Goraksha Paddhati
Goraksha Paddhati (Sanskrit: गोरक्षपद्धति gorakṣa-paddhati f.) der Leitfaden ("Weg" Paddhati) des Goraksha; Titel eines Werkes zum Hatha Yoga, das eine Zusammenstellung (Samhita) von Versen darstellt, die dem Yogameister Goraksha Natha zugeschrieben werden. Das Werk ist auch unter den Namen Goraksha Samhita und Mukti Sopana bekannt. Auszüge der Goraksha Paddhati, die im Wesentlichen aus zwei Teilen zu je 100 Versen (Shataka) besteht, sind wiederum unter verschiedenen Namen bekannt, darunter als Goraksha Shataka, Yoga Martanda, Viveka Martanda und Yogachudamani Upanishad.
Einführende Bemerkungen zur Goraksha Paddhati
Bedeutung des Textes
Die Goraksha Paddhati bzw. Goraksha Samhita ist für die Erforschung der Hatha Yoga-Texte, die im engeren Zusammenhang der Tradition der Natha-Yogis stehen, von außerordentlichem Interesse. Nach bisherigem Erkenntnisstand gehört sie zur ältesten Schicht (ca. 10.-12. Jh.) von in enger Beziehung zu Goraksha Natha stehenden Yogatexten, in denen die verschiedenen Glieder des Hatha Yoga gelehrt werden. Selbst der bekannteste Hatha-Yoga-Text, die Hatha Yoga Pradipika (ca. 15. Jh.), zitiert bzw. übernimmt viele Verse, teilweise wortwörtlich oder abgewandelt, aus der Goraksha Paddhati.
Der Name Goraksha (Natha) wird bereits zu Beginn der HYP zweimal erwähnt (vgl. Hatha Yoga Pradipika 1.4-5). Auch im Zusammenhang mit der im vierten Kapitel gelehrten Meditation über den als Anahata Nada bekannten inneren Klang (Nadopasana) stellt sich Svatmarama einmal mehr ausdrücklich in die Traditionslinie Goraksha Nathas (Hatha Yoga Pradipika 4.65):
- aśakya-tattva-bodhānāṃ mūḍhānām api saṃmatam |
- proktaṃ gorakṣa-nāthena nādopāsanam ucyate || 4.65 ||
"Nun wird die von Goraksha Natha gelehrte (Prokta) Methode der Konzentration auf den inneren Klang (Nadopasana) erklärt, die selbst von den Unerfahrenen (Mudha), denen die Erkenntnis (Bodha) der (höchsten) Wahrheit (Tattva) noch unmöglich (Ashakya) ist, geschätzt (Sammata) wird." (HYP 4.65)
Nahezu alle Teile der Version 1 bzw. 2 des Goraksha Shataka und der größte Teil der Yogachudamani Upanishad sind der Goraksha Paddhati entnommen, teilweise in derselben, teilweise in geänderter Versfolge. Dabei bieten diese Versionen häufig interessante Lesarten und Varianten, die für das Gesamtverständnis dieser Textgruppe sehr hilfreich sind. Für ein besseres Textverständnis sind im Rahmen der Übersetzung daher einige textkritische Anmerkungen und Bezüge zum Goraksha Shataka, zur Yogachudamani Upanishad sowie zur Hatha Yoga Pradipika unerlässlich.
Goraksha Natha und Matsyendra Natha
Goraksha Natha (Gorakhnath) gilt als der Begründer der Tradition der Nath Yogis, die auch als Kanphata Yogis bekannt sind. Obwohl an seiner Historizität nicht gezweifelt werden kann, so ist doch wenig Gesichertes von ihm bekannt, und seine Gestalt wird von einer Unmenge von Mythen und Legenden umwoben. Seine Lebenszeit wird in verschiedenen Quellen zwischen dem 7. und 15. Jahrhundert angegeben, wobei das 10. Jahrhundert, nicht zuletzt aus den weiter unten zu erörternden Gründen, als ziemlich wahrscheinlich angesehen werden kann. Sein Wirkungsbereich erstreckte sich auf das nördliche Indien, möglicherweise auch auf das heutige Nepal und Tibet, wo er als Schutzgottheit bzw. buddhistischer Magier verehrt wurde. Sein Lehrer war Matsyendra Natha bzw. Mina Natha, der seinerseits ein mythenumwobener Yogi war, der von Shiva persönlich die Yogalehren erhalten haben soll.
Häufig wird davon ausgegangen, dass Minanatha und Matsyendranatha sich auf ein und denselben Yogameister beziehen, da beide Namen "Herr der Fische" bedeuten, der im 7. oder 10. Jahrhundert n. Chr. gelebt haben soll. Dagegen weist die in der Hatha Yoga Pradipika (HYP 1.5-9) gegebene Liste der Schülernachfolge darauf hin, dass es sich hierbei um zwei verschiedene Meister der sogenannten Natha-Tradition handelt, die bis auf Adinatha, den "uranfänglichen Herrn" (ein Name Shivas), zurückgeht.
Als zweiter Meister nach Adinatha wird der legendäre Matsyendra ("Herr der Fische") genannt, der auch Matsyendranatha heißt, da an jeden Namen dieser Liste die Bezeichnung Natha "Herr, Meister" gehängt werden kann. Dieser habe als Fisch (oder im Bauch eines Fisches) Shivas Yogaunterweisung belauscht und sei dann von diesem als Yogameister initiiert worden. Dann folgen drei weitere Meister mit den Namen Shabara (Natha), Anandabhairava (Natha) und Chaurangin (Natha). Danach wird Mina ("Fisch"), d.h. Minanatha genannt, gefolgt von Goraksha ("Kuhhirt") bzw. Gorakshanatha, dem Verfasser der Verse des Goraksha Shataka und somit der vorliegenden Goraksha Paddhati:
- śrī-ādinātha-matsyendra-śābarānanda-bhairavāḥ |
- cauraṅgī-mīna-gorakṣa-virūpākṣa-bileśayāḥ || 1.5 ||
- ...
- ity ādayo mahā-siddhā haṭha-yoga-prabhāvataḥ |
- khaṇḍayitvā kāla-daṇḍaṃ brahmāṇḍe vicaranti te || 1.9 ||
"Adinatha (Shiva), Matsyendra, Shabara, Anandabhairava, Chaurangin, Mina, Goraksha, Virupaksha, Bileshaya, ... - diese und weitere vollendete Meister (Mahasiddha), die durch die Macht (Prabhava) des Hatha Yoga den Stab (Danda) des Todes ("der Zeit", Kala) zerbrochen haben, wandeln in der Welt (Brahmanda) umher." (HYP 1.5-9 )
Mina bzw. Minanatha wird nun im zweiten Vers der Version 2 des Goraksha Shataka als der Meister des Goraksha (der im darauffolgenden Vers 3 genannt wird) gepriesen (śrī-mīna-nāthaṃ bhaje), was durch die unmittelbare Aufeinanderfolge dieser beiden Meister in der Liste der HYP (1.5) gestützt wird. Somit wären Matsyendra bzw. Matsyendranatha dem 7. Jahrhundert, und Mina bzw. Minanatha sowie dessen Schüler Goraksha Natha dem 10. Jahrhundert n. Chr. zuzuordnen.
Goraksha Paddhati Übersetzung, Sanskrit Text Devanagari und Umschrift, Wort-für-Wort-Übersetzung
Shataka 1 Vers 1: Verehrung des Meisters
Ich verehre den ehrwürdigen Lehrer, der die höchste Glückseligkeit ist, dessen Natur die Wonne im Selbst ist, und in dessen bloßer Anwesenheit der Körper zu Bewusstsein und Wonne wird.
- श्रीगुरुं परमानन्दं वन्दे स्वानन्दविग्रहम् |
- यस्य सान्निध्यमात्रेण चिदानन्दायते तनुः || १ ||
- śrī-guruṃ paramānandaṃ vande svānanda-vigraham |
- yasya sānnidhya-mātreṇa cid-ānandāyate tanuḥ || 1.1 ||
- shri-gurum paramanandam vande svananda-vigraham |
- yasya sannidhya-matrena cid-anandayate tanuh || 1.1 ||
Wort-für-Wort-Übersetzung
- śrī-gurum : den ehrwürdigen (Shri) Lehrer, Meister (Guru)
- paramānandam : die höchste Glückseligkeit, Wonne (Paramananda)
- vande : ich verehre (vand)
- svānanda-vigraham : dessen Natur ("Gestalt", Vigraha) die Wonne im Selbst (Svananda) ist
- yasya : (in) dessen (Yad)
- sānnidhya-mātreṇa : bloßer (Matra) Anwesenheit, in der Nähe Sein (Sannidhya)
- cid-ānandāyate : zu Bewusstsein und Wonne wird (Chidananday)
- tanuḥ : der Körper (Tanu)
Anmerkungen: Dieser Vers erscheint wortwörtlich als Vers 1 der Version 2 des Goraksha Shataka, die im Wesentlichen dem ersten Shataka der Goraksha Paddhati entspricht. In einem diesem vorgeschalteten, vermutlich auf einen Kommentator der Goraksha Paddhati zurückgehenden Vers heißt es, sie sei ein Kommentar eines Mahidhara zur (Yoga-)Lehre des Goraksha (vgl. auch Hatha Yoga Pradipika 1.1, die ebenfalls mit einer Verneigung vor Adinatha/Shiva als Begründer des Hatha Yoga beginnt):
- śrī-ādināthaṃ sva-guraṃ hariṃ muniṃ
- gorakṣa-śāstrasya praṇamya yoginam |
- bhāṣā-vivṛttiṃ kurute mahī-dharo
- yoge su-bodhaḥ khalu jāyate yayā || GP 1.0 ||
"Nachdem er sich vor Adinatha, (und) seinem eigenen Meister (Sva-Guru) Hari, dem Weisen (Muni) und Yogin verbeugt hat, verfasst Mahidhara den Bhashavivritti (genannten Kommentar) zur Lehre (Shastra) des Goraksha, durch den ein richtiges Verständnis (Subodha) in Bezug auf den (Hatha-)Yoga entsteht."
Shataka 1 Vers 2: Verehrung des Meisters
Nachdem er hingebungsvoll (seinen) Meister verehrt hat, verkündet Goraksha das höchste Wissen, das von den Yogis ersehnt wird, das die höchste Glückseligkeit bewirkt.
- नमस्कृत्य गुरुं भक्त्या गोरक्षो ज्ञानमुत्तमम् |
- अभीष्टं योगिनां ब्रूते परमानन्दकारकम् || २ ||
- namas-kṛtya guruṃ bhaktyā gorakṣo jñānam uttamam |
- abhīṣṭaṃ yogināṃ brūte paramānanda-kārakam || 1.2 ||
- namas-kritya gurum bhaktya goraksho jnanam uttamam |
- abhishtam yoginam brute paramananda-karakam || 1.2 ||
Wort-für-Wort-Übersetzung
- namas-kṛtya : nachdem er verehrt hat (Namas-Kritya)
- gurum : den Lehrer, Meister (Guru)
- bhaktyā : hingebungsvoll, mit Hingabe (Bhakti)
- gorakṣaḥ : Goraksha
- jñānam : Wissen (Jnana)
- uttamam : das höchste (Uttama)
- abhīṣṭam : das ersehnt wird ("gewünscht", Abhishta)
- yoginām : von den Yogis (Yogin)
- brūte : verkündet, lehrt (brū)
- paramānanda-kārakam : das die höchste Glückseligkeit (Paramananda) bewirkt (Karaka)
Anmerkungen: Dieser Vers erscheint wortwörtlich als Vers 3 der Version 2 des Goraksha Shataka. Der Meister Gorakshas war Minanatha (Matsyendranatha). Dieser wird in Vers 2 der Version 2 des Goraksha Shataka als eine Verkörperung Shivas (Adinatha) gepriesen:
- antar-niścalitātma-dīpa-kalikāsv ādhāra-bandhādibhir
- yo yogī yuga-kalpa-kāla-kalanāt tattvena jegīyate |
- jñānāmoda-mahodadhiḥ samabhavad yatrādi-nāthaḥ svayaṃ
- vyaktāvyakta-guṇādhikaṃ tam aniśaṃ śrī-mīna-nāthaṃ bhaje || 2, 2 ||
"Ich verehre ohne Unterlass den ehrwürdigen Minanatha, den Yogi im Glanz des inneren unbewegten Lichtes (Dipa) des Selbst (Atman), (das er) durch (die Praxis von) Wurzelverschluss (Adharabandha) usw. (erlangt hat), ihn, in dem sich der ursprüngliche Herr (Adinatha) selbst verkörpert hat, der infolge (seiner) Erschaffung (Kalana) der Zeit (Kala in Form) der Weltzeitalter (Yuga) und Weltschöpfungszyklen (Kalpa) als das Grundprinzip (Tattva) gepriesen wird, diesen Ozean (Mahodadhi) der Wonne (Amoda) der Erkenntnis (Jnana), der gegenüber den Eigenschaften (Guna) des Manifesten (Vyakta) und Unmanifesten (Avyakta) erhaben ist." (GŚ 2, 2)
Shataka 1 Vers 3: Einleitung
Er lehrt (nun) mit dem Wunsch den Yogis zu nützen die (Vers-)Sammlung des Goraksha, durch deren Verständnis der höchste Zustand (des Yoga) gewiss entsteht.
- गोरक्षसंहितां वक्ति योगिनां हितकाम्यया |
- ध्रुवं यस्यावबोधेन जायते परमं पदम् || ३ ||
- gorakṣa-saṃhitāṃ vakti yogināṃ hita-kāmyayā |
- dhruvaṃ yasyāvabodhena jāyate paramaṃ padam || 1.3 ||
- goraksha-samhitam vakti yoginam hita-kamyaya |
- dhruvam yasyavabodhena jayate paramam padam || 1.3 ||
Wort-für-Wort-Übersetzung
- gorakṣa-saṃhitām : die (Vers-)Sammlung des Goraksha (Goraksha Samhita)
- vakti : er lehrt, verkündet (vac)
- yoginām : der Yogis (Yogin)
- hita-kāmyayā : mit dem Wunsch für den Nutzen (Hitakamya)
- dhruvam : gewiss, sicherlich (Dhruva)
- yasya : dessen (Yad)
- avabodhena : durch das Verständnis (Avabodha)
- jāyate : entsteht (jan)i
- paramam : der höchste (Parama)
- padam : Zustand, Bewusstseinszustand ("Ort", Pada)
Anmerkungen: Dieser Vers erscheint mit einer interessanten Lesart als Vers 4 der Version 2 des Goraksha Shataka. Dort heißt es im ersten Pada gorakṣaḥ śatakaṃ vakti "Goraksha lehrt (eine Sammlung von) einhundert (Versen, Shataka)" statt gorakṣa-saṃhitāṃ vakti. Obwohl der Text hier als Goraksha Samhita bezeichnet wird, ist er genauso als Goraksha Paddhati bekannt. Aus dem vorangehenden Vers 2 ergibt es sich, dass der Verfasser der Verse dieser "Sammlung" (Samhita) Goraksha ist: gorakṣo jñānam uttamam ... brūte.
Der "höchste Zustand" (paramaṃ padam) ist laut Hatha Yoga Pradipika (4.3-4) identisch mit dem Rajayoga, Samadhi oder Jivanmukti genannten Bewusstseinszustand und somit gleichbedeutend mit der Erfahrung der Nichtdualität (Advayatva), der immerwährenden Identität von "Selbst" (Atman) und Brahman, dem "Absoluten".
Shataka 1 Vers 4: Einleitung
Dies ist eine Leiter zur Befreiung. Es bedeutet das Überlisten des Todes. Denn, wenn der Geist von der Sinneserfahrung abgewandt ist, richtet er sich auf das höchste Selbst.
- एतद्विमुक्तिसोपानमेतत्कालस्य वञ्चनम् |
- यद्व्यावृत्तं मनो भोगादासक्तं परमात्मनि || ४ ||
- etad vimukti-sopānam etat kālasya vañcanam |
- yad vyāvṛttaṃ mano bhogād āsaktaṃ paramātmani || 1.4 ||
- etad vimukti-sopanam etat kalasya vanchanam |
- yad vyavrittam mano bhogad asaktam paramatmani || 1.4 ||
Wort-für-Wort-Übersetzung
- etat : dies (Etad)
- vimukti-sopānam : ist eine Leiter (Sopana) für die Befreiung (Vimukti)
- etat : dies
- kālasya : des Todes ("der Zeit", Kala)
- vañcanam : ist das Täuschen ("Hintergehen, Entrinnen", Vanchana)
- yat : weil (Yad)
- vyāvṛttam : abgewandt (Vyavritta)
- manas : der Geist, das Denken (Manas)
- bhogāt : von der Sinneserfahrung, vom Genuss (der Sinnesobjekte, Bhoga)
- āsaktam : gerichtet ist ("hängend an", Asakta)
- paramātmani : auf das höchste Selbst (Paramatman)
Anmerkungen: Dieser Vers erscheint wortwörtlich als Vers 5 der Version 2 des Goraksha Shataka. In Vers 2 der Version 1 des Goraksha Shataka heißt es im 4. Pada mohāt "von der Täuschung" statt bhogāt. Der Geist, der sich in der Meditation von der äußerlichen Erfahrung (Bhoga) abwendet, erreicht den Zustand des Yoga, die Erfahrung der Identität mit dem höchste Selbst.
Die Wissenschaft des Hatha Yoga wird - vielleicht als Referenz an den vorliegenden Vers der Goraksha Paddhati - im ersten Vers der Hatha Yoga Pradipika (1.1) ebenfalls als eine Leiter bezeichnet:
- śrī-ādi-nāthāya namo’stu tasmai yenopadiṣṭā haṭha-yoga-vidyā |
- vibhrājate pronnata-rāja-yogam āroḍhum icchor adhirohiṇīva || 1.1 ||
"Verehrung (Namas) sei dem verehrungswürdigen (Shri) uranfänglichen Herrn (Adinatha), von dem die Wissenschaft (Vidya) des Hatha Yoga gelehrt wurde (Upadishta), die wie eine Leiter (Adhirohini) für denjenigen erstrahlt, der den äußerst erhabenen (Pronnata) königlichen Yoga (Rajayoga) zu erklimmen wünscht (Ichchhu)." (HYP 1.1)
Shataka 1 Vers 5: Einleitung
Ihr Besten (der Menschen), praktiziert Yoga! - den Vernichter des Leidens der weltlichen Existenz, der die Frucht des Wunschbaums der heiligen Überlieferung ist, dessen Zweige von den Vögeln, den Zweimalgeborenen, besucht werden.
- द्विजसेवितशाखस्य श्रुतिकल्पतरोः फलम् |
- शमनं भवतापस्य योगं भजत सत्तमाः || ५ ||
- dvija-sevita-śākhasya śruti-kalpa-taroḥ phalam |
- śamanaṃ bhava-tāpasya yogaṃ bhajata sattamāḥ || 1.5 ||
- dvija-sevita-shakhasya shruti-kalpa-taroh phalam |
- shamanam bhava-tapasya yogam bhajata sattamah || 1.5 ||
Wort-für-Wort-Übersetzung
- dvija-sevita-śākhasya : dessen Zweige (Shakha) von Vögeln, Zweimalgeborenen (Dvija) besucht (Sevita) werden
- śruti-kalpa-taroḥ : des Wunschbaums (Kalpataru) der heiligen Überlieferung (Shruti)
- phalam : die Frucht (Phala)
- śamanam : den Vernichter ("Beruhiger", Shamana)
- bhava-tāpasya : des Leidens (Tapa) der weltlichen Existenz (Bhava)
- yogam : Yoga
- bhajata : betreibt (bhaj)
- sattamāḥ : ihr Besten (der Menschen, Sattama)
Anmerkungen: Dieser Vers erscheint wortwörtlich als Vers 6 der Version 2 des Goraksha Shataka. In Vers 3 der Version 1 des Goraksha Shataka heißt es im 4. Pada bhajati saj-janaḥ "ein guter Mensch praktiziert" statt bhajata sattamāḥ.
Dvija (dvi-ja) "zweimal geboren" bedeutet sowohl "Vogel" als auch die Mitglieder der drei oberen Kasten bzw. Stände (Varna). Shakha (śākhā) bedeutet auch einen "Zweig" im Sinne einer Schule bzw. Überlieferungstradition (Rezension) des Veda.
Shataka 1 Vers 6: Die sechs Glieder des Hatha Yoga
Körperstellung, Atemkontrolle, das Zurückziehen (der Sinne bzw. das Zurückhalten des inneren Nektars), Konzentration, Meditation und Versenkung - diese nennt man die sechs Glieder des Yoga.
- आसनं प्राणसंरोधः प्रत्याहारश्च धारणा |
- ध्यानं समाधिरेतानि योगाङ्गानि वदन्ति षट् || ६ ||
- āsanaṃ prāṇa-saṃrodhaḥ pratyāhāraś ca dhāraṇā |
- dhyānaṃ samādhir etāni yogāṅgāni vadanti ṣaṭ || 1.6 ||
- asanam prana-samrodhah pratyaharash cha dharana |
- dhyanam samadhir etani yogangani vadanti shat || 1.6 ||
Wort-für-Wort-Übersetzung
- āsanam : Körperstellung, Sitzhaltung (Asana)
- prāṇa-saṃrodhaḥ : Atemkontrolle (Pranasamrodha)
- pratyāhāraḥ : das Zurückhalten (der Sinne bzw. des inneren Nektars, Pratyahara)
- ca : und (Cha)
- dhāraṇā : Konzentration (Dharana)
- dhyānam : Meditation (Dhyana)
- samādhiḥ : Versenkung (Samadhi)
- etāni : diese (Etad)
- yogāṅgāni : Bestandteile, Glieder des Yoga (Yoganga)
- vadanti : nennt man (vad)
- ṣaṭ : die sechs (Shash)
Anmerkungen: Dieser Vers erscheint wortwörtlich als Vers 7 der Version 2 des Goraksha Shataka. In Vers 4 der Version 1 des Goraksha Shataka heißt es im 1. Pada prāṇa-saṃyāmaḥ statt prāṇa-saṃrodhaḥ, und im 4. Pada bhavanti "sind" statt vadanti. Auch in der Yogachudamani Upanishad (Vers 2) erscheint dieser programmatische Vers mit der Variante bhavanti.
Pranasamrodha (prāṇa-saṃrodhaḥ) ist ein Synonym für Pranayama. Es bedeutet soviel wie "Kontrolle über den Atem bzw. die Lebensenergie Prana", wörtlich jedoch das "Anhalten (Samrodha) des Atems (Prana)", und bezieht sich folglich insbesondere auf die Atemverhaltungen (Kumbhaka).
Der Begriff Pratyahara wird in der Goraksha Paddhati in zweifacher Weise gebraucht: Einmal wird es im Vers 2.22 im traditionellen Sinne des "Zurückziehens der Sinne von ihren äußeren Sinnesobjekten (Vishaya)" definiert (vgl. auch Yogasutra 2, 54). Im Vers 2.30 erfolgt dann eine Definition als "Zurückhalten des inneren Mondnektars (Chandramrita)", welches in Zusammenhang mit der Praxis von Viparita Karani steht (2.34).
In der Hatha Yoga Pradipika (1.58) werden vier Glieder bzw. Bestandteile der Hatha Yoga-Praxis genannt:
- āsanaṃ kumbhakaṃ citraṃ mudrākhyaṃ karaṇaṃ tathā |
- atha nādānusandhānam abhyāsānukramo haṭhe || 1.58 ||
"Körperstellungen (Asana), die verschiedenen Atemverhaltungen (Kumbhaka), ebenso die Mudra genannten Stellungen (Karana), sowie die Konzentration auf den (unangeschlagenen) Klang (Nada Anusandhana) - so lautet die Abfolge (Anukrama) der Übungspraxis (Abhyasa) im Hatha (Yoga)." (HYP 1.58)
In dieser Aufzählung erscheint Kumbhaka im Sinne von Pranayama bzw. Pranasamrodha, und die Bezeichnungen Mudra und Karana beziehen sich in der Goraksha Paddhati auf die Praxis von Pratyahara (Vers 2.30 ff.). Die hier mit Nada Anusandhana erwähnte Meditationspraxis schließt die Schritte Dharana, Dhyana und Samadhi ein, so dass die in der GP aufgezählten sechs Glieder des Yoga (Yoganga) sich auch in der HYP wiederfinden.
Die im achtgliedrigen (Ashtanga) Yoga des Yogasutra gelehrten beiden Glieder Yama und Niyama werden somit in der Goraksha Paddhati nicht ausdrücklich erwähnt. In der Hatha Yoga Pradipika (1.17-18) werden wiederum zehn Yamas und zehn Niyamas gelehrt (bei Patanjali sind es jeweils nur fünf). Diese müssen allerdings textgeschichtlich als spätere Einschübe betrachtet werden (Hatha Yoga Pradipika 1.17).
Shataka 1 Vers 7: Anzahl der Asanas
Es gibt soviele Körperstellungen, wie es (Arten von) Lebewesen gibt. Maheshvara kennt all deren Unterscheidungen.
- आसनानि च तावन्ति यावन्तो जीवजन्तवः |
- एतेषामखिलान्भेदान्विजानाति महेश्वरः || ७ ||
- āsanāni ca tāvanti yāvanto jīva-jantavaḥ |
- eteṣām akhilān bhedān vijānāti maheśvaraḥ || 1.7 ||
- asanani cha tavanti yavanto jiva-jantavah |
- etesham akhilan bhedan vijanati maheshvarah || 1.7 ||
Wort-für-Wort-Übersetzung
- āsanāni : Körperstellungen, Sitzhaltungen (Asana)
- ca : und (Cha)
- tāvanti : (gibt es) soviele (Tavat)
- yāvantaḥ : wie (Yavat)
- jīva-jantavaḥ : lebendige (Jiva) Wesen (Jantu), Lebewesen
- eteṣām : davon, von diesen (Etad)
- akhilān : alle (Akhila)
- bhedān : Arten, Unterscheidungen (Bheda)
- vijānāti : kennt (vi + jñā)
- maheśvaraḥ : Maheshvara, der große Herr (Shiva)
Anmerkungen: Dieser Vers erscheint nahezu wortwörtlich als Vers 8 der Version 2 des sowie als Vers 5 der Version 1 des Goraksha Shataka. Dort heißt es im 2. Pada jīva-jātayaḥ "Arten (Jati) von Lebewesen (Jiva)" statt jīva-jantavaḥ, das wörtlich "lebendige (Jiva adj.) Wesen (Jantu)", also "Lebewesen" bedeutet.
Wieviele Arten von Lebewesen (und folglich Körperstellungen) es nach der traditionellen indischen Anschauung gibt, wird im nächsten Vers ausgeführt.
Shataka 1 Vers 8: Anzahl der Asanas
Aus diesen 8,4 Millionen Körperstellungen wurde von Shiva jeweils eine (stellvertretend für jeweils 100 000) ausgewählt, und somit 84 Körperstellungen zusammengestellt.
- चतुराशीतिलक्षाणामेकैकं समुदाहृतम् |
- ततः शिवेन पीठानां षोडशोनं शतं कृतम् || ८ ||
- catur-āśīti-lakṣāṇām ekaikaṃ samudāhṛtam |
- tataḥ śivena pīṭhānāṃ ṣoḍaśonaṃ śataṃ kṛtam || 1.8 ||
- catur-ashiti-lakshanam ekaikam samudahritam |
- tatah shivena pithānām shodashonam shatam kritam || 1.8 ||
Wort-für-Wort-Übersetzung
- catur-āśīti-lakṣāṇām : aus 8,4 Millionen ("84 x 100 000", Chaturashiti-Laksha)
- ekaikam : jeweils ein (100 000, Eka)
- samudāhṛtam : wurde als Beispiel ausgewählt ("genannt", Samudahrita)
- tataḥ : daraus, davon (Tatas)
- śivena : von Shiva
- pīṭhānām : der Körperstellungen, Sitzhaltungen (Pitha)
- ṣoḍaśonam : um 16 (Shodasha) vermindert (Una)
- śatam : ein Hundert (Shata)
- kṛtam : wurde zusammengestellt ("gemacht", Krita)
Anmerkungen: Dieser Vers erscheint wortwörtlich als Vers 9 der Version 2 sowie mit einer Lesart als Vers 6 der Version 1 des Goraksha Shataka. Dort heißt es im 2. Pada ekam ekam udāhṛtam statt ekaikam samudāhṛtam.
Die Zahl 84 heißt im Sanskrit catur-aśīti. Man kann sie aber auch indirekt ausdrücken, indem man von 100 (Shata) 16 (Shodasha) subtrahiert, was hier der Fall ist: ṣoḍaśonaṃ śatam, "ein um 16 vermindertes Hundert".
In der Gheranda Samhita (2.1-2) wird sinngemäß dasselbe gesagt, wobei GhS 2.1 abc und 2.2 b mehr oder weniger wortwörtliche Übernahmen aus GP 1.7 ab bzw. GP 1.8 a,d sind. Von den besagten 84 Stellungen werden in der Gheranda Samhita lediglich 32 gelehrt:
- āsanāni samastāni yāvanto jīva-jantavaḥ |
- catur-aśīti lakṣāṇi śivena kathitaṃ purā || 2.1 ||
- teṣāṃ madhye viśiṣṭāni ṣoḍaśonaṃ śataṃ kṛtam |
- teṣāṃ madhye martya-loke dvā-triṃśad āsanaṃ śubham || 2.2 ||
"Sämtliche Körperstellungen (Asana) zusammengenommen sind soviele wie es (Arten von) lebenden (Jiva) Wesen (Jantu) gibt. 8,4 Millionen Körperstellungen wurden einst von Shiva gelehrt. Aus deren Mitte (Madhya) wurden die 84 hervorragendsten (Vishishta) Körperstellungen zusammengestellt. Von diesen sind in der Welt der Sterblichen (Martyaloka) 32 Körperstellungen von Nutzen (Shubha)." (GhS 2.1-2)
Shataka 1 Vers 9: Siddhasana und Kamalasana
Von allen Körperstellungen werden zwei (besonders) genannt: die eine wird perfekter Sitz (Siddhasana) genannt, die andere Lotussitz (Kamalasana).
- आसनेभ्यः समस्तेभ्यो द्वयमेतदुदाहृतम् |
- एकं सिद्धासनं प्रोक्तं द्वितीयं कमलासनम् || ९ ||
- āsanebhyaḥ samastebhyo dvayam etad udāhṛtam |
- ekaṃ siddhāsanaṃ proktaṃ dvitīyaṃ kamalāsanam || 1.9 ||
- asanebhyah samastebhyo dvayam etad udahritam |
- ekam siddhasanam proktam dvitiyam kamalasanam || 1.9 ||
Wort-für-Wort-Übersetzung
- āsanebhyaḥ : Körperstellungen, Sitzhaltungen (Asana)
- samastebhyaḥ : von allen (Samasta)
- dvayam : zwei ("eine Zweiheit", Dvaya)
- etad : diese (Eva)
- udāhṛtam : werden genannt (Udahrita)
- ekam : die eine (Eka)
- siddhāsanam : perfekter Sitz (Siddhasana)
- proktam : wird genannt (Prokta)
- dvitīyam : die andere ("zweite", Dvitiya)
- kamalāsanam : Lotussitz (Kamalasana)
Anmerkungen: Dieser Vers erscheint mit einigen Lesarten als Vers 10 der Version 2 sowie als Vers 7 der Version 1 des Goraksha Shataka. In beiden Versionen heißt es im 2. Pada dvayam eva viśiṣyate "zeichnen sich zwei besonders aus (vi + śiṣ)" statt dvayam etad udāhṛtam.
Kamalasana (kamalāsana) ist ein Synonym für Padmasana (padmāsana).
Shataka 1 Vers 10: Siddhasana (perfekter Sitz)
Man lege eine Ferse fest an den Beckenboden und den anderen Fuß fest oberhalb des Genitals, und presse das Kinn ganz fest gegen die Brust. Dann schaue man, unbeweglich und mit gesammelten Sinnen, mit unverwandtem Blick auf die Mitte zwischen beiden Augenbrauen. Diese Sitzhaltung, die das Öffnen der Tür zur Befreiung bewirkt, wird perfekter Sitz (Siddhasana) genannt.
- योनिस्थानकमङ्घ्रिमूलघटितं कृत्वा दृढं विन्यसे-
- न्मेढ्रे पादमथैकमेव नियतं कृत्वा हनुं सुस्थिरम् |
- स्थाणुः संयमितेन्द्रियोऽचलदृशा पश्येद्भ्रुवोरन्तरं
- ह्येतन्मोक्षकपाटभेदजनकं सिद्धासनं प्रोच्यते || १० ||
- yoni-sthānakam aṅghri-mūla-ghaṭitaṃ kṛtvā dṛḍhaṃ vinyasen
- meḍhre pādam athaikam eva hṛdaye kṛtvā hanuṃ su-sthiram |
- sthāṇuḥ saṃyamitendriyo'cala-dṛśā paśyed bhruvor antaraṃ
- hy etan mokṣa-kapāṭa-bheda-janakaṃ siddhāsanaṃ procyate || 1.10 ||
- yoni-sthanakam anghri-mula-ghatitaṃ kritva dridham vinyasen
- medhre padam athaikam eva hridaye kritva hanum su-sthiram |
- sthanuh samyamitendriyo'chala-drisha pashyed bhruvor antaram
- hy etan moksha-kapata-bheda-janakam siddhasanam prochyate || 1.10 ||
Wort-für-Wort-Übersetzung
- yoni-sthānakam : den Ort, die Stelle (Sthanaka) des Dammes, Beckenbodens ("des Ursprungs", Yoni)
- aṅghri-mūla-ghaṭitam : an die Ferse ("Fuß-Wurzel, Ursprung des Fußes", Anghrimula) angelegt, verbunden Ghatita)
- kṛtvā : habend ("machend", kṛ)
- dṛḍham : fest (Dridha)
- vinyaset : man lege (vi + ni + as)
- meḍhre : oberhalb des Gliedes, über das Glied (Medhra)
- pādam : Fuß (Pada)
- atha : und, nun, dann (Atha)
- ekam : einen (Eka)
- eva : wahrlich, nur (Eva)
- hṛdaye : auf die Herz(gegend, Brust, Hridaya)
- kṛtvā : machend
- hanum : das Kinn (Hanu)
- su-sthiram : ganz fest (Susthira)
- sthāṇuḥ : aufrecht, unbeweglich (Sthanu)
- saṃyamitendriyaḥ : mit gesammelten, kontrollierten ("bezwungenen", sam + yam) Sinnen (Indriya)
- acala-dṛśā : mit unverwandtem, unbeweglichem (Achala) Blick ("Auge", Drish)
- paśyet : man schaue (paś)
- bhruvoḥ : beide Brauen (Bhru)
- antaram : zwischen (Antara)
- hi : gewiss (Hi)
- etat : diese (Sitzhaltung, Etad)
- mokṣa-kapāṭa-bheda-janakam : die das Aufbrechen, Öffnen (Bheda) der) Tür (Kapata) zur Befreiung (Moksha) bewirkt, verursacht (Janaka)
- siddhāsanam : Sitzhaltung der Vollkommenen, perfekter Sitz (Siddhasana)
- procyate : wird genannt (pra + vac)
Anmerkungen: Dieser Vers erscheint wortwörtlich in der Hatha Yoga Pradipika (1.37) und mit einigen Lesarten als Vers 11 der Version 2 sowie als Vers 8 der Version 1 des Goraksha Shataka. Auch in der Gheranda Samhita (2.7) wird er - mit einigen größeren Abweichungen im ersten Halbvers - überliefert.
Sanskrit Text Goraksha Paddhati
(Version Divine Yoga Institute, Kathmandu 2017, Druckfehler korrigiert nach der Edition der Laxmi-Venkateshwar Press, Bombay)
śrī-guruṃ paramānandaṃ vande svānanda-vigraham |
- yasya sānnidhya-mātreṇa cid-ānandāyate tanuḥ || 1.1 ||
namas-kṛtya guruṃ bhaktyā gorakṣo jñānam uttamam |
- abhīṣṭaṃ yogināṃ brūte paramānanda-kārakam || 1.2 ||
gorakṣa-saṃhitāṃ vakti yogināṃ hita-kāmyayā |
- dhruvaṃ yasyāvabodhena jāyate paramaṃ padam || 1.3 ||
etad vimukti-sopānam etat kālasya vañcanam |
- yad vyāvṛttaṃ mano bhogād āsaktaṃ paramātmani || 1.4 ||
dvija-sevita-śākhasya śruti-kalpa-taroḥ phalam |
- śamanaṃ bhava-tāpasya yogaṃ bhajata sattamāḥ || 1.5 ||
āsanaṃ prāṇa-saṃrodhaḥ pratyāhāraś ca dhāraṇā |
- dhyānaṃ samādhir etāni yogāṅgāni vadanti ṣaṭ || 1.6 ||
āsanāni ca tāvanti yāvanto jīva-jantavaḥ |
- eteṣām akhilān bhedān vijānāti maheśvaraḥ || 1.7 ||
catur-āśīti-lakṣāṇām ekaikaṃ samudāhṛtam |
- tataḥ śivena pīṭhānāṃ ṣoḍaśonaṃ śataṃ kṛtam || 1.8 ||
āsanebhyaḥ samastebhyo dvayam etad udāhṛtam |
- ekaṃ siddhāsanaṃ proktaṃ dvitīyaṃ kamalāsanam || 1.9 ||
yoni-sthānakam aṅghri-mūla-ghaṭitaṃ kṛtvā dṛḍhaṃ vinyasen
- meḍhre pādam athaikam eva hṛdaye kṛtvā hanuṃ su-sthiram |
sthāṇuḥ saṃyamitendriyo'cala-dṛśā paśyed bhruvor antaraṃ
- hy etan mokṣa-kapāṭa-bheda-janakaṃ siddhāsanaṃ procyate || 1.10 ||
Konkordanz der Verse der Goraksha Paddhati, des Goraksha Shataka (Version 1 und 2), der Yogachudamani Upanishad, der Hatha Yoga Pradipika und weiterer Texte
Diese Übersicht betrachtet die Verse der Goraksha Paddhati (Shataka 1 und 2) im Vergleich mit identischen oder ähnlich lautenden Versen der Versionen 1 und 2 des Goraksha Shataka, der Yogachudamani Upanishad, des Viveka Martanda, des im Yoga Tarangini Tika gannten Kommentar überlieferten Textes sowie der Hatha Yoga Pradipika.
Abkürzungen:
- GP Goraksha Paddhati (Shataka 1 und 2)
- GŚ 1 Goraksha Shataka (Version 1)
- GŚ 2 Goraksha Shataka (Version 2)
- YCU Yogachudamani Upanishad
- VM Viveka Martanda
- YTT Yoga Tarangini Tika
- HYP Hatha Yoga Pradipika
- GhS Gheranda Samhita
- ab / cd erstes und zweites / drittes und viertes Versviertel (Pada)
- ef fünftes und sechstes Versviertel
- = ist identisch mit
- ≃ ist nahezu identisch mit
- ~ ist ähnlich, weicht mehr oder weniger stark ab von
GP (Shataka 1) | GŚ 1 | GŚ 2 | YCU | VM | YTT | HYP | weitere Texte | GP (Shataka 2) | GŚ 1 | GŚ 2 | YCU | VM | YTT | HYP | weitere Texte | |
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1.1 | = 1 | = 1 | = 1 | 2.1 | ||||||||||||
1.2 | = 3 | = 3 | ≃ 3 | 2.2 | ||||||||||||
1.3 (ab) | ~ 4 | ~ 1 ab | ~ 4 | 2.3 | ||||||||||||
1.4 | ~ 2 | = 5 | = 4 | = 5 | 2.4 | |||||||||||
1.5 | ~ 3 | = 6 | ~ 5 | ? | 2.5 | |||||||||||
1.6 | ~ 4 | = 7 | ~ 2 | ~ 6 | ? | 2.6 | ||||||||||
1.7 (ab) | ~ 5 | ~ 8 | ~ 10 | ? | ~ GhS 2.1 ab | 2.7 | ||||||||||
1.8 (a, d) | ~ 6 | = 9 | ~ 11 | ? | ~ GhS 2.1 c, = 2.2 b | 2.8 | ||||||||||
1.9 (cd) | ~ 7 | ~ 10 | = 3 ab | ~ 12 | ? | 2.9 | ||||||||||
1.10 | 2.10 | |||||||||||||||
1.11 | 2.11 | |||||||||||||||
1.12 | 2.12 | |||||||||||||||
1.13 | 2.13 | |||||||||||||||
1.14 | 2.14 | |||||||||||||||
1.15 | 2.15 | |||||||||||||||
1.16 | 2.16 | |||||||||||||||
1.17 | 2.17 | |||||||||||||||
1.18 | 2.18 | |||||||||||||||
1.19 | 2.19 | |||||||||||||||
1.20 | 2.20 | |||||||||||||||
GP (Shataka 1) | GŚ 1 | GŚ 2 | YCU | VM | YTT | HYP | weitere Texte | GP (Shataka 2) | GŚ 1 | GŚ 2 | YCU | VM | YTT | HYP | weitere Texte | |
1.21 | 2.21 | |||||||||||||||
1.22 | 2.22 | |||||||||||||||
1.23 | 2.23 | |||||||||||||||
1.24 | 2.24 | |||||||||||||||
1.25 | 2.25 | |||||||||||||||
1.26 | 2.26 | |||||||||||||||
1.27 | 2.27 | |||||||||||||||
1.28 | 2.28 | |||||||||||||||
1.29 | 2.29 | |||||||||||||||
1.30 | 2.30 |