Dharana
1. Dharana (Sanskrit: धारणा dhāraṇā f.) heißt Konzentration, das Fixieren des Geistes auf einen Punkt bzw. auf einen bestimmten Ort. Dharana ist die sechste Stufe der Ashtanga, der acht Stufen des Raja Yoga. Das Sanskritwort Dharana hat noch weitere Bedeutungen: das Tragen; das Festhalten, Zurückhalten; Unterstützen, Helfen; das Bewahren im Gedächtnis; Gedächtnis; unverwandte Ausrichtung des Geistes auf einen bestimmten Gegenstand; Konzentration; eines der acht Angas (acht Glieder) im Raja Yoga System. Hier stellt Dharana die sechste Stufe dar, wo der Geist durch die Fokussierung auf ein Objekt zur Einpünktigkeit (Ekagrata) gebracht und so auf die Meditation (Dhyana) vorbereitet wird.
2. Dharana (Sanskrit: धारण dhāraṇa adj. u. n.) tragend, in sich fassend; innehabend, besitzend; erhaltend, aufrechterhaltend; (jemandes Gestalt) annehmend; das Halten, Tragen, Bringen; das Ansichtragen, Ansichhaben, Besitzen; das Beisichbehalten; das Insichfassen, Enthalten, Beinhalten; das Hegen von Groll, Zürnen; das im Gedächtnis Behalten; das Ertragen, Aushalten; das Ausrichten des Geistes; das Erhalten, Behaupten, Aufrechterhalten, Unterhalten; das Festhalten, Zurückhalten, Anhalten; das Zurückhalten oder unvollkommene Aussprechen eines Lautes.
Die Yoga Sutras von Patanjali
देशबन्धश्चित्तस्य धारणा || 3.1 ||
deśa-bandhaś cittasya dhāraṇā || 3.1 ||
Die Bindung (Bandha) des Bewußtseins (Chitta) an einen Ort (Desha) ist Festhalten (Dharana).
Dharana - Konzentration im Yoga Sutra
- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -
Kommentar zum dritten Kapitel erster Vers von Patanjali Yoga Sutra. Was ist Dharana, was ist Konzentration? Welchen Stellenwert hat Dharana für das gesamte Raja Yoga System und letztlich für die spirituelle Entwicklung und was hat Dharana mit Samyama und damit mit übernatürlichen Kräften zu tun.
Der erste Vers des dritten Kapitels des Yoga Sutra heißt:
Gesha bandha shitasia dharana
Dharana ist das Fixieren des Geistes auf eine Stelle oder auf einen Ort.
Ich möchte zunächst noch ein paar Worte sagen zu dem dritten Kapitel, dann etwas sagen über Dharana als Teil der Ashtangas und danach Dharana als Teil von Samyama und dann auf diesen Vers eingehen.
Yoga Sutras von Patanjali
Patanjalis Yoga Sutra besteht ja aus vier Kapiteln. Erstes Kapitel Samadhi Pada kann übersetzt als Weg zu Samadhi oder auch Theorie des Geistes.
Kapitel 1 - Samadhi Pada
Im ersten Kapitel beschreibt Patanjali es geht darum den Geist zur Ruhe zu bringen, Yogas citta vrtti nirodhah. Er erzählt über die Vrittis, die Gedanken des Geistes, er spricht darüber, wie man die Gedanken des Geistes zur Ruhe bringen kann. Er erwähnt viele verschiedene Weisen wie man zum Samadhi, zum Überbewusstsein kommen kann. Dann spricht er über die verschiedenen Hindernisse auf dem spirituellen Weg, wie wir sie überwinden können und über die verschiedenen Samadhi Stufen. Das ist der Inhalt des ersten Kapitels.
Kapitel 2 - Sadhana Pada
Im zweiten Kapitel beginnt Patanjali mit dem Kriya Yoga, das heißt Dinge die man ganz praktisch umsetzen kann, um im Alltag seinen Geist zu beherrschen und auch, um im Alltag glücklich zu sein. Dann spricht er über die Kleshas, die Ursachen des Leidens und er sagt wie wir über das Leiden hinaus wachsen können. Er geht in die Philosophie von Purusha und Prakriti also Purusha das Selbst, das Bewusstsein, Prakriti die Natur, das äußere Universum. Er gibt uns Anregungen, warum wir überhaupt in dieser Welt sind, warum wir überhaupt in der Begrenztheit sind und inspiriert uns, alles dafür zu tun aus der Begrenztheit heraus zu kommen. Er beschreibt den Sinn dieses Daseins und beschreibt auch, dass wir ein intensives Leben führen können voller Erfahrungen, Lernaufgaben, Entfaltungen von Fähigkeiten und letztlich Schritte zur Erleuchtung. Dann beschreibt er die Ashtangas, die acht Stufen des Yoga und erwähnt insbesondere die ersten fünf. Damit schließt das zweite Kapitel ab.
Kapitel 3 - Vibhuti Pada
Und im dritten Kapitel beginnt es dann mit den letzten drei Ashtangas: Dharana, Dhyana und Samadhi. Patanjali beschreibt zunächst einmal was ist Dharana: Konzentration. Dann beschreibt er was ist Dhyana, oft übersetzt als Meditation. Dann beschreibt er was ist Samadhi, das heißt das Überbewusstsein.
Dann beschreibt er einen Ausdruck Namens Samyama und Samyama ist dann das Aufeinanderfolgen von Dharana, Dhyana und Samadhi. Er spricht davon, die Konsequenz von Samyama ist Jaya und Prajna, Meisterung und höhere Erkenntnis. Also darüber spricht er dann weiter und danach geht es darum, wie kann man seinen Geist einsetzen kann, um letztlich Mitgefühl zu bekommen, höheres Wissen zu bekommen, seine Kräfte zu entfalten, intensivere Erfahrungen zu machen, um schließlich zum höchsten Selbst zu kommen.
Auf gewisse Weise ist das dritte Kapitel ein sehr praktisches und alltagstaugliches. In diesem dritten Kapitel will Patanjali uns dazu raten unsere inneren Fähigkeiten zu entfalten. So wird das zweite Kapitel Sadhana Pada genannt, eben die spirituelle Praxis, wo es insbesondere geht über Yamas und Niyamas und Asana, Pranayama, Pratyahara und eben um spirituelle Praxis im Alltag. Das dritte Kapitel wird gerne Vibhúti Pada genannt, das heißt also das Kapitel, wo es um die besonderen Herrlichkeiten geht. Bhúti hat etwas mit wertvoll zu tun, wie die besonderen wertvollen Dinge, also die besonderen Kräfte. Auf eine gewisse Weise lehnt sich Patanjali hier an das zehnte Kapitel in der Bhagavad Gita an, welches auch Vibhúti Yoga genannt wird. Der Yoga der besonderen Herrlichkeiten. Allerdings die Bhagavad Gita bezieht Vibhúti auf Gott. Patanjali bezieht aber die besonderen Herrlichkeiten auf den Mensch. Der Mensch kann außergewöhnliche Fähigkeiten entwickeln, er kann außergewöhnliche Erfahrungen machen und er kann andere Bewusstseinsebenen erleben. Und in diesem Entfalten dieser Fähigkeiten und Kräfte liegt eine der Besonderheiten des Raja Yoga Wegs.
Der Jnana Yoga Weg ist mehr davon charakterisiert das wir durch Neti Neti, nicht dies, nicht dies, vieles auflösen, um direkt zu Gott zu kommen. Der Yoga Sutra Weg hat auch diesen Aspekt, eben indem er am Anfang des ersten Kapitels sagt, bring deinen Geist zu Ruhe, dann bist du Gottverwirklicht. Oder im zweiten Kapitel beginnt er damit wo er sagt, über Kriya Yoga, überwinde die Kleshas und dann bist du Gott verwirklicht. Nutze Viveka, die Unterscheidungskraft. Aber dann für Menschen die nicht diese relativ direkten Wege gehen, hat er ja den Ashtanga Yoga entwickelt oder dargestellt. Das heißt Perfektion in acht Stufen und er hat auch gesagt in dieser Perfektion, lernst du viel, du erfährst viel und du entwickelst die verschiedenen Kräfte und Fähigkeiten.
Die Ashtangas sind :
- Yama: ethische Empfehlungen im Umgang mit anderen
- Niyama: die persönliche Disziplin, die spirituelle Lebensweise
- Asana: Haltung
- Pranayama: Meisterung des Pranas
- Pratyahara: die Fähigkeit zum Rückzug
- Dharana: Konzentration
- Dhyana: Meditation
- Samadhi: Überbewußtsein
Dharana, Dhyana und Samadhi sind drei Schritte der Konzentration. Deshalb nennt sie Patanjali zusammen Samyama, aber darüber werde ich in einem nächsten Vers sprechen. Jetzt zunächst über Dharana.
Wie definiert Patanjali Dharana?
Desha, Bhanda Chittasya Dharana
Dharana heißt Konzentration. Was ist Konzentration? Etwas geschieht mit Chitta und Chitta ist der Verstand, der Geist, die Denksubstanz. Was macht man mit dem Chitta? Man übt Desha Bhanda. Bhanda heißt Bindung, Bhanda heißt Verschluss, heißt Fixieren. Bhanda heißt auch etwas mit Grenzen zu tun. Und Desha heißt Ort. Desha Bhanda Chittasya heißt du bringst deinen Geist an einen bestimmten Ort in einer bestimmten Grenze.
Nehmen wir einmal an, du nimmst dir vor etwas bestimmtes zu erledigen. Und dann könntest du sagen du willst das konzentriert erledigen. Und dann musst du Desha sagen, Desha heißt der Ort. Du wirst also sagen, das Erledigen dieser Aufgabe das ist der Ort an dem ich mein Chitta konzentrieren will. Und du machst Bhanda, in diesem Sinne Grenzen und das heißt du erlaubst deinen Geist nicht woanders hin zu gehen. Angenommen zum Beispiel du willst deine Steuererklärung machen, dann würdest du sagen, jetzt die nächsten 60 Minuten, ich weiß jetzt nicht wie kompliziert deine Steuererklärung ist, aber du könntest sagen 60 Minuten, eins, zwei, drei Stunden wird mein Geist damit beschäftigt sein. Und du schaffst dann ein Bhanda in dem Fall Grenzen drum herum und sagst ich werde nur dorthin gehen. Und wenn dein Geist nach zehn Minuten daran denkt, dass du vielleicht stattdessen einen Spaziergang machst dann sagst du nein. Desha Bandha, du hast diese Grenze geschaffen und du bist jetzt in diesem Modus der Steuererklärung. Und so lange du den Zeitraum festgelegt hast und den Ort bleibst du dort. Und der Geist wird zwar immer wieder rausgehen wollen, du erlaubst es aber nicht.
Oder eine andere Möglichkeit, du sprichst mit einem Menschen und jetzt kannst du erstmal dir bewusst sein, Desha welcher Ort ist das jetzt, Kommunikation mit einem anderen Menschen. Bandha welche Grenzen sind, du wirst deinen Geist nicht woanders hingehen lassen. Desha Bandha Chittasya Geist wird im Gespräch mit diesem Menschen sein. Du konzentrierst dich auf den Menschen, du hörst ihm zu und du sprichst und während du mit dem Menschen sprichst überlegst du nicht was du anderes willst oder was du anderes machen könntest, statt mit dem Menschen zu sprechen. Du überlegst nicht wie du das Gespräch abbrechen kannst, und du gehst auch nicht den Gedanken nach über das was nachher ist.
Oder angenommen du singst Mantras, das ist auch ein eigener Desha, ein eigener Ort, jetzt nicht nur ein physischer Ort. Es ist eine eigene Stimmung, ist ein eigenes Einlassen, es ist sogar eine eigene Schwingung. Du gehst dann in den Satsang zum Beispiel, und so wie du in den Raum hineingehst, weißt du, Desha, das ist jetzt der Ort wo ich jetzt im Satsang bin. Bandha, ich erlaube meinem Geist nicht heraus zu gehen. Desha, Bandha, Chittasya, in diesem Ort, in diesem Konzentrationsraum, in dieser Schwingung, will ich sein. Du lässt dich dann ganz darauf ein. Und das ist eine großartige und wichtige Aufgabe.
Natürlich es gibt auch Momente wo es gut ist nachzudenken, manchmal muss man auch reflektieren, manchmal planen und manchmal braucht auch der Geist ein bisschen Zeit wo er mit nichts beschäftigt ist. Aber Dharana, sich Zeit für Konzentration zu nehmen, ist etwas Wichtiges. Und in der heutigen Zeit gibt es so viele Unterbrechungen. Viele Menschen haben ihr Smartphone, da gibt es ständig irgendwelche Benachrichtigungen und ich bin immer wieder erstaunt wie häufig ich Menschen beobachte, die gerade sprechen und dann plötzlich an ihr Handy gehen, während sie mit dem anderen sprechen. Oder man diskutiert miteinander und plötzlich ist einer weg. Dieser Desha Bandha ist gestört, der Ort - Desha - um den man sich versammelt hat in dem man ist, diese heilige Konzentration ist weg. Daher gilt es immer darauf zu achten.
Oder auch wenn mehrere Menschen zusammen sind, um über etwas zu sprechen. Es wäre gut wenn man irgendwo gemeinsam sagt, Desha an diesem Ort wollen wir mit unserem ganzen Chitta, unserem ganzen Geist sein, Emotionen, Gedanken, Nachdenken usw. So entsteht Konzentration.
Gut und diese Desha, Bandha, Chittasya, Dharana ist jetzt anwendbar auf Verschiedenes. Eben zum einen im Alltag bei deiner Arbeit, ist anwendbar wenn du mit einem Menschen bist, ist anwendbar wenn du mit anderen zusammen etwas machst. Ist auch anwendbar wenn du deine Yoga Asanas übst. Du trittst ein über die Grenzen Bhanda in diesen Ort der Yoga Praxis.
Es gibt ja auch die Aussage wenn du ein heiliges Ritual machst, dann gilt es erst einmal den heiligen Raum zu öffnen. Angenommen du willst ein Naturritual machen, wir haben ja auch bei Yoga Vidya Bad Meinberg Seminare zum Thema Schamanismus und Naturspiritualität, wird es ganz bewusst, man betritt den heiligen Raum. Wenn du an einen Kraftort gehst, irgendwo, findest du vielleicht Hüter, Bäume, oder das Tor. Aber es nicht nur wichtig durch das Tor hindurchzugehen, sondern du rufst irgendwo den heiligen Raum an und dann betrittst du diesen Raum und für eine gewisse Zeit bist du dort.
Oder wenn du in eine Puja gehst, Puja ein Verehrungsritual, auch hier kommt erst Om, Klingeln, Vertreiben anderer Gedanken, dann die Reinigung und dann die Anrufung des Göttlichen und dann gehst du praktisch in den heiligen Raum hinein. Und in der Zeit bist du dann konzentriert auf das Ritual.
Also das gilt für die spirituellen Praktiken, es gilt für Rituale, es gilt im Zusammensein mit anderen und es gilt wann immer du etwas tust. Du kannst dir sagen, das ist der Raum den ich jetzt betrete und dort trete ich ein und bleibe dort. Natürlich eine weitere Bedeutung dieses Verses ist ja für die Meditation. Angenommen du willst jetzt meditieren, dann gilt es natürlich dass du dich hinsetzt, Asana, dass du dein Prana aktivierst durch Pranayama, dass du deinen Geist in eine Bewusstseinsebene bringst, wo die Indriyas, die Sinne, nicht nach außen gehen, Pratyahara, und danach kommt Desha, Bandha, Chittasya. Du sagst dir jetzt, jetzt konzentriere ich mich auf diese oder jene Sache. Du sagst das ist Desha der Ort der Konzentration, und Bandha das sind die Grenzen der Konzentration. Du kannst also zum Beispiel sagen, ich will mich jetzt auf ein Mantra konzentrieren und ich will mich nur auf das Mantra konzentrieren. Du kannst natürlich auch die Bandhas, die Grenzen weiter fassen und sagen:
- ich werden auch nachdenken über die Bedeutung des Mantras,
- ich konzentriere mich auf ein Chakra,
- ich werden den Atem dabei beobachten,
- ich will mir das Göttliche visualisieren,
- ich stelle mir Licht vor.
Du schaffst also den Desha, den Ort der Konzentration. Aber wenn dein Geist nachdenken will was heute war oder was morgen sein wird, das erlaubst du ihm eben nicht. Das sind die Bandhas, das heißt das sind die Grenzen über die du nicht hinaus schreiten willst.
Oder angenommen du machst eine Sakshi Bhav Meditation, eine Achtsamkeitsmeditation. Auch hier ist Desha der Ort, nämlich im Hier und Jetzt. Du willst im also im Hier und Jetzt sein und eben nicht in die Zukunft und in die Vergangenheit gehen, du beobachtest was ist.
Desha Bandha Chitasya als Dharana in der Praxis
Jetzt werde ich dir gleich noch ein paar Aufgaben geben um Desha, Bandha Chitasya als Dharana in die Praxis umsetzen. Ich lese aus diesem Buch „Die Yoga Weisheit des Patanjali für Menschen von heute“, und dort findest du auch den Sanskrit Vers und einige Informationen über Dharana. Mehr Informationen über das Yoga Sutra findest du ja auch in den Raja Yoga Seminaren bei Yoga Vidya auf unserer Internet Seite kannst du zum Beispiel eingeben Raja Yoga Seminar und dann erfährst du mehr.
Jetzt aber zur Aufgabe:
Öfters, wenn du was Neues anfängst, lege dein Desha fest und sage das ist jetzt der Raum den ich betrete, lege Bandha fest, im Sinne von Grenzen dieses Raumes, und sage: ich trete jetzt ein in den Raum des Gespräches mit der und der Person. Ich werde mich darauf einlassen. Oder jetzt der Raum dieser Arbeit, die ich mache, oder der Raum des Sadhanas, der Raum des Essens usw. Und der Raum ist ein örtlicher, ist eine Konzentration, ist ein Bewusstseinszustand, ein Prana, eine Schwingung usw. Und wenn du das nächste Mal meditierst lege vorher Desha, den Ort der Konzentration fest und halte deinen Geist dort. Und vielleicht schreibe dann was du für Erfahrungen machst, wenn du so dein Leben bewusst lebst, im Sinne von Desha, Bandha, Chitasya Dharana.
Video - Dharana - Konzentration im Yoga Sutra
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Sukadev über Dharana
Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Dharana
Dharana ist Halten, Konzentration, Halten der Gedanken des Geistes, der sechste der Ashtangas, der acht Stufen des Yogas. Dharana heißt Halten, es kann durchaus auch Festhalten heißen. Dharana heißt, dass du deinen Geist zur Ruhe bringst, dass du deinen Geist hältst, deine Gedanken hältst, auf ein Konzentrationsobjekt. Dharana heißt, dass du deinen Geist nicht wild durch die Gegend springen lässt, sondern du hältst. Du hältst die Konzentration, du hältst die Gedanken. Daher, Dharana – Konzentration.
Dharana gibt es in verschiedenen Formen. Dharana gibt es zum einen als Stufe in der Meditation. Du setzt dich hin, Asana. Du atmest tief ein und aus, Pranayama. Du sprichst eine Affirmation oder schickst Gedanken des Wohlwollens, Pratyahara. Jetzt kommt das eigentliche Meditationsthema, Dharana. Zum Beispiel konzentrierst duu dich auf ein Mantra oder du übst die Beobachtungsmeditation, also du beobachtest, auch eine Form von Dharana.
Wenn du tiefer wirst in der Meditation, in Dharana, kommst du in Dhyana. Dhyana heißt dann, die eigentliche Meditation oder auch Absorption. Du versinkst in dem Gegenstand der Meditation. In Dharana ist entscheidend, dass du dich immer wieder festhalten musst, der Geist wird ganz schnell entweder in Tamas geraten, in Mudha, also in Trägheit und Müdigkeit und irgendwo ein bisschen sinnlos dort rum sein, oder der Geist wird sehr unruhig werden, in Kshipta. Du musst deine Gedanken halten, festhalten, Dharana, dann bist du in Konzentration. Wenn die Konzentration von selbst geht, ganz von selbst, ohne Anstrengung, dann ist es Dhyana, du bist absorbiert. In diesem Sinne, Dharana in der Meditation.
Dharana sind aber auch Konzentrationsübungen im Alltag. Du kannst dich trainieren, konzentriert zu sein. Es gibt zum Beispiel ein Buch von Swami Sivananda, "Konzentration und Meditation", in der ursprünglichen deutschen Ausgabe hieß es noch, "Übungen zu Konzentration und Meditation", da findest du jede Menge praktischer Konzentrationstechniken, Hinweise, wie du bewusst mit bestimmten Übungen deine Konzentration stärken kannst. Das findest du auch in einem weiteren Buch von Swami Sivananda, "Erfolg im Leben und Selbstverwirklichung", Konzentrationsübungen. Zusätzlich zu Konzentrationsübungen kannst du auch deinen Geist trainieren, konzentriert zu sein bei dem, was gerade anliegt. Wenn du zum Beispiel isst, dann kannst du sagen: "Ich will jetzt bewusst essen."
Wenn du dich mit jemandem unterhältst, kannst du es zur Übung machen, wirklich den Menschen zu spüren und ganz bei diesem Menschen zu sein. Wenn du dich mit Sanskrit beschäftigt, kannst du bewusst konzentriert beim Sanskrit sein. Wenn du Asanas übst, dann kannst du bewusst bei den Asanas sein. Multitasking ist ein Phänomen unserer Zeit und hat sicherlich auch ihre Berechtigung. Aber es ist auch gut, öfters mal Dharana zu üben, öfters sich auf eine Sache zu konzentrieren, bei einer Sache zu bleiben, nicht verschiedene Dinge gleichzeitig zu tun, sondern eine Sache. Es gibt zwar auch Ashta Dharana, das heißt, die Fähigkeit, sich auf acht Dinge gleichzeitig zu konzentrieren, was auch als eine der Siddhis gilt, aber trotzdem, Eka Dharana, dich auf eine Sache zu konzentrieren, ist etwas Wichtiges.
Mache öfters Perioden am Tag, wo du auf eine Sache dich konzentrierst, bei den Asanas, beim Pranayama, natürlich bei der Meditation, beim Rezitieren von Sanskrit-Hymnen, bei Gesprächen mit anderen Menschen, bei bestimmten Aufgaben. Übe Dharana, Konzentration. Übst du Dharana im Alltag, wird die Meditation leichter fallen. Umgekehrt, wenn du jeden Tag meditierst und dich dabei um Dharana bemühst, um Konzentration, wird es dir auch leichter fallen, im Alltag konzentriert zu sein. Und wenn du bei den Hatha Yoga Übungen, also bei den Körperübungen, Dharana übst, konzentriert bist, wird es dir leichter fallen, in der Meditation Dharana zu üben, konzentriert zu sein in der Meditation, und im Alltag Dharana zu haben, konzentriert zu sein. Konzentration ist ein Schritt zur Meditation, daher, sei auch im Alltag konzentriert. Übe Dharana, Konzentration, indem du deine Gedanken festhältst. Dharana – Konzentration, sechster Schritt der Ashtangas, der acht Stufen des Yoga. Dharana – das Halten der Aufmerksamkeit, Halten der Gedanken. Dharana – Konzentration.
Dharana धारणा dhāraṇā Aussprache
Hier kannst du hören, wie das Sanskritwort Dharana, धारणा, dhāraṇā ausgesprochen wird:
<html5media>https://jkv3wg.podcaster.de/download/Dharana.mp3</html5media>
Swami Sivanandas Tipps für die Entwicklung von Dharana
Aus dem Buch „Samadhi Yoga“ von Swami Sivananda [1]
Konzentration, Dharana, bedeutet, den Geist auf einen einzigen Punkt auszurichten. Während Dharana wird der Geist ruhig, ausgeglichen und fest. Die verschiedenen Strahlen des Geistes werden gebündelt und auf einen einzigen Meditationsgegenstand gerichtet. Der Geist ist in diesem Lakshya zentriert. Es gibt kein geistiges Hin und Her. Ein einziger Gedanke beschäftigt den Geist. Die gesamte Energie des Geistes ist in diesem einen Gedanken konzentriert. Die Sinne werden still. Sie hören auf zu arbeiten. In tiefem Dharana gibt es kein Körperbewusstsein, kein Bewusstsein der Umgebung. Wer eine gute Konzentrationskraft besitzt, kann im Bruchteil einer Sekunde das Bild Gottes absolut klar visualisieren.
Manorajnya (Luftschlösser bauen) ist nicht das Gleiche wie Dharana. Es ist ein wildes Herumhüpfen des Geistes durch die Lüfte. Verwechsle Manorajnya nicht mit Dharana oder Meditation. Überprüfe diese Angewohnheit des Geistes durch Innenschau und Selbst-Analyse. Wenn Du deinen Geist zwölf Sekunden lang auf einen Punkt konzentrierst, ist das Dharana (Konzentration). Zwölf solche Dharanas sind ein Dhyana (Meditation) - 12 x 12 = 144 Sekunden. Zwölf solcher Dhyanas werden Samadhi - 144 x 12 = 25 Minuten und 28 Sekunden. Das besagt das Kurma Purana. Man kann Dharana auch auf ein geistiges Bild von Gott ausrichten.
Dharana und die Pranayama-Praxis sind miteinander verbunden. Wenn man Pranayama übt, erzielt man Dharana. Natürlicher Pranayama folgt aus der Konzentrationsübung. Es gibt unterschiedliche Übungen für unterschiedliche Menschentypen. Für manche wird es leicht sein, mit der Pranayama-Praxis zu beginnen, für andere wird Dharana eine einfache Übung als Anfang sein.
In tiefer Meditation erfährt man große Freude und spirituelle Verzückung. Man vergisst den Körper und seine Umgebung. Der gesamte Prana wird in den Kopf gebracht.
Wenn Du mit tiefem Interesse in ein Buch versunken bist, hörst Du nicht, wenn einer schreit und dich beim Namen ruft. Du siehst einen nicht, der vor dir steht. Du riechst den süßen Duft der Blumen nicht, die neben dir auf dem Tisch stehen. Das genau ist Dharana oder mit dem Geist Bei-einem-Punkt-Sein. Der Geist ist fest auf eine einzige Sache ausgerichtet. Du brauchst solche tiefes Dharana, wenn Du an Gott oder an Atman denkst. Es ist leicht, den Geist auf einen weltlichen Gegenstand zu konzentrieren, da der Geist sich ganz natürlich aus Gewohnheit dafür interessiert. Die Bahnen sind im Gehirn schon gezogen. Du musst den Geist täglich durch Dharana trainieren, indem Du ihn immer und immer wieder auf dein inneres Bild Gottes, oder dein inneres Selbst ausrichtest. Dann wird der Geist sich nicht mehr auf äußerliche Dinge hinbewegen, da er in der Konzentrationsübung riesige Freude erfährt.
Algebra, die Wissenschaft abstrakter Zahlen, kann man nicht ohne ein Vorwissen und vorhergegangene Erfahrung in Arithmetik, der Wissenschaft konkreter Zahlen, verstehen. Sanskrit-Kavyas und höhere Vedische Bücher kann man nicht ohne vorherige Kenntnis der Laghu Siddhanta Kaumudi und der Tarkasangraha verstehen. In gleicher Weise ist das Meditieren über Nirguna oder Nirakara (den abstrakten) Brahman unmöglich ohne vorherige, anfängliche Übung in der Konzentration auf eine konkrete Form. Man muss sich dem Unsichtbaren und dem Unbekannten über das Sichtbare und das Bekannte annähern.
Je stärker der Geist auf Gott ausgerichtet ist, umso mehr Stärke gewinnt man. Mehr Dharana bedeutet mehr Energie. Dharana öffnet die inneren Kammern der Liebe und das Reich der Unendlichkeit. Dharana ist eine Quelle spiritueller Kraft. Dharana ist der einzige Schlüssel zur Kammer des Wissens.
Konzentriere dich. Meditiere. Entwickle die Kraft des tiefen und konzentrierten Denkens. Viele undurchsichtige Aspekte werden ganz klar für dich werden. Du wirst Antworten und Lösungen aus dem Inneren erhalten.
Suka Deva musste Raja Janaka aufsuchen, um Bestätigung für sein Wissen und seine Erkenntnis zu bekommen. Er wurde von Janaka in Danbar geprüft. Raja Janaka ließ um seinen gesamten Palast herum mit Musik und Tanz feiern, um die Aufmerksamkeit von Suka Deva abzulenken. Es gab allerlei Vorführungen und Unterhaltung. Suka Deva sollte eine Tasse, die bis zum Rand mit Milch gefüllt war, in seiner Hand drei Runden um den Palast tragen, und kein einziger Tropfen durfte auf den Boden fallen. Suka Deva bestand seine Aufgabe mit vollem Erfolg, da er vollständig in seinem Selbst verankert war. Nichts konnte seinen Geist ablenken.
Sei langsam und beständig in deinem Dharana. Durch das Üben von Dharana wirst Du ein Übermensch. Du wirst den Geist am Anfang überreden müssen, wie man Kinder überredet. Der Geist ist wie ein naives Kind. Sprich zu deinem Geist: „Oh Geist, warum rennst Du falschen, wertlosen, vergänglichen Dingen nach? Du wirst zigfaches Leid erfahren. Schau auf Krishna, die absolute Schönheit. Du wirst daraus ewiges Glück gewinnen. Warum rennst Du davon, um weltliche Liebeslieder zu hören? Höre den Bhajan Gottes. Höre den Sankirtan, der die Seele bewegt. Du wirst davon emporgetragen werden.“ Der Geist wird Stück für Stück seine alten, negativen Angewohnheiten sein lassen und sich auf die Lotusfüße Gottes heften. Wenn er von Rajas und Tamas befreit ist, wird er dich führen. Er wird dein Guru sein.
Wenn Du dich zum Meditieren hinsetzt, chante drei bis sechs Mal OM. Das wird alle weltlichen Gedanken aus dem Geist vertreiben und Vikshepa beenden (das Hin-und-Her des Geistes). Dann wiederhole Om geistig weiter.
Vermeide alle Arten von Sinneseindrücken und Ideen. Verhindere die Komplikationen, die von parallelen Aktivitäten auf den unteren geistigen Ebenen herrühren. Ziehe den Geist auf eine einzige Idee zurück. Sperre alle anderen geistigen Prozesse aus. Nun kann der Geist allein von dieser einen Idee erfüllt werden. Genauso wie erneutes Auftauchen oder die Wiederholung eines Gedankens zur Vervollkommnung dieses Gedanken oder einer Handlung führt, so führt auch die Wiederholung desselben Prozesses oder derselben Idee zur Vervollkommnung der geistigen Abstraktion, Dharana und der Meditation.
Zu Anfang wird es schwierig sein, den Geist bei ein- und demselben Gedanken zu halten. Verringere die Anzahl deiner Gedanken. Versuche, die Gedanken bei einem Thema zu halten. Wenn Du an eine Rose denkst, lasse nur Gedanken zu, die mit der Rose zu tun haben. Du kannst an unterschiedliche Arten von Rosen denken, die man in verschiedenen Teilen der Erde anbaut. Du kannst an die verschiedenen Produkte, die aus Rosen gewonnen werden denken und an ihre Verwendung. Kontrolliere das ziellose Herumwandern des Geistes. Habe nicht einfach zufällige Gedanken, wenn Du an eine Rose denkst. Stück für Stück wirst Du den Geist an einen einzigen Gedanken heften können. Du musst den Geist täglich zur Disziplin trainieren. Unendliche Aufmerksamkeit ist für die Kontrolle des Geistes vonnöten.
Dharana wächst, wenn man Wünsche und Begierden eindämmt, Mouna (Stille) für ein oder zwei Stunden täglich praktiziert, Pranayama übt, betet, die tägliche Zahl von Meditationsübungen vergrößert, durch Vichara etc.
Versuche, immer frohgemut und friedvoll zu sein. Nur dann erreichst du geistiges Dharana. Maitri (Freundschaft) mit seinesgleichen, Karuna (Mitgefühl) gegenüber Untergeordneten oder Bedürftigen, Mudita (Wohlgefälligkeit) gegenüber Vorgesetzten oder tugendhaften Menschen und Upeksha (Gleichgültigkeit) gegenüber Sündern oder boshaften Menschen, wird Chitta Prasada (Frohsinn oder Gelassenheit) hervorbringen und Hass, Eifersucht und Abneigung (Ghrina) zerstören.
Dharana nimmt zu, wenn man die Zahl der Gedanken verringert. Das ist ganz sicher eine anstrengende Arbeit, die Gedankenzahl zu verringern. Zu Anfang wird es dich sehr beanspruchen. Es wird eine unangenehme Aufgabe sein. Doch später wirst Du dich freuen, weil Du große geistige Kraft und inneren Frieden durch die Verringerung der Gedanken erlangst. Wenn Du dich mit Geduld, Ausdauer, Wachsamkeit, glühendem Entschluss und eisernem Willen bewaffnest, kannst Du die Gedanken leicht zerquetschen, so wie Du eine Zitrone oder eine Orange mit Leichtigkeit ausdrücken kannst. Hast Du sie einmal zerquetscht, wird es dir leicht fallen, sie an der Wurzel auszureißen. Bloßes Beiseiteschieben oder Unterdrücken wird nicht genügen. Die Gedanken können dann wieder auferstehen. Man muss sie völlig ausreißen, so wie man einen lockeren Zahn zieht.
Man kann Dharana fördern, indem man Mouna beachtet, Pranayama, Selbst-Zurückhaltung und strenges Sadhana übt, und indem man noch mehr geistiges Nicht-Verhaftetsein entwickelt.
Dharana auf den Sandhi (Übergang) zwischen Jagrat und Svapna mit dem Ziel, diesen Sandhi zu verlängern, ist schwierig. Setze dich abends in einen ruhigen Raum und beobachte den Geist aufmerksam. Es wird dir möglich sein, an diesen Übergangszustand heranzukommen. Übe regelmäßig drei Monate lang. Du wirst Erfolg haben.
Reduziere deine Betätigungen. Du wirst so mehr Dharana und ein reicheres Innenleben bekommen. Wenn es Dir schwerfällt, deinen Geist in einem Zimmer konzentriert zu halten, geh nach draußen, setze dich unter den freien Himmel, auf eine Terrasse, an ein Flussufer, oder in eine stille Gartenecke. Du wirst dich dann gut konzentrieren können.
Man drückt auf einen Knopf und schon erstrahlt im Bruchteil einer Sekunde Licht aus der Taschenlampe. Genauso ist es, wenn der Yogi sich konzentriert und den Knopf des Ajna Chakras drückt - das Zentrum zwischen den beiden Augenbrauen - und unmittelbar göttliches Licht daraus strahlt.
Bhrumadya Drishti bedeutet, seine Augen auf den Punkt zwischen den Augenbrauen zu richten. Da ist das Ajna Chakra. Sitze in Padmasana oder in Siddhasana in deinem Mediationszimmer und übe diesen Blick sanft zwischen einer halben Minute bis einer halben Stunde lang. Es darf bei dieser Übung nicht die geringste Gewalt angewendet werden. Dehne die Dauer schrittweise aus. Diese Yoga Kriya beseitigt Vikshepa, das Hin und Her des Geistes, und entwickelt Dharana. Krishna verschreibt diese Übung im Kapitel V, Shloka 27: „Sparsan kritva bahir bahyaschakshu schaivantare bhruvoh - Wobei der Kontakt nach Außen unterbrochen ist und der Blick zwischen die Augenbrauen gerichtet.“ Das ist auch als „Stirnblick“ bekannt, weil die Augen in Richtung Stirnknochen und in Richtung Vorderseite des Kopfes schauen. Du kannst diese Blickart wählen oder auch den „Nasenblick“, wie es dir besser gefällt und deinem Typ und deinen Fähigkeiten entspricht.
Der „Nasenblick“ heißt Nasagra Drishti. Der Blick ist auf die Nasenspitze geheftet. Behalte den Nasenblick selbst, wenn Du auf der Straße läufst, bei. Krishna verschreibt es im Kapitel VI, Shloka 13: „Samprekshya nasikagram - wobei man fest auf die Nasenspitze schaut und nicht umherblickt.“ Diese Übung festigt den Geist und entwickelt Konzentrationsstärke.
Trataka ist festes Geradeausschauen. Schreibe das Wort Om in schwarzer Tinte an die Wand. Setze dich vor die Zeichnung. Konzentriere dich mit offenen Augen darauf bis Tränen kommen. Dann schließe die Augen. Visualisiere das Bild von Om. Dann öffne die Augen und schaue wieder fest darauf bis sich Tränen bilden. Dehne die Zeitspanne langsam aus. Es gibt Schüler, die können eine Stunde lang mit offenen Augen daraufschauen. Trataka ist eine der Shat Kriyas (sechs Übungen) im Hatha Yoga. Besorge dir ein Om-Bild, hefte es an die Wand und konzentriere dich darauf. Auf dem Basar werden solche Bilder verkauft. Trataka festigt den unsteten Geist und entfernt Vikshepa (das Hin-und-Her des Geistes). Anstatt auf Om zu blicken, kannst Du auf einen schwarzen Punkt an der Wand schauen - während Trataka werden die Wände eine goldene Farbe annehmen - oder Du kannst einen dicken schwarzen Punkt auf ein Blatt malen und das an die Wand kleben. Das ist ein Fixpunkt auf den der Yogaschüler seinen Geist konzentrieren kann. Schaue auf den schwarzen Punkt an der Wand.
Du kannst Trataka mit jedem Bild Gottes machen, von Krishna, Rama, Shiva oder Saligrama. Sitze in Padmasana. Stelle das Bild vor dich hin. Du kannst auch auf einem Stuhl sitzen. Befestige dann das Bild vor dir auf Augenhöhe an der Wand. Trataka ist das ABC von Dharana. Es ist die erste Konzentrationsübung für Yogaschüler.
Trataka mit offenen Augen wird gefolgt von Visualisierungen. Visualisieren bedeutet, ein klares geistiges Bild von etwas entstehen zu lassen. Trataka und Visualisieren helfen sehr bei Dharana.
Schaue ein paar Minuten lang das Bild Gottes, deiner Ishta Devata an, dann schließe die Augen. Nun versuche, das Bild geistig zu visualisieren. Du wirst ein scharfes und klares Bild des Gottes haben. Wenn es beginnt zu verblassen, öffne deine Augen wieder und schaue es erneut an. Wiederhole den Vorgang fünf oder sechs Mal. Du wirst deine Ishta Devata, deine Schutzgottheit, nach ein paar Monaten Üben deutlich im Geist visualisieren können.
Wenn es dir schwer fällt, das ganze Bild zu visualisieren, versuche einen Teil des Bildes zu visualisieren. Versuche ein Bild zu visualisieren, und wenn auch nur ein verschwommenes. Mit wiederholtem Üben wird das undeutliche Bild scharfe Konturen annehmen.
Wenn dir auch das schwerfällt, hefte den Geist auf das strahlende Licht im Herzen und nimm dies als eine Gestalt Gottes bzw. Devis.
Der Geist kann auch durch manasische Puja gefestigt werden, d.h. dadurch, dass man an die Eigenschaften Gottes denkt und an Seine Lilas. Übe Trataka am ersten Tag eine Minute lang. Dann dehne die Zeit schrittweise jede Woche aus. Überanstrenge die Augen nicht. Mach es sanft, mit Leichtigkeit und so, dass es angenehm ist, solange du es in für dich geeigneter Weise tun kannst. Wiederhole dein Ishta Mantra, Hari Om, Sri Ram oder Gayatri während Trataka. Manche Menschen, die schwache Kapillargefäße haben, können rote Augen bekommen. Sie brauchen sich nicht unnötig sorgen - die Rötung der Augen wird schnell vorbei gehen. Übe Trataka sechs Monate lang. Dann kannst Du fortgeschrittenen Unterricht in Dharana und Meditation nehmen. Mache dein Sadhana regelmäßig und systematisch. Wenn Du einmal unterbrichst, mache das Versäumnis bzw. den Verlust am nächsten Tag wieder gut. Trataka beseitigt viele Augenkrankheiten und bringt schließlich viele Siddhis hervor.
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Dhāraṇā
- Ein Artikel aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 42 Frühjahr 2021 von Amadio Bianchi -
Auszug aus dem Buch „Apprendere dal passato, vivere il presente e prepararsi al futuro“ (Lernen aus der Vergangenheit, das Jetzt leben und sich auf die Zukunft vorbereiten)von Amadio Bianchi, edizioni SpazioAttivo, 2014, übersetzt von Christine Henss.
Dhāraṇā (Konzentration) ist der erste Grad von saṃyama (Selbstbeherrschung), die letzten drei Ebenen des aṣṭāṅgayoga (Achtgliedriger Pfad) von Patañjali, als antaraṅga oder innere Schritte angesehen, die mehr auf die spirituelle Erfahrung abzielen und die maximale Konzentration des Geistes zur allmählichen Annäherung an das eigene Selbst favorisieren.
Der Begriff bedeutet wörtlich Konzentration, Festigkeit, Fixierung, Selbstbesinnung und so weiter.
Dhāraṇā ist die Fähigkeit, sich lange auf ein „Objekt“ zu konzentrieren. Auf dieser Ebene jedoch – im Gegensatz zu den anderen beiden, dhyāna (Versenkung) und samādhi (Vereinigung) – neigen der Beobachter und das Objekt der Konzentration noch dazu, getrennt zu bleiben.
Die häufigsten Objekte von dhāraṇā, die in den klassischen Texten erwähnt werden, sind vielfältig: die Nasenspitze, die Mitte zwischen den Augenbrauen, das Herz oder der Lotus des Herzens, die Oberseite des Kopfes oder der brahmarandhra (Fontanelle am Scheitelpunkt des Kopfes), die Region des Nabels, die Spitze des Zunge, eine mūrti (Götterbild), um nur einige zu nennen. An diese reihen sich Tausende von Konzentrationsobjekten von verschiedenen alten oder aktuelleren Meistern ausgewählt, um die Fähigkeit zu entwickeln, die Gedanken in einem einzigen Punkt zu fixieren, sprich, alle geistigen Fähigkeiten mit einem einzigen Objekt zu verbinden, um so den Stillstand der mentalen Funktionen zu erreichen.
Dhāraṇā nach Patañjali
Patañjali erwähnt dhāraṇā sowohl im zweiten als auch im dritten Kapitel des vibhūti pāda. Ich zitiere aus dem 1. Vers des dritten Kapitels: deśa bandhaḥ cittasya dhāraṇ (die) dhāraṇā (besteht) „in der Aggregation der Fähigkeiten des Geistes“ (in Richtung eines einzelnen) Punktes (oder Objekts).
Jenseits meiner persönlichen Interpretation des Verses, übersetze ich unten einige Bedeutungen jedes einzelnen Wortes, damit meine Leser ihre eigenen Überlegungen anstellen und Interpretationen entwickeln können:
- deśa: Punkt, Zentrum, Ort etc.
- bandhaḥ: binden, wickeln, anfertigen, packen etc.
- cittasya: des Geistes, des Bewusstseins etc.
- dhāraṇā: Konzentration, Fokussierung etc.
Dhāraṇā erfordert gute Vorbereitung, Übung, Strategie; denn ohne Ausbildung riskiert man, innere Turbulenzen nur zu verstärken. Wie wir sehen werden, beginnt es mit einfachen Übungen.
Sogar die wenigen Momente der Fokussierung, die während eines sādhana (spirituelle Praxis) erhalten werden können, hinterlassen eine unauslöschliche, wichtige Spur. Diese führt langsam zur geistigen Beruhigung, so dass sich der Geist später ohne Anstrengung oder Anspannung auf ein internes oder externes Objekt konzentrieren kann, wie zum Beispiel auf die Flamme einer Kerze, auf ein yantra (mystisches Diagramm), auf den Geist selbst in Form eines Sees und so weiter.
Dhāraṇā nach Svāmi Śivānanda
Svāmi Śivānanda von Rishikesh, am 14. Juli 1963 in ein anderes Leben übergegangen, hat uns einen schönen Artikel mit dem Titel dhāraṇā oder Konzentration hinterlassen, der unter folgendem Link zu finden ist: sivanandaonline.org/public_html/?cmd=displaysection§ion_id=921
In Bezug auf die Ablenkung entwarf er ein wunderbares poetisches Bild, indem er schrieb:
„Die vṛtti (Gedanken) sind wie die Wolken, die vor der Sonne vorbeiziehen“ und fuhr fort, dass der yogin (Yogi), der sich auf die Nasenspitze konzentriert, divyagandha erlebe – das göttliche Parfüm; bei Konzentration auf die Zungenspitze – den Geschmack der göttlichen Essenz; am Gaumen – die göttliche Farbe; in der Mitte der Zunge – die göttliche Berührung; an der Wurzel der Zunge – die göttlichen Klänge.
Übrigens versicherte er auch, dass eine stete Konzentration auf diese übersinnlichen Wahrnehmungen geistige Stabilität verleiht und dass solche Erfahrungen Mut und Glauben an Yoga stärken.
Um die Konzentration zu fördern, schlug er Visualisierungen vor, wie zum Beispiel die eines Lotus mit acht nach unten gerichteten Blütenblättern unter dem Herzen, während man kraftvoll ein- und ausatmet. Beim Ausatmen stellt man sich vor, wie der Lotus sich nach oben wendet und zeitgleich aufl euchtet. Man meditiert über das strahlende Licht in der Blume und imaginiert die suṣumṇā nāḍī oder brahma nāḍī (zentraler Energiekanal in der feinstofflichen Wirbelsäule), die diesen Lotus durchzieht.
Auflösung des Objekts
Svāmi Śivānanda erklärte auch, dass es für einige Praktizierende einfach und nützlich sein könnte, auf den reinen Verstand zu meditieren oder auf die Herzen großer Seelen wie Vyāsa, Śaṅkara, Dattātreya, Janaka, Jesus, Buddha. Wenn der Geist einen anderen konstant reinen und glückseligen Geist in sich aufnimmt, schrieb er weiyaster, erschaffe dies sicherlich ähnliche Effekte und könne letztlich zu samādhi (vollständige Ruhe des Geistes) führen.
Im gleichen Text stellte er fest, dass der yogin, dessen Gedankenwellen zur Ruhe kommen, über einen kristallklaren Geist verfügt und die Kraft hat, die Farbe derselben Objekte anzunehmen; er erreicht eine Konzentration des Geistes und kann über den Wissenden, das Erkennbare und das Wissen meditieren.
Mit anderen Worten, wenn alle vṛttis (Gedankenwellen) unter Kontrolle sind, kann sich der Geist auf einen Punkt konzentrieren und ist transparent wie ein Kristall. Er löst sich im Objekt der Meditation auf und erwirbt die Fähigkeit, in der Form des Objekts selbst zu erscheinen, sowohl der Wissende und das Erkennbare als auch das Wissen zu werden, genau wie der Kristall, der die Farbe des davor platzierten Objekts annimmt und dann sowohl die Farbe als auch die Form des Objekts selbst reflektiert.
Um die Konzentration zu trainieren, wähle man zunächst etwas aus, das dem Geist gefällt: einen Bleistift, einen Apfel, eine Rose, einen Stuhl und so weiter. Anfänglich ist es völlig in Ordnung, grobe Formen wie diese zu wählen und dann allmählich zu „subtileren“ Objekten wie beispielsweise die Chakras (Energiezentren) überzugehen. Der vedāntin (Vedanta Praktizierender) fixiert seinen Geist zum Beispiel auf Atman, das innere Selbst; der haṭhayogin (Hatha Yogi) auf die Chakras, die sechs Zentren spiritueller Energie und ihre jeweiligen devas (Götter) oder tattvas (Wahrheit); der bhakta (Verehrer Gottes) auf die eigene iṣṭadevatā (auserwählte Gottheit).
Entwicklung des Menschen durch dhāraṇā Jedenfalls gibt es fünf Geisteszustände, wie Svāmi Śivānanda in einem Teil des Textes anmerkte:
- mūḍha: träger oder abwesender Geist
- kṣipta: zerstreuter Geist
- vikṣipta: manchmal gesammelter Geist
- ekāgratā: einpünktig konzentrierter Geist
- niroḍha: Geist unter Kontrolle ohne vṛtti, frei von Gedanken
Mit konstanter Übung kann man sowohl über das Atom als auch die Unendlichkeit meditieren.
Durch dhāraṇā entwickelt der Mensch sich schneller weiter, sein Geist wird geschärft, die Intuition verstärkt. Es ergeben sich überdurchschnittliche praktische Ergebnisse, und das, was schwierig erschien, erweist sich nun durch die Konzentrationsfähigkeit als einfach.
Eine ausgezeichnete Vorbereitung für dhāraṇā ist beispielsweise, täglich 108-mal das Symbol von OṀ zu schreiben.
Siehe auch
- Dharita
- Dhrita
- Dhriti
- Dhyana
- Avadharana
- Avadharya
- Pranadharin
- Adhara
- Samadhi
- Samyama
- Patanjali
- Raja Yoga
- Ashtanga
- Sanskrit Kurs Lektion 20
- Goraksha Shataka Text und Übersetzung
- Goraksha Paddhati Text und Übersetzung
- Yogachudamani Upanishad Text und Übersetzung
- Goraksha Shataka Version 1 Vers 4
- Goraksha Paddhati Vers 1.6
- Goraksha Paddhati Verse 2.52-59
- Yogachudamani Upanishad Vers 2
- Yogachudamani Upanishad Vers 110
Literatur
- Das Yoga-Lexikon von Huchzermeyer, Wilfried
- Spirituelles Wörterbuch Sanskrit-Deutsch von Mittwede, Martin
Weblinks
- Über den Unterschied zwischen Dharana und Dhyana
- Tägliche Lesung von Swami Sivananda, Dharana
- Die Wissenschaft des Pranayama von Swami Sivananda
- Theorie und Praxis der Meditation
- Spirituelle Praxis im Spannungsfeld von Yoga und Tantra
- Hatha Yoga Pradipika
- The Hatha Yoga Project
Seminare
Meditation
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Multimedia
Übe jetzt Dharana und Dhyana – mp3-Vortrag mit Sukadev
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Zusammenfassung Deutsch Sanskrit - Sanskrit Deutsch
- Sanskrit Dharana - Deutsch tragend, erhaltend, f Erde; n das Halten, Tragen, Bringen
- Deutsch tragend, erhaltend, f Erde; n das Halten, Tragen, Bringen Sanskrit Dharana
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- Deutsch - Sanskrit tragend, erhaltend, f Erde; n das Halten, Tragen, Bringen - Dharana
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