Shivaismus: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 2. August 2022, 10:03 Uhr

Shivaismus oder Shaivismus: religiöse Weltanschauung, bei der Shiva als höchster Gott verehrt wird; eine der drei Hauptrichtungen des Hinduismus. Ihre Anhänger werden Shaiva genannt. "Shaivism" ist ein daraus abgeleitetes Wort im Englischen und ist die Lehre, welcher die Shaivas folgen. Aus Shaivism ist dann das deutsche Wort Shivaismus entstanden, manchmal auch "Shaivismus" genannt.

Rudraksha-Mala zur Verehrung Shivas

Sukadev über Shivaismus

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Shivaismus

Shivaismus ist die religiös-spirituelle Richtung, die Shiva besonders verehrt. Das Wort "Shivaismus" ist eine Eindeutschung eines englischen Begriffs, nämlich "Shaivism". Und Shaivism ist eine Anglisierung letztlich von "Shaiva Siddhanta" Es gibt jetzt keinen Ausdruck wie Shaivismus, sondern es gibt Shaiva. Shaiva ist jemand, der Shiva verehrt. Und dann gibt es verschiedene Shaiva-Richtungen, die alle ihren eigenen Namen haben. Alle Richtungen, in denen Shiva als höchster Aspekt Gottes verehrt wird, werden als Shivismus bezeichnet oder auch als Shaivismus.

Shiva Statue in Bangalore

Manchmal findet man auch den Ausdruck Shivaismus, das ist auch eine Eindeutschung des englischen Begriffs "Shaivism". Es gibt in Indien drei religiöse Richtungen im Rahmen des Hinduismus. Es gibt Shaivismus, wo Shiva besonders verehrt wird, Vaishnavismus, wo Vishnu besonders verehrt wird, Shaktismus, wo Shakti, die göttliche Mutter, besonders verehrt wird. Die Anhänger des Shivaismus werden eben als Shaivas bezeichnet.

Und dann gibt es religionsübergreifende Traditionen, wie z.B. die Tradition aus der Yoga Vidya stammt, eben die Yoga Vedanta Richtung, die eine umfassende, übergreifende Tradition ist. Wir verehren Shiva, Vishnu, Shakti, all ihre Manifestationen, verehren auch Jesus, Gott-Vater, das allumfassende Tao usw. Namen sind viele, Gott ist eins. Shaivismus, also die religiös-spirituelle Richtung, in der Shiva als höchster Aspekt Gottes verehrt wird.

Bücher über den Shivaismus (Shaivismus)

Verehrung Shivas in Form des Shiva Lingam

Die achtundzwanzig Shiva Agamas, die Loblieder (Tevaram und Tiruvasagam) der Shiva-Heiligen bilden die Hauptquellen des südlichen Shivaismus . Die von Nambi Andar Nambi (2.Jh.) zusammengestellten Shiva Hymnen werden "Tirumurai" genannt. In der Sammlung "Tevaram" finden sich die Hymnen des Sambandhar, Appar und Sundarar. Die Sammlung der Loblieder von Manickavasagar werden mit "Tiruvasagam" bezeichnet. Die "Agamanata”, auch Shiva Siddhanta genannt, stellt den Kern der achtundzwanzig Sanskrit Agamas dar. Sie steht für das zentrale Wissen der Veden.

In Seklars Periyapuranam aus dem 11. Jahrhundert findet sich eine Beschreibung der dreiundsechzig Shiva-Heiligen.

Tiruvasagam ist eine Sammlung von einundfünfzig Gedichten unübertroffener spiritueller Erfahrungen. Sie wurden von Dr. G.V. Pope in die englische Sprache übersetzt.

Anfang des 13. Jahrhunderts wurde von dem Heiligen Meykandar die Shiva Siddhanta, eine große philosophische Bewegung, ins Leben gerufen. Meykandar ist der überragende Autor des "Shivajnana Bodhams", der zentralen Arbeit der philosophischen Bewegung. Shivajnana Bodham ist eine Zusammenfassung der zwölf Verse der Raurava Agama. Dieses Buch wiederum ist die Standard Ausgabe der in der Shiva-Siddhanta wiedergegeben Ansichten. Es enthält eine systematische Erklärung des Systems in zusammengefasster Form. Es hat den Tamilen den Zugang zu der herausragenden Bedeutung dieser Philosophie ermöglicht. Der Heilige Meykandar gab seine Philosophie an neunundvierzig Schüler weiter. So verbreitete er seine Philosophie und machte sie bekannt. Arulnandi Shivachariar ist der erste der neunundvierzig Schüler Meykandars und Autor des bedeutenden Werkes "Shiva Jnana Siddhiyar" sowie von "Irupa-Irupathu".

Im 13. und 14. Jahrhundert tauchten folgende vierzehn philosophische Arbeiten auf, die als Standard Shaiva Siddhanta Shastras bekannt sind:

  • Tiruvundiar
  • Tirukalitrupadiar
  • Shivajnana Bodham
  • Shivajnana Siddhiar
  • Irupa-Irupathu
  • Unmai Vilakkam
  • Shivaprakasam
  • Tiru Arul Payan
  • Vina-vemba
  • Partripatirodai
  • Kodikkavi
  • Nenju Vidu Thoothu
  • Unmai Neri Vilakkam
  • Sangarpaniraharanam

Zwei gut bekannte Bücher von Umapati Shivachariar (14.Jh.) sind "Shivaprakasam" und "Tiru Arul Payan". Auch sechs weitere Shastras dieser Gruppe wurden von ihm geschrieben. "Tiruvendiar" wurde in der Mitte des 12. Jahrhunderts von dem Heiligen Tirukkadavur-deva-nayanar verfasst. Der Autor des "Tirukalitrupadiar" ist Tirukkadavur Uyyavanda.

Ein weiterer Schüler von Meykandar ist Manavasagam Kadanthar. Er schrieb "Unmai Vilakkam", eine der vierzehn Shastras der Shiva Siddhanta.

"Tirumandiram" ist eine der maßgeblichsten Arbeiten, die die Lehre Shivas wiedergibt. Der Autor der "Tirumandiram" ist Tirumula Nayanar. Diese Arbeit bildete das Fundament für die spätere Struktur der Shiva Siddhanta Philosophie. Die Glaubenssätze Shivas in der Sanskrit Agamas sind in diesem Buch übersetzt. Es besteht aus dreitausend Versen, die im Lauf von dreitausend Jahren zusammengefasst wurden und beleuchtet den praktischen und theoretischen Aspekt der Shiva Religion und Philosophie.

"Jnanamritam" ist die erste Abhandlung, die die Siddhanta in einer modernen wissenschaftlichen Weise betrachtet. Die Shiva Vedanta beruht auf der zweifachen Tradition der Veden und der Agamas. Nilakantha, dessen Hochzeit im 14. Jahrhundert war, verband die beiden systematisch miteinander. Er kommentierte auch die Brahma Sutras und interpretierte sie vor dem Hintergrund der Shiva Philosophie.

"Shivarka Mani Dipika", ein Kommentar von Appayya Dikshitar, ist ein wertvolles Buch.

Die Schriften Shiva Purana, Linga Purana, Shiva Parakram, Tiruvilayadal Puranam und Periyapuranam handeln alle von der Herrlichkeit Shivas. Alle diese Bücher sind in die Sprache der Tamilen übersetzt. Bhakta Vilasam ist auf Sanskrit geschrieben. Es handelt sich dabei um eine kleine Purana über die Skanda Purana. Die achtundzwanzig Agamas wurden im Tal von Kaschmir auf Sanskrit niedergelegt. Lange bevor der Jainismus Bedeutung erlangte, kam diese Agamanta in Nordindien auf. Die Agamanta wurde dort bekannt als Pratyabhijna Darshanam. Von dort verbreitete sie sich nach Westen und Süden. Im Westen Indiens wurde sie als Vita "Maheshvara Darshanam" bekannt, in Südindien wurde sie als "Shuddha Shaiva Darsanam" bezeichnet. Die Linga Purana wird von den Vira Maheshvaras sehr geachtet.

Shivaismus - Ursprünge der religiösen Gemeinschaften

Rama zelebriert eine Puja für Shiva mit einem Shiva Lingam, im Hintergrund Lakshmana

Shivaismus ist die zweitgrösste religiöse Gemeinschaft im modernen Indien. Sie ist tief verwurzelt in der hinduistischen vedischen Zeit.

Buddhismus und Jainismus hatten heterodoxen und revolutionären Charakter, während die anderen zwei Sekten, Shivaismus und Vishnuismus, gleichfalls in jenem Jahrhundert entstanden. Diese können als reformistische Bewegungen verstanden werden. Buddhismus und Jainismus gingen über die Existenz Gottes schweigend hinweg und formulierten Entsagung und strenge moralische Führung als den Heilsweg. Die neuen theistischen Sekten Shivaismus und Vishnuismus hingegen waren auf die Idee eines höchsten Gottes fixiert, den sie sich als Vishnu, Shiva, Shakti oder eine andere Form vorstellten. Erlösung war nur durch Seine Gnade möglich, die allein durch Bhakti, d.h. intensive Liebe und Unterwerfung, die zu völliger Hingabe des Selbst an den persönlichen Gott führt, möglich war.

Die Leute von Harappa waren laut einigen Gelehrten von mediterraner Rasse. Ihre ursprüngliche Heimat waren Inseln im Ägäischen Meer und Bereiche der mediterranen Rasse. Das Ägäische Meer kann Griechenland und Asia Minor genannt werden. Sie verehrten die Muttergottheit mit ihrem Gefährt, dem Löwen. Sie verehrten auch den Vatergott mit seinem Fahrzeug, dem Bullen. Siva und Uma waren höchstwahrscheinlich die Götter der Draviden. Die Gestalt eines Gottes, die der Protoyp Shivas zu sein scheint, hat drei Charakteristika Shivas. Er ist Herr der Tiere oder pasupati, hat drei Gesichter, trimukha und ist ein grosser Yogi oder Asket, denn er wird in einer Position mit gekreuzten Beinen gezeigt, die Augen zur Nasenspitze gerichtet.

Die in Harappa gefundenen konischen Steine suggerieren die Verehrung des Phallus oder Shivalingas durch diese Leute. Eine Referenz im Rigveda bestätigt, dass die Nichtarier Phallusverehrer waren.

Im Rigveda wird Rudra nur in drei Suktas erwähnt. Bhandarkar sagt, dass Rudra die zerstörerische Seite der Natur repräsentiert. Obwohl er Menschen und Tiere zerstört, wird er im Rigveda an manchen Stellen als wohlwollender Gott beschrieben. Die Menschen beten zu ihm um Kinder und Wohlstand. Er gilt als der beste Arzt und Kapardin mit langem Zottelhaar.

Im Atharvaveda wird der bösartige Aspekt Shivas betont. Er wird furchtbar, d.h. Bhima, und Zerstörer, d.h. Upahanta, genannt. Er wird als von dunkelblauer Farbe oder Nilasikhanda beschrieben und wird erstmals Herr der Tiere genannt.

Rama verehrt den Shiva Lingam und wird von Shiva und Parvati gesegnet

Die Atharvahymnen legen die Existenz eines Shivakultes nahe, der von dem der vedischen Welt sehr verschieden war. In diesen Hymnen wird den Vratyas (wandernden Asketen) außerordentlicher Respekt gezollt. Entweder wurden diese Hymnen von den Anhängern des Vratyakultes selbst verfasst oder von den vedischen Ariern, die von ihren nichtarischen Praktiken und wilden Mystizismus fasziniert waren. Die Vratyas verehrten Shiva. Ihre Hauptgötter waren Rudra, Isana und Mahadeva. Die Verehrer Rudras wurden damals im allgemeinen als unreligiös betrachtet, die Vratyas wurden daher für unreligiös gehalten.

Im Yajurveda gibt es in zwei Suktas Referenzen auf Rudra, im Tryambaka-Homa und Satarudriya. Im Tryambaka-homa wird er Arzt und Herr der Tiere genannt. Im Satarudriya heißt er Shiva, Shivatara und Sankara. Aus den obigen Referenzen scheint ersichtlich, dass einige Züge eines nichtvedischen ursprünglichen Stammesgottes der Vegetation vom vedischen Gott Rudra absorbiert wurden, als die beiden Suktas verfasst wurden.

In den Brahmanas wird Rudra der Herr der Götter, Devadhipati, genannt, Isana und der große Gott, Mahadeva. Er wird auch Bhutapati genannt und ist eine schreckliche Figur welche die Herrschaft Prajapatis über alles Vieh übernahm.

In der Svetasvataraupanishad wird Shiva der Supergott oder Parabrahma genannt und ausgesagt, dass durch seine Kraft Prakriti oder die Natur aktiv wird. Diese Feststellung zeigt den Einfluss der Sankhyaphilosophie. Im Manavagrhyasutra ist er mit dem Verbrennungsgrund assoziiert. In einigen Grhyastras wird seine Gattin Durga genannt. Sie wird mit verschiedenen Namen bezeichnet, wie Arya, Bhagavati, Devasamkriti, Mahakali, Mahayogini und Sankhadharini. Im Apastamba Grhyasutra wird Shiva noch unter die geringeren Götter gezählt.

Das Astadhyayi erwähnt das Maheshvarasutra in einigen Teilen. Kautilya bezieht sich auf die Konstruktion von Shivatempeln, aber Shiva war noch ein geringerer Gott. Das Ramayana und Mahabharata zeigt die volle Entwicklung des Shivaismus. Viele Geschichten sind mit Shiva verbunden, wie die Herabkunft der Ganga, das Verbrennen Anangas und die Geburt Sakandas.

Im Mahabharata wird er Erschaffer und Zerstörer des Universums genannt, sowie Mahayogin. Es gibt auch Hinweise auf Shiva der im Verbrennungsgrund lebt. Er zieht in der Nacht umher und isst das Fleisch der toten Körper. Es gibt shivaitische Münzen Gondophernes zu Beginn der christlichen Zeitrechnung. Auf den Münzen Wim Kaphises wird Shiva mit einem Dreizack in der rechten Hand gezeigt. In seinen Händen befindet sich ein Damaru (ein Musikinstrument) und ein Kamandalu (eine Bettelschale). Auf den Münzen Haviskas kann die Gestalt Skandakumaras gefunden werden. Auf den geprägten Münzen des zweiten und dritten nachchristlichen Jahrhunderts befindet sich die Gestalt Nandis auf der Rückseite.

Mit der klassischen Position der Smritis und des Mahabharatas unzufrieden, stellten die Autoren der Puranas offenbar ihre eigenen parallelen Informationen zusammen, die den Bedürfnissen des Hindupublikums besser ensprachen. Die früheren Hinduschriften hatten Nichthindus von der vedischen Gelehrsamkeit ausgeschlossen. Die Puranikas schauten auf die verschiedenen Typen der Menschheit vor ihnen und meditierten den langsamen, unbeständigen Gang des menschlichen Hintergrundes und seines Potentials nach oben, was den Leuten gefiel, und manchmal borgten die Shastras die puranische Überlieferung. Sie übernahmen ganze Teile der puranischen Gelehrsamkeit.

In den Puranas heißt er Shiva. Nach seinem Namen Tryambaka wurde er dreiäugig genannt. Aufgrund seines Namens Nilasikhandin wurde die Geschichte seines Trinkens von Gift erfunden. Da er lange Haare hatte wurde er Kapadin und Kesin genannt. Und da er auf den Bergen wohnte wurde er Kailasavasin genannt.

Als die Puranas in ihrer gegenwärtigen Form vollendet waren, war die Verschmelzung des nichtvedischen Stammesgottes mit dem vedischen Gott Rudra vollendet. Die vedischen Arier schätzten die Phallusverehrung gering ein, auch die Verehrung Shaktis war unvedisch. Diese beiden nichtvedischen Elemente waren um 300 n.Chr. in den Shivakult absorbiert.

Shivaismus - Überblick

Shivadarstellung von Narayani

Es gibt zahlreiche Gruppen von Shivaismus, sechs sind besonders mächtig, nämlich Gorakhanath Shivaismus, Pashupata Shivaismus, Kaschmir Shivaismus, Shaiva Siddhanta, Vira Shivaismus und Ganapati Shivaismus.

Sie alle verehren Shiva als höchste Gottheit und Erlöser und unterscheiden sich in verschiedenen Disziplinen wie Arten der Anbetung und anderem. Die individuelle Seele und die Natur Brahmans als auch die Beziehung zwischen beiden differiert zwischen den zahlreichen shivaitischen Sekten. Shivasekten werden kategorisiert unter drei hinduistischen Schulen, nämlich Dvaita oder Dualismus, Vishishtadvaita oder qualifizierter Monismus und Advaita oder Monismus. Unter den zahlreichen shivaitischen Sekten ragen sechs hervor, nämlich Gorakhanath Shivaismus, Pashupata Shivaismus, Kaschmir Shivaismus, Shaiva Siddhanta, Vira Shivaismus and Ganapati Shivaismus.

Gorakhnatha Shivaismus

Diese Gruppe ist auch als Siddha Siddhanta bekannt und ist nach Goraknatha benannt. Die Anhänger dieser speziellen Shivasekte sind als ‘Yogis’ oder ‘Yogi’ bekannt. Diese Schule war im Grunde asketisch und weist gewisse Geheimnisse des ‘Hatha Yoga’, ‘Kundalini Yogas’ und ‘Samadhi Yogas’ auf.

Pashupata Shivaismus

Der älteste Zweig des Shivaismus ist der Pashupata Shivaismus. Er reicht bis zur Indus-Tal-Zivilisation zurück und ist bis heute der umstrittenste. Man sagt, dass Shiva selbst der Gründer dieser Sekte ist. Er hat den damaligen Weisen das Wissen übergeben. Gujarat und Kaschmir sind bedeutende Regionen dieser Sekte.

Kaschmir Shivaismus

Volkstümlich auch als Pratyabhijna Darshana bekannt, erklärt diese shivaitische Schule die Erschaffung von Seele und Welt als Shivas Herabsteigen in seinem ersten dynamischen Impuls.Shiva selbst ist überragend und immanent. Diese Schule ist mit den monistischen Erklärungen des von den Kapalikas komponierten Bhairava Tantras verbunden.

Shiva Siddhanta

Das ist eine der ältesten Schulen des Shivaismus. Fast 2000 Jahre zurückreichend war sie vor allem in Kaschmir und Südindien populär. Gemäß dieser Lehre muss Jiva, die vom Herrn erschaffene Seele, mit ihm verschmelzen. Man hält Shiva für transzendent und immanent, er ist anfangs - und endlos. Die Riten, Kosmologie und Theorien des Tantrischen Shivaismus entsprechen unmittelbar denen des Shiva Siddhanta.

Vira Shivaismus

Gemäß dieser Sekte sind Gott und Jiva untrennbar. Der Unterschied besteht jedoch in der Aktivität der von der höchsten Kraft manifestierten Shakti. Beim Schöpfungsvorgang bleibt Shiva unwandelbar, während Shakti die Welt hervorbringt. Devi oder Shakti ist ein vom Herrn untrennbarer Aspekt.

Ganapati Shivaismus

Ganapati Shivaismus weicht von den shivaitischen Hauptprinzipien ab, er ist der tantrischen Form der Verehrung im alten Indien näher. In diesem Zweig gibt es gewisse Doktrinen die denen des shivaitischen Ganesha ähneln. Auch er wird als höchster Herr verehrt. Er wird für den Schöpfer, Erhalter und Zerstörer des Universums gehalten. Ganesh ist auch mit der Göttin Shakti verbunden.

Der Shivaisums verdankt seine Anerkennung weithin den Weisen, die ihn volkstümlich machten. Manikkavachaka, Appar, Jnanasambhanda und Sundarmurthy sind einige der Namen, die die Lehren des Shivaismus in Indien verbreiteten. Diese Heiligen werden als die Begründer der vier wichtigen Wege des Shivaismus betrachtet, dem Sat Marga, Dasa Marga, Satpura Marga und Saha Marga. Außer ihnen widmete auch Sakyanayanar, ein buddhistischer Mönch, sein Leben der Verehrung Shankaras oder Shivas. Auvai, eine weibliche Heilige aus Tamil Nadu und Nandanar waren auch einige der wohlbekannten Heiligen des shivaitischen Kultes. Shivaismus wurde im alten Indien populär wegen der einfachen Dogmen und selbstlosen Verehrung durch die Heiligen und wird heute als Grundlage der alten indischen Kultur betrachtet.

Der Pashupata Shivaismus

Voraussetzungen

Shiva Statue am Ganges Copyright

Der Pashupata Shivaismus betrachtet Shiva als die höchste Gottheit. Innerhalb des höheren Pfades (Ati Marga) existierten zwei wichtige Glaubensorden: Die Pashupata und ein Unterzweig, die Lakula, in dem der Kalamukha-Orden ein Teil von war. Die Pashupatas sind die älteste Shiva-Sekte (vermutlich ab dem 2. Jahrhundert nach Christus) auf die im Naraniya-Abschnitt der Mahabharata verwiesen wird. Die einzige Pashupata-Schrift ist die "Pashupata Sutra", die von Kaundinya kommentiert wird. Nach der Tradition ist dieser Text die Offenbarung von Rudra, der wohl, als er eine Feuerbestattungsstätte betrat und den Leichnam eines Brahmanen reanimierte, zum historischen Weisen Lakulisa wurde. In der Kurma Purana wird diese Form auch als die letzte Inkarnation von Shiva gesehen. In dieser Form gab er die Lehren, die in der Pashupata-Sutra enthalten sind, weiter.

Der Pashupata-Asket musste ein männlicher Brahmane sein und sich der Initiationszeremonie der hohen Kaste unterziehen. Obwohl er ein Pashupata zu jedem Zeitpunkt seines Lebens werden konnte, war der Status seiner hohen Kaste immer noch wichtig für seine religiöse Praxis. So sollte er nicht mit Menschen niedriger Kaste oder mit Frauen sprechen. In der Tat wird in einer Passage des Kaundinya-Kommentars der Pashupata Sutra in frauenfeindlicher Weise über Frauen gesprochen: Als Verführerinnen der Asketen, die ihn wahnsinnig werden lassen und deren Sexualität nicht mit Schriften kontrolliert werden könne. Der Pashupata-Asket musste zudem zölibatär (Brahmacharya) sein, obwohl er trotzdem in einigen vedischen, Smarta Texten - wie die Kurma Purana - missbilligt und gerügt wurde.

Die Pashupatas scheinen sehr am Rand der orthodoxen Haushaltsgesellschaft gewesen zu sein. Sie gingen über die vier Stufen hinaus, zu einer fünften, "perfekten Stufe" und lehnten die vedische Haushaltsanordnung zu Reinheit und Familienleben ab. Jedoch, anders als viele andere Shiva-Gruppen, haben die Pashupata die vedischen Werte niemals komplett aufgegeben oder explizit abgelehnt. Sie wünschten sich eher, dass ihre Traditionen im Sinne der Krönung oder der Erfüllung des vedischen Lebens gesehen werden als dass sie abgelehnt werden. Befreiung von Karma und Wiedergeburt traten beim Tod ein: Befreiung, die dazu gedacht war, die Qualitäten von Allwissenheit und Allmacht zu erlangen. Obwohl diese Befreiung schließlich durch die Gnade von Rudra erreicht wurde, benötigte es etwas Anstrengung auf Seiten der Pashupata. Dazu brauchte es die Form eines Gelübdes oder Observanz (Vrata), welche spirituelle Praxis (Sadhana) in drei Entwicklungsstufen einschloss.

Die drei Stufen

Shiva in Samadhi

Unter den drei Stufen, die befolgt werden mussten, umfasste die erste: Leben des Asketen um einen Shiva-Tempel, sich selbst mit Asche zu bedecken und gleichzeitig zu vermeiden im Wasser zu baden. Die Gottheit wurde durch Tanzen und Singen; durch das Meditieren von fünf Mantras, die Shiva geweiht sind; über Lachen und über die Tempelumschreitung angebetet. In der zweiten Stufe hatte man den Tempel zu verlassen, äußerliche Zeichen der Kultzugehörigkeit zu entfernen und sich in öffentlichen Räumen in unsozialer Weise zu verhalten, z. B. sich so zu geben als wäre man geistesgestört; laut zu schnarchen, während man gar nicht schläft und sogar so zu tun, als wäre man ein Krüppel. Dieses Verhalten sollte Passanten dazu einladen, den Asket zu misshandeln, so dass deren Wert oder gutes Karma auf den Asketen transferiert würde, wohingegen sein schlechtes Karma auf diejenigen überging, die ihn misshandelten. In der dritten und letzten Stufe zog sich der Asket an einen entlegenen Ort zurück, wie z. B. in eine Höhle oder in ein verlassenes Haus, um über die fünf heiligen Mantras und über die Silbe Om zu meditieren. Sobald diese Meditation ohne Anstrengung erreicht wurde, konnte er sich letztendlich zu einer Feuerbestattungsstätte zurückziehen, wo er von dem lebte, was er finden konnte, schließlich starb er und wurde mit Rudra vereint.

Lakula

Shiva Nataraj

Abgesehen von dieser, gab es verschiedene Unterabteilungen zwischen den Pashupatas: die wichtigste war Lakula. Dies waren Asketen, die die Lehren der Pashupata Sutra akzeptierten, obwohl sie extremer in ihrer asketischen Praxis, in der Ablehnung oder Transzendenz der vedischen Anordnungen als die anderen Pashupatas waren. Die Kalamukhas waren Teil des Lakula-Ordens, die vom 9. bis zum 13. Jahrhundert florierten. Die Information über diesen Orden erhielt man hauptsächlich über südindische Inschriften. Sie waren in Karnataka verbreitet, wo sie im 13. Jahrhundert von der Lingayat-Sekte verdrängt wurden. Die Kalamukhas hatten ihre eigenen Tempel und trotz der strengen andersgläubigen Elemente in ihrer Praxis, wie z. B. Anbetung von Rudra in einem mit Alkohol gefüllten Topf und sich selbst eher in Leichenasche als in Kuhdung einhüllen, sahen sie sich selbst innerhalb der vedischen Gemeinde.

Im Gegensatz zum höheren Pfad (Ati Marga), bei welchem man dachte, dass er direkt zur Befreiung führt, führt der Pfad der Mantras (Mantra Marga) für Eingeweihte über den Erwerb von magischen Kräften zur Befreiung und dem Erfahren von Genuss in den höheren Welten. Innerhalb dieser allgemeinen Kategorie gibt es eine Reihe von Traditionen, und die rituellen Systeme können in zwei umfangreiche Kategorien unterteilt werden: Die Shaiva Siddhanta und die Nicht-Siddhanta Systeme, die eine Reihe von anderen Gruppen und Texten enthalten.

All diese Tradition innerhalb des Mantraweges verehrten als maßgebliche Offenbarung ein umfangreiches Stück Text (als die Agamas und Tantras bekannt), Texte die als heterodox von der streng orthodoxen vedischen Tradition angesehen werden. Doch gerade viele dieser Texte unterwanderten die Orthodoxie und wurden als maßgeblich sogar innerhalb des Smarta-Zirkels verehrt. Die Traditionen des Mantraweges sind auch als "tantrische Tradition" bekannt. Die tantrischen Shiva-Texte enthalten ihre Offenbarung. Bevor wir die Traditionen des Mantra Marga beleuchten, müssen wir erst einige allgemeine Punkte zur tantrischen Offenbarung, der Agamas and Tantras, anmerken.

Tantra

Die religiöse Kultur des Tantra ist im Wesentlichen hinduistisch. Beim buddhistisch tantrischen Wissensstoff konnte gezeigt werden, dass er von Shiva-Quellen abgeleitet wurde. Es gibt einen erheblichen Bestand an Jaina Tantras, und in der Saura-Tradition gab es auch eine Menge tantrischer Rituale an die Sonne (Surya). Die tantrischen Texte werden von den Traditionen, die sie verehren, als Offenbarung gesehen, die den Veden überlegen sind. Es heißt, dass die Shiva Tantras von Shiva offenbart wurden, die Vaishnava Tantras von Vishnu und die Shakta Tantras von der Göttin. Diese wurde über eine Reihe von Weisen an die menschlichen Welt übertragen. Tantrische shivaististische Gruppen sehen ihre Offenbarungen als esotrischen Höhepunkt der vedischen Orthodoxie an, während buddhistische Vajrayanisten in ähnlicher Form ihre Tantras als Krönung des Mahayana Buddhishmus betrachten.

Die Tantras zeigen sich generell in der Form eines Dialogs zwischen Shiva und der Göttin (Devi, Parvati, Uma). Die Göttin, als Schülerin, stellt Shiva Fragen und der Meister antwortet. In den Vaishnava Tantras (z. B. Pancharatra Samhitas) gestaltet sich der Dialog zwischen Bhagavan und der Göttin Lakshmi. In einigen Tantras, die auf die Göttin fokussiert sind – jene der Shakta-Tradition – ist es Shiva, der die Fragen stellt und die Göttin antwortet. Diese narrative Struktur reflektiert die Wichtigkeit und die zentrale Bedeutung des Gurus im Tantrismus. Als Göttin erhält sie Weisheit von Shiva oder in einigen anderen Fällen ist es auch umgekehrt. So erhält der Schüler Weisheit von seinem Meister oder seiner Meisterin. Die Bedeutungen der Tantras sind oft verwirrend, und es darf nicht vergessen werden, dass sie im Kontext des Lebens, der mündlichen Überlieferungen und den Lehren des Gurus zu sehen sind. Die Tantras sehen sich selbst oft als geheim und können nur von einem Guru offenbart werden, der eine Initiation erhalten hat, die geeignet ist, die Macht der früheren Taten wegzuwischen.

Traditionell sollten die Tantras die vier Themen abdecken, auf vier "Füßen" stehen (Pada): Lehren (Vidya oder Jnana Pada), Rituale (Kriya Pada), Yoga (Yoga Pada) und Disziplin oder korrektes Verhalten (Carya Pada), obwohl die Texte nur ausnahmsweise diesem Schema folgen. Während es Abweichungen bei den Lehren gibt, und jedes tantrische System sich selbst als überlegen ansieht, gibt es trotzdem gemeinsame Elemente, insbesondere hinsichtlich der spirituellen Praxis (Sadhana) und des Rituals. Die Praxis überschreitet die doktrinären Differenzierungen.

Obwohl der äußere oder höhere Pfad (Ati Marga) die Pashupata Sutra als Text hat, kann es der Fall sein, dass er sich nicht auf seine eigene, unverkennbare Offenbarung verlässt. Er greift vielmehr auf die Schriften anderer Traditionen zurück, während er sich selbst als alle Schriften transzendierend ansieht. Auf der anderen Seite umfasst die Offenbarung des Mantrapfades (Mantra Marga) alle Shiva-Tantras. Eine große Anzahl der Texte gehört zu mehreren Gruppen. Die wichtigste Unterscheidung innerhalb des Mantrapfades sind auf der einen Seite die Traditionen, die als "Shaiva Siddhanta" bekannt sind und auf der anderen Seite die Nicht-Siddhanta Gruppen oder Lehren des Bhairava (Bhairava Shastra). Diese sind noch mal in eine Reihe von Traditionen unterteilt. Es gibt 28 Tantras der Shaiva Siddhanta (unterteilt in zehn Shiva Agamas und 18 Kudra Agamas) und zahlreichen Bhairava Tantras.

Kaschmir Shivaismus

Swami Sivananda - der große Yoga Meister des 20. Jahrhunderts

Kaschmir Shivaismus ist eine der am höchsten entwickelten Schulen der indischen Philosophie. Sie entwickelte sich zwischen dem 7. und 12. Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung. Kaschmir Shivaismus wird auch Trika Philosophie, die dreifache Wissenschaft, genannt, die auf den drei Energien von Gott Shiva beruht. Kaschmir Shivaismus ist keine Religion, sondern eine Philosophie, die denjenigen offensteht, die den Wunsch haben, sie zu verstehen. Für deren Studium gibt es keine Beschränkung hinsichtlich Kaste, Glaube oder Hautfarbe. Außerhalb Kaschmirs ist der Kaschmir Shivaismus wenig bekannt, da der Zugang nach Kaschmir in jener Zeit, als diese Philosophie ihren Anfang nahm, schwierig war.

Kaschmir Shivaismus ist auch unter dem Namen Pratyabhijna System bekannt. Die Agamas sind die Basis für den Kaschmir Shivaismus. Die so genannte Pratyabhijna Darsana Agamanta florierte in Kaschmir. Die 28 Agamas wurden im Tal von Kaschmir auf Sanskrit geschrieben, um ihre Bedeutung jedem klar zu machen. Dieses Agamanta kam im Norden Indiens auf, lange bevor der Jainismus populär wurde. Dann breitete es sich gen Westen und Süden aus. Im Westen Indiens war Kaschmir Shivaismus unter dem Namen Vira Mahesvara Darsanam, und im Süden Indiens als Shuddha Shaiva Darsanam bekannt.

Die Philosophie des Kaschmir Shivaismus

Der Kaschmir Shivaismus besagt: Shiva ist die einzige Wahrheit des Universums. Shiva ist unendliches Bewusstsein. Er ist unabhängig, ewig, formlos, zeitlos, omnipräsent. Shiva ist das Subjekt und das Objekt, der Erfahrende und die Erfahrung. Die Welt existiert innerhalb des Bewusstseins.

Gott erschafft nur durch seine Willensstärke. Karma, materielle Ursachen, wie Prakriti, Maya, also Illusionen und Formen etc., sind in diesem System nicht zugelassen. Gott lässt die Welt in sich selbst erscheinen, so wie Objekte in einem Spiegel erscheinen. Er ist von den Objekten seiner Schöpfung nicht betroffen, so wie der Spiegel nicht von dem in ihm widergespiegelten Bild betroffen ist. Er erscheint in Form von Seelen durch Seine eigene Ihm innewohnende wundervolle Kraft. Gott ist der Grundstein dieser Welt. Seine Aktivität (Spanda oder Schwingung) erzeugt alle Unterschiede.

Wie bereits erwähnt, wird Kaschmir Shivaismus auch Trika Philosophie, die dreifache Wissenschaft, genannt. Diese dreifache Wissenschaft basiert auf den drei Energien von Gott Shiva. Diese drei Energien heißen Para, Parapara und Apara (Oberste, Mittlere und Nachrangige.) Para bedeutet Oberste Energie des Gottes Shiva, auch bekannt als dessen subjektive Energie. Parapara ist die mittlere, die Zwischenenergie von Gott Shiva. Sie wird seine kognitive Energie genannt. Die dritte, Apara, ist Gott Shivas Nachrangige Energie und wird als seine objektive Energie bezeichnet.

Man glaubt, dass das menschliche Wesen in der objektiven untergeordneten Energie von Gott Shiva liegt. Solange man in objektiver Energie lebt, ist man Opfer von Traurigkeit und Sorge und in dem Rad von Tod und Wiedergeburt gefangen. Somit muss man aus der objektiven Energie auf- und in die subjektive Energie eintauchen, durch die man von all dieser Traurigkeit befreit und beim Erreichen der abschließenden Seligkeit vollkommen wird. Die Trika Philosophie des Kaschmir Shivaismus lehrt einen, wie der Einzelne, der in die untergeordnete objektive Energie eingetaucht ist, durch seine kognitive Zwischenenergie zur Obersten, subjektiven Energie von Gott Shiva hingeführt werden kann. Somit dient das Studieren dieses Trika-Systems dem Zweck, von der objektiven Energie durch kognitive Energie aufzusteigen und schließlich mit der subjektiven Energie des Gottes Shiva eins zu werden.

Um diesen Zustand zu erreichen, gibt es drei Wege, die durch das Trika-Gedankengut dargelegt wurden. Diese Wege befinden sich im Bereich der kognitiven Energie, denn es ist allein die kognitive Energie, die einen hin zur subjektiven Energie von Gott Shiva führen kann. Zweck der kognitiven Energie ist, die begrenzte Fähigkeit des Wesens zu entwickeln, göttliches Bewusstsein zu empfangen. Im Körper der kognitiven Energie sind, wie gesagt, drei Mittel. Das erste und oberste Mittel heißt Shambhavopaya. Das zweite, mittlere Mittel heißt Shaktopaya und das dritte, nachrangige Mittel wird Anavopaya genannt. Diese Mittel werden entsprechend der Fähigkeit des Suchenden angewandt und praktiziert.

Shiva als unveränderliche Realität

Shiva ist der Patron der Meditation

Im Kaschmir Shivaismus ist Shiva die unveränderliche Realität. Er ist die zugrunde liegende Basis der ganzen Welt. Seine Shakti oder Energie hat unendliche Aspekte. Chit (Intelligenz), Ananda (Wonne), Iccha (Wille), Jnana (Wissen) und Kriya (kreative Kraft) sind ihre Hauptaspekte.

Shakti und ihr Ausdruck

Shakti fungiert als Chit, dann wird das Absolute die reine, als Shiva Tattva bekannte Erfahrung. Die Ananda der Shakti arbeitet und es kommt Leben hinein. Dann gibt es das zweite Stadium Shakti Tattvas. Das dritte Stadium ist der Wille zum Selbstausdruck. Dann kommt das vierte Stadium, Ishvara Tattva, mit seiner Kraft und dem Willen, die Welt zu erschaffen. Es ist das Stadium bewusster Erfahrung (Jnana) des Seins. Im fünften Stadium ist der Wissende und auch das Objekt des Wissens. Nun beginnt die Aktion (Kriya). Dies ist das Stadium Shuddha-Vidyas. Es gibt 36 Tattvas oder Prinzipien in diesem System.

Gründe für Verhaftung

Laut dem Kaschmir Shivaismus folgt Verhaftung aus Unwissenheit (Ajnana). Die Seele denkt: ‘Ich bin endlich’, ‘Ich bin der Körper.’ Sie vergisst, dass sie Eins mit Shiva ist, und dass die Welt komplett irreal und von Shiva getrennt ist. Wege zur finalen Befreiung

Der Kaschmir Shivaismus besagt: Pratyabhijna oder Erkenntnis der Wahrheit ist alles, was man braucht, um finale Befreiung zu erlangen. Wenn die Seele sich selbst als Gott erkennt, bleibt sie in der ewigen Wonne der Einheit mit Gott. Die befreite Seele ist mit Shiva verbunden, wie Wasser mit Wasser, oder Milch mit Milch, wenn die Vorstellung der Dualität verschwunden ist.

Shambhavopava im Kaschmir Shivaismus

Shambhavopaya ist der Weg, bei dem das Individuum alle verschiedenen langatmigen Verfahren wie das Rezitieren von Mantras, von Sadhana beseitigen muss, das auf Atmung, Meditation auf bestimmten Gottheiten basiert, und sich auf spirituelle Gedanken und so weiter konzentriert. Er muss nur sein Bewusstsein für das Bewusstsein und dies auch nicht an einem bestimmten Platz entwickeln. Durch das konstante Bewusstsein für dieses Bewusstsein verschwindet das Bewusstsein des "Ich" schnell und wird mit dem göttlichen Bewusstsein vereint. In diesem Stadium wird das Sadhaka eins mit seiner Subjektiven Energie und zu Jivan Mukta (zu Lebzeiten verwirklicht). Dieser Weg ist für jene Suchenden gedacht, die auf der höchsten Stufe der Fähigkeit ansässig sind.

Shaktopava im Kaschmir Shivaismus

Shaktopava ist das Mittel, durch das der Aspirant oder Suchende die Konzentration auf das Göttliche Bewusstsein mittels bestimmter spiritueller Gedanken entwickeln muss, die durch den Meister verliehen werden. Hier muss sich der Sadhaka auf diesen bestimmten Gedanken des göttlichen Bewusstseins ohne die Unterstützung von Pranayama, Mantras und so weiter konzentrieren. Er muss Göttliches Bewusstsein einfach und ausschließlich dadurch entwickeln, indem er über diesem Gedanken meditiert. Diese individuelle Vorstellung vom Göttlichen Bewusstsein allein bringt ihn in den höchsten Zustand und zu transzendentalem Sein. Shaktopaya ist für diejenigen gedacht, die weder die höchste noch die niedrigste Kraft an Meditationsenergie haben.

Anavopaya im Kaschmir Shivaismus

Anavopaya ist das Mittel, bei dem ein Sadhaka, der mit einer geringeren Kapazität des Geistes und der Meditation ausgestattet ist, Göttliches Bewusstsein dadurch entwickeln muss, indem er auf die Meditation zurückgreift. Dies erfolgt durch die Ein- und Ausatmung, das Praktizieren von Pranayama und die Rezitation von Mantras. Bei diesem dritten nachrangigen Weg muss ein Sadhaka selbstverständlich göttliches Bewusstsein entwickeln, doch da er nicht mit einer höheren Meditationsfähigkeit ausgestattet ist, muss er die Unterstützung dieser nachrangigen Methoden (Pranayama etc.) suchen, so dass er schließlich göttliches Bewusstsein erlangt.

Alle wichtigen Arbeiten über diese Philosophie sind in der Sanskrit Sprache geschrieben. Sehr wenig wurde bisher zu diesem Thema auf Englisch geschrieben und praktisch nichts ist auf Hindi geschrieben worden. Es gibt einige Übersetzungen von kleineren Arbeiten über den Shivaismus, die auf Englisch vorhanden ist. Das Pratyabijna Vimarsini von Abhinavagupta, die wichtigste Arbeit über das Thema, ist vor kurzem ins Englische übersetzt und auch veröffentlicht worden. Doch es bleibt eine Tatsache, dass man noch nicht viel über den Shivaismus erfahren kann, selbst nach dem Studieren dieser Übersetzung. Nur eine Person, die das ursprüngliche Vimarsini in Sanskrit verstehen kann, kann diese Übersetzung mit Hilfe des ursprünglichen Sanskrit ganz verstehen. Es gibt eine oder zwei unabhängige Arbeiten in Englisch zu diesem Thema, doch selbst diese Arbeiten werfen nicht genügend Licht auf die grundlegenden Prinzipien des Shivaismus von Kaschmir.

Kaschmir Shivaismus blieb innerhalb der Grenzen von Kaschmir. Der Punjab und alle weiteren Grenzregionen Indiens wurden in jenen Jahrhunderten häufig zuerst von Hunnen und dann von Pathans angegriffen und folglich konnten Gelehrte und Schüler in jener Zeit nicht nach Belieben und sicher nach Kaschmir kommen oder von dort weggehen. Aus diesem Grund hielt sich das Wissen über diese wichtigste Schule der indischen Philosophie innerhalb der Grenzen des Tals von Kaschmir beschränkt und konnte sich nicht in anderen Teilen Indiens ausbreiten. Aufgrund dieser Tatsache ist der Kaschmir Shivaismus den Gelehrten außerhalb Kaschmirs bis heute sehr wenig bekannt.

Heilige des Kaschmir Shivaismus

Vasu Gupta (8. Jhd. n. Chr.) schrieb die Shiva Sutra und lehrte diese Kallata. Shiva Drishti, geschrieben von Somanatha kann in seinen Verdiensten gleichwertig mit Tirumandiram von Tirumular betrachtet werden. Vasu Guptas Spanda Karika, Somanathas Shiva Drishti (930 n.Chr.), Abhinava Guptas Paramarthasara und Pratyabhijna Vimarsini, Kimarajas Shiva Sutra Vimarsini sind einige der wichtigen Werke dieser Lehre.

Sie akzeptieren die Shiva Agamas und die Siddhanta Werke als maßgebend. Sie modifizieren diese im Lichte von Shankaras Advaita. Somanathas Shiva Drishti, Utpalas Pratyabhijna Sutra und Abhinava Guptas Werke unterstützen den Nicht-Dualismus.

Shiva

Shivaismus in verschiedenen Teilen Indiens

Shivaismus verteilte sich durch verschiedene Teile Indiens, während es die religiöse Philosophie der Doktrin spiegelte. Der Shivaismus hat sich langsam in großen Teilen Indiens ausgebreitet. Mit seiner faszinierenden Geschichte und tiefen Tradition hat sich der Shivaismus in Südindien, Kaschmir und anderen Teilen Indiens einen Namen gemacht.

Shivaismus in Südindien

Tirumular’s Tirumandarim ist ein hochabstruses Werk. Es erklärt die Shiva Lehre. Der Autor versucht die Lehre von den Agamas und den Shiva Kanon mit den Veden zu vergleichen. Nach seiner Auffassung ist das Ziel, Shiva zu werden, gleichzusetzen mit dem Vedanta Siddanta. Cary, Kriya, Yoga und Jnana sind die vier Stufen des Sadhana. Wenn der Aspirant die letzte Stufe erreicht hat, erreicht ihn die göttliche Gnade von oben und er wird befreit.

Der sektenartige Charakter der Shivaiten in Südindien während der Zeit von Tirumular wird dadurch angedeutet, dass er in einem seiner Aussprüche betont, dass es von größerem Wert sei, einen Shivajana mit Essen zu versorgen als tausend Tempel mit Geschenken zu versehen oder eine Gruppe von Brahmanen zu segnen, welche sich nur mit den Veden beschäftigen.

Er sieht im Shiva Kanon eine direkte Niederschrift von Gott. Nachdem Mahendra Pallava sich zum Shivaismus bekannte, wurde Konchi zu einem Zentrum des Shivaismus. Diese große Zunahme an Interesse für den Shivaismus ergab sich auch aus der Popularität der hingebungsvollen Dichtkunst, der damaligen shivaitischen Künstler.

Um das Jahr 602-639 v. Chr. Erschienen Sambandhar, Appar, Sundaramurti und Manik-kavacakam, eine Gruppe von sehr inspirierten Dichter, welche das Land mit ihrer hingebungsvollen Dichtkunst bereichterten und viele junge Männer zur Spiritualität inspirierten. Diese Nayanaras oder Shiva Heiligen bauten ein starkes Fundament für den Shivaismus in Südindien.

Shivaismus in Kaschmir

Der Shivaismus in Kaschmir hielt sich fern von den wilderen und fantasievolleren Diskursen. Viele andere Schulen folgen dieser Schule, da sie einen ehrenvollen Platz unter den shivaitischen Schulen eingenommen hat. Dies scheint auch auf Shankaracharya (788-820 v. Chr.) zurückzugehen.

Shankara traf beim Argumentieren auf viele Gruppen, die den Pfad zur linken Hand des Shivaismus verfolgten und überzeugte sie davon, von ihrem tödlichen Einfluss Abstand zu nehmen. Er reinigte die Hindu Religionen von den Überresten von verkorksten Systemen und komponierte neue Hymnen für alle großen Hindu Götter. Einige davon huldigen Shiva als dem höchsten Gott.

Kaschmir Shivaismus ist eine Richtung der Philosophie. Sie interpretiert die individuelle Seele und die Welt als identisch mit Shiva. Sie erkennt ein dreifaches Prinzip oder Trika in der Form des Sivashakti-anu oder dem Prinzip der Individuation.

Es wird Spanda Sastra genannt, weil es davon ausgeht, dass es vom Stadium der Einheit zur Vielheit der Welt eine geordnete Bewegung gibt. Es wird auch Pratyabhijma Sastra genannt, weil der Erkenntnisweg hier mit der Indentität der Einzelseele mit Shiva einhergeht.

Die Shiva Sutra, welche die Basis des Kaschmir Shivaismus bilden, wurden ursprünglich einem Heiligen namens Vasugupta erstellt, der im 8. Jht. nach Chr lebte. Sein Schüler Kallata schrieb 854 die Spandasarvasva. Abhinavagupta schrieb in der Zeit von 991-1015 Glossen über die Spandaarvasva.

Abhinavagupta zufolge ist die ultimative Realität Sambhu oder Shiva, der höchste Gott. Shiva ist der Atman, der Kern aller Wesen, unbeweglich, ewig und perfekt. Die ultimative Realität ist für normale Sprache und Gedanken nicht erreichbar.

Reines Bewusstsein wird mit Shiva gleichgesetzt und als Material und gleichzeitig Urgrund des Universums angenommen. Für Advaita Vedanta ist die manifeste Welt irreal, aber für den Kaschmir Shivaismus ist sie real.

Das göttliche Ziel dieses Systems besteht darin, dem Individuum einen Weg der Erlösung zu zeigen. Die Erlösung besteht in der Erkentniss der Identität mit der ultimativen Realität. Da Anhaftung das Ergebnis von Unwissen ist, wird Erlösung durch Erkenntniss/Wissen angestrebt.

Menschliches Bewusstsein allein reicht jedoch nicht aus, um den Pfad zur Erlösung komplett abschreiten zu können. Was sich wirklich bewegt ist der göttliche Wille, neben den drei Kräften der Kreativität. Die anderen zwei sind Bewahrung und Zerstörung des Universums. Gott hat die Kraft vor den individuellen Seelen versteckt und wenn die Seele ihren Teil in Samsara gespielt hat, steigt Gottes Gnade auf das Individuum nieder und erlöst es.

Diesem System folgend ist Moksha die Rückkehr zu einem Zustand der Perfektion und Reinheit des Bewusstseins. Kaschmirische Shivaiten bringen die Idee Gottes nicht als konstituierendes Element mit ins Spiel, sondern scheinen eine Doktrin der Erschaffung aus dem Nichts zu vertreten. Die metaphysischen Konzeptionen dieser Schule werden durch starke Originalität charakterisiert und die religiösen Praktiken, die mit ihr verbunden sind waren gesund und zuträglich für das Wachstum der Spiritualität.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Seminare

Indische Schriften

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Jnana Yoga, Philosophie Jnana Yoga, Philosophie

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