Kleine Mudras

Aus Yogawiki

Kleine Mudras sind verschiedene Übungen aus dem Bereich der Mudras, also energielenkende Hand- und Körperhaltungen. Unter den kleinen Mudras gibt es Augen-Mudras, Zungen-Mudras, Hals-Mudras, Finger-Mudras und Hand-Mudras, Arm-Mudras bzw. Herz-Murdas, Bauch-Mudras und Beckenboden-Mudras. Beachte: Es gibt verschiedene Benennungs-Systeme für die Mudras. Hier werden die bei Yoga Vidya üblichen Ausdrücke verwendet.

Es gibt eine Vielzahl an Mudras und Bandhas (Körperverschlüsse) im Kundalini Yoga, mit Hilfe welcher die Lebensenergie in bestimmten Körperregionen bzw. Energiezentren gelenkt, konzentriert und gespeichert wird. Weiterführende Informationen findest du unter dem Hauptstichwort Mudra bzw. Bandha.

Die kleinen Mudras in der Übersicht

Zu den kleinen Mudras zählen Mudras aus den folgenden Mudra-Bereichen:

Die kleinen Mudras im Detail

Augen-Mudras

Augen-Mudras werden als Shambhavi Mudra bezeichnet. Man unterscheidet zwei Variationen von Shambhavi Mudra:

Darüber hinaus gibt es weitere Untervariationen.

Weitere Informationen findest du unter dem Hauptstichwort Nasikagra Drishti - untere Shamhavi Mudra

Wenn man Shambhavi Mudra lernt, muss man auch die klassischen Yoga Augenübungen parallel üben. Und man sollte vorsichtig vorgehen, also mit kurzer Zeitdauer beginnen und langsam steigern. Ansonsten können Kopfschmerzen ausgelöst werden. Shambhavi Mudra kann in Asanas, in Pranayama, in Meditation und Kirtan verwendet werden.

Weitere Informationen findest du unter dem Hauptstichwort Bhrumadhya Dristhi - obere Shamhavi Mudra

Zungen-Mudras

Zungen-Mudras wirken auf die oberen drei Chakras und die Mondenergie.

Hals-Mudras

Es gibt verschiedene Hals Mudras:

  • Jalandhara Bandha
    • Laghu Jalandhara Bandha, der kleine Kinnverschluss: Der Nacken bleibt gerade, das Kinn ist leicht gesenkt, die Kehle leicht angespannt. Dies hilft zu einer Ruhe des Geistes.
    • Vollständiges Jalandhara Bandha: Der Kopf wird ganz gesenkt und der Brustkorb nach vorne gewölbt, bis das Kinn den Brustkorb berührt. Dies reduziert den Fluss des Prana durch Ida und Pingala Nadi. Es aktiviert den Fluss durch Sushumna Nadi, indem der Nacken gedehnt wird. Jalandhara Bandha ermöglicht längeres Luftanhalten (Kumbhaka), insbesondere bei vollständig gefüllten Lungen (Antar Kumbhaka).
  • Großes Kechari Mudra, auch Hals-Khechari oder Kaki Mudra genannt: Der Kopf wird nach dem Einatmen mit angehaltenem Atem nach hinten gegeben und schaut nach oben. Großes Khechari kann man auch zur Einleitung der Meditation üben.
  • Lola Mudra wird in 2 verschiedenen Varianten unterteilt.
    • Pendelbewegung des Kopfes vor und zurück (Lola = Pendel). Zusätzlich kannst du dieses Mudra auch in Kombination mit den Pranayama bzw. Atemübungen Kapalabhati, der Wechselatmung oder Bhastrika üben.
    • Drehendes Lola Mudra - Pendelbewegung des Kopfes nach links und rechts. Diese Übung kannst du zusätzlich auch mit Mula und Uddyana Bandha und Konzentration auf das Herz Chakra bzw. Ajna Chakra ausführen. Eine sehr wirkungsvolle Übung.

In beiden Varianten des Lola Mudra geschieht die Pendelbewegung des Kopfes bei intensiven Energieerwechungserfahrungen oft von selbst als automatische Bewegung, als Kriyavati.


Für weiterführende Informationen, die Wirkungen und vollständige Praxisanleitungen und Übungsvariationen schaue unter den jeweilgen Verlinkungen bzw. Hauptstichwort der jeweiligen Mudras nach.

Finger-Mudras und Hand-Mudras

Im Hatha Yoga sind unter den Finger-Mudras folgende von besonderer Bedeutung:

Vishnu Mudra
  • Chinmudra: Daumen und Zeigefinger berühren sich, die anderen Finger sind sanft gestreckt, leicht gebeugt oder ganz gestreckt. Diese Handhaltung kann man nutzen für Meditation oder für die Pranayamas, in denen die Hände sonst nicht benötigt werden. In der Meditation kann man darüber hinaus die Hände falten, übereinander legen, die Finger auf verschiedene Weisen falten oder miteinander verschränken. Jede der Handhaltungen in der Meditation gilt als Hand-Mudra.
Chin Mudra

Arm-Mudras bwz. Herz-Mudras

Arm-Mudras sind eine gute Weise, um Energie zu aktivieren, insbesondere die Aura zu erweitern und sich zu verbinden mit kosmischen Energien und den Energien anderer. Es gibt viele kleine Mudras, die mehr darauf aus sind, innere Energien zu aktivieren. Die Arm Mudras hingegen sollen deine Strahlkraft nach außen erweitern. Sie sind schöne Gesten für Verbundenheit und Weite. Am besten übst du die Arm-Mudras im Stehen, du könntest dieses abar auch im Sitzen machen, allerdings geht das nicht beim Auto- und Fahrradfahren.

  • Himmels-Mudra: Das heißt, gib die Arme so etwas nach oben, die Füße etwas auseinander und dann kannst auch mit dem Kopf leicht nach hinten gehen, so wie es angenehm ist. Und stelle dir vor, von oben strömt Energie in dich hinein. Öffne dich dafür, stelle dir vor, von oben strömt Energie in dich hinein, Lichtenergie durchdringt dich von Kopf bis Fuß, berührt dein Herz, deinen Bauch. Und dann senke die Arme. Das ist die Himmels-Mudra.
  • Himmels-Mudra mit Gayatri Mantra: Das Himmels-Mudra mit Gayatri Mantra hilft dir, dich für die Energie des Himmels und für Lichtkraft zu öffnen. Du kannst dabei entspannt stehen oder sitzen, du kannst die Arme nach oben geben, so wie eine Art Y formieren. Halte die Arme so, wie es für dich angenehm ist. Dann stelle dir vor, von oben strömt Lichtenergie in dich hinein. Nun singe das Gayatri Mantra: `Om Bhur Bhuvah Swaha, Tat Savitur Varenyam, Bhargo Devasya Dhimahi, Dhiyo Yo Nah Prachodayat´. Du kannst die Arme wieder senken und einen Moment lang oder länger einfach stehen- oder sitzenbleiben. Spüre nach und fühle dich berührt von Lichtenergie und/oder verbunden mit der Himmelskraft.
  • Segens-Mudra: Segens-Mudra heißt, du kannst andere segnen. Vielleicht kennst du es aus der Kirche, das machen in evangelischen und katholischen Gottesdiensten die Priester gerne, aber auch als Nicht-Priester darfst du das machen. Bei den Evangelischen haben ja auch Laien alle Aufgaben eines Pfarrers, wenn kein Pfarrer da ist. Und im Yoga darf grundsätzlich jeder alles machen, was hilfreich ist. Also, hebe die Hände leicht zum Segen und stelle dir vor, du schickst Energie als Segenskraft nach vorne. Du kannst dir das auch z.B. vorstellen, wenn du alleine bist und du weißt, in den Raum kommen gleich Menschen hinein, kannst du ihnen Segen schicken. Oder auch wenn dein Partner schläft und du ihm Energie schicken willst oder deinem Kind, kannst du das machen. Oder auch Segensenergie in alle Richtungen schicken. Du kannst auch die Augen öffnen dabei und dir vorstellen, dass du jemandem das schickst oder du kannst dich auch einmal im Uhrzeigersinn drehen und dir so vorstellen, dass du Segensenergie überall hinschickst. Das war Segens-Mudra.
  • Verbundenheits-Mudra: Verbundenheits-Mudra heißt, du gibst deine Hände so in die Richtung zu jemandem oder auch z.B. zu einem Baum oder zu einer Murti, also einer Götterfigur. Du könntest also z.B. in die Weite schauen und du könntest jemanden anschauen oder einen Baum anschauen, eine Blume anschauen, die Arme in die Richtung geben und vom Herzen dorthin spüren und fühlen. Wenn dir dabei das Herz aufgeht und du ein Kribbeln in der Hand spürst, dann ist das ein gutes Zeichen. Vielleicht spürst du, wie die Aura in diese Richtung sich öffnet. Das ist Verbundenheits-Mudra. Du kannst die Arme dann wieder senken.
  • Herzöffnungs-Mudra (auch: Herz-Mudra): Bei Herzöffnungs-Mudra gibst du die Hände erst zum Herzen und dann gibst du vom Herzen die Hände nach vorne und dann nach außen. Und dann wieder die Hände zum Herzen und wieder nach vorne und außen. Mit einem großen Lächeln öffnest du dein Herz, Hände zum Herzen und nach vorne und außen. Hände zum Herzen und die Arme öffnen und eventuell kannst du eine Weile so in der Herzöffnungs-Mudra bleiben. Also, es gibt den dynamischen Teil der Herzöffnungs-Mudra und den statischen, wo du die Arme so auseinander hast, so als ob du die ganze Welt umarmst. Manche halten lieber die Ellenbogen etwas gebeugt und manche halten die Arme weit ausgestreckt. Und senke langsam die Arme.
  • Herzweitungs-Mudra (auch: Herz-Mudra / Herzweitungs-Mudra ist auch von Kavacham bekannt): Das Herzweitungs-Mudra ist ein Teil von Kavacham, einer Energiefeldübung. Herzweitung ist insbesondere gut, wenn du das Gefühl einer Beklemmung hast, eine Enge, vielleicht auch einer Angst oder wo du irgendwie das Gefühl hast, all das, was zu tun ist, erdrückt dich. Und dort kannst du mit den Händen vom Herzen her nach rechts vorne und nach links vorne und nach rechts oben und nach links oben gehen und so dir das Gefühl machen, dass dein Herz weit wird. Das ist also die Herzweitungs-Mudra. Das kannst du auch etwas intuitiv machen. Und gerade wenn du öfters das Gefühl hast, dass dein Herz zu ist oder dass irgendwie wie eine Last auf deinem Herzen ist, dann gehe öfters und schiebe das nach vorne und werde so weit. Dann kannst du einem Moment ruhig stehenbleiben, mit dem Bauch atmen und die Weite des Herzens spüren.
  • Schwimm-Mudra (auch: Herz-Mudra): Man könnte es auch Freischwimm-Mudra nennen. Wenn du gerade das Gefühl hast, dass alles über deinem Herzen zusammen ist, dann kannst du so nach vorne und die Arme nach außen geben und so das Gefühl bekommen, alles, was dich bedrückt, wird irgendwo zur Seite geschoben, so dass du ein offenes Herz bekommst, offen sein kannst, weit sein und lächeln kannst. Dann kannst du die Arme senken, einen Moment lang die Augen schließen und vielleicht spürst du jetzt Lichtsegen von oben, vielleicht ein weites Herz, eine Verbundenheit, ein pulsierendes Energiefeld oder eine Weite.

Bauch-Mudras

Mit Bauch-Mudras wird das Manipura Chakra aktiviert. Die Bauch-Mudras massieren die Bauchorgane, und aktivieren bzw. harmonisieren Agni, das Verdauungsfeuer. Sie helfen auch, die innere Mitte zu finden, welche die Quelle ist von Selbstbewusstsein, Mut und Enthusiasmus. Generell werden die Bauchmudras im Stehen ausgeführt. Man stellt sich mit schulterweit voneinander entfernten Füßen und leicht gebeugten Beinen hin. Dann beugt man den Oberkörper nach vorne und legt dabei die Hände auf die Knie oder Oberschenkel. Nun atmet man lang und tief ein und anschließend langsam wieder aus. Nach der vollständigen Ausatmung (leeren Lungen) hält man den Atem an und führt dann die jeweiligen, nachfolgenden Übungen durch:

  • Uddhiyana Bandha: Bei leeren Lungen wird der Bauch eingezogen. Die Bauchdecke geht Richtung Wirbelsäule und Lungen.
  • Plavini Mudra: Die Bauchdecke wird bei leeren Lungen nach vorne gedrückt. Dies aktiviert auch das Ajna Chakra.
  • Plavini Kapalabhati: Diese Variation ist Plavini Mudra mit Kapalabhati kombiniert.
  • Nauli: Nach vollständiger Ausatmung die geraden Bauchmuskeln als Bauchmuskelwulst noch vorn gedrückt und abwechselnd nach links und rechts geschoben.
  • Agni Sara: Der Bauch wird mit leeren Lungen abwechselnd eingezogen und wieder nach vorn gedrückt.

Beckenboden-Mudras

Die Beckenboden-Mudras aktivieren die unteren drei Chakras. Sie aktivieren die Kundalini Energie. Sie arbeiten mit Apana Vayu. Sie verbinden Ida und Pingala sowie Prana und Apana im Muladhara Chakra. Sie stimulieren den Kanda.

  • Mula Bandha: Gleichmäßiges Zusammenziehen der Beckenbodenmuskeln. Man unterscheidet:
    • Vorderes Mula Bandha: Die Muskeln des Harnleiters bzw. des Penis werden angespannt. Dies zieht das Prana vorne hinunter, durch den Saraswati Nadi ins Muladhara Chakra.
    • Mittleres Mula Bandha: Die Muskeln des Perineums (beim Mann) bzw. der Scheide (bei der Frau) werden angespannt. Dies verbindet Ida und Pingala Nadi mit der Sushumna im Muladhara Chakra. Dieses mittlere Mula Bandha gilt als besonders machtvoll.
    • Hinteres Mula Bandha: Die Anusschließmuskeln werden angespannt. Dadurch wird das Prana durch die Sushumna vom Muladhara zum Swadhisthana und Manipura Chakra gezogen.
    • Vollständiges Mula Bandha: Alle Beckenbodenmuskeln werden gleichzeitig angespannt. Dies ist die verbreitetste Form von Mula Bandha.
  • Ashwini Mudra: Die Beckenbodenmuskeln werden angespannt und wieder locker gelassen, wieder und wieder. Das geht bei leeren und bei gefüllten Lungen. Man kann wieder unterscheiden zwischen vorderem, hinteren, mittlerem und vollständigem Ashwini Mudra.
  • Vajroli Mudra: das wellenförmige Zusammenziehen der Beckenbodenmuskeln von vorne unten nach hinten oben. Damit wird das Prana durch die Sushumna nach oben gezogen.
    • Kleines Vajroli Mudra
    • Das kleine Vajroli Mudra ist das wellenförmige Zusammenziehen der Beckenbodenmuskeln von den vorderen Beckenbodenmuskeln vorne-unten über die mittleren Beckenbodenmuskeln bis nach hinten hoch zu den hinteren Beckenbodenmuskeln.
    • Großes Vajroli Mudra
    • Das große Vajroli Mudra ist ähnlich dem kleinen Vajroli Mudra das wellenförmige Zusammenziehen der Beckenbodenmuskeln von den vorderen Beckenbodenmuskeln vorne-unten über die mittleren Beckenbodenmuskeln bis nach hinten hoch zu den hinteren Beckenbodenmuskeln. Allerdings kommen hier zusätzlich das Anspannen des Unterbauches, die richtige Platzierung der Zungenspitze und einige weitere Punkte hinzu. Eine genaue Praxisanleitung findest du unter dem verlinkten Hauptstichwort Großes Vajroli Mudra.


Du findest eine Vielzahl an Übungen zu den Mudras und Bandhas in unserem Pranayamakurs Mittelstufe, ein 6-wöchiger Pranayamakurs für Übende der Mittelstufe. Du erhältst wichtige Informationen und Tipps für deine Pranayamapraxis - strukturiert und aufeinander aufbauend inklusive Übungsreihen der verschiedensten Pranayamatechniken - verteilt auf 6 verschiedene Wochenkurse zu jeweils 3 Kursvideos je Woche (A, B, C und teilw. weitere Folgen). Darüber hinaus enthält jede Kurswoche auch einen entsprechenden Begleittext.

Hier gelangst du zur 1. Folge des Pranayamakurs Mittelstufe der 1. Woche.

  • Hier geht es weiter zu Pranayamakurs Mittelstufe - 4. Woche - 4C - Pranayama Praxisübungen 1 - 6: Kapalabhati und Wechselatmung mit verschiedenen Beckenboden-Mudras und Bauch-Mudras, Brahmari, Plavini Kumbhaka und Kevala Kumbhaka
  • Hier geht es weiter zu Pranayamakurs Mittelstufe - 5. Woche - 5A - Energieübertragung, Prana-Heilung, 2. Teil der Mudras für Pranayama, Asanas und Meditation - Pranayama Praxisübungen 1 - 5: Kapalabhati sowie Wechselatmung mit Bandhas, Mudras und Kevala Kumbhaka

In der Folge 4C der 4. Kurswoche des Pranayamakurses Mittelstufe sowie in Folge 5A der 5. Kurswoche des Pranayamakurses Mittelstufe geht Sukadev insbesondere auf die Mudras sowie auch Bandhas ein.

Ganz unten auf dieser Seite findest du eine komplette Themenübersicht mit den jeweiligen Verlinkungen zu den einzelnen Kurswochen des Pranayamakurses Mittelstufe für alle, die Pranayama bzw. die Atemübungen weiter vertiefen wollen. Allgemeine Infos findest du auch unter dem Hauptstichwort Pranayama.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

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