Evaluation der Yoga Vidya Fitnessreihe: Unterschied zwischen den Versionen

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Ausgehend von der beschriebenen Forschungslage, lassen sich Vermutungen zu erwarteten psychischen Effekten durch die Teilnahme am Yoga Vidya-Fitnesskurs aufstellen. Aussagemöglichkeiten werden durch die schriftliche Befragung (mittels Polaritätsprofil nach Mathesius, 1972) der Teilnehmer vor und im Anschluss an den jeweiligen Kurstagen gewonnen. Dabei werden die Probanden hinsichtlich Ihrer [[Stimmung]]slage, der Aktivität und des körperlichen Befindens befragt. Durch das bereits beschriebene [[Pflege]]n der sozialen [[Beziehung]]en, als Bestandteil der genutzten Motivationsmittel, können diese Effekte sich verstärken. Vermutet wird das Eintreten der genannten Äquilibrationseffekte. Durch die beschriebenen [[Studien]]ergebnisse, konnten sowohl für Männer als auch für Frauen positive Auswirkungen bezogen auf das Wohlbefinden und die Stimmungslage nachgewiesen werden. Diese Studien bezogen sich annähernd auf denselben Altersbereich, den auch die Teilnehmer der in dieser Arbeit beschriebenen Untersuchung hatten. Die Yoga Vidya-Fitnessreihe vermittelt eine kräftigende und kardiovaskuläre Beanspruchung, abgerundet durch Entspannungsteile. Dadurch lassen sich positive Einflüsse auf die [[Psyche]] vermuten, die sich in einem gesteigerten Wohlbefinden und einer verbesserten Stimmungslage niederschlagen.
Ausgehend von der beschriebenen Forschungslage, lassen sich Vermutungen zu erwarteten psychischen Effekten durch die Teilnahme am Yoga Vidya-Fitnesskurs aufstellen. Aussagemöglichkeiten werden durch die schriftliche Befragung (mittels Polaritätsprofil nach Mathesius, 1972) der Teilnehmer vor und im Anschluss an den jeweiligen Kurstagen gewonnen. Dabei werden die Probanden hinsichtlich Ihrer [[Stimmung]]slage, der Aktivität und des körperlichen Befindens befragt. Durch das bereits beschriebene [[Pflege]]n der sozialen [[Beziehung]]en, als Bestandteil der genutzten Motivationsmittel, können diese Effekte sich verstärken. Vermutet wird das Eintreten der genannten Äquilibrationseffekte. Durch die beschriebenen [[Studien]]ergebnisse, konnten sowohl für Männer als auch für Frauen positive Auswirkungen bezogen auf das Wohlbefinden und die Stimmungslage nachgewiesen werden. Diese Studien bezogen sich annähernd auf denselben Altersbereich, den auch die Teilnehmer der in dieser Arbeit beschriebenen Untersuchung hatten. Die Yoga Vidya-Fitnessreihe vermittelt eine kräftigende und kardiovaskuläre Beanspruchung, abgerundet durch Entspannungsteile. Dadurch lassen sich positive Einflüsse auf die [[Psyche]] vermuten, die sich in einem gesteigerten Wohlbefinden und einer verbesserten Stimmungslage niederschlagen.
==10 Bindung und Drop-out im Gesundheitssport==
Im folgenden Kapitel soll die [[Bedeutung]] weiterführender sportlicher Aktivität im Anschluss an einen Kurs dargestellt werden. Schließlich ist es auch ein Anliegen der Krankenkassen, dass die Versicherten auch nach dem Ende eines sportorientierten Gesundheitskurses sportlicher Aktivität nachgehen. Inwieweit diese Zielstellung zu realisieren ist und welche Faktoren für Bindung und [[Drop-out]] im Gesundheitssport eine Rolle spielen, werden an dieser Stelle Beachtung finden.
Einleitend zu diesem Kapitel ist ebenfalls zu erwähnen, dass bisher hauptsächlich im englischsprachigen Raum Untersuchungen über die Ursachen von Bindung und Drop-out durchgeführt wurden. Daher werden in den folgenden Kapiteln insbesondere Autoren zitiert, welche sich mit den internationalen [[Studien]] auseinander setzten.
===10.1 Begriffsbestimmung===
Auf Grund der hier zu behandelnden Thematik, werden an dieser Stelle nur die sportwissenschaftlichen Definitionen der Begriffe „Bindung“ und „Drop-out“ berücksichtigt. Demzufolge bezeichnet man mit „[[Bindung]]“ grundsätzlich die „Anwesenheit von Teilnehmern an Sportkursen. Bindung lässt sich als komplexer Prozess zwischen gegebenen personalen und kontextuellen Faktoren und der Teilnahme an sportlicher Aktivität umschreiben“ (Woll & Wydra, 2005, S. 84). Der Ausstieg aus sportlicher Aktivität, welcher nicht termingebunden sondern eher ein langfristiger Prozess ist, wird als Drop-out bezeichnet (vgl. Woll & Wydra, 2005, S. 84).
===10.2 Bedeutungsgehalt von Bindung und Drop-out===
Da körperliche und sportliche [[Inaktivität]] mit dem Abbau körperlicher Leistungsfähigkeit einhergeht, liegt das primäre Interesse von Organisationen und [[Institution]]en in einer langfristigen Aufnahme und Aufrechterhaltung sportlicher Aktivität. Wie aus der Literatur (vgl. Woll & Wydra, 2005, S. 83; Pahmeier, 1996, S. 66) hervorgeht, ist den meisten Menschen (90%) die Bedeutung des [[Sport]]s für die [[Gesundheit]] durchaus bewusst, dennoch sind nur 10-20% der Erwachsenen sportlich aktiv. Die zentralen Einstiegsmotive für den Gesundheitssport, Gesundheit und Wohlbefinden, können jedoch nur bei dauerhaft und regelmäßig ausgeführter sportlicher Aktivität realisiert werden. Dieser Aspekt impliziert nicht nur die stetige Teilnahme an einem [[krankenkasse]]ngeförderten gesundheitsorientierten Sportkurs, der ja zeitlich begrenzt ist, sondern auch eine überdauernde sportliche Aktivität über das Kursende hinaus.
Des Weiteren liegt die Hauptproblematik der Zielgruppe (Erwachsene) in der Unregelmäßigkeit, im fehlenden Durchhaltevermögen und in der nur gering ausgeprägten Dauerhaftigkeit ihrer (Gesundheits-) Sportpartizipation. Vergleiche über Abbrecherquoten im englisch- und deutschsprachigen Raum ergaben, dass 40-60% beziehungsweise 20-50% der Teilnehmer gesundheitsorientierter Sportprogramme, diese vorzeitig beendeten (vgl. Pahmeier, 1998, S. 124). Daraufhin beschäftigte sich man, vorrangig in der angloamerikanischen Public- Health [[Forschung]], mit den Abbruchgründen einer begonnenen sportlichen Aktivität. Dabei erzielte man weitgehende Einigkeit in der [[Erkenntnis]], dass „Sportpartizipation kein ‚Alles-oder-Nichts-Phänomen’ ist, sondern es wird als ein kontinuierlicher, zeitlicher Prozess betrachtet, der lange vor der sichtbaren Verhaltensumstellung beginnt“ (Pahmeier, 1998, S. 125). Diese Aussage geht mit der oben angeführten Definition des Begriffs „Drop-out“ überein. Dieser Vorgang wird durch eine Reihe von Faktoren beeinflusst, welche im Folgenden näher erläutert werden. Dabei wurden insbesondere Ausführungen der Autoren Pahmeier (vgl. 1998, S. 128-133; 1996, S. 67-73) sowie Woll & Wydra  (vgl. 2005, S. 84-88) herangezogen.
===10.3 Bindungs- und Ausstiegsfaktoren im Gesundheitssport===
Berücksichtigt man die eben angesprochenen [[Literatur]]angaben zur Erläuterung der [[Ausstieg]]sproblematik, so müssen vier zentrale Komponenten betrachtet werden. Als erstes bezieht man die physisch und psychisch-personalen Faktoren, in denen auch biomedizinische Merkmale von Bedeutung sind, in die Vorüberlegungen mit ein. Zweitens wird die Betrachtung der Lebensstile und Lebensgewohnheiten der Aussteiger mit denen der Dabeibleiber verglichen. Drittens werden für die Erklärung der Bindungs- und Ausstiegsproblematik die verschiedenen Merkmale (kognitive, emotionale) zur Vorbereitung auf eine Kursteilnahme berücksichtigt. Viertens und letztens wird das Erleben und die Bewertung der sportlichen Aktivität hinsichtlich der unmittelbaren Auseinandersetzung mit dem Kursprogramm, näher erläutert. Im Folgenden wird auf diese Faktoren, die das Drop-out-Verhalten beeinflussen, näher eingegangen.
====10.3.1 Physische und psychisch-personale Faktoren====
Biomedizinische Faktoren der Teilnehmer wie Fitnesslevel, Gesundheitszustand, Körper[[gewicht]] sowie [[Krankheit]]en und Beschwerden, können das Bindungs- und Ausstiegsverhalten beeinflussen (vgl. Woll & Wydra, 2005, S. 85). Betrachtet man den Zusammenhang dieser Faktoren mit dem Drop-out-Verhalten detaillierter, so lassen sich folgende Rückschlüsse ziehen. Je schlechter die biologischen Werte und je geringer die [[Wahrnehmung]] einer Verbesserung der Beschwerden ist, desto höher ist die [[Wahrscheinlichkeit]] eines vorzeitigen Abbruchs eines gesundheitsorientierten Sportprogramms. Hierbei ergibt sich für zahlreiche [[Organisation]]en und [[Institution]]en, welche gesundheitssportorientierte Programme anbieten wollen, ein Dilemma, „da gerade gesundheitlich beeinträchtigte Zielgruppen an eine Bewegungsaktivität herangeführt werden sollen“ (Pahmeier, 1996, S. 68).


==Siehe auch==
==Siehe auch==

Version vom 15. Februar 2014, 15:42 Uhr

Die Forschungsarbeit Evaluation der Yoga Vidya Fitnessreihe, vorgelegt im Dezember 2007 von Franz Wegener (Leitung), Robert Wudtke, Sebastian Klintzsch, Hendrik Bloch und Katharina Nehring, wurde im Rahmen des Studiums am Institut für Sportwissenschaft sowie der Fakultät für Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften angefertigt. Betreuende Professorin der Arbeit war Prof. Dr. A. Hökelmann - ebenfalls von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.

1 Einleitung

Im ersten Teil der vorliegenden Arbeit – dem Theorieteil – soll zunächst jene Zielgruppe herausgestellt werden, welche in unserer modernen Lebensweise in typischer Form immer häufiger wird: Sportabstinente Personen mittleren Alters mit Bewegungsmangel. Diese Bevölkerungsgruppe ist im Zuge des biologisch determinierten Alterungsprozesses durch einen zunehmenden Rückgang des koordinativen Potenzials gekennzeichnet, was ohne entsprechende gesundheitsbezogene Interventionen zu drastischen negativen Folgen bezüglich der Lebensqualität führt (vgl. Schaller, 2002, S. 163).

Die neue Yoga Vidya Fitnessreihe wurde entwickelt, um einen Beitrag zum Gesundheitsport im Handlungsfeld Bewegungsgewohnheiten (nach Leitfaden Prävention IKK-Bundesverband, 2006, S. 27-33) zu leisten. Diese soll sportabstinente Menschen mittleren Alters mobilisieren, um Bewegungsmangel entgegenzuwirken, das Herz-Kreislauf-System zu stärken und den Stütz- und Bewegungsapparat zu kräftigen. Darüber hinaus wird eine Verbesserung der allgemeinen Koordination angestrebt (vgl. Schilling, 1974) die eine Ökonomisierung von Bewegungen begünstigt. Ob die neue Fitnessreihe in den Gesundheitssport integriert werden kann, soll anhand der folgenden Untersuchung bewertet werden.

Anschließend wird der international anerkannte Gesundheitsbegriff der WHO und die Kernziele, die im Leitfaden der Spitzenverbände der Krankenkassen für den Bereich der Primärprävention (IKK-Bundesverband, 2006) festgelegt wurden, genauer dargelegt. Eines dieser Kernziele, die physischen Gesundheitsressourcen, welche heute weitgehend für alle bewegungsbezogenen Interventionen von besonderer Bedeutung sind, sollen dabei genauer beleuchtetet werden. Koordination, Beweglichkeit, Kraft und Ausdauer spielen diesbezüglich und im Kontext komplexer Dekonditionierungserscheinungen bei der besagten Zielgruppe eine wesentliche Rolle (vgl. z. B. Spring / Dvorak / Dvorak / Schneider / Tritschler & Villinger, 2005). Darauf aufbauend werden die Begriffe Bewegung und Sport und das Verständnis von Fitness als ein umfassender Begriff zur Beschreibung einer guten körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit näher beschrieben, und geklärt, in welcher Weise diese als ein Bestandteil der Gesundheit zur Gesundheitserhaltung und Gesundheitsförderung beitragen.

Vor diesem Hintergrund wird die neue Yoga Vidya Fitnessreihe vorgestellt und die mit ihr verbundenen Lernziele mit denen des Gesundheitssports verglichen. Dabei wird sowohl auf die allgemeinen als auch auf die speziellen physiologischen Wirkungen während der einzelnen Abschnitte der Kursintervention eingegangen.

Im nachstehenden Experimentalteil finden nach einer kurzen allgemeinen Einführung zu den motorischen Tests eine Darlegung sowie eine Begründung für die zur Yogaintervention herangezogenen Tests statt. Dabei wurde ein allgemeiner Koordinationstest für Erwachsene mittleren Alters (KGKT), sowie verschiedene Tests zur Bestimmung des allgemeinen gesundheitlichkonditionellen Zustands verwendet. Dazu zählt u. a. eine gute Beweglichkeitsfähigkeit der Lenden-Becken-Hüft-Region (vgl. Schlumberger, 2005, S. 408) sowie eine gut ausgeprägte Kraftfähigkeit, die zur Bewältigung von Alltagsanforderungen ebenso benötigt wird, wie zur Vorbeugung von Haltungsschwächen oder Haltungsschäden und natürlich auch zur Erreichung von sportlichen Leistungen und zur Realisierung des entsprechenden sportlichen Trainings (vgl. Hirtz, o. J., S. 1 – 10). Des Weiteren wurde noch die allgemeine aerobe Ausdauer, deren gesundheitlicher Wert von besonderer Bedeutung etwa hinsichtlich der Prävention von Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems ist, getestet (vgl. u. a. Pfeifer, 2004; vgl. Jordan & Linse, 2002; vgl. Bös & Brehm, 1999).

2 Ziele der Studie

2.1 Begründung der Zielgruppe

Die Yoga Vidya Fitnessreihe versucht insbesondere Frauen und Männer mittleren Alters, das heißt zwischen 30 und 50 Jahren, anzusprechen. Es handelt sich hierbei um gesunde Versicherte mit Bewegungsmangel, Bewegungseinsteiger und –wiedereinsteiger, jeweils ohne behandlungsbedürftige Erkrankungen (IKK-Bundesverband, 2006, S.28). Nun stellt sich die Frage, warum diese Altersgruppe ausgewählt wurde? Schaller (2002) betont, dass der biologisch determinierte Alternsprozess für die

Entwicklung der Bewegungskoordination dramatische Folgen hat und macht auf den Rückgang des koordinativen Potenzials bereits zur Lebensmitte um das 30. Lebensjahr aufmerksam. Ohne Übung nimmt die koordinative Ausstattung relativ kontinuierlich ab, bis es schließlich ab dem 50. Lebensjahr zu einer deutlichen Rückbildung kommt. Die Folge ist, dass hierdurch die Lebensqualität älterer Menschen deutlich in Mitleidenschaft gezogen wird (vgl. S. 163). Nach Roth und Winter (1994) sind allerdings für die Bewertung der beobachtbaren Regelverläufe weitere Einflussfaktoren zu erwähnen. Dazu gehören einige Personfaktoren wie z. B. das biologische Alter, der Gesundheitszustand und das Geschlecht sowie ferner einige Umweltfaktoren, wie etwa eine anregende Umgebung und die Art der Bewegungsaufgaben (vgl. S. 198).

Im Alter werden uns Probleme bei der Bewegungskoordination kaum bewusst, da die Gewohnheit vorherrscht, „Alltagshandlungen“ wie Zähneputzen, Treppensteigen und Essen routinemäßig und stereotyp auszuführen. Irritationen treten erst dann auf, wenn abverlangt wird, gewohnte Bewegungen unter ungewohnten oder neuen Bedingungen auszuführen. Dies tritt nach Schaller & Wernz (2000) unter folgenden Umständen ein:

  • während des motorischen Lernprozesses
  • bei der Ausführung von Bewegungen unter ungewohnten oder neuen Bedingungen
  • nach längerer Passivität
  • infolge des biologischen Altersprozesses (vgl. S. 12).

Mit all diesen Faktoren ist der Mensch im Laufe seines Lebens fortlaufend bzw. irgendwann einmal konfrontiert und während Jüngere hinsichtlich ihrer Fähigkeiten noch ein entsprechendes Anpassungsvermögen besitzen, haben besonders die Älteren diesbezüglich eine schlechtere Ausgangsposition. Deshalb versucht die Yoga Vidya Fitnessreihe im Rahmen einer gesundheitsbezogenen Intervention gezielt die Menschen mittleren Alters zu erreichen, um den oben genannten Verhältnissen rechtzeitig entgegen wirken zu können.

Im folgenden Abschnitt wird auf den Gesundheitsbegriff, die Kernziele des Gesundheitssports und dessen Lernziele sowie auf den Begriff der Fitness genauer eingegangen, um diese anschließend mit den Lernzielen und dem „gesundheitlichen Wert“ der Yoga Vidya Fitnessreihe vergleichen zu können.

2.2 Gesundheitsbegriff

Als grundlegend für den Begriff Gesundheit gilt heute weitgehend die Definition der WHO (World Health Organization), in der festgehalten wird: „Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheit und Gebrechen" (Originaltext WHO, 1984).

Die Definition der WHO, welche als Grundlage entlang von sämtlichen gesundheitsorientierten Konzepten angeführt wird, beschreibt das (dauerhafte) Wohlbefinden eines jeden Menschen für sich persönlich, das unter Umständen auf sehr individuellem Weg zu erreichen ist (vgl. Jordan & Linse, 2002, S. 11).

Bei der Definition der WHO wird besonders die subjektive Dimension von Gesundheit unterstrichen, wobei gleichsam von einem dynamischen Zustand oder Balancezustand gesprochen wird. Dieser objektive und subjektive Balancezustand einer Person ist dann gegeben, wenn die Person sich in Einklang mit körperlichen, seelischen und sozialen Bereichen der Entwicklung, den eigenen Möglichkeiten, Zielen und den äußeren Lebensbedingungen befindet.

Der Balancezustand muss zu jedem lebensgeschichtlichen Zeitpunkt aufrecht gehalten bzw. erneut wiederhergestellt werden und ist von persönlichen Faktoren und Faktoren der Umwelt abhängig. Man kann also festhalten, dass die sozialen, wirtschaftlichen, ökologischen und kulturellen Lebensbedingungen den Entwicklungsrahmen für die Gesundheit geben. „Gesundheit hat somit Prozesscharakter und ist hiernach das Ergebnis der Auseinandersetzung mit Belastungen und Anforderungen und das auf psychosozialer und physischer Ebene“ (vgl. DGB-BWT Thüringen, o. J.).

In Ergänzung dazu und im Sinne der „Ottawa Charta“ von 1986 ist Gesundheitsförderung „ein Prozess, der Menschen dazu in die Lage versetzen soll, mehr Einfluss auf ihren Gesundheitszustand zu entwickeln und ihre Gesundheit aktiv zu verbessern. Ziel ist die Erreichung eines Zustandes vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens, der dadurch erreicht werden soll, dass Individuen und Gruppen unterstützt werden, eigene Wünsche wahrzunehmen und zu realisieren, Bedürfnisse zu befriedigen, sowie die Umgebung zu verändern oder sich an diese anzupassen. Gesundheit ist ein positives Konzept, das sowohl soziale und individuelle Ressourcen als auch körperliche Fähigkeiten betont. Aus diesem Grund ist Gesundheitsförderung nicht nur im Kompetenzbereich des Gesundheitssektors anzusiedeln, sondern Gesundheitsförderung geht weiter als ein gesunder Lebensstil zum Wohlbefinden“ (Originaltext WHO, 1986).

Zusammengefasst heißt es bei Woll, Tittlbach, Schott, Bös (2004) also: „Gesundheitsförderung ist ein Prozess, der darauf abzielt, allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Lebensumstände und ihre Lebensumwelt zu ermöglichen“ (S. 11). Hervorzuheben hierbei ist der entwicklungsperspektivische Charakter, welcher Gesundheitsförderung als Prozess darstellt und nicht als statischen Zustand. Im Blickpunkt stehen dabei vor allem die Wechselbeziehungen hinsichtlich des Abbaus von Risikofaktoren auf der einen Seite, und dem Aufbau Gesundheitsressourcen auf der anderen Seite.

2.3 Begriffsklärung Gesundheitssport

Gesundheitssport „zielt zum einen auf eine gezielte Stärkung der Gesundheitsressourcen, verbunden mit einer gezielten Meidung und Minderung von Risikofaktoren sowie einer möglichst effektiven Bewältigung von Beschwerden und Missbefinden“ ab (Bös & Brehm, 1998, S.10). Angestrebt werden Verhaltenswirkungen die insbesondere durch den Aufbau von Bindungen an die gesundheitssportliche Aktivität nachhaltig gemacht werden sollen. Das schließt eine möglichst flächendeckende Verbreitung von gesundheitssportlichen Angeboten sowie die Vermittlung eines langlebigen Bedürfnisses nach Sport mit ein. „Gesundheitssport ist eine Form der sportlichen Betätigung, die gezielt eine Stabilisierung, Verbesserung und Wiederherstellung von Gesundheit anstrebt“ (Hartmann, Opper, Sudermann, 2005, S. 65) Damit trägt der Gesundheitssport sowohl präventiven als auch [Rehabilitation|rehabilitativen]] Charakter.

Hartmann, Opper und Sudermann (2005) zitieren dazu Schwenkmezger (1993), der die Zweckbestimmung des Gesundheitssports hervorhebt und damit die Abhängigkeit seiner Gestaltung von seinen Zielen aufzeigt. Dementsprechend wurden die Ziele der Yoga Vidya Fitnessreihe insbesondere auf eine Stärkung des Bewegungssystems, welche unter den Punkt der physischen Gesundheitsressourcen einzuordnen ist, festgelegt. Diese werden nachstehend im Zusammenhang mit den Kernzielen des Gesundheitssports genauer dargelegt.

2.4 Kernziele des Gesundheitssports

2.4.1 Stärkung von physischen Gesundheitsressourcen

„Die Förderung physischer Gesundheitsressourcen durch körperliche Aktivität und Gesundheitssport meint vor allem die Verbesserung von Ausdauer, Kraft, Dehnfähigkeit, Koordinationsfähigkeit und Entspannungsfähigkeit als Komponenten der gesundheitsbezogenen Fitness“ (Pfeifer, 2004, S. 32). Pfeifer (2004) betont, dass eine allgemeine Förderung der körperlichen Fitness im Kontext der allgemeinen Gesundheitsförderung, für die Prävention von Rückenschmerzen sinnvoll ist (vgl. S. 32). „Eine Aktivierung des Muskelsystems löst immer komplexe Anpassungsprozesse des gesamten Organismus aus und kann so dazu beitragen, diesen widerstandsfähig und gesund zu halten“ heben Bös & Brehm (1998) hervor.

Trotz des bisherigen Ausbleibens von prospektiven Studien, die eine ausreichende Grundlage für die Bewertung von Fitnessfaktoren als Risikofaktor für die Entstehung von Rückenschmerzen zulassen würden, zeigt eine Reihe von Querschnittuntersuchungen zum muskulären Status von Personen mit Rückenschmerzen, eine vor allem hinsichtlich der Muskelkraft und Muskelmasse ausgeprägte „Dekonditionierung“ (Pfeifer, 2004, S. 33; nach Verbunt et al. 2003). Von Müller et al. (2003) werden 27 Querschnittstudien zusammengefasst, wobei ein Großteil derer eine reduzierte Muskelkraft (bzw. ein reduziertes Drehmoment) oder eine geringere Kraftausdauer der Rückenmuskulatur bei Personen mit Rückenschmerz ergab. (Pfeifer, 2004, S. 33). Andere Studien konnten weiterhin Defizite in der neuromuskulären Ansteuerung der Rückenmuskulatur sowie deren Muskelquerschnitt darstellen, so Pfeifer (vgl. S. 33).

Die Kraft oder die Kraftausdauer der Rücken- bzw. der Rumpfmuskulatur ist also spätestens mit dem Auftreten von Rückenschmerzen assoziiert, deshalb erscheint eine Einbeziehung von Übungsformen zur Verbesserung von Muskelkraft und Kraftausdauer als Schwerpunkt in Interventionsprogrammen sinnvoll. Die Expertise von Pfeifer (2004) zeigt, dass dies auch gilt, wenn nicht klar ist, welche Rolle diesen Fitness-Komponenten hinsichtlich der Entstehung von Rückenschmerz zuzuschreiben ist (vgl. S. 33).

Wenn man die Rolle der Rücken- und Rumpfmuskulatur in Bezug zur Funktion der Wirbelsäule betrachtet, werden zwei Funktionsaspekte deutlich:

  • 1. Bewegungsfunktion: Die Muskulatur wird in Synergie mit der Extremitätenmuskulatur eingesetzt, um die Wirbelsäule entsprechend der durch Bewegungsaufgaben und Umwelt entstehenden Anforderung zu bewegen.
  • 2. Haltungsfunktion: Die Muskulatur wird eingesetzt, um die Wirbelsäule bzw. den gesamten Rücken bei der Fortbewegung bzw. bei Bewegungen der Extremitäten aufrecht und stabil zu halten (vgl. Pfeifer, 2004, S. 33).

Gerade der zweiten Komponente wird im Hinblick auf die komplexe Steuerung und Aktivierung der Muskulatur zunehmend Aufmerksamkeit geschenkt. So wird der wirbelsäulennahen Rückenmuskulatur sowie der synergistischen Stabilisationsmuskulatur (wie die wirbelsäulenfernere Rücken- und Bauchmuskulatur) vor allem die Fähigkeit zur Aufrechterhaltung der Wirbelsäulenhaltung unter ständig variierenden Umgebungsbedingungen zugeschrieben. Cholewicki & McGill (1996), Richardson et al. (1999) oder McGill (2001) argumentieren für den Einsatz von Übungen zur Kräftigung und Stabilisation des Rückens, wobei die Fähigkeit zur Stabilisierung der Wirbelsäule einerseits abhängig ist von der Kraft der umgebenden Muskulatur und andererseits zu einem großen Teil vom qualitativen Einsatz der Muskelkraft im Sinne einer adäquaten Koordination (vgl. Pfeifer, 2004, S. 33).

Somit ergeben sich vor dem geschilderten Hintergrund folgende Teilziele für die Zielsetzung der Stärkung physischer Ressourcen:

  • Verbesserung der Muskelkraft und Kraftausdauer von Rücken- und Rumpfmuskulatur
  • Verbesserung der intermuskulären Koordination der vorderen, seitlichen und hinteren Rückenmuskulatur für eine adäquate Stabilisation der Wirbelsäule.

In Ergänzung zu den Übungsformen, die eine Verbesserung der Kraftquantitäten und -qualitäten anstreben, sollen im Sinne einer Verbesserung der allgemeinen Fitness zudem Übungsformen für die Verbesserung der Dehnfähigkeit und Beweglichkeit in das Programm aufgenommen werden. Dies gilt auch vor dem Hintergrund des Modells der muskulären Dysbalancen (z.B. Hasenbring 1999, Pfingsten et al. 1999), welches in Bezug zu Rückenschmerzen häufig diskutiert wird. Bös & Brehm (1998) heben in diesem Zusammenhang hervor, dass bereits bei einem einmal wöchentlich realisierten systematischen Training der Kraft- und der Dehnfähigkeit, wesentliche Funktionen des Halte- und Bewegungsapparates erhalten bleiben und die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Beschwerden (Rückenschmerzen) verringert wird (vgl. Bös & Brehm, 1998; nach Banzer & Neumann, 1998; Badtke & Bittmann, 1998).

Außerdem sollen in bewegungsbezogenen Interventionsprogrammen mit dem Ziel einer Stärkung der körperlichen Fitness auch Übungsformen zur Verbesserung der kardiopulmonalen Leistungsfähigkeit enthalten sein (vgl. Pfeifer, 2004, S. 34). „Im Vordergrund sollten dabei Maßnahmen stehen, die gerade in Bezug auf das postulierte Ziel einer Bindung an körperliche Aktivität zu einer eigenständigen Durchführung von ausdauerorientiertem Gesundheitssport hinführen“ (Pfeifer, 2004, S. 34). Zusammengefasst ergeben sich also folgende Zielsetzungen für Gesundheitssportprogramme zur Prävention von Rückenschmerz im Hinblick auf physische Gesundheitsressourcen bzw. Risikofaktoren:

  • Verbesserung von Kraft und Kraftausdauer der Rücken- bzw. Rumpfmuskulatur zur Vermeidung von Dekonditionierungszuständen infolge von Bewegungsmangel
  • Verbesserung der Koordination der Rücken- bzw. Rumpfmuskulatur zur Stabilisation des Rückens
  • Verbesserung der allgemeinen körperlichen Fitness mit den ergänzenden Komponenten Ausdauer und Beweglichkeit im Sinne einer Förderung physischer Gesundheitsressourcen (vgl. Pfeifer, 2004, S. 34).

Bös & Brehm ergänzen die genannten Faktoren noch um den Aspekt der Entspannungsfähigkeit, die als „fünfte Perspektive“ im Modell der grundlegenden muskulären Aktivierung gilt und über welches in der Sportwissenschaft derzeit weitgehend Einigkeit herrscht (vgl. Bös & Brehm, 1999; nach z. B. Bös / Wydra & Karisch, 1992; Bouchard & Shepard, 1994; Israel. 1995; Wydra, 1996).

2.4.2 Stärkung von psychosozialen Gesundheitsressourcen

Unter psychosozialen Gesundheitsressourcen versteht man kognitive, soziale und emotionale Ressourcen, die sowohl die Lebensqualität verbessern können, als auch zur Bewältigung von gesundheitlichen Belastungen dienen können. Abgezielt wird einerseits darauf, bei den Teilnehmern Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit zu fördern. Andererseits soll ihnen aufgezeigt werden, mit Alltagsbelastungen besser umgehen zu können. Vermittelt werden soll ein positives Körperbild. Durch eine gezielte Vermittlung, bewusst oder unbewusst, soll das Handlungs- und Effektwissen gesteigert werden. Das heißt, Wirkungen und Möglichkeiten sportlicher Aktivität sollen den Teilnehmern bewusst werden.

2.4.3 Verminderung von Risikofaktoren

Bewegungsmangel“ gilt als Risikofaktor für die Gesundheit und kann weitere Risikofaktoren, wie z. B. Bluthochdruck, erhöhte Blutzuckerwerte, Störungen des Fettstoffwechsels, Übergewicht und muskuläre Dysbalancen nach sich ziehen“ (Hartmann, Opper, Sudermann, 2005, S. 67). Dem gilt es entgegenzuwirken, bereits ab dem Kindesalter. Eine Hierarchie der Risikofaktoren wurde von Schaefer (1978) aufgestellt.

Abb. 2-1: Risikofaktorenmodell nach Schaefer 1979 (Knoll, 1997, S.22)

Ihre kausalen Zusammenhänge werden in Abbildung 2-1 aufgezeigt. Zielstellung innerhalb präventiver Programme besteht in der Früherkennung dieser Risikofaktoren und der Verminderung dieser Verhaltensweisen. Das Salutogenese-Modell und das Sozialisationsmodell hingegen stellen Gesundheit als Interaktion zwischen belastenden und entlastenden Faktoren dar (Hurrelmann, 2006, S.124-129). Man kann dabei von einem Wechselverhältnis von Risiko- und Schutzfaktoren sprechen.

2.4.4 Bewältigung von Beschwerden und Missbefinden

Eine Bewältigung von Beschwerden kann durch gezielte Einwirkung auf den Organismus geschehen. Eine Kräftigung der Muskulatur kann im Falle von Rückenschmerzen Probleme lindern und bewältigen. Daraus resultieren wiederum eine positivere Einschätzung eigenen Gesundheitszustandes und ein verbessertes Wohlbefinden.

2.4.5 Aufbau von Bindung an gesundheitssportliche Aktivität

Bindung bedeutet im Zusammenhang der Gesundheitsförderung durch Sport die regelmäßige Teilnahme an den angebotenen Aktivitäten. Im Idealfall führt regelmäßige, über einen langen Zeitraum ausgeübte sportliche Aktivität auch zu einem veränderten Lebensstil. Dieser passt sich auch einer gesunden Lebensweise an (Ernährung, Freizeitaktivitäten). Von besonderem Interesse sind die in diesem Zusammenhang zu erwähnenden hohen Drop-out-Raten im Gesundheitssport. Hartmann, Opper und Sudermann (2005) berufen sich auf Untersuchungen von Pahmeier (1999) und Wagner (2000), die fünfzigprozentige Ausfallquoten nicht als Seltenheit einstufen. Kritische Phasen bilden demnach das erste halbe Jahr der begonnenen Aktivität und der Zeitraum nach der Beendigung des durch Krankenkassen unterstützen Angebots. Für eine erfolgreiche Aktivierung und Bindung von Menschen ist es notwendig vorhandene Teilnahmebarrieren für potenzielle Teilnehmer zu reduzieren. Angebote müssen sich an den Zielgruppen orientieren, dürfen zeitlich und körperlich nicht überfordern und müssen Bezüge außerhalb des Sportkurses aufbauen.

2.4.6 Verbesserung der Bewegungsverhältnisse

Unter Verbesserung der Bewegungsverhältnisse wird ein gezieltes Einwirken auf die Möglichkeiten der Bevölkerung sich zu bewegen bzw. sich sportlich zu betätigen verstanden. Dies kann sich je nach Setting auf Angebote für Bewegungs- und Sportkurse, auf das Einrichten von Fahrradwegen oder auf andere Maßnahmen mit dieser Zielsetzung beziehen. (Kocher, G. & Oggier, W., 2004, S.70). Eine Intervention zur Gesundheitsförderung ist dann am erfolgreichsten, wenn sie sowohl auf Verhaltens- als auch auf Verhältniswirkungen abzielt (Kocher, G. & Oggier, W., 2004, S.70). In diesem Rahmen kann Yoga Vidya als Anbieter für Gesundheitssport nur auf das Angebot gesundheitsorientierter Freizeitaktivitäten Einfluss nehmen, indem es Kurse anbietet, die Menschen die Möglichkeit geben, sich in ihrer Freizeit zu bewegen (Kernziele 1 bis 3). Die Yoga Yidya-Fitnessreihe soll dieses Kursangebot erweitern und durch Einbezug der Fitness in das Yoga mehr Menschen ein breiteres Angebot schaffen. Durch die Vereinsstruktur Yoga Vidyas können durch Außenstellen in vielen deutschen Städten Kurse angeboten werden und so die Bewegungsverhältnisse flächendeckend nachhaltig verbessert werden. So können z.B. die Teilnehmer des hier untersuchten des Kurses (Yoga Vidya-Fitnessreihe), auch nach einem Umzug in ihrer neuen Heimat demselben Kurs beitreten. Um die Effektivität des Bewegungsangebotes und eine gleichbleibende Qualität sicherzustellen, werden Übungsleiter einheitlich qualifiziert und die Gesundheitseffekte der Reihe in der vorliegenden Studie empirisch überprüft.

2.5 Der Fitnessbegriff im Kontext von Gesundheitssport

Bewegung und Sport setzten an der körperlichen Komponente von Gesundheit an, obwohl deren Wirkungen weit über den rein körperlichen Bezug hinausreichen. Sie können dabei zu einer persönlichen Ressource werden, welche als Schutzfunktion Widerstand gegen mögliche Gesundheitsrisiken leistet. Ergänzend dazu ist Fitness ein umfassender Begriff zur Beschreibung einer guten körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit. Sie trägt als Bestandteil der Gesundheit zur Gesundheitserhaltung und Gesundheitsförderung bei.

Im Handlungsfeld von Sport und Bewegung gibt es viele Varianten, die Fitness zu steigern. Bei den so genannten fitness- und gesundheitsorientierten Bewegungsformen, wie z. B. Ausdauerlauf, Aerobic, Rad fahren oder Rückentraining, ist der gemeinsame Trainingsgedanke hinsichtlich der gesundheitsorientierten Zielsetzung stets transparent. Weiter gibt es neben der (allgemeinen) gesundheitsbezogenen Fitness auch die (spezielle) Fitness aus Sicht der verschiedenen Wettkampfsportarten, die größtenteils disziplinspezifisch ausgebildet wird und deren Zielsetzung zu Gunsten der jeweiligen Sportart ausgerichtet ist. Leistungsorientierte Sportler benötigen demnach neben einer allgemeinen, gesundheitsbezogenen Fitness eine sportartspezifische Fitness, welches die Anforderungen und die Ausbelastung von gesundheitsorientierten Zielen hinsichtlich Intensität und Anspruch oftmals deutlich übersteigt (vgl. Jordan & Linse, 2002, S. 11 - 12).

In der vorliegenden Arbeit soll im Hinblick auf die (gesundheitsorientierte) Yoga Vidya-Fitnessreihe allerdings auf den Grundgedanken der allgemeinen gesundheitsbezogenen Fitness aufgebaut und letzteres außen vor gelassen werden.

2.6 Was ist neu an der Yoga Vidya-Fitnessreihe?

Die neue Yoga Vidya-Fitnessreihe möchte, wie der Name schon sagt, eine Brücke schlagen zwischen der westlichen Fitness und der östlichen Yoga- Tradition. Es soll durch die Verwendung traditioneller Yogaübungen im Sinne der Rishikesh-Reihe, jedoch mit einer Ausrichtung an der westlichen Trainingslehre und mit dynamischeren Belastungen ein Bewegungsangebot geschaffen werden, welches gleichermaßen für yogainteressierte wie für fitnessinteressierte Menschen ein attraktives Bewegungsangebot bietet. Damit ist es von der Ausführung der Übungen her mit dem Power-Yoga verwandt. Trotzdem bleibt der Yoga Vidya-Fitnessreihe das ganzheitliche Menschenbild und damit die ganzheitliche Übungsgestaltung mehr erhalten als dem Power-Yoga (Karven, 2003). Dem Power-Yoga, der Yoga Vidya-Fitnessreihe sowie dem Programm vieler Rückenschulen ist der Aspekt allgemeiner Kräftigungsübungen gemein. Diese werden im Kurs ausgeübt und sollen einerseits Interesse an und Kompetenz für Bewegung schaffen, andererseits soll aber auch der Trainings- bzw. Gesundheitszustand der Teilnehmer direkt verbessert werden. Einige der traditionellen Yoga-Übungen sind verglichen mit den Übungen der Rückenschulen belastender für den Rücken und die Wirbelsäule, da sie ein starkes Abbeugen in alle Richtungen beinhalten (z.B. Kobra). Menschen mit bereits vorhandenen Rückenproblemen sollten daher mit einigen Übungen der klassischen Yoga Vidya-Fitnessreihe vorsichtig sein. Andererseits werden durch diese Übungen andere Trainingsreize gesetzt.

Im Unterschied zum Programm vieler Rückenschulen steht auch weniger das Wissen über richtiges Tragen und Heben im Vordergrund (http://www.medizinfo.de/ruecken/schule/start.shtml) als ein sehr starker Schwerpunkt auf Achtsamkeitsübungen und eine Schulung der Bewusstmachung körperlicher Signale. Diese Aufmerksamkeitsschulung für körpereigene Signale ist in jede Übung explizit mit eingebunden, von der Entspannung bis hin zum pulsgesteuerten Sonnengebet. So soll jeder Teilnehmer für sich selbst erkennen können, was für seinen Körper am günstigsten ist. Theoretisches Wissen wird wie in den Rückenschulen vermittelt (vgl. Kursmanual Yoga Vidya- Fitnessreihe), jedoch liegt ein größerer Schwerpunkt auf der Achtsamkeit. Dies unterscheidet die Yoga Vidya-Fitnessreihe auch von verschiedenen Angeboten des Power-Yogas.

2.7 Die Lernziele der Yoga Vidya-Fitnessreihe

Lernziele der Yoga Vidya-Fitnessreihe sind:

3 Kursinhalte der Yoga Vidya-Fitnessreihe

Die Yoga Fitnessreihe von Vidya beinhaltet nach eigenen Angaben ein Training „aller Systeme“ des Körpers in 45 bis 90 Minuten. Die Übungen zielen ab auf die Kondition mit Schwerpunkt Muskelkraft, die Beweglichkeit/Flexibilität und die Koordination (insbesondere Gleichgewicht und Körpergefühl/Wahrnehmung) sowie die Entspannung. Da diese Reihe aufgrund der zum Teil sehr anspruchsvollen Körperübungen für Fortgeschrittene gedacht ist, sind die Beteiligten angehalten, die Übungsreihe zusätzlich 1-2 Mal pro Woche zu Hause selbstständig durchzuführen. Die Yoga Vidya-Fitnessreihe ist dem Aufbau nach grob in folgende Abschnitte gegliedert:

  1. Entspannung, Om und Einführungs-Mantras
  2. Sonnengebet (Surya Namaskar) zum konditionellen Training/Erwärmung
  3. Sonnengebet (Surya Namaskar) zur Entwicklung der allgemeinen Muskelkraft
  4. Navasana (Variationsübungen zur speziellen Muskelkraft)
  5. Asanas (Halteübungen zur Entwicklung der Flexibilität und Aspekten der Koordination)
  6. Tiefenentspannung

Nachstehend soll die Übungsreihe genauer erläutert werden, wobei sich die Ausführungen hier ausschließlich auf die Erklärung der physischen [Wirkungen des Yoga|Wirkung]en der entsprechend dafür vorgesehenen (aktiven) Übungen im Sinne der westlichen Trainingslehre bezogen wird. Dies wird durch die Ausführungsformen der Surya Namaskar, der Navasana-Übungen sowie der Asanas dargestellt. Auf zusätzliche Ausführungen unter Zuhilfenahme der östlichen Energielehre des Yogas wird hinsichtlich des fitnessorientierten Konzepts dieser Reihe in unserer Untersuchung verzichtet. Wir richten somit das Hauptaugenmerk auf die trainingswissenschaftlich begründeten Wirkungen, die sich der Annahme nach durch die aktiv durchgeführten Übungen der Yoga Vidya-Fitnessreihe einstellen. Auf den Sinn der Entspannungsteile der einführenden Mantras sowie in der abschließenden Tiefenentspannung wird sich im Kapitel 7 der „Wechselwirkungen“ noch näher bezogen, um die Reihe im „Gesamteffekt“ besser charakterisieren zu können.

3.1 Surya Namaskar Grundreihe zur Erwärmung/Vorbereitung

Beschreibung: Zuerst wird die Übung, wie in der nebenstehenden Abbildung (3-2) veranschaulicht, 12 Runden in „klassischer Weise“ durchgeführt, d. h. mit mäßigem Tempo. Danach werden weitere 20 bis 40 zügige Sonnengebete mit Puls in der Zielzone (120) ausgeführt.

Surya Namaskar

3.1.1 Wirkungen

Die Übung soll den Körper in idealer Weise auf die anstehenden Asanas vorbereiten, d. h. erwärmen und dehnen. Dabei werden sehr viele Muskelgruppen angesprochen und das Herz-Kreislauf- System angeregt. Diese Übung ist somit keine Asana (Stellung), sondern eine Yoga-Übung „für sich“. Im Folgenden wird diese in ihren einzelnen Schritten genauer dargelegt.

3.2 Surya Namaskar für die Entwicklung von Muskelkraft

Diese Übung ist der größte Teil des Kraft-Übungsprogramms und spricht sehr viele Muskeln an. Dabei wird jede Stellung etwa 5-8 Atemzüge lang gehalten (maximale Anstrengung!) Es soll darauf geachtet werden, dass lediglich die Muskeln genutzt werden, die für eine entsprechende Bewegungsqualität nötig sind. Die übrigen Muskelgruppen sollen auf „yogische Weise“ entspannt werden. Hinzu kam eine „Trapezius-Stärkungsübung“ (ohne Abbildung). Dabei wurde stehend mit den Händen in eine Kniekehle gefasst und die Schultern gegen den Widerstand des Beines hochgezogen.

3.3 Navasana-Variationen

Diese Übungen richten sich an die Entwicklung der speziellen Muskelkraft, d. h. es werden gezielt ganz bestimmte Muskeln und Muskelgruppen in ihrer Funktionsweise angesprochen. Dabei wird wie bei den Übungen der „Surya Namaskar für die Entwicklung von Muskelkraft“ die Stellung 5-8 Atemzüge lang gehalten und mit maximaler Anstrengung gearbeitet. Wieder sind lediglich in bewusster Weise die Muskeln zu benutzen, die für die spezifische Bewegungsqualität ausschlaggebend sind. Die üblichen Muskeln sind auf „yogische Weise“ zu entspannen.

3.4 Asanas für Flexibilität und Koordination

Bei den Asanas ist jede Stellung etwa 8 – 12 Atemzüge lang zu halten. Dabei soll auf eine sanfte, gleichmäßige Dehnung ohne Anstrengung geachtet werden. Diese beinhalten:

Nachstehend wird noch kurz auf die „Motivationsmittel“ hingewiesen, durch die die Probanden unterstützt worden sind, ehe auf die Wirkungsweisen eingegangen wird.

4 Allgemeine physiologische Wirkungen der Yoga-Praxis

Asanas, die in der richtigen Weise geübt werden, berühren den ganzen Menschen und fördern die Entwicklung der Gesamtpersönlichkeit“ (Lobo, 1978, S. 26). Nach Ebert (1989) sind Aspekte der gesundheitsfördernden Wirkungen von Yogaübungen beispielsweise:

Die verfeinerte Körperwahrnehmung geht einher mit einer generellen Sensibilisierung, d. h. der Mensch entdeckt Dysfunktionen schneller und merkt früher, was ihm gut tut und was ihm schadet. Gleichzeitig wächst das Gespür für die Mitmenschen (vgl. Ebert, 1989).

5 Spezielle physiologische Effekte der Yoga – Praxis

Ebert (1989) differenziert die physiologisch-gesundheitlichen Wirkungen von Yoga noch genauer, wie die folgenden Abschnitte aufzeigen sollen. Wir nehmen an, dass sich mit der Yoga Vidya-Fitnessreihe ähnliche Effekte einstellen werden. Wir beschränken uns dabei jedoch lediglich auf die für unsere Untersuchung relevanten Effekte.

5.1 Kreislaufwirkungen

  • Verbesserte Durchblutung/Kapillarisierung von Haut und Eingeweiden (reaktive Hyperämie)
  • Verstärkter lymphatischer Abstrom
  • Geringfügige Steigerung der Herzfrequenz

5.2 Somatosensible Wirkungen

5.3 Sensomotorische Wirkungen

  • Regleroptimierung der Bewegungsökonomie
  • Hemmung des Muskeldehnungsreflexes

5.4 Meditation und autonome Reaktionen

(verminderte Sympathikusaktivität, Erholungsreaktion wesentlich stärker als in Ruhe oder bei Schlaf).

5.5 Langfristige Veränderungen durch Yoga

Die nachhaltige Wirkung von Yoga wird von Ebert durch folgende Zustände charakterisiert:

(vgl. Ebert 1989)

6 Physische Wirkungen einzelner Übungen der Yoga Vidya-Fitnessreihe

Nachstehend sollen die physischen Effekte einzelner Körperübungen der Yoga Vidya-Fitnessreihe dargestellt werden, welche nach eigenen Angaben hinsichtlich der körperlichen Wirkung von Yoga Vidya entsprechend proklamiert wurden.

6.1 Schulterstand (Sarvangasana)

Hierbei wird die Flexibilität der Wirbelsäule trainiert und Nackenverspannungen aufgelöst. Der Schulterstand wirkt beruhigend. Gedehnte Muskeln: Longissimus (Rückenstrecker), Trapezius (Kaputzenmuskel), Nackenmuskeln (vgl. Bretz, 2004).

Lysebeth (1981) ergänzt, dass die Hauptwirkung auf der Gravitationskraft beruht, die den Körper in umgekehrter Richtung beeinflusst. Dabei vollzieht sich eine Streckung der Wirbelsäule und Dehnung der Nackengegend. Es werden Verspannungen insbesondere der Hals- und Bauchmuskulatur vermindert sowie des Zwerchfells. Die Versorgung des Gehirns erfolgt mit erhöhter Blutmenge, beseitigt Verkrampfungen der Gefäße als oftmalige Ursache von Kopfschmerzen. Bezüglich des Blutkreislaufs findet eine ein verbessert venöser Blutabfluss aus Beinen und Bauchregion statt sowie eine Verhütung von Krampfadern und Thrombosen.

6.2 Pflug (Halasana)

Dieser dehnt Rücken- und Halswirbelsäule und hilft, Flexibilität zu bekommen und zu halten. Des Weiteren werden die Beinmuskeln gedehnt. Gedehnte Muskeln: Longissimus (Rückenstrecker), Trapezius (Kaputzenmuskel), Nackenmuskeln, Gluteus (Gesäßmuskeln), Bizeps (Oberschenkelbeuger), Gastrocnemius (Wadenmuskeln) (vgl. Bretz, 2004).

6.3 Fisch (Matsyasana)

Der „Fisch“ soll bei verspannten Schulter- und Rückenmuskeln, die eventuell im oder nach dem Schulterstand fühlbar geworden sind, abhelfen. Er beseitigt Steifheit im Lenden- und Halswirbelbereich und stärkt die obere Rückenmuskulatur und hilft gegen den Rundrücken. Gedehnte Muskeln: Pectoralis (Brustmuskeln), Halsmuskeln Gestärkte Muskeln: Trapezius (Kaputzenmuskel), Longissimus (Rückenstrecker), eventuell Latissimus (Breite Rückenmuskeln) und Bizeps (Armbeuger) Komplementärstellung zu Schulterstand und Pflug, in erster Linie Wirkung auf Thorax.

Der Nacken wird entlastet und wird komprimiert statt gedehnt (vgl. Bretz, 2004). Lysebeth (1981) weist auf eine Entlastung der Schulterblattgegend hin und spricht ihr die Wirkung gegen verstärkte Kyphose und Rückgratverkrümmung zu. Weiter werden alle Rücken- und Nackenmuskeln bei Dehnung der gesamten Vorderseite (Hals, Brust-, Bauchmuskeln) gestärkt.

6.4 Vorwärtsbeuge (Paschimothanasana)

Hierbei werden die Kniesehnen und -muskeln (Oberschenkelbeuger und Wadenmuskeln) flexibel und die Wirbelsäule wird elastisch. Gedehnte Muskeln: Gastrocnemius (Wadenmuskeln), Bizeps (Beinbeuger), Gluteus (Gesäßmuskeln), Longissimus (Rückenstrecker) Gestärkte Muskeln: Eventuell Psoas (Hüftbeuger), Bizeps (Armbeuger) (vgl. Bretz, 2004).

6.5 Kobra (Bhujangasana)

Bei der Kobra werden die Rückenmuskeln gestärkt. Gedehnte Muskeln: Pectoralis (Brustmuskeln), Rectus Abdomini (Gerade Bauchmuskeln), Halsmuskeln, eventuell Psoas (Hüftbeuger) Gestärkte Muskeln: Longissimus (Rückenstrecker), Trapezius (Kaputzenmuskel), Latissimus (breite Rückenmuskeln), Gluteus (Gesäßmuskeln), Trizeps(Armstrecker) (vgl. Bretz, 2004).

Die Übung führt zu einer starken Verbesserung der Beweglichkeit. Gleichzeitig werden alle Rückenmuskeln angespannt und die Bauchmuskeln gedehnt. Weiter sollen kleine Verschiebungen der Wirbelsäule korrigiert werden, was präventiv gegen Bandscheibenvorfälle helfen soll (vgl. Lysebeth, 1981).

6.6 Bogen (Dhanurasana)

Hierbei werden die gesamten Rückenmuskeln gestärkt. Gedehnte Muskeln: Pectoralis (Brustmuskeln), Rectus Abdomini (Bauchmuskeln), Psoas (Hüftbeuger), Quadrizepos (Beinstrecker) Gestärkte Muskeln: Longissimus (Rückenstrecker), Trapezius (Kaputzenmuskel), Quadrizeps (Beinstrecker), Unterarmmuskeln, Gluteus (Gesäßmuskeln) (vgl. Bretz, 2004). Für Lysebeth (1981) wird die Rückenmuskulatur hier passiv beansprucht. Die Asanas beseitigt Verspannungen und Steifheit in den Schultern, kräftigt Arme und Beine.

6.7 Drehsitz (Ardha Matsendrasana)

Durch die Drehung des Körpers wird die Wirbelsäule (WS) seitlich flexibel gedehnt. Gedehnte Muskeln: Gluteus, Obliquus und Transversus Abdomini (schräge Bauchmuskeln), Latissimus (breite Rückenmuskeln), Lendenmuskeln, Pectoralis (Brustmuskeln) Gestärkte Muskeln: Latissimus, Obliquus und Trans-versus Abdomini (schräge Bauchmuskeln), Lendenmuskeln (jeweils auf der anderen Seite als die gedehnten Muskeln) Die Wirkungen zeigen sich nach Yoga Vidya aufgrund der Drehung der Wirbelsäule und wechselseitiger Komprimierung eines Teils des Unterleibs (vgl. Bretz, 2004). Lysebeth (1981) weist auf die Rotation der gesamten WS hin, welche Versteifung und Abnutzung vorbeugt. Dabei werden sämtliche Bänder und Muskeln des Rückens gedehnt.

7 Wechselwirkungen mit den Abschnitten der Entspannung

Die Abschnitte der Yoga Vidya-Fitnessreihe stehen physiologisch betrachtet in einer sinnvollen Beziehung zueinander. Der voran stehende Entspannungsteil ist im Sinne der biologischen Entspannungsreaktion des Autogenen Trainings bzw. der Progressiven Muskelentspannung und der Meditation dazu da, den Körper optimal für die folgenden Übungen vorzubereiten, indem hierbei neben der muskulären Entspannung die Blutgefäße auf körperlich-passive Weise „geweitet“ werden und der Organismus somit für eine verbesserte Sauerstoffbereitstellung aktiviert wird (vgl. Vaitl, 2000, S.25). Folgende psychologische Effekte sollten sich nach Vaitl (2000) infolge der Entspannungstechniken einstellen:

  • affektive Indifferenz (kaum Provokation von Emotionen und Affekten mehr möglich)
  • mentale Frische (mentales und körperliches Gefühl des Ausgeruhtseins)
  • Erhöhung der Wahrnehmungsschwellen (Außenreize, d. h. Geräusche usw. lösen kaum noch Reaktionen aus, meist werden sie gar nicht mehr wahrgenommen)

Dazu sind die physiologischen Entspannungsreaktionen nach Vaitl u. a. wie folgt gekennzeichnet:

(vgl. Vaitl, 2000, S. 26 – 27)

Dies lässt insgesamt eine Ökonomisierung des gesamten Energiebedarfs vermuten, welche letztendlich auch eine bessere und genauere Bewegungsausführung ermöglicht. Durch die einführenden Mantras wird zudem eine angenehme soziale Situation herbeigeführt, indem man sich gemeinsam einstimmt. Das bewirkt als eine Art Ritual, eventuelle psychische Störeinflüsse zu beseitigen und sich von Alltagsbelastungen zu entfernen. Nachstehend wird in ergänzender Weise nochmals auf die hier zugrunde liegenden Entspannungsverfahren begrifflich eingegangen.

Entspannungstechniken In der Yoga Vidya-Fitnessreihe werden am Anfang der Stunde, innerhalb der Stunde und am Ende der Stunde Entspannungsverfahren eingesetzt. Es werden eine Tiefenentspannung und Grundmeditationstechniken durchgeführt. Unter Meditation im Allgemeinen versteht man eine spezielle Art des Denkens oder Gebet, zu welcher sehr viel Konzentration notwendig ist, um einen entspannten veränderten Bewusstseinszustand zu erreichen (vgl. Vaitl, 2000). Des Weiteren werden in der Fitnessreihe Methoden und Techniken aus dem Autogenen Training sowie der Progressiven Muskelentspannung verwendet. Beim Autogenen Training handelt es sich um eine Methode zur konzentrativen Selbstentspannung und ist im weiteren Sinne in die Verfahren der Psychotherapie einzuordnen (vgl. http://www.ganzheitsmedizin.de/ganzheit/methoden/autogen.htm).

„Die Grundwirkungen, die jeder an sich schon während des Erlernens der Unterstufe feststellen kann sind: Entspannung, Abbau von Nervosität, Leistungssteigerung, Zunahme der Konzentrationsfähigkeit und Steigerung der körperlichen Abwehrkräfte“ (vgl. http://www.aok.de/bund/rd/136069.htm.). Die Progressive Muskelentspannung, PMR, beschreibt ein Verfahren, bei dem durch willkürliche und bewusste An- und Entspannung bestimmter Muskelgruppen ein Zustand tiefer Entspannung des ganzen Körpers erreicht wird (vgl. http://www.aok.de/bund/rd/136069.htm.). PMR ist eine Methode, die den Stressabbau fördert, um gelassen auf Aufregung, Angst oder Ärger zu reagieren (vgl. http://www.aok.de/bund/rd/136069.htm).

8 Handlungs- und Effektwissen

„Ein zentrales Ziel besteht darin, Menschen zu befähigen, Kontrolle über ihre Gesundheit auszuüben und dadurch ihr physische, psychisches und soziales Wohlbefinden zu verbessern“ (Tiemann nach WHO, 1998, S. 231). In diesem Zusammenhang stehen gesundheitsbezogene Kognitionen, die auf ein gesundheitsorientiertes Verhalten gerichtet sind, dessen Zusammenhang u. a. von Allmer (1990), Leppin (1994), Schwarzer (1992) und Weber (1994) erfolgreich dargelegt wurden. Solche Kognitionen beziehen sich auf die Wahrnehmung und Bewertung von Ereignissen und können zu einer erfolgreichen „Einstellung aus Überzeugung“ in Form eines individuellen Verhaltens führen. Dazu gehören u. a. etwa eine Risikowahrnehmung, aber auch Optimismus, Kontrollüberzeugung und Selbstwirksamkeitserwartungen. Diese können z. B. zu subjektiven Gesundheitstheorien als „komplexes Aggregat von Kognitionen“ führen bzw. sich in bestehende subjektive Gesundheitstheorien integrieren (vgl. Tiemann, 1998, S. 231 – 233).

Handlungs- und Effektwissen stellt nunmehr ein zentrales Element bei subjektiven Theorien über Gesundheit und sportliche Aktivität dar. Dabei beinhaltet das Handlungswissen jene Wissensbestände, die sich unmittelbar auf eine Realisierung sportlicher Aktivitäten beziehen, also spezielle Kenntnisse bezüglich der Optimierung vermitteln. Besonders relevant sind dabei Kenntnisse über Belastungsregeln, Grundprinzipien bei der Ausführung und Übungstechniken sowie wichtige allgemeine Trainingsgrundsätze. Effektwissen beinhaltet zudem Wissensbestände über potentielle Wirkungen sportlicher Aktivität. Inbegriffen sind hier Kenntnisse über grundlegende Mechanismen der biologischen Adaptation infolge körperlicher Belastung, wie etwa das Ausdauertraining auf das Herz- Kreislaufsystem und das Kraft- und Beweglichkeitstraining auf den aktiven und passiven Bewegungsapparat sowie Wirkungen sportlicher Aktivität auf das Wohlbefinden (vgl. Tiemann, 1998, S. 233).

In unserer Untersuchung wurden bezüglich des Handlungswissens wichtige handlungsbezogene Informationen durch die Yoga-Kursleiter vermittelt, die sich auf die aktuellen Ausführungen der jeweiligen Aktivitäten und Übungen bezogen. Außerdem wurden den Teilnehmern jeweils Audio-CDs mitgegeben, die als Anleitung für ein selbstständiges Üben Zuhause dienen sollten. Diese sollten den Effekt der Handlungsbezogenheit noch weiter unterstützen.

9 Einfluss körperlicher Aktivität auf die psychische Gesundheit und daraus resultierende Erwartungen an die Yoga Vidya-Fitnessreihe

Die kognitiven Leistungen verlaufen im Alter unterschiedlich. Körperliche und geistige Aktivitäten gelten als positive Parameter im Hinblick auf die Beeinflussung der Leistungsgeschwindigkeit. Meusel (1996) beruft sich innerhalb seiner Darlegungen auf verschiedene Autoren, deren Ergebnisse diese Zusammenhänge verdeutlichen. So konnten durch Powell und Pohndorf (1971) positive Beziehungen zwischen der körperlichen Fitness und fluiden Intelligenzleistungen mittels eines Wahlreaktionstest aufgezeigt werden. Die Wahlreaktionszeit galt als Indikator für die Verarbeitungsgeschwindigkeit der Informationen. Hierbei konnten ältere, sich sportlich betätigende Männer ähnliche Ergebnisse wie jüngere Probanden erreichen. Im Vergleich dazu schlossen sportlich inaktive Männer wesentlich schlechter ab. Fischer u. a. konnten 1986 zeigen, dass während körperlicher Bewegung eine signifikante Zunahme der Kurzzeitspeicherkapazität vorherrscht. Ebenso stellten sie erhöhte Werte der fluiden Intelligenz fest. (Vgl. Meusel, 1996, S.44).

Teipel (1998) befasste sich mit den Auswirkungen von Sportaktivitäten im Hinblick auf psychologische Aspekte. Dazu wurden Studien von Singer (1981), Kruse (1990), Brehm/Abele(1992), Thiel (1994), Denk/Pache (1996) und Allmer/Tokarski (1996) zugrunde gelegt. Ersterer sieht die Auswirkungen sportlicher Aktivität im Seniorenalter vor allem in „der Steigerung des subjektiv wahrgenommenen Wohlbefindens erweitert durch speziellere Effekte“ (Teipel, 1998, S. 64). Diese Effekte macht er abhängig von der Gruppe, der Art, Intensität und den Methoden der Durchführung der Aktivität. Als besondere Leistungen bzw. Auswirkungen werden die Verbesserung der intellektuellen Leistungsfähigkeit, der Abbau nervöser Spannung und Angst sowie die Verbesserung der Stimmungslage hervorgehoben. Darüber hinaus konnte bei älteren Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren nach Absolvierung eines zehnmonatigen Gymnastikprogramms eine verbesserte Stimmungslage und eine verbesserte Gedächtnisleistung festgestellt werden. Die Ergebnisse von Kruse (1990) sieht Teipel (1998) darin, dass durch Sport die Erweiterung des eigenen Lebensraumes gefördert wird.

Dies wirkt sich wiederum positiv auf das subjektive Kompetenzerleben, d. h. auf das Verständnis sicher Aufgaben erfüllen zu können. „Ferner konnten durch die sportlichen Aktivitäten spezifische Körperstrategien erworben werden, die positive Auswirkungen im Alltag haben konnten“ (Teipel, 1998, S. 64). Auch das mit Sport verbundene Aufbauen neuer sozialer Kontakte und Netzwerke wird große Bedeutung beigemessen um mit entsprechender Motivation das Sportengagement beizubehalten. Des Weiteren können durch Sport die vorhandenen Fähigkeiten und Fertigkeiten aufrechterhalten werden, was wiederum die Möglichkeiten eines unabhängigen und selbstständigen Alltags im Alter vergrößert. In den Untersuchungen von Brehm und Abele (1992) wurden „die Effekte unterschiedlicher sportlicher Aktivität auf das Wohlbefinden und die Lebenszufriedenheit in vielfältiger Weise gesteigert“ (Teipel, 1998, S. 65).

Abb. 9-1: Konzeptualisierung des Zusammenhangs zwischen sportlicher Aktivität und Wohlbefinden (nach Bös/Brehm, 1998, S. 36)

Unterschieden werden konnten kurz- und langfristige Effekte. Kurzfristig konnten eine gehobene Stimmung und eine Abnahme von negativen Emotionen registriert werden. Langfristig ließen die Wahrnehmung von Beschwerden und das Gefühl einer Beeinträchtigung nach. Ebenso konnten die negativen Emotionen langfristig vermindert werden. Allmer und Tokarski (1996) stellten den Erhalt bzw. die Verbesserung der allgemeinen Funktionsfähigkeit in den Mittelpunkt. Die selbstständige Bewältigung des Alltags resultiert durch physische, psychische und soziale Verbesserungen verbunden mit einem verbesserten Wohlbefinden in den drei Komponenten. Man fühlt sich leistungsfähiger, fitter, gesünder, hat mehr Kontakte sowie eine verbesserte Grundstimmung und ist im Ausüben von Alltagsbewegungen weniger eingeschränkt. Diese Ergebnisse gingen aus einer Befragung von 45 Männern und 45 Frauen hervor, die aus 80% aus Lebenszeitsportlern und 20% aus Wiedereinsteigern bestand. Nachweisbare Unterschiede in den wahrgenommenen Effekten zwischen Männern und Frauen sowie den Wiedereinsteigern und den Dabeigebliebenen konnten nicht festgestellt werden. Allerdings kam die Verbesserung im psychischen Wohlbefinden erst an vierter Stelle im zeitlichen Verlauf zum Tragen. Die Zusammenhänge zwischen sportlicher Aktivität und den Dimensionen des Wohlbefindens werden in Abbildung 9-1 verdeutlicht. Brehm (1998) betrachtet seinerseits „Parameter des aktuellen und des habituellen Befindens sowohl in positiver (Stimmung, Grundgestimmheit) als auch in negativer Ausprägung (Angst, Depression, Stresswahrnehmung)“ (S. 39).

Untersuchungen zur kurzfristigen Stimmungsveränderung im Rahmen von sportlicher Aktivität kommen über die Vielzahl der Studien und Metaanalysen zu vergleichbaren Ergebnissen. McDonald und Hodgdon (1991) konnten signifikante Stimmungseffekte feststellen: „Abnahme von Spannungs- und Angstzuständen, Depression, Müdigkeit und Verwirrtheit sowie ein Anstieg der Vitalität“ (Brehm, 1998, S. 40). Diese Ergebnisse trafen sowohl für Männer als auch für Frauen zu und konnten unabhängig von der ausgeübten Aktivität ermittelt werden. In Studien deutschsprachiger Arbeitsgruppen wurden die Effekte hinsichtlich der Stimmungslage vor und nach sportlicher Aktivität untersucht. Im so genannten Fitnessbereich wurden dabei verschiedene Sportprogramme untersucht (Laufen, Rückengymnastik, Schwimmen, Aerobic, Tanz u. a.). „Diese Studien zeigen, dass sportliche Aktivitäten zur individuellen Stimmungsregulation in zweifacher Weise beitragen können, nämlich als „Äquilibrationseffekte“ und als „Disäquilibrationseffekte““ (Brehm, 1998, S. 40).

Abb. 9-2: Wirkungen sportlicher Aktivität und Bewegung auf die Psyche (nach Leye, 2006, S. 66)

Erstere beziehen sich darauf, negative Beeinflussungen der Stimmung abzuschwächen und positive Aspekte werden verstärkt. Den aufgebauten Ärger und die deprimierte Grundstimmung kann man im Sport umwandeln in ein Gefühl der Aktiviertheit verbunden mit innerlicher Ruhe. „Über die Studien hinweg traten die positiven Effekte bei etwa 75% der Sporttreibenden auf“ (Brehm, 1998, S. 40). Die Disäquilibrationseffekte treten eher bei Wettkampfsportarten auf. Sie beziehen sich auf das Durchleben von verschiedenen Spannungszuständen im Verlauf eines Wettkampfes unabhängig von dessen Ergebnis. Abbildung 9-2 zeigt neun Dimensionen für die erfolgreiche Bewältigung des Alterns und den damit verbundenen Funktionen des Sports.

Diese direkten Zusammenhänge zwischen Sport und Wirkungen auf die menschliche Psyche stellen gleichzeitig Chancen zur Bewältigung des körperlichen Abbaus dar. Hollmann, Strüder und Diehl (2006) sehen den positiven Einfluss körperlicher Aktivität in verschiedenen biochemischen Prozessen begründet. „Fast parallel zum Anstieg des Laktatspiegels im arteriellen Blut steigt jener von Endorphinen an“ (S.14). Diese dadurch entstehende positive Grundstimmung kann durch die gleichzeitige vermehrte Ausschüttung von Serotonin und Dopamin weiter verstärkt werden. Die Serotinbildung im limbischen System wir durch körperliche Aktivität erleichtert. „Ausdauertraining [bewirkt] spezfische Veränderungen im serotonergen System in Abhängigkeit von der Belastungsintensität und der Leistungsfähigkeit des Sportlers“ (Hollmann, Strüder, 2003, S. 265f.).

Ausgehend von der beschriebenen Forschungslage, lassen sich Vermutungen zu erwarteten psychischen Effekten durch die Teilnahme am Yoga Vidya-Fitnesskurs aufstellen. Aussagemöglichkeiten werden durch die schriftliche Befragung (mittels Polaritätsprofil nach Mathesius, 1972) der Teilnehmer vor und im Anschluss an den jeweiligen Kurstagen gewonnen. Dabei werden die Probanden hinsichtlich Ihrer Stimmungslage, der Aktivität und des körperlichen Befindens befragt. Durch das bereits beschriebene Pflegen der sozialen Beziehungen, als Bestandteil der genutzten Motivationsmittel, können diese Effekte sich verstärken. Vermutet wird das Eintreten der genannten Äquilibrationseffekte. Durch die beschriebenen Studienergebnisse, konnten sowohl für Männer als auch für Frauen positive Auswirkungen bezogen auf das Wohlbefinden und die Stimmungslage nachgewiesen werden. Diese Studien bezogen sich annähernd auf denselben Altersbereich, den auch die Teilnehmer der in dieser Arbeit beschriebenen Untersuchung hatten. Die Yoga Vidya-Fitnessreihe vermittelt eine kräftigende und kardiovaskuläre Beanspruchung, abgerundet durch Entspannungsteile. Dadurch lassen sich positive Einflüsse auf die Psyche vermuten, die sich in einem gesteigerten Wohlbefinden und einer verbesserten Stimmungslage niederschlagen.

10 Bindung und Drop-out im Gesundheitssport

Im folgenden Kapitel soll die Bedeutung weiterführender sportlicher Aktivität im Anschluss an einen Kurs dargestellt werden. Schließlich ist es auch ein Anliegen der Krankenkassen, dass die Versicherten auch nach dem Ende eines sportorientierten Gesundheitskurses sportlicher Aktivität nachgehen. Inwieweit diese Zielstellung zu realisieren ist und welche Faktoren für Bindung und Drop-out im Gesundheitssport eine Rolle spielen, werden an dieser Stelle Beachtung finden. Einleitend zu diesem Kapitel ist ebenfalls zu erwähnen, dass bisher hauptsächlich im englischsprachigen Raum Untersuchungen über die Ursachen von Bindung und Drop-out durchgeführt wurden. Daher werden in den folgenden Kapiteln insbesondere Autoren zitiert, welche sich mit den internationalen Studien auseinander setzten.

10.1 Begriffsbestimmung

Auf Grund der hier zu behandelnden Thematik, werden an dieser Stelle nur die sportwissenschaftlichen Definitionen der Begriffe „Bindung“ und „Drop-out“ berücksichtigt. Demzufolge bezeichnet man mit „Bindung“ grundsätzlich die „Anwesenheit von Teilnehmern an Sportkursen. Bindung lässt sich als komplexer Prozess zwischen gegebenen personalen und kontextuellen Faktoren und der Teilnahme an sportlicher Aktivität umschreiben“ (Woll & Wydra, 2005, S. 84). Der Ausstieg aus sportlicher Aktivität, welcher nicht termingebunden sondern eher ein langfristiger Prozess ist, wird als Drop-out bezeichnet (vgl. Woll & Wydra, 2005, S. 84).

10.2 Bedeutungsgehalt von Bindung und Drop-out

Da körperliche und sportliche Inaktivität mit dem Abbau körperlicher Leistungsfähigkeit einhergeht, liegt das primäre Interesse von Organisationen und Institutionen in einer langfristigen Aufnahme und Aufrechterhaltung sportlicher Aktivität. Wie aus der Literatur (vgl. Woll & Wydra, 2005, S. 83; Pahmeier, 1996, S. 66) hervorgeht, ist den meisten Menschen (90%) die Bedeutung des Sports für die Gesundheit durchaus bewusst, dennoch sind nur 10-20% der Erwachsenen sportlich aktiv. Die zentralen Einstiegsmotive für den Gesundheitssport, Gesundheit und Wohlbefinden, können jedoch nur bei dauerhaft und regelmäßig ausgeführter sportlicher Aktivität realisiert werden. Dieser Aspekt impliziert nicht nur die stetige Teilnahme an einem krankenkassengeförderten gesundheitsorientierten Sportkurs, der ja zeitlich begrenzt ist, sondern auch eine überdauernde sportliche Aktivität über das Kursende hinaus.

Des Weiteren liegt die Hauptproblematik der Zielgruppe (Erwachsene) in der Unregelmäßigkeit, im fehlenden Durchhaltevermögen und in der nur gering ausgeprägten Dauerhaftigkeit ihrer (Gesundheits-) Sportpartizipation. Vergleiche über Abbrecherquoten im englisch- und deutschsprachigen Raum ergaben, dass 40-60% beziehungsweise 20-50% der Teilnehmer gesundheitsorientierter Sportprogramme, diese vorzeitig beendeten (vgl. Pahmeier, 1998, S. 124). Daraufhin beschäftigte sich man, vorrangig in der angloamerikanischen Public- Health Forschung, mit den Abbruchgründen einer begonnenen sportlichen Aktivität. Dabei erzielte man weitgehende Einigkeit in der Erkenntnis, dass „Sportpartizipation kein ‚Alles-oder-Nichts-Phänomen’ ist, sondern es wird als ein kontinuierlicher, zeitlicher Prozess betrachtet, der lange vor der sichtbaren Verhaltensumstellung beginnt“ (Pahmeier, 1998, S. 125). Diese Aussage geht mit der oben angeführten Definition des Begriffs „Drop-out“ überein. Dieser Vorgang wird durch eine Reihe von Faktoren beeinflusst, welche im Folgenden näher erläutert werden. Dabei wurden insbesondere Ausführungen der Autoren Pahmeier (vgl. 1998, S. 128-133; 1996, S. 67-73) sowie Woll & Wydra (vgl. 2005, S. 84-88) herangezogen.

10.3 Bindungs- und Ausstiegsfaktoren im Gesundheitssport

Berücksichtigt man die eben angesprochenen Literaturangaben zur Erläuterung der Ausstiegsproblematik, so müssen vier zentrale Komponenten betrachtet werden. Als erstes bezieht man die physisch und psychisch-personalen Faktoren, in denen auch biomedizinische Merkmale von Bedeutung sind, in die Vorüberlegungen mit ein. Zweitens wird die Betrachtung der Lebensstile und Lebensgewohnheiten der Aussteiger mit denen der Dabeibleiber verglichen. Drittens werden für die Erklärung der Bindungs- und Ausstiegsproblematik die verschiedenen Merkmale (kognitive, emotionale) zur Vorbereitung auf eine Kursteilnahme berücksichtigt. Viertens und letztens wird das Erleben und die Bewertung der sportlichen Aktivität hinsichtlich der unmittelbaren Auseinandersetzung mit dem Kursprogramm, näher erläutert. Im Folgenden wird auf diese Faktoren, die das Drop-out-Verhalten beeinflussen, näher eingegangen.

10.3.1 Physische und psychisch-personale Faktoren

Biomedizinische Faktoren der Teilnehmer wie Fitnesslevel, Gesundheitszustand, Körpergewicht sowie Krankheiten und Beschwerden, können das Bindungs- und Ausstiegsverhalten beeinflussen (vgl. Woll & Wydra, 2005, S. 85). Betrachtet man den Zusammenhang dieser Faktoren mit dem Drop-out-Verhalten detaillierter, so lassen sich folgende Rückschlüsse ziehen. Je schlechter die biologischen Werte und je geringer die Wahrnehmung einer Verbesserung der Beschwerden ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit eines vorzeitigen Abbruchs eines gesundheitsorientierten Sportprogramms. Hierbei ergibt sich für zahlreiche Organisationen und Institutionen, welche gesundheitssportorientierte Programme anbieten wollen, ein Dilemma, „da gerade gesundheitlich beeinträchtigte Zielgruppen an eine Bewegungsaktivität herangeführt werden sollen“ (Pahmeier, 1996, S. 68).

Siehe auch

Literatur

  • Boeckh-Behrens, W.-U. & Buskies, W. (2006). Fitness-Krafttraining. Die besten Übungen und Methoden für Sport und Gesundheit. (10. Auflage). Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.
  • Bös, K. & Brehm, W. (1998). Gesundheitssport. Ein Handbuch. Schorndorf: Hofmann.
  • Bös, K. & Brehm, W. (1999). Gesundheitssport – Abgrenzung und Ziele. DVS Informationen (14) 2.
  • Bretz, S. (2004): Das Yoga Vidya Asana-Buch (2.Auflage). Bad Meinberg: Yoga Vidya Verlag.
  • Ebert, D. (1989). Physiologische Aspekte des Yoga. Leipzig: Thieme.
  • Fetz, F. & Kornexl, E. (1978). Sportmotorische Tests. (2. überarbeitete und er- weiterte Auflage). Frankfurt / Main: Bartels & Wernitz.
  • Hartmann, H., Opper, E., Sudermann A. (2005). Qualitätsmanagement vom
  • Gesundheitssport im Verein. Schorndorf: Hofmann.
  • Hollmann, W. & Hettinger, T. (2000). Sportmedizin. Grundlagen für Arbeit, Trai- ning und Präventivmedizin. (4. völlig neu bearb. und erw. Auflage). Stuttgart: Schattauer Verlag.
  • Hollmann, W. & Strüder, H. K. (2003). Gehirngesundheit, -leistungsfähigkeit und körperliche Aktivität. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 54 (9), 265-266.
  • Hollmann, W., Strüder, H. K. & Diehl, J. (2006). Körperliche Aktivität und Ge- sundheit. Blickpunkt der Mann, 4 (3), 11-15.
  • Hurrelmann, K. (2006). Gesundheitssoziologie, 6.Aufl. Weinheim & München: Juventa
  • Jordan, A. & Linse, M. (2002). Kräftigen & Dehnen. Aachen: Meyer & Meyer.
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