Shaucha: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 15. Oktober 2024, 16:37 Uhr

Shaucha (Sanskrit: शौच śauca n.) Sauberkeit, Reinheit, das "Geklärte"; das erste der fünf Niyamas (Gebote). Shaucha meint nicht nur die äußerliche Reinheit des Körpers, also die körperliche Hygiene, sondern auch die innerliche gesunde und von keinen Unreinheiten blockierte Funktion des Körpers, ebenso wie die Klarheit des Geistes. Im Yoga werden zur Erlangung der inneren Reinheit die Asanas (Yogahaltungen), das Pranayama (Atemübungen) und die Kriyas (Reinigungsübungen) praktiziert.

Yogische Ernährung

Shaucha und Sattva im Yoga Sutra von Patanjali

Shaucha - innere und äußere Reinheit

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

Warum soll man sich reinigen, und welche Konsequenzen hat Reinigung? Einige faszinierende Einsichten und einige zum Teil herausfordernde Aussagen von Patanjali

Das sind einige Fragen, auf die Patanjali eingeht im 2. Kapitel, 40. & 41. Vers.

Wir sind bei den Niyamas im Yoga Sutra, und insbesondere bei Shaucha, Reinigung, und Sattva, Reinheit.

Die acht Glieder im Yoga Sutra

Die Ashtangas, die acht Stufen im Yoga sind ja:

1. Yama : das sind die Empfehlungen im Umgang mit anderen, man könnte auch sagen die yogische Ethik
2. Niyama: das ist die persönliche Lebensführung – von welchen Grundsätzen aus sollte man sein Leben führen?
3. Asana: das ist sowohl die Sitzhaltung, wie auch die Haltung im Alltag und auch die Yoga Asanas
4. Pranayama: die Herrschaft über das Prana mittels Atemübungen
5. Pratyahara: das Zurückziehen
6. Dharana: das ist die Konzentration
7. Dhyana: die Meditation
8. Samadhi: Überbewusstsein

Fünf Niyamas

Es gibt fünf Niyamas:

1. Shaucha: Shaucha heißt Reinheit, was dann auch Sattva mit beinhaltet, und Patanjali nennt auch ausdrücklich Sattva „die reine Lebensführung
2. Santosha: das heißt Zufriedenheit
3. Tapas: heißt Askese und spirituelle Praxis
4. Svadhyaya: heißt Selbststudium
5. Ishvara Pranidhana: das ist die Hingabe an Gott

Kriya Yoga

Wenn du die Beiträge aus dieser Reihe mitverfolgt hast, fällt dir vielleicht auf, dass am Anfang des 2. Kapitels Patanjali schon einmal Tapas, Svadhyaya und Ishvara Pranidhana verwendet hat im Kontext zum Kriya Yoga. Tapas Svadhyaya und Ishvara Pranidhana zusammen sind der Kriya Yoga, das ist der Yoga der Tat. Das ist, was die Kleshas mindert, also was hilft, weniger Leiden zu haben, hat Patanjali gesagt. Und es führt zur Fähigkeit, zu Samadhi zu kommen. Diese 3 letzten Niyamas gelten auch als eigenständige spirituelle Praktiken.

Für erstklassige Aspiranten: Übe jetzt Yoga

Swami Krishnanada

Um das Ganze noch einmal in den Kontext zu bringen: Es gibt eine Interpretation, die besagt, im Yoga Sutra gibt es verschiedene Stufen der spirituellen Praktiken. Unter anderem folgten zum Beispiel Swami Krishnananda und Shri Karthikeyan dieser Interpretation, also zwei Lehrer von Sukadev, neben seinem Hauptlehrer Swami Vishnu-devananda. Diese beiden haben gesagt, die ersten drei Verse vom Yoga Sutra sind gerichtet an „erstklassige“ Aspiranten: Übe jetzt Yoga, Yoga heißt das zur Ruhe bringen der Gedanken im Geist, dann erfährst du deine wahre Natur. Also, Gottverwirklichung geht ganz einfach: Nimm dir vor, jetzt Yoga zu üben, bring deine Gedanken vollkommen zur Ruhe, steigere deine Bewusstheit, dann bist du gottverwirklicht. Für erstklassige Aspiranten braucht es nicht mehr als das. Diese sind aber sehr selten; auch Sukadev sagt, er habe noch keinen solchen getroffen – aber es mag solche geben.

Weitere Formen, um zu Samadhi zu kommen

Dann beschreibt Patanjali im 1. Kapitel noch weitere Formen genauer, wie man zu Samadhi kommen kann. Er beschreibt natürlich auch, wie man seinen Geist zur Ruhe bringt, um das Ganze ein bisschen mehr auszuführen.

Angst vor dem Vergehen als Ursache von Leid

Aber dann im 2. Kapitel geht es letztlich um „zweitklassige“ Aspiranten. Das sind solche, die üben Kriya Yoga, Tapas, Svadhyaya und Ishvara Pranidhana, und kommen dadurch zu Samadhi. Sie erkennen erstmal die Kleshas, im Sinne von: Leiden kommt durch Nichtwissen, Identifikation, Wünsche und Abneigungen, und letztlich Angst vor dem Vergehen. Wenn man das erkannt hat, dann übt man Viveka Khyati, d.h. die dauernde Unterscheidungskraft, und mit dieser im Hintergrund, kann man dann mittels Tapas, Swadhyaya und Ishwara Pranidhana alle Hindernisse überwinden. Hier übt man Tapas im Sinne von spirituellen Praktiken und Bemühen, dann Swadhyaya, Selbststudium, im Sinne von Introspektion, Sich-Bewusst-Werdung, Nachdenken, Überlegen – aber dann eben auch zu Erkenntnissen kommen aus dieser Introspektion. Dann folgt bedingungsloses Ishwara Pranidhana. Und wenn man so an sich arbeitet, also Praktiken übt, Selbststudium, Hingabe an Gott, führt das zu dauerhaftem Viveka Khyati, also dauerhafter Unterscheidungskraft, und dann überwindet man alle Verhaftungen. Man überwindet alle Wünsche, Abneigungen, Identifikationen, Unwissenheit, und erreicht die Gottverwirklichung.

Dann geht es um die „drittklassigen“ Aspiranten, solche, denen das nicht ausreicht. Hier sagt Patanjali: Um Viveka Khyati, also diese dauernde Unterscheidungskraft, zu erlangen, dazu übt der Yogi die Ashtangas, die acht Stufen. Patanjali sagt, Yama ist absolut notwendig. Wenn man kein Yama übt, dann bleibt man in Unwissenheit, in dauerhaftem Leid. Also gilt es, die fünf Yamas zu entwickeln. Die Yamas sind insbesondere die Ethik im Umgang mit anderen. Niyama ist so etwas wie eine persönliche Lebensführung.

Die Niyamas im Kontext des Ashtanga Systems

Wie solltest du dein Leben führen? Da gilt als erstes: Shaucha, und das heißt, ein reines Leben führen, ein sattviges Leben führen. Interessanterweise sagt Patanjali gar nicht, was das heißt. Er sagt nicht: dies ist sattviges Leben, dies ist ein reines Leben. Er spricht nur über die Konsequenzen von einem sattvigen Leben. Also geht er davon aus, dass du weißt, was ein sattviges Leben ist. Und natürlich ist ein sattviges Leben in unterschiedlichen Lebensumständen und vielleicht auch in unterschiedlichen spirituellen Systemen und zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich. Das ist ja die Genialität des Yoga Sutra, weshalb Sukadev gerne sagt: Yoga Sutra ist die einzige Schrift, wo er sagen kann, er hat kein einziges Wort und keinen einzigen Satz gefunden, den er heute für überholt halten würde. Auch dadurch, dass Patanjali eben nicht zu konkret wird, ist es nie überaltert.

Das Leben leben unter dem Oberbegriff Shaucha

Lebe dein Leben in allen Aspekten so rein wie möglich

Wie man jetzt Shaucha, reinen Lebensstil, definiert, das ist dann wieder unterschiedlich. Es gibt eine ganze Vortragsreihe darüber, wie die Definition bei Yoga Vidya, in der Tradition von Swami Vishnu Devananda, Swami Sivananda und damit der Yoga Vedanta Tradition ist. Gerade im Kontext von „Der spirituelle Weg“ ist Sukadev dort recht ausführlich auf Sattva eingegangen, und im Rahmen der Bhagavad Gita Vorträge wird Sattva, Reinheit, ebenfalls etwa ein Dutzend Mal genauer beschrieben.

Santosha unter dem Aspekt Shaucha

Patanjali geht als nächstes auf Santosha ein: Kultiviere Zufriedenheit in deinem Alltag. Man könnte auch sagen, Santosha heißt: bewusst auf Dinge verzichten, die du magst, sei zufrieden mit dem, was kommt.

Tapas unter dem Aspekt Shaucha

Dann sagt er Tapas. Viele Lehrer sagen Tapas heißt an dieser Stelle: spirituelle Praktiken üben. Es heißt aber auch: bewusst Dinge tun, die du nicht magst. Und Tapas würde heißen, auch bewusst Dinge zu tun, die du nicht magst, natürlich alles unter dem Oberbegriff Shaucha, Reinheit.

Svadhyaya unter dem Aspekt Shaucha

Svadhyaya wird an dieser Stelle von Patanjali definiert als Studium der Schriften. Oft wird gesagt: Im Kontext des Kriya Yoga ist Svadhyaya Introspektion, Nachdenken, Kultivieren von Unterscheidungskraft. Und im Kontext der Niyamas ist gerade das eigene Studium von Schriften von besonderer Bedeutung.

Ishvara Pranidhana unter dem Aspekt Shaucha

Praktiziere reine Hingabe an Gott

Schließlich Ishvara Pranidhana: Verehrung Gottes. Manche sagen auch, über Svadhyaya kommt der ganze Yoga ins Yoga Sutra hinein, über Ishvara Pranidhana kommt der ganze Bhakti Yoga ins Yoga Sutra hinein, durch die Yamas kommt Karma Yoga hinein, und wenn es später zu Asanas und Pranayama kommt, kommen letztlich Kundalini Yoga und Hatha Yoga ins Yoga Sutra. So ist zwar das Yoga Sutra die Grundlage des Raja Yoga Systems, schließt aber die anderen Yoga Wege mit ein.

Soweit die Niyamas im Kontext des Ashtanga Systems. Bevor es um die eigentlichen Praktiken geht, die ja Patanjali sehr viel detaillierter beschreiben wird – Asana, Pranayama, Pratyahara, und dann ganz besonders Dharana und Dhyana und Samadhi – geht es also erstmal um Yama, Ethik im Umgang mit anderen, und Niyama, einen spirituellen Lebensstil.

Spiritueller Lebensstil

Was heißt es, ein spirituelles Leben zu führen? Es heißt, ein reines Leben zu führen. Es heißt lernen, Zufriedenheit zu üben. Es heißt, bereit zu sein, Dinge zu tun, die du nicht magst, und regelmäßige spirituelle Praktiken zu üben (das waren Shaucha, Santosha, Tapas). Es heißt, spirituelle Schriften zu lesen, und es heißt, Hingabe an Gott zu üben. Das ist die Grundlage eines spirituellen Lebensstils, auf dessen Grundlage überhaupt die nächsten Schritte bis zur Verwirklichung möglich sind.

Patanjali über Shaucha und Sattva

Und was sagt jetzt Patanjali konkret über Shaucha und Sattva?

40. Vers, 2. Kapitel:

Durch die Reinigung entsteht Ekel gegenüber dem eigenen Körper, und eine Abneigung gegenüber physischem Kontakt mit anderen.“ - Das ist vielleicht der kontroverseste Vers des gesamten Yoga Sutra.

Der 41. Vers klingt etwas positiver:

Die Eule - Sinnbild für Weisheit und geistige Klarheit

„Durch die Reinigung entstehen geistige Klarheit, heiteres Gemüt, Konzentrationsfähigkeit, Kontrolle der Sinne und Eignung für die Verwirklichung des Selbst.“

Hier sagt er also eine ganze Menge, und hier lobt er praktisch Sattva und Shuddhi über alle Maßen. Betrachtet man den 40. Vers genauer, so steht dort „jugupsa“, was man übersetzen kann als Abscheu. Aber man könnte auch sagen, die Fähigkeit der Loslösung. Die meisten Menschen identifizieren sich ja mit ihrem Körper, und identifizieren sich auch mit den körperlichen Bedürfnissen. Viele Menschen haben eine große „Besessenheit“, dass sie sich unbedingt um ihren Körper kümmern müssen, und sie haben auch die „Besessenheit“, mit anderen in physischem Kontakt zu sein.

Patanjali sagt: Wenn man sich reinigt, dann kann man sich lösen vom Körper. Es gibt ja manchmal die umgekehrte Aussage, wo man sagt: Ich identifiziere mich nicht mehr mit meinem Körper – und das heißt dann, dass ich ihn vernachlässige. Man findet das zum Beispiel auch in manchen religiösen und spirituellen Traditionen: Menschen sagen „Ich identifiziere mich nicht mehr mit dem Körper“, und dann lassen sie die Haare einfach wachsen, sie waschen sich nicht mehr, sie kümmern sich nicht um ihre Kleidung, sie verdrecken irgendwo.

Nimm reine Nahrung zu dir

Diese Tradition gibt es auch in Indien, es gibt sie auch in den Klöstern, oder außerhalb, bei den Wanderasketen, in den verschiedenen Religionen. Aber Patanjali würde sagen, wenn man das macht, dann ist man letztlich doch stärker identifiziert mit dem Körper. Wenn du deinen Körper reinigst, dann wird der Körper durchlässiger. Und Reinigung kann ja sehr viel heißen: Es heißt physische Reinigung, es heißt reine Nahrung, es heißt Kriyas zu üben (Yoga-Reinigungsübungen). So könnte man sagen: Transzendierung des Körperbewusstseins kann leichter geschehen, wenn du deinen Körper reinigst. Wenn du eine sattvige Ernährung hast, und eben verzichtest auf Fleisch, Fisch, Alkohol usw., und außerdem verzichtest auf zu viele Fertigprodukte, wenn du einen hohen Rohkost-Anteil hast, wenn du nicht zu häufig isst, wenn du also auf deine Nahrung achtest, dann fühlt sich dein Körper leicht an, und dann fällt es leichter zum Beispiel in der Meditation den Körper zu transzendieren. Dann fällt es auch leichter, dein Bewusstsein zu erheben.

Und genauso auch, wenn du so deinen Körper transzendiert hast, dann fällt es dir auch leichter, mit einem anderen in die Tiefe seines Wesens zu gehen. Wenn du also mit einem anderen Menschen zusammen bist, dann interessiert dich weniger sein Körper, du wirst weniger von äußerer Schönheit, oder äußerem Erscheinungsbild geprägt, und auch nicht so sehr, welche Kleidung der Mensch gerade trägt. Es heißt ja oft „Kleider machen Leute“, und viele Menschen lassen sich sehr stark von der Kleidung eines anderen beeinflussen. Wenn du dich innerlich gereinigt hast, dann gelingt es dir, dich zu lösen von Äußerlichkeiten, Kleidung und Frisur, Brille und vielem anderen. Und die innere Reinigung führt dazu, dass du dich öffnen kannst für die Tiefe eines anderen, und letztlich auch, dass du deinen eigenen Körper transzendieren kannst.

Swami Sivananda

Swami Sivananda und Swami Vishnu-devananda waren ja in ihren späteren Jahren beide etwas übergewichtig. Und dann gibt es manche Aspiranten, die relativ neu sind, die fragen dann: „Warum waren die übergewichtig?“ und bezweifeln, dass man überhaupt eine Meisterin/ein Meister sein kann, wenn man übergewichtig war. Man sieht einfach nur aufs Äußere. Das ist ein sicheres Zeichen: Man hat sich nicht ausreichend gereinigt. Meister können untergewichtig sein, sie können übergewichtig sein. Sie können eine bürgerliche Kleidung tragen oder sie können eine asketische Kleidung tragen. Sie können indisch oder europäisch gekleidet sein, es spielt keine allzu große Rolle.

Menschen, die nicht selbst gereinigt sind, legen Wert auf Äußerlichkeiten. So könnte man dieses „jugupsa“ auch interpretieren – und das ist eine legitime Interpretation vom Standpunkt des Yoga Sutra – dass Reinheit dazu führt, dass man auf Äußerlichkeiten wie Körper und Kleidung nicht mehr so viel Wert legt. Aber die ursprüngliche Bedeutung, „jugupsa“ als Ekel gegenüber dem Körper, kann auch heißen, dass man sich eben nicht mehr so sehr um seinen Körper kümmert. Das heißt man reinigt den Körper – reine Ernährung, reine Kleidung, reine Umgebung, reine Sprache usw., aber es hilft einem, sich davon zu lösen, und aufzuhören, sich mit dem Körper zu identifizieren. Also: Nicht-Identifikation entsteht durch Reinigung. Und damit auch die Fähigkeit, dass man den körperlichen Kontakt mit anderen nicht mehr so braucht, weil man reiner ist und deshalb den Seelenkontakt hat.

Im 41. Vers verspricht uns Patanjali alles mögliche durch die Reinigung. Wenn wir uns also reinigen:

Shaucha gibt dir auch ein heiteres Gemüt

Umgekehrt könnte man sagen: Wenn du irgendwo das Gefühl hast, dass du geistig unklar bist, dann reinige dich. Überlege erstmal, wie ist das mit dem Sattva? Man könnte auch sagen: Bevor du zu einer wichtigen Entscheidung kommst, mach dein Leben sattvig.

Sukadev kannte einige Menschen, die immer gesagt haben, wenn eine wichtige Entscheidung vor ihnen stand, haben sie ein paar Tage gefastet. Das sind natürlich Menschen, die es gewohnt sind, zu fasten. Das erstmalige Fasten wird vielleicht nicht unbedingt zu geistiger Klarheit führen, es wird eher zu Reinigungserfahrungen führen. (Zum Thema „Fasten“ gibt es auch schon eine Vortragsreihe von Sukadev.) Aber wer regelmäßig fastet, der kann durch eine Fastenperiode Klarheit des Geistes erlangen. Und du kannst eben auch sagen: vor einer wichtige Entscheidung alle Ernährungsregeln sehr sattvig halten.

Er sagt auch, heiteres Gemüt wird erreicht. Wenn du also leicht depressiv bist, oder Ängstlichkeit, innere Unruhe hast, kannst du auch überlegen: Ist mein Leben sattvig? Sollte ich mein Leben sattviger gestalten? Oder, du bist unfähig zur Konzentration, lässt dich leicht ablenken. Überlege: Wie kann ich meinen Geist sattviger gestalten?

Wenn du irgendwo merkst, dass du hilflos deinen Wünschen und Begierden ausgesetzt bist, kannst du auch überlegen: Wie kann ich mein Leben sattviger gestalten?

Sattva macht dich bereit für Selbsterkenntnis

Atmadarshana kann man auch so interpretieren – natürlich als Selbstverwirklichung, damit greift es sehr hoch – dass du dich selbst irgendwo nicht mehr wahrnimmst, dass du nicht mehr weißt „Was bin ich überhaupt, und worum geht es mir wirklich?“ Die Intuition ist nicht da. Dann gilt es immer, sattvig zu sein.

In diesem Sinne: Wenn du jemals in dir wahrnimmst, dass dein Gemüt nicht heiter ist, dass deine Konzentrationsfähigkeit nicht gut ist, dass du deine Sinne nicht beherrschen kannst, dass du dich irgendwo selbst verloren hast, dann überlege: Wie kann ich mein Leben sattvig gestalten? Und dann schau nach auf den Yoga Vidya Internetseiten, zum Beispiel wiki.yoga-vidya.de/Sattva, und dann findest du viele Empfehlungen aus dem Yoga, wie man ein sattviges Leben führen kann. Oder gehe eben zu einem dieser Vorträge im Rahmen der Yoga Vidya Schulung, wo es um „Sattvigen Lebensstil als Teil des spirituellen Weges“ geht.

Hinweise

Soweit zu den Versen 40 und 41 im Yoga Sutra, im Rahmen der Reihe zum Yoga Sutra. Die weiteren Verse werden fast alle in einzelnen Beiträgen behandelt. Dies ist auch Teil der ganzheitlichen Yoga Vidya Schulung. Es ist Begleitmaterial zur 2-jährigen Yogalehrer-Ausbildung, man könnte auch sagen, das ist ein erheblicher Ausbau von dem, was in der normalen 2-jährigen Ausbildung gemacht werden kann, sodass du in diesem Sinne mehr lernst über die Bedeutung des Yoga Sutra, und damit über die Raja Yoga Spiritualität, Raja Yoga als Yogaweg zur Erleuchtung.

Ein letzter Tipp: Wenn du dein Leben wirklich gründlich sattvig machen willst, die einfachste Möglichkeit wäre: Komme ein paar Tage oder Wochen in den Yoga Vidya Ashram, entweder Bad Meinberg, Allgäu, Westerwald oder Nordsee.

Da ist alles auf Sattva ausgerichtet, vom Essen bis zum Zimmer, bis zu den Worten, mit denen man sich unterhält, bis zu der Gestaltung des Tagesablaufs, Reinheit auch durch die ganzen spirituellen Praktiken. Reinheit auch dadurch, dass diese Ashrams alle in der Natur sind, eine hohe reine sattvige Schwingung da ist. Du kannst also, wann immer du dein Sattva erhöhen willst, einfach ein paar Tage in einen Yoga Vidya Ashram gehen. Und nimm dann die Sattva-Regeln ganz besonders ernst. Manchmal gibt es ja auch Menschen, die kommen in den Ashram und sagen dann „Ich nehm das alles nicht so ernst, ich lebe so, wie ich es gerne mache.“ Und bis zu einem gewissen Grad ist das ja auch in einem Ashram möglich. Aber andererseits, wenn du schon zum Ashram gehst, wo du die Möglichkeit hast, dein Leben wirklich fast zu 100% sattvig zu gestalten, natürlich ist alles Sattva-Rajas-Tamas, aber du hast die Möglichkeit, dein Leben so sattvig zu gestalten, wie es überhaupt denkbar und möglich ist, dann nutze die Gelegenheit auch! Einen nicht so sattvigen Lebensstil kannst du in anderen Kontexten ja ganz einfach machen.

Video - Shaucha im Yoga Sutra von Patanjali

Sukadev über Shaucha 2015

Niederschrift eines Vortragsvideos (2015) von Sukadev über Shaucha

Shaucha heißt Reinheit und Reinigung. Shaucha gehört zu den fünf Niyamas im Patanjali Yoga Sutra. Im Yoga Sutra von Patanjali findest du die acht Stufen, die Ashtangas oder die acht Glieder. Anga heißt ja eigentlich Glieder, Teil. Und dabei gibt es die fünf Niyamas, Niyama als das zweite der Ashtangas.

Zu den Niyamas gehört eben Shaucha und Santosha, mit Shaucha fängt es sogar an. Niyamas heißt, die persönliche Disziplin, die eigene persönliche Lebensführung, und die sei geprägt durch Shaucha - Reinheit, und dann durch Santosha - Zufriedenheit, Tapas – durch Disziplin, Swadhyaya – Selbstbefragung, Selbstanalyse, und Ishvarapranidhana – Hingabe an Gott.

Das erste ist Shaucha. Shaucha heißt zunächst mal natürlich äußere Reinheit, es heißt, achte darauf, dass deine Kleidung sauber ist, achte darauf, dass dein Körper sauber ist, achte darauf, dass dein Zimmer, deine Wohnung sauber ist, achte darauf, dass dein Schreibtisch sauber ist usw. Äußere Sauberkeit hilft der inneren Ruhe, manchmal hilft es auch, das Leben zu vereinfachen.

Es gibt ja dieses Buch, das vor ein paar Jahren mal Bestseller war, "Simplify your life“. Wenn es dir nicht gut geht, dann mache einfach mal Ordnung. Äußerlich zu reinigen hilft manchmal, dass es einem besser geht. Manche Menschen kennen das auch, wenn es ihnen nicht so gut geht, müssen sie einfach eine Dusche nehmen und es geht einem schon besser. Das ist alles äußere Reinheit.

Aber der Körper muss auch innerlich gereinigt werden. Für innerliche Reinigung gibt es die so genannten Kriyas, die Reinigungsübungen. Natürlich ist wichtig, was du isst. So gilt es auch, dass du vegetarisch lebst, dass du vegan lebst, dass du keine Leichenteile in deinen Körper hineingibst. Fleisch essen heißt ja, Leichenteile in den Körper hineinzugeben.

Es heißt, dass du auch natürliche Nahrung zu dir nimmst, nach Möglichkeit Bio und dass du gesunde Flüssigkeit zu dir nimmst, auf alkoholische Getränke verzichtest, auf bewusstseinsverändernde Drogen verzichtest usw. Dann gibt es im Hatha Yoga eine Menge, was man noch für Reinigung macht.

Asanas, die Körperstellungen, führen auch zu Shaucha, zur Reinigung. Pranayama führt zu Shaucha, zur Reinigung. Sogar die Tiefenentspannung reinigt, Verspannungen sind auch eine Form von Unreinheit. Verspannungen lösen führt zu Shaucha, zur Reinigung. Mantras reinigen, Rituale reinigen.

So viel im Yoga dient für Shaucha, denn Yogis haben ja das optimistischste Menschenbild und Weltbild, Yogis sagen: "In Wahrheit bist du schon perfekt. Du bist jetzt und in diesem Moment Sein, Wissen und Glückseligkeit.“ Vielleicht weißt du es nicht. Indem du dich reinigst, erfährst du es. Natürlich, Shaucha ist dann auch innere Reinheit im Sinne von Mitgefühl zu anderen Menschen, innere Reinheit im Sinne von Gutes wollend und Gutes bewirkend und tun.

Dann überlappt sich aber Shaucha mit den Yamas, Ahimsa, Satya, Aparigraha, Asteya, Brahmacharya, welches ja alles heißt, Liebe zu entwickeln, mitfühlend mit allen Lebewesen umgehen. Also, das waren einige Aspekte zu Shaucha, Reinheit, Reinigung.

Du findest da natürlich sehr viel mehr auf unseren Internetseiten, auf Yoga Vidya. Dort findest du ein Suchfeld und da kannst du eingeben, "Shaucha“ oder du kannst auch eingeben, "Niyama“ oder "Ashtanga“ und so findest du eine Menge Informationen über Shaucha, auch Tipps zur Reinigung und auch Inspirationen, dass du deinen Vorsatz, ein reines Leben zu führen, noch besser umsetzen kannst.

Sukadev über Shaucha 2014

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Shaucha

Shaucha heißt Reinheit, Reinigung, Shaucha ist auch ein Reinigungsritual. Shaucha gehört auch zu den fünf Niyamas. Patanjali, der große Yogameister, hat ja im zweiten Kapitel die Ashtangas beschrieben, die acht Teile, die acht Glieder des Yoga. Diese sind: Yama, Niyama, Asana, Pranayama, Pratyahara, Dharana, Dhyana und Samadhi. An zweiter Stelle sind eben die Niyamas und die Niyamas bestehen aus: Shaucha – Reinigung, Santosha – Zufriedenheit, dann folgt Tapas – Disziplin, dann Swadhyaya – Selbststudium, und Ishvara PranidhanaHingabe an Gott.

Als erstes ist dort Shaucha, die Reinigung. Reinigung von Körper, Geist und Seele, auch Reinigung von Gedanken, Worten und Tat. Shaucha heißt also Reinheit. Shaucha heißt zum einen, dass du dich rein ernährst, dass du also auf Fleisch verzichtest, auf alkoholische Getränke, auf Fisch, auf Milchprodukte. All das gehört zu Shaucha, zu einer inneren Reinigung.Halte deine Ernährung auch sonst so natürlich wie möglich. Shaucha kann auch Reinigungsübungen meinen, die Kriyas zu üben. Shaucha kann heißen, Asanas und Pranayama zu üben. Shaucha heißt auch Meditieren. Shaucha heißt auch ethische Reinheit. Shaucha kann auch heißen, dass du in deinem äußeren Verhalten Reinheit übst.

Es gibt da ja in verschiedenen spirituellen Traditionen auch Vorschriften für die Reinigung. Z.B. in Indien gibt es die Vorschrift, dass man jeden Tag baden soll, was gerade in diesem heißen Klima wichtig ist. Da sind die Menschen entweder in einen großen Teich gegangen oder in einen Fluss. Und Shaucha kann auch heißen, die Zähne putzen, Hygiene usw. Manchmal heißt auch Shaucha, eine körperlich angemessene Kleidung zu tragen. Das ist z.B. bei den Moslems der Grund, weshalb sie ein Kopftuch oder einen Schleier tragen, um eben reinen Gedanken im Gegenüber zu helfen. Ich bin jetzt kein Fan vom Schleier, aber es geht darum, die Sinnhaftigkeit nachvollziehen zu können.

In Indien gibt es auch alle möglichen Gründe, weshalb man irgendwo unrein sein könnte, und dann gilt es, Shauchas zu üben, Reinigungsrituale durchzuführen, um wieder in einen Zustand der rituellen Reinheit zu kommen. Da wird es manchmal etwas abergläubisch, da wird es manchmal etwas eigenartig. Das Grundprinzip, ein reines Leben zu führen, reines Denken, Handeln und auch Sprechen, ist etwas, was dem spirituellen Weg und auch der Zufriedenheit, dem inneren Glück sehr förderlich ist - und auch dem Zusammenleben der Menschen.

Shaucha im Yoga Sutra Kapitel II.41

Sattvasuddhisaumanasyaikagryendriyajayatmadarsanayogyatvani ca

Durch die Reinheit entstehen geistige Klarheit, heiteres Gemüt, Konzentrationsfähigkeit, Kontrolle der Sinne und Eignung für die Verwirklichung des Selbst.

Die Reinheit schließt neben der Reinlichkeit des Körpers auch die Reinheit der Rede und des Geistes ein. Körperlich, in Rede und im Geist müssen wir rein sein. Allgemein wird von den Menschen bezüglich Reinheit nicht nur die körperliche Reinheit, sondern auch die Kleidung und eine saubere Atmosphäre eingeschlossen. Die körperliche Reinheit ist vergleichsweise leicht zu bewerkstelligen. Verbale Reinheit ist schwierig, doch weitaus schwieriger ist eine Reinheit in mentaler oder psychologischer Hinsicht. Für den normalen Menschen ist mentale Reinheit beinahe unmöglich. Während man körperlich reinlich sein kann, so kann man in seiner Redeweise hässlich und antisozial eingestellt sein, und sehr verletzend gegenüber der Gesellschaft. Jede Form von verletzender Rede gegenüber anderen steht im Gegensatz von Shaucha. (Yoga als universelle Wissenschaft von Shri Swami Krishnananda Maharaj)



Das Sanskritwort Shaucha

Shaucha, Sanskrit śauca शौच n. Sauberkeit , Reinheit , Läuterung (insb. von Verunreinigungen durch den Tod eines Angehörigen); Reinheit des Geistes , Rechtschaffenheit , Ehrlichkeit (besonders in Geldangelegenheiten); Im Buddhismus und im Yoga Selbstreinigung (sowohl äußerlich als auch innerlich); im weiteren Sinn auch Ausscheidung von Exkrementen.

Shaucha kommt vom Adjektiv Shuchi शुचि śuci, mit der Bedeutung strahlend, glühend; rein, sauber, lauter, klar; reinigend; leuchtend weiß, leuchtend; unschuldig, ehrlich, redlich.

Shuchi und Shaucha kommen von der Verbalwurzel (Dhatu) Shuch शुच् śuc mit der Bedeutung flammen, leuchten, strahlen. Shaucha ist also das, was das Selbst im Inneren frei strahlen lässt.

Verschiedene Schreibweisen für Shaucha

Sanskrit Wörter werden in Indien auf Devanagari geschrieben. Damit Europäer das lesen können, wird Devanagari transkribiert in die Römische Schrift. Es gibt verschiedene Konventionen, wie Devanagari in römische Schrift transkribiert werden kann Shaucha auf Devanagari wird geschrieben "शौच", in IAST wissenschaftliche Transkription mit diakritischen Zeichen "śauca", in der Harvard-Kyoto Umschrift "zauca", in der Velthuis Transkription "sauca", in der modernen Internet Itrans Transkription "shaucha".

Siehe auch

Weblinks

Pranayama

Literatur

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