Spiritueller Name

Aus Yogawiki

Ein spiritueller Name unterstreicht den nicht-weltlichen Weg von Aspiranten aller Traditionen, besonders von Mönchen und Nonnen (z.B. "Schwester Maria", "Swami Vishnu-devananda..."). Geistliche Namen sind aber nicht nur "Geistlichen" vorbehalten - auch viele Yogaschüler und -lehrer ohne Zölibat tragen Namen aus dem Hinduismus. Unsere Namen stammen dabei alle aus dem Sanskrit oder dem Hindi, so z.B. Amrita; Ahimsa, Aishvara, Chamundi, Nirgunananda, Parashakti, Radha, Shambhavi, Shankari, Tulasi, Venkatesha und viele, viele andere.

Bei der spirituellen Namensgebung werden Kraft und Segen der Meister angerufen

Bei Yoga Vidya werden regelmäßig neue Namen vergeben. Dazu gehört eine vorausgehende Mantra Einweihung sowie dann eine entsprechende Namensgebungs-Zeremonie. Ein neuer Name kann den Beginn einer neuen Lebensphase markieren, sowie des inneren Vorsatzes, der Spiritualität im eigenen Leben mehr Raum zu geben. Durch den Namen wird man auch energetisch mit der religiösen Tradition verbunden, die einem den Namen verleiht.

Bedeutung eines spirituellen Namens

Wenn man einen spirituellen Namen bekommt, kann das ausdrücken, dass eine neue, wichtige Lebensphase begonnen hat. Ein Name verbindet sich oft mit einer bestimmten Identifikation und wenn man aus alten Identifikationen herauskommen möchte, kann ein neuer Name hilfreich sein. In früheren Zeiten haben Menschen, besonders aus schamanischen Traditionen, ihren Namen in jeder Lebensphase geändert. Ein Überbleibsel davon ist, dass auch heute noch viele Frauen (und sehr wenige Männer) bei der Hochzeit den Nachnamen des Partners annehmen.

Ein spiritueller Name kann ein neues Ideal ins Leben bringen. Es ist wie ein Vorsatz oder eine Bitte, die innewohnende Spiritualität zur Entfaltung kommen zu lassen. Der Name fordert einen heraus, das höchste Bewusstsein zu entwickeln und hilft dabei, nach seinem eigenen vollkommenen Schicksal zu streben. Yogi Bhajan beschreibt die Bedeutung wie folgt: "Dein spiritueller Name ist dein beabsichtigter Lebensweg, deine himmlische Identität. Das ist alles, was du bist. Du kannst danach leben oder nicht, aber es ist die Kraft, die dich leitet."[1]

Ein spiritueller Name hat meistens Mantra-Charakter. Wenn man seinen eigenen spirituellen Namen wiederholt oder an ihn denkt, verbindet man sich bewusst oder unbewusst mit der dahinter liegenden Kraft.

Im Yoga gibt es Namenseinweihungen beispielsweise im Sivananda Yoga, im Kriya Yoga, im Satyananda Yoga, im Kundalini Yoga nach Yogi Bhajan sowie bei den Anhängern von Osho. Es gibt dabei mehrere Möglichkeiten, einen spirituellen Namen zu erhalten. Normalerweise sucht man sich den Namen nicht selbst aus, sondern bekommt ihn von einem Guru verliehen. Der Name kann auch basierend auf den Geburtsdaten durch Numerologie errechnet werden. Dieser ist einem dann quasi schon "in die Wiege gelegt". Paare erhalten manchmal den gleichen spirituellen Namen (z.B. Ishwara und Ishwari), weil dieser ihnen dabei hilft, Vereinigung und Einheit zu erfahren.

Die meisten Menschen verwenden ihren spirituellen Namen in spirituellen Kreisen, also z.B. wenn sie mit anderen Yoga Übenden zusammen sind, sowie für sich selbst als ihr "innerer Name". Typischerweise verwenden die meisten Menschen ihren "alten" Namen weiterhin in Beruf, Familie etc. Man kann auch seinen spirituellen Namen im Alltag verwenden, dazu gehört allerdings Bedacht und Abwägung.

Spirituelle Namen bei Yoga Vidya

Welche Namen werden bei Yoga Vidya vergeben?

Bei Yoga Vidya werden regelmäßig spirituelle Namen vergeben. Sukadev vergibt seit 1986 spirituelle Namen - die meisten der Namen wurden bereits von Swami Sivananda und Swami Vishnu-devananda vergeben, wobei auch einige weitere aufgenommen wurden - auf Vorschläge von einer Indologin sowie aus mehreren Büchern. Siehe dazu auch den Hauptartikel Spirituelle Namen Liste.

Die spirituellen Namen in dieser Liste sind größtenteils Sanskrit, teilweise auch Hindi oder einfach Verkürzungen oder Abwandlungen von Sanskrit Wörtern. Es gibt jeweils spezielle Namen für jede Gottheit - so gibt es eine große Palette an Krishna Namen, Vishnu Namen, Shiva Namen, Devi Namen, sowie abstrakte Namen für Meditierende mit abstrakten Mantras wie Soham oder Om.

Die meisten der Namen sind in Indien auch als normale Babynamen in Gebrauch. Manche jedoch, insbesondere die Vedanta Namen sowie Namen mit Zusätzen wie Devi, Jyoti, Dasa oder Shakti sind in Indien eher seltener als Namen von Babys in Gebrauch sondern werden vor allem an Aspirantinnen und Aspiranten vergeben.

Mittlerweile gibt es zu den meisten Namen, die bei Yoga Vidya vergeben werden, auch einen eigenen Eintrag hier im Yoga Wiki. Wenn du über die Bedeutung eines einzelnen spirituellen Namens erfahren willst, dann klicke in der Spirituelle Namen Liste einfach auf den Namen. Dort erfährst du dann Nützliches zur Übersetzung des Sanskrit Wortes, sowie zur (spirituellen Bedeutung) des Wortes/des Namens, meist als Video mit Transkription.

Wie bekomme ich einen spirituellen Namen bei Yoga Vidya?

Bei Yoga Vidya ist es üblich, dass der Aspirant zunächst eine Mantra-Weihe bekommt, da der Name meist in Beziehung steht mit dem Mantra. Wer eine Mantra-Weihe hat, kann dann um einen spirituellen Namen bittet.

Eine Mantra-Weihe kann jeder erhalten, der sich innerlich versprechen kann, jeden Tag mindestens 20 Minuten lang mit seinem Mantra zu meditieren. In allen Yoga Vidya Ashrams gibt es regelmäßig Infogespräche und Termine zur Mantra-Weihe. Die Möglichkeit zu Mantra-Weihe und spirituellem Namen gibt es im Rahmen der Yogalehrer Ausbildung, ist aber nicht notwendigerweise damit verknüpft. Mantra-Weihe und Namensgebung stehen jedem offen.

Bei Yoga Vidya wird der spirituelle Name dann im Rahmen eines speziellen Rituals vergeben. Dabei werden besondere Mantras rezitiert, die drei Energie-Pulver auf das Dritte Auge aufgetragen. Damit wird eine bestimmte Segenskraft herbeigerufen. Derjenige, der die Namensweihe durchführt, geht dann für einen Moment in die Stille und bittet um Führung. Aus dieser Stille heraus kommt dann der spirituelle Name, der dann vergeben wird.

Wenn man sich entscheidet, Sannyasa zu nehmen und sich zum Swami oder zur Swamini weihen zu lassen, dann bekommt man einen neuen spirituellen Namen, der meistens mit -ananda endet. Bei Yoga Vidya haben wir z.B. Swami Nirgunananda oder Swami Divyananda. Natürlich sind hier auch Swami Vishnu-devananda und Swami Sivananda zu nennen.

Spirituelle Namen in anderen Traditionen

Im Kundalini Yoga nach Yogi Bhajan stammen spirituelle Namen meist aus dem Gurmukhi, der heiligen Sprache der Sikh. In dieser Tradition wird empfohlen, für 40 Tage nach der Namensgebung intensiv mit dem Namen zu praktizieren, z.B. Japa damit zu machen, oder auf ihn zu meditieren. Das soll dabei helfen, den Namen besser in das eigene Sein zu integrieren. Im Kundalini Yoga tragen die Aspiranten neben dem individuellen spirituellen Namen zusätzlich noch einen Beinamen wie Kaur (weiblich, "Prinzessin") oder Singh (männlich, "Löwe").

Ähnlich wird es von der Hare Krishna-Bewegung ISKCON praktiziert: Hier werden dem Vornamen die Bezeichnungen Bhakta bzw. Bhaktini vorangestellt, was verdeutlicht, dass man sich auf den Bhakti-Pfad der hingebungsvollen Liebe zu Krishna begeben hat.

Auch in anderen Yoga-Traditionen und anderen spirituellen Kreisen oder Religionen werden spirituelle Namen vergeben. Mönche und Nonnen nehmen gerne spirituelle Namen an, jedoch behalten christliche Nonnen und Mönche heutzutage oft auch ihre Taufnamen als spirituellen Namen bzw. Ordensnamen (z.B. "Bruder Johannes", oder "Schwester Maria").

In der katholischen Kirche ist die Vergabe von Ordensnamen seit der frühen Neuzeit üblich. Der neue Name soll dabei zum Ausdruck bringen, dass der Ordensangehörige sein Leben in besonderem Maße Gott widmet und von ihm gerufen wurde. Jesus sagte bereits: "Man ruft dich mit einem neuen Namen, den der Mund des Herrn für dich bestimmt." (Jes 62,2-4). Meist wird ein Heiligenname gewählt, wobei der namensgebende Heilige dann auch als persönlicher Schutzpatron angerufen wird. Mutter Teresa hieß beispielsweise mit bürgerlichem Namen Anjezë Gonxha Bojaxhiu, ihre Namenspatronin wurde dann die heilige Therese von Lisieux.

Auch im Buddhismus werden spirituelle Namen an Mönche vergeben, die dann meist aus dem Pali stammen. So heißt z.B. der Dalai Lama als Mönch Tendzin Gyatsho, sein bürgerlicher Name war Lhamo Dhondrub.

Auch in vielen schamanischen Traditionen ist es verbreitet, spirituelle Namen zu vergeben, meist nach einem Initiationsritual, welches einen energetisch in den Kreis des Stammes aufnimmt.

Siehe auch

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Fußnoten

<references>