Brahma Vidya: Unterschied zwischen den Versionen
Sabine (Diskussion | Beiträge) |
Sabine (Diskussion | Beiträge) |
||
Zeile 143: | Zeile 143: | ||
Brahman existiert sogar als [[Ursache]] der [https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/angst/ Angst] im unwissenden Menschen und der Furchtlosigkeit im weisen Menschen. Man kann furchtlos werden, wenn man sich mit dem verbindet, das existiert. Es macht keinen [[Sinn]], dass man Furchtlosigkeit erlangen könne, indem man sich mit etwas, das nicht existiert, verbände. Das Ende der Furcht kann nicht geschehen, wenn man bei einem nicht-existierenden [[Wesen]] Zuflucht nimmt. | Brahman existiert sogar als [[Ursache]] der [https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/angst/ Angst] im unwissenden Menschen und der Furchtlosigkeit im weisen Menschen. Man kann furchtlos werden, wenn man sich mit dem verbindet, das existiert. Es macht keinen [[Sinn]], dass man Furchtlosigkeit erlangen könne, indem man sich mit etwas, das nicht existiert, verbände. Das Ende der Furcht kann nicht geschehen, wenn man bei einem nicht-existierenden [[Wesen]] Zuflucht nimmt. | ||
Wenn der Kenner des [[Selbst]] ([[Jivanmukta]]) in seinem eigenen Selbst ruht, in seinem eigenen [[Satchidananda]] [[Svarupa]], dann sieht, hört und fühlt er nicht anderes. Du kannst vor jemand anderem Furcht haben, doch nicht vor deinem eigenen Selbst. Wie kann jemand Furcht haben, wenn er überall sein eigenes [[Selbst]] sieht? Deshalb ist Brahman allein die [[Ursache]] der Furchtlosigkeit des [[Jivanmukta]]s. Für Angst gibt es in der Welt viele Gründe, der Jivanmukta jedoch ist furchtlos. Das schon allein zeigt klar, dass Brahman, das den Jivanmukta von allen Arten der [[Angst]] befreit, existiert. Wenn Brahman nicht | Wenn der Kenner des [[Selbst]] ([[Jivanmukta]]) in seinem eigenen Selbst ruht, in seinem eigenen [[Satchidananda]] [[Svarupa]], dann sieht, hört und fühlt er nicht anderes. Du kannst vor jemand anderem Furcht haben, doch nicht vor deinem eigenen Selbst. Wie kann jemand Furcht haben, wenn er überall sein eigenes [[Selbst]] sieht? Deshalb ist Brahman allein die [[Ursache]] der Furchtlosigkeit des [[Jivanmukta]]s. Für Angst gibt es in der Welt viele Gründe, der Jivanmukta jedoch ist furchtlos. Das schon allein zeigt klar, dass Brahman, das den Jivanmukta von allen Arten der [[Angst]] befreit, existiert. Wenn Brahman nicht existierte, könnten die [[Jivanmukta]]s keine Furchtlosigkeit erlangen. Da nun die Jivanmuktas als furchtlos erkannt werden, existiert die [[Ursache]] ihrer Furchtlosigkeit. | ||
Möget ihr alle das glückselige Brahman, das frei | Möget ihr alle das glückselige Brahman, das frei von [[Angst]], [[Sorge]]n und [[Leid]] ist, erkennen. Möget ihr alle das [[Ziel]] des Lebens, das höchste Gut, mit Hilfe von [[Sravana]], [[Manana]] und [[Nididhyasana]] erreichen, nachdem ihr Euch mit den vier Mitteln zur [[Befreiung]], nämlich [[Viveka]], [[Vairagya]], [[Shatsampat]] und [[Mumukshutva]], ausgestattet habt! | ||
{{#ev:youtube|xSmu1esZnOY}} | {{#ev:youtube|xSmu1esZnOY}} |
Version vom 17. August 2014, 12:13 Uhr
Brahma Vidya (Sanskrit: ब्रह्मविद्या brahmavidyā f.), auch Brahmavidya, ist die Wissenschaft über Gott, die/das heilige Weisheit/ Wissen.
Swami Sivananda über Brahma Vidya
Artikel von Swami Sivananda
Brahma Vidya (Wissenschaft über Gott) ist die Wissenschaft der Wissenschaften. Der Kenner von Brahma Vidya oder der Wissenschaft von Brahman, der Wissenschaft des Absoluten, weiß alles. Sein Wissen ist umfassend. Er hat die ganze Erfahrung durch Intuition oder Enthüllung. Nimm deinen festen Platz auf dem Fundament der Wahrheiten der Upanishaden und akzeptiere die Ergebnisse der Wissenschaft nur, wenn sie mit den Wahrheiten der Upanishaden übereinstimmen, andernfalls weise sie bestimmt zurück.
Alle weltlichen Wissenschaften haben ihre eigenen Begrenzungen. Ein Wissenschaftler arbeitet auf der physikalischen Ebene mit einem begrenzten Geist und mit Hilfsmitteln. Er kennt die physikalischen Gesetze. Er besitzt etwas Wissen über die Elemente, Atome und physikalische Energien. Sein Wissen ist bruchstückhaft. Er hat keine Kenntnis des Ganzen. Er hat kein Wissen über transzendentale oder übersinnliche Dinge.
Wissenschaft ist nur zum Teil ganzheitliches Wissen. Ein Wissenschaftler vermutet, untersucht und zieht exakte Schlüsse aus seinen Beobachtungen. Er versteht die Natur, aber er weiß nichts über den Ursprung oder die Bestimmung der Natur.
Wer schuf die Sonne und gab ihren Strahlen die Kraft? Wer kombinierte 4 Teile Stickstoff mit einem Teil Sauerstoff? Wer gab den Elektronen ihre Kraft? Wer gab den Atomen die Kraft, sich in Molekülen zu verbinden? Wer oder was schuf die Elementarteilchen und verlieh ihnen ihre wunderbare Kraft für die unterschiedlichen Wechselwirkungen? Die Wissenschaft kennt dieses große Mysterium nicht. Auf der anderen Seite ist Yoga das vollständige ganzheitliche Wissen. Ein Yogi erhält innere göttliche Erkenntnis. Er sieht klar mit seinem inneren yogischen Auge die subtilen Grundlagen der Materie. Er identifiziert sich mit dem Höheren Wesen, das der Herr über die Prakriti (Natur, Schöpfung) oder Materie ist. Er erhält Kontrolle über die fünf Elemente. Er versteht klar das ganze Mysterium der Schöpfung durch direktes intuitives Wissen. Dem Wissenschaftler fehlt diese Art des Wissens. Er hat nur Wissen durch Experimente.
Aus psychologischer Sicht ist die Sinneswahrnehmung, derer sich die Wissenschaft bedient, nur ein zweitrangiges Kriterium und muss daher mit Vorsicht behandelt werden. Das Verschließen der äußeren Wahrnehmungskanäle ist gewöhnlich das Signal, die psychischen Wahrnehmungskanäle zu öffnen. Alle Erkenntnisse legen nahe, dass die psychischen Sinne weitreichender, scharfsinniger und in jeder Weise verlässlicher sind als die physischen.
Das "Geschäft" der Wissenschaft ist die Verallgemeinerung der Phänomene. Es ist die Aufgabe der Philosophie und des Yoga sie zu erklären. Religion ist der praktische Aspekt der Philosophie. Philosophie ist der rationelle Aspekt der Religion. Der Wissenschaftler versucht das „Wie“ des Problems zu beantworten; der Philosoph und der Yogi versuchen das „Warum“ zu beantworten. Es ist ein Fehler zu behaupten, dass dieses oder jenes Ereignis aufgrund von bestimmten Naturgesetzen auftritt. Die Naturgesetze geben keine echten Erklärungen über das Phänomen. Ein Naturgesetz ist einfach eine allgemein in Worte gefasste Aussage, was unter gegebenen Umständen bei einem Naturphänomen passiert. Wissenschaft beschäftigt sich nur mit den Phänomenen. Wissenschaft zeigt eine wunderbare Harmonie der Natur. Aber es ist die Aufgabe der Philosophie und des Yoga das „Warum“ dieser Harmonie zu erklären.
Wissenschaftler haben ein Teilwissen über das Universum. Sie haben nicht den gesamten Schlüssel der Naturgesetze verstanden. Sie haben kein Wissen über die okkulte Seite der Dinge. Sie haben kein Wissen über die astrale, geistige oder höhere Ebene, so wie Brahma Loka oder die Welt des Brahma. Die unsichtbare Welt ist von viel größerer Bedeutung als das Universum der Sinne, das für das bloße Auge sichtbar ist. Ein vollkommen entwickelter Yogi kann auf allen Ebenen wirken und deshalb hat er das umfassende Wissen über die manifestierte und nicht manifestierte Natur. Die Sinne, mit denen man Wissen über die äußeren Dinge erhält, sind nicht vollständig entwickelt. Daher ist das erhaltene Wissen unvollständig. Die äußeren Sinne sind die exakten Gegenstücke zu den inneren astralen Sinnen. Wissenschaftler haben kein Wissen über die subtilen Grundlagen der Materie. Das Leben wird erfüllter und reicher wenn man dieses innere Sehvermögen durch die Praxis des Yoga entwickelt. Genau wie Blut, wenn man es unter dem Mikroskop betrachtet, viele mysteriöse Dinge enthüllt, wie Leukozyten, Zellkerne, Keime und Bazillen, so enthüllt auch das innere yogische Auge so manches Mysterium der verborgenen Seiten der Dinge. Das Wissen der Wissenschaftler ist nur bruchstückhaft, während das Wissen der Yogis, die die Wahrheit erkannt haben, vollständig und perfekt ist.
In ihrer Einstellung unterscheidet sich die Wissenschaft radikal von philosophischen Gedankengängen. Konsequenterweise unterscheidet sich die Herangehensweise der Wissenschaft an ihre spezifischen Probleme von der der Philosophie. Jedoch gibt es auch eine gewisse Übereinstimmung in den Ergebnissen der Wissenschaft und der Philosophie wenn einige allgemeine Fragestellungen diskutiert werden.
Wissenschaftler müssen einiges von den Sehern des Ostens lernen. Wer gab den Elektronen die Kraft sich zu drehen? Was ist die Basis dieser Elektronen? Wer gab den Zellen oder dem Protoplasma Leben? Wer gab den Zellen die Intelligenz, Milch abzusondern oder Galle oder Magensaft aus dem Blut? Die Wissenschaftler beobachten und experimentieren immer noch. Sie tappen immer noch im Dunkeln. Was ist der Auslöser für den allerersten Impuls? Wer ist Herr über den Geist? Wodurch wurde der allererste Gedanke ausgelöst? Sogar wenn alle lebenden Wissenschaftler ihre Köpfe zusammensteckten, um diese Fragen zu beantworten, könnten sie keine eindeutigen und schlüssigen Antworten geben.
Der Geist eines Wissenschaftlers kann nicht auf höheren spirituellen Ebenen arbeiten. Er ist grob und unruhig. Er hat nach außen gerichtete Tendenzen. Er ist angefüllt mit Wünschen, Leidenschaften und weltlichen Eindrücken. Der Wissenschaftler kann nicht nach innen sehen, in sich kehren und meditieren. Er kann die Atome der verschiedenen Elemente analysieren, aber er kann sich nicht selbst analysieren. Er kann die Atome bombardieren, die Bewegungen der Elektronen beobachten und Entdeckungen in der Natur machen. Dagegen ist der Geist eines Rishis oder Yogis subtil und rein. Er ist frei von weltlichen Wünschen und Leidenschaften, von Ich-Bezogenheit, Lust und Hass. Er ist ausgestattet mit den Anweisungen der Weisen und Srutis (Enthüllungen, z.B. die Veden). Er ist angefüllt mit Reinheit. Er ist frei von nach außen gerichteten Tendenzen. Er ist geeignet für göttliche Kontemplation (Betrachtung). Er ist entsprechend auf mehreren Wegen durch rigorose Entbehrung und Entsagung geschult. Der Yogi unterzieht sich einer Ausbildung, einer seltenen Ausbildung - durch die Praxis, den Geist zur Ruhe zu bringen, die Sinne zu kontrollieren, innere und äußere Reinigung usw. – die man nicht an den Universitäten erhalten kann.
Der Wissenschaftler beobachtet die physikalischen Phänomene, macht Experimente und schließt von den Wirkungen auf die Ursache. Der Rishi oder Yogi geht direkt zu der Ursache oder Quelle. Er taucht tief ein in die Quelle und bringt die Perle des Wissens über das Selbst hinauf. Der Wissenschaftler sieht und beobachtet ausschließlich Dinge, die in seiner Sinneswahrnehmung auftauchen. Der Seher nimmt sie so wahr, wie sie in ihrer grundlegenden Natur sind. Er hat direkte Intuition und Wahrnehmung der Wahrheit durch Nirvikalpa Samadhi. Dann kommt er zu der Wirkung – dem manifestierten Universum. Deshalb sind seine Äußerungen unfehlbar. Sie sind "Evangelien". Die Srutis der Upanishaden sind direkte Enthüllungen. Sie sind die unfehlbaren Äußerungen der Seher oder Weisen. Sie sind jenseits der Fragen, jenseits des geringsten Schattens des Zweifels.
Wenn der Yogi das Wissen über das Unendliche erreicht, erhält er auch das Wissen über alle weltlichen Wissenschaften, denn alle Wissenschaften beruhen auf Brahma Vidya. Wenn du über Lehm, Garn oder Gold Bescheid weißt, weißt du auch über alle Modifikationen von Lehm, Garn oder Gold Bescheid.
Wissenschaftler sind auch Adwaitins oder Nicht-Dualisten. Sie sagen: „Es gibt nur eine Substanz in dieser Welt. Das ist das Elektron. Die ganze Welt ist Energie.“ Energie ist der Gott der Wissenschaft. Energie ist auch der Gott der Shaktas (eine Sekte im Hinduismus). Wissenschaftler haben die physische Welt erforscht. Sie haben zahlreiche Methoden gefunden, um die physischen Kräfte der Natur zu kontrollieren. Psychologen experimentieren auf der geistigen Ebene. Sie versuchen die geistigen Kräfte unter Kontrolle zu bringen. Psychologie ist ein Zweig des Raja Yogas, der sich mit der Kontrolle des Geistes beschäftigt. Eine gründliche Studie über die Beobachtungen und Entdeckungen der Wissenschaft bringt einen Menschen näher zu Gott. Wer hat die Gesetze der Natur formuliert? Die Natur ist blind. Was ist diese Intelligenz, die die Natur bewegt? Was ist die treibende Kraft? Ein Studium der physikalischen Kräfte und Gesetze und ein Verständnis der geistigen Kräfte und Gesetze reichen nicht aus, um uns vollkommen zu machen. Wir sollten über ausführliches Wissen und Erkenntnis der Grundlage verfügen, die hinter diesen Namen und Formen und allen physischen und geistigen Phänomenen liegt. Nur dann werden wir vollkommene Meister oder vollendete Eingeweihte, „Arhats“ oder Buddhas.
Können wissenschaftliche Erfindungen uns wirklich glücklich machen? Das ist nun die Frage der Fragen. Was hat uns die Wissenschaft gegeben? Ohne Zweifel hat sie einen Schatz an Wissen auf der physischen Ebene zusammengetragen. Aber dieses Wissen ist eine bloße Hülle, verglichen mit dem Wissen des Brahma Vidya. Alle Wissenschaften basieren auf dem Wissen des Atman (des Selbst).
Jene, die sich in der Umklammerung der Wissenschaft befinden, mögen kein Sandhya und keine Gebete. Sie vernachlässigen die Studien der Gita, Japa, Kirtan und Meditation. Sogar während eines Kurses, eines Vortrages über die Upanishaden, gemeinsamen Gebeten und Meditationen in einer Halle nebenan werden sie im nächsten Raum fortfahren zu rauchen, zu trinken und Karten oder ein anderes Spiel zu spielen. Sie werden mit ihren Tombola-Losen, Eintrittskarten für Sportveranstaltungen und wertlosem Gerede und Klatsch beschäftigt sein. Was für ein unglücklicher und bedauerlicher Zustand!
Westlich erzogene Menschen werden übermäßig von wissenschaftlichen Theorien und Entdeckungen mitgerissen. Alles, was den Stempel der Wissenschaft trägt, so dumm es auch sein mag, wird als „Evangelium“ angesehen. Eine Theorie oder Doktrin, obwohl sie sich als Irrtum herausstellt, wird als echte Weisheit für alle Zeiten akzeptiert, wenn sie im Namen und in der Autorität der Wissenschaft verkündet wird. Auch wenn einige fantastische und groteske Aussagen mit dem Stempel der Wissenschaft von einem Haekel, Einstein oder Tyndet gemacht werden, sind die Leute nur zu gern bereit sie mit großer Begeisterung zu schlucken. Das ist der heutige Zeitgeist! Sie weisen die erhabenen Unterweisungen der alten Rishis und Weisen als reinen Aberglauben zurück.
Ich verdamme nicht die wundervollen Entdeckungen und Erfindungen, die die moderne Wissenschaft dem großen Vorrat an Wissen und Glück hinzugefügt hat, den die heutige Generation genießt. Das Radio, das Flugzeug, das Mikrofon und andere Wunder der Wissenschaft verblüffen die menschliche Intelligenz. Wissenschaftler haben Wege gefunden, eine Eizelle mit Chemikalien, ohne die Zuhilfenahme von Samen, zu befruchten. Das ist ein enormer Erfolg. Einige Kinder wurden auf diese Weise gezeugt. Sie injizieren den Samen von berühmten und kultivierten Männern aus der ganzen Welt, um das menschliche Geschlecht zu vervollkommnen. Sie versuchen ein Radio in ein Streichholz einzubauen. Sie versuchen die erforderliche Nahrung in den Körper zu geben, indem sie einen Knopf drücken, so dass Essen und Verdauung gänzlich überflüssig werden. Sie versuchen, aus den Straßen Laufbänder zu machen, so dass es keinen Bedarf an Autos und Kutschen mehr gibt. Sie versuchen Kontakt zum Mars herzustellen. Sie mögen in allen Versuchen erfolgreich sein. Möge Gott sie mit großem Erfolg für alle ihre Unternehmungen segnen. Aber die Frage ist: Können all diese Annehmlichkeiten und wissenschaftlichen Entdeckungen und Erfindungen zur Unsterblichkeit führen, ewige Zufriedenheit und andauernden Frieden? Hat dieser materielle Wohlstand das Glück der Menschen erhöht? Ist der Mensch heute nicht rastloser als jemals zuvor? Ist er nicht trotz all dieser Annehmlichkeiten unzufriedener? Das Leben ist komplexer und komplizierter geworden. Luxus nimmt Tag für Tag zu. Selbst ein reicher Mensch findet es schwer, beidem gerecht zu werden.
Es gibt nur ein Heilmittel für all diese Krankheiten. Man muss allen Luxus aufgeben und zum einfachen, natürlichen Leben zurückkehren, wenn man echtes und andauerndes Glück erleben will. Unsterblichkeit kann nur erreicht werden, indem man das Selbst durch einfaches Leben, die Praxis des Yoga, Selbstkontrolle, geistige Disziplin und Meditation verwirklicht.
Warum liest du viele Bücher? Es hat keinen Nutzen. Das wichtigste Buch ist in deinem Herzen. Öffne die Seiten dieses unerschöpflichen Buches, der Quelle allen Wissens. Du wirst alles wissen. Was ist dieses Wissen vom Wissen, dass du alles wissen wirst? Das ist das Wissen von Brahman oder der letztendlichen Realität. Das ist Paravidya (höchste Wissenschaft). Das ist Brahma Vidya. Das ist die Wissenschaft der Wissenschaft. Schließe nun deine Augen. Ziehe deine Sinne zurück. Bring den Geist zur Ruhe. Lasse die aufsteigenden Gedanken verstummen. Befreie den Geist von Gedankenwellen. Verbinde dich mit dem Atman, dem Selbst, der höchsten Seele, dem Licht des Lichtes, der Sonne der Sonnen. Alles Wissen wird sich dir offenbaren. Du wirst göttliche Weisheit haben. Alle Zweifel werden verschwinden. Alle Qualen des Geistes werden verschwinden. Alle erhitzten Debatten und Diskussionen werden beendet. Frieden, Glück, ewige Freude und Wissen allein werden zurückbleiben.
Brahma Vidya oder die Wissenschaft vom Selbst ist kein Thema, das man durch bloßes intellektuelles Studium, Argumentation oder Reflexion verstehen und erkennen kann, oder gar durch Diskussionen. Bloße Gelehrsamkeit und umfangreiche, intellektuell anspruchsvolle Studien können bei der praktischen Erkenntnis der Wahrheit, die dieser Wissenschaft zugrunde liegt, nicht helfen. Es erfordert eine umfassende Ausbildung, eine Ausbildung, die man an unseren modernen Universitäten und Colleges nicht findet. Es erfordert festes Sadhana (spirituelle Praktiken) zum Erreichen des Ziels, das in dieser Paravidya oder höchsten Wissenschaft gezeigt wird.
Man muss einen Bereich erreichen, in dem es weder Licht noch Dunkelheit gibt, weder Ost noch West, weder Gewinn noch Verlust – einen Bereich, der niemals durch den Geist oder die Sinne erreicht werden kann. Es ist nicht, meine lieben Brüder, eine eingebildete Region der Arabischen Nächte oder des Mittsommernachtstraums. Nein, sicherlich nicht. Es ist kein illusorischer Platz der eigenen mythologischen Erfindung. Es ist der einzige, der einzige echte immerwährende Ort von langjährigem Frieden, bleibender Freude, in dem der schwankende rastlose Geist dauernde Ruhe findet. Weise wie Shankara, Dattatreya, Mansoor, Madalasa, Gargi, Chudalai, Jesus und andere erreichten dieses Ziel nach anstrengendem Kampf und Strapazen.
Die Möglichkeit zur Erreichung dieser Ebene befindet sich für all diejenigen in greifbarer Nähe, die bereit zur Ausdauer, Geduld, Beharrlichkeit, eiserner Entschlossenheit und starkem Willen sind. Was einer erreicht hat, kann auch ein anderer erlangen. Das ist das große Gesetz der Natur. Prakriti ist unvoreingenommen. Unter normalen Umständen durchlebt ein Mensch zahllose Geburten, bevor er Vollkommenheit und das Wissen über das Selbst erlangt. Wenn ein Mensch sicher in seiner spirituellen Sadhana ist, kann er sich schnell entwickeln; er kann seinen spirituellen Fortschritt in einigen wenigen Geburten beschleunigen, was sonst tausende von Jahren benötigen würde. Er kann den Kreislauf von Leben und Tod durch fordernde Sadhana, große Selbstkontrolle und entschlossene Anstrengung abkürzen. Er kann während eines Blinzelns in einer Geburt Selbstverwirklichung erlangen, wenn er ein "erstklassiger" Aspirant mit sehr guten spirituellen Eindrücken ist.
Steh auf, oh Prem! Folge mir. Genieße die Seligkeit des Atman. Der Fluss der Freude umfließt alles. Da ist eine Flut von Seligkeit des Selbst. Trinke diesen Nektar zur Zufriedenheit deines Herzens. Kümmere dich nicht um die Welt. Gehe deinen eigenen Weg. Lasse Andere Reichtümer horten und Mühlenbesitzer oder Multimillionäre werden. Sie sind nur Unglückliche. Lasse Andere Rechtsanwälte werden, Richter am Hohen Gericht oder Minister. Sie sind immer noch ignorante Menschen. Bedaure nicht ein bisschen. Der Reichtum der drei Welten ist nichts - bloß Strohhalme - vor dem spirituellen Reichtum, dem Reichtum von Atma Jnana. Die Freude der drei Welten ist bloß ein Tropfen, verglichen mit dem Ozean der Seligkeit des Selbst. Das Wissen über alles - weltliche Wissenschaft ist bloß eine Hülle, verglichen mit dem Wissen über das Selbst. Hier sind die kostenlosen Schätze des Atman für dich. Hier ist der unerschöpfliche Reichtum von Brahma Jnana. Genieße diese Reichtümer. Kein Bandit oder Räuber kann dir diesen unschätzbaren Reichtum des göttlichen Wissens stehlen. Es gibt keine Insolvenz, kein Versagen der Bank, keinen Bankrott. Nimm diesen großartigen spirituellen Schatz in Besitz, die Pracht Brahmans, und genieße sie für immer und immer. Du bist nun ein echter König der Könige, Schah der Schahs, Kaiser der Kaiser. Die Götter, Indra und Brahma, werden nun eifersüchtig auf dich sein, oh Prem! Geh und verteile diesen unschätzbaren Reichtum des Wissens über das Selbst weit und breit.
Ehre für dich! Friede sei mit dir für immer und immer!
Brahma Vidya und die Upanishaden
Auszug aus dem Buch "Jnana Yoga" von Swami Sivananda (Hrsg.: Divine Life Society, 2007), S. 58-67
Die philosophische Gedankenschule des Vedantas wird auch Uttara Mimamsa genannt. Der Begründer des philosophischen Vedantasystems war Badarayana Vyasa. Der Gründer der Purva Mimamsa-Schule war Jaimini, ein Schüler Badarayana Vyasas. Purva Mimamsa ist auf den Mantra-Teil der Veden (Karma Kanda) und Uttara Mimamsa auf den Upanishaden-Teil der Veden (Jnana Kanda) ausgerichtet. Die Brahma Sutras Badarayanas werden Vedanta Darshan genannt. Der Name leitet sich aus dem ‚Ende der Veden‘ ab, welches die Upanishaden darstellen. Diese Brahma Sutras sind das Ergebnis der Harmonisierung der scheinbar sich widersprechenden Upanischaden-Texte Badarayanas. Der Kommentar (Bhashya), den Sri Shankaracharya zu den Brahma Sutras verfasste, ist als Sariraka Bhashya bekannt.
Jeder Veda besteht aus Samhita, Brahmana, Aranyaka und Upanishade und ist nochmals unterteilt in Karma Kanda (Handlung, Riten) und Jnana Kanda (Erkenntnis). Karma Kanda führt die Menschen in den Himmel, Jnana Kanda führt sie zur Befreiung. Samhita und Brahmana bilden den Karma Kanda, Aranyaka und die Upanishaden bilden den Jnana Kanda. Mit Brahma Vidya, dem Wissen über das Erkennen Brahmans, beschäftigen sich die Upanishaden. Die Upanishaden sind das Ende der Veden, Vedanta. Die Veden bestehen aus vier Teilen: Rig Veda, Sama Veda, Atharva Veda und Yajur Veda. Diese 4 Teile besitzen wiederum viele Vedangas, Glieder der Veden. Eines dieser Glieder sind die Upanishaden. Der Rig Veda hat 21 Vedangas. Der Yajur Veda hat 109 Vedangas. Der Sama Veda hat 1.000 Vedangas. Der Atharva Veda hat 50 Vedangas. In jedem Vedanga befindet sich eine Upanishade.
Das Wort ‚Upanishade‘ setzt sich wie folgt zusammen: Die Silben ‚Upa‘ und ‚Ni‘ werden der Wurzel ‚Shad‘ vorangesetzt. ‚Shad‘ hat drei Bedeutungen: (1) vernichten, (2) erlangen und (3) lösen. Das Wort Upanishade bezieht sich auf das Wissen, das durch ein bestimmtes Werk geprägt wurde, zu dem ein Kommentar verfasst werden muss. Hier folgt eine Erklärung zur Etymologie des Wortes: Das Wissen wird Upanishade genannt, weil es die Ursache des Samsaras vernichtet, die Unwissenheit. Nach den verschiedenen Bedeutungen der Wurzel ‚Shad‘ kann das Wort Upanishade außerdem (1) das Lösen der zahlreichen Verstrickungen des Leides wie Empfängnis, Geburt, Alter, Krankheit usw. sowie (2) das Erlangen des Wissens um Brahman, das Einssein mit Brahman, bedeuten. Aspiranten verwenden den Begriff Upanishade auch für das Buch an sich. Sie sagen: „Wir werden die Upanishaden studieren oder lehren.“ Dies ist kein Fehler, da die Wurzel ‚Shad‘ sich nicht nur allein auf das Werk beziehen kann, sondern das Wissen mit einschließt. So wird nun das Wort Upanishade in seinem primären Sinne benutzt, um das Wissen zu bezeichnen, aber auch in sekundärem Sinne für das Werk. Das Wissen wird dem Suchenden vermittelt, der sich von weltlicher Anhaftung befreit hat und seinen Geist durch Meditation auf dieses Wissen richtet. Das Wissen lässt ihn Brahman erreichen und rein und unsterblich werden.
Sri Rama sprach zu Hanuman: "Das Wissen der Mandukya Upanishade allein führt zur Befreiung. Wenn durch sie Jnana nicht erlangt wird, wirst du Jnana bald durch das Studium von 10 Upanishaden erlangen. Oh Sohn von Anjana, wenn dein Jnana nicht gefestigt ist, studiere 32 Upanishaden. Wenn du nach Videha Mukti strebst, studiere 108 Upanishaden."
Die Upanishaden sind die metaphysischen Erkenntnisse der Rishis. Die Upanishaden, die Bhagavad Gita sowie die Brahma Sutras werden Prasthanatraya genannt. Sie sind die drei maßgebenden Bücher der hinduistischen Philosophie. Jeder Lehrer, der den Titel ‚Acharya‘ für sich beansprucht und eine neue Schule eröffnen möchte, muss zu diesen drei wichtigen Büchern einen Kommentar schreiben. Alle bisherigen Acharyas wie Sri Shankara, Ramanuja und Madhva haben solche Kommentare verfasst.
Brahman
Seit Anbeginn der Zeit rufen die Veden aus:
- ‚Ekam Sat Vipra Bahudha Vadanti‘ - ,Alles Seiende ist eins, - Die Weisen benennen es nur mit verschiedenen Namen.‘ (Rig Veda, I.164.146.
Gott, Brahman, Allah, Isvara, Jehovah, Ahuramazda usw. sind eins. Ich bringe meine Verehrung diesem Höchsten Wesen dar - "der Einen ewigen unteilbaren Essenz der Glückseligkeit und Intelligenz", die die Weisen auf verschiedene Arten beschreiben, ganz nach Vielfalt ihres Intellekts.
Zu Anfang war nur Brahman, Eines ohne ein Zweites. Finsternis war in Finsternis gehüllt. Wer weiß, woraus dieses Universum entstanden ist? Nur der Wächter im höchsten Himmel weiß es. Oder ob er es auch nicht weiß? (vgl. Rig Veda X.129.)
Atman allein ist. Es erscheint als die Objekte, die wir als Schlange im Seil erkennen. Atman nimmt die Gestalt dieser Objekte an. Brahman ist das Selbst, das in allen Wesen weilt. Dieses Brahman ist ohne Ursache und ohne Wirkung. Es ist nicht innen und nicht außen. Es ist makellos. Es ist nicht breit und nicht lang. Es ist ohne Farbe und ohne Gestalt. Dieses Brahman ist ohne Teile, ohne Name, ohne Kaste, ohne Hände, ohne Beine. Dieses Brahman ist Weisheit, Frieden, Glückseligkeit. Es strahlt aus Sich Selbst heraus. Alle Objekte, die wir im Außen wahrnehmen, sind im Höchsten enthalten. Alle Objekte erhalten ihr Licht durch dieses durch Sich Selbst strahlende Brahman. Die gesamte Welt ist in Brahman. Es erscheint im Außen durch die Kraft der Maya, so wie dein Körper im Spiegel erscheint.
Wie soll man die Herrlichkeit Brahmans beschreiben! Selbst die Veden preisen ihn entsprechend ihrer begrenzten Fähigkeit. Keiner konnte Seinen Anfang oder Sein Ende finden. Es geht ohne Füße, greift ohne Hände, hört ohne Ohren, sieht ohne Augen, schmeckt ohne Zunge, riecht ohne Nase, fühlt ohne Haut, spricht ohne Mund, denn Es ist reines Bewusstsein. Es ist alldurchdringend. Es hat Hände, Füße, Augen, Häupter, Gesichter überall. Es ist eine wunderbare Wesenheit. Es ist jenseits der Reichweite von Verstand und Sprache. Du kannst Es nicht mit deinen physischen Augen sehen, doch du kannst Es mit deinem scharfen feinsinnigen Intellekt erkennen, nachdem du den Geist von allen bösartigen Tendenzen befreit hast.
Das Auge kann Brahman nicht wahrnehmen. Der Verstand kann Es nicht erfassen. Der grobstoffliche, weltliche Intellekt kann Es nicht erkennen. Die Sprache kann Es nicht beschreiben. Verstand und Sprache weichen zurück, da sie nicht fähig dazu sind, Es in angemessener Weise zu beschreiben. "Wir stehen vor einem Rätsel, wenn wir versuchen, Brahman zu beschreiben. Seine Herrlichkeit ist unbeschreiblich. Es zu beschreiben bedeutete, Es zu verleugnen." Wie kann der endliche Verstand das Unendliche begreifen? Jedoch kann Brahman von jenem Aspiranten direkt erkannt werden, der mit den vier ‚Befähigungen zur Befreiung‘ ausgestattet ist, der stetig meditiert und einen scharfen, klaren Intellekt besitzt.
Die Weisen beschreiben Brahman wie folgt: ‚Jenseits des Undifferenzierten‘, ‚Das Ungeborene, das weder Ursache noch Wirkung kennt‘, ‚Vor dem Sprache und Verstand verwirrt zurückweichen‘ ‚Nicht dieses, nicht jenes – Neti neti‘ usw. Brahman ist reines, absolutes Sein (Sat). Brahman ist die Wirklichkeit der Wirklichkeiten (Satyasya Satyam).
Brahman ist Intelligenz (Chidghana, Vijnanaghana, Prajanaghana). Es ist ohne Eigenschaften. Es ist ohne Unterscheidung. In der Brihadaranyaka Upanishade lesen wir: "Wie eine Menge Salz weder Innen noch Außen hat, sondern eine Geschmacksmasse ist, so hat das Selbst weder Innen noch Außen, sondern ist im Ganzen eine Masse des Wissens." So wie ein Brocken Salz ein Innen und Außen, doch denselben salzigen Geschmack besitzt - und keinen anderen, so besitzt auch Brahman ein Innen und Außen sowie dieselbe Intelligenz. Innen und Außen sind rein mentale Schöpfungen. Wenn der Verstand zur Ruhe kommt, verschwinden die Vorstellungen von Innen und Außen. Der Weise erkennt nur das eine grenzenlose, einheitliche Bewusstsein.
Äther (Akasha) ist feinstofflich, alldurchdringend und ungebunden. Er wird mit Brahman verglichen. Die Srutis erklären mit Nachdruck: "Akashavat Sarvagata Nitya" - d.h. "wie Äther, alldurchdringend und ewig." Wenn der Topf zerbricht, hat dies in keinster Weise Auswirkungen auf den Äther des Topfes. Darum ist er ungebunden (Asanga).
Ein Haus besteht, um von jemandem genutzt zu werden. Ebenso bestehen Ohren, Augen, Hände und Beine, um von jemandem genutzt zu werden. Der Besitzer ist verschieden von den Ohren, Augen, Händen und Beinen. Dieser Besitzer ist das wahre, unendliche ‚Ich‘. Er ist der Innere Herrscher. Er ist unsterblich. Er ist reines Bewusstsein. Die Fähigkeit der Ohren, Geräusche wahrzunehmen, und die Fähigkeit der Augen, Objekte zu erkennen, hängt von der Intelligenz dieses Besitzers ab. Wie der Mond sein Licht von der Sonne leiht, so leihen die Sinne ihr Licht, ihre Intelligenz und ihre Kraft von der Quelle, nämlich von Atman, der dieser Besitzer ist. Deshalb sagt man zurecht, dass der Atman das Ohr der Ohren, das Auge der Augen, das Prana der Pranas, der Geist des Geistes ist.
Atman ist verschieden vom Erkennbaren. Er ist ebenso jenseits des Unerkennbaren. Er ist unergründlich. Dies bedeutet nicht, dass Atman keine Wesenheit sei, dass Er leer, eine verneinende Theorie oder eine metaphysische Abstraktion sei. Er ist Erkenntnis und reines Bewusstsein. Bewusstsein ist dichter als Stein, Platin oder Gold. Atman ist die einzige wahrhaft lebendige Wesenheit, der Urgrund allen Seins.
Brahman existiert
Gruß sei dem Einen ohne ein Zweites, Brahman. Es ist der Urgrund allen Seins, der Urgrund dieser Welt, der Urgrund aller Sinne. Es ist der Urgrund von Geist und Prana. Gruß sei dem unseren Herzen Innewohnenden, der von den Menschen mit gereinigtem Intellekt, mit dem Glauben an die Sastras und den spirituellen Lehrer sowie mit großer Hingabe ihnen und Gott gegenüber mittels der Methoden der Veden, Sravana, Manana und Nididhyasana, erkannt wird.
Man nimmt an, dass Brahman aus folgenden Gründen nicht sei: Was immer existiert, ist aufgrund seiner Eigenschaften von den Sinnesorganen wahrnehmbar - wie zum Beispiel ein Topf. Was immer nicht existiert, ist nicht aufgrund seiner Eigenschaften von den Sinnesorganen wahrnehmbar - wie zum Beispiel die Hörner eines Hasen, ein Himmelslotus usw. Brahman kann von den Sinnesorganen nicht wahrgenommen werden, da Es keine Eigenschaften besitzt, deshalb existiert Es nicht.
Dieses Argument ist brüchig und unhaltbar, da Brahman der Ursprung von Äther ist. Es kann nicht gesagt werden, dass Brahman nicht existiere, da Äther - dessen Ursprung Brahman ist - von den Sinnesorganen wahrgenommen wird. Etwas, von dem etwas ausgeht, besteht - zum Beispiel ist der Ursprung des Topfes Lehm und der Ursprung des Baumes der Same. Deshalb existiert Brahman, denn Es ist der Ursprung von Äther. Auch können wir in der Welt nichts mit unseren Sinnen wahrnehmen, das nicht aus etwas entstanden ist. Wären Name und Form nicht aus etwas hervorgegangen, könnten sie von den Sinnesorganen nicht wahrgenommen werden. Doch sie werden als Name und Form wahrgenommen. Deshalb existiert Brahman. Die Srutis schreiben: "Wie kann Sein aus Nicht-Sein entstehen? Wie kann etwas, das aus Nichts entstanden ist, wahrgenommen werden?" Dies besagt klar, dass etwas nicht aus dem Nichts entstehen kann. Dies legt nahe, dass Brahman existiert.
Du liebst dein Haar, das auf deinem Kopf wächst. Du kämmst es täglich und ölst es ein. Doch sobald das Haar in eine Tasse mit Milch fällt, liebst du es nicht mehr, du wirfst es weg. In der Liebe zu deinem Haar zeigt sich auch die Liebe zu deinem Selbst. Dein Haar ist aufgrund der Verbindung mit dem Körper des Jivas schön und attraktiv sowie aufgrund der Verbindung mit Chaitanya (Bewusstsein), das hinter dem Körper steht. Wenn du in einem Geschäft einen Seidensari siehst, ist er nichts Besonderes, doch sobald ihn eine Frau trägt, ist er wunderschön, weil er jetzt mit Chaitanya verbunden ist. Dies lässt erkennen, dass Atman existiert und dass Es eine Verkörperung der Schönheit ist.
Das einfache Volk kann den König nicht täglich sehen. Doch die Menschen sehen die Offiziellen des Königs, und daraus schließen sie, dass es einen König gibt, den höchsten Herrscher im Staate. Ebenso kann das höchste Selbst, der Urgrund allen Seins, der innere Herrscher, nicht gesehen werden. Du kannst seine Existenz daraus ableiten, dass du die Sonne, den Mond, die Sterne und andere wunderbare Objekte betrachtest, die von Seiner Herrlichkeit und Seiner Pracht zeugen.
Brahman ist die Quelle sowohl unserer physischen Aktivitäten, wie etwa der Atmung usw., als auch unserer sinnlichen Freuden. Die Shrutis fahren fort aufzuzeigen, dass Brahman die Ursache von beidem ist. Brahman existiert auch aufgrund der Atmung und anderer Aktivitäten, die wahrgenommen werden können. Das Ein- und Ausatmen findet mit Hilfe von Prana und Apana statt. Diese vitalen Funktionen werden von Körper und Sinnesorganen gemeinsam ausgeführt. Diese Verbindung wechselseitiger Abhängigkeit zum Erhalt eines einzigen Wesens ist nicht ohne ein unabhängiges, intelligentes Wesen möglich. Zum Beispiel finden Sand, Mörtel und Backsteine nicht zueinander ohne ein intelligentes Wesen, das außerhalb von ihnen ist und das das Haus als Herr beziehen wird.
Die Verbindung bestimmter Elemente muss notwendigerweise für ein Wesen erfolgen, das von den verbundenen Elementen verschieden ist. So etwa ist ein Haus, das aus diversen Materialien erbaut wird, Unterkunft eines Menschen oder eines anderen Lebewesens, das von den verwendeten Materialien sehr verschieden ist. So soll auch der Körper, der aus verschiedenen Materialien erschaffen wurde, für ein Wesen bestimmt sein, das verschieden von den zu einem Ganzen zusammengefügten Materialien ist. Das ist eines der Argumente der Sankhya Schule, um die Existenz des Purushas, des reinen Prinzips der innewohnenden Intelligenz, zu beweisen. Purusha ist verschieden vom Körper, der aus verschiedenen Modifikationen der Prakriti (Materie) erschaffen wurde. Der Atman ist hier der Herrscher, der im Palast dieses Körpers weilt und für den die verschiedenen Funktionen des Körpers ihre Pflichten erfüllen.
Die Shrutis beschreiben Brahman als Verkörperung von Glückseligkeit und Freude (Rasa), als den innersten Kern unseres Seins, als die Quelle unseres Lebens und unserer Sinne. Ohne Brahman können die Augen nicht sehen, die Ohren nicht hören, die Pranas nicht ihre verschiedenen Funktionen erfüllen. Das Ziel des Lebens ist das Erlangen der ewigen Glückseligkeit Brahmans. Der Mensch sehnt sich nach ewiger Freude. Aufgrund von Unwissenheit sucht er sie in den äußeren Objekten. Er geht den falschen Weg. Dann kultiviert er Unterscheidungskraft, sucht in seinem Inneren, kehrt den Geist nach innen und findet mit Hilfe der Meditation unsterbliche Glückseligkeit in seinem eigenen Selbst. Der sinnliche Mensch geht den Pfad zum Höchsten im Zickzack. Im Leben geht jede Handlung nur in Richtung Satchidananda Brahman.
Wenn Ananda (Glückseligkeit) nicht im höchsten Äther der Herzenshöhle existierte, wer in der Welt könnte dann atmen? Deshalb existiert Brahman.
Brahman existiert sogar als Ursache der Angst im unwissenden Menschen und der Furchtlosigkeit im weisen Menschen. Man kann furchtlos werden, wenn man sich mit dem verbindet, das existiert. Es macht keinen Sinn, dass man Furchtlosigkeit erlangen könne, indem man sich mit etwas, das nicht existiert, verbände. Das Ende der Furcht kann nicht geschehen, wenn man bei einem nicht-existierenden Wesen Zuflucht nimmt.
Wenn der Kenner des Selbst (Jivanmukta) in seinem eigenen Selbst ruht, in seinem eigenen Satchidananda Svarupa, dann sieht, hört und fühlt er nicht anderes. Du kannst vor jemand anderem Furcht haben, doch nicht vor deinem eigenen Selbst. Wie kann jemand Furcht haben, wenn er überall sein eigenes Selbst sieht? Deshalb ist Brahman allein die Ursache der Furchtlosigkeit des Jivanmuktas. Für Angst gibt es in der Welt viele Gründe, der Jivanmukta jedoch ist furchtlos. Das schon allein zeigt klar, dass Brahman, das den Jivanmukta von allen Arten der Angst befreit, existiert. Wenn Brahman nicht existierte, könnten die Jivanmuktas keine Furchtlosigkeit erlangen. Da nun die Jivanmuktas als furchtlos erkannt werden, existiert die Ursache ihrer Furchtlosigkeit.
Möget ihr alle das glückselige Brahman, das frei von Angst, Sorgen und Leid ist, erkennen. Möget ihr alle das Ziel des Lebens, das höchste Gut, mit Hilfe von Sravana, Manana und Nididhyasana erreichen, nachdem ihr Euch mit den vier Mitteln zur Befreiung, nämlich Viveka, Vairagya, Shatsampat und Mumukshutva, ausgestattet habt!
Siehe auch
- Upanishaden
- Veden
- Brahma
- Jnana Yoga
- Vedanta
- Vedanta Schulen
- Guru
- Meister
- Wer bin ich
- Brahma Jnanavali Mala
- Erkenntnis
- Satchidananda
- Glückseligkeit
- Selbstverwirklichung
- Erfahrung
- Mumukshu
- Moksha
- Samadhi
- Swami Sivananda
- Shankara
- Ramana Maharshi
- Adyashanti
- Sannyasin
- Heilige
Literatur
- Mylius, Klaus: Sanskrit – Deutsch. Deutsch – Sanskrit. Wörterbuch; Harrassowitz Verlag, Wiesbaden, 2005
- Swami Sivananda, Die Kraft der Gedanken (2012)
- Swami Sivananda, Götter und Göttinnen im Hinduismus (2008)
- Swami Sivananda, Jnana Yoga, Hrsg.: Divine Life Society, 2007
- Swami Sivananda, Inspirierende Geschichten (2005)
- Swami Sivananda, Japa Yoga (2003)
- Swami Sivananda, Göttliche Erkenntnis (2001)
- Swami Sivananda, Autobiographie von Swami Sivananda (1999)
- Swami Sivananda, Shrimad Bhagavad Gita. Erläuternder Text und Kommentar von Swami Sivananda (1998)
- Swami Sivananda, Gedanken zur Kontemplation (1996)
- Swami Sivananda, Hatha-Yoga. Der sichere Weg zu guter Gesundheit, langem Leben und Erweckung der höheren Kräfte (1964)
- Swami Sivananda, Sadhana – Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
- Swami Sivananda: Feste und Fastentage im Hinduismus, Yoga Vidya Verlag
- Die Yogaweisheit des Patanjali für Menschen von Heute
Weblinks
- Das Brahma Vidya Hilfswerk
- Swami Sivananda
- Swami Sivananda Fotogalerie
- Artikel von Swami Sivananda
- Swami Sivanandas Integraler Yoga
- Der ganzheitliche Yoga in der Tradition von Swami Sivananda
- Die sechs Yoga-Wege
- Meditation & Yoga
- Einführung in Vedanta
- Swami Sivananda: Was ist Jnana Yoga?
- Swami Sivananda, Göttliche Erkenntnis: Vedanta
- Swami Sivananda, Sadhana: Vedanta Sadhana
- Internetseiten der Divine Life Society
- Internetseiten von Yoga Vidya
Seminare
Jnana Yoga und Philosophie
Der RSS-Feed von https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/jnana-yoga-philosophie/?type=2365 konnte nicht geladen werden: Fehler beim Parsen von XML für RSS
Meditation
Der RSS-Feed von https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/meditation/?type=2365 konnte nicht geladen werden: Fehler beim Parsen von XML für RSS
Raja Yoga - Gedankenkraft
Der RSS-Feed von https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/raja-yoga-positives-denken-gedankenkraft/?type=2365 konnte nicht geladen werden: Fehler beim Parsen von XML für RSS
Indische Meister
Der RSS-Feed von https://www.yoga-vidya.de/seminare/interessengebiet/indische-meister/?type=2365 konnte nicht geladen werden: Fehler beim Parsen von XML für RSS
Multimedia
Jnana Yoga und Vedanta - Einführung
<mp3player>http://sukadev.podspot.de/files/01-jnana-yoga-vedanta-einfuehrung.mp3</mp3player>
Vedanta - Grundbegriffe
<mp3player>http://sukadev.podspot.de/files/02-vedanta-grundbegriffe-konzepte.mp3</mp3player>
Wer bin ich? Was ist die Welt?
<mp3player>http://sukadev.podspot.de/files/14-was-ist-die-welt.mp3</mp3player>
Vedanta Meditation – Alles ist Brahman
<mp3player>http://daricha.podspot.de/files/92-Meditation-Brahma-Satyam.mp3</mp3player>
Vedanta Tiefenentspannung: Wer bin ich?
<mp3player>http://daricha.podspot.de/files/85_Jnana_Yoga_Tiefenentspannung.mp3</mp3player>