Tatendrang
Tatendrang ist der Wunsch, Arbeiten und Projekte voranzubringen und hiermit Nützliches zu verwirklichen.
Tatendrang ist die innere Energie etwas zu unternehmen. Tatendrang ist insbesondere hilfreich, um Gutes zu bewirken. Wer Yoga und Meditation übt, bekommt mehr Energie und Inspiration. Das führt oft auch zu mehr Tatendrang. Yoga und Meditation machen den Menschen somit nicht notwendigerweise ruhiger und gemütlicher, sondern eventuell auch aktiver. Zwar verhelfen Yoga und Meditation zu mehr Gelassenheit - oft genug aber auch zu neuem Tatendrang.
Yoga und Meditation helfen, aus fremdbestimmtem zwanghaften Denken und Handeln auszubrechen - und helfen, aus innerer Inspiration und Mitgefühl Energie und Kraft für Engagement zu bekommen. Ein solcher Tatendrang kann viel bewirken.
Allerdings wird man nur dann erfolgreich sein, wenn man auch Durchhaltevermögen hat. Dann gilt es, die eigene innere Stärke zu trainieren, indem man trotzdem weiter macht. Was ist Tatendrang? Woher stammt das Wort? Wozu ist Tatendrang gut? Was sind Synonyme, was das Gegenteil von Tatendrang ? Umfangreicher Artikel mit Vortragsvideo und Tipps.
Tatendrang als hilfreiche Tugend
Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz
Tatendrang ist eine wunderbare Tugend und Eigenschaft. Eine Eigenschaft, die jeder Mensch hat, zu unterschiedlichen Zeiten in unterschiedlichem Maße. Der Mensch ist ein Wesen, das etwas tun etwas (er)schaffen möchte. Schon Babys wollen etwas tun - auch sie haben einen gewissen Tatendrang. Sie bewegen Arme und Beine und greifen etwas, werfen es hin, lächeln und betreiben somit Kommunikation. Und wenn Kinder etwas bewegen können, freuen sie sich. Der Mensch hat Tatendrang, manche haben mehr Tatendrang als andere. Tatendrang ist etwas Gutes.
Wichtig ist, dass man seinen Tatendrang auch kultiviert und kanalisiert. Ein Tatendrang, der in eine Richtung geht, die in eine Sackgasse mündet, ist nicht hilfreich. Und so braucht Tatendrang eine gewisse Vorsicht, eine gewisse Umsicht, eine gewisse Systematik und Ordnung. Das ist wichtig, dass du diesen Aspekt verstehst, insbesondere vor dem Hintergrund der Kommunikation mit anderen Menschen.
Menschen sind selten von Natur aus faul. Vielleicht gibt es enige Ausnahmen. Und wenn du jetzt denkst: "Sukadev hat keine Ahnung, ich bin umgeben von faulen Menschen", dann kann es auch sein, dass du oder jemand anderes Menschen abbremst. Der Mensch hat von Natur aus einen Tatendrang, der Mensch will tätig sein, der Mensch will etwas tun, der Mensch will etwas bewirken.
Du kannst jetzt sagen: "Aber ich will jetzt momentan gar nichts bewirken, ich bin einfach nur müde, ich will mich ausruhen." Klar, es gibt Phasen, da muss man sich ausruhen, es gibt Phasen, da muss man sich regenerieren. Letztlich unterliegt die Welt einem immerwährenden Rhythmus: Leben ist Rhythmus, auf Tag folgt Nacht, auf Nacht folgt Tag, auf Sommer folgt Winter, auf Winter folgt Sommer. Dementsprechend musst du dich manchmal regenerieren und dann hast du wieder neuen Tatendrang.
Das ist übrigens auch der Grund, warum Yoga so gut ist. Wenn du dir jeden Tag eine halbe oder eine Stunde Zeit nimmst für Yoga und Meditation - oder vielleicht sogar mehr - dann hast du immer eine Zeit der Ruhe und du bekommst neues Prana, neue Lebensenergie. Und wenn du neues Prana, neue Energie hast, dann geht das auch mit dem Tatendrang sehr viel leichter.
In diesem Sinne, wenn du mal weniger Tatendrang spürst, dann überlege: "Was kann ich tun, um mehr Energie zu haben?" Oder du kannst auch überlegen: "Was müsste ich tun, um wieder mehr Freude zu haben? Was müsste geschehen, dass die Dinge mit mehr Intensität tun kann? Wie kann ich meinen Tatendrang wieder fließen lassen?" Du hast Tatendrang, deine Mitmenschen haben Tatendrang und es gilt, diesen Tatendrang fließen zu lassen und in die richtige Richtung zu lenken.
Natürlich, wie alle Tugenden hat auch Tatendrang seine Grenzen. Wenn Tatendrang in Hektik und Aktivismus mündet und vielleicht noch dazu blinden Aktivismus, dann bringt er nichts. Tatendrang muss verbunden werden mit Umsicht und auch mit Mitgefühl und braucht als Gegenpol auch immer wieder Entspannung, Gelassenheit, Ruhe und Muße.
Swami Sivananda über Tatendrang
Der indische Yoga Meister Swami Sivananda [1] empfiehlt, diese gute Eigenschaft auf jeden Fall zu entwickeln:
Tatendrang ist das Gegenteil von Schüchternheit. Ein Mensch voller Tatendrang versucht überallhin zu dringen wie die Luft. Der Scheue kann noch so intelligent sein, aber wenn er seine Schüchternheit nicht verliert, kann er keinen Einfluss auf andere ausüben.
Mit Tatendrang ist ein Mensch voller Abenteuer, sehr mutig, überaus kühn. Er ist aktiv und vermag anderen mit freundlicher Rede zu gefallen und ihre Herzen zu gewinnen. Er weiß, wie man in das Vertrauender Menschen eindringt und ihnen dient. Er kann niemals träge sein, arbeitet für sich, macht Pläne, spekuliert und will auf der Leiter des Glücks und in der Achtung der Welt aufsteigen.
Er ist sehr fröhlich, sehr freundlich und kann sich mit allen einlassen, auch mit Menschen verschiedenster Temperamente. Tatendrang ist notwendig, um Erfolg im Leben und in der Selbstverwirklichung zu erlangen. Man sollte sie zum höchsten Grad ausbilden. Wünsche dir inbrünstig diese Gewohnheit und versuche das Beste, um sie zu deinem vertrautesten Freund zu machen. Dann werden deine anderen nahen Freunde, das Unterbewusste und der Wille für dich arbeiten.
Mache dir ein klares gedankliches Bild von dem, was du willst. Tatendrang gibt dem Menschen Aktivität und ist auch für den spirituellen Menschen von Nutzen. Geschäftsleute sollten Tatendrang in reichem Maße entwickeln. Tatendrang ist von großer Bedeutung für alle. Copyright Divine Life Society
Tatendrang in Beziehung zu anderen Eigenschaften
In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und Persönlichkeitsmerkmale beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Tatendrang in Beziehung zu anderen Fähigkeiten und Verhaltensweisen sowie in Bezug auf Laster sehen kann:
Ähnliche Eigenschaften wie Tatendrang
Ähnliche Eigenschaften wie Tatendrang, also Synonyme zu Tatendrang sind z.B. Fleiß, Eifer, Strebsamkeit, Emsigkeit, Streben, Energie, Leidenschaft.
Ausgleichende Eigenschaften
Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Tatendrang übertrieben kann ausarten z.B. in Übereifer, Überschwänglichkeit, Übermut, Hektik. Daher braucht Tatendrang als Gegenpol die Kultivierung von Bedachtsamkeit, Umsicht, Zurückhaltung, Fassung, Geduld, Langmut, Besinnlichkeit, Besonnenheit, Kontenance.
Gegenteil von Tatendrang
Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Tatendrang, Antonyme zu Tatendrang :
- Positive Gegenteile von Tatendrang, man könnte diese auch als Gegenpole bezeichnen: Bedachtsamkeit, Umsicht, Zurückhaltung, Fassung, Geduld, Langmut, Besinnlichkeit, Besonnenheit, Kontenance
- Negative Gegenteile von Tatendrang, also Laster, negative Eigenschaften, sind z.B. Erstarrung, Lähmung, Abgestumpftheit, Desinteresse, Bequemlichkeit, Gleichgültigkeit, Lethargie, Passivität, Teilnahmslosigkeit
Tatendrang im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten
- Tatendrang gehört zur Tugendgruppe 2 Eifer, Fleiß, Konzentration, Intensität. Die wichtigsten Tugenden dieser Tugendgruppe sind Fleiß und Eifer
- Im Kontext des Persönlickeitsmodell der Big Five gehört Tatendrang zum Persönlichkeitsfaktor N0 Neurotizismus/Labilität niedrig: selbstsicher, ruhig, stabil, entspannt
- Im Persönlichkeitsmodell DISG gehört Tatendrang zur Grundverhaltenstendenz D - Dominanz, Durchsetzungsstärke
- Im Ayurveda zählt man Tatendrang zum Pitta Temperament bzw. Dosha.
Entwicklung von Tatendrang
Tatendrang kann man sehen als Tugend, als eine positive Eigenschaft. Vielleicht willst du ja Tatendrang in dir stärker werden lassen. Hierzu einige Tipps:
- Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Tatendrang zu kultivieren. Vielleicht kannst du nicht alle guten Eigenschaften auf einmal kultivieren. Aber es ist möglich, innerhalb einer Woche oder innerhalb eines Monats eine Tugend, eine Eigenschaft, stark werden zu lassen.
- Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Tugend, die Eigenschaft, Tatendrang kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein tatkräftigerer Mensch zu sein."
- Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Tatendrang ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt
- Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Tatendrang ".
- Am Tag wiederhole immer wieder eine Autosuggestion, Affirmation wie z.B.: Ich bin tatkräftig ".
Affirmationen zum Thema Tatendrang
Hier einige Affirmationen für mehr Tatendrang. Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr zu Funktion und Wirkungsweise von Affirmationen.
Klassische Autosuggestion für Tatendrang
Hier die klassische Autosuggestion:
- Ich bin tatkräftig
Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:
- Ich bin tatkräftig. Om Om Om.
- Ich bin ein Tatendrank Habender, eine Tatendrank Habende OM.
Entwicklungsbezogene Affirmation für Tatendrang
Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin tatkräftig " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:
- Ich entwickle Tatendrang
- Ich werde tatkräftig
- Jeden Tag werde ich tatkräftiger
- Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Tatendrang
Dankesaffirmation für Tatendrang
- Ich danke dafür, dass ich jeden Tag tatkräftiger werde.
Wunderaffirmationen Tatendrang
Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren:
- Bis jetzt bin ich noch nicht sehr tatkräftig. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Tatendrang entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
- Ich freue mich darauf, bald sehr tatkräftig zu sein.
- Ich bin jemand, der tatkräftig ist.
Gebet für Tatendrang
Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Tatendrang :
- Lieber Gott, bitte gib mir mehr Tatendrang
- Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein tatkräftiger Mensch werde
- Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Tatendrang mehr und mehr zum Ausdruck bringe
Was müsste ich tun, um Tatendrang zu entwickeln?
Du kannst dich auch fragen:
- Was müsste ich tun, um Tatendrang zu entwickeln?
- Wie könnte ich tatkräftig werden?
- Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Tatendrang
- Angenommen, ich will tatkräftig sein, wie würde ich das tun?
- Angenommen, ich wäre tatkräftig, wie würde sich das bemerkbar machen?
- Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Tatendrang kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als tatkräftiger Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?
Vortragsmitschnitt zu Tatendrang - Audio zum Anhören
Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Tatendrang, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden.
Siehe auch
Eigenschaften im Alphabet vor Tatendrang
Eigenschaften im Alphabet nach Tatendrang
Literatur
- Swami Sivananda: Göttliche Erkenntnis
- Swami Sivananda: Inspirierende Geschichten
- Swami Sivananda: Sadhana - Ein Lehrbuch mit Techniken zur spirituellen Vollkommenheit
- Sukadev Bretz, Ulrike Schöber: Der Königsweg zur Gelassenheit; 2014
- Meditation und Yoga von Autor: Harald Piron und Renaud van Quekelberghen (Hrsg.)
- Kurt A. Richter: Sich ändern-statt ärgern-Vom Umgang mit turbulenten Gefühlen
- Eckhart Tolle: Jetzt! Die Kraft des Jetzt.
Weblinks
- Meditation - Viele Infos und praktische Anleitungen
- Yoga Übungen
- Yogaschulen und Yoga Zentren
- Yoga Reisen
Seminare
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Psychologische Yogatherapie
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