Vikalpa

Aus Yogawiki
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Vikalpa (Sanskrit: विकल्प vi-kalpa m.) Gedanke, Vorstellung, begriffliches Denken; Einbildung; Unentschlossenheit, Zweifel, Unschlüssigkeit,Wahl.

Vikalpa heißt Zweifel, Zögern, Vielfalt, Alternative, Unterscheidung, Unentschiedenheit. Vikalpa ist der Gegenbegriff zu Kalpa und Sankalpa. Swami Sivananda gebraucht manchmal das Begriffspaar Sankalpa-Vikalpa: Vorsatz und Zweifel, Gedanke und anderer Gedanke.

Das Spiel der Gedanken wird aufrecht erhalten durch Kalpa-Vikalpa: Ein Gedanke führt zum nächsten. Vikalpa kann auch heißen Irrtum, Einbildung, Vorstellung. Manchmal ist Vikalpa auch einfach Nachdenken. Im Yogasutra von Patanjali ist Vikalpa eine der fünf Chittavrittis. Hier bedeutet Vikalpa Wortirrtum und Einbildung.

Das Sanskritwort Vikalpa

Vikalpa (Sanskrit: विकल्प vikalpa adj. u. m.) eine Verschiedenheit zeigend; unfähig (Akalpa); Wechsel, Wahl zwischen Zweien oder Mehreren, Zulässigkeit des einen und des andern, Alternative; Variation, Kombination, Verschiedenheit, Mannigfaltigkeit; Nebenform; Verschiedenheit in der Auffassung, Unterscheidung; Unschlüssigkeit, Unentschlossenheit, Zweifel; das Annehmen, Statuieren; falsche Vorstellung, Einbildung; Berechnung, geistige Beschäftigung, das Denken; Zwischen-Kalpa, der Zeitraum zwischen zwei Weltperioden; ein Gott; (am Anfang eines Kompositums:) gleichsam , anscheinend , eine Art von; (in der Philosophie des Trika) Denkakt, durch den die Einzelseele im Widerspruch zur Wahrheit die Einzelobjekte voneinander unterscheidet, die einen im Gegensatz zu den anderen mit sich selbst in Beziehung setzt und dadurch das Selbst beschränkt.


Sukadev über Vikalpa

Teil 1

Vikalpa kann heißen, Wechsel, Unschlüssigkeit, Zweifel, falsche Vorstellung. Vikalpa kann heißen, Einbildung, ein bestimmter Anregungszustand des Geistes. Kalpa kann heißen, Zustand, Vorgehensweisen, Kalpa kann auch heißen, Ritual, Verfahrensweise. Es gibt Sankalpa und Vikalpa.

Sankalpa ist ein Gedanke. Sankalpa kann auch ein Vorsatz sein. Sankalpa kann auch sein, sich zu entscheiden, etwas Bestimmtes zu tun. Aber der menschliche Geist ist so, dass auf Sankalpa Vikalpa kommt. Du denkst, "ja, das muss ich tun“ und im nächsten Moment sagst du, Vikalpa, "ach, vielleicht sollte ich was anderes machen“. Du nimmst dir etwas vor, Sankalpa, dann kommt Vikalpa: "Ist das wirklich das Richtige?“ Du siehst das eine und das andere.

Die Fähigkeit zu Sankalpa und Vikalpa ist zum einen eine gute. Das heißt, du kannst die Sache von einem Blickwinkel aus sehen und dann auch von einem anderen Blickwinkel aus sehen. Und diese Fähigkeit ist etwas Gutes, dass du nicht nur fanatisch von einer Sache überzeugt bist. Du kannst den einen Standpunkt verstehen, Sankalpa, du kannst den anderen Standpunkt verstehen, Vikalpa. Zum anderen ist auch Zweifel durchaus gut, Vikalpa heißt ja auch Zweifel, Vikalpa heißt auch, so eine gesunde Skepsis zu haben, du glaubst nicht alles, was dir die Leute erzählen und du fällst auch nicht dem ersten Menschenfänger irgendwo in die Hände. Du überlegst: "Macht das Sinn?“

Also, ein gewisses Vikalpa, eine andere Denkweise, Vorgehensweise ist durchaus gut. Aber eine dauerhafte Vikalpa, dauerhafter Zweifel, ist eines der großen Hindernisse auf dem Weg. Es ist gut, zunächst mal dich für etwas zu entscheiden. Es ist gut, zunächst mal nachzudenken, zu überlegen, eine Entscheidung zu treffen und dann auch voranzuschreiten. Wenn du tief nachgedacht hast, dich für einen Weg entschieden hast, für einen Meister entschieden hast, dann geh voran und überwinde Vikalpa im Sinne von Zweifel.

Zweifel gilt im Yoga Sutra als eines der Haupthindernisse auf dem spirituellen Weg. Es gibt verschiedene Zweifel, du kannst zweifeln: "Gibt es überhaupt eine höhere Wirklichkeit?“ Zweiter Zweifel: "Kann man diese Wirklichkeit überhaupt erfahren und ist das Erfahren der höheren Wirklichkeit etwas Erstrebenswertes?“ Dritter Zweifel: "Der Lehrer, in dessen Tradition ich bin, hat er die höchste Wirklichkeit erreicht?“ Vierter Zweifel: "Kann ich das überhaupt erreichen?“ Nächster Zweifel: "Den Weg, den ich gewählt habe, ist der überhaupt der richtige?“ Und nächster Zweifel: "Das, was ich tue auf diesem Weg, mache ich es richtig? Und der, der mich unterrichtet, macht er das richtig oder sie?“ Also, verschiedene Gründe für Vikalpa.

Ein spiritueller Aspirant muss lernen, mit diesen Vikalpas umzugehen. Manche Vikalpas sind gut und manche sind nicht so gut. So ist es gut, dich zu entscheiden, eventuell auch nur für eine bestimmte Zeit, und dann auch das umzusetzen, was du dir vorgenommen hast. Wenn du dir was vornimmst und es dann doch nicht tust, kommst du nicht voran. Wenn du etwas versprichst und es nicht hältst, kommst du auch nicht voran. Du brauchst Sankalpa in diesem Sinne auch als Entschluss, den du fasst.

Nicht gleich, aber nach gutem Abwägen, dann bleibe dabei und schreite voran. Und wenn du Zweifel hast, ob es die Wirklichkeit gibt, lies ein spirituelles Buch. Wenn du Zweifel hast, ob die Meister die Verwirklichung erreicht haben, lies Biographien über die Meister. Wenn du überlegst, ob du es erreichen kannst, dann lies darüber, was die Meister darüber sagen. Und praktiziere.

Die beste Weise, von Zweifeln sich zu befreien, ist, zu praktizieren und über die Praxis zu höheren Erfahrungen zu kommen. Mehr zum spirituellen Weg und auch wie du mit Zweifeln umgehen kannst, auf Yoga Vidya. Auf dieser Seite findest du ein Suchfeld, dort kannst du z.B. eingeben, "Zweifel“ oder auch "Vikalpa“ und so bekommst du viele Informationen, wie du mit Zweifel umgehen kannst und was Vikalpa alles heißen kann.

Teil 2

Vikalpa bedeutet Zweifel, aber auch Methode. Vikalpa ist ein Sanskrit-Wort mit vielfältiger Bedeutung. Vikalpa heißt unter anderem Zweifel, heißt Zögern. Vikalpa heißt Alternative, Unterscheidung, Unsicherheit. Vikalpa heißt Phantasie. Es heißt mentale Beschäftigung. Kalpa heißt Vorgehensweise, heißt auch Zeitalter, Ritus, heißt auch Denken, Nachdenken. Und Vikalpa ist eben die andere Vorgehensweise, das andere Nachdenken. "Vi" ist ja immer "das andere". Es gibt z.B. Sankalpa und Vikalpa als fester Begriff. Swami Sivananda gebraucht diesen Ausdruck in seinen Büchern, z.B. "Mind: It's Mysteries and Control" oder auch "Thought Power" und vielen anderen, und sagt, die Funktion des Geistes ist Sankalpa – Vikalpa.

Hier ist Sankalpa – Vikalpa Gedanken und Gegengedanken, Vorstellung und Zweifel. So hast du mal den einen Gedanken und dann wieder den anderen Gedanken. Du fasst dir einen Vorsatz, dafür steht ja auch Sankalpa, und sofort folgt Vikalpa, Zweifel. Aber es gibt auch bestimmte Werke, in denen Vikalpa auch als Erkenntnis bezeichnet wird, also das, was einem normalen Gedanken entgegengerichtet ist. Es hilft also, wenn du weißt, in welchem Kontext der Ausdruck "Vikalpa" verwendet wird, und dann kannst du herausfinden, was Vikalpa bedeutet.

Sanskrit ist keine leichte Sprache, Sanskrit ist ja auch viele tausend Jahre alt und im Lauf der Zeit haben sich durchaus auch Bedeutungsverschiebungen ergeben. Indien ist ein großes Land, und dort gibt es auch unterschiedliche Teile und gerade Ausdrücke wie "Vikalpa" können dort ganz unterschiedliche Bedeutungen haben. Wörtlich also, Vikalpa - die anderen Verfahrensweisen, der andere Gedanke, die andere Vorgehensweise. Vikalpa wird oft als Zweifel verwendet. Und gerade jetzt in der Literatur von Swami Sivananda ist Vikalpa Zweifel.

Vikalpa im Sinne von Zweifel gehört zu den Hindernissen auf dem spirituellen Weg. Zunächst ist es gut, eine gesunder Skepsis zu haben, also nicht gleich alles glauben, was Menschen dir sagen. Es gibt so viele Pseudo-Meister, Scheinheilige, Scharlatane, die sich als Yogameister, als spirituelle Meister bezeichnen oder so bezeichnet werden, verehrt werden. Zuerst gilt es, zu überlegen, ein gesunder Vikalpa ist dort am Anfang gut.

Es ist gut, zu überlegen: "Entspricht das, was der Meister sagt, den Schriften? Ist er in Harmonie mit anderen Meistern und Meisterinnen? Ist das, was er sagt, das, was dem gesunden Menschenverstand entspricht? Praktiziert er ethisches Verhalten? Wie geht der Mensch mit solchen um – oder der Meister oder die Gemeinschaft – die die Gemeinschaft wieder verlassen wollen? Spricht er zu sehr über Endzeit und droht er mit Hölle oder mit Verderben oder mit Außerirdischen, die alle retten? Usw."

Das sind typische Dinge, die zeigen, dass da irgendwo etwas eigenartig ist. Diese Vikalpas kannst du haben. Aber wenn du genauer überprüft hast, und wenn du irgendwo erkennst, das ist ein klassischer authentischer Weg, du siehst, der Meister und auch seine engen Schüler sind entweder schon weit fortgeschritten oder auf einem guten Weg.

Es ist dort eine Bescheidenheit in Verknüpfung mit einer gewissen spirituellen Erfahrung, dann gilt es, letztlich Shraddha zu entwickeln, Vertrauen zu entwickeln. Und wenn du dieses Vertrauen hast, dann gilt es immer wieder, deine Vikalpas auch zu überwinden, denn ständig Vikalpa zu haben, ständig zweite Gedanken, ständig Zweifel, das verhindert, dass du praktizierst und auf dem spirituellen Weg vorankommst.

So ist Zweifel zu Anfang etwas Gutes, ab und zu mal auch zu schauen, bist du auf dem richtigen Weg, praktizierst du gut, das wäre aber mehr Vichara, so die Selbstbefragung und immer wieder die Selbstanalyse und Introspektion. Vikalpa kann gut sein, auch im Sinne von Zweifel, aber langfristig gilt es, mehr Shraddha zu haben, Vertrauen, als Vikalpa, Zweifel.

Die Yoga Sutras von Patanjali

शब्दज्ञानानुपाती वस्तुशून्यो विकल्पः ||1.9||

śabda-jñānānupātī vastu-śūnyo vikalpaḥ ||1.9||

Vorstellung (Vikalpa) ist eine Erkenntnis (Jnana), die bloß auf Worten (Shabda) beruht, die bar jeder Wirklichkeit (Vastu) sind.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

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