Yoga Praxis

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Yoga Praxis - Die regelmäßige Übung von Yoga wird als Yoga Praxis bezeichnet. Mit den nachfolgenden Texten von Swami Sivananda und Mahashakti Engeln bekommst du Tipps, wie man auch im - meist anstrengenden - Berufsalltag praktizieren kann. Lass dich inspirieren!

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Sadhana-Lehrgang nach Swami Sivananda

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In seinem Buch "Yoga im täglichen Leben" beschreibt Swami Sivananda, wie die tägliche spirituelle Praxis eines Sadhaka, eines spirituellen Aspiranten, aussehen sollte:

  • 1. Brahma Muhurta (Die günstige Stunde): Stehe um vier Uhr morgens auf, befriedige deine Notdurft, putze die Zähne und spüle den Mund. Bade, wenn möglich. Dann richte dich möglichst schnell zum Meditieren (Dhyana) her, denn Brahma Muhurta ist für die Meditation über Gott außergewöhnlich förderlich.
  • 2. Asana: Entschließe dich, grundsätzlich nur Asana zu üben, vorzugsweise Padmasana oder eine andere, dir zusagende Stellung, die du viele Stunden ohne körperliche Überanstregungen aushalten kannst. Sitze aufrecht, so dass Kopf, Nacken und Körper eine gerade Linie bilden. Bleibe mindestens eine Stunde von 5 – 6 Uhr morgens ohne Unterbrechung und ohne irgendwelche Bewegung sitzen.
  • 3. Gebet: Opfere Acharyas, deinem Guru und Ishta Devata deine verehrende Verbeugung in Gedanken. Bete, dass alle Lebewesen glücklich, friedevoll und selig sein möchten. Sprich einige Gebetsverse (Shlokas), die erhabene Gedanken in dir wecken. Bete nur um Erkenntnis und Andacht für dich.
  • 4. Japa: Wiederhole täglich 5 – 10 Malas (zu je 108 Perlen) Japa deines Ishta Devata Mantra.
  • 5. Dhyana (Meditation): Bevor du zur eigentlichen Meditation übergehst, übe zwei Minuten einfaches Pranayama. Fühle die dir einwohnende Gegenwart des Herrn und seiner Gestalt in dir. Denke an die Eigenschaften des Herrn, zum Beispiel Reinheit, Liebe, Vollkommenheit, alldurchdringende Intelligenz, absolute Seligkeit, Allgegenwart, Allmacht, Allwissenheit Seiner selbst in dir und um dich. Dann meditiere über die Gestalt deines Schutzgottes (Istha Devata). Wenn dein Geist von dem meditierenden Gegenstand abschweift, wiederhole dein Ishta Mantra. Das wird deinen Geist stetig machen. Abends wiederhole die Meditationssitzung. Achte die Meditation nicht gering, sie ist sehr wichtig. Regelmäßigkeit im Meditieren vergottet das Selbst für die Gottverwirklichung.
  • 6. Svadhyaya (Studium religiöser Schriften): Lies täglich ein Kapitel oder wenigstens 10 Verse der Bhagavad Gita und denk über den Sinn nach, oder lies irgendeinen anderen heiligen Text, der deine seelische und geistige Kultur steigert.
  • 7. Körperübungen: Übe Asanas, Surya Namaskar oder eine andere nützliche Leibesübung, um deinen Körper in einer dir am meisten zusagenden Weise zu bewegen.
  • 8. Ernährung: Nimm nur Früchte, leichte Kost zu dir. Sorge für ausgeglichene Diät. Faste an Ekadashitagen oder nimm nur Milch und Früchte oder Wurzeln. Opfere Gott von jeder Speise, die du verzehrst.
  • 9. Seva (Dienst): Eine Stunde täglich oder an Sonntagen und Feiertagen solltest du selbstlosen Dienst tun.
  • 10. Energie: Übe täglich zwei Stunden und vier bis acht Stunden an Sonn- und Feiertagen im Verzicht auf Reden, halte dich auch frei von weltlichen Gedanken. Enthalte dich je nach Alter und Verhältnissen des Geschlechtsverkehrs. Beschränke dich darin auf monatlich einmal und allmählich auch einmal im Jahr, bis du völlige Enthaltsamkeit für Lebenszeit geloben kannst.
  • 11. Schlaf: Gehe früh zu Bett, keinesfalls nach zehn Uhr. Du brauchst nicht länger als sechs Stunden Schlaf.
  • 12. Geistiges Tagebuch: Führe vom ersten Tag deines Sadhana an regelmäßig ein Tagebuch. Halte deinen Tagesplan unter allen Umständen ein. Sage nie: Morgen! Denn dieses Morgen kommt nie. Wenn du in der Einsamkeit Sadhana übst, nimm unter strengster Beachtung deines geistigen Tagesplans den Platz eines abwesenden Gurus ein, denn das erinnert dich immer daran, in deinen täglichen Gewohnheiten und geistigen Übungen regelmäßig zu sein.

Morgendämmerung des Geistes

  • 1. Erwirb zuerst und dann verzichte. Befriedige alle deine Bedürfnisse und Begierden und dann erkenne, wie hohl und schal diese weltlichen Sinnesdinge sind – und entsage ihnen. Das ist Entsagen durch Erwerb. Ein Bettler kann nicht behaupten, ein Tyagi (der auf die Welt und Dinge verzichtete) zu sein. Was hat er, worauf er verzichten könnte?
  • 3. Säe die Saat des Geistes in deinem 20. Jahr. Sie wird tief einwurzeln, blühen und mit 40 Frucht bringen. Dann wirst du ein Atman-Jnani, der Atman erkannte. Du musst dir von einem geistigen Führer oder Meister Anweisungen über Yoga Sadhana geben lassen und dann 20 Jahre planmäßig üben.
  • 4. ER bewegt sich doch und bewegt sich nicht. ER ist fern. ER ist nah. ER ist in alledem. ER ist außer alledem.
  • 5. ER ist nur zu sehen durch andauernde geistige Übung (Abhyasa) und nicht durch Bücherstudium.
  • 6. Also beende zwecklose Diskussionen, Wortstreit, Spitzfindigkeiten und Wortklaubereien. Beginne heute in vollem Ernst deine Übungen.
  • 7. Pranayama ist nicht unerlässlich. Es ist für Manda Adhikaris gedacht. Intelligente Menschen können geradewegs auch ohne Pranayama unmittelbar auf den Geist losgehen. Sie sollten aber Manolaya (Auflösung der Gedanken in ihre Ursache) üben, indem sie 2 – 3 Stunden täglich über OM im Raum zwischen beiden Augenbrauen (Trikuti) meditieren, während sie mit geschlossenen Augen an einsamer Stelle im Siddha oder Sukha sitzen. Sie können in zwei der drei Jahren wohlüberlegten und planmäßigen Übens Schau (Darshan) Gottes oder Verwirklichung Atmans erlangen.
  • 8. Übe Asana langsam und stetig.
  • 9. Faste einmal im Monat.
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  • 10. Gelobe, einen Tag in der Woche zu schweigen.
  • 11. Lebe einfach. Lebe von Reis und Daal. Wer schlicht lebt, denkt edel, muss dein Wahlspruch sein.
  • 12. Beherrsche deine Zunge.
  • 13. Der Pfad der Erleuchtung oder Erkenntnis (Jnana Yoga) ist dornenvoll, von Abgründen und Fallgruben bedroht. Nur wenige können ihn gehen, eine mikroskopische Minderheit.
  • 14. Der Pfad der Andacht (Bhakti Yoga) passt nicht für die Mehrheit von durchschnittlich begabten Menschen. Wähle dir deinen Schutzgott (Ishta Devata) entweder mit Hilfe eines Guru oder eines Astrologen, der die Gottheit feststellen und dir vorschlagen kann, die zu den Planeten, unter deren Einfluss du stehst, passt. Sitze in deinem Asana, während du meditierst. Stelle das Bild deines Ishta Devata vor dich hin. Übe eine halbe Stunden lang Tratak, Dharana oder Konzentration auf das Bild. Verlängere allmählich die Dauer. Übe sechs Monate lang und versuche dann, das Bild vor dein geistiges Auge zu zwingen. Lass nicht ab, halte aus, es wird dir zweifellos gelingen, in zwei Jahren Darshan (Gottschau) zu erreichen. Dann wirst du in Seligkeit oder Ekstase verweilen und ewiges Leben haben – und dann kein Wort mehr von Geburt und Tod! Das ist des Menschenlebens Ziel. OM TAT SAT.
  • 15. Om ist Pranava oder Wort der Vollmacht. Es ist das Symbol Brahmans. Das ist Ekashara oder die mystische heilige Silbe. Das ist Tarak Brahma. „Es war das Wort und das Wort war Gott“ (Bibel). OM durchdringt alles, ist das absolute Wort (Sabda Brahman). Alle Sprachen sind aus der Silbe OM hervorgegangen. In diesem ganzen Universum gibt es nichts als OM. Alles, was du siehst, ist nur OM. Anda, Pinda, Chara, Achara und Brahma, Vishnu und Shiva – alle sind aus OM hervorgegangen.
  • 19. Om Na mo bha ga va te Va su de va ya ist Akshara, Gott Krishnas Mantra.
  • 21. Beseitige Mala, die Unreinheiten des Geistes durch Handeln ohne Früchte zu erwarten (Nichkama Karam). Verwirkliche dich selbst, indem du dem Selbst dienst, Gott über dir und dein Herz ganz bei der Sache. Das ist richtiges Karma Yoga.
  • 22. Befreie dich von Zerfahrenheit (Vikshepa), welche die Konzentration hindert. Vernichte Avaran durch Gemeinschaft mit Weisen (Satsang) und Vichara (Unterscheidung zwischen wirklich und unwirklich). Schalte alles Verfallensein oder Verblendung (Moha) aus, die mächtige Ursache der Fesselung.
  • 23. Iss um zu leben. Lebe nicht, um zu essen.
  • 24. Das Geheimnis des Glücks, der sichere Schlüssel zum Glück heißt: Habe wenig Begierden. Rotte alles anormale und unheilige Verlangen aus.
  • 25. Du kannst Kama, die Lust zerstören, wenn du immer, sobald du an Schönheit denkst, dir auch ihre Schattenseiten bewusst machst. Was bleibt von Schönheit, wenn man perniciöse Malaria gehabt hat? Wo ist die Schönheit in der runzeligen Haut des hohen Alters? Wo ist die Schönheit, wenn du vierzig Tage nicht gebadet hast? Der Mensch ist das schmutzigste Lebewesen auf diesem Planeten, das aus neun widerlichen Öffnungen immer Stinkendes ausscheidet. Das Fell der Tiger, Löwen, Hirsche, Kühe ist sehr, sehr nützlich. Aber die stinkende Haut des Menschen ist nur für wilde Schakale eine willkommene Beute. So steht es mit den Menschen und dennoch will der Mensch den weltlichen Freuden nicht entsagen. Diesen vergänglichen Leib verdanken wir Panchikarana der fünf Elemente. „Staub bist du, und Staub sollst du wieder werden.“ Das wurde nicht von der Seele gesagt.

20 Geistperlen

  • 1. Kein Schwert ist so mächtig wie Leidenschaftslosigkeit (Vairagya), um alles nur erdenkliche Verfallensein an diese Welt (Samsara) zu durchschneiden.
  • 2. Kein Freund ist aufrichtiger als die Unterscheidungsfähigkeit (Viveka), um dem Schüler auf dem Pfade zur Vergottung zu fördern.
  • 3. Kein Sadhana ist größer als Entsagung (Tyaga), um den Geist zu beherrschen und Unsterblichkeit zu erlangen.
  • 4. Kein Kühlungsmittel ist wirkungsvoller als Zufriedenheit (Santosha), um das immer höher flammende Feuer der Gier der Weltkinder zu löschen.
  • 5. Kein Allheilmittel ist stärker als Zölibat (Brahmacharya), um die schreckliche Krankheit der Lüsternheit unwissender Menschen auszurotten und den Schüler in Brahman fest zu verwurzeln (Brahma Stithi).
  • 6. Keine Waffe ist schärfer als Atmaforschung (Atma Vichara), um den alten hartnäckigen Feind Egoismus (Ahamkara) niederzuschlagen.
  • 7. Kein Getränk ist kühler als Shanti, um das Feuer des Zornes abzukühlen.
  • 8. Kein Licht ist leuchtender als Erkenntnis, Brahma Jnana (Jnana Surya), um die Finsternis des Nichtwissens (Avidya) aus dem Geist zu verscheuchen.
  • 9. Kein Herrscher auf Erden ist mächtiger als ein Jitandriya Yogi, der die Sinne (Indriyas) vollkommen beherrscht.
  • 10. Keiner in den drei Welten ist glücklicher als ein Heiliger, der Lust und Zorn ausrottete.
  • 11. Keine Arznei ist wirkungsvoller als Askese (Tapas), um die Indriyas an die Kandarre zu nehmen.
  • 12. Keine Zauberpille ist so stark wie Einsamkeit und Schweigen (Mowna), um die Krankheit Vikshepa (die Flatterhaftigkeit des Geistes) zu heilen.
  • 13. Kein Reinigungsmittel ist wirkungsvoller als Askese (Tapas), um die Unreinheiten des Verstandes zu beheben.
  • 14. Kein Erweichungsmittel ist wirkungsvoller als Chorsingen (Sankirtan), um die von Sünden verhärteten, versteinerten Herzen der skeptischen Spötter, Ungläubigen und Sünder aller Art zum Schmelzen zu bringen.
  • 15. Kein Boot ist sicherer als Umgang mit heiligen Männern (Satsang), um uns an das andere Ufer von Samsara zu tragen, an das Gestade der absoluten Furchtlosigkeit und Unsterblichkeit.
  • 16. Kein Feuer ist mächtiger als Pranayama, um den Schmutz von Rajas und Tamas zu verbrennen und die Denk-Verworrenheiten (Vrittis) des Verstandes auszubrennen.
  • 17. Kein Rasayana ist köstlicher als Bhakti Rasa, um den Durst des Jüngers zu stillen und ihm Unsterblichkeit, Siddhi und Seligkeit zu schenken.
  • 18. Keine Stütze für den Jijnasu, der nach Erkenntnis strebt, ist stärker als der Guru, auf den man sich in Zeiten der Verzweiflung, der Niedergeschlagenheit und Schwierigkeiten verlassen könnte.
  • 19. Kein Gelübde ist größer als das Satyamgelübde für den Schüler, der den Pfad der Vergeistigung betritt.
  • 20. Kein Feuer ist wirkungsvoller als Jnanagni (das Feuer der Erkenntnis) der Brahmanishtas, die in Brahman verwurzelt sind, um die Saaten von Eindrücken (Samskaras) und Begierden (Vasanas) insgesamt auszurotten, welche Geburt und Tod verursachen.

20 Geistige Ratschläge

  • 1. Stehe morgens um vier Uhr auf. Treibe Japa und Meditation.
  • 2. Nimm nur reine Kost (Sattwa Ahara). Überlade nicht den Magen.
  • 3. Für Japa und Dhyana sitze in Padmasana oder Siddhasana.
  • 4. Halte deinen privaten Meditationsraum unter Schloß und Riegel.
  • 5. Gib immer ein Zehntel deines Einkommens oder ein Anna je Rupie für Nächstenhilfe.
  • 6. Studiere täglich planmäßig einen Abschnitt der Bhagavad Gita.
  • 7. Erhalte dir Virya (die Samenkraft). Schlafe allein.
  • 8. Gib Rauchen, berauschende Getränke und Rajasnahrung auf.
  • 9. Faste an Ekadashitagen oder lebe nur von Milch und Früchten.
  • 10. Halte täglich zwei Schweigestunden, außerdem schweige während der Mahlzeiten.
  • 11. Sage um jeden Preis immer die Wahrheit, sprich wenig und sanft.
  • 12. Verringere deine Bedürfnisse. Führe ein glückliches, zufriedenes Leben.
  • 13. Verletze nie die Gefühle anderer. Sei zu allen Menschen freundlich.
  • 14. Denke über deine begangenen Fehler nach (Selbstanalyse).
  • 15. Mache dich nicht von Dienerschaft abhängig. Verlasse dich auf dich selbst.
  • 16. Denke an Gott, sobald du aufstehst und wenn du dich schlafen legst.
  • 17. Trage immer ein Japa Mala (Rosenkranz mit 108 Perlen) um den Hals oder in der Tasche.
  • 18. Dein Motto sei: Einfach leben und edel denken.
  • 19. Diene den Sadhus, Sannyasins, den Armen und Kranken.
  • 20. Führe dein geistiges Tagebuch. Halte dich an deinen Plan.

Tagesplan (für einen Menschen, der Sadhana zum Lebensinhalt wählt)

  • 1. Japa und Meditation morgens 4 Stunden, abends 4 Stunden.
  • 2. Svadhyaya (Studium) 3 Stunden.
  • 3. Möglichkeit, dem Guru Fragen zu stellen, wenn nötig 1 Stunde.
  • 4. Asana, Pranayama und Übungen morgens 1 Stunde, abends 1 Stunde.
  • 5. Dienen 1 ½ Stunden.
  • 6. Bad usw. 1 Stunde.
  • 7. Essen 1 Stunde.
  • 8. Ruhepause ½ Stunde.
  • 9. Spaziergang 1 Stunde.
  • 10. Schlaf 5 Stunden, zusammen 24 Stunden.

Dieser Tagesplan gilt für alle Menschen, die Yoga zu ihrem Lebensinhalt wählten. Richte dir danach selbst einen passenden Tagesplan ein. Führe ihn unter allen Umständen unabänderlich durch, dann wirst du sicher Erfolg haben. Sei immer heiter und fröhlich. Schiebe den Vorhang des Nichtwissens beiseite. Ruhe in Satchidananda ATMA.

Dinacharya - Tagesplan für Familienväter und Berufstätige

  • 1.
Morgen-Japa und -Meditation 4 – 6 Uhr, 2 Stunden.
Asana 6 – 6 Uhr 30, ½ Stunde.
Pranayama 6 Uhr 30 – 7 Uhr, ½ Stunde.
Ruhepause 7 – 7 Uhr 10, 10 Minuten.
Lesen von Gita, Ramayana, Upanishad, Bhagawatha, Yoga Vasishtha 7 Uhr 10 – 7 Uhr 40, ½ Stunde.
Imbiss 7 Uhr 40 – 7 Uhr 50, 10 Minuten.
Besuch des Marktes 7 Uhr 50 – 8 Uhr 20, ½ Stunde.
Baden 8 Uhr 20 – 8 Uhr 50, ½ Stunde.
Morgengespräch 8 Uhr 50 – 9 Uhr 10, 20 Minuten.
Frühstück 9 Uhr 10 – 9 Uhr 40, ½ Stunde.
Ruhepause 9 Uhr 40 – 10 Uhr, 20 Minuten.
  • 2.
Geschäftsstunden 10 – 17 Uhr, 7 Stunden.
Mittagessen 13 – 14 Uhr, 1 Stunde.
  • 3.
Abendbrot 17 – 17 Uhr 20, 20 Minuten.
Abendspaziergang, Tennis usw. 17 Uhr 20 – 18 Uhr 20, 1 Stunde.
Abendgespräch 18 Uhr 20 – 19 Uhr, 40 Minuten.
Abendmeditation 19 – 20 Uhr, 1 Stunde.
Nachtmahl 20 – 20 Uhr 30, ½ Stunde.
Ruhepause 20 Uhr 30 – 21 Uhr, ½ Stunde.
Studium, philosophier Bücher 21 – 22 Uhr, 1 Stunde.
Schlaf 22 – 4 Uhr, 6 Stunden, zusammen 24 Stunden.

OM

Copyright Divine Life Society

Spirituelle Praxis – Quintessenz. Die vier großen S

Gemeinsame spirituelle Praxis - Satsang bei Yoga Vidya, hier mit Sukadev

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz -

Om Namah Shivaya – Herzlich Willkommen zu einem Kurzvortrag – Zusammenfassung der spirituellen Praxis, wie wir es bei Yoga Vidya lehren.

Spirituelle Praxis, also Abhyasa ist das, was du selbst tun kannst, um zum Göttlichen zu kommen, um letztlich die Erleuchtung zu erlangen und zur Befreiung zu kommen.

Es gibt viele Weisen, das zu klassifizieren, die Praktiken. Ich nenne es gerne „Die vier großen S“. Die vier großen S sind: Sadhana, Sattva, Satsang und Seva

und je nach Lebensumständen kann das etwas Unterschiedliches heißen.

Sadhana

Sattva

  • 2. Sattva bedeutet ein reiner Lebenstil. Sattva kann zum Beispiel heißen, dass du verzichtest auf Fleisch, Fisch, Alkohol, Drogen, wie auch Zigaretten und anderes Nikotin. Das nenne ich gerne die 5 K`s, also kein Fleisch, kein Fisch, keinen Alkohol, keine bewusstseinstrübenden Drogen, wie auch kein Nikotin, Tabak. Aber Sattva heißt noch mehr. Sattva heißt auch positive Eigenschaften kultivieren, Sattva heißt ethisches Verhalten, Sattva heißt, seinen Lebensstil rein zu machen.

Satsang

3. Satsang bedeutetGemeinsamkeit, spirituelle Gemeinschaft mit Anderen. Im engeren Sinne ist Satsang so etwas wie eine Art Gottesdienst mit Meditation, Mantrasingen, Kurzvortrag, Friedensgebete, Arati - Lichtzeremonie.

In einem weiteren Sinn bedeutet aber Satsang auch mit anderen zusammen spirituell zu praktizieren und mit anderen spirituelle Gemeinschaft zu suchen und sich auch irgendwo zugehörig fühlen zu einer bestimmten spirituellen Richtung, vielleicht sogar mit einem Guru, einem Meister. All das gehört zu diesem Konzept von Satsang. Der Mensch ist nun mal ein geselliges Wesen, wie es Aristoteles gesagt hat. Mensch inspiriert sich durch den Umgang, den er pflegt und so ist es gut, regelmäßig Satsang zu haben, spirituelle Gemeinschaft mit Anderen.

Seva

4. Seva heißt uneigennütziges Dienen. Seva kann heißen, spirituelles Dienen. Seva kann auch heißen, Dienst an Gott, an Menschheit und Guru. Jeden Tag etwas zu tun für andere, etwas zu tun, als Dienst am Guru oder an der Gemeinschaft. All das ist Seva. In einem weiteren Sinne ist Seva die Transformation von allem, was du tust, als uneigennütziges Dienen.

Das ist also eine Kurzzusammenfassung der vier großen S.: Sadhana, Sattva, Satsang und Seva. Einen längeren Vortrag über die vier großen S findest du auf der wiki Seite: Spirituelle Praxis und wenn du wirklich tief an der Spiritualität interessiert bist, kann es durchaus gut sein, mal eine Weile in einem Yoga-Vidya-Ashram zu verbringen. Sei es als längerer Gast oder auch auch ein paar Tage oder Wochen als Karma-Yogi oder als Mithelfer oder auch als Sevaka, als dauerhaftes Gemeinschaftsmitglied. Und dort sind die vier großen S die Grundlage unseres Zusammensein, unserer spirituelle Gemeinschaft. Alle Infos Hier.

Video - Spirituelle Yogapraxis

Yoga regelmäßig üben – so klappt das!

Artikel von Mahashakti Engeln aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 26, Herbst 2012

Yoga wirkt gut, tut gut, kost' nix und steigert Gesundheit und Stimmung – sofern man regelmäßig praktiziert, das ist der Haken. Ich werde immer wieder gefragt, wie man das mit der Regelmäßigkeit hinbekommt. Hier findest du diverse Hilfen und Tricks, die sehr gut funktionieren. Wende davon möglichst viele an. Wenn du fest entschlossen bist, dann wende alle an – so mache ich das.

Akzeptiere, dass du erst lernen musst, regelmäßig zu üben, es muss sich eine neue Gewohnheit entwickeln. Das ist ein eigenständiger Lernschritt und es braucht einige Zeit, bis das klappt. Sei also nicht frustriert, wenn du aus der Regelmäßigkeit herausfällst, und geh halt wieder hinein. Beim Laufen lernen bist du auch erst einige Male hingefallen, bis es einigermaßen geklappt hat. Das ist hier genauso.

An manchen Tagen übst du 10 Minuten, an anderen 3 Stunden. Diese Schwankungen sind normal. 10 Minuten Praxis sind auch Yoga – Hauptsache, du hast überhaupt etwas gemacht, das hilft, die Regelmäßigkeit zu entwickeln. Spätestens nach einigen Tagen Schmalspuryoga willst du einfach mal wieder die volle Dosis – et voilà , du bist wieder drin.

An manchen Tagen machst du das volle Programm, an anderen nur Pranayama oder nur Meditation oder etwas anderes. Auch hier gilt: Programmänderungen sind normal. Du bist jeden Tag anders drauf, also übe jeden Tag deiner Tagesverfassung entsprechend. Mit der Zeit wirst du lernen, diese Schwankungen zu überwinden, und trotzdem dein volles Programm durchzuziehen. Aber das dauert. In der ersten Klasse hast du auch erst Addition und Subtraktion gelernt, und nicht gleich mit Bruchrechnung oder Dreisatz losgelegt.

Nimm dir nach jedem Üben die Zeit, das daraus entstehende wunderbare Gefühl von Entspannung, Freude und Wonne noch einige Minuten zu genießen, gib deiner Freude ordentlich Raum, sich in deinem Bewusstsein auszubreiten. Du kannst auch anderen davon vorschwärmen. Das Wissen um die Wohltat, die du dir selber gönnst, ist eine starke Belohnung: Diese Wonne wird dein Unterbewusstsein immer wieder haben wollen, und sorgt aus dem “Untergrund” heraus dafür, dass du deine Praxis nicht auslässt.

Fertige dir eine Liste an mit den Yoga-Praktiken, die du regelmäßig üben möchtest. Das können z.B. die unten stehenden sein. Trage diese Liste in eine Kladde oder ein Notizbuch ein und lege sie neben dein Bett. Schaue jeden Abend in diese Liste und hake ab, was du tatsächlich gemacht hast und was du vergessen hast. Notfalls mache an Ort und Stelle noch wenigstens 10 Minuten lang etwas. Diese regelmäßige Selbstkontrolle mit Korrektur erzieht deinen Geist zu Regelmäßigkeit.

Mögliches tägliches Übungsprogramm:

morgens: 15 Minuten Pranayama tagsüber: 3 x 5 Minuten stehende Atem-Konzentration abends: 15 Minuten Asana, 15 Minuten Meditation beim Einschlafen: Tiefenentspannung

Lege für jeden Teil deiner Übungspraxis einen genauen Termin fest, wann sie stattzufinden hat. Plane diese Termine genauso fest in deinen Terminplan ein wie alles andere auch. Du hast zu diesem Zeitpunkt einen wichtigen Termin mit dir selbst – wenn du das vernachlässigst, dann vernachlässigst du dein Selbst, und hast irgendwann keine Energie mehr, um dich um die Angelegenheiten von anderen zu kümmern. Es ist zum Vorteil deiner Lieben und deiner Kollegen, wenn du dein Selbst gut pflegst, sie profitieren unmittelbar davon.

Wenn du dazu neigst, deine Termine zu vergessen, dann stelle dir einen Wecker bzw. Alarm (PC, Handy, Armbanduhr), der dich daran erinnert.

Lege genau fest, an welchem Ort du üben wirst, und sorge dafür,dass dein Üben nicht ausfallen kann, weil du z.B. deine Matte vergessen hast. In solchen Fällen übe eine stehende Yoga-Übungs-Reihe oder sei sonstwie kreativ. Vergessene Utensilien und falsche Kleidung sind kein Grund, die Praxis ausfallen zu lassen.

Erzähle anderen Menschen von deinem Vorhaben. Sie werden ab und zu interessiert nachfragen, wie es läuft – du gehst damit eine moralische Verpflichtung ein. Das motiviert ungemein. Bitte deine Freunde, dir zu regelmäßiger Praxis zu verhelfen, indem sie dich immer wieder daran erinnern, was du vorhast. Verabrede dich mit anderen zum gemeinsamen Üben. Das motiviert noch stärker.

Pflege die Vorfreude auf deine Yogapraxis, indem du im Tagesverlauf mindestens einmal pro Stunde an den nächsten Praxisabschnitt denkst und dich auf seine wohltuende Wirkung freust. Du lenkst damit deine Aufmerksamkeit und deine Energie in eine sehr erfolgversprechende Richtung und wirst pünktlich unbändige Lust verspüren, zu üben.

Es gibt ungezählte Möglichkeiten, die eigene Yogapraxis virtuos an die gegebenen Möglichkeiten anzupassen, bis du völlig zeitneutral überall üben kannst, wo du gerade bist: Im Supermarkt, während eines Vortrags, im Fahrstuhl und im Stau.

Mehr darüber lernst du in meinen Workshops und Ausbildungen. http://blog.manipura.de (Mahashakti Engeln)

Mahashakti Engeln

– Heilpraktikerin, Yogatherapeutin und Yoga Vidya Acharya,Entspannungs-, Atem- und Meditationslehrerin, umfangreiche Unterrichts- und Ausbildungserfahrung. Als Gründerin und ehemalige langjährige Leiterin der Yogatherapie bei Yoga Vidya begleitet sie in Kursen und Einzelberatungen Menschen auf ihrem Weg zu verbesserter Gesundheit.

Tipps zur Hatha Yoga Praxis

Wähle einen geeigneten Ort für tiefe Innenschau

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

Kommentar zur Hatha Yoga Pradipika 1. Kapitel, 12. – 14. Vers

  • Wo kannst du gut Hatha Yoga üben?
  • Wenn du sehr intensiv Hatha Yoga üben willst, wo kannst du das machen?
  • Was gilt es zu beachten?

Darüber spricht Svatmarama in den Versen 12, 13 und 14 des ersten Kapitels der Hatha Yoga Pradipika.

Natürlich bezieht sich Svatmarama etwas auf seine Zeit und bei manchem muss man etwas schmunzeln, denn den Ort, den er dort beschreibt, findest du vermutlich heutzutage weder in Europa noch in Indien. Aber einige der Prinzipien können uns in der Hatha Yoga Praxis bis heute inspirieren, und zwar sowohl wenn man mal für ein paar Wochen ganz intensiv praktizieren will als auch wenn du jeden Tag deine halbe bis eine Stunde Hatha Yoga übst.

surajye dharmike deshe subhikshe nirupadrave |
dhanuh pramana paryantam shilagni jala varjite |
ekante mathika madhye sthatavyam hatha yogina ||12||

Der Praktizierende von Hatha Yoga sollte allein in einer kleinen Hütte leben, die auf einem Platz liegt, der frei ist von Gestein, Wasser und Feuer in der Reichweite einer Bogenlänge, und in einem fruchtbaren Landstück von einem tugendhaften König regiert, wo er nicht gestört ist.

Das mag jetzt erst einmal etwas exotisch klingen, aus einer anderen Zeit. Es ist aber gut, erst mal zu verstehen, was historisch damit gemeint ist. Und dann kannst du überlegen: Was heißt das für uns heute?

Zwei Hauptadressaten der Hatha Yoga Pradipika

Pranayama üben - konzentriert - in ungestörter Umgebung

Die Hatha Yoga Pradipika hat zwei Hauptadressaten:

  • Das eine sind Menschen, die sich für eine gewisse Zeit zurückziehen wollen, um ganz intensiv Hatha Yoga zu üben, also viele Stunden am Tag, so wie wir zum Beispiel bei Yoga Vidya Kundalini Yoga Intensivseminare haben, wo Menschen von morgens 6 Uhr bis abends 22 Uhr intensiv praktizieren. Oder wir haben das 2-wöchige Sadhana Intensiv, wo du ziemlich so praktizierst, wie es Svatmarama an vielen Stellen in der Hatha Yoga Pradipika empfiehlt, zum Beispiel viermal am Tag Pranayama üben, zweimal am Tag Asanas, zweimal am Tag Satsang und noch weitere Meditationen. Wenn du intensiv praktizieren willst, dann empfiehlt Svatmarama einiges sehr Praktisches.
  • Zum zweiten ist die Hatha Yoga Pradipika an Menschen gerichtet, die ihre eine oder zwei Stunden Yoga täglich üben. Auch dafür kannst du etwas aus der Schrift ziehen.

Schauen wir das, was Svatmarama schreibt, erst einmal historisch an. Der Praktizierende von Hatha Yoga sollte alleine sein. Alleine, weil Menschen, wenn sie zusammen sind, schnell anfangen zu sprechen, sich zu streiten und übereinander aufzuregen. Selbst wenn du mit anderen Menschen praktizierst, sei dir deshalb bewusst: Wenn du dir vorgenommen hast, intensiv zu praktizieren, das ist das Wichtige.

Auch wenn du mit anderen zusammen praktizierst, praktizierst du nicht um anderen zu zeigen, wie gut du bist. Und wenn du einmal in eine Yogastunde gehst: Auch wenn während der Yogastunde so ein großes Verbundenheitsgefühl da ist, sei dir bewusst, du praktizierst alleine. Es geht nicht darum, ob du besser oder schlechter bist als andere, sondern übe für dich, alleine.

Schütze dich vor den Naturgewalten

Dann sagt Svatmarama hier: in einer kleinen Hütte, die auf einem Platz liegt, der frei ist von Gestein, Wasser und Feuer. „Gestein“ würde heißen, nicht da, wo vielleicht Steine herunterfallen können. Manchmal klingt das ganz schön, so unten an einem Berg, eine kleine Höhle. Das kann aber dazu führen, dass ein Stein herunterfällt ‒ und dann ist deine Hatha Yoga Praxis vorbei.

Oder auch Wasser: „Wasser“ heißt, nicht da, wo vielleicht ein Fluss Überschwemmungen verursachen kann. Das wäre ja ganz schön am Flussufer zu meditieren. Aber angenommen, du bist in Indien und willst dort ein paar Wochen praktizieren, dann kommt der Monsun und es gibt eine Überschwemmung. Dann musst du woanders hingehen. Genauso auch Feuer: also nicht in einem Landstück, wo vielleicht Waldbrandgefahr besteht.

Gut, in unserer heutigen Zeit in Mitteleuropa musst du dir nicht so viele Gedanken machen. Aber sorge dafür, dass dort, wo du praktizierst, die Naturgewalten dich nicht stören. Angenommen, du willst irgendwo zelten um intensiv Hatha Yoga zu üben, dann achte darauf, dass dort kein Steinschlag ist, dass nicht die Gefahr der Überschwemmung ist, dass auch keine Waldbrandgefahr besteht ‒ und erzeuge bitte nicht selbst eine Waldbrandgefahr durch Kerzen oder offenes Feuer im Wald!

Sorge für deine physische Verpflegung

Sattwige Ernährung hilfreich für die Praxis

„Fruchtbares Landstück“ steht hier. Angenommen du hättest im alten Indien ein paar Wochen oder Monate intensiver Hatha Yoga Praxis gewidmet, dann würdest du nicht für dich selbst kochen, sondern du würdest vielleicht ein oder zweimal am Tag ins Dorf gehen um darum zu bitten, dass Menschen dir etwas zu essen geben.

Es gehörte zum alten Indien dazu, dass, wenn spirituell Praktizierende eine intensive Zeit hatten, die Dorfbewohner ihnen etwas zu essen gegeben haben. Und vielleicht haben die Praktizierenden den Dorfbewohnern nachher spirituelle Unterweisungen geschenkt, oder vielleicht auch Partnerschafts-Beratungen, psychologische Lebensberatungen usw. Von den spirituellen Aspiranten, die höhere Bewusstseinsebenen erreicht haben, wurde dann eben auch erwartet, dass sie etwas geben.

Natürlich können Menschen nur dann geben, wenn sie selbst genügend haben. Deshalb „fruchtbares Landstück“. Was auch heute heißt, dass, wenn du praktizieren willst, es vermutlich klug ist, das dort zu machen, wo du auch genügend zu essen haben kannst.

Nutze deinen gesunden Menschenverstand

Der von einem tugendhaften König regiert wird, der ihn nicht stört: Svatmaramas Zeit war letztlich auch eine Zeit von religiöser Verfolgung. Er musste also dafür sorgen, in einer Region zu leben, wo man spirituell praktizieren kann, ohne religiös verfolgt zu werden.

Wenn man die Wahl hat, ist es sinnvoll sich dort hinzubegeben, wo man gut praktizieren kann. Wenn du Nachbarn hast, die dich ständig stören, wäre es zu überlegen, ob du vielleicht woanders hinziehst. Das mag vielleicht kleiner sein, nicht ganz so schön, nicht ganz so groß. Aber wenn du dort mehr in der Ruhe bist und nicht gestört bist, ist das besser als in dem schönsten und günstigsten Apartment zu leben, wo du aber ständig gestört bist.

Man könnte auch sagen, dieser Vers heißt: Wenn du spirituell praktizieren willst, nutze deinen gesunden Menschenverstand.

13. Vers:

alpa dvaram arandhra garta vivaram naty uchcha nichayatam
samyag gomaya sandra liptam amalam nihshesa jantujjhitam |
bahye mandapa vedi kupa ruchiram prakara samveshtitam
proktam yoga mathasya lakshanam idam siddhair hathabhyasibhih ||13||

Die Yogahütte sollte eine sehr kleine Tür haben, sie sollte fensterlos sein. Sie sollte eben und ohne Löcher sein. Sie sollte weder zu hoch noch zu lang sein. Sie sollte sehr sauber sein, täglich mit Kuhdung überschmiert und frei von allen Insekten. Außerdem sollte sie einen kleinen Platz mit einem erhöhten Sitz haben und einen kleinen Brunnen. Das Ganze sollte von einer Mauer umgeben sein. Das sind die Wesensmerkmale einer Yogahütte, wie sie von den Siddhas dargelegt worden sind, die Hatha Yoga ausgeübt haben.

Angenommen, du willst deine eigene Yogahütte errichten ‒ jetzt weißt du, wie das sein soll.

Zu große Wohnungen sind unsinnig

Natürlich sollte man das jetzt wieder mit dem gesunden Menschenverstand sehen. Im Grunde genommen sind das Ratschläge, die sehr praktisch sind. In Indien kann es sehr heiß werden. Deshalb sollte man keine Fenster haben und die Tür sollte klein sein, damit es eben nicht zu heiß wird. Natürlich sollte die Yogahütte nicht zu viele Löcher haben, dass auch keine Insekten reingehen. Wenn dort plötzlich ein Skorpion reinkommt, ist das auch nicht gut.

Dann sollte die Yogahütte nicht zu hoch und nicht zu lang sein. Bleibe einfach in deinen Bedürfnissen! Wenn man das auf die heutige Zeit überträgt: Ich bin immer wieder erstaunt, wie viel Prozent ihres Einkommens Menschen für ihre Wohnung ausgeben. Sie wollen eben eine große Wohnung und nachher beklagen sie sich, sie haben kein Geld.

Der Mensch braucht nicht so viel. Nimm dir ein kleines Zimmer, ein kleines Apartment ‒ dann brauchst du nicht so viel Druck zu haben, um so viel Geld zu verdienen. Oder wenn du viel Geld verdienst, kannst du es anderen Menschen geben, du kannst anderen helfen und dienen.

Eine große Wohnung zu haben, dann umso mehr schuften zu müssen und deshalb nicht praktizieren zu können, ist reichlich unsinnig. Reduziere deine Bedürfnisse, reduziere die Menge an Wohnraum ‒ damit ist viel gewonnen.

Es sollte sauber sein, natürlich. Sattva ist ein wichtiger Gesichtspunkt.

Schutz vor Insekten und wilden Tieren

Das mit dem Kuhdung mag lustig klingen. Aber in Indien hat man früher getrockneten Kuhdung genommen, diesen mit Wasser vermischt und das war eine schöne Farbe, die weiß war und auch Insekten ferngehalten hat.

In unserer heutigen Zeit gibt es relativ wenige Insekten, du wirst selten gestört von Mücken, Fliegen und Wespen. Aber im alten Indien war das anders. Da gab es Mücken, Moskitos, die auch Krankheiten übertragen konnten, und es gab ‒ und gibt auch heute noch ‒ Skorpione. Und es gibt auch Spinnen usw.

Kuhdung, der getrocknet ist und anschließend mit Wasser vermischt wurde, hat die Eigenschaft, desinfizierend zu sein und er hält auch Insekten fern.

Dann schreibt Svatmarama einen kleinen Platz mit einem erhöhten Sitz, also etwas erhöht, damit da nicht die Ameisen und anderen Insekten hochgehen. Dort kann man meditieren und Pranayama üben.

Ein Brunnen ist hilfreich, dass man genügend Wasser hat und nicht ständig weit laufen muss, um zu Wasser zu kommen. Das Ganze umgeben von einer Mauer: Im alten Indien gab es Tiger, Löwen usw. und dort brauchte es eine Mauer. Nicht, dass, während man praktiziert, ein Tiger vorbeikommt und einen frisst! Das sind also einige praktische Gesichtspunkte.

Die Vorteile des Praktizierens im Ashram

Wähle ein Intensiv Seminar oder Retreat und praktiziere in Ashram Atmosphäre

Heutzutage würde man sicherlich sagen: Wenn du intensiv praktizieren willst und das zu Hause machen willst, dann sorge dafür, dass du nicht gestört wirst. Und sorge dafür, dass du das Essen hast, das du brauchst. Am allerklügsten ist: Geh in einen Yoga Ashram und verbringe dort die Zeit. Dort wirst du von niemandem gestört, dort hast du alles Essen, das du brauchst, und du hast auch die ideale Umgebung um zu praktizieren.

Wenn du also beabsichtigst, mal eine längere Zeit intensiv zu praktizieren, dann suche dir einen guten Platz aus, dass die wertvolle Zeit, die du mit spiritueller Praxis verbringst, wirklich gut verbracht ist. Zuhause ist manchmal das Problem, dass du einkaufen, kochen und saubermachen musst. Und wenn es irgendwo ein Problem gibt, musst du dich um den Abfluss kümmern, die Handwerker holen usw.

Einfacher ist es, du gehst in einen Ashram und praktizierst dort. Bei Yoga Vidya haben wir zum einen die Kundalini Intensiv Seminare, die es als Woche und als Monat gibt. Und wir haben das Sadhana Intensiv, wo du diese Hatha Yoga Praktiken, die in der Hatha Yoga Pradipika beschrieben sind, auch tatsächlich praktizieren kannst. Ohne dass du dich um irgendetwas kümmern musst, praktiziere einfach. Aber sei dir bewusst: Du willst praktizieren.

14. Vers:

Dieser Vers ist für den Aspiranten ganz besonders wichtig.

vam vidhe mathe sthitva sarva chinta vivarjitah |
gurupadishta margena yogam eva samabhyaset ||14||

Auf so einem Platz sollte der Yogi seinen Geist von allen Sorgen befreien und den Yoga ausüben, den ihn sein Guru lehrt.

Also einen Platz, der ideal ist zum Hatha Yoga ‒ den solltest du finden und dann üben. Jetzt magst du sagen, zu Hause habe ich nicht einen solchen idealen Platz. Dann kann ich dir raten, du kannst ihn aber visualisieren, selbst wenn du in deiner Ein-Zimmer-Wohnung bist, wo gleich dein Bett ist und Kochecke und Bibliothek, Fernseher, Computer und alles. Wenn du in deiner Yoga-Ecke bist, die muss ja nur 2 x 1 Meter groß sein, stelle dir einfach vor, du bist im alten Indien, in der Mitte des Dschungels, du bist beschützt durch eine Mauer und du siehst um dich herum die Wälder. Eventuell kannst du auch die Mauer weglassen. Du musst ja in deiner Fantasie nicht unbedingt die Löwen und Tiger hinkommen lassen. Und wenn du sie hinkommen lässt, können sie sich einfach hinsetzen und dir zuschauen bei der Yogapraxis.

Befreie dich von deinen Sorgen und verschiebe deine Sorgen auf nach der Yogapraxis.

Also stell es dir einfach vor. Und nimm dir auch vor, für die Stunde oder halbe Stunde oder zwei Stunden, in denen du praktizierst, bist du allein, für dich, mit Gott und Guru.

Dann befreie dich auch von allen Sorgen. Das heißt, wenn du übst, dann sage: „Jetzt ganz dem Yoga gewidmet.“ Im Yoga Sutra beginnt ja Patanjali mit den zwei Worten „Atha Yoga ‒ jetzt Yoga“. Du kannst also deinem Geist sagen, die nächsten 30, 60, 90 Minuten, zwei oder drei Stunden, sind ganz der Übung des Yoga gewidmet.

Wenn dein Geist dann sagt, oh, ich weiß noch gar nicht was heute Nachmittag sein wird und ich weiß noch nicht, ob ich meine Aufgaben zu Ende kriege usw., dann sage ihm einfach: „Danke, dass du mich darauf aufmerksam machst. Verschieben auf in einer Stunde.“ - Oder du könntest auch deinem Geist sagen: „Wiedervorlage in zwei Stunden.“

Verschiebe deine Sorgen auf nach der Yogapraxis. Das kannst du dir bewusst vornehmen und immer dann, wenn dein Geist dir wieder vorschlägt, sich damit zu beschäftigen, sage: „Danke. Aber Wiedervorlage in zwei Stunden.“ Befreie dich also von den Sorgen.

Praktiziere so, wie es dein Guru lehrt

Dann sagt Svatmarama: Übe den Yoga, den dir dein Guru lehrt. Es gibt so viele verschiedene Richtungen im Hatha Yoga und er will hier sagen: Du musst das Yoga von einem Guru lernen. Auch wenn Svatmarama viele Tipps gibt für die Yogapraxis, sagt er hier: Im Zweifelsfall, wenn dein Guru dir etwas anderes lehrt als ich, dann praktiziere es so, wie es dein Guru lehrt.

Denn die Praxis des Hatha Yoga kann nicht wirklich von einem Buch gelernt werden. Auch wenn ich selbst viele Videos ins Internet stelle ‒ es gibt ja den 10-wöchigen Hatha Yoga für Anfänger Kurs, es gibt den mehrwöchigen Atemkurs für Anfänger, es gibt den mehrwöchigen Pranayama Mittelstufen Kurs, den mehrwöchigen Pranayama und Kundalini Yoga Fortgeschrittenen Kurs ‒ die mögen alle als Begleitmaterial hilfreich sein.

Aber wenn du bei einem wirklichen Lehrer/in lernst, dann ist das nochmal etwas anderes und Tieferes. Und im Zweifelfall musst du erstmal üben, wie es dein Lehrer/deine Lehrerin dich gelehrt hat.

Im Lauf der Zeit kannst du auch einiges ausprobieren, was über das hinausgeht, was du gelernt hast. Und dann wird irgendwann deine Intuition kommen, dann kannst du ausprobieren, was aus deiner Intuition kommt.

Aber zunächst übe es so, wie du es gelernt hast. So weißt du in jedem Fall, es wirkt. Und im Lauf der Zeit kannst du anderes ausprobieren oder es von Innen entstehen lassen.

Video - Tipps zur Hatha Yoga Praxis

Hier ein Vortrag zum Thema Tipps zur Hatha Yoga Praxis – Kommentar zur Hatha Yoga Pradipika, 1. Kapitel Verse 12-14 von und mit Sukadev Bretz aus der Reihe Yoga Vidya Schulung, Vorträge zum ganzheitlichen Yoga.

Einsatz von Hilfsmitteln

ein Beitrag aus dem Yoga-Vidya Journal, Herbst 2022, Seite 68, von Sumangala Pai

Yogapattasana – früher und heute

In einer typischen Yogalehrer-Ausbildung bei Yoga Vidya sieht man oft Schüler, die mit einem Yoga-Gurt oder der Bettdecke verschnürt auf dem Boden - natürlich mit Teppich - sitzen, während sie den Vorträgen lauschen. In dieser Haltung kann man stundenlang sitzen, ohne Schmerzen oder Unwohlsein zu verspüren. Sie sitzen tatsächlich in Yogapattasana, genau wie die Yogis von einst, die lange Stunden in dieser Pose meditierten. In einer modernen Yogastunde werden die TeilnehmerInnen ermutigt, Requisiten wie Gurte und Blöcke zu benutzen um in eine bestimmte Pose zu gelangen und diese eine Weile zu halten. Früher benutzten die Yogis nicht nur die Yogapatta um sich abzustützen, sondern auch Seile, Stöcke und Ziegelsteine. Die Verwendung von Requisiten in der modernen Yoga-Klasse begann mit B. K. S. Iyengar, der in Frankreich seinen Koffer mit einem Gürtel zusammengebunden hatte. Er fand, dass der Gürtel in einer Yogastunde für Schüler geeignet ist um ihnen zu helfen in eine Asana zu kommen, ohne sich Gedanken über die Haltung und Schmerzen zu machen. Der Yoga-Gurt ermöglicht auch, sicherer in eine Pose zu kommen und diese dann besser zu verstehen. Heute gibt es alle Arten von Requisiten für die Yoga Praxis.

Yogapattasana, Kreuzbeinige Stellung mit einem Gurt oder mit einem Tuch

Yogapattasana ist auch als Paryankasana bekannt. Paryanka (paryaṅka - पर्यङ्क) bedeutet in Sanskrit eine Sänfte oder modern ausgedrückt ein Bett oder eine Couch. Es bedeutet auch Tuch, das wie ein Gürtel um den Rücken und die Knie gebunden wird. Dabei wird es bis zur Brust hochgezogen, während man auf dem Boden oder auf einem kleinen Schemel, wie zum Beispiel einem Puja-Hocker, sitzt. Der Stoffgürtel kann auch so gebunden werden, dass er den Rücken, die Oberarme und beide Beine knapp unter den Knien umschließt. Die Knie sind bis zur Brust angehoben, die Beine meist gekreuzt, die Füße stehen auf dem Boden. Das Tuch wird auch Yoga-Patta (Yogapaṭṭa - योगपट्ट) genannt und die Asana wird daher als Yogapattasana bezeichnet.

Gottheiten und Asketen wurden in einer meditativen Pose sitzend mit einem Yogapatta um Rücken und Knie dargestellt, um in der Pose zu bleiben und sich darauf zu konzentrieren, den Geist zu stillen. Selbst in der Shiva Purana, Kapitel 23, Vers 50 wurde Yogapatta erwähnt um Shiva zu beschreiben, der in der Yogischen Haltung (yogapaṭṭasthitaṃ) gesessen hat:

योगपट्टस्थितं शंभुं गणैश्च परिवारितम् । तपोरूपं दधानं च परमेश्वररूपिणम् ॥ ५० ॥

yogapaṭṭasthitaṃ śaṃbhuṃ gaṇaiśca parivāritam | taporūpaṃ dadhānaṃ ca parameśvararūpiṇam || 50 ||

Übersetzung

... dann verneigten sich Vishnu, die Götter, die Siddhas, die Weisen und ich, Brahma, vor Shiva, der in der Yogischen Haltung, umgeben von den Ganas, sitzt, und lobten ihn.

Yogapattasana /Paryankasana ist darüber hinaus in seinen verschiedenen Variationen in buddhistischen Texten, Jain-Texten und den Puranas zu finden. In Indien und in anderen asiatischen Ländern kann man Skulpturen finden, die Yogis und/oder Gottheiten in dieser Asana sitzend darstellen.

Im 'Yoga Chintamani' und in der 'Yoga Siddhanta Chandrika' wird die Asana wie folgt beschrieben: Knie beugen und den rechten Fuß auf die Seite des linken Unterschenkels und den linken Fuß auf die Seite des rechten Unterschenkels von innen setzen. Die Knie und den Rücken mit einem Gurt aus Stoff umschließen.

Alle Variationen und weitere Informationen von Yogapattasana findest du auf unseren Webseiten Yoga Wiki Hauptseite, Yoga Vidya Hauptseite und auch in der Yoga Vidya App für iPhone oder Android.

Für Paryankasana und Variationen, siehe: YouTube Video 1 und YouTube Video 2.

Quelle für o.g. Asanas: Enyclopaedia of Traditional Asanas by Dr. M.L. Gharot

Siehe auch

Literatur

Weblinks

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