Lebenseinstellung

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Lebenseinstellung ist die Einstellung, die du deinem Leben gegenüber hast. Der nachfolgende Artikel hebt hervor, wie wichtig es ist, eine spirituelle Lebenseinstellung zu pflegen, sein Leben als Lernaufgabe zu sehen, das einem von Karma und Schicksal vorgegeben werden. Die spirituelle Lebenseinstellung hilft dir auch, deinem Leben Sinn zu geben und ein klare Ziel zu verfolgen: Brahman.

Buddhistische Gelassenheit

Es gilt dabei, durch das Schauspiel von Maya und durch das Leiden hindurch zu gehen, um am Ende bereit zu sein für die Gnade Gottes und die letztendliche Befreiung. Ein wichtiger Aspekt der spirituellen Lebenseinstellung ist die spirituelle Praxis, Sadhana, die man als Bemühung Gott entgegenbringt und so um seine Gnade bittet.

Gelassenheit durch spirituelle Lebenseinstellung – die 7 Konzepte spiritueller Lebensphilosophie

Niederschrift eines Podcasts (2014) von Sukadev

Spirituelle Lebenseinstellung ist vermutlich die tiefste Weise gelassen im Alltag zu sein. Was ist eine spirituelle Lebenseinstellung? Und was heißt überhaupt Spiritualität? Ich fasse gerne Spiritualität in 7 Worten zusammen. Ich nenne das auch die 7 Worte spiritueller Philosophie. Eine spirituelle Lebenseinstellung gibt dem Leben einen tieferen Sinn. Und vor dem Hintergrund eines tieferen spirituellen Sinns kannst du alles im Leben in einem anderen Licht sehen und deshalb gelassen sein. Die 7 Worte sind: Brahman – das Absolute, eine höhere Wirklichkeit, das Göttliche. 2. Maya – die Illusion, die Täuschung, 3. Dukha – essentielles Leiden, 4. Moksha – die Befreiung, 5. Sadhana – spirituelle Praxis, 6. Karma – in diesem Kontext, das Leben als eine Schule und 7. Kripa – die Gnade Gottes.

Was heißt das genauer? Brahman heißt, dass es eine höhere Wirklichkeit gibt. Alles, was du siehst, alles was du erlebst, alles was ist, ist auch Ausdruck einer höheren Wirklichkeit. Das Konzept von Brahman, das man auch als das Göttliche, das Nominose bezeichnen kann, sagt: was du siehst, ist nicht so, wie es aussieht, sondern alles ist Teil einer höheren Wirklichkeit. Maya heißt Täuschung, Illusion. Es drückt aus: was du wahrnimmst, nicht so ist wie du es wahrnimmst. Das Leben ist nicht so wie du es wahrnimmst. Letztlichist auch das Universum nicht so wie du es wahrnimmst. Die Welt der Namen und Formen ist nicht so wie du sie wahrnimmst. Insbesondere sagt Maya, dass du die Welt in der Dualität siehst. Du siehst dich selbst getrennt von anderen Menschen. Du siehst dich getrennt von der Erde. Du siehst dich getrennt von der höheren Wirklichkeit. Du nimmst vieles wahr, und es ist nicht so wie du es wahrnimmst. Konsequenz ist Dukha, Leiden.

In diesem Kontext heißt Dukha existenzielles oder essentielles Leiden. Dukha ist nicht deshalb, weil du nicht das bekommst, was du brauchst, weil Menschen sich nicht so verhalten, wie du es gerne hättest, weil dein Chef nicht so ist, wie du es gerne hättest, weil dein Vermieter nicht freundlich genug ist. Dukha ist auch nicht deshalb, weil du nicht gut genug bist, sondern Dukha (Leiden) kommt daher, weil du Brahman nicht wahrnimmst. Weil du in Maya bist und dich in der Welt der Dualität befindest.

Man kann sagen, dass Moksha die frohe Botschaft ist. Moksha, auch Kaivalya genannt oder Erleuchtung, besagt, das es möglich ist, Brahman wahrzunehmen. Es ist möglich, das Höchste zu verwirklichen. Es ist möglich, die höhere Wirklichkeit zu erfahren. Das ist eben auch das, was eine spirituelle Lebenseinstellung auszeichnet. Spiritualität kann mit Religiösität verbunden sein, muss es aber auch nicht. Man kann gläubig sein und spirituell, man kann gläubig sein und nicht wirklich spirituell, man kann spirituell sein, ohne gläubig zu sein.

Was verstehe ich darunter? Ein religiöser Mensch kann annehmen, wenn er sich nur richtig verhält, wird er nach dem Tod die Erlösung erfahren. In diesem Leben erfährt er sie zwar nicht, aber er hat Vertrauen, am Ende seines Lebens erlöst zu werden. Ein spiritueller Mensch will nicht so lange warten. Ein spiritueller Mensch will in diesem Leben das Göttliche erfahren, will in diesem Leben das Göttliche verwirklichen. Spiritualität kann im Kontext einer spezifischen Religion stattfinden, muss es aber nicht. Ein spiritueller Mensch geht davon aus, es ist möglich, das Transzendente, das Göttliche zu erfahren, wie auch immer man es ausdrücken will.

Wie kannst du jetzt dieses Göttliche, dieses Transzendente, erfahren? Dazu gibt es drei Dinge. Das sind die nächsten drei Worte. 1. Sadhana – spirituelle Praxis, das heißt, du kannst selbst etwas tun. 2. Karma – was auch immer kommt, ist etwas, was dir weiter hilft auf dem spirituellen Weg und 3. Gripa – es gibt die Gnade Gottes. Sadhana, die eigene spirituelle Praxis, heißt, dass du selbst etwas dafür tun kannst, um dich spirituell weiter zu entwickeln. Du kannst vor diesem Hintergrund, dass Moksha dich letztlich glücklich macht, spirituelle Praktiken üben und du kannst darauf vertrauen, langfristig werden sie dich zur höchsten Befreiung führen. Du weißt, dass es eine Weile dauern wird und du nicht alles gleich erreichen wirst können. Aber es ist wichtig, dass du eine spirituelle Praxis hast. Und indem du jeden Tag eine spirituelle Praxis übst, kommst du der Gelassenheit immer näher.

Welche Lebenseinstellung hast du? Ist das Glas Wasser halb voll oder halb leer?

Du kannst auch darauf vertrauen, dass du, wenn du jeden Tag meditierst, jeden Tag vielleicht Asanas und Pranayama übst, oder andere spirituelle Praktiken machst, dann werden diese spirituellen Praktiken dich langfristig zur Erfahrung von Brahman und damit zur Erleuchtung und zur Befreiung führen. Schon allein die Tatsache, dass du täglich Sadhana übst und dein Leben auf ein höheres Ziel ausrichtest, kann dir Gelassenheit geben. Du hast das große Vertrauen, dass irgendwann die Erleuchtung kommt, dass du irgendwann die höhere Wirklichkeit erfahren wirst. Daher übe jeden Tag Meditation und vertraue darauf, dass du langfristig Moksha erlangen wirst.

Das sechste Wort, Karma, hat so viele verschiedene Bedeutungen. Hier in diesem Kontext heißt Karma, die Einstellung, dass das Leben eine Schule ist. Das alles was kommt, darauf ausgerichtet ist, dass du zur höchsten Verwirklichung kommst. So hat das Leben einen höheren Sinn. Karma heißt also konkret, dass du davon ausgehen kannst, dass, was auch immer geschieht, es dich auf dem spirituellen Weg weiterbringen wird.

Wenn also z. B. dein Chef mit dir schimpft und du deshalb genervt bist, kannst du davon ausgehen, dass dein Chef nicht mit dir schimpft, weil er ein böser Chef ist, nur weil du etwas falsch gemacht hast, sondern damit du die Erfahrung machst, dass ein Chef mit dir schimpft. Und durch diese Erfahrung, dass der Chef mit dir schimpft, hast du eine Lernaufgabe, an der du wachsen kannst. Du weißt zwar zunächst nicht, was die genaue Aufgabe ist, vielleicht ist die Aufgabe, dass du Demut übst, vielleicht ist die Aufgabe, dass du die Kritik annimmst, vielleicht ist die Aufgabe, dass du Feedback gelassener annimmst, vielleicht ist die Aufgabe, dass du dich auch mal zur Wehr setzt. Was auch immer deine Aufgabe dabei ist, ist zunächst noch nicht klar. Das musst du dich fragen, aber du gehst davon aus, was auch immer geschieht, es geschieht nur, damit du daran wächst.

Oder angenommen, du kommst zum Parkplatz und stellst fest, dass dein Auto eine Delle hat. Warum ist das so? Du kannst dich dann furchtbar drüber aufregen oder aber du kannst sagen, die Delle ist deshalb gekommen, dass ich daran wachse. Vielleicht hast du dich zu sehr ans Auto verhaftet und so ist es gut, dass jemand dein Auto anfährt, damit du etwas Verhaftungslosigkeit lernst. Vielleicht hast du dich vor kurzem darüber beschwert, dass andere ihr Auto mit einer Delle durch die Gegend fahren, anstatt das reparieren zu lassen. Und vielleicht hast du jetzt nicht das Geld, es selbst reparieren zu lassen. Vielleicht ist sogar das Auto so sehr beschädigt, dass du gar nicht weiterfahren kannst. Vielleicht ist dann deine Aufgabe, dich mit der Polizei auseinanderzusetzen. Dann kann es sein, dass du deswegen einen Termin nich schaffst, den du dir eigentlich vorgenommen hast. Dann setzt du dich mit Versicherungen auseinander usw. Eine Grundeinstellung von Karma ist, dass, was auch immer geschieht, du daran wächst.

Der siebente Ausdruck ist "Gripa". Gripa bedeutet Gnade. Das Konzept von Gnade besagt, dass du nicht alles in deiner eigenen Hand hast. Du musst dich nicht unter Leistungsdruck setzen. Noch nicht mal für die spirituelle Praxis, denn du gehst davon aus, dass Gott dir langfristig helfen wird, zur höchsten Verwirklichung zu kommen. Du weißt nicht genau, wann es geschieht. Du kannst einiges dafür tun: über Sadhana, über eine spirituelle Lebenseinstellung und indem du dein Karma, dein Schicksal annimmst, aber letztlich ist nicht alles in deiner Hand. Du kannst loslassen und vertrauen.

Ich will nochmal durch diese 7 Eigenschaften des Aspiranten hindurchgehen, weil da noch einige weitere Konzepte dabei sind. Das Konzept von Brahman besagt ja, dass es eine höhere Wirklichkeit gibt. Das Konzept von Brahman kann dir allein schon Gelassenheit geben. Brahman heißt letztlich, es gibt eine unendliche Wirklichkeit. Diese unendliche Wirklichkeit drückt sich aus, als Sat, Chid und Ananda. "Sat" bedeutet unendliches Sein, "Chit" – unendliches Wissen, "Ananda" – Freude. Und dieses ist letztlich alles hinter dem Universum. Es ist schwierig, über Brahman zu sprechen, denn Brahman ist jenseits aller geistigen Konzepte. Brahman ist erfahrbar. Brahman heißt aber auch die ganze Welt, wie wir sie wahrnehmen, ist ein Traum, Maya.

Man kann auch so sagen, die ganze Welt ist wie ein Schauspiel. Deshalb brauchst du dich über die Dinge im Leben nicht so sehr aufzuregen, denn hinter allem steckt die eine unendliche Wirklichkeit. Und du kannst diese Wirklichkeit auch vorübergehend erfahren. Du musst nicht warten, um die höchste Wirklichkeit zu erfahren, bis du irgendwann erleuchtet bist. Das Konzept von Brahman sagt auch, in jedem Moment kannst du einen Moment inne halten und das Göttliche erfahren. Zum Beispiel kannst du jetzt einen Moment inne halten, du kannst jetzt einen Moment in dein Herz hinein gehen. Du kannst jetzt einen Moment in dich hinein spüren und in dir spürst du, tief im Herzen Ananda, Freude.

Tief in dir selbst spürst du einen Ort der jenseits aller Gedanken ist. Tief in dir spürst du, dass dort Verbundenheit ist. Oder du schaust in den Himmel, und einen Moment lang schaust du zum Himmel, einen Moment lang spürst du vom Herzen den Himmel. Einen Moment lang spürst du auch im Himmel, dass er Ausdruck einer höheren Wirklichkeit ist. Wenn du das ein paar Mal erfahren hast, dann kannst du auch weitergehen. Du kannst dann auch in jedem Menschen etwas spüren. Wenn du dich über einen Menschen aufregst, kannst du einen Moment inne halten, tief im Inneren ist jeder Mensch göttlich, auch der Mensch, über den du dich gerade aufregst. Auch dieser ist tief im Inneren göttlich. Er ist Ausdruck von Brahman, einer höheren Wirklichkeit. Tief im Inneren seid ihr miteinander verbunden.

Auch der zweite Ausdruck Maya kann dir helfen. Maya heißt das Bewusstsein, letztlich ist alles eine Täuschung. Angenommen, du schaust diese Welt an, und dass es überhaupt eine Welt gibt, ist schon mal eine Täuschung. Du kannst es auch als Schauspiel bezeichnen, du kannst es als Traum bezeichnen, du könntest es als Film bezeichnen. Die Welt, wie du sie wahrnimmst, ist nicht wirklich. Du kannst sie als göttliches Spiel ansehen. Und in diesem Sinne kannst du es auch humorvoll nehmen. Du brauchst die Welt nicht so ernst zu nehmen. Im Konzept von Maya ist auch enthalten, das alles was einen Anfang hat, auch ein Ende hat. Alles in Maya hat irgendwann ein Ende. Wenn du das weißt, kannst du das, was ist, annehmen, akzeptieren und auch wieder loslassen. Dann brauchst du dich auch nicht zu sehr aufzuregen über alles, es ist letztlich ein Teil eines Schauspiels.

Durch welche Brille siehst du dein Leben?

Angenommen du siehst einen Fernsehfilm, vielleicht identifizierst du dich, vielleicht regst du dich auch drüber auf, was dort alles passiert, aber wenn du weißt: das ist alles nur ein Schauspiel, das alles ist nur ein Film, es ist nicht Wirklichkeit, dann kannst du auch loslassen. In diesem Sinn kannst du die ganze Welt als ein Schauspiel ansehen oder als einen Traum, in dem du Teil bist. Maya macht schon irgendwo einen Sinn, und du weißt nicht, welcher Sinn, du bist Teil davon, aber du kannst auch loslassen. Maya ist ein wichtiges Konzept, alles nicht zu ernst zu nehmen, humorvoller zu nehmen.

Sogar das Konzept von Dukha kann dir helfen, zu Gelassenheit zu kommen. Das Konzept von Dukha, existenzielles Dukha, besagt ja auch, dass in dieser Welt kein dauerhaftes Glück zu finden ist, denn solange du in Maya bist, findest du kein dauerhaftes Glück. Dauerhaftes Glück ist zu finden, wenn du Brahman verwirklichst. Denn Brahman ist auch Ananda, Brahman ist Wonne. Und gerade, weil du tief im inneren Brahman bist, sehnst du dich nach Brahman. Und Brahman ist Sat – unendliches Sein. Brahman ist Chid – unendliches Wissen. Brahman ist Ananda - unendliche Freude. Weil Du tief im Inneren weißt, du bist unendliches Sein, wirst du dich nie mit etwas begrenztem zufrieden geben. Du wirst dich nicht zufrieden geben mit begrenzten Fähigkeiten. Du wirst dich nicht zufrieden geben mit begrenztem Geld. Du wirst dich nicht zufrieden geben mit begrenzter Zeit. Du willst ewig leben. Auch wenn du weißt, es ist nicht möglich. Du willst unendlich frei sein, auch wenn du weißt, in dieser Welt ist es nicht möglich. Daher dieses existenzielle Dukha. Auch du willst unendlich glücklich sein. Du wirst nicht glücklich sein mit etwas Begrenztem. Selbst wenn du alles bekommen könntest, was du gerne hättest, wärst du nicht dauerhaft glücklich. Nichts in diesem Universum kann dir dauerhaftes Glück schenken. Wenn du das erstmal erkannt hast, dann weisst du, Dukha – Leiden, ist eben nicht, weil du nicht genügend bekommst, ist auch nicht, weil Menschen nicht ausreichend freundlich sind. Sondern Dukha ist deshalb, weil du dein höheres Selbst nicht verwirklicht hast.

Wenn Du das weißt, dann kannst du die kleinen Leiden humorvoll nehmen. Dann magst du dich immer noch aufregen, wenn jemand das Fenster aufmacht obgleich es zieht. Du magst dich weiter aufregen, wenn jemand anders dich unfreundlich behandelt, aber du kannst es gleichzeitig humorvoll nehmen. Denn du weißt, dass es nicht ganz so wichtig ist. Jetzt kommen wir fast schon zu dieser stoischen Einstellung aber was wichtig ist, ist die höchste Verwirklichung. Wenn du dieses Konzept von Sukha verstanden hast, dann kannst du dich durchaus auch an kleineren Freuden erfreuen. Weil du von Wunscherfüllung zum Beispiel nicht vollständige Erfüllung erwartest, kannst du dich an kleinen Freuden freuen.

Also wenn du beispielsweise den großen Wunsch hast, eine Mango zu essen, dann isst du eine Mango. Du genießt es, aber du weißt, danach ist es auch zu Ende. Wenn du gerne in Urlaub fährst, dann weißt du ja, es ist schön in Urlaub zu fahren, wenn ich ankomme werde ich mich freuen, aber es wird nicht so sein, dass der Urlaub mir dauerhafte Erfüllung gibt, und es muss auch nicht so sein, dass ich nachher dauerhaft glücklich bin. Oder du suchst eine Wohnung und du findest eine Idealwohnung. Du freust dich an einer Idealwohnung, aber du erwartest nicht, dass du dauerhaft darüber glücklich bist.

Es kann sein, dass sie nachher dann doch nicht so ideal ist, wie du dir vorgestellt hast. Es kann sein, obgleich sie so ideal ist, wie du dir das vorgestellt hast, dass sie dich nicht so glücklich macht. Es macht dir nichts aus, denn du weißt, existenziell glücklich wirst du erst sein, wenn du Satchidananda erfahren hast, deine wahre Natur. So hilft das Konzept der Buddhisten „alles Leben ist Leiden“ auch, heitere Gelassenheit zu üben. Du erwartest nicht von Wunscherfüllung Glück, du erwartest nicht, dass du durch das Verhalten anderer zum Glück kommst, noch nicht mal, dass du durch dein eigenes Verhalten zum Glück kommst. Du weißt, langfristig wirst du Kaivalya, Moksha, Erleuchtung erlangen und bis dahin gehört Leiden zum Leben dazu, und du genießt die kleineren Freuden.

Spirituelle Lebenseinstellung im Alltag

Niederschrift eines Podcasts (2014) von Sukadev

Ich hatte über sieben Worte spiritueller Philosophie gesprochen, die 7 Konzepte der spirituellen Philosophie. Eine spirituelle Lebenseinstellung gibt dem Leben einen höheren Sinn. Vor dem Hintergrund eines tieferen, spirituellen Sinns, kann man alles im Leben in einem anderen Licht sehen und deshalb gelassen sein. So hat es auch mal der westliche Psychotherapeut Viktor Frankl ausgedrückt. Er war ja der Begründer der Logotherapie, man kann auch sagen, der Sinntherapie. Er hat gemeint, wenn Menschen einen Sinn sehen in ihrem Leben, dann sind sie bereit alles zu tun und alles zu ertragen. Solange man einen tieferen Sinn sieht, kann man alles akzeptieren und sich für alles einsetzen. Der höchste Sinn im Leben ist die spirituelle Entwicklung. Der höchste Sinn im Leben heißt, Brahman zu erfahren.

Beispiel 1: Der Zug hat Verspätung

Was heißen jetzt diese 7 Worte konkret? Ich will das anhand von drei Beispielen erklären. Zunächst ein banales Beispiel: Der Zug hat Verspätung, Anschluss wird verpasst und das kann heißen, dass man einen wichtigen Termin versäumt. Wie geht man vor dem Hintergrund der 7 Konzepte spiritueller Lebenseinstellungen damit um? Das ist durchaus auch ganz praktische Lebenshilfe. Du kannst, wenn du in der Situation bist, diese 7 Konzepte einfach durchgehen. 1. Brahman – es gibt eine höhere Wirklichkeit. Gerade wenn du die Durchsage erhälst, dass der Zug vermutlich eine halbe Stunde Verspätung haben wird und du alle Anschlüsse verpassen wirst und du weißt, der nächste Anschlusszug ist zwei Stunden später, dann mag es sein, dass du anfängst, dich darüber zu ärgern und Phantasien kommen.

Du könntest aber auch einen Augenblick inne halten und dir bewusst machen, dass hinter allem eine höhere Wirklichkeit ist. Du kannst einen Moment lang auch in die Tiefen deines Wesens eintauchen. Du kannst in dich hineinspüren und bemerken, dass es tief im Inneren einen Ort gibt, der davon unberührt bleibt. Du kannst einen Moment lang die Gedanken spüren, du kannst einen Moment lang die Emotionen spüren, du kannst einen Moment lang tief nach innen gehen und dann gehst du zu dem Punkt, der jenseits aller Emotionen ist, jenseits aller Gefühle. Und für einen Augenblick kannst du dich tief vom Inneren her Eins fühlen mit allem. Und dann ist plötzlich die ganze Aufregung, die du und andere über die Verspätung zeigen, nicht mehr so wichtig. Tief im Inneren weißt du, dass du das das Unendliche und das Ewige bist.

Das nächste ist Maya. Du machst dir bewusst, dass diese äußere Welt ein Spiel ist. Sie ist ein Traum. Oder sie ist eine Matrix. Und dann kannst du das Ganze auch von dem humorvollen Aspekt her sehen. Ja, du kannst beobachten, wie alle aufgeregt sind, wie Leute stöhnen, du kannst auch sehen, wie selbst in dir all die Emotionen hochkochen, du kannst das beobachten und heiter gelassen sehen. Dukha bedeutet, dass du weißt, in dieser Welt gibt es Leiden. Und dazu gehört auch, dass die Welt vergänglich ist, alles was einen Anfang hat, hat auhch ein Ende. Und ähnlich auch die Zugreise, auch sie wird ein Ende haben, und es ist nicht so erheblich, was jetzt gerade passiert.

Moksha – du weißt, langfristig wirst du die Befreiung erfahren. Sadhana - Du kannst überlegen, hast du jetzt vielleicht ein paar Momente gewonnen, für Sadhana, für spirituelle Praxis. Du hast jetzt vielleicht zwei Stunden oder noch mehr Zeit gewonnen. Statt dich jetzt zu ärgern, kannst du auch einfach mit dem Handy Bescheid sagen, der Zug hat Verspätung, werde leider erst zwei, drei Stunden später kommen können. Und dann hast du vielleicht Zeit zu meditieren. Du hast vielleicht Zeit ein paar Minuten ein Mantra zu wiederholen, bewusst zu atmen, ein spirituelles Buch zu lesen. Nimm es als Möglichkeit, Sadhana zu üben. Das nächste ist Karma im Sinne von Schicksal als Chance, Leben als Schule. Du kannst dir bewusst machen: Was jetzt geschieht, geschieht, damit du spirituell wachsen kannst. Du kannst auch überlegen, wie wächst du damit spirituell? Vielleicht war dir der Termin so wichtig und jetzt erreichst du ihn nicht. Vielleicht ist Pünktlichkeit für dich immer so wichtig, und du kannst jetzt nicht pünktlich sein. Das ist eine große Lektion. Das ist eine wichtige Lektion. Du kannst künftig mitfühlend damit umgehen.

Es kann auch sein, dass du vielleicht jemand bist, der alles sehr gern sehr gut organisiert hat. Wenn du jetzt in einem Zug bist, der Verspätung hat, ist nichts mehr gut organisierbar, denn du weißt ja nicht, vielleicht wird sich die Verspätung noch steigern, vielleicht wirst du umsteigen müssen und der Zug geht ganz kaputt. Wie auch immer. Es kann also eine gute karmische Lektion sein, los zu lassen. Die karmische Lektion kann auch darin liegen, dass du diesen Termin verpasst, dass du deshalb auch einen wichtigen Auftrag nicht bekommst, vielleicht wird irgendwas nicht funktionieren, weil du zu spät kommst. Dann kannst du sagen, dass auch darin eine Lektion liegt. Sei dir also bewusst, der Zug fährt nicht deshalb zu spät, weil die Bahn so dumm ist oder der Zugführer so dumm ist oder weil Menschen sich nicht drum kümmern, oder die Zeit schlimm ist, sondern geh davon aus, dass der Zug zu spät kommt, damit du das erlebst, was du gerade jetzt brauchst, um spirituell zu wachsen. Gripa – göttliche Gnade. Du kannst in dem Moment schauen, ob göttliche Gnade erfahrbar ist, vielleicht hast du die zwei Stunden bekommen, um jetzt und in diesem Moment göttliche Gnade zu erfahren. Öffne dich für einen Augenblick. Gott ist erfahrbar.

Beispiel 2: Verlust des Arbeitsplatzes

Angenommen, du kommst an einem Montag zu deiner Arbeit und merkst, irgendetwas ist anders. Der Pförtner sagt, es gibt um 10 Uhr eine Betriebsversammlung und auf dieser Betriebsversammlung ist dann der Chef zusammen mit den Betriebsratsvorsitzenden und dort wird eben gesagt, die Konjunktur ist so, dass jetzt die Hälfte entlassen werden muss und nachher erfährst du noch, dass du dazugehörst. Zunächst regst du dich furchtbar auf. Du hast Ängste, du weißt nicht, wie es weitergehen soll. Du hast dich so auf diese Firma verlassen. Du hast dich so für die Firma eingesetzt.

Wie kommst du in so einer Situation zu einer Gelassenheit anhand der sieben Konzepte? Du machst dir zunächst bewusst, dass hinter allem eine höhere Wirklichkeit, Brahman, ist. Und diese höhere Wirklichkeit ist erfahrbar. Diese höhere Wirklichkeit bist du und der Betriebsrat und der Chef und die Konjunktur und alle. Überall ist diese höhere Wirklichkeit. Vielleicht kannst du sogar einen Moment lang inne halten und schauen, ist diese tiefe Wirklichkeit in dir erfahrbar? Tief in dir bleibst du verbunden mit allem, inmitten der Aufregung, die jetzt herrscht. Tief im Inneren bist du verbunden.

Zweiter Aspekt – Maya. Wenn du einen Moment lang zu dieser höheren Wirklichkeit gekommen bist, kannst du diese Welt akzeptieren als eine Welt der Höhen und Tiefen, des Kommens und Gehens, der Vergänglichkeit, letztlich ist sie ein Schauspiel, ein Traum, wie ein Film. Und so kannst du dir bewusst machen, das alles, was da gerade abläuft, nicht wirklich ist. Es ist wie ein Traum, ein Schauspiel, ein Film, und du kannst das akzeptieren.

Das Konzept von Dukha besagt, dass diese Welt eben aus Höhen und Tiefen besteht, aus Verlusten und Vergänglichkeit, und du kannst dir bewusst machen, dass du dich vielleicht mit deinem Arbeitsplatz verhaftet hast, mit dieser scheinbaren Sicherheit. Über diese scheinbare Sicherheit hast du zwar einiges leisten können, aber jetzt wird dir diese Sicherheit genommen. Du kannst daraus lernen, dass alles vergänglich ist.

Moksha: Du weißt, langfristig gesehen, wirst du zur Erleuchtung kommen, und dann weißt du, dass all deine jetzigen Erfahrungen, nicht mehr so wichtig sein werden. So ähnlich ist es, wenn Eltern den Kindern gesagt haben, wenn du mal später groß bist und heiratest, dann wirst du drüber lächeln. So kannst du dir auch bewusst machen, irgendwann werde ich die höchste Erleuchtung erlangen. Du könntest dir sogar überlegen, wie du mit dieser Sitautaion als erleuchtetes Wesen umgehen würdest. Das wäre eine gute Idee.

Dann kannst du über Sadhana nachdenken und dir vornehmen, wenn du diesen Arbreitsplatz verlierst, kannst du mehr Sadhana praktiziren. Ist ja nicht schlecht. Vermutlich wird es ja einen Sozialplan geben, vermutlich wirst du Arbeitslosengeld bekommen. So kann du eine Weile mehr spirituelle Praktiken üben. Ist doch schön, ist doch großartig.

Karma: Du kannst sehen, da steckt auch eine karmische Lektion dahinter. Welche karmische Lektion, weißt du allerdings noch nicht. Vielleicht ist ja die karmische Lektion, dass du dich bemühst, dass dir doch nicht gekündigt wird und dass du den Arbeitsplatz behältst, vielleicht ist die karmische Lektion, dass es Zeit ist, diesen Arbeitsplatz loszulassen. Sei es, dass du ja schon eine Weile weißt, eigentlich will ich das nicht mehr und jetzt wird dir das ermöglicht. Du hattest nämlich nicht den Mut gehabt, ins kalte Wasser zu springen. Sei es, dass du dich so sehr mit diesem Job identifiziert hast, dass es jetzt gut ist, dass du diesen Job verlierst, dass du diese Identifikation verlierst. Vielleicht ist die karmische Lektion aber auch, dass du es jetzt lernen musst, dich zu verkaufen, in dem du jetzt viele Bewerbungsschreiben ausfüllst und dich häufiger bewirbst. Vielleicht ist die karmische Lektion, dass du wirklich ins kalte Wasser springst, eine Selbstständigkeit aufnimmst. Vielleicht ist die karmische Lektion, dass du die Demütigung in Kauf nimmst, eine Weile arbeitslos zu sein, wo du bisher immer über Arbeitslose und Hartz-IV-Empfänger geschimpft hast. Was auch immer, du weißt es nicht genau, was die karmische Lektion ist, aber es ist eine karmische Lektion.

Gripa ist Gnade. Du akzeptierst, dass hinter allem die Gnade Gottes ist. Und Du kannst auch einen Moment lang innehalten und schauen, ob Gott spürbar ist. Ist Gott erfahrbar? Es ist vielleicht ähnlich wie Moksha und Brahman, aber es ist gut, an mehreren Stellen diese höhere Wirklichkeit zu spüren.

Beispiel 3: Unfall

Unfälle gehören zum Leben. Angenommen du hast einen schmerzhaften Unfall und musst ins Krankenhaus eingeliefert und operiert werden. Wie gehst Du damit um? Natürlich ist da zunächst Verzweiflung, natürlich überlegst du, was du falsch gemacht hast, vielleicht ist da der physische Schmerz und Ängste und Ärger über dich selbst oder die anderen. All das mag da sein, aber von all dem kannst du dir bewusst machen, dass es trotzdem eine höhere Wirklichkeit gibt, Brahman. Du selbst bist nicht dieser Körper, du selbst bist nicht diese Schmerzen, du selbst bist nicht diese Emotionen. In Wahrheit bist du das unendliche und das ewige Bewusstsein. Und ob jetzt diese Operation gelingt oder nicht gelingt, ob du sogar an der Operation stirbst oder nicht, ist nicht wirklich so wichtig, denn in Wahrheit bist du das Unendliche, das Ewige, Brahman.

Maya – Täuschung. Du kannst das Ganze sehen wie ein Schauspiel, wie ein Traum. Du bist nicht wirklich der Kranke, du bist nicht wirklich der Verletzte, du bist etwas anderes und das Ganze ist jetzt ein Schauspiel. Du spielst jetzt einen Verletzten und die Ärzte spielen Ärzte und gleich wird das Schauspiel Operation durchgeführt. Das kannst du so sehen.

Dhuka: Zur Welt gehört Leiden dazu. Der Körper hat seine Schmerzen, der Körper geht durch Alter, Krankheit, Tod, Unfälle, Schmerzen. Emotionen fahren Achterbahn. All das gehört zum Leben dazu. Es ist nicht zu vermeiden. Indem du das weißt, leidest du nicht mehr so darunter und du weißt auch, das Leiden ist immer präsent in dieser relativen Welt.

Aber es gibt einen Standpunkt jenseits dieser relativen Welt, Moksha, den kannst du auch erfahren. Langfristig wirst du Befreiung erlangen, und dann wird diese Episode der Krankheiten, des Unfalls, der Operation und des Krankenhausaufenthalts wie eine Chimäre erscheinen oder eben wie eine kleine Erinnerung. In diesem Sinne kannst du auch überlegen, wie du mit dieser Sitaution umgehen würdest, wenn du ein Heiliger wärst. Das kann eine große Hilfe sein.

Sadhana: spirituelle Praxis. In dieser SituationDu kannst du überlegen, welche spirituelle Praxis du machen kannst. Du kannst überlegen, wie kann ich meine spirituelle Praxis anpassen? Vielleicht sind die Yoga Asanas nicht möglich, Meditation nicht mehr kreuzbeinig möglich, aber Sadhana ist möglich. Du kannst im Liegen meditieren, ein Mantra wiederholen, ein spirituelles Buch zu lesen. Vielleicht ist es durch die Medikamente und durch den Schmerz nicht möglich zu meditieren. Überlege welche Sadhana du auch in dieser Situation machen kannst?

Karma: Welche Lektion steckt dahinter? Gehe davon aus, dass der Unfall nicht deshalb geschehen ist, weil du unvorsichtig warst, weil andere Menschen rücksichtslos waren, weil irgendjemand verantwortungslos gewesen ist. Mag sein, dass das auch eine Rolle gespielt hat, mag sein, dass man im Sinne von Verantwortung auch etwas tun muss. Aber Karma heißt eben auch annehmen und daraus lernen. Vielleicht warst du sehr verhaftet an die Gesundheit, vielleicht wolltest du gerade etwas machen, was jetzt nicht mehr machbar ist, vielleicht warst du nicht mitfühlend mit anderen, die Unfälle hatten, vielleicht sollst du mal die Erfahrung machen, auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein. Vielleicht sollst du mal die Erfahrung der Ohnmacht machen. Vielleicht sollst du einfach erfahren, wie es ist, Schmerzen zu haben. All das kann Karma sein.

Gut, zum Karma gehört auch Dharma, die eigene Aufgabe. Vielleicht wird dadurch, dass du jetzt diese Erfahrung des Unfalls hast, sich etwas bei dir verändern. Du wirst beispielsweise nachher mitfühlend mit anderen umgehen können. Vielleicht warst du auch dabei, etwas zu planen, was nicht in deinem Karma ist, und da hat dich der Unfall davon abgehalten.

Gripa: Gnade Gottes. Sei dir bewusst, dieser Unfall geschieht auch aus der Gnade Gottes. Versuche die Gnade Gottes zu erfahren. Inmitten von Schmerzen, inmitten von Leiden, kannst du loslassen und schauen, ob Gott jetzt erfahrbar ist, kannst du dich jetzt mit Gott verbinden? Und du kannst auch zu Gott beten, kannst Gott bitten: Bitte hilf mir zur höchsten Verwirklichung zu kommen. Gripa heißt auch, sich an die Gnade Gottes zu wenden, indem du betest.

Karma Yoga - spirituelle Lebenseinstellung

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -

  • Welchen Sinn gibt es im Leben?
  • Warum sind wir in der relativen Welt?
  • Was können wir daraus lernen?
  • Warum geschieht was geschieht?

Kommentar des Yoga Sutras von Patanjali, 2. Kapitel, Verse 12 - 17

Raja Yoga ist ein praxisnahes Yoga. Im Raja geht es darum um Übungen zu machen, um höhere Bewusstseinsebenen zu erfahren, um die wahre Natur zu erfahren. Raja hat keine so ausgefeilte Philosophie, wie zum Beispiel Vedanta. Auch die Verse 12-26 des 2. Kapitels sind weniger intellektuell philosophisch, sehr logisch und stringent. Sie wollen uns helfen eine spirituelle Lebenseinstellung zu bekommen.

Karma hat seine Wurzeln in den Kleshas

Aus den Kleshas entsteht Leiden

Vers 12:

शभरू ् कभाशय मो दृष्टादृष्टजन्मवदे नीम् ॥ १२॥
kleshamoolah karmashayo drishtadrishtajanmavedaniyah

Karma hat seine Wurzeln in den Kleshas und wird in diesem und zukünftigen Leben ausgearbeitet.

In den vorigen Versen hat Patanjali gesprochen von den Kleshas. Die Kleshas sind die Ursachen des Leidens. Aus den Kleshas kommt neues Karma. Wenn du aus Kleshas heraus handelst, schaffst du neues Karma. So ist eines der Ursachen, dafür was dir jetzt passiert, ist handeln aus Kleshas.

Wenn du dich zum Beispiel gekränkt fühlst, weil ein anderer dir etwas gesagt hat und du deshalb diesem Menschen, einen Gefallen verweigerst oder hinterrücks schlecht machst. Dann hast du gehandelt aus den Kleshas, damit schaffst du ein neues Karma.

Oder wenn du dich identifizierst mit einer bestimmten Rolle und versuchst dort besser zu erscheinen als andere, du das nur machst um ein größeres Ansehen zu bekommen. Dann schaffst du neues Karma.

Im Yoga geht es darum kein neues Karma zu schaffen, sondern wir wollen wachsen. Wenn du handeln willst ohne Verhaftung, ohne neues Karma anzuhäufen. Dann handele ohne Verhaftung. Handele nicht aus

Überlege was ist zu tun und tue es so gut du kannst. Dann bringe es Gott dar.

Wenn du merkst, dass dein Gemütszustand in den Kleshas drin ist, du in Verletztheit bist, Ängsten, Gekränktheit usw. dann handele nicht aus diesem Gemütszustand heraus. Arbeite erst daran an dem Gemütszustand heraus zu kommen. Danach handle aus Mitgefühl, Liebe, als Instrument Gottes oder mit Verantwortungsgefühl.

Patanjali sagt hier: „Karma wurzelt in den Kleshas und wird in diesem und in zukünftigen Leben ausgearbeitet“.

Solange die Wurzeln bleiben wird Karma reifen

Vers 13:

सणत भरू े तणिऩाको जात्यामबु ोगा् ॥ १३॥
sati moole tadvipako jatyayurbhogah

Solange die Wurzeln verbleiben, wird das Karma in Form von verschieden sozialen Situation, Lebensspannen und Erfahrung reifen.

Beispiele

Vielleicht stammst du aus einfachen Verhältnissen und vielleicht haben es dein Vater und deine Mutter zu etwas gebracht. Dann konntet ihr euch etwas mehr leisten. Danach wurdest du vielleicht einfacher Student/in. Danach zum Beispiel ein Anlageberater und hast viel Geld gehabt und danach alles durch die wirtschaftliche Krise verloren. Du gehst auch in einem Leben durch verschiedene soziale Situationen. Sie kommen aus dem Karma heraus. In verschiedenen Leben mag das noch ganz anders sein.

2017 spricht man von der Flüchtlingskatastrophe und denkt die Katastrophe sei in Deutschland. Die Katastrophe ist für die Flüchtlinge. Menschen die vorher vielleicht ein gutes Leben hatten, mussten sich in die Hände von Schleppern begeben. Auf dem Weg nach Deutschland haben sie andere untergehen sehen, gesehen wie andere gestorben sind.

Sie haben vielleicht in Syrien viel Leiden gesehen und kommen hier an und werden in Asylantenheime gesteckt. Sie müssen versuchen Deutsch zu lernen. Dem einen oder anderen, wird es vielleicht gelingen gut anzukommen. Nachher wieder ein guter Arzt zu sein und viel Geld zu haben oder vielleicht ein sozialer Abstieg. Schöne wie nicht schöne Erfahrungen.

Sati heißt verschiedene Leben, soziale Situationen, verschiedene Lebensspannen. Mula heißt Wurzeln. Was auch heißt, solange du aus den Kleshas heraus handelst, gibt es weiter mula, Wurzeln. Diese Wurzeln führen dazu, das immer wieder neues Karma kommt. Handele nicht aus Kleshas heraus, sondern handele aus Liebe. Versuche herauszufinden was zu tun ist. Handele soweit es geht ohne Identifikation.

Vergnügen oder Schmerz ist die Ernte

Handle aus Liebe und ohne Identifikation

Vers 14:

त े ह्लादऩणयताऩपरा् ऩण्ु माऩण्ु महते त्वु ात ॥् १४॥
te hladaparitapafalah punyapunyahetutvat

Sie haben Vergnügen oder Schmerz als ihre Frucht, je nachdem ob ihre Ursache Tugend oder Laster ist.

Wenn du aus den Kleshas heraus handelst, dann entsteht dort neues Karma. Dann gibt es als Karma Vergnügen oder Schmerz. Angenommen du identifizierst dich sehr mit deiner Rolle als Schullehrer/in. Du machst was du tust, dem anderen zu helfen. Du identifizierst dich damit. Dann bekommst du gutes Karma. In diesem oder im nächsten Leben werden deshalb angenehme Situationen kommen.

Angenommen du identifizierst dich damit und fühlst dich gekränkt von der Jugend von heute. Du willst denen zeigen was du kannst, behandelst ein paar deiner Schüler schäbig. Dann führt das nachher zu Leiden, zu Dukha - Schmerz.

Hier sagt Patanjali Paritapa, höchstes Leiden, besonderes Leiden.

Identifikation führt zu Vergnügen oder Schmerz, Schönes oder Leiden. Je nachdem ob du das aus Tugend heraus oder aus Laster heraus gemacht hast. In diesem Vers beschreibt Patanjali eines der fünf Untergesetzte des Karmas. Warum geschieht dir, was geschehen soll?

Fünf Untergesetze des Karma

Handle geschickt um kein Karma zu schaffen

Gesetz der Kompensation

Eines der fünf Untergesetze ist Kompensation. In einem anderen Vortrag habe ich die Untergesetze des Karmas ausführlicher beschrieben und ich habe ein Buch geschrieben „Karma und Reinkarnation Karma und Reinkarnation

Wenn du aus Tugend etwas getan hast, kommt ein schönes Karma, wenn du aus Laster etwas getan hast, folgt Leid. Wenn jemand dir etwas Böswilliges angetan hat, er wird sein Karma ernten. Es gibt das Gesetz der Evolution, das beschreibt Patanjali in den nächsten Versen.

Das Gesetz der Gedankenkraft

Gedanken sind geistige Kräfte. Wenn du dir vorstellst, dass du etwas erreichen wirst, dann ist das eine Kraft. Wenn du denkst dass etwas schief gehen wird, ist auch das eine Kraft. Wenn du jemanden Licht schickst, dann ist das eine Heilenergie, eine Gedankenkraft. Prana zu schicken, als Yogalehrende/r. Für jemanden zu beten, um Gottes Segen zu bitten, all das gehört zum Aspekt Gedankenkraft.

Die direkten Gesetze

Dann gibt es die direkten Gesetze. Wenn du immer zu spät zur Arbeit kommst und dich darüber wunderst das du bei der Arbeit übersprungen wirst oder keine Gehaltserhöhung bekommst. Dann brauchst du nicht über dein schlechtes Karma zu lamentieren, sondern du hast das Gesetz des beruflichen Erfolges nicht beachtet.

Oder wenn du nachlässig bist als Yogalehrer, nicht freundlich bist, den Yoga Raum nicht ordentlich hältst. Danach bleiben dir die Schüler aus, dann brauchst du nicht zu überlegen, was habe ich für ein schlechtes Karma. Du müsstest lernen deine Yoga Schule etwas besser zu betreiben.

Oder wann immer du etwas nicht bekommst, schimpfst und nachher einsam bist, weil Menschen dich meiden. Dann ist das nicht wegen schlechten Karmas aus früheren Leben. Sondern weil du lernen sollst, mit anderen etwas freundlicher umzugehen. Und Regeln der zwischenmenschlichen Kommunikation zu beachten.

Oder wenn du jeden Tag vierzig Zigaretten rauchst und dann irgendwann Lungenkrebs bekommst. Dann brauchst du kein schlechtes Schicksal zu beklagen, du hast es mit verursacht. Das sind die direkten Gesetze.

Das Gesetz der Evolution

Das Gesetz der Entwicklung, das besagt: „Um spirituell zu wachsen, brauchst du auch bestimmte äußere Erfahrungen. Es gibt die Aussage, dass man jede wichtige menschliche und zwischenmenschliche Erfahrung machen muss, bevor man die Gottverwirklichung erreicht.

Manches kommt nicht deshalb, weil du etwas Schlechtes gemacht hast, auch nicht weil du daran gedacht hast, weil du dich falsch verhalten hast. Sondern weil es dir eine Erfahrung ermöglicht, die dir hilft zu wachsen. Im Grunde genommen, ist das von allen fünf das wichtigste Gesetz. Selbst die anderen drei Gesetze sind auch dazu da, dass du spirituell wachsen kannst.

Die Gnade Gottes

Gott hilft immer

Zusätzlich gibt es noch die Gnade Gottes. Die besagt, wenn du von ganzem Herzen darum bittest, Gott zu erfahren, du schneller zur Gottesverwirklichung kommst. Dann wird göttliche Gnade, dein Leben so gestalten, dass du etwas schneller zum Ziel kommst.

Man könnte das Leben auch ansehen, wie in einer Schule. Dann hast Du bestimmte Lernaufgaben zu erledigen, Gesetz der Evolution. Angenommen du bist ein Schüler, der den Unterricht ständig stört. Dann bekommst du zusätzliche Aufgaben, Strafaufgaben. Das ist Kompensation.

Angenommen du bist ein besonders guter Schüler und lernst intensiv. Du bekommst du aus Gnade mehr Aufgaben als vorher. Sowohl der Schüler der stört, wie auch der intensiv lernt, bekommen Beide Zusatzaufgaben.

Die fünf Gesetze des Karmas beschreibt Patanjali im Yoga Sutra. Dinge geschehen, damit wir daran wachsen. Patanjali will uns ermahnen, wie wir zum Höchsten kommen und uns abhalten uns zu sehr mit dieser Welt zu identifizieren.

In dieser Welt ist alles Leiden

Vers 15:

ऩणयिाभताऩसस्कं ायदु्खगै ियु वणृ त्तणवयोधाच्च दु्खभ ए् व सवं णववणे कन् ॥ १५॥
parinamatapasanskaraduhkhairgunnavritti - virodhaccha duhkham eva sarvan vivekinah

Menschen mit Unterscheidungskraft erkennen, dass zwischen der Vergänglichkeit, neuen Wünschen und Konflikten, zwischen den Eigenschaften der Natur und den Gedanken, alles leidhaft ist.

Sarvan dukhan vivekinah bedeutet von Menschen mit Unterscheidungskraft. Buddha hat gesagt: „Alles Leben ist leiden“. Das ist die erste, der vier edlen Wahrheiten des Buddha. In dieser Welt ist alles Leiden, sagt Patanjali. Er hat vorher gesagt, je nachdem ob wir lasterhaft oder tugendhaft gehandelt haben, gibt es Vergnügen und Schmerz. Man könnte sagen, verhalte ich mich immer tugendhaft ist es immer schön. Für Menschen mit Unterscheidungskraft gibt es nicht wirklich etwas, was man wirklich will. Man könnte sagen, mehr Geld zu haben ist schön, weniger Geld zu haben, ist weniger schön. Verhalte ich mich tugendhafter, vielleicht bekomme ich mehr Geld. Aber ist mehr Geld zu haben, wirklich schön.

Beispiele

Wenn du mehr Geld hast, gibt es vielleicht Neider, andere wollen etwas von dir haben. Vielleicht machst du dir Sorgen, ob deine Kinder sich später ums Geld streiten werden. Oder du fragst dich, ob die Menschen wegen des Geldes bei dir sind, oder sind sie bei mir, weil sie mich wirklich gern haben. Liebt meine Frau/Mann mich wirklich oder nur das Geld.

Vielleicht kannst du mit dem vielen Geld nicht umgehen und fängst an egoistisch zu sein, das ist dann lasterhaft und es gibt negative Konsequenzen. Patanjali sagt, alles äußere ist Leiden. Ein Mensch der Viveka hat, erkennt das auch. Vergänglichkeit, alles was ein Anfang hat, hat ein Ende. Deshalb baue auf nichts äußeres.

Angenommen du hast eine Yogaschule aufgebaut. Es gibt keine Garantie, dass sie dauerhaft so weiter gehen wird. Kann sein das der Vermieter die Miete erhöht, oder wegen Eigenbedarf kündigt. Es kann sein, das neben dir jemand ein Super Yoga Studio aufbaut. Es kann sein, das deine Eltern pflegebedürftig werden und du dich verpflichtet fühlst und du nicht mehr so viel Zeit für die Yoga Schule hast.

Dein Arbeitsplatz ist nicht sicher, die Firma kann pleite gehen, es kann sein, dass dein Beruf nicht mehr gebraucht wird. Die Mehrheit der Berufe, die es vor 50 Jahren gegeben hat, gibt es nicht mehr. Der Setzer im Druckgewerbe, der Lithograph usw. Wir wissen nicht was künftig ist. Deine Kinder werden langsam älter werden und die Beziehung zu dir, wird eine andere sein. Dein Partner und auch du wirst dich verändern, dein Körper, deine Psyche werden sich verändern.

Zweitens sind neue Wünsche. Wenn du etwas hast, willst du mehr haben. Es gibt eine gewisse Konstante bezüglich Geldes. Die Mehrheit der Menschen denken, wenn sie mehr als 60% mehr Geld hätten als jetzt, wären sie glücklich. Wenn sie erst einmal diese 60% haben, denken sie wieder 60% mehr wäre schön. Angenommen du hast das neueste Smartphone. Ein Jahr später kommt das Neue raus. Du denkst, das müsste ich eigentlich haben. Angenommen ich kauf es mir, obwohl mein altes noch gut geht, will ich in einen halben Jahr wieder ein neues haben. Also rentiert es sich nicht, mir ein neues zu kaufen, solange ich nicht wirklich einen guten Grund habe.

Wenn du einen Wunsch erfüllt hast, willst du mehr haben. Bekommst du die Wohnung die du wolltest, willst du plötzlich den Teppich, Gardinen, Kacheln im Bad, Schrank wechseln usw. Die Kette geht endlos weiter.

Nach dem Wünschen können Konflikte kommen. Der Partner will Kacheln rot, dein Kind will Holz haben, du würdest gern ins Allgäu in den Ashram, dein Partner in den Ashram an der Nordsee, das Kind nach Bad Meinberg usw.

Es gibt Konflikte in der Natur und den Eigenschaften der Natur und den Gedanken.Du magst einiges wollen und es ist in der Natur nicht möglich. Es geschehen Dinge in der Natur, mal ist das Wetter schön, mal nicht. Du bekommst auch nicht alles was du gern hättest. Sarvan dukhan vivekinah. Versuch glücklich zu sein, indem das du das äußere arrangierst, funktioniert nicht.

Du magst dich tugendhaft verhalten, um gutes Karma zu erzeugen, du magst dich geschickt verhalten im Beruf, in Kommunikation, liebevoll zu sein, der Verantwortung gegenüber deinen Eltern gerecht zu werden usw. Das ist alles keine Garantie, dass sich alles gut arrangiert. In dieser Welt gehört Dukha, Leiden dazu. Denke nicht das du Leiden vermeiden kannst, durch geschicktes Handeln.

Künftiges Leid sollte vermieden werden

Vers 16:

हमे ं दु्खभ अ् नागतभ ॥् १६॥
heyan duhkham anagatam

Künftiges Leid sollte vermieden werden.

Identifiziere dich nicht mit dem Gesehenen

Ohne Identifikation kein Leiden

Vers 17:

द्रष्टृदृश्ममो् समं ोगो हमे हते ्ु ॥ १७॥
drashtridrishyayoh sanyogo heyahetuh

Die zu vermeidende Ursache des Leidens, ist die Identifikation des Sehers, mit dem Gesehen.

Solange du dich identifizierst mit dem Körper, gibt es Schmerzen. Denn der Körper erzeugt Schmerzen und unterschiedliche Erfahrungen. Solange du dich identifizierst mit deiner Rolle als Vater, Kind, Yogalehrer, Musiker, Verkaufsleiter usw. gibt es Leiden. In all diesen gibt es Vergänglichkeiten, gibt es neue Wünsche und Konflikte. Hör auf dich zu identifizieren um Dukha zu vermeiden. Vermeide Asmita und erkenne wer du wirklich bist.

Beim nächsten Mal geht es weiter mit Karma, Sinn des Lebens und spirituelle Lebenseinstellung Teil II, Mehr zu diesen und anderen Kommentaren findest du in meinem Buch „Die Yoga Weisheit des Patanjali für Menschen von heute“.

Seminare zum Thema Yoga Sutra findest du bei Yoga Vidya. Es gibt auch eine 9-tägige Weiterbildung zum Thema Raja Yoga. Es gibt Wochenendseminare zum Raja Yoga 2. Dort kannst du mehr lernen zum 2. Kapitel vom Yoga Sutra. Oder du kannst auch eine Yogalehrerausbildung bei Yoga Vidya machen.Alle Informationen auf den Yoga Vidya Internetseiten.

Video - Karma Yoga und Raja Yoga spirituelle Lebenseinstellung

Im Yoga Sutra 2. Kapitel Verse 12-23 beschreibt Patanjali eine spirituelle Lebenseinstellung gegenüber Schicksal, Alltag und die damit zusammenhängenden Herausforderungen. Hier zwei Videovorträge dazu:

Karma Yoga Lebenseinstellung - Yoga Sutra II 12-17

Karma - Sinn im Leben - spirituelle Lebenseinstellung

Finde den Sinn des/deines Lebens

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -

Kommentar des Yoga Sutras von Patanjali, 2. Kapitel, Vers 18 - 23

Das Wahrgenommene besteht aus den drei Gunas

Vers 18:

प्रकाशणिमाणस्थणतशीरं बतू णेिमात्मकं बोगाऩवगाथय ं दृश्मभ ॥् १८॥
prakashakriyasthitishilan bhootendriyatmakan bhogapavargarthan drishyam

Das Gesehene, das aus den Eigenschaften der Natur Sattva, Rajas und Tamas besteht, wird erfahren durch die Wechselwirkung zwischen den Elementen und den Sinnesorganen.

Es existiert zum Zweck der Erfahrung und der Befreiung des Menschen. Das Gesehene heißt das Wahrgenommene. Und das Wahrgenommene besteht aus den drei Eigenschaften der Natur:

Es wird erfahren zwischen der Wechselwirkung zwischen Elementen und Sinnesorganen. Was du also siehst ist nicht das Universum, sondern ist die Wechselwirkung zwischen den Sinnesorganen und Universum. Wenn du mich jetzt sehen kannst, siehst du mich in einem gelben Hemd. Was ist gelb? Gelb ist in deiner eigenen Psyche. Du siehst nur etwas, ein Bild. Du siehst nicht wirklich gelb, das sind irgendwelche Lichtwellen die davon ausstrahlen. Diese gehen in dein Auge und das interpretiert deine Psyche als gelb.

Rot ist auch nicht wirklich eine Farbe, sondern Lichtwellen die interpretiert werden als rot. So ist das was du wahrnimmst, nichts objektives, sondern Wechselwirkung von Elementen und deinen Sinnen. Das ist manchmal hilfreich. Sei dir bewusst, dass was du wahrnimmst ist nicht so wie du es wahrnimmst. Du nimmst etwas wahr, was eine Wechselwirkung ist, zwischen Welt und Sinnen.

Besonders wichtig, es existiert zum Zweck der Erfahrung und der Befreiung des Menschen. Bhoga in dem Fall, Erfahrung. Apavarga heißt hier, für die Befreiung des Erfahrenden.

Die Gunas für Nicht Identifikation nutzen

Vers 19:

णवशषे ाणवशषे णरङ्गभात्राणरङ्गाणन गिु ऩवाणयि ॥ १९॥
visheshavisheshalinggamatralinggani gunnaparvani

Die Zustände der drei Gunas, sind grob, fein, manifest und unmanifest.

Das Universum besteht aus drei Gunas: Sattva, Rajas, Tamas. Es gibt sie grob im Äußeren, es gibt subtile. Mal ist es offensichtlich, mal weniger offensichtlich. Du kannst lernen, dich mit den Gunas nicht zu identifizieren. Anstatt zu sagen, er hat mich so ärgerlich gemacht, sondern meine Psyche ist in Rajas. Anstatt zu sagen, ich habe überhaupt keine Lust, kannst du sagen, meine Psyche ist gerade in Tamas. Anstatt zu sagen, mir geht es so gut, kannst du sagen, meine Psyche ist in Sattva.

Die Sache im Sattva, Rajas, Tamas zu sehen, hilft dich nicht zu identifizieren. Im Ayurveda gibt es die nicht wertenden Begriffe Vata, Pitta, Kapha.

Wenn du merkst du bist gerade gemütlich drauf, Kapha. Bist du voller Tatendrang und du willst etwas umsetzen, heißt Pitta ist gerade stark. Bist du ärgerlich ist gerade Pitta stark. Wenn du schöne viele Ideen hast, mein Vata ist gerade aktiv. Wenn du nicht schlafen kannst, ist Vata gerade übersteuert. Dann reduziere dein Vata. Nicht du bist ängstlich, nervös, gestresst, sondern dein Vata ist übersteuert. Nicht zu sagen, ich bin gereizt, ist Pitta stark. Pitta reduzieren, Ölmassage, kaltes Wasser, Tiefenentspannung, Mantrasingen. Dann ist alles wieder in Ordnung.

Indem Patanjali von den Gunas spricht, hilft das sich weniger zu identifizieren.

Der Wahrnehmende ist Bewusstsein an sich

Du bist reines Bewusstsein

Vers 20:

द्रष्टा दृणशभात्र् शद्धु ोऽणऩ प्रत्यमानऩु श्म् ॥ २०॥
drashta drishimatrah shuddhopi pratyayanupashyah

Der Sehende - der Wahrnehmende - ist Bewusstsein an sich und obwohl er rein ist, scheint er durch den Geist zu sehen.

Du selbst bist Bewusstsein an sich. Es scheint so, als ob du über die Psyche wahrnimmst. Wenn du etwas wahrnimmst, ist das nicht neutrale Wahrnehmung, sondern das wird sofort interpretiert. Zum Beispiel siehst du eine Blume und sagst nicht Blume, sondern schöne Blume. Oder der Chef hat etwas gesagt, sondern dieser blöde Chef war unverschämt. Die Psyche färbt alles. Die Psyche schafft auch eine emotionale Reaktion. Das zu erkennen, dass die psychische Reaktion auch da ist, du nicht die psychische Reaktion bist. Das ist wichtig.

So kannst du sagen, da ist ein Mensch, der was gesagt hat und das hat die Wirkung auf meine Psyche. So kannst du sagen, ich bin das unsterbliche Selbst.

Die Welt ist da für das Bewusstsein

Vers 21:

तदथ यएव दृश्मस्यात्मा ॥ २१॥
tadarth eva drishyasyatma

Das Gesehene ist für den Sehenden da.

Das was jetzt geschieht in dieser Welt hat einen Grund. Es ist für das Bewusstsein da, für Atman, für das Selbst. Mit anderen Worten. Auch die relative Welt hat einen Sinn. Sie ist für dich und jeden anderen da. Die Welt ist da für das Bewusstsein in allen Wesen.

Erkenne die Welt ist eine Illusion

Vers 22:

कृ ताथ ं प्रणत नष्टभप्यनष्ट ं तदन्यसाधायित्वात ॥् २२॥
kritarthan prati nashtam apyanashtan tadanyasadharannatvat

Die Prakriti wird für den, der sein Ziel erreicht hat, unwirklich. Da sie für die anderen allgemein ist, existiert sie für die anderen weiter.

Was passiert eigentlich, wenn ich Kaivalya erreicht habe, Moksha die Befreiung und ich meinen physischen Körper verlasse?

Dann löst sich der physische Körper auf und der Astralkörper. Ich bin Eins mit dem Unendlichen. Was passiert mit den Anderen. In dem Moment wo du aus dem Traum aufwachst, ist der Traum für dich unwirklich geworden. Hast du dir schon einmal überlegt, was passiert mit den Anderen in meinem Traum?

Patanjali sagt, wenn du aus dem Traum aufwachst, geht der Traum für die Anderen weiter. Wenn du die Gottverwirklichung erreicht hast, wenn die Welt dir die Erfahrungen gegeben hat, die du brauchtest um die Gottverwirklichung zu erreichen. Dann trittst du raus aus dieser Welt und erkennst, die Welt war eine Illusion, eine Täuschung, ein Traum und du bist erleuchtet.

Vielleicht wirst du wieder in die Welt zurückgehen, als lebendig Befreiter, Jivanmukta und anderen helfen. Vielleicht inkarnierst du ein paar Mal als Vollkommener der weiter anderen hilft oder als Bodhisattva. Aber irgendwann kommst du raus und erfährst dich, als das Unendliche.

Erkenne den Sinn des Lebens

Vers 23:

स्वस्वाणभशक्त्यो् स्वरूऩोऩरणब्धहते ्ु समं ोग् ॥ २३॥
svasvamishaktyoh svaroopopalabdhihetuh sanyogah

Der Zweck der Verbindung von Purusha und Prakriti ist, das Purusha Bewusstsein seiner wahren Natur erlangt und die Kräfte erkennt, die in ihm und Prakriti liegen.

  • Warum gibt es überhaupt die Prakriti, die Natur?
  • Warum gibt es das Universum?
  • Warum geschieht das was geschieht?

Purusha das Bewusstsein, seine wahre Natur erlangt. Purusha will zurückkehren zu Moksha, zur Erleuchtung oder auch zu Kaivalya, zur Befreiung. Was auch immer geschieht, soll dir helfen, zur Befreiung zu kommen.

Wenn dein Partner dich das nächste Mal ausschimpft, ist das nicht weil er/sie unverschämt ist, er/sie eine schlechte Kindheit hatte, du dich falsch verhalten hast. Sondern diese Erfahrung soll dir helfen, zur Erleuchtung zu kommen, zu Moksha.

In einem vorhergehenden Vers hat Patanjali gesagt, das Universum dient dem Zweck der Erfahrung. Purusha geht in diese Welt, um Erfahrungen zu machen. Im Gesetz der Evolution und Gesetz des Karmas heißt es, wir müssen jede wichtige Erfahrung machen.

Beispiel

Warum gehst du ins Kino. Man könnte sagen, um etwas zu erleben, etwas zu erfahren. Natürlich um wieder raus zu gehen. Das würde Moksha entsprechen. Zusätzlich möchtest du etwas lernen. Das gehört auch dazu, du bist hier um etwas zu lernen. Du könntest auch sagen, du gehst ins Kino um nachher etwas bewirken zu können, um Inspirationen zu bekommen. Aber er sagt, wir sind hier um etwas zu erfahren und zur Befreiung zu kommen. Das Universum gibt dir all die Erfahrungen, die dir helfen zur Befreiung zu kommen. Wie kommst du dort hin? Indem du eine Menge lernst.

Der Zweck von Purusha und Prakriti ist, das Purusha Bewusstsein seiner wahren Natur erlangt, Moksha, Erleuchtung - auch Kaivalya. Diese Kräfte erkennen, die in ihm und Prakriti liegen. Kräfte erkennen und entfalten.

Fünffacher Sinn im Leben

Wir sind auch in diesem Universum um etwas zu bewirken. Es gibt auch andere. So sind wir Teil des Bewirkens in dieser Welt. Ich nenne das gern, den fünffachen Sinn im Leben.

Wir sind hier um zu lernen, um Erfahrungen zu machen um zur Erleuchtung zu gelangen, das heißt erleben. Auch um etwas zu bewirken und uns zu entfalten. Bei Yoga Vidya ist der Slogan: „Yoga erleben“.

Wie sollten wir ein spirituelles Leben leben?

Asanas, Pranayama und Meditation helfen uns unser Bewusstsein zu erweitern

Wir sollten davon ausgehen die Erleuchtung zu erlangen, langfristig die Befreiung. Was auch immer wir tun, wir wollen es so tun, dass es uns für die Erleuchtung hilft.

Wir wollen immer neues lernen und mit neuem konfrontiert werden und das was uns das Leben bringt, bewusst erfahren. Wir wollen etwas Gutes bewirken und dich fragen, was ist deine Aufgabe? Wie kann ich bewirken, was ich bewirken soll? Wir wollen unsere Kräfte und Fähigkeiten entfalten, spirituelle Fähigkeiten.

Durch Asanas, Pranayama können wir an unserem Prana arbeiten und mit Chakras unsere Bewusstseinsebene erweitern. Aber auch weltliche Fähigkeiten zum Beispiel bessere Video Schnitte machen mit einer Flugdrohne, gute Ayurveda Seminare geben und so weiter.

Dinge die wir bisher nicht konnten, aktiv anzugehen. Das ganzheitliche Yoga, wie es Patanjali im 3. Kapitel beschreibt, wo es darum geht Kräfte zu entfalten. Es ist kein gemütliches Zurückziehen aus dem Leben, sondern es ist ein intensives leben. Entfalte deine Kräfte, bewirke Einiges, erfahre bewusst und erreiche Erleuchtung.

Was das Schicksal uns bringt, hilft dass wir zur Erleuchtung kommen. Du kannst dich fragen, egal was kommt, ob es etwas Großartiges ist oder Schlimmes. Wie hilft mir das, zur Befreiung? Was lerne ich daraus? Manchmal hat man sich in etwas verrannt, ist nicht beständig, oder meine Identifikation führt zu Problemen. Manchmal lernt man, es ist nicht so gut, so mit Menschen umzugehen. Manchmal ist der Sinn der Erfahrung, dass man es erfährt. Manchmal fragt man sich, warum geschieht mir das. Das geschieht manchmal, damit ich diese Erfahrung mache.

Beispiele - persönliche Erfahrungen von Sukadev

Irgendwann habe ich an dem Yoga Vidya Asana Buch gearbeitet und hatte überlegt, wie suche ich die Übungen heraus zum Hexenschuss. Ich hatte seit der Jugend keine Erfahrung. Ich wusste von Teilnehmern was da hilft. Da hatte ich das erste Mal in meinem Erwachsenen Leben einen Hexenschuss und konnte es ausprobieren. Warum ist mir das passiert? Damit ich es selbst erfahre und genauer beschreiben kann.

Manche die etwas aufgebaut haben, erleben einen Verrat, mit dem sie es aufgebaut haben. Der belügt, verlässt oder betrügt, hält sich nicht an die Absprachen. Warum passiert das? Vielleicht um zu erfahren, wie ist das, im Stich gelassen zu werden oder um nachher mehr zu bewirken. Oder man kann Anderen die im Stich gelassen werden, oder einen Hexenschuss haben, besser raten.

Was soll mich veranlassen, aktiv zu werden, was ist meine Aufgabe, was soll ich in dieser Situation bewirken? Welche besonderen Fähigkeiten werden jetzt von mir gefordert oder sollte ich jetzt einsetzen. Hier musst du schauen, dass du dich nicht identifizierst mit deinem bisherigen Selbstbild.

Ich habe mich früher gern definiert mit meinen geistigen Wissenschaften und einer der kein Interesse an Computern hat. Da hat Swami Vishnu Devananda mich in ein Zentrum geschickt, wo es nur einen Computer gab und der war sehr wichtig. Ich musste meine Identifikation aufgeben, dass ich keinen Geist für Computer hatte. Ich habe festgestellt, dass ich sogar ein gewisses Talent habe und schnell lernen kann.

Ich kannte eine, die hat die 2-jährige Yogalehrer-Ausbildung gemacht und sie wollte keine Unterrichtsproben geben. Sie sagte, als Yogalehrerin tauge sie eh nicht, da macht es keinen Sinn Unterrichtsproben zu geben. Ich habe sie mühsam überzeugt. Sie wurde eine der beliebtesten Lehrer bei Yoga Vidya, insbesondere eine vorzügliche Hatha Yoga Lehrerin. Beschränke dich selbst auch nicht, sondern schaue, was sich in dir bewirken will.

Zum einen Schicksal kommt, um dich zur Erleuchtung zu führen, dass du etwas lernst, erfährst und bewirken kannst. So kannst du auf das Schicksal reagieren und aktiv gestalten. Du kannst alles tun, um zu Moksha zu gelangen und spirituelle Praktiken üben, in den Satsang gehen, ein sattviges Leben führen.

Du kannst aktiv neue Herausforderungen suchen, um deine Kräfte zu entfalten. Du kannst bewusst durchs Leben gehen und bewusst erfahren und schauen was du bewirken kannst, zum Wohl Anderer. So lebst du ein gutes, intensives und schönes Leben.

Mehr zu diesen und anderen Kommentaren findest du in meinem Buch „Die Yoga Weisheit des Patanjali für Menschen von heute“.

Seminare zum Thema Yoga Sutra findest du bei Yoga Vidya. Es gibt auch eine 9-tägige Weiterbildung zum Thema Raja Yoga. Es gibt Wochenendseminare zum Raja Yoga. Dort kannst du mehr lernen zum 2. Kapitel vom Yoga Sutra. Oder du kannst auch eine Yogalehrerausbildung bei Yoga Vidya machen. Weiter Informationen auf den Yoga Vidya Internetseiten.

Video - spirituelle Lebenseinstellung - Fünffacher Sinn im Leben

- Yogasutra II 18-

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Siehe auch

Literatur

Weblinks

Literatur

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