HYP Jahresgruppe
Auf dieser Seite findest Du die in der Jahresgruppe Sanskrit - Lektüre der Hatha Yoga Pradipika erarbeitete Übersetzung der einzelnen Verse der Hatha Yoga Pradipika, eine Wort-für-Wort-Übersetzung mit einer Verlinkung aller Stichwörter zum Sanskrit Glossar, Auszüge aus dem Sanskritkommentar des Brahmananda, Anmerkungen und weiterführende Links.
Kapitel 1 Vers 1 : Einleitung
Versmaß: Indravajra
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Übersetzung
- Verehrung sei dem verehrungswürdigen Adinatha (d.h. Shiva), von dem die Wissenschaft des Hatha Yoga gelehrt wurde,
- die wie eine Leiter erstrahlt für den, der den äußerst erhabenen Raja Yoga zu erklimmen wünscht.
Wort-für-Wort-Übersetzung
- śrī-ādi-nāthāya : dem verehrungswürdigen (Shri) uranfänglichen Herrn, Beschützer, Gebieter (Adinatha)
- namaḥ : Verneigung, Verehrung (Namas)
- astu : sei (as)
- tasmai : diesem (Tad)
- yena : durch den (Yad)
- upadiṣṭā : gelehrt wurde (Upadishta)
- haṭha-yoga-vidyā : die Wissenschaft (Vidya) des Hatha Yoga
- vibhrājate : die erstrahlt (vi + bhrāj)
- pronnata-rāja-yogam : den äußerst erhabenen („hohen“, Pronnata) königlichen Yoga (Raja Yoga)
- āroḍhum : zu erklimmen (ā + ruh)
- icchoḥ : für den, der wünscht (Ichchhu)
- adhirohiṇī : eine Leiter (Adhirohini)
- iva : wie (Iva)
Erläuterungen
Der Kommentator Brahmananda erläutert das Wort rāja-yoga (Königs-Yoga) in diesem Zusammenhang im Sinne des höchsten Bewusstseinszustandes, der im Yogasutra als Asamprajnata (Samadhi) bezeichnet wird, und dessen Kennzeichen (Lakshana) das Zurruhebringen (Nirodha) jeglicher (Sarva) Fluktuationen (des Geistes, Vritti) ist: rāja-yogaś ca sarva-vṛtti-nirodha-lakṣaṇo ’saṃprajñāta-yogaḥ.
Kapitel 1 Vers 2 : Zweck des Hatha Yoga
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Übersetzung
- Nachdem er sich vor (seinem eigenen) verehrungswürdigen Lehrer und Schutzherrn verneigt hat,
- wird von Yogi Svatmarama die Wissenschaft des Hatha (Yoga) gelehrt, einzig zum Zwecke des Raja Yoga.
Wort-für-Wort-Übersetzung
- praṇamya : nachdem er sich verneigt hat (pra + nam)
- śrī-gurum : vor dem verehrungswürdigen (Shri) (eigenen) Lehrer, Meister (Guru)
- nātham : dem Schutzherrn (Natha)
- svātmārāmeṇa : Svatmarama
- yoginā : durch den Yogin
- kevalam : einzig, ausschließlich (Kevala)
- rāja-yogāya : zum (Zwecke des) königlichen Yoga (Raja Yoga)
- haṭha-vidyā : die Wissenschaft (Vidya) des Hatha (Yoga)
- upadiśyate : wird gelehrt (upa + diś)
Erläuterungen
Der Kommentator Brahmananda erläutert das Wort kevalam ("einzig") dahingehend, dass das wichtigste (Mukhya) Ergebnis (Phala) der Wissenschaft des Hatha Yoga allein (Eva) der (Zustand des) Raja–Yoga ist, und nicht (Na) die übernatürlichen Fähigkeiten (Siddhi): rāja-yoga eva mukhyaṃ phalaṃ na siddhayaḥ.
Kapitel 1 Vers 3 : Zweck des Hatha Yoga
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Übersetzung
- Denjenigen, die den Raja Yoga durch das Umherirren in der Dunkelheit vieler (Lehr-)Meinungen nicht kennen,
- schenkt Svatmarama, eine Quelle des Mitgefühls, die Leuchte des Hatha (Yoga).
Wort-für-Wort-Übersetzung
- bhrāntyā : durch das Umherirren, durch Verwirrung (Bhranti)
- bahu-mata-dhvānte : in der Dunkelheit (Dhvanta) vieler (Bahu) (Lehr-)Meinungen (Mata)
- rāja-yogam : (den) königlichen Yoga (Raja Yoga)
- ajānatām : (denjenigen, die) nicht (er)kennen (jnā)
- haṭha-pradīpikām : die Leuchte des (Hatha Yoga)
- dhatte : gibt, schenkt (dhā)
- svātmārāmaḥ : Svatmarama
- kṛpākaraḥ : eine Quelle (Akara) des Mitgefühls (Kripa)
Erläuterungen
Kapitel 1 Vers 4 : Traditionslinie der Meister
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Übersetzung
- Matsyendra, Goraksha und andere kennen zweifellos die Wissenschaft des Hatha (Yoga),
- und Yogi Svatmarama kennt sie durch die Gunst dieser (Meister).
Wort-für-Wort-Übersetzung
- haṭha-vidyām : die Wissenschaft (Vidya) des Hatha(-Yoga)
- hi : gewiss, zweifellos (Hi)
- matsyendra-gorakṣādyāḥ : Matsyendra, Goraksha und andere ("die … zum Anfang haben", Adya)
- vijānate : kennen (vi + jnā)
- svātmārāmaḥ : Svatmarama
- atha vā : und (Atha Va)
- yogī : der Yogin
- jānīte : kennt (diese Wissenschaft, jnā)
- tat-prasādataḥ : durch die Gunst (Prasada) dieser (Meister, Tad)
Erläuterungen
Kapitel 1 Vers 5 : Traditionslinie der Meister
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Übersetzung
- Der verehrungswürdige Adinatha (d.h. Shiva), Matsyendra, Shabara und Anandabhairava,
- Chaurangin, Mina, Goraksha, Virupaksha und Bileshaya ...
Wort-für-Wort-Übersetzung
- śrī-ādi-nātha-matsyendra-śābarānanda-bhairavāḥ : der verehrungswürdige (Shri) uranfängliche Herr, Beschützer, Gebieter (Adinatha), Matsyendra ("Herr der Fische"), Shabara und Anandabhairava ("der Schreckliche, der Glückseligkeit bringt")
- cauraṅgī-mīna-gorakṣa-virūpākṣa-bileśayāḥ : Chaurangin, Mina ("Fisch"), Goraksha ("Kuhhirt"), Virupaksha ("der unförmige Augen hat") und Bileshaya ("Schlange, Maus")
Erläuterungen
Kapitel 1 Vers 6 : Traditionslinie der Meister
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Übersetzung
- Korantaka, Surananda, Siddhapada und Charpati ...
Wort-für-Wort-Übersetzung
- manthānaḥ : Manthana ("der Schüttler")
- bhairavaḥ : Bhairava ("der Furchtbare")
- yogī : der Yogin
- siddhiḥ : Siddhi ("Erfolg")
- buddhaḥ : Buddha ("der Erwachte")
- ca : und (Cha)
- kanthaḍiḥ : Kanthadi
- koraṇṭakaḥ : Korantaka
- surānandaḥ : Surananda ("dessen Glückseligkeit Gott ist")
- siddha-pādaḥ : Siddhapada ("erhabener Siddha")
- ca : und
- carpaṭiḥ : Charpati
Erläuterungen
Kapitel 1 Vers 7 : Traditionslinie der Meister
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Übersetzung
- Kanerin und Pujyapada, Nityanatha, Niranjana,
- Kapalin und Bindunatha, Kakachandishvara mit Namen ...
Wort-für-Wort-Übersetzung
- kānerī-pūjya-pādaḥ : Kanerin
- Pujyapada : Pujyapada "dessen Füße (Pada) zu verehren (Pujya) sind"
- ca : und (Cha)
- nitya-nāthaḥ : Nityanatha ("ewiger Beschützer, ewiger Herr")
- nirañjanaḥ : Niranjana ("der ohne Schminke, der Reine")
- kapālī : Kapalin ("der eine Hirnschale als Bettelschale trägt")
- bindu-nāthaḥ : Bindunatha ("Herr des Tropfens, Herr des Samens")
- ca : und
- kāka-caṇḍī-īśvarāhvayaḥ : Kakachandishvara ("Herr der [[Chandi in Form einer Krähe") mit Namen (Ahvaya)
Erläuterungen
Kapitel 1 Vers 8 : Traditionslinie der Meister
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Übersetzung
- Allama und Prabhudeva, Ghodacholin und Tintini,
Wort-für-Wort-Übersetzung
- allāmaḥ : Allama
- prabhu-devaḥ : Prabhudeva
- ca : und (Cha)
- ghoḍācolī : Ghodacholin
- ca : und
- ṭiṇṭiṇiḥ : Tintini
- bhānukī : Bhanukin
- nāra-devaḥ : Naradeva ("Fürst")
- ca : und
- khaṇḍaḥ : Khanda
- kāpālikaḥ : Kapalika („Hirnschalenträger“)
- tathā : ebenso (Tatha)
Erläuterungen
Kapitel 1 Vers 9 : Traditionslinie der Meister
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Übersetzung
- Diese und andere große Siddhas wandeln, nachdem sie durch die Macht des Hatha Yoga
- den Stab der Zeit (des Todes) zerbrochen haben, im Universum umher.
Wort-für-Wort-Übersetzung
- ity-ādayaḥ : diese und andere (die "so beginnenden", Iti Adi)
- mahā-siddhāḥ : große (Maha) Siddhas ("vollendete Wesen, Meister")
- haṭha-yoga-prabhāvataḥ : durch die Macht, Kraft (Prabhava) des Hatha Yoga
- khaṇḍayitvā : nachdem sie zerbrochen haben (khaṇḍ)
- kāla-daṇḍam : den Stab (Danda) der Zeit, des Todes (Kala)
- brahma-aṇḍe : im Universum, in der Welt ("Ei Brahmans", Brahmanda)
- vicaranti : wandeln umher (vi + car)
- te : diese (Tad)
Erläuterungen
Kapitel 1 Vers 10 : Bedeutung des Hatha Yoga
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Übersetzung
- Für diejenigen, die von sämtlichen Leiden gepeinigt werden, ist der Hatha (Yoga) eine Hütte der Zuflucht.
- Für diejenigen, die mit sämtlichen Yogapraktiken beschäftigt sind, ist der Hatha (Yoga wie) die Schildkröte (bei der Quirlung des Milchozeans) eine feste Grundlage.
Wort-für-Wort-Übersetzung
- aśeṣa-tāpa-taptānām : für diejenigen, die von allen, sämtlichen (Ashesha) Leiden, Qualen (Tapa) gepeinigt werden (Tapta)
- samāśraya-maṭhaḥ : (wie) eine Hütte, Einsiedelei (Matha) die Zuflucht (gewährt, Samashraya)
- haṭhaḥ : (ist) Hatha (Yoga)
- aśeṣa-yoga-yuktānām : für diejenigen, die mit sämtlichen (Ashesha) Yogapraktiken beschäftigt sind ("konzentriert sind", Yukta); oder: für diejenigen, die vollkommen (Ashesha) im Yoga bzw. mit der Yogapraxis beschäftigt (Yukta) sind
- ādhāra-kamaṭhaḥ : eine Stütze, feste Grundlage (Adhara, (wie) die Schildkröte (Kamatha, nämlich bei der mythologischen Quirlung des Milchozeans)
- haṭhaḥ : (ist) Hatha (Yoga)
Erläuterungen
Kapitel 1 Vers 11 : Schutz der Wirksamkeit des Hatha Yoga
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Übersetzung
- Die Wissenschaft des Hatha (Yoga) ist von einem Yogin, der Erfolg wünscht, streng geheim zu halten.
- (Diese Wissenschaft) ist wirkungsvoll, wenn sie geheimgehalten wird, aber wirkungslos, wenn sie öffentlich gemacht wird.
Wort-für-Wort-Übersetzung
- haṭha-vidyā : die Wissenschaft (Vidya) des Hatha (Yoga)
- param : äußerst, aufs äußerste (Para)
- gopyā : zu verbergen, geheim zu halten (Gopya)
- yoginā : von einem Yogin
- siddhim : Erfolg, Vollkommenheit (Siddhi)
- icchatā : der wünscht (iṣ)
- bhavet : (sie) ist, wird sein (bhū)
- vīrya-vatī : kraftvoll, wirkungsvoll, mächtig (Virya)
- guptā : (wenn) verborgen, geheimgehalten (Gupta)
- nirvīryā : kraftlos, wirkungslos, machtlos (Nirvirya)
- tu : jedoch (Tu)
- prakāśitā : (wenn) offengelegt, öffentlich gemacht (Prakashita)
Erläuterungen
Kapitel 1 Vers 12 : Der Ort der Yogapraxis
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Übersetzung
- In einem guten Königreich voller Rechtschaffenheit, in einer Gegend reich an Almosen, frei von Gefahren,
- soll ein Hatha–Yogin an einem einsamen Ort in einer Hütte wohnen,
- die im Umkreis einer Bogenlänge frei von (Gefahren durch) Felsbrocken, Feuer oder Wasser ist.
Wort-für-Wort-Übersetzung
- su-rājye : in einem guten Königreich (Surajya)
- dhārmike : voller Tugenden, voller Rechtschaffenheit (Dharmika)
- deśe : in einer Gegend (Desha)
- su-bhikṣe : reich an Nahrungsmitteln, reich an Almosen (Subhiksha)
- nir-upadrave : frei von Gefahren (Nirupadrava)
- dhanuḥ-pramāṇa-paryantam : im Umkreis (Paryanta) einer Bogenlänge (ein Längenmaß, Dhanus-Pramana)
- śilāgni-jala-varjite : frei von (Gefahren durch, Varjita) durch Steine, Felsbrocken (Shila), Feuer (Agni) oder Wasser (Jala)
- ekānte : an einem einsamen Ort (Ekanta)
- maṭhikā-madhye : inmitten (Madhya) einer Hütte, Klause, Einsiedelei (Mathika)
- sthātavyam : soll wohnen ("ist zu wohnen", Sthatavya)
- haṭha-yoginā : ein Hatha–Yogin
Erläuterungen
Der Kommentator Brahmananda gibt eine "Bogenlänge" als ein "Maß (Matra) von vier (Chatur) Ellen (Hasta) an, was ca. 184 cm entspricht: dhanuḥ-pramāṇaṃ catur-hasta-mātraṃ. Dort, wo (yatra) sich der Sitz (Asana) des Yogin befindet, sollen im Unkreis (Paryanta) einer Bogenlänge bzw. in einer Entfernung (Matra) von vier Ellen (catur-hasta) keine Steine (Shila), kein Feuer (Agni) und kein Wasser (Jala) sein: yatrāsanaṃ tataś catur-hasta-mātre śilāgni-jalāni na syuḥ.
Kapitel 1 Vers 13 : Der Ort der Yogapraxis
Versmaß: Shardulavikridita
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Übersetzung
- Die (folgende) Beschreibung einer Yoga-Klause wurde von den Hatha(-Yoga) praktizierenden vollkommenen Meistern überliefert:
- Sie hat eine kleine Tür, keine Fenster, Löcher oder Vertiefungen (im Boden), ist weder zu hoch noch zu niedrig,
- ist vollständig mit einer dicken (Schicht aus) Kuhdung beschmiert, rein, vollkommen frei von Ungeziefer,
- und der Außenbereich ist mit einer Mauer umgeben und schön (ausgestattet) mit einem (kleinen) Schrein, einem Opferaltar und einem Brunnen.
Wort-für-Wort-Übersetzung
- alpa-dvāram : mit kleiner (Alpa) Tür (Dvara)
- arandhra-garta-vivaram : ohne Öffnung, ohne Fenster (a-Randhra), ohne Loch, Grube (a-Garta: ohne Löcher oder Vertiefungen, eben), ohne Öffnung, Spalte, schadhafte Stelle (a-Vivara: ohne Spalten)
- nāty-ucca-nīcāyatam : nicht (Na) allzu (Ati) hoch (Uchcha) niedrig (Nicha) sich erstreckend, sich ausdehnend (Ayata)
- samyak-gomaya-sāndra-liptam : vollständig, auf die rechte Weise (Samyak) beschmiert (Lipta) mit einer dicken (Sandra Schicht aus) Kuhdung (Gomaya)
- amalam : makellos, rein (Amala)
- niḥśeṣa-jantūjjhitam : vollständig, restlos (Nihshesha) frei (von, Ujjhita) Ungeziefer, Insekten, Getier (Jantu)
- bāhye-maṇḍapa-vedi-kūpa-ruciram : draußen, außerhalb (der Hütte, Bahya) einen) einer Gottheit geweihten Ort, (einen kleinen) Schrein (Mandapa) Opferaltar (Vedi) Brunnen (Kupa) schön, ansprechend, zusagend (durch, Ruchira)
- prākāra-saṁveṣṭitam : umgeben mit (Samveshtita) einer Mauer, einem Wall (Prakara)
- proktam : wurde gegeben, wurde gelehrt (Prokta)
- yoga-maṭhasya : einer Yoga-Klause (Yoga–Matha)
- lakṣaṇam : Beschreibung ("Definition", Lakshana)
- idam : diese (Idam)
- siddhaiḥ : von den vollkommenen Meistern (Siddha)
- haṭhābhyāsibhiḥ : den Praktzierenden (Abhyasa) des Hatha (Yoga)
Erläuterungen
Kapitel 1 Vers 14 : Der Ort der Yogapraxis
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Übersetzung
- In einer sogearteten Klause wohnend, aller Sorgen ledig,
- soll (der Yogin) in der Weise, wie es von (seinem) Meister gelehrt wurde, ausschließlich Yoga praktizieren.
Wort-für-Wort-Übersetzung
- evaṁ-vidhe : in einer sogearteten (Evamvidha)
- maṭhe : Klause (Matha)
- sthitvā : sich befindend, wohnend (sthā)
- sarva-cintā-vivarjitaḥ : aller (Sarva) Sorgen (Chinta) ledig (Vivarjita)
- gurūpadiṣṭa-mārgeṇa : in der Weise ("auf dem Weg", Marga) wie es gelehrt wurde (Upadishta) vom (eigenen) Meister (Guru)
- yogam : den (Hatha) Yoga
- eva : einzig, allein, ausschließlich (Eva)
- samabhyaset : soll man praktizieren (sam + abhi + as)
Erläuterungen
Kapitel 1 Vers 15 : Was dem Erfolg der Yogapraxis schadet
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Übersetzung
- Übermaß im Essen und Überanstrengung, Geschwätz, Regelversessenheit,
- Umgang mit Leuten und Unbeständigkeit - durch (diese) sechs wird die Yogapraxis wirkungslos.
Wort-für-Wort-Übersetzung
- atyāhāraḥ : Übermaß im Essen (Atyahara)
- prayāsaḥ : (unangemessene) Anstrengung, Überanstrengung (Prayasa)
- ca : und (Cha)
- prajalpaḥ : Geschwätz, unbesonnene Worte (Prajalpa)
- niyama-grahaḥ : Sichklammern (an), Bestehen, Versessensein (auf, Graha) (unangemessene) Regel(n), Gelübde, Observanz(en, Niyama)
- jana-saṅgaḥ : (unpassender) Umgang, Verkehr (Sanga) mit Leute(n, Jana)
- ca : und
- laulyam : Unruhe, Unbeständigkeit, Gier, Verlangen (Laulya)
- ca : und
- ṣaḍbhiḥ : durch (diese) sechs (Shash)
- yogaḥ : der Yoga
- vinaśyati : geht verloren, wird zunichte, wird wirkungslos (vi + naś)
Erläuterungen
Kapitel 1 Vers 16 : Was dem Erfolg der Yogapraxis nützt
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Übersetzung
- Durch Entschlusskraft, Mut, Ausdauer, durch die Erkenntnis der Wahrheit, durch Vertrauen
- und durch Aufgeben des Umgangs mit Leuten - durch (diese) sechs führt die Yogapraxis zum Erfolg.
Wort-für-Wort-Übersetzung
- utsāhāt : durch festen Willen, Entschlusskraft (Utsaha)
- sāhasāt : durch Mut (Sahasa)
- dhairyāt : durch Ausdauer, ruhiges Wesen (Dhairya)
- tattva-jñānāt : durch die Erkenntnis (Jnana) der Wahrheit (des "Soseins", Tattva)
- ca : und (Cha)
- niścayāt : durch sicheres Wissen, genaue Kentniss, Überzeugung, Vertrauen (in die Lehren des Meisters, Nishchaya)
- jana-saṅga-parityāgāt : durch Aufgeben (Parityaga) (unförderlicher) Gemeinschaft (Sanga) mit Menschen (Jana)
- ṣaḍbhiḥ : durch (diese) sechs (Shash)
- yogaḥ : der Yoga
- prasidhyati : führt zum Erfolg, gelingt (pra + sidh)
Erläuterungen
Kapitel 1 Vers 17 : Die zehn Yamas
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Übersetzung
- Gewaltlosgkeit, Wahrhaftigkeit, Nichtstehlen, Enthaltsamkeit, Geduld, Entschlossenheit,
- Mitgefühl, Aufrichtigkeit, Mäßigung beim Essen sowie Reinheit - (dies sind) die zehn Yama (genannten Regeln).
Wort-für-Wort-Übersetzung
- ahiṁsā : Gewaltlosgkeit, Nichtschädigen (Ahimsa)
- satyam : Wahrhaftigkeit (Satya)
- asteyam : Nichtstehlen (Asteya)
- brahmacaryam : Enthaltsamkeit ("Wandel im Brahman", Brahmacharya)
- kṣamā : Geduld, Langmut, Nachsicht ([[Kshama)
- dhṛtiḥ : (innere) Festigkeit, Entschlossenheit (Dhriti)
- dayā : Mitgefühl (Daya)
- ārjavam : Aufrichtigkeit, Redlichkeit (Arjava)
- mitāhāraḥ : Mäßigung beim Essen (Mitahara)
- śaucam : Reinheit, Reinlichkeit (Shaucha)
- ca : und (Cha)
- eva : gewiss (Eva)
- yamāḥ : Yama (genannten Regeln)
- daśa : (dies sind) die zehn (Dasha)
Erläuterungen
Textgeschichtlich handelt es sich bei den Versen 17 und 18, die eine Aufzählung der Yamas und Niyamas beinhalten, um spätere Einschübe. Dies ist daraus ersichtlich, dass sie der Kommentator Brahmananda nicht kommentiert, also offensichtlich in seinen Handschriften nicht vorliegen hatte. Auffällig ist die Ähnlichkeit mit den fünf im Yogasutra (2.30) aufgezählten Yamas (es fehlt lediglich Aparigraha). Bei Patanjali wiederum zählt die "Reinlichkeit" (Shaucha) zu den Niyamas (vgl. auch die Anmerkung zu Vers 40 dieses Kapitels).
Kapitel 1 Vers 18 : Die zehn Niyamas
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Übersetzung
- Askese, Zufriedenheit, Glaube an Gott, Freigebigkeit, die (rituelle) Verehrung Gottes,
- das Hören der Aussagen der Lehrtexte, eine natürliche Scheu, Einsicht, halblaute Mantrarezitation und (rituelles) Opfer -
- (dies sind) die zehn von den Yogatextkundigen genannten Regeln (namens) Niyama.
Wort-für-Wort-Übersetzung
- tapaḥ : Askese, innere Glut, Inbrunst, Verinnerlichung (Tapas)
- santoṣaḥ : Zufriedenheit (Santosha)
- āstikyam : Glaube an Gott, Gläubigkeit (Astikya)
- dānam : Freigebigkeit (Dana)
- īśvara-pūjanam : die Verehrung (Pujana) des Herrn, Gottes (Ishvara)
- siddhānta-vākya-śravaṇam : das Hören (Shravana) der Lehrsätze, Aussprüche, Aussagen (Vakya) der Lehrbücher, der heiligen Texte (Siddhanta)
- hrī-matī : Scham, Schamhaftigkeit (das Gegenteil von Unverschämtheit, d.h. eine natürliche Scheu und Zurückhaltung, Hri) und Einsicht (Mati)
- ca : und (Cha)
- japaḥ : halblautes Wiederholen eines Gebetes oder Mantras (Japa)
- hutam : Opfer (Huta)
- niyamāḥ : (sind die als) Niyamas (bezeichneten Regeln)
- daśa : zehn (Dasha)
- samproktāḥ : die genannt werden (Samprokta)
- yoga-śāstra-viśāradaiḥ : von denjenigen, die mit den Yoga-Schriften (Yoga–Shastra) vertraut sind (Visharada)
Erläuterungen
Kapitel 1 Vers 19
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Übersetzung
Wort-für-Wort-Übersetzung
Erläuterungen