Wunschlosigkeit

Aus Yogawiki

Wunschlosigkeit ist die einfachste Weise zufrieden zu sein. Man kann Zufriedenheit definieren als die Anzahl der erfüllten Wünsche dividiert durch die Anzahl der unerfüllten Wünsche. Je weniger unerfüllte Wünsche man hat, umso zufriedener ist man. Insofern streben viele spirituelle Traditionen ebenso wie Philosophenschulen wie die Stoa danach, Wunschlosigkeit zu entwickeln. Auch Yoga mit seinen unterschiedlichen Pfaden, kann Dir helfen, Wunschlosigkeit zu entwickeln.

Ein Sannyasin, Mönch in Indien, dem Geburtsland des Yoga

Ein Sanskritwort für Wunschlosigkeit ist Vairagya, wörtlich der Zustand der Abwesenheit von Wünschen (Raga). Von der sattwigen Wunschlosigkeit, die zu Freude und Zufriedenheit führt, ist die tamasige Wunschlosigkeit zu unterscheiden, die aus Depression und dem Gefühl der Sinnlosigkeit stammt.

Wunschlosigkeit - eine Tugend. Was bedeutet das Wort Wunschlosigkeit? Was will man mit diesem Wort sagen? Wozu ist Wunschlosigkeit gut? Was sind Begriffe mit ähnlicher Bedeutung, was Begriffe mit entgegengesetzter Bedeutung zu Wunschlosigkeit?

Wunschlosigkeit als Grundlage für ethisches und tugendhaftes Verhalten

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

Liebe ist ein sehr tiefes Gefühl, Yoga würde sogar sagen, Liebe ist die Essenz des Menschseins. Swami Sivananda hat ein wunderbares Buch geschrieben, "Göttliche Erkenntnis", da gibt es ein wunderbares Kapitel über Liebe. Da sagt er: "Der Mensch lebt aus der Liebe, er lebt in der Liebe, er wird sich in der Liebe auflösen." Er sagt: "Du lebst, um Liebe zu lernen und du liebst, um leben zu lernen."

Liebe ist ein Wert für sich. Das ist gerade auch besonders charakteristisch für Yoga, dass wir sagen, die Liebe ist das Wichtigste. Diese Liebe, die kannst du kultivieren. Es gibt die so genannte uneigennützige Liebe, man würde auch sagen, die wunschlose Liebe.

Im Karma Yoga spricht man von Nishkamya Karma Yoga, also das uneigennützige Dienen oder wörtlich, das Dienen, ohne eigene Wünsche, wenn du etwas tust für andere, ohne etwas für dich zu wollen, dann ist das Nishkamya Karma Yoga. In der Liebe ist auch eine gewisse Wunschlosigkeit und das ist auch etwas Wichtiges.

Du willst den anderen lieben um seiner selbst willen, nicht, weil du selbst etwas willst. Eine Liebesbeziehung ist keine Krämerbeziehung, wo du sagst: "Ja, so und so viel kriege ich und so und so viel will ich." Wenn es eine solche Krämerbeziehung wäre, das wäre nicht etwas, was eine gute Grundlage einer dauerhaften Liebesbeziehung ist.

Daher überlege, was ist das, was für dich die Essenz der Liebe ist? Natürlich, ausgenutzt zu sein, ist auch nicht das Richtige. Man sagt, die wunschloseste Liebe ist letztlich die Liebe der Eltern zu den Kindern. Eine Mutter liebt ihr Kind, egal, was das Kind tut. Es gibt ja auch solche Fälle, wo das Kind vielleicht sogar eine schwere psychische Störung hat, schwer behindert ist, die Mutter liebt das Kind trotzdem.

Aber natürlich, die Mutter erwartet auch, dass das Kind die Liebe erwidert, eine kleine Geste, ein kleines Lächeln, eine kleine Berührung und die Mutter ist ganz zufrieden. Ganz wunschfrei zu sein ist schwierig. Dennoch kann man sagen, man kann die Liebesbeziehung so wunschlos wie möglich machen, man kann versuchen, so erwartungslos wie möglich da ranzugehen, man kann probieren, den anderen Partner so zu nehmen, wie er ist, ohne zu erwarten, dass er sich ändert.

Natürlich, man kann auch seine eigenen Wünsche ausdrücken und das gehört auch zu einer reifen Liebesbeziehung. Aber Wunschlosigkeit würde auch heißen, du sagst, was du gerne hättest, aber du erwartest nicht, dass der Partner das notwendigerweise erfüllt. Es ist eine andere Art von Wunschlosigkeit, als einfach irgendwo nichts zu sagen, aber doch tief im Inneren zu hoffen, dass der andere doch weiß, was du willst.

Eine tiefere Wunschlosigkeit wäre, du sagst, was du gerne hättest, aber du erwartest nicht, dass es erfüllt wird. Du überlegst, was braucht dein Partner und du versuchst, ihm das zu erfüllen, und du fragst ihn auch. Aber du weißt auch, auch die Liebe deines Partners hängt nicht davon ab, dass du ihm genau die Wünsche erfüllst, die er hat.

In diesem Sinne, tiefe Liebe geht über ein Wunsch hinaus, aber tiefe Liebe kann auch Wunscherfüllung mit einschließen und Wunschäußerung. Wenn du nicht an deinen Wünschen hängst, dann ist das eine Art von Wunschlosigkeit. Wenn du nicht an deinen Erwartungen hängst, ist auch das eine Form von Wunschlosigkeit. Also, habe keine Angst, deine Wünsche auszudrücken und habe keine Angst vor Wünschen. Die Wunschlosigkeit ist nicht wirklich die vollständige Abwesenheit von Wünschen, sondern es ist eine Form des Nicht-Verhaftet-Seins an Wünsche.

Wunschlosigkeit als Ideal in der Bhagavad Gita

In der Bhagavadgita erläutert Krishna seinem Schüler Arjuna immer wieder das Prinzip der Wunschlosigkeit. Er fordert ihn immer wieder auf:

Tue, was zu tun ist, ohne Verhaftung, ohne Wünsche. Dann wirst du glücklich sein, Gott erfahren.

Krishna sagt auch, dass gierige Wünsche eines der Tore ins Elend seien.

Hier ein Vortrag über das Thema: Durch Wunschlosigkeit zur inneren Ruhe und Freude, Kommentar zu den Versen 24-32 6. Kapitel der Bhagavadgita:

Viveka Chudamani - Wunschlosigkeit und Zufriedenheit

Sei zufrieden mit dem was du hast

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 542 von Sukadev Bretz -

kāmān niṣkāma-rūpī saṃś caraty eka-caro muniḥ |
svātmanaiva sadā tuṣṭaḥ svayaṃ sarvātmanā sthitaḥ || 542 ||

"In seiner Wesensnatur den Sinnesobjekten gegenüber wunschlos wandert der Weise allein umher. Er ruht fortwährend zufrieden im eigenen Selbst, als das Selbst von allem."

Werde gleichmütig gegenüber Sinnesobjekten

So wirst auch du sein, wenn du die Gottverwirklichung erreicht hast. Wenn du derjenige bist, der das höchste Selbst erfahren hat, wenn du ein Muni bist. Du wirst gegenüber den Sinnesobjekten gleichmütig und wunschlos sein. Schönes und Unschönes werden kommen.

Was du magst wird kommen, was du nicht magst, wird kommen, aber du bist den Wünschen gegenüber gleichmütig. Du akzeptierst alles. Du weißt, du brauchst niemand anderen. Daher wandert der Weise alleine umher und selbst wenn du mit anderen zusammen bist, weißt du, dass du niemanden und nichts brauchst. Du bist nicht davon abhängig, dass andere dich beachten, dass andere dir Respekt geben, dass andere dir ihre Liebe zeigen. Du hast alles in dir. Du ruhst im eigenen Selbst aber du bist auch das Selbst von allen.

Das eine Selbst ist in allen

Du weißt, dass das Selbst in dir und in anderen ist. Du weißt, dass uneigennützige Liebe von selbst kommt. Herzensverbindung kommt von selbst. Der Körper wandert überall und du bist das unsterbliche Selbst. Tat Tvam Asi – das bist du und weil der Vers so wunderschön ist, will ich ihn noch einmal rezitieren. Mache dir bewusst, dass auch du so sein kannst:

„In seiner Wesensnatur den Sinnesobjekten gegenüber wunschlos wandert der Weise allein umher. Er ruht fortwährend zufrieden im eigenen Selbst, als das Selbst von allem.“

Wunschlosigkeit - Antonyme und Synonyme, andere Persönlichkeitsmerkmale und Tugenden

Hier einige Anmerkungen, wie man as Persönlichkeitsmerkmal, die Eigenschaft Wunschlosigkeit in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:

Ähnliche Eigenschaften wie Wunschlosigkeit - Synonyme

Ähnliche Eigenschaften wie Wunschlosigkeit, also Synonyme zu Wunschlosigkeit sind z.B. Anspruchslosigkeit, Bedürfnislosigkeit, Bescheidenheit, Genügsamkeit, Zufriedenheit.

Ausgleichende Eigenschaften

Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Wunschlosigkeit übertrieben kann ausarten z.B. in Faulheit, Müßiggang, Trägheit, Phlegma, Desinteresse, Gleichgültigkeit. Daher braucht Wunschlosigkeit als Gegenpol die Kultivierung von Sehnsucht, Streben nach dem Höchsten, Einfachheit, [[]].

Gegenteil von Wunschlosigkeit - Antonyme

Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Wunschlosigkeit, Antonyme zu Wunschlosigkeit :

Wunschlosigkeit Antonyme auf einen Blick

Antonyme Wunschlosigkeit sind Sehnsucht, Streben nach dem Höchsten, Einfachheit, Habgier, Habsucht, Gier, Wucher, Gewinnsucht.

Wunschlosigkeit im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten

Wünsche ziehen immer zahlreiche weitere nach sich

Bewusste Entwicklung von Wunschlosigkeit

Wunschlosigkeit gehört zu den Fähigkeiten und Eigenschaften, die man kultivieren, entwickeln kann. Vielleicht willst du ja Wunschlosigkeit mehr zu leben, mehr im Alltag anzuwenden. Hierzu einige Tipps:

  • Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Wunschlosigkeit zu kultivieren. Vielleicht kannst du nicht alle guten Eigenschaften auf einmal kultivieren. Aber es ist möglich, innerhalb einer Woche oder innerhalb eines Monats eine Tugend, eine Eigenschaft, stark werden zu lassen.
  • Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Tugend, die Eigenschaft, Wunschlosigkeit stärken, stärker zum Ausdruck bringen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein wunschloserer Mensch zu sein."
  • Mache jeden Tag wirklich etwas, was du sonst nicht tun würdest und das Wunschlosigkeit ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du normalerweise nicht tun würdest, was aber dieses Persönlichkeitsmerkmal in die Tat umsetzt.
  • Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Wunschlosigkeit."
  • Am Tag wiederhole immer wieder eine Autosuggestion, Affirmation wie z.B.: Ich bin wunschlos."

Affirmationen zum Thema Wunschlosigkeit

Hier einige Affirmationen für mehr Wunschlosigkeit. Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr zu Funktion und Wirkungsweise von Affirmationen. Nicht alle unten aufgeführten Affirmationen passen - nutze diejenigen, die für dich stimmig erscheinen.

Klassische Autosuggestion für Wunschlosigkeit

Hier die klassische Autosuggestion:

  • Ich bin wunschlos.

Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:

  • Ich bin wunschlos. Om Om Om.
  • Ich bin ein Wunschloser, eine Wunschlose OM.

Entwicklungsbezogene Affirmation für Wunschlosigkeit

Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin wunschlos " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:

  • Ich entwickle Wunschlosigkeit.
  • Ich werde wunschlos.
  • Jeden Tag werde ich wunschloser.
  • Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Wunschlosigkeit.

====Dankesaffirmation für Wunschlosigkeit===`

  • Ich danke dafür, dass ich jeden Tag wunschloser werde.

Wunderaffirmationen Wunschlosigkeit

Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren:

  • Bis jetzt bin ich noch nicht sehr wunschlos. Das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Wunschlosigkeit entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
  • Ich freue mich darauf, bald sehr wunschlos zu sein.
  • Ich bin jemand, der wunschlos ist.

Gebet für Wunschlosigkeit

Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Wunschlosigkeit :

  • Lieber Gott, bitte gib mir mehr Wunschlosigkeit.
  • Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein wunschloser Mensch werde.
  • Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Wunschlosigkeit mehr und mehr zum Ausdruck bringe.
Dankbarkeit für kleine Dinge entwickeln hilft, seine Wünsche zu zügeln

Frage dich: Was müsste ich tun, um Wunschlosigkeit zu entwickeln?

Du kannst dich auch fragen:

  • Was müsste ich tun, um Wunschlosigkeit zu entwickeln?
  • Wie könnte ich wunschlos werden?
  • Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Wunschlosigkeit.
  • Angenommen, ich will wunschlos sein, wie würde ich das tun?
  • Angenommen, ich wäre wunschlos, wie würde sich das bemerkbar machen?
  • Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Wunschlosigkeit kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als wunschloser Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?

Wunschlosigkeit

Nach einem Artikel zum Thema Vasana von Swami Sivananda im Buch Inspiration und Weisheit

Was bedeutet Wunschlosigkeit

Wunschlosigkeit ist Vairagya. Vairagya ist die Abwesenheit von Wünschen, Mögen und Nichtmögen.

Wunschlosigkeit bedeutet frei zu sein von Leidenschaften. Wunschlosigkeit bedeutet, alle Wünsche loslassen zu können. Wunschlosigkeit heißt nicht, das Aufgeben von Verantwortung und sozialen Pflichten.

Der entwickelte Vairagy

Ein Vairagy, ein wunschloser Mensch ist über Raga, Abneigungen und Wünsche hinaus gewachsen.

Normale Menschen sind Sklaven ihrer Wünsche, Sklaven ihrer Ablehnungen, Sklaven ihrer Emotionen.

Jemand, der Wunschlosigkeit in sich entwickelt hat, hat eine andere Ausrichtung. Er kann sich von seinen Wünschen lösen. Wunschlosigkeit heißt nämlich nicht, keine Wünsche zu haben, sondern die Fähigkeit, Wünsche loszulassen.

Ein normaler Mensch rennt, wenn er den Wunsch hat Schokolade zu essen, an seinen Schrank und isst Schokolade. Selbst wenn er sich vornimmt keine Schokolade zu essen, nimmt er trotzdem Schokolade zu sich.

Ein Mensch, der ein gewisses Maß an Vairagya hat, spürt vielleicht auch einen kleinen Wunsch. Aber mit Viveka, Unterscheidungskraft kann er sagen, nein, ich wünsche das nicht. Er lässt seine Wünsche los. Er kultiviert Vairagaya, die Fähigkeit Wünsche loszulassen.

Ein Mensch, der letztlich in seinen Emotionen und Wünschen fest steckt, mag einen Menschen nicht mögen. Weil er ihn nicht mag, will er nicht mit ihm zusammen arbeiten. Ein Mensch von Vairagya, Wunschlosigkeit mag auch mag auch mal in sich eine Abneigung gegenüber Menschen spüren, aber er macht sich bewusst, tief im Inneren hat dieser Mensch auch das Gute in sich. Er ist eine Manifestation des höchsten Göttlichen und er kann überlegen im Sinne des größtmöglichen Ganzen, wie kann ich mit dem Menschen zurecht kommen? Wie kann ich mit ihm zusammen wirken? Was ist unsere gemeinsame Aufgabe?

Ein wunschloser Mensch hat auch in sich Wünsche und Abneigungen. Aber er kann über sie hinaus wachsen und kann natürlich auch seine Wünsche und Abneigungen beseitigen.

Ein Mensch voller Vairagya hat eine Erfahrung der Freude und der Leichtigkeit. Ein Mensch der Vairagya, Wunschlosigkeit verwirklicht hat, kann sich lösen von allem nicht dauerhaften, allem Vergänglichen.

Ein Mensch von Vairagya, von Wunschlosigkeit ist der stärkste, der glücklichste, der reifste Mensch auf dieser Welt.

Siehe auch

Eigenschaften im Alphabet vor Wunschlosigkeit

Eigenschaften im Alphabet nach Wunschlosigkeit

Literatur

Weblinks

Seminare

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