Spirituell
Spirituell - kommt vom Substantiv Spiritualität. Spirituell bedeutet, sein Leben auf eine höhere Wirklichkeit auszurichten und sich bewusst zu machen, dass hinter allem eine höhere spirituelle Wirklichkeit ist. Dies ist die Fortsetzung des Vortrags spiritueller Weg.
- Was heißt es spirituell zu sein?
- Was heißt spirituelles Leben?
- Was heißt, sein Leben auf spirituelle Grundsätze auszurichten?
Die sieben Worte spiritueller Philosophie erhellen das Verständnis.
Was heißt spirituell - ein Vortrag von Sukadev Bretz 2018
Um zu verstehen, was spirituell heißt, gibt es die sieben Worte spiritueller Philosophie. Man könnte auch sagen die sieben Prinzipien spiritueller Philosophie. Und ich glaube, dass die verschiedenen spirituellen Wege aller verschiedenen Traditionen ähnliche Konzepte haben, die wir so ähnlich sehen können.
Zunächst einmal sind das alles Sanskrit Ausdrücke, also die Sprache hinter dem Yoga. Sanskrit hat den Vorteil, dass es eine Sprache ist, die auf Spiritualität ausgerichtet ist. Es ist eine Sprache voller spiritueller Kraft und mit der die Yoga Konzepte ausgedrückt werden können.
Die sieben Prinzipien spiritueller Philosophie
Das erste dieser sieben Worte ist: Brahman
Brahman heißt das Absolute. Das Konzept von Brahman bedeutet, dass es hinter allem eine höhere Wirklichkeit gibt und diese höhere Wirklichkeit ist erfahrbar. Wir können Brahman erfahren, das ist die große Behauptung. Spiritualität sagt auch was auch immer wir erleben, es ist eine Manifestation des Göttlichen.
So kommen wir zum zweiten: Maya
Maya bedeutet Illusion, Täuschung, das, was scheinbar erschafft. Das Konzept von Maya heißt hier im Rahmen der sieben Worte spiritueller Philosophie: So wie wir die Welt sehen, ist nicht das, was die Welt tatsächlich ist. Wir nehmen im Alltag normalerweise Brahman nicht wahr, sondern wir nehmen eine Welt wahr, die getrennt ist von Brahman. Eine Welt, die scheinbar Materie ist, die in Zeit, Raum und Kausalität aufgebaut ist. Eine Welt der Dualität: Ich und Du. Ich und Welt. Eine Welt von Trennungen. Diese Trennungen sind aber alle Maya/Täuschung. Schon die Physik sagt, dass alles mit allem zusammenhängt und schon etwas Überlegung sagt, wir sind nicht so getrennt von der Erde wie wir es im Alltag denken. Mit jedem Atemzug sind wir verbunden, mit jedem Essen und Trinken nehmen wir etwas auf und geben es weiter. Über die Sinne sind wir verbunden. Allein damit sind wir in der Tiefe unseres Wesens göttliche Wesen. Wir erfahren das manchmal nicht. Wenn du das nicht erfährst, heißt das, du erfährst dich als Körper und Psyche. Getrennt von anderen Körpern und Psychen gibt es verschiedene Herausforderungen, Ansprüche, Wünsche und all das kann dazu führen, dass man vielleicht mal verzweifelt, freudvoll ist, ängstlich und mal deprimiert. Das kommt, weil wir nicht erfahren, wer wir wirklich sind. Also Maya: Man täuscht sich, nimmt die Welt nicht so wahr, wie sie wirklich ist.
Die Konsequenz daraus ist: Duhkha
Duhkha heißt Leiden, man leidet an dieser Welt und grundsätzlich. Man könnte auch sagen Duhkha ist existenzielles Leiden. Duhkha kommt, wenn wir in der Maya sind und Brahman nicht erfahren. Duhkha ist also nicht eine Form von Leiden, das deshalb kommt, weil man nicht kriegt, was man gerne hätte. Duhkha kann auch nicht beseitigt werden, dass Menschen nett zu einem sind, dass der Chef einen lobt und dass man eine schöne Zeit mit seinem Partner hat. Duhkha würde heißen, dass man irgendwo darunter leidet, dass das Leben endlich ist, dass die Erfahrungen endlich sind, auch die schönen Erfahrungen vorbei sind und man weiß, dass Glück für sich selbst langfristig nicht möglich ist.
Das Konzept von Duhkha sagt: Solange wir in der Maya sind und keinen Brahman erfahren, sind wir im Leiden. Egal wie viel Geld wir haben, egal wie nett Menschen zu einem sind, egal wie toll Menschen in der direkten Umgebung sind, egal was man tun und lassen kann, Duhkha kommt schon, weil Leben vergänglich ist, es Konflikte gibt zwischen den Wünschen und Anliegen der verschiedenen Menschen und in deinen eigenen Anliegen und Wünschen. Solange man in Maya ist, ist man in der Dualität und im Konflikt und auch in Duhkha. Aus Duhkha heraus zu kommen, geht nur dann, wenn wir aus Maya herauskommen oder hinter die Maya schauen und Brahman erfahren.
Die gute Botschaft: Moksha
So kommt dann die gute Botschaft, die sagt: Es gibt Moksha, die Befreiung, es ist möglich in diesem Leben Brahman zu erfahren und das nennt sich Moksha. Und wenn wir Brahman, das Göttliche an sich erfahren, dann erfahren wir uns selbst als Satchidananda - Sein, Wissen und Glückseligkeit, Eins mit der Weltenseele, Eins mit dem Göttlichen an sich. Moksha ist nicht das endgültige Moksha. Man kann auch sagen, es gibt kleine Moksha und Brahman Erfahrungen. Und auch das heißt spirituelles Leben, zwischendurch das Göttliche in sich, in anderen, in menschlichen Begegnungen, in der Natur und in dem was wir tun spüren. Wie kommen wir jetzt zu Moksha? Tatsächlich heißt es auch, es gibt endgültiges Moksha, die Erlösung, die Befreiung, Erleuchtung, Unio Mystica, endgültige Gottverwirklichung, Selbstverwirklichung und Einheit. Wie kommen wir dorthin? Hier gibt es die drei weiteren Worte spiritueller Philosophie: Abhyasa Karma und Kripa.
Was können wir tun: Abhyasa
Abhyasa heißt Übung, wir können selbst etwas tun, um auf den spirituellen Weg voran zu kommen. Das mag für dich jetzt selbstverständlich klingen, aber es gibt auch religiöse Systeme, die sagen, dass der Einzelne nichts machen kann, sondern es ist alles nur Gnade Gottes. Im Yoga und in den meisten spirituellen Übungssystemen sprechen wir davon, dass wir etwas tun können, Abhyasa. Und was können wir tun? Das nenne ich gerne mit den sogenannten vier großen „S“
- Sadhana: Spirituelle Praktiken, im Yoga konkret Asana, Pranayama, Meditation und zusätzlich auch noch Mantra Rezitation singen, wiederholen.
- Satsang: Gemeinsame spirituelle Praxis.
- Sattva: Reiner und ethischer Lebensstil. Spirituelle Prinzipien auch in Beruf, Partnerschaft, Familie, Wohnen, Hobby, in allem was man tut umsetzen.
- Seva: Dienst, dienen. Im engeren Sinne Dienst am Meister in der spirituellen Gemeinschaft, Engagement auch für spirituelle Inspiration Anderer. In einem weiteren Sinne heißt Seva alles, was man tut darauf auszurichten Gutes zu tun. Gott, Menschheit, Mutter Erde dienen und das was man tut, als Dienst für Andere zu begreifen. All das sind Aspekte von Abhyasa, spiritueller Praxis.
Wir wachsen durch: Karma
Das zweite wie wir wachsen können, ist durch Karma. Karma hat viele Bedeutungen, Karma heißt hier. Wir können lernen aus dem, was das Leben uns bringt. Schicksal ist eine Chance und Leben ist eine Schule. Was auch immer kommt, hilft uns die Erfahrungen zu machen, die wir brauchen, um spirituell zu wachsen. Eine Einstellung von spirituellem Karma heißt, wenn etwas geschieht, nicht darüber zu schimpfen, wenn man denkt jemand hat sich wieder ganz dumm verhalten, nicht lamentieren über das Schicksal, das so paradox und schlimm ist und nicht denken ich wäre ja schon längst selbstverwirklicht, wenn mein Schicksal nicht so wäre.
Man geht im Karma davon aus, was mir geschieht, gibt mir die Lektionen, die ich brauche, um zu wachsen. Die Dinge, die kommen sind auch die richtigen Aufgaben, die mir helfen, auch die Fähigkeiten zu entwickeln, um spirituell zu wachsen. Karma besagt auch, dass wir bestimmte Aufgaben für ein übergeordnetes Ganzes bekommen. Unser Leben ist nicht ganz umsonst, sondern wir haben wichtige Aufgaben für die Welt, auch wenn sie insgesamt Maya ist. Und wir wollen unsere Aufgaben erledigen, so gibt es einen Übergang von Karma und Seva.
Letztlich braucht es: Gnade
Das siebte Wort spiritueller Philosophie ist Kripa. Und Kripa heißt Gnade. Kripa bedeutet, wir gehen davon aus wir können nicht alles selbst machen auf dem spirituellen Weg, sondern die Gnade des Göttlichen hilft uns. Ob wir es Gnade Gottes nennen oder etwas, was wir nicht verstehen können oder Wunder. Wer auf dem spirituellen Weg ist, weiß, dass Wunder geschehen. Sogar ein Arzt hat mal gesagt: „Wer nicht an Wunder glaubt, der hat noch nicht wirklich Medizin praktiziert. Sogar in der Medizin gibt es anscheinend Wunder. Genauso und umso mehr gibt es die auf dem spirituellen Weg.
Ich begleite ja viele Aspiranten seit einigen Jahrzehnten und ich habe noch nie einen Aspiranten gehabt, der mir gesagt hatte: „Ich hatte so tolle Erfahrungen, ich habe so tiefe Mediation, aber ich habe es mir redlich verdient.“ Ich kenne viele Aspiranten, die mir erzählt haben, wie wunderbar tiefe spirituelle Erfahrungen sie hatten und die meisten haben auch intensiv praktiziert und ihr Leben sehr konsequent spirituell ausgerichtet, aber wenn eine höhere Erfahrung, Gotteserfahrung kommt, wird sie immer als Gnade erlebt. Und wenn jemand das Gefühl hat, dass er eine neue Entwicklungsstufe auf dem spirituellen Weg erreicht hat, erfährt er dies auch immer als Kripa, als Gnade.
Spirituell im Alltag
Lebe so, als gäbe es eine höhere Wirklichkeit
In diesem Sinne sind das die sieben Worte spiritueller Philosophie, die an sich schon helfen, einen Sinn im Leben zu sehen. Und das ist, wenn wir uns mit den Gedanken vertraut machen, dann wird das Leben sinnvoller und letztlich schöner. Selbst wenn wir es erstmal nur als Konzept annehmen und als Hypothese, dass es eine höhere Wirklichkeit gibt und ich will mal ein Jahr oder zwei Jahre mit dem Bewusstsein leben, als gäbe es eine höhere Wirklichkeit. Schon diese Überzeugung allein, gibt einem eine Tiefe im Leben. Wenn man dann eben Menschen anschaut und sich innerlich sagt, ich richte mich an das Göttliche in dir. Oder wenn man einen Baum anschaut, ins Weltall hinaufschaut und einen Moment innehält und sagt: In dir ist das Göttliche, möge ich es erfahren. Und schon das kann einen innerlich immer wieder tief ergreifen.
Mitgefühl mit dir selbst und anderen
Maya - wenn man weiß, alles was da so läuft ist letztlich auch Maya, Täuschung, dann kann man mit einem Lächeln durch die Welt gehen. Man kann auch zu sich selbst etwas mitfühlender sein, man weiß: Ich bin in der Maya, deshalb unterliege ich der Täuschung. Andere sind in der Maya und unterliegen der Täuschung. Letztlich, ich mit meinen Täuschungen spreche mit jemand anders mit seinen Täuschungen und wir haben auch unterschiedliche Welten, Weltbilder, wir leben nicht in der gleichen Welt, denn jeder hat seine eigene Maya, die er selbst geschaffen hat. Es ist faszinierend in die Mayas anderer hinzuschauen. Man kann es auch wie eine neugierige Entdeckungsreise machen und immer wieder erstaunt sein, in welchen Mayas Andere sind und man selbst ist und voller Faszination dort stehen.
Mit heiterer Gelassenheit durchs Leben
Wenn man weiß, dass in der relativen Welt Dhukha ist, dann kann man gelassener und mit größerer Heiterkeit durchs Leben gehen, wenn es eben tatsächlich Leiden äußerlich gibt. Wenn man weiß, dass Leiden dazugehört, kann man leichter damit umgehen.
Wenn du nicht annimmst, dass wenn du nur gesund genug lebst, dass du ewig lebst und nie krank bist, dann hast du schon einiges gelernt. Junge Menschen sagen manchmal ja, wenn ich nur gesund lebe, werde ich nie krank werden. Es gab mal so einen Klub der Unsterblichen in England. Menschen, die gesagt haben, wir werden nie krank und sterben nie. Wir nehmen uns das vor und dann, wenn wir uns das so vornehmen, werden wir auch nicht krank und sterben. Und sowie einer krank wurde, und darüber lamentiert hatte, wurde er aus dem Klub ausgeschlossen. Das Durchschnittsalter dieses Klubs ist nie über 30 gestiegen. Im Alter gibt es eben körperliche Erkrankungen. Die kommen spätestens mit 80, 90 oder 100 Jahren.
In diesem Sinne, wenn wir das annehmen, solange wir denken, wir sind im Körper, sind wir auch dem Leiden unterworfen. Dann können wir das ertragen. Und wenn wir nicht glauben, dass wenn wir nur geschickt genug mit anderen umgehen würden, es keine Konflikte gibt, können wir das auch leichter ertragen. Mit mehr Heiterkeit, mit mehr Humor, mit mehr Gelassenheit und auch mit mehr Liebe. Liebe geht zu uns selbst inmitten der Fehler, die wir machen, Liebe zu anderen und Liebe auch immer wieder zum Göttlichen, der sich auch in der Maya offenbart.
Wenn man nicht glaubt, dass der Beruf einen dauerhaft glücklich macht, dann ist man nicht enttäuscht. Wenn man nicht glaubt, dass nur den richtigen Partner, die richtige Partnerin zu finden, einen dauerhaft glücklich macht, ist man dann nicht enttäuscht. Wir können uns freuen, über vorübergehende Glückserfahrungen und wir können aber auch gelassen damit umgehen, wenn diese vorbei sind. Und wir wissen, langfristig erreichen wir Moksha. Auf einer physischen Ebene sind wir langfristig alle tot. Das müssen wir uns einfach bewusst machen.
Der Tod ist nicht das Ende des Lebens
Yogis sagen natürlich, der physische Tod ist nicht das Ende des Lebens und im Lauf der Yoga Vidya Schulung werde ich auch über Reinkarnation und Leben nach dem Tod sprechen.
Moksha ist das, was jenseits des Todes ist und hier kommen wir wieder in die Reinkarnationslehre hinein, wir werden uns solange reinkarnieren, bis wir Moksha erfahren. Was auch heißt, langfristig erreichen wir alle Moksha und das ist ja auch eine schöne Aussage. Und wenn wir Moksha wirklich erreicht haben, dann haben wir es dauerhaft erreicht, das ist unsere Aussicht. Langfristig gesehen, werden wir alle erleuchtet sein. Jeder ist ein potentieller Buddha, jeder ist ein potenzieller Heiliger, jeder ist ein potentieller selbstverwirklichter Meister, Meisterin. Moksha ist letztlich unsere langfristige Bestimmung.
Ständiges Bemühen ist notwendig
Um zu Moksha hinzukommen, üben wir Abhyasa. Wir üben spirituelle Praktiken. Wir üben gemeinsame Praktiken mit anderen. Wir praktizieren ein spirituelles Leben und wir sehen unsere äußeren Aufgaben als Seva- als Dienst und engagieren uns.
Schicksal - wichtige Lernlektionen
Karma – wir sehen die Ereignisse im Leben nicht als sinnlos, auch wenn sie in der Maya sind, sondern auch die Ereignisse im Leben haben einen Sinn. Dass, was auf uns zukommt, sind Lernlektionen. Es sind Erfahrungen und es sind Aufgaben, so ähnlich – angenommen Kinder sollten lernen mit einem Rollenspiel, dann ist das Ganze natürlich ein Spiel. Aber über das Rollenspiel lernen sie. In diesem Sinne, diese Welt ist Maya, aber in dieser Maya lernen wir. Wir lernen es, bestimmte Fähigkeiten zu kultivieren. Wir lernen durch Erfahrungen und wir haben in dieser Maya auch Aufgaben, die wir zu erledigen haben – Karma. Und das ist auch etwas sehr wichtiges, was der spirituelle Weg macht, er hilft uns in allem, was wir tun, einen Sinn zu sehen. In allem, was auf uns zu kommt, einen Sinn zu sehen.
Vertrauen auf göttliche Gnade
Und schließlich gibt es Kripa – das Vertrauen auf göttliche Gnade. Was uns auch etwas den Leistungsdruck nimmt. Wir müssen nicht sagen, wenn ich nur ein ausreichend guter Aspirant wäre, wäre ich längst gottverwirklicht. Wir können nur sagen, wir tun unseren Teil und dann kommen die spirituellen Erfahrungen und kommen die höheren Schritte letztlich aus Gnade heraus.
Ausblick auf weitere Vortragsthemen
Soweit sieben Worte spirtitueller Philosophie. Ich werde beim nächsten Mal, ein bisschen darüber sprechen, die sieben Worte spiritueller Philosophie in Gemeinsamkeiten mit christlicher Theologie, insbesondere aus der lutherischen Tradition, dass du siehst, so unterschiedlich ist es letztlich nicht. Es ist auch irgendwo ein in Beziehung setzen zu anderen spirituellen Konzepten. Das wäre das nächste Mal. Und dann geht es weiter.
Ich werde dann sprechen im Laufe der nächsten Vorträge über die sieben Bhumikas, die sieben Stadien, Entwicklungsstufen des spirituellen Weges. Weitere nächste Themen sind:
- Was ist ein gutes Sadhana.
- Was es heißt, ein sattwiges Leben zu führen.
Auf diese werde ich mich bei den nächsten Vorträgen besonders konzentrieren. Was dann eben auch heißt:
- Spiritualität und Beziehung und Familie.
- Spiritualität und Beruf.
- Spiritualität und Wohnen, Kleiden usw.
- Spritualität auch mit Altar und
- Spiritualität im Umgang mit allem, was das Leben so bringt.
Das war es für heute. Mehr Informationen auf unseren Yoga Vidya Internetseiten.
Video - 7 Spirituelle Prinzipien
Ein Videovortrag von Sukadev zum Thema "Der spirituelle Weg", aus der Vortragsreihe Yoga Vidya Schulung
Wie lebt man spirituell?
- ein Vortrag von Sukadev Bretz 2018 -
Spirituelles Leben heißt ausrichten des Lebens auf ein Göttliches. Wenn du das hohe Ideal hast zur Erleuchtung zu kommen, Gott erfahren zu wollen, ist das ein Zeichen, dass du spirituell lebst.
- Wie lebt man spirituell? Wenn du dich immer wieder öffnest für göttliche Inspiration, wenn du immer wieder um Führung bittest, wenn du immer wieder darum bittest, das herauszufinden was zu tun ist, dann lebst du spirituell.
- Wann lebt man spirituell? Wenn man spirituelle Praktiken übt, wenn du täglich meditierst, Asanas, Pranayama oder andere spirituelle Praktiken übst dann lebst du spirituell.
- Wie lebt man spirituell? Wenn man ein ethisches Leben führt. Wenn du dich ausrichtest an hohe ethische Ideale und diese auch konsequent durchsetzt.
- Wie lebt man spirituell? Wenn du Gutes tun willst für andere. Wenn du tätige Nächstenliebe übst, ein Leben von Mitgefühl lebst.
Das sind einige Aspekte des spirituellen Lebens. Vielleicht hast du andere Überlegungen dazu, dann schreibe es doch in die Kommentare. Wenn dir der Beitrag gefällt, dann erzähl doch anderen davon.
Video - Wie lebt man spirituell
Spirituell Strebende sind eine Minderheit
- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -
Bhagavad Gita 7. Kapitel, Vers 3
Krishna spricht:
- manushianam sahasreshu kashchidyatathe sithaye
- yadhadhama pesidhanam kashchinhamvetid tat vatah
„Unter tausenden von Menschen strebt kaum einer nach Vollkommenheit. Und selbst von denen die erfolgreich streben erkennt vielleicht nur einer mein Wesen.“
Nachdem Krishna in den vorherigen Versen im letzten Kapitel ermutigend über Spiritualität gesprochen hat, sagt er aber hier: Sei dir bewusst, als spiritueller Aspirant gehörst du zur Minderheit. So viele gibt es nicht. Er sagt: Unter Tausenden gibt es vielleicht einen der wirklich nach Vollendung strebt. Und selbst die Menschen die Yoga praktizieren machen es oft nicht, um nach Vollendung zu streben. Sie haben vielleicht das Vertrauen „wenn ich Yoga praktiziere, erreiche ich auch langfristig die Verwirklichung, aber ich fühle mich gut bei Asanas und Pranayama, und ein bisschen Meditation ist ja auch schön“. Letztlich ist die Essenz aller Religionen eins: das Erreichen der Einheit mit Gott – Gottesbewusstsein.
Wie viele Menschen die religiös sind streben wirklich nach dieser Vollkommenheit, streben danach sich zu befreien von Hass, von Ärger, von Eifersucht, von Gier? Wie viele Menschen streben danach, das Göttliche in Allem zu sehen? Es sind nicht viele. Von daher, sei dir auch bewusst, als spirituell Strebender gehörst du nicht zur Mehrheit. Und selbst wenn du unter Yogaübenden bist, so viele sind es nicht die ernsthaft nach Verwirklichung streben. In der Tiefe seines Wesens strebt natürlich jeder nach Vollkommenheit. Kein Mensch wird langfristig mit einem äußeren Leben zufrieden sein. Es gibt in dem Menschen die Sehnsucht nach Vollkommenheit. Und manche streben vorübergehend danach – und auch das hat seinen Verdienst, so wie Krishna im sechsten Kapitel sagt.
Richte dich darauf ein: als spiritueller Mensch strebst du nach dem, was dich langfristig glücklich macht, aber es werden dich nicht so viele Menschen mehr verstehen. Umso wichtiger ist es, dass du regelmäßig in Ashrams bist, und wenn du dort bist, suche dir Menschen, die spirituell ernsthaft sind, und nicht wenn du Zweifel hast, gibst du dich nur mit Menschen ab die auch Zweifel haben. Selbst in Ashrams sind Menschen die Zweifel haben und vielleicht nicht so ernsthaft sind. Suche Gemeinschaft mit anderen ernsthaften Aspiranten. Erfahre dich aber ansonsten auch, mit allen verbunden.
Video - Spirituell Strebende sind eine Minderheit
Viveka Chudamani - Spirituell nicht ausreichend gut sein
- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 294 von Sukadev Bretz -
Geht es dir manchmal so, dass du von dir sagst, dass du nicht ausreichend gut bist? Dass du kein ausreichend guter Aspirant bist? Dass du dich mehr anstrengen solltest? Dass du nicht würdig bist, besser sein solltest?
Dann höre, was Shankara dir sagt:
„Das wirkliche Selbst ist Zeuge des Egos, und ist immer da. Es existiert auch im Tiefschlaf. Es ist ungeboren und ewig, wie die Schriften (shruti) sagen. Es ist das innerste Selbst (pratyag-atman), das sich von der relativen Wahrheit und Unwahrheit unterscheidet.“
Du bist weder Aspirant noch Aspirantin
Mache dir nicht zu viele Sorgen darum, ob du ein guter Yoga Aspirant oder Yoga Aspirantin bist. Du bist weder Aspirant noch Aspirantin, du bist das unsterbliche Selbst. Dieses unsterbliche Selbst warst du immer und wirst du immer sein. Es ist Zeuge des Egos. Das Ego identifiziert sich damit, dass du eine gute Aspirantin, ein guter Aspirant bist, ich bin ein würdiger Schüler, ich mache nicht ausreichend, ich müsste mehr tun und so weiter. Das mag alles sein und vielleicht hast du sogar Recht, aber ist es wirklich so wichtig?
Im Schlaf gibt es kein Ego
Nein, das Selbst ist Zeuge des Egos.
- Es ist dein Ego, das sagt, ob du gut genug bist oder nicht.
- Es ist das Ego, das sich vergleicht.
Das Ego mag da sein, aber das wahre Selbst ist unabhängig davon.
Wo sind deine Ambitionen, deine Minderwertigkeitskomplexe, dein tamasiges Ego wenn du schläfst? Im Schlaf ist es weg. Im Tiefschlaf ist nichts mehr davon vorhanden. Das ist nicht mehr deine Natur. Dein wahres Ich ist ungeboren und ewig. Es wird nicht dadurch verändert, dass du lebst oder nicht lebst. Es wird nicht dadurch verändert, ob du ein guter oder schlechter Aspirant bist. Dieses innere Selbst pratyagatman unterscheidet sich vom Relativen.
Relativ hast du Körper und Psyche
Relativ gesehen hast du einen Körper und eine Psyche, ein Streben. Patanjali sagt, wer intensiv strebt ist der Verwirklichung nahe. Shankara sagt auch, dass du Shama - Gelassenheit des Geistes - und Dama - Sinneskontrolle - üben solltest. Du solltest Titiksha üben, das heißt lernen etwas aushalten zu können, etwas ertragen zu können. Du sollst meditieren und ein sattviges Leben führen, sagt Shankara. Aber das ist alles relativ. Es ist die relative Wahrheit eines Aspiranten.
Du bist das unsterbliche Selbst
In Wahrheit bist du das unsterbliche Selbst und dieses unsterbliche Selbst ist verschieden von der relativen Wahrheit. Er spricht von relativer Wahrheit und relativer Unwahrheit. Das ist auch interessant. Es gibt auch die Maya zweiter Ordnung.
Maya 1. Ordnung: Identifikation mit Körper und Psyche
In der Maya erster Ordnung identifizierst du dich überhaupt mit deinem Körper und deiner Psyche.
Maya 2. Ordnung: Identifikation mit deinem Selbstbild
In der zweiten Ordnung identifizierst du dich mit deinem Selbstbild. Vielleicht bist du ein guter Aspirant, eine gute Aspirantin. Du übst täglich Asanas, Pranayama, Meditation, Tiefenentspannung. Du arbeitest an dir selbst. Du bist ein mitfühlender Mensch. Du hast eine sattvige Lebensweise, lebst vegan und bemühst dich ein guter Mensch zu sein. Aber vielleicht hast du trotzdem die Vorstellung nicht ausreichend zu sein und nicht gut genug und wirst nie die Gottverwirklichung erreichen. Das ist dann die relative Unwirklichkeit.
Oder du tust ganz wenig, bildest dir aber viel darauf ein. Du sagst, dass du alles nicht so genau nimmst und deshalb bin ich verhaftungslos, tue, was mir in den Sinn kommt und so zeige ich meine Verhaftungslosigkeit. Eigentlich bist du kein guter Aspirant aber du denkst, du bist einer. Das ist relative Unwirklichkeit.
Aber vom Höchsten her spielt beides keine Rolle. Egal, wie gut du dir als Aspirant, als Aspirantin vorkommst, du bist das unsterbliche Selbst und das ist entscheidend. Tat Tvam Asi, das bist du, jetzt und immer. Das ist entscheidend.
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