Ruhe: Unterschied zwischen den Versionen

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==Intensive spirituelle Praxis für innere Ruhe==
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'''Niederschrift eines Podcasts (2014) von Sukadev'''
'''Niederschrift eines Podcasts (2014) von Sukadev'''
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Aktuelle Version vom 29. Juli 2023, 16:12 Uhr

Ruhe ist ein Zustand, in dem man durch nichts in seinem Seelenfrieden gestört wird: durch kein Geräusch und noch nicht einmal durch einen Gedanken, oder ein Gefühl.

Im Normalfall würde man auch sagen, dass Ruhe auch ein Zustand erholsamer Untätigkeit ist, das betrifft allerdings nur den physischen Körper. Ruhe im spirituellen Sinn bedeutet vielmehr innere Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es im Außen scheinbar mal trubelig zugeht und Emotionen und Gedanken einem nur so um die Ohren fliegen. Es geht darum in genau diesen Zeiten Ruhe zu wahren und im Grunde in jedem Augenblick Ruhe zu wahren.

Ruhe ist ein Wort mit vielen Bedeutungen. Ruhe ist das Aufhören der Bewegung. Ruhe ist das Aufhören aller Geräusche. Ruhe ist ein Zustand der Ordnung. Ruhe ist innere Ausgeglichenheit, Gleichmut, Gelassenheit. Ruhe bedeutet auch Muße, Erholung und Schlaf.

Ruhe und Aktivität sind zwei Pole im Leben des Menschen. Im Yoga lernt man, das Menschsein voll zu erleben. Durch Yoga erhält man die Fähigkeit, in die vollkommene Ruhe einzutauchen, dort Kraft zu tanken, um danach mit Energie und Elan intensiv tätig zu werden. Krishna sagt in der Bhagavad Gita: Samattvam Yoga Uchyate: Ruhe wird als Yoga bezeichnet. Und danach: Yoga Karmasu Kaushalam: Yoga ist Intensität und Geschick im Handeln.

Ruhe - eine Tugend. Was ist Ruhe ? Woher stammt das Wort? Wozu ist Ruhe gut? Was sind ihre Grenzen? Wie kann man sie kultivieren? Was ist das Gegenteil von Ruhe ?

In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und geistigen Eigenschaften beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Ruhe in Beziehung zu anderen Tugenden und geistigen Eigenschaften sowie in Bezug auf Laster sehen kann:

Wahre Ruhe in der Meditation

Artikel von Swami Sivananda

Die Ermüdung durch die Sinnesorgane (Indriyas) verlangt nach Ruhe. Deshalb tritt in rhythmischem Ablauf allnächtlich der Schlaf ein. Bewegung und Ruhe sind der Rhythmus des Lebens. Durch die Kraft der unbewussten Eindrücke (Vasanas) bewegen sich die Gedanken in den Pfaden der Sinne.

Tatsächlich ist ein traumloser Schlaf außerordentlich selten. Auch der Traum ist ein subtiles Werk der Gedanken. Deshalb gibt der Schlaf oft keine vollkommene Entspannung, die allein in der Meditation gefunden werden kann. Nur die Dhyana-Yogis, die sich ganz der Meditation hingeben, erlangen wirkliche Ruhe, da während der Meditation die Gedanken aus Mangel an gegenständlicher Ablenkung vollkommen konzentriert sind. In dieser vollkommenen Ruhe offenbart sich die ununterbrochene, ungestörte Seligkeit (Ananda). Man muss Meditation selbst erfahren haben, um dies zu verstehen.

In Benares lebt ein Hatha Yogi, der sich von dem Gesetz der Schwere befreien kann. Niemals schläft er des Nachts, sondern sitzt in Asana und schöpft aus der Meditation wirkliche Ruhe, ohne des Schlafs zu bedürfen. Zu Anfang seiner Übungen wird der Schüler diese Ruhe wahrscheinlich nicht voll genießen, da sich noch ein ernster Kampf zwischen dem Willen und dem bewußten Ich (Svabhava) abspielt, zwischen den alten Eindrücken (Samskaras) und den neuen, zwischen den alten und neuen Gewohnheiten, zwischen dem aufgeklärten Bewusstsein (Purushartha) und der vergangenen Haltung.

Die Gedanken widersetzen sich dem Neuen. Hat der Schüler den Zustand des Tat Twam Asi erreicht, das heißt hat er seine Gedanken geschwächt - die dritte Stufe (Bhumika Jnana) -, dann erfüllt ihn während der Meditation große Ruhe, und er wird in der Lage sein, seinen Schlaf allmählich auf drei bis vier Stunden täglich zu verkürzen.

Ruhe als hilfreiche Tugend

Auszug aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

Sukadev Bretz, Gründer und Leiter von Yoga Vidya, Yogalehrer, Meditationslehrer, spiritueller Lehrer, Seminar- und Ausbildungsleiter, Autor mehrerer Bücher. Sukadev Volker Bretz lernte 12 Jahre bei Swami Vishnu-devananda.

Über Ruhe gibt es verschiedene Aussagen, "Ruhe ist die erste Bürgerpflicht", "die Ruhe vor dem Sturm" und viele andere Sprichwörter enthalten dieses Wort "Ruhe". Ruhe ist erstmal die Fähigkeit, zu einem Ort zu kommen, wo es ruhig ist. Yogis sagen, tief im Inneren ist deine wahre Natur und diese wahre Natur ist jenseits aller Gedanken, jenseits aller Emotionen, jenseits aller Vorstellungen.

Wenn du in der Lage bist, diesen Pol in dir zu finden, der immer voller Ruhe ist, dann kannst du, egal, was passiert, immer wieder Kraft schöpfen. "In der Ruhe liegt die Kraft", sagt man so schön. Was heißen soll, wenn du in der Lage bist, dich von deinen Gedanken zu lösen, von deinen Emotionen zu lösen, von der Getriebenheit zu lösen und dafür ganz tief nach innen zu gehen, in dein eigenes Bewusstsein, dort findest du, Sat,- unendliches Sein, dort findest du Chid,- Wissen, Bewusstheit und dort findest du Ananda, die große Freude.

Diese Ruhe gibt dir alle Kraft, alle Energie, alle Freude. Und daher sagt Patanjali im Yoga Sutra auch: "Yogas Chitta Vritti Nirodha. Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Gedanken im Geist." Der nächste Vers ist: "Tadah Drashtu Svarupevasthanam. Dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen."

So kann man durchaus sagen, der Sinn des Yoga ist, die Gedanken zur Ruhe zu bringen. Der Sinn des Yoga ist es, zu dieser inneren Ruhe zu kommen, wo alle Kraft zu finden ist. Und im Yoga machen wir so vieles, um zur Ruhe zu kommen. Es gibt z.B. Sakshi Bhav, das Beobachterbewusstsein, oder heute wird gesagt,- Achtsamkeit, Achtsamkeitsmeditation.

Du lernst es, deine Gedanken zu beobachten, du lernst, deine Emotionen zu beobachten. Und dann machst du dir bewusst: "Ich kann Gedanken beobachten, ich kann Emotionen beobachten, also bin ich etwas anderes." Und dann wirst du bewusst: "Wer bin ich, der alles beobachtet?" Und wenn du dann tief in diese Frage hineingehst, "wer bin ich, der alles beobachtet", wirst du bewusst: "Ich bin nicht fassbar, ich bin nicht der Beobachter, ich bin, der ich bin."

Und in der vollständigen Ruhe, da ist das "Ich bin", und das "Ich bin" ist in der vollständigen Ruhe. Aber diese vollständige Ruhe ist keine Friedhofsruhe, es ist keine traurige Ruhe, sondern in dieser Ruhe ist Ananda, da ist Freude, da ist Wonne. Und aus dieser Ananda kommt auch Chid, im Sinne von Jnana, von Wissen, daraus kommt alle Erkenntnis und da kommt alle Energie her.

Und daher ist es gut, immer wieder in die Ruhe zu gehen. Es ist gut, jeden Tag etwas in die Ruhe zu gehen, z.B. über Asanas, Pranayama, also die Hatha Yoga Übungen. Es ist gut, mit Tiefenentspannung auch alle Energien zur Ruhe zu bringen.

Es ist gut, mit der Meditation seinen Geist zur Ruhe zu bringen. Und es ist gut, zwischendurch in die innere Ruhe zu gehen und alles zu beobachten. Schritt für Schritt bekommst du so mehr Gelassenheit, bekommst mehr Energie, bekommst mehr Freude und Liebe. Tatsächlich, in der Ruhe liegt die Kraft, denn Ruhe ist deine wahre Natur, Ruhe bist du wirklich. In der Ruhe bist du verbunden mit allem, in der Ruhe ist letztlich die vollkommene Einheit, in der Ruhe ist Gott.

Intensive spirituelle Praxis für innere Ruhe

Niederschrift eines Podcasts (2014) von Sukadev

Sukadev mit Swami Vishnu.jpg

Letztlich habe ich festgestellt, die Welt ist ungerecht und voller Leid, Ungerechtigkeit und Leid sind nicht abzuschalten. Ich kann zwar meine Reaktion darauf abschalten, aber befriedigend ist das nicht. Es muss etwas anderes geben. So bin ich auf eine spirituelle Suche gegangen, erst einmal um die Ungerechtigkeit in dieser Welt zu erklären. Ich bin dann auf ein Buch gestoßen von Thorwald Dethlefsen, "Das Leben nach dem Leben", und ein weiteres Buch "Das Erlebnis der Wiedergeburt". Und dort erschien mir, ja, da gibt es eine Erklärung für die scheinbaren Ungerechtigkeiten in der Welt. Es gibt einen Sinn im Leben - eben die Erfahrung des Höchsten. Und was auch immer geschieht, hilft einem, spirituell zu wachsen.

Und insbesondere vor dem Hintergrund der Reinkarnation, der Wiedergeburtslehre, erschien mir das logisch. Dann konnte ich auch akzeptieren, dass für Menschen auch ein Leben voller Leiden sein kann. Vor dem Hintergrund von Tausenden von Leben ist dann ein Leben eine Gruppe von Erfahrungen, aber eben nicht das einzige. Und Karma über viele Leben gelebt, kann die Ungerechtigkeiten der Welt relativieren. Ich habe weiter gedacht, ich muss mich einsetzen für das Gute, aber die Welt erschien nicht mehr so ungerecht. Und auch für mich selbst erschien dann die Welt eben als eine Herausforderung, das Schicksal als Chance und als bewusstes Annehmen der Aufgaben, die das Leben mir schenkt. Es war plötzlich eine ganz andere Perspektive.

Mit einem Mal war diese Frustration, das Ohnmachtsgefühl und der Ärger über die Ungerechtigkeiten in der Welt wie weggeblasen. Ich dachte dann natürlich, ich müsste die ganze Welt davon überzeugen, insbesondere meine Verwandten - ich war ja erst sechzehn als ich zu diesen Büchern gekommen bin, sechzehn, siebzehn. Aber ich merkte dann auch, mein Leben war ausgerichtet, um das Höchste zu erfahren. So begann ich mit spiritueller Praxis, denn ich lernte auch in Büchern des Buddhismus, Büchern aus dem Yoga, aus der christlichen Mystik, Bücher aus der westlichen Esoterik. Dort bekam ich viele Hinweise für Praktiken. Und anhand eines Buches arbeitete ich an der systematischen Herrschaft über den Geist, denn Herrschaft über den Geist sollte ja dann zur höchsten Verwirklichung führen.

So nutzte ich Techniken, wie Affirmationen, Visualisierung, nutze Meditationstechniken und andere, auch Disziplinierung, man kann sagen, vom heutigen Standpunkt aus waren es vielleicht altmodische Bücher, aber es ging darum, den Geist zu disziplinieren. Eine interessante Technik war auch, systematisch tun, was der Geist nicht will, solange bis er es will. Es gehörte ein geregelter Tagesablauf dazu. Es gehörte dazu, kalt zu duschen, auch ohne sich vorher warm zu duschen. Es gehörte Fasten dazu, Beschränkung des Schlafes und auch im kleineren Sinne Belohnung und Bestrafung des Geistes für das, was er mitmachte oder auch nicht machte. Ich merkte so, es gelang mir bis zum einem gewissen Grad, den Geist unter Kontrolle zu bringen.

Ich konnte den Geist etwas ruhiger machen, ich konnte insbesondere den Ärger beherrschen, und ich lernte auch, andere Gefühlsregungen des Geistes zu beherrschen, und ich lernte auch, meine Wünsche zu beherrschen. Und ich lernte auch, dass ich durchaus mein Leben sehr genau meistern konnte. Aber mein Geist war trotzdem unruhig. Auch wenn ich Wünsche, Ärger und Ängste beherrschen konnte und mich dazu bringen konnte, Dinge zu tun, die ich nicht mochte, in der Meditation selbst waren umso mehr Gedanken da. In der Meditation erreichte ich keine wirklich ausreichende Tiefe. Und ich merkte dann auch, ich hatte weniger Energie für Engagement für das Gute in der Welt und für das, was ich sonst tun wollte. So kam ich dann zum Yoga. Im Yoga gab es dann eine intensive spirituelle Praxis, die aber weniger auf Herrschaft des Geistes, auf Disziplinierung ausgerichtet war, sondern spirituelle Praktiken, die Energie geben, die letztlich auch Freude und Inspiration geben.

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Ich praktizierte viel Meditation, intensive Atemübungen und Yogastellungen und über diese intensive spirituelle Praxis und letztlich auch Energie-Erweckungsphänomene und Kundalini-Yoga-Erweckungsphänomene wurde auch der Geist ruhiger in der Meditation, ich machte tiefe spirituelle Erfahrungen und hatte viel Energie im Alltag, auch einen klaren Geist. Da dachte ich, jetzt habe ich meinen Weg gefunden. In dieser Phase von spiritueller Euphorie, von tiefer Freude und letztlich auch einer Gelassenheit, die durch äußere Dinge nicht mehr aus der Ruhe zu bringen war, in dieser Phase dachte ich, so muss es nur weitergehen, dann folgt bald die Erleuchtung. Aus dieser tiefen Freude und Euphorie wurde ich dann schließlich auch zum Mönch, ich wurde Swami, und dachte: "Ja, so muss es jetzt weitergehen."

Die Energie, die ich hatte, setzte ich auch zum uneigennützigen Dienen ein, ich hatte ja auch eine Yogalehrerausbildung gemacht, ich wurde Mitarbeiter in Yogazentren, war inzwischen Schüler eines indischen Meisters, folgte ihm eben auch als Mönch. Dann aber nach einer Weile merkte ich, Emotionen und Gemütszustände kommen trotzdem wieder. Und das, was ich überwunden zu haben glaubte, kam irgendwann wieder. Und dann geschah es auch noch, dass ich mich verliebte. Und dann kamen andere Schwierigkeiten dazu und auch die Schwierigkeit, dieses Verliebtheitsgefühl wieder aus der Welt zu schaffen. Und so war ich am Überlegen, was gibt es vielleicht anderes. Und selbst wenn es gelang, den Geist zur Ruhe zu bringen, war das dann nach einer Weile doch ein mittelmäßiges Gefühl. Die Anfangseuphorie war vorbei.

Ich machte meine spirituellen Praktiken, ich hatte auch weiter Energie, konnte auch intensiv tätig werden, war ein sehr beliebter Yogalehrer und Unterrichtender, aber es war doch nicht das richtige Gefühl. Ich hatte inzwischen eben die meisten Wünsche unter Kontrolle. Ich hatte die meisten Emotionen unter Kontrolle, irgendwie gelang es mir dann auch, über diese Verliebtheitsgefühle hinauszuwachsen und meine Gelübde zu halten, aber dann war es dann trotzdem ein mittelmäßiges Gefühl. Mir gelang es, den Geist zur Ruhe zu bringen und die Mischung aus Kontrolle, aus den zuerst beschriebenen Übungen zur Geisteskontrolle und intensiver Praxis, aber dennoch, es war Mittelmäßigkeit und Mittelmäßigkeit mochte ich schon mal gar nicht.

Ich hatte ja von Hermann Hesse "Steppenwolf" und andere Bücher gelesen und das intensive Erleben durch intensive Pranayamapraxis war so auch nicht dauerhaft aufrecht zu halten. Ich war als Yogalehrer tätig, und ich habe festgestellt, anderen gelang es noch erheblich weniger, ihren Geist zu beherrschen. Wenige sagen, nach einigen Jahren der Übung, dass sie ihren Geist wesentlich besser unter Kontrolle haben als vor einigen Jahren. Die Fortschritte der Menschen auf dem spirituellen Weg sind in den ersten Monaten am größten. So kam ich zur Erkenntnis, dass letztlich das Bekämpfte, das Negierte, das Unterdrückte als Schatten einem entgegenkommt oder auch in Gestalt anderer Menschen. Und wenn man nicht im Mittelmäßigen hängenbleiben will, gilt es, damit anders umzugehen als es vertreiben zu wollen.

Vielleicht gibt es da auch etwas, was dir einiges sagen kann, vielleicht hattest du auch eine Phase von intensiver spiritueller Praxis, in der es so schien, als ob du deinen Geist unter Kontrolle bringst, wo Euphorie und spirituelle Freude, Liebe, Energie sich miteinander verbunden haben. Dann hast du vielleicht auch festgestellt, dass diese Phase irgendwann nicht mehr so weiterging. Mir war es immerhin dann gelungen, weiter diese stoische Gelassenheit als Grundemotion zu behalten, andere Emotionen zu kontrollieren, öfters durch intensive Praktiken auch wieder tiefe spirituelle Verbundenheit und Erfahrungen der Nähe Gottes zu machen, aber es war für mich eben nicht zufriedenstellend.

Oder bist du sogar zu dem Schluss gekommen, dass du auf dem spirituellen Weg nicht wirklich Fortschritte in der geistigen Beherrschung machst? Vielleicht bist du auch relativ neu auf dem Weg und du hörst das interessiert an, und auch das ist gut, denn es gibt viele Menschen, die diesen Weg gehen, auch viele Menschen, die ihn erfolgreich und befriedigend gehen und die feststellen, dass geregelte intensive Praxis, zusammen mit einer gewissen Herrschaft über Wünsche und Gewohnheiten, tiefe Erfahrungen bringen und dauerhaft auch zur höheren Verwirklichung führen. Wenn ich so meinen Weg betrachte, alles, was ich irgendwann mal gemacht hatte, würde ich nichts davon als Irrtum bezeichnen. Und auch wenn neue Aspekte in mein Leben getreten sind und neue Überzeugungen, sowohl für mich selbst wie auch zum Unterrichten, wurde immer das Alte, was ich bisher gemacht habe, integriert. Ich möchte keine Phase meines Weges missen, und was ich heute praktiziere, und was ich heute lehre, ist eine Integration dieser vielen Elemente.

Viveka Chudamani – Ruhe im Selbst, fühle dich frei

Sadguru Swami Sivananda - zu Lebzeiten befreit

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 153 von Sukadev Bretz -

Shankara schreibt: Wer das innerste nicht handelnde Selbst, welches frei von Anhaftungen ist von allen Sinnesobjekten trennt wie man einen Schilfhalm von einem Munjagras trennt, wer alles in diesem Selbst auflöst und im Selbst ruht, der ist befreit.

Befreie dich von der Vorstellung etwas zu brauchen

Befreie dich von den Sinnesobjekten. Was nicht heißt du musst dich von allen Sinnesobjekten lösen. Vielmehr heißt es, löse die Vorstellung von Ich von deinem Bewusstsein. Sei dir bewusst du brauchst nichts.

Du brauchst weder gute Nahrung noch brauchst du Anerkennung noch brauchst du eine freundliche Behandlung. Du bist das unsterbliche Selbst.

Beobachte deine Wünsche und Erwartungen

Erkenne immer wieder wie Wünsche kommen. Sei dir bewusst Wünsche sind Handlungsempfehlungen mit Energie. Wünsche sind deine Mitarbeiter, deine Diener, deine Kundschafter, deine Botschafter, usw.

Emotionen, Handlungsempfehlungen mit Informationen, mit Energie. Aber du bist das nicht. Löse dich davon. Du siehst Schönes. Du siehst weniger Schönes. Mögen und nicht mögen alles mag da sein. Aber löse dich davon. Wenn du das so gründlich erkennst das du wirklich das Selbst bist dann bis du befreit.

Lebe in diesem Bewusstsein. Mache es mindestens mal wieder heute. Beobachte wenn du irgendwo Wünsche hast. Beobachte wenn dort Emotionen sind. Beobachte wenn du Erwartungen hast. Beobachte dein Prana. All das kannst du beobachten.

Sei dir bewusst: Ich bin der Beobachter

Aber sei dir bewusst ich beobachte. Ich bin der Beobachter. Ich bin nicht das Beobachtete. Ich bin der Beobachter. Indem du diese Subjekt-Objekt Beziehung übst und indem du alle Wünsche und Gedanken und Emotionen als Mitarbeiter, Mitarbeiterinnen, Vorschläge und so weiter interpretierst bist du derjenige, der du wirklich bist.

Lass dich nicht zum Spielball von deinen Mitarbeitern, deinen Mitarbeiterinnen machen. Lass dich nicht zum Spielball von Emotionen und Gedanken und Wünschen machen. Erfahre dich als unsterbliches Selbst.

Viveka Chudamani - Bleibe in der Ruhe und Gleichmut in Lob und Tadel

Buddha - immer im Gleichgewicht

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 441 von Sukadev Bretz -

  • Wie reagierst du auf Lob oder Tadel?
  • Wie reagierst du, wenn Menschen dir große Anerkennung geben?
  • Wie reagierst du, wenn Menschen gegen dich lästern oder sogar Stimmung gegen dich machen?
  • Wie viel macht dir das aus?

Shankara rät dir Folgendes:

sādhubhiḥ pūjyamāne’smin pīḍyamāne’pi dur-janaiḥ |
sama-bhāvo bhaved yasya sa jīvan-mukta-lakṣaṇaḥ || 441 ||

Wessen Gemütszustand gleich bleibt, ob er von Guten verehrt oder von Bösen geplagt wird, gilt als zu Lebzeiten befreit.

Ich erzähle dir zwei Geschichten:

Geschichte von Buddha

Buddha hatte zu seinen Lebzeiten viele zu Mönchen oder Nonnen gemacht. Er hat sie inspiriert und viele haben ihr früheres Leben aufgegeben. Und da gab es einige Familienmitglieder, die das gar nicht toll fanden und den Buddha beschimpft haben. Sie haben ihn ein Jahr lang beschimpft, schlecht gemacht vor anderen und so weiter und der Buddha blieb ganz ruhig. Schließlich sagte ein Gegner: „Du hast noch nicht mal Selbstrespekt und ich beschimpfe dich schon so lange, du reagierst überhaupt nicht. Du sitzt da wie eine Statue.“

Und Buddha antwortete in größter Güte: „Wenn jemand dir etwas anbietet und du nimmst es nicht an. Wem gehört es dann?“ Der Mann antwortete: „Natürlich dem, der es schenken wollte. Wenn es abgelehnt wurde, dann gehört es weiter dem Gebenden.“ Buddha erwiderte: „Du hast mir Geschenke angeboten. Ich habe sie nicht angenommen.“

Geschichte vom großen Heiligen Eknath

Eine zweite Geschichte ist von einem großen Heiligen namens Eknath. Eknath war ein ganz großer Heiliger und er hatte einige Schüler. Die Schüler haben regelmäßig Paduka Puja gemacht, das heißt sie haben ihn verehrt, Pada Puja gemacht und ihm große Anerkennung gegeben. Sie haben ihm an Guru Purnima Blumen dargebracht und so weiter.

Eines Tages gab es einen anderen Menschen, der den Eknath ganz schrecklich fand. Er bespuckte ihn und sagte: „Du Bösartiger. Du Schlimmer.“ 108 Mal beschimpfte und bespuckte er ihn. Beim 108. Mal öffnete Eknath seine Augen besonders stark, er lächelte dem Mann besonders zu. Aus seinen Augen kam ein Licht heraus und der andere fiel in Samadhi.

Seine Schüler fragten ihn: „Was ist denn jetzt los? Warum hast du ihm Samadhi gegeben? Und uns, die wir dich die ganze Zeit so verehren, hast du kein Samadhi gegeben? Warum nicht?“

Eknath lächelte und meinte: „Er hat gemeint, was er gesagt hat. Er war voll konzentriert auf mich und so konnte ich ihm Samadhi geben.“

Kultiviere Gleichmut in Lob und Tadel

So sind die großen Meister und die großen Heiligen. Egal, was Menschen ihnen antun oder sagen, sie bleiben gleichmütig. Wie gleichmütig bist du? Wie gehst du mit Lob und Tadel um? Wie gehst du mit Respekt und mangelndem Respekt um? Lerne, es mehr gelassen zu sehen.

Ruhe und andere Tugenden

Ähnliche Eigenschaften wie Ruhe

Ähnliche Eigenschaften wie Ruhe, also Synonyme zu Ruhe sind z.B. Gelassenheit, Ausgeglichenheit, Geräuschlosigkeit, Entspannung.

Ausgleichende Eigenschaften

Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Ruhe übertrieben kann ausarten z.B. in Apathie, Gleichgültigkeit, Teilnahmslosigkeit, Trägheit. Daher braucht Ruhe als Gegenpol die Kultivierung von Eifer, Enthusiasmus, Euphorie, Begeisterung.

Gegenteil von Ruhe

Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Ruhe, Antonym zu Ruhe :

Ruhe im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten

Entwicklung von Ruhe

Ruhe kann man sehen als Tugend, als eine positive Eigenschaft. Vielleicht willst du ja Ruhe in dir stärker werden lassen. Hierzu einige Tipps:

  • Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Ruhe zu kultivieren. Du kannst nicht mehrere Tugenden auf einmal entwickeln. Aber es ist möglich, jede Woche eine Tugend, eine Eigenschaft, wachsen zu lassen.
  • Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Tugend, die Eigenschaft, Ruhe kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein ruhigerer Mensch zu sein.
  • Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Ruhe ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt.
  • Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Ruhe ". Mehr Möglichkeiten zu Affirmationen findest du weiter unten.
  • Am Tag wiederhole immer wieder eine solche Affirmation:
  • Ich bin ruhig.

Affirmationen zum Thema Ruhe

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Affirmationen für mehr Ruhe . Unter dem Stichwort "Affirmation" und "Wunderaffirmationen" erfährst du mehr darüber.

Klassische Autosuggestion für Ruhe

Hier die klassische Autosuggestion:

  • Ich bin ruhig.

Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:

  • Ich bin ruhig. Om Om Om.
  • Ich bin ein Ruhiger, eine Ruhige.

Entwicklungsbezogene Affirmation für Ruhe

Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin ruhig " - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:

  • Ich entwickle Ruhe.
  • Ich werde ruhig.
  • Jeden Tag werde ich ruhiger.
  • Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Ruhe.

Dankesaffirmation für Ruhe

  • Ich danke dafür, dass ich jeden Tag ruhiger werde.

Wunderaffirmationen Ruhe

Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren, die Sukadev Volker Bretz als Wunderaffirmationen bezeichnet:

  • Bis jetzt bin ich noch nicht sehr ruhig. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Ruhe entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
  • Ich freue mich darauf, bald sehr ruhig zu sein.
  • Ich bin jemand, der ruhig ist.

Gebet für Ruhe

Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Ruhe :

  • Lieber Gott, bitte gib mir mehr Ruhe.
  • Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein ruhiger Mensch werde.
  • Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Ruhe mehr und mehr zum Ausdruck bringe.

Was müsste ich tun, um Ruhe zu entwickeln?

Du kannst dich auch fragen:

  • Was müsste ich tun, um Ruhe zu entwickeln?
  • Wie könnte ich ruhig werden?
  • Lieber Gott, bitte zeige mir den Weg zu mehr Ruhe.
  • Angenommen, ich will ruhig sein, wie würde ich das tun?
  • Angenommen, ich wäre ruhig, wie würde sich das bemerkbar machen?
  • Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Ruhe kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als ruhiger Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?

Siehe auch

Eigenschaften im Alphabet vor Ruhe

Eigenschaften im Alphabet nach Ruhe

Literatur

Weblinks

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