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Schon immer haben Menschen die Frage diskutiert: Hat der Mensch einen freien Willen oder ist alles vorherbestimmt? Die verschiedensten Philosophen und auch Religionen haben die unterschiedlichsten Aussagen getroffen. | |||
Die Karma-Philosophie nimmt einen mittleren Standpunkt ein. | |||
Zunächst ein paar Aussagen für Determiniertheit, also Vorherbestimmtheit: | |||
* Der Mensch hat ein Ziel, das es zu erreichen gilt, nämlich die Selbstverwirklichung, die Verwirklichung der Einheit mit der Weltenseele. Er hat des Weiteren einen grundsätzlichen Lehrplan, was er dafür alles lernen muss. Er wird solange wiedergeboren, bis er alle Lektionen gelernt und die Einheit erfahren hat. | |||
* Wie Dinge ausgehen, was andere einem antun, ob ein Unternehmen gelingt, hängt nicht nur von einem selbst ab. Da ist eine Menge vorherbestimmt. | |||
* Der Mensch hat ein Sanchita und ein Prarabdha Karma. Alles, was da aufgespeichert ist, muss der Mensch irgendwann erfahren. Manches dieses Karmas ist auch zeitlich festgelegt, manches nicht. | |||
Und hier ein paar Gebiete, auf denen der Mensch Freiheiten hat: | |||
* Der Mensch hat eine gewisse Freiheit, wie er auf ein bestimmtes Ereignis reagiert. Ein Ereignis, zum Beispiel ein Autounfall, mag vorherbestimmt sein. Was er daraus macht und wie er darauf reagiert, liegt in seiner Hand. | |||
* Der Mensch kann neue Ursachen setzen. Mit neuen Ursachen kann er auch neue Situationen schaffen. Zum Beispiel mag es in seinem Karma sein, zu verarmen. Durch rechtes Denken und Handeln kann er aber neue Ursachen setzen, so dass er es wieder zu einem gewissen Wohlstand bringen kann. | |||
* Ein Aspirant kann durch bewussteres Leben und Erleben Lektionen schneller lernen. So brauchen sich manche Lektionen nicht so grobstofflich zu manifestieren. Angenommen, ein Mensch muss lernen, auf Hilfe angewiesen zu sein. Ein bewusster Aspirant wird das vielleicht spüren und andere um Gefallen bitten und sich bewusst machen, dass er nicht alles selbst tun kann. Ein anderer braucht für diese Lektion vielleicht einen Krankenhausaufenthalt. Ein spiritueller Aspirant spürt vielleicht, dass er sich von Materiellem befreien soll und gibt eine großzügige Spende. Ein Nicht-Aspirant braucht dazu einen Dieb, der ihn von Materiellem befreit. | |||
* Ein Aspirant kann sogar im Traum einiges an Karma verbrennen: Durch gesteigerte Bewusstheit können auch Traumerlebnisse zu innerer Transformation führen. Auch zwischen zwei Leben, in der Astralwelt, kann ein bewusster Aspirant Lernlektionen erhalten. | |||
* Ein Aspirant kann sein Karma beschleunigen und durch intensive spirituelle Praktiken abbauen. Wer zum Beispiel an einer Meditations-Schweigewoche oder einer Kundalini Yoga Intensivwoche teilnimmt, geht manchmal durch Himmel und Hölle. Er wird konfrontiert mit allen möglichen inneren Widerständen und Erfahrungen. Er kann lernen, mit diesen umzugehen und daran zu wachsen. Daher heißt es, dass intensive spirituelle Praktiken helfen, Karma zu verbrennen. | |||
* Ein Aspirant kann sich ganz einem Meister anvertrauen. Durch das Zusammensein mit dem Meister kann einem Aspiranten Vieles klar werden, er kann Vieles lernen, wofür er sonst heftigste äußere Situationen bräuchte. So kann er zum Beispiel durch das intensive Leben in einem Ashram viele äußere Karma-Situationen vermeiden. Daher wird manchmal gesagt, dass ein Meister einem Schüler Karma wegnehmen kann. Natürlich wäre es unsinnig, wenn ein Meister einem Schüler Lernlektionen wegnehmen würde. Das wäre so unsinnig, wie wenn ein Schullehrer die Hausaufgaben und die Klassenarbeiten für seine Schüler schreiben würde. Aber wenn ein Meister einem Schüler hilft, spirituell zu wachsen, werden manche karmischen Lektionen überflüssig. | |||
* Man kann sich auch ganz Gott darbringen. Im Christentum heißt es, dass Jesus für die Vergebung der Sünden gestorben sei. Und wer an Jesus glaubt, dem werden allein dadurch die Sünden vergeben. Auch in der Bhagavad Gita finden wir das Gleiche: In XVIII. 66 sagt die Gott-Inkarnation Krishna: „Wer alles mir darbringt, dem nehme ich alle Sünden.“ Wenn man sich ganz Gott darbringt, können viele Lektionen innerlich über die Verbindung mit Gott, aus dem alle Lektionen kommen, erfahren werden. Manches äußere Erlebnis ist damit nicht mehr nötig. | |||
* Insgesamt kann man sein Karma beschleunigen, indem man sein Prana (Lebensenergie) und seine Bewusstheit steigert. So können mehr Ereignisse in kürzerer Zeit geschehen, man lernt schneller. So kann Sanchita Karma schneller in Prarabdha Karma umgewandelt werden – man kann in einem Leben die Lektionen von vielen Leben zusammenfassen. | |||
* Wenn man die Selbstverwirklichung erreicht hat, werden die Samen des Karmas verbrannt. Der Teil des Sanchita Karmas, der noch nicht begonnen hat zu keimen, braucht nicht mehr geerntet zu werden. Zwar kann man die Verwirklichung nicht erreichen, wenn noch zuviel Karma unerledigt ist. Aber wenn man durch Bemühung, uneigennütziges Dienen, Hingabe, rechte Erkenntnis und Gnade die Verwirklichung erreicht hat, erübrigt sich ein großer Teil des eigentlich noch wartenden Karmas. Ein Selbstverwirklichter hat alles erkannt, alles erreicht, alles verwirklicht, das Ziel des Lebens erreicht. | |||
Swami Sivananda hat gerne betont, dass der Mensch aktiv werden solle, dass er sich bemühen sollte. Er hat sich, wie viele andere Meister vor ihm, gegen die Neigung zu Fatalismus und Lethargie, die es in Indien und anderswo zweifellos immer wieder gegeben hat, gewandt. Ich möchte nochmals die Stelle aus Swami Sivanandas Buch „Sadhana“ zitieren: „Sage niemals Karma, Karma, Karma. Mein Karma hat mich so gemacht. Bemühe dich. Übe Purushartha, eigene Anstrengung.“ Eigenes Bemühen, eigenes Entscheiden ist zunächst wichtig. | |||
Von einem höheren Standpunkt, den Swami Sivananda an anderer Stelle betont, gilt jedoch: Letztlich geschieht alles so, wie Gott es vorgesehen hat… Und vom höchsten Standpunkt, der in der Vedanta-Philosophie immer wieder betont wird, gilt: In Wahrheit passiert nichts – es gibt nur ein universelles Bewusstsein, Brahman, welches sich scheinbar durch Raum und Zeit in Einzelteile aufteilt und Evolution spielt, in Wahrheit aber stets Eins ohne ein Zweites bleibt. | |||
Ich will dieses Kapitel abschließen, indem ich dir nochmals die sieben Worte spiritueller Philosophie beziehungsweise die sieben Prinzipien spirituellen Lebens nahelege: | |||
Sei dir bewusst: Es gibt ein höchstes Bewusstsein, welches hinter allem steht (Brahman). Erkenne, dass die Alltagswahrnehmung eine Täuschung (Maya) bzw. ein Traum Gottes (Lila) ist. Sei dir bewusst, dass Leben in Begrenzung, in Ego-Identifikation letztlich Leiden ist (Dukha). Vergegenwärtige dir: Es gibt Kaivalya, die Befreiung. Diese zu erreichen ist Ziel des Lebens bzw. aller Leben. Bemühe dich selbst, an deiner Verwirklichung zu arbeiten (Abhyasa). Übe regelmäßig spirituelle Praktiken (Sadhana). Führe ein reines, ethisches Leben (Sattwa). Übe uneigennützigen Dienst (Seva). Suche die Gemeinschaft mit anderen spirituell Suchenden beziehungsweise einem spirituellen Lehrer (Satsang). Gehe davon aus, dass im Alltag geschieht, was geschehen soll (Karma). Ziehe die Lektionen aus der Schule des Lebens und lebe nach bestem Wissen und Gewissen. Bringe dann alles Gott dar und vertraue auf seine Gnade (Kripa). Wenn du so über viele Leben an dir gearbeitet hast bzw. Gott an dir hast arbeiten lassen, erfährst du schließlich Nirvikalpa Samadhi, Unio Mystica, Nirwana, Kaivalya (Befreiung). Bemühe dich. Und entspanne dich: Du wirst das Ziel irgendwann erreichen… | |||
==Gedichte über die Freiheit – von Swami Sivananda== | ==Gedichte über die Freiheit – von Swami Sivananda== | ||
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Version vom 28. November 2021, 10:11 Uhr
Freiheit ist der Zustand des Freiseins. Freiheit kann heißen, dass man frei ist von allen Zwängen. In Freiheit zu sein, bedeutet nicht eingesperrt zu sein. Freiheit gehört zu den Menschenrechten – die Freiheit, sich zu entfalten und nach Glück zu streben. Es gibt äußere und innere Freiheit. Wahre Freiheit ist die Erkenntnis und Verwirklichung, dass man unbeschränktes, ewiges Bewusstsein jenseits aller Grenzen ist. Daher wird im Yoga der höchste Entwicklungsstand des Menschen als Kaivalya, als Moksha, also als Befreiung bzw. Freiheit bezeichnet.
Freiheit in yogischem Sinn ist Ungebundenheit, Abwesenheit von Wünschen und Verlangen, von Neigung (Raga) und Abneigung (Dvesha), von Anhaftung an die Früchte des eigenen Tuns, an Ruhm, Ehre, Geld, Dinge, Menschen, Freiheit von Furcht, usw. Freiheit ist letztlich Moksha, Selbst- oder Gottverwirklichung.
Freiheit - eine Tugend. Was bedeutet das Wort Freiheit? Was will man mit diesem Wort sagen? Wozu ist Freiheit ein guter Begriff? Was sind Synonyme, was Gegenteile von Freiheit? Umfangreicher Artikel mit Vortragsvideo und Tipps.
Freiheit, Unabhängigkeit und die einzigen 4 Sünden
Die Frucht
Jeder strebt nach dem, was ihm fehlt. Die Stufe deiner Freiheit hängt davon ab, wieviel du bereit bist zu verlieren. Wenn dir Materielles fehlt, dann strebst du nach Materiellem. Wenn dir Seelisches fehlt, dann strebst du nach Seelischem, wenn dir Geistliches fehlt, dann strebst du nach Geistlichem. Wenn du genug von allem hast, dann spielst du dieses Spiel namens Leben mit Genuss, bist frei von allem und hängst an nichts, ohne Angst zu haben etwas verlieren, in jedem möglichen Moment. Das ist Freiheit und Unabhängigkeit. Hierin erkennst du das Maß - die Fülle aller Werte. Das ist die Ganzheitlichkeit vom Körper, Geist und der Seele. Das ist die Frucht.
Das Maß
Es gibt nur 4 Sünden in dieser materiellen und dualen Wahrnehmung der Welt.
- 1. Unglücklich sein und sich schwach zu fühlen, denn damit verrätst du dich selbst, deine Göttlichkeit und Grenzenlosigkeit.
- 2. Arm zu sein - das heißt du bist willensschwach oder dumm und kannst dich nicht bemühen (oder alles zusammen), bist nicht fähig deine Familie und dein Volk zu versorgen oder du hast die Wahl getroffen von dieser Verantwortung wegzulaufen, die dich lehrt ein Macher und Schöpfer zu sein.
- 3. Nicht auf dein Gewissen zu hören und dagegen zu handeln - das heißt deine Wahl und deine Ziele sind falsch und in der Lage guten Menschen Schaden zuzufügen. Es gibt nur gute Menschen. Andere Menschen gibt es nicht
- 4. Nicht an deiner Selbstvollkommnug/Weiterentwicklung zu arbeiten, - das heißt dein Leben ist leer und vergeht umsonst.
Hiermit erreichst du das Maß. Das ist der Weg zur Frucht.
- Dmitry Lapshinov, unter anderem ein Schüler von Sri Pranaji (18 Siddhas Tradition), Geshe Rinchen Tenzin Rinpoche (Dzogchen Tradition), Shen Zhi (Tao), Meister Orion (Zen), Chermikov V.M. (Spaz)
Swami Sivananda über Freiheit
Auszug aus dem Buch "Göttliche Erkenntnis" von Swami Sivananda - veröffentlicht im Yoga Vidya Journal Nr.31 - Herbst 2015
Freiheit ist das Geburtsrecht des Menschen. Freiheit ist Sat-Chid-Ananda (Sein-Wissen-Glückseligkeit). Freiheit ist Unsterblichkeit. Freiheit ist Wissen, Frieden und Wonne. Bewusst oder unbewusst, wissentlich oder unwissentlich strebt jeder nach dieser Freiheit.
Jeder möchte unabhängig sein
Jeder möchte ein Herrscher sein. Jeder möchte, dass andere seinen Wünschen entsprechen; niemand möchte von den Wünschen anderer gelenkt werden. Der wahre Grund ist, dass in dir die unsterbliche, selbststrahlende Seele, der Atman ist, der nicht seinesgleichen und keinen Gegner hat, der der innere Herrscher und der Träger des gesamten Universums ist. In Wahrheit bist du dieser Atman (Selbst). Das ist der Grund, warum du ein solches Gefühl und einen solchen Wunsch hast. In jedem Herzen liegt der Wunsch nach Freiheit, diese allesverzehrende Leidenschaft nach Freiheit.
Freiheit ist das Geburtsrecht des Menschen. Freiheit ist die Natur Brahmans (Gott, höheres Selbst), der ewigen Seele. Brahman ist Nitya-Mukta, ewig frei. Der Wunsch nach Freiheit liegt auch in den niedrigsten von Gottes Geschöpfen. Freiheit ist eine Eigenschaft der Seele. Du bist damit geboren. Keine Macht und kein menschlicher Plan können diesen Wunsch unterdrücken. Die Flamme der Freiheit strahlt immer hell. Freiheit, Moksha, ist das letzte Ziel des Menschen. Freiheit ist Befreiung von der Knechtschaft von Geist und Materie.
Freiheit - wahr und falsch
Ein disziplinloses Leben ist nicht vollkommene Freiheit. Überall und alles zu essen, überall zu schlafen, wo man will, alles zu sagen, was man will: das alles ist nicht Freiheit. Du würdest zu einem Sklaven von Körper, Sinnen, Geist, Bequemlichkeit, Essen und Mode. Freizügige Rede ist nicht Freiheit. Gedankenfreiheit ist nicht Freiheit. Zielloses Herumziehen ist nicht Freiheit. Einfach das zu tun, was man will, ist nicht Freiheit. König oder Monarch zu sein, ist nicht Freiheit. Vermögend zu sein, ist nicht Freiheit.
Ein bequemes Leben zu haben, ist nicht Freiheit. Große Reichtümer zu besitzen, ist nicht Freiheit. Nationen zu erobern, ist nicht Freiheit. Sich der Verantwortung zu entziehen, ist nicht Freiheit. Der Welt zu entsagen, ist nicht Freiheit. Materielle Unabhängigkeit bringt dir kein vollkommenes Glück, gibt dir nicht Vollkommenheit. Brot und Konfitüre geben dir nicht wirkliches Glück. Diese kleinen Dinge der Welt können dir keine ewige Freude geben.
Wirkliche Freiheit
Wirkliches Swarajya (Selbstbestimmung) ist nicht nur politisch oder wirtschaftlich, obwohl politische und wirtschaftliche Freiheit für das Wohlergehen von grundlegender Bedeutung sind. Wirkliches Swarajya ist die Herrschaft über sich selbst. Es ist Atma-Swarajya. Es ist Unsterblichkeit. Es ist Vollkommenheit. Es ist nur durch langsame und schmerzvolle Schritte zu erreichen. Von der Zeit gehe weiter zur Ewigkeit. Das ist Freiheit oder Befreiung. Beruhige den Geist. Darin liegt Freiheit und ewige Glückseligkeit.
Wirkliche Freiheit ist Freisein von Geburt und Tod. Wirkliche Freiheit ist Freisein von den Fesseln von Körper und Geist. Wirkliche Freiheit ist Freisein von den Banden des Karma (Gesamtsumme unserer Handlungen aus unserem gegenwärtigen Leben und allen vorhergegangenen Leben). Wirkliche Freiheit ist Freisein von der Anhaftung an den Körper usw. Wirkliche Freiheit ist Freisein von Ichgedanken und Wünschen.
Wirkliche Freiheit ist Freisein von Gedanken und von Zu- und Abneigungen. Wirkliche Freiheit ist Freisein von Begierden, Zorn, Habsucht, usw. Wirkliche Freiheit ist die Identifikation mit dem höchsten Selbst. Wirkliche Freiheit ist Selbstverwirklichung. Wirkliche Freiheit ist das Verschmelzen im Absoluten. Freiheit liegt im Sichloslösen. Freiheit ist Wunschlosigkeit. Freiheit ist Geistlosigkeit. Das Entwurzeln und Transzendieren von Wünschen führt zum erhabenen Zustand höchster Wonne und vollkommener Freiheit.
Innere Freiheit als hilfreiche Tugend
Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz
Freiheit ist eines der besten Gegenmittel gegen Burnout und zwar innere Freiheit. Wenn du innerlich weißt, "ich bin eins mit dem Unendlichen", wenn du innerlich weißt, "letztlich bin ich eins mit der Weltenseele", wenn du innerlich weißt: "Ich bin nicht Körper oder Psyche, ich habe einen Körper. Ich habe eine Psyche und für eine gewisse Zeitspanne bin ich hier auf dieser Welt, ich komme hierher mit einer bestimmten Mission, aber ich kann auch jederzeit wieder abberufen werden. Ich habe eine Freiheit hier, ich bin nicht gebunden."
So ähnlich, angenommen, wenn du weißt, dass du träumst und du bist im Traum, du fühlt dich frei. So ähnlich auch, wenn du über Vedanta weißt, "ich bin das unsterbliche Selbst", dann stellt sich die Frage von Burnout natürlich nicht, sondern du fühlst dich frei, du fühlst dich weit, du fühlst dich verbunden. Und aus dieser Erfahrung von Freiheit kommt Energie, kommt Freude, Verbundenheit. So beschäftige dich mit der Frage: "Wer bin ich?" Und sei dir bewusst: "Ich bin das unsterbliche Selbst, ich bin ewig frei." Und aus dieser Freiheit ziehe unendliche Kraft.
Aus der Gefangenschaft des Geistes zur Freiheit des Bewusstseins
Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2016
Im Yoga geht es um Freiheit. Wir wollen Freiheit erlangen. Aber Freiheit von was? Am einfachsten könnte man sagen, Freiheit von der Gefangenschaft des Geistes. Was heißt jetzt Gefangenschaft des Geistes? Gefangenschaft heißt, dass Du nicht frei bist. Wer bist Du? Was ist der Geist? Was ist gefangen? Im Yoga sagen wir, Du bist das unsterbliche Selbst. Du bist Atman, das reine unsterbliche Selbst. Du bist nicht beschränkt auf die Psyche, Du bist nicht beschränkt auf den Geist, sondern Du bist das unsterbliche Selbst. Du hast eine Psyche mit Persönlichkeit, mit Emotionen, mit Gedanken, mit Wünschen. Aber Du bist es nicht. Du kannst mit dieser Persönlichkeit umgehen auf verschiedenen Weisen. Aber Du kannst gefangen sein in der Persönlichkeit, gefangen sein in dem Geist. Und wenn Du Dich identifizierst mit der Persönlichkeit, und wenn Du alles so tust, was Dein Geist Dir eingibt, dann ist das Gefangenschaft.
Wie man zur Freiheit kommt
Du willst zur Freiheit des Bewusstseins kommen, denn Du bist das unendliche Bewusstsein. Es ist so ähnlich, angenommen, Du hast eine Jacke an, der Reißverschluss geht nicht auf, und Du kriegst die Jacke nicht ausgezogen, dann bist Du in der Jacke gefangen. Es ist schön, eine Jacke zu haben. Gerade, wenn es kalt ist, braucht man eine Jacke. Aber wenn Du die Jacke nicht mehr ausziehen kannst, dann bist Du in der Jacke gefangen. Oder auch, es ist gut einen Raum zu haben, ein Zimmer zu haben zum Schlafen. Insbesondere, wenn es kalt ist. Wenn es schön ist und sonnig ist, dann kannst Du auch draußen schlafen, z.B. im Garten oder auf einer Bank. Aber es bleibt, besonders in unserer Klimazone, eigentlich überall in der Welt: Es ist gut, einen Raum zu haben, ein Dach über dem Kopf. Wenn das Zimmer abgeschlossen ist, dann bist Du in dem Raum gefangen. So ähnlich verhält es sich auch mit Deinem Körper, Du hast ihn um in dieser Welt zu wirken. Und es ist gut, einen Körper zu haben. Ohne den Körper könntest Du hier nichts bewirken. Es soll auf Feinstoffwesen geben, aber im Allgemeinen bist Du eben in diesem Körper. Und dieser physischen Körper, der ist hilfreich, um Dinge in der physischen Welt zu bewirken und Dinge zu erfahren. Aber wenn Du im physischen Körper gefangen bist, dann ist das so, als ob Du in Deiner Jacken gefangen bist oder in einem Raum gefangen bist.
Du bist nicht der physische Körper. Du kannst auch das Bewusstsein des physischen Körpers transzendieren, z.B. in der Meditation, z.B. in der Tiefenentspannung oder auch einfach, indem Du Dein Bewusstsein ausdehnst. Dass Du nicht der physische Körper bist, ist schon deshalb klar, weil Dich weder denkst, dass Du Dein Skelett bist oder Dich damit identifizierst. Identifizierst Du Dich mit Deinen Muskeln? Nein, Du weißt, ich bin Bewusstsein. Du hast einen Körper. Genauso auch, Du bist auch nicht die Psyche. Du bist Bewusstsein. Die Psyche hat besondere Charakteristika. Sie kann introvertierter sein, extrovertierter. Du kannst offen für Erfahrungen sein oder konservativer. Du kannst etwas verträglicher sein, also mit anderen besser zu Recht kommen, oder auch weniger. Es kann sein, dass Du mehr Ängste hast, weniger Ängste hast. Aber Du bist darauf nicht gefangen. Du kannst Dich davon lösen. Freiheit des Bewusstseins heißt, Du löst Dich von Deiner Psyche. Du kannst zwischendurch in der Meditation erfahren, ich bin das unsterbliche Selbst. Ich bin nicht introvertiert / extravertiert. Ich bin nicht verträglich / unverträglicher im Umgang mit anderen Menschen. Das mag meine Psyche sein. Ich bin das unsterbliche Selbst. Und Du hast auch Einfluss auf Deine Psyche. Die Psyche bleibt nicht so. So ähnlich, Du kannst auch Deine Wohnung anders anmalen. Du kannst einen neuen Teppich reinlegen. Oder Du kannst Dir die Kleidung anders gestalten. Genauso auch, Du hast auch eine gewisse Freiheit Deine Psyche zu verändern. Du kannst daran arbeiten, mit anderen besser zu Recht zu kommen. Du kannst daran arbeiten, nicht von Deinen Ängsten beherrscht zu sein. Du kannst daran arbeiten, nicht den Wünschen einfach zu folgen. Du musst nicht die gewohnte Reiz-Reaktions-Muster einfach so fortsetzten. Du kannst Dich davon lösen.
Der Königsweg zur Gelassenheit
Ich habe auch ein Buch geschrieben „Der Königsweg zur Gelassenheit“. Da beschreibe ich z.B. eine Weise, eigentlich beschreibe ich viele Weisen, wie Du frei werden kannst von den Aufregungen und den Ängsten und den Unruhen, die der Geist Dir geben mag. Du bist nämlich frei. Eine Möglichkeit wäre z.B. Wünsche anzusehen als Handlungsempfehlungen mit Energie. Anstatt zu sagen, dass muss ich haben, und wehe ich kann das nicht haben, und dadurch Sklave Deiner Wünsche zu sein, stattdessen kannst Du sagen: Ja Wünsche sind Handlungsempfehlungen meines Geistes. Es ist toll, dass ich Handlungsempfehlungen bekomme, ich bin frei diesen zu folgen oder auch nicht.
Oder auch: Emotionen sind Informationen mit Energien. Wenn Du also z.B. irgendwo etwas Angst bekommst, kannst Du sagen, die Information ist, da könnte etwas schwierig werden, da könnten Gefahren drohen. Und Du kannst sagen, Danke für diese Information. Du musst Dich davon nicht beherrschen lassen. Du kannst, nachdem Du die Information berücksichtigt hast, frei und letztlich authentisch und letztlich selbstbestimmt entscheiden, willst Du dieser Information folgen oder auch nicht. Oder, wenn Du Dich irgendwo ärgerst. Ärger ist auch Information mit Energie. Vielleicht ist die Information, jemand hat Dich nicht freundlich behandelt. Oder die Information ist, jemand behandelt Dich so, wie der Lehrer in der Schule oder Klassenkameraden behandelt haben. Und Du willst Dir das nicht mehr gefallen lassen. Du musst jetzt aber nicht darauf sofort handeln.
Befreie Dich aus der Gefangenschaft des Geistes. Du bist nicht der Geist, nicht die Psyche. Du bist weder Vata noch Pitta noch Kapha im Ayurveda. Du bist weder Löwe, Aszendent Schütze, noch Wassermann, Aszendent Steinbock. Du bist nicht männlich oder weiblich. Du bist nicht klug oder dumm. Du hast einen Geist mit verschiedenen Eigenschaften. Du kannst Dich davon befreien. Du brauchst den Geist in dieser Welt, Du machst Erfahrungen, Du machst Karma und erfährst eine ganze Menge. So wie Du den Körper brauchst, so wie Du in dieser Klimazone, wo wir wohnen, Kleidung brauchst und auch ein Haus brauchst, oder eine Wohnung, oder ein Zimmer, oder auch zumindest ein Bett. So ähnlich brauchst Du den Geist. Aber so wenig, wie Du Dich gefangen lassen solltest von Deiner Wohnung, und so wenig Du Dich gefangen lassen solltest von Deiner Jacke, so wenig solltest Du Dich gefangen lassen von Deinem Geist. Komme zur Freiheit des Bewusstseins. Erfahre, ich bin reines Bewusstsein, unendlich, ewig, eins mit der Weltenseele. Ich habe eine Psyche, ich habe einen Geist, ich habe eine Jacke , und ich habe auch ein Zimmer, in dem ich schlafen kann. Aber: Sat Chid Ananda Swarupoham – meine wahre Natur: Sein, Wissen, Glückseligkeit.
Durch Yoga zu innerer Freiheit
- Ein Artikel aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 40 Frühjahr 2020 von Nepal Lodh -
Die Mondlandung vor 50 Jahren hat uns bis heute neue geistige Horizonte in Bezug auf das Weltall erbracht. Das Universum ist eine Universität. Wir sind Studierende und Forscher. Wir können immer wieder etwas Neues über das Welt- und Menschenbild entdecken, erfahren, mitgestalten und bewundern.
Mit der Yogaübungspraxis haben wir ebenfalls ein Mittel, die Geheimnisse des Universums und der Menschheit zu erforschen und zu entdecken und uns die Ergebnisse positiv nutzbar zu machen. Unser Körper als Mikrokosmos und Tempel ist durch die Atmung mit dem Makrokosmos verbunden. Durch die Yogaübungspraxis können wir spirituelle Geheimnisse, die in uns ruhen, wecken und so immer mehr ganzheitliche Selbsterfahrung erleben. Yoga ist nichts Geheimnisvolles mehr, sondern eine praktische Methode für eine ganzheitliche Selbsterfahrung.
Einmal als Mensch geboren worden zu sein, ist ein Geschenk des Himmels und ein großes Glück. Wir haben so lange warten müssen, daher sollten wir die Möglichkeit wirklich nutzen und erleben. Stattdessen entfernen und entfremden wir uns von der Natur. Die Folgen sind, dass wir uns einsamer fühlen und egoistischer werden. Unser Ziel sollte sein, die Einheit in der Vielfalt zu sehen und zu fühlen.
Yoga als Weg zu mehr Zufriedenheit
Es wird heute zu viel geredet, gejammert und geschrieben von der Unrast der Zeit: immer mehr Stress, immer mehr Hektik, immer in Zeitnot. Und immer in Ängsten vor irgendwas. Muss da ein Mensch nicht unzufrieden werden?
Das muss nicht so sein!
Es gibt einen Weg, um sich aus diesem Teufelskreis zu befreien: YOGA. Wer bereit ist, sich zu verändern, sich neuen Situationen zu stellen, der wird durch Yoga zu einem neuen Selbstvertrauen und zu Persönlichkeitsentwicklung kommen, wird negative Kräfte in positive Kräfte verwandeln und den tiefen Sinn von Veränderungen erfahren.
Mit sich selber zufrieden zu sein, hat aber jedoch nichts mit der negativen „Selbstzufriedenheit“ zu tun, die auf Egoismus und materiellem Denken beruht. Wer mit sich zufrieden ist, wird auch mit seiner Umwelt in Frieden leben, weil er sie positiver, realistischer und optimistischer wahrnehmen kann. Die richtigen Ziele zu erreichen setzt voraus, sich selbst zu kennen sowie Mut und Willensstärke aufzubringen.
Yogaübungen beginnen im Kopf beziehungsweise dem Gehirn. Dort ist das Ziel diese zu visualisieren. Das Gehirn visualisiert ständig. Durch die Visualisierung führt unser Weg in die Innenwelt. Wenn wir in unserer Innenwelt angekommen sind, können wir persönliches Wachstum erfahren und uns weiter entwickeln.
Das Herz ist das Zentrum des universellen Gefühls für Einheit und Vielfalt. Yoga ist der Weg, der uns dort hinführt, wenn wir es ernsthaft üben. Die Yogaübungspraxis öffnet uns die Tür, dorthin zu gelangen.
Das ganze Universum ist in uns, wir haben die Möglichkeiten, unsere Herzen durch die Yoga Praxis zu öffnen. Yoga ist ein Weg zur ganzheitlichen Selbsterfahrung auf ganzheitlicher Ebene.
Übungen
Meditation über das Weltbild
Nimm dazu eine angenehme Sitzhaltung ein. Stelle dir im Geist vor, dass du so hoch im Himmel sitzt, dass du die Weltkugel als Panorama siehst. Visualisiere die Weltkugel. Du siehst Meere, die Wellen des Meeres, Wasserfälle, Bäume, Tiere; dazwischen Menschen, Gewitter, Regen, aktive Vulkane und und und. Es ist ein Kommen und Gehen, alles wechselt hin und her, es geschieht in einer ungeheuren Geschwindigkeit. Was du von oben siehst, ist das Weltbild. Natürlich verändert sich ständig der Rhythmus. Auch du bist dabei eingebunden. Aber hab keine Angst, das ist die Welt.
Meditation über das Menschenbild
Dazu nehme wieder eine bequeme Sitzhaltung ein. Visualisiere das Menschenbild. Du siehst einen Menschen vor dir. Du siehst den Menschen als Baby kurz nach der Geburt, als Kind, als jungen Menschen in der Schule und Berufsausbildung, im Arbeitsleben, bei der Familiengründung, als Familienvater oder -mutter, mit den eigenen Enkelkindern spielend, im Ruhestand, in Vorbereitung auf den Tod. Diese Lebensstationen dienen der Pflichterfüllung in unterschiedlicher Art, im Privat- und Berufsleben und dem Freizeitbereich.
Meditiere zu den Themen „Leben nach dem Tod“, „Das Universum und ich“ und „Ich bin im Universum eingebettet“. Im Universum geht nichts verloren. Alles ist dem Werden und Vergehen unterworfen. Daher musst du keine Angst vor den Übergang haben.
Tägliches Duschritual
Stelle dich unter die Dusche, das Wasser glitzert auf deiner Haut. Das lauwarme Wasser strömt an dir herab und mit ihm wird deine Anspannung weggespült. Dein Geist klärt sich. Deine Sorgen, Ängste und Blockaden lösen sich auf. Eine tiefe, friedliche Entspannung erfüllt dich. Auf eine magische Art und Weise werden deine inneren Verletzungen geheilt. Deine Begeisterung für das Leben ist entfacht und du bist mit Energie geladen.
Jammerfasten
Wir leben im Überfluss und könnten doch so glücklich sein. Stattdessen sind wir ständig am Jammern. Die tägliche Informationsflut weckt oft negative Gefühle in uns, wir beschäftigen uns mit den negativen Ereignissen, werden misstrauisch und fangen an, statt positiv negativ zu reflektieren. Diese ständigen negativen Gedanken verfärben unsere Gedankenwelt stark ins Negative. Und diese Verfärbung setzt sich tief fest. Deswegen jammern wir täglich mehr als dass wir Frohsinn empfinden. Unsere Begeisterung für etwas wird davon verdrängt. Es ist nicht nötig, immer die negativen Gedanken hervorzuholen und darüber zu sprechen.
Durch geistiges Jammerfasten können wir unseren Geist wieder reinigen um uns optimistisch und positiv einzustimmen.
Übung zum „Jammerfasten“
- Du nimmst eine bequeme Sitzhaltung ein. Wählst einen Platz in der Stille.
- Die Gedanken, die kommen, bewertest du nicht. Du lässt sie vorbeilaufen.
- Stelle dich auf das innere Schweigen durch eine Übung ein. Entziehe deine fünf Sinne von der Umwelt. Bilde dir dazu keine Meinung.
- „Meine Innenwelt – Summe aller Gedanken, Erinnerungen und Empfindungen – bringe ich zum Schweigen“.
- Verweile hier.
- Harmonisiere und reinige den Geist mit dem Gayatri Mantra, indem du das Mantra neunmal wiederholst.
- Danach lege eine Pause von vier Minuten ein. Wiederhole diese Übung noch dreimal.
- Danach nehme deinen Körper wahr und spüre die gedankliche Leere.
- Wiederhole die Übung anfangs zweimal am Vormittag und zweimal am Nachmittag. Übe über einen Zeitraum von 21 Tagen.
- Mache dann eine sechswöchige Pause. Wiederhole dann dieses Jammerfasten.
Du wirst nach ein paar Tagen ein besseres Gefühl für deinen Körper bekommen sowie deine Gedanken kontrollieren und in positive Bahnen lenken können. Positive Energie und Lebensfreude werden sich einstellen.
Gesetz des Karma: Freiheit oder Determinismus?
- Abschnitt aus Karma und Reinkarnation von Sukadev Bretz -
Schon immer haben Menschen die Frage diskutiert: Hat der Mensch einen freien Willen oder ist alles vorherbestimmt? Die verschiedensten Philosophen und auch Religionen haben die unterschiedlichsten Aussagen getroffen.
Die Karma-Philosophie nimmt einen mittleren Standpunkt ein.
Zunächst ein paar Aussagen für Determiniertheit, also Vorherbestimmtheit:
- Der Mensch hat ein Ziel, das es zu erreichen gilt, nämlich die Selbstverwirklichung, die Verwirklichung der Einheit mit der Weltenseele. Er hat des Weiteren einen grundsätzlichen Lehrplan, was er dafür alles lernen muss. Er wird solange wiedergeboren, bis er alle Lektionen gelernt und die Einheit erfahren hat.
- Wie Dinge ausgehen, was andere einem antun, ob ein Unternehmen gelingt, hängt nicht nur von einem selbst ab. Da ist eine Menge vorherbestimmt.
- Der Mensch hat ein Sanchita und ein Prarabdha Karma. Alles, was da aufgespeichert ist, muss der Mensch irgendwann erfahren. Manches dieses Karmas ist auch zeitlich festgelegt, manches nicht.
Und hier ein paar Gebiete, auf denen der Mensch Freiheiten hat:
- Der Mensch hat eine gewisse Freiheit, wie er auf ein bestimmtes Ereignis reagiert. Ein Ereignis, zum Beispiel ein Autounfall, mag vorherbestimmt sein. Was er daraus macht und wie er darauf reagiert, liegt in seiner Hand.
- Der Mensch kann neue Ursachen setzen. Mit neuen Ursachen kann er auch neue Situationen schaffen. Zum Beispiel mag es in seinem Karma sein, zu verarmen. Durch rechtes Denken und Handeln kann er aber neue Ursachen setzen, so dass er es wieder zu einem gewissen Wohlstand bringen kann.
- Ein Aspirant kann durch bewussteres Leben und Erleben Lektionen schneller lernen. So brauchen sich manche Lektionen nicht so grobstofflich zu manifestieren. Angenommen, ein Mensch muss lernen, auf Hilfe angewiesen zu sein. Ein bewusster Aspirant wird das vielleicht spüren und andere um Gefallen bitten und sich bewusst machen, dass er nicht alles selbst tun kann. Ein anderer braucht für diese Lektion vielleicht einen Krankenhausaufenthalt. Ein spiritueller Aspirant spürt vielleicht, dass er sich von Materiellem befreien soll und gibt eine großzügige Spende. Ein Nicht-Aspirant braucht dazu einen Dieb, der ihn von Materiellem befreit.
- Ein Aspirant kann sogar im Traum einiges an Karma verbrennen: Durch gesteigerte Bewusstheit können auch Traumerlebnisse zu innerer Transformation führen. Auch zwischen zwei Leben, in der Astralwelt, kann ein bewusster Aspirant Lernlektionen erhalten.
- Ein Aspirant kann sein Karma beschleunigen und durch intensive spirituelle Praktiken abbauen. Wer zum Beispiel an einer Meditations-Schweigewoche oder einer Kundalini Yoga Intensivwoche teilnimmt, geht manchmal durch Himmel und Hölle. Er wird konfrontiert mit allen möglichen inneren Widerständen und Erfahrungen. Er kann lernen, mit diesen umzugehen und daran zu wachsen. Daher heißt es, dass intensive spirituelle Praktiken helfen, Karma zu verbrennen.
- Ein Aspirant kann sich ganz einem Meister anvertrauen. Durch das Zusammensein mit dem Meister kann einem Aspiranten Vieles klar werden, er kann Vieles lernen, wofür er sonst heftigste äußere Situationen bräuchte. So kann er zum Beispiel durch das intensive Leben in einem Ashram viele äußere Karma-Situationen vermeiden. Daher wird manchmal gesagt, dass ein Meister einem Schüler Karma wegnehmen kann. Natürlich wäre es unsinnig, wenn ein Meister einem Schüler Lernlektionen wegnehmen würde. Das wäre so unsinnig, wie wenn ein Schullehrer die Hausaufgaben und die Klassenarbeiten für seine Schüler schreiben würde. Aber wenn ein Meister einem Schüler hilft, spirituell zu wachsen, werden manche karmischen Lektionen überflüssig.
- Man kann sich auch ganz Gott darbringen. Im Christentum heißt es, dass Jesus für die Vergebung der Sünden gestorben sei. Und wer an Jesus glaubt, dem werden allein dadurch die Sünden vergeben. Auch in der Bhagavad Gita finden wir das Gleiche: In XVIII. 66 sagt die Gott-Inkarnation Krishna: „Wer alles mir darbringt, dem nehme ich alle Sünden.“ Wenn man sich ganz Gott darbringt, können viele Lektionen innerlich über die Verbindung mit Gott, aus dem alle Lektionen kommen, erfahren werden. Manches äußere Erlebnis ist damit nicht mehr nötig.
- Insgesamt kann man sein Karma beschleunigen, indem man sein Prana (Lebensenergie) und seine Bewusstheit steigert. So können mehr Ereignisse in kürzerer Zeit geschehen, man lernt schneller. So kann Sanchita Karma schneller in Prarabdha Karma umgewandelt werden – man kann in einem Leben die Lektionen von vielen Leben zusammenfassen.
- Wenn man die Selbstverwirklichung erreicht hat, werden die Samen des Karmas verbrannt. Der Teil des Sanchita Karmas, der noch nicht begonnen hat zu keimen, braucht nicht mehr geerntet zu werden. Zwar kann man die Verwirklichung nicht erreichen, wenn noch zuviel Karma unerledigt ist. Aber wenn man durch Bemühung, uneigennütziges Dienen, Hingabe, rechte Erkenntnis und Gnade die Verwirklichung erreicht hat, erübrigt sich ein großer Teil des eigentlich noch wartenden Karmas. Ein Selbstverwirklichter hat alles erkannt, alles erreicht, alles verwirklicht, das Ziel des Lebens erreicht.
Swami Sivananda hat gerne betont, dass der Mensch aktiv werden solle, dass er sich bemühen sollte. Er hat sich, wie viele andere Meister vor ihm, gegen die Neigung zu Fatalismus und Lethargie, die es in Indien und anderswo zweifellos immer wieder gegeben hat, gewandt. Ich möchte nochmals die Stelle aus Swami Sivanandas Buch „Sadhana“ zitieren: „Sage niemals Karma, Karma, Karma. Mein Karma hat mich so gemacht. Bemühe dich. Übe Purushartha, eigene Anstrengung.“ Eigenes Bemühen, eigenes Entscheiden ist zunächst wichtig.
Von einem höheren Standpunkt, den Swami Sivananda an anderer Stelle betont, gilt jedoch: Letztlich geschieht alles so, wie Gott es vorgesehen hat… Und vom höchsten Standpunkt, der in der Vedanta-Philosophie immer wieder betont wird, gilt: In Wahrheit passiert nichts – es gibt nur ein universelles Bewusstsein, Brahman, welches sich scheinbar durch Raum und Zeit in Einzelteile aufteilt und Evolution spielt, in Wahrheit aber stets Eins ohne ein Zweites bleibt.
Ich will dieses Kapitel abschließen, indem ich dir nochmals die sieben Worte spiritueller Philosophie beziehungsweise die sieben Prinzipien spirituellen Lebens nahelege:
Sei dir bewusst: Es gibt ein höchstes Bewusstsein, welches hinter allem steht (Brahman). Erkenne, dass die Alltagswahrnehmung eine Täuschung (Maya) bzw. ein Traum Gottes (Lila) ist. Sei dir bewusst, dass Leben in Begrenzung, in Ego-Identifikation letztlich Leiden ist (Dukha). Vergegenwärtige dir: Es gibt Kaivalya, die Befreiung. Diese zu erreichen ist Ziel des Lebens bzw. aller Leben. Bemühe dich selbst, an deiner Verwirklichung zu arbeiten (Abhyasa). Übe regelmäßig spirituelle Praktiken (Sadhana). Führe ein reines, ethisches Leben (Sattwa). Übe uneigennützigen Dienst (Seva). Suche die Gemeinschaft mit anderen spirituell Suchenden beziehungsweise einem spirituellen Lehrer (Satsang). Gehe davon aus, dass im Alltag geschieht, was geschehen soll (Karma). Ziehe die Lektionen aus der Schule des Lebens und lebe nach bestem Wissen und Gewissen. Bringe dann alles Gott dar und vertraue auf seine Gnade (Kripa). Wenn du so über viele Leben an dir gearbeitet hast bzw. Gott an dir hast arbeiten lassen, erfährst du schließlich Nirvikalpa Samadhi, Unio Mystica, Nirwana, Kaivalya (Befreiung). Bemühe dich. Und entspanne dich: Du wirst das Ziel irgendwann erreichen…
Gedichte über die Freiheit – von Swami Sivananda
Auszüge aus dem Buch "Samadhi Yoga" von Swami Sivananda [1]
Erlange Freiheit
- Oh getäuschter Mensch,
- das ganze Leben ist umsonst.
- Dein Leben welkt Tag um Tag dahin,
- Falten und graues Haar zeigen sich,
- Zähne fallen aus, und der Körper zittert,
- Singe den Namen Gottes ohne Unterlass,
- Zerschneide die Schlinge des Todes jetzt
- Erlange Freiheit und ewige Wonne.
Sehnsucht nach Freiheit von Geburt
- Wenn Du irgendetwas wünschst
- Lass es Freiheit von Geburt sein.
- Freiheit von Geburt kommt von selbst
- Wenn Du Freiheit von Verlangen ersehnst.
- Es gibt keinen größeren Reichtum als Freiheit von Verlangen
- Du bist nur frei
- Wenn Du frei von Verlangen bist.
- Bemühe Dich entschlossen
- Dann wird Freiheit von Verlangen kommen.
Copyright Divine Life Society
- "Genieße, was dir Gott beschieden. Entbehre gerne, was du nicht hast. Ein jeder Stand hat seinen Frieden. Ein jeder Stand hat seine Last. (Christian Fürchtegott Gellert aus: Zufriedenheit)
Freiheit - Antonyme und Synonyme, andere Persönlichkeitsmerkmale und Tugenden
Hier einige Anmerkungen, wie man as Persönlichkeitsmerkmal, die Eigenschaft Freiheit in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:
Ähnliche Eigenschaften wie Freiheit - Synonyme
Ähnliche Eigenschaften wie Freiheit, also Synonyme zu Freiheit sind z.B. Eigenständigkeit, Unabhängigkeit, Ungebundenheit, Natürlichkeit, Autarkie, Befreiung.
Ausgleichende Eigenschaften
Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Freiheit übertrieben kann ausarten z.B. in Willkür, Laune, Bevorzugung. Daher braucht Freiheit als Gegenpol die Kultivierung von Familiensinn, Verbindung, Gemeinschaftlichkeit.
Gegenteil von Freiheit - Antonyme
Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Freiheit, Antonyme zu Freiheit :
- Positive Gegenteile von Freiheit, man könnte diese auch als Gegenpole bezeichnen: Familiensinn, Verbindung, Gemeinschaftlichkeit
- Negative Gegenteile von Freiheit, also Laster, negative Eigenschaften, sind z.B. Gefangenschaft, Freiheitsberaubung, Freiheitsstrafe
Freiheit Antonyme auf einen Blick
Direktheit Antonyme (Gegenteile) auf einen Blick:
- Freiheit sind Familiensinn, Verbindung, Gemeinschaftlichkeit, Gefangenschaft, Freiheitsberaubung, Freiheitsstrafe.
Freiheit und die großen Temperamentgruppen
- Freiheit gehört zur Tugendgruppe 9 Individualität, Originalität, Selbstbewusstsein. Die wichtigsten Tugenden dieser Tugendgruppe sind Individualität, Authentizität und Selbstbewusstsein
- Im Kontext des Persönlickeitsmodell der Big Five gehört Freiheit zum Persönlichkeitsfaktor O1 Offenheit hoch: neugierig, erfinderisch, experimentierfreudig, auch E1 Extraversion hoch: gesellig, außenorientiert, gesprächig
- Im Persönlichkeitsmodell DISG gehört Freiheit zur Grundverhaltenstendenz ‘‘‘I - Initiative, Extravertiertheit, Enthusiasmus’’’
- Im Ayurveda zählt man Freiheit zum Vata Temperament bzw. Dosha.
Entwicklung von Freiheit
Freiheit kann hilfreich sein in verschiedenen Lebensumständen. Vielleicht willst du ja Freiheit als Fähigkeit in dir zu stärken. Hierzu einige Tipps:
- Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Freiheit zu kultivieren. Vielleicht kannst du nicht alle guten Eigenschaften auf einmal kultivieren. Aber es ist möglich, innerhalb einer Woche oder innerhalb eines Monats eine Tugend, eine Eigenschaft, stark werden zu lassen.
- Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Tugend, die Eigenschaft, Freiheit ganz besonders kultivieren. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein freierer Mensch zu sein."
- Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Freiheit ausdrückt. Lebe jeden Tag so, als ob du diese Eigenschaft besitzt - und handle entsprechend.
- Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Freiheit."
- Am Tag wiederhole immer wieder eine Autosuggestion, Affirmation wie z.B.: Ich bin frei."
Affirmationen zum Thema Freiheit
Hier einige Affirmationen für mehr Freiheit. Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr zu Funktion und Wirkungsweise von Affirmationen. Nicht alle unten aufgeführten Affirmationen passen - nutze diejenigen, die für dich stimmig erscheinen.
Klassische Autosuggestion für Freiheit Hier die klassische Autosuggestion:
- Ich bin frei.
Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:
- Ich bin frei. Om Om Om.
- Ich bin ein Freiheitliebender, eine Freiheitliebende OM.
Entwicklungsbezogene Affirmation für Freiheit Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin frei " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:
- Ich entwickle Freiheit.
- Ich werde frei.
- Jeden Tag werde ich freier.
- Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Freiheit.
Dankesaffirmation für Freiheit:
- Ich danke dafür, dass ich jeden Tag freier werde.
Wunderaffirmationen Freiheit Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren:
- Bis jetzt bin ich noch nicht sehr frei. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Freiheit entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
- Ich freue mich darauf, bald sehr frei zu sein.
- Ich bin jemand, der frei ist.
Gebet für Freiheit
Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Freiheit :
- Lieber Gott, bitte gib mir mehr Freiheit.
- Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein freier Mensch werde.
- Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Freiheit mehr und mehr zum Ausdruck bringe.
Frage dich: Was müsste ich tun, um Freiheit zu entwickeln?
Du kannst dich auch fragen:
- Was müsste ich tun, um Freiheit zu entwickeln?
- Wie könnte ich frei werden?
- Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Freiheit.
- Angenommen, ich will frei sein, wie würde ich das tun?
- Angenommen, ich wäre frei, wie würde sich das bemerkbar machen?
- Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Freiheit kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als freier Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?
Seminare
Jnana Yoga, Philosophie Jnana Yoga, Philosophie
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Energiearbeit
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Siehe auch
Eigenschaften im Alphabet vor Freiheit
Eigenschaften im Alphabet nach Freiheit
Literatur
- Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis
- Swami Sivananda: Inspirierende Geschichten
- Swami Sivananda, Die Kraft der Gedanken (2012)
- Swami Sivananda: Sadhana - Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
- Swami Sivananda: Licht, Kraft und Weisheit
- Swami Sivananda: Japa Yoga
- Swami Sivananda: Die Wissenschaft des Pranayama
- Swami Sivananda: Die Überwindung der Furcht
- Swami Sivananda: Vedanta für Anfänger
- Swami Sivananda: Japa Yoga
- Swami Sivananda: Göttliches Elixier
- Swami Sivananda: Götter und Göttinnen im Hinduismus
Weblinks
- Großes Yoga Portal
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