Upa Guru

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Upa Guru (Sanskrit: upaguru m.) Mitguru; jener Lehrer, der einem etwas beibringt. Upa Guru auch Upaguru geschrieben, ist so etwas wie Unterguru. Typischerweise hatte im alten Indien ein Schüler seinen Hauptguru, Sadguru, den selbstverwirklichten Weisen, den Weisheitslehrer.

Ein Guru mit seinem Schüler

Ein Sadguru hat aber oft nicht die Zeit, das Interesse und manchmal auch nicht die Befähigung, einen Schüler in allem einzuweisen. So kann man einen oder mehrere Upagurus haben, die einen in verschiedenen Wissensgebieten unterweisen, zum Beispiel einen Upaguru für das Harmoniumspielen, einen anderen für die Yogalehrer Ausbildung. Der Upaguru kann auch ein Schüler eines Sadgurus sein, der in seinem Namen Schülern spirituelle Unterweisung gibt.

Sukadev über Upa Guru

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Upa Guru

Upa Guru heißt wörtlich: der Unter-Guru. Upa Guru ist der Lehrer, der einem etwas beibringt. Es gibt verschiedene Arten von Gurus. Guru ist der Lehrer, Guru heißt wörtlich „der Schwere“, Guru ist auch ein Name des Planeten Jupiter. Guru ist derjenige, der Tiefe ins Leben bringt. Guru ist der spirituelle Lehrer ganz besonders.

Und so gibt es zwei Arten von Gurus, es gibt Sadguru und Upa Guru. Der Sadguru ist der Weisheitslehrer, Sadguru hat Sat, die höchste Wahrheit erfahren, er hat die höchste spirituelle Erleuchtung erlangt. Oder in anderen Traditionen hat er die Wahrheit erfahren, auch ohne sie vollständig verwirklicht zu haben. Das ist der Sadguru. Dann gibt es den Upa Guru und der Upa Guru bringt dir etwas bei. Auf eine gewisse Weise ist jeder Yogalehrer dein Upa Guru, er bringt dir Asanas, Pranayama und Tiefenentspannung bei. In einem noch weiteren Sinne ist jeder, von dem du etwas lernst, dein Upa Guru. Wenn du zum Beispiel Englisch lernst, dann ist dein Englischlehrer dein Englisch-Upa Guru. Wenn du Häkeln lernst, hast du einen Häkel-Guru, der ist auch ein Upa Guru. Im engeren Sinn ist Guru spiritueller Lehrer, aber auch als spiritueller Lehrer gibt es den Sadguru, der die höchste Wahrheit verwirklicht hat, und den Upa Guru, der dir die kleinen Dinge auf dem spirituellen Weg beibringt.

Normalerweise ist es gut, einen Sadguru zu haben. Der muss auch nicht im physischen Körper sein. Mein Sadguru ist Swami Sivananda, von ihm fühle ich mich geführt. Der Sadguru führt einen auf subtile Weise. Aus dem Leben des Sadgurus weißt du, wie du die spirituellen Praktiken umsetzen kannst, du fühlst dich inspiriert. Du kannst auf das Bild des Sadgurus meditieren, du kannst dir vorstellen, in seiner Gegenwart zu sein, du kannst zu ihm beten, um Hilfe bitten.

Darüber hinaus ist es aber auch gut, einen Upa Guru zu haben oder einige Upa Gurus zu haben. So habe ich verschiedene Menschen gehabt, die mir Asanas beigebracht haben, Pranayama beigebracht haben, die mir die Yogalehrerausbildung gegeben haben und vieles andere. Ein Zwischending zwischen Upa Guru und Sadguru war für mich der Swami Vishnu-devananda. Swami Vishnu hat es immer abgelehnt, sich als Sadguru zu bezeichnen oder als solcher bezeichnet zu werden, weil er meinte, er hat noch nicht die höchste Wirklichkeit erfahren. Aber Swami Vishnu-devananda war mehr als nur jemand, der einem was beigebracht hat. Es gab schon diese spirituelle Beziehung und ich habe sie bis heute, das Gefühl, dass er da ist, das eine spirituelle Verbindung da ist, dass von ihm Gnade, Segen, Licht, Heilung ausgeht, und dass Swami Vishnu Shaktipat, Shakti Sangha machen kann, also Energie übertragen kann.

Swami Vishnu war für mich so etwas wie eine Mischung oder ein Zwischending zwischen Upa Guru und Sadguru und ist es auch bis heute. Obgleich ich fast sagen kann, heute ist Swami Vishnu ähnlich wie Swami Sivananda ein Sadguru, zu dem ich diese tiefe spirituelle Beziehung habe. In diesem Sinn ist Upa Guru eben der kleinere Guru, der Unterguru, von dem du etwas lernen kannst und den du trotzdem mit Ehrerbietung und Respekt behandeln solltest.

Das ist auch etwas Wichtiges, was westliche Aspiranten oft vergessen. Wenn du von jemandem etwas lernen willst, dann gilt es, ihn mit Ehrerbietung zu behandeln. Du behandelst nicht ihn als Person so mit Ehrerbietung, sondern als Repräsentant der Lehrer. Wenn du etwas wissen willst, dann behandle den Mensch, von dem du etwas wissen willst, mit großer Ehrerbietung. Nicht durch Schimpfen, nicht durch Kritik lernst du mehr, sondern indem du mit Demut und Ehrerbietung darum bittest, dass du etwas lernst. Und falls du von einem Lehrer nicht so gut lernst, kann es unter Umständen daran liegen, dass du ihn vielleicht nicht mit ausreichender Ehrerbietung behandelst.

In der indischen Spiritualität werden auch die Upa Gurus mit großer Ehrerbietung behandelt. Ich kann mich erinnern, als ich einmal in einem Yogazentrum war, in meinen ersten Jahren habe ich dort gelebt, und dort kam einmal so ein Swami ins Haus und die Leiterin des Zentrums hat ihn sehr freundschaftlich behandelt. Wir haben miteinander Spaß gehabt, Witze gemacht und zusammen gegessen. Sogar Eis und Pizza haben wir gegessen, es war alles sehr locker und freundschaftlich. Ein paar Monate später kam der gleiche Swami wieder aber diesmal sollte er einen Vortrag halten, ein Seminar geben. Und plötzlich wurde er mit großer Ehrerbietung behandelt. Wir haben herausfinden müssen, was seine Lieblingsspeisen sind, wir haben Blumen aufs Zimmer gegeben, wir haben ihn mit Ehrerbietung behandelt.

Erst habe ich mir gedacht, was ist denn jetzt los? Vor ein paar Monaten als dieser Swami hier war, war er er so einfach und wir haben einfach Spaß miteinander gehabt. Und jetzt war plötzlich dieses ganze Brimborium um ihn herum. Daraufhin wurde mir gesagt, dass er vorher als ein Gurubhai, ein Freund kam. Doch jetzt kommt er als Upa Guru, als spiritueller Lehrer. Wenn wir etwas von ihm lernen wollen, dann müssen wir ihn mit großer Ehrerbietung behandeln. Und er hat die tollsten Vorträge gegeben und ich habe mich sehr tief spirituell inspiriert gefühlt. Jetzt war er nicht einfach nur ein Freund, er war ein spiritueller Lehrer. Indem wir ihn behandelt haben wie einen spirituellen Lehrer, konnte er auch spirituelle Weisheit von sich geben.

Ich wusste vom vorigen Besuch, dass er auch seine Macken hatte und er hat auch einiges sehr freimütig erzählt. Doch indem wir ihn behandelt haben wie einen Upa Guru, also nicht wie den Satguru, den Selbstverwirklichten, aber doch ehrerbietig behandelt haben, konnte Weisheit durch ihn hindurchgehen. So kannst du selbst überlegen, ob du wirklich respektvoll und demütig gegenüber den Menschen bist, von denen du lernen willst. Jeder Mensch, auch der, der was Kleines beibringt, ist ein Upa Guru. Und selbst wenn es noch nicht mal was Spirituelles ist, behandle die, von denen du lernen willst, mit Ehrerbietung, so kannst du mehr lernen.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

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