Entsagung

Aus Yogawiki

Entsagung heißt innere Loslösung von der Verhaftung an eine Sache, einen Wunsch, eine Person. Entsagung kann auch heißen Verzicht. Im Yoga, Buddhismus und vielen spirituellen Traditionen gilt Verhaftung (Sanskrit Raga) als Ursache von Begrenztheit und Leiden.

Durch die Überwindung von Verhaftung ist der Mensch fähig, seine wahre Natur zu erfahren, Gott zu erfahren, wahres Glück zu erfahren. Entsagung ist die häufige Übersetzung der Sanskrit Ausdrücke 'Vairagya', Sannyasa und Tyaga, bzw. der englischen Ausdrücke Renunciation und Detachment. Andere Übersetzungen dieser Ausdrücke sind Nichtanhaften, Verzicht, Verhaftungslosigkeit, Loslösung.

Sukadev - Gründer und Leiter von [http://www.yoga-vidya-kompakt.de/yoga-vidya-infos/ Yoga Vidya

Sukadev über Entsagung

Niederschrift eines Vortragsvideos (2015) von Sukadev über Entsagung

Swami Sivananda in jungen Jahren

Entsagung ist die Fähigkeit, auf etwas zu verzichten. Entsagung gibt es im Kleinen, Entsagung gibt es auch im Großen. Entsagung kann z.B. heißen, du verzichtest auf etwas. Du kannst z.B. Entsagung üben auf der Ernährungsseite. Du willst gesünder leben, du übst Entsagung gegenüber Süßigkeiten. Oder dir wird ein neuer Posten angeboten und irgendwo, du kannst viel Geld damit verdienen. Du weißt aber, du hast dann weniger Zeit für deine Yogapraxis und eigentlich hast du dir vorgenommen, demnächst mehr Yoga zu unterrichten und vielleicht sogar irgendwann mal Mitarbeiter in einem der Yoga Vidya Ashrams oder Zentren zu werden. Dann übst du jetzt bewusst Entsagung, das verlockende Angebot schlägst du aus.

Entsagung kann auch heißen, wenn dort irgendwo eine Gelegenheit entstehen würde mit einem anderen Menschen, aber du weißt, es würde sich nicht positiv entwickeln, also übst du Entsagung. Das sind einige Beispiele für Entsagung. Entsagung kann aber auch heißen, dass du den Lebensstil der Entsagung übst, dass du sagst: „Ich habe ein hohes Ideal, ich will Gott verwirklichen. Und für mich ist es wichtig, dass ich dabei anderem nicht so sehr nachgehe. Ich will vielem anderen entsagen, um dem nachzugehen, was mir am allerwichtigsten ist.“ Es gibt verschiedene Sanskrit-Ausdrücke für das Wort „Entsagung“. Einer wäre Sannyasa, das ist oft, was als Entsagung übersetzt wird, und es gibt Tyaga – Verzicht. Es gibt eine berühmte Schrift, die sich viel mit Entsagung und Verzicht beschäftigt, das ist nämlich die Bhagavad Gita.

Krishna, der Lehrer der Bhagavad Gita, sagt dort: „Entsagung heißt, den Früchten zu entsagen.“ Das heißt, du kannst Dinge tun, du kannst auch Dinge genießen, aber hänge nicht an den Dingen, hänge nicht an den Früchten. Und verzichte auf reine wunschgetriebene Handlungen. Aber Entsagung heißt mehr, dem Wunsch zu entsagen, es heißt mehr, der Identifikation zu entsagen, den Früchten zu entsagen. Du kannst tun, was du merkst, was zu tun ist, aber hänge nicht am Ergebnis, hänge auch nicht an der Handlung, das ist die tiefere Entsagung, wie sie die Bhagavad Gita empfiehlt.

Zwei Arten von Entsagung

Es gibt zwei Arten von Entsagung, äußere und innere Entsagung:

  • Bei der äußeren Entsagung verzichtet der Mensch bewusst auf etwas. Es gilt insbesondere unethischem Verhalten zu entsagen, der Erfüllung von Wünschen zu entsagen, die von Rajas (Gier) und Tamas (Dunkelheit, Unwissen) stammen
  • Bei der inneren Entsagung löst sich der Mensch von der Verhaftung an Dinge, Vorstellungen und Personen. Die innere Entsagung ist geboren aus dem Bewusstsein, dass wir nichts Äußeres zum Glück brauchen, dass uns nichts gehört. Die innere Entsagung entsteht aus dem Wunsch, Instrument in den Händen Gottes zu sein, unsere Aufgabe zu erfüllen. Der Bhakti Yogi (der hingebungsvolle Mensch) geht davon aus, dass letztlich der Wille Gottes geschieht.

Krishna empfiehlt in der Bhagavad Gita insbesondere die innere Entsagung. Krishna empfiehlt zwar auch, rein wunschgeborenen Dingen sowie allem Rajasigen und Tamasigen auch physisch zu entsagen. Für wichtiger hält Krishna die innere Loslösung. Zeichen der inneren Loslösung sind Gleichmut in Erfolg und Misserfolg, Nichtanhaftung an die Früchte der Handlung, Gleichmut gegenüber der Handlung an sich.

Nivritti und Pravritti Marga - der Weg der Entsagung und der Weg des Berufs- und Familienlebens

In den Yoga Schriften wird unterschieden zwischen zwei Wegen, Margas:

  • Nivritti Marga ist der Weg der Entsagung im Sinne von Mönchstum, Nonnentum. Der spirituelle Aspirant verzichtet auf eigene Familie, entsagt persönlichen Bequemlichkeiten und persönlichem Besitz weitestgehend. Durch Nivritti Marga will der Aspirant, die Aspirantin, allen Ablenkungen und Verhaftungen vorbeugen, um sich ganz der spirituellen Entwicklung und dem Dienst an der Menschheit zu widmen. Mehr über diesen Weg findest du unter dem Stichwort Swami
  • Pravritti Marga ist der Weg des Berufs- und Familienlebens. Der Aspirant, die Aspirantin, strebt nach dem Höchsten, spiritualisiert seinen Alltag, lebt seine/ihre Bedürfnisse auf sattwige Weise, engagiert sich für das Gemeinwohl. In Pravritti Marga spielen Ethik, Sattwa, Sadhana, Satsang und Seva eine besondere Rolle.

Beide Wege führen zur höchsten Verwirklichung. Es ist eine Frage der eigenen Prakriti, der eigenen Natur, ob es besser ist, den Nivritti Marga oder den Pravritti Marga zu gehen. Für die Mehrheit der Aspiranten ist sicherlich Pravritti Marga, spirituelle Entwicklung im Berufs- und Familienleben, besser geeignet.

Entsagung in der Bhagavad Gita

Um wirklich entsagen zu können gilt es auch loslassen zu können

In der Bhagavad Gita ist Entsagung eines der Hauptthemen. Der Schüler Arjuna steht vor einem Dilemma: Er hat eine schwierige Pflicht zu erfüllen - möchte aber lieber ein Leben der Entsagung führen. Krishna führt dabei aus:

  • Es gibt zwei Wege zur höchsten Verwirklichung: den Weg der Entsagung, gelehrt und praktiziert von den Anhängern von Sankhya und den Weg der Pflichterfüllung, gelehrt und praktiziert von den Anhängern des Karma Yoga (Bhagavad Gita Kapitel 3)
  • Vollständige Entsagung ist auf dieser Welt nicht möglich, weil schon der Erhalt des physischen Körpers Handlung (Karma) erfordert (Bhagavad Gita Kapitel 4-5)
  • Für Menschen, die schon große Gelassenheit erreicht haben, ist der Weg der äußeren Entsagung, der Ruhe, Kontemplation und Meditation geeignet. Für Menschen, deren Geist noch unruhig ist, ist der Weg des Karma Yoga von entscheidender Bedeutung
  • Auch für Menschen, die den Weg des Handelns gehen, ist Entsagung wichtig. Krishna führt im 18. Kapitel der Bhagavad Gita aus:
    • Rein wunschgetriebene Handlungen sollten unterlassen werden
    • Der Aspirant sollte den Früchten des Handelns entsagen
    • Der Aspirant sollte der Verhaftung an die Handlung entsagen
    • Der Aspirant sollte Gleichmut entwickeln in Erfolg und Misserfolg
  • Als größtes Hilfsmittel für innere Entsagung empfiehlt Krishna die Hingabe an Gott, Bhakti:
    • Bitte Gott um Hilfe bei der Entscheidungsfindung: Bete zu Gott. Ähnlich steht es in der Bibel: Sage innerlich: "Sende mir dein Licht und deine Wahrheit, damit sie mich leiten". Und: "Nicht mein Wille, dein Wille geschehe"
    • Tue das, was du tust, als Diener/in Gottes
    • Erkenne, dass nicht du der Handelnde bist. Gott macht alles, du bist nur Instrument. Fühle dich als Teil Gottes bzw. des Göttlichen
    • Widme die Handlung und die Früchte der Handlung Gott

Durch diese Art der Entsagung vermeidet der Aspirant die Konsequenzen der Anhaftung:

  • Anhaftung kommt aus Wünschen und verstärkt Wünsche. Wünsche machen Glück von äußeren Dingen abhängig und führen daher zum Leiden. Entsagung führt zu bedingungslosem Glück
  • Anhaftung führt zu Identifikation. Identifikation führt zur Begrenzung des Bewusstseins. Entsagung verhilft zur Auflösung der Identifikation und zur Verwirklichung der Unendlichkeit und Ewigkeit.
  • Anhaftung führt zu neuem Karma, welches dann in neuen Wiedergeburten, Erfahrungen und Leid mündet
  • Anhaftung an die Früchte und das Ergebnis der Handlungen führt zu Unruhe, Spannung und Unzufriedenheit. Entsagung der Früchte der Handlungen führt sofort zu innerem Frieden und Glück

Swami Sivananda über Entsagung

Ein gewisses Maß von Entsagung ist notwendig. Übersetzung eines Artikels zum Thema "Detachment" von [Swami Sivananda].

Einführung

Es wird im allgemeinen angenommen, dass Entsagung Gleichgültigkeit, Enttäuschung oder einen Mangel an Verantwortlichkeit voraussetzen könnte. Die spirituelle Bedeutung des Begriffes der Entsagung ist genau das Gegenteil. Freilich, wenn jemand frei ist von Pflichten und Verantwortung anderen gegenüber und wenn kein persönlicher Gewinn oder Verlust mit einem Vorhaben verbunden sind, könnte so jemand einen Mangel an Interesse und Entschlusskraft zeigen. Dies ist der Fall bei weltlich orientierten Menschen und fast bei jedermann, denn es ist sehr schwierig jemanden zu finden, der hundertprozentig spirituell ist.

Entsagung hat jedoch eine große Bedeutung für jemanden der bestrebt ist, sich von einer instinktiven, physischen Ebene zu einem Leben mit hohen Idealen und innerer Erfüllung zu erheben. Ohne ein gewisses Maß an Entsagung wird das Leben von einem alles durchdringenden Egoismus beeinträchtigt und verdorben. Es ist das große Ego, welches die Wurzel für individuelle Konflikte, familiäre Streitigkeiten, kommunale Zerwürfnisse und internationale Spannungen ist.

Es ist es wert, die Beobachtung eines großen nationalen Führers zu zitieren: „All die Millionen Handlungen von Gewalt, die wir täglich in unserm normalen Leben verüben, bilden die Basis, auf der die Pyramide der Gewalt und des weltweiten Krieges steht. All die vielen kleinen Gewalttätigkeiten am unteren Ende der Pyramide unterstützen den Aufbau von Weltkriegen darüber. Wenn es unten keine Gewalt gäbe, würde es oben auch keine geben.“

Die alles durchdringende Gewalt

Das Leben der Menschen ist durchdrungen von Gewalt, von versteckter oder offensichtlicher Gewalt. Es gibt beständige Gewalt im persönlichen Leben. Im Verlauf des tagtäglichen Lebens drückt man sich in so vielen Formen von Gewalt aus, durch Worte und Taten, durch Gedanken und Einstellungen, wenn man versucht, seine eigenen Interessen anderen aufzuzwingen, mit seinem Ego andere zu dominieren und diejenigen fertig zu machen, die die eigene Eitelkeit verletzt haben könnten.

Spannungen zwischen Gemeinden, religiöser Aufruhr und politische Unruhen, eine Nation versucht eine schwächere zu unterdrücken, eine Klasse der Gesellschaft benachteiligt und diskriminiert eine andere, Parteiführer nutzen den Zorn der Massen für ihre Selbstverherrlichung, sogenannte Patrioten greifen zu Gewalt, um die Eitelkeit regionaler Unabhängigkeit zu befriedigen oder im Namen der Wahrung der Eigenständigkeit ihrer Kultur, auch wenn sie dadurch an den Wurzeln der nationalen Einheit zündeln – all dies sind die fatalen Konsequenzen der krankhaften, fast paranoischen Anhaftung an das Ego (Selbst) und alles, was damit verbunden ist.

Die ganze Gesellschaftsstruktur ist eine Brutstätte der Gewalt, eine Klasse versucht auf Kosten einer anderen zu gedeihen, sogar im Namen der Religion und sogar durch das Fördern von Klassenhass mithilfe doktrinärer Gewalt. Es gibt fast keine Ausnahme, wo die allgegenwärtige Gewalt im Leben nicht gespürt wird. „Ich und meine Interessen gehen über alles; meine Gemeinde und meine Provinz über alles“ – so ist der Machtanspruch fast eines jeden, sei er nun direkt oder indirekt ausgedrückt.

Fluch der Anhaftung

Erkenne die Wurzel deines Leids entstanden aus Unwissenheit, reiße sie aus und werde frei

Richtlinien zur Entsagung in persönlichen Beziehungen, im Familienleben, in interkommunalen und internationalen Beziehungen ist das Gebot der Stunde. Das heißt nicht, dass die Menschen ihre Verantwortung für die Familie, die Gesellschaft und ihr Land einfach über Bord werfen dürfen. Es bedeutet nur eine vernünftigere Grundhaltung und eine bessere Ausübung der Pflichten.

Wegen der außergewöhnlichen Habgier und der Verhaftung an das Ego greifen die Menschen zu unfairen Methoden, auch im Namen von wünschenswerter Verbundenheit mit der Familie oder um persönliche Interessen zu schützen. Es ist nichts Schlimmes daran, wenn man dies mit einem großen Verantwortungsgefühl erledigt. Tatsächlich greift man aber zur Unwahrheit, betrügt andere und ist rundum in so vielerlei Weise gewalttätig, um das Selbst, das man auf seine direkten Beziehungen und Aktivitäten projiziert, aufrecht zu erhalten.

Alle Beziehungen im Leben sind beeinträchtigt und verdorben durch diese außerordentliche Selbst-Liebe. Genau hier spielt ein gewisses Maß an Entsagung eine entscheidende Rolle. Wenn es ein wenig Weitsicht gäbe, wenn man versuchen würde, sich über die Loyalität zu sich selbst zu erheben zum Segen derjenigen, mit denen man in direkter Verbindung steht; sich erheben über seine Loyalität zu regionaler Verbundenheit für nationale Einheit und allgemeinem Wohlergehen; sich erheben über patriotische Loyalität zum Segen von internationaler Partnerschaft - dann würde die allgegenwärtige Gewalt um ein großes Maß verringert.

Entsagung ist das Gegengift für Eifersucht, Hass und Furcht, Misstrauen, Angst und Rastlosigkeit. Das fanatische Anhaften der Menschen an materielle Gegenstände reduziert ihn auf einen Zustand von erbärmlicher Sklaverei, auch wenn sie große Verfechter von allen möglichen Arten von Freiheit sind. Man zerplatzt wie ein Luftballon, wenn man einen materiellen Verlust erleidet, und man bläht sich in unglaubliche Dimensionen auf, wenn der Eitelkeit sehr geschmeichelt wird.

Irrationales Leid

Freude und Schmerz sind laut Krishna in der Bhagavad Gita ein und dasselbe

Ein Mann sah einen wunderschön geschnitzten Spazierstock den Fluss hinabschwimmen. Er war von seinem Aussehen sehr angetan und wollte ihn besitzen. Er sprang in den Fluss, schwamm zu dem treibenden Stock, und sein Herz zersprang vor Freude darüber, dass sein Wunsch in Erfüllung gegangen ist. Wie er nun zurückschwamm, glitt ihm versehentlich der Stock aus der Hand. Da er fast vollkommen erschöpft war, schwamm er verzweifelt in Richtung Ufer, obwohl er den Stock nicht wiedererlangen konnte.

Dieser Mann war sehr bedrückt und beklagte den Verlust des Spazierstocks. Vor einigen Momenten war dieser noch nicht sein eigen; er besaß ihn nur für ein bis zwei Minuten; und als er ihn verloren hatte, wurde er traurig. Das Leben der Menschen ist voll von soch irrationalen Fällen von Traurigkeit. Du hast nichts besessen, als Du zur Welt kamst, und Du kannst nichts mitnehmen, wenn Du von ihr gehen musst. In der Zwischenzeit macht man sich unglücklich durch so viel Anhaftung und Habgier. Ein gewisses Maß an Entsagung ist daher ein unerlässlicher Faktor für Frieden und Glückseligkeit im Leben.

Echte Liebe und Mitgefühl können gedeihen, wenn die Menschen selbstlos sind und ein wenig Abstand zu ihrem egozentrischen Selbst haben. Nur dann könnte man seine Pflichten gut erfüllen und gleichzeitig sehr effektiv der Menschheit dienen. Es gäbe nicht so viel Gewalt in der Gesellschaft, Klassenhass und Streit in den Familien, wenn jeder Einzelne und jede Gemeinschaft die Interessen der anderen erkennen und ein wenig mehr über die eigenen Interessen stellen würde. Auch wenn es ein bisschen weniger Eitelkeit gäbe über die sogenannten kulturellen oder intellektuellen Vorzüglichkeiten des eigenen Gebietes, durch die man anderen überlegen wären. Und wenn man sich darum bemühen würde, durch breitere Kontakte und eine weitere Perspektive den eigenen Horizont zu erweitern. Ein gewisses Maß an Entsagung kann eine entscheidende Rolle spielen bei der Heilung einer irregeführten Denkweise vieler Menschen.

Viveka Chudamani - Entsagung führt zu Samadhi

Swami Nirgunananda - Entsagte im Yoga Vidya Ashram

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 342 von Sukadev Bretz -

Der Sannyasin, der der Anweisung des Meisters gefolgt und den Schriften zugehört hat, wird von den Schriften durch die Anleitungen zur Gedankenstille, Selbstbeherrschung in den Zustand von samadhi geführt – und erkennt im Selbst verweilend: „Alles ist das Selbst“.

Hier steht auf Sanskrit sarvatmyasiddhaye, das heißt man erreicht (siddhaye) das Sarvatmya, das Alleseelesein. Sarva heißt alle, Atma heißt Seele. Die Erkenntnis, das Erreichen der Erfahrung, dass alles eine einzige Seele, ein einziges Selbst ist. Wie erreicht man das?

Entsage allen Handlungen

Man erreicht es zunächst als Bhiksoh. Bhiksoh wurde hier als Sannyasin, als Bettelmönch übersetzt. Du magst jetzt sagen, dass du kein Bettelmönch bist, sondern Beruf und Familienleben hast, aber es ist gut, wenn du dir vorstellst, dass du letztlich wie ein Bettler bist. Uns gehört nichts. Dir gehört nichts, mir gehört nichts, uns gehört nichts. Wir sind das unsterbliche Selbst und haben einen Körper als Leihgabe bekommen. Der Körper hat andere Dinge bekommen. Wann immer du isst, stelle dir vor, du bittest um Bettelgaben. Und selbst wenn du es dir gekauft und selbst zubereitet hast, hast du es nicht selbst geschaffen. Du hast von Mutter Erde etwas bekommen. Der Bauer musste es anpflanzen. Jemand musste das Ganze ernten und dann musste es anschließend auf den Markt kommen und so weiter. Dir gehört es letztlich nicht. Du bist ein Bettler, ein Bettelmönch. Du hast Bhiksha bekommen, eine Bettelgabe. kṛta-śravaṇa-karmaṇaḥ, der die (heilige) Handlung (Karman) des Hörens (der Lehre, Shravana) absolviert hat. Es gibt die Einstellung, dass du im Alltag ein Bettler bist. Habe diese Einstellung. Das ist eine sehr wichtige und gute Einstellung.

Das Hören und Lesen von spirituellen Texten ist hilfreich

Und dann gibt es das Hören der Lehre, wie du es jetzt machst, wenn du diesem Podcast lauschst. Das ist auch eine spirituelle Handlung. Die gilt es zu tun. Es ist eine heilige Handlung. kṛta-śravaṇa-karmaṇaḥ: die (heilige) Handlung (Karma) des Hörens. Wenn du spirituelle Schriften liest oder hörst, dann betrachte das als etwas Heiliges. Bringe dich in einen heiligen Raum, wenn du zuhörst und wisse, dass es nicht einfach nur Wissen ist, welches du absorbierst. Es gibt diese Demut, es ist eine heilige Handlung. Wenn du das machst, dann gelingt es dir, in die meditative Versenkung, Samadhi, zu kommen und so wirst du auch santa, ruhig und friedvoll, danta, selbstbeherrscht. Und wie gelingt dir das?

Erfahre die Einheit

Mit den Worten der Upanischaden:

  • Man kann sagen, dass du dich als erstes als Bettler auf dieser Welt betrachten sollst. Dir gehört nichts.
  • Dann übe Friedfertigkeit, Selbstbeherrschung.
  • Danach übe meditative Versenkung. Es muss ja nicht gleich Samadhi werden.
  • Dann lausche den Shrutis, den heiligen Schriften. Lausche ihnen mit dem Gefühl, dass es etwas Heiliges ist
  • und komme dann zum Gelingen, siddhaye, der Erfahrung der Einheit, sārvātmya-siddhaye.

Viveka Chudamani - Äußere Entsagungen reichen nicht aus. Entsage den Verhaftungen

Öffne dein Herz - gib jede Vorstellung von Trennung auf

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 559 von Sukadev Bretz -

dehasya mokṣo no mokṣo na daṇḍasya kamaṇḍaloḥ |
avidyā-hṛdaya-granthi-mokṣo mokṣo yatas tataḥ || 559 ||

"Das Aufgeben von Körper, Wanderstab und Wasserkrug ist an sich noch keine Befreiung. Wer immer aber den Knoten der Unwissenheit im Herzen löst, ist befreit."

Manche Menschen hängen zu sehr am Aufgeben. Sie wollen dieses und jenes aufgeben und anderes auch noch aufgeben. Ständig sprechen sie davon, was sie alles aufgeben wollen. Es sind aber nicht die äußeren Dinge, die so wichtig sind aufzugeben, sondern es gilt den Knoten der Unwissenheit aufzugeben. Du kannst durchaus ein Haus haben, Familie haben, du kannst gutes Essen haben, Sexualität leben, erfolgreich im Beruf sein und trotzdem auf dem spirituellen Weg gut voranschreiten.

Körper und Psyche sind nur Instrumente

Wichtig ist, dass du erkennst, dass der Körper und die Psyche nur Instrumente sind. Das bist du nicht wirklich. Das ganze Leben ist wie eine Traumwelt. Hinter allem ist die eine unendliche Wirklichkeit. So ähnlich vielleicht auch wie du mit deinen Kindern gespielt hast oder spielst. Vielleicht spielst du zusammen Indianer und Cowboy. Vielleicht spielst du irgendwelche anderen Spiele oder vielleicht hast du auch schon mal solche Computerspiele gespielt, bei denen du dir einen eigenen Avatar, eine eigene virtuelle Persönlichkeit zulegst. Du spielst all das, du bist es nicht. Solange du dich dabei nicht identifizierst, ist alles in Ordnung. So spiele die Rollen, die du zu spielen hast, gib nicht die Rollen vorschnell auf. Erfülle deine Rollen und Pflichten. Aber sei dir bewusst, dass du weder die Aufgaben noch die Pflichten bist. Du bist das unsterbliche Selbst, der Atman. Und selbst wenn du einiges aufgegeben hast, dann sei dir bewusst, dass danach wieder etwas in dich hineinkommt. So wie die Geschichte von einem König namens Bharata zeigt.

Geschichte von König Bharata

Er hatte sein Königreich gut regiert, lange Zeit gelebt und jetzt die große Sehnsucht entwickelt, Gott zu verwirklichen. Also hat er sein Königreich aufgegeben und gedacht, dass er durch das Aufgeben des Königreiches zur Verwirklichung kommen würde. Er zog in eine kleine Einsiedelei. In dieser Einsiedelei lebte er von den Früchten, die der Wald ihm gab und dem einen oder anderen, was die Bewohner der Gegend ihm brachten. Ansonsten meditierte er viel, las die Schriften und machte große Fortschritte auf dem Weg.

Aber eines Tages sah er ein Reh, was offensichtlich keine Mutter mehr hatte. Er adoptierte dieses Rehkitz und zog es groß. Er entwickelte Verhaftung an das Rehkitz. Er hatte sein ganzes Königreich aufgegeben, aber an das Rehkitz war er jetzt verhaftet. Und in der letzten Stunde seines Lebens dachte er nur an sein Rehkitz und anstatt, dass er in der Stunde seines Todes die Gottverwirklichung erreichte, wurde im nächsten Leben zu einem Reh. Er musste danach noch ein weiteres Leben haben, um zu verwirklichen.

Löse Avidya Hridaya Granthi auf

Selbst wenn du also alles aufgibst, sofort identifiziert sich der Geist mit etwas anderem. Es ist nicht so wichtig alles andere aufzugeben. Es ist wichtig Verhaftungen aufzugeben und das höchste Wissen zu erlangen. Das höchste Wissen ist Aham Brahmasmi. Ich bin Brahman. So löse Avidya Hridaya Granthi auf, den Knoten (Granthi) des Unwissens (Avidya) im Herzen (Hridaya).

Die wunderbare Kraft der Entsagung

Entsagung ist geistiges Loslassen

- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der Liebe von James Swartz -

Narada Bhakti Sutra - Vers 8

nirodhas tu loka-veda-vyāpāra-nyāsaḥ॥ 8॥
Vers 8: „Zu entsagen bedeutet, die weltlichen und die spirituellen Pflichten dem Herrn zu weihen.“

Ein nondualer bhakta sieht Objekte und die Anhaftung an Objekte gleichermaßen, doch dieser Vers spricht zum dualistischen bhakta, der wissen muss, dass er zwar äußerlich Objekten entsagen kann – indem er zum Beispiel den Job, das Haus, die Frau und das Kind aufgibt – dass aber die Anhaftung an die Vorstellung, dass Objekte für das Glück notwendig sind, das eigentliche Hindernis zur Freiheit und zur nondualen Liebe ist. Wenn du diese Vorstellung aufgibst, dann kannst du auch Frau und Kind behalten denn, ob an- oder abwesend, sie sind nicht verschieden von dir.

Nonduale bhaktas, freie Menschen, sind erfüllt von sich selbst, daher haben sie keine weltlichen oder spirituellen Ziele. Sie handeln ebenso wie andere, denn niemand kann das Handeln auch nur für einen Moment vermeiden, aber sie hängen nicht von den Resultaten ihrer Handlungen ab, weil sie bereits vollkommen erfüllt sind. Bestimmte Handlungen sind uns nicht frei gestellt, zum Beispiel essen, schlafen und atmen, aber es braucht nicht sehr viel, um das eigene Überleben zu sichern. Saṃsārīs sind um der Freude willen dauernd mit unnötigen Dingen beschäftigt. Zum Beispiel sehnen sich die Menschen nach Liebe. Wenn du aber weißt wer du bist, dann entsteht dieser Wunsch nicht, weil du die nonduale Liebe bist. Warum sollst du dir irgendwo ungesundes Essen bestellen, wenn du zu Hause im Kühlschrank etwas Edleres hast?

Ein Milchmann betete um eine unerschöpfliche Milchquelle, damit er reich werden konnte. Der Herr erschien und erfüllte seinen Wunsch. Aber der Milchmann war nicht zufrieden, also sagte er: „Wie du weißt, Herr, bin ich es gewohnt, meine Milch zu verwässern, um mehr Geld zu verdienen, also gib mir bitte auch einen endlosen Vorrat an Wasser.“ Alte Gewohnheiten sterben nur langsam. Wir haben eine unsterbliche Quelle der Liebe zur Verfügung, durchforsten aber vergängliche Erfahrungen nach Liebe.

Das soll nicht heißen, dass freie, nonduale bhaktas keine Wünsche haben. Diesen Wünschen nachzugehen geschieht jedoch komplett freiwillig. Neben der Macht, zu handeln, und der Macht des Wissens, ist auch die Macht des Verlangens ein heiliges, wunderbares Geschenk Gottes. Wenn du einen Hund fragst, welche Pläne er hat, dann bellt er vielleicht ein paar Mal, bevor er weiterläuft, um am Hinterteil des nächsten Hundes zu schnuppern. Aber der Mensch kann außergewöhnliche, weltbewegende Ziele verfolgen, nicht zuletzt die nonduale Liebe.

Bhagavad Gita - Kapitel 4 – Wissen und die Entsagung von Handlungen

Das Avatar Konzept, Verse 1-18

Isvara erscheint als Lehren in allen Zeitaltern. Wie kann Isvara als eine normale Person, als ein Lehrer erscheinen?  Normale Menschen sind in Unwissenheit über ihre wahre Natur geboren aber avatare werden geboren und wissen wer sie sind. Sie sind frei, sie sind durch Mitgefühl motiviert und nicht durch Wünsche. Jivas sind aus den materiellen Elementen der Maya geboren während avatare direkt von Maya geboren werden. Jivas sind geboren aus gutem und schlechtem Karma aber avatare sind frei von Karma. Daher kommen sie, um zu geben, nicht zu nehmen. Sie kommen, um dharma zu etablieren und adharma zu zerstören. Gottverwirklichung wie Realisierung von jiva, führt zu moksa weil das Selbst und Gott im wesentlichen gleich sind: Bewusstsein.    

Wissen des Selbst - Jnana Yoga, Verse 16-24

Wisse die wahre Natur des jiva und sei frei. Die wesentliche Natur des Individuums ist grenzenloses Bewusstsein. (1) Bewusstsein ist kein Teil, Ergebnis oder eine Eigenschaft des Körpers. (2) Es ist ein unabhängiger Faktor, der den Körper lebendig macht, so wie Elektrizität einen Ventilator mit Kraft ausstattet. (3) Es ist nicht beschränkt durch die Grenzen des Körpers. (4) Es stirbt nicht, wenn der Körper stirbt. Es ist ewig, es ist die Realität, es ist alldurchdringend, es ist kein Objekt der Erfahrung, es ist kein Handelnder/Genießender und es wird durch die Erfahrungen, die sich ihm präsentieren nicht verändert.

Vers 18: “Eine weise Person sieht Handlung als Inaktivität und Inaktivität als Handlung.”

Eine Person, die weiß, dass sie Bewusstsein ist, identifiziert sich nicht mit dem Körper. Daher weiß sie, dass sie nicht handelt, wenn der Körper handelt. Und eine weise Person weiß, dass wenn der Körper inaktiv ist, im besonderen schläft, Handlung nur zeitweilig ausgesetzt ist, weil wenn der Wachende (Person im Wachzustand) wieder erscheint Handlungen wieder beginnen. Selbst wenn Du sagst Du tust nichts, wenn Du still sitzt, tust Du etwas weil still sitzen eine Handlung ist.

Die Herrlichkeit des Wissens des Selbst und die wichtigsten Mittel, Verse 25-34

Zwölf Beiträge. Die ersten elf sind indirekte Mittel zum Wissen. Das zwölfte ist Wissen des Selbst, die Krönung der indirekten Praktiken und das direkte zur Befreiung. Wissen geschieht nicht einfach so. Es erfordert ein Mittel und du musst dafür arbeiten. Du benötigst einen Lehrer, eine bewährte Schrift und Qualifikationen. Du musst durch alle Stufen hindurchgehen: sravanna, manana and nididyasana.

1. Du musst Gott verehren.
2. Du musst alles, was Du über die Sinne erfährst als ein Geschenk von oder für Gott auffassen.
3. Du musst die Sinne handhaben.
4. Du musst die geistigen Instrumente erziehen, Dein Denken permanent beobachten und es ablehnen auf negative Gedanken einzugehen. Merze ungesunde Gedankenmuster aus.
5. Du musst grosszügig mit Deiner Zeit und Deinem Geld sein.
6. Du musst es lernen, mit sehr wenigen Objekten zu leben.
7. Du musst Deine Gesundheit erhalten.
8. Du musst aus den Schriften rezitieren.
9. Du musst die Bedeutung der Worte erlernen.
10. Du solltest Deinen Atem regulieren.
11. Du musst Ess- und Sprechverhalten kontrollieren.
12. Strebe nach Wissen des Selbst.

Die Frucht des Wissens des Selbst Verse 35-42

1. Konflikte verschwinden.
2. Unzulänglichkeit verschwindet und Selbstvertrauen taucht auf.
3. Es ist kein Gefühl von Trennung vorhanden und Du siehst keine Unterschiede.
4. Sowohl negative als auch positive vasanas werden zerstört.

Unterstützende Praktiken

1. Glaube, Vertrauen in die Schriften
2. Brennendes Verlangen nach Befreiung
3. Vervollständigung der Persönlichkeit

Weltentsagung

Jesus sagte: Ihr könnt nicht zwei Herren dienen. Der Welt und Gott. Eigentlich entsagt man nur der Welt und erfährt dadurch Gottes Gnade.

aus „Der Weg zum Selbst“ von Heinrich Zimmer

Weltentsagung (sannyâsa) besteht nicht darin, daß man die äußeren Dinge abstreift, aber daß man das Aufsteigen des Ich austilgt. Für die wahrhaft Weltentsagenden (sannyâsin) besteht kein Gegensatz zwischen Einsamkeit und tätigem Leben. Der Heilige Vâsishtha sagt: »Wie einer, dessen Gemüt mit etwas beschäftigt ist, nicht gewahr wird, was vor seinen Augen geschieht, so ist der Weise, wenn auch mit Tätigkeit befaßt, nicht ihr Täter, denn sein Gemüt bleibt im Selbst untergetaucht, ohne daß ein Ich aufsteht. Wie einer auf seinem Lager ruhend träumt, er falle kopfüber in einen Abgrund, so hört der Nichtwissende, dessen Ich noch da ist, auch wenn er in Einsamkeit sich mit tiefer Meditation befasst, deswegen nicht auf, der Täter all seiner Betätigungen zu sein.

Über Entsagung

- Ein Artikel aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 37 Herbst 2018 von Dirk Gießelmann -

„No want is the greatest bliss“, so Ramana Maharshi, was so viel heißt wie „Wunschlosigkeit ist das höchste Glück“. :Wunschlos glücklich, das kennt man hierzulande auch – jedenfalls als Redensart.

Entsagung kann im weiteren Sinne einfach nur bedeuten, all den zahlreichen Wünschen des Geistes nicht augenblicklich und impulsiv nachzukommen. Es bedeutet auch mit den eigenen Vorlieben und Abneigungen gelassen und geschickt umzugehen und Geduld aufzubringen. Das Leben darf sich entfalten, ohne dabei in allen Einzelheiten „die Kontrolle“ darüber haben zu müssen. Man entsagt der Vehemenz des Egos – der zentralen Ich-Bezogenheit, die sich am Lauf der Welt und an allem immer wieder ächzend reibt.

Geistige Stärke entwickeln

Entsagung bedeutet, geistige Stärke zu entwickeln. Man bedenke, dass ein Mensch zum Opfer seiner Wünsche wird, wenn er sich nicht selbst erzieht. Ein Mensch, der „bewusst entsagt“, ist mit dem, was er hat, zufrieden – mag es viel oder wenig sein. Ein bekanntes Sprichwort lautet „weniger ist mehr“. Es muss nicht immer anders, besser oder mehr werden – auf welcher Ebene auch immer, physisch oder psychisch. Sowieso: Das Leben selbst bringt den Menschen zur Entsagung – nicht selten unfreiwillig – indem er nicht immer das bekommt, was er will. Stets handelt es sich dabei um einen Segen, obgleich nur selten als ein solcher gedeutet und erlebt.

Swami Sivananda

Ja: Das Wesen der Entsagung ist Freiwilligkeit. Und ebenso ist sie es nicht. In eines reifen Menschen Leben wird Entsagung irgendwann zur Pflicht. Dann wieder nicht. Entsagung als Reaktion auf Mangel schmerzt. Entsagung als ein freier Akt ist Ausdruck einer starken Seele. Der Entsagende schont die Frucht zum Wohl der Ernte.

Lösung von Bindungen

Entsagung löst uns von den Bindungen der Welt. Und weil es immer weiter geht im Leben, erfahren wir, dass es auch weitergeht, ohne die Dinge oder Umstände, die wir als ach so notwendig erachtet haben, obwohl sie es nicht sind. Entsagung ist Achtung des Lebens um des Lebens willen in Anbetracht des Wohles aller, nicht um des Einzelnen Bequemlichkeit. „No want is the greatest bliss“, so Ramana Maharshi, was so viel heißt wie „Wunschlosigkeit ist das höchste Glück“. Wunschlos glücklich, das kennt man hierzulande auch – jedenfalls als Redensart.

Wer demnach das, was er braucht, primär in sich selbst und in seinem Leben zu finden vermag, ist glücklich. Mit dem Vertrauen in das Wunderwerk des Lebens verhält es sich so: Was ich brauche kommt zu mir auf einfache, natürliche Art und Weise. Dergestalt ist die Kraft der Entsagung, dass sie das Leben bereichert und erfüllt, indem sie den Drang nach „immer mehr“ unter Kontrolle bringt und dadurch eine Gesinnung der Bedürftigkeit in ein Gefühl der Fülle transformiert. Entsagung ist gelebte Meisterschaft. Entsagung ist Erziehung für den Geist. Entsagung ist Geborgenheit bei Gott. Entsagung ist eine Schwester der Güte. Bescheidenheit ist ein Kind der Entsagung – Zufriedenheit ihr Kindeskind. Die Familie der Entsagung lebt heiter und gelassen, fröhlich und frei.

Entsagung als Akt der Liebe

Entsagung ist kein Krieg gegen die Welt, keine Ablehnung der Schönheit des Lebens – obgleich sie anfänglich ein offensiver Akt der Abkehr von „weltlichen Begierden“ sein kann – ja vermutlich sogar sein muss. Damit verhält es sich in etwa so: „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“.

Mit Entsagung hat ein Geplagter zu Beginn die Schwächung übersteigerter Ich-Bezogenheit (Ego) im Sinn. Danach ist Raum für mehr… Offenheit. Mit der Zeit ist Entsagung ein Akt der Liebe im Bewusstsein der Fülle.

Der Entsagte ist im Frieden mit sich selbst. Im Einklang mit der Welt. Das Ziel aufrichtiger Entsagung ist Harmonie. Schließlich wird der Entsagung entsagt – das Leben spontan und ohne Widerspenstigkeit erlebt.

Entsagung bedeutet, nichts zu suchen und alles zu haben.

Entsagung bedeutet Reichtum an Einfachheit.

Entsagung bedeutet, den eigenen Willen entbehren zu können, und doch auch weiterhin zu wollen und gleichermaßen zu empfangen – weil es der Wille Gottes ist, der sich so in allem zeigt.

Entsagung bezweckt Freiheit; die Unabhängigkeit von Abhängigkeit.

Entsagung bedeutet Kultivierung des Zufriedenseins mit dem, was ist.

Von der Welt entsagt, ist die Entsagung ein Ausdruck der Genügsamkeit.

Dem Entsagenden gehört die Welt – sie liegt ihm zu Füßen.

Entsagung ist eine Idee. Ein Konzept. Entsage der Definition und übrig bleibt Freiheit.

Ein Ideal frei von Ideal.

Entsagung und andere Tugenden

Entsagung ist der Verzicht auf etwas, das man bisher geschätzt hat. Man kann seiner Lieblingsspeise entsagen, um Selbstkontrolle zu üben. Man kann der Beförderung entsagen, weil man weiß, dass etwas anderes wichtig ist. Und man kann einer weltlichen Karriere entsagen, um spirituell zu wachsen. Im Yoga Kontext wird unter Entsagung oft der Weg des Mönches, des Sannyasins, verstanden. Allerdings spricht Krishna in der Bhagavad Gita von Entsagung als Entsagung der Früchte der Handlung und Gleichmut in Erfolg und Misserfolg, in Lob und Tadel.

Entsagung - eine Tugend. Was ist Entsagung ? Woher stammt das Wort? Wozu ist Entsagung gut? Was sind ihre Grenzen? Wie kann man sie kultivieren? Was ist das Gegenteil von Entsagung ? Mit vielen praktischen Tipps, Videos und Anleitungen.

In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und geistigen Eigenschaften beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Entsagung in Beziehung zu anderen Tugenden und geistigen Eigenschaften sowie in Bezug auf Laster sehen kann:

Ähnliche Eigenschaften wie Entsagung

Ähnliche Eigenschaften wie Entsagung, also Synonyme zu Entsagung sind z.B. Abstinenz, Askese, Mäßigung .

Ausgleichende Eigenschaften

Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Entsagung übertrieben kann ausarten z.B. in Intoleranz, Überheblichkeit, Arroganz . Daher braucht Entsagung als Gegenpol die Kultivierung von Dankbarkeit, Genuss, Großzügigkeit .

Gegenteil von Entsagung

Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Entsagung, Antonym zu Entsagung :

Entsagung im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten

Entwicklung von Entsagung

Swami Nirgunananda - ein Leben der Entsagung

Entsagung kann man sehen als Tugend, als eine positive Eigenschaft. Vielleicht willst du ja Entsagung in dir stärker werden lassen. Hierzu einige Tipps:

  • Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Entsagung zu kultivieren. Du kannst nicht mehrere Tugenden auf einmal entwickeln. Aber es ist möglich, jede Woche eine Tugend, eine Eigenschaft, wachsen zu lassen.
  • Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Tugend, die Eigenschaft, Entsagung kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein entsagenderer Mensch zu sein."
  • Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Entsagung ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt
  • Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Entsagung“. Mehr Möglichkeiten zu Affirmationen findest du weiter unten
  • Am Tag wiederhole immer wieder eine solche Affirmation: "Ich bin entsagend ".

Affirmationen zum Thema Entsagung

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Affirmationen für mehr Entsagung Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr darüber.

Klassische Autosuggestion für Entsagung

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Hier die klassische Autosuggestion:

  • Ich bin entsagend

Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:

  • Ich bin entsagend . Om Om Om.
  • Ich bin ein Entsagender, eine Entsagende

Entwicklungsbezogene Affirmation für Entsagung

Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin entsagend " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:

  • Ich entwickle Entsagung
  • Ich werde entsagend
  • Jeden Tag werde ich entsagender
  • Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Entsagung

Dankesaffirmation für Entsagung :

  • Ich danke dafür, dass ich jeden Tag entsagender werde.

Wunderaffirmationen Entsagung

Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren, die Sukadev Volker Bretz als Wunderaffirmationen bezeichnet:

  • Bis jetzt bin ich noch nicht sehr entsagend . Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Entsagung entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
  • Ich freue mich darauf, bald sehr entsagend zu sein.
  • Ich bin jemand, der entsagend ist.

Gebet für Entsagung

Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Entsagung :

  • Lieber Gott, bitte gib mir mehr Entsagung
  • Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein entsagender Mensch werde
  • Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Entsagung mehr und mehr zum Ausdruck bringe

Was müsste ich tun, um Entsagung zu entwickeln?

Du kannst dich auch fragen:

  • Was müsste ich tun, um Entsagung zu entwickeln?
  • Wie könnte ich entsagend werden?
  • Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Entsagung
  • Angenommen, ich will entsagend sein, wie würde ich das tun?
  • Angenommen, ich wäre entsagend, wie würde sich das bemerkbar machen?
  • Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Entsagung kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als entsagender Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?

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Siehe auch

Hände zum Gebet

Eigenschaften im Alphabet vor Entsagung

Eigenschaften im Alphabet nach Entsagung

Literatur

Weblinks

Seminare

Achtsamkeit

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Jnana Yoga, Philosophie Jnana Yoga, Philosophie

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Indische Schriften

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Multimedia

Entsagung ist der positive Akt des Abgebens - Bhagavad Gita XVIII 4

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Entsagung als geistiger Zustand

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