte, um vor der Seuche sicher zu sein.
 
1902 besuchte [[Shiva]]prakasam Pillai, ein Beamter der Regierung, den jungen Swami Ramana Maharshi – in der [[Hoffnung]], Antworten auf die [[Frage]] „Wie kann man seine wahre [[Natur]] erkennen?“ und andere zu erhalten. Er stellte Ramana Maharshi 14 Fragen, deren Antworten die ersten Unterweisungen in der [[Selbsterforschung]] (Self-enquiry) des jungen Swamis werden sollten.  Für diese Methode wurde Ramana Maharshi in der ganzen [[Welt]] bekannt. Diese ersten Unterweisungen wurden schließlich mit dem Titel „Nan Yar?“ („[[Wer bin ich]]?“) veröffentlicht.
 
Viele Besucher kamen zu Ramana Maharshi und etliche von ihnen wurden seine Verehrer. Kavyakantha Sri [[Ganapati]] Sastri, ein hoch angesehener [[Veden|vedischer]] Gelehrter, der ein großes [[Wissen]] über die [[Shruti]]s, [[Shastra]]s, [[Tantra]]s, [[Yoga]] und die [[Agama]]systeme besaß, besuchte Ramana Maharshi im Jahre 1907. Nachdem er von Ramana Maharshi Anweisungen erhalten hatte, gab er ihm den Titel [[Bhagavan]] [[Sri]] Ramana [[Maha]][[Rishi|rshi]] und verkündete diesen. So wurde Ramana Maharshi unter diesem [[Name]]n in der [[Welt]] bekannt.
 
1911 entdeckte Frank Humphreys, der erste Weststaatler, der zu dieser Zeit als Polizeibeamter in [[Indien]] stationiert war, Ramana Maharshi und schrieb über ihn einige Beiträge, die zuerst 1913 in der Zeitschrift „The International Psychic Gazette“ veröffentlicht wurden.
 
1912 wurde Ramana Maharshi von einigen seiner ihn begleitenden [[Schüler]] dabei beobachtet, wie er circa 15 Minuten lang die äußeren Anzeichen des [[Tod]]es aufwies. Dies verbesserte seine Fähigkeit, sich mit alltäglichen Angelegenheiten zu beschäftigen und gleichzeitig im [[Sahaja]] [[Nirvikalpa Samadhi]] zu verweilen.
 
===Skanda Ashram (1916-1922)===
[[Datei:Sri Ramana Ashram-Tiruvannamalai-Arunachala.JPG|thumb|Sri Ramana Ashram zu Füßen Arunachalas]]
1916 schlossen sich seine [[Mutter]] Alagammal und sein jüngerer [[Bruder]] Nagasundaram Ramana Maharshi an und zogen gemeinsam mit ihm von der [[Virupaksha]] Höhle zur größeren [[Skanda]] [[Ashram]] [[Höhle]], wo sie bis zum Ende des Jahres 1922 lebten. Seine Mutter wurde [[Sannyasin]]. Ramana Maharshi begann damit, ihr ernsthafte persönliche Unterweisungen zu geben, und seine Mutter übernahm die Leitung der Ashram-Küche. Ramana Maharshis jüngerer Bruder, [[Naga]]sundaram, wurde später auch [[Sannyasin]] und nahm den [[Name]]n Niranjan[[ananda]] an. Er wurde als Chinna[[swami]] (der jüngere Swami) bekannt.
 
Während dieser [[Zeit]] verfasste Ramana Maharshi die Fünf [[Hymne]]n zu Ehren [[Arunachala]]s (The Five Hymns to Arunachala), sein Meisterwerk [[Hingabe|hingebungsvoller]] Lyrik. Die erste Hymne heißt: [[Akshara]] [[Mana]] Malai. Sie wurde in [[Tamil Nadu|tamilischer]] [[Sprache]] verfasst – als Antwort auf die Bitte eines Verehrers an Ramana Maharshi, ein Lied zu schreiben, das man, während man in der Stadt um [[Almosen]] bat, singen konnte. Der Marital Garland (Ehelicher Kranz) erzählt in glühender [[Symbol]]ik von der [[Liebe]] der [[mensch]]lichen [[Seele]], die nach [[Gott]] strebt, und deren Vereinigung.
 
===Der Tod der Mutter Ramana Maharshis (1922)===
Ab 1920 verschlechterte sich der [[Gesundheit]]szustand der [[Mutter]] Ramana Maharshis. Am Tag ihres [[Tod]]es, am 19. Mai 1922, saß Ramana Maharshi ab etwa 8 Uhr morgens bei ihr. Es wird berichtet, dass Ramana Maharshi während des ganzen Tages seine rechte [[Hand]] auf dem [[Herz]]en seiner Mutter hielt – auf der rechten Seite der Brust – und seine linke Hand ruhte auf ihrem [[Kopf]]. Bis zu ihrem Tod um 8 Uhr abends verharrte Ramana Maharshi in dieser Weise bei ihr. Dann erklärte Ramana Maharshi sie für befreit, wörtlich: Adangi Vittadu, Addakam (absorbiert, aufgesogen, versunken).
 
Später sprach Ramana Maharshi darüber: „Wie Du siehst, sind die [[Erfahrung]]en der [[Geburt]] verstandesmäßig. Das Denken ist auch so – entsprechend den [[Samskara]]s (Veranlagungen, Neigungen). Die Mutter war dazu bestimmt, alle ihre zukünftigen Geburten in einer vergleichsweise kurzen [[Zeit]] zu durch[[leben]].“
 
Ihr [[Körper]] wurde in einen [[Samadhi]]-Schrein eingeschlossen, auf dem ein [[Shiva]] [[Lingam]] errichtet wurde, der den [[Name]]n Matrbhuteshvara ([[Shiva]], der sich als Mutter manifestiert) trägt. Am Jahrestag des [[Tod]]es von Ramana Maharshis Mutter wird eine [[Puja]]  - die als [[Aradhana]] oder auch [[Maha]]puja bekannt ist – vor dem Matrbhuteshvara zelebriert.
 
===Sri Ramanasramam (Sri Ramana Ashram) (1922-1950)===
[[Datei:Sri Ramana Ashram-Tiruvannamalai.JPG|thumb|Sri Ramana Ashram in Tiruvannamalai]]
Von 1922 an bis zu seinem [[Tod]] im Jahre 1959 lebte Ramana Maharshi im Sri Ramana [[Ashram]], der sich um den Schrein seiner [[Mutter]] herum entwickelte.
 
====Baubeginn des Sri Ramana Ashrams====
Ramana Maharshi spazierte häufig vom [[Skanda]] [[Ashram]] zum Schrein seiner Mutter am [[Fuß]]e des [[Arunachala]]. Im Dezember 1922 ging Ramana Maharshi nicht zum Skanda Ashram zurück, sondern ließ sich am Fuße des [[Berg]]es nieder. So begann sich der [[Sri]] Ramana Ashram zu entwickeln. Zunächst gab es nur eine Hütte beim [[Samadhi]]-Schrein. 1924 wurden zwei weitere Hütten errichtet. Die sogenannte Old Hall (Alte Halle) wurde 1928 gebaut. In ihr lebte Ramana Maharshi bis 1949.
 
Der Sri Ramana Ashram wuchs weiter. Eine [[Bibliothek]], ein Krankenhaus, ein Postschalter und viele andere Einrichtungen entstanden. Ramana Maharshi legte ein [[Natur|natürliches]] Talent, Bauvorhaben zu planen, an den Tag. In den Memoiren von Annamalai [[Swami]] finden sich darüber detaillierte Berichte. Bis 1938 war Annamalai Swami mit der [[Aufgabe]] betraut, die Bauvorhaben zu beaufsichtigen, und er erhielt seine Anweisungen unmittelbar von Ramana Maharshi.
 
====Die ersten Weststaatler kommen (1930er Jahre)====
1931 wurde die [[Biografie]] von Ramana Maharshi (Self Realisation: The Life and Teachings of Ramana Maharshi; [[Selbstverwirklichung]]: Das [[Leben]] und die Lehren Ramana Mahashis), die von Narasimha [[Swami]] verfasst wurde, veröffentlicht.
 
Ramana Maharshi wurde in und außerhalb [[Indien]]s sehr bekannt, nachdem Paul Brunton, der Ramana Maharshi zum ersten Mal im Januar 1931 besucht hatte, 1934 das Buch „A Search in Secret India” (deutscher Titel: Von [[Yogi]]s, Magiern und Fakiren. Begegnungen in [[Indien]] - 1937) veröffentlichte. In diesem Buch beschreibt Paul Brunton sein Treffen mit Ramana Maharshi und welche [[Wirkung]]en dieses Treffen auf ihn hatte. Paul Brunton beschreibt auch, wie Ramana Maharshis Berühmtheit sich immer weiter ausbreitete, „sodass es [[Pilger]], die zum [[Tempel]] gingen, oft dazu veranlasste, den [[Berg]] hoch zu laufen und ihn, ehe sie sich auf den Heimweg machten, zu sehen.“ Außerdem erzählt Paul Brunton in seinem Buch von den Gesprächen, die Ramana Maharshi mit einer Vielzahl von Besuchern und [[Verehrung|Verehrern]] führte. Er nennt Ramana Maharshi einen der letzten herausragenden [[geist]]igen [[Persönlichkeit]]en [[Indien]]s und beschreibt die Zuneigung, die er für Ramana Maharshi empfindet:
 
„Ich schätze Ramana Maharshi sehr, weil er so [[einfach]] und bescheiden ist. Eine [[Aura]] wahrer Größe herrscht so fühlbar um ihn. Weil er keinen Anspruch auf [[geheimnis]]volle [[Kraft|Kräfte]] und [[heilig]]es [[Wissen]] erhebt, um seine das Mysterium liebenden Landsleute zu beeindrucken. Und weil an ihm keine einzige Spur der Täuschung zu finden ist und er den Bemühungen widersteht, ihn [[heilig]] zu sprechen.“
 
In der [[Zeit]], in der Paul Brunton sich im Sri Ramana Ashram aufhielt, machte er eine [[Erfahrung]] des „alles umarmenden erhabenen“ [[Bewusstsein]]s, ein „Augenblick strahlender [[Erkenntnis]]“.
 
Sein Buch war im Westen ein Besteller und stellte Ramana Maharshi dort einem großen Publikum vor. Daraus folgend besuchten Ramana Maharshi unter anderem [[Paramahansa Yogananda]], W. Somerset Maugham (ein englischer Erzähler und Dramatiker, dessen 1944 erschienener Roman „Auf Messers Schneide“ einen [[Guru]] als Charakter besitzt, der Ramana Maharshi zum [[Vorbild]] hat), Mercedes de Acosta (eine US-amerikanische Schriftstellerin) und Arthur Osborne (ein englischer Schriftsteller und [[Schüler]] von Ramana Maharshi, der über Ramana Maharshi auch Bücher veröffentlichte und das vom [[Sri]] Ramana [[Ashram]] veröffentlichte Magazin „Mountain Path“ herausgab).
 
{{#ev:youtube|rcvuctV0FJo}}
 
====Späte Jahre====
[[Datei:Sri Ramanasramam-Ramana Maharshi-Tiruvannamlai-Ashram.JPG|thumb|Sri Ramanasramam in Tiruvannamlai]]
1939 begann man mit dem Bau eines [[Tempel]]s, der über dem [[Samadhi]]-Schrein der [[Mutter]] errichtet wurde.
 
Die Berühmtheit von Ramana Maharshi verbreitete sich weiter, doch sein [[Leben]]sstil blieb der eines [[Sadhu|Entsagte]]n.
 
In den 1940er Jahren starben Ramana Maharshis begeistertste Verehrer, unter ihnen Echamma (1945), sein Diener Madhavaswami (1946), Ramanatha Brahmachari (1946), Mudaliar Granny und Lakshmi (1948).
 
In den späten 1940er Jahren kam ein Arthur Osborne in den [[Ashram]]. Er gründete 1964 den „Mountain Path“, eine Vierteljahresschrift, die vom Sri Ramana [[Ashram]] veröffentlicht wird.
 
Im November 1948 wurde ein winziges Krebsgeschwulst an Ramana Maharshis linkem Arm entdeckt und im Februar 1949 vom Arzt des Ashrams entfernt. Doch schon bald wuchs ein weiteres, und im März 1949 fand wieder eine Operation statt, die diesmal von einem hervorragenden Chirurgen durchgeführt wurde. Der Chirurg erklärte Ramana Maharshi, dass sein Arm amputiert werden musste, um sein Leben zu retten, doch Ramana Maharshi weigerte sich. Eine dritte und vierte Operation wurden im August und Dezember 1949 durchgeführt, die Ramana Maharshi allerdings schwächten.
 
Andere Arzneimittel wurden deshalb ausprobiert, doch alle erwiesen sich als ergebnislos. Ende März wurden alle Versuche gestoppt. Seine [[Schüler]] gaben alle [[Hoffnung]]en auf. Sie flehten Ramana Maharshi an, sich selbst zu [[Heilung|heilen]] um der [[Anhänger]] willen, doch Ramana Maharshi soll darauf gesagt haben: „Warum seid ihr so mit diesem [[Körper]] identifiziert? Lasst ihn gehen.“ und „Wohin kann ich gehen? Ich bin hier.”
 
Im April 1950 war Ramana Maharshi zu schwach, um in der Alten Halle zu sein, weshalb es nur noch begrenzte Besuchszeiten gab. Die Besucher gingen in einer langen Reihe an dem kleinen Zimmer vorbei, in dem er seine letzte Tage verbrachte, um einen letzten Blick auf Ramana Maharshi werfen zu können. [[Swami]] Satyananda, zu jener Zeit Diener Ramana Maharshis, berichtet:
 
„Am Abend des 14. April 1950 haben wir Ramanas [[Körper]] massiert. Um circa 5 Uhr bat er uns, ihm zu helfen, sich aufzusetzen. Genau in diesem Moment begannen seine Verehrer „[[Arunachala]] [[Shiva]], Arunachala Shiva“ zu singen. Als Ramana das hörte, strahlte sein [[Gesicht]] voll [[Freude]]. Tränen flossen aus seinen [[Auge]]n – für lange [[Zeit]]. Ich trocknete sie ab und zu. Auch gab ich ihm [[Ingwer]][[wasser]]. Der Arzt wollte Ramana künstlich [[Atmung|beatmen]], doch Ramana ließ das nicht zu. Seine [[Atmung]] verlangsamte sich allmählich und um 8:47 Uhr abends legte sie sich [[Stille|still]].“
 
Henri Cartier-Bresson, der französische Fotograf, der seit etwa 14 Tagen vor dem [[Tod]] Ramana Maharshi im [[Ashram]] lebte, erzählte:
 
„Es ist eine höchst erstaunliche [[Erfahrung]]. Ich stand gerade vor meinem Haus, als meine Freunde meine [[Aufmerksamkeit]] auf den [[Himmel]] lenkten. Dort sah ich eine lebendig leuchtende Sternschnuppe mit einem strahlenden Schweif – anders als irgendeine Sternschnuppe, die ich vorher gesehen hatte. Sie kam aus südlicher Richtung, bewegte sich langsam am Himmel entlang, erreichte den Gipfel [[Arunachala]]s und verschwand hinter Ihm. Wegen ihrer Einzigartigkeit erahnten wir alle ihre Bedeutung und schauten sofort auf unsere Uhren  - es war 8:47 Uhr. Wir rannten zum [[Ashram]] und fanden heraus, dass unsere Ahnung auf traurige Weise wahr war: der Meister war genau zu dieser Zeit ins Pari[[nirvana]] übergegangen.“
 
Ramana Maharshi wurde 71 Jahre alt.
 
Henri Cartier-Bresson machte einige der letzten Bilder von Ramana Maharshi am 4. April 1950. Außerdem machte er bei den Vorbereitungen zur [[Mahasamadhi]]-[[Zeremonie]] Bilder. Die New York Times schloss mit folgenden [[Wort]]en:
 
„Hier in [[Indien]], wo tausende sogenannter [[heilige]]r [[Mensch]]en für sich beanspruchen, in [[Harmonie]] mit dem Unendlichen zu sein, wird erzählt, dass das bemerkenswerteste an Ramana Maharshi war, dass er niemals irgendetwas Bemerkenswertes für sich beanspruchte und dennoch einer der meist geliebten und respektierten all jener wurde."
 
Bis heute hat sich die [[Kraft]] und [[Ausstrahlung]] von Ramana Maharshi nicht verringert. Häufig haben Besucher des [[Ashram]]s geäußert: „Man kann seine [[Gegenwart]] sehr stark fühlen.


===Ramana Maharshi's Mahasamadhi (Englisch)===
{{#ev:youtube|ewAsszBgfDA}}
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==Heinrich Zimmer und der Indische Heilige==
==Swami Sivananda über Sri Ramana Maharshi==
'''Artikel aus dem Buch „Lives of Saints“ von Swami Sivananda'''
 
"Sri Ramana Maharshi wurde am 30. Dezember 1879 geboren. Von seinen [[Eltern]] wurde er Venkataraman genannt. Die [[fromme]] [[Familie]] von Ramana Maharshi entstammte der [[Brahmana|Brahmanen]][[kaste]] und schickte Ramana Maharshi auf eine [[Mission]]sschule, wo er ein wenig Englisch lernen konnte.
 
===Die Flucht von zu Hause===
Am 29. August 1896 verließ Venkataraman sein zu Hause im Gebiet von [[Madurai]] - auf der [[Suche]] nach seinem [[Vater]] [[Arunachala]], den er am 1. September 1896 erreichte.
 
Mit klopfendem [[Herz]]en stand Ramana Maharshi überwältigt vor seinem Vater [[Arunachala]]:
„[[Herr]], Deinem Ruf ergeben
Bin ich zu Dir gekommen, alles verlassend.
Ich verlange nicht nach irgendeiner Wohltat,
beklage keinen [[Verlust]].
Nimm mich an und tu mit mir, was Du willst.“
 
Von diesem Tag an bis zum Ende seiner irdischen [[Existenz]] blieb [[Arunachala]] der Wohnort von Ramana Maharshi, von dem aus Ramana Maharshi durch [[Mauna]] (Schweigen), der goldenen [[Sprache]] seines [[ego]]losen [[Zustand]]es, die Nachricht der [[Ewigkeit|Ewigen]] [[Wahrheit]] in die [[Welt]] aussandte.
 
Venkataraman hinterließ seinem [[Bruder]] folgende Notiz:
„Ich bin fortgegangen, um meinen [[Vater]] zu suchen, wie Er befohlen hat. Ein [[tugend]]haftes Vorhaben habe ich heute begonnen. Deshalb soll niemand [[Trauer|trauern]] oder meine Spur verfolgen. Es soll kein [[Geld]] dafür ausgegeben werden, mich zu suchen.“
 
===Erleuchtung===
“Es war etwa sechs Wochen bevor ich [[Madurai]] für immer verließ, Mitte 1896, als sich die große Wandlung in meinem [[Leben]] ereignete“, antwortete Ramana Maharshi, als er von seinen [[Verehrung|Verehrern]] gefragt wurde, wie seine [[Transformation]] eintrat.
 
„Das geschah ganz plötzlich. Eines Tages saß ich allein in einem Zimmer im ersten Stock des Hauses meines Onkels. Ich war selten [[Krankheit|krank]], und auch an diesem Tag war mit meiner Gesundheit alles in Ordnung. Dennoch überkam mich eine plötzliche und heftige [[Tod]]es[[angst]]. Es gab dafür keinen Grund, und ich versuchte auch nicht, es mir zu erklären oder herauszufinden, ob es einen Anlass für diese [https://www.yoga-vidya.de/psychologische-yogatherapie/einsatzbereiche/beschwerdebilder/angst/ Angst] gab. Ich spürte nur: ‘Ich [[sterben|sterbe]]!’ und begann darüber [[Gedanke|nachzudenken]], was ich jetzt tun sollte. Es kam mir nicht in den Sinn, einen Arzt, meine älteren Verwandten oder Freunde um Rat zu fragen.
 
Ich spürte, dass ich das Problem selbst lösen musste, hier und jetzt. Der Schock der Todesangst bewirkte, dass sich meine [[Aufmerksamkeit]] nach innen wandte. Ich sagte zu mir im [[Geist]], ohne die [[Wort]]e zu formulieren: ‘Jetzt ist der [[Tod]] gekommen. Was bedeutet das? Was ist es, das stirbt? Dieser [[Körper]] stirbt.’ Sofort spielte ich die Todesszene. Ich streckte meine Glieder aus und hielt sie steif, als hätte die Totenstarre eingesetzt. Um meine Untersuchung möglichst realistisch zu machen, spielte ich eine Leiche. Ich hielt meinen [[Atem]] an und presste meine Lippen fest zusammen, sodass ihnen kein Laut entweichen konnte und ich weder das Wort ‘ich’, noch irgendein anderes [[Wort]] äußern konnte.
 
‘Nun gut’, sagte ich zu mir, ‘dieser [[Körper]] ist tot. Er wird steif zum Verbrennungsplatz getragen. Dort wird er verbrannt und von ihm bleibt nur Asche übrig. Aber bin auch “[[ich]]” mit dem Körper gestorben? Ist dieser Körper “ich”? Dieser Körper ist [[Stille|still]] und unbeweglich, aber unabhängig von ihm spüre ich die ganze [[Kraft]] meiner [[Person]] und sogar die Stimme des “[[Wer bin ich|Ich]]“ in mir. Also bin “ich” [[Geist]], der den [[Körper]] [[Transzendenz|transzendiert]]. Der [[materie]]lle Körper stirbt, aber der ihn transzendierende Geist kann vom [[Tod]] nicht berührt werden. Deshalb bin ich [[Unsterblichkeit|unsterblich]]er Geist.’ All dies war nicht einfach ein [[Gedanke]], sondern traf mich wie ein Blitz als lebendige [[Wahrheit]]. Es war etwas, das ich direkt und fast ohne Denkvorgang erkannte.
 
{{#ev:youtube|M9wjuR5Z3oU}}
 
„Ich“ war etwas äußerst [[Wirklichkeit|Wirkliches]], im gegenwärtigen [[Zustand]] das einzig Wirkliche überhaupt, und die gesamte bewusste Aktivität, die mit meinem [[Körper]] verbunden war, war jetzt auf dieses „[[Ich]]“ gerichtet. Von diesem Zeitpunkt an [[Konzentration|konzentrierte]] sich das „Ich“ oder [[Selbst]] durch eine [[macht]]volle Faszination auf sich selbst. Die Todes[[angst]] war ein für alle Mal verschwunden. Das Verschmolzensein im [[Selbst]] hat von diesem Moment an bis heute fortbestanden. Andere [[Gedanke]]n mögen kommen und gehen wie verschiedene [[Musik]]noten, aber das „Ich“ besteht fort wie die Grundnote (Sruti-Note), die allen anderen Noten zugrunde liegt und sich mit ihnen vermischt. Mochte der [[Körper]] mit Sprechen, Lesen oder etwas anderem beschäftigt sein, ich war immer auf das “Ich“ konzentriert.“


von C.G. Jung aus „der Weg zum Selbst“
===Die Tapas des Ramana Maharshi===
Ramana Maharshi praktizierte [[Tapas]] zunächst in der Tausendsäulenhalle des Großen [[Tempel]]s, danach in einem unterirdischen Gewölbe des [[Subrahmanya]]-Schreins, nahe des [[Patala]] [[Lingam]]s, in einem Mango-Hain abseits des [[Tempel]]s, in der [[Sadguru]] [[Swami]] [[Höhle]] am Fuße [[Arunachala]]s sowie in der weiter oben gelegenen [[Virupaksha]] Höhle, in der Ramana Maharshi von 1909 bis 1916 lebte.


===für Heinrich Zimmer war Maharshi von Tiruvannamalai ein Avatar===
Während seiner [[Zeit]] im Großen Tempel bewarfen ihn boshafte Jungen mit Steinen und Ziegeln, und dennoch blieb Ramana Maharshi mit der [[Kraft]] seiner [[Meditation]] immer [[Frieden|friedvoll]] und [[Stille|still]].


Schon seit Jahren hatte sich Zimmer für den Maharshi von Tiruvannamalai
Ramana Maharshi wurde zu dieser [[Zeit]] von den [[Mensch]]en in [[Tiruvannamalai]] [[Brahmana]] [[Swami]] genannt. Kavya Kanta Ganapathy Sastri, ein großer [[Sanskrit]]-Gelehrter, der seit 1908 bei Ramana Maharshi blieb, schrieb die Ramana [[Gita]].
interessiert, und die erste Frage, die er nach meiner
Rückkehr aus Indien an mich richtete, galt diesem neuesten
[[Heilig]]en und [[Weise]]n von [[Südindien]]. Ich weiß nicht, ob mein
Freund es eine unverzeihliche oder mindestens unverständliche
Sünde von mir fand, dass ich Shri Ramana nicht besucht hatte. Ich
hatte das [[Gefühl]], dass er diesen Besuch wohl kaum unterlassen
hätte, so warm war seine Anteilnahme am [[Leben]] und [[Denken]] des
[[Heilige]]n. Dies war mir um so weniger erstaunlich, als ich wusste,
wie tief Zimmer in den Geist Indiens eingedrungen war. Sein sehnlichster
Wunsch, [[Indien]] in Wirklichkeit zu sehen, ist leider nie
in Erfüllung gegangen, und eine Möglichkeit dazu zerschlug sich
in letzter Stunde vor dem einbrechenden [[Weltkrieg]]. Dafür hatte
er eine um so großartigere Vision des geistigen Indiens. Er hat
mir bei unserer Zusammenarbeit nicht nur durch seine reichen
Fachkenntnisse, sondern vor allem auch durch seine geniale Er-
Iassung des Sinngehaltes der indischen [[Mythologie]] unschätzbare
Einblicke in die östliche [[Seele]] ermöglicht. Leider hat sich an ihm
das Wort vom frühsterbenden Geliebten der Götter erfüllt, und
uns bleibt die Klage um den Verlust eines Geistes, der die Begrenzung
durch das Fach überwand und, an die Menschheit sich
wendend, ihr die beglückende Gabe »unsterblicher Früchte« bot.
Der Träger mythologischer und philosophischer Weisheit ist in
Indien seit grauer Vorzeit der »Heilige« - welche abendländische
Bezeichnung allerdings das Wesen und die Erscheinungsweise der
östlichen Parallelfigur nicht ganz wiedergibt. Diese Gestalt verkörpert
das geistige Indien und tritt uns in der Literatur ständig
entgegen. Kein [[Wunder]] daher, dass sich Zimmer für die neueste
und beste Inkarnation dieses Typus in der menschlichen Erscheinung
in Shri Ramana leidenschaftlich interessierte. Er sah in
diesem [[Yogi]] die [[avatar]]mäßige Verwirklichung jener durch die
Jahrhunderte und die Jahrtausende wandelnden, ebensowohl
legendären wie historischen Figur des [[Rishi]], des Sehers und [[Philosoph]]en.


==C. G. Jung über Ramana Mahirshi==
Das [[Leben]] von Ramana Maharshi war eine einzige durchgängige [[Meditation]] - [[Ananda]] [[Anubhava]]m. Ramana Maharshi begründete tiefen [[Frieden]] in seinem Inneren. Ramana Maharshi lebte im [[Licht]] des [[Herr]]n. Und er er[[mut]]igte andere, dasselbe zu tun. Für Ramana Maharshi war die ganze [[Welt]] eins.


===Zweifel an Maharshis Einmaligkeit===
Ramana Maharshi sprach selten, und wann immer er sprach, tat Ramana Maharshi es nur, wenn es unbedingt nötig war.


Wahrscheinlich hätte ich Shri Ramana doch besuchen sollen.
===Die Göttliche Botschaft===
Allein ich fürchte, wenn ich noch einmal nach Indien reiste,
Ramana Maharshi lebte die Lehren der [[Upanishaden]]. Sein [[Leben]] war sogleich die [[Botschaft]] und [[Philosophie]] seiner Lehre. Ramana Maharshi redete zu den [[Herz]]en der [[Mensch]]en.
um das Versäumte nachzuholen, so ginge es mir wieder gleich:
ich könnte mich, trotz der Einmaligkeit und Unwiederholbarkeit
dieses zweifellos bedeutenden Menschen, nicht dazu aufraffen, ihn
persönlich zu sehen. Ich zweifle nämlich an seiner Einmaligkeit:
er ist ein Typus, der war und sein wird. Darum brauchte ich ihn
auch nicht aufzusuchen; ich habe ihn in Indien überall gesehen, in
[[Ramakrishna]]'s Bild, in dessen Jüngern, in [[Buddhismus|buddhistischen]] [[Mönch]]en
und in unzähligen andern Gestalten des indischen Alltags, und die
Worte seiner Weisheit sind das sous-entendu des indischen Seelenlebens.
Shri Ramana ist in diesem Sinne wohl ein »hominum homo«,
ein wahrhafter »Menschensohn« der indischen Erde. Er ist »echt«,
und darüber hinaus ein »Phänomen«, das, von Europa aus gesehen,
Einzigartigkeit beansprucht. Aber in Indien ist er der
weißeste Punkt in einer weißen Fläche (deren Weißheit man darum
erwähnt, weil es auch ebenso schwarze Flächen gibt). Überhaupt
sieht man in Indien so viel, dass man schließlich nur noch weniger
sehen möchte, und das ungeheure Vielerlei von Ländern und Menschen
erzeugt eine Sehnsucht nach dem ganz Einfachen. Auch
dieses Einfache gibt es: es durchdringt wie ein Wohlgeruch oder
eine Melodie das seelische Leben Indiens; es ist überall sich sel-
ber gleich; aber nie monoton, sondern unendlich variierend. Um
es kennen zu lernen, genügt es, eine Upanishad oder ein paar
Gespräche des [[Buddha]] zu lesen. Was dort klingt, klingt überall,
es spricht aus Millionen Augen, es drückt sich in unzähligen Gebärden
aus, und es gibt kein Dorf und keine Landstraße, wo sich
nicht jener breitastige Baum fände, in dessen Schatten das Ich
nach seiner eigenen Aufhebung trachtet, die Welt der vielen
Dinge im All und All-Eins sein ertränkend. Dieser Ruf war mir
in Indien dermaßen vernehmlich, dass ich dessen Überzeugungskraft
bald nicht mehr von mir abzuschütteln vermochte. So war
ich denn durchaus sicher, dass niemand darüber hinaus zu gelangen
vermöchte, am wenigsten der indische Weise selber; und sollte
Shri Ramana etwas sagen, das mit dieser Melodie nicht stimmte
oder den Anspruch erhöbe, darüber noch hinaus zu wissen, so
hätte der Erleuchtete auf alle Fälle unrecht. Diese mühelose, der
Hitze Südindiens klimagerechte Argumentation - hat der Heilige
Recht, so tönt er Indiens alte Weise wieder und tönt er anders, so
hat er Unrecht - vermochte mich, ohne dass ich es bereute, von
einem Besuch in [[Tiruvannamalai]] abzuhalten.  


===C. G. Jung’s Begegnung mit Maharshis Schüler===
Der Große Ramana Maharshi entdeckte das [[Selbst]] in sich selbst und gab so der [[Welt]] die erhabene, doch [[einfach]]e Nachricht seines [[Leben]]s: „Erkenne dich selbst.
Die Unergründlichkeit
Indiens sorgte dafür, dass mir der Heilige doch noch, und zwar
in einer mir bekömmlicheren Form entgegentrat, ohne dass ich
ihn gesucht hätte: in [[Trivandrum]], der Hauptstadt von [[Travancore]],
traf ich auf einen Schüler des Maharshi. Es war ein bescheidener
Mann, von sozialem Status das, was wir als einen Primarschullehrer
bezeichnen, und erinnerte mich des lebhaftesten an den
Schuhmacher von Alexandrien, welcher (in der Darstellung von
Anatole France) vom Engel dem Hl. Antonius als Beispiel des
noch größeren Heiligen vorgeführt wurde. Wie dieser hatte auch
mein kleiner Heiliger das vor dem großen voraus, dass er zahlreiche
Kinder zu ernähren hatte und mit besonderer Aufopferung
für seinen ältesten Sohn sorgte, damit dieser studieren konnte.
(Ich will hier nicht auf die Nebenfrage abschweifen, ob [[Heilige]]
immer auch weise sind, und umgekehrt alle Weisen unbedingt
heilig. Es bestehen in dieser Hinsicht einige Zweife1.) Auf alle
Fälle trat mir in diesem bescheidenen, liebenswürdigen, kindlich
frommen Gemüt ein Mensch entgegen, der einerseits mit völliger
[[Hingabe]] die [[Weisheit]] des Maharshi in sich gesogen hatte und
andererseits seinen Meister dadurch überragte, dass er, über alle
Klugheit und Heiligkeit hinaus, auch »die Welt gegessen« hatte.
Ich anerkenne dieses Zusammentreffen mit großer Dankbarkeit;
denn es hätte mir nichts Besseres geschehen können. Der Nur-
Weise und Nur-Heilige interessiert mich nämlich ungefähr soviel
wie ein seltenes Saurierskelett, das mich aber nicht zu Tränen
rührt. Der närrische Widerspruch dagegen, zwischen dem der
[[Maya]] entrückten Sein im kosmischen Selbst und der liebenden
Schwäche, die sich fruchtbar mit vielen [[Wurzel]]n der schwarzen
[[Erde]] einsenkt, um in alle [[Zukunft]] das Weben und das Zerreißen
des Schleiers als [[Indien]]s ewige Melodie zu wiederholen - dieser
Widerspruch tut es mir an; denn wie kann man anders das Licht
sehen, ohne den Schatten, die Stille vernehmen, ohne den Lärm,
die Weisheit erreichen, ohne die Narrheit? Am peinlichsten- ist
wohl das Erlebnis der Heiligkeit. Mein Mann war - Gott sei
Dank - nur ein kleiner Heiliger; kein strahlender Gipfel über
finstern Abgründen, kein erschütterndes Spiel der Natur, sondern
ein Beispiel, wie Weisheit, Heiligkeit und Menschlichkeit »einträchtiglich
beieinander wohnen« können, lehrreich, lieblich, rührend,
[[Frieden|friedsam]] undg [[geduld]]ig, ohne Krampf, ohne Absonderlichkeit,
unerstaunlich, keineswegs sensationell, kein besonderes Postbureau
benötigend, aber auf Urältestem beruhende [[Kultur]] unter
dem sanften Rauschen im Meerwinde sich fächelnder Kokospalmen,
Sinn in der vorüberhuschenden Phantasmagorie des [[Sein]]s, [[Erlösung]]
in der Gebundenheit, Sieg in der Niederlage.


Nur [[Weisheit]] und Nur [[Heiligkeit]], fürchte ich, präsentieren sich
[[Erkenntnis|Erkenne]] Dich selbst. Alles andere wird Dir aus sich heraus erkennbar. Unterscheide zwischen dem [[unsterblich]]en, unwandelbaren, alles druchdringenden, unendlichen [[Atman]] und der stets sich wandelnden [[Welt]] der [[Erscheinung]]en, dem [[Vergänglichkeit|vergänglichen]] [[Universum]] und [[Körper]]. Erforsche: „[[Wer bin ich]]?“ Beruhige den [[Geist]]. [[Befreiung|Befreie]] Dich von allen [[Gedanke]]n, außer dem einen Gedanken an das [[Selbst]] bzw. den [[Atman]]. Tauche tief ein in die [[Höhle]] Deines [[Herz]]ens. Erkenne das [[Wahrheit|wahre]], unendliche „Ich“. Ruhe dort friedvoll und für immer und [[Selbstverwirklichung|verwirkliche]] das Höchste [[Selbst]].“ Dies ist die Quintessenz der Lehre und [[Philosophie]] von Ramana Maharshi.
am besten in der Literatur, und da soll ihr Ruhm unbestritten
sein. [[Laotse]] liest sich vortrefflich und unübertrefflich im [[Taoteking]]:
Laotse mit seiner Tänzerin auf dem Westabhang des Berges,
des [[Leben]]s Abend feiernd, ist schon weniger erbaulich. Mit dem
vernachlässigten [[Körper]] des Nur-Heiligen kann man sich aus leicht
ersichtlichen Gründen schon gar nicht abfinden, besonders wenn
man nicht anders kann als glauben, dass die Schönheit zum Vornehmsten
gehört, das [[Gott]] erschaffen.


===Jung über Shri Ramanas Erkenntnis (Selbst=Gott) aus westlicher Sicht===
Sri Ramana Maharshi sagt: “Die [[Mensch]]en sind so un[[glück]]lich, weil sie das wahre [[Selbst]] ignorieren. [[Glück]] ist die wahre [[Natur]] des Menschen.  Glück ist dem wahren Selbst innewohnend. Die [[Suche]] des Menschen nach Glück ist eine unbewusste Suche nach seinem wahren Selbst. Das wahre Selbst ist unvergänglich. Daher findet ein Mensch, der das wahre Selbst findet, ein Glück, das nicht endet.“


Shri Ramana's [[Gedanke]]n sind schön zu lesen. Es ist reinstes
“In der innersten [[Höhle]] des [[Herz]]ens leuchtet immerwährend das eine Höchste [[Sein]] mit den Strahlen des [[Selbst]][[bewusstsein]]s „Ich-Ich“. Um [[Gott]] zu verwirklichen trete mit einem einpünktigen [[Geist]] in Dein [[Herz]] ein mit innerem Bestreben und tiefem Eintauchen oder der Kontrolle des [[Atem]]s – und verweile im [[Selbst]].
Indien, das uns darin entgegentritt, mit seinem Hauch der weltentrückten
und -entrückenden Ewigkeit, ein Lied der Jahrtausende,
und, wie der Gesang der Grillen in der Sommernacht, aus Millionen
Wesen wiedertönend. Diese Melodie ist aufgebaut über dem einen,
großen Motiv, das ohne Ermüdung, seine Monotonie in tausend
farbige [[Reflex]]e verhüllend, sich im indischen [[Geist]]e ewig verjüngt,
und dessen jüngste [[Inkarnation]] eben Shri Ramana selber ist: es ist
das Drama des [[Ahamkara]] (des »Ich-Machens« resp. des Ich-
[[Bewusstseins]]) in seinem Widerspruch zum und in seiner unauflöslichen
Gebundenheit an den [[Atman]] (das [[Selbst]] oder Non-[[ego]]).
Der Maharsi nennt den Atman auch das »ICH-ICH«: bezeichnenderweise
so, denn das Selbst ist erfahren als das [[Subjekt]] des
Subjektes, als der eigentliche Quellgrund und Leiter des Ich,
dessen (irrendes) Streben stets danach geht, sich jene [[Autonomie]]
anzueignen, dessen Ahnung es ja gerade dem Selbst verdankt.
Dieser Konflikt ist auch dem Abendländer nicht unbekannt: für
ihn ist es die [[Beziehung]] des Menschen zu [[Gott]]. Das moderne
Indien hat sich, wie ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann,
weitgehend den europäischen Sprachgebrauch angeeignet: »Selbst«
resp. Atman und Gott sind wesentlich synonym. Aber in einem
gewissen Unterschied zum westlichen »Mensch und Gott« lautet
der Gegensatz oder die Übereinstimmung »Ich und Selbst«. »Ich«
ist im Gegensatz zu »Mensch« ein ausgesprochen [[Psychologie|psychologischer]]
Begriff, ebenso »Selbst«, wie es uns erscheinen möchte.
Wir wären daher geneigt, anzunehmen, dass das metaphysische
Problem »Mensch und Gott« sich in [[Indien]] auf die psychologische
Ebene verschoben hätte. Bei näherem Zusehen ist dem allerdings
nicht so, denn der indische Begriff des »Ich« und des »Selbstes«
ist nicht wirklich psychologisch, sondern - man könnte sagen -
ebenso metaphysisch wie »Mensch und Gott«. Dem Inder fehlt der
erkenntniskritische Standpunkt ebenso sehr wie unserer religiösen
Sprache. Er ist noch »vor-kantisch«, Diese Komplikation ist in
Indien unbekannt, wie sie auch bei uns noch weitgehend unbekannt
ist. In Indien gibt es daher noch keine [[Psychologie]] in unserm
Sinne. Indien ist »vor-psychologisch«, d. h. indem es vom »Selbst«
spricht, setzt es ein Solches. Das tut die Psychologie nicht.
Damit leugnet sie die Existenz des dramatischen Konfliktes keineswegs,
aber sie reserviert sich die Armut oder den Schatz des
Nichtwissens um das Selbst. Wohl kennen wir eine eigentümliche
und paradoxe Phänomenologie des Selbst, aber wir sind uns des
Umstandes bewusst, dass wir etwas Unbekanntes mit beschränkten
Mitteln erkennen und in psychischen Strukturen ausdrücken, von
denen wir nicht wissen, ob sie der Natur des zu Erkennenden
angemessen sind oder nicht. Diese erkenntniskritische Beschränkung
entfernt uns von dem, was wir als »Selbst« oder als »Gott«
bezeichnen. Die Gleichsetzung Selbst = Gott will dem Europäer
anstößig erscheinen. Sie ist daher, wie Shri Ramanas Äußerungen
und viele andere dartun, eine spezifisch östliche [[Erkenntnis]], zu
welcher die Psychologie nichts weiteres beifügen kann, als dass
es weit jenseits ihrer Kompetenz läge, überhaupt eine solche
Unterscheidung vorzunehmen. Psychologisch kann nur festgestellt
werden, dass der Tatbestand des »Selbstes« eine religiöse Symptomatologie
aufweist, wie jenes Aussagengebiet. das mit der Bezeichnung
»Gott« verknüpft ist. Obschon das religiöse Phänomen
der »Ergriffenheit « alle [[Erkenntnis]]kritik als inkommensurabel
überbordet, was sie mit allen [[Emotionen|emotionalen]] Erscheinungen gemein
hat, so setzt sich menschlicher Erkenntnisdrang mit »widergöttlicher
« oder »Iuciferischer« Hartnäckigkeit, Eigensinnigkeit, ja mit
Notwendigkeit immer wieder durch, sei es zum Gewinn oder zum
Schaden des denkenden Menschen. Früher oder später wird sich
daher der Mensch in erkennerischen Gegensatz zu seiner Ergriffenheit
stellen und sich dem ergreifenden Griffe zu entziehen
versuchen, um sich vom Geschehenen Rechenschaft ablegen zu
können. Verfährt er dabei mit Besonnenheit und Gewissenhaftigkeit,
so wird er stets wieder entdecken, dass wenigstens ein Teil
seines Erlebnisses menschlich beschränkte Deutung ist, wie
es z. B. [[Ignatius von Loyola]] geschah mit seiner Vision
der Schlange mit den vielen Augen, die er zunächst als göttlicher
Herkunft, später aber als teuflischer Provenienz auffasste. (Vg1.
dazu auch die Ermahnung 1. Joh. 4, 1: »Glaubet nicht jeglichem
[[Geist]]e, sondern prüfet die Geister, ob sie aus [[Gott]] sind.«) Es ist
dem Inder klar, dass das Selbst als seelischer Quellgrund von Gott
nicht verschieden und, insofern der Mensch in seinem Selbste ist,
er nicht nur in Gott enthalten, sondern Gott selber ist. Shri Ramana
z. B. ist in dieser Hinsicht eindeutig. Unzweifelhaft ist diese
Gleichsetzung Deutung. Ebenso ist es Deutung, das Selbst als
»höchstes Gut« oder als erfüllendes, wünschenswertes Ziel aufzufassen,
obschon die Phänomenologie dieses Erlebnisses keinen
Zweifel darüber lässt, dass diese Charakteristica apriori vorhanden
und unerlässliche Bestandteile der Ergriffenheit sind. Aber auch
das wird den kritischen Verstand nicht abhalten, nach der Gültigkeit
dieser Eigenschaften zu fragen. Es ist allerdings nicht abzusehen,
wie er diese Frage je beantworten könnte, denn es fehlt
ihm jeglicher Maßstab dazu. Was als Maßstab etwa dienen könnte,
unterliegt ja seinerseits wieder der kritischen Frage nach der
Gültigkeit. Hier entscheidet einzig die Präponderanz der psychischen
Tatsache.


===Maharshis Ansicht über das Selbst im Vergleich zu Ramakrishna===
{{#ev:youtube|lNZ0g2lm21I}}


Das Ziel östlicher Praktik ist dasselbe wie das der west-
Sowohl das “Who am I?” (Wer bin ich?) von Ramana Maharshi, als auch das Upadesa Saram und das Ullathu Narpathu sind Perlen unmittelbarer [[Weisheit]], die sich in aphoristischer Kürze ausdrückt.
liehen Mystik: der Schwerpunkt wird vom Ich zum Selbst, vom
Menschen zu Gott verschoben; was bedeuten will, dass das Ich im
Selbst, der Mensch in [[Gott]] verschwindet. Es ist evident, dass Shri
Ramana entweder wirklich vom Selbst weitgehend aufgesogen ist,
oder doch wenigstens ernstlich und lebenslang danach strebt, sein
Ich im Selbst aufzulösen. Ein ähnliches Streben verraten auch die
ex ecercitia spirituaIia, indem sie den »Eigenbesitz«, das
Ichsein in möglichst hohem Maße der Besitznahme durch [[Christ]]um
unterordnen. Der ältere Zeitgenosse Shri Ramana's, [[Ramakrishna]],
hat in Hinsicht auf die Beziehung zum Selbst dieselbe
Einstellung wie jener, nur scheint bei ihm das Dilemma zwischen
Ich und Selbst etwas deutlicher hervorzutreten. Während Shri
Ramana zwar »verständnisvolle« Duldung mit dem weltlichen Berufe
seiner Jünger zeigt, aber doch unmissverständlich die Auflösung
des Ich zum eigentlichen Ziel der geistlichen Übung erhebt,
zeigt Ramakrishna eine etwas mehr zögernde Haltung in
dieser Hinsicht. Er sagt zwar: »So lange Ichsucht besteht, sind
weder [[Erkenntnis]] ([[jnana]]) noch [[Befreiung]] ([[mukti]]) möglich, und
der [[Geburt]]en und [[Tod]]e ist kein Ende« Aber er muss die fatale
Zähigkeit des [[Ahamkara]] doch anerkennen: »Wie wenige vermögen
die Einung([[samadhi]]) zu erlangen und sich von diesem
Ich ([[aham]]) zu befreien. Es ist selten möglich. Diskutiere
so viel du willst, sondere unaufhörlich – dennoch wird
dieses Ich immmer zu dir zurückkehren. Fälle heute
die Pappel, und du wirst morgen finden, dass sie von neuem ausschlug.«
Er geht sogar so weit, die Unzerstörbarkeit des Ich mit
den Worten anzudeuten: »Wenn ihr schließlich dieses ‚Ich' nicht
zerstören könnt, so behaltet es als ‚Ich, der Diener".«
Gegenüber dieser Konzession an das Ich ist Shri Raman
entschieden der Radikalere, resp. im Sinne der indischen Tradition
der Konservativere. Der ältere Ramakrishna ist damit der Modernere von beiden,
was wohl auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass er von der westlichen Geisteshaltung
weitaus tiefer und stärker berührt ist, als Shri Ramana.


Wenn wir das [[Selbst]] als Inbegriff seelischer Ganzheit (d. h. als
Sri B.V. Narasimha [[Swami]], der kürzlich verstorbene Präsident des All India Sai Samaj, veröffentlichte ein ergreifendes Werk zum [[Leben]] des Sri Ramana Maharshi, das den [[Name]]n „[[Selbstverwirklichung]]“ trägt. [[Yogi]] Suddhananda Bharati hat das Leben Sri Ramana Maharshi in [[Tamil Nadu|tamilischer]] [[Sprache]] beschrieben.
Totalität von [[Bewusste]]m und [[Unbewusste]]m) fassen, so stellt es
Tatsächlich etwas wie ein Ziel seelischer Entwicklung dar,
und dies jenseits aller bewussten Meinungen und [[Erwartung]]en. Es
ist Inhalt eines Prozesses, der in der Regel sogar außerhalb des
Bewusstseins abläuft und seine Gegenwart nur durch eine Art
Fernwirkung auf dieses 'verrät. (Ich habe einen derartigen Prozess
dargestellt im I. Teil meines Buches "[[Psychologie]] und [[Alchemie]]«,
Zürich 1944.) Eine kritische Einstellung zu diesem Naturprozess
erlaubt uns Fragen, welche die Formel Selbst = Gott eigentlich
von vornherein ausschließt. Diese Formel zeigt als eindeutiges
[[Religion|religiös]]-[[Ethik|ethisches]] Ziel die Auflösung des Ich im [[Atman]], wie das
[[Leben]] und [[Denken]] Shri Ramana's beispielhaft dartut. Selbstverständlich
gilt dies auch von der christlichen Mystik, die sich ja im
Grunde genommen nur durch eine andere Terminologie von der
östlichen [[Philosophie]] unterscheidet. Dabei ist die Minderbewertung
und Aufhebung des physischen und psychischen Menschen (des
lebenden Leibes und des Ahamkara) zugunsten des pneumatischen
Menschen unvermeidliche Folge. Shri Ramana z. B. nennt seinen
Körper »diesen Klotz da«. Im Gegensatz dazu und in Erwägung der
komplexen Natur des Erlebnisses ([[Emotion]] + Deutung) belässt der
kritische Standpunkt dem Ichbewusstsein die Bedeutsamkeit seiner
Rolle, wohl wissend, dass ohne Ahamkara auch gar niemand vorhanden
wäre, der um solches Geschehen wüsste. Ohne des Maharshi's
persönliches Ich, das erfahrungsgemäß nur mit seinem ihm
zugehörigen »Klotz« (= Leib) gegeben ist, hätte es einen Shri
Ramana überhaupt nie gegeben. Auch wenn wir ihm zugestehen
wollen, dass nunmehr nicht mehr sein Ich, sondern der Atman
spricht, so ist es doch die psychische Bewusstseinsstruktur sowohl
als auch der Leib, welche sprachliche Mitteilung überhaupt ermöglichen.
Ohne den gewiss sehr anfechtbaren physischen und psychischen
Menschen ist auch das Selbst völlig gegenstandslos, wie
[[Angelus Silesius]] schon sagte:


»Ich weiß, dass ohne mich
[[Bhagavan]] Ramana Maharshi hat das Geschwätz der Materialisten nichtig gemacht, dass [[Selbstverwirklichung]] und [[Samadhi]] Dinge einer entfernten [[Vergangenheit]] und in heutiger [[Zeit]] von Menschen unmöglich zu erreichen seien. Ramana Maharshi zeigte durch sein lebenslanges [[Samadhi]], dass es immer noch möglich ist, das Höchste zu verwirklichen und in dieser Verwirklichung zu leben.
Gott nicht ein Nu kann leben,
Werd' ich zu nicht, er muss
Von Noth den Geist aufgeben.«


Der apriori vorhandene Zielcharakter des [[Selbst]] und der
Lieber [[Aspirant]]! Schöpfe [[Mut]]. Schnalle Deinen Gürtel fester. Widme Dich intensive Deiner [[Yoga]] [[Praxis]]. Du wirst bald [[Videha]] [[Kaivalya]] (die höchste [[Befreiung]]) erreichen und für immer als ein [[Erleuchtung|erleuchteter]] [[Weise]]r strahlen.
Drang, dieses Ziel zu verwirklichen, bestehen, wie schon gesagt,
selbst ohne Teilnahme des Bewusstseins. Sie können nicht geleugnet
werden, aber ebensowenig kann man des Ichbewusstseins
entraten. Auch es meldet seine Forderung unabweisbar an, und
zwar sehr oft in lautem oder leisem Gegensatz zur Notwendigkeit
der Selbstwerdung. In [[Wirklichkeit]], d. h. abgesehen von
wenigen Ausnahmefällen, besteht die Entelechie des Selbst in
einem Wege endloser Kompromisse, wobei Ich und Selbst sich
mühsam die Waage halten, wenn alles gut gehen soll. Ein zu
großer Ausschlag nach der einen oder anderen Seite bedeutet daher
in tieferem [[Verstand]]e oft nicht mehr als ein Beispiel, wie man es
nicht machen sollte. Das heißt nun keineswegs, dass Extreme, wo
sie sich natürlicherweise einstellen, eo ipso von Übel wären.
Wir machen von ihnen wohl den richtigen Gebrauch, wenn wir
ihren Sinn erforschen, wozu sie uns dankenswerterweise reichlich
Gelegenheit geben. Ausnahmemenschen, sorgfältig umhegt und
eingefangen, bedeuten stets ein Geschenk der [[Natur]], das uns bereichert
und den Umfang unseres Bewusstseins vergrößert, dies
alles aber nur, wenn' unsere Besonnenheit nicht Schiffbruch leidet.
Ergriffenheit kann ein wahres [[Götter]]geschenk sein oder
eine Ausgeburt der Hölle. Bei der Maßlosigkeit die ihr anhaftet,
fängt das Verderben an, auch wenn die damit verknüpfte
[[Bewusstsein]]svernebelung die Erreichung höchster Ziele in scheinbar
größte Nähe rückt. Wahrer und haltbarer Gewinn ist nur erhöhte
und erweiterte Besonnenheit.


===Maharshi ist ein Sinnbild für das innere Streben der indischen Völker nach dem Urgrund der Erlösung===
===Das Licht strahlt heller als je zuvor===
[[Datei:RamanaMaha.jpg|thumb|Ramana Maharshi]]
P.V. Karamchandani, Oberstleutnant des North Arcot Bezirks (ein ehemaliger indischer Bezirk, der das Gebiet des heutigen Vellore und [[Tiruvannamalai]] in [[Tamil Nadu]] umfasste), besuchte Sri Ramana Maharshi zu einer [[Zeit]], als dieser an einer Art bösartigem Geschwulst an seinem linken Oberarm über dem Ellenbogen litt. Ramana Maharshi wurde schon vier mal operiert.


Außer Banalitäten gibt es leider keine philosophischen oder
Ein Meteoer erschien am 14. April 1950 um 20:47 Uhr am [[Himmel]] - zu der [[Zeit]], als Sri Ramana Maharshi seine sterbliche Hülle verließ und in [[Mahasamadhi]] eintrat.
psychologischen Sätze, die nicht sofort auch umgedreht werden
müssten. So bedeutet Besinnung als Selbstzweck nichts als
Beschränktheit, wenn sie sich nicht im Wirrwarr [[Chaos|chaotischer]] Extreme
behauptet, wie auch bloße Dynamik um ihrer selbst willen
zur Verblödung führt. Jegliches Ding bedarf zu seiner Existenz
seines Gegensatzes, ansonst es bis zum Nichtsein verblasst. Das
Ich bedarf des Selbstes und umgekehrt. Die wechselnden Beziehungen
zwischen diesen beiden Größen stellen ein Erfahrungsgebiet
dar, welches die [[Introspektion|introspektive]] [[Erkenntnis]] des Ostens in
einem dem westlichen Menschen fast unerreichbaren Maße ausgebeutet
hat. Die von der unsern so unendlich verschiedene Philosophie
des [[Osten]]s bedeutet für uns ein überaus wertvolles Geschenk,
das wir allerdings »erwerben müssen, um es zu besitzen«.
Shri Ramana's Worte, die uns Zimmer als letztes Geschenk seiner
Feder in trefflichem Deutsch hinterlassen hat, fassen noch einmal
das Vornehmlichste zusammen, was der [[Geist]] [[Indien]]s im Laufe
der Jahrtausende an innerer Schau aufgehäuft hat, und das individuelle
[[Leben]] und Wirken des Maharshi verdeutlicht noch einmal
das innerste Streben der indischen Völker nach dem erlösenden
Urgrunde. Ich sage »noch einmal«, denn Indien steht vor dem verhängnisvollen
Schritt, zum Staat zu werden und damit in jene
Völker[[gemeinschaft]] einzutreten, deren leitende Prinzipien alles
auf dem Programm haben, nur gerade nicht die »Abgeschiedenheit«
und den [[Frieden]] der [[Seele]].


Die östlichen [[Volk|Völker]] sind von einem raschen Verfall ihrer
Das alles durchdringende [[Licht]], das in der Verkörperung Ramana Maharshi leuchtete, hat sich einmal mehr in seinen ursprünglichen [[Zustand]] aufgelöst. Ein lebenslanger Beweis der [[Upanishaden]] war das, was wir Ramana Maharshi nannten. Dieser Beweis Ramana Maharshi wird in [[Ewigkeit]] existieren und uns der höchsten [[Wirklichkeit]] versichern.
geistigen Güter bedroht, und was an deren Stelle tritt, kann nicht
immer zum Besten abendländischen Geistes gerechnet werden.
Man kann daher Erscheinungen wie Ramakrishna und Shri Ramana
als moderne [[Prophet]]en auffassen, denen in Bezug auf ihr
Volk die gleiche kompensatorische Rolle zukommt, wie den Propheten
des Alten Testamentes in Bezug auf das »abtrünnige« Volk
[[Israel]]. Sie erinnern nicht nur an die tausendjährige Geisteskultur
Indiens, sondern sie verkörpern diese geradezu und bilden damit
eine eindrucksvolle Mahnung, über all dem Neuen westlicher Zivilisation
und deren materialistisch-technischer und kommerzieller
Diesseitigkeit den Anspruch der Seele nicht zu vergessen. Der
atemlose Bemächtigungsdrang in [[Politik|politischer]], sozialer und geistiger
Hinsicht, welcher mit anscheinend unstillbarer Leidenschaft die
Seele des Abendländers zerwühlt, breitet sich unaufhaltsam auch
im [[Osten]] aus und droht, unabsehbare Folgen zu zeitigen. Nicht
nur in Indien, sondern auch in [[China]] ist Vieles bereits untergegangen,
in welchem einstmals die [[Seele]] lebte und gedieh. Die
Veräußerlichurig der [[Kultur]] kann zwar einerseits mit vielen Übelständen
aufräumen, deren Beseitigung als höchst wünschenswert
und vorteilhaft erscheint, aber dieser Fortschritt ist andererseits,
wie die Erfahrung zeigt, mit einem Verlust seelischer Kultur nur
allzu teuer erkauft. Es ist zwar unzweifelhaft viel komfortabler, in
einem wohlgeordneten und hygienisch eingerichteten Hause zu
leben, aber damit ist die Frage noch nicht beantwortet, wer der
Bewohner dieses Hauses ist, und ob sich seine Seele auch derselben
Ordnung und [[Saucha|Reinlichkeit]] erfreut, wie das zum äußern
Leben dienende Haus. Erfahrungsgemäß begnügt sich der auf
Äußeres eingestellte Mensch ja nie mit dem bloß Notwendigen,
sondern strebt stets darüber hinaus nach noch Mehrerem und noch
Besserem, das er, seinem Präjudiz getreu, stets im äußern sucht.
Er vergisst dabei völlig, dass er selber, bei allem äußern [[Erfolg]],
innerlich derselbe bleibt und sich darum um seiner [[Armut]] willen
beklagt, wenn er nur ein Automobil besitzt, statt, wie die meisten
andern deren zwei. Gewiss erträgt das äußere Leben des Menschen
noch viele Verbesserungen und Verschönerungen, aber sie
verlieren ihre Bedeutung in dem Maße, als der innere Mensch
damit nicht Schritt hält. Die Sättigung mit allem »Notwendigen«
ist zweifellos eine nicht zu unterschätzende [[Glück]]squelle, darüber
hinaus aber erhebt der innere Mensch seine Forderung, die mit
keinen äußern Gütern gestillt werden kann. Und je weniger diese
Stimme ob der Jagd nach den Herrlichkeiten dieser Welt gehört
wird, desto mehr wird der innere Mensch zur Quelle unerklärlichen
Missgeschickes und unverstandenen Unglückes inmitten von Lebensbedingungen,
welche ganz anderes erwarten ließen. Die Veräußerlichurig
wird zu einem unheilbaren Leiden, weil niemand es
verstehen kann, wieso man an sich selber leiden sollte. Niemand
wundert sich über seine Unersättlichkeit, sondern betrachtet sie
als sein gutes Recht und denkt nicht daran, dass die Einseitigkeit
der seelischen Diät schließlich zu den schwersten [[Gleichgewicht]]sstörungen
führt. Daran krankt der Abendländer und er ruht nicht,
bis er die ganze Welt mit seiner begehrerischen Rastlosigkeit angesteckt
hat.


==Biographie - Shri Ramana Maharshis Junge Jahre==
Der [[Heilige]], Ramana Maharshi, existiert nicht mehr in seiner sterblichen [[Form]]. Doch das [[Licht]] seiner [[Seele]] verschmilzt nun mit jeder empfänglichen Seele. Ramana Maharshi lebt in unseren [[Herz]]en. Das Dahinscheiden von Ramana Maharshi sollte nicht betrauert werden, weil Ramana Maharshi die [[Mission]] seines [[Leben]]s erfüllt hat. Ramana Maharshi hat das Höchste [[Ziel]] erreicht – die [[Selbstverwirklichung]]. Darum gibt es nichts zu be[[trauer]]n. Nur der [[Tod]] jener, die nicht in der Lage waren, das [[Ziel]] des Lebens zu erreichen oder ihre [[Aufgabe]] zu erfüllen, hat jeden Grund, beklagt zu werden. Das [[Licht]] der Seele von Ramana Maharshi leuchtet heute heller denn je.


aus „der Weg zum Selbst“ von Heinrich Zimmer
Im [[Herz]]en der [[Menschheit]] soll dieser [[Heilige]], Ramana Maharshi, für immer lebendig sein – uns führend, er[[mut]]igend, antreibend und [[Inspiration|inspirierend]], so dass Millionen von Menschen die Große [[Wahrheit]], die Ramana Maharshi verwirklichte, [[suche]]n und finden können.


===Ramanas Geburtsort - Tiruchuzhi===
Zu gut hat Ramana Maharshi die [[Vedanta]] [[Philosophie]] dargelegt – nicht durch Bücher[[wissen]], sondern durch die eigene [[Erfahrung]]. Die Lehren von Ramana Maharshi, die durch eine alles absorbierende [[Stille]] vermittelt wurden und werden, drücken die höchsten [[Ideal]]e aus und das Letztendliche erreicht in ihnen göttliche [[Verwirklichung]].
[[Shri]] Ramana Maharshi, der [[Heilige]] von [[Tiruvannamalai]], entstammt einer alten [[Brahmane]]nfamilie. Er ist aus [[Tiruchuzhi]] im Distrikt [[Ramnad]] gebürtig, einem Landflecken von etwa fünfhundert Häusern, überragt von einem alten Shivatempel, dessen Herrn die beiden größten unter den klassischen Sängern seliger Gottesversenkung Südindiens, Sundaramurti-Svamin und Manikka-Vashagar in begeisterten Hymnen gefeiert haben, Die Seelenluft mittelalterlicher Frömmigkeit des Tamil-Landes, die in ihren Liedern Sprache fand und zu Ende des 11. Jahrhunderts im »Tirumurai«, dem »Heiligen Buch« (auch »Veda in Tamil« genannt), ihre literarische Überlieferung erlangte, ist an diesem weltfernen Flecken noch lebendig: Tiruchuzhi ist etwa 40 km von Madura entfernt, dem berühmten Wallfahrtsort Südindiens, Ziel zahlloser Pilger und jährlich erneuter Touristenströme, und liegt 27 km abseits der nächsten Bahnstation Virudunagar.


===Maharshis Vater – Sundaram Ayyar===
Die eigene [[schlaf]]ende Göttlichkeit stets zu wecken, sich immer darum zu bemühen, im [[Bewusstsein]] des unsterblichen [[Selbst]] zu leben, und ein unberührter Zeuge der vergänglichen Augenblicke des [[Leben]]s zu sein, der in diese Höchste [[Stille]] eingetaucht ist – das war der Fanfarenruf des Ramana Maharshi. Um Dogmen und [[Religion|religiöse]] Vorurteile kümmerte Ramana Maharshi sich nicht, da Ramana Maharshi weit über diesen [[welt]]lichen Begrenzungen stand. Zu Ramana Maharshi kamen orthodoxe [[Brahmana|Brahmane]]n Priester, [[Islam|Muslime]] und [[Christentum|Christen]] sowie die sogenannten Unberührbaren der indischen [[Kaste]]n[[gesellschaft]]. Für Ramana Maharshi waren sie alle gleich.
Shri Ramanas Vater, Sundaram Ayyar, fing klein an: mit zwölf Jahren lernte er als Dorfschreiber bei zwei Rupee Monatsgehalt (etwa 5 Schweizer Franken) Buchhaltung und Rechnungsführung. Dann etablierte er sich als Rechtskonsulent, verfasste Eingaben und Gesuche für Klienten und brachte es schließlich zum unstudierten Rechtsanwalt vor örtlichen Behörden. Er muss eine be¬merkenswerte Persönlichkeit gewesen sein: hilfreich und tätig, schließlich wohlhabend und voll Gewicht im engen Umkreis seines Lebens. Er wusste sich mit jedermann gut zu stellen; sein gastliches Haus war allen offen, sein Rat ward viel gesucht, Neue Beamte stiegen bei ihm ab, bis sie eine andere Unterkunft gefunden hatten, und bedienten sich seiner gern bei ihren Angelegenheiten, Auch die zweifelhaften Elemente der Gegend mochten ihn, sie schätzten Charakter und Güte an ihm und ließen ihn ungeschoren, wenn er nachts allein über Land fuhr.
Er war keine ausgesprochen religiöse Natur, aber die heilige Überlieferung trug ihn wie seinesgleichen: mit alltäglich-häus¬lichem Kult vor den kleinen Götteridolen, mit gelegentlichen Wallfahrten zu Tempeln der Umgegend und mit Erbauungsstunden, in denen er und die Seinen dem Vortrag heiliger Schriften und ihrer Auslegung lauschten. Das allumfassende Lebensritual des Hinduismus, verkörpert im Guru, dem geistlichen Lehrer und erblichen Hauspriester der Familie, der zum Vollzug aller Sakramente und vieler Riten unentbehrlich ist, war der fraglose Seelenraum seines Aufstiegs zu irdischem Wohlstand.


Wie der rechte Vater in zahllosen Märchen und Geschichten hatte er drei Söhne: Nagasvamin, Venkata-Raman und Nagasundaram, In seiner Familie besprach man den eigentümlichen Zug, dass jeweils ein Glied jeder Generation dem Weltleben entsagt habe und in den geistlichen Stand des Asketen und Yogin getreten sei. Ein Bruder seines Vaters hatte das gelbe Gewand brahmanischer Mönche angelegt und war mit Wanderstab und Bettelnapf ein pilgernder Asket geworden. Sundaram Ayyars eigener älterer Bruder war eines Tages aus dem Dorf verschwunden und ver¬schollen geblieben: augenscheinlich hatte auch er sich auf die Pilgerfahrt zum Ewigen begeben, war in die Schar der Namen¬losen untergetaucht und in den Strom der Wandernden gemündet, die, ohne Besitz und Ich, Erlösung vom Kreislauf der Geburten, Vollendung bei Lebzeiten und Ruhe im Meer des Göttlichen finden wollen.
Als ein höchster Architekt der transzendenten [[Wahrheit]] führte Ramana Maharshi die müden [[Reise]]nden der [[Erde]] durch seine unermessliche [[Stille]] in Richtung des Höchsten [[Ziel]]s  - und Ramana Maharshi führt sie weiterhin.  


Dazu erzählte man sich die Geschichte von einem wandernden Bettelasketen, der vor Zeiten ins Haus gekommen sei, aber keine gastliche Aufnahme gefunden habe, ja nicht einmal ein Essen be¬kam er, wie es in Indien seit unvordenklichen Zeiten jeder Heilige, jeder Brahmane (ja jeder Bettler) erwarten darf, der in die Tür tritt und das Haus durch sein Verweilen heiligt. Er lässt die Haus¬bewohner an der Segenskraft seines Wesens teilhaben, indem er
Diesem [[Heilige]]n die höchste [[Ehre]]rbietung zu erweisen bedeutet, den Lehren von Ramana Maharshi zu folgen und nach seinem [[Vollkommenheit|vollkommen]]en Leitbild aufzuwachsen.
entgegennimmt, was sie ihm bereitwillig abgeben mögen. Wer ihn aber abweist, schneidet sich von seinem Segen ab und erntet Fluch. So verließ der abgewiesene Bettelasket das ungastliche Haus mit der Verheißung, die seinen Bewohnern eine Verwünschung dünken mochte; dass in jeder Generation eines seiner Glieder ein Asket werden solle wie er, haus- und besitzlos, um Essen bettelnd.
Indes versprach Nagasvamin, der älteste Sohn, ein Ebenbild des Vaters zu werden und, von leichteren Anfängen begünstigt, es höher hinaus zu bringen: nach Absolvierung der nötigen Prüfungen zu einem gutbezahlten Posten in der Verwaltung. Von der Zukunft des Kleinsten, Nagasundaram, konnte füglich noch nicht die Rede sein, er hing noch ganz an der Mutter, als die Verheißung des bettelnden Heiligen sich jählings am Mittleren erfüllte, und Ven¬kata-Raman 1896 in seinem siebzehnten Lebensjahre zu seiner Be¬rufung erwachte.


===Ramana Maharshi wurde als Ven¬kata Raman geboren===
Möge [[Frieden]] über allem sein.
Venkata-Raman ist am 30. Dezember 1879 eine Stunde nach Mitternacht geboren (nach indischer Rechnung: Pramathi, 16. Mar¬gali), — in einer heiligen Nacht. Jubel des Volkes erfüllte den Ort: eben beendete Shiva Mahadöh, der Große Gott, den feierlichen Umgang seines Bildes bei nächtlichem Fackelschein durch die geschmückten Straßen von Tiruchuzhi und kehrte, nachdem er sich den Augen aller leibhaft gezeigt hatte, wieder ins Dämmer¬dunkel seines Heiligtums zurück, — da schlug das Kind in stiller Kammer zum ersten Mal die Augen auf. Ein großer Tag im Jahres¬lauf war wieder vorüber; seine Heiligkeit beruhte darauf, dass der Gott immer wieder an ihm im Gange der Zeiten großen Heiligen leibhaft erschienen war: Gautama, dem vorzeitlichen vedischen Seher und Stammvater vieler Brahmanengeschlechter, dem »tiger¬füßigen« Heiligen Vyaghrapada epischer Legende, und Patanjali, dem großen Yogalehrer im 2. Jahrhundert vor unserer Zeitrech¬nung. So stand der Tag für alle im Zeichen, ihn, den Gott, zu schauen: »Rudra«, den Furchtbaren, als »a-Rudra«, den Unfurcht¬baren, Gnädigen. Den »Gnädigen zu schauen« (a-Rudra-darshana), war die Losung des Tages mit Wallfahrten zu heiligen Bade
teichen voll entsühnenden Wassers, mit Tempelbesuch zu seinem Bilde im Lampendämmer der Cella und mit feierlichem Umgang, indem seine Erscheinung vorüberwandelnd Volk, Häuser und Straßen segnete.


===Ven¬kata Raman/Ramana Mahrshi war ein „Sandwichkind“===
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Indien hat eine eigene Ansicht über die Rolle, die dem mitt¬leren von drei Brüdern zufallen kann. Der Älteste ist das zweite Ich des Vaters, seine leibhafte Wiedergeburt, bestimmt, seine Lebenslinie fortzusetzen, wie der Vater selbst die Reihe aller heimgegangenen Ahnen im Licht des Lebens fortsetzt. Er wird dem Vater und allen Vorvätern einst mit Ahnenopfern die Dankes¬schuld seines Daseins abzahlen, wie dieser es jetzt tut, und damit den Toten die Nahrung spenden, deren sie zu ihrem Fortleben in der Väterwelt bedürfen. Die unsichtbare Verwandtschaft hat in Gestalt ihres greifbaren jüngsten Vertreters, des Vaters, Be¬schlag auf den Ältesten gelegt. Der Jüngste gehört der Mutter, er hält sich an sie, wie sie ihn umklammert hält, um dieses letzte Stück ihrer selbst zuletzt und spät an die Mächte des Lebens weg¬zuschenken, Der Mittlere aber ist keinem der Eltern so elementar verbunden, ist dem Bann der Familie, der heischenden Gewalt des Bluts minder untertan, Das bedeutet Freiheit und Preisgegebensein in einem.


Der mittlere Sohn Sundaram Ayyars gab als Kind durch keine besonderen Zeichen seine Berufung zum Heiligen, Lehrer oder Vorbild zu erkennen. Venkata-Raman besuchte drei Jahre lang die Volksschule in Tiruchuzhi, danach ein Jahr in Dindigul, dann kam er nach Madura auf die höhere Schule, Damit geriet er in den Kreis der christlichen Mission, zuerst in der Scotts Middle School, dann der American Mission High School. Inzwischen war — viel zu früh für ihn — sein Vater gestorben. Ein Onkel in Madura hatte die beiden älteren Söhne in seine Familie auf genom¬men und sorgte für ihre Ausbildung; der ältere Bruder ging ins College.
==Zitate==
===Selbsterforschung (Self-enquiry)===
Ramana Maharshi: „Die [[Selbsterforschung]] führt direkt zur [[Selbstverwirklichung]], indem sie die Hindernisse aus dem weg räumt, die uns [[glaube]]n lassen, das [[Selbst]] sei noch nicht verwirklicht.“ (Ramana Maharshi, Die essenziellen Lehren. Eine [[Reise]] in Bildern (2008), S. 97)


Ramana Maharshi: „Natürlicherweise macht jeder [[Erfahrung]]en wie „[[Ich]] ging, ich kam, ich war, ich machte“. Ausgehend von diesen Erfahrungen scheint es etwa nicht, dass das [[Bewusstsein]] „Ich“ das Subjekt dieser Erfahrungen ist? Die wahre [[Natur]] dieses [[Bewusstsein]]s zu erforschen und als das [[Selbst]] zu verweilen, ist der Pfad, um seine wahre Natur – durch diese Erforschung - zu verstehen.“ (The collected works of Sri Ramana Maharshi, hrsg. vom Sri Ramanasramam, Tiruvannamalai (2011), S. 5)


===Venkata-Raman’s Schulzeit===
Ramana Maharshi: "Der [[Gedanke]] „[[Wer bin ich]]?“ vernichtet alle anderen Gedanken und verbrennt schließlich selbst, wie der Stock, mit dem man den Scheiterhaufen umrührt. Dann ist es [[Selbstverwirklichung]]. Wenn andere Gedanken auftauchen, dann denke sie nicht zu Ende, sondern erforsche eifrig: „Wer ist es, dem dieser Gedanke kommt?“ Es spielt keine Rolle, wie viele Gedanken dir kommen. Sobald sich ein Gedanke bildet, erforsche aufmerksam: „Wem kommt dieser Gedanke?“ Die [[Antwort]] lautet: „mir“. Wenn du weiterforschst: „[[Wer bin ich]]?“, kehrt der [[Geist]] zu seinem [[Ursprung]] zurück und der auftauchende Gedanke verblasst.“ ([http://www.sriramanamaharshi.org/de Sri Ramanasramam-Homepage])
Venkata-Raman war kein hervorragender Schüler; augenschein¬lich fiel ihm das Lernen leicht, aber er fand keine besondere Be¬ziehung zum Lernstoff. Oft kam er unvorbereitet in die Schule; aber wenn er andere die Tageslektion aufsagen hörte, fasste er schnell so viel davon auf, wie nötig war, um vor dem Lehrer zu bestehen. Sport und Spiele schienen ihm mehr zu sagen: im Ringen und Boxen, beim Schwimmen, Wettlauf und Turnen stand er seinen Mann. Sein gesunder Körper war wohl entwickelt, seine Kraft und Geschicklichkeit imponierten auch größeren Jungen und verschafften ihm allseitige Achtung. Diese leibliche Wohlgeraten¬heit ward nachmals die unerlässliche Grundlage für die schweren Belastungsproben seiner strengen Askese und half ihm zur Meiste¬rung alles Leiblichen in Yoga.


Mit dem Sanskrit und der heiligen Überlieferung des Hinduis¬mus bis zu den ehrwürdigen Veden und Upanishads hinauf, die sich mit seiner Kenntnis erschließt, machte er keine Bekanntschaft.
Ramana Maharshi: „'[[Wer bin ich|Wer bin Ich]]?' Ich bin reines Gewahrsein. Dieses Gewahrsein ist seinem [[Wesen]] nach [[Sein]]-[[Bewusstsein]]-[[Seligkeit]] ([[Satchidananda|Sat-Chit]]-[[Ananda]]).“ ([http://www.sriramanamaharshi.org/de Sri Ramanasramam-Homepage])
Die selbstverständliche Atmosphäre shivaitischer Frömmigkeit um¬gab ihn, ohne Besonderes in ihm zu wecken; die Bibelstunden der Missionsschulen schienen ihm so wenig zu sagen wie den meisten Hinduknaben und glitten offenbar so spurlos an ihm ab wie der übrige Lernstoff. Immerhin muss sich ihm die Vorstellung des väter¬lichen Gottes dort eingeprägt haben, die der Gestalt Shivas wie anderer Götter des Hinduismus in ihrem Verhältnis zu den Men¬schen völlig fremd ist; sie wurde zum Leitwort des Vaterlosen, als er, zu sich selbst erwacht, aufbrach und Haus und Familie verließ, um als heimatloser Pilger Gott zu suchen.


===Der Klang aus Arunachala verkündet Venkataraman ein neues Leben===
Ramana Maharshi: „Es ist falsch, von der [[Verwirklichung]] zu sprechen. Was könnte verwirklicht werden? Das [[Wirklichkeit|Wirkliche]] ist immer wie es ist. Wir müssen nur aufhören, das Unwirkliche für wirklich zu halten. Mehr braucht es nicht, damit wir [[Weisheit]] ([[Jnana]]) erlangen.“ (Ramana Maharshi, Die essenziellen Lehren. Eine [[Reise]] in Bildern (2008), S. 57)
Der erste Bote aus der Welt seines künftigen Lebens kam zu ihm nach Madura Ende November 1895: in Gestalt eines älteren Verwandten aus Tiruchuzhi, der gerade von einer Wallfahrt heim¬kehrte. »Wo kommst du her?« fragte der Junge den Älteren, — »von Arunachala« war die Antwort. »Arunachala« hat in den Ohren frommer Hindus Südindiens einen hohen Klang; ein bekannter Spruch stellt den Ort den heilig¬sten Wallfahrtsplätzen Indiens gleich, ja höher als sie: »Wer Chi¬dambaram schaut, wer in Tiruvarur geboren wird, wer in Benares stirbt, und wer nur an Arunâchala denkt, wird sicher Erlösung finden.« Ein glorreich hingespreiztes Dreieck über der weiten Ebene, mit feierlich gedehnten Hängen, ragt »Arunachala«, der »Berg (achala) des Morgenrots (aruna)«, in die Leere des Himmels. »Morgenrot«, nach indischer Anschauung männlich gedacht, als Wagenlenker des Sonnengottes, schwebt dem strahlenden Tages¬gestirn auf der Deichsel seines Achtgespanns hockend vorauf, wenn es täglich sich über dem Berge erhebt. Zu Füßen des Berges liegt Tiruvannamalai mit seinem Riesentempel: ein Viereck langgestreckter Mauern, von himmelhohen Torpyramiden überragt, ein Götterpalast, aus Himmelswelten den Menschen als Gnadenort zur Erde herabgesenkt; seine pyramidalen Bauten, von himmlischen Gestalten wimmelnd, sind wie erhabene Stiegen von der Erde zu höheren und immer reineren Sphären der Überwelt.


Der Name »Arunachala«, dem Knaben geläufig, aber ohne er¬regenden Inhalt, fiel wie mit einem neuen Klang in seine Seele, — »wo ist das?« fragte er begierig und erhielt zur Antwort: »kennst du Tiruvannamalai nicht? Das ist Arunachala.« — Es blieb einst¬weilen ungreifbar, welche Wurzeln die beiden Namen in seiner Seele schlugen, und welches Bild und Ziel aus diesem Keim er¬wuchs. Ein paar Monate später fiel das »Periya-Purana« dem Knaben in die Hände, das volkstümlichste Legendenbuch der Tamil-Literatur vom Anfang des 12. Jahrhunderts. Sein Onkel hatte sich das Buch geliehen, und Venkata-Raman verschlang die Geschichten der dreiundsechzig großen Heiligen des Tamil-Landes, die ihr Leben in glühender Gottesliebe zu Shiva verbrachten, wie ein Märchen¬buch, Die Vorwelt seiner Ahnen griff nach ihm mit diesem ersten frommen Buch, das abseits der Schullektüre ihm zuhanden kam, und füllte sein Herz mit den alten Glaubenskräften, die seine Heimat, Bäume und Berge, Tempel und Teiche belebend, über die Zeiten hin genährt haben in einsamer Inbrunst häuslichen Kults und innerer Schau, in Pilgerschaft und Gesang, und in festlicher Andacht entzückter Menge. Er wusste nicht, in was er tauchte und versank, und als er, am Ende des Buches angelangt, es aus der Hand legte, umfing ihn wieder die Oede der Schule und ein gleich¬gültiger Alltag.
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===Venkataramanas plötzlicher Lebenswandel===
===Selbsterforschung (Self-enquiry) und Hingabe (Bhakti)===
1896, als er siebzehn Jahre alt war, überkam ihn das große Erwachen. Viel später hat er seinen gläubigen Schülern auf ihr inständiges Fragen davon erzählt, und sie haben seinen Bericht mit ihren Worten aufgezeichnet:
Ramana Maharshi: „Entweder [[Hingabe|gib]] Dich hin, weil Du Deine Unfähigkeit erkennst und eine größere [[Macht]] brauchst, oder [[Selbsterforschung|forsche]] nach der [[Ursache]] des [[Leid]]ens.“ (Ramana Maharshi, Die essenziellen Lehren. Eine [[Reise]] in Bildern (2008), S. 60)
»Es war etwa sechs Wochen, ehe ich Madura verließ, um nicht zurückzukehren, dass der große Wandel in meinem Leben eintrat. Das geschah ganz plötzlich. Eines Tages saß ich allein in einem Raum des ersten Stocks im Hause meines Oheims, Ich fühlte mich frisch und wohl wie gewöhnlich. Ich muss überhaupt bemerken, dass ich nur selten krank war. Mein Schlaf war tief. 1891, als ich in Dindigul zur Schule ging, sammelten sich eine Menge Menschen nahe bei dem Hause, in dem ich schlief, und wollten mich mit ihrem Geschrei aufwecken; sie schrien und klopften an die Tür: — um¬sonst, Sie mussten hereinbrechen und mich heftig schütteln, um mich aus meiner Starre aufzuwecken. Dieser tiefe Schlaf spricht eher für meine gute Gesundheit. Ich hatte auch Anfälle von Däm¬merzuständen im Halbschlaf bei Nacht, Arglistige Spielkameraden, die sich hüteten, mich unter Tags zu necken, wenn ich wach war, stahlen sich nachts zu mir, wenn ich schlief, weckten mich, schleppten mich rings um den Spielplatz der Schule, schlugen mich, pufften mich, trieben ihren Mutwillen mit mir und brachten mich wieder in mein Bett zurück, — und die ganze Nacht über ließ ich sie mit einer Sanftheit, Demut und Nachsicht gewähren, die mir ganz fern lagen, wenn ich wach war. Aber diese Anfälle mach¬ten mich nicht schwach oder lebensunfähiger und konnten nicht als Leiden gelten.
Eines Tages also saß ich allein und fühlte mich keineswegs schlecht, — da packte mich jäh und unzweideutig der Schrecken des Todes. Ich fühlte, ich müsse sterben. Warum ich das fühlte, lässt sich durch nichts, was ich in meinem Körper empfand, er¬klären. Ich konnte es mir auch nicht erklären, Aber ich bemühte mich auch gar nicht, herauszufinden, ob meine Todesangst be¬gründet sei. Ich fühlte einfach: ,ich muss jetzt sterben' und über¬legte sofort, was ich tun solle. Ich dachte nicht daran, einen Arzt
oder Verwandte oder gar Fremde zu fragen. Ich fühlte: diese Frage musste ich selber lösen, hier und jetzt, auf der Stelle.
Dieser Schreck der Todesangst wandte mich nach innen. Ich sagte innerlich zu mir selbst, ohne einen Laut zu sprechen: ,jetzt ist der Tod da. Was hat das zu bedeuten? Was ist das: Sterben? Mein Leib hier stirbt.' Sogleich fing ich an, meine Sterbeszene zu spielen. Ich streckte meine Glieder lang und hielt sie steif, als wäre die Todesstarre eingetreten, Ich ahmte einen Leichnam nach, um meinem weiteren Erforschen den äußeren Schein der Wirk¬lichkeit zu leihen, hielt den Atem an, schloss den Mund und hielt die Lippen fest aufeinander gepresst, dass mir kein Laut entfahren konnte. Lass nicht das Wort ,Ich' oder irgendeinen Laut dir ent¬schlüpfen! — ,Gut', sprach ich dann zu mir selber, ,dieser Leib ist tot. Starr, wie er ist, werden sie ihn zur Leichenstätte tragen; dort wird er verbrannt und wird zu Asche. Aber wenn er tot ist, — bin dann ,Ich' tot? Ist der Leib ,Ich'? — Dieser Leib ist stumm und dumpf. Aber ich fühle alle Kraft meines Wesens, sogar die Stimme, den Laut ,Ich' in mir, — ganz losgelöst vom Leibe. Also bin ich ein ,Geistiges', ein Ding, das über den Leib hinausreicht. Der stoffliche Leib stirbt, aber das Geistige, über ihn hinaus, kann der Tod nicht anrühren. Ich bin also ein todlos Geistiges.'


All das aber war nicht bloß ein Vorgang in meinem Denken, es stürzte als lebendige Wahrheit in Blitzen auf mich ein: ich ward es unmittelbar gewahr, ohne Überlegen oder Folgern. ,Ich' war ein höchstes Wirkliches, das einzige Wirkliche in diesem Zu¬stande, und alles bewusste Geschehen, das an meinem Leibe hing, war darauf versammelt. Dieses ,Ich' oder mein ‚Selbst' blieb von diesem Augenblick an mit allmächtiger Anziehungskraft im Brenn¬punkt meiner wachen Aufmerksamkeit, Die Furcht vor dem Tode war ein für allemal vergangen, Dieses Verschlungensein ins ,Selbst' hat von jener Stunde an bis heute nicht aufgehört, Andere Vor¬stellungen und Gedanken mögen kommen und gehen wie viele Töne einer Musik, aber dieses Ich dröhnt als Grundbass fort, der sie alle begleitet und sich mit ihnen verbindet. Ob mein Körper mit
Ramana Maharshi: "Wer sich dem [[Selbst]], das heißt [[Gott]], hingibt, ist der beste Devotee. Sich Gott hinzugeben bedeutet, sich beständig an das Selbst zu erinnern. Wie groß die Last auch ist, die du Gott auflädst, Er wird sie tragen. Da eine göttliche [[Macht]] alles bewirkt, was geschieht, warum sollten wir uns nicht ihr überlassen und immerzu darüber nachdenken, was wir tun oder nicht tun sollen und wie. Wir wissen doch, dass der Zug alle Lasten trägt. Warum legen wir dann unser kleines Bündel nicht ab, wenn wir eingestiegen sind, und machen es uns bequem, anstatt uns selbst zu quälen, indem wir es weiterhin auf dem [[Kopf]] behalten?" ([http://www.sriramanamaharshi.org/de Sri Ramanasramam-Homepage])
Sprechen, Lesen oder sonst etwas befasst war, immer blieb ich auf dieses ,Ich 'versammelt.


Vor dieser Wandlung hatte ich keine klare Erfahrung von meinem Selbst, ich war nicht bewusst darauf gerichtet. Ich empfand kein unmittelbares merkliches Interesse daran, geschweige denn eine dauernde Verfassung, darin zu verweilen, Die Folgen meiner neuen Einstellung wurden bald an meiner veränderten Lebens¬weise sichtbar,
===Die wahre Natur===
Zunächst verlor ich den Rest von Interesse, den ich noch an Freunden und Verwandten, an meinem Lernen und dergleichen hatte, ganz; — ich arbeitete nur mehr mechanisch. Ich nahm wohl ein Buch zur Hand und starrte auf die aufgeschlagenen Seiten, um meinen Angehörigen die Genugtuung zu geben, ich lerne; — aber mein Sinn war ganz woanders, wirklich weit weg von so ober¬flächlichen Dingen wie Lernen. Im Umgang mit Verwandten und Freunden entwickelte ich Ergebenheit, Sanftmut und Gleichgültig¬keit, Wenn mir früher im Kreis der anderen Jungen eine lästige Arbeit zugefallen war, beklagte ich mich wohl zuweilen über die ungerechte Einteilung; wenn andere Jungen mich aufzogen, gab ich ihnen Widerrede oder drohte ihnen, um mich selbst zur Geltung zu bringen. Wenn einer seinen Mutwillen mit mir treiben oder sich etwas herausnehmen wollte, brachte ich ihm geschwind bei, er sei bei mir an den Falschen geraten, Das alles hatte sich jetzt gründ¬lich verändert: allen unangenehmen Arbeiten, allen Neckereien und schlechten Späßen begegnete ich mit Sanftmut, Das frühere Wesen, das darunter litt und sich dagegen zur Geltung brachte, war verschwunden. Ich ging nicht mehr mit meinen Freunden aus zu Sport und Spiel, und blieb lieber mir selber überlassen. Ich saß viel ganz für mich allein, besonders in der Haltung, die sich zum Meditieren eignet, machte die Augen zu und verlor mich in die alles in sich saugende Sammlung auf mich selbst, auf das Geistige, den Strom oder die bannende Macht (âvesha), die mein Selbst ausmachte. Daran hielt ich fest, trotzdem mich mein älterer Bruder ständig verhöhnte und mich spöttisch einen ,Erleuchteten'
Ramana Maharshi: „Deine wahre [[Natur]] zu vergessen ist der wahre [[Tod]]; sich wieder an sie zu erinnern ist die [[Wiedergeburt]].(Ramana Maharshi, Die essenziellen Lehren. Eine Reise in Bildern (2008), S. 88)
(jnanin) oder ,höchsten aller Yogin' (yogishvara) nannte und mir den Rat gab, mich in den tiefsten Dschungel zurückzuziehen, wie die heiligen Seher der Vorzeit (rishi) taten, Alle Vorliebe oder Abneigung in Essensdingen war mir vergangen; was ich bekam: lecker oder schal, gut oder unfrisch, schluckte ich, ohne auf Ge¬schmack, Geruch oder Güte zu merken.


Ein anderer Zug meiner verwandelten Lebensweise war die Rolle, die der große Tempel der Göttin Minakshi (die ,Fischäugige') und ihres Gemahls (Shiva-) Sundareshvara für mich zu spielen begann, Bis dahin suchte ich ihn nur selten auf und in Gesellschaft von Freunden, betrachtete die Figuren, zeichnete meine Stirn mit heiliger Asche und Zinnober und kehrte nach Hause zurück, ohne sonderlich etwas dabei empfunden zu haben'. Seitdem ich aber zu meinem neuen Leben erwacht war, ging ich fast jeden Abend zu dem Tempel, Ich ging allein und stand in langem Verweilen vor dem Bilde Shivas oder der Minakshi oder vor dem tanzenden Shiva (Nataraja) und vor den Bildern der dreiundsechzig Heiligen. Wellen der Rührung und tiefen Ergriffenheit fluteten über mich hin. Mein Geist hatte den Halt (alambana), den er bislang am Körper gehabt hatte, fahren gelassen, seit er die Vorstellung ab¬gestreift hatte: ,ich bin der Leib' oder ,der Leib ist mein Selbst und mein Wesen' (deha-atma-buddhi), Mein Geist verlangte daher nach einem neuen Halt; darum ging ich häufig in den Tempel, und meine Seele floss in Strömen von Tränen über. Dies war das Spiel des Höchsten Wesens (isvara) mit meiner einzelnen Seele. Ich stand vor dem Höchsten Wesen, dem Walter des Alls und aller Geschicke, dem Allwissenden, Allgegenwärtigen, und betete zu¬weilen, seine Gnade möge auf mich herniedersteigen, dass meine glühende Hingabe wüchse und so unablässig würde wie die Hin¬gabe der dreiundsechzig Heiligen. Meist betete ich aber gar nicht, sondern ließ die Tiefe in mir strömen und überströmen hinaus in die Tiefe außer mir. Tränen waren das äußere Zeichen dieses Überströmens der Seele; sie deuteten auf keinen Schmerz, keine Freude besonderer Art.
Ramana Maharshi: „Unsere wahre Natur ist [[Befreiung]], aber wir bilden uns ein, gefesselt zu sein. Wir bemühen uns angestrengt, [[frei]] zu werden, obwohl wir schon längst frei sind.“ (ebd., S. 75/76)


=== mit 17 Jahren erleuchtet===
===Die Stille als höchste Lehre===
Ich war nicht dem Leben gram. Ich wusste nichts vom Leben und hatte keine Ahnung, dass es voll Kummer sei, Ich hatte kein Verlangen, dem Ring der Wiedergeburten zu entgehen und Er¬lösung zu suchen, und Freisein von Leidenschaften (vairagya) und Seligkeit zu erlangen. Ich hatte nur das ,Periya-Purana' gelesen, Lektionen in der Bibel und Stücke aus dem ,[[Devaram]]' , Meine Vorstellung von Gott oder Ishvara, dem Höchsten Herrn, wie ich das unendliche, aber personenhafte Göttliche nannte, war ungefähr wie man sie in der heiligen Überlieferung der Puranas findet. Ich hatte damals noch nichts von Brahman gehört, dem überpersönlich gestaltlos Göttlichen Einen, das als einzig Wirkliches hinter und in allen Erscheinungen steht, nichts von Sansara, dem endlosen Kreislauf durch Geburten und Tode, und anderes dergleichen. Ich hatte keine Idee, dass es ein wesenhaft Wirkliches gebe hinter und über allem, und daß ich selbst und der Höchste Herr (ishvara) beide nichts anderes seien als eben es. Als ich später in Tiru¬vannamalai zuhörte, wie die ,Ribhu-Gita' und ähnliche heilige Texte vorgelesen wurden, griff ich diese Dinge auf und entdeckte, daß diese Bücher benannten und zergliederten, was ich zuvor un¬willkürlich gefühlt hatte, ohne es benennen oder zergliedern zu können. In der Sprache dieser Bücher könnte ich den Zustand, in dem ich mich nach meinem Erwachen befand, als ,gereinigtes Gemüt' (shuddham manas) oder ,Erkenntnis' (vijnana) bezeichnen: als die Intuition des Erleuchteten,«
Ramana Maharshi: „Aus dem ungeformten [[Bewusstsein]] erhebt sich das [[Ego]]; dieses lässt das Denken entstehen und Denken das gesprochene [[Wort]]. () Wenn schon das Wort eine [[Wirkung]] hervorbringen kann, so urteile selbst, um wie viel mächtiger die [[Botschaft]] der [[Stille]] sein muss! Aber die [[Mensch]]en verstehen diese einfache, unverhüllte [[Wahrheit]] nicht, diese Wahrheit ihres Alltags, die immer gegenwärtig und eine ewige [[Erfahrung]] ist. Es ist die Wahrheit des [[Selbst]].(Ramana Maharshi, Die Botschaft des Ramana Maharshi. Antworten von Sri Ramana Maharshi an seine Schüler (2008), S. 25)


Sich vorstellen, dass man schon tot ist, vielmehr vom Schauer dieser Gewissheit überfallen sein, was ist dann noch schwer? Eine stille Kraft, die allem standhält, ist allein übrig, in sich leuch¬tend wie eine Kerzenflamme steil in unbewegter Luft, und sie fragt Tod und Leben: »wen oder was willst du treffen? diesen Leib? — er ist tot ... — dieses Ich? — sein Schein hat sich aufgelöst. Alle Schrecken und Bitternisse, vor denen die Kreatur sich bäumt, sind schon voraus geschmeckt und abgetan.« Die durchgestandene Einverleibung des Todes befähigt zu einem höheren Leben. Das Ich, das überall als Vehikel und als Widerstand im Wege ist, hat sich zerlöst. Die reine innere Erfahrung hat alle Erfahrung der Welt, alle Beziehung zur Welt verwandelt, Keine Worte sind dar¬über zu verlieren; aber eine Kraft ist aufgestanden, still, unver¬sieglich, allem gewachsen. Da man gestorben ist, so ist man todlos, unsterblich. Alles Mögen und Nichtmögen fällt dahin. Willigkeit zu allem, Bereitschaft, Lasten zu tragen, Gleichmut zum Schwer¬sten sind an ihre Stelle getreten, Das Fragezeichen des Daseins hat sich aufgelöst; alles Äußere ist nur ein immer anderes Wie, das nicht an einen herankommt. Die Reihe der Reize wie der Widerstände für dieses Wie wechselnder Situationen ist über¬wunden. Man ist geschlechtslos geworden, »Sterben«, — spricht einer, der durch diese Erfahrung gegangen ist, — »sterben kann ich nicht. Das habe ich schon hinter mir, wie einer das Rindsein und Jungsein.« Wie alle Lasten gewichtlos werden, wächst ein ahnendes unwillkürliches Verstehen der Umgebung: sie wird durch¬sichtig. Ein physiognomisches Durchschauen der Gestalten und Gebärden ringsum stellt sich ein, ein Sinn für die umfassende »signatura rerum« der Erscheinungen, da das trübende Ich nicht mehr verwölkend zwischen dem ursprünglichen Blick und die Welt tritt. Dem Verwandelten bleibt nichts stumm, seine Teilnahm¬losigkeit ist allem offen; gleichsam durchlässig geworden, hat er intuitiv an allem teil.
Ramana Maharshi: „Deine [[Pflicht]] ist zu ''sein'', aber nicht dieses oder jenes zu sein. „''Ich bin, was ich bin''“ enthält die ganze [[Wahrheit]]. Die Methode lautet zusammengefasst: „Sei still!“ Und was bedeutet Still-Sein? Es bedeutet die Auslöschung deiner selbst, denn jeder [[Name]] und jede [[Form]] ist [[Ursache]] von [[Leid]]. „Ich-Ich“ ist das [[Selbst]]. „Ich bin dies oder das“ ist das [[Ego]].“ (ebd. S. 49)


Venkata-Ramans Erleuchtung, dass er den Schauer des Todes ergriff, statt zurückzubeben, ihn vollzog und durchdrang, war eine
Ramana Maharshi: „Inneres [[Schweigen]] ist völlige [[Hingabe]] seiner selbst. Das heißt: [[Leben]] ohne das [[Gefühl]] eines [[Ich]].“ (Ramana Maharshi, Die Botschaft des Ramana Maharshi. Antworten von Sri Ramana Maharshi an seine Schüler (2008), S. 23)
unwillkürliche »meditatio mortis«, wie sie der Kernpunkt vieler alter Einweihungen ist, im alten Ägypten wie in Griechenland. Die Nachtmeerfahrt auf der Barke des Osiris durch die Häuser der Unterwelt zur Wiedergeburt als neue Sonne im verwandelten Tag, wie Apulejus sie als Einweihungsmysterium in seinem Roman beschreibt, ist das bekannteste Zeugnis des Altertums; das »Me¬mento mori« als einziger Laut und Gruß der Brüder von La Trappe in der Friedhofstille ihrer Klöster, wo alle in ihren Särgen zu schlafen pflegen, ist die unheimlichste »meditatio mortis« christ¬licher Askese. Venkata-Raman gelang die »meditatio mortis« ganz unwillkürlich; aber wie er, lang hingestreckt, den Leichnam und seine Starre spielte, vollzog er unbewusst eine alte autosuggestive Meditationsübung des Hathayoga: das »shava-asana«, die »Körper¬stellung als Leichnam«, die zum alten Bestande indischer Askese gehört. Shivaitische Asketen sind angewiesen, auf Leichenver¬brennungsplätzen zu meditieren und auf Leichnamen sitzend sich mit der Vorstellung des Todes zu durchtränken, um kraft des Er¬lebens der Vergänglichkeit von Leib und Ich zum Unvergänglichen in sich selbst und allen Erscheinungen durchzudringen. Eine ähn¬liche, weniger drastische »meditatio mortis« wird im Buddhismus geübt. »Alle Liebe zur Weisheit« — nämlich die »Philosophie«, — lehrten die Griechen, »ist Besinnen des Sterbens.« Durch die un¬mittelbare Antwort seines Wesens auf den jähen Schauer des Todes hatte Venkata-Raman in einem Blitz von Erleuchtung den Weg der Weisheit und des Yoga beschritten, ja hatte ihn in einem einzigen Sprunge bis an sein Ziel durchmessen.


===Beschlussfassung am Hausaufgabentisch===
Ramana Maharshi: „Wenn der [[Geist]] still geworden ist, kann man überall [[leben]].“ ([http://www.sriramanamaharshi.org/de Sri Ramanasramam-Homepage])
So war er noch nicht von Hause fort und eigentlich schon am Ziel: der Welt verlorengegangen und grenzenlos gleichgültig gegen den Leib und alles, was aus der greifbaren Sphäre sich vor die Tore der Sinne drängen mochte. Die tiefsten Kräfte indischen Wesens langten nach ihm aus seinem Innersten, ihre Stimme er¬weckte ihn aus Kindheitsschlaf und Alltagstraum, und begierig folgte er ihrem Ruf in die Tiefe, die entrückt und verwandelt, wer in sie zu tauchen vermag, um in ihrer kristallenen Schärfe und
Lauterkeit an ihm wegzuschmelzen, was nicht ihresgleichen ist, und dem kristallenen Kern, der in sie taucht, das ursprünglich reine Licht wiederzugeben, in dem er sich selber erleuchtet.
Venkata-Ramans wachsende Selbstversunkenheit entging seiner Umgebung nicht; die zunehmende Vernachlässigung seiner Schul¬pflichten weckte die Mißbilligung seiner Lehrer, der ältere Bruder und der Oheim hielten mit ihrem Tadel nicht zurück. Seine völlige Gleichgültigkeit trieb einer äußeren Entscheidung zu, Sie fiel am Vormittag des 29, August 1896, als er zu Hause über einer Straf¬arbeit sitzen mußte; er hatte eine Lektion aus Bains englischer Grammatik, in der er dank innerer Teilnahmlosigkeit wieder ein¬mal gründlich versagt hatte, dreimal abzuschreiben, Er schrieb sie zweimal ab; als er über der dritten Abschrift saß, ging es nicht mehr weiter, — er packte Buch und Schreibheft zusammen und schob sie beiseite, richtete sich kerzengerade in Yogihaltung auf, schloß die Augen und versank in innere Betrachtung.
Sein Bruder, der im selben Zimmer arbeitete und all die letzte Zeit mit seiner Mißbilligung nicht zurückgehalten hatte, brach bei diesem Gebaren unmutig aus: »Warum soll einer all das haben, wenn er sich benimmt wie du?« — Venkata-Raman hörte seine Worte und gab ihm schweigend recht: was sollten ihm Schule und Familie, das Leben, das ihn umgab, mit seinen Forderungen und Aussichten, wenn er sich nur beflisse, — er öffnete die Augen und erhob sich: er wollte fort, — nach Arunâchala, und das sogleich.


==Biografie - Maharshis Aufbruch nach Tiruvannamalai zum Berg Arunachala==
Ramana Maharshi: „Das [[Selbst]] durchdringt alles. Deshalb kann kein besonderer Platz ausersehen werden, um ein [[Leben]] in Abgeschiedenheit zu führen. In einem gelassenen, [[gedanke]]nfreien [[Zustand]] zu verweilen, heißt, ein Leben in [[Abgeschiedenheit]] zu führen.
Dem Bruder sagte er, daß er um zwölf zu einer Physikstunde in der Schule sein müsse, es ginge über Elektrizität, — »Dann vergiß nicht, die fünf Rupees Gebühren für mich im College zu bezahlen«, rief der Bruder ihm nach. Er ging ins Erdgeschoß, ließ sich von seiner Tante die fünf Rupees geben, schlang hastig einen Bissen hinunter und studierte auf einem veralteten Atlas, wo Tiruvannamalai liege, Die Bahnlinie, die bei Villupuram von der Hauptstrecke abzweigend ihn geradewegs bis ans Ziel gebracht hätte, war erst vier Jahre alt und noch nicht auf der Karte ver¬zeichnet. So merkte er sich Tindivanam als nächste Bahnstation,
(Ramana Maharshi, Die essenziellen Lehren. Eine Reise in Bildern (2008), S. 72)
überschlug, daß drei Rupees für die Fahrt ausreichen möchten, und behielt sie, Die zwei übrigen legte er zu Büchern seines Bruders und fügte einen Zettel bei, der sein Verschwinden er¬klärte. Auf dem Zettel stand:
Ich bin auf der Suche nach meinem Vater und in Erfüllung seines Gebots von hier weggegangen, Dieser begibt sich nur auf ein edles Unterfangen. Daher soll sich niemand über dieses Ereignis betrüben. Wendet kein Geld auf, diesem nachzu
forschen, Somit
Deine Collegegebühr ist noch nicht bezahlt. Beiliegend zwei Rupees.
Ein letztes Wort ohne Unterschrift. Er konnte nicht mehr mit seinem Namen unterzeichnen, setzte statt dessen ein paar Striche: da war kein Ich mehr, das sich mit seinem Namen als Person be¬zeichnen konnte, Dieser leibhafte Venkata-Raman, der fortging, war ja nicht er selber, war nicht sein Selbst, war nur ein Dieser oder Jener, ein Leib, ein Er, von dem sich bloß in dritter Person berichten ließ, dieser habe sich auf ein edles Unterfangen begeben, und man solle diesem nicht nachforschen. Am Eingang der Zeilen drängt sich noch einmal ein »Ich« mechanisch in die Feder. Aber es ist ausgeronnen, eine Zeile weiter verschwimmt es mit einem fernen Jemand, der den Schreiber so wenig angeht, wie er die be¬kümmern sollte, die versucht sein möchten, seinen verlorenen Spuren nachzugehen,
Venkata-Raman eilte zur Bahn und nahm einen Zug nach Norden. Im Abteil versank er in sich selbst und verbrachte die Fahrt gleichgültig gegen das Gespräch der Mitreisenden wie gegen die abwechslungsreiche, malerische Landschaft, die an den Fenstern vorüberzog. Ein Muslim mit silbergrauem Bart, ein »Mulavi«, der sich in frommer Ueberlieferung auskannte und eine angeregte Unterhaltung über Lehren und Leben verschiedener Heiliger führte, fand an dem stummen Brahmanenknaben Gefallen, fragte ihn nach
dem Ziel seiner Fahrt und sagte, er reise auch nach Tiruvanna¬malai, So erfuhr Venkata-Raman, daß er mit der Bahn bis ans Ziel hätte kommen können, aber seine Fahrkarte war falsch, und der Rest Geld, der ihm geblieben war, langte nicht mehr hin. Der Zug kam gegen Abend nach Trichinopoly; Venkata-Raman fuhr aus seiner Versunkenheit auf und spürte plötzlich, daß er recht hungrig sei, Er kaufte sich zwei Birnen, hatte aber kaum von der einen gegessen, als er nicht mehr mochte; sein Hunger war weg. Zu Hause hatte er herzhaft zugelangt; jetzt genügte ein Nichts, ihn satt zu machen. Zwischen Schlaf und Versunkenheit erreichte er mit der Bahn um drei Uhr morgens Villupuram und stieg aus. Er strich durch die morgenleeren Straßen und suchte die Richtung nach Tiruvannamalai, kannte sich aber nicht aus. Der frische Mor¬gen machte ihn hungrig; er landete vor einem Gasthof, fragte nach Essen, wurde aber auf Mittag vertröstet, So saß er nieder und verlor sich alsbald in die innere Stille, die ihn allmächtig in sich sog. Als er nach dem Essen dem Wirt zwei Annas als Zahlung bot, fragte der den schlanken Brahmanenknaben, der ohne Ge¬päck gekommen war, wieviel Reisegeld er bei sich führe, und als der sagte »zweiundeinhalb Annas«, wollte er nichts von ihm nehmen.
Venkata-Raman ging wieder zur Bahn und nahm eine Karte, soweit sein Geld reichte. In Mamabalapattu mußte er wieder aus dem Zuge und beschloß, den Rest der Strecke bis Tiruvannamalai zu wandern, Am Abend erreichte er den Tempel von Arayani¬Nallur, erschöpft vom ungewohnten Marsch über Land unter der glühenden Augustsonne. Er wartete vor dem Torturm, bis die Tempeltür geöffnet wurde, trat in die große Pfeilerhalle, die nicht so dunkel wie der übrige Tempel schien, setzte sich nieder und versank in innere Betrachtung. Hier überfiel ihn ein jähes Gesicht: einen Augenblick lang schien die Halle von strahlendem Licht überrieselt, und er fuhr empor. »Das ist die Erscheinung des Gottes«, dachte er und tastete sich zur inneren Cella vor, um zu sehen, ob der Schein vom Bilde der Gottheit herstrahlte, Er fand die Cella
in tiefem Dunkel liegen, das Licht kam nicht vom Bilde; so kehrte er zu seinem Platz zurück und versank aufs neue in sich selbst. In seiner Entrücktheit ward er nichts von der Abendfeier des Gottes gewahr und schrak erst auf, als der Tempelkoch rief: »Wer ist da in der Halle? Komm heraus! Ich muß den Tempel schließen.« Venkata-Raman kam heraus und bat um etwas Essen, »Hier ist kein Essen für dich«, war die Antwort. »Laß mich wenigstens hier bleiben«, bat er; aber der Priester sagte: »Hier darf keiner bleiben,«


===Zwischenstopp in Kilur===
===Das Herz - das Selbst===
So schloß sich Venkata-Raman den übrigen an, die aus dem Tempel heimkehrten, und kam nach Kilur; dort, sagten sie ihm, bekäme er vielleicht zu essen, wenn die nächtliche Feier des Gottes vorüber sei. Aber während der Priester dort die »Pûjâ« des Gottes vollzog, fiel er wieder in Entrückung, Als alles zu Ende war und der Priester sich zu gehen anschickte, mußte er ihn aus seiner Versunkenheit aufrütteln. Venkata-Raman bat ihn um Essen; aber der Priester wies ihn ab. Da sagte der Mann, der die Tempel¬trommel rührte und der die ganze Zeit über seine tiefe Andacht gewahrt hatte: »Gib ihm mein Teil.« So nahm er den Teller Reis und folgte dem Manne zu dessen Haus, um Wasser zu trinken. Aber während er auf das Wasser wartete, fiel er in Schlaf; ja, er muß im Schlafe weitergewandert und vor Erschöpfung umgefallen sein. Als er nach einer Weile wieder zu sich kam, fand er sich ein Stück weiter weg am Wege liegen, den Reis am Boden ver¬schüttet und Leute um sich stehen, die ihn verwundert betrachte¬ten. Er raffte den Reis auf, aß etwas davon und schlief auf der¬selben Stelle ein.
Ramana Maharshi: „Du kannst es nennen, wie du willst: [[Gott]], das [[Selbst]], das „[[Herz]]“ oder den Sitz des [[Bewusstsein]]s – es ist alles dasselbe. Was du verstehen solltest, ist, dass das „Herz“ der wirkliche Kern deines [[Wesen]]s und das Zentrum ist, ohne das überhaupt nichts existiert.“ (Ramana Maharshi, Die Botschaft des Ramana Maharshi. Antworten von Sri Ramana Maharshi an seine Schüler (2008), S. 89)


===Venkataramana verkauft seine Ohrringe für die Weiterfahrt zum Arunachala===
Ramana Maharshi: „Das [[Herz]] ist die einzige [[Wirklichkeit]]. Der [[Verstand]] ist nur eine vorübergehende Phase. Als das eigene [[Selbst]] zu verweilen, bedeutet, in das [[Herz]] einzugehen.“
Am anderen Morgen wußte er nicht recht, wo er war, und kannte sich wieder mit den Wegen nicht aus. Er beschloß, auch den Rest mit der Bahn zu fahren; dazu brauchte er aber Geld. Er nahm seine beiden goldenen Ohrringe ab, die, mit Rubinen ge¬schmückt, wohl zwanzig Rupees wert waren, und beschloß, sie zu Geld zu machen, Aber wie und bei wem? Vor einem Hause, das ihm richtig schien, bat er um Essen, — nichts Ungewöhnliches für einen Brahmanenknaben, der, wenn er seine Schülerzeit bei einem
(Ramana Maharshi, Die essenziellen Lehren. Eine [[Reise]] in Bildern (2008), S. 69)


Guru verbringt, täglich seinen Bettelgang durch den Ort macht. Zudem war dieser Montag, der 31. August, ein heiliger Tag: die Geburtsfeier des Heilandskindes Krishna (Gokulâshtamî), bei der die Frommen die festlichen Opfergaben des Hausaltars, nachdem sie der Gottheit dargebracht sind, an Bettler und Kinder zu ver¬schenken pflegen, Es war das Haus Muthukrishna Bhagavatars, und der Junge wurde an die Hausfrau gewiesen, Sie war erfreut, daß er an diesem Tage, der dem göttlichen Knaben heilig war, vor ihre Türe kam, und nötigte ihm ein reichliches kaltes Mahl auf, obwohl er schon nach dem ersten Bissen keinen Hunger mehr spürte, Dann kam ihr Mann ins Spiel. Venkata-Raman bot ihm seine Ohrringe an; der Einfachheit halber erzählte er, sein Gepäck sei ihm unterwegs abhanden gekommen, und er brauche vier Rupees, um weiterzureisen, Bhagavatar fand das Gold und die Rubine der Ohrringe echt und nahm keinen Anstand, dem feinen und gewandten Brahmanenjungen, der den Schmuck seines Standes verpfänden mußte, aus einer Augenblicksverlegenheit zu helfen. Er nahm die Ringe und gab ihm das Geld, ließ sich die Zahlung quittieren, notierte sich Venkata-Ramans Adresse und gab ihm einen Schein über die Ringe, die der Junge auf der Rückreise abzuholen versprach.
Ramana Maharshi: "Was im [[Körper]] als “[[Ich]]“ aufsteigt, ist der [[Geist]]. Wenn man untersucht, wo im Körper sich der [[Ich]]-[[Gedanke]] zuerst manifestiert, wird offensichtlich, dass es im [[Herz]]en geschieht, denn das Herz ist die [[Geburt]]sstätte des Geistes. Selbst wenn wir beständig „Ich-Ich“ denken, werden wir zu jenem Ort (i. e. dem Herzen) geführt. Von allen Gedanken, die sich im Geist zeigen, ist der Ich-Gedanke der erste Gedanke. Erst nachdem er aufgetaucht ist, tauchen die anderen Gedanken auf." ([http://www.sriramanamaharshi.org/de Sri Ramanasramam-Homepage])
Bhagavatar und seine Frau waren fromme Hindus und glaub¬ten, was die heilige Ueberlieferung sie lehrte; so betrachteten sie jeden Ankömmling als eine willkommene Erscheinung Vishnus selbst, zumal am heiligen Tage seiner Geburt als Erlöser Krishna, Sie boten ihrem Gast nicht bloß ein Mittagsmahl, sondern packten ihm noch Süßigkeiten, die sie als Opfergabe zur Feier des Gottes bereitet hatten, als Wegzehrung ein, ohne sie zuvor dem Gotte dargebracht zu haben, Venkata-Raman eilte zur Bahn. Kaum aus dem Hause, zerriß er die Quittung über die Ringe. Er nächtigte am Bahnhof, nahm in der Frühe den ersten Zug und war eine Stunde später am Morgen des 1. September am Ziel seiner Fahrt.


==Biografie - Ankunft am Arunachala==
===Gnade===
Vor ihm der göttliche Berg »Morgenrot« — Arunâchala — im Morgenlicht, zu seinen Füßen der riesige Tempel, und darin das
Ramana Maharshi: „Wenn der unreife [[Geist]] die (…) [[Gnade]] [Gottes] nicht fühlt, so bedeutet das nicht, dass die Gnade Gottes ''nicht'' vorhanden ist. Das hieße nämlich, dass Gott zeitweise nicht gnädig ist, mit anderen [[Wort]]en, dass er aufhört, Gott zu sein.“
Göttliche noch einmal greifbar anwesend, das ihn zuinnerst er¬füllte, seit er zu sich selbst erwacht war und den Weg zu ihm im Riesentempel von Madura gefunden hatte, Das gleiche Göttliche noch einmal in ihm als sein Selbst: ständige Gegenwart, Licht in sich selber und Quell reinen Seins, in den zu tauchen und zu ver¬sinken er nicht mehr satt wurde, wo er ging und stand, — hier kam er nun, und alle drei, die eines waren, fanden einander.
(Ramana Maharshi, Die Botschaft des Ramana Maharshi. Antworten von Sri Ramana Maharshi an seine Schüler (2008), S. 73)


===Arunachalas zentrale Bedeutung in Maharishis Leben===
Ramana Maharshi: "[[Gott]]es [[Gnade]] besteht darin, dass Er im [[Herz]]en eines jeden als das [[Selbst]] erstrahlt. Diese Macht der Gnade schließt keinen aus, sei er gut oder böse. Die [[Suche]]r sollten das [[Leid]] mit einem kühlen [[Verstand]] und dem festen [[Glaube]]n überwinden, dass es durch die Gnade Gottes geschieht, um den [[Geist]] beständiger zu machen." ([http://www.sriramanamaharshi.org/de Sri Ramanasramam-Homepage])
Diese Begegnung, die ohne Ende blieb, bildete den Inhalt seines Daseins und den Sinn des Beispiels, das sein lebenslanges Ver¬weilen an dieser Stätte allen Frommen gab, die sich später in wachsender Schar verehrend zu seinen Füßen sammelten, ohne dass er nach ihnen ausgeschaut hätte oder ihnen zu wehren ver¬mochte. Viele Jahre später hat er die Bedeutung seiner Einkehr zur Gottheit Arunachala in einigen Hymnen umrissen, — am ent¬schiedensten in den »Acht Strophen« auf den Berg Morgenrot, Gott und das Selbst (Shri-Arunâchala-ashtakam). Weitere Ausführungen zur zentralen Bedeutung des Arunachala für Ramana Maharishi sind auf der Seite [[Arunachala]] zu lesen.
 
==Werk==
===Self-enquiry===
[[Datei:RamanaMaha2.jpg|thumb|Ramana Maharshi]]
"Self-enquiry" ist das erste Werk des Ramana Maharshi. Es wurde von Ramana Maharshi etwa 1901 geschrieben, in der [[Zeit]], in der Ramana Maharshi in der [[Virupaksha]] [[Höhle]] lebte. Viele [[Schüler]] hatten sich schon um Ramana Maharshi versammelt. Da Ramana Maharshi selten sprach, antwortete er auf die [[Frage]]n von Gambhiram Seshayya, einem seiner frühesten [[Verehrung|Verehrer]], indem Ramana Maharshi die Antworten aufschrieb. Gambhiram Seshayya übertrug diese Antworten von Ramana Maharshi in sein [[Tagebuch]]. Später, nach seinem [[Tod]], wurde das Tagebuch gefunden und die Antworten von Ramana Maharshi mit dem Titel [[Vichara]] Sangr[[aham]] ("Self-enquiry"). Schon in diesem frühen Werk offenbart sich die tiefe [[Spiritualität|spirituelle]] [[Selbstverwirklichung|Realisation]] des Ramana Maharshi – es gibt nichts Jugendliches oder Unreifes an diesem Werk.
 
===Wer bin ich?===
'Who am I?' ('Wer bin ich?') entstand etwa zur selben [[Zeit]] wie 'Self-enquiry'. '[[Wer bin ich]]?' stellt die Quintessenz der Lehre des Ramana Maharshi dar. 'Wer bin ich?' sind ebenso wie 'Self-enquiry' Antworten des Ramana Maharshi auf [[Frage]]n eines seiner frühen [[Schüler]], Sivaprakasam Pillai. Sivaprakasam Pillai ordnete die Fragen und Antworten und legte sie Ramana Maharshi für dessen Zustimmung vor, bevor sie in dieser [[Form]] veröffentlicht wurden. Später wurde 'Wer bin ich?' von Ramana Maharshi in Prosaform vorgelegt.
 
Ramana Maharshi: "In [[Wahrheit]] existiert nur das [[Selbst]]. [[Welt]], Individuum und [[Gott]] sind [[Erscheinung]]en im Selbst wie das Silber, das man in einer Perlmuttschale sieht. Alle drei treten gleichzeitig in Erscheinung und verschwinden auch wieder gleichzeitig. Im Selbst gibt es überhaupt keinen [[Ich]]-[[Gedanke]]n. Das nennt man „[[Stille]]“. Das Selbst ist die Welt, das individuelle [[Ich]] und Gott. Alles ist [[Shiva]], des Selbst." ([http://www.sriramanamaharshi.org/de Sri Ramanasramam-Homepage])
 
===Five Hymns to Arunachala===
Die 'Five Hymns to Arunachala' sind fünf [[Gedicht]]e für [[Arunachala]] - die frühesten Dichtungen des Ramana Maharshi. Ramana Maharshi verfasste sie etwa 1914, als er noch in der [[Virupaksha]] [[Höhle]] lebte. [[Arunachala]] war für Ramana Maharshi [[Guru]], [[Gott]], das [[Absolute]]. Diese [[Gedicht]]e des Ramana Maharshi zeugen von seiner [[Hingabe]] und [[Liebe]] für [[Arunachala]].
 
====The Marital Garland of Letters====
'The Marital Garland of Letters', 'Die Hochzeitsgirlande aus Buchstaben', ist das erste und gleichzeitig bedeutendste dieser [[Lobpreis|Preislieder]] des Ramana Maharshi für [[Arunachala]]. Es entstand auf das Bitten einiger seiner Verehrer hin, die [[Sadhu]]s waren und in der Stadt um [[Almosen]] baten. Sie baten Ramana Maharshi darum, ein Lied zu dichten, dass sie während ihres Rundganges singen konnten. Als Ramana Maharshi eines Tages den [[heilig]]en [[Berg]] [[Arunachala]] umrundete, entstand 'The Marital Garland of Letters'. Es spricht in glühender [[Symbol]]ik von der [[Liebe]] und Vereinigung der [[mensch]]lichen [[Seele]] mit [[Gott]] und ist eines der tiefsinnigsten und bewegendsten [[Gedicht]]e.
 
====Eight Stanzas to Sri Arunachala====
Das vierte der 'Five Hymns to Arunachala': die 'Eight Stanzas to Sri Arunachala' ('Acht Verse') gehören zusammen mit den 'Eleven Verses' zu den wenigen Gedichten, die Ramana Maharshi spontan ohne Aufforderung verfasste. Sie flossen "ohne irgendeine Anstrengung" aus Ramana Maharshi hervor. Die 'Eight Stanzas to Sri Arunachala' des Ramana Maharshi erklären die Bedeutung [[Arunachala]]s als [[absolute]]s [[Sein]]-[[Bewusstsein]]-[[Glückseligkeit]] ([[Satchidananda]]).
 
::Die '''Acht Verse''' von Ramana Maharshi
1. Sieh, hier steht er als sei er empfindungslos. [[Geheimnis]]voll ist sein Wirken, jenseits des [[mensch]]lichen [[Verständnis|Verstehen]]s. Bereits in [[Kind]]ertagen ist die Unermesslichkeit des [[Arunachala]] in meinem [[Bewusstsein]] erstrahlt. Aber selbst als ich von jemandem erfuhr, er sei dasselbe wie [[Tiruvannamalai]], habe ich seine Bedeutung noch nicht verstanden. Als er meinen [[Geist]] [[Stille|still]] machte, mich an sich zog und ich ihm nahe kam, sah ich, das er völlige [[Stille]] war.
 
2. Ich erforschte im Innern “Wer ist der [[Sehen]]de?” und sah, wie der Sehende verschwand und [[Erkenntnis|erkannte]] Das, was [[Ewigkeit|ewig]] besteht. Der [[Gedanke]] „ich sah“ erhob sich nicht mehr. Wie konnte sich also der Gedanke „ich habe nicht gesehen“ erheben? Wer kann das alles mit [[Wort]]en erklären, wenn selbst Du, [[Dakshinamurti]], es in alten [[Zeit]]en nur durch [[Stille]] enthüllen konntest? Und um durch Stille Deinen transzendenten [[Zustand]] zu enthüllen, stehst Du jetzt als [[Berg]] da, der sich strahlend zum [[Himmel]] erhebt.
 
3. Wenn ich mich Dir nahe und Dich für eine Gestalt halte, stehst Du hier als Berg auf [[Erde]]n. Wer Dich für [[form]]los hält, aber dennoch [[sehen]] will, der ist wie einer, der um die ganze Erde reist, um den allgegenwärtigen und unsichtbaren [[Äther]] zu sehen. Wenn ich ohne Gedanken über Dein gestaltloses [[Sein]] [[Meditation|meditiere]], dann löst sich meine Gestalt (meine getrennte Identität) auf wie eine Zuckerpuppe, die ins Meer fällt. Wenn ich begreife, wer ich in [[Wirklichkeit]] bin, dann erkenne ich: Was bin ich getrennt von Dir, o Du, der Du als der mächtige [[Aruna]]-Berg (Berg der Morgenröte) dastehst?
 
[[Datei:Meditation-sonnenaufgang-berge.jpg|thumb]]
 
4. Nach [[Gott]] zu suchen und Dich nicht zu beachten, der Du [[Sein]] und [[Bewusstsein]] bist, ist, als würde man mit einer Lampe in der [[Hand]] nach der [[Dunkelheit]] Ausschau halten. Nur weil Du Dich als Sein und Bewusstsein offenbaren willst, wohnst Du in verschiedener [[Gestalt]] in allen [[Religion]]en. Wenn die [[Mensch]]en Dich, der Du Bewusstsein bist, trotzdem nicht erkennen, dann sind sie nicht besser als der Blinde, der die [[Sonne]] nicht kennt. O mächtiger [[Berg]] [[Aruna]], einzigartiger Juwel, verweile und erstrahle als der Eine ohne ein Zweites, als das [[Selbst]] in meinem [[Herz]]en.
 
5. Wie die Schnur einer Halskette die [[Edelstein]]e zusammenhält, so durchdringst und verbindest Du alle Lebewesen und die verschiedenen Religionen. Wenn, wie bei einem Juwel, der geschliffen und poliert wird, der getrennte (individuelle) [[Geist]] auf dem Schleifstein des reinen, universellen Geistes geschliffen wird, erlangt er das [[Licht]] Deiner [[Gnade]] und erstrahlt wie ein Rubin, dessen Leucht[[kraft]] durch kein anderes Objekt mehr getrübt wird. Ist einmal das [[Sonne]]n[[licht]] auf eine lichtempfindliche Fotoplatte gefallen, kann sie dann noch andere [[Bild]]er aufnehmen? Kann ohne Dich, o strahlender und verheißungsvoller Aruna-Berg, irgendetwas existieren?
 
6. Du allein [[Existenz|existierst]], o [[Herz]], Glanz des [[Bewusstsein]]s. In Dir wohnt eine [[wunder]]same [[Kraft]], die ohne Dich nicht existieren kann. Aus ihr (dieser [[Kraft]] der Manifestation) entsteht, zusammen mit dem [[Wahrnehmung|Wahrnehmenden]], eine Reihe subtiler, [[schatten]]hafter [[Gedanke]]n. Sie werden inmitten des Wirbels des gegenwärtigen Schicksals ([[Prarabdha]]) vom reflektierten [[Licht]] des [[Geist]]es erhellt, erscheinen innen als das schattenhafte [[Schauspiel]] der [[Welt]] und werden außen als Welt sichtbar, die wir durch die fünf [[Sinne]] wahrnehmen wie ein [[Film]], der durch eine Linse auf die Leinwand projiziert wird. Ob wir sie (die Gedanken) nun wahrnehmen oder nicht, sie existieren nicht getrennt von Dir, o Berg der [[Gnade]].
 
7. Ohne den [[Ich]]-[[Gedanke]]n kann es keine anderen Gedanken geben. Wenn andere Gedanken auftauchen, frage: „Wem kommen diese Gedanken? Mir. Wo entsteht dieses ‘Ich’?” Wenn man auf diese Weise nach innen taucht, die [[Quelle]] des [[Geist]]es aufspürt und das [[Herz]] erreicht, wird man zum höchsten [[Herr]]n des [[Universum]]s. Dann gibt es kein [[Traum|Träumen]] mehr von Dingen wie innen und außen, richtig und falsch, [[Geburt]] und [[Tod]], [[Freude]] und [[Leid]], [[Licht]] und [[Dunkelheit]], o grenzenloses Meer der Gnade und des Lichts, [[Arunachala]], der Du den [[Tanz]] der [[Stille]] im Ballsaal des [[Herz]]ens tanzt.
 
8. [[Wasser]] steigt vom Meer auf, wird zu Wolken und kommt als Regentropfen wieder herab. Es kann nicht zur [[Ruhe]] kommen, bis es, allen Hindernissen zum Trotz, wieder seine Heimat, das Meer erreicht hat. Die ver[[körper]]te [[Seele]], die aus Dir kommt, mag eine Zeitlang [[ziel]]los umherwandern, wie es ihr beliebt, aber sie kann nicht rasten, bevor sie sich wieder mit Dir, ihrer [[Quelle]], verbindet. Ein Vogel mag hierhin und dorthin in die [[Luft]] fliegen, kann aber nicht dort oben bleiben, sondern muss schließlich zurückkehren, um auf der [[Erde]] seinen [[Ruhe]]platz zu finden. So muss auch die [[Seele]] zu Dir zurückkehren, o [[Aruna]]-[[Berg]], und sich wieder mit Dir allein vereinen, Du Meer der [[Seligkeit]]. ([http://www.sriramanamaharshi.org/de Sri Ramanasramam-Homepage])


==Siehe auch==
==Siehe auch==
*[[Neti Neti]]
*[[Arunachala]]
*[[Heinrich Zimmer]]
*[[Tiruvannamalai]]
*[[Carl Gustav Jung]]
*[[Selbst]]
*[[Arunchula]]
*[[Selbsterkenntnis]]
*[[Erfahrung]]
*[[Anubhava]]
*[[Entsagung]]
*[[Heilige]]
*[[Gottesverehrung]]
*[[Wer bin ich]]
*[[Wirklichkeit]]


==Literatur==
==Literatur==
*[1] [https://www.yoga-vidya.de/shop/product_info.php?info=p848_Das-Yoga-Lexikon/ ''Das Yoga-Lexikon'' von Huchzermeyer, Wilfried]  
* Ramana Maharshi, Die Botschaft des Ramana Maharshi: Antworten von Shri Ramana Maharshi an seine Schüler (2011)
==Literatur==
* Ramana Maharshi, Über die Wirklichkeit: 40 Verse mit Ergänzungsversen (Ulladu Narpadu mit Anubandham): mit Bildern von Nanyar (2009)
*Der Weg Zum Selbst von Heinrich Zimmer, Rascher Verlag Zürich, 1944, 1. Auflage
* Ramana Maharshi , "Wer bin ich?": Der Übungsweg der Selbstergründung (2009)
* Ramana Maharshi, Die Quintessenz der spirituellen Unterweisung (2007)
* Ramana Maharshi, Gespräche des Weisen vom Berge Arunachala (2006)
* Ramana Maharshi, Die essenziellen Lehren: Eine Reise in Bildern (2005)
* Ramana Maharshi, Nan Yar? Wer bin ich? (2003)
* Sri Ramana Maharshi, Die Botschaft des Ramana Maharshi (2001)
* Ramana Maharshi, Geistige Unterweisung (1996)
* Sri Ramana Maharshi, Über das Selbst: Vierzig Verse (1996)
* Arthur Osborne, Ramana Maharshi. Seine Lehren: Eine Einführung (2012)
* Arthur Osborne, Ramana Maharshi und der Weg der Selbsterkenntnis: Eine Biografie über Ramana Maharshi (2012)
* Arthur Osborne, The collected works of Sri Ramana Maharshi (1959)
* David Godman (Hrsg.), Sei, was du bist!: Die wichtigsten Lehren des großen indischen Weisen (2010)
* Devaraja Mudaliar, Tagebuch der Gespräche mit Ramana Maharshi: 16.3.1945 - 4.1.1947 (2011)
* Gabriele Ebert, Ramana Maharshi: Sein Leben (2011)
* Gabriele Ebert, Ramana Maharshi und seine Schüler: Band 1 (2006)
* Suri Nagamma, Ausgewählte Briefe aus dem Ramanashram: Aus Leben und Lehre Ramana Maharshis (2011)
* Suri Nagamma, Mein Leben im Ramanashram: Erinnerungen an Ramana Maharshi (2008)
* T. K. Sundaresa Iyer, Mein Leben mit Ramana Maharshi: Aus dem Tagebuch eines Schülers (2007)
*Swami Sivananda, Göttliche Erkenntnis (2001)
 
==Weblinks==
*[http://www.sriramanamaharshi.org/de Sri Ramanasramam in Indien]
*[http://www.yoga-vidya.de/Bilder/Galerien/RamanaMaha.html Ramana Maharshi]
*[http://www.dasglueck.de/download/maharshi/talks_with_sri_ramana_maharshi_complete.pdf Talks with Sri Ramana Maharshi]
*[http://selfdefinition.org/ramana/Ramana%20Maharshi%20-%20Be%20As%20You%20Are--The%20Teachings%20of%20Sri%20Ramana%20Maharshi--Godman.pdf Be As You Are. The Teachings of Sri Ramana Maharshi]
*[http://davidgodman.org/ Homepage von David Godman]
*[http://www.sageramana.org/ Sri Ramana Maharshi Center Australien]
*[http://www.arunachala.org/ramana/ Bhagavan Sri Ramana Maharshi Center USA]
*[http://arunachalagrace.blogspot.de/ Arunachala Grace]
*[http://mein.yoga-vidya.de/group/sriramanamaharshi/forum/topics/ramana-maharshi-zitate Zitate von Sri Ramana Maharshi]
*[http://www.yoga-vidya.de/de/yogi/sivananda.html Swami Sivananda]
*[http://www.yoga-vidya.de/Bilder/Galerien/Sankara.html Shankara]
*[http://www.yoga-vidya.de/Bilder/Galerien/AnandamayiMa.html Anandamayi Ma]
*[http://richardarunachala.wordpress.com/2009/05/28/pachaiamman-koil-where-ramana-went-to-avoid-the-plague/ Living in the Embrace of Arunachala]
 
==Seminare==
===[https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/jnana-yoga-philosophie/ Jnana Yoga, Philosophie Jnana Yoga, Philosophie]===
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===[https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/indische-meister/ Indische Meister]===
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==Multimedia==
* Ramana Maharshi, Wer bin ich? (Audiobook, 2013)
* Premananda, Arunachala Shiva - Die Lehre von Ramana Maharshi (OmU) (DVD, 2009)


[[Kategorie:Glossar]]
[[Kategorie:Heilige]]
[[Kategorie:Sanskrit]]
[[Kategorie:Vedanta]]
[[Kategorie:Vedanta]]
[[Kategorie:Meister]]
[[Kategorie:Selbst]]
[[Kategorie:Yoga Meister]]
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[[Kategorie: Mythologie]]
 
[[Kategorie: Indische Philosophie]]
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[[Kategorie:Guru]]

Aktuelle Version vom 17. Oktober 2023, 02:41 Uhr

Ramana Maharshi (1879 - 1950) (Sanskrit: रमण महर्षी Ramaṇa Maharṣī m.) war ein indischer Heiliger und einer der berühmtesten Weisen des 20. Jahrhunderts. Bekanntheit im Westen erlangte Ramana Maharshi durch den Schriftsteller Paul Brunton, der ihn in seinem Buch "Yogis - Verborgene Weisheit Indiens" beschreibt.

Sri Ramana Maharshi

Biografie

Ramana Maharshi verwies den Fragenden immer wieder auf sich selbst. Mittels der Methode der Selbsterforschung (Self-enquiry) von Ramana Maharshi und der Frage "Wer bin ich?" ist es dem Suchenden möglich, seine wahre Natur zu erkennen und zu verwirklichen. Zur Erlangung von Freiheit empfahl Ramana Maharshi daneben auch Bhakti, denn nicht für jeden sei die Methode der Selbsterforschung geeignet.

Geboren wurde Ramana Maharshi unter dem Namen Venkataraman, seine Schüler nannten ihn liebevoll Bhagavan Sri Ramana Maharshi.

Arunachala - der "heilige Berg der Morgenröte"

Als er 16 Jahre alt war, verlor Venkataraman den Sinn für die eigene Persönlichkeit (Egoismus) – der Moment des Erwachens, den er später als Erleuchtung erkannte. Wenige Wochen danach reiste Ramana Maharshi zum heiligen Berg Arunachala und verbrachte dort zunächst viele Jahre in der Einsamkeit. Er meditierte in Höhlen und schon bald zog seine Stille Verehrer an. Ramana Maharshi verweilte weiterhin in der Stille. Erst in späteren Jahren antwortete Ramana Maharshi auf Fragen über Befreiung des Selbst, doch beharrte er immer darauf, dass die Stille die reinste Form der Lehre sei.

Obwohl Ramana Maharshi von Tausenden verehrt wurde, erlaubte er niemandem, ihn auf besondere Weise zu behandeln oder ihm private Geschenke zu überbringen. Jeden behandelte Ramana Maharshi mit gleicher Achtung.

Kindheit (1879-1895)

Ramana Maharshi

Ramana wurde am 30. Dezember 1879, dem Tag des Arudra Darshanam, in Tiruchuli (Tiruchuzhi), einem Dorf in der Nähe von Aruppukkottai, Madurai in Tamil Nadu, Südindien, geboren. Arudra Darshan oder Arudara Darshan, auch Thiruvathira und Thiruvathirai genannt, ist ein Fest zu Ehren Shivas, das in Tamil Nadu und Kerala in Südindien gefeiert wird. Die Zeit, in der Arudra Darshan begangen wird (im tamilischen Monat Margazhi (Dezember/ Januar), ist die Zeit, in der die Energie Shivas der Erde am Nächsten ist. Thiruvathirai (Arudra) bedeutet “heilige große Woge” und bezieht sich auf Shiva, der das Universum vor etwas 132 Trillionen Jahren erschuf. Shiva besitzt in der tamilischen Sprache auch den Namen Athiraiyan, das von Thiruvathirai ((Thiru und Athirai) herrührt. Arudra bezeichnet die golden-rote Flamme, in deren Form Shiva als Nataraja den kosmischen Tanz ausführt.

Ramana wurde in eine orthodoxe Brahmanenfamilie hinein geboren - als zweites von vier Kindern]. Sein Vater hieß Sundaram Iyer (1848-1890). Ramana wurde Venkataraman Iyer genannt, seine Brüder hießen Nagaswami (1877–1900), Nagasundaram (1886–1953) und seine Schwester Alamelu (1891/92-1953). Venkataramans Vater wurde in seinem Dorf sehr respektiert. Er arbeitete als Gerichtsverteidiger.

Venkataraman war in seinem Dorf beliebt. Er war im Sport sehr gut, spitzbübisch, sehr klug und besaß ein außergewöhnliches Gedächtnis, das ihn befähigte, in der Schule erfolgreich zu sein, ohne sich viel darum bemühen zu müssen. Er besaß auch einige ungewöhnliche Eigenschaften. Wenn er schlief, war er in einem solch tiefen Zustand, dass seine Freunde gegen seinen Körper tätlich sein konnten, ohne ihn aufzuwecken. Außerdem besaß er außergewöhnlich viel Glück. In Mannschaftsspielen gewann immer das Team, in dem Venkataraman spielte. Deshalb gab man ihm den Spitznamen Tanga-kai, was “Goldenes Händchen“ bedeutet.

Als Venkataraman 11 Jahre alt war, schickte ihn sein Vater zu seinem Onkel väterlicherseits, zu Subbaiyar in Dindigul, da er wollte, dass seine Söhne in englischer Sprache unterrichtet wurden, damit sie später in den Staatsdienst eintreten konnten. In der Dorfschule von Tiruchuzhi wurde nur Tamil gelehrt.

1891, als sein Onkel nach Madurai versetzt wurde, zogen Venkataraman und sein älterer Bruder Nagaswami mit ihm. In Dindigul besuchte Venkataraman eine Schule der Briten. 1892 wurde Venkataramans Vater Sundaram Iyer plötzlich sehr krank und starb wenige Tage später unerwartet im Alter von 42 Jahren. Venkataraman sann nach dem Tod seines Vaters für einige Stunden über den Tod nach. Er dachte darüber nach, wie der Körper seines Vaters immer noch dalag, doch das „Ich“ von ihm gegangen war.

Erwachen (1895-1896)

Nachdem Venkataraman die britische Schule verlassen hatte, ging er auf eine amerikanische Missionsschule. An einem Novembermorgen im Jahr 1895, als er auf dem Weg zur Schule war, traf er einen älteren Verwandten und fragte ihn, woher dieser gekommen sei. Seine Antwort war: „Von Arunachala“.

Krishna Bikshu beschreibt die Antwort Venkataramans: “Das Wort Arunachala war Venkataraman seit früheren Jahren bekannt, doch wusste er weder, wo es war, noch wie es aussah oder was es bedeutete. Jedoch an jenem Tag bedeutete dieses Wort für ihn etwas Großes, ein unerreichbares, maßgebliches, vollkommen glückseliges Wesen. Kann man einen solchen Ort besuchen? Sein Herz war voller Freude. Arunachala bezeichnete irgendein heiliges Land, von dem jedes Stückchen Moksha verhieß. Es war allmächtig und friedvoll. “Kann man es erblicken? Was? Arunachala? Wo ist das?”, fragte der Junge. Der Angehörige war erstaunt: “Weißt du das nicht?“. Er fuhr fort: „Hast du noch nie etwas von Tiruvannamalai gehört? Dort ist Arunachala.” Es war als ob ein Ballon geplatzt wäre, so versank des Jungen Herz.“

Einen Monat später entdeckte Venkataraman eine Kopie der Periya Purana von Sekkizhar, ein Buch, das das Leben von 63 Shaiva Heiligen beschreibt, und war davon tief gerührt und begeistert. Voller Ehrfurcht und einer Sehnsucht, dem nachzueifern, begann er damit, den Minakshi Tempel in Madurai zu besuchen und Bhakti zu praktizieren, mit der verbunden er später von fieberähnlichen Empfindungen erzählte.

Schon bald, am 17. Juli 1896, im Alter von 16 Jahren, machte Venkataraman eine lebensverändernde Erfahrung. Auf spontane Weise leitete er den Prozess der Selbsterforschung (Self-enquiry) ein, der innerhalb weniger Minuten in dauerhaftem Erwachen gipfelte. In einem seiner seltenen schriftlichen Darlegungen dieses Geschehens schreibt er: „Indem ich im Innern die Frage „Wer ist der Sehende?“ erforschte, sah ich den Sehenden schwinden und einzig Das hinterlassen, das in Ewigkeit besteht. Nicht ein Gedanke erschien, der mich sagen ließ: „Ich sehe.“ Wie könnte dann ein Gedanke erscheinen, der mich sagen ließe: „Ich habe nicht gesehen“?“

1930, während einer Zeit von sechs Wochen, sprach Narasimha Swami mehrmals mit Ramana Maharshi über diese Erfahrung. Er fasste diese Gespräche mit seinen eigenen Worten zusammen:

„Es war im Jahr 1896, ungefähr sechs Wochen bevor ich Madurai für immer verließ, um nach Tiruvannamalai zum Arunachala zu gehen, als sich diese große Veränderung in meinem Leben ereignete. Ich saß in dem Haus meines Onkels allein in einem Raum in der ersten Etage. Ich war selten krank, und auch an diesem Tag war mit meiner Gesundheit alles in Ordnung. Dennoch überkam mich eine plötzliche und heftige Todesangst. Es gab dafür keinen Grund, und ich versuchte auch nicht, es mir zu erklären oder herauszufinden, ob es einen Anlass für diese Angst gab. Ich spürte nur: ‚Ich werde sterben!’ und begann, darüber nachzudenken, was ich jetzt tun sollte. Es kam mir nicht in den Sinn, einen Arzt, meine älteren Verwandten oder Freunde um Rat zu fragen. Ich spürte, dass ich das Problem selbst lösen musste, hier und jetzt.

Der Schock der Todesangst bewirkte, dass sich meine Aufmerksamkeit nach innen wandte. Ich sagte zu mir im Geist, ohne die Worte zu formulieren: ‚Jetzt ist der Tod gekommen. Was bedeutet das? Was ist es, das stirbt? Dieser Körper stirbt.’ Sofort spielte ich die Todesszene. Ich streckte meine Glieder aus und hielt sie steif, als hätte die Totenstarre eingesetzt. Um meine Untersuchung möglichst realistisch zu machen, spielte ich eine Leiche. Ich hielt meinen Atem an und presste meine Lippen fest zusammen, sodass ihnen kein Laut entweichen konnte und ich weder das Wort „Ich“, noch irgendein anderes Wort äußern konnte.

‚Nun gut’, sagte ich zu mir, ‚dieser Körper ist tot. Er wird steif zum Verbrennungsplatz getragen. Dort wird er verbrannt und von ihm bleibt nur Asche übrig. Aber bin auch „ich“ mit dem Körper gestorben? Ist dieser Körper “ich”? Dieser Körper ist still und unbeweglich, aber unabhängig von ihm spüre ich die ganze Kraft meiner Person und sogar die Stimme des „Ich“ in mir. Also bin “ich” Geist, der den Körper transzendiert. Der materielle Körper stirbt, aber der ihn transzendierende Geist kann vom Tod nicht berührt werden. Deshalb bin ich unsterblicher Geist.’ All dies war nicht einfach ein Gedanke, sondern traf mich wie ein Blitz als lebendige Wahrheit. Es war etwas, das ich direkt und fast ohne Denkvorgang erkannte. „Ich“ war etwas äußerst Wirkliches, im gegenwärtigen Zustand das einzig Wirkliche überhaupt, und die gesamte bewusste Aktivität, die mit meinem Körper verbunden war, war jetzt auf dieses „Ich“ gerichtet.

Von diesem Zeitpunkt an konzentrierte sich das „Ich“ oder Selbst durch eine machtvolle Faszination auf sich selbst. Die Todesangst war ein für alle Mal verschwunden. Das Ego versank in der Flut der Selbsterkenntnis. Das Verschmolzensein im Selbst hat von diesem Moment an bis heute fortbestanden. Andere Gedanken mögen kommen und gehen wie verschiedene Musiknoten, aber das „Ich“ besteht fort wie die Grundnote (Sruti-Note), die allen anderen Noten zugrunde liegt und sich mit ihnen vermischt. Mochte der Körper mit Sprechen, Lesen oder etwas anderem beschäftigt sein, ich war immer auf das “Ich“ konzentriert. Vor dieser Krise hatte ich keine klare Wahrnehmung von meinem wahren Selbst und wurde nicht bewusst zu ihm hingezogen. Ich hatte auch kein spürbares Interesse daran, noch weniger irgendeine Neigung, dauerhaft in ihm zu verweilen.“

Ramana Maharshi in der Old Hall (Alte Meditationshalle)

Nach David Godman gibt es eine genauere Darstellung dieses Ereignisses in der Sri Ramana Leela, die Biografie von Ramana Maharshi in Telugu, die von Krishna Bhikshu geschrieben wurde und die „erstaunlicherweise kurz ist, jedoch interessante Ergänzungen und Variationen der englischen Version bereithält, die von Narasimha Swami aufgezeichnet wurde.

„1896 heiratete Nagaswami (Bhagavans älterer Bruder) Janaki Ammal. Die angeheirateten Verwandten wohnten auch in Madurai. Bei den Nachfeierlichkeiten der Hochzeit war Venkataraman der Pate seines Bruders. Es war in seinem 17. Lebensjahr, und Venkataraman studierte für die Abschlussprüfung. Obwohl er nicht der Fleißigste war, hatte er keine Angst davor, die Prüfung nicht zu bestehen. Er war gut gebaut und bei guter Gesundheit. Es war Mitte Juli. Im oberen Stockwerk legte sich Venkataraman auf den Boden. Er war allein. Plötzlich fiel es ihm auf: ‚Ich sollte tot sein.’ und ‚Ich sterbe!’

‚Es gab keinen Grund, so zu fühlen. Ich machte mir keine Gedanken darüber, welcher Zustand das war, und ob die Angst passend war oder nicht. Auch der Gedanke, meine Verwandten zu fragen oder einen Arzt zu rufen, tauchte nicht auf. 'Was ist es, das stirbt? Wie kann man dem entrinnen?' Nur das bewegte mich. Es gab keine anderen Gedanken. Und in diesem Augenblick musste ich das klären.

Sterben bedeutet, dass die Beine steif werden, die Lippen gespannt und die Augen sind geschlossen. Der Atem hält an. Wegen der Heftigkeit dieser Empfindungen habe ich dies erfahren. Auch mir wurden die Beine steif, die Lippen gespannt, meine Augen schlossen sich und mein Atem hielt an. Doch da ich mein Bewusstsein nicht verlor, trat alles klar hervor. (Die äußeren Sinnesorgane waren nicht tätig, wodurch ich Zugang zur nach innen gewandten Wahrnehmung erhielt.)

‚Sogar wenn dieser Körper stirbt, wird das „Ich“-Bewusstsein noch dasein. Das individuelle Bewusstsein trat klar hervor. Wenn der Körper auf dem Leichenverbrennungsplatz verbrannt und zu Asche geworden ist, werde ich nicht verschwunden sein. Weil ich nicht der Körper bin.’

‚Jetzt ist der Körper inaktiv, empfindungslos. Auf der anderen Seite bin ich bewusst. Deshalb ist nur der Körper tot. „Ich“ bin das unzerstörbare bewusste Wesen.’

‚Wenn der Körper seine Tätigkeiten aufgibt, und es so auch keine Sinneswahrnehmungen gibt, so entspringt das erkennende Wissen doch nicht den Sinnen. Jenes ‚Aufblitzen des „Ich“’ ist Aparoksha. Es strahlt aus sich selbst heraus. Es ist nicht eine Frage der Einbildung.’

‚Das, was nach dem Tod existiert, ist das ewige, wahre Wesen.’ Auf diese Art erwuchs Venkataraman augenblicklich neue Erkenntnis. Und obwohl diese Erkenntnis durch die obige Beschreibung folgerichtig ausgedrückt wird, so war es eine ausschließlich spontane Erfahrung Venkataramans.

Ramana Maharshi fasst diese Erkenntnis im Gespräch mit einem Besucher im Jahr 1945 wie folgt zusammen: „Aham Sphurana“. „Im Angesicht des Todes, wenn alle Sinne wie betäubt sind, war das „Aham Sphurana“ (Selbst-Bewusstsein) offensichtlich, sodass ich erkannte, dass es dieses Bewusstsein war, welches wir „Ich“ nennen – und nicht der Körper.“

„Dieses Selbst-Bewusstsein stirbt nie. Es ist unberührt von allem. Es leuchtet aus sich selbst heraus. Sogar wenn dieser Körper verbrannt wird, wird es nicht davon betroffen sein. Daher erkannte ich noch an jenem Tag deutlich, dass das „Ich“ war.“

Zunächst dachte Venkataraman, er wäre von einem Geist besessen, der seinen Körper als Wohnsitz gewählt hatte. Dieses Gefühl hielt einige Wochen an.

Später in seinem Leben nannte Ramana Maharshi diese TodeserfahrungAkrama Mukti“, „plötzliche Befreiung“ – dem „Krama Mukti“ entgegengesetzt, der „allmählichen Befreiung“, wie sie im Vedanta-Weg des Jnana Yoga beschrieben wird.

„Einige Menschen“, sagt Ramana Maharshi, „beginnen damit, in ihrer Jugend die Schriften zu studieren. Dann frönen sie den Freuden der Welt bis sie davon genug haben. Als Nächstes, wenn sie älter sind, wenden sie sich Büchern über Vedanta zu. Sie gehen zu einem Guru und werden von ihm initiiert. Dann beginnen sie den Prozess von Shravana, Manana und Nididhyasana, der schließlich im Samadhi gipfelt. Dies ist der gewöhnliche Weg, sich der Befreiung zu nähern. Es wird „Krama Mukti“ genannt. Doch ich wurde von “Akrama Mukti“ überrascht, ehe ich irgendeine dieser Phasen durchlaufen konnte.“

Nach diesem Ereignis verlor er jegliches Interesse an der Schule, Freunden und Beziehungen. Er vermied Gesellschaft und zog es vor, allein zu sein, versunken in der auf das Selbst gerichteten Aufmerksamkeit. Täglich ging er zum Minakshi Tempel und gab sich in Ekstase den Götterdarstellungen hin – wobei unzähliige Tränen seine Wangen hinunterflossen.

Nagaswami, der ältere Bruder Venkataramans, erkannte den großen Wandel seines Bruders und tadelte ihn bei verschiedenen Gelegenheiten wegen seines Losgelöst-Seins von allem, was um ihn herum geschah. Etwa sechs Wochen nachdem Venkataraman mit dem Selbst verschmolz, am 29. August 1896, versuchte er, seine Hausaufgaben zu machen. Plötzlich warf er das Buch von sich und wandte sich nach Innen zur Meditation. Nagaswami tadelte ihn erneut und fragte ihn - Bezug nehmend auf sein Verhalten ähnlich eines Sadhus: „Was bringt das alles einem, der so ist?” Venkataraman antwortete nicht. Er erkannte die Wahrheit in den Worten seines Bruders.

Die Reise nach Tiruvannamalai (1896)

Venkataraman entschied sich, sein zu Hause zu verlassen und zum Arunachala zu gehen. Er wusste, dass seine Familie dies nicht erlauben würde. Deshalb schlich er sich heimlich davon, nachdem er seinem Bruder gesagt hatte, dass er eine besondere Schulstunde besuchen musste. Zufällig bat ihn sein Bruder, fünf Rupien mitzunehmen, um seine Schulgebühren zu bezahlen. Venkataraman nahm einen Atlas und schätzte die Kosten für seine Reise. Er nahm drei Rupien und hinterließ die übrigen zwei mit der folgenden Nachricht:

„Ich bin fortgegangen, um meinen Vater zu suchen, wie Er befohlen hat. Dieser [sich selbst meinend] hat nur ein tugendhaftes Vorhaben begonnen. Deshalb soll sich niemand um ihn sorgen. Es soll kein Geld ausgegeben werden, um ihn ausfindig zu machen. Deine Schulgebühr ist noch nicht bezahlt. Zwei Rupien anbei.“

Am Morgen des 1. September 1896 machte sich Venkataraman nach Tiruvannamalai auf, wo er den Rest seines Lebens bleiben sollte.

Arunachalesvara Tempel (1896-1897)

Arunachalesvara Tempel in Tiruvannamalai

Angekommen in Tiruvannamalai ging er geradewegs zum großen Arunachalesvara-Tempel. Dort betrat er das Heiligtum und umarmte ekstatisch den Lingam. Das Gefühl eines inneren Brennens, das schon in Madurai aufgetreten war und das er später als „eine unbeschreibbare Angst, die ich zu jenem Zeitpunkt unterdrückte“ beschrieb, ging im Arunachalesvara-Tempel auf.

Die ersten Wochen verbrachte Venkataraman in der Tausendsäulenhalle des Großen Tempels, doch wechselte er seinen Platz mehrmals, bis er sich endlich im unterirdischen Gewölbe des Subrahmanya-Schreins, nahe des Patala Lingams, befand, damit er nicht mehr gestört wurde. Dort verbrachte er mehrere Tage in solch tiefem Samadhi, dass er sich der Stiche der Insekten und anderer Schädlinge nicht bewusst war. Seshadri Swamigal, ein Heiliger des Ortes, entdeckte Venkataraman in dem unterirdischen Gewölbe und versuchte, ihn zu beschützen. Nach etwa sechs Wochen wurde Venkataraman von dort weggetragen und gewaschen. In den nächsten zwei Monaten blieb er im Subrahmanya-Schrein, doch war er sich noch immer seines Körpers und seiner Umgebung unbewusst, sodass man ihm Nahrung in den Mund steckte, damit er nicht verhungerte.

Ein Temple außerhalb der Stadt: Gurumurtam (1897-1898)

Im Februar 1897, sechs Monate nachdem Venkataraman in Tiruvannamalai angekommen war, zog er zum Gurumurtam um, einem Tempel, der sich etwa 1,5 km außerhalb Tiruvannamalais befindet. Kurz nach seiner Ankunft kam ein Sadhu zu ihm, der Palaniswami hieß. Palaniswamis erster Darshan erfüllte ihn mit Frieden und Glückseligkeit, und von diesem Moment an blieb er bei Ramana Maharshi als sein ständiger Diener.

Während der Zeit beim Gurumurtam und auch während der Zeit in der Virupaksha Höhle (1899–1916) und in der Skandasramam Höhle (1916–22) kümmerte sich Palaniswami um Ramana Maharshi. Neben der körperlichen Fürsorge bat Palaniswami auch um Almosen, bereitete die Mahlzeiten zu und kümmerte sich außerdem um alles, was gerade gebraucht wurde. Im Mai 1898 zogen Ramana Maharshi und Palaniswami zu einem Mango-Hain abseits des Gurumurtam.

Während jener Zeit vernachlässigte Ramana Maharshi seinen Körper. Er „ließ seine äußere Erscheinung vollkommen unbeachtet.“ Auch die Ameisen, die ihn immerzu bissen, beachtete Ramana Maharshi nicht. Allmählich, und obwohl Ramana Maharshi sich nach dem Alleinsein sehnte, zog er die Aufmerksamkeit einiger Besucher auf sich. Sie bewunderten die Stille und Einfachheit, die Ramana Maharshi umgaben. Sie brachten ihm Gaben und sangen Loblieder. Schließlich wurde ein Bambuszaun gebaut, um Ramana Maharshi zu schützen.

Während der Zeit am Gurumurtam erfuhr seine Familie von Ramana Maharshis Aufenthaltsort. Zunächst kam der Onkel von Ramana Maharshi, Nelliappa Iyer, und bat ihn inständig, nach Hause zurückzukommen. Er versprach ihm, dass seine Familie die asketische Lebensweise des Ramana Maharshi nicht stören würde. Ramana Maharshi saß regungslos und schließlich gab sein Onkel auf.

Pavalakkunru - Shivatempel (1898-1899)

Im September 1898 ging Ramana Maharshi zum Shivatempel in Pavalakkunru, einem östlichen Ausläufer des Arunachala. Seine Mutter und sein Bruder Nagaswami fanden Ramana Maharshi dort im Dezember 1898. Tag für Tag flehte ihn seine Mutter an, nach Hause zu kommen, doch ihr Weinen und Flehen besaß keine sichtliche Auswirkung bei Ramana Maharshi. Sie sprach auch die Verehrer Ramana Maharshis an, die sich um ihn versammelten, und versuchte sie solange dazu zu bringen, ihrem Interesse nach einzugreifen, bis einer der Verehrer Ramana Maharshi darum bat, seiner Mutter eine Antwort aufzuschreiben. So schrieb Ramana Maharshi auf ein Blatt Papier:

“Der Schöpfer waltet über das Schicksal der Seelen nach ihren früheren Taten. Was immer bestimmt ist nicht zu geschehen, wird nicht geschehen, wie sehr du es auch herbeiführen möchtest. Was immer bestimmt ist zu geschehen, wird geschehen, was immer du auch unternimmst, es aufzuhalten. Das ist gewiss. Deshalb ist es das Beste zu schweigen.“

Schweren Herzens kehrte die Mutter nach Madurai zurück.

Am Arunachala: Virupaksha Höhle (1899-1916)

Arunachala

Bald danach, im Februar 1899, verließ Ramana Maharshi die Orte am Fuße Arunachalas und lebte seitdem in verschiedenen Höhlen an den Hängen des Arunachala. Kurze Zeit verbrachte Ramana Maharshi in der Sadguru-Swami-Höhle und in der Namashivaya-Höhle, ehe er in die Virupaksha-Höhle einzog, in der Ramana Maharshi die nächsten 17 Jahre lebte. Im Sommer wurde es jedoch in der Virupaksha-Höhle so heiß, dass Ramana Maharshi die Sommermonate in der Mangobaum-Höhle am Fuße eines Mangobaums, etwas weiter oben am Berg, verbrachte. Eine weitere kleine Ausnahme stellen die sechs Monate im Jahr 1905 dar, die Ramana Maharshi während einer Seuchen-Epidemie in Tiruvannamalai im Pachaiamman Koil Tempel außerhalb der Stadt verbrachte, um vor der Seuche sicher zu sein.

1902 besuchte Shivaprakasam Pillai, ein Beamter der Regierung, den jungen Swami Ramana Maharshi – in der Hoffnung, Antworten auf die Frage „Wie kann man seine wahre Natur erkennen?“ und andere zu erhalten. Er stellte Ramana Maharshi 14 Fragen, deren Antworten die ersten Unterweisungen in der Selbsterforschung (Self-enquiry) des jungen Swamis werden sollten. Für diese Methode wurde Ramana Maharshi in der ganzen Welt bekannt. Diese ersten Unterweisungen wurden schließlich mit dem Titel „Nan Yar?“ („Wer bin ich?“) veröffentlicht.

Viele Besucher kamen zu Ramana Maharshi und etliche von ihnen wurden seine Verehrer. Kavyakantha Sri Ganapati Sastri, ein hoch angesehener vedischer Gelehrter, der ein großes Wissen über die Shrutis, Shastras, Tantras, Yoga und die Agamasysteme besaß, besuchte Ramana Maharshi im Jahre 1907. Nachdem er von Ramana Maharshi Anweisungen erhalten hatte, gab er ihm den Titel Bhagavan Sri Ramana Maharshi und verkündete diesen. So wurde Ramana Maharshi unter diesem Namen in der Welt bekannt.

1911 entdeckte Frank Humphreys, der erste Weststaatler, der zu dieser Zeit als Polizeibeamter in Indien stationiert war, Ramana Maharshi und schrieb über ihn einige Beiträge, die zuerst 1913 in der Zeitschrift „The International Psychic Gazette“ veröffentlicht wurden.

1912 wurde Ramana Maharshi von einigen seiner ihn begleitenden Schüler dabei beobachtet, wie er circa 15 Minuten lang die äußeren Anzeichen des Todes aufwies. Dies verbesserte seine Fähigkeit, sich mit alltäglichen Angelegenheiten zu beschäftigen und gleichzeitig im Sahaja Nirvikalpa Samadhi zu verweilen.

Skanda Ashram (1916-1922)

Sri Ramana Ashram zu Füßen Arunachalas

1916 schlossen sich seine Mutter Alagammal und sein jüngerer Bruder Nagasundaram Ramana Maharshi an und zogen gemeinsam mit ihm von der Virupaksha Höhle zur größeren Skanda Ashram Höhle, wo sie bis zum Ende des Jahres 1922 lebten. Seine Mutter wurde Sannyasin. Ramana Maharshi begann damit, ihr ernsthafte persönliche Unterweisungen zu geben, und seine Mutter übernahm die Leitung der Ashram-Küche. Ramana Maharshis jüngerer Bruder, Nagasundaram, wurde später auch Sannyasin und nahm den Namen Niranjanananda an. Er wurde als Chinnaswami (der jüngere Swami) bekannt.

Während dieser Zeit verfasste Ramana Maharshi die Fünf Hymnen zu Ehren Arunachalas (The Five Hymns to Arunachala), sein Meisterwerk hingebungsvoller Lyrik. Die erste Hymne heißt: Akshara Mana Malai. Sie wurde in tamilischer Sprache verfasst – als Antwort auf die Bitte eines Verehrers an Ramana Maharshi, ein Lied zu schreiben, das man, während man in der Stadt um Almosen bat, singen konnte. Der Marital Garland (Ehelicher Kranz) erzählt in glühender Symbolik von der Liebe der menschlichen Seele, die nach Gott strebt, und deren Vereinigung.

Der Tod der Mutter Ramana Maharshis (1922)

Ab 1920 verschlechterte sich der Gesundheitszustand der Mutter Ramana Maharshis. Am Tag ihres Todes, am 19. Mai 1922, saß Ramana Maharshi ab etwa 8 Uhr morgens bei ihr. Es wird berichtet, dass Ramana Maharshi während des ganzen Tages seine rechte Hand auf dem Herzen seiner Mutter hielt – auf der rechten Seite der Brust – und seine linke Hand ruhte auf ihrem Kopf. Bis zu ihrem Tod um 8 Uhr abends verharrte Ramana Maharshi in dieser Weise bei ihr. Dann erklärte Ramana Maharshi sie für befreit, wörtlich: Adangi Vittadu, Addakam (absorbiert, aufgesogen, versunken).

Später sprach Ramana Maharshi darüber: „Wie Du siehst, sind die Erfahrungen der Geburt verstandesmäßig. Das Denken ist auch so – entsprechend den Samskaras (Veranlagungen, Neigungen). Die Mutter war dazu bestimmt, alle ihre zukünftigen Geburten in einer vergleichsweise kurzen Zeit zu durchleben.“

Ihr Körper wurde in einen Samadhi-Schrein eingeschlossen, auf dem ein Shiva Lingam errichtet wurde, der den Namen Matrbhuteshvara (Shiva, der sich als Mutter manifestiert) trägt. Am Jahrestag des Todes von Ramana Maharshis Mutter wird eine Puja - die als Aradhana oder auch Mahapuja bekannt ist – vor dem Matrbhuteshvara zelebriert.

Sri Ramanasramam (Sri Ramana Ashram) (1922-1950)

Sri Ramana Ashram in Tiruvannamalai

Von 1922 an bis zu seinem Tod im Jahre 1959 lebte Ramana Maharshi im Sri Ramana Ashram, der sich um den Schrein seiner Mutter herum entwickelte.

Baubeginn des Sri Ramana Ashrams

Ramana Maharshi spazierte häufig vom Skanda Ashram zum Schrein seiner Mutter am Fuße des Arunachala. Im Dezember 1922 ging Ramana Maharshi nicht zum Skanda Ashram zurück, sondern ließ sich am Fuße des Berges nieder. So begann sich der Sri Ramana Ashram zu entwickeln. Zunächst gab es nur eine Hütte beim Samadhi-Schrein. 1924 wurden zwei weitere Hütten errichtet. Die sogenannte Old Hall (Alte Halle) wurde 1928 gebaut. In ihr lebte Ramana Maharshi bis 1949.

Der Sri Ramana Ashram wuchs weiter. Eine Bibliothek, ein Krankenhaus, ein Postschalter und viele andere Einrichtungen entstanden. Ramana Maharshi legte ein natürliches Talent, Bauvorhaben zu planen, an den Tag. In den Memoiren von Annamalai Swami finden sich darüber detaillierte Berichte. Bis 1938 war Annamalai Swami mit der Aufgabe betraut, die Bauvorhaben zu beaufsichtigen, und er erhielt seine Anweisungen unmittelbar von Ramana Maharshi.

Die ersten Weststaatler kommen (1930er Jahre)

1931 wurde die Biografie von Ramana Maharshi (Self Realisation: The Life and Teachings of Ramana Maharshi; Selbstverwirklichung: Das Leben und die Lehren Ramana Mahashis), die von Narasimha Swami verfasst wurde, veröffentlicht.

Ramana Maharshi wurde in und außerhalb Indiens sehr bekannt, nachdem Paul Brunton, der Ramana Maharshi zum ersten Mal im Januar 1931 besucht hatte, 1934 das Buch „A Search in Secret India” (deutscher Titel: Von Yogis, Magiern und Fakiren. Begegnungen in Indien - 1937) veröffentlichte. In diesem Buch beschreibt Paul Brunton sein Treffen mit Ramana Maharshi und welche Wirkungen dieses Treffen auf ihn hatte. Paul Brunton beschreibt auch, wie Ramana Maharshis Berühmtheit sich immer weiter ausbreitete, „sodass es Pilger, die zum Tempel gingen, oft dazu veranlasste, den Berg hoch zu laufen und ihn, ehe sie sich auf den Heimweg machten, zu sehen.“ Außerdem erzählt Paul Brunton in seinem Buch von den Gesprächen, die Ramana Maharshi mit einer Vielzahl von Besuchern und Verehrern führte. Er nennt Ramana Maharshi einen der letzten herausragenden geistigen Persönlichkeiten Indiens und beschreibt die Zuneigung, die er für Ramana Maharshi empfindet:

„Ich schätze Ramana Maharshi sehr, weil er so einfach und bescheiden ist. Eine Aura wahrer Größe herrscht so fühlbar um ihn. Weil er keinen Anspruch auf geheimnisvolle Kräfte und heiliges Wissen erhebt, um seine das Mysterium liebenden Landsleute zu beeindrucken. Und weil an ihm keine einzige Spur der Täuschung zu finden ist und er den Bemühungen widersteht, ihn heilig zu sprechen.“

In der Zeit, in der Paul Brunton sich im Sri Ramana Ashram aufhielt, machte er eine Erfahrung des „alles umarmenden erhabenen“ Bewusstseins, ein „Augenblick strahlender Erkenntnis“.

Sein Buch war im Westen ein Besteller und stellte Ramana Maharshi dort einem großen Publikum vor. Daraus folgend besuchten Ramana Maharshi unter anderem Paramahansa Yogananda, W. Somerset Maugham (ein englischer Erzähler und Dramatiker, dessen 1944 erschienener Roman „Auf Messers Schneide“ einen Guru als Charakter besitzt, der Ramana Maharshi zum Vorbild hat), Mercedes de Acosta (eine US-amerikanische Schriftstellerin) und Arthur Osborne (ein englischer Schriftsteller und Schüler von Ramana Maharshi, der über Ramana Maharshi auch Bücher veröffentlichte und das vom Sri Ramana Ashram veröffentlichte Magazin „Mountain Path“ herausgab).

Späte Jahre

Sri Ramanasramam in Tiruvannamlai

1939 begann man mit dem Bau eines Tempels, der über dem Samadhi-Schrein der Mutter errichtet wurde.

Die Berühmtheit von Ramana Maharshi verbreitete sich weiter, doch sein Lebensstil blieb der eines Entsagten.

In den 1940er Jahren starben Ramana Maharshis begeistertste Verehrer, unter ihnen Echamma (1945), sein Diener Madhavaswami (1946), Ramanatha Brahmachari (1946), Mudaliar Granny und Lakshmi (1948).

In den späten 1940er Jahren kam ein Arthur Osborne in den Ashram. Er gründete 1964 den „Mountain Path“, eine Vierteljahresschrift, die vom Sri Ramana Ashram veröffentlicht wird.

Im November 1948 wurde ein winziges Krebsgeschwulst an Ramana Maharshis linkem Arm entdeckt und im Februar 1949 vom Arzt des Ashrams entfernt. Doch schon bald wuchs ein weiteres, und im März 1949 fand wieder eine Operation statt, die diesmal von einem hervorragenden Chirurgen durchgeführt wurde. Der Chirurg erklärte Ramana Maharshi, dass sein Arm amputiert werden musste, um sein Leben zu retten, doch Ramana Maharshi weigerte sich. Eine dritte und vierte Operation wurden im August und Dezember 1949 durchgeführt, die Ramana Maharshi allerdings schwächten.

Andere Arzneimittel wurden deshalb ausprobiert, doch alle erwiesen sich als ergebnislos. Ende März wurden alle Versuche gestoppt. Seine Schüler gaben alle Hoffnungen auf. Sie flehten Ramana Maharshi an, sich selbst zu heilen um der Anhänger willen, doch Ramana Maharshi soll darauf gesagt haben: „Warum seid ihr so mit diesem Körper identifiziert? Lasst ihn gehen.“ und „Wohin kann ich gehen? Ich bin hier.”

Im April 1950 war Ramana Maharshi zu schwach, um in der Alten Halle zu sein, weshalb es nur noch begrenzte Besuchszeiten gab. Die Besucher gingen in einer langen Reihe an dem kleinen Zimmer vorbei, in dem er seine letzte Tage verbrachte, um einen letzten Blick auf Ramana Maharshi werfen zu können. Swami Satyananda, zu jener Zeit Diener Ramana Maharshis, berichtet:

„Am Abend des 14. April 1950 haben wir Ramanas Körper massiert. Um circa 5 Uhr bat er uns, ihm zu helfen, sich aufzusetzen. Genau in diesem Moment begannen seine Verehrer „Arunachala Shiva, Arunachala Shiva“ zu singen. Als Ramana das hörte, strahlte sein Gesicht voll Freude. Tränen flossen aus seinen Augen – für lange Zeit. Ich trocknete sie ab und zu. Auch gab ich ihm Ingwerwasser. Der Arzt wollte Ramana künstlich beatmen, doch Ramana ließ das nicht zu. Seine Atmung verlangsamte sich allmählich und um 8:47 Uhr abends legte sie sich still.“

Henri Cartier-Bresson, der französische Fotograf, der seit etwa 14 Tagen vor dem Tod Ramana Maharshi im Ashram lebte, erzählte:

„Es ist eine höchst erstaunliche Erfahrung. Ich stand gerade vor meinem Haus, als meine Freunde meine Aufmerksamkeit auf den Himmel lenkten. Dort sah ich eine lebendig leuchtende Sternschnuppe mit einem strahlenden Schweif – anders als irgendeine Sternschnuppe, die ich vorher gesehen hatte. Sie kam aus südlicher Richtung, bewegte sich langsam am Himmel entlang, erreichte den Gipfel Arunachalas und verschwand hinter Ihm. Wegen ihrer Einzigartigkeit erahnten wir alle ihre Bedeutung und schauten sofort auf unsere Uhren - es war 8:47 Uhr. Wir rannten zum Ashram und fanden heraus, dass unsere Ahnung auf traurige Weise wahr war: der Meister war genau zu dieser Zeit ins Parinirvana übergegangen.“

Ramana Maharshi wurde 71 Jahre alt.

Henri Cartier-Bresson machte einige der letzten Bilder von Ramana Maharshi am 4. April 1950. Außerdem machte er bei den Vorbereitungen zur Mahasamadhi-Zeremonie Bilder. Die New York Times schloss mit folgenden Worten:

„Hier in Indien, wo tausende sogenannter heiliger Menschen für sich beanspruchen, in Harmonie mit dem Unendlichen zu sein, wird erzählt, dass das bemerkenswerteste an Ramana Maharshi war, dass er niemals irgendetwas Bemerkenswertes für sich beanspruchte und dennoch einer der meist geliebten und respektierten all jener wurde."

Bis heute hat sich die Kraft und Ausstrahlung von Ramana Maharshi nicht verringert. Häufig haben Besucher des Ashrams geäußert: „Man kann seine Gegenwart sehr stark fühlen.“

Swami Sivananda über Sri Ramana Maharshi

Artikel aus dem Buch „Lives of Saints“ von Swami Sivananda

"Sri Ramana Maharshi wurde am 30. Dezember 1879 geboren. Von seinen Eltern wurde er Venkataraman genannt. Die fromme Familie von Ramana Maharshi entstammte der Brahmanenkaste und schickte Ramana Maharshi auf eine Missionsschule, wo er ein wenig Englisch lernen konnte.

Die Flucht von zu Hause

Am 29. August 1896 verließ Venkataraman sein zu Hause im Gebiet von Madurai - auf der Suche nach seinem Vater Arunachala, den er am 1. September 1896 erreichte.

Mit klopfendem Herzen stand Ramana Maharshi überwältigt vor seinem Vater Arunachala: „Herr, Deinem Ruf ergeben Bin ich zu Dir gekommen, alles verlassend. Ich verlange nicht nach irgendeiner Wohltat, beklage keinen Verlust. Nimm mich an und tu mit mir, was Du willst.“

Von diesem Tag an bis zum Ende seiner irdischen Existenz blieb Arunachala der Wohnort von Ramana Maharshi, von dem aus Ramana Maharshi durch Mauna (Schweigen), der goldenen Sprache seines egolosen Zustandes, die Nachricht der Ewigen Wahrheit in die Welt aussandte.

Venkataraman hinterließ seinem Bruder folgende Notiz: „Ich bin fortgegangen, um meinen Vater zu suchen, wie Er befohlen hat. Ein tugendhaftes Vorhaben habe ich heute begonnen. Deshalb soll niemand trauern oder meine Spur verfolgen. Es soll kein Geld dafür ausgegeben werden, mich zu suchen.“

Erleuchtung

“Es war etwa sechs Wochen bevor ich Madurai für immer verließ, Mitte 1896, als sich die große Wandlung in meinem Leben ereignete“, antwortete Ramana Maharshi, als er von seinen Verehrern gefragt wurde, wie seine Transformation eintrat.

„Das geschah ganz plötzlich. Eines Tages saß ich allein in einem Zimmer im ersten Stock des Hauses meines Onkels. Ich war selten krank, und auch an diesem Tag war mit meiner Gesundheit alles in Ordnung. Dennoch überkam mich eine plötzliche und heftige Todesangst. Es gab dafür keinen Grund, und ich versuchte auch nicht, es mir zu erklären oder herauszufinden, ob es einen Anlass für diese Angst gab. Ich spürte nur: ‘Ich sterbe!’ und begann darüber nachzudenken, was ich jetzt tun sollte. Es kam mir nicht in den Sinn, einen Arzt, meine älteren Verwandten oder Freunde um Rat zu fragen.

Ich spürte, dass ich das Problem selbst lösen musste, hier und jetzt. Der Schock der Todesangst bewirkte, dass sich meine Aufmerksamkeit nach innen wandte. Ich sagte zu mir im Geist, ohne die Worte zu formulieren: ‘Jetzt ist der Tod gekommen. Was bedeutet das? Was ist es, das stirbt? Dieser Körper stirbt.’ Sofort spielte ich die Todesszene. Ich streckte meine Glieder aus und hielt sie steif, als hätte die Totenstarre eingesetzt. Um meine Untersuchung möglichst realistisch zu machen, spielte ich eine Leiche. Ich hielt meinen Atem an und presste meine Lippen fest zusammen, sodass ihnen kein Laut entweichen konnte und ich weder das Wort ‘ich’, noch irgendein anderes Wort äußern konnte.

‘Nun gut’, sagte ich zu mir, ‘dieser Körper ist tot. Er wird steif zum Verbrennungsplatz getragen. Dort wird er verbrannt und von ihm bleibt nur Asche übrig. Aber bin auch “ich” mit dem Körper gestorben? Ist dieser Körper “ich”? Dieser Körper ist still und unbeweglich, aber unabhängig von ihm spüre ich die ganze Kraft meiner Person und sogar die Stimme des “Ich“ in mir. Also bin “ich” Geist, der den Körper transzendiert. Der materielle Körper stirbt, aber der ihn transzendierende Geist kann vom Tod nicht berührt werden. Deshalb bin ich unsterblicher Geist.’ All dies war nicht einfach ein Gedanke, sondern traf mich wie ein Blitz als lebendige Wahrheit. Es war etwas, das ich direkt und fast ohne Denkvorgang erkannte.

„Ich“ war etwas äußerst Wirkliches, im gegenwärtigen Zustand das einzig Wirkliche überhaupt, und die gesamte bewusste Aktivität, die mit meinem Körper verbunden war, war jetzt auf dieses „Ich“ gerichtet. Von diesem Zeitpunkt an konzentrierte sich das „Ich“ oder Selbst durch eine machtvolle Faszination auf sich selbst. Die Todesangst war ein für alle Mal verschwunden. Das Verschmolzensein im Selbst hat von diesem Moment an bis heute fortbestanden. Andere Gedanken mögen kommen und gehen wie verschiedene Musiknoten, aber das „Ich“ besteht fort wie die Grundnote (Sruti-Note), die allen anderen Noten zugrunde liegt und sich mit ihnen vermischt. Mochte der Körper mit Sprechen, Lesen oder etwas anderem beschäftigt sein, ich war immer auf das “Ich“ konzentriert.“

Die Tapas des Ramana Maharshi

Ramana Maharshi praktizierte Tapas zunächst in der Tausendsäulenhalle des Großen Tempels, danach in einem unterirdischen Gewölbe des Subrahmanya-Schreins, nahe des Patala Lingams, in einem Mango-Hain abseits des Tempels, in der Sadguru Swami Höhle am Fuße Arunachalas sowie in der weiter oben gelegenen Virupaksha Höhle, in der Ramana Maharshi von 1909 bis 1916 lebte.

Während seiner Zeit im Großen Tempel bewarfen ihn boshafte Jungen mit Steinen und Ziegeln, und dennoch blieb Ramana Maharshi mit der Kraft seiner Meditation immer friedvoll und still.

Ramana Maharshi wurde zu dieser Zeit von den Menschen in Tiruvannamalai Brahmana Swami genannt. Kavya Kanta Ganapathy Sastri, ein großer Sanskrit-Gelehrter, der seit 1908 bei Ramana Maharshi blieb, schrieb die Ramana Gita.

Das Leben von Ramana Maharshi war eine einzige durchgängige Meditation - Ananda Anubhavam. Ramana Maharshi begründete tiefen Frieden in seinem Inneren. Ramana Maharshi lebte im Licht des Herrn. Und er ermutigte andere, dasselbe zu tun. Für Ramana Maharshi war die ganze Welt eins.

Ramana Maharshi sprach selten, und wann immer er sprach, tat Ramana Maharshi es nur, wenn es unbedingt nötig war.

Die Göttliche Botschaft

Ramana Maharshi lebte die Lehren der Upanishaden. Sein Leben war sogleich die Botschaft und Philosophie seiner Lehre. Ramana Maharshi redete zu den Herzen der Menschen.

Der Große Ramana Maharshi entdeckte das Selbst in sich selbst und gab so der Welt die erhabene, doch einfache Nachricht seines Lebens: „Erkenne dich selbst.“

Erkenne Dich selbst. Alles andere wird Dir aus sich heraus erkennbar. Unterscheide zwischen dem unsterblichen, unwandelbaren, alles druchdringenden, unendlichen Atman und der stets sich wandelnden Welt der Erscheinungen, dem vergänglichen Universum und Körper. Erforsche: „Wer bin ich?“ Beruhige den Geist. Befreie Dich von allen Gedanken, außer dem einen Gedanken an das Selbst bzw. den Atman. Tauche tief ein in die Höhle Deines Herzens. Erkenne das wahre, unendliche „Ich“. Ruhe dort friedvoll und für immer und verwirkliche das Höchste Selbst.“ Dies ist die Quintessenz der Lehre und Philosophie von Ramana Maharshi.

Sri Ramana Maharshi sagt: “Die Menschen sind so unglücklich, weil sie das wahre Selbst ignorieren. Glück ist die wahre Natur des Menschen. Glück ist dem wahren Selbst innewohnend. Die Suche des Menschen nach Glück ist eine unbewusste Suche nach seinem wahren Selbst. Das wahre Selbst ist unvergänglich. Daher findet ein Mensch, der das wahre Selbst findet, ein Glück, das nicht endet.“

“In der innersten Höhle des Herzens leuchtet immerwährend das eine Höchste Sein mit den Strahlen des Selbstbewusstseins „Ich-Ich“. Um Gott zu verwirklichen trete mit einem einpünktigen Geist in Dein Herz ein – mit innerem Bestreben und tiefem Eintauchen oder der Kontrolle des Atems – und verweile im Selbst.“

Sowohl das “Who am I?” (Wer bin ich?) von Ramana Maharshi, als auch das Upadesa Saram und das Ullathu Narpathu sind Perlen unmittelbarer Weisheit, die sich in aphoristischer Kürze ausdrückt.

Sri B.V. Narasimha Swami, der kürzlich verstorbene Präsident des All India Sai Samaj, veröffentlichte ein ergreifendes Werk zum Leben des Sri Ramana Maharshi, das den NamenSelbstverwirklichung“ trägt. Yogi Suddhananda Bharati hat das Leben Sri Ramana Maharshi in tamilischer Sprache beschrieben.

Bhagavan Ramana Maharshi hat das Geschwätz der Materialisten nichtig gemacht, dass Selbstverwirklichung und Samadhi Dinge einer entfernten Vergangenheit und in heutiger Zeit von Menschen unmöglich zu erreichen seien. Ramana Maharshi zeigte durch sein lebenslanges Samadhi, dass es immer noch möglich ist, das Höchste zu verwirklichen und in dieser Verwirklichung zu leben.

Lieber Aspirant! Schöpfe Mut. Schnalle Deinen Gürtel fester. Widme Dich intensive Deiner Yoga Praxis. Du wirst bald Videha Kaivalya (die höchste Befreiung) erreichen und für immer als ein erleuchteter Weiser strahlen.

Das Licht strahlt heller als je zuvor

Ramana Maharshi

P.V. Karamchandani, Oberstleutnant des North Arcot Bezirks (ein ehemaliger indischer Bezirk, der das Gebiet des heutigen Vellore und Tiruvannamalai in Tamil Nadu umfasste), besuchte Sri Ramana Maharshi zu einer Zeit, als dieser an einer Art bösartigem Geschwulst an seinem linken Oberarm über dem Ellenbogen litt. Ramana Maharshi wurde schon vier mal operiert.

Ein Meteoer erschien am 14. April 1950 um 20:47 Uhr am Himmel - zu der Zeit, als Sri Ramana Maharshi seine sterbliche Hülle verließ und in Mahasamadhi eintrat.

Das alles durchdringende Licht, das in der Verkörperung Ramana Maharshi leuchtete, hat sich einmal mehr in seinen ursprünglichen Zustand aufgelöst. Ein lebenslanger Beweis der Upanishaden war das, was wir Ramana Maharshi nannten. Dieser Beweis Ramana Maharshi wird in Ewigkeit existieren und uns der höchsten Wirklichkeit versichern.

Der Heilige, Ramana Maharshi, existiert nicht mehr in seiner sterblichen Form. Doch das Licht seiner Seele verschmilzt nun mit jeder empfänglichen Seele. Ramana Maharshi lebt in unseren Herzen. Das Dahinscheiden von Ramana Maharshi sollte nicht betrauert werden, weil Ramana Maharshi die Mission seines Lebens erfüllt hat. Ramana Maharshi hat das Höchste Ziel erreicht – die Selbstverwirklichung. Darum gibt es nichts zu betrauern. Nur der Tod jener, die nicht in der Lage waren, das Ziel des Lebens zu erreichen oder ihre Aufgabe zu erfüllen, hat jeden Grund, beklagt zu werden. Das Licht der Seele von Ramana Maharshi leuchtet heute heller denn je.

Im Herzen der Menschheit soll dieser Heilige, Ramana Maharshi, für immer lebendig sein – uns führend, ermutigend, antreibend und inspirierend, so dass Millionen von Menschen die Große Wahrheit, die Ramana Maharshi verwirklichte, suchen und finden können.

Zu gut hat Ramana Maharshi die Vedanta Philosophie dargelegt – nicht durch Bücherwissen, sondern durch die eigene Erfahrung. Die Lehren von Ramana Maharshi, die durch eine alles absorbierende Stille vermittelt wurden und werden, drücken die höchsten Ideale aus und das Letztendliche erreicht in ihnen göttliche Verwirklichung.

Die eigene schlafende Göttlichkeit stets zu wecken, sich immer darum zu bemühen, im Bewusstsein des unsterblichen Selbst zu leben, und ein unberührter Zeuge der vergänglichen Augenblicke des Lebens zu sein, der in diese Höchste Stille eingetaucht ist – das war der Fanfarenruf des Ramana Maharshi. Um Dogmen und religiöse Vorurteile kümmerte Ramana Maharshi sich nicht, da Ramana Maharshi weit über diesen weltlichen Begrenzungen stand. Zu Ramana Maharshi kamen orthodoxe Brahmanen Priester, Muslime und Christen sowie die sogenannten Unberührbaren der indischen Kastengesellschaft. Für Ramana Maharshi waren sie alle gleich.

Als ein höchster Architekt der transzendenten Wahrheit führte Ramana Maharshi die müden Reisenden der Erde durch seine unermessliche Stille in Richtung des Höchsten Ziels - und Ramana Maharshi führt sie weiterhin.

Diesem Heiligen die höchste Ehrerbietung zu erweisen bedeutet, den Lehren von Ramana Maharshi zu folgen und nach seinem vollkommenen Leitbild aufzuwachsen.

Möge Frieden über allem sein.

Zitate

Selbsterforschung (Self-enquiry)

Ramana Maharshi: „Die Selbsterforschung führt direkt zur Selbstverwirklichung, indem sie die Hindernisse aus dem weg räumt, die uns glauben lassen, das Selbst sei noch nicht verwirklicht.“ (Ramana Maharshi, Die essenziellen Lehren. Eine Reise in Bildern (2008), S. 97)

Ramana Maharshi: „Natürlicherweise macht jeder Erfahrungen wie „Ich ging, ich kam, ich war, ich machte“. Ausgehend von diesen Erfahrungen scheint es etwa nicht, dass das Bewusstsein „Ich“ das Subjekt dieser Erfahrungen ist? Die wahre Natur dieses Bewusstseins zu erforschen und als das Selbst zu verweilen, ist der Pfad, um seine wahre Natur – durch diese Erforschung - zu verstehen.“ (The collected works of Sri Ramana Maharshi, hrsg. vom Sri Ramanasramam, Tiruvannamalai (2011), S. 5)

Ramana Maharshi: "Der GedankeWer bin ich?“ vernichtet alle anderen Gedanken und verbrennt schließlich selbst, wie der Stock, mit dem man den Scheiterhaufen umrührt. Dann ist es Selbstverwirklichung. Wenn andere Gedanken auftauchen, dann denke sie nicht zu Ende, sondern erforsche eifrig: „Wer ist es, dem dieser Gedanke kommt?“ Es spielt keine Rolle, wie viele Gedanken dir kommen. Sobald sich ein Gedanke bildet, erforsche aufmerksam: „Wem kommt dieser Gedanke?“ Die Antwort lautet: „mir“. Wenn du weiterforschst: „Wer bin ich?“, kehrt der Geist zu seinem Ursprung zurück und der auftauchende Gedanke verblasst.“ (Sri Ramanasramam-Homepage)

Ramana Maharshi: „'Wer bin Ich?' Ich bin reines Gewahrsein. Dieses Gewahrsein ist seinem Wesen nach Sein-Bewusstsein-Seligkeit (Sat-Chit-Ananda).“ (Sri Ramanasramam-Homepage)

Ramana Maharshi: „Es ist falsch, von der Verwirklichung zu sprechen. Was könnte verwirklicht werden? Das Wirkliche ist immer wie es ist. Wir müssen nur aufhören, das Unwirkliche für wirklich zu halten. Mehr braucht es nicht, damit wir Weisheit (Jnana) erlangen.“ (Ramana Maharshi, Die essenziellen Lehren. Eine Reise in Bildern (2008), S. 57)

Selbsterforschung (Self-enquiry) und Hingabe (Bhakti)

Ramana Maharshi: „Entweder gib Dich hin, weil Du Deine Unfähigkeit erkennst und eine größere Macht brauchst, oder forsche nach der Ursache des Leidens.“ (Ramana Maharshi, Die essenziellen Lehren. Eine Reise in Bildern (2008), S. 60)

Ramana Maharshi: "Wer sich dem Selbst, das heißt Gott, hingibt, ist der beste Devotee. Sich Gott hinzugeben bedeutet, sich beständig an das Selbst zu erinnern. Wie groß die Last auch ist, die du Gott auflädst, Er wird sie tragen. Da eine göttliche Macht alles bewirkt, was geschieht, warum sollten wir uns nicht ihr überlassen und immerzu darüber nachdenken, was wir tun oder nicht tun sollen und wie. Wir wissen doch, dass der Zug alle Lasten trägt. Warum legen wir dann unser kleines Bündel nicht ab, wenn wir eingestiegen sind, und machen es uns bequem, anstatt uns selbst zu quälen, indem wir es weiterhin auf dem Kopf behalten?" (Sri Ramanasramam-Homepage)

Die wahre Natur

Ramana Maharshi: „Deine wahre Natur zu vergessen ist der wahre Tod; sich wieder an sie zu erinnern ist die Wiedergeburt.“ (Ramana Maharshi, Die essenziellen Lehren. Eine Reise in Bildern (2008), S. 88)

Ramana Maharshi: „Unsere wahre Natur ist Befreiung, aber wir bilden uns ein, gefesselt zu sein. Wir bemühen uns angestrengt, frei zu werden, obwohl wir schon längst frei sind.“ (ebd., S. 75/76)

Die Stille als höchste Lehre

Ramana Maharshi: „Aus dem ungeformten Bewusstsein erhebt sich das Ego; dieses lässt das Denken entstehen und Denken das gesprochene Wort. (…) Wenn schon das Wort eine Wirkung hervorbringen kann, so urteile selbst, um wie viel mächtiger die Botschaft der Stille sein muss! Aber die Menschen verstehen diese einfache, unverhüllte Wahrheit nicht, diese Wahrheit ihres Alltags, die immer gegenwärtig und eine ewige Erfahrung ist. Es ist die Wahrheit des Selbst.“ (Ramana Maharshi, Die Botschaft des Ramana Maharshi. Antworten von Sri Ramana Maharshi an seine Schüler (2008), S. 25)

Ramana Maharshi: „Deine Pflicht ist zu sein, aber nicht dieses oder jenes zu sein. „Ich bin, was ich bin“ enthält die ganze Wahrheit. Die Methode lautet zusammengefasst: „Sei still!“ Und was bedeutet Still-Sein? Es bedeutet die Auslöschung deiner selbst, denn jeder Name und jede Form ist Ursache von Leid. „Ich-Ich“ ist das Selbst. „Ich bin dies oder das“ ist das Ego.“ (ebd. S. 49)

Ramana Maharshi: „Inneres Schweigen ist völlige Hingabe seiner selbst. Das heißt: Leben ohne das Gefühl eines Ich.“ (Ramana Maharshi, Die Botschaft des Ramana Maharshi. Antworten von Sri Ramana Maharshi an seine Schüler (2008), S. 23)

Ramana Maharshi: „Wenn der Geist still geworden ist, kann man überall leben.“ (Sri Ramanasramam-Homepage)

Ramana Maharshi: „Das Selbst durchdringt alles. Deshalb kann kein besonderer Platz ausersehen werden, um ein Leben in Abgeschiedenheit zu führen. In einem gelassenen, gedankenfreien Zustand zu verweilen, heißt, ein Leben in Abgeschiedenheit zu führen.“ (Ramana Maharshi, Die essenziellen Lehren. Eine Reise in Bildern (2008), S. 72)

Das Herz - das Selbst

Ramana Maharshi: „Du kannst es nennen, wie du willst: Gott, das Selbst, das „Herz“ oder den Sitz des Bewusstseins – es ist alles dasselbe. Was du verstehen solltest, ist, dass das „Herz“ der wirkliche Kern deines Wesens und das Zentrum ist, ohne das überhaupt nichts existiert.“ (Ramana Maharshi, Die Botschaft des Ramana Maharshi. Antworten von Sri Ramana Maharshi an seine Schüler (2008), S. 89)

Ramana Maharshi: „Das Herz ist die einzige Wirklichkeit. Der Verstand ist nur eine vorübergehende Phase. Als das eigene Selbst zu verweilen, bedeutet, in das Herz einzugehen.“ (Ramana Maharshi, Die essenziellen Lehren. Eine Reise in Bildern (2008), S. 69)

Ramana Maharshi: "Was im Körper als “Ich“ aufsteigt, ist der Geist. Wenn man untersucht, wo im Körper sich der Ich-Gedanke zuerst manifestiert, wird offensichtlich, dass es im Herzen geschieht, denn das Herz ist die Geburtsstätte des Geistes. Selbst wenn wir beständig „Ich-Ich“ denken, werden wir zu jenem Ort (i. e. dem Herzen) geführt. Von allen Gedanken, die sich im Geist zeigen, ist der Ich-Gedanke der erste Gedanke. Erst nachdem er aufgetaucht ist, tauchen die anderen Gedanken auf." (Sri Ramanasramam-Homepage)

Gnade

Ramana Maharshi: „Wenn der unreife Geist die (…) Gnade [Gottes] nicht fühlt, so bedeutet das nicht, dass die Gnade Gottes nicht vorhanden ist. Das hieße nämlich, dass Gott zeitweise nicht gnädig ist, mit anderen Worten, dass er aufhört, Gott zu sein.“ (Ramana Maharshi, Die Botschaft des Ramana Maharshi. Antworten von Sri Ramana Maharshi an seine Schüler (2008), S. 73)

Ramana Maharshi: "Gottes Gnade besteht darin, dass Er im Herzen eines jeden als das Selbst erstrahlt. Diese Macht der Gnade schließt keinen aus, sei er gut oder böse. Die Sucher sollten das Leid mit einem kühlen Verstand und dem festen Glauben überwinden, dass es durch die Gnade Gottes geschieht, um den Geist beständiger zu machen." (Sri Ramanasramam-Homepage)

Werk

Self-enquiry

Ramana Maharshi

"Self-enquiry" ist das erste Werk des Ramana Maharshi. Es wurde von Ramana Maharshi etwa 1901 geschrieben, in der Zeit, in der Ramana Maharshi in der Virupaksha Höhle lebte. Viele Schüler hatten sich schon um Ramana Maharshi versammelt. Da Ramana Maharshi selten sprach, antwortete er auf die Fragen von Gambhiram Seshayya, einem seiner frühesten Verehrer, indem Ramana Maharshi die Antworten aufschrieb. Gambhiram Seshayya übertrug diese Antworten von Ramana Maharshi in sein Tagebuch. Später, nach seinem Tod, wurde das Tagebuch gefunden und die Antworten von Ramana Maharshi mit dem Titel Vichara Sangraham ("Self-enquiry"). Schon in diesem frühen Werk offenbart sich die tiefe spirituelle Realisation des Ramana Maharshi – es gibt nichts Jugendliches oder Unreifes an diesem Werk.

Wer bin ich?

'Who am I?' ('Wer bin ich?') entstand etwa zur selben Zeit wie 'Self-enquiry'. 'Wer bin ich?' stellt die Quintessenz der Lehre des Ramana Maharshi dar. 'Wer bin ich?' sind ebenso wie 'Self-enquiry' Antworten des Ramana Maharshi auf Fragen eines seiner frühen Schüler, Sivaprakasam Pillai. Sivaprakasam Pillai ordnete die Fragen und Antworten und legte sie Ramana Maharshi für dessen Zustimmung vor, bevor sie in dieser Form veröffentlicht wurden. Später wurde 'Wer bin ich?' von Ramana Maharshi in Prosaform vorgelegt.

Ramana Maharshi: "In Wahrheit existiert nur das Selbst. Welt, Individuum und Gott sind Erscheinungen im Selbst wie das Silber, das man in einer Perlmuttschale sieht. Alle drei treten gleichzeitig in Erscheinung und verschwinden auch wieder gleichzeitig. Im Selbst gibt es überhaupt keinen Ich-Gedanken. Das nennt man „Stille“. Das Selbst ist die Welt, das individuelle Ich und Gott. Alles ist Shiva, des Selbst." (Sri Ramanasramam-Homepage)

Five Hymns to Arunachala

Die 'Five Hymns to Arunachala' sind fünf Gedichte für Arunachala - die frühesten Dichtungen des Ramana Maharshi. Ramana Maharshi verfasste sie etwa 1914, als er noch in der Virupaksha Höhle lebte. Arunachala war für Ramana Maharshi Guru, Gott, das Absolute. Diese Gedichte des Ramana Maharshi zeugen von seiner Hingabe und Liebe für Arunachala.

The Marital Garland of Letters

'The Marital Garland of Letters', 'Die Hochzeitsgirlande aus Buchstaben', ist das erste und gleichzeitig bedeutendste dieser Preislieder des Ramana Maharshi für Arunachala. Es entstand auf das Bitten einiger seiner Verehrer hin, die Sadhus waren und in der Stadt um Almosen baten. Sie baten Ramana Maharshi darum, ein Lied zu dichten, dass sie während ihres Rundganges singen konnten. Als Ramana Maharshi eines Tages den heiligen Berg Arunachala umrundete, entstand 'The Marital Garland of Letters'. Es spricht in glühender Symbolik von der Liebe und Vereinigung der menschlichen Seele mit Gott und ist eines der tiefsinnigsten und bewegendsten Gedichte.

Eight Stanzas to Sri Arunachala

Das vierte der 'Five Hymns to Arunachala': die 'Eight Stanzas to Sri Arunachala' ('Acht Verse') gehören zusammen mit den 'Eleven Verses' zu den wenigen Gedichten, die Ramana Maharshi spontan ohne Aufforderung verfasste. Sie flossen "ohne irgendeine Anstrengung" aus Ramana Maharshi hervor. Die 'Eight Stanzas to Sri Arunachala' des Ramana Maharshi erklären die Bedeutung Arunachalas als absolutes Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit (Satchidananda).

Die Acht Verse von Ramana Maharshi

1. Sieh, hier steht er als sei er empfindungslos. Geheimnisvoll ist sein Wirken, jenseits des menschlichen Verstehens. Bereits in Kindertagen ist die Unermesslichkeit des Arunachala in meinem Bewusstsein erstrahlt. Aber selbst als ich von jemandem erfuhr, er sei dasselbe wie Tiruvannamalai, habe ich seine Bedeutung noch nicht verstanden. Als er meinen Geist still machte, mich an sich zog und ich ihm nahe kam, sah ich, das er völlige Stille war.

2. Ich erforschte im Innern “Wer ist der Sehende?” und sah, wie der Sehende verschwand und erkannte Das, was ewig besteht. Der Gedanke „ich sah“ erhob sich nicht mehr. Wie konnte sich also der Gedanke „ich habe nicht gesehen“ erheben? Wer kann das alles mit Worten erklären, wenn selbst Du, Dakshinamurti, es in alten Zeiten nur durch Stille enthüllen konntest? Und um durch Stille Deinen transzendenten Zustand zu enthüllen, stehst Du jetzt als Berg da, der sich strahlend zum Himmel erhebt.

3. Wenn ich mich Dir nahe und Dich für eine Gestalt halte, stehst Du hier als Berg auf Erden. Wer Dich für formlos hält, aber dennoch sehen will, der ist wie einer, der um die ganze Erde reist, um den allgegenwärtigen und unsichtbaren Äther zu sehen. Wenn ich ohne Gedanken über Dein gestaltloses Sein meditiere, dann löst sich meine Gestalt (meine getrennte Identität) auf wie eine Zuckerpuppe, die ins Meer fällt. Wenn ich begreife, wer ich in Wirklichkeit bin, dann erkenne ich: Was bin ich getrennt von Dir, o Du, der Du als der mächtige Aruna-Berg (Berg der Morgenröte) dastehst?

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4. Nach Gott zu suchen und Dich nicht zu beachten, der Du Sein und Bewusstsein bist, ist, als würde man mit einer Lampe in der Hand nach der Dunkelheit Ausschau halten. Nur weil Du Dich als Sein und Bewusstsein offenbaren willst, wohnst Du in verschiedener Gestalt in allen Religionen. Wenn die Menschen Dich, der Du Bewusstsein bist, trotzdem nicht erkennen, dann sind sie nicht besser als der Blinde, der die Sonne nicht kennt. O mächtiger Berg Aruna, einzigartiger Juwel, verweile und erstrahle als der Eine ohne ein Zweites, als das Selbst in meinem Herzen.

5. Wie die Schnur einer Halskette die Edelsteine zusammenhält, so durchdringst und verbindest Du alle Lebewesen und die verschiedenen Religionen. Wenn, wie bei einem Juwel, der geschliffen und poliert wird, der getrennte (individuelle) Geist auf dem Schleifstein des reinen, universellen Geistes geschliffen wird, erlangt er das Licht Deiner Gnade und erstrahlt wie ein Rubin, dessen Leuchtkraft durch kein anderes Objekt mehr getrübt wird. Ist einmal das Sonnenlicht auf eine lichtempfindliche Fotoplatte gefallen, kann sie dann noch andere Bilder aufnehmen? Kann ohne Dich, o strahlender und verheißungsvoller Aruna-Berg, irgendetwas existieren?

6. Du allein existierst, o Herz, Glanz des Bewusstseins. In Dir wohnt eine wundersame Kraft, die ohne Dich nicht existieren kann. Aus ihr (dieser Kraft der Manifestation) entsteht, zusammen mit dem Wahrnehmenden, eine Reihe subtiler, schattenhafter Gedanken. Sie werden inmitten des Wirbels des gegenwärtigen Schicksals (Prarabdha) vom reflektierten Licht des Geistes erhellt, erscheinen innen als das schattenhafte Schauspiel der Welt und werden außen als Welt sichtbar, die wir durch die fünf Sinne wahrnehmen wie ein Film, der durch eine Linse auf die Leinwand projiziert wird. Ob wir sie (die Gedanken) nun wahrnehmen oder nicht, sie existieren nicht getrennt von Dir, o Berg der Gnade.

7. Ohne den Ich-Gedanken kann es keine anderen Gedanken geben. Wenn andere Gedanken auftauchen, frage: „Wem kommen diese Gedanken? Mir. Wo entsteht dieses ‘Ich’?” Wenn man auf diese Weise nach innen taucht, die Quelle des Geistes aufspürt und das Herz erreicht, wird man zum höchsten Herrn des Universums. Dann gibt es kein Träumen mehr von Dingen wie innen und außen, richtig und falsch, Geburt und Tod, Freude und Leid, Licht und Dunkelheit, o grenzenloses Meer der Gnade und des Lichts, Arunachala, der Du den Tanz der Stille im Ballsaal des Herzens tanzt.

8. Wasser steigt vom Meer auf, wird zu Wolken und kommt als Regentropfen wieder herab. Es kann nicht zur Ruhe kommen, bis es, allen Hindernissen zum Trotz, wieder seine Heimat, das Meer erreicht hat. Die verkörperte Seele, die aus Dir kommt, mag eine Zeitlang ziellos umherwandern, wie es ihr beliebt, aber sie kann nicht rasten, bevor sie sich wieder mit Dir, ihrer Quelle, verbindet. Ein Vogel mag hierhin und dorthin in die Luft fliegen, kann aber nicht dort oben bleiben, sondern muss schließlich zurückkehren, um auf der Erde seinen Ruheplatz zu finden. So muss auch die Seele zu Dir zurückkehren, o Aruna-Berg, und sich wieder mit Dir allein vereinen, Du Meer der Seligkeit. (Sri Ramanasramam-Homepage)

Siehe auch

Literatur

  • Ramana Maharshi, Die Botschaft des Ramana Maharshi: Antworten von Shri Ramana Maharshi an seine Schüler (2011)
  • Ramana Maharshi, Über die Wirklichkeit: 40 Verse mit Ergänzungsversen (Ulladu Narpadu mit Anubandham): mit Bildern von Nanyar (2009)
  • Ramana Maharshi , "Wer bin ich?": Der Übungsweg der Selbstergründung (2009)
  • Ramana Maharshi, Die Quintessenz der spirituellen Unterweisung (2007)
  • Ramana Maharshi, Gespräche des Weisen vom Berge Arunachala (2006)
  • Ramana Maharshi, Die essenziellen Lehren: Eine Reise in Bildern (2005)
  • Ramana Maharshi, Nan Yar? Wer bin ich? (2003)
  • Sri Ramana Maharshi, Die Botschaft des Ramana Maharshi (2001)
  • Ramana Maharshi, Geistige Unterweisung (1996)
  • Sri Ramana Maharshi, Über das Selbst: Vierzig Verse (1996)
  • Arthur Osborne, Ramana Maharshi. Seine Lehren: Eine Einführung (2012)
  • Arthur Osborne, Ramana Maharshi und der Weg der Selbsterkenntnis: Eine Biografie über Ramana Maharshi (2012)
  • Arthur Osborne, The collected works of Sri Ramana Maharshi (1959)
  • David Godman (Hrsg.), Sei, was du bist!: Die wichtigsten Lehren des großen indischen Weisen (2010)
  • Devaraja Mudaliar, Tagebuch der Gespräche mit Ramana Maharshi: 16.3.1945 - 4.1.1947 (2011)
  • Gabriele Ebert, Ramana Maharshi: Sein Leben (2011)
  • Gabriele Ebert, Ramana Maharshi und seine Schüler: Band 1 (2006)
  • Suri Nagamma, Ausgewählte Briefe aus dem Ramanashram: Aus Leben und Lehre Ramana Maharshis (2011)
  • Suri Nagamma, Mein Leben im Ramanashram: Erinnerungen an Ramana Maharshi (2008)
  • T. K. Sundaresa Iyer, Mein Leben mit Ramana Maharshi: Aus dem Tagebuch eines Schülers (2007)
  • Swami Sivananda, Göttliche Erkenntnis (2001)

Weblinks

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Multimedia

  • Ramana Maharshi, Wer bin ich? (Audiobook, 2013)
  • Premananda, Arunachala Shiva - Die Lehre von Ramana Maharshi (OmU) (DVD, 2009)