Yoga unterrichten als spirituelles Sadhana

Aus Yogawiki
Sukadev beim Yogaunterricht

Yoga unterrichten als spirituelles Sadhana

  • Was kannst du tun, um das Unterrichten von Yoga wirklich zu spiritualisieren.
  • Warum ist das Unterrichten von Yoga spirituelle Praxis?
  • Und warum ist das Unterrichten von Yoga etwas ganz großartiges, um auch Yoga in den Alltag zu bringen.

Dieser Beitrag richtet sich besonders an Yogaunterrichtende, kann aber auch für alle interessant sein, die sich fragen worum es im Yogaunterrichten geht.

Yoga als Sadhana - spirituelle Praxis - unterrichten

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -

Sadhana heißt spirituelle Praxis. Spirituelle Praktiken im engeren Sinne im Yoga sind natürlich:

Aber in einem weiteren Sinne ist der Alltag spirituelle Praxis. Gerade das Unterrichten von Yoga ist eine tiefe spirituelle Praxis.

Krishna sagt im 18 Kapitel 68 Vers:

„Wer mit höchster Hingabe an das Göttliche den Menschen Yoga lehrt, wird ohne Zweifel zu Gott hinkommen. Es gibt keinen Menschen, der einen größeren Dienst dem Göttlichen erweisen kann und es wird auch keinen auf der Erde geben, der mehr in der Göttlichen Liebe verankert ist, als der, der spirituelles Wissen weitergibt.“

Hier lobt Krishna das Weitergeben von spiritueller Weisheit und damit auch das Yoga unterrichten in höchsten Tönen. Er verspricht uns, dass wenn wir Yoga mit großer Hingabe, als Dienst an Gott und den Menschen weitergeben, wir die göttliche Liebe spüren, Gott erfahren und die Gottverwirklichung erreichen werden. Aber warum eigentlich?

Karma Yoga

Unterrichten einer Mantra Yogastunde

Warum das Unterrichten von Yoga eine so gute spirituelle Praxis ist

Gutes Tun

Spirituelle Praktiken im Yoga kann man sehen, als Karma-, Bhakti-, Raja-, Jnana- und Kundalini Yoga. Und zunächst ist Karma Yoga, Yoga des uneigennützigen Dienens, des verhaftungslosen Handelns. Ich hatte eben aus der Bhagavad Gita zitiert und dort wird beschrieben, dass einige Bestandteile sehr wichtig für das Karma Yoga sind. Es ist die Motivation, die Art wie und was du tust, die Verhaftungslosigkeit und die Gleichmut im Erfolg und Misserfolg.

Wenn wir diese Dinge ins Unterrichten bringen. Wenn du Yoga unterrichtest, dann ist deine Motivation hoffentlich, dass du dienen und Menschen etwas Gutes tun willst. Dass du das Ganze als Dienst an Gott, an Guru machst. Es gibt kaum etwas, was in der modernen Welt Menschen so viel Gutes tut, wie Yoga zu praktizieren. So kannst du dem Menschen so viel Gutes tun, indem du Yoga unterrichtest. Wenn du also Yoga unterrichtest, sollte eine wichtige Motivation immer sein: „Ich möchte Gutes für die Menschen tun!“. Auch wenn du deinen Lebensunterhalt irgendwann von Yogaunterricht bestreiten willst, auch wenn du durch den Yogaunterricht vielleicht Geld verdienen musst, um deine Weiterbildungsseminare zu machen, oder vielleicht um deine Familie zu ernähren, dann soll das Geld nie deine Motivation sein Yoga zu unterrichten.

Wenn du gefragt bist, ob du einen bestimmten Workshop geben kannst, dann überlege nicht als erstes wie viel Geld du dafür bekommst. Frage dich lieber, ob du dadurch Menschen im besonderen Maße etwas Gutes tust.

Gott und Guru dienen

Die zweite Motivation, ist es Gott zu dienen. Yoga ist göttlich inspiriert. Wenn du Yoga übst, spürst du das Göttliche und willst dem Göttlichen ermöglichen noch stärker erfahrbar zu sein, in dem Menschen auch Hatha Yoga üben.

Im Yoga haben wir viele verschiedene Möglichkeiten das Göttliche zu sehen. Wenn du Yoga unterrichtest, dann mach es als Dienst an Gott und in der Hoffnung, Sehnsucht und in dem Wunsch, dass dadurch mehr Menschen durch Yoga in der Lage sind, das Göttliche zu spüren und durch sich wirken zu lassen.

Die nächste Motivation, ist es dem Guru zu dienen. Yoga unterrichten ist ein Aspekt in der Guru Parampara Shakti. Wenn du Yoga unterrichtest, unterrichtest du nicht einfach nur intellektuell, was du weißt und du gibst nicht einfach nur Techniken weiter, oder achtest nur auf Äußere Dinge. Du willst dem Guru dienen und zum Beispiel Swami Sivananda dienen, der ganzen Guru Parampara dienen. In dem du unterrichtest, wirst du spüren, dass das Göttliche durch dich wirkt.

Swami Sivananda und Swami Vishnu-devananda haben die große Vision gehabt, dass Yoga in die ganze Welt hinein kommt. Die Swamis waren nicht zufrieden damit, dass sie selbst die Gottverwirklichung erreicht haben, sondern sie haben die Vision auf dem Weg dorthin hatten, das im neuen Zeitalter Menschen Yoga üben können und sollten. Es sollte dadurch eine friedvolle Welt entstehen. Dass Anliegen unserer Meister, war dass das Yoga weiterverbreitet wird. Somit, wenn du Yoga unterrichtest, machst du das als Dienst am Guru.

Um spirituell zu wachsen muss man dem Guru dienen. Unsere Gurus sind nicht mehr im physischen Körper, aber wir können ihrem Werk dienen. Im besonderen Maße können wir ihnen durch das Unterrichten dienen. Indem wir den Gurus dienen, wird ihre Energie in uns spürbar und fühlbar sein.

Damit Yoga unterrichten eine spirituelle Praxis ist, machst du dir immer vor dem Unterrichten bewusst, dass du den Menschen, Gott und dem Guru dienen willst. Du könntest sogar sagen, dass du für die ganze Welt etwas Gutes tun willst, denn Menschen, die Yoga üben, werden weniger materielle Wünsche haben und ihren Lebensstil ökologischer machen. Sie werden eine größere Neigung dazu haben Vegetarier, oder Veganer zu sein. Also wenn du Menschen inspirierst Yoga zu üben, dann machst du eine ganze Menge. Nicht nur für das Wohlgefühl des Menschen, sondern dadurch dass das Yoga Menschen transformiert tust du etwas Gutes für die ganze Welt.

Erster Aspekt des Karma Yoga ist die Motivation. Der zweiter Aspekt ist, alles so gut zu tun, wie du kannst. Vielleicht erinnerst du dich an den Vers: Yoga Karma Sukau Shalam. Also Yoga ist Geschick und Engagement im Handeln. Das heißt, wenn du unterrichtest, dann tue es so gut du kannst.

Vertraue zumindest, als Anfänger nicht vollständig darauf, dass Gott einfach durch dich durch wirken wird, sondern bereite dich vor. Mache vorher einige spirituelle Praktiken und vorher etwas, was dich in den Richtigen Zustand bringt. Überlege, was für die Teilnehmer besonders gut sein wird. Es ist gut sich auf eine Stunde vorzubereiten, ein Konzept zu haben und sich zu überlegen, wie man es machen kann. Es ist gut an deiner Sprache zu arbeiten usw.

Es ist wichtig eine gute Yogalehrer Ausbildung und Yogalehrer Weiterbildungen zu haben. Unterrichte so gut du kannst! Es ist gut ab und zu die Rückmeldung der Teilnehmer zu beachten.

Ein Instrument Gottes sein

Gib dich hin - Gott wirkt durch dich

Der dritte Aspekt ist sich als Instrument zu fühlen. Wenn du unterrichtest denke nicht, dass du der Yogalehrer bist, sondern bitte Gott, den Guru, oder die kosmische Energie durch dich wirken zu lassen. Mache dich zum Instrument. Fühle, dass das Göttliche durch dich hindurch wirkt. Vermutlich unter all den Handlungen im Alltag, ist das Unterrichten die Handlung, bei der es am leichtesten fällt sich als Instrument zu fühlen. Die Anfänger sind dabei manchmal im Vorteil, denn sie sind nervös und aus dieser heraus fällt es besonders leicht sich ganz an Gott zu wenden. Manchmal wirst du auch vom Schicksal/ Karma/ Gott/ Guru in Situationen gebracht und du weißt nicht wie du handeln sollst.

Das ist mir auch passiert! Ich habe mich gemeldet, um auf einem größeren Betriebsfest Yoga zu unterrichten. Sie hatten eine riesige Wiese und dort wurde nicht vegan gegrillt, es gab eine Tanzbühne und ein Teil der Wiese sollte für die Yogastunde sein. Das hatte ich mir im Vorhinein nicht so vorgestellt und wusste nicht wie ich dort unterrichten kann. Dann kam der Gedanke, dass Swami Sivananda mich in diese Situation gebracht hat und ich bat ihn mir zu zeigen, was ich jetzt machen soll.

Ich habe die Yogastunde gegeben und es waren um die 10 Teilnehmer, im Hintergrund war Rockmusik und Bratwurstgeruch in der Nase. Das war die wirrste Situation, die man sich für eine Yogastunde vorstellen konnte. Trotzdem ist es mir gelungen dort eine Art Energiefeld entstehen zu lassen. Danach kamen ein paar Menschen und sagten, dass es eine tiefe Erfahrung war. Zwei von den 10 haben danach sogar eine Yogalehrer Ausbildung gemacht. Die fanden das so beeindruckend, dass sie in diesem Trubel eine spirituelle Erfahrung haben konnten.

Manchmal kommt aus der Verzweiflung ein tiefes Gebet an den Meister und dann wirkt plötzlich eine Energie auf eine Weise, die man sich gar nicht vorstellen kann. Deshalb solltest du dich immer als ein Instrument Gottes/ Gurus und der kosmischen Kraft fühlen. Selbst wenn du schon Jahre unterrichtest, solltest du dir bewusst machen, dass nicht du unterrichtest, sondern das Göttliche durch dich hindurch fließt.

Nicht an den Früchten der Handlung hängen

Der folgende Aspekt ist nicht an der Handlung zu hängen. Nicht an dem zu hängen, was du tust. Was heißt das? Es kann heißen, dass wenn du vertretungsweise einen Yogakurs übernommen hast, es großartig lief und du dort weiter unterrichten willst. Die Teilnehmer dir vielleicht sagen, dass du besser unterrichtest, als ihr eigentlicher Yogalehrer. Hier greift die Yogaethik von Aparigraha/ Santosha ein, also nicht gierig sein, ein. Du sagst dann, dass es der Kurs des anderen Yogalehrers ist und dass er das wieder unterrichtet.

Anstatt dich geschmeichelt zu fühlen, dass du so großartig unterrichtet hast, schwärme lieber über den, der den Yogakurs eigentlich gibt. Und wenn es umgekehrt passiert und du vielleicht bei der Volkshochschule Yogastunden gibst, du aber nicht so qualifiziert bist, wie der neue Yogalehrer und dir gesagt wird, dass sie die Zusammenarbeit mit dir beenden wollen. Wie reagierst du in dem Moment? Wenn du in diesem Moment Gleichmut bewahren kannst, dann bist du schon fast ein Heiliger und hast wirklich eine Karma Yoga Handlung gemacht. Wenn du in der Lage bist, das als Lektion zu sehen, dann bist du wieder auf dem spirituellen Weg.

Verhaftungslos gegenüber der Handlung sein! Und das bedeutet nicht, dass du verantwortungslos sein musst. Es bedeutet nicht, dass wenn man negative Rückmeldung von den Teilnehmern bekommt, man diese nicht mehr unterrichtet. Das ist Handeln aus Kränkung.

Mach es so gut wie du kannst, ob für einen oder für viele

Verhaftungslosigkeit heißt nicht aus Kränkung den Kurs abzugeben, sondern tun was du tun kannst, so gut du kannst. Wenn es nicht so sein soll, dann bist du eben verhaftungslos. Verhaftungslosigkeit kann auch heißen, dass du dir etwas Falsches vorgestellt hast. Vielleicht hast du gedacht, dass dort 10 Teilnehmer kommen, aber es sind plötzlich nur zwei da. Verhaftungslosigkeit würde heißen, dass du den Kurs auch für zwei gibst.

Ich erinnere mich, als ich das erste Yogazentrum geleitet habe (1984 in Wien) ich auf die Idee kam im August einen Tag der offenen Tür zu veranstalten. Es war warmes Wetter und der andere Mitarbeiter hat um 12 Uhr gesagt, dass bis jetzt noch niemand angerufen hat und niemand kommen wird und ob er jetzt schon gehen kann. Ich habe gesagt, dass wenn drei oder vier kommen es kein Problem ist. Das werde ich alleine machen können. Wir hatten für fünfzehn Leute Essen vorbereitet. Und um 13 Uhr kam eine nach der anderen und um 13:30 waren schon 150 Menschen im Zentrum. Ich habe jemanden angerufen, der Yogalehrer finden kann und die in das Zentrum kommen. Es waren schon 250 Menschen gekommen. Ich musste das erste Mal in meinem Leben auf einem Stuhl sitzen, damit man mich sieht und mich von meinem vorherigen Konzept lösen. Es war sehr euphorisch 250 Leuten einen Vortrag zu geben und alles zu koordinieren.

Gott wird dich in unterschiedliche Situationen hinein bringen! Sei nicht an die Vorstellung, wie es zu sein hat verhaftet. Sei offen, was Gott für dich hat.

Vierter Aspekt von Karma Yoga, den wir auch in den Yoga Unterricht hinein bringen, ist es nicht an den Früchten der Handlung zu hängen. Welche Früchte hast du, wenn du Yoga unterrichtest? Zum einen, dass Menschen dich loben und Anerkennung geben können. Sie können dir am Ende des Kurses ein kleines Geschenk machen. Sie können auch auf Facebook von dir als Yogalehrer schwärmen.

Die Teilnehmer können auch nachher sagen, dass sie besseren Yoga Unterricht bei einem anderen Yogalehrer hatten. Sie können dich auf Facebook kritisieren. Wie bist du dort? Hängst du an den Früchten? Bist du voller Euphorie, wenn Menschen von dir schwärmen, oder tief deprimiert, wenn jemanden negative Dinge über dich sagt? Bist du in der Lage Gleichmütig zu sein?

Du musst nicht alles an Kritik an dir abprallen lassen. Du willst die Qualität deines Unterrichtes auch steigern und dafür ist es wichtig sich Kritik anzuhören und zu schauen, ob du es umsetzten kannst. Manche Kritik stimmt und andere ist nicht umzusetzen, weil es nicht in deinen Händen liegt. Manch eine Kritik öffnet dir die Augen und du kannst Dinge umsetzen.

Sei dir im Umgang mit Kritik bewusst, dass du es nicht allen Recht machen kannst. Selbst Swami Vishnu-devananda, der Meister bei dem ich gelernt habe, hat fantastische Yogastunden gegeben. Und es gab Menschen, die die Stunden nicht mochten. Warum sollte es dir anders gehen. Du solltest trotzdem schauen, wie du deinen Unterricht verbessern kannst, wenn Kritik kommt. Hänge trotzdem nicht an den Früchten! Wie reagierst du darauf, wenn du anders als erwartet dafür bezahlt wirst? Oder wenn der Anbieter bei dem du unterrichtest pleite gemacht hat? Wie fühlst du dich dann? Das ist alles schon Yogalehrern passiert. Hänge weder an den monetären Früchten, noch an Geld, oder Geschenken.

Das heißt aber auch, dass du nicht ablehnst! Wenn dir zum Beispiel ein Teilnehmer nach einem Kurs ein kleines Geschenk überreicht, dann sage nicht, dass du keine Geschenke haben willst. Schlage Menschen nicht unnötigerweise vor den Kopf. Du solltest auch Lob annehmen können und einfach danke sagen. Innerlich kannst du das Lob gleich weiter an Swami Sivananda/ Guru/ Gott weitergeben und sich bedanken. Halte die innere Demut, bild dir nichts darauf ein, sondern gib das Lob weiter. Du kannst auch den Tadel weitergeben und Swami Sivananda sagen, dass er dir eine falsche Inspiration gegeben hat. Oder Swami Sivananda darum bitte es dir beim nächsten Mal deutlicher zu zeigen.

Hänge nicht am Ergebnis

Hänge nicht an den Früchten! Und das Fünfte ist vielleicht das Schwierigste: Hänge nicht am Ergebnis. Als Yogalehrende wollen wir etwas Gutes tun. Wir engagieren uns und merken auch, dass die Teilnehmer viel aus den Yogastunden mitnehmen und einen Nutzen daraus ziehen. Viele Menschen, die in der Einführungsrunde eines Yogakurses gesagt haben, dass sie Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und Schlafstörungen haben. Würden am Ende der fünf Wochen sagen, dass sie seit dem gut schlafen können, dass zum Beispiel die Kopfschmerzen kaum vorhanden sind.

Viele dieser Probleme verschwinden bei Anfängern relativ zügig, aber eben auch nicht bei allen. Es kann sein, dass du einen Yogakurs gibst und währenddessen die Teilnehmer eine Zerrung haben, oder gar dass Yoga ihre Probleme erhöht hat. Dabei gilt es gleichmütig zu sein. Man sollte nicht sagen, dass Yoga nicht taugt, sondern überlegen, was du in deinem Yogaunterricht verbessern kannst.

Es hat zwei Seiten. Zum einen wenn Menschen nicht den Nutzen bekommen, welchen sie sich erhofft haben, dann solltest du dich nicht zu tief davon beeinträchtigen, aber auch überlegen, ob man daran etwas ändern könnte. Sei dir bewusst, dass nicht alle Wirkungen, von denen die Teilnehmer berichten, nur mit dem Yoga zu tun haben. Menschen entwickeln Rückenbeschwerden auch ohne Yoga.

Mir hat eine Teilnehmende gesagt, dass seit dem sie Yoga praktiziert, ihr am Morgen immer übel ist. Ich habe sie gefragt, ob sie die Luft vielleicht auch nicht so gut anhalten kann. Sie bestätigte das und ich riet ihr einen Schwangerschaftstest zu machen. Diese Frau war tatsächlich schwanger, aber sie hatte die Schuld der Übelkeit auf ihre tägliche Yogapraxis zugewiesen. Wenn Menschen negative Wirkungen berichten ist es nicht immer Yoga, aber das könnte auch mal sein.

Noch ein Beispiel: Du unterrichtest einen Yogakurs, es ist die erste Stunde und hast achtzehn Teilnehmer, aber am Ende sind es nur noch fünf. Sei dadurch nicht niedergeschlagen, aber auch nicht gleichgültig. Mir ist es vorgekommen, dass ich am Ende des Kurses nur noch neun von achtzehn Teilnehmenden da hatte. Ich rief bei den anderen an und habe nachgefragt woran das liegt. Es stellte sich heraus, dass es alles Kolleginnen waren und sich ihre Arbeitszeiten geändert hatten. Sie trauten sich nicht es mir zu sagen und dachten, dass es nicht auffällt, wenn sie nicht mehr kommen. Ich konnte ihnen einen anderen Kurs anbieten und auch die fehlenden Stunden nachholen.

Es wird auch manchmal so sein, dass du nicht weißt, warum die Teilnehmer nicht mehr kommen. Hänge nicht am Ergebnis, aber überlege trotzdem, wie du den Yogaunterricht weiterentwickeln kannst. Das aller Wichtigste bleibt immer die Motivation. Unterrichte um Gutes zu tun, Menschen zu helfen, etwas Gutes für unseren Planeten zu bewirken, um Gott zu dienen und die höhere Wirklichkeit erfahrbarer zu machen.

In diesem Sinne ist das Unterrichten von Yoga: Karma Yoga. Es ist nicht selten auch eine euphorische Erfahrung von Energie, Führung und Licht. Für viele, die Yoga unterrichten, ist das Unterrichten die schönste Zeit.

Wenn du regelmäßig und häufig Yoga unterrichtest, dann wird das Gefühl zum Geführtseins zum Normalzustand. Man wird dieses euphorische Gefühl nicht in jeder Stunde haben. Es wird manchmal so sein, dass du nach dem Unterricht, wie aufgeladen bist und dich fühlst, als würdest du auf Wolken gehen. Es kann aber auch sein, dass du dich nach dem Unterrichten ausgelaugt und leer fühlst. Hier gilt es auch nicht an den Früchten zu hängen.

Wenn du Yoga unterrichtest ist das ein Energieaustausch. Energie wird durch dich hindurch fließen und Teilnehmende werden über dich Energie bekommen. Manchmal überwiegt das Gefühl, dass Energie durch dich hindurch fließt und manchmal überwiegt das Gefühl, dass Teilnehmende Energie von dir genommen haben. Wenn du am nächsten Morgen müde bist, dann übe deine Praktiken. Sei gleichmütig darüber, dass du ein bisschen müde bist und mache trotzdem deine Yoga Praxis (Asana, Pranayama und Meditation). Lade dich auf und dann ist alles gut. Hänge auch nicht am Ergebnis, oder den Früchten, die das Unterrichten gegenüber dir selbst hat. Das sind einige Aspekte des Unterrichtens von Yoga, als spirituelles Sadhana vom Standpunkt des Karma Yogas aus. Es gibt auch Aspekt der Anderen Yogawege (Bhakti-, Jnana-, Kundalini-, Raja-, Hatha Yoga).

Bhakti Yoga

Mit einem Gebet kannst du dich mit Gott verbinden

Bhakti Yoga ist der Aspekt, den ich besonders mit dem Karma Yoga verbinde. Du unterrichtest, um Gott zu dienen. Man könnte sagen, dass die Teilnehmenden, auch Gott sind, der jetzt auf zwei Beinen in deine Yogastunde hineinkommt.

Du bittest darum, dass Gott durch dich hindurch fließt. Du willst das alles Gott dar bringen, machst die Yogastunde als Gottesverehrung und siehst Gott in den Teilnehmenden. Damit das besonders gut funktioniert, ist es wichtig, dass du eine Kerze, die Bilder der Meister und Murtis aufstellst. All das hilft dir, dass du in diese Stimmung hinein kommst. Du leitest die Yogastunde mit einem Mantra an und schließt sie mit einem Mantra. Zwischen durch kannst du auch ein Mantra wiederholen. Und wenn du in der Stunde nicht weißt, was du sagen sollst, oder wie du reagieren sollst, dann sprich ein Gebet.

In einer Yogastunde kannst du ständig Bhakti praktizieren. Mein Tipp ist es, dass wenn Teilnehmer in dein Zentrum, oder in die Yogastunde kommen, dann spiele zum Beispiel eine Mantra CD ab. Du kannst Räucherstäbchen anzünden, oder Duftöl im Raum verbreiten. So schaffst du eine spirituelle Schwingung und Stimmung. Du könntest auch vor der Yogastunde ein Arati, eine Puja, oder ein Mantrasingen in dem Raum machen.

Raja Yoga

Unterrichten als Konzentrationsübung

Yoga zu unterrichten ist auch eine Raja Yoga Übung. Zum einen ist das eine Konzentrationsübung, denn der Yogalehrer sollte in der Lage sein den Alltag während der Stunde vollkommen zu vergessen. Wenn du Yoga unterrichtest, dann sollten keine sonstigen Sorgen in deinem Geist präsent sein. Während der Yogastunde gilt es volle Konzentration zu haben. Das ist Raja Yoga. Wahrscheinlich kannst du dich in einer Yogastunde besser konzentrieren, als generell im Alltag. Die meisten Yogaunterrichtenden werden vollkommen Konzentriert sein, während des Unterrichtens. Besonders erfahrene Yoga Unterrichtende sollten sich besonders darauf einstellen ganz konzentriert zu sein. Die meisten Anfänger haben ausreichend damit zu tun, was und wie sie etwas ansagen. Aber gerade wenn das Yogaunterrichten zur Routine wird, dann solltest du dich bemühen voll konzentriert zu sein.

Raja Yoga hat auch einen Aspekt, der sich Samyama nennt. Samyama ist die volle Konzentration, auf das, was hier und jetzt ist. Du kannst dich auf einen Teilnehmer, auf die ganze Gruppe und die Erfahrung in diesem Moment ganz einstellen. Patanjali sagt im Yoga Sutra im dritten Kapitel: „Samyama, volle Konzentration führt zu Jaya (Meisterschaft) und Prajna (intuitives Wissen). Wenn es dir gelingt, dich in einer Yogastunde voll auf deine Teilnehmenden zu konzentrieren, dann spürst du die Bedürfnisse. Wenn du einen Teilnehmer hast und du weißt, dass es ihr/ ihm nicht gut geht, dann kannst du dich ein paar Sekunden voll auf den Teilnehmer konzentrieren und du wirst intuitiv wissen welche Übung/ Hilfestellung helfen wird. Du spürst vielleicht eine Energieverbindung und kannst dem Teilnehmer Energie schicken. Es ist dann, wie eine telepathische Energieverbindung. Diese Raja Yoga Technik, voll konzentriert zu sein auf die Gruppe/ einen Teilnehmenden hilft dir intuitives Wissen zu bekommen und auch den Teilnehmenden allein durch deine Konzentration und Achtsamkeit zu helfen.

Affirmationen nutzen

Ein weiterer Aspekt des Raja Yoga ist es die Kraft der Affirmationen zu nutzen. Was du während einer Yogastunde sagst, hat eine große Wirkung. Darüber habe ich schon öfters in anderen Vorträgen gesprochen: Menschen in einer Yogastunde sind sehr offen und entspannt, somit haben deine Worte eine große Wirkung. Wenn du zum Beispiel sagst, dass der Teilnehmer in die Stellung gehen und tiefe Freude im Herzen spüren soll, dann werden Teilnehmende diese Freude spüren, weil du es ihnen gesagt hast.

Oder wenn du sagst, dass sie sich in der Kobra auf starke Rückenmuskeln konzentrieren sollen, dann werden die Teilnehmer wahrnehmen, dass sie etwas Gutes für ihre Rückenmuskeln machen. Du sagst zum Beispiel während einer Nackendehnung, dass sie den Kopf entspannt runter hängen lassen sollen und der Nacken sich entspannen und wohl fühlen wird. Dann werden die Teilnehmer es genau so empfinden. Nutze die Kraft der Affirmationen und auch die Kraft der Visualisierung.

Wenn ein Teilnehmer irgendwo Beschwerden hat, dann kannst du ihm sagen, dass er mit dem Einatmen Licht zum Bauch schicken und mit dem Ausatmen Licht an die schmerzende Stelle schicken soll. So nutzt du die Kraft des Geistes und der Gedanken (Vrittis), damit die Teilnehmer eine positive Wirkung davon haben. Das sind ein paar der Raja Yoga Aspekte des Unterrichtens, aber es gibt natürlich noch sehr viel mehr.

Jnana Yoga – Yoga des Wissens

Sarvam Khalvidam Brahman bedeutet, dass alles wahrhaftig Brahman ist. Wenn du Yoga unterrichtest, dann sei dir bewusst, dass es ein großes Feld des Bewusstseins gibt. Alles ist Bewusstsein und die Yogastunde an sich ist ein Bewusstseinsfeld. In der tiefe deines Wesens bist du Eins mit jedem Teilnehmenden, somit kannst du auch tiefe Einheits Erfahrungen in der Stunde machen. Du kannst den Teilnehmern ermöglichen tiefe Einheitserfahrungen zu haben.

Manchmal bist du in seltsamen Unterrichtssituationen, wie ich es zum Beispiel bei diesem großen Betriebsfest, auf der großen Wiese war (von dem ich am Anfang geschrieben habe). Da hilft es die Absurdität, als Maya anzusehen. In Mitten dieser Maya kann ein Bewusstseinsfeld entstehen, in dem Brahman erfahrbar ist.

Kundalini und Hatha Yoga

Sei dir des Energiefeldes bewusst

Kundalini Yoga würde heißen, ein Energie Bewusstsein während der Stunde zu haben. Natürlich überschneidet sich alles, denn Karma Yoga zu praktizieren, also Energie durch sich hindurch fließen zu lassen, ist natürlich auch Kundalini Yoga. Du kannst einem Menschen bewusst Energie schicken. Wenn du weißt, dass ein Teilnehmer Schmerzen am unteren Rücken hat, kannst du ihn dort berühren und Energie hinein fließen lassen. So als würdest du eine sanfte Hilfestellung geben.

Du kannst verschiedene Energie Praktiken üben und dir zum Beispiel vorstellen, dass eine kosmische Energie da ist, die eine Lichtenergie in die Gruppe hinein bringt. Manchmal sieht du dann tatsächlich in dem Feld deiner Gruppe ein Lichtfeld. Dieses Energiefeld kannst du halten und den Gott/ Guru bitten es zu halten. Du kannst dich verbinden und eintauchen in das Energiefeld. Yoga zu unterrichten ist auch eine Kundalini Yoga, Prana, und Energie Erfahrung.

Du kannst auch spüren, welches Chakra in dem Menschen gerade aktiv ist und spüren, wo eine Blockade ist. Du kannst Energie selbst hinschicken und Teilnehmende dazu inspirieren Energie durch dieses Chakra hindurch zu geben. Es gibt viele Aspekte von Kundalini Yoga, die du als Unterrichtender spüren kannst.

Hatha Yoga

Yoga zu unterrichten ist für dich auch eine Hatha Yoga Erfahrung. Du kannst es nur dann unterrichten, wenn du selber Hatha Yoga übst. Wenn du Hatha Yoga unterrichtest, dann musst du auch Asanas und Pranayama üben. Wenn du keine Hatha Yoga Übungen praktizierst, dann solltest du es auch nicht unterrichten. Das ist meine feste Überzeugung und auch Erfahrung. Bei den vielen Seminar Teilnehmern konnte ich das sehr gut beobachten, dass diejenigen, die unterrichten auch am meisten selber praktizieren. Wenn du unterrichtest hast du auch eine gewisse Garantie, dass du selbst praktizieren wirst.

Natürlich kannst du beim Unterrichten selbst einige Hatha Yoga Techniken mit integrieren. Du kannst tiefe Bauchatmung, Kevala Kumbhaka während der Tiefenentspannungen, unhörbares Ujjayi, kleines Kechari und Mulabandha üben. Beim Kapalabhati ansagen, auch mitmachen und während dem Anhalten, bei der Wechselatmung/ Kapalabhati auch selbst kurz die Luft anhalten.

Ich selbst empfehle, aber dass die Asanas und Pranayama während der Stunde nicht von dir mit geübt werden. Mein Meister Swami Vishnu-Devananda sagte, dass wenn du Yoga unterrichtest, du unterrichtest und nicht selber übst. Deine Aufmerksamkeit soll bei den Teilnehmern sein. Unterrichten an sich ist spirituelle Praxis, aber dein Hatha Yoga selbst übst du außerhalb der Stunde.

Kleine Techniken, kleine Mudras und kleine Atemtechniken sind sehr wohl hilfreich. Sich selbst zwischendurch aufrichten, also Brustkorb aufrichten. Oder die Arme zwischen durch nach oben geben, dass Energie zu dir hinfließen möge, oder die Hände zum Guru ausstrecken und darum bitten, dass Energie in dich hinein strömt. Wenn das hilft kannst du das besonders, wenn die Teilnehmer die Augen geschlossen haben machen. Das sind alles verschiedene Energie Techniken. Hatha und Kundalini Yoga Techniken, die du üben kannst, aber deine eigene Praxis machst du außerhalb des Yogaunterrichtes.

Das waren einige Anregungen und die wichtigsten sind aus dem Karma Yoga. Unterrichte, um Gutes zu tun um Gott/Guru/den Menschen zu dienen. Unterrichte so gut du kannst, fühle dich als Instrument, lass Göttlichen Segen durch dich hindurch wirken, sei verhaftungslos, sei auch verhaftungslos gegenüber dem Ergebnis, gegenüber Erfolg oder Misserfolg, lasse los und spüre die Göttliche Kraft. Unterrichten von Yoga ist die einfachste Weise, um die Göttliche Gegenwart durch dich wirken zu spüren.

Video - Yoga unterrichten als spirituelles Sadhana

Siehe auch

Literatur

Seminare

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