Drashtri

Aus Yogawiki
Meditation hat stets was mit Beobachten zu tun.

Drashtri (Sanskrit: द्रष्टृ draṣṭṛ, Nom. Sg. द्रष्टा draṣṭā m.) wörtl.: "der Seher"; Beobachter, wahrnehmendes Subjekt. Im Yogasutra steht der draṣṭṛ im Sinne des purusha der Sankhyaphilosophie, d.h. der höchsten geistigen Wesenheit im Menschen.

Sukadev über Drashtri

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Drashtri

Drashta, auch Drashtri, heißt "der Sehende", "der Beobachter", "der Wahrnehmende". Drashta, also der Wahrnehmende. Da steckt der gleiche Wortstamm drin wie Darshan. Darshan heißt Sicht, Darshan heißt Vision, Darshan heißt Anschauung. Und Drashta oder Drashtri ist derjenige, der sieht, derjenige, der wahrnimmt. Im Yoga Sutra ist der dritte Vers: "Tada Drastuh Svarupe Vasthanam." Der zweite Vers den ersten Kapitels war: "Yogas Chitta Vritti Nirodhah. Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Gedanken im Geist." Und dann folgt eben der dritte Vers: "Dann ruht der Sehende, also Drashta, Drashtri, der ruht dann in seinem wahren Wesen." So geht es darum, dass du deinen Geist zur Ruhe bringst. Ist dein Geist zur Ruhe gebracht, dann erfährst du dich selbst. Solange der Geist viele Gedanken hat, identifizierst du dich mit den Gedanken. Das sagt Patanjali im Vers danach: "Vrittisarupyamitaratra. Ist der Geist nicht ruhig, dann identifiziert sich der Wahrnehmende mit seinen Gedanken." Du denkst, du bist gut gelaunt, du denkst, du bist schlecht gelaunt, du denkst, es ist alles gut, es ist nicht so gut, du identifizierst dich mit Stimmungen, du identifizierst dich mit Persönlichkeit und mit vielem anderen. Bringe deinen Geist zur Ruhe und dann bist du in deiner wahren Natur. Manchmal ist es schwierig, den Geist ganz zur Ruhe zu bringen. Auch dann kannst du dir bewusst machen: "Ich bin nicht die Gedanken, ich bin Drashta, ich bin der Wahrnehmende, ich bin der Beobachter."

Die ganzen Sakshi Bhav Techniken im Jnana Yoga wie auch die Vipassana Techniken im Buddhismus laufen ja darauf hinaus, dass du beobachtest. Du beobachtest, wie die Gedanken kommen, wie die Gedanken gehen. Du beobachtest, wie Empfindungen kommen und gehen. Und dann weißt du: "Ich bin nicht die Empfindungen, ich bin nicht die Gedanken. Ich bin Drashta, der Wahrnehmende." Mache dir immer wieder bewusst: "Ich bin nicht das Wahrgenommene und ich bin auch nicht die Gedanken, die ich auch wahrnehmen kann." Es gibt praktisch diese zwei Aspekte, es gibt die äußere Welt und es gibt die Gedanken im Geist. Die Gedanken im Geist sind ein Zusammenspiel von äußerer Welt und inneren Eindrücken und Neigungen, zu denken, und Samskaras usw. Drashta, der Wahrnehmende, nimmt die Gedanken wahr, der Wahrnehmende kann sich mit den Gedanken identifizieren, und die Gedanken spiegeln auf gewisse Weise die äußere Welt mal korrekter, mal weniger korrekt. Und Gedanken können natürlich auch aus sich selbst heraus entstehen. Drashta, der Wahrnehmende, ist sich dessen bewusst. Und so kannst du immer wieder einen Schritt zurückgehen und einen Moment lang amüsiert das Spiel des Geistes anschauen. Oder du kannst auch dir bewusst machen: "Ja, auf der einen Seite sind jetzt gerade die Gedanken aktiv, auf der einen Seite sind da gerade Emotionen und da ist gerade eine Stimmung. Aber tief im Inneren bin ich der Beobachter und tief im Inneren bin ich Satchidananda, Sein, Wissen und Glückseligkeit, tief im Inneren bin ich jetzt freudevoll. Und aus diesem Inneren heraus wird bald auch Freude wieder kommen und meinen Geist durchdringen. Tief im Inneren bin ich verbunden mit allen Wesen. Als Drashta sind wir alle eins." So kannst du also auf verschiedene Weise dich lösen von der Identifikation. Drashta heißt also "der Wahrnehmende", "der Beobachtende". Und Atma, dein höchstes Selbst, Purusha, deine wahre Natur, der wahre Mensch, letztlich das Bewusstsein, ist Drashta, Beobachter und Wahrnehmender.

Die Yoga Sutras von Patanjali

तदा द्रष्टुः स्वरूपे ऽवस्थानम् || 1.3 ||

tadā draṣṭuḥ sva-rūpe 'vasthānam || 1.3 ||

Dann ruht der Seher (Drashtri) in seiner Wesensidentität (Svarupa).


द्रष्टा दृशिमात्रः शुद्धो ऽपि प्रत्ययानुपश्यः || 2.20 ||

draṣṭā dṛśi-mātraḥ śuddho '-pi pratyayānupaśyaḥ || 2.20 ||

Der Seher (Drashtri) ist nichts anderes als die Energie der Schau (Drishi). Obwohl er in sich völlig rein (Shuddha) ist, sieht er durch die Erfahrung (Pratyaya).


तदर्थ एव दृश्यस्यात्मा || 2.21 ||

tadartha eva dṛśyasyātmā || 2.21 ||

Das Sichtbare (Drishya) existiert nur für diesen, d.h. den Seher (Drashtri).


Siehe auch

Literatur

Weblinks

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