Chandogya Upanishad

Aus Yogawiki

Chandogya Upanishad, Chhandogya Upanishad und Chhandogyopanishad (Sanskrit: छान्दोग्योपनिषद् chāndogyopaniṣad f.) ein Teil der als Offenbarung (Shruti) geltenden indischen Heiligen Schriften, die zum Veda gehören. Die Upanishad der Chhandogya-Schule, eine der wichtigsten Upanishaden des Samaveda. Die Chandogya Upanishad gehört zu den ältesten Upanishaden. Hier wird die Basis der Vedanta-Philosophie ergründet. Begriffe, wie die heilige Silbe "Om" oder "Tat Tvam Asi" werden erläutert. Insgesamt werden hier viele bekannte Mantras erklärt. Anhand eines Zwiegesprächs zwischen Vater und Sohn (Uddalaka Aruni und Shvetaketu) findet die Idee der universellen kosmischen Einheit Veranschaulichung.

Die Upanishad wurde von Dr. Roer gedruckt, von Rajendra Lal ins Englische übersetzt und in der Bibliotheca Indica veröffentlicht. Es gibt zusätzlich eine andere Auflage des Textes. Die Chandogya Upanishad besteht aus acht der zehn Kapitel der Chandogya Brahmana. Dieses Werk sticht besonders durch seine große Anzahl an Legenden hervor, die die allmähliche Entwicklung der brahmanischen Theologie betrachten.

Die Chandogya Upanishad veranschaulicht die Idee der universellen kosmischen Einheit

Chandogya Upanishad – eine der wichtigsten Upanishaden - von Sukadev Bretz

Die Chandogya Upanishad, oder auch Chandogyopanishad (denn aus "a" und "u" wird "o") zählt zu den wichtigsten Upanishaden. Chandogya heißt gesungen. Chandogya Upanishad ist die gesungene Upanishade, sie stammt nämlich aus dem Samaveda. Samaveda ist einer der vier Veden. Jede der vier Veden hat Upanishaden. Samaveda ist der Veda, der besonders schön ist, weil er besonders schön gesungen wird, ist der musikalischste der Vedas. Samaveda Rezitation ist auch nicht leicht zu lernen, aber sie ist besonders schön und harmonisch.

Das gibt es mittlerweile im Internet. Früher war es schwierig, sogar einen Pandit zu finden, der Samaveda rezitieren konnte. Rigveda Rezitationen sind sehr viel verbreiteter. Chandogya Upanishad stammt aber aus dem Samaveda. Und weil sie so wunderschön gesungen wird, ist sie eben die gesungene Upanishade, daher Chandogya Upanishade. Chandogya Upanishad ist auch eine der längeren Upanishaden, sie gehört zusammen mit der Brihadaranyaka Upanishad zu den längsten der Upanishaden, mindestens unter den populären Upanishaden. Sie hat auch einige Kapitel.

Der wichtigste Teil der Chandogya Upanishade ist die Erläuterung von "Tat Tvam Asi – Mahavaky". Es gibt einige Upanishaden, welche "Tat Tvam Asi" thematisieren, aber insbesondere die Chandogya Upanishade spricht über "Tat Tvam Asi – Das bist d"“. Du bist nicht das Begrenzte, du bist nicht der Körper, du bist nicht die Psyche, du bist nicht das Denken, du bist nicht deine Gefühle, du bist nicht deine Emotionen, du bist nicht dies, nicht das. Aber du bist das, was übrig bleibt, wenn du alles andere wegnimmst. Das, was tief im Inneren von dir ist, Tat Tvam Asi, die Freude, die in dir ist, Tat Tvam Asi, Das bist du. Das, was wahrnimmt, Tat Tvam Asi, Das bist du. Das, was nicht wahrgenommen wird, Tat Tvam Asi, Das bist du. Die Chandogya Upanishade ist gerade in diesem Teil, wo es um "Tat Tvam Asi" geht, besonders inspirierend. Chandogya Upanishade gehört zu den Upanishaden, die nicht leicht zu verstehen sind. Trotzdem, es rentiert sich, gerade wenn du ein Jnana Yogi bist oder einer, dem Vedanta besonders wichtig ist, rentiert es sich, die Chandogya Upanishade zu lesen und dann insbesondere die Teile besonders zu studieren, in denen es tatsächlich um die höchste Wahrheit geht. Denn die Chandogya Upanishade ist groß, nicht alle Verse sind gleich bedeutend. "Tat Tvam Asi", der wichtigste Abschnitt der Chandogya Upanishade, "Das bist du“´". Chandogya Upanishad – eine der wichtigen, längeren Upanishaden, Upanishade aus dem Samaveda.

Chandogya Upanishad - Deutsche Übersetzung und Verse auf Sanskrit

Hier findest du den vollen Sanskrit Text der Chandogya Upanishad auf Devanagari, in IASt und in vereinfachter Transliteration (Hunter). Die Chandogya Upanishad gehört zu den Mukhya Upanishaden, zu den 10 wichtigsten Upanishaden. Der große Vedanta Meister Shankaracharya hat zu diesen 10 Upanishaden Kommentare geschrieben, also auch zur Chandogya Upanishad. Die volle Chadogya Upanishad mit deutscher Übersetzung findest du auf Chandogya Upanishad.

Shanti Mantra

Friedens-Mantra

Om

āpyāyantu mamāṅgāni vāk prāṇaś cakṣuḥ śrotram|
atho balam indriyāṇi ca sarvāṇi|
sarvaṃ brahmaupaniṣadam|
māhaṃ brahma nirākuryāṃ |
mā mā brahma nirākarod|
anirā-karaṇam astu, anirākaraṇaṃ me 'stu|
tadātmani nirate|
ya upaniṣatsu dharmāha|
te mayi santu te mayi santu|
oṃ śāntiḥ śāntiḥ śāntiḥ ||

Om. Mögen die verschiedenen Glieder meines Körpers, meine Zunge, mein Prana, meine Augen, meine Ohren und meine Kraft und auch alle anderen Sinnesorgane genährt werden! Alles ist in der Tat Brahman, wie es in den Upanishaden erklärt wird. Möge ich Brahman niemals verleugnen! Möge Brahman mich niemals verleugnen! Möge es nie eine Verleugnung meinerseits geben! Mögen alle Tugenden, die in den Upanishaden beschrieben werden, zu mir gehören, der ich dem Atman ergeben bin! Ja, mögen sie alle zu mir gehören! Om. Friede! Friede! Friede!


1. Prapathaka (Adhyaya) Chandogya Upanishad: Pranava und Upasana

Das erste Kapitel der Chandogya Upanishad beschäftigt sich hauptsächlich mit der metaphysischen und symbolischen Bedeutung des Udgitha (OM), einem zentralen Element des vedischen Gesangsrituals. Es erklärt die enge Verbindung zwischen der Rik (dem gesprochenen Wort) und dem Saman (dem heiligen Gesang), wobei OM als Essenz und Grundlage des gesamten Universums beschrieben wird. Durch die Betrachtung von Himmel, Sonne, Atem und anderen kosmischen Prinzipien werden die verschiedenen Aspekte des Udgitha als Medium des Opfers, der Meditation und der Vereinigung mit dem Höchsten Selbst dargestellt. Das Kapitel lehrt, dass die heiligen Klänge, die das Universum durchdringen, die Grundlage für kosmische Harmonie und die Erfüllung göttlicher sowie weltlicher Wünsche sind, und es führt in die Methoden ein, wie diese durch Meditation und rituelle Praxis genutzt werden können.

1. Khanda Meditation über Om

ChUp 1,1.1

om ity etad akṣaram udgītham upāsīta |
om iti hy udgāyati |
tasyopavyākhyānam || ChUp_1,1.1 ||

1. Die Silbe Om, Udgitha genannt, sollte meditiert werden; denn die Menschen singen das Udgitha, beginnend mit Om. Nun folgt die ausführliche Erklärung der Silbe:

ChUp 1,1.2

eṣāṃ bhūtānāṃ pṛthivī rasaḥ |
pṛthivyā āpo rasaḥ |
apām oṣadhayo rasaḥ |
oṣadhīnāṃ puruṣo rasaḥ |
puruṣasya vāg rasaḥ |
vāca ṛg rasaḥ |
ṛcaḥ sāma rasaḥ |
sāmna udgītho rasaḥ || ChUp_1,1.2 ||

2. Die Essenz all dieser Wesen ist die Erde; die Essenz der Erde ist das Wasser; die Essenz des Wassers sind die Pflanzen; die Essenz der Pflanzen ist der Mensch; die Essenz des Menschen ist die Sprache; die Essenz der Sprache ist der Rig-Veda; die Essenz des Rig-Veda ist der Sama-Veda; die Essenz des Sama-Veda ist die Udgitha, die Om ist.

ChUp 1,1.3

sa eṣa rasānāṃ rasatamaḥ paramaḥ parārdhyo 'ṣṭamo yadudgīthaḥ || ChUp_1,1.3 ||

3. Dieses Udgitha (Om) ist die beste aller Essenzen, die höchste, die den höchsten Platz verdient, die achte.

ChUp 1,1.4

katamā katama rk katamat katamat sāma katamaḥ katama udgītha iti vimṛṣṭaṃ bhavati || ChUp_1,1.4 ||

4. Was ist dann das Rik? Was ist das Saman? Was ist das Udgitha? Dies gilt es zu bedenken.

ChUp 1,1.5

vāg evark |
prāṇaḥ sāma |
om ity etad akṣaram udgīthaḥ |
tad vā etan mithunaṃ yad vāk ca prāṇaś cark ca sāma ca || ChUp_1,1.5 ||

5. Die Sprache ist in der Tat das Rik; der vitale Atem (Prana) ist das Saman; die Silbe Om ist das Udgitha. Sprache und Prana, oder Rik und Saman, bilden ein Paar.

ChUp 1,1.6

tad etan mithunam om ity etasminn akṣare saṃsṛjyate |
yadā vai mithunau samāgacchata āpayato vai tāv anyo 'nyasya kāmam || ChUp_1,1.6 ||

6. Und dieses Paar wird in der Silbe Om vereinigt. Wenn ein Paar zusammenkommt, erfüllen sie den Wunsch des anderen.

ChUp 1,1.7

āpayitā ha vai kāmānāṃ bhavati ya etad evaṃ vidvān akṣaram udgītham upāste || ChUp_1,1.7 ||

7. Wer dies weiß und über die Silbe Om, die Udgitha, meditiert, wird in der Tat ein Erfüller von Wünschen.

ChUp 1,1.8

tad vā etad anujñākṣaram |
yad dhi kiṃcānujānāty om ity eva tad āha |
eṣo eva samṛddhir yad anujñā |
samardhayitā ha vai kāmānāṃ bhavati ya etad evaṃ vidvān akṣaram udgītham upāste || ChUp_1,1.8 ||

8. Diese Silbe Om wird benutzt, um Zustimmung zu geben, denn wo immer man etwas zustimmt, sagt man Om (ja). Nun, was Zustimmung ist, ist Befriedigung. Wer dies weiß und über die Silbe Om, die Udgitha, meditiert, wird in der Tat ein Erfüller von Wünschen.

ChUp 1,1.9teneyaṃ trayī vidyā vartate |
om ity āśrāvayati |
om iti śaṃsati |
om ity udgāyati |
etasyaiva akṣarasyāpacityai mahimnā rasena || ChUp_1,1.9 ||

9. Mittels dieser Silbe wird das dreifache Wissen erlangt. Wenn der adhvaryu Priester bei einem Opfer einen Befehl gibt, sagt er Om. Wenn der hotri-Priester die Hymne rezitiert, sagt er Om. Wenn der Udgatri-Priester den Saman singt, sagt er Om. All dies geschieht zum Ruhm des unvergänglichen Atman durch die Größe dieser Silbe und durch ihre Essenz.

ChUp 1,1.10

tenobhau kurutaḥ |
yaś caitad evaṃ veda yaś ca na veda |
nānā tu vidyā cāvidyā ca |
yad eva vidyayā karoti śraddhayopaniṣadā tad eva vīryavattaraṃ bhavatīti khalv etasyaivākṣarasyopavyākhyānaṃ bhavati || ChUp_1,1.10 ||

10. Es mag behauptet werden, dass derjenige, der diese wahre Bedeutung der Silbe Om kennt, und derjenige, der sie nicht kennt, das gleiche Opfer darbringt und daher die gleichen Früchte ernten muss. Aber das ist nicht so. Die Ergebnisse von Wissen und Unwissenheit sind unterschiedlich. Die Arbeit, die mit Wissen, Glauben und der Upanishad (d.h. der Meditation über die Gottheiten) getan wird, bringt mächtigere Früchte hervor.

iti chāndogyopaniṣacchāṅkarabhāṣye prathamādhyāyasya prathama khaṇḍaḥ

Dies ist, wahrlich, die ausführliche Erklärung der Silbe Om.

2. Khanda Meditation über Om als das Prana

ChUp 1,2.1

devāsurā ha vai yatra saṃyetire |
ubhaye prājāpatyās tad dha devā udgītham ājahrur anenainān abhibhaviṣyāma iti || ChUp_1,2.1 ||

1. Als die Götter und die Dämonen, beide Nachkommen von Prajapati, miteinander kämpften, griffen die Götter nach der Udgitha, weil sie dachten, dass sie damit die Dämonen besiegen könnten.

ChUp 1,2.2

te ha nāsikyaṃ prāṇam udgītham upāsāṃ cakrire |
taṃ ha asurāḥ pāpmanā vividhuḥ |
tasmāt tenobhayaṃ jighrati surabhi ca durgandhi ca |
pāpmanā hy eṣa viddhaḥ || ChUp_1,2.2 ||

2. Sie (d.h. die Götter) meditierten über das Udgitha (Om) als das Prana, das durch die Nase wirkt. Aber die Dämonen durchbohrten es (d.h. das Prana) mit Bösem. Deshalb riecht man mit ihm (d.h. dem Atem) sowohl das, was angenehm riecht, als auch das, was übel riecht. Denn der Atem ist vom Bösen durchdrungen.

ChUp 1,2.3-6

atha ha vācam udgītham upāsāṃ cakrire |
tāṃ hāsurāḥ pāpmanā vividhuḥ |
tasmāt tayobhayaṃ vadati satyaṃ cānṛtaṃ ca |
pāpmanā hy eṣā viddhā || ChUp_1,2.3 ||

3. Dann meditierten sie über die Udgitha als Sprache. Aber die Dämonen durchbohrten sie mit Bösem. Deshalb spricht man sowohl die Wahrheit als auch die Unwahrheit. Denn die Rede ist vom Bösen durchdrungen.

atha ha cakṣur udgītham upāsāṃ cakrire |
tad dhāsurāḥ pāpmanā vividhuḥ |
tasmāt tenobhayaṃ paśyati darśanīyaṃ cādarśanīyaṃ ca |
pāpmanā hy etad viddham || ChUp_1,2.4 ||

4. Dann meditierten sie über die Udgitha als das Auge. Aber die Dämonen durchbohrten es mit dem Bösen. Deshalb sieht man sowohl das, was schön ist, als auch das, was unschön ist. Denn das Auge ist vom Bösen durchbohrt.

atha ha śrotram udgītham upāsāṃ cakrire |
tad dhāsurāḥ pāpmanā vividhuḥ |
tasmāt tenobhayaṃ śṛṇoti śravaṇīyaṃ cāśravaṇīyaṃ ca |
pāpmanā hy etad viddham || ChUp_1,2.5 ||

5. Dann meditierten sie über die Udgitha als das Ohr. Aber die Dämonen durchbohrten es mit Bösem. Deshalb hört man sowohl das, was hörenswert ist, als auch das, was nicht hörenswert ist. Denn das Ohr ist vom Bösen durchbohrt.

atha ha mana udgītham upāsāṃ cakrire |
tad dhāsurāḥ pāpmanā vividhuḥ |
tasmāt tenobhayaṃ saṃkalpayate saṃkalpanīyaṃ ca |
pāpmanā hy etad viddham || ChUp_1,2.6 ||

6. Dann meditierten sie über die Udgitha als den Geist. Aber die Dämonen durchbohrten ihn mit Bösem. Deshalb denkt man sowohl richtige als auch unrichtige Gedanken. Denn der Geist ist vom Bösen durchdrungen.

ChUp 1,2.7

atha ha ya evāyaṃ mukhyaḥ prāṇas tam udgītham upāsāṃ cakrire |
taṃ hāsurā ṛtvā vidadhvaṃsur yathāśmānam ākhaṇam ṛtvā vidhvaṃsetaivam || ChUp_1,2.7 ||

7. Dann meditierten sie über das Udgitha als das Hauptprana (mukhya). Aber so wie ein Erdklumpen, der auf einen Stein trifft, zerstreut wird, so wurden auch die Dämonen zerstört, als sie ihn trafen.

ChUp 1,2.8

evaṃ yathāśmānam ākhaṇam ṛtvā vidhvaṃsata evaṃ haiva sa vidhvaṃsate ya evaṃvidi pāpaṃ kāmayate yaś cainam abhidāsati |
sa eṣo 'śmākhaṇaḥ || ChUp_1,2.8 ||

8. Wie ein Erdklumpen zerstreut wird, wenn er einen Stein trifft, so wird derjenige zerstreut werden, der demjenigen, der dies weiß, Böses wünscht oder ihn verletzt; denn er ist ein fester Stein.

ChUp 1,2.9

naivaitena surabhi na durgandhi vijānāti |
apahatapāpmā hy eṣaḥ |
tena yad aśnāti yat pibati tenetarān prāṇān avati |
etam u evāntato 'vittvotkrāmati |
vyādadāty evāntata iti || ChUp_1,2.9 ||

9. Mit diesem (d.h. dem Hauptlebensatem) unterscheidet man nicht, was angenehm riecht und was übel riecht; denn er ist vom Bösen unberührt. Was auch immer eine Person mit ihm (dem Hauptvitalatem) isst oder trinkt, unterstützt die anderen Pranas. Deshalb scheiden sie aus, wenn er sie zum Zeitpunkt des Todes nicht mehr durch Essen und Trinken unterstützt. Er öffnet den Mund zum Zeitpunkt des Todes, als ob der Sterbende essen wollte.

ChUp 1,2.10

taṃ hāṅgirā udgītham upāsāṃ cakre |
etam u evāṅgirasaṃ manyante 'ṅgānāṃ yad rasaḥ || ChUp_1,2.10 ||

Angira meditierte über das Udgitha als das Haupt-Prana. Die Menschen nennen es (d.h. das Prana) Angiras, weil es die Essenz (rasa) der Glieder (anga) ist.

ChUp 1,2.11-12

tena taṃ ha bṛhaspatir udgītham upāsāṃ cakre |
etam u eva bṛhaspatiṃ manyante |
vāg ghi bṛhatī tasyā eṣapatiḥ || ChUp_1,2.11 ||

tena taṃ hāyāsya udgītham upāsāṃ cakre |
etam u evāyāsyaṃ manyante |
āsyād yad ayate || ChUp_1,2.12 ||


Brihaspati meditierte über das Udgitha als das Haupt-Prana. Die Menschen nennen es (das Prana) Brihaspati, denn die Sprache ist groß (brihat) und es ist der Herr (pati) der Sprache.


ChUp 1,2.13

tena taṃ ha bako dālbhyo vidāṃ cakāra |
sa ha naimiśīyānām udgātā babhūva |
sa ha smaibhyaḥ kāmān āgāyati || ChUp_1,2.13 ||

Ayasya meditierte über das Udgitha als das Haupt-Prana. Die Menschen nennen es (das Prana) Ayasya, denn es kommt (ayate) aus dem Mund (asya). Vaka, der Sohn von Dalbhya, kannte es (das Prana); er wurde der Udgatri-Priester der Opferer, die im Naimisha-Wald wohnten. Indem er die Udgitha sang, erfüllte er alle ihre Wünsche.


ChUp 1,2.14

āgātā ha vai kāmānāṃ bhavati ya etad evaṃ vidvān akṣaram udgītham upāste |
ity adhyātmam || ChUp_1,2.14 ||

14. Wer dies weiß, wie oben beschrieben, und über das unvergängliche Udgitha (Om) meditiert, erhält alle seine Wünsche durch das Singen des Udgitha. So viel zum Udgitha, über das in Bezug auf den Körper meditiert wird.

iti chāndogyopaniṣacchāṅkarabhāṣye prathamādhyāyasya dvitīyaḥ khaṇḍaḥ

3. Khanda - Meditation über die Udgitha als Sonne und das Vyana

ChUp 1,3.1

athādhidaivatam |
ya evāsau tapati tam udgītham upāsīta |
udyan vā eṣa prajābhya udgāyati |
udyaṃs tamo bhayam apahanti |
apahantā ha vai bhayasya tamaso bhavati ya evaṃ veda || ChUp_1,3.1 ||

1. Nun wird die Meditation über die Udgitha mit Bezug auf die Götter beschrieben: Man sollte über das Udgitha meditieren wie über die Sonne, die Wärme spendet. Wenn er (die Sonne) aufgeht, singt er die Udgitha zum Nutzen aller Geschöpfe. Wenn er aufsteigt, zerstört er Dunkelheit und Angst. Derjenige, der dies weiß, wird zum Zerstörer von Dunkelheit und Angst.

ChUp 1,3.2

samāna u evāyaṃ cāsau ca |
uṣṇo 'yam uṣṇo 'sau |
svara itīmam ācakṣate svara iti pratyāsvara ity amum |
tasmād vā etam imam amuṃ ca udgītham upāsīta || ChUp_1,3.2 ||

2. Dieses Prana und jene Sonne sind dasselbe. Dieses ist warm und jenes ist warm. Dies nennen sie svara (was hinausgeht) und jenes pratyasvara (was zurückkehrt). Deshalb sollte man über das Udgitha als dies und jenes meditieren.

ChUp 1,3.3

atha khalu vyānam evodgītham upāsīta |
yad vai prāṇiti sa prāṇaḥ |
yad apāniti so 'pānaḥ |
atha yaḥ prāṇāpānayoḥ saṃdhiḥ sa vyānaḥ |
yo vyānaḥ sā vāk |
tasmād aprāṇann anapānan vācam abhivyāharati || ChUp_1,3.3 ||

3. Man sollte über die Udgitha als das Vyana meditieren. Das, was man ausatmet, ist das Prana und das, was man einatmet, ist das Apana. Das, was die Verbindung von Prana und Apana ist, ist das Vyana. Dieses Vyana ist die Sprache. Wenn man also spricht, hält man das Prana und das Apana an.

ChUp 1,3.4

yā vāk sark |
tasmād aprāṇann anapānann ṛcam abhivyāharati |
yark tat sāma |
tasmād aprāṇann anapānan sāma gāyati |
yat sāma sa udgīthaḥ |
tasmād aprānann anapānann udgāyati || ChUp_1,3.4 ||

4. Das, was Sprache ist, ist der Rik. Wenn ein Mensch einen Rik ausspricht, atmet er daher weder aus noch atmet er ein. Das, was der Rik ist, ist der Saman. Wenn also ein Mensch einen Saman singt, atmet er weder aus noch ein. Das, was der Saman ist, ist die Udgitha. Wenn ein Mensch die Udgitha singt, atmet er daher weder aus noch ein.

ChUp 1,3.5

ato yāny anyāni vīryavanti karmāṇi yathāgner manthanam ājeḥ saraṇaṃ dṛḍhasya dhanuṣa āyamanam aprāṇann anapānaṃs tāni karoti |
etasya hetor vyānam evodgītham upāsīta || ChUp_1,3.5 ||

5. Und auch andere Arbeiten, die Kraft erfordern, wie das Entzünden von Feuer durch Reiben, das Laufen eines Rennens und das Spannen eines starken Bogens, werden ohne Ausatmen oder Einatmen ausgeführt. Deshalb sollte man über das Udgitha als Vyana meditieren.

ChUp 1,3.6

atha khalūdgīthākṣarāṇy upāsīta ud-gī-tha iti |
prāṇa evot |
prāṇena hy uttiṣṭhati |
vag gīḥ |
vāco ha gira ity ācakṣate |
annaṃ tham |
anne hīdaṃ sarvaṃ sthitam || ChUp_1,3.6 ||

6. Man sollte über die Buchstaben des Wortes Udgitha meditieren (d.h. ut, gi und tha). Ut ist das Prana, denn ein Mensch erhebt sich (uttishthati) durch das Prana. Gi ist die Rede, denn Reden werden girah genannt. Tha ist die Nahrung, denn all dies lebt (sthita) von der Nahrung.

ChUp 1,3.7

dyaur evot |
antarikṣaṃ gīḥ |
pṛthivī tham |
āditya evot |
vāyur gīḥ |
agnis tham |
sāmaveda evot |
yajurvedo gīḥ |
ṛgvedas tham |
dugdhe 'smai vāg dohaṃ yo vāco dohaḥ |
annavān annādo bhavati |
ya etāny evaṃ vidvān udgīthākṣarāṇy upāsta ud-gī-tha iti || ChUp_1,3.7 ||

7. Ut ist der Himmel, gi die mittlere Region und tha die Erde. Ut ist die Sonne, gi die Luft und tha das Feuer. Ut ist der Sama-Veda, gi der Yajur-Veda und tha der Rig-Veda. Für den, der so meditiert, gibt die Sprache Milch und die Milch ist die Sprache. Derjenige, der dies weiß und über die Buchstaben der Udgitha meditiert, wird zum Besitzer von Nahrung und zum Esser von Nahrung.

ChUp 1,3.8

atha khalv āśīḥ samṛddhiḥ |
upasaraṇānīty upāsīta |
yena sāmnā stoṣyan syāt tat sāmopadhāvet || ChUp_1,3.8 ||

8. Als nächstes folgt die Erfüllung der Gebete. Man sollte also über das Objekt meditieren, das man durch Meditation erreichen möchte: Er (d.h. der Udgatri-Priester) sollte über den Saman meditieren, mit dem er das Loblied singen wird.

ChUp 1,3.9

yasyām ṛci tām ṛcaṃ, yad ārṣeyaṃ tam ṛṣiṃ, yāṃ devatām abhiṣṭoṣyan syāt tāṃ devatām upadhāvet || ChUp_1,3.9 ||

9. Er (d.h. der Udgatri-Priester) sollte über den Rik meditieren, in dem dieser Saman vorkommt, über den Rishi, dem er offenbart wurde, und über die Gottheit, die er preisen wird.

ChUp 1,3.10

yena cchandasā stoṣyan syāt tac chanda upadhāvet |
yena stomena stoṣyamāṇaḥ syāt taṃ stomam upadhāvet || ChUp_1,3.10 ||

10. Er (der udgatri-Priester) sollte über das Metrum meditieren, in dem er den Lobpreis singen wird; er sollte über die Hymne meditieren, mit der er den Lobpreis singen wird.

ChUp 1,3.11

yāṃ diśam abhiṣṭoṣyan syāt tāṃ diśam upadhāvet || ChUp_1,3.11 ||

11. Er (der udgatri-Priester) sollte über das Viertel des Raumes meditieren, dem er das Loblied singen wird.

ChUp 1,3.12

ātmānam antata upasṛtya stuvīta kāmaṃ dhyāyann apramattaḥ |
abhyāśo ha yad asmai sa kāmaḥ smṛdhyeta yatkāmaḥ stuvīteti yatkāmaḥ stuvīteti || ChUp_1,3.12 ||

12. Schließlich sollte er (der Udgatri-Priester) über sich selbst und dann über das gewünschte Objekt meditieren und den Lobpreis korrekt rezitieren. Auf diese Weise wird ihm schnell der Wunsch erfüllt werden, den er sich wünscht, um den Lobgesang darzubringen, ja, den er sich wünscht, um den Lobgesang darzubringen.

iti chāndogyopaniṣacchāṅkarabhāṣye prathamādhyāyasya tṛtīyaḥ khaṇḍaḥ

4. Khanda - Meditation über Om als Furchtlosigkeit und Unsterblichkeit

ChUp 1,4.1

om ity etad akṣaram udgītham upāsīta |
om iti hy udgāyati |
tasyopavyākhyānam || ChUp_1,4.1 ||

1. Die Silbe Om, Udgitha genannt, sollte meditiert werden; denn die Menschen singen das Udgitha, beginnend mit Om. Nun folgt die ausführliche Erklärung dieser Silbe.

ChUp 1,4.2

devā vai mṛtyor bibhyatas trayīṃ vidyāṃ prāviśan |
te chandobhir acchādayan |
yad ebhir acchādayaṃs tac chandasāṃ chandastvam || ChUp_1,4.2 ||

2. Die Götter, die den Tod fürchteten, traten in das dreifache Wissen ein. Sie bedeckten sich mit den metrischen Hymnen. Weil sie sich mit den Hymnen bedeckten (acchadayan), werden die Hymnen chhandas genannt.

ChUp 1,4.3

tān u tatra mṛtyur yathā matsyam udake paripaśyed evaṃ paryapaśyad ṛci sāmni yajuṣi |
te nu vittvordhvā ṛcaḥ sāmno yajuṣaḥ svaram eva prāviśan || ChUp_1,4.3 ||

3. Wie ein Fischer einen Fisch im seichten Wasser beobachten kann, so beobachtete der Tod die Götter im Rik, den Yajus und dem Saman. Auch sie erkannten dies, erhoben sich aus dem Rik, den Yajus und dem Saman und gingen allein in das Svara (Om) ein.

ChUp 1,4.4

yadā vā ṛcam āpnoty om ity evātisvarati evaṃ sāmaivaṃ yajuḥ |
eṣa u svaro yad etad akṣaram etad amṛtam abhayam |
tat praviśya devā amṛtā abhavan || ChUp_1,4.4 ||

4. Wenn ein Mensch die Rig-Veda gemeistert hat, spricht er laut Om aus; dasselbe tut er, wenn er die Sama-Veda und die Yajur-Veda gemeistert hat. Das Svara ist die Silbe Om; sie ist unsterblich und furchtlos. Die Götter wurden unsterblich und furchtlos, indem sie in ihn eintraten.

ChUp 1,4.5

sa ya etad evaṃ vidvān akṣaraṃ praṇauty etad evākṣaraṃ svaram amṛtam abhayaṃ praviśati |
tat praviśya yad amṛtā devās tad amṛto bhavati || ChUp_1,4.5 ||

5. Derjenige, der dies weiß und das Lob der Silbe Om singt, tritt in dieselbe Silbe ein, die Svara genannt wird und die unsterblich und furchtlos ist. Nachdem er in sie eingetreten ist, wird er unsterblich, wie die Götter unsterblich sind.

iti chāndogyopaniṣacchāṅkarabhāṣye prathamādhyāyasya caturthaḥ khaṇḍaḥ

5. Khanda - Meditation über Om als die Sonne und das Prana

ChUp 1,5.1

atha khalu ya udgīthaḥ sa praṇavo yaḥ praṇavaḥ sa udgītha iti |
asau vā āditya udgītha eṣa praṇavaḥ |
om iti hy eṣa svarann eti || ChUp_1,5.1 ||

1. Nun, wahrlich, das, was die Udgitha ist, ist das Pranava; das, was das Pranava ist, ist die Udgitha. Die Sonne dort ist die Udgitha. Sie ist das Pranava, denn sie bewegt sich, indem sie Om ausstößt.

ChUp 1,5.2

etam u evāham abhyagāsiṣaṃ tasmān mama tvam eko 'sīti ha kauṣītakiḥ putram uvāca |
raśmīṃs tvaṃ paryāvartayāt |
bahavo vai te bhaviṣyanti |
ity adhidaivatam || ChUp_1,5.2 ||

2. Kaushitaki sagte in alten Zeiten zu seinem Sohn: "Ich habe das Lob der Sonne gesungen, indem ich sie als eins mit ihren Strahlen betrachtete; deshalb bist du mein einziger Sohn. Meditiere über die Strahlen und die Sonne als verschieden voneinander, und du wirst viele Söhne haben." So viel zu den Göttern.

ChUp 1,5.3

athādhyātmam |
ya evāyaṃ mukhyaḥ prāṇas tam udgītham upāsita |
om iti hy eṣa svarann eti || ChUp_1,5.3 ||

3. Nun in Bezug auf den Körper: Man sollte über das Udgitha als das Haupt-Prana meditieren, denn (d.h. das Prana) bewegt sich im Körper und spricht Om.

ChUp 1,5.4

etam u evāham abhyagāsiṣaṃ tasmān mama tvam eko 'sīti ha kauṣītakiḥ putram uvāca |
prāṇāṃs tvaṃ bhūmānam abhigāyatād bahavo vai me bhaviṣyantīti || ChUp_1,5.4 ||

4. Kaushitaki sagte in alten Zeiten zu seinem Sohn: "Ich habe das Lob des Haupt-Pranas allein gesungen; deshalb bist du mein einziger Sohn. Meditiere über das Udgitha als das mannigfaltige Prana und du wirst viele Söhne haben."

ChUp 1,5.5

atha khalu ya udgīthaḥ sa praṇavo yaḥ praṇavaḥ sa udgītha iti |
hotṛṣadanād dha evāpi durudgītham anusamāharatīty anusamāharatīti || ChUp_1,5.5 ||

5. Nun, wahrlich, das, was die Udgitha ist, ist das Pranava; das, was das Pranava ist, ist die Udgitha. Derjenige (d.h. der Udgatri-Priester), der dies weiß, berichtigt vom Sitz des Hotri-Priesters aus jeden Fehler, der von ihm (dem Udgatri-Priester) begangen wird, ja, er berichtigt ihn.

iti chāndogyopaniṣacchāṅkarabhāṣye prathamādhyāyasya pañcamaḥ khaṇḍaḥ

6. Khanda - Die leuchtende Person im Sonnenorbus

ChUp 1,6.1

iyam evark |
agniḥ sāma |
tad etad etasyām ṛcy adhyūḍhaṃ sāma |
tasmād ṛcy adhyūḍhaṃ sāma gīyate |
iyam eva sā |
agnir amaḥ |
tat sāma || ChUp_1,6.1 ||

1. Diese Erde ist der Rik und das Feuer ist der Saman. Dieser Saman (d.h. das Feuer) ruht auf diesem Rik (d.h. der Erde). Daher wird der Saman gesungen, der auf dem Rik ruht. Sa ist die Erde, ama ist das Feuer; so werden sie (die Erde und das Feuer) als Sama bezeichnet.

ChUp 1,6.2-3

antarikṣam evark |
vāyuḥ sāma |
tad etad etasyām ṛcy adhyūḍhaṃ sāma |
tasmād ṛcy adhyūḍhaṃ sāma gīyate |
antarikṣam eva sā |
vāyur amaḥ |
tat sāma || ChUp_1,6.2 ||

2. Die mittlere Region ist der Rik und die Luft ist der Saman. Dieser Saman (d.h. die Luft) ruht auf diesem Rik (d.h. der Mittelregion). Daher wird der Saman gesungen, der auf dem Rik ruht. Sa ist die Mittelregion, ama ist die Luft; daher werden sie (die Mittelregion und die Luft) als Sama bezeichnet.

dyaur evark |
ādityaḥ sāma |
tad etad etasyām ṛcy adhyūḍhaṃ sāma |
tasmād ṛcy adhyūḍhaṃ sāma gīyate |
dyaur eva sā |
ādityo 'maḥ |
tat sāma || ChUp_1,6.3 ||

Der Himmel ist in der Tat die Rik (das heilige Wort). Die Sonne ist das Saman (der heilige Gesang). Dieses Saman ist in dieser Rik getragen (oder verankert). Deshalb wird das Saman auf der Grundlage der Rik gesungen. Der Himmel ist die Grundlage (Sā). Die Sonne ist die Kraft (Ama). Das ist das Saman.




ChUp 1,6.4

nakṣatrāny evark |
candramāḥ sāma |
tad etad etasyām ṛcy adhyūḍhaṃ sāma |
tasmād ṛcy adhyūḍhaṃ sāma gīyate |
nakṣatrāṇy eva sā |
candramā amaḥ |
tat sāma || ChUp_1,6.4 ||

4. Die Sterne sind der Rik und der Mond ist der Saman. Dieser Saman (d.h. der Mond) ruht auf diesem Rik (d.h. den Sternen). Deshalb wird der Saman gesungen, der auf dem Rik ruht. Sa sind die Sterne, ama ist der Mond; so werden sie (die Sterne und der Mond) als Sama bezeichnet.

ChUp 1,6.5

atha yad etad ādityasya śuklaṃ bhāḥ saivark |
atha yan nīlaṃ paraḥkṛṣṇaṃ tat sāma |
tad etad etasyām ṛcy adhyūḍhaṃ sāma |
tasmad ṛcy adhyūḍhaṃ sāma gīyate || ChUp_1,6.5 ||

5. Der weiße Glanz der Sonne ist der Rik und ihre blaue, intensive Dunkelheit ist der Saman. Dieses Saman (d.h. die Dunkelheit) ruht auf diesem Rik (d.h. dem Glanz). Deshalb wird der Saman gesungen, der auf dem Rik ruht.

ChUp 1,6.6

atha yad evaitad ādityasya śuklaṃ bhāḥ saiva sā |
atha yan nīlaṃ paraḥkṛṣṇaṃ tad amaḥ |
tat sāma |
atha ya eṣo 'ntarāditye hiraṇmayaḥ puruṣo dṛśyate hiraṇyaśmaśrur hiraṇyakeśa ā praṇakhāt sarva eva suvarnaḥ || ChUp_1,6.6 ||

Sa ist das weiße Strahlen der Sonne, ama ist ihre blaue, intensive Dunkelheit; daher werden sie (das Strahlen und die Dunkelheit) als Sama bezeichnet. Der goldene Mensch, der in der Sonne gesehen wird, der einen goldenen Bart und goldenes Haar hat, der bis zu den Spitzen seiner Nägel golden ist - seine Augen sind wie eine Lotusblume, rot wie der Bürzel eines Affen.

ChUp 1,6.7

tasya yathā kapyāsaṃ puṇḍarīkam evam akṣiṇī |
tasyod iti nāma |
sa eṣa sarvebhyaḥ pāpmabhya uditaḥ |
udeti ha vai sarvebhyaḥ pāpmabhyo ya evaṃ veda || ChUp_1,6.7 ||

Sein Name ist Ut, denn er hat sich über alles Böse erhoben (udita). Auch derjenige, der dies weiß, erhebt sich über alles Böse.

ChUp 1,6.8

tasyark ca sāma ca geṣṇau |
tasmād udgīthaḥ |
tasmāt tv eva udgātā |
etasya hi gātā |
sa eṣa ye cāmuṣmāt parāñco lokās teṣāṃ ceṣṭa devakāmānāṃ ca |
ity adhidaivatam || ChUp_1,6.8 ||

Für ihn (für das Göttliche oder das Opfer) sind die Rik (das heilige Wort) und das Saman (der heilige Gesang) die Stützen (oder Gehilfen). Daher entsteht der Udgitha (der vedische Gesang der Hymne). Deshalb ist er wahrlich der Udgātā (der Sänger des Udgitha). Denn er ist der Sänger dieses (Udgitha). Er ist dieserjenige, durch den jene jenseitigen Welten und deren Wünsche sowie die Wünsche der Götter erfüllt werden. Das ist die (Erklärung) auf der Ebene der Götter (Adhidaivatam).

iti chāndogyopaniṣacchāṅkarabhāṣye prathamodhyāyasya ṣaṣṭhaḥ khaṇḍaḥ

7. Khanda - Die Person im Auge

ChUp 1,7.1

athādhyātmam |
vāg evark |
prāṇaḥ sāma |
tad etad etasyām ṛcy adhyūḍhaṃ sāma |
tasmād ṛcy adhyūḍhaṃ sāma gīyate |
vāg eva sā |
prāṇo 'maḥ |
tat sāma || ChUp_1,7.1 ||

1. Nun in Bezug auf den Körper: Die Sprache ist das Rik und das Prana ist das Saman. Dieses Saman (das Prana) ruht auf diesem Rik (Sprache). Deshalb wird der Saman gesungen, der auf dem Rik ruht. Sa ist die Sprache, ama ist das Prana; daher werden sie (Sprache und Prana) als Sama bezeichnet.

ChUp 1,7.2

cakṣur evark |
ātmā sāma |
tad etad etasyām ṛcy adhyūḍhaṃ sāma |
tasmād ṛcy adhyūḍhaṃ sāma gīyate |
cakṣur eva sā |
ātmāmaḥ |
tat sāma || ChUp_1,7.2 ||

2. Das Auge ist der Rik und der Atman ist der Saman. Dieser Saman (der Atman) ruht auf diesem Rik (Sprache). Daher wird der Saman gesungen, der auf dem Rik ruht. Sa ist das Auge, ama ist der Atman; so werden sie (das Auge und der Atman) als Saman bezeichnet.

ChUp 1,7.3

śrotram evark |
manaḥ sāma |
tad etad etasyām ṛcy adhyūḍhaṃ sāma |
tasmād ṛcy adhyūḍhaṃ sāma gīyate |
śrotram eva sā |
mano 'maḥ |
tat sāma || ChUp_1,7.3 ||

3. Das Ohr ist der Rik und der Geist ist der Saman. Dieser Saman (der Geist) ruht auf diesem Rik (dem Ohr). Daher wird der Saman gesungen, der auf dem Rik ruht. Sa ist das Ohr, ama ist der Geist; so werden sie (das Ohr und der Geist) als Sama bezeichnet.

ChUp 1,7.4

atha yad etad akṣnaḥ śuklaṃ bhāḥ saivark |
atha yan nīlaṃ paraḥkṛṣṇaṃ tat sāma |
tad etad etasyām ṛcy adhyūḍhaṃ sāma |
tasmād ṛcy adhyūḍhaṃ sāma gīyate |
atha yad evaitad akṣṇaḥ śuklaṃ bhāḥ saiva sā |
atha yan nīlaṃ paraḥkṛṣṇaṃ tad amaḥ |
tat sāma || ChUp_1,7.4 ||

4. Nun ist der weiße Glanz des Auges das Rik und seine blaue, intensive Dunkelheit ist das Saman. Dieses Saman (Dunkelheit) ruht auf diesem Rik (Strahlen). Daher wird das Saman gesungen, das auf dem Rik ruht. Sa ist das weiße Strahlen des Auges, ama ist seine blaue intensive Dunkelheit; so werden sie (das Strahlen und die Dunkelheit) als Sama bezeichnet.

ChUp 1,7.5

atha ya eṣo 'ntar akṣiṇi puruṣo dṛśyate saivark |
tat sāma |
tad uktham |
tad yajuḥ |
tad brahma |
tasya etasya tad eva rūpaṃ yad amuṣya rūpam |
yāv amuṣya geṣṇau tau tau goṣṇau |
yan nāma tan nāma || ChUp_1,7.5 ||

5. Nun, die Person, die im Auge gesehen wird, ist der Rik, er ist der Saman, er ist der Uktha, er ist der Yajus, er ist Brahman. Die Form dieser Person im Auge ist die gleiche wie die Form dieser Person in der Sonne. Die Gelenke dieses Menschen im Auge sind die gleichen wie die Gelenke jenes Menschen in der Sonne; der Name dieses Menschen (Ut) ist der gleiche wie der Name jenes Menschen.

ChUp 1,7.6

sa eṣa ye caitasmād arvāñco lokās teṣāṃ ceṣṭe manuṣyakāmānāṃ ceti |
tad ya ime vīṇāyāṃ gāyanty etaṃ te gāyanti |
tasmāt te dhanasanayaḥ || ChUp_1,7.6 ||

6. Er ist der Herr über die Welten, die sich unter diesem (d.h. dem Auge) ausbreiten, und auch über alle Wünsche der Menschen. Deshalb singen alle, die die Vina besingen, von ihm, und von ihm erhalten sie Reichtum.

ChUp 1,7.7

atha ya etad evaṃ vidvān sāma gāyaty ubhau sa gāyati |
so 'munaiva sa eṣa ye cāmuṣmāt parāñco lokās tāṃś cāpnoti devakāmāṃś ca || ChUp_1,7.7 ||

7. Wer dies (d.h. die Udgitha) kennt, singt den Saman und singt beides. Durch ihn (d.h. die Person in der Sonne) erhält er die Welt jenseits davon (d.h. die Sonne) und die Wünsche der Götter.

ChUp 1,7.8-9

athānenaiva ye caitasmād arvāñco lokās tāṃś cāpnoti manuṣyakāmāṃś ca |
tasmād u haivaṃvid udgātā brūyāt || ChUp_1,7.8 ||

kaṃ te kāmam āgāyānīti |
eṣa hy eva kāmāgānasyeṣṭe ya evaṃ vidvān sāma gāyati sāma gāyati || ChUp_1,7.9 ||

8-9. Ebenso erlangt er durch dieses (d.h. die Person im Auge) die Welten, die sich unter diesem (d.h. dem Auge) ausbreiten, und alle Wünsche der Menschen. Deshalb kann ein Udgatri-Priester, der dies weiß, zu dem Opferer, für den er als Priester handelt, sagen: "Welchen Wunsch von dir soll ich durch Singen erfüllen?" Denn derjenige, der dies weiß und den Saman singt, ist in der Lage, durch seinen Gesang des Saman Wünsche zu erfüllen, ja, durch seinen Gesang des Saman.

iti chāndogyopaniṣacchāṅkarabhāṣye prathamodhyāyasya saptamaḥ khaṇḍaḥ

8. Khanda - Die Geschichte des Pravahana (I)

ChUp 1,8.1

trayo hodgīthe kuśalā babhūvuḥ śilakaḥ śālāvatyaś caikitāyano dālbhyaḥ pravāhaṇo jaivalir iti |
te hocur udgīthe vai kuśalāḥ smo hantodgīthe kathāṃ vadāma iti || ChUp_1,8.1 ||

1. Es gab drei Männer, die in der Udgitha versiert waren: Silaka, der Sohn von Salavat, Chaikitayana aus der Linie von Dalbhya und Pravahana, der Sohn von Jivala. Sie sprachen: "Wir sind in der Tat in der Udgitha bewandert. Lasst uns eine Diskussion über die Udgitha führen."

ChUp 1,8.2

tatheti ha samupaviviśuḥ |
sa ha prāvahaṇo jaivalir uvāca |
bhagavantāv agre vadatām |
bhrāmaṇayor vadator vācaṃ śroṣyāmīti || ChUp_1,8.2 ||

2. "So soll es sein", sagten sie und setzten sich. Dann sagte Pravihana, der Sohn Jivalas: "Ehrwürdige Herren, ihr sprecht zuerst und ich werde mir anhören, was die beiden Brahmanen zu sagen haben."

ChUp 1,8.3

sa ha śilakaḥ śālāvatyaś caikitāyanaṃ dālbhyam uvāca hanta tvā pṛcchānīti |
pṛccheti hovāca || ChUp_1,8.3 ||

3. Dann sprach Silaka, der Sohn von Salavat, zu Chaikitayana aus der Linie Dalbhya: "Nun, darf ich dich befragen?" "Frag nur", sagte er.

ChUp 1,8.4

kā sāmno gatir iti |
svara iti hovāca |
svarasya kā gatir iti |
prāṇa iti hovāca |
annasya kā gatir iti |
annam iti hovāca |
annasya kā gatir iti |
āpa iti hovāca || ChUp_1,8.4 ||

4 "Was ist die Stütze des Saman?" "Der Ton (svara)", antwortete er. "Was ist die Stütze des Tons?" "Das Prana (der vitale Atem)", antwortete er. "Was ist die Stütze des Prana?" "Nahrung", antwortete er. "Was ist die Stütze der Nahrung?" "Wasser", antwortete er.

ChUp 1,8.5

apāṃ kā gatir iti |
asau loka iti hovāca |
amuṣya lokasya kā gatir iti |
na svargaṃ lokam atinayed iti hovāca |
svargaṃ vayaṃ lokaṃ sāmābhisaṃsthāpayāmaḥ |
svargasaṃstāvaṃ hi sāmeti || ChUp_1,8.5 ||

"Was ist die Stütze des Wassers?" "Die jenseitige Welt (der Himmel)", antwortete er. "Was ist die Stütze der jenseitigen Welt?" "Niemand soll den Saman über die himmlische Welt hinaus tragen. Wir stellen den Saman in die himmlische Welt, denn der Saman wird als Himmel gepriesen."

ChUp 1,8.6

taṃ ha śilakaḥ śālāvatyaś caikitāyanaṃ dālbhyam uvācāpratiṣṭhitaṃ vai kila te dālbhya sāma |
yas tv etarhi brūyān mūrdhā te vipatiṣyatīti mūrdhā te vipated iti || ChUp_1,8.6 ||

6. Da sprach Silaka, der Sohn von Salavat, zu Chaikitayana aus der Linie von Dalbhya: "Oh Dalbhya, dein Saman ist nicht fest etabliert. Wenn zu dieser Zeit jemand, der die Unterstützung des Saman kennt, sagen würde: 'Dein Kopf soll abfallen', dann würde dein Kopf sicherlich abfallen."

ChUp 1,8.7

hantāham etad bhagavatto vedānīti |
viddhīti hovāca |
amuṣya lokasya kā gatir iti |
ayaṃ loka iti hovāca |
asya lokasya kā gatir iti |
na pratiṣṭhāṃ lokam atinayed iti hovāca |
pratiṣṭhāṃ vayaṃ lokaṃ sāmābhisaṃsthāpayāmaḥ |
pratiṣṭhāsaṃstāvaṃ hi sāmeti || ChUp_1,8.7 ||

7. "Nun denn, verehrter Herr, lass es mich von dir lernen", sagte Chaikitayana. "Lerne es", antwortete Silaka. "Was ist die Stütze jener Welt?" "Diese Welt", antwortete er. "Was ist die Stütze dieser Welt?" "Niemand soll den Saman über diese Welt hinaus tragen, die seine Stütze ist. Wir platzieren den Saman in dieser Welt als seine Stütze, denn der Saman wird als die Stütze (d.h. diese Welt) gepriesen."

ChUp 1,8.8

taṃ ha pravāhaṇo jaivalir uvāca |
antavad vai kila te śālāvatya sāma |
yas tv etarhi brūyān mūrdhā te vipatiṣyatīti mūrdhā te vipated iti |
hantāham etad bhagavatto vedānīti |
viddhīti hovāca || ChUp_1,8.8 ||

8. Da sprach Pravahana, der Sohn von Jivala: "Oh Sohn von Salavat, dein Saman (d.h. diese Erde) hat ein Ende. Wenn zu dieser Zeit jemand, der die Unterstützung des Saman kennt, sagen würde: 'Dein Kopf wird abfallen', dann würde dein Kopf sicherlich abfallen." "Nun denn, lass mich dies von dir lernen, verehrter Herr", sagte Silaka. "Lerne es", sagte Pravahana.

iti chāndogyopaniṣacchāṅkarabhāṣye prathamodhyāyasyāṣṭamaḥ khaṇḍaḥ

9. Khanda - Die Geschichte von Pravahana (II)

ChUp 1,9.1

asya lokasya kā gatir iti |
ākāśa iti hovāca |
sarvāṇi ha vā imāni bhūtāny ākāśād eva samutpadyante |
ākāśaṃ praty astaṃ yanti |
ākāśo hy evaibhyo jyāyān |
ākāśaḥ parāyaṇam || ChUp_1,9.1 ||

1. "Was ist die Stütze dieser Welt?" fragte Silaka. "Der Akasa", sagte Pravahana. "Denn alle diese Wesen werden aus dem Akasa geschaffen und kehren zum Akasa zurück. Der akasa ist größer als diese; deshalb ist der akasa die höchste Stütze."

ChUp 1,9.2

sa eṣa parovarīyān udgīthaḥ |
sa eṣo 'nantaḥ |
parovarīyo hāsya bhavati parovarīyaso ha lokāñ jayati ya etad evaṃ vidvān parovarīyāṃsam udgītham upāste || ChUp_1,9.2 ||

2. Dies ist das Udgitha (Om), das Vorzüglichste; dies ist unendlich. Derjenige, der dies weiß und über das Udgitha meditiert, erlangt das vortrefflichste Leben und gewinnt die vortrefflichsten Welten.

ChUp 1,9.3

taṃ haitam atidhanvā śaunaka udaraśāṇḍilyāyoktvovāca |
yāvat ta enaṃ prajāyām udgīthaṃ vediṣyante parovarīyo haibhyas tāvad asmiṃl loke jīvanaṃ bhaviṣyati || ChUp_1,9.3 ||

Atidhanvan, der Sohn von Sunaka, lehrte Udarasandilya diese Udgitha und sagte: "Solange einer deiner Nachkommen diese Udgitha kennt, wird sein Leben in dieser Welt und auch in der anderen Welt das beste sein." ChUp 1,9.4

tathāmuṣmiṃl loke loka iti |
sa ya etam eva vidvān upāste parovarīya eva hāsyāmuṣmiṃl loke jīvanaṃ bhavati tathāmuṣmiṃl loke loka iti loke loka iti || ChUp_1,9.4 ||

Wer also die Udgitha kennt und über sie meditiert, dessen Leben wird in dieser Welt und auch in der anderen Welt, ja, in der anderen Welt, das vorzüglichste sein.

iti chāndogyopaniṣacchāṅkarabhāṣye prathamodhyāyasya navamaḥ khaṇḍaḥ

10. Khanda - Die Geschichte von Ushasti (I)

ChUp 1,10.1

maṭacīhateṣu kuruṣv āṭikyā saha jāyayoṣastir ha cākrāyaṇa ibhyagrāme pradrāṇaka uvāsa || ChUp_1,10.1 ||

1. Als die Ernten der Kurus durch Unwetter zerstört wurden, lebte Ushasti, der Sohn von Chakra, mit seiner Kindfrau in einem beklagenswerten Zustand im Dorf eines Mannes, der einen Elefanten besaß.

ChUp 1,10.2

sa hebhyaṃ kulmāṣān khādantaṃ bibhikṣe |
taṃ hovāca |
neto 'nye vidyante yac ca ye ma ima upanihitā iti || ChUp_1,10.2 ||

2. Er (Ushasti) bettelte um Nahrung vom Besitzer des Elefanten, der gerade ein paar elende Bohnen aß. Er (der Besitzer des Elefanten) sagte: "Ich habe nichts als das, was mir vorgesetzt wird."

ChUp 1,10.3

eteṣāṃ me dehīti hovāca |
tān asmai pradadau |
hantānupānam iti |
ucchiṣṭaṃ vai me pītaṃ syād iti hovāca || ChUp_1,10.3 ||

3. Ushasti sagte: "Gib mir diese." Er gab die Bohnen und sagte: "Hier ist etwas Wasser, das von meinem Trinken übrig geblieben ist." Ushasti sagte: "Wenn ich das trinke, dann trinke ich das, was von einem anderen übrig geblieben ist."

ChUp 1,10.4

na svid ete 'py ucchiṣṭā iti |
na vā ajīviṣyam imān akhādann iti hovāca |
kāmo ma udapānam iti || ChUp_1,10.4 ||

4. Der Besitzer des Elefanten sagte: "Waren diese Bohnen nicht auch übrig geblieben und daher unrein?" Ushasti antwortete: "Ich hätte nicht leben können, wenn ich sie nicht gegessen hätte; aber ich kann Wasser holen, wo immer ich will."

ChUp 1,10.5

sa ha khāditvātiśeṣāñ jāyāyā ājahāra |
sāgra eva subhikṣā babhūva |
tān pratigṛhya nidadhau || ChUp_1,10.5 ||

5. Nachdem er selbst gegessen hatte, gab Ushasti seiner Frau, was übrig geblieben war. Sie aber, die schon vorher gegessen hatte, nahm sie (d.h. die Bohnen) und legte sie beiseite.

ChUp 1,10.6

sa ha prātaḥ saṃjihāna uvāca |
yad batānnasya labhemahi labhemahi dhanamātrām |
rājāsau yakṣyate |
sa mā sarvair ārtvijyair vṛṇīteti || ChUp_1,10.6 ||

6. Am nächsten Morgen, als er aufwachte, sagte er: "Ach, wenn ich nur ein wenig zu essen bekäme, könnte ich vielleicht etwas Geld verdienen. Der König hier drüben wird ein Opfer durchführen; er würde mich für alle priesterlichen Ämter auswählen."

ChUp 1,10.7

taṃ jāyovāca |
hanta pata ima eva kulmāṣā iti |
tān khāditvāmuṃ yajñaṃ vitatam eyāya || ChUp_1,10.7 ||

7. Seine Frau sagte zu ihm: "Hier, mein Mann, sind die Bohnen." Nachdem er sie gegessen hatte, ging er zu dem Opfer, das gerade durchgeführt werden sollte.

ChUp 1,10.8

tatrodgātḥn āstāve stoṣyamāṇān upopaviveśa |
sa ha prastotaram uvāca || ChUp_1,10.8 ||

8. Er sah dort die versammelten Udgatri-Priester und setzte sich zu ihnen an den Platz, wo sie die Hymnen singen würden. Er sagte zu dem Priester der Prastotri:

ChUp 1,10.9

prastotar yā devatā prastāvam anvāyattā tāṃ ced avidvān prastoṣyasi mūrdhā te vipatiṣyatīti || ChUp_1,10.9 ||

9. "Oh Prastotri-Priester, wenn du, ohne die Gottheit zu kennen, die zu Prastiva gehört, die Prastiva singst, wird dein Kopf abfallen."

ChUp 1,10.10-11

evam evodgātāram uvāca |
udgātar yā devatodgītham anvāyattā tāṃ ced avidvān udgāsyasi mūrdhā te vipatiṣyatīti || ChUp_1,10.10 ||

Auf die gleiche Weise sprach er den Udgatri-Priester an: "Oh Udgatri-Priester, wenn du die Udgitha singst, ohne die Gottheit zu kennen, die zur Udgitha gehört, wird dein Kopf abfallen."

evam eva pratihartāram uvāca |
pratihartar yā devatā pratihāram anvāyattā tāṃ ced avidvān pratihariṣyasi mūrdhā te vipatiṣyatīti |
te ha samāratās tūṣṇīm āsāṃ cakrire || ChUp_1,10.11 ||

Auf die gleiche Weise sprach er den Pratihartri-Priester an: "O Pratihartri-Priester, wenn du das Pratihara singst, ohne die Gottheit zu kennen, die zum Pratihara gehört, wird dir der Kopf abfallen." Alle hörten auf, ihre Aufgaben zu erfüllen und saßen schweigend da.

iti chāndogyopaniṣacchāṅkarabhāṣye prathamodhadhyāyasya daśamaḥ khaṇḍaḥ

11. Khanda - Die Geschichte von Ushasti (II)

ChUp 1,11.1

atha hainaṃ yajamāna uvāca |
bhagavantaṃ vā ahaṃ vividiṣāṇīti |
uṣastir asmi cākrāyaṇa iti hovāca || ChUp_1,11.1 ||

1. Der Opfernde sagte zu ihm (Ushasti): "Ich möchte gerne wissen, wer du bist, verehrter Herr." "Ich bin Ushasti, der Sohn von Chakra", antwortete er.

ChUp 1,11.2

sa hovāca |
bhagavantaṃ vā aham ebhiḥ sarvair ārtvijyaiḥ paryaiṣiṣam |
bhagavato vā aham avittyānyān avṛṣi || ChUp_1,11.2 ||

2. Er (der Opfernde) sagte: "Verehrter Herr, ich habe dich gesucht, um all diese priesterlichen Ämter auszuüben, aber da ich dich nicht fand, Herr, habe ich andere gewählt."

ChUp 1,11.3

bhagavāṃs tv eva me sarvair ārtvijyair iti |
tatheti |
atha tarhy eta eva samatisṛṣṭāḥ stuvatām |
yāvat tv ebhyo dhanaṃ dadyās tāvan mama dadyā iti |
tatheti ha yajamāna uvāca || ChUp_1,11.3 ||

3. "Aber jetzt, Herr, bitte nimm alle priesterlichen Ämter an." "So sei es", sagte Ushasti, "aber diese Priester sollen mit meiner Erlaubnis die Lobgesänge singen. Du wirst mir aber so viel Reichtum geben, wie du ihnen gibst." "So sei es", sagte der Opfernde.

ChUp 1,11.4

atha hainaṃ prastotopasasāda |
prastotar yā devatā prastāvam anvāyattā tāṃ ced avidvān prastoṣyasi mūrdhā te vipatiṣyatīti mā bhagavān avocat |
katamā sā devateti || ChUp_1,11.4 ||

4. Daraufhin trat der Prastotri-Priester an ihn heran und sagte: "Herr, du hast zu mir gesagt: 'Oh Prastotri-Priester, wenn du den Prastava singst, ohne die Gottheit zu kennen, die zum Prastava gehört, wird dein Kopf abfallen.' Welches ist diese Gottheit?"

ChUp 1,11.5

prāṇa iti hovāca |
sarvāṇi ha vā imāni bhūtāni prāṇam evābhisaṃviśanti |
prāṇam abhyujjihate |
saiṣā devatā prastāvam anvāyattā |
tāṃ ced avidvān prāstoṣyo mūrdhā te vipatiṣyat tathoktasya mayeti || ChUp_1,11.5 ||

5. Ushasti sagte: "Das Prana ist diese Gottheit. Denn alle diese Wesen verschmelzen allein im Prana und aus dem Prana allein steigen sie auf. Dies ist die Gottheit, die zum Prastava gehört. Wenn du, ohne ihn zu kennen, den Prastava gesungen hättest, nachdem du von mir verflucht worden bist, wäre dein Kopf abgefallen."

ChUp 1,11.6

atha hainam udgātopasasāda |
udgātar yā devatodgītham anvāyattā tāṃ ced avidvān udgāsyasi mūrdhā te vipatiṣyatīti mā bhagavān avocat |
katamā sā devatā iti || ChUp_1,11.6 ||

6. Da trat der Udgatri-Priester an ihn heran und sagte: "Herr, du hast zu mir gesagt: 'Oh Udgatri-Priester, wenn du, ohne die Gottheit zu kennen, die zur Udgitha gehört, die Udgitha singst, wird dein Kopf abfallen.' Welches ist diese Gottheit?"

ChUp 1,11.7

āditya iti hovāca |
sarvāṇi ha vā imāni bhūtāny ādityam uccaiḥ santaṃ gāyanti |
saiṣā devatodgītham anvāyattā |
tāṃ ced avidvān udagāsyo mūrdhā te vyapatiṣyat tathoktasya mayeti || ChUp_1,11.7 ||

7. Ushasti sagte: "Die Sonne ist diese Gottheit. Denn alle diese Wesen preisen die Sonne, die hoch oben ist. Dies ist die Gottheit, die zum Udgitha gehört. Wenn du, ohne ihn zu kennen, das Udgitha gesungen hättest, nachdem du von mir verflucht worden bist, wäre dein Kopf abgefallen."

ChUp 1,11.8

atha hainaṃ pratihartopasasāda |
pratihartar yā devatā pratihāram anvāyattā tāṃ ced avidvān pratihariṣyasi mūrdhā te vipatiṣyatīti mā bhagavān avocat |
katamā sā devateti || ChUp_1,11.8 ||

8. Da trat der Pratihartri-Priester an ihn heran und sagte: "Herr, du hast zu mir gesagt: 'Oh Pratihartri-Priester, wenn du das Pratihara singst, ohne die Gottheit zu kennen, die zum Pratihara gehört, wird dir der Kopf abfallen.' Welches ist diese Gottheit?"

ChUp 1,11.9

annam iti hovāca |
sarvāṇi ha vā imāni bhūtany annam eva pratiharamāṇāni jīvanti |
saiṣā devatā pratihāram anvāyattā |
tāṃ ced avidvān pratyahariṣyo mūrdhā te vyapatiṣyat tathoktasya mayeti tathoktasya mayeti || ChUp_1,11.9 ||

9. Ushasti sagte: "Die Nahrung ist diese Gottheit. Denn alle diese Wesen nehmen Nahrung zu sich und leben. Dies ist die Gottheit, die zum Pratihara gehört. Wenn du, ohne ihn zu kennen, das Pratihara gesungen hättest, nachdem du von mir verflucht worden bist, wäre dein Kopf abgefallen."

iti chāndogyopaniṣacchāṅkarabhāṣye prathamodhyāyasyaikādaśaḥ khaṇḍaḥ

12. Khanda - Die Udgitha der Hunde

ChUp 1,12.1

athātaḥ śauva udgīthaḥ |
tad dha bako dālbhyo glāvo vā maitreyaḥ svādhyāyam udvavrāja || ChUp_1,12.1 ||

1. Nun folgt die Udgitha der Hunde: Eines Tages ging Vaka, der Sohn von Dalbhya, oder wie er auch genannt wurde, Glava, der Sohn von Mitra, hinaus, um die Vedas zu studieren.

ChUp 1,12.2

tasmai śvā śvetaḥ prādur babhūva |
tam anye śvāna upasametyocuḥ |
annaṃ no bhagavān āgāyatu |
aśanāyāma vā iti || ChUp_1,12.2 ||

2. Ein weißer Hund erschien vor ihm. Andere Hunde, die sich um ihn versammelten, sagten zu ihm (d.h. dem weißen Hund): "Verehrter Herr, bitte singe für uns, damit wir Nahrung bekommen; wir sind hungrig."

ChUp 1,12.3

tān hovācehaiva mā prātar upasamīyateti |
tad dha bako dālbhyo glāvo vā maitreyaḥ pratipālayāṃ cakāra || ChUp_1,12.3 ||

3. Er (der weiße Hund) sagte zu ihnen: "Kommt morgen früh hierher zu mir." Vaka, der Sohn von Dalbhya, oder wie er auch genannt wurde, Glava, der Sohn von Mitra, hielt Wache.

ChUp 1,12.4

te ha yathaivedaṃ bahiṣpavamānena stoṣyamāṇāḥ saṃrabdhāḥ sarpantīty evam āsasṛpuḥ |
te ha samupaviśya hiñ cakruḥ || ChUp_1,12.4 ||

4. So wie die Priester sich bewegen, indem sie sich aneinander festhalten, wenn sie im Begriff sind, mit der Vahishpavamana-Hymne Loblieder zu singen, so bewegten sich auch die Hunde. Dann setzten sie sich nieder und sprachen die Silbe Er aus.

ChUp 1,12.5

o3madā3ma |
oṃ3 pibā3ma |
oṃ3 devo varuṇaḥ prajāpatiḥ savitā2'nnam ihā2'harat |
annapate3'nnamihā2harā2haro3miti || ChUp_1,12.5 ||

5. Om. Lasst uns essen! Om. Lasst uns trinken! Om. Möge die Sonne, die leuchtende Gottheit (deva), die Spenderin des Regens (Varuna), der Herr der Geschöpfe (Prajapati), hier Nahrung bringen! Nun ein Gebet an die Sonne: O Herr der Nahrung, bringe Nahrung her, bringe sie her. Om.

iti chāndogyopaniṣacchāṅkarabhāṣye prathamodhyāyasya dvādaśaḥ khaṇḍaḥ

13. KhandaI - Die mystische Bedeutung der Stobha-Silben

ChUp 1,13.1

ayaṃ vāva loko hāukāraḥ |
vāyur hāikāraḥ |
candramā athakāraḥ |
ātmehakāraḥ |
agnir īkāraḥ || ChUp_1,13.1 ||

1. Diese Erde ist wahrlich die Silbe hau; die Luft ist die Silbe hai; der Mond ist die Silbe atha; das Selbst ist die Silbe iha; das Feuer ist die Silbe i.

ChUp 1,13.2

āditya ūkāraḥ |
nihava ekāraḥ |
viśve devā auhoyikāraḥ |
prajapatir hiṅkāraḥ |
prāṇaḥ svaraḥ |
annaṃ yā |
vāg virāṭ || ChUp_1,13.2 ||

2. Die Sonne ist die Silbe u; die Anrufung ist die Silbe e; die Visve-Devas sind die Silbe au-ho-i; Prajapati ist die Silbe him; das Prana die Silbe svara; Nahrung ist die Silbe ya; Virat ist die Silbe vak.

ChUp 1,13.3

aniruktas trayodaśaḥ stobhaḥ saṃcaro huṅkāraḥ || ChUp_1,13.3 ||

3. Undefinierbar ist das dreizehnte stobha, nämlich die variable Silbe hum.

ChUp 1,13.4

dugdhe 'smai vāg dohaṃ yo vāco dohaḥ |
annavān annādo bhavati |
ya etām evaṃ sāmnām upaniṣadaṃ vedopaniṣadaṃ veda || ChUp_1,13.4 ||

4. Wer dieses geheime Wissen der Samaner kennt, dem gibt die Sprache Milch und die Milch ist die Sprache. Er wird zum Besitzer von Nahrung und zum Esser von Nahrung - er, der dies weiß, ja, er, der dies weiß.

iti chāndogyopaniṣacchāṅkarabhāṣye prathamodhyāyasya trayodaśaḥ khaṇḍaḥiti chāndogyopaniṣadbrāhmaṇe prathamodhyāyaḥ samāptaḥ

2. Prapathaka (Adhyaya) Chandogya Upanishad: Meditation auf Saman und Udgitha

atha dvitīyo 'dhyāyaḥ

Das zweite Kapitel der Chandogya Upanishad vertieft die Bedeutung des Saman (der heilige Gesang) und seiner Verbindung mit den kosmischen und individuellen Prinzipien. Es erläutert verschiedene Meditationen (Upasanas) auf den Udgitha (OM) und beschreibt, wie diese auf spezifische Aspekte der Natur, wie die Sonne, den Atem, die Sinne und den Geist, angewendet werden können. Das Kapitel hebt hervor, dass durch die richtige Meditation und Rezitation des Udgitha Harmonie in Körper, Geist und Universum geschaffen werden kann. Es wird betont, dass derjenige, der diese Meditationen korrekt ausführt, die Kräfte von sowohl der inneren als auch der äußeren Welt meistern und spirituelles Wissen erlangen kann. Das Kapitel bietet somit eine detaillierte Anleitung für die Verbindung von rituellen Praktiken mit spiritueller Erkenntnis.

1. Khanda - Meditation über den Fünffachen Saman (I)

ChUp 2,1.1

samastasya khalu sāmna upāsanaṃ sādhu |
yat khalu sādhu tat sāmety ācakṣate |
yad asādhu tad asāmeti || ChUp_2,1.1 ||

1. Om. Die Meditation über den gesamten Saman ist gut. Was auch immer gut ist, die Leute sagen, es sei Saman; und was auch immer nicht gut ist, die Leute sagen, es sei nicht Saman.

ChUp 2,1.2

tad utāpy āhuḥ |
sāmnainam upāgād iti sādhunainam upāgād ity eva tad āhuḥ |
asāmnainam upāgād ity eva tad āhuḥ || ChUp_2,1.2 ||

2. So sagen die Leute: "Er näherte sich ihm mit Saman", d.h. "Er näherte sich ihm auf eine angemessene Weise". Wiederum sagen sie: "Er hat sich ihm ohne Saman genähert", d.h. "Er hat sich ihm in einer unpassenden Weise genähert."

ChUp 2,1.3

athotāpy āhuḥ |
sāma no bateti yat sādhu bhavati sādhu batety eva tad āhuḥ |
asāma no bateti yad asādhu bhavaty asādhu batety eva tad āhuḥ || ChUp_2,1.3 ||

3. Und sie sagen auch: "Wahrlich, das ist Saman für uns", das heißt: "Es ist gut für uns", wenn es gut ist. Wiederum sagen sie: "Wahrlich, das ist nicht Saman für uns", das heißt: "Es ist nicht gut für uns", wenn es nicht gut ist.

ChUp 2,1.4

sa ya etad evaṃ vidvān sādhu sāmety upāste 'bhyāśo ha yad enaṃ sādhavo dharmā ā ca gaccheyur upa ca nameyuḥ || ChUp_2,1.4 ||

4. Derjenige, der dies weiß und über das Saman als gut meditiert, dem werden sich alle guten Eigenschaften schnell nähern, ja, sie werden ihm zufallen.

iti chāndogyopaniṣadi dvitīyādhyāyasya prathamaḥ khaṇḍaḥ

2. Khanda - Meditation über den Fünffachen Saman (II)

ChUp 2,2.1

lokeṣu pañcavidhaṃ sāmopāsīta |
pṛthivī hiṅkāraḥ |
agniḥ prastāvaḥ |
antarikṣam udgīthaḥ |
ādityaḥ pratihāraḥ |
dyaur nidhanam |
ity ūrdhveṣu || ChUp_2,2.1 ||

1. Man sollte über das fünffache Saman als die fünf Welten meditieren. Die Silbe Him ist die Erde, das Prastava Feuer, das Udgitha der Himmel, das Pratihara die Sonne, das Nidhana der Himmel. Dies bezieht sich auf die aufsteigende Reihenfolge.

ChUp 2,2.2

athāvṛtteṣu |
dyaur hiṅkāraḥ |
ādityaḥ prastāvaḥ |
antarikṣam udgīthaḥ |
agniḥ pratihāraḥ |
pṛthivī nidhanam || ChUp_2,2.2 ||

2. Nun in Bezug auf die absteigende Reihenfolge: Die Silbe Er ist der Himmel, die Prastava die Sonne, die Udgitha der Himmel, die Pratihara das Feuer, die Nidhana die Erde.

ChUp 2,2.3

kalpante hāsmai lokā ūrdhvāś cāvṛttaś ca ya etad evaṃ vidvāṃl lokeṣu pañcavidhaṃ sāmopāste || ChUp_2,2.3 ||

3. Die Welten in der aufsteigenden und absteigenden Ordnung gehören dem, der dies weiß und über das fünffache Saman als die Welten meditiert.

iti chāndogyopaniṣadi dvitīyādhyāyasya dvitīyaḥ khaṇḍaḥ

3. Khanda - Meditation über den fünffachen Saman als Regen

ChUp 2,3.1

vṛṣṭau pañcavidhaṃ sāmopāsīta |
purovāto hiṅkāraḥ |
megho jāyate sa prastāvaḥ |
varṣati sa udgīthaḥ |
vidyotate stanayati sa pratihāraḥ || ChUp_2,3.1 ||

1. Man sollte über das fünffache Saman als Regen meditieren. Die Silbe Him ist der Wind, der aus dem Osten weht, Prastava ist die Wolke, die sich bildet, Udgitha ist das, was regnet, Pratihara ist der Blitz und der Donner.

ChUp 2,3.2

udgṛhṇāti tan nidhanaṃ varṣayati ha ya etad evaṃ vidvān vṛṣṭau pañcavidhaṃ sāmopāste || ChUp_2,3.2 ||

2. Das Nidhana ist die Beendigung. Es regnet für ihn, wann immer er es wünscht, und er bringt Regen für andere, selbst wenn es keinen Regen gibt, der, dies wissend, über das fünffache Saman als Regen meditiert.

iti chāndogyopaniṣadi dvitīyādhyāyasya tṛtīyaḥ khaṇḍaḥ

4. Khanda - Meditation über den Fünffachen Saman als Wasser

ChUp 2,4.1

sarvāsv apsu pañcavidhaṃ sāmopāsīta |
megho yat saṃplavate sa hiṅkāraḥ |
yad varṣati sa prastāvaḥ |
yāḥ prācyaḥ syandante sa udgīthaḥ |
yāḥ pratīcyaḥ sa pratihāraḥ |
samudro nidhanam || ChUp_2,4.1 ||

1. Man sollte über das fünffache Saman in allen Gewässern meditieren. Wenn sich die Wolken sammeln, ist das die Silbe Him; wenn es regnet, ist das Prastava; die Flüsse, die nach Osten fließen, sind das Udgitha; die Flüsse, die nach Westen fließen, sind das Pratihara; der Ozean ist Nidhana.

ChUp 2,4.2

na hāpsu praity apsumān bhavati ya etad evaṃ vidvān sarvāsv apsu pañcavidhaṃ sāmopāste || ChUp_2,4.2 ||

2. Derjenige, der dies weiß und über das fünffache Saman in allen Gewässern meditiert, stirbt nicht im Wasser und wird reich im Wasser.

iti chāndogyopaniṣadi dvitīyādhyāyasya caturthaḥ khaṇḍaḥ

5. Khanda - Meditation über den Fünffachen Saman als die Jahreszeiten

ChUp 2,5.1

ṛtuṣu pañcavidhaṃ sāmopāsīta |
vasanto hiṅkāraḥ |
grīṣmaḥ prastāvaḥ |
varṣā udgīthaḥ |
śarat pratihāraḥ |
hemanto nidhanam || ChUp_2,5.1 ||

1. Man sollte über das fünffache Saman als die Jahreszeiten meditieren. Die Silbe Him ist der Frühling, das Prastava der Sommer, das Udgitha die Regenzeit, das Pratihara der Herbst, das Nidhana der Winter.

ChUp 2,5.2

kalpante hāsmā ṛtava ṛtumān bhavati ya etad evaṃ vidvān ṛtuṣu pañcavidhaṃ sāmopāste || ChUp_2,5.2 ||

2. Tiere gehören zu ihm als Objekte des Genusses, und derjenige, der dies weiß und über das fünffache Saman in den Tieren meditiert, wird reich an Tieren.

iti chāndogyopaniṣadi dvitīyādhyāyasya pañcamaḥ khaṇḍaḥ

6. Khanda - Meditation über den fünffachen Saman bei Tieren

ChUp 2,6.1

paśuṣu pañcavidhaṃ sāmopāsīta |
ajā hiṅkāraḥ |
avayaḥ prastāvaḥ |
gāva udgīthaḥ |
aśvaḥ pratihāraḥ |
puruṣo nidhanam || ChUp_2,6.1 ||

Man sollte über das fünffache Saman in den Tieren meditieren. Die Silbe Er ist die Ziege, das Prastava-Schaf, die Udgitha-Kühe, die Pratihara-Pferde, der Nidhana-Mensch.

Dieser Vers aus der Chandogya Upanishad (2.6.1) beschreibt eine symbolische Meditation, in der das fünffache Saman, ein zentraler Teil des vedischen Gesangs, mit verschiedenen Tieren assoziiert wird. Jede Silbe des Gesangs wird einem Tier zugeordnet, um die Einheit zwischen den kosmischen Prinzipien und der natürlichen Welt zu betonen.

Bedeutung der Zuordnungen:

  1. Er - die Ziege: Die Silbe „Er“ symbolisiert die Ziege, die Beweglichkeit und Lebenskraft repräsentiert.
  2. Prastava - das Schaf:

Der Prastava (der Eröffnungsruf im Gesang) wird mit dem Schaf in Verbindung gebracht, das für Sanftheit und Schlichtheit steht.

  1. Udgitha - die Kühe:

Der Udgitha (die Hauptsilbe, oft mit OM identifiziert) wird mit den Kühen verglichen, die Fülle und Nahrung symbolisieren, da Kühe in der vedischen Kultur als Quelle von Reichtum und Leben betrachtet werden.

  1. Pratihara - die Pferde:

Der Pratihara (der Zurückruf) wird mit den Pferden verbunden, die Stärke, Geschwindigkeit und Energie symbolisieren.

  1. Nidhana - der Mensch:

Der Nidhana (der Abschluss oder das Ende des Gesangs) entspricht dem Menschen, der als Ziel und Vollendung der Schöpfung gesehen wird.

Symbolik:

Diese Meditation zeigt die kosmische Harmonie, in der die Elemente des vedischen Gesangs (Saman) und die Lebewesen der Erde miteinander verbunden sind. Die Tiere repräsentieren unterschiedliche Eigenschaften der Natur und des Lebens, und ihre Verbindung mit den Silben des Saman soll den Meditierenden lehren, die Einheit zwischen der Sprache, der Musik, den Lebewesen und dem Universum zu erkennen. Die Praxis dient dazu, das Bewusstsein für die Durchdringung des Göttlichen in allen Lebensformen zu entwickeln und die Interdependenz von Mensch, Tier und kosmischen Prinzipien zu meditieren.


ChUp 2,6.2

bhavanti hāsya paśavaḥ paśumān bhavati ya etad evaṃ vidvān paśuṣu pañcavidhaṃ sāmopāste || ChUp_2,6.2 ||

2. Tiere gehören zu ihm als Objekte des Genusses, und derjenige, der dies weiß und über das fünffache Saman in den Tieren meditiert, wird reich an Tieren.

iti chāndogyopaniṣadi dvitīyādhyāyasya ṣaṣṭhaḥ khaṇḍaḥ

7. Khanda- Meditation über den Fünffachen Saman als die Sinne

ChUp 2,7.1

prāṇeṣu pañcavidhaṃ parovarīyaḥ sāmopāsīta |
prāṇo hiṅkāraḥ |
vāk prastāvaḥ |
cakṣur udgīthaḥ |
śrotraṃ pratihāraḥ |
mano nidhanam |
parovarīyāṃsi vā etāni || ChUp_2,7.1 ||

1. Man sollte über das fünffache Saman meditieren, das das hervorragendste ist, wie die Pranas (Sinne). Die Silbe Him ist der Geruch (d.h. die Nase), die Prastava Sprache (die Zunge), das Udgitha Sehen (das Auge), das Pratihara Hören (das Ohr), das Nidhana der Geist. Diese sind jeweils größer als die vorhergehenden.

ChUp 2,7.2

parovarīyo hāsya bhavati parovarīyaso ha lokāñ jayati ya etad evaṃ vidvān prāṇeṣu pañcavidhaṃ parovarīyaḥ sāmopāste |
iti tu pañcavidhasya || ChUp_2,7.2 ||

2. Die vortrefflichsten Objekte gehören demjenigen, ja, er erobert die vortrefflichsten Welten, der, dies wissend, über das fünffache Saman meditiert, das das vortrefflichste ist, als die Sinne.

iti chāndogyopaniṣadi dvitīyādhyāyasya saptamaḥ khaṇḍaḥ

8. Khanda - Meditation über den siebenfachen Saman in der Rede

ChUp 2,8.1

atha saptavidhasya |
vāci saptavidh.am sāmopāsīta |
yat kiṃca vāco hum iti sa hiṅkāraḥ |
yat preti sa prastāvaḥ |
yad eti sa ādiḥ || ChUp_2,8.1 ||

1. Nun zum siebenfachen Saman: Man sollte über den siebenfachen Saman in der Sprache meditieren. Wenn die Silbe Hum in der Sprache vorkommt, ist das die Silbe Him; ebenso ist Pra das Prastava, A ist das Adi.

ChUp 2,8.2

yad ud iti sa udgīthaḥ |
yat pratīti sa pratihāraḥ |
yad upeti sa upadravaḥ |
yan nīti tan nidhanam || ChUp_2,8.2 ||

2. Ud ist das Udgitha, Pra das Pratihara, Upa das Upadrava, Ni das Nidhana.

ChUp 2,8.3

dugdhe 'smai vāg dohaṃ yo vāco dohaḥ |
annavān annādo bhavati |
ya etad evaṃ vidvān vāci saptavidhaṃ sāmopāste || ChUp_2,8.3 ||

3. Für ihn bringt die Rede Milch hervor, die die Milch der Rede ist, und er wird reich an Nahrung und der Esser der Nahrung, der, dies wissend, über den siebenfachen Saman in der Rede meditiert.

iti chāndogyopaniṣadi dvitīyādhyāyasyāṣṭamaḥ khaṇḍaḥ

9. Khanda - Meditation über den siebenfachen Saman als Sonne

ChUp 2,9.1

atha khalv amum ādityaṃ saptavidhaṃ sāmopāsīta |
sarvadā samas tena sāma |
māṃ prati māṃ pratīti sarveṇa samas tena sāma || ChUp_2,9.1 ||

1. Man sollte über den siebenfachen Saman meditieren wie über die Sonne. Die Sonne ist der Saman, weil sie immer derselbe (sama) ist. Sie ist der Saman, weil sie jeden dazu bringt, denselben Gedanken zu hegen: "Er steht mir gegenüber", "Er steht mir gegenüber".

ChUp 2,9.2

tasminn imāni sarvāṇi bhūtāny anvāyattānīti vidyāt |
tasya yat purodayāt sa hiṅkāraḥ |
tad asya paśavo 'nvāyattāḥ |
tasmāt te hiṅkurvanti |
hiṅkārabhājino hy etasya sāmnaḥ || ChUp_2,9.2 ||

2. Man sollte wissen, dass alle Wesen von ihm (d.h. der Sonne) abhängen. Was er vor seinem Aufgang ist, ist die Silbe Er. Die Tiere hängen von ihr (d.h. von Ihm) ab. Deshalb sagen die Tiere vor dem Sonnenaufgang "Er", denn sie haben Anteil an der Silbe Er des Saman (Sonne).

ChUp 2,9.3

atha yat prathamodite sa prastāvaḥ |
tad asya manuṣyā anvāyattāḥ |
tasmāt te prastutikāmāḥ praśaṃsākāmāḥ |
prastāvabhājino hy etasya sāmnaḥ || ChUp_2,9.3 ||

3. Was er (die Sonne) ist, kurz nachdem er aufgegangen ist, das ist der Prastava. Die Menschen hängen davon ab. Deshalb lieben die Menschen das Lob (prastuti) und die Lobpreisung, denn sie haben Anteil an der Prastava dieses Saman.

ChUp 2,9.4

atha yat saṃgavavelāyāṃ sa ādiḥ |
tad asya vayāṃsy anvāyattāni |
tasmāt tāny antarikṣe 'nārambhaṇāny ādāyātmānaṃ paripatanti |
ādibhājīni hy etasya sāmnaḥ || ChUp_2,9.4 ||

4. Was er ist, wenn die Strahlen hervorgehen, das ist das Adi. Vögel hängen davon ab. Deshalb halten sich die Vögel ohne Stütze am Himmel und fliegen umher, denn sie haben Anteil am Adi jenes Saman.

ChUp 2,9.5

atha yat saṃprati madhyaṃdine sa udgīthaḥ |
tad asya devā anvāyattāḥ |
tasmāt te sattamāḥ prājāpatyānām |
udgīthabhājino hy etasya sāmnaḥ || ChUp_2,9.5 ||

5. Was er gerade zur Mittagszeit ist, das ist das Udgitha. Die Devas (Götter) sind von ihm abhängig. Deshalb sind sie die besten der Nachkommenschaft von Prajapati, denn sie haben Anteil am Udgitha dieses Sa-Mannes.

ChUp 2,9.6

atha yad ūrdhvaṃ madhyaṃdināt prāg aparāhṇāt sa pratihāraḥ |
tad asya garbhā anvāyattāḥ |
tasmāt te pratihṛtā nāvapadyante |
pratihārabhājino hy etasya sāmnaḥ || ChUp_2,9.6 ||

6. Was er nach dem Mittag und vor dem Nachmittag ist, das ist das Pratihara. Die Föten hängen von ihm ab. Deshalb werden sie im Mutterleib gehalten, nachdem sie gezeugt wurden, und fallen nicht, denn sie haben Anteil am Pratihara des Saman.

ChUp 2,9.7

atha yad ūrdhvam aparāhṇāt prāg astam ayāt sa upadravaḥ |
tad asyāraṇyā anvāyattāḥ |
tasmāt te puruṣaṃ dṛṣṭvā kakṣaṃ śvabhram ity upadravanti |
upadravabhājino hy etasya sāmnaḥ || ChUp_2,9.7 ||

7. Was er nach dem Nachmittag und vor dem Sonnenuntergang ist, das ist der Upadrava. Die Tiere des Waldes sind von ihm abhängig. Deshalb rennen sie (upadravanti) in den Wald und in ihre Höhlen, wenn sie einen Menschen sehen, um am Upadrava dieses Saman teilzuhaben.

ChUp 2,9.8

atha yat prathamāstamite tan nidhanam |
tad asya pitaro 'nvāyattāḥ |
tasmāt tān nidadhati |
nidhanabhājino hy etasya sāmnaḥ |
evaṃ khalv amum ādityaṃ saptavidhaṃ sāmopāste || ChUp_2,9.8 ||

8. Was er kurz nach Sonnenuntergang ist, das ist das Nidhana. Die Manen hängen davon ab. Deshalb legen sie sie (d.h. die Manen) nieder (nidadhati), denn sie nehmen teil am Nidhana dieses Saman. So meditiert ein Mensch über den siebenfachen Saman wie über die Sonne.

iti chāndogyopaniṣadi dvitīyādhyāyasya navamaḥ khaṇḍaḥ

10. Khanda - Meditation über den siebenfachen Saman durch die Anzahl der Silben

ChUp 2,10.1

atha khalv ātmasaṃmitam atimṛtyu saptavidhaṃ sāmopāsīta |
hiṅkāra iti tryakṣaram |
prastāva iti tryakṣaram |
tat samam || ChUp_2,10.1 ||

1. Als nächstes sollte man über das siebenfache Saman meditieren, das eine einheitliche Anzahl von Silben hat und über den Tod hinausführt: Das Wort Himkara hat drei Silben, das Wort Prastava hat drei Silben. Daher sind sie gleich (sama).

ChUp 2,10.2

ādir iti dvyakṣaram |
pratihāra iti caturakṣaram |
tata ihaikam |
tat samam || ChUp_2,10.2 ||

2. Das Wort Adi hat zwei Silben und das Wort Pratihara hat vier Silben. Wenn wir eine Silbe von Pratihara nehmen und sie mit Adi verbinden, werden sie gleich (sama).

ChUp 2,10.3

udgītha iti tryakṣaram upadrava iti caturakṣaraṃ tribhis tribhiḥ samaṃ bhavati |
akṣaram atiśiṣyate tryakṣaram |
tat samam || ChUp_2,10.3 ||

Das Wort Udgitha hat drei Silben und das Wort Upadrava hat vier Silben. Mit drei und drei Silben sollten sie gleich sein. Wenn eine Silbe weggelassen wird, wird es dreisilbig. Daher die Gleichheit (sama).

ChUp 2,10.4

nidhanam iti tryakṣaram |
tat samam eva bhavati |
tāni ha vā etāni dvāviṃśatir akṣarāṇi || ChUp_2,10.4 ||

Das Wort Nidhana hat drei Silben; daher ist es gleich. Diese machen zweiundzwanzig Silben des siebenfachen Saman aus.

ChUp 2,10.5

ekaviṃśatyādityam āpnoti |
ekaviṃśo vā ito 'sāv ādityaḥ |
dvāviṃśena param ādityāj jayati |
tan nākam |
tad viśokam || ChUp_2,10.5 ||

5. Mit einundzwanzig Silben erreicht er die Sonne; denn die Sonne ist die einundzwanzigste von hier. Mit der zweiundzwanzigsten erobert er das, was jenseits der Sonne ist; diese Ebene ist gesegnet und frei von Kummer.

2,10.6

āpnotīhādityasya jayam |
paro hāsyādityajayāj jayo bhavati ya etad evaṃ vidvān ātmasaṃmitam atimṛtyu saptavidhaṃ sāmopāste sāmopāste || ChUp_2,10.6 ||

iti chāndogyopaniṣadi dvitīyādhyāyasya daśamaḥ khaṇḍaḥ

6. Er erlangt hier den Sieg über die Sonne (den Tod); und zu ihm kommt der Sieg, der höher ist als der Sieg über die Sonne, der, dies wissend, über das siebenfache Saman meditiert, das eine einheitliche Anzahl von Silben hat und das über den Tod hinausführt, ja, der über das siebenfache Saman meditiert.

11. Khanda - Meditation über den Gayatra Saman

ChUp 2,11.1

mano hiṅkāraḥ |
vāk prastāvaḥ |
cakṣur udgīthaḥ |
śrotraṃ pratihāraḥ |
prāṇo nidhanam |
etad gāyatraṃ prāṇeṣu protam || ChUp_2,11.1 ||

1. Die Silbe Him ist der Geist, die Rede Prastava, das Sehen Udgitha, das Hören Pratihara, der Atem Nidhana (das Prana). Dies ist der Gayatra Saman, der in den fünf Pranas verwoben ist.

ChUp 2,11.2

sa ya evam etad gāyatraṃ prāṇeṣu protaṃ veda |
prāṇī bhavati |
sarvam āyur eti |
jyog jīvati |
mahān prajayā paśubhir bhavati |
mahān kīrtyā |
mahāmanāḥ syāt |
tad vratam || ChUp_2,11.2 ||

2. Wer also dieses Gayatra Saman kennt, das in den Pranas verwoben ist, bewahrt seine Sinnesorgane unversehrt, erreicht die volle Länge des Lebens, lebt strahlend, wird groß an Kindern und Vieh, groß an Ruhm. Für den, der über das Gayatra Saman meditiert, lautet die Aufforderung: "Sei hochgesinnt."

iti chāndogyopaniṣadi dvitīyādhyāyasyaikādaśaḥ khaṇḍaḥ

12. Khanda - Meditation über den Rathantara Sama

ChUp 2,12.1

abhimanthati sa hiṅkāraḥ |
dhūmo jāyate sa prastāvaḥ |
jvalati sa udgīthaḥ |
aṅgārā bhavanti sa pratihāraḥ |
upaśāmyati tan nidhanam |
saṃśāmyati tan nidhanam |
etad rathaṃtaram agnau protam || ChUp_2,12.1 ||

1. Das Reiben der Feuerstäbe ist die Silbe Him; das Aufsteigen des Rauches ist das Prastava; das Brennen ist das Udgitha; das Entstehen der Glut ist das Pratihara; das Erlöschen ist das Nidhana. Dies ist der Rathantara Saman, wie er im Feuer verwoben ist.

ChUp 2,12.2

sa ya evam etad rathaṃtaram agnau protaṃ veda |
brahmavarcasy: annādo bhavati |
sarvam āyur eti |
jyog jīvati |
mahān prajayā paśubhir bhavati |
mahān kīrtyā |
na pratyaṅṅ agnim ācāmen na niṣṭhīvet |
tad vratam || ChUp_2,12.2 ||

2. Wer diesen Rathantara Saman, wie er im Feuer verwoben ist, kennt, wird vom Licht des Brahmanen erleuchtet und mit gutem Appetit ausgestattet; er erreicht die volle Länge des Lebens, lebt hell, wird groß an Kindern und Vieh, groß an Ruhm. Für ihn gilt die Anweisung: "Nippe am Wasser oder spucke vor dem Feuer."

iti chāndogyopaniṣadi dvitīyādhyāyasya dvādaśaḥ khaṇḍaḥ

13. Khanda - Meditation über den Vamadevya Saman

ChUp 2,13.1

upamantrayate sa hiṅkāraḥ |
jñapayate sa prastāvaḥ |
striyā saha śete sa udgīthaḥ |
prati strīṃ saha śete sa pratihāraḥ |
kālaṃ gacchati tan nidhanam |
pāraṃ gacchati tan nidhanam |
etad vāmadevyaṃ mithune protam || ChUp_2,13.1 ||

1. Das Winken eines Mannes zu einer Frau ist die Silbe Him; seine Befriedigung ist das Prastava; sein Liegen mit ihr ist das Pratihara; seine Zeit mit ihr zu verbringen ist das Nidhana; und das Beenden des sexuellen Aktes ist auch das Nidhana. Dies ist der Vamadevya Saman, wie er im Geschlechtsverkehr verwoben ist.

ChUp 2,13.2

sa ya evam etad vāmadevyaṃ mithune protaṃ veda |
mithunī bhavati |
mithunān mithunāt prajāyate |
sarvam āyur eti |
jyog jīvati |
mahān prajayā paśubhir bhavati |
mahān kīrtyā |
na kāṃcana pariharet |
tad vratam || ChUp_2,13.2 ||

2. Wer so das Vamadevya Saman kennt, wie es im Geschlechtsverkehr verwoben ist, leidet nicht unter dem Schmerz der Trennung und zeugt sich bei jedem Geschlechtsverkehr fort; er erreicht die volle Länge des Lebens, lebt strahlend, wird groß an Kindern und Vieh, groß an Ruhm. Für ihn gilt die Aufforderung: "Weise keine Frau zurück, die zu dir kommt und um Geschlechtsverkehr bittet".

iti chāndogyopaniṣadi dvitīyādhyāyasya tryodaśaḥ khaṇḍaḥ

14. Khanda - Meditation über den Brihat Saman

ChUp 2,14.1

udyan hiṅkāraḥ |
uditaḥ prastāvaḥ |
madhyaṃdina udgīthaḥ |
aparāhṇaḥ pratihāraḥ |
astaṃ yan nidhanam |
etad bṛhad āditye protam || ChUp_2,14.1 ||

1. Der Aufgang der Sonne ist die Silbe Him; die aufgehende Sonne ist das Prastava; die Mittagssonne ist das Udgitha; die Nachmittagssonne ist das Pratihara; die untergehende Sonne ist das Nidhana. Dies ist der Brihat Saman, wie er in der Sonne verwoben ist.

ChUp 2,14.2

sa ya evam etad bṛhad āditye protaṃ veda |
tejasvy: annādo bhavati |
sarvam āyur eti |
jyog jīvati |
mahān prajayā paśubhir bhavati |
mahān kīrtyā |
tapantaṃ na nindet |
tad vratam || ChUp_2,14.2 ||

2. Wer so das Brihat Saman kennt, wie es in der Sonne verwoben ist, wird strahlend und mit gutem Appetit ausgestattet; er erreicht die volle Länge des Lebens, lebt hell, wird groß an Kindern und Vieh, groß an Ruhm. Für ihn gilt die Aufforderung: "Verachte nicht die brennende Sonne."

iti chāndogyopaniṣadi dvitīyādhyāyasya caturdaśaḥ khaṇḍaḥ

15. Khanda - Meditation über den Vairupa Saman

ChUp 2,15.1

abhrāṇi saṃplavante sa hiṅkāraḥ |
megho jāyate sa prastāvaḥ |
varṣati sa udgīthaḥ |
vidyotate stanayati sa pratihāraḥ |
udgṛhṇāti tan nidhanam |
etad vairūpaṃ parjanye protam || ChUp_2,15.1 ||

1. Das Sammeln der Nebel ist die Silbe Him; das Bilden der Wolken ist das Prastava; der Regen ist das Udgitha; das Blitzen und Donnern ist das Pratihara; das Aufhören des Regens ist das Nidhana. Dies ist der Vairupa Saman, wie er in den Wolken verwoben ist.

ChUp 2,15.2

sa ya evam etad vairūpaṃ parjanye protaṃ veda |
virūpāṃś ca surūpaṃś ca paśūn avarundhe |
sarvam āyur eti |
jyog jīvati |
mahān prajayā paśubhir bhavati |
mahān kīrtyā |
varṣantaṃ na nindet |
tad vratam || ChUp_2,15.2 ||

2. Wer so das Vairupa Saman kennt, wie es in den Wolken verwoben ist, erhält Vieh in verschiedenen Formen und von schöner Gestalt; er erreicht die volle Länge des Lebens, lebt strahlend, wird groß an Kindern und Vieh, groß an Ruhm. Für ihn lautet die Aufforderung: "Verachte nicht den Regen."

iti chāndogyopaniṣadi dvitīyādhyāyasya pañcadaśaḥ khaṇḍaḥ

16. Khanda - Meditation über den Vairaja Saman

ChUp 2,16.1

vasanto hiṅkāraḥ |
grīṣmaḥ prastāvaḥ |
varṣā udgīthaḥ |
śarat pratihāraḥ |
hemanto nidhanam |
etad vairājam ṛtuṣu protam || ChUp_2,16.1 ||

1. Die Silbe Him ist der Frühling, die Prastava der Sommer, die Udgitha die Regenzeit, die Pratihara der Herbst, die Nidhana der Winter. Dies ist der Vairaja Saman, wie er in den Jahreszeiten verwoben ist.

ChUp 2,16.2

sa ya evam etad vairājam ṛtuṣu protaṃ veda |
virājati prajayā |
paśubhir brahmavarcasena |
sarvam āyur eti |
jyog jīvati |
mahān prajayā paśubhir bhavati |
mahān kīrtyā |
ṛtūn na nindet |
tad vratam || ChUp_2,16.2 ||

2. Wer so den Vairaja Saman kennt, wie er in den Jahreszeiten verwoben ist, der leuchtet durch Kinder, Vieh und das Licht des Brahmanen; er erreicht die volle Länge des Lebens, lebt hell, wird groß an Kindern und Vieh, groß an Ruhm. Für ihn lautet die Aufforderung: "Verachte nicht die Jahreszeiten."

iti chāndogyopaniṣadi dvitīyādhyāyasya ṣoḍaśaḥ khaṇḍaḥ

17. Khanda - Meditation über den Sakvari Saman

ChUp 2,17.1

pṛthivī hiṅkāraḥ |
antarikṣaṃ prastāvaḥ |
dyaur udgīthaḥ |
diśaḥ pratihāraḥ |
samudro nidhanam |
etāḥ śakvaryo lokeṣu protāḥ || ChUp_2,17.1 ||

1. Die Silbe Him ist die Erde, die Prastava der Himmel, die Udgitha der Himmel, die Pratihara die Viertel, die Nidhana das Meer. Dies ist der Sakvari Saman, wie er in den Welten verwoben ist.

ChUp 2,17.2

sa ya evam etāḥ śakvaryo lokeṣu protā veda |
lokī bhavati sarvam āyur eti |
jyog jīvati |
mahān prajayā paśubhir bhavati |
mahān kīrtyā |
lokān na nindet |
tad vratam || ChUp_2,17.2 ||

2. Wer so das Sakvari Saman kennt, wie es in den Welten verwoben ist, wird zum Besitzer der Welten; er erreicht die volle Länge des Lebens, lebt hell, wird groß an Kindern und Vieh, groß an Ruhm. Für ihn lautet die Aufforderung: "Verachte die Welten nicht."

iti chāndogyopaniṣadi dvitīyādhyāyasya saptadaśaḥ khaṇḍaḥ

18. Khanda - Meditation über den Revati Saman

ChUp 2,18.1

ajā hiṅkāraḥ |
avayaḥ prastāvaḥ |
gāva udgīthaḥ |
aśvāḥ pratihāraḥ |
puruṣo nidhanam |
etā revatyaḥ paśuṣu protāḥ || ChUp_2,18.1 ||

1. Die Silbe Him ist die Ziege, das Prastava-Schaf, die Udgitha-Kühe, die Pratihara-Pferde, der Nidhana-Mensch. Dies ist der Revati Saman, der in den Tieren verwoben ist.

ChUp 2,18.2

sa ya evam etā revatyaḥ paśuṣu protā veda |
paśumān bhavati |
sarvam āyur eti |
jyog jīvati |
mahān prajayā paśubhir bhavati |
mahān kīrtyā |
paśūn na nindet |
tad vratam || ChUp_2,18.2 ||

2. Wer also diese Revati Saman als in den Tieren verwoben kennt, wird zum Besitzer der Tiere; er erreicht die volle Länge des Lebens, lebt strahlend, wird groß an Kindern und Vieh, groß an Ruhm. Für ihn lautet die Aufforderung: "Verachte die Tiere nicht."

iti chāndogyopaniṣadi dvitīyādhyāyasyasyāṣṭādaśaḥ khaṇḍaḥ

19. Khanda - Meditation über den Yajnayajniya Saman

ChUp 2,19.1

loma hiṅkāraḥ |
tvak prastāvaḥ |
māṃsam udgīthaḥ |
asthi pratihāraḥ |
majjā nidhanam |
etad yajñāyajñīyam aṅgeṣu protam || ChUp_2,19.1 ||

1. Die Silbe Him ist das Haar, die Prastava-Haut, das Udgitha-Fleisch, die Pratihara-Knochen, das Nidhana-Mark. Dies ist der Yajnayajniya Saman, wie er in den Gliedern des Körpers verwoben ist.

ChUp 2,19.2

sa ya evam etad yajñāyajñīyam aṅgeṣu protaṃ veda |
aṅgī bhavati |
nāṅgena vihūrchati |
sarvam āyur eti |
jyog jīvati |
mahān prajayā paśubhir bhavati |
mahān kīrtyā |
saṃvatsaraṃ majjño nāśnīyāt |
tad vratam |
majjño nāśnīyād iti vā || ChUp_2,19.2 ||

2. Wer so den Yajnayajniya Saman kennt, wie er in den Gliedern des Körpers verwoben ist, wird Glieder besitzen; er ist in keinem Glied verkrüppelt, er erreicht die volle Länge des Lebens, lebt strahlend, wird groß an Kindern und Vieh, groß an Ruhm. Für ihn gilt das Gebot: "Ein Jahr lang kein Fleisch essen" oder: "Überhaupt kein Fleisch essen".

iti chāndogyopaniṣadi dvitīyādhyāyasyaikonaviṃśaḥ khaṇḍaḥ

20. Khanda - Meditation über den Rajana Saman

ChUp 2,20.1

agnir hiṅkāraḥ |
vāyuḥ prastāvaḥ |
āditya udgīthaḥ |
nakṣatrāṇi pratihāraḥ |
candramā nidhanam |
etad rājanaṃ devatāsu protam || ChUp_2,20.1 ||

1. Die Silbe Him ist Feuer, die Prastava Luft, die Udgitha die Sonne, die Pratihara die Sterne, die Nidhana der Mond. Dies ist der Rajana Saman, wie er in den Göttern verwoben ist.

ChUp 2,20.2

sa ya evam etad rājanaṃ devatāsu protaṃ veda |
etāsām eva devatānāṃ salokatāṃ sarṣṭitāṃ sāyujyaṃ gacchati |
sarvam āyur eti |
jyog jīvati |
mahān prajayā paśubhir bhavati |
mahān kīrtyā |
brāhmaṇān na nindet |
tad vratam || ChUp_2,20.2 ||

2. Wer auf diese Weise das Rajana Saman, wie es in den Göttern verwoben ist, kennt, erlangt dieselbe Welt wie die Götter, erwirbt denselben Wohlstand wie sie und verwirklicht die Vereinigung mit ihnen; er erreicht die volle Länge des Lebens hell, wird groß an Kindern und Vieh, groß an Ruhm. ihm gilt die Aufforderung: "Verachte nicht die Brahmanen."

iti chāndogyopaniṣadi dvitīyādhyāyasya viṃśaḥ khaṇḍaḥ

21. Khanda - Meditation über das Saman, das in allem verwoben ist

ChUp 2,21.1

trayī vidyā hiṅkāraḥ |
traya ime lokāḥ sa prastāvaḥ |
agnir vāyur ādityaḥ sa udgīthaḥ |
nakṣatrāṇi vayāṃsi marīcayaḥ sa pratihāraḥ |
sarpā gandharvāḥ pitaras tan nidhanam |
etat sāma sarvasmin protam || ChUp_2,21.1 ||

1. Die Silbe Him ist die drei Veden; das Prastava ist diese drei Welten; das Udgitha ist das Feuer (Agni), die Luft (Vayu) und die Sonne (Aditya); das Pratihara ist die Sterne, die Vögel und die Strahlen; das Nidhana ist die Schlangen, die Gandharvas und die Manen. Dies ist das Saman, das in allem verwoben ist.

ChUp 2,21.2

sa ya evam etat sāma sarvasmin protaṃ veda sarvaṃ ha bhavati || ChUp_2,21.2 ||

2. Derjenige, der diesen Saman als in allem verwoben erkennt, wird zu allem.

ChUp 2,21.3

tad eṣa ślokaḥ |
yāni pañcadhā trīṇi trīṇi |
tebhyo na jyāyaḥ param anyad asti || ChUp_2,21.3 ||

3. Hierüber gibt es den folgenden Vers: "Es gibt die drei Fünffachen. Größer als diese oder außer diesen gibt es nichts."

ChUp 2,21.4

yas tad veda sa veda sarvam |
sarvā diśo balim asmai haranti |
sarvam asmīty upāsita |
tad vrataṃ tad vratam || ChUp_2,21.4 ||

4. Wer dies weiß, weiß alles. Alle Regionen bringen ihm Geschenke.

iti chāndogyopaniṣadi dvitīyādhyāyasyaikaviṃśaḥ khaṇḍaḥ

22. Khanda - Die verschiedenen Noten, die beim Singen des Saman verwendet werden

ChUp 2,22.1

vinardi sāmno vṛṇe paśavyam ity agner udgīthaḥ |
aniruktaḥ prajāpateḥ |
niruktaḥ somasya |
mṛdu ślakṣṇaṃ vāyoḥ |
ślakṣṇaṃ balavad indrasya |
krauñcaṃ bṛhaspateḥ |
apadhvāntaṃ varuṇasya |
tān sarvān evopaseveta |
vāruṇaṃ tv eva varjayet || ChUp_2,22.1 ||

1. Ein Udgatri-Priester denkt so: "Ich wähle den tief klingenden Ton des Saman, der gut für das Vieh ist und zum Feuer (Agni) gehört. Der undefinierte Ton gehört zu Prajapati, der definierte Ton zu Soma (dem Mond), der weiche und sanfte Ton zu Vayu (der Luft), der sanfte und starke Ton zu Indra, der reiherartige Ton zu Brihaspati und der dumpfe Ton zu Varuna." Der Mensch soll alle diese Töne kultivieren, aber den Ton von Varuna vermeiden.

ChUp 2,22.2

amṛtatvaṃ devebhya āgāyānīty āgāyet |
svadhāṃ pitṛbhya āśāṃ manuṣyebhyas tṛṇodakaṃ paśubhyaḥ svargaṃ lokaṃ yajamānāyānnam ātmana āgāyānīty etāni manasā dhyāyann apramattaḥ stuvīta || ChUp_2,22.2 ||

2. Ein Mensch sollte singen und sich wünschen, dass er durch seinen Gesang den Göttern Unsterblichkeit verschafft: "Möge ich durch meinen Gesang Opfergaben (svadha) für die Manen erhalten, Hoffnung für die Menschen, Gras und Wasser für das Vieh, den Himmel für den Opfernden und Nahrung für mich selbst." Indem er über all dies nachdenkt, sollte er (der Udgatri-Priester) die Lobpreisungen singen, ohne Fehler in der Aussprache zu machen usw.

ChUp 2,22.3

sarve svarā indrasyātmānaḥ |
sarva ūṣmāṇaḥ prajāpater ātmānaḥ |
sarve sparśā mṛtyor ātmānaḥ |
taṃ yadi svareṣūpālabheta |
indraṃ śaraṇaṃ prapanno 'bhūvaṃ sa tvā prati vakṣyatīty enaṃ brūyāt || ChUp_2,22.3 ||

3. Alle Vokale gehören zu den verschiedenen Teilen des Körpers von Indra, alle Zischlaute zu Prajapati, alle Konsonanten zu Mrityu (Tod). Wenn jemand ihn (d.h. den Udgatri-Priester, der dies weiß) wegen der Aussprache der Vokale tadeln sollte, soll er sagen: "Ich habe bei Indra Zuflucht gesucht, wenn ich meine Vokale ausspreche. Er wird dir antworten."

ChUp 2,22.4

atha yady enam ūṣmāsūpālabheta |
prajāpatiṃ śaraṇaṃ prapanno 'bhūvaṃ sa tvā prati pekṣyatīty enaṃ brūyāt |
atha yady enaṃ sparśeṣūpālabheta |
mṛtyuṃ śaraṇaṃ prapanno 'bhūvaṃ sa tvā prati dhakṣyatīty enaṃ brūyāt || ChUp_2,22.4 ||

4. Und wenn jemand ihn wegen seiner Zischlaute tadelt, soll er sagen: "Ich bin zu Prajapati gegangen, um Zuflucht zu finden. Er wird dich zerschmettern." Und wenn ihn jemand wegen seiner Konsonanten tadelt, soll er sagen: "Ich bin zu Mrityu gegangen, um Zuflucht zu finden. Er wird dich zu Asche verbrennen."

ChUp 2,22.5

sarve svarā ghoṣavanto balavanto vaktavyā indre balaṃ dadānīti |
sarva ūṣmāṇo 'grastā anirastā vivṛtā vaktavyāḥ prajāpater ātmānaṃ paridadānīti |
sarve sparśā leśenānabhinihitā vaktavyā mṛtyor ātmānaṃ pariharāṇīti || ChUp_2,22.5 ||

5. Alle Vokale sollten mit Resonanz und Kraft und mit dem Gedanken des Sängers ausgesprochen werden: "Möge ich Indra (dem Prana) Kraft verleihen." Alle Zischlaute sollten voll ausgesprochen werden, ohne verschluckt oder herausgeschleudert zu werden, und mit dem Gedanken: "Möge ich mich Prajapati hingeben." Alle Konsonanten sollten langsam ausgesprochen werden, ohne sie mit den anderen zu vermischen, und mit dem Gedanken: "Möge ich mich dem Tod entziehen."

iti chāndogyopaniṣadi dvitīyādhyāyasya dvāviṃśaḥ khaṇḍaḥ

23. Khanda - Lobpreisung von Om ohne Verbindung zu einem Ritual

ChUp 2,23.1

trayo dharmaskandhāḥ |
yajño 'dhyayanaṃ dānam iti prathamaḥ |
tapa eva dvitīyaḥ |
brahmacāryācāryakulavāsī tṛtīyo 'tyantam ātmānam ācāryakule 'vasādayan |
sarva ete puṇyalokā bhavanti |
brahmasaṃstho 'mṛtatvam eti || ChUp_2,23.1 ||

1. Es gibt drei Bereiche des Dharma: Opfer, Studium und Wohltätigkeit bilden den ersten. Enthaltsamkeit ist die zweite. Im Haus des Lehrers als Brahmacharin zu wohnen und den Körper im Haus des Lehrers immer zu kasteien, ist die dritte. Alle, die diese Dharmas praktizieren, erlangen die Welten der Tugendhaften. Doch wer in Brahman verankert ist, erlangt Unsterblichkeit.

ChUp 2,23.2

prajāpatir lokān abhyatapat |
tebhyo 'bhitaptebhyas trayī vidyā saṃprāsravat |
tām abhyatapat |
tasyā abhitaptāyā etāny akṣarāṇi saṃprasrvanta bhūr bhuvaḥ svar iti || ChUp_2,23.2 ||

2. Prajapati brütete über die Welten. Von ihnen, über die er so nachdachte, wurde in seinem Herzen das dreifache Wissen offenbart. Er grübelte darüber, und daraus, so gegrübelt, ergaben sich diese Silben: Bhuh, Bhuvah und Svah.

ChUp 2,23.3

tāny abhyatapat |
tebhyo 'bhitaptebhya oṃkāraḥ saṃprāsravat |
tad yathā śaṅkunā sarvāṇi parṇāni saṃtṛṇṇāny evam oṃkāreṇa sarvā vāk saṃtṛṇṇā |
oṃkāra evedaṃ sarvam oṃkāra eva idaṃ sarvam || ChUp_2,23.3 ||

3. Er grübelte über sie (die drei Silben), und aus ihnen, so gegrübelt, ging Om hervor. Wie alle Blätter durch eine Mittelrippe zusammengehalten werden, so wird alle Sprache durch Om (brahman) zusammengehalten. Om ist alles so, ja, On ist alles dies.

iti chāndogyopaniṣadi dvitīyādhyāyasya trayoviṃśaḥ khaṇḍaḥ

24. Khanda - Die verschiedenen Ebenen, die der Opfernde erreicht

ChUp 2,24.1

brahmavādino vadanti |
yad vasūnāṃ prātaḥsavanam |
rudrāṇāṃ mādhyaṃdinaṃ savanam |
ādityānāṃ ca viśveṣāṃ ca devānāṃ tṛtīyasavanam || ChUp_2,24.1 ||

Die Erklärer des Brahman (d.h. der Veden) fragen: "Da die morgendliche Opfergabe den Vasus, die mittägliche den Rudras und die dritte (d.h. abendliche) den Adityas und den Visve-Devas gehört: "Wo ist dann die Welt des Opfernden?" Wer dies nicht weiß, wie kann er das Opfer durchführen? Nur derjenige, der es weiß, sollte es durchführen.

ChUp 2,24.2

kva tarhi yajamānasya loka iti |
sa yas taṃ na vidyāt kathaṃ kuryāt |
atha vidvān kuryāt || ChUp_2,24.2 ||

Wo also ist die Welt (das Ziel) des Opfers darbringenden Menschen (Yajamāna)? Wenn er diese (Welt/Ziel) nicht kennt, wie könnte er dann (das Opfer) durchführen? Doch wenn er sie kennt, dann soll er es (das Opfer) durchführen.

Erklärung: Dieser Vers hebt die Bedeutung des Wissens für die Durchführung eines Opfers hervor. Er stellt die Frage, wo die Welt oder das Ziel desjenigen liegt, der ein Opfer darbringt, und betont, dass jemand, der dieses Ziel nicht kennt, das Opfer nicht richtig ausführen kann. Es wird impliziert, dass nur durch Erkenntnis und Bewusstsein der spirituellen Bedeutung des Opfers seine Durchführung sinnvoll und wirksam ist. Der Text ruft dazu auf, Rituale nicht blindlings, sondern mit Einsicht und spiritueller Klarheit zu vollziehen.


ChUp 2,24.3

purā prātaranuvākasyopākaraṇāj jaghanena gārhapatyasyodāṅmukha upaviśya sa vāsavaṃ sāmābhigāyati || ChUp_2,24.3 ||

Bevor der Opferer mit dem Morgengesang beginnt, sitzt er hinter dem Garhapatya-Feuer mit Blick nach Norden und singt den an die Vasus gerichteten Saman: "O Feuer!

ChUp 2,24.4

lo 3 kadvāram apāvā 3 rṇū 33 |
paśyema tvā vayaṃ rā 33333 hu 3 m ā 33 jyā 3 yo 3 ā 32111 iti || ChUp_2,24.4 ||

Öffne die Tür der Erdenwelt. Lass uns dich sehen, damit wir diese Erde beherrschen können.

Erklärung: Dieser Vers enthält zusätzliche Silben und Töne, die spezifisch für die Rezitation des Sāma-Gesangs sind. Diese zusätzlichen Laute haben keine eigenständige Bedeutung, sondern dienen dazu, den rhythmischen und melodischen Fluss des Gesangs zu vervollständigen. Sie sind charakteristisch für die Sāma-Veda-Tradition, in der die musikalische Darbietung der Texte eine zentrale Rolle spielt. Die Hauptaussage des Verses ist eine Bitte an das Feuer (Agni), das "Tor zur Welt" zu öffnen, damit die Opfernden (Yajamānas) die Götter sehen können. Die zusätzlichen Silben und Töne dienen dazu, den Gesang zu strukturieren und die meditative Atmosphäre während des Rituals zu unterstützen.


ChUp 2,24.5

atha juhoti |
namo 'gnaye pṛthivīkṣite lokakṣite |
lokaṃ me yajamānāya vinda |
eṣa vai yajamānasya lokaḥ |
etā asmi || ChUp_2,24.5 ||

Dann bringt der Opfernde eine Opfergabe dar und rezitiert so: "Verehrung für Agni, der in der Welt der Erde wohnt! Bewahre diese Welt für mich, den Opfernden. Das ist die Welt für den Opfernden. ChUp 2,24.6

atra yajamānaḥ parastād āyuṣaḥ svāhā |
apajahi parigham ity uktvottiṣṭhati |
tasmai vasavaḥ prātaḥsavanaṃ saṃprayacchanti || ChUp_2,24.6 ||

Dann bringt der Opfernde eine Opfergabe dar und rezitiert so: "Verehrung für Agni, der in der Welt der Erde wohnt! Bewahre diese Welt für mich, den Opfernden. Das ist die Welt für den Opfernden.

ChUp 2,24.7-8

purā mādhyandinasya savanasyopākaraṇāj jaghanenāgnīdhrīyasyodaṅmukha upaviśya sa raudraṃ sāmābhigāyati || ChUp_2,24.7 ||

lo 3 kadvāramapāvār 3 ṇū 33 |
paśyema tvā vayaṃ vairā 33333 hu 3 m ā 33 jyā 3 yo 3 ā 32111 iti || ChUp_2,24.8 ||

7-8. Bevor die Mittagsopferung beginnt, singt der Opfernde, hinter dem Dakshina-Feuer sitzend und nach Norden gewandt, den an die Rudras gerichteten Saman: "O Feuer! Öffne die Tür der Himmelswelt. Lass uns dich sehen, damit wir weit in der Himmelswelt herrschen können."

ChUp 2,24.9-10

atha juhoti |
nāmo vāyave 'ntarikṣakṣite lokakṣite |
lokaṃ me yajamānāya vinda |
eṣa vai yajamānasya lokaḥ |
etāsmi || ChUp_2,24.9 ||

atra yajamānaḥ parastād āyuṣaḥ svāhā |
apajahi parigham ity uktvottiṣṭhati |
tasmai rudrā mādhyandinaṃ savanaṃ saṃprayacchanti || ChUp_2,24.10 ||

9-10. Dann bringt der Opfernde eine Opfergabe dar und rezitiert so: "Verehrung für Vayu, der in der Himmelswelt wohnt! Bewahre diese Welt für mich, den Opferer. Das ist die Welt für den Opfernden. "Ich, der Opfernde, werde dorthin gehen, wenn dieses Leben vorbei ist. Svaha!" Danach rezitiert der Opfernde: "Wirf den Bolzen der Himmelswelt weg." Nachdem er dies gesagt hat, erhebt er sich. Ihm bieten die Rudras die Welt an, die mit der Mittagsopferung verbunden ist.

ChUp 2,24.11-13

purā tṛtīyasavanasyopākaraṇāj jaghanenāhavanīyasyodaṅmukha upaviśya sa ādityaṃ sa vaiśvadevaṃ sāmābhigāyati || ChUp_2,24.11 ||

lo 3 kadvāramapāvā 3 rṇū33 |
paśyema tvā vayaṃ svārā 33333 hu3m, ā 33 jyā 3 yo 3 ā 32111 ity ādityam || ChUp_2,24.12 ||

atha vaiśvadevam |
lo3kadvāramapāvā3rṇū33 |
paśyema tvā vayaṃ sāmrā 33333 hu3m ā 33 jyā 3 yo 3 ā 32111 iti || ChUp_2,24.13 ||

11-13. Vor Beginn der dritten (d.h. abendlichen) Opferung singt der Opfernde, hinter dem Ahavaniya-Feuer sitzend und nach Norden gewandt, die beiden Samans, die an die Adityas und die Visve- devas gerichtet sind: "O Feuer! Öffne die Tür der Himmelswelt. Lass uns dich sehen, damit wir im Himmel herrschen können." Dies ist an die Adityas gerichtet. Als nächstes richtet sich der Saman an die Visve-Devas: "Oh Feuer! Öffne die Tür der Himmelswelt. Lass uns dich sehen, damit wir im Himmel herrschen können."

ChUp 2,24.14-15

atha juhoti |
nama ādityebhyaś ca viśvebhyaś ca devebhyo divikṣidbhyo lokakṣidbhyaḥ |
lokaṃ me yajamānāya vindata || ChUp_2,24.14 ||

eṣa vai yajamānasya lokaḥ |
etāsmy atra yajamānaḥ parastād āyuṣaḥ svāhā |
apahata parigham ity uktvottiṣṭhati || ChUp_2,24.15 ||

14-15. Dann bringt der Opfernde eine Opfergabe dar und rezitiert so: "Verehrung den Adityas und den Visve-Devas, die in der Himmelswelt wohnen! Sichert diese Welt für mich, den Opfernden. Das ist die Welt für den Opfernden. "Ich, der Opfernde, werde dorthin gehen, wenn dieses Leben vorbei ist. Svaha! Danach rezitiert der Opfernde: "Wirf den Bolzen der Himmelswelt weg." Nachdem er dies gesagt hat, erhebt er sich.

ChUp 2,24.16

tasmā ādityāś ca viśve ca devās tṛtīyasavanaṃ saṃprayacchanti |
eṣa ha vai yajñasya mātrāṃ veda ya evaṃ veda ya evaṃ veda || ChUp_2,24.16 ||

16. Ihm bringen die Adityas und die Visve-Devas die Welt dar, die mit der dritten Opfergabe verbunden ist. Derjenige (der Opfernde), der dies weiß, kennt das Maß des Opfers, ja, er kennt es.

iti chāndogyopaniṣadi dvitīyādhyāyasya caturviṃśaḥ khaṇḍaḥiti chāndogyopaniṣadbrāhmaṇe dvitīyo 'dhyāyaḥ samāptaḥ

3. Prapathaka (Adhyaya) Chandogya Upanishad: Panchagni Vidya – Lehre von den fünf Feuern

oṃ

atha tṛtīyo 'dhyāyaḥ

Das dritte Kapitel der Chandogya Upanishad führt die Lehre der Panchagni Vidya (die „Lehre von den fünf Feuern“) ein, eine bedeutende kosmologische und metaphysische Erklärung der universellen Prozesse. Es beschreibt das Universum als ein Opfer mit fünf symbolischen Feuern: den Himmel, den Regen, die Erde, den Mann und die Frau. Diese Feuer stehen für natürliche und menschliche Zyklen wie die Erzeugung von Regen, Nahrung und Nachkommenschaft. Das Kapitel zeigt, wie diese Prozesse durch das Opfer miteinander verbunden sind und wie das Wissen über diese Verbindungen spirituelles Wachstum ermöglicht. Durch das Verständnis der Panchagni Vidya kann der Mensch die Vergänglichkeit der physischen Welt erkennen und sich auf die höhere Realität des Brahman ausrichten, um letztendlich Befreiung (Moksha) zu erlangen.

1. Khanda - Die Honig-Lehre (Rig-Veda)

ChUp 3,1.1

asau vā ādityo devamadhu |
tasya dyaur eva tiraścīnavaṃśaḥ |
antarikṣam apūpaḥ |
marīcayaḥ putrāḥ || ChUp_3,1.1 ||

1. Die Sonne dort ist wahrlich der Honig der Götter. Der Himmel ist der Querbalken. Die mittlere Region ist der Bienenstock. Die Partikel des Wasserdampfes, die von der Sonne durch ihre Strahlen angezogen werden, sind die Eier.

ChUp 3,1.2

tasya ye prāñco raśmayas tā evāsya prācyo madhunāḍyaḥ |
ṛca eva madhukṛtaḥ |
ṛgveda eva puṣpam |
tā amṛtā āpaḥ |
tā vā etā ṛcaḥ || ChUp_3,1.2 ||

Die östlichen Strahlen der Sonne sind die östlichen Honigzellen. Die Rik-versen sind die Bienen. Das Ritual, das im Rig-Veda festgelegt ist, ist die Blume. Das Wasser der Opfertränke ist der Nektar der Blume.

ChUp 3,1.3

etam ṛgvedam abhyatapan |
tasyābhitaptasya yaśas teja indriyaṃ vīryam annādyaṃ raso 'jāyata || ChUp_3,1.3 ||

Diese Riks erhitzten den Rig-Veda. Aus ihm, der so erhitzt wurde, gingen - als seine Essenz - der Ruhm, das Strahlen des Körpers, die Kraft der Sinne, die Potenz und die Nahrung, die gegessen wird, hervor.

ChUp 3,1.4

tad vyakṣarat |
tad ādityam abhito 'śrayat |
tad vā etad yad etad ādityasya rohitaṃ rūpam || ChUp_3,1.4 ||

4. Diese Essenz strömte hervor und ging zur Sonne, und sie bildet das, was man die rote Farbe der aufgehenden Sonne nennt.

iti chāndogyopaniṣadi tṛtīyādhyāyasya prathamaḥ khaṇḍaḥ

2. Khanda - Die Honig-Lehre (Yajur-Veda)

ChUp 3,2.1

atha ye 'sya dakṣiṇā raśmayas tā evāsya dakṣiṇā madhunāḍyaḥ |
yajūṃṣy eva madhukṛtaḥ |
yajurveda eva puṣpam |
tā amṛtā āpaḥ || ChUp_3,2.1 ||

1. Die südlichen Strahlen der Sonne sind die südlichen Honig-Zellen. Die Yajus-Verse sind die Bienen. Das Ritual, das im Yajur-Veda festgelegt ist, ist die Blume. Das Wasser des Opfertrankes ist der Nektar der Blume.

ChUp 3,2.2-3

tāni vā etāni yajūṃṣy etaṃ yajurvedam abhyatapan |
tasya abhitaptasya yaśas teja indriyaṃ vīryam annādyaṃ raso 'jāyata || ChUp_3,2.2 ||

2. Diese Yajus-versen erhitzten den Yajur-Veda. Aus ihm, der so erhitzt wurde, gingen - als seine Essenz - der Ruhm, das Strahlen des Körpers, die Kraft der Sinne, die Potenz und die Nahrung hervor, die gegessen wird.

tad vyakṣarat |
tad ādityam abhito 'śrayat |
tad vā etad yad etad ādityasya śuklaṃ rūpam || ChUp_3,2.3 ||

3. Diese Essenz strömte hervor und ging zur Sonne. Das bildet das, was man die weiße Farbe der Sonne nennt.

iti chāndogyopaniṣadi tṛtīyādhyāyasya dvitīyaḥ khaṇḍaḥ

3. Khanda - Die Honig-Lehre (Sama-Veda)

ChUp 3,3.1-3

atha ye 'sya pratyañco raśmāyas tā evāsya pratīcyo madhunāḍyaḥ |
sāmāny eva madhukṛtaḥ |
sāmaveda eva puṣpam |
tā amṛtā āpaḥ || ChUp_3,3.1 ||

1. Die westlichen Strahlen der Sonne sind die westlichen Honig-Zellen. Die Saman-Verse sind die Bienen. Der Sama-Veda ist die Blume. Das Wasser ist der Nektar.

tāni vā etāni sāmāny etaṃ sāmavedam abhyatapan |
tasyābhitaptasya yaśas teja indriyaṃ vīryam annādyaṃ raso 'jāyata || ChUp_3,3.2 ||

2. Die Samaner erhitzten den Sama-Veda. Aus ihm, der so erhitzt wurde, gingen - als seine Essenz - Ruhm, Glanz, Vitalität der Sinne, Potenz und die Nahrung hervor, die gegessen wird.

tad vyakṣarat |
tad ādityam abhito 'śrayat |
tad vā etad yad etad ādityasya kṛṣṇaṃ rūpam || ChUp_3,3.3 ||

3. Das, was herausfloss und zur Sonne ging, wird die dunkle Farbe der Sonne genannt.

iti chāndogyopaniṣadi tṛtīyādhyāyasya tṛtīyaḥ khaṇḍaḥ

4. Khanda - Die Honig-Lehre (Atharva-Veda)

ChUp 3,4.1-3

atha ye 'syodañco raśmayas tā evāsyodīcyo madhunāḍyaḥ |
atharvāṅgirasa eva madhukṛtaḥ |
itihāsapurāṇaṃ puṣpam |
tā amṛtā āpaḥ || ChUp_3,4.1 ||

1. Die nördlichen Strahlen der Sonne sind die nördlichen Honig-Zellen. Die Verse des Atharvangirasa sind die Bienen. Das Itihasa-Purana ist die Blume. Das Wasser ist der Nektar.

te vā ete 'tharvāṅgirasa etad itihāsapūrāṇam abhyatapan |
tasyābhitaptasya yaśas teja indriyāṃ vīryam annādyaṃ raso 'jāyata || ChUp_3,4.2 ||

2. Diese Hymnen des Atharvangirasa erwärmten das Itihasa-Purana. Aus ihr, die so erhitzt wurde, gingen - als ihre Essenz - Ruhm, Glanz, Kraft der Sinne, Potenz und die Nahrung, die gegessen wird, hervor.

tad vyakṣarat |
tad ādityam abhito 'śrayat |
tad vā etad yad etad ādityasya paraḥkṛṣṇaṃ rūpam || ChUp_3,4.3 ||

3. Das strömte hervor und ging zur Sonne. Das bildet das, was man die extrem dunkle Farbe der Sonne nennt.

iti chāndogyopaniṣadi tṛtīyādhyāyasya caturthaḥ khaṇḍaḥ

5. Khanda - Die Honig-Lehre (Forts.)

ChUp 3,5.1-3

atha ye 'syordhvā raśmayas tā evāsyordhvā madhunāḍyaḥ |
guhyā evādeśā madhukṛtaḥ |
brahmaiva puṣpaṃ |
tā amṛtā āpaḥ || ChUp_3,5.1 ||

1. Die aufsteigenden Strahlen der Sonne sind die Honigzellen oben. Die geheimen Lehren der Upanishaden sind die Bienen. Brahman (Om) ist die Blume. Das Wasser ist der Nektar.

te vā ete guhyā ādeśā etad brahmābhyatapan |
tasyābhitaptasya yaśas teja indriyaṃ vīryam annādyaṃ raso 'jāyata || ChUp_3,5.2 ||

2. Diese geheimen Lehren wie die Bienen erhitzten Brahman (Om). Aus dem so erhitzten Brahman entspringen - als seine Essenz - Ruhm, Glanz, Kraft der Sinne, Potenz und die Nahrung, die gegessen wird.

tad vyakṣarat |
tad ādityam abhito 'śrayat |
tad vā etad yad etad ādityasya madhye kṣobhata iva || ChUp_3,5.3 ||

3. Das strömte hervor und ging der Sonne entgegen. Das bildet das, was sich im Zentrum der Sonne zu bewegen scheint.

ChUp 3,5.4

te vā ete rasānāṃ rasāḥ |
vedā hi rasāḥ |
teṣām ete rasāḥ |
tāni vā etāny amṛtānām amṛtāni |
vedā hy amṛtāḥ |
teṣām etāny amṛtāni || ChUp_3,5.4 ||

4. Diese verschiedenen Farben in der Sonne sind die Essenzen der Essenzen; denn die Veden sind die Essenzen und diese Farben sind wiederum ihre Essenzen. Dies sind die Nektare der Nektare; denn die Veden sind die Nektare (d.h. unsterblich) und von ihnen sind diese Farben in der Sonne die Nektare.

iti chāndogyopaniṣadi tṛtīyādhyāyasya pañcamaḥ khaṇḍaḥ

6. Khanda - Meditation über die Vasus

ChUp 3,6.1

tad yat prathamam amṛtaṃ tad vasava upajīvanty agninā mukhena |
na vai devā aśnanti na pibanti |
etad evāmṛtaṃ dṛṣṭvā tṛpyanti || ChUp_3,6.1 ||

1. Von dem ersten dieser Nektare leben die Vasus, mit Agni (Feuer) an ihrer Spitze. Wahrlich, die Götter essen und trinken nicht. Sie werden durch den bloßen Anblick des Nektars zufriedengestellt.

ChUp 3,6.2

ta etad eva rūpam abhisaṃviśanti |
etasmād rūpād udyanti || ChUp_3,6.2 ||

2. Sie ziehen sich in diese rote Farbe zurück und erheben sich aus dieser Farbe.

ChUp 3,6.3

sa ya etad evam amṛtaṃ veda vasūnām evaiko bhūtvāgninaiva mukhenaitad evāmṛtaṃ dṛṣṭvā tṛpyati |
sa etad eva rūpam abhisaṃviśati |
etasmād rūpād udeti || ChUp_3,6.3 ||

3. Derjenige, der diesen Nektar kennt, wird einer der Vasus, mit Agni (Feuer) an ihrer Spitze; er ist zufrieden, wenn er den Nektar nur ansieht. Er zieht sich in diese rote Farbe zurück und erhebt sich wieder aus dieser Farbe.

ChUp 3,6.4

sa yāvad ādityaḥ purastād udetā paścād astam etā vasūnām eva tāvad ādhipatyaṃ svārājyaṃ paryetā || ChUp_3,6.4 ||

4. Solange die Sonne im Osten aufgeht und im Westen untergeht, so lange genießt er, wie die Vasus, Herrschaft und Souveränität.

iti chāndogyopaniṣadi tṛtīyādhyāyasya ṣaṣṭhaḥ khaṇḍaḥ

7. Khanda - Meditation über die Rudras

ChUp 3,7.1-3

atha yad dvitīyam amṛtaṃ tad rudrā upajīvantīndreṇa mukhena |
na vai devā aśnanti na pibanti |
etad evāmṛtaṃ dṛṣṭvā tṛpyanti || ChUp_3,7.1 ||

1. Von dem zweiten dieser Nektare leben die Rudras, mit Indra an ihrer Spitze. Wahrlich, die Götter essen und trinken nicht. Sie begnügen sich damit, den Nektar zu betrachten.

ta etad eva rūpam abhisaṃviśanti |
etasmād rūpād udyanti || ChUp_3,7.2 ||

2. Sie ziehen sich in diese weiße Farbe zurück und erheben sich aus dieser Farbe.

sa ya etad evam amṛtaṃ veda rudrāṇām evaiko bhūtvendreṇaiva mukhenaitad evāmṛtaṃ dṛṣṭvā tṛpyati |
sa etad eva rūpam abhisaṃviśati |
etasmād rūpād udeti || ChUp_3,7.3 ||

3. Derjenige, der diesen Nektar kennt, wird einer der Rudras, mit Indra an ihrer Spitze; er ist zufrieden, wenn er den Nektar nur ansieht. Er zieht sich in diese weiße Farbe zurück und erhebt sich wieder aus dieser Farbe.

ChUp 3,7.4

sa yāvad ādityaḥ purastād udetā paścād astam etā dvis tāvad dakṣiṇata udetottarato 'stam etā rudrāṇām eva tāvad ādhipatyaṃ svārājyaṃ paryetā || ChUp_3,7.4 ||

4. Solange die Sonne im Osten aufgeht und im Westen untergeht, doppelt so lange geht sie im Süden auf und im Norden unter, und genau so lange genießt er, wie die Rudras, Herrschaft und Souveränität.

iti chāndogyopaniṣadi tṛtīyādhyāyasya saptamaḥ khaṇḍaḥ

8. Khanda - Meditation über die Adityas

ChUp 3,8.1-4

atha yat tṛtīyam amṛtaṃ tad ādityā upajīvanti varuṇena mukhena |
na vai devā aśnanti na pibanti |
etad evāmṛtaṃ dṛṣṭvā tṛpyanti || ChUp_3,8.1 ||

1. Von dem dritten dieser Nektare leben die Adityas, mit Varuna an ihrer Spitze. Wahrlich, die Götter essen und trinken nicht. Sie begnügen sich mit dem Anblick des Nektars.

ta etad eva rūpam abhisaṃviśanti |
etasmād rūpād udyanti || ChUp_3,8.2 ||

2. Sie ziehen sich in diese dunkle Farbe zurück und erheben sich aus dieser Farbe.

sa ya etad evam amṛtaṃ vedādityānām evaiko bhūtvā varuṇenaiva mukhenaitad evāmṛtaṃ dṛṣṭvā tṛpyati |
sa etad eva rūpam abhisaṃviśati |
etasmād rūpād udeti || ChUp_3,8.3 ||

3. Derjenige, der diesen Nektar kennt, wird einer der Adityas, mit Varuna an ihrer Spitze; er wird durch den bloßen Anblick des Nektars zufriedengestellt. Er kehrt in diese dunkle Farbe zurück und erhebt sich wieder aus dieser Farbe.

sa yāvad ādityo dakṣiṇata udetottarato 'stam etā dvis tāvat paścād udetā purastād astam etādityānām eva tāvad ādhipatyaṃ svārājyaṃ paryetā || ChUp_3,8.4 ||

4. Solange die Sonne im Süden aufgeht und im Norden untergeht, doppelt so lange geht sie im Westen auf und im Osten unter, und genau so lange genießt er, wie die Adityas, Herrschaft und Souveränität.

iti chāndogyopaniṣadi tṛtīyādhyāyasyāṣṭamaḥ khaṇḍaḥ

9. Khanda

ChUp 3,9.1-4

atha yac caturtham amṛtaṃ tan maruta upajīvanti somena mukhena |
na vai devā aśnanti na pibanti |
etad evāmṛtaṃ dṛṣṭvā tṛpyanti || ChUp_3,9.1 ||

1. Von dem vierten dieser Nektare leben die Maruts, mit Soma an ihrer Spitze. Wahrlich, die Götter essen und trinken nicht. Sie sind zufrieden, wenn sie den Nektar nur anschauen.

ta etad eva rūpam abhisaṃviśanti |
etasmād rūpād udyanti || ChUp_3,9.2 ||

2. Sie ziehen sich in diese extrem dunkle Farbe zurück und erheben sich aus dieser Farbe.

sa ya etad evam amṛtaṃ veda marutām evaiko bhūtvā somenaiva mukhenaitad evāmṛtaṃ dṛṣṭvā tṛpyati |
sa etad eva rūpam abhisaṃviśati |
etasmād rūpād udeti || ChUp_3,9.3 ||

3. Derjenige, der diesen Nektar kennt, wird einer der Maruts, mit Soma an ihrer Spitze; er ist zufrieden, wenn er den Nektar nur ansieht. Er zieht sich in diese extrem dunkle Farbe zurück und erhebt sich wieder aus dieser Farbe.

sa yāvad ādityaḥ paścād udetā purastād astam etā dvis tāvad uttarata udetā dakṣiṇato 'stam etā marutām eva tāvad ādhipatyaṃ svārājyaṃ paryetā || ChUp_3,9.4 ||

4. Solange die Sonne im Westen aufgeht und im Osten untergeht, doppelt so lange geht sie im Norden auf und im Süden unter, und genau so lange genießt er, wie die Maruts, Herrschaft und Souveränität.

iti chāndogyopaniṣadi tṛtīyādhyāyasya navamaḥ khaṇḍaḥ

10. Khanda - Meditation über die Sadhyas

ChUp 3,10.1

atha yat pañcamam amṛtaṃ tat sādhyā upajīvanti brahmaṇā mukhena |
na vai devā aśnanti na pibanti |
etad evāmṛtaṃ dṛṣṭvā tṛpyanti || ChUp_3,10.1 ||

1. Von dem fünften dieser Nektare leben die Sadhyas, mit Brahma an ihrer Spitze. Wahrlich, die Götter essen und trinken nicht. Sie sind durch den bloßen Anblick des Nektars zufrieden.

ta etad eva rūpam abhisaṃviśanti |
etasmād rūpād udyanti || ChUp_3,10.2 ||

2. Sie ziehen sich in diese Form zurück und erheben sich aus dieser Form.

sa ya etad evam amṛtaṃ veda sādhyānām evaiko bhūtvā brahmaṇaiva mukhenaitad evāmṛtaṃ dṛṣṭvā tṛpyati |
sa etad eva rūpam abhisaṃviśati |
etasmād rūpād udeti || ChUp_3,10.3 ||

3. Derjenige, der diesen Nektar kennt, wird einer der Sadhyas, mit Brahma an ihrer Spitze; er ist zufrieden, wenn er den Nektar nur ansieht. Er zieht sich in diese Form zurück und erhebt sich wieder aus dieser Form.

4. Solange die Sonne im Norden aufgeht und im Süden untergeht, doppelt so lange geht sie oben auf und unten unter, und genau so lange genießt er, wie die Sadhyas, Herrschaft und Souveränität.

sa yāvad āditya uttarata udetā dakṣiṇato 'stam etā dvis tāvad ūrdhvam udetārvāg astam etā sādhyānām eva tāvad ādhipatyaṃ svārājyaṃ paryetā || ChUp_3,10.4 ||

iti chāndogyopaniṣadi tṛtīyādhyāyasya daśamaḥ khaṇḍaḥ

iti chāndogyopaniṣadi tṛtīyādhyāyasyāṣṭamanavamadaśamakhaṇḍāḥ

11. Khanda - Das Ergebnis der Meditation über den Honig

ChUp 3,11.1

atha tata ūrdhva udetya naivodetā nāstam etaikala eva madhye sthātā |
tad eṣa ślokaḥ || ChUp_3,11.1 ||

1. Nachdem sie nun von dort aus nach oben gestiegen ist, geht sie (d.h. die Sonne) nicht mehr auf und unter. Sie bleibt allein in der Mitte. Und dazu gibt es den folgenden Vers:

ChUp 3,11.2

na vai tatra na nimloca |
nodiyāya kadācana |
devās tenāhaṃ satyena |
mā virādhiṣi brahmaṇeti || ChUp_3,11.2 ||

2. "Dort (d.h. in Brahmaloka) geht die Sonne zu keiner Zeit auf und unter. Oh ihr Götter, wenn dies wahr ist, möge ich niemals von Brahman fallen!"

ChUp 3,11.3

na ha vā asmā udeti na nimlocati |
sakṛd divā haivāsmai bhavati |
ya etām evaṃ brahmopaniṣadaṃ veda || ChUp_3,11.3 ||

3. Wahrlich, für den, der diese Brahma-Upanishad kennt, geht die Sonne weder auf noch unter. Für ihn ist es ewig Tag.

ChUp 3,11.4

tad dhaitad brahmā prajāpataya uvāca |
prajāpatir manave |
manuḥ prajābhyaḥ |
tad dhaitad uddālakāyāruṇaye jyeṣṭhāya putrāya pitā brahma provāca || ChUp_3,11.4 ||

4. Diese Lehre sagte Brahma zu Prajapati, Prajapati zu Manu, Manu zu seinen Nachkommen. Und Uddalaka Aruni wurde diese Lehre des Brahman von seinem Vater erzählt.

ChUp 3,11.5

idaṃ vāva taj jyeṣṭhāya putrāya pitā brahma prabrūyāt praṇāyyāya vāntevāsine || ChUp_3,11.5 ||

5. Ein Vater kann also seinem ältesten Sohn, einem würdigen Schüler, diese Lehre von Brahman erzählen.

ChUp 3,11.6

nānyasmai kasmaicana |
yady apy asmā imām adbhiḥ parigṛhītāṃ dhanasya pūrṇāṃ dadyād etad eva tato bhūya iti || ChUp_3,11.6 ||

6. Sie darf keinem anderen erzählt werden, selbst wenn er einem die ganze meerumschlungene Erde voller Schätze anbieten würde; denn diese Lehre ist mehr wert als das, ja, sie ist mehr wert.

iti chāndogyopaniṣadi tṛtīyādhyāyasyaikādaśaḥ khaṇḍaḥ

12. Khanda - Meditation über das Gayatri

ChUp 3,12.1

gāyatrī vā idaṃ sarvaṃ bhūtaṃ yad idam kiñca |
vāg vai gāyatrī |
vāg vā idaṃ sarvaṃ bhūtaṃ gāyati ca trāyate ca || ChUp_3,12.1 ||

1. Das Gayatri ist alles, was hier existiert. Die Sprache ist wahrlich das Gayatri, denn die Sprache singt (gaya-ti) und schützt (traya-te) alles, was hier existiert.

ChUp 3,12.2

yā vai sā gāyatrīyaṃ vāva sā yeyaṃ pṛthivī |
asyāṃ hīdaṃ sarvaṃ bhūtaṃ pratiṣṭhitam |
etām eva nātiśīyate || ChUp_3,12.2 ||

2. Dieses Gayatri ist auch die Erde; denn alles, was hier existiert, ruht auf dieser Erde und geht nicht darüber hinaus.

ChUp 3,12.3

yā vai sā pṛthivīyaṃ vāva sā yad idam asmin puruṣe śarīram |
asmin hīme prāṇāḥ pratiṣṭhitāḥ |
etad eva nātiśīyante || ChUp_3,12.3 ||

3. Im Menschen ist dieses Gayatri auch der Körper, denn die Pranas existieren in diesem Körper und gehen nicht darüber hinaus.

ChUp 3,12.4

yad vai tat puruṣe śarīram idaṃ vāva tad yad idam asminn antaḥ puruṣe hṛdayam |
asmin hīme prāṇāḥ pratiṣṭhitāḥ |
etad eva nātiśīyante || ChUp_3,12.4 ||

4. Dieser Körper im Menschen ist wiederum das Herz im Menschen, denn die Pranas existieren in ihm und gehen nicht darüber hinaus.


ChUp 3,12.5

saiṣā catuṣpadā ṣaḍvidhā gāyatrī |
tad etad ṛcābhyanūktam || ChUp_3,12.5 ||

5. Das Gayatri hat vier Füße und ist sechsfältig. Dasselbe wird auch in einem Rik-Vers erklärt:

ChUp 3,12.6

tāvān asya mahimā tato jyāyāṃś ca puruṣaḥ |
pādo 'sya sarvā bhūtāni tripād asyāmṛtaṃ divīti || ChUp_3,12.6 ||

6. "So groß ist es (d.h. das Brahman, das durch das Symbol des Gayatri bekannt ist). Größer als es ist die Person (Brahman). Einer Seiner Füße bedeckt alle Wesen; die unsterblichen drei Füße sind im Himmel (d.h. in Ihm selbst)

ChUp 3,12.7

yad vai tad brahmetīdaṃ vāva tad yo 'yaṃ bahirdhā puruṣād ākāśaḥ |
yo vai sa bahirdhā puruṣād ākāśaḥ || ChUp_3,12.7 ||

Das so beschriebene Brahman ist dasselbe wie der physische akasa außerhalb einer Person. Der akasa, der sich außerhalb des Menschen befindet, ist derselbe wie der, der sich im Inneren des Menschen befindet.

ChUp 3,12.8ayaṃ vāva sa yo 'yam antaḥ puruṣa ākāśaḥ |
yo vai so 'ntaḥ puruṣa ākāśaḥ || ChUp_3,12.8 ||

Der akasa, der sich im Inneren eines Menschen befindet, ist der akasa im Herzen. ChUp 3,12.9

ayaṃ vāva sa yo 'yam antarhṛdaya ākāśaḥ |
tad etat pūrṇam apravarti |
pūrṇam apravartinīṃ śriyaṃ labhate ya evaṃ veda || ChUp_3,12.9 ||

Das akasa, das sich im Herzen befindet, ist allgegenwärtig und unveränderlich. Derjenige, der dies weiß, erlangt vollen und unveränderlichen Wohlstand.

iti chāndogyopaniṣadi tṛtīyādhyāyasya dvādaśaḥ khaṇḍaḥ

13. Khanda

ChUp 3,13.1 - Meditation über die Hüter der Tore

tasya ha vā etasya hṛdayasya pañca devasuṣayaḥ |
sa yo 'sya prāṅ suṣiḥ sa prāṇaḥ |
tac cakṣuḥ |
sa ādityaḥ |
tad etat tejo 'nnādyam ity upāsīta |
tejasvy annādo bhavati ya evaṃ veda || ChUp_3,13.1 ||

1. In diesem Herzen gibt es fünf Türen, die von den Devas kontrolliert werden. Die östliche Tür ist der Prana, das ist das Auge, das ist Aditya (die Sonne). Man sollte darüber als Helligkeit und Quelle der Nahrung meditieren. Derjenige, der dies weiß, wird hell und ein Esser der Nahrung.

ChUp 3,13.2

atha yo 'sya dakṣiṇaḥ suṣiḥ sa vyānaḥ |
tac chrotram |
sa candramāḥ |
tad etac chrīś ca yaśaś cety upāsīta |
śrīmān yaśasvī bhavati ya evaṃ veda || ChUp_3,13.2 ||

2. Das, was das südliche Tor ist, ist das Vyana, das ist das Ohr, das ist Chandrama (der Mond). Darüber sollte man als Wohlstand und Ruhm meditieren. Derjenige, der dies weiß, wird wohlhabend und berühmt.

ChUp 3,13.3

atha yo 'sya pratyaṅ suṣiḥ so 'pānaḥ |
sā vāk |
so 'gniḥ |
tad etad brahmavarcasam annādyam ity upāsīta |
brahmavarcasy annādo bhavati ya evaṃ veda || ChUp_3,13.3 ||

3. Das westliche Tor ist das Apana, das ist die Rede, das ist Agni (das Feuer). Man sollte darüber meditieren als die Ausstrahlung von Brahman und die Quelle der Nahrung. Wer dies weiß, wird strahlend und ein Esser der Nahrung.

ChUp 3,13.4

atha yo 'syodaṅ suṣiḥ sa samānaḥ |
tan manaḥ |
sa parjanyaḥ |
tad etat kīrtiś ca vyuṣṭiś cetyupāsīta |
kīrtimān vyuṣṭimān bhavati ya evaṃ veda || ChUp_3,13.4 ||

4. Das, was das nördliche Tor ist, ist das Samana, das ist der Geist, das ist Parjanya (der Regengott). Darüber sollte man als Ruhm und Schönheit meditieren. Derjenige, der dies weiß, wird berühmt und schön.

ChUp 3,13.5

atha yo 'syordhvaḥ suṣiḥ sa udānaḥ |
sa vāyuḥ |
sa ākāśaḥ |
tad etad ojaś ca mahaś cety upāsīta |
ojasvī mahasvān bhavati ya evaṃ veda || ChUp_3,13.5 ||

5. Das, was das obere Tor ist, ist das udana - das ist Vayu, das ist der akasa. Darüber sollte man als Stärke und Größe meditieren. Wer dies weiß, wird stark und groß.

ChUp 3,13.6

te vā ete pañca brahmapuruṣāḥ svargasya lokasya dvārapāḥ |
sa ya etān evaṃ pañca brahmapuruṣān svargasya lokasya dvārapān vedāsya kule vīro jāyate |
pratipadyate svargaṃ lokaṃ ya etān evaṃ pañca brahmapuruṣān svargasya lokasya dvārapān veda || ChUp_3,13.6 ||

6. Dies sind die fünf Diener Brahmans, die Türhüter der Himmelswelt. Wer also diese fünf Diener Brahmans, die Türhüter der Himmelswelt, kennt, in dessen Familie wird ein Held geboren. Wer auf diese Weise die fünf Diener Brahmans, die Türhüter der Himmelswelt, kennt, erlangt selbst die Welt des Himmels.

ChUp 3,13.7

atha yad ataḥ paro divo jyotir dīpyate viśvataḥpṛṣṭheṣu sarvataḥpṛṣṭheṣv anuttameṣūttameṣu lokeṣv idaṃ vāva tad yad idam asminn antaḥ puruṣe jyotiḥ |
tasyaiṣā dṛṣṭir yatraitad asmiñ charīre saṃsparśenoṣṇimānaṃ vijānāti |
tasyaiṣā śrutir yatraitat karṇāv apigṛhya ninadam iva nadathur ivāgner iva jvalata upaśṛnoti |
tad etad dṛṣṭaṃ ca śrutaṃ cety upāsīta |
cakṣuṣyaḥ śruto bhavati ya evaṃ veda ya evaṃ veda || ChUp_3,13.7 ||

7-8. Nun, das Licht, das über diesem Himmel, über allen Welten, über allem, in den höchsten Welten, die von keiner anderen Welt übertroffen werden, leuchtet, das ist das gleiche Licht, das im Menschen ist. Von diesem Licht gibt es dieses Sichtbare: wenn wir so durch Berührung die Wärme im Körper wahrnehmen. Und wir haben diesen hörbaren Beweis dafür: wenn wir durch das Zuhalten der Ohren etwas hören, das dem Rumpeln einer Kutsche, dem Brüllen eines Ochsen oder dem Geräusch eines lodernden Feuers gleicht. Man sollte das innere Licht, das man sieht und hört, als Brahman verehren. Wer das weiß, wird auffällig und gefeiert, ja, er wird gefeiert.


iti chāndogyopaniṣadi tṛtīyādhyāyasya trayodaśaḥ khaṇḍaḥ

14. Khanda - Die Sandilya-Lehre

ChUp 3,14.1

sarvaṃ khalv idaṃ brahma tajjalān iti śānta upāsīta |
atha khalu kratumayaḥ puruṣo yathākratur asmiṃl loke puruṣo bhavati tathetaḥ pretya bhavati |
sa kratuṃ kurvīta || ChUp_3,14.1 ||

1. All dies ist Brahman. Aus ihm geht das Universum hervor, in ihm verschmilzt das Universum und in ihm atmet das Universum. Deshalb sollte ein Mensch mit einem ruhigen Geist über Brahman meditieren. Wahrlich, der Mensch besteht aus einem Willen. Wie er in dieser Welt will, so wird er, wenn er von hier weggegangen ist. Mit diesem Wissen im Kopf soll er seinen Willen formen.

ChUp 3,14.2

manomayaḥ prāṇaśarīro bhārūpaḥ satyasaṃkalpa ākāśātmā sarvakarmā sarvakāmaḥ sarvagandhaḥ sarvarasaḥ sarvam idam abhyatto 'vāky anādaraḥ || ChUp_3,14.2 ||

ChUp 3,14.3

eṣa ma ātmā antarhṛdaye 'ṇīyān vrīher vā yavād vā sarṣapād vā śyāmākād vā śyāmākataṇḍulād vā |
eṣa ma ātmā antarhṛdaye jyāyān pṛthivyā jyāyān antarikṣāj jyāyān divo jyāyān ebhyo lokebhyaḥ || ChUp_3,14.3 ||

2-3. Er, der aus dem Geist besteht, dessen Körper subtil ist, dessen Form leicht ist, dessen Gedanken wahr sind, dessen Natur dem Akasa gleicht, dessen Schöpfung in diesem Universum ist, der alle rechtschaffenen Wünsche hegt, der alle angenehmen Gerüche enthält, der mit allen Geschmäckern ausgestattet ist, der all dies umfasst, der niemals spricht und der ohne Sehnsucht ist - Er ist mein Selbst im Herzen, kleiner als ein Reiskorn, kleiner als ein Gerstenkorn, kleiner als ein Senfkorn, kleiner als ein Hirsekorn; Er ist mein Selbst im Herzen, größer als die Erde, größer als die mittlere Region, größer als der Himmel, größer als alle diese Welten.

ChUp 3,14.4

sarvakarmā sarvakāmaḥ sarvagandhaḥ sarvarasaḥ sarvam idam abhyatto 'vākyanādaraḥ |
eṣa ma ātmā antarhṛdaye |
etad brahma |
etam itaḥ pretyābhisaṃbhavitā asmīti yasya syād addhā na vicikitsā asti |
iti ha smāha śāṇḍilyaḥ śāṇḍilyaḥ || ChUp_3,14.4 ||

4. Er, dessen Schöpfung dieses Universum ist, der alle Wünsche hegt, der alle Gerüche enthält, der mit allen Geschmäckern begabt ist, der all dies umfasst, der niemals spricht und der ohne Sehnsucht ist - Er ist mein Selbst im Herzen, Er ist dieses Brahman. Wenn ich von hier fortgegangen bin, werde ich Ihn gewiss erreichen: Wer diesen Glauben hat und keinen Zweifel hegt, wird gewiss zu dieser Gottheit gelangen. So sprach Sandilya, ja, so sprach er.

iti chāndogyopaniṣadi tṛtīyādhyāyasya caturdaśaḥ khaṇḍaḥ

15. Khanda - Meditation über das Universum als Truhe

ChUp 3,15.1

antarikṣodaraḥ kośo bhūmibudhno na jīryati |
diśo hy asya sraktayo dyaur asyottaraṃ bilam |
sa eṣa kośo vasudhānas tasmin viśvam idaṃ śritam || ChUp_3,15.1 ||

1. Die Truhe des Universums, deren Inneres die mittlere Region und deren Boden die Erde ist, zerfällt nicht. Die Viertel sind ihre verschiedenen Ecken und der Himmel ist ihr Deckel, der oben ist. Diese Truhe ist das Lagerhaus der Schätze. In ihr befinden sich alle Dinge.

ChUp 3,15.2

tasya prācī dig juhūr nāma |
sahamānā nāma dakṣiṇā |
rājñī nāma pratīcī |
subhūtā nāmodīcī |
tāsāṃ vāyur vatsaḥ |
sa ya etam evaṃ vāyuṃ diśāṃ vatsaṃ veda na putrarodaṃ roditi |
so 'ham etam evaṃ vāyuṃ diśāṃ vatsaṃ veda |
mā putrarodaṃ rudam || ChUp_3,15.2 ||

2. Das östliche Viertel heißt Juhu, das südliche Viertel Sahamana, das westliche Viertel Rajni und das nördliche Viertel Subhuta. Vayu, die Luft, ist ihr Kind. Wer diesen Vayu als das Kind der Viertel kennt, weint nie um seine Söhne. Ich weiß, dass die Luft das Kind der Viertel ist; möge ich niemals um meine Söhne weinen.

ChUp 3,15.3

ariṣṭaṃ kośaṃ prapadye 'munāmunāmunā |
prāṇaṃ prapadye 'munāmunāmunā |
bhūḥ prapadye 'munāmunāmunā |
bhuvaḥ prapadye 'munāmunāmunā |
svaḥ prapadye 'munāmunāmunā || ChUp_3,15.3 ||

3. Ich nehme Zuflucht in der unvergänglichen Brust mit diesem und diesem und diesem. Ich nehme Zuflucht zum Prana mit diesem und diesem und diesem. Ich nehme Zuflucht zu Bhuh mit diesem und diesem und diesem. Ich nehme Zuflucht zu Bhuvah mit diesem und diesem und diesem. Ich nehme Zuflucht zu Svah mit diesem und diesem und diesem.

ChUp 3,15.4

sa yad avocaṃ prāṇaṃ prapadya iti |
prāno vā idaṃ sarvaṃ bhūtaṃ yad idaṃ kiṃca |
tam eva tat prāpatsi || ChUp_3,15.4 ||

4. Als ich sagte: "Ich nehme Zuflucht zum Prana", bedeutet Prana alles, was hier existiert, zu dem ich Zuflucht nehme.

atha yadavīcaṃ bhūḥ prapadya iti pṛthivīṃ prapadye 'ntarikṣaṃ prapadye divaṃ prapadya ityeva tadavocam //5//

5. Als ich sagte: "Ich nehme Zuflucht zu Bhuh", dann sagte ich in Wirklichkeit: "Ich nehme Zuflucht zur Erde, der mittleren Region und dem Himmel."

ChUp 3,15.6

atha yad avocaṃ bhuvaḥ prapadya ity agniṃ prapadye vāyuṃ prapadya ādityaṃ prapadya ity eva tad avocam || ChUp_3,15.6 ||

6. Dann sagte ich: "Ich nehme Zuflucht zu Bhuvah", was ich sagte, war: "Ich nehme Zuflucht zum Feuer, zur Luft und zur Sonne."

ChUp 3,15.7

atha yad avocaṃ svaḥ prapadya ity ṛgvedaṃ prapadye yajurvedaṃ prapadye sāmavedaṃ prapadya ity eva tad avocam || ChUp_3,15.7 ||

7. Als ich sagte: "Ich nehme Zuflucht zu Svah", dann sagte ich damit: "Ich nehme Zuflucht zum Rig-Veda, Yajur-Veda und Sama-Veda." Das ist es, was ich sagte, ja, das ist es, was ich sagte.

iti chāndogyopaniṣadi tṛtīyādhyāyasya pañcadaśaḥ khaṇḍaḥ

16. Khanda - Der Mensch als Opfergabe (I)

ChUp 3,16.1

puruṣo vāva yajñaḥ |
tasya yāni caturviṃśativarṣāṇi tat prātaḥsavanam |
caturviṃśatyakṣarā gāyatrī |
gāyatraṃ prātaḥsavanam |
tad asya vasavo 'nvāyattāḥ |
prāṇā vāva vasavaḥ |
ete hīdaṃ sarvaṃ vāsayanti || ChUp_3,16.1 ||

1. Der Mensch ist in der Tat eine Opfergabe. Seine ersten vierundzwanzig Jahre bilden die morgendliche Trankopfergabe. Das Gayatri-Metrum hat vierundzwanzig Silben, und das morgendliche Trankopfer wird mit Gayatri-Hymnen dargebracht. Die Vasus sind mit diesem Teil des Opfers verbunden. Die Pranas sind die Vasus; denn wahrlich, sie lassen alles in diesem Körper verweilen (visayanti).

ChUp 3,16.2

taṃ ced etasmin vayasi kiṃcid upatapet sa brūyāt |
prāṇā vasava idaṃ me prātaḥsavanaṃ mādhyaṃdinaṃ savanam anusaṃtanuteti māhaṃ prāṇānāṃ vasūnāṃ madhye yajño vilopsīyeti |
ud dhaiva tata ety agado ha bhavati || ChUp_3,16.2 ||

2. Wenn er während dieser Zeit an etwas leidet, sollte er das folgende Mantra rezitieren: "Oh ihr Pranas, ihr Vasus, vereinigt dieses morgendliche Trankopfer mit dem mittäglichen Trankopfer. Möge ich, der ich ein Opfer bin, nicht in der Mitte der Pranas, die die Vasus sind, verschwinden." So erhebt er sich von seiner Krankheit und wird frei von ihr.

ChUp 3,16.3

atha yāni catuścatvāriṃśad varṣāṇi tan mādhyaṃdinaṃ savanam |
catuścatvāriṃśadakṣarā triṣṭup |
traiṣṭubhaṃ mādhyaṃdinaṃ savanam |
tad asya rudrā anvāyattāḥ |
prāṇā vāva rudrāḥ |
ete hīdaṃ sarvaṃ rodayanti || ChUp_3,16.3 ||

3. Seine nächsten vierundvierzig Jahre bilden die Mittagslibation. Das Tristubh-Metrum hat vierundvierzig Silben und das Mittagsgebet wird mit Tristubh-Hymnen dargebracht. Die Rudras sind mit diesem Teil des Opfers verbunden. Die Pranas sind die Rudras; denn wahrlich, sie bringen alles zum Weinen (rodayanti).

ChUp 3,16.4-6

taṃ ced etasmin vayasi kiṃcid upatapet sa brūyāt |
prāṇā rudrā idaṃ me mādhyaṃdinaṃ savanaṃ tṛtīyasavanam anusaṃtanuteti māhaṃ prāṇānāṃ rudrāṇāṃ madhye yajño vilopsīyeti |
ud dhaiva tata ety agado ha bhavati || ChUp_3,16.4 ||

4. Wenn er während dieser zweiten Periode an etwas leidet, sollte er das folgende Mantra rezitieren: "Oh ihr Pranas, ihr Rudras, vereinigt dieses Mittagsopfer mit dem dritten Opfer. Möge ich, der ich ein Opfer bin, nicht in der Mitte der Pranas, die die Rudras sind, verschwinden." So erhebt er sich von seiner Krankheit und wird von ihr befreit.

atha yāny aṣṭācatvāriṃśad varṣāṇi tat tṛtīyasavanam |
aṣṭācatvāriṃśadakṣarā jagatī |
jāgataṃ tṛtīyasavanam |
tad asyādityā anvāyattāḥ |
prāṇā vāvādityāḥ |
ete hīdaṃ sarvam ādadate || ChUp_3,16.5 ||

5. Seine nächsten achtundvierzig Jahre bilden die dritte Opfergabe. Das Jagati-Metrum hat achtundvierzig Silben und die dritte Opferung wird mit Jagati-Hymnen dargebracht. Die Adityas sind mit diesem Teil des Opfers verbunden. Die Pranas sind die Adityas, denn wahrlich, sie nehmen alles auf (adadate).

taṃ ced etasmin vayasi kiṃcid upatapet sa brūyāt |
prāṇā ādityā idaṃ me tṛtīyasavanam āyur anusaṃtanuteti māhaṃ prāṇānām ādityānāṃ madhye yajño vilopsīyeti |
ud dhaiva tata ety agado haiva bhavati || ChUp_3,16.6 ||

6. Wenn er während dieser dritten Periode an irgendetwas leidet, sollte er das folgende Mantra rezitieren: "Oh ihr Pranas, ihr Adityas, verlängert dieses mein drittes Trankopfer bis zum vollen Alter. Möge ich, der ich ein Opfer bin, nicht in der Mitte der Pranas, die die Adityas sind, verschwinden." So erhebt er sich von seiner Krankheit und wird frei von ihr.

ChUp 3,16.7

etad dha sma vai tad vidvān āha mahidāsa aitareyaḥ |
sa kiṃ ma etad upatapasi yo 'ham anena na preṣyām iti |
sa ha ṣoḍaśaṃ varṣaśatam ajīvat |
pra ha ṣoḍaśaṃ varṣaśataṃ jīvati ya evaṃ veda || ChUp_3,16.7 ||

7. Mahidasa, der Sohn von Itara, wusste dies und sprach zu einer Krankheit: "Oh du Krankheit! Warum quälst du mich? Ich werde an diesem Schmerz nicht sterben." Er lebte hundertundsechzehn Jahre. Auch derjenige, der dies weiß, lebt noch hundertundsechzehn Jahre weiter.

iti chāndogyopaniṣadi tṛtīyādhyāyasya ṣoḍaśaḥ khaṇḍaḥ

17. Khanda - Der Mensch als Opfergabe (II)

ChUp 3,17.1

sa yad aśiśiṣati yat pipāsati yan na ramate tā asya dīkṣāḥ || ChUp_3,17.1 ||

1. Wenn ein Mensch hungert, dürstet und sich der Vergnügungen enthält - das sind seine Initiationsriten.

ChUp 3,17.2

atha yad aśnāti yat pibati yad ramate tad upasadair eti || ChUp_3,17.2 ||

2. Wenn er isst, trinkt und sich an Vergnügungen erfreut, nimmt er an Upasadas teil.

ChUp 3,17.3

atha yad dhasati yaj jakṣati yan maithunaṃ carati stutaśastrair eva tad eti || ChUp_3,17.3 ||

3. Wenn ein Mann lacht, isst und Geschlechtsverkehr genießt - das sind Stuta und Sastra.

ChUp 3,17.4

atha yat tapo dānam ārjavam ahiṃsā satyavacanam iti tā asya dakṣiṇāḥ || ChUp_3,17.4 ||

4. Sparsamkeit, Almosengeben, Aufrichtigkeit, Gewaltlosigkeit und Wahrhaftigkeit - das sind die Gaben (dakshina) für die Priester.

ChUp 3,17.5

tasmād āhuḥ soṣyaty asoṣṭeti |
punar utpādanam evāsya tat |
maraṇam evāvabhṛthaḥ || ChUp_3,17.5 ||

5. Weil das Leben eines Menschen ein Opfer ist, sagt man, dass seine Mutter ihn gebären wird (soshyati), oder dass seine Mutter ihn geboren hat (asoshta). Die gleichen Worte werden im Soma-Opfer verwendet und bedeuten: "Er wird den Soma-Saft ausschütten" und "Er hat den Soma-Saft ausgeschüttet". Dies ist seine Geburt. Sein Tod ist die Avabhritha.

ChUp 3,17.6

tad dhaitad ghora āṅgirasaḥ kṛṣṇāya devakīputrāyoktvovāca |
apipāsa eva sa babhūva |
so 'ntavelāyām etat trayaṃ pratipadyetākṣitam asy acyutam asi prāṇasaṃśitam asīti |
tatraite dve ṛcau bhavataḥ || ChUp_3,17.6 ||

6. Ghora, aus der Linie von Angirasa, teilte diese Lehre Krishna, dem Sohn von Devaki, mit - und sie stillte Krishnas Durst nach jedem anderen Wissen - und sagte: "Wenn ein Mensch sich dem Tod nähert, sollte er zu diesen drei Gedanken Zuflucht nehmen: Du bist unzerstörbar (akshata)", "Du bist unveränderlich (aprachyuta)" und "Du bist das feinstoffliche Prana". "Zu diesem Thema gibt es zwei Rik-Verse:

ChUp 3,17.7

ādit pratnasya retasaḥ |
ud vayaṃ tamasaspari |
jyotiḥ paśyanta uttaram |
svaḥ paśyanta uttaram |
devaṃ devatrā sūryam aganma jyotir uttamam iti jyotir uttamam iti || ChUp_3,17.7 ||

7. "Sie (d.h. die Wissenden von Brahman) sehen überall das Höchste Licht, das in Brahman leuchtet, das alldurchdringend ist wie das Licht des Tages und das zum Ur-Samen gehört. 'Indem wir das höhere Licht in der Sonne - das über der Dunkelheit der Unwissenheit steht - als das höhere Licht im Herzen wahrnehmen, indem wir das Höchste Licht wahrnehmen, das höher ist als alle Lichter, haben wir das Höchste Licht, die Sonne, das leuchtendste unter den Göttern erreicht, ja, wir haben das Höchste Licht, die Sonne, das leuchtendste unter den Göttern erreicht."

iti chāndogyopaniṣadi tṛtīyādhyāyasya saptadaśaḥ khaṇḍaḥ

18. Khanda - Der Geist und das Akasa als Symbole des Brahman

ChUp 3,18.1

mano brahmety upāsīta |
ity adhyātmam |
athādhidaivatam |
ākāśo brahma |
ity ubhayam ādiṣṭaṃ bhavaty adhyātmaṃ cādhidaivataṃ ca || ChUp_3,18.1 ||

1. Man sollte über den Geist als Brahman meditieren - dies wird in Bezug auf den Körper gesagt. Man sollte über den akasa als Brahman meditieren - dies wird mit Bezug auf die Götter gesagt. So wird beides gelehrt - die Meditation in Bezug auf den Körper und die Meditation in Bezug auf die Götter.

ChUp 3,18.2

tad etac catuṣpād brahma |
vāk pādaḥ prāṇaḥ pādaś cakṣuḥ pādaḥ śrotraṃ pādaḥ |
ity adhyātmam |
athādhidaivatam |
agniḥ pādo vāyuḥ pāda ādityaḥ pādo diśaḥ pādaḥ |
ity ubhayam evādiṣṭaṃ bhavaty adhyātmaṃ cādhidaivataṃ ca || ChUp_3,18.2 ||

2. Dass Brahman vier Füße (Viertel) hat: die Sprache ist ein Fuß, das Prana (die Nase) ist ein Fuß, das Auge ist ein Fuß, das Ohr ist ein Fuß - dies ist in Bezug auf den Körper zu sagen. Nun in Bezug auf die Götter: Agni (Feuer) ist ein Fuß, Vayu (Luft) ist ein Fuß, Aditya (die Sonne) ist ein Fuß und die Viertel (disah) sind ein Fuß. Dies ist die zweifache Meditation mit Bezug auf den Körper und mit Bezug auf die Götter.

ChUp 3,18.3

vāg eva brahmaṇaś caturthaḥ pādaḥ |
so 'gninā jyotiṣā bhāti ca tapati ca |
bhāti ca tapati ca kīrtyā yaśasā brahmavarcasena ya evaṃ veda || ChUp_3,18.3 ||

3. Die Sprache ist in der Tat ein vierter Fuß (Viertel) von Brahman, wofür der Geist ein Symbol ist. Sie leuchtet und wärmt mit dem Licht des Feuers. Derjenige, der dies weiß, glänzt und wärmt mit Ruhm, mit Ansehen und mit dem Glanz des Brahman.

ChUp 3,18.4-6

prāṇa eva brahmaṇaś caturthaḥ pādaḥ |
sa vāyunā jyotiṣā bhāti ca tapati ca |
bhāti ca tapati ca kīrtyā yaśasā brahmavarcasena ya evaṃ veda || ChUp_3,18.4 ||

4. Prana (die Nase) ist in der Tat ein vierter Fuß von Brahman. Sie leuchtet und wärmt mit dem Licht der Luft. Derjenige, der dies weiß, glänzt und wärmt mit Ruhm, mit Ansehen und mit dem Glanz Brahmans.

cakṣur eva brahmaṇaś caturthaḥ pādaḥ |
sa ādityena jyotiṣā bhāti ca tapati ca |
bhāti ca tapati ca kīrtyā yaśasā brahmavarcasena ya evaṃ veda || ChUp_3,18.5 ||

5. Das Auge ist in der Tat ein vierter Fuß von Brahman. Es leuchtet und wärmt mit dem Licht der Sonne. Derjenige, der dies weiß, glänzt und wärmt mit Ruhm, mit Ansehen und mit dem Glanz Brahmans.

śrotram eva brahmaṇaś caturthaḥ pādaḥ |
sa digbhir jyotiṣā bhāti ca tapati ca |
bhāti ca tapati ca kīrtyā yaśasā brahmavarcasena ya evaṃ veda ya evaṃ veda || ChUp_3,18.6 ||

6. Das Ohr ist in der Tat ein vierter Fuß von Brahman. Es leuchtet und wärmt mit dem Licht der Viertel. Mit Ruhm, mit Ansehen und mit dem Glanz des Brahmanen leuchtet und wärmt er, der dies weiß, ja, der dies weiß.

iti chāndogyopaniṣadi tṛtīyādhyāyasyāṣṭādaśaḥ khaṇḍaḥ

19. Khanda - Meditation über die Sonne als Brahman

ChUp 3,19.1

ādityo brahmety ādeśaḥ |
tasyopavyākhyānam |
asad evedam agra āsīt |
tat sad āsīt |
tat samabhavat |
tad āṇḍaṃ niravartata |
tat saṃvatsarasya mātrām aśayata |
tan nirabhidyata |
te āṇḍakapāle rajataṃ ca suvarṇaṃ cābhavatām || ChUp_3,19.1 ||

1. Die Sonne ist Brahman: Das ist die Lehre. Es folgt eine Erklärung dazu: Am Anfang war dieses Universum nicht existent. Es wurde existent. Es wuchs. Es verwandelte sich in ein Ei. Das Ei lag für die Dauer eines Jahres. Dann brach es auf. Von den beiden Hälften der Eischale war eine Hälfte aus Silber, die andere aus Gold.

ChUp 3,19.2

tad yad rajataṃ seyaṃ pṛthivī |
yat suvarṇaṃ sā dyauḥ |
yaj jarāyu te parvatāḥ |
yad ulbaṃ (sa) samegho nīhāraḥ |
yā dhamanayas tā nadyaḥ |
yad vāsteyam udakaṃ sa samudraḥ || ChUp_3,19.2 ||

2. Die Silberhälfte wurde zur Erde, die Goldhälfte zum Himmel. Die dicke Haut des Weißen wurde zum Gebirge, die dünne Haut des Dotters zum Most und zu den Wolken. Die Adern wurden zu Flüssen, die Flüssigkeit in der Blase zum Meer.

ChUp 3,19.3

atha yat tad ajāyata so 'sāv ādityaḥ |
taṃ jāyamānaṃ ghoṣā ulūlavo 'nūdatiṣṭhant sarvāṇi ca bhūtāni sarve ca kāmāḥ |
tasmāt tasyodayaṃ prati pratyāyanaṃ prati ghoṣā ulūlavo 'nūttiṣṭhanti sarvāṇi ca bhūtāni sarve ca kāmāḥ || ChUp_3,19.3 ||

3. Und das, was daraus geboren wurde, war jener Aditya, die Sonne. Als sie geboren wurde, erhoben sich "Hurra!"-Rufe, zusammen mit allen Wesen und allen Objekten der Begierde. Deshalb erheben sich bei ihrem Aufgang und ihrer Wiederkehr "Hurra!"-Rufe zusammen mit allen Wesen und allen Objekten der Begierde.

ChUp 3,19.4

sa ya etam evaṃ vidvān ādityaṃ brahmety upāste |
abhyāśo ha yad enaṃ sādhavo ghoṣā ā ca gaccheyur upa ca nimreḍeran nimreḍeran || ChUp_3,19.4 ||

4. Wer, dies wissend, über die Sonne als Brahman meditiert, dem werden sich schnell angenehme Klänge nähern und ihn weiterhin erfreuen, ja, ihn weiterhin erfreuen.

iti chāndogyopaniṣadi tṛtīyādhyāyasyaikonaviṃśaḥ khaṇḍaḥiti cchāndogyopaniṣadbrāhmaṇe tṛtīyo 'dhyāyaḥ samāptaḥ

4. Prapathaka (Adhyaya) Chandogya Upanishad: Meditationen auf Brahman und das Selbst

atha caturtho 'dhyāyaḥ

Das vierte Kapitel der Chandogya Upanishad konzentriert sich auf die meditative Erkenntnis des Höchsten Selbst (Brahman) durch symbolische Geschichten und Lehren. Es enthält mehrere Dialoge, darunter die bekannte Geschichte von Janaśruti und Raikva, in der Janaśruti, ein wohlhabender und frommer Mann, von Raikva, einem bescheidenen, aber erleuchteten Weisen, über die Natur des Brahman unterwiesen wird. Das Kapitel betont die Wichtigkeit von Demut und Hingabe auf dem Weg zur Erkenntnis. Es beschreibt Meditationen auf verschiedene Aspekte des Universums wie den Atem, die Sinne und die Elemente, die als Tore zum Verständnis des Brahman dienen. Diese Meditationen führen den Menschen zu der Einsicht, dass das individuelle Selbst (Atman) mit dem universellen Selbst (Brahman) identisch ist. Das Kapitel hebt die transformative Kraft der Erkenntnis hervor, die zu spirituellem Wissen und Freiheit führt.

1. Khanda - Die Geschichte von Janasruti und Raikva

ChUp 4,1.1

jānaśrutir ha pautrāyaṇaḥ śraddhādeyo bahudāyī bahupākya āsa |
sa ha sarvata āvasathān māpayāṃ cakre sarvata eva me 'nnam atsyantīti || ChUp_4,1.1 ||

1. Es lebte einmal ein König namens Janasruti, der ein Urenkel von Janasruta war. Er verteilte seine Gaben mit Respekt, verschenkte großzügig und kochte viel Essen für die Hungrigen. Er baute überall Rasthäuser mit dem Gedanken, dass die Menschen überall sein Essen essen würden.

ChUp 4,1.2

atha ha haṃsā niśāyām atipetuḥ |
tad dhaivaṃ haṃso haṃsam abhyuvāda |
ho ho 'yi bhallākṣa bhallākṣa jānaśruteḥ pautrāyaṇasya samaṃ divā jyotir ātataṃ tan mā prasāṅkṣīs tat tvāṃ mā pradhākṣīr iti || ChUp_4,1.2 ||

2. Eines Nachts flogen einige Flamingos vorbei. Ein Flamingo sagte zu einem anderen: "Hey! Ho! Kurzsichtiger, Kurzsichtiger! Der Glanz von Janasruti, dem Urenkel von Janasruta, hat sich in den Himmel ausgebreitet. Berühre ihn nicht, damit er dich nicht verbrennt."

ChUp 4,1.3

tam u ha paraḥ pratyuvāca kam v ara enam etat santaṃ sayugvānam iva raikvam āttha iti |
yo nu kathaṃ sayugvā raikva iti || ChUp_4,1.3 ||

3. Der andere erwiderte: "Sag, wer ist dieser Mensch, von dem du gesprochen hast, als wäre er wie Raikva, der Mann mit dem Wagen?" "Was für ein Mensch ist dieser Raikva, der Mann mit dem Karren?"

ChUp 4,1.4

yathā kṛtāya vijitāyādhareyāḥ saṃyanty evam enaṃ sarvaṃ tad abhisameti yat kiṃca prajāḥ sādhu kurvanti |
yas tad veda yat sa veda sa mayaitad ukta iti || ChUp_4,1.4 ||

4. Der kurzsichtige Flamingo antwortete: "Wie bei einem Würfelspiel, wenn die krita gewonnen wird, werden auch die niedrigeren gewonnen, und so kommen alle Verdienste, die die Menschen erwerben, diesem Raikva zu. Als Raikva bezeichne ich auch den, der weiß, was Raikva weiß."

ChUp 4,1.5-6

tad u ha jānaśrutiḥ pautrāyaṇa upaśuśrāva |
sa ha saṃjihāna eva kṣattāram uvācāṅgāre ha sayugvānam iva raikvam āttheti |
yo nu kathaṃ sayugvā raikva iti || ChUp_4,1.5 ||

yathā kṛtāya vijitāyādhareyāḥ saṃyanty evam enaṃ sarvaṃ tad abhisameti yat kiṃca prajāḥ sādhu kurvanti |
yas tad veda yat sa veda sa mayaitad ukta iti || ChUp_4,1.6 ||

5-6. Janasruti, der Urenkel von Janasruta, hörte dieses Gespräch. Unmittelbar nachdem er aufgestanden war, sagte er zu seinem Diener: "Freund, hast du von mir gesprochen, als wäre ich Raikva, der Mann mit dem Wagen?" "Was für ein Mensch ist Raikva, der Mann mit dem Karren?" "Wie bei einem Würfelspiel, wenn die krita gewonnen wird, werden auch die niedrigeren gewonnen, so dass alle Verdienste, die die Menschen erwerben, diesem Raikva zukommen. Als Raikva bezeichne ich auch ihn, der weiß, was Raikva weiß."

ChUp 4,1.7

sa ha kṣattānviṣya nāvidam iti pratyeyāya |
taṃ hovāca yatrāre brāhmaṇasyānveṣaṇā tad enam arccheti || ChUp_4,1.7 ||

7. Der Diener suchte nach ihm und kehrte zurück, ohne ihn zu finden. Da sprach der König zu ihm: "Höre, wo ein Kenner des Brahman zu suchen ist, suche ihn dort."

ChUp 4,1.8

so 'dhastāc chakaṭasya pāmānaṃ kaṣamāṇam upopaviveśa |
taṃ hābhyuvāda tvaṃ nu bhagavaḥ sayugvā raikva iti |
ahaṃ hy arā 3 iti ha pratijajñe |
sa ha kṣattāvidam iti pratyeyāya || ChUp_4,1.8 ||

8. Nach angemessener Suche stieß der Diener auf eine Person, die unter ihrem Wagen lag und sich an einem Juckreiz kratzte. Demütig nahm er neben ihm Platz und sagte: "Verehrter Herr, bist du Raikva, der Mann mit dem Karren?" "Oh ja, der bin ich", antwortete er. Dann kehrte der Diener zurück und sagte zu sich selbst: "Ich habe ihn herausgefunden."

iti cchāndogyopaniṣadi caturthādhyāyasya prathamaḥ khaṇḍaḥ

2. Khanda - Dialog zwischen Raikva und Janasruti (I)

ChUp 4,2.1

tad u ha jānaśrutiḥ pautrāyaṇaḥ ṣaṭ śatāni gavāṃ niṣkam aśvatarīrathaṃ tad ādāya praticakrame |
taṃ hābhyuvāda || ChUp_4,2.1 ||

„Da nahm Jānaśruti Pautrāyaṇa sechshundert Kühe, einen goldenen Anhänger (niṣka), einen Wagen, der von Maultieren gezogen wurde, und kehrte (damit) zurück. Und er sprach zu ihm …“

ChUp 4,2.2

raikvemāni ṣaṭ śatāni gavām ayaṃ niṣko 'yam aśvatarīrathaḥ |
anu ma etāṃ bhagavo devatāṃ śādhi yāṃ devatām upāssa iti || ChUp_4,2.2 ||

"Raikva, hier sind sechshundert Kühe, eine Halskette und ein Wagen mit Maultieren: "Raikva, hier sind sechshundert Kühe, eine Halskette und ein Wagen mit Maultieren. Bitte, verehrter Herr, lehre mich die Gottheit, die du verehrst."

ChUp 4,2.3

tam u ha paraḥ pratyuvācāha hāretvā śūdra tavaiva saha gobhir astv iti |
tad u ha punar eva jānaśrutiḥ pautrāyaṇaḥ sahasraṃ gavāṃ niṣkam aśvatarīrathaṃ duhitaraṃ tad ādāya praticakrame || ChUp_4,2.3 ||

3. Zu ihm sagte der andere: "Ah, möge die Halskette und der Wagen bei dir bleiben, oh Sudra, zusammen mit den Kühen." Daraufhin nahm Janasruti, der Urenkel von Janasruta, tausend Kühe, einen Wagen mit Maultieren, eine Halskette und auch seine eigene Tochter mit und ging nach Raikva.

ChUp 4,2.4-5

taṃ hābhyuvāda |
raikvedaṃ sahasraṃ gavām ayaṃ niṣko 'yam aśvatarīratha iyaṃ jāyāyaṃ grāmo yasminn āsse 'nv eva mā bhagavaḥ śādhīti || ChUp_4,2.4 ||

4. Janasruti sagte zu ihm: "Raikva, hier sind tausend Kühe, eine Halskette, ein Wagen mit Maultieren, diese Frau und dieses Dorf, in dem du wohnen wirst. Verehrter Herr, lehre mich."

tasyā ha mukham upodgṛhṇann uvācājahāremāḥ śūdrānenaiva mukhenālāpayiṣyathā iti |
te haite raikvaparṇā nāma mahāvṛṣeṣu yatrāsmā uvāsa |
tasmai hovāca || ChUp_4,2.5 ||

5. Dann betrachtete Raikva sie (die Prinzessin) als die Tür für die Vermittlung von Wissen und sagte: "Oh Sudra! Du hast diese Kühe und andere Geschenke mitgebracht; das ist gut. Aber du wirst mich jetzt nur durch dieses Mittel (d.h. die Prinzessin) zum Sprechen bringen." Dies sind die Dörfer mit dem Namen Raikvaparna im Land der Mahavrishas, wo Raikva lebte. Nun sagte Raikva zum König:

iti cchāndogyopaniṣadi caturthādhyāyasya dvitīyaḥ khaṇḍaḥ

3. Khanda - Dialog zwischen Raikva und Janasruti (II)

ChUp 4,3.1

vāyur vāva saṃvargaḥ |
yadā vā agnir udvāyati vāyum evāpyeti |
yadā sūryo 'stam eti vāyum evāpyeti |
yadā candro 'stam eti vāyum evāpyeti || ChUp_4,3.1 ||

1. "Wahrlich, Vayu (die Luft) ist der Verschlucker (samvarga). Denn wenn das Feuer erlischt, wird es tatsächlich von der Luft verschluckt. Wenn die Sonne untergeht, wird sie von der Luft verschluckt. Wenn der Mond untergeht, wird er von der Luft verschluckt.

ChUp 4,3.2

yadāpa ucchuṣyanti vāyum evāpiyanti |
vāyur hy evaitān sarvān saṃvṛṅkte |
ity adhidaivatam || ChUp_4,3.2 ||

2. "Wenn das Wasser versiegt, wird es von der Luft verschluckt. Denn in der Tat verschlingt die Luft sie alle. So viel in Bezug auf die Götter.

ChUp 4,3.3

athādhyātmam |
prāṇo vāva samvargaḥ |
sa yadā svapiti prāṇam eva vāg apy eti |
prāṇaṃ cakṣuḥ |
prāṇaṃ śrotram |
prāṇaṃ manaḥ |
prāṇo hy evaitān sarvān saṃvṛṅkta iti || ChUp_4,3.3 ||

3. "Was nun den Körper betrifft: Wahrlich, das Prana ist der Verschlucker. Wenn ein Mensch schläft, geht die Sprache in das Prana ein, das Sehen geht in das Prana ein, das Hören geht in das Prana ein und der Geist geht in das Prana ein. Denn in der Tat absorbiert das Prana sie alle.

ChUp 4,3.4

tau vā etau dvau samvargau |
vāyur eva deveṣu prāṇaḥ prāṇeṣu || ChUp_4,3.4 ||

4. "Dies sind die beiden Verschlinger: die Luft unter den Göttern, das Prana unter den Sinnen."

ChUp 4,3.5

atha ha śaunakaṃ ca kāpeyam abhipratāriṇaṃ ca kākṣaseniṃ pariviṣyamāṇau brahmacārī bibhikṣe |
tasmā u ha na dadatuḥ || ChUp_4,3.5 ||

5. Einmal wurden Saunaka aus der Linie von Kapi und Abhipratarin, der Sohn von Kakshasena, bei ihrer Mahlzeit bedient, als ein Brahmacharin sie um Nahrung bat. Sie gaben ihm nichts.

ChUp 4,3.6

sa hovāca |
mahātmanaś caturo deva ekaḥ kaḥ sa jagāra bhuvanasya gopāḥ |
taṃ kāpeya nābhipaśyanti martyā abhipratārin bahudhā vasantam |
yasmai vā etad annaṃ tasmā etan na dattam iti || ChUp_4,3.6 ||

6. Er sprach: "Ein Gott, Prajapati, hat die vier Großen verschlungen. Er ist der Beschützer der Welt. Oh Nachkomme von Kapi, oh Abhipratarin, die Sterblichen sehen Ihn nicht, obwohl Er in mannigfaltigen Formen wohnt. Wahrlich, diese Nahrung wurde nicht dem gegeben, dem sie gehört."

ChUp 4,3.7

tad u ha śaunakaḥ kāpeyaḥ pratimanvānaḥ pratyeyāya |
ātmā devānāṃ janitā prajānāṃ hiraṅyadaṃṣṭro babhaso 'nasūriḥ |
mahāntam asya mahimānam āhur anadyamāno yad anannam atti |
iti vai vayam brahmacārin nedam upāsmahe dattāsmai bhikṣām iti || ChUp_4,3.7 ||

7. Sanaka aus der Linie von Kapi, über diese Worte nachdenkend, ging zum Brahmacharin und sagte: "Er ist das Selbst der Götter, der Schöpfer aller Wesen, mit ungebrochenen Zähnen, der Esser, der wahrhaft Weise. Sie sprechen von Seiner Großartigkeit, weil Er, ohne gegessen zu werden, sogar das isst, was keine gewöhnliche Nahrung ist. Oh Brahmacharin, wir meditieren über dieses Brahman." Dann sagte er zu den Dienern: "Gebt ihm zu essen."

ChUp 4,3.8

tasmai u ha daduḥ |
te vā ete pañcānye pañcānye daśa santas tat kṛtam |
tasmāt sarvāsu dikṣv annam eva daśa kṛtam |
saiṣā virāḍ annādī |
tayedaṃ sarvaṃ dṛṣṭam |
sarvam asya idaṃ dṛṣṭaṃ bhavaty annādo bhavati ya evaṃ veda ya evaṃ veda || ChUp_4,3.8 ||

8. Sie gaben ihm zu essen. Diese fünf (d.h. der Esser Vayu und das Feuer, die Sonne, der Mond und das Wasser, die seine Nahrung sind) und jene fünf (d.h. der Esser Prana und die Organe der Sprache, das Auge, das Ohr und der Geist, die seine Nahrung sind) ergeben zehn. Diese bilden zusammen das krita (den höchsten Wurf in einem Würfelspiel). Aufgrund dieser Ähnlichkeit der Zehn sind diese Zehn die Nahrung in den zehn Vierteln und darüber hinaus sind sie Virat, der Esser der Nahrung, durch den all dies gesehen wird. All dies sieht er und zum Esser der Nahrung wird er, der dies weiß, ja, der dies weiß.

iti cchāndogyopaniṣadi caturthādhyāyasya tṛtīyaḥ khaṇḍaḥ

4. Khanda - Die Geschichte von Satyakama

ChUp 4,4.1

satyakāmo ha jābālo jabālāṃ mātaram āmantrayāṃ cakre |
brahmacaryaṃ bhavati vivatsyāmi kiṃgotro nv aham asmīti || ChUp_4,4.1 ||

1. Es war einmal Satyakama, der Sohn von Jabala, der sich an seine Mutter wandte und sagte: "Ehrwürdige Mutter, ich möchte ein Brahmacharin werden. Von welcher Abstammung bin ich?"

ChUp 4,4.2

sā hainam uvāca |
nāham etad veda tāta yadgotras tvam asi |
bahv aham carantī paricāriṇī yauvane tvām alabhe |
sāham etan na veda yadgotras tvam asi |
jabālā tu nāmāham asmi |
satyakāmo nāma tvam asi |
sa satyakāma eva jābālo bruvīthā iti || ChUp_4,4.2 ||

2. Sie sagte zu ihm: "Ich weiß nicht, mein Kind, von welcher Abstammung du bist. In meiner Jugend war ich mit vielen häuslichen Pflichten und mit der Bewirtung von Gästen beschäftigt, als ich dich empfing. Ich weiß nicht, von welcher Abstammung du bist. Ich heiße Jabala, und du bist Satyakama. Du kannst also von dir selbst als Satyakama Jabala (der Sohn von Jabala) sprechen.

ChUp 4,4.3-4

sa ha hāridrumataṃ gautamam etyovāca |
brahmacaryaṃ bhagavati vatsyāmi |
upeyāṃ bhagavantam iti || ChUp_4,4.3 ||

3. Er kam zu Gautama, dem Sohn von Haridrumata, und sagte: "Verehrter Herr, ich wünsche, bei dir als Brahmacharin zu leben. Darf ich mich dir als Schüler nähern?"

taṃ hovāca kiṃgotro nu somyāsīti |
sa hovāca |
nāham etad veda bho yadgotro 'ham asmi |
apṛcchaṃ mātaram |
sā mā pratyabravīd bahv aham carantī paricariṇī yauvane tvām alabhe |
sāham etan na veda yadgotras tvam asi |
jabālā tu nāmāham asmi |
satyakāmo nāma tvam asīti |
so 'haṃ satyakāmo jābālo 'smi bho iti || ChUp_4,4.4 ||

4. Gautama sagte zu ihm: "Von welcher Abstammung bist du, lieber Freund?" Satyakama sagte: "Ich weiß nicht, Herr, von welcher Abstammung ich bin. Ich fragte meine Mutter danach, und sie antwortete: "In meiner Jugend war ich mit vielen häuslichen Pflichten und mit dem Bedienen von Gästen beschäftigt, als ich dich empfing. Ich weiß nicht, von welcher Abstammung du bist. Ich heiße Jabala, und du bist Satyakama.' Ich bin also, Herr, Satyakama Jabala."

ChUp 4,4.5

taṃ hovāca |
naitad abrahmaṇo vivaktum arhati |
samidhaṃ somyāhara |
upa tvā neṣye na satyād agā iti |
tam upanīya kṛśānām abalānāṃ catuḥśatā gā nirākṛtya uvācemāḥ somyānusaṃvrajeti |
tā abhiprasthāpayann uvāca |
nāsahasreṇāvarteyeti |
sa ha varṣagaṇaṃ provāsa |
tā yadā sahasraṃ sampeduḥ || ChUp_4,4.5 ||

5. Gautama sagte: "Niemand außer einem wahren Brahmanen würde so sprechen. Hol den Brennstoff, lieber Freund, ich werde dich einweihen. Du bist nicht von der Wahrheit abgewichen." Er weihte Satyakama ein. Nachdem er vierhundert magere und schwache Kühe aus seiner Herde ausgesondert hatte, sagte er: "Lieber Freund, geh mit diesen." Satyakama trieb sie in den Wald und sagte: "Ich werde nicht zurückkehren, bis sie tausend geworden sind." Er lebte einige Jahre im Wald [bis die Kühe zu tausend geworden waren].

iti cchāndogyopaniṣadi caturthādhyāyasya caturthaḥ khaṇḍaḥ

5. Khanda - Unterweisung durch den Stier

ChUp 4,5.1

atha hainam ṛṣabho 'bhyuvāda satyakāma 3 iti |
bhagava iti ha pratiśuśrāva |
prāptāḥ somya sahasraṃ smaḥ |
prāpaya na ācāryakulam || ChUp_4,5.1 ||

1. Der Bulle der Herde sprach ihn an: "Satyakama!" "Verehrter Herr!" Satyakama erwiderte. Der Stier sagte: "Lieber Freund, wir sind tausend geworden, führe uns zum Haus des Lehrers.

ChUp 4,5.2

brahmaṇaś ca te pādaṃ bravāṇi iti |
bravītu me bhagavān iti |
tasmai hovāca |
prācī dik kalā |
praticī dik kalā |
dakṣiṇā dik kalā |
udīcī dik kalā |
eṣa vai somya catuṣkalaḥ pādo brahmaṇaḥ prakāśavān nāma || ChUp_4,5.2 ||

2. "Ich werde dir einen Fuß des Brahmanen erklären." "Erkläre es, verehrter Herr." Der Stier sagte zu ihm: "Der Osten ist ein Viertel, der Westen ist ein Viertel, der Süden ist ein Viertel, der Norden ist ein Viertel. Dies, lieber Freund, ist der Fuß von Brahman, der aus vier Vierteln besteht, und dieser Fuß wird Prakasavat (leuchtend) genannt.

ChUp 4,5.3

sa ya etam evaṃ vidvāṃś catuṣkalaṃ pādaṃ brahmaṇaḥ prakāśavān ity upāste prakāśavān asmiṃl loke bhavati |
prakāśavato ha lokāñ jayati ya etam evaṃ vidvāṃś catuṣkalaṃ pādaṃ brahmaṇaḥ prakāśavān ity upāste || ChUp_4,5.3 ||

3. "Wer dies weiß und über den aus vier Vierteln bestehenden Fuß Brahmans als leuchtend meditiert, wird auf dieser Erde leuchtend. Er erobert leuchtende Welten - derjenige, der dies weiß und über den Fuß des Brahman meditiert, der aus vier Vierteln besteht, die leuchten."

iti cchāndogyopaniṣadi caturthādhyāyasya pañcamaḥ khaṇḍaḥ

6. Khanda - Unterweisung durch Feuer

ChUp 4,6.1

agniṣṭe pādaṃ vakteti |
sa ha śvo bhūte gā abhiprasthāpayāṃ cakāra |
tā yatrābhisāyaṃ babhūvus tatrāgnim upasamādhāya gā uparudhya samidham ādhāya paścād agneḥ prāṅ upopaviveśa || ChUp_4,6.1 ||

1. Der Stier sagte weiter: "Agni (das Feuer) wird dir einen weiteren Fuß des Brahmanen verkünden." Satyakama trieb daraufhin, als es Morgen war, die Kühe in Richtung des Hauses des Lehrers. Und als sie gegen Abend zusammenkamen, zündete er ein Feuer an, sperrte die Kühe ein, legte Brennstoff auf das Feuer und setzte sich hinter das Feuer, mit Blick nach Osten.

ChUp 4,6.2

tam agnir abhyuvāda satyakāma 3 iti |
bhagava iti ha pratiśuśrāva || ChUp_4,6.2 ||

2. Agni (das Feuer) sprach ihn an und sagte: "Satyakama!" "Verehrter Herr!" Satyakama erwiderte.

ChUp 4,6.3

brahmaṇaḥ somya te pādaṃ bravāṇīti |
bravītu me bhagavān iti |
tasmai ha uvāca |
pṛthivī kalā |
antarikṣaṃ kalā |
dyauḥ kalā |
samudraḥ kalā |
eṣa vai somya catuṣkalaḥ pādo brahmaṇo 'nantavān nāma || ChUp_4,6.3 ||

3. "Lieber Freund, ich werde dir einen Fuß des Brahmanen erklären." "Erkläre es, verehrter Herr." Agni sagte zu ihm: "Die Erde ist ein Viertel, der Himmel ist ein Viertel, der Himmel ist ein Viertel, der Ozean ist ein Viertel. Dies, lieber Freund, ist ein Fuß von Brahman, bestehend aus vier Vierteln, und dieser Fuß wird Anantavat (unendlich) genannt.

ChUp 4,6.4

sa ya etam evaṃ vidvāṃś catuṣkalaṃ pādaṃ brahmaṇo 'nantavān ity upāste 'nantavān asmiṃl loke bhavati |
anantavato ha lokāñ jayati ya etam evaṃ vidvāṃś catuṣkalaṃ pādaṃ brahmaṇo 'nantavān ity upāste || ChUp_4,6.4 ||

4. "Wer dies weiß und über den aus vier Vierteln bestehenden Fuß Brahmans als endlos meditiert, wird auf dieser Erde endlos. Er erobert endlose Welten - derjenige, der dies weiß und über den Fuß des Brahman meditiert, der aus vier Vierteln besteht und endlos ist."

iti cchāndogyopaniṣadi caturthādhyāyasya ṣaṣṭha khaṇḍaḥ

7. Khanda - Unterweisung durch den Schwan

ChUp 4,7.1-2

haṃsaste pādaṃ vakteti sa ha śvobhūte gā abhiprasthāpayāñcakāra tā yatrābhisāyaṃ babhūvustatrāgnimupasamādhāyā gā uparudhya samidhamādhāya paścādagneḥ prāṅupopaviveśa //1 //

1. Agni sagte weiter: "Ein hamsa (Schwan) wird dir einen anderen Fuß erklären." Satyakama trieb dann, als es Morgen war, die Kühe in Richtung des Hauses des Lehrers. Und als sie gegen Abend zusammenkamen, zündete er ein Feuer an, sperrte die Kühe ein, legte Brennstoff auf das Feuer und setzte sich hinter das Feuer, mit Blick nach Osten.

taṃ haṃsa upanipatyābhyuvāda satyakāma 3 iti bhagava iti ha pratiśuśrāva //2//

2. Da flog ein Schwan zu ihm und sagte: "Satyakama!" "Verehrter Herr!" Satyakama erwiderte.

ChUp 4,7.3-4

brahmaṇaḥ somya te pādaṃ bravāṇīti |
bravītu me bhagavān iti |
tasmai hovāca |
agniḥ kalā |
sūryaḥ kalā |
candraḥ kalā |
vidyut kalā |
eṣa vai somya catuṣkalaḥ pādo brahmaṇo jyotiṣmān nāma || ChUp_4,7.3 ||

3. Lieber Freund, ich werde dir einen Fuß des Brahmanen erklären." "Erkläre es, verehrter Herr." Der Schwan sprach zu ihm: "Feuer ist ein Viertel, die Sonne ist ein Viertel, der Mond ist ein Viertel, der Blitz ist ein Viertel. Dies, lieber Freund, ist ein Fuß von Brahman, bestehend aus vier Vierteln, und dieser Fuß wird Jyotishmat (leuchtend) genannt.

sa ya etam evaṃ vidvāṃś catuṣkalaṃ pādaṃ brahmaṇo jyotiṣmān ity upāste jyotiṣmān asmiṃl loke bhavati |
jyotiṣmato ha lokāñ jayati ya etam evaṃ vidvāṃś catuṣkalaṃ pādaṃ brahmaṇo jyotiṣmān ity upāste || ChUp_4,7.4 ||

4. Wer dies weiß und über den aus vier Vierteln bestehenden Fuß Brahmans als leuchtend meditiert, wird auf dieser Erde leuchtend. Er erobert leuchtende Welten - derjenige, der dies weiß und über den Fuß von Brahman meditiert, der aus vier Vierteln besteht und leuchtend ist.

iti cchāndogyopaniṣadi caturthādhyāyasya saptamaḥ khaṇḍaḥ

8. Khanda - Unterweisung durch den Taucher-Vogel

ChUp 4,8.1

madguṣṭe pādaṃ vakteti |
sa ha śvo bhūte gā abhiprasthāpayāṃ cakāra |
tā yatrābhisāyaṃ babhūvus tatrāgnim upasamādhāya gā uparudhya samidham ādhāya paścād agneḥ prāṅ upopaviveśa || ChUp_4,8.1 ||

1. Der Schwan sagte weiter: "Ein Madgu (Tauchervogel) wird dir einen anderen Fuß erklären." Satyakama trieb dann, als es Morgen war, die Kühe in Richtung des Hauses des Lehrers. Und als sie gegen Abend zusammenkamen, zündete er ein Feuer an, sperrte die Kühe ein, legte Brennstoff auf das Feuer und setzte sich hinter das Feuer, mit Blick nach Osten.

ChUp 4,8.2-3

taṃ madgur upanipatyābhyuvāda satyakāma 3 iti |
bhagava iti ha pratiśuśrāva || ChUp_4,8.2 ||

2. Da flog ein Taucher-Vogel zu ihm und sagte: "Satyakama!" "Verehrter Herr!" Satyakama erwiderte.

brahmaṇaḥ somya te pādaṃ bravāṇīti |
bravītu me bhagavān iti |
tasmai hovāca |
prāṇaḥ kalā |
cakṣuḥ kalā |
śrotraṃ kalā |
manaḥ kalā |
eṣa vai somya catuṣkalaḥ pādo brahmaṇa āyatanavān nāma || ChUp_4,8.3 ||

3. "Lieber Freund, ich werde dir einen Fuß des Brahmanen erklären." "Erkläre es, verehrter Herr." Der Tauchervogel sagte zu ihm: "Das Prana ist ein Viertel, das Auge ist ein Viertel, das Ohr ist ein Viertel, der Geist ist ein Viertel. Dies, lieber Freund, ist ein Fuß des Brahman, der aus vier Vierteln besteht, und dieser Fuß wird Ayatanavat (Unterstützung haben) genannt.

ChUp 4,8.4

sa ya etam evaṃ vidvāṃś catuṣkalaṃ pādaṃ brahmaṇa āyatanavān ity upāsta āyatanavān asmiṃl loke bhavati |
āyatanavato ha lokāñ jayati ya etam evaṃ vidvāṃś catuṣkalaṃ pādaṃ brahmaṇa āyatanavān ity upāste || ChUp_4,8.4 ||

4. "Wer dies weiß und über den aus vier Vierteln bestehenden Fuß von Brahman als Ayatanavat meditiert, besitzt eine Stütze (d.h. ein Zuhause) auf dieser Erde. Er erobert die Welten, die ein Zuhause bieten - er, der dies weiß und über den Fuß von Brahman meditiert, der aus vier Vierteln als Ayatanavat besteht."

iti cchāndogyopaniṣadi caturthādhyāyasyāṣṭamaḥ khaṇḍaḥ

9. Khanda - Unterweisung durch den Lehrer

ChUp 4,9.1

prāpa hācaryakulam |
tam ācaryo 'bhyuvāda satyakāma 3 iti |
bhagava iti ha pratiśuśrāva || ChUp_4,9.1 ||

1. Satyakama erreichte das Haus des Lehrers. Der Lehrer sagte zu ihm: "Satyakama!" "Verehrter Herr!" Satyakama erwiderte.

ChUp 4,9.2

brahmavid iva vai somya bhāsi |
ko nu tvānuśaśāseti |
anye manuṣyebhya iti ha pratijajñe |
bhagavāṃs tv eva me kāme brūyāt || ChUp_4,9.2 ||

2. Der Lehrer sagte: "Lieber Freund, du strahlst wie einer, der Brahman kennt. Wer hat dich gelehrt?" "Andere als Menschen", antwortete er. "Aber ich wünsche, verehrter Herr, dass du allein mich lehren sollst."

ChUp 4,9.3

śrutaṃ hy eva me bhagavaddṛśebhya ācāryād dhaiva vidyā viditā sādhiṣṭhaṃ prāpatīti |
tasmai ha etad eva uvāca |
atra ha na kiṃcana vīyāyeti vīyāyeti || ChUp_4,9.3 ||

3. "Denn ich habe von Menschen wie dir gehört, dass nur Wissen, das von einem Lehrer (acharya) erlernt wird, zum höchsten Gut führt." Daraufhin lehrte er (Gautama) ihn das gleiche Wissen. Nichts, was auch immer, wurde ausgelassen, ja, nichts, was auch immer, wurde ausgelassen.

iti cchāndogyopaniṣadi caturthādhyāyasya navamaḥ khaṇḍaḥ

10. Khanda - Die Geschichte von Upakosala

ChUp 4,10.1

upakosalo ha vai kāmalāyanaḥ satyakāme jābāle brahmacāryam uvāsa |
tasya ha dvādaśa vārṣāny agnīn paricacāra |
sa ha smānyān antevāsinaḥ samāvartayaṃs taṃ ha smaiva na samāvartayati || ChUp_4,10.1 ||

1. Upakosala, der Sohn von Kamala, lebte als Brahmachirin (religiöser Schüler) bei Satyakama, dem Sohn von Jabala. Er hütete zwölf Jahre lang die Feuer seines Lehrers. Satyakama erlaubte seinen anderen Schülern, nach Beendigung ihrer vedischen Studien in ihre Häuser zurückzukehren, aber er erlaubte Upakosala nicht, das Haus zu verlassen.

ChUp 4,10.2

taṃ jāyovāca tapto brahmacārī kuśalam agnīn paricacārīt |
mā tvā agnayaḥ paripravocan |
prabrūhy asmā iti |
tasmai hāprocyaiva pravāsāṃ cakre || ChUp_4,10.2 ||

2. Da sagte seine Frau zu ihm: "Dieser Brahmachirin, der sich in Entbehrungen übt, hat sich klug um deine Feuer gekümmert. Gib ihm Unterricht, damit die Feuer dich nicht tadeln." Der Lehrer aber ging auf eine Reise, ohne ihn zu unterrichten.

ChUp 4,10.3

sa ha vyādhinā anaśituṃ dadhre |
tam ācāryajāyā uvāca brahmacārinn aśāna |
kiṃ nu na aśnāsi iti |
sa ha uvāca bahava ime 'smin puruṣe kāmā nānātyāyāḥ |
vyādhībhīḥ pratipūrṇo 'smi |
na as/iṣyāmi iti || ChUp_4,10.3 ||

3. Der Brahmachirin begann aus geistigem Kummer zu fasten. Da sagte die Frau des Lehrers zu ihm: "Brahmachirin, warum isst du nicht?" Er antwortete: "Es gibt in einem Menschen wie mir viele Wünsche, die auf verschiedene Objekte gerichtet sind. Ich bin voll von Sorgen. Ich werde nicht essen."

ChUp 4,10.4

atha hāgnayaḥ samūdire |
tapto brahmacārī kuśalaṃ naḥ paryacārīt |
hantāsmai prabravāmeti tasmai hocuḥ |
prāṇo brahma kaṃ brahma khaṃ brahmeti || ChUp_4,10.4 ||

4. Daraufhin sagten die Feuer unter sich: "Dieser Brahmachirin, der Entbehrungen praktiziert, hat uns auf intelligente Weise versorgt. Kommt, lasst uns ihn lehren." Sie sprachen zu ihm: "Das Prana ist Brahman, Ka (Freude) ist Brahman, Kha (das Akaha) ist Brahman."

ChUp 4,10.5

sa hovāca |
vijānāmy ahaṃ yat prāṇo brahma |
kaṃ ca tu khaṃ ca na vijānāmīti |
te hocuḥ |
yad vāva kaṃ tad eva kham |
yad eva khaṃ tad eva kam iti |
prāṇaṃ ca hāsmai tad ākāśaṃ cocuḥ || ChUp_4,10.5 ||

5. Er sagte: "Ich verstehe, dass das Prana Brahman ist, aber ich verstehe nicht 'Freude' (ka) und 'das akasa' (kha)." Sie sagten: "Was Freude (ka) ist, ist der akasa (kha), was der akasa (kha) ist, ist Freude (ka)." Sie lehrten ihn das Prana (d.h. Brahman) und das damit verbundene Akasa.

iti cchāndogyopaniṣadi caturthādhyāyasya daśamaḥ khaṇḍaḥ

11. Khanda - Unterweisung durch das Hausfeuer

ChUp 4,11.1

atha hainaṃ gārhapatyo 'nuśaśāsa pṛthivy agnir annam āditya iti |
ya eṣa āditye puruṣo dṛśyate so 'ham asmi sa eva aham asmi iti || ChUp_4,11.1 ||

1. Dann lehrte ihn das Garhapatya-Feuer: "Die Erde, das Feuer, die Nahrung und die Sonne sind meine Formen. Die Person, die in der Sonne gesehen wird - ich bin sie, ich bin wirklich sie.

ChUp 4,11.2

sa ya etam evaṃ vidvān upāste |
apahate pāpakṛtyām |
lokī bhavati |
sarvam āyur eti |
jyog jīvati |
na asya avarapuruṣāḥ kṣīyante |
upa vayaṃ taṃ bhuñjāmo 'smiṃś ca loke 'muṣmiṃś ca |
ya etam evaṃ vidvān upāste || ChUp_4,11.2 ||

2. "Wer dies weiß und über das Feuer meditiert, befreit sich von sündigen Handlungen, erlangt die Welt des Garhapatya-Feuers, erreicht sein volles Alter und lebt strahlend. Seine Nachkommenschaft geht nicht unter. Wir unterstützen denjenigen in dieser und in der anderen Welt, der, dies wissend, über das Feuer meditiert."

iti cchāndogyopaniṣadi caturthādhyāyasyaikādaśaḥ khaṇḍaḥ

12. Khanda - Unterweisung durch das südliche Feuer

ChUp 4,12.1

atha ha enam anvāhāryapacano 'nuśaśāsa āpo diśo nakṣatrāṇi candramā iti |
ya eṣa candramasi puruṣo dṛṣyate so 'ham asmi sa eva aham asmi iti || ChUp_4,12.1 ||

1. Dann lehrte ihn die Anvaharya (Südliche) Fie: "Wasser, die Viertel, die Sterne und der Mond sind meine Formen. Die Person, die im Mond gesehen wird, ich bin sie, ich bin sie wirklich.

sa ya etam evaṃ vidvān upāste |
apahate pāpakṛtyām |
lokī bhavati |
sarvam āyur eti |
jyog jīvati |
na asya avarapuruṣāḥ kṣīyante |
upa vayaṃ taṃ bhuñjāmo 'smiṃś ca loke 'muṣmiṃś ca |
ya etam evaṃ vidvān upāste || ChUp_4,12.2 ||

2. "Wer dies weiß und über das Feuer meditiert, befreit sich von sündhaften Handlungen, erlangt die Welt des Anvaharya-Feuers, erreicht sein volles Alter und lebt strahlend. Seine Nachkommenschaft geht nicht unter. Wir unterstützen denjenigen in dieser und in der anderen Welt, der dies weiß und über das Feuer meditiert."

iti cchāndogyopaniṣadi caturthādhyāyasya dvādaśaḥ khaṇḍaḥ

13. Khanda - Unterweisung durch das Ahavaniya-Feuer

ChUp 4,13.1

atha hainam āhavanīyo 'nuśaśāsa prāṇa ākāśo dyaur vidyud iti |
ya eṣa vidyuti puruṣo dṛśyate so 'ham asmi sa evāham asmīti || ChUp_4,13.1 ||

1. Dann lehrte ihn das Ahavaniya Feuer: "Das Prana, das Akaha, der Himmel und der Blitz sind meine Formen. Die Person, die im Blitz gesehen wird - ich bin sie, ich bin sie wirklich.

sa ya etam evaṃ vidvān upāste |
apahate pāpakṛtyām |
lokī bhavati |
sarvam ayur eti |
jyog jīvati |
nāsyāvarapuruṣāḥ kṣīyante |
upa vayaṃ taṃ bhuñjāmo 'smiṃś ca loke 'muṣmiṃś ca |
ya etam evaṃ vidvān upāste || ChUp_4,13.2 ||

2. "Wer dies weiß und über das Feuer meditiert, befreit sich von sündhaften Handlungen, erlangt die Welt des Anvaharya-Feuers, erreicht sein volles Alter und lebt strahlend. Seine Nachkommenschaft geht nicht unter. Wir unterstützen denjenigen in dieser und in der anderen Welt, der dies weiß und über das Feuer meditiert."

iti cchāndogyopaniṣadi caturthādhyāyasya trayodaśaḥ khaṇḍaḥ

14. Khanda - Der Dialog zwischen dem Lehrer und dem Schüler

ChUp 4,14.1

te hocuḥ |
upakosalaiṣā somya te 'smadvidyātmavidyā ca |
ācāryas tu te gatiṃ vakteti |
ājagāma hāsyācāryaḥ |
tam ācāryo 'bhyuvādopakosala 3 iti || ChUp_4,14.1 ||

1. Dann sagten sie (d. h. alle Feuer): "Upakosala, lieber Freund, so lehrten wir dich das Wissen über uns selbst und das Wissen über das Selbst. Aber der Lehrer wird dich den Weg lehren." Der Lehrer kehrte zurück und sagte zu ihm: "Upakosala!"

ChUp 4,14.2-3

bhagava iti ha pratiśuśrāva |
brahmavida iva somya mukhaṃ bhāti |
ko nu tvānuśaśāseti |
ko nu mānuśiśyād bho itīhāpeva nihnute |
ime nūnam īdṛśā anyādṛśā itīhāgnīn abhyūde |
kiṃ nu somya kila te 'vocann iti || ChUp_4,14.2 ||

idam iti ha pratijajñe |
lokān vāva kila somya te 'vocan |
ahaṃ tu te tad vakṣyāmi yathā puṣkarapalāśa āpo na śliṣyanta evam evaṃvidi pāpaṃ karma na śliṣyata iti |
bravītu me bhagavān iti |
tasmai hovāca || ChUp_4,14.3 ||

2-3. Er antwortete: "Verehrter Herr!" "Lieber Freund, dein Gesicht leuchtet wie das von jemandem, der Brahman kennt. Wer hat dich gelehrt?" "Wer sollte mich lehren, Herr?" Hier verheimlicht er sozusagen die Tatsache. Und er sagte und deutete auf die Feuer: "Aus diesem Grund haben sie jetzt diese Form, obwohl sie vorher eine andere Form hatten." "Lieber Freund, was haben sie dich gelehrt?" "Dies", antwortete Upakosala und wiederholte etwas von dem, was die Feuer ihm gesagt hatten. Der Lehrer sagte: "Sie haben dir, lieber Freund, nur von den Welten erzählt, aber ich werde dir von Brahman erzählen. Wie das Wasser nicht am Lotusblatt haftet, so haftet kein Übel an dem, der dies weiß." Upakosala sagte zu ihm: "Verehrter Herr, bitte erzähle es mir."

iti cchāndogyopaniṣadi caturthādhyāyasya caturdaśaḥ khaṇḍaḥ

15. Khanda - Unterweisung durch den Lehrer

ChUp 4,15.1

ya eṣo 'kṣiṇi puruṣo dṛśyata eṣa ātmeti hovāca |
etad amṛtam abhayam etad brahmeti |
tad yady apy asmin sarpir vodakaṃ vā siñcati vartmanī eva gacchati || ChUp_4,15.1 ||

1. Er sagte: "Die Person, die im Auge gesehen wird - das ist das Selbst. Das ist das Unsterbliche, das Furchtlose; das ist Brahman. Deshalb, wenn man geschmolzene Butter oder Wasser in das Auge tropft, fließt es auf beiden Seiten weg.

ChUp 4,15.2

etaṃ saṃyadvāma ity ācakṣate |
etaṃ hi sarvāṇi vāmāny abhisaṃyanti |
sarvāṇy enaṃ vāmāny abhisaṃyanti ya evaṃ veda || ChUp_4,15.2 ||

2. "Die Seher nennen ihn Samyadvama, denn alle Segnungen (vama) gehen zu ihm (samyanti). Alle Segnungen gehen zu dem, der dies weiß.

ChUp 4,15.3

eṣa u eva vāmanīḥ |
eṣa hi sarvāṇi vāmāni nayati |
sarvāṇi vāmāni nayati ya evaṃ veda || ChUp_4,15.3 ||

3. "Er ist auch Vamani, denn er bringt den Lebewesen (nayati) alle Segnungen (vama). Derjenige, der dies weiß, trägt alle Segnungen.

ChUp 4,15.4

eṣa u eva bhāmanīḥ |
eṣa hi sarveṣu lokeṣu bhāti |
sarveṣu lokeṣu bhāti ya evaṃ veda || ChUp_4,15.4 ||

4. "Er wird auch Bhamani genannt, denn er leuchtet (bhati) in allen Welten. Derjenige, der dies weiß, leuchtet in allen Welten.

ChUp 4,15.5

atha yad u caivāsmiñ chavyaṃ kurvanti yadi ca nārciṣam evābhisaṃbhavanti |
arciṣo 'haḥ |
ahna āpūryamāṇapakṣam |
āpūryamāṇapakṣād yān ṣaḍ udaṅṅ eti māsāṃs tān |
māsebhyaḥ saṃvatsaram |
saṃvatsarād ādityam |
ādityāc candramasam |
candramaso vidyutam |
tat puruṣo 'mānavaḥ |
sa enān brahma gamayati |
eṣa devapatho brahmapathaḥ |
etena pratipadyamānā imaṃ mānavam āvartaṃ nāvartante nāvartante || ChUp_4,15.5 ||

5. "Ob sie nun die Bestattungsriten für einen solchen Menschen durchführen oder nicht, er geht zum Licht, vom Licht zum Tag, vom Tag zur hellen Hälfte des Mondes, von der hellen Hälfte des Mondes zu den sechs Monaten, in denen die Sonne nach Norden geht, von diesen Monaten zum Jahr, vom Jahr zur Sonne, von der Sonne zum Mond, vom Mond zum Blitz. Dort begegnet ihm eine Person, die kein Mensch ist, und führt ihn zu Brahman. Dies ist der Pfad der Götter (Devayana), der Pfad, der zu Brahman führt. Diejenigen, die auf ihm reisen, kehren nicht in den Strudel der Menschheit zurück, ja, sie kehren nicht zurück."

iti cchāndogyopaniṣadi caturthādhyāyasya pañcadaśaḥ khaṇḍaḥ

16. Khanda - Das Schweigen des Brahma-Priesters

ChUp 4,16.1

eṣa ha vai yajño yo 'yaṃ pavate |
eṣa ha yann idaṃ sarvaṃ punāti |
yad eṣa yann idaṃ sarvaṃ punāti |
tasmād eṣa eva yajñaḥ |
tasya manaś ca vāk ca vartanī || ChUp_4,16.1 ||

1. Wahrlich, derjenige, der sich fortbewegt (d.h. die Luft), ist das Opfer; denn er, der sich fortbewegt, reinigt alles. Und weil er, indem er sich fortbewegt, alles reinigt, ist er das Opfer. Von diesem Opfer sind der Geist und die Sprache die beiden Wege.

ChUp 4,16.2-3

tayor anyatarāṃ manasā saṃskaroti brahmā |
vācā hotādhvaryur udgātānyatarām |
sa yatropākṛte prātaranuvāke purā paridhānīyāyā brahmā vyavavadati || ChUp_4,16.2 ||

anyatarām eva vartanīṃ saṃskaroti |
hīyate 'nyatarā |
sa yathaikapād vrajan ratho vaikena cakreṇa vartamāno riṣyaty evam asya yajño riṣyati |
yajñaṃ riṣyantaṃ yajamāno 'nu riṣyati |
sa iṣṭvā pāpīyān bhavati || ChUp_4,16.3 ||

(2-3) Der Brahma-Priester reinigt eines der beiden (d.h. den Geist) durch seinen Geist. Das andere (d.h. die Sprache) wird durch die Worte des hotri-Priesters, des adhvaryu-Priesters und des udgatri-Priesters gereinigt. Wenn der Brahma-Priester nach Beginn der Prataranuvaka-Hymne und vor der Rezitation der Paridhaniya-Hymne sein Schweigen bricht und spricht, reinigt er nur einen der Wege (d.h. die Sprache), aber der andere (d.h. der Geist) wird verletzt. So wie ein Mensch, der auf einem Bein geht, oder eine Kutsche, die auf einem Rad fährt, verletzt wird, so wird auch das Opfer verletzt. Infolge der Verletzung des Opfers wird auch der Opfernde verletzt. Durch die Durchführung des fehlerhaften Opfers wird er noch sündiger.

ChUp 4,16.4-5

atha yatra upākṛte prātaranuvāke na purā paridhānīyāyā brahmā vyavavadaty ubhe eva vartanī saṃskurvanti |
na hīyate 'nyatarā || ChUp_4,16.4 ||

sa yathobhayapād vrajan ratho vobhābhyāṃ cakrābhyāṃ vartamānaḥ pratitiṣṭhaty evam asya yajñaḥ pratitiṣṭhati yajñaṃ pratitiṣṭhantaṃ yajamāno 'nu pratitiṣṭhati |
sa iṣṭvā śreyān bhavati || ChUp_4,16.5 ||

(4-5). Aber wenn der Brahma-Priester nach dem Beginn der Prataranuvaka-Hymne und vor der Rezitation des Paridhaniya sein Schweigen nicht bricht und spricht, reinigt er beide Wege und keiner von ihnen wird verletzt. So wie ein Mann, der auf zwei Beinen geht, oder eine Kutsche, die auf zwei Rädern fährt, ohne Hindernis weitergeht, so geht auch das Opfer ohne Hindernis weiter. Nach dem Erfolg des Opfers geht es auch dem Opfernden gut. Nachdem er das Opfer durchgeführt hat, wird er besser.


iti cchāndogyopaniṣadi caturthādhyāyasya ṣoḍaśaḥ khaṇḍaḥ

17. Khanda - Bußen für Fehler bei der Opferung

ChUp 4,17.1

prajāpatir lokān abhyatapat |
teṣāṃ tapyamānānāṃ rasān prāvṛhat |
agniṃ pṛthivyāḥ |
vāyum antarikṣāt |
ādityaṃ divaḥ || ChUp_4,17.1 ||

1. Prajapati grübelte über die Welten; aus ihnen, so gegrübelt, quetschte er die Essenzen: Agni (Feuer) aus der Erde, Vayu (Luft) aus der mittleren Region und Aditya (die Sonne) vom Himmel.

ChUp 4,17.2

sa etās tisro devatā abhyatapat |
tāsāṃ tapyamānānāṃ rasān prāvṛhat |
agner ṛcaḥ |
vāyor yajūṃṣi |
sāmāny ādityāt || ChUp_4,17.2 ||

2. Er grübelte über diese drei Gottheiten; von ihnen, so gegrübelt, quetschte er die Essenzen aus. Die Rik-Verse aus dem Feuer, die Yajus-Verse aus der Luft und die Saman-Verse aus der Sonne.

ChUp 4,17.3-4

sa etāṃ trayīṃ vidyām abhyatapat |
tasyās tapyamānāyā rasān prāvṛhat |
bhūr ity ṛgbhyaḥ |
bhuvar iti yajurbhyaḥ |
svar iti sāmabhyaḥ || ChUp_4,17.3 ||

3. Er grübelte über das dreifache Wissen (d.h. die drei Veden); aus ihnen, so über sie gegrübelt, quetschte er die Essenzen aus: Bhuh aus den Rik-versen, Bhuvah aus den Yajus-versen und Svah aus den Saman-versen.

tad yady ṛkto riṣyed bhūḥ svāheti gārhapatye juhuyāt |
ṛcām eva tadrasenarcāṃ vīryeṇarcāṃ yajñasya viriṣṭaṃ saṃdadhāti || ChUp_4,17.4 ||

4. Wenn das Opfer in Bezug auf die Rik-Verse verletzt ist, sollte man dann ein Trankopfer im Garhapatya-Feuer darbringen und dabei sagen: "Bhuh Svaha!" So wird die Verletzung in Bezug auf die Rik-verses durch die Essenz und die Kraft der Rik-verses selbst geheilt.

ChUp 4,17.5-6

atha yadi yajuṣṭo riṣyed bhuvaḥ svāheti dakṣiṇāgnau juhuyāt |
yajuṣām eva tadrasena yajuṣāṃ vīryeṇa yajuṣāṃ yajñasya viriṣṭaṃ saṃdadhāti || ChUp_4,17.5 ||

5. Wenn das Opfer in Bezug auf die Yajus-Verse verletzt ist, sollte man dann ein Trankopfer im südlichen (Dakshina) Feuer darbringen und dabei sagen: "Bhuvah Svaha!" So wird die Verletzung in Bezug auf die Yajus-Verse durch die Essenz und die Kraft der Yajus-Verse selbst geheilt.

atha yadi sāmato riṣyet svaḥ svāhety āhavanīye juhuyāt |
sāmnām eva tadrasena sāmnāṃ vīryeṇa sāmnāṃ yajñasya viriṣṭaṃ saṃdadhāti || ChUp_4,17.6 ||

6. Wenn das Opfer in Bezug auf die Saman-Verse verletzt ist, sollte man dann ein Trankopfer im Ahavaniya-Feuer darbringen und dabei sagen: "Svah Svaha!" So wird die Verletzung in Bezug auf die Saman-Verse durch die Essenz und die Kraft der Saman-Verse selbst geheilt.

ChUp 4,17.7-8

tad yathā lavaṇena suvarṇaṃ saṃdadhyāt |
suvarṇena rajataṃ rajatena trapu trapuṇā sīsaṃ sīsena lohaṃ lohena dāru dāru carmaṇā || ChUp_4,17.7 ||

evam eṣāṃ lokānām āsāṃ devatānām asyās trayyā vidyāyā vīryeṇa yajñasya viriṣṭaṃ saṃdadhāti |
bheṣajakṛto ha vā eṣa yajño yatraivaṃvid brahmā bhavati || ChUp_4,17.8 ||

7-8. So wie man Gold mit Borax und Silber mit Gold und Zinn mit Silber und Blei mit Zinn und Eisen mit Blei und Holz mit Eisen oder Leder bindet, so heilt man jede Verletzung des Opfers mit der Kraft dieser Welten, dieser Götter und dieser drei Veden. Das Opfer ist gut geheilt, wenn es einen Brahma-Priester gibt, der dies weiß.

ChUp 4,17.9

eṣa ha vā udakpravaṇo yajño yatraivaṃvid brahmā bhavati |
evaṃvidaṃ ha vā eṣā brahmāṇam anu gāthā |
yato yata āvartate tat tad gacchati || ChUp_4,17.9 ||

ChUp 4,17.10

mānavaḥ |
brahmaivaika ṛtvik kurūn aśvābhirakṣati |
evaṃvid dha vai brahmā yajñaṃ yajamānaṃ sarvāṃś cartvijo 'bhirakṣati |
tasmād evaṃvidam eva brahmāṇaṃ kurvīta nānevaṃvidaṃ nānevaṃvidam || ChUp_4,17.10 ||

9-10. Dieses Opfer ist nach Norden ausgerichtet, wo es einen Brahma-Priester gibt, der dies weiß. Und in Bezug auf einen solchen Brahma-Priester gibt es das folgende gatha: "Wo immer es verletzt wird, dorthin geht er (der Brahma-Priester)." Der stille Brahma allein, als einer oder die Priester, beschützt den Opferer, wie eine Stute einen Krieger beschützt. Weil der Brahma-Priester, der dies weiß, das Opfer, den Opfernden und alle Priester beschützt, sollte man daher eine Person, die dies weiß, zum Brahma-Priester machen und nicht eine, die es nicht weiß, ja, nicht eine, die es nicht weiß.

iti cchāndogyopaniṣadi caturthādhyāyasya saptadaśaḥ khaṇḍaḥiti śrīmadgovindabhagavatpūjyapādaśiṣyaparamahaṃsapar ivrājakācāryaśrīmacchaṅkarabhagavatpādakṛtau cchāndogyopaniṣadvivaraṇe caturtho 'dhyāyaḥ

atha pañcamo 'dhyāyaḥ

5. Prapathaka (Adhyaya) Chandogya Upanishad: Meditationen auf die Elemente und das Universum

Das fünfte Kapitel der Chandogya Upanishad beschäftigt sich mit der Mediation auf das Universelle in den Elementen und Ritualen, um die Einheit von Mikro- und Makrokosmos zu verdeutlichen. Es erläutert verschiedene Upasanas (Meditationen), die den Fokus auf die grundlegenden Elemente des Universums legen, wie Feuer, Wasser und Nahrung, und ihre Rolle im Schöpfungsprozess. Es betont die symbolische Verbindung zwischen den Elementen und den Aspekten des individuellen Lebens, einschließlich Atmung und Sprache. Das Kapitel enthält auch Diskussionen über den universellen Lebenshauch (Prana) und beschreibt die gegenseitige Abhängigkeit aller existierenden Dinge. Die zentrale Botschaft lautet, dass durch das Verständnis dieser Verbindungen und die richtige Praxis von Meditation der Mensch die Einheit von Atman (dem individuellen Selbst) und Brahman (dem universellen Selbst) erkennen und dadurch spirituelle Befreiung erlangen kann.

1. Khanda - Die Vorherrschaft des Prana

ChUp 5,1.1

yo ha vai jyeṣṭhaṃ ca śreṣṭhaṃ ca veda jyeṣṭhaś ca ha vai śreṣṭhaś ca bhavati |
prāṇo vāva jyeṣṭhaś ca śreṣṭhaś ca || ChUp_5,1.1 ||

1. Om. Derjenige, der weiß, was das Älteste und Größte ist, wird selbst das Älteste und Größte. Das Prana ist in der Tat das Älteste und Größte.

ChUp 5,1.2

yo ha vai vasiṣṭhaṃ veda vasiṣṭho ha svānāṃ bhavati |
vāg vāva vasiṣṭhaḥ || ChUp_5,1.2 ||

2. Wer weiß, was das Vortrefflichste (vasishtha) ist, wird der Vortrefflichste unter seinen Verwandten. Das Organ der Sprache ist in der Tat das Vorzüglichste. ChUp 5,1.3

yo ha vai pratiṣṭhāṃ veda prati ha tiṣṭhaty asmiṃś ca loke 'muṣmiṃś ca |
cakṣur vāva pratiṣṭhā || ChUp_5,1.3 ||

3. Derjenige, der weiß, was die Eigenschaften der Festigkeit (pratishtha) hat, wird fest in dieser und in der nächsten Welt. Das Auge ist in der Tat mit Festigkeit begabt.

ChUp 5,1.4

yo ha vai saṃpadaṃ veda saṃ hāsmai kāmāḥ padyante daivāś ca mānuṣāś ca |
śrotraṃ vāva saṃpat || ChUp_5,1.4 ||

4. Wer Wohlstand (sampad) kennt, dessen Wünsche werden erfüllt - sowohl göttliche als auch menschliche Wünsche. Das Ohr ist in der Tat Wohlstand.

ChUp 5,1.5

yo ha vā āyatanaṃ vedāyatanaṃ ha svānāṃ bhavati |
mano ha vā āyatanam || ChUp_5,1.5 ||

5. Wer den Aufenthaltsort (ayatana) kennt, wird der Aufenthaltsort seiner Verwandten. Der Geist ist in der Tat der Aufenthaltsort.

ChUp 5,1.6

atha ha prāṇā ahaṃśreyasi vyūdire |
ahaṃ śreyān asmy ahaṃ śreyān asmīti || ChUp_5,1.6 ||

6. Die Pranas (Sinnesorgane) stritten sich untereinander, wer der Beste unter ihnen sei, jeder sagte: "Ich bin der Beste", "Ich bin der Beste".

ChUp 5,1.7

te ha prāṇāḥ prajāpatiṃ pitaram etyocuḥ bhagavan ko naḥ śreṣṭha iti |
tān hovāca |
yasmin va utkrānte śarīraṃ pāpiṣṭhataram iva dṛśyeta sa vaḥ śreṣṭha iti || ChUp_5,1.7 ||

7. Sie gingen zu Prajapati, ihrem Stammvater, und sagten: "O verehrter Herr, wer ist der Beste unter uns?" Er antwortete ihnen: "Derjenige, bei dessen Abgang der Körper schlechter aussieht als der schlechteste, ist der Beste unter euch."

ChUp 5,1.8-11

sā ha vāg uccakrāma |
sā saṃvatsaraṃ proṣya paryetyovāca |
katham aśakatarte maj jīvitum iti |
yathā kalā avadantaḥ prāṇantaḥ prāṇena paśyantaś cakṣuṣā śṛṇvantaḥ śrotreṇa dhyāyanto manasaivam iti |
praviveśa ha vāk || ChUp_5,1.8 ||

8. Das Organ der Sprache verließ den Ort. Nachdem es ein ganzes Jahr lang fort war, kam es zurück und sagte: "Wie habt ihr es geschafft, ohne mich zu leben?" Die anderen Organe antworteten: "Wir haben so gelebt, wie stumme Menschen leben, ohne zu sprechen, aber mit dem Prana (Nase) zu atmen, mit dem Auge zu sehen, mit dem Ohr zu hören und mit dem Geist zu denken." Dann trat das Organ der Sprache in den Körper ein.

cakṣur hoccakrāma |
tat saṃvatsaraṃ proṣya paryetyovāca |
katham aśakatarte maj jīvitum iti |
yathāndhā apaśyantaḥ prāṇantaḥ prāṇena vadanto vācā śṛṇvantaḥ śrotreṇa dhyāyanto manasaivam iti |
praviveśa ha cakṣuḥ || ChUp_5,1.9 ||

9. Das Auge verließ den Körper. Nachdem es ein ganzes Jahr lang fort war, kam es zurück und sagte: "Wie habt ihr es geschafft, ohne mich zu leben?" Die anderen Organe antworteten: "Wir haben so gelebt, wie Blinde leben, ohne zu sehen, aber mit dem Prana zu atmen, mit der Zunge zu sprechen, mit dem Ohr zu hören und mit dem Geist zu denken." Dann betrat das Auge den Körper.

śrotraṃ hoccakrāma |
tat saṃvatsaraṃ proṣya paryetyovāca katham aśakatarte maj jīvitum iti |
yathā badhirā aśṛṇvantaḥ prāṇantaḥ prāṇena vadanto vācā paśyantaś cakṣuṣā dhyāyanto manasaivam iti |
praviveśa ha śrotram || ChUp_5,1.10 ||

10. Das Ohr ging aus. Nachdem es ein ganzes Jahr lang weg war, kam es zurück und sagte: "Wie habt ihr es geschafft, ohne mich zu leben?" Die anderen Organe antworteten: "Wir haben so gelebt, wie taube Menschen leben, ohne Gehör, aber mit dem Prana atmend. Sprechen mit der Zunge, Sehen mit dem Auge und Denken mit dem Verstand." Dann betrat das Ohr den Körper.

mano hoccakrāma |
tat saṃvatsaraṃ proṣya paryetyovāca |
katham aśakatarte maj jīvitum iti |
yathā bālā amanasaḥ prāṇantaḥ prāṇena vadanto vācā paśyantaś cakṣuṣā śṛṇvantaḥ śrotreṇaivam iti |
praviveśa ha manaḥ || ChUp_5,1.11 ||

11. Der Geist ging hinaus. Nachdem er ein ganzes Jahr lang weg war, kam er zurück und sagte: "Wie habt ihr es geschafft, ohne mich zu leben?" Die anderen Organe antworteten: "Wir haben wie Kinder gelebt, deren Verstand noch nicht ausgebildet ist, ohne mit dem Verstand zu denken, sondern mit dem Prana zu atmen, mit der Zunge zu sprechen, mit dem Auge zu sehen und mit dem Ohr zu hören." Dann trat der Geist in den Körper ein.

ChUp 5,1.12

atha ha prāṇa uccikramiṣan sa yathā suhayaḥ paḍvīśaśaṅkūn saṃkhided evam itarān prāṇān samakhidat |
taṃ hābhisametyocuḥ |
bhagavann edhi |
tvaṃ naḥ śreṣṭho 'si |
motkramīr iti || ChUp_5,1.12 ||

12. Dann, als der der Prana, die Vitalkraft im Begriff war, den Körper zu verlassen, riss er die Organe von ihren Plätzen, so wie ein edles Pferd die Pflöcke ausreißt, an die seine Füße gebunden sind. Sie kamen zu ihm und sagten: "Verehrter Herr, sei du unser Herr, du bist der Beste unter uns. Weiche nicht von uns."

ChUp 5,1.13-14

atha hainaṃ vāg uvāca |
yad ahaṃ vasiṣṭho 'smi tvaṃ tadvasiṣṭho 'sīti |
atha hainaṃ cakṣur uvāca |
yad ahaṃ pratiṣṭhāsmi tvaṃ tatpratiṣṭhāsīti || ChUp_5,1.13 ||

13. Da sagte das Sprachorgan zu ihm: "Die Eigenschaft des vorzüglichsten Seins, die ich besitze, ist deine." Dann sagte das Auge: "Das Merkmal der Festigkeit, das ich besitze, ist dein."

atha hainaṃ śrotram uvāca |
yad ahaṃ saṃpad asmi tvaṃ tatsaṃpad asīti |
atha hainaṃ mana uvāca |
yad aham āyatanam asmi tvaṃ tadāyatanam asīti || ChUp_5,1.14 ||

14. Dann sagte das Ohr: "Das Attribut des Wohlstands, das ich besitze, ist dein." Dann sagte der Geist: "Die Eigenschaft, der Aufenthaltsort zu sein, die ich besitze, ist dein."

ChUp 5,1.15

na vai vāco na cakṣūṃṣi na śrotrāṇi na manāṃsīty ācakṣate |
prāṇā ity evācakṣate |
prāṇo hy evaitāni sarvāṇi bhavati || ChUp_5,1.15 ||

15. Und die Menschen nennen sie (d.h. die Sinnesorgane) nicht die Organe der Sprache, der Augen, der Ohren oder des Geistes, sondern die Pranas. Der Prana allein ist all dies.

iti cchāndogyopaniṣadi pañcamādhyāyasya prathamaḥ khaṇḍaḥ

2. Khanda - Der Mantha-Ritus

ChUp 5,2.1

sa hovāca kiṃ me 'nnaṃ bhaviṣyatīti |
yat kiṃcid idam ā śvabhya ā śakunibhya iti hocuḥ |
tad vā etad anasyānnam |
ano ha vai nāma pratyakṣam |
na ha vā evaṃvidi kiṃcanānannaṃ bhavatīti || ChUp_5,2.1 ||

1. Das Prana sagte: "Was wird meine Nahrung sein?" Sie antworteten: "Alles, was es an Nahrung gibt - auch die von Hunden und Vögeln." Die Upanishad sagt: Alles, was gegessen wird, ist die Nahrung des Ana. Ana ist sein (d.h. des Pranas) direkter Name. Für jemanden, der dies weiß, gibt es nichts, was nicht Nahrung ist.

ChUp 5,2.2

sa hovāca kiṃ me vāso bhaviṣyatīti |
āpa iti hocuḥ |
tasmād vā etad aśiṣyantaḥ purastāc copariṣṭāc cādbhiḥ paridadhati |
lambhuko ha vāso bhavati |
anagno ha bhavati || ChUp_5,2.2 ||

2. Er sagte: "Was wird mein Kleid sein?" Sie antworteten: "Wasser." Wenn die Menschen essen, bedecken sie ihn (den Prana) vor und nach dem Essen mit Wasser. So erhält das Prana ein Kleid und ist nicht mehr nackt.

ChUp 5,2.3

tad dhaitat satyakāmo jābālo gośrutaye vaiyāghrapadyāyoktvovāca |
yady apy enac chuṣkāya sthāṇave brūyāj jāyerann evāsmiñ chākhāḥ praroheyuḥ palāśānīti || ChUp_5,2.3 ||

3. Satyakama, der Sohn von Jabala, erklärte Gosruti, dem Sohn von Vyaghrapada, diese Lehre vom Prana und sagte: "Wenn man dies einem trockenen Baumstumpf erzählen würde, würden Zweige wachsen und Blätter sprießen."

ChUp 5,2.4

atha yadi mahaj jigamiṣet, amāvāsyāyām dīkṣitvā paurṇamāsyāṃ rātrau sarvauṣadhasya mantham dadhimadhunor upamathya jyeṣṭhāya śreṣṭhāya svāhety agnāv ājyasya hutvā manthe saṃpātam avanayet || ChUp_5,2.4 ||

4. Wenn nun ein Mensch wünscht, Größe zu erlangen, sollte er den Initiationsritus am Tag des Neumondes durchführen und dann in der Vollmondnacht eine Paste aus allen Kräutern mit Quark und Honig anrühren und sie als Trankopfer in dem Feuer darbringen, in dem die geschmolzene Butter geopfert wird, und dabei sagen: "Svaha dem ältesten (jyashtha) und größten (sreshtha)!" Dann soll er den Rest, der an der Schöpfkelle klebt, in den Brei werfen.

ChUp 5,2.5

vasiṣṭhāya svāhety agnāv ājyasya hutvā manthe saṃpātam avanayet |
pratiṣṭhāyai svāhety agnāv ājyasya hutvā manthe saṃpātam avanayet |
saṃpade svāhety agnāv ājyasya hutvā manthe saṃpātam avanayet |
āyatanāya svāhety agnāv ājyasya hutvā manthe saṃpātam avanayet || ChUp_5,2.5 ||

5. Auf die gleiche Weise soll er ein Trankopfer in dem Feuer darbringen, in dem die geschmolzene Butter geopfert wird, und dabei sagen: "Svaha an den Vorzüglichsten (vasishtha)!" Dann soll er den Rest, der an der Schöpfkelle klebt, in die Paste werfen. Auf die gleiche Weise sollte er ein Trankopfer in das Feuer geben, in dem die geschmolzene Butter geopfert wird, und dabei sagen: "Svaha zur Festigkeit (pratishthi)!" und dann den an der Schöpfkelle haftenden Rest in den Brei werfen. Auf dieselbe Weise sollte er ein Trankopfer in dem Feuer darbringen, in dem die geschmolzene Butter geopfert wird, und dabei sagen: "Svaha zum Wohlstand (sampad)!" und dann den an der Schöpfkelle haftenden Rest in den Brei werfen. Auf die gleiche Weise sollte er ein Trankopfer in das Feuer geben, in dem die geschmolzene Butter dargebracht wird, und dabei sagen: "Svaha zur Wohnstätte (ayatana)!" und dann den Rest, der an der Schöpfkelle klebt, in den Brei werfen.

ChUp 5,2.6

atha pratisṛpyāñjalau mantham ādhāya japati |
amo nāmāsi |
amā hi te sarvam idam |
sa hi jyeṣṭhaḥ śreṣṭho rājādhipatiḥ |
sa mā jyaiṣṭhyaṃ śraiṣṭhyaṃ rājyam ādhipatyaṃ gamayatu |
aham evedaṃ sarvam asānīti || ChUp_5,2.6 ||

6. Dann entfernt er sich ein wenig vom Feuer und hält die Paste (mantha) in seinen Händen, indem er rezitiert: "Du (prana) bist ama mit Namen, denn all dies ruht in dir. Er (d.h. die Paste, die mit dem Prana identisch ist) ist der Älteste, der Größte, der König und der Herrscher. Möge er mich zum Ältesten, zum Größten, zum König und zum Souverän machen. Möge ich all dies sein!"

ChUp 5,2.7

atha khalv etayarcā paccha ācāmati |
tat savitur vṛṇīmaha ity ācāmati |
vayaṃ devasya bhojanam ity ācāmati |
śreṣṭhaṃ sarvadhātamam ity ācāmati |
turaṃ bhagasya dhīmahīti sarvaṃ pibati |
nirṇijya kaṃsaṃ camasaṃ vā paścād agneḥ saṃviśati |
carmaṇi vā sthaṇḍile vā vācaṃyamo 'prasāhaḥ |
sa yadi striyaṃ paśyet samṛddhaṃ karmeti vidyāt || ChUp_5,2.7 ||

7. Dann rezitiert er das folgende Rik-Mantra, wobei er jedes Mal, wenn er einen Fuß des Mantras ausspricht, die Paste (mantha) schluckt: "Wir wünschen uns vom großen Stammvater (d.h. der Sonne)"- hier schluckt er ein wenig-"vom Leuchtenden, der Nahrung"- hier schluckt er ein wenig-"das Beste und alles Unterstützende"- hier schluckt er ein wenig-"wir meditieren schnell über die Natur der Sonne"- hier schluckt er das Ganze. Nachdem er das Gefäß aus Metall oder Holz gereinigt hat, legt er sich hinter das Feuer, auf ein Fell oder auf den nackten Boden, beherrscht seine Sprache und ist ganz bei sich. Wenn er im Traum eine Frau sieht, dann soll er wissen, dass sein Werk (Ritus) erfolgreich war.

ChUp 5,2.8

tad eṣa ślokaḥ |
yadā karmasu kāmyeṣu striyaṃ svapneṣu paśyati |
samṛddhiṃ tatra jānīyāt tasmin svapnanidarśane tasmin svapnanidarśane || ChUp_5,2.8 ||

8. Dazu gibt es den folgenden Vers: "Wenn er während der Riten, die er zur Erfüllung bestimmter Wünsche vollzieht, im Traum eine Frau sieht, dann soll er durch diese Vision im Traum wissen, dass er erfolgreich war."

iti cchāndogyopaniṣadi pañcamādhyāyasya dvitīyaḥ khaṇḍaḥ

3. Khanda - Die Geschichte von Svetaketu und Pravahana

ChUp 5,3.1

śvetaketur hāruṇeyaḥ pañcālānāṃ samitim eyāya |
taṃ ha pravāhaṇo jaivalir uvāca |
kumārānu tvā aśiṣat piteti |
anu hi bhagava iti || ChUp_5,3.1 ||

1. Svetaketu, der Enkel von Aruna, kam zur Versammlung der Panchalas. Pravahana, der Sohn von Jibala, sagte zu ihm: "Junge, hat dich dein Vater unterrichtet?" "Ja, verehrter Herr", antwortete er.

ChUp 5,3.2

vettha yad ito 'dhi prajāḥ prayantīti |
na bhagava iti |
vettha yathā punar āvartanta 3 iti |
na bhagava iti |
vettha pathor devayānasya pitṛyāṇasya ca vyāvartanā 3 iti |
na bhagava iti || ChUp_5,3.2 ||

2. Der König sagte: "Weißt du, wohin die Menschen gehen, nachdem sie von hier weggegangen sind?" "Nein, verehrter Herr." "Weißt du, wie sie wieder zurückkehren?" "Nein, verehrter Herr." "Weißt du, wo sich die Wege zu den Göttern und zu den Manen trennen?" "Nein, verehrter Herr."

ChUp 5,3.3

vettha yathāsau loko na saṃpūryata 3 iti |
na bhagava iti |
vettha yathā pañcamyām āhutāv āpaḥ puruṣavacaso bhavantīti |
naiva bhagava iti || ChUp_5,3.3 ||

3. "Weißt du, warum die Welt dort drüben nicht voll ist?" "Nein, verehrter Herr." "Weißt du, wie das Wasser in der fünften Opferung zum Menschen wird?" "Nein, verehrter Herr."

ChUp 5,3.4

athānu kim anu śiṣṭho 'vocathā yo hīmāni na vidyāt |
kathaṃ so 'nuśiṣṭo bruvīteti |
sa hāyastaḥ pitur ardham eyāya |
taṃ hovācānanuśiṣya vāva kila mā bhagavān abravīd anu tvāśiṣam iti || ChUp_5,3.4 ||

4. "Warum sagst du dann, dass du unterwiesen worden bist? Wie kann jemand, der diese Dinge nicht weiß, sagen, er sei unterwiesen worden?" Da ging Svetaketu mit bekümmertem Geist zu seinem Vater zurück und sagte zu ihm: "Verehrter Herr, du hast mir gesagt, dass du mich unterwiesen hast, obwohl du mich nicht unterwiesen hast.

ChUp 5,3.5-6

pañca mā rājanyabandhuḥ praśnān aprākṣīt |
teṣāṃ naikaṃcanāśakaṃ vivaktum iti |
sa hovāca yathā mā tvaṃ tadaitān avado yathāham eṣāṃ naikaṃcana veda |
yady aham imān avediṣyaṃ kathaṃ te nāvakṣyam iti || ChUp_5,3.5 ||

5. "Dieser Kshatriya stellte mir fünf Fragen und ich konnte keine einzige davon beantworten." Der Vater sagte: "Da du mir diese Fragen gestellt hast, möchte ich dir versichern, dass ich nicht eine einzige davon kenne. Hätte ich sie gewusst, warum hätte ich sie dir nicht sagen sollen?"

sa ha gautamo rājño 'rdham eyāya |
tasmai ha prāptāyārhāṃ cakāra |
sa ha prātaḥ sabhāga udeyāya |
taṃ hovāca |
mānuṣasya bhagavan gautama vittasya varaṃ vṛṇīthā iti |
sa hovāca |
tavaiva rājan mānuṣaṃ vittam |
yām eva kumārasyānte vācam abhāṣathās tām eva me brūhīti |
sa ha kṛcchrī babhūva || ChUp_5,3.6 ||

6. Dann ging Gautama zum Haus des Königs. Als er dort ankam, erwies ihm der König den gebührenden Respekt. Am nächsten Morgen, als der König zur Versammlung kam, kam auch Gautama dorthin. Der König sagte zu ihm: "Gautama, Herr, bitte mich um einen Segen bezüglich des menschlichen Reichtums." Er antwortete: "Möge der menschliche Reichtum bei dir bleiben. Erzähle mir die Rede, die du an meinen Jungen gerichtet hast." Der König wurde traurig.

ChUp 5,3.7

taṃ ha ciraṃ vasety ājñāpayāṃ cakāra |
taṃ hovāca |
yathā mā tvaṃ gautamāvadaḥ |
yatheyaṃ na prāk tvattaḥ purā vidyā brāhmaṇān gacchati |
tasmād u sarveṣu lokeṣu kṣatrasyaiva praśāsanam abhūd iti |
tasmai hovāca || ChUp_5,3.7 ||

7. Der König befahl ihm: "Bleib noch lange bei mir." Dann sagte er zu ihm: "Nach dem, was du mir gesagt hast, oh Gautama, hat dieses Wissen vor dir keinen Brahmanen erreicht. So war es allein dem Kshatriya unter allen Menschen vorbehalten, dieses Wissen zu lehren." Dann begann er ihn zu unterrichten:

iti cchāndogyopaniṣadi pañcamādhyāyasya tṛtīyaḥ khaṇḍaḥ

4. Khanda - Die fünf Brände (I)

ChUp 5,4.1

asau vāva loko gautamāgniḥ |
tasyāditya eva samit |
raśmayo dhūmaḥ |
ahar arciḥ |
candramā aṅgārāḥ |
nakṣatrāṇi visphuliṅgāḥ || ChUp_5,4.1 ||

1. "Die Sonne ist der Brennstoff, die Strahlen der Rauch, die Tageszeit die Flamme, der Mond die Glut und die Sterne die Funken.

ChUp 5,4.2

tasminn etasminn agnau devāḥ śraddhāṃ juhvati |
tasyā āhuteḥ somo rājā saṃbhavati || ChUp_5,4.2 ||

2. "In diesem Feuer opfern die Götter den Glauben als Trankopfer. Aus dieser Opfergabe wird König Mond geboren."

iti cchāndogyopaniṣadi pañcamādhyāyasya caturthaḥ khaṇḍaḥ

5. Khanda - Die fünf Brände (II)

ChUp 5,5.1

parjanyo vāva gautamāgniḥ |
tasya vāyur eva samit |
abhraṃ dhūmaḥ |
vidyud arciḥ |
aśanir aṅgārāḥ |
hrādunayo visphuliṅgāḥ || ChUp_5,5.1 ||

1. "Parjanya (der Gott des Regens), oh Gautama, ist das Feuer, die Luft der Brennstoff, die Wolke der Rauch, der Blitz die Flamme, der Donnerkeil die Glut und der Donnerschlag die Funken.

ChUp 5,5.2

tasminn etasminn agnau devāḥ somaṃ rājānaṃ juhvati |
tasyā āhuter varṣaṃ saṃbhavati || ChUp_5,5.2 ||

2. "In diesem Feuer bringen die Götter König Mond als Trankopfer dar. Aus dieser Opfergabe wird der Regen geboren."

iti cchāndogyopaniṣadi pañcamādhyāyasya pañcamaḥ khaṇḍaḥ

6. Khanda - Die fünf Feuer (III)

ChUp 5,6.1

pṛthivī vāva gautamāgniḥ |
tasyāḥ samvatsara eva samit |
ākāśo dhūmaḥ |
rātrir arciḥ |
diśo 'ṅgārāḥ |
avāntaradiśo visphuliṅgāḥ || ChUp_5,6.1 ||

1. "Die Erde, o Gautama, ist das Feuer, das Jahr der Brennstoff, der akasa der Rauch, die Nacht die Flamme, die Viertel die Glut und die Zwischenviertel die Funken.

ChUp 5,6.2

tasminn etasminn agnau devā varṣaṃ juhvati |
tasyā āhuter annaṃ saṃbhavati || ChUp_5,6.2 ||

2. "In dieses Feuer bringen die Götter Regen als Trankopfer dar. Aus dieser Opfergabe wird Nahrung geboren."

iti cchāndogyopaniṣadi pañcamādhyāyasya ṣaṣṭhaḥ khaṇḍaḥ

7. Khanda- Die fünf Feuer (IV)

ChUp 5,7.1

puruṣo vāva gautamāgniḥ |
tasya vāg eva samit |
prāṇo dhūmaḥ |
jihvārciḥ |
cakṣur aṅgārāḥ |
śrotraṃ visphuliṅgāḥ || ChUp_5,7.1 ||

1. "Der Mensch, oh Gautama, ist das Feuer, die Sprache ist der Brennstoff, das Prana der Rauch, die Zunge die Flamme, das Auge die Glut und das Ohr die Funken.

ChUp 5,7.2

tasminn etasminn agnau devā annaṃ juhvati |
tasyā āhuter retaḥ sambhavati || ChUp_5,7.2 ||

2. "In diesem Feuer bringen die Götter Nahrung als Trankopfer dar. Aus dieser Opfergabe entsteht der Samen."

iti cchāndogyopaniṣadi pañcamādhyāyasya saptamaḥ khaṇḍaḥ

8. Khanda - Die fünf Feuer (V)

ChUp 5,8.1

yoṣā vāva gautamāgniḥ |
tasyā upastha eva samit |
yad upamantrayate sa dhūmaḥ |
yonir arciḥ |
yad antaḥ karoti te 'ṅgārāḥ |
abhinandā visphuliṅgāḥ || ChUp_5,8.1 ||

1. "Die Frau, oh Gautama, ist das Feuer, ihr Sexualorgan ist der Brennstoff, das, was einlädt, ist der Rauch, die Vulva ist die Flamme, das, was im Inneren getan wird, ist die Glut, die Vergnügungen sind die Funken.

ChUp 5,8.2

tasminn etasminn agnau devā reto juhvati |
tasyā āhuter garbhaḥ saṃbhavati || ChUp_5,8.2 ||

2. "In diesem Feuer bringen die Götter Samen als Trankopfer dar. Aus dieser Opfergabe wird der Fötus gebildet."

iti cchāndogyopaniṣadi pañcamādhyāyasyāṣṭamaḥ khaṇḍaḥ

9. Khanda - Geburt und Tod

ChUp 5,9.1

iti tu pañcamyām āhutāv āpaḥ puruṣavacaso bhavantīti |
sa ulbāvṛto garbho daśa vā nava vā māsān antaḥ śayitvā yāvad vātha jāyate || ChUp_5,9.1 ||

1. "In der fünften Trankopferung wird das Wasser als Mensch bezeichnet. Der Fötus, der in der Membran eingeschlossen ist, wird geboren, nachdem er zehn oder neun Monate, mehr oder weniger, darin gelegen hat.

ChUp 5,9.2

sa jāto yāvadāyuṣaṃ jīvati |
taṃ pretaṃ diṣṭam ito 'gnaya eva haranti yata eveto yataḥ saṃbhūto bhavati || ChUp_5,9.2 ||

2. "Nachdem er geboren wurde, lebt er, wie lang sein Leben auch sein mag. Wenn er tot ist, trägt man ihn zum Feuer des Scheiterhaufens, aus dem er gekommen und aus dem er auferstanden ist."

iti cchāndogyopaniṣadi pañcamādhyāyasya navamaḥ khaṇḍaḥ

10. Khanda - Die verschiedenen Wege nach dem Tod

ChUp 5,10.1-2

tad ya itthaṃ viduḥ |
ye ceme 'raṇye śraddhā tapa ity upāsate |
te 'rciṣam abhisaṃbhavanti |
arciṣo 'haḥ |
ahna āpūryamāṇapakṣam |
āpūryamāṇapakṣād yān ṣaḍ udaṅṅ eti māsāṃs tān || ChUp_5,10.1 ||

māsebhyaḥ saṃvatsaram |
saṃvatsarād ādityam |
ādityāc candramasam |
candramaso vidyutam |
tat puruṣo 'mānavaḥ |
sa enān brahma gamayati |
eṣa devayānaḥ panthā iti || ChUp_5,10.2 ||

Diejenigen, die dies wissen, und diejenigen, die im Wald wohnen und Glauben und Enthaltsamkeit üben, gehen zum Licht, vom Licht zum Tag, vom Tag zur hellen Hälfte des Mondes, von der hellen Hälfte des Mondes zu den sechs Monaten, in denen die Sonne nach Norden geht, von diesen Monaten zum Jahr, vom Jahr zur Sonne, von der Sonne zum Mond, vom Mond zum Blitz. Dort begegnet ihm eine Person, die kein Mensch ist, und führt ihn zu Brahman. Dies ist der Pfad der Götter (Devayana).

ChUp 5,10.3

atha ya ime grāma iṣṭāpūrte dattam ity upāsate |
te dhūmam abhisaṃbhavanti |
dhūmād rātrim |
rātrer aparapakṣam |
aparapakṣād yān ṣaḍ dakṣiṇaiti māsāṃs tān |
naite saṃvatsaram abhiprāpnuvanti || ChUp_5,10.3 ||

"Diejenigen aber, die im Dorf leben, Opfer darbringen, gemeinnützige Arbeiten verrichten und Almosen geben, gehen zum Rauch, vom Rauch zur Nacht, von der Nacht zur dunklen Hälfte des Mondes, von der dunklen Hälfte des Mondes zu den sechs Monaten, in denen die Sonne nach Süden geht. Aber sie erreichen nicht das Jahr.

ChUp 5,10.4

māsebhyaḥ pitṛlokam |
pitṛlokād ākāśam |
ākāsāc candramasam |
eṣa somo rājā |
tad devānām annam |
taṃ devā bhakṣayanti || ChUp_5,10.4 ||

4. "Von diesen Monaten gehen sie in die Welt der Manes, von der Welt der Manes zum akasa, vom akasa zum Mond. Dies ist König Soma. Sie sind die Nahrung der Götter. Von ihnen essen die Götter.

ChUp 5,10.5

tasmin yavātsaṃpātam uṣitvāthaitam evādhvānaṃ punar nivartante |
ākāśam |
ākāśād vāyum |
vāyur bhūtvā dhūmo bhavati |
dhūmo bhūtvābhraṃ bhavati || ChUp_5,10.5 ||

"Nachdem sie dort in der Mondwelt verweilt haben, bis ihre guten Werke verzehrt sind, kehren sie auf demselben Weg zurück, auf dem sie gekommen sind. Sie erreichen zuerst den akasa und aus dem akasa die Luft. Nachdem sie zu Luft geworden sind, werden sie zu Rauch; nachdem sie zu Rauch geworden sind, werden sie zu Nebel;

ChUp 5,10.6

abhraṃ bhūtvā megho bhavati |
megho bhūtvā pravarṣati |
ta iha vrīhiyavā oṣadhivanaspatayas tilamāsā iti jāyante 'to vai khalu durniṣprapataram |
yo yo hy annam atti yo retaḥ siñcati tad bhūya eva bhavati || ChUp_5,10.6 ||

"Nachdem sie zu Nebel geworden sind, werden sie zu Wolken; nachdem sie zu Wolken geworden sind, fallen sie als Regenwasser. Dann werden sie als Reis und Gerste, Kräuter und Bäume, Sesam und Bohnen geboren. Von da aus ist der Ausgang am schwierigsten; denn wer immer, der fähig ist, Kinder zu zeugen, diese Nahrung isst und Samen einspritzt, dem werden sie gleich.

ChUp 5,10.7

tad ya iha ramaṇīyacaraṇā abhyāśo ha yat te ramaṇīyāṃ yonim āpadyeran brāhmaṇayoniṃ vā kṣatriyayoniṃ vā vaiśyayoniṃ vā |
atha ya iha kapūyacaraṇā abhyāśo ha yat te kapūyāṃ yonim āpadyerañ śvayonim vā sūkarayoniṃ vā caṇḍālayoniṃ vā || ChUp_5,10.7 ||

7. "Diejenigen, deren Verhalten hier auf Erden gut war, werden schnell eine gute Geburt erlangen - die Geburt als Brahmane, die Geburt als Kshatriya oder die Geburt als Vaisya. Aber diejenigen, deren Verhalten hier auf Erden schlecht war, werden schnell eine schlechte Geburt erlangen - die Geburt als Hund, die Geburt als Schwein oder die Geburt als Chandala.

ChUp 5,10.8

athaitayoḥ pathor na katareṇacana tānīmāni kṣudrāṇy asakṛdāvartīni bhūtāni bhavanti jāyasva mriyasveti |
etat tṛtīyaṃ sthānam |
tenāsau loko na saṃpūryate |
tasmāj jugupseta |
tad eṣa ślokaḥ || ChUp_5,10.8 ||

8. "Diejenigen, die weder Meditation praktizieren noch Rituale durchführen, folgen keinem dieser Wege. Sie werden zu jenen unbedeutenden Wesen, die sich ständig im Kreis drehen und von denen man sagen kann: 'Leben und Sterben'. Dies ist der dritte Ort. "Deshalb wird diese Welt niemals voll. Der Mensch soll diesen Weg verachten. Zu diesem Zweck gibt es den folgenden Vers:

ChUp 5,10.9

steno hiraṇyasya surāṃ pibaṃś ca |
guros talpam āvasan brahmahā ca |
ete patanti catvāraḥ pañcamaś cācaraṃs tair iti || ChUp_5,10.9 ||

9. "Wer das Gold eines Brahmanen stiehlt, wer Alkohol trinkt, wer das Bett seines Lehrers entehrt und wer einen Brahmanen tötet - diese vier fallen, ebenso wie ein fünfter, der sich mit ihnen verbindet. "

ChUp 5,10.10

atha ha ya etān evaṃ pañcāgnīn veda na saha tair apy ācaran pāpmanā lipyate |
śuddhaḥ pūtaḥ puṇyaloko bhavati ya evaṃ veda ya evaṃ veda || ChUp_5,10.10 ||

10. "Wer aber diese Fünf Feuer kennt, wird nicht mit Sünde befleckt, auch wenn er mit ihnen verkehrt. Er wird rein und sauber und erlangt die Welt der Gesegneten - er, der dies weiß, ja, er, der dies weiß."

iti cchāndogyopaniṣadi pañcamādhyāyasya daśamaḥ khaṇḍaḥ

11. Khanda - Über das universelle Selbst

ChUp 5,11.1

prācīnaśāla aupamanyavaḥ satyayajñaḥ pauluṣir indradyumno bhāllaveyo janaḥ śārkarākṣyo buḍila āśvatarāśvis te haite mahāśālā mahāśrotriyāḥ sametya mīmāṃsāṃ cakruḥ |
ko na ātmā kiṃ brahmeti || ChUp_5,11.1 ||

1. Prachinasala, der Sohn von Upamanyu, Satyayajna, der Sohn von Pulusha, Indradyumna, der Enkel von Bhallavi, Jana, der Sohn von Sarkaraksha und Budila, der Sohn von Asvatarasva - große Hausherren und große Schriftgelehrte - kamen zusammen und diskutierten die Frage: "Was ist unser Selbst und was ist Brahman?"

ChUp 5,11.2

te ha saṃpādayāṃ cakruḥ |
uddālako vai bhagavanto 'yam āruṇiḥ saṃpratīmam ātmānaṃ vaiśvānaram adhyeti |
taṃ hantābhyāgacchāmeti |
taṃ hābhyājagmuḥ || ChUp_5,11.2 ||

2. Sie lösten das Problem mit den Worten: "Verehrte Herren, Uddalaka, der Sohn von Aruna, weiß gegenwärtig über das Vaisvanara-Selbst Bescheid. Lasst uns zu ihm gehen." Sie gingen zu ihm.

ChUp 5,11.3

sa ha saṃpādayāṃ cakāra |
prakṣyanti mām ime mahāśālā mahāśrotriyāḥ |
tebhyo na sarvam iva pratipatsye |
hantāham anyam abhyanuśāsānīti || ChUp_5,11.3 ||

3. Er (Uddalaka) schloss: "Diese großen Hausherren und großen Schriftgelehrten werden mich befragen. Vielleicht werde ich nicht in der Lage sein, ihnen alles zu sagen. Deshalb werde ich sie an einen anderen Lehrer verweisen."

ChUp 5,11.4

tān hovāca |
aśvapatir vai bhagavanto 'yaṃ kaikeyaḥ saṃpratīmam ātmānaṃ vaiśvānaram adhyeti |
taṃ hantābhyāgacchāmeti |
taṃ hābhyājagmuḥ || ChUp_5,11.4 ||

4. Er sagte zu ihnen: "Verehrte Herren, König Asvapati, der Sohn von Kekaya, weiß gegenwärtig über das Vaisvanara-Selbst Bescheid. Lasst uns alle zu ihm gehen." Sie gingen zu ihm.

ChUp 5,11.5-7

tebhyo ha prāptebhyaḥ pṛthag arhāṇi kārayāṃ cakāra |
sa ha prātaḥ saṃjihāna uvāca |
na me steno janapade na kadaryo na madyapaḥ |
nānāhitāgnir nāvidvān na svairī svairiṇī kutaḥ |
yakṣyamāṇo vai bhagavanto 'ham asmi |
yāvad ekaikasmā ṛtvije dhanaṃ dāsyāmi tāvad bhagavadbhyo dāsyāmi |
vasantu bhagavanta iti || ChUp_5,11.5 ||

te hocuḥ |
yena haivārthena puruṣaś caret taṃ haiva vadet |
ātmānam evemaṃ vaiśvānaraṃ saṃpraty adhyeṣi |
tam eva no brūhīti || ChUp_5,11.6 ||

tān hovāca |
prātar vaḥ prativaktāsmīti |
te ha samitpāṇayaḥ pūrvāhṇe praticakramire |
tān hānupanīyaivaitad uvāca || ChUp_5,11.7 ||

5-7. Als sie ankamen, befahl der König, dass jedem von ihnen die gebührende Ehre erwiesen werden sollte. Am nächsten Morgen, nachdem er das Bett verlassen hatte, sagte er zu ihnen: "In meinem Königreich gibt es keinen Dieb, keinen Geizhals, keinen Weintrinker, keinen Mann ohne Opferfeuer, keinen Unwissenden, keinen Ehebrecher und schon gar keine Ehebrecherin. "Verehrte Herren, ich werde ein Opfer darbringen. Ich werde euch so viel Reichtum schenken, wie ich jedem Priester schenke. Bitte, verehrte Herren, bleibt hier." Sie sagten: "Wenn jemand mit einer Absicht zu einem anderen kommt, sollte er dem anderen nur davon erzählen. Im Moment wisst ihr über das Vaisvanara-Selbst Bescheid. Bitte erzähle uns von Ihm." Er sagte zu ihnen: "Ich werde euch morgen früh eine Antwort geben." Am nächsten Morgen kamen sie mit Benzin in der Hand zu ihm. Ohne irgendwelche Einweihungsriten durchgeführt zu haben, sagte der König zu ihnen:

iti cchāndogyopaniṣadi pañcamādhyāyasyaikādaśaḥ khaṇḍaḥ

12. Khanda - Das Haupt des Vaisvanara-Selbst

ChUp 5,12.1

aupamanyava kaṃ tvam ātmānam upāssa iti |
divam eva bhagavo rājann iti hovāca |
eṣa vai sutejā ātmā vaiśvānaro yaṃ tvam ātmānam upāsse |
tasmāt tava sutaṃ prasutam āsutaṃ kule dṛśyate || ChUp_5,12.1 ||

ChUp 5,12.2

atsy annaṃ paśyasi priyam |
atty annaṃ paśyati priyam bhavaty asya brahmavarcasaṃ kule ye etam evam ātmānaṃ vaiśvānaram upāste |
mūdhā tv eṣa ātmana iti hovāca |
mūrdhā te vyapatiṣyad yan māṃ nāgamiṣya iti || ChUp_5,12.2 ||

1-2. "Oh Sohn von Upamanyu, über wen meditierst du als das Selbst?" "Nur über den Himmel, ehrwürdiger König", antwortete er. "Das Selbst, über das du meditierst", sagte der König, "ist das Vaisvanara-Selbst, genannt das Gute Licht (Sutejas). Deshalb sieht man in deiner Familie das Suta-Trankopfer sowie das Prasuta-Trankopfer und das Asuta-Trankopfer, und du isst Speisen und siehst, was angenehm ist. Wer also über das Vaisvanara-Selbst meditiert, isst Nahrung, sieht, was erfreulich ist, und hat in seiner Familie die Herrlichkeit Brahmans. Das ist jedoch nur der Kopf des Selbst. Sicherlich wäre dein Kopf abgefallen, wenn du nicht zu mir gekommen wärst."


iti cchāndogyopaniṣadi pañcamādhyāyasya dvādaśaḥ khaṇḍaḥ

13. Khanda - Das Auge des Vaisvanara-Selbst

ChUp 5,13.1

atha hovāca satyayajñaṃ pauluṣim |
prācīnayogya kaṃ tvam ātmānam upāssa iti |
ādityam eva bhagavo rājann iti hovāca |
eṣa vai viśvarūpa ātmā vaiśvānaro yaṃ tvam ātmānam upāste |
tasmāt tava bahu viśvarūpaṃ kule dṛśyate || ChUp_5,13.1 ||

Dann sprach [der Lehrer] zu Satyayajña, dem Sohn von Pauluṣa: "Prācīnayogya, welchen [Aspekt] des Selbst verehrst du?"
Er antwortete:
"Den Sonnengott, o Ehrwürdiger König."
Daraufhin sprach [der Lehrer]:
"Dieser ist wahrlich der allgestaltige (viśvarūpa) Selbst, der Vaiśvānara, den du als dein Selbst verehrst. Deshalb erscheint in deiner Familie viel, das allgestaltig ist (viśvarūpa)."

ChUp 5,13.2‘‘‘

pravṛtto 'śvatarīratho dāsī niṣkaḥ |
atsy annaṃ paśyasi priyam |
atty annaṃ paśyati priyaṃ bhavaty asya brahmavarcasaṃ kule ya etam evam ātmānaṃ vaiśvānaram upāste |
cakṣuṣ ṭv etad ātmana iti hovāca |
andho 'bhaviṣyo yan māṃ nāgamiṣya iti || ChUp_5,13.2 ||

"Ein Wagen mit Stuten ist in Bewegung, eine Dienerin trägt einen goldenen Schmuck;
du wirst Speise sehen, und du wirst das Geliebte sehen.
Wer Speise sieht, wer das Geliebte sieht,
der wird in seiner Familie von Glanz des Brahman (brahmavarcasa) erfüllt sein,
wenn er auf diese Weise den Vaiśvānara-Selbst verehrt.

Das Auge ist wahrlich ein Aspekt dieses Selbst", sprach [der Lehrer].

"[Ich wäre] blind geworden, wenn du nicht zu mir gekommen wärst", [erwiderte der Schüler].iti cchāndogyopaniṣadi pañcamādhyāyasya trayodaśaḥ khaṇḍaḥ

14. Khanda - Das Prana des Vaisvanara-Selbst

ChUp 5,14.1

atha hovācendradyumnaṃ bhāllaveyam |
vaiyāghrapadya kaṃ tvam ātmānam upāssa iti |
vāyum eva bhagavo rājann iti hovāca |
eṣa vai pṛthagvartmātmā vaiśvānaro yaṃ tvam ātmānam upāsse |
tasmāt tvāṃ pṛthag balaya āyanti pṛthag rathaśreṇayo 'nuyanti || ChUp_5,14.1 ||

1) Dann sprach er zu Indradyumna, dem Enkel von Bhallavi: "Oh Vaiyaghrapadya, über wen meditierst du als das Selbst?" "Nur über die Luft, verehrter König", antwortete er. "Das Selbst, über das du meditierst", sagte der König, "ist das Vaisvanara Selbst der verschiedenen Gänge (Prithagvartma).

ChUp 5,14.2

atsy annaṃ paśyasi priyam |
atty annaṃ paśyati priyaṃ bhavaty asya brahmavarcasaṃ kule ya etam evam ātmānaṃ vaiśvānaram upāste |
prāṇas tv eṣa ātmana iti hovāca |
prāṇas ta udakramiṣyad yan māṃ nāgamiṣya iti || ChUp_5,14.2 ||

Deshalb kommen Geschenke auf verschiedene Weise zu dir, Reihen von Wagen folgen dir auf verschiedenen Wegen und du isst und siehst, was angenehm ist. Wer so über das Vaisvanara-Selbst meditiert, isst Nahrung, sieht, was erfreulich ist, und hat in seiner Familie die Herrlichkeit Brahmans. Das aber ist nur das Prana des Selbst. Sicherlich hätte dich dein Prana verlassen, wenn du nicht zu mir gekommen wärst."

iti cchāndogyopaniṣadi pañcamādhyāyasya caturdaśaḥ khaṇḍaḥ

15. Khanda

ChUp 5,15.1

atha hovāca janaṃ śārkarākṣyam |
śārkarākṣya kaṃ tvam ātmānam upāssa iti |
ākāśam eva bhagavo rājann iti hovāca |
eṣa vai bahula ātmā vaiśvānaro yaṃ tvam ātmānam upasse |
tasmāt tvaṃ bahulo 'si prajayā ca dhanena ca || ChUp_5,15.1 ||

1) Dann sprach er zu Jana, dem Sohn von Sarkaraksha: "Über wen meditierst du als das Selbst?" "Nur über den Akasa, verehrter König", antwortete er. "Das Selbst, über das du meditierst," sagte der König, "ist das Vaisvanara Selbst, das Bahula (voll) genannt wird. ChUp 5,15.2

atsy annaṃ paśyasi priyam |
atty annaṃ paśyati priyaṃ bhavaty asya brahmavarcasaṃ kule ya etam evam ātmānaṃ vaiśvānaram upāste |
saṃdehas tv eṣa ātmana iti hovāca |
saṃdehas te vyaśīryad yan māṃ nāgamiṣya iti || ChUp_5,15.2 ||

Deshalb bist du voll von Nachkommenschaft und Reichtum und du isst und siehst, was erfreulich ist. Wer so über das Vaisvanara-Selbst meditiert, isst Nahrung, sieht, was erfreulich ist, und hat in seiner Familie die Herrlichkeit Brahmans. Das aber ist nur der Stamm des Selbst. Sicherlich wäre dein Rumpf zerstört worden, wenn du nicht zu mir gekommen wärst."

iti cchāndogyopaniṣadi pañcamādhyāyasya pañcadaśaḥ khaṇḍaḥ

16. Khanda - Die Blase des Vaisvanara-Selbst

ChUp 5,16.1

atha hovāca buḍilam āśvatarāśvim |
vaiyāghrapadya kaṃ tvam ātmānam upāssa iti |
apa eva bhagavo rājann iti hovāca |
eṣa vai rayir ātmā vaiśvānaro yaṃ tvam ātmānam upāsse |
tasmāt tvaṃ rayimān puṣṭimān asi || ChUp_5,16.1 ||

Dann sprach er zu Budila, dem Sohn von Asvatarasva: "Oh Vaiyaghrapadya, über wen meditierst du als das Selbst?" "Nur über Wasser, verehrter König", antwortete er. "Das Selbst, über das du meditierst", sagte der König, "ist das Vaisvanara Selbst, das Rayi (Reichtum) genannt wird. Deshalb bist du wohlhabend und blühend und du isst und siehst, was erfreulich ist.

ChUp 5,16.2

atsy annaṃ paśyasi priyam |
atty annaṃ paśyati priyaṃ bhavaty asya brahmavarcasaṃ kule ya etam evam ātmānaṃ vaiśvānaram upāste |
bastis tv eṣa ātmana iti hovāca |
bastis te vyabhetsyad yan māṃ nāgamiṣya iti || ChUp_5,16.2 ||

Wer so über das Vaisvanara-Selbst meditiert, isst Nahrung, sieht, was erfreulich ist, und hat in seiner Familie die Herrlichkeit Brahmans. Das aber ist nur die Blase des Selbst. Sicherlich wäre deine Blase geplatzt, wenn du nicht zu mir gekommen wärst."

iti cchāndogyopaniṣadi pañcamādhyāyasya ṣoḍaśaḥ khaṇḍaḥ

17. Khanda

ChUp 5,17.1-2

atha hovācoddālakam āruṇim |
gautama kaṃ tvam ātmānam upassa iti |
pṛthivīm eva bhagavo rājann iti hovāca |
eṣa vai pratiṣṭhātmā vaiśvānaro yaṃ tvam ātmānam upāsse |
tasmāt tvaṃ pratiṣṭhito 'si prajayā ca paśubhiś ca || ChUp_5,17.1 ||

1) Dann sprach er zu Uddalaka, dem Sohn von Aruna: "Oh Gautama, über wen meditierst du als das Selbst?" "Nur über die Erde, verehrter König", antwortete er. "Das Selbst, über das du meditierst", sagte der König, "ist das Vaisvanara Selbst, genannt Pratishtha (die Stütze). Deshalb wirst du von Nachkommen und Vieh unterstützt, du isst Nahrung und siehst, was angenehm ist.

atsy annaṃ paśyasi priyam |
atty annaṃ paśyati priyaṃ bhavaty asya brahmavarcasaṃ kule ya etam evam ātmānaṃ vaiśvānaram upāste |
pādau tv etāv ātmana iti hovāca |
pādau te vyamlāsyetāṃ yan māṃ nāgamiṣya iti || ChUp_5,17.2 ||

Wer so über das Vaisvanara-Selbst meditiert, isst Nahrung, sieht, was erfreulich ist, und hat in seiner Familie die Herrlichkeit Brahmans. Das aber sind nur die Füße des Selbst. Sicherlich wären deine Füße verwelkt, wenn du nicht zu mir gekommen wärst."

iti cchāndogyopaniṣadi pañcamādhyāyasya saptadaśaḥ khaṇḍaḥ

18. Khanda - Das Vaisvanara-Selbst als das Ganzheitliche

ChUp 5,18.1

tān hovāca |
ete vai khalu yūyaṃ pṛthag ivemam ātmānaṃ vaiśvānaraṃ vidvāṃso 'nnam attha |
yas tv etam evaṃ prādeśamātram abhivimānam ātmānaṃ vaiśvānaram upāste |
sa sarveṣu lokeṣu sarveṣu bhūteṣu sarveṣv ātmasv annam atti || ChUp_5,18.1 ||

1. Dann sprach er (der König) zu ihnen allen: "Ihr, die ihr mit begrenztem Wissen ausgestattet seid, esst eure Nahrung, indem ihr das Vaisvanara-Selbst kennt, als ob es viele wären. Aber derjenige, der das Vaisvanara-Selbst als das Maß der Spanne von der Erde bis zum Himmel und als identisch mit dem Selbst verehrt, isst Nahrung in allen Welten, in allen Wesen und in allen Selbsten.

ChUp 5,18.2

tasya ha vā etasyātmano vaiśvānarasya mūrdhaiva sutejāś cakṣur viśvarūpaḥ prāṇaḥ pṛthagvartmātmā saṃdeho bahulo bastir eva rayiḥ pṛthivy eva pādāv ura eva vedir lomāṇi barhir hṛdayaṃ gārhapatyo mano 'nvāhāryapacana āsyam āhavanīyaḥ || ChUp_5,18.2 ||

2. "Von diesem Vaisvanara-Selbst ist der Kopf Sutejas (das gute Licht), das Auge Visvarupa (die universelle Form), das Prana Prithagvartma (von verschiedenen Verläufen), der Rumpf Bahula (voll), die Blase Rayi (Reichtum), die Füße Prithivi (die Erde), die Brust der Vedi (Altar), das Haar das Kusa-Gras auf dem Altar, das Herz das Garhapatya-Feuer, der Geist das Anvaharya-Feuer und der Mund das Ahavaniya-Feuer."

iti cchāndogyopaniṣadi pañcamādhyāyasyāṣṭādaśaḥ khaṇḍaḥ

19. Khanda - Durchführung des Agnihotra in sich selbst (Das Prana)

ChUp 5,19.1

tad yad bhaktaṃ prathamam āgacchet tad dhomīyam |
sa yāṃ prathamām āhutiṃ juhuyāt tāṃ juhuyāt prāṇāya svāheti |
prāṇas tṛpyati || ChUp_5,19.1 ||

1. Deshalb sollte die Speise, die zuerst kommt, als Opfergabe dargebracht werden. Die erste Opfergabe, die er (d.h. der Esser) darbringt, sollte er mit den Worten darbringen: "Svaha an das Prana!" Dann ist der Prana zufrieden.

ChUp 5,19.2

prāṇe tṛpyati cakṣus tṛpyati |
cakṣuṣi tṛpyaty ādityas tṛpyati |
āditye tṛpyati dyaus tṛpyati |
divi tṛpyantyāṃ yat kiṃca dyauś cādityaś cādhitiṣṭhatas tat tṛpyati |
tasyānu tṛptiṃ tṛpyati prajayā paśubhir annādyena tejasā brahmavarcaseneti || ChUp_5,19.2 ||

2. Wenn das Prana zufrieden ist, ist auch das Auge zufrieden. Wenn das Auge zufrieden ist, ist auch die Sonne zufrieden. Wenn die Sonne zufrieden ist, ist der Himmel zufrieden. Da der Himmel zufrieden ist, ist alles, was unter dem Himmel und unter der Sonne ist, zufrieden. Da sie zufrieden sind, ist er (d.h. der Esser oder Opferer) zufrieden mit Nachkommenschaft, Vieh, Nahrung, dem Glanz des Körpers und dem Licht von Brahman.

iti cchāndogyopaniṣadi pañcamādhyāyasyaikonaviṃśaḥ khaṇḍaḥ

20. Khanda - Das Vyana

ChUp 5,20.1

atha yāṃ dvitīyāṃ juhuyāt tāṃ juhuyād vyānāya svāheti |
vyānas tṛpyati || ChUp_5,20.1 ||

1. Die zweite Opfergabe, die er darbringt, sollte er mit den Worten darbringen: "Svaha an den Vyana!" Dann ist der Vyana zufrieden.

vyāne tṛpyati śrotraṃ tṛpyati |
śrotre tṛpyati candramās tṛpyati |
candramasi tṛpyati diśas tṛpyanti |
dikṣu tṛpyantīṣu yat kiṃca diśaś candramāś cādhitiṣṭhanti tat tṛpyati |
tasyānu tṛptiṃ tṛpyati prajayā paśubhir annādyena tejasā brahmavarcaseneti || ChUp_5,20.2 ||

2. Wenn das Vyana zufrieden ist, ist auch das Ohr zufrieden. Wenn das Ohr zufrieden ist, ist der Mond zufrieden. Da der Mond zufrieden ist, sind die Viertel zufrieden. Da die Viertel zufrieden sind, ist alles, was unter den Vierteln und unter dem Mond ist, zufrieden. Da sie zufrieden sind, ist der Esser zufrieden mit Nachkommenschaft, Vieh, Nahrung, der Helligkeit des Körpers und dem Licht von Brahman.

iti cchāndogyopaniṣadi pañcamādhyāyasya viṃśaḥ khaṇḍaḥ

21. Khanda - Der Apana

ChUp 5,21.1-2

atha yāṃ tṛtīyāṃ juhuyāt tāṃ juhuyād apānāya svāheti |
apānas tṛpyati || ChUp_5,21.1 ||

1. "Dann soll man die dritte Opfergabe darbringen, indem man spricht:
'Dem Apāna (Atem, der nach unten strömt), svāhā!'
Der Apāna wird dadurch gesättigt."

apāne tṛpyati vāk tṛpyati |
vāci tṛpyantyām agnis tṛpyati |
agnau tṛpyati pṛthivī tṛpyati |
pṛthivyāṃ tṛpyantyāṃ yat kiṃ ca pṛthivī cāgniś cādhitiṣṭhatas tat tṛpyati |
tasyānutṛptiṃ tṛpyati prajayā paśubhir annādyena tejasā brahmavarcaseneti || ChUp_5,21.2 ||

2. Wenn das Apana befriedigt ist, ist die Sprache (d.h. die Zunge) befriedigt. Wenn die Sprache befriedigt ist, ist das Feuer befriedigt. Da das Feuer befriedigt ist, ist die Erde befriedigt. Da die Erde befriedigt ist, ist das, was unter der Erde und unter dem Feuer ist, befriedigt. Da sie befriedigt sind, ist der Esser zufrieden mit Nachkommenschaft, Vieh, Nahrung, der Helligkeit des Körpers und dem Licht von Brahman.

iti cchāndogyopaniṣadi pañcamādhyāyasyaikaviṃśaḥ khaṇḍaḥ

22. Khanda - Der Samana

ChUp 5,22.1-2

atha yāṃ caturthīṃ juhuyāt tāṃ juhuyāt samānāya svāheti |
samānas tṛpyati || ChUp_5,22.1 ||

1. Die vierte Opfergabe, die er darbringt, sollte er mit den Worten darbringen: "Svaha an den Samana!" Dann ist der Samana zufrieden.

samāne tṛpyati manas tṛpyati |
manasi tṛpyati parjanyas tṛpyati |
parjanye tṛpyati vidyut tṛpyati |
vidyuti tṛpyantyāṃ yat kiṃ ca vidyuc ca parjanyaś cādhitiṣṭhatas tat tṛpyati |
tasyānu tṛptiṃ tṛpyati prajayā paśubhir annādyena tejasā brahmavarcaseneti || ChUp_5,22.2 ||

2. Wenn der Samana zufrieden ist, ist auch der Geist zufrieden. Wenn der Geist zufrieden ist, ist auch der Regengott zufrieden. Wenn der Regengott zufrieden ist, ist der Blitz zufrieden. Da der Blitz zufrieden ist, ist das, was unter dem Blitz und unter dem Regengott ist, zufrieden. Da sie zufrieden sind, ist der Esser zufrieden mit Nachkommenschaft, Vieh, Nahrung, der Helligkeit des Körpers und dem Licht von Brahman.

iti cchāndogyopaniṣadi pañcamādhyāyasya dvāviṃśaḥ khaṇḍaḥ

23. Khanda - Das Udana

ChUp 5,23.1-2

atha yām pañcamīṃ juhuyāt tāṃ juhuyāt udānāya svāheti |
udānas tṛpyati || ChUp_5,23.1 ||

1. Die fünfte Opfergabe, die er darbringt, sollte er mit den Worten darbringen: "Svaha an den Udana!" Dann ist der udana zufrieden.

udāne tṛpyati tvak tṛpyati tvaci tṛpyantyāṃ vāyus tṛpyati |
vāyau tṛpyaty ākāśas tṛpyati |
ākāśe tṛpyati yat kiṃca vāyuś cākāśaś cādhitiṣṭhatas tat tṛpyati |
tasyānu tṛptiṃ tṛpyati prajayā paśubhir annādyena tejasā brahmavarcaseneti || ChUp_5,23.2 ||

2. Wenn der udana zufrieden ist, ist auch die Haut zufrieden. Wenn die Haut befriedigt ist, ist die Luft befriedigt. Da die Luft befriedigt ist, ist der akasa befriedigt. Da der akasa zufrieden ist, ist das, was unter der Luft und unter dem akasa ist, zufrieden. Da sie zufrieden sind, ist der Esser mit Nachkommenschaft, Vieh, Nahrung, der Helligkeit des Körpers und dem Licht von Brahman zufrieden.

iti cchāndogyopaniṣadi pañcamādhyāyasya trayoviṃśaḥ khaṇḍaḥ

24. Khanda - Die Herrlichkeit des Agnihotra-Opfers

ChUp 5,24.1

sa ya idam avidvān agnihotraṃ juhoti yathāṅgārān apohya bhasmani juhuyāt tādṛk tat syāt || ChUp_5,24.1 ||

1. Wenn man, ohne dieses Wissen über das Vaisvanara-Selbst zu kennen, eine Agnihotra-Opferung darbringt, ist sie wie eine Opfergabe in toter Asche, nachdem man die lebenden Kohlen entfernt hat.

ChUp 5,24.2

atha ya etad evaṃ vidvān agnihotraṃ juhoti tasya sarveṣu lokeṣu sarveṣu bhūteṣu sarveṣv ātmasu hutaṃ bhavati || ChUp_5,24.2 ||

2. Wenn man aber mit diesem Wissen eine Agnihotra-Opfergabe darbringt, ist sie wie eine Opfergabe, die in allen Welten, in allen Wesen und in allen Atmans dargebracht wird.

ChUp 5,24.3

tad yatheṣīkātūlam agnau protaṃ pradūyetaivaṃ hāsya sarve pāpmānaḥ pradūyante ya etad evaṃ vidvān agnihotraṃ juhoti || ChUp_5,24.3 ||

3. So wie die weichen Fasern des Ishika-Rohres verbrannt werden, wenn sie ins Feuer geworfen werden, so werden auch alle Sünden desjenigen verbrannt, der in diesem Wissen eine Agnihotra-Opferung darbringt.

ChUp 5,24.4

tasmād u haivaṃvid yady api caṇḍālāya ucchiṣṭaṃ prayacchet |
ātmani haivāsya tad vaiśvānare hutaṃ syād iti |
tad eṣa ślokaḥ || ChUp_5,24.4 ||

4. Wenn also ein Mensch, der dies weiß, seine Essensreste einem Chandala gibt, bringt er sie wahrhaftig seinem Vaisvanara Selbst dar. Dazu gibt es den folgenden Vers:

ChUp 5,24.5

yatheha kṣudhitā bālā mātaraṃ paryupāsate |
evaṃ sarvāṇi bhūtāny agnihotram upāsata || ChUp_5,24.5 ||

iti cchāndogyopaniṣadi pañcamādhyāyasya caturviṃśaḥ khaṇḍaḥiti cchāndogyopaniṣadbrāhmaṇe pañcamodhyāyaḥ samāptaḥ

5. "Wie sich hier auf Erden hungrige Kinder um ihre Mutter scharen, so scharen sich alle Wesen um das Agnihotra-Opfer, ja um das Agnihotra-Opfer."

atha ṣaṣṭhodhyāyaḥ

6. Prapathaka (Adhyaya) Chandogya Upanishad: Tat Tvam Asi – „Das bist du“

Das sechste Kapitel der Chandogya Upanishad ist eines der bekanntesten und behandelt die essentielle Lehre der Identität von Atman (individuelles Selbst) und Brahman (universelles Selbst). Im Dialog zwischen dem Weisen Uddalaka Aruni und seinem Sohn Svetaketu wird die zentrale Vedanta-Lehre vermittelt: „Tat Tvam Asi“ („Das bist du“). Uddalaka erklärt durch verschiedene Gleichnisse und Beispiele, wie das eine unvergängliche Brahman die Essenz von allem ist – wie der Geschmack im Wasser, die Butter in der Milch oder der Samen, der einen riesigen Baum hervorbringt. Er lehrt, dass das individuelle Selbst nicht von Brahman getrennt ist, sondern eins mit ihm. Dieses Kapitel betont, dass die wahre Erkenntnis nicht durch äußeres Wissen, sondern durch die Einsicht in die innere Einheit aller Dinge erlangt wird. Es fordert den Suchenden auf, die Illusion von Trennung zu überwinden und die universelle Realität von Brahman als Grundlage der Existenz zu erfahren.

1. Khanda - Die Nicht-Dualität des Selbst

ChUp 6,1.1

śvetaketur hāruṇeya āsa |
taṃ ha pitovāca śvetaketo vasa brahmacaryam |
na vai somyāsmat kulīno 'nanūcya brahmabandhur iva bhavatīti || ChUp_6,1.1 ||

1. Om. Es lebte einmal Svetaketu, der Enkel von Aruna. Sein Vater sagte zu ihm: "Svetaketu, führe das Leben eines Brahmanen; denn es gibt niemanden in unserer Familie, mein Lieber, der nicht die Veden studiert hat und nur durch Geburt ein Brahmane ist."

ChUp 6,1.2

sa ha dvādaśavarṣa upetya caturviṃśativarṣaḥ sarvān vedān adhītya mahāmanā anūcānamānī stabdha eyāya |
taṃ ha pitovāca || ChUp_6,1.2 ||

ChUp 6,1.3

śvetaketo yan nu somyedaṃ mahāmanā anūcānamānī stabdho 'si |
uta tam ādeśam aprākṣyaḥ yenāśrutaṃ śrutaṃ bhavaty amataṃ matam avijñātaṃ vijñātam iti |
kathaṃ nu bhagavaḥ sa ādeśo bhavatīti || ChUp_6,1.3 ||

2-3 Svetaketu ging im Alter von zwölf Jahren zum Haus seines Lehrers und studierte die Veden, bis er vierundzwanzig war. Dann kehrte er zu seinem Vater zurück, ernsthaft, sich für belesen und arrogant haltend. Sein Vater sagte zu ihm: "Svetaketu, da du jetzt so ernst bist, dich für belesen hältst und so hochmütig bist, hast du, mein Lieber, jemals nach jener Unterweisung gefragt, durch die man hört, was man nicht hören kann, durch die man wahrnimmt, was man nicht wahrnehmen kann, durch die man weiß, was man nicht wissen kann?" Svetaketu fragte: "Was ist diese Unterweisung, ehrwürdiger Herr?"

ChUp 6,1.4

yathā somyaikena mṛtpiṇḍena sarvaṃ mṛnmayaṃ vijñātaṃ syāt |
vācārambhaṇaṃ vikāro nāmadheyaṃ mṛttikety eva satyam || ChUp_6,1.4 ||

ChUp 6,1.5

yathā somyaikena lohamaṇinā sarvaṃ lohamayaṃ vijñātaṃ syāt |
vācārambhaṇaṃ vikāro nāmadheyaṃ loham ity eva satyam || ChUp_6,1.5 ||

ChUp 6,1.6-7

yathā somyaikena nakhanikṛntanena sarvaṃ kārṣṇāyasaṃ vijñātaṃ syāt |
vācārambhaṇaṃ vikāro nāmadheyaṃ kṛṣṇāyasam ity eva satyam |
evaṃ somya sa ādeśo bhavatīti || ChUp_6,1.6 ||

4-6. "So wie, meine Liebe, durch einen Klumpen Lehm alles erkannt wird, was aus Lehm gemacht ist, wobei die Veränderung nur ein Name ist, der aus der Sprache hervorgeht, während die Wahrheit ist, dass alles Lehm ist; "So wie, meine Liebe, durch einen Klumpen Gold alles erkannt wird, was aus Gold gemacht ist, wobei die Veränderung nur ein Name ist, der aus der Sprache hervorgeht, während die Wahrheit ist, dass alles Gold ist; "Und so wie, meine Liebe, durch eine Nagelschere alles erkannt wird, was aus Eisen gemacht ist, wobei die Veränderung nur ein Name ist, der aus der Sprache entsteht, während die Wahrheit ist, dass alles Eisen ist - so ist auch diese Lehre, meine Liebe."

na vai nūnaṃ bhagavantas ta etad avediṣuḥ |
yad dhy etad avediṣyan kathaṃ me nāvakṣyan |
iti bhagavāṃs tv eva me bravītv iti |
tathā somyeti hovāca || ChUp_6,1.7 ||

7. "Sicherlich wussten diese ehrwürdigen Männer das nicht. Denn wenn sie es gewusst hätten, warum hätten sie es mir nicht sagen sollen? Darum, ehrwürdiger Herr, erzähle mir davon." "So sei es, mein Lieber", sagte der Vater.

iti cchāndogyopaniṣadi ṣaṣṭhādhyāyasya prathamaḥ khaṇḍaḥ

2. Khanda - Brahman: die Ursache des Universums

ChUp 6,2.1

sad eva somyedam agra āsīd ekam evādvitīyam |
tad dhaika āhur asad evedam agra āsīd ekam evādvitīyam |
tasmād asataḥ saj jāyata || ChUp_6,2.1 ||

1. "Am Anfang, meine Liebe, war dieses Universum allein das Sein (Sat), eins ohne ein zweites. Manche sagen, dass es am Anfang nur Nicht-Sein (Asat) war, nur eins ohne ein zweites; und aus diesem Nicht-Sein wurde das Sein geboren."

ChUp 6,2.2

kutas tu khalu somyaivaṃ syād iti hovāca |
katham asataḥ saj jāyeta |
sat tv eva somyedam agra āsīd ekam evādvitīyam || ChUp_6,2.2 ||

2. Aruni sagte: "Aber wie könnte es denn so sein, meine Liebe? Wie konnte das Sein aus dem Nichtsein geboren werden? Nein, meine Liebe, es war das Sein allein, das am Anfang existierte, eines allein ohne ein zweites.

ChUp 6,2.3

tad aikṣata |
bahu syāṃ prajāyeyeti |
tat tejo 'sṛjata |
tat teja aikṣata |
bahu syāṃ prajāyeyeti |
tad apo 'sṛjata |
tasmād yatra kva ca śocati svedate vā puruṣas tejasa eva tad adhy āpo jāyante || ChUp_6,2.3 ||

3. "Es (das Sein oder Brahman) dachte: 'Möge ich viele sein; möge ich wachsen.' Es schuf das Feuer. Dieses Feuer dachte: 'Möge ich viele sein, möge ich wachsen.' Es schuf Wasser. Deshalb wird, wann immer ein Mensch heiß ist und schwitzt, Wasser allein aus Feuer (Hitze) erzeugt.

tā āpa aikṣanta bahvayaḥ syāma prajāyemahīti tā annamasṛjanta tasmādyatrakva ca varṣati tadeva bhūyiṣṭhamannaṃ bhavatyadbhya eva tadadhyannādyaṃ jāyate //4//

4. "Das Wasser dachte: 'Möge ich viele sein, möge ich wachsen'. Es schuf die Nahrung (d.h. die Erde). Deshalb wird, wann immer es irgendwo regnet, reichlich Nahrung erzeugt. Aus Wasser allein wird essbare Nahrung erzeugt.

iti cchāndogyopaniṣadi ṣaṣṭhādhyāyasya dvitīyaḥ khaṇḍaḥ

3. Khanda - Die dreifache Entwicklung

ChUp 6,3.1

teṣāṃ khalv eṣāṃ bhūtānāṃ trīṇy eva bījāni bhavanty āṇḍajaṃ jīvajam udbhijjam iti || ChUp_6,3.1 ||

1. "Von all diesen Lebewesen gibt es nur drei Ursprünge: diejenigen, die aus einem Ei geboren werden, diejenigen, die aus einem Lebewesen geboren werden, und diejenigen, die aus einem Keimling geboren werden.

ChUp 6,3.2

seyaṃ devataikṣata |
hantāham imās tisro devatā anena jīvenātmanānupraviśya nāmarūpe vyākaravāṇīti || ChUp_6,3.2 ||

2. "Jene Gottheit dachte: 'Lass mich nun durch dieses lebende Selbst in diese drei Gottheiten eintreten und lass mich dann Namen und Formen entwickeln.'

ChUp 6,3.3

tāsāṃ trivṛtaṃ trivṛtam ekaikāṃ karavāṇīti |
seyaṃ devatemās tisro devatā anenaiva jīvenātmanānupraviśya nāmarūpe vyākarot || ChUp_6,3.3 ||

3. "Jene Gottheit dachte: 'Lass Mich jede dieser drei dreiteilig machen', trat mittels des lebenden Selbst in diese drei Gottheiten ein und entwickelte Namen und Formen.

ChUp 6,3.4

tāsāṃ trivṛtaṃ trivṛtam ekaikām akarot |
yathā tu khalu somyemās tisro devatās trivṛt trivṛd ekaikā bhavati tan me vijānīhīti || ChUp_6,3.4 ||

4. "Sie machte jede von ihnen dreiteilig; und wie diese drei Gottheiten, jede von ihnen, dreiteilig wurden, das lerne jetzt von mir, meine Liebe.

iti cchāndogyopaniṣadi ṣaṣṭhādhyāyasya tṛtīyaḥ khaṇḍaḥ

4. Khanda - Die dreifache Entwicklung näher erläutert

ChUp 6,4.1

yad agne rohitaṃ rūpaṃ tejasas tad rūpam |
yac chuklaṃ tad apām |
yat kṛṣṇaṃ tad annasya |
apāgād agner agnitvam |
vācārambhaṇaṃ vikāro nāmadheyaṃ trīṇi rūpāṇīty eva satyam || ChUp_6,4.1 ||

1. "Die rote Farbe des groben Feuers ist die Farbe des ursprünglichen Feuers; die weiße Farbe des groben Feuers ist die Farbe des ursprünglichen Wassers; die schwarze Farbe des groben Feuers ist die Farbe der ursprünglichen Erde. So verschwindet vom Feuer das, was man gemeinhin Feuer nennt, wobei die Veränderung nur ein Name ist, der aus der Sprache entsteht, während die drei Farben (Formen) allein wahr sind.

ChUp 6,4.2

yad ādityasya rohitaṃ rūpaṃ tejasas tad rūpam |
yac chuklaṃ tad apām |
yat kṛṣṇaṃ tad annasya |
apāgād ādityād ādityatvam |
vācārambhaṇaṃ vikāro nāmadheyaṃ trīṇi rūpāṇīty eva satyam || ChUp_6,4.2 ||

2. "Die rote Farbe der Sonne ist die Farbe des Feuers, die weiße die Farbe des Wassers, die schwarze die Farbe der Erde. So verschwindet von der Sonne das, was man gemeinhin als Sonne bezeichnet, wobei die Veränderung nur ein Name ist, der aus der Sprache entsteht, während die drei Farben allein wahr sind.

yac candramaso rohitaṃ rūpaṃ tejasas tad rūpam |
yac chuklaṃ tad apām |
yat kṛṣṇaṃ tad annasya |
apāgāc candrāc candratvam |
vācārambhaṇaṃ vikāro nāmadheyaṃ trīṇi rūpāṇīty eva satyam || ChUp_6,4.3 ||

3. "Die rote Farbe des Mondes ist die Farbe des Feuers, die weiße die Farbe des Wassers, die schwarze die Farbe der Erde. So verschwindet vom Mond das, was man gemeinhin den Mond nennt, wobei die Veränderung nur ein Name ist, der aus der Sprache entsteht, während die drei Farben allein wahr sind.

yad vidyuto rohitaṃ rūpaṃ tejasas tad rūpam |
yac chuklaṃ tad apām |
yat kṛṣṇaṃ tad annasya |
apāgād vidyuto vidyuttvam |
vācārambhaṇaṃ vikāro nāmadheyaṃ trīṇi rūpāṇīty eva satyam || ChUp_6,4.4 ||

4. "Die rote Farbe des Blitzes ist die Farbe des Feuers, die weiße die Farbe des Wassers, die schwarze die Farbe der Erde. So verschwindet vom Blitz das, was man gemeinhin Beleuchtung nennt, wobei die Abwandlung nur ein Name ist, der aus der Sprache entsteht, während die drei Farben allein wahr sind.

ChUp 6,4.5

etad dha sma vai tadvidvāṃsa āhuḥ pūrve mahāśālā mahāśrotriyāḥ |
na no 'dya kaścanāśrutam amatam avijñātam udāhariṣyati |
iti hy ebhyo vidāṃ cakruḥ || ChUp_6,4.5 ||

5. "Gerade durch dieses Wissen erklärten die großen Hausväter und großen vedischen Gelehrten der alten Zeit: 'Niemand kann uns jetzt etwas nennen, was wir nicht gehört, gedacht oder gewusst haben.' Sie wussten alles von diesen drei Formen.

ChUp 6,4.6

yad u rohitam ivābhūd iti tejasas tad rūpam iti tad vidāṃ cakruḥ |
yad u śuklam ivābhūd ity apāṃ rūpam iti tad vidāṃ cakruḥ |
yad u kṛṣṇam ivābhūd ity annasya rūpam iti tad vidāṃ cakruḥ || ChUp_6,4.6 ||

yad v avijñātam ivābhūd ity etāsām eva devatānāṃ samāsa iti tad vidāṃ cakruḥ |
yathā nu khalu somyemās tisro devatāḥ puruṣaṃ prāpya trivṛt trivṛd ekaikā bhavati tan me vijānīhīti || ChUp_6,4.7 ||

6-7. "Was immer rot erschien, wussten sie als die Farbe des Feuers; was immer weiß erschien, wussten sie als die Farbe des Wassers; was immer schwarz erschien, wussten sie als die Farbe der Erde. "Was auch immer als unbekannt erschien, wussten sie, dass es die Kombination dieser drei Gottheiten (d.h. Farben) war. Nun lerne von mir, meine Liebe, wie diese drei Gottheiten, wenn sie den Menschen erreichen, jede von ihnen dreiteilig wird.

iti cchāndogyopaniṣadi ṣaṣṭhādhyāyasya caturthaḥ khaṇḍaḥ

5. Khanda - Die dreifache Natur der Nahrung

ChUp 6,5.1

annam aśitaṃ tredhā vidhīyate |
tasya yaḥ sthaviṣṭho dhātus tat purīṣaṃ bhavati |
yo madhyamas tan māṃsam |
yo 'ṇiṣṭhas tan manaḥ || ChUp_6,5.1 ||

1. "Nahrung wird, wenn sie gegessen wird, dreifach. Das Gröbste darin wird zu Kot, das Mittlere wird zu Fleisch und das Feinste wird zu Geist.

ChUp 6,5.2

āpaḥ pītās tredhā vidhīyante |
tāsāṃ yaḥ sthaviṣṭho dhātus tan mūtraṃ bhavati |
yo madhyamas tal lohitam |
yo 'ṇiṣṭhaḥ sa prāṇaḥ || ChUp_6,5.2 ||

2. "Wasser, wenn es getrunken wird, wird dreifach. Das Gröbste darin wird zu Urin, das Mittlere zu Blut und das Feinste zu Prana.

ChUp 6,5.3

tejo 'śitaṃ tredhā vidhīyate |
tasya yaḥ sthaviṣṭho dhātus tad asthi bhavati |
yo madhyamaḥ sa majjā |
yo 'ṇiṣṭhaḥ sā vāk || ChUp_6,5.3 ||

3. "Feuer wird, wenn es gegessen wird, dreifach. Das Gröbste darin wird zum Knochen, das Mittlere zum Mark und das Feinste zur Sprache.

ChUp 6,5.4

annamayaṃ hi somya manaḥ |
āpomayaḥ prāṇaḥ |
tejomayī vāg iti |
bhūya eva mā bhagavān vijñāpayatv iti |
tathā somyeti hovāca || ChUp_6,5.4 ||

4. "Der Geist, meine Liebe, besteht aus Nahrung, das Prana aus Wasser und die Sprache aus Hitze." "Bitte, ehrwürdiger Herr, unterrichte mich weiter." "So sei es, meine Liebe."

iti cchāndogyopaniṣadi ṣaṣṭhādhyāyasya pañcamaḥ khaṇḍaḥ

6. Khanda - Die physische Natur des Geistes, das Prana und die Sprache

ChUp 6,6.1

dadhnaḥ somya mathyamānasya yo 'ṇimā sa ūrdhvaḥ samudīṣati |
tat sarpir bhavati || ChUp_6,6.1 ||

1. "Das, meine Liebe, was der feinste Teil des Quarks ist, steigt auf, wenn er gerührt wird und wird zu Butter.

ChUp 6,6.2

evam eva khalu somyānnasyāśyamānasya yo 'ṇimā sa ūrdhvaḥ samudīṣati |
tan mano bhavati || ChUp_6,6.2 ||

2. "Auf die gleiche Weise, meine Liebe, erhebt sich das, was der feinste Teil der Nahrung ist, die gegessen wird, und wird zum Geist.

ChUp 6,6.3

apāṃ somya pīyamānānāṃ yo 'ṇimā sa ūrdhvaḥ samudīṣati |
sā prāno bhavati || ChUp_6,6.3 ||

3. "Der feinste Teil des Wassers, das getrunken wird, steigt auf und wird zu Prana.

ChUp 6,6.4

tejasaḥ somyāśyamānasya yo 'ṇimā sa ūrdhvaḥ samudīṣati |
sā vāg bhavati || ChUp_6,6.4 ||

4. "Der feinste Teil des Feuers, der gegessen wird, steigt auf und wird zur Sprache.

ChUp 6,6.5

annamayaṃ hi somya manaḥ |
āpomayaḥ prāṇaḥ |
tejomayī vāg iti |
bhūya eva mā bhagavān vijñāpayatv iti |
tathā somyeti hovāca || ChUp_6,6.5 ||

5. "So, meine Liebe, besteht der Geist aus Nahrung, das Prana aus Wasser und die Sprache aus Feuer." "Bitte, ehrwürdiger Herr, unterrichte mich weiter." "So sei es, meine Liebe."

iti cchāndogyopaniṣadi ṣaṣṭhādhyāyasya ṣaṣṭhaḥ khaṇḍaḥ

7. Khanda - Wie der Geist aus Nahrung besteht

ChUp 6,7.1

ṣoḍaśakalaḥ somya puruṣaḥ |
pañcadaśāhāni māśīḥ |
kāmam apaḥ piba |
āpomayaḥ prāṇo na pibato vicchetsyata iti || ChUp_6,7.1 ||

1. "Der Mensch, meine Liebe, besteht aus sechzehn Teilen. Nimm fünfzehn Tage lang keine Nahrung zu dir, aber trinke so viel Wasser, wie du willst. Da das Prana aus Wasser besteht, wird es nicht abgeschnitten werden, wenn du Wasser trinkst."

ChUp 6,7.2

sa ha pañcadaśāhāni nāśa |
atha hainam upasasāda kiṃ bravīmi bho iti |
ṛcaḥ somya yajūṃṣi sāmānīti |
sa hovāca na vai mā pratibhānti bho iti || ChUp_6,7.2 ||

1. "Der Mensch, meine Liebe, besteht aus sechzehn Teilen. Nimm fünfzehn Tage lang keine Nahrung zu dir, aber trinke so viel Wasser, wie du willst. Da das Prana aus Wasser besteht, wird es nicht abgeschnitten werden, wenn du Wasser trinkst."

ChUp 6,7.3

taṃ hovāca yathā somya mahato 'bhyāhitasyaiko 'ṅgāraḥ khadyotamātraḥ pariśiṣṭaḥ syāt |
tena tato 'pi na bahu dahet |
evaṃ somya te ṣoḍaśānāṃ kalānām ekā kalā atiśiṣṭā syāt |
tayaitarhi vedān nānubhavasi |
aśāna |
atha me vijñāsyasīti || ChUp_6,7.3 ||

3. Sein Vater sagte zu ihm: "So wie, mein Lieber, von einem großen, lodernden Feuer eine einzige Kohle von der Größe eines Glühwürmchens übrig bleibt, die nicht viel mehr als das brennen würde, so ist auch, mein Lieber, von deinen sechzehn Teilen nur ein Teil übrig; und deshalb erinnerst du dich mit diesem einen Teil nicht an die Veden. Nun geh und iss, und du wirst mich verstehen."

ChUp 6,7.4

sa hāśa |
atha hainam upasasāda |
taṃ ha yat kiṃ ca papraccha sarvaṃ ha pratipede || ChUp_6,7.4 ||

4. Svetaketu aß und näherte sich seinem Vater. Und was immer sein Vater ihn fragte, er zeigte, dass er es wusste.

ChUp 6,7.5

taṃ hovāca |
yathā somya mahato 'bhyāhitasyaikam aṅgāraṃ khadyotamātraṃ pariśiṣṭaṃ taṃ tṛnair upasamādhāya prājvalayet tena tato 'pi bahu dahet || ChUp_6,7.5 ||

ChUp 6,7.6

evaṃ somya te ṣoḍaśānāṃ kalānām ekā kalātiśiṣṭābhūt |
sānnenopasamāhitā prājvālī |
tayaitarhi vedān anubhavasi |
annamayaṃ hi somya manaḥ |
āpomayaḥ prāṇaḥ |
tejomayī vāg iti |
tad dhāsya vijajñāv iti vijajñāv iti || ChUp_6,7.6 ||

5-6. Da sagte sein Vater zu ihm: "So wie, mein Lieber, von einem großen Feuer eine einzelne Kohle von der Größe eines Glühwürmchens, wenn sie übrig bleibt, wieder zum Glühen gebracht werden kann, indem man Gras hinzufügt, und so viel mehr brennt, "So ist es auch, mein Lieber; von deinen sechzehn Teilen ist nur ein Teil übrig geblieben, und dieser, wenn er durch Nahrung gestärkt wird, lodert auf. Mit ihm erinnerst du dich jetzt an die Veden. Deshalb, mein Lieber, besteht der Geist aus Nahrung, das Prana aus Wasser und die Sprache aus Feuer." Daraufhin verstand er, was sein Vater sagte, ja, er verstand es.

iti cchāndogyopaniṣadi ṣaṣṭhādhyāyasya saptamaḥ khaṇḍaḥ

8. Khanda - Über Schlaf, Hunger, Durst und Tod

ChUp 6,8.1

uddālako hāruṇiḥ śvetaketuṃ putram uvāca svapnāntaṃ me somya vijānīhīti |
yatraitat puruṣaḥ svapiti nāma satā somya tadā saṃpanno bhavati |
svam apīto bhavati |
tasmād enaṃ svapitīty ācakṣate |
svaṃ hy apīto bhavati || ChUp_6,8.1 ||

1. Uddalaka, der Sohn von Aruna, sprach zu seinem Sohn Svetaketu: "Lerne von mir, mein Lieber, die wahre Natur des Schlafes. Wenn ein Mensch in den Tiefschlaf, wie er genannt wird, eingetreten ist, dann, mein Lieber, wird er mit dem reinen Sein (Sat) vereint, er ist zu seinem eigenen Selbst gegangen. Deshalb sagt man, er befinde sich im Tiefschlaf (svapiti), weil er zu seinem eigenen (svam) gegangen ist (apita).

ChUp 6,8.2

sa yathā śakuniḥ sūtreṇa prabaddho diśaṃ diśaṃ patitvānyatrāyatanam alabdhvā bandhanam evopaśrayate |
evam eva khalu somya tan mano diśaṃ diśaṃ patitvānyatrāyatanam alabdhvā prāṇam evopaśrayate |
prāṇabandhanaṃ hi somya mana iti || ChUp_6,8.2 ||

2. "So wie ein Vogel, der mit einer Schnur an die Hand des Vogelfängers gebunden ist, zuerst in alle Richtungen fliegt und dann, da er nirgendwo Ruhe findet, sich an dem Ort niederlässt, an den er gebunden ist, so lässt sich auch der Geist (d.h. die individuelle Seele, die sich im Geist widerspiegelt), mein Lieber, nachdem er in alle Richtungen geflogen ist und nirgendwo Ruhe findet, im Prana (d.h. im Reinen Sein) nieder; denn der Geist (die individuelle Seele) ist am Prana (Reinen Sein) befestigt.

ChUp 6,8.3

aśanāpipāse me somya vijānīhīti |
yatraitat puruṣo 'śiśiṣati nāmāpa eva tad aśitaṃ nayante |
tad yathā gonāyo 'śvanāyaḥ puruṣanāya ity evaṃ tad apa ācakṣate 'śanāyeti |
tatraitac chuṅgam utpatitaṃ somya vijānīhi |
nedam amūlaṃ bhaviṣyatīti || ChUp_6,8.3 ||

3. "Lerne von mir, mein Lieber, was Hunger und Durst sind. Wenn ein Mensch hungrig ist, wie sie sagen, ist es das Wasser, das das Gegessene geführt (d.h. weggetragen) hat. Wie man also von einem Führer der Kühe, einem Führer der Pferde, einem Führer der Menschen spricht, so spricht man vom Wasser als dem Führer der Nahrung. Also, meine Liebe, wisse, dass dieser Spross (d.h. der Körper) aus einer Ursache hervorgegangen ist, denn er kann nicht ohne eine Wurzel sein.

ChUp 6,8.4

tasya kva mūlaṃ syād anyatrānnāt |
evam eva khalu somyānnena śuṅgenāpo mūlam anviccha |
adbhiḥ somya śuṅgena tejo mūlam anviccha |
tejasā somya śuṅgena sanmūlam anviccha |
sanmūlāḥ somyemāḥ sarvāḥ prajāḥ sadāyatanāḥ satpratiṣṭhāḥ || ChUp_6,8.4 ||

4. "Und wo könnte seine Wurzel liegen, wenn nicht in der Nahrung (Erde)? Und ebenso, meine Liebe, da auch die Nahrung ein Ableger ist, suche das Wasser als seine Wurzel. Und da auch das Wasser, meine Liebe, ein Ableger ist, suche das Feuer als seine Wurzel. Und da auch das Feuer, meine Liebe, ein Ableger ist, suche das Sein (Sat) als seine Wurzel. Ja, all diese Geschöpfe, meine Liebe, haben ihre Wurzel im Sein, sie wohnen im Sein, sie ruhen schließlich im Sein.

ChUp 6,8.5

atha yatraitat puruṣaḥ pipāsati nāma teja eva tat pītaṃ nayate |
tad yathā gonāyo 'śvanāyaḥ puruṣanāya ity evaṃ tat teja ācaṣṭa udanyeti |
tatraitad eva śuṅgam utpatitaṃ somya vijānīhi |
nedam amūlaṃ bhaviṣyatīti || ChUp_6,8.5 ||

5. "Wenn von einem Menschen gesagt wird, er sei durstig, so ist es das Feuer, das das, was er getrunken hat, geführt (d.h. weggetragen) hat. Wie man also von einem Führer der Kühe, einem Führer der Pferde, einem Führer der Menschen spricht, so spricht man vom Feuer als dem Führer des Wassers. So, mein Lieber, wisse, dass dieser Spross (der Körper) aus einer Ursache hervorgegangen ist, denn er kann nicht ohne eine Wurzel sein.

ChUp 6,8.6

tasya kva mūlaṃ syād anyatrādbhyaḥ |
adbhiḥ somya śuṅgena tejo mūlam anviccha |
tejasā somya śuṅgena sanmūlam anviccha |
sanmūlāḥ somyemāḥ sarvāḥ prajāḥ sad āyatanāḥ satpratiṣṭhāḥ |
yathā nu khalu somyemās tisro devatāḥ puruṣaṃ prāpya trivṛt trivṛd ekaikā bhavati tad uktaṃ purastād eva bhavati |
asya somya puruṣasya prayato vāṅ manasi saṃpadyate manaḥ prāṇe prāṇas tejasi tejaḥ parasyāṃ devatāyām || ChUp_6,8.6 ||

6. "Und wo könnte seine Wurzel liegen, wenn nicht im Wasser? Und genauso, meine Liebe, wie das Wasser ein Ableger ist, suche das Feuer als seine Wurzel. Und da auch das Feuer, meine Liebe, ein Ableger ist, suche das Sein als seine Wurzel. Ja, meine Liebe, alle diese Geschöpfe haben ihre Wurzel im Sein, sie wohnen im Sein, sie ruhen schließlich im Sein. "Und wie diese drei Gottheiten (Feuer, Wasser und Erde), wenn sie einen Menschen erreichen, jede von ihnen dreiteilig wird, wurde bereits gesagt. Wenn ein Mensch von hier weggeht, verschmilzt seine Sprache mit seinem Geist, sein Geist mit seinem Prana, sein Prana mit der Hitze (Feuer) und die Hitze mit dem Höchsten Sein.

ChUp 6,8.7

sa ya eṣo 'ṇimaitad ātmyam idaṃ sarvam |
tat satyam |
sa ātmā |
tat tvam asi śvetaketo iti |
bhūya eva mā bhagavān vijñāpayatv iti |
tathā somyeti hovāca || ChUp_6,8.7 ||

7. "Nun, das, was die subtile Essenz ist, in ihr hat alles, was existiert, sein Selbst. Das ist das Wahre. Das ist das Selbst. Das bist du, Svetaketu." "Bitte, ehrwürdiger Herr, gebt mir weitere Unterweisung", sagte der Sohn. "So sei es, mein Lieber", antwortete der Vater.

iti cchāndogyopaniṣadi ṣaṣṭhādhyāyasyāṣṭamaḥ khaṇḍaḥ

9. Khanda - Die Abwesenheit von Individualität im Tiefschlaf

ChUp 6,9.1

yathā somya madhu madhukṛto nistiṣṭhanti nānātyayānāṃ vṛkṣāṇāṃ rasān samavahāram ekatāṃ rasaṃ gamayanti || ChUp_6,9.1 ||

ChUp 6,9.2

te yathā tatra na vivekaṃ labhante 'muṣyāhaṃ vṛkṣasya raso 'smy amuṣyāhaṃ vṛkṣasya raso 'smīti |
evam eva khalu somyemāḥ sarvāḥ prajāḥ sati saṃpadya na viduḥ sati saṃpadyāmaha iti || ChUp_6,9.2 ||

So wie die Bienen, meine Liebe, Honig machen, indem sie die Säfte von Bäumen, die sich an verschiedenen Orten befinden, sammeln und sie zu einer Form reduzieren, so haben diese Säfte keine Unterscheidungskraft, um sagen zu können: 'Ich bin der Saft dieses Baumes' oder 'Ich bin der Saft jenes Baumes', so wissen alle diese Geschöpfe, obwohl sie das Reine Sein erreichen, nicht, dass sie das Reine Sein erreicht haben, meine Liebe.

ChUp 6,9.3

ta iha vyaghro vā siṃho vā vṛko vā varāho vā kīṭo vā pataṅgo vā daṃśo vā maśako vā yad yad bhavanti tad ābhavanti || ChUp_6,9.3 ||

3. "Was auch immer diese Kreaturen sind, hier in dieser Welt - ein Tiger, ein Löwe, ein Wolf, ein Wildschwein, ein Wurm, eine Fliege, eine Mücke oder eine Moskito -, das werden sie wieder.

ChUp 6,9.4

sa ya eṣo 'ṇimaitad ātmyam idaṃ sarvam |
tat satyam |
sa ātmā |
tat tvam asi śvetaketo iti |
bhūya eva mā bhagavān vijñāpayatv iti |
tathā somyeti hovāca || ChUp_6,9.4 ||

4. "Nun, das, was die subtile Essenz ist, in ihr hat alles, was existiert, sein Selbst. Das ist das Wahre. Das ist das Selbst. Das bist du, Svetaketu." "Bitte, ehrwürdiger Herr, gebt mir weitere Unterweisung", sagte der Sohn. "So sei es, mein Lieber", antwortete der Vater.

iti cchāndogyopaniṣadi ṣaṣṭhādhyāyasya navamaḥ khaṇḍaḥ

10. Khanda - Das Fehlen des partikulären Bewusstseins im Tiefschlaf

ChUp 6,10.1

imāḥ somya nadyaḥ purastāt prācyaḥ syandante paścāt pratīcyaḥ |
tāḥ samudrāt samudram evāpiyanti |
sa samudra eva bhavati |
tā yathā tatra na vidur iyam aham asmīyam aham asmīti || ChUp_6,10.1 ||

ChUp 6,10.2

evam eva khalu somyemāḥ sarvāḥ prajāḥ sata āgamya na viduḥ sata āgacchāmaha iti |
ta iha vyāghro vā siṃho vā vṛko vā varāho vā kīṭo vā pataṅgo vā daṃśo vā maśako vā yad yad bhavanti tad ābhavanti || ChUp_6,10.2 ||

1-2: "Diese Flüsse, meine Liebe, fließen - der östliche nach Osten und der westliche nach Westen. Sie entspringen dem Meer und fließen in das Meer. So wie diese Flüsse, während sie im Meer sind, nicht wissen: 'Ich bin dieser Fluss' oder 'Ich bin jener Fluss', so, meine Liebe, wissen alle diese Geschöpfe, obwohl sie aus dem reinen Sein gekommen sind, nicht, dass sie aus dem reinen Sein gekommen sind. Was auch immer diese Geschöpfe sind, hier in dieser Welt - ein Tiger, ein Löwe, ein Wolf, ein Wildschwein, ein Wurm, eine Fliege, eine Mücke oder ein Moskito, das werden sie wieder.

ChUp 6,10.3

sa ya eṣo 'ṇimaitad ātmyam idaṃ sarvam |
tat satyam |
sa ātmā |
tat tvam asi śvetaketo iti |
bhūya eva mā bhagavān vijñāpayatv iti |
tathā somyeti hovāca || ChUp_6,10.3 ||

3. "Nun, das, was die subtile Essenz ist, in ihr hat alles, was existiert, sein Selbst. Das ist das Wahre. Das ist das Selbst. Das bist du, Svetaketu." "Bitte, ehrwürdiger Herr, gebt mir weitere Unterweisung", sagte der Sohn. "So sei es, mein Lieber", antwortete der Vater.

iti cchāndogyopaniṣadi ṣaṣṭhādhyāyasya daśamaḥ khaṇḍaḥ

11. Khanda - Die Unzerstörbarkeit des Lebens

ChUp 6,11.1

asya somya mahato vṛkṣasya yo mūle 'bhyāhanyāj jīvan sraved yo madhye 'bhyāhanyāj jīvan sraved yo 'gre 'bhyāhanyāj jīvan sravet |
sa eṣa jīvenātmanānuprabhūtaḥ pepīyamāno modamānas tiṣṭhati || ChUp_6,11.1 ||

1. "Wenn jemand die Wurzel dieses großen Baumes hier anschlägt, würde er bluten, aber leben. Würde er in der Mitte zuschlagen, würde er bluten, aber leben. Würde er an der Spitze zuschlagen, würde er bluten, aber leben. Durchdrungen vom lebendigen Selbst, steht dieser Baum fest und nimmt immer wieder seine Nahrung auf und freut sich.

ChUp 6,11.2

asya yad ekāṃ śākhāṃ jīvo jahāty atha sā śuṣyati |
dvitīyāṃ jahāty atha sā śuṣyati |
tṛtīyāṃ jahāty atha sā śuṣyati |
sarvaṃ jahāti sarvaḥ śuṣyati || ChUp_6,11.2 ||

2. "Wenn aber das Leben (d.h. das lebendige Selbst) einen seiner Zweige verlässt, verdorrt dieser Zweig; wenn es einen zweiten verlässt, verdorrt dieser Zweig; wenn es einen dritten verlässt, verdorrt dieser Zweig. Wenn es den ganzen Baum verlässt, verdorren die ganzen drei.

ChUp 6,11.3

evam eva khalu somya viddhīti ha uvāca |
jīvāpetaṃ vāva kiledaṃ mriyate na jīvo mriyata iti |
sa ya eṣo 'ṇimaitad ātmyam idaṃ sarvam |
tat satyam |
sa ātmā |
tat tvam asi śvetaketo iti |
bhūya eva mā bhagavān vijñāpayatv iti |
tathā somyeti hovāca || ChUp_6,11.3 ||

3. "Genau so, meine Liebe", sagte er, "wisse dies: Dieser Körper stirbt, beraubt des lebendigen Selbst; aber das lebendige Selbst stirbt nicht. "Nun, das, was die feinstoffliche Essenz ist, in ihr hat alles, was existiert, sein Selbst. Das ist das Wahre. Das ist das Selbst. Das bist du, Svetaketu." "Bitte, ehrwürdiger Herr, gebt mir weitere Unterweisung", sagte der Sohn. "So sei es, mein Lieber", antwortete der Vater.

iti cchāndogyopaniṣadi ṣaṣṭhādhyāyasyaikādaśaḥ khaṇḍaḥ

12. Khanda - Die Geburt des Groben aus dem Feinstofflichen

ChUp 6,12.1

nyagrodhaphalam ata āhareti |
idaṃ bhagava iti |
bhinddhīti |
bhinnaṃ bhagava iti |
kim atra paśyasīti |
aṇvya ivemā dhānā bhagava iti |
āsām aṅgaikāṃ bhinddhīti |
bhinnā bhagava iti |
kim atra paśyasīti |
na kiṃcana bhagava iti || ChUp_6,12.1 ||

1. "Bring mir eine Frucht von diesem Nyagrodha (Banyan) Baum." "Hier ist sie, ehrwürdiger Herr." "Brich sie." "Sie ist gebrochen, ehrwürdiger Herr." "Was siehst du da?" "Diese Samen, sehr klein." "Brich einen davon, mein Sohn." "Er ist zerbrochen, ehrwürdiger Herr." "Was siehst du da?" "Überhaupt nichts, ehrwürdiger Herr."

ChUp 6,12.2

taṃ hovāca yaṃ vai somyaitam aṇimānaṃ na nibhālayasa etasya vai somyaiṣo 'ṇimna evaṃ mahānyagrodhas tiṣṭhati |
śraddhatsva somyeti || ChUp_6,12.2 ||

2. Der Vater sagte: "Diese subtile Essenz, meine Liebe, die du dort nicht wahrnimmst - aus eben dieser Essenz entspringt dieses große Nyagrodha. Glaube mir, meine Liebe.

ChUp 6,12.3

sa ya eṣo 'ṇimaitad ātmyam idaṃ sarvam |
tat satyam |
sa ātmā |
tat tvam asi śvetaketo iti |
bhūya eva mā bhagavān vijñāpayatv iti |
tathā somyeti hovāca || ChUp_6,12.3 ||

3. "Nun, das, was die subtile Essenz ist, in ihr hat alles, was existiert, sein Selbst. Das ist das Wahre. Das ist das Selbst. Das bist du, Svetaketu." "Bitte, ehrwürdiger Herr, gebt mir weitere Unterweisung", sagte der Sohn. "So sei es, mein Lieber", antwortete der Vater.

iti cchāndogyopaniṣadi ṣaṣṭhādhyāyasya dvādaśaḥ khaṇḍaḥ

13. Khanda - Die Unsichtbarkeit eines existierenden Objekts

ChUp 6,13.1

lavaṇam etad udake 'vadhāyātha mā prātar upasīdathā iti |
sa ha tathā cakāra |
taṃ hovāca |
yad doṣā lavaṇam udake 'vādhā aṅga tad āhareti |
tad dhāvamṛśya na viveda || ChUp_6,13.1 ||

1. "Lege dieses Salz in Wasser und komm dann am Morgen zu mir." Der Sohn tat, wie ihm gesagt wurde. Der Vater sagte zu ihm: "Mein Sohn, bring mir das Salz, das du gestern Abend in das Wasser gelegt hast." Als der Sohn es suchte, fand er es nicht, denn es war völlig aufgelöst.

ChUp 6,13.2

yathā vilīnam eva |
an;gāsyāntād ācāmeti |
katham iti |
lavaṇam iti |
madhyād ācāmeti |
katham iti |
lavaṇam iti |
antād ācāmeti |
katham iti |
lavaṇam iti |
abhiprāsyaitad atha mopasīdathā iti |
tad dha tathā cakāra |
tac chaśvat saṃvartate |
taṃ hovācātra vāva kila tat somya na nibhālayase 'traiva kileti || ChUp_6,13.2 ||

2. Der Vater sagte: "Mein Sohn, nimm einen Schluck Wasser von der Oberfläche. Wie ist es?" "Es ist salzig." "Nimm einen Schluck aus der Mitte. Wie ist es?" "Es ist Salz." "Nimm einen Schluck von unten. Wie ist es?" "Es ist Salz." "Wirf es weg und komm zu mir." Der Sohn tat wie ihm geheißen und sagte: "Das Salz war die ganze Zeit da." Da sagte der Vater: "Auch hier, mein Lieber, in diesem Körper nimmst du Sat (das Sein) nicht wahr; aber es ist wirklich da."

ChUp 6,13.3

sa ya eṣo 'ṇimaitad ātmyam idaṃ sarvam |
tat satyam |
sa ātmā |
tat tvam asi śvetaketo iti |
bhūya eva mā bhagavān vijñāpayatv iti |
tathā somyeti hovāca || ChUp_6,13.3 ||

3. "Nun, das, was die subtile Essenz ist, in ihr hat alles, was existiert, sein Selbst. Das ist das Wahre. Das ist das Selbst, das du bist, Svetaketu." "Bitte, ehrwürdiger Herr, gebt mir weitere Unterweisung", sagte der Sohn. "So sei es, mein Lieber", antwortete der Vater.

iti cchāndogyopaniṣadi ṣaṣṭhādhyāyasya trayodaśaḥ khaṇḍaḥ

14. Khanda - Die Mittel der Selbsterkenntnis

ChUp 6,14.1

yathā somya puruṣaṃ gandhārebhyo 'bhinaddhākṣam ānīya taṃ tato 'tijane visṛjet |
sa yathā tatra prāṅ vodaṅ vā adharāṅ vā pratyaṅ vā pradhmāyītābhinaddhākṣa ānīto 'bhinaddhākṣo visṛṣṭaḥ || ChUp_6,14.1 ||

1. "So wie jemand, mein Lieber, einen Menschen mit verdeckten Augen aus dem Land der Gandharas wegführt und ihn an einem Ort zurücklässt, an dem es keine Menschen gibt; und so wie dieser Mensch sich nach Osten oder Norden oder Süden oder Westen wendet und ruft: 'Ich bin mit verdeckten Augen hierher gebracht worden, ich bin mit verdeckten Augen hier zurückgelassen worden!'

ChUp 6,14.2

tasya yathābhinahanaṃ pramucya prabrūyād etāṃ diśaṃ gandhārā etāṃ diśaṃ vrajeti |
sa grāmād grāmaṃ pṛcchan paṇḍito medhāvī gandhārān evopasaṃpadyeta |
evam evehācāryavān puruṣo veda |
tasya tāvad eva ciraṃ yāvan na vimokṣye 'tha saṃpatsya iti || ChUp_6,14.2 ||

2. "Daraufhin könnte jemand die Bedeckung lösen und zu ihm sagen: 'Gandhara liegt in dieser Richtung; geh in diese Richtung'; und daraufhin würde er, nachdem er informiert wurde und urteilsfähig ist, durch das Fragen nach dem Weg von einem Dorf zum anderen endlich nach Gandhara gelangen - genau so erlangt ein Mensch, der einen Lehrer gefunden hat, der ihn unterrichtet, das wahre Wissen. Für ihn gibt es nur so lange eine Verzögerung, wie er nicht vom Körper befreit ist; dann erreicht er die Vollkommenheit.

ChUp 6,14.3

sa ya eṣo 'ṇimaitad ātmyam idaṃ sarvam |
tat satyam |
sa ātmā |
tat tvam asi śvetaketo iti |
bhūya eva mā bhagavān vijñāpayatv iti |
tathā somyeti hovāca || ChUp_6,14.3 ||

3. "Nun, das, was die subtile Essenz ist, in ihr hat alles, was existiert, sein Selbst. Das ist das Wahre. Das ist das Selbst, das du bist, Svetaketu." "Bitte, ehrwürdiger Herr, gebt mir weitere Unterweisung", sagte der Sohn. "So sei es, mein Lieber", antwortete der Vater.

iti cchāndogyopaniṣadi ṣaṣṭhādhyāyasya caturdaśaḥ khaṇḍaḥ

15. Khanda - Ultimative Befreiung

ChUp 6,15.1

puruṣaṃ somyotopatāpinaṃ jñātayaḥ paryupāsate jānāsi māṃ jānāsi mām iti |
tasya yāvan na vāṅ manasi saṃpadyate manaḥ prāṇe prāṇas tejasi tejaḥ parasyāṃ devatāyāṃ tāvaj jānāti || ChUp_6,15.1 ||

1. "Um einen Sterbenden, der von Krankheit befallen ist, mein Lieber, versammeln sich seine Angehörigen und fragen: 'Kennst du mich? Er kennt sie, solange seine Sprache nicht in seinem Geist, sein Geist in seinem Prana (Atem), sein Prana in der Hitze (Feuer) und die Hitze in der Höchsten Gottheit aufgeht.

ChUp 6,15.2

atha yadāsya vāṅ manasi saṃpadyate manaḥ prāṇe prāṇas tejasi tejaḥ parasyāṃ devatāyām atha na jānāti || ChUp_6,15.2 ||

2. "Aber wenn seine Sprache in seinem Verstand, sein Verstand in seinem Prana, sein Prana in der Hitze und die Hitze in der Höchsten Gottheit verschmolzen ist, dann kennt er sie nicht.

ChUp 6,15.3

sa ya eṣo 'ṇimaitad ātmyam idaṃ sarvam |
tat satyam |
sa ātmā |
tat tvam asi śvetaketo iti |
bhūya eva mā bhagavān vijñāpayatv iti |
tathā somyeti hovāca || ChUp_6,15.3 ||

3. "Nun, das, was die subtile Essenz ist, in ihr hat alles, was existiert, sein Selbst. Das ist das Wahre. Das ist das Selbst. Das bist du, Svetaketu." "Bitte, ehrwürdiger Herr, gebt mir weitere Unterweisung", sagte der Sohn. "So sei es, mein Lieber", antwortete der Vater.

iti cchāndogyopaniṣadi ṣaṣṭhādhyāyasya pañcadaśaḥ khaṇḍaḥ

16. Khanda - Befreiung für den Kenner des Brahman

ChUp 6,16.1

puruṣaṃ somyota hastagṛhītam ānayanti |
apahārṣīt steyam akārṣīt paraśum asmai tapateti |
sa yadi tasya kartā bhavati tata evānṛtam ātmānaṃ kurute |
so 'nṛtābhisaṃdho 'nṛtenātmānam antardhāya paraśuṃ taptaṃ pratigṛhṇāti |
sa dahyate |
atha hanyate || ChUp_6,16.1 ||

1. "Mein Lieber, sie (d.h. die Polizei) bringen einen Mann, den sie bei der Hand ergriffen haben, und sagen: 'Er hat etwas genommen, er hat einen Diebstahl begangen.' Wenn er es leugnet, sagen sie: 'Erhitzt die Axt für ihn.' Wenn er den Diebstahl begangen hat, es aber leugnet, dann macht er sich selbst zum Lügner. Da er falsch gesinnt ist, deckt er sich mit der Lüge zu, ergreift die erhitzte Axt und wird verbrannt. Dann wird er getötet.

ChUp 6,16.2

atha yadi tasyākartā bhavati |
tata eva satyam ātmānaṃ kurute |
sa satyābhisandhaḥ satyenātmānam antardhāya paraśuṃ taptaṃ pratigṛhṇāti |
sa na dahyate |
atha mucyate || ChUp_6,16.2 ||

2. "Aber wenn er den Diebstahl nicht begangen hat, dann macht er sich zu dem, was er wirklich ist. Als wahrhaftig Gesinnter bedeckt er sich mit der Wahrheit, ergreift die erhitzte Axt und wird nicht verbrannt. Er ist befreit.

ChUp 6,16.3

sa yathā tatra nādāhyeta |
etad ātmyam idaṃ sarvam |
tat satyam |
sa ātmā |
tat tvam asi śvetaketo iti |
tad dhāsya vijajñāv iti vijajñāv iti || ChUp_6,16.3 ||

3. "Wie der wahrhaftige Mensch nicht verbrannt wird, so wird auch derjenige, der Sat erkannt hat, nicht wiedergeboren. So hat alles, was existiert, in diesem (Sat) sein Selbst. Das ist das Wahre. Das ist das Selbst. Das bist du, Svetaketu."

iti cchāndogyopaniṣadi ṣaṣṭhādhyāyasya ṣoḍaśaḥ khaṇḍaḥiti cchāndogyopaniṣadbrāhmaṇe ṣaṣṭhodhyāyaḥ samāptaḥ

7. Prapathaka (Adhyaya) Chandogya Upanishad: Meditationen auf Bhuma – das Unendliche

Diskutiert das Konzept von Bhuma (dem Unendlichen) als höchstes Ziel der Meditation.

atha saptamo 'dhyāyaḥ

Das siebte Kapitel der Chandogya Upanishad beschäftigt sich mit der Suche nach dem höchsten Prinzip, genannt Bhuma (das Unendliche), durch eine Reihe von Dialogen zwischen Sanjaya und seinem Schüler Narada. Narada, der trotz seines umfassenden Wissens unzufrieden ist, wird von Sanjaya gelehrt, dass wahre Glückseligkeit und Freiheit nicht durch äußeres Wissen, sondern durch die Erkenntnis des Bhuma erreicht werden können. Das Kapitel erklärt, dass Bhuma das ist, was weder begrenzt noch abhängig ist und sich durch völlige Unabhängigkeit und Fülle auszeichnet. Es stellt Bhuma als das Höchste dar, im Gegensatz zu allem Endlichen, das immer durch Begrenzung und Dualität gekennzeichnet ist. Durch Meditation auf Bhuma und die Erkenntnis, dass es identisch mit Brahman und dem Selbst (Atman) ist, kann der Mensch die höchste Befreiung (Moksha) erreichen. Dieses Kapitel betont die Notwendigkeit, das Endliche zu transzendieren, um das Unendliche zu erfahren.

1. Khanda - Dialog zwischen Narada und Sanatkumara

ChUp 7,1.1

adhīhi bhagava iti hopasasāda sanatkumāraṃ nāradaḥ |
taṃ hovāca yad vettha tena mopasīda |
tatas ta ūrdhvaṃ vakṣyāmīti |
sa hovāca || ChUp_7,1.1 ||

1. Om. Narada näherte sich Sanatkumara als Schüler und sagte: "Ehrwürdiger Herr, bitte lehre mich." Sanatkumara sagte zu ihm: "Bitte erzähle mir, was du bereits weißt. Dann werde ich dir sagen, was darüber hinaus ist."

ChUp 7,1.2

ṛgvedaṃ bhagavo 'dhyemi yajurvedaṃ sāmavedam ātharvaṇaṃ caturtham itihāsapurāṇaṃ pañcamaṃ vedānāṃ vedaṃ pitryaṃ rāśiṃ daivaṃ nidhiṃ vākovākyam ekāyanaṃ devavidyāṃ brahmavidyāṃ bhūtavidyāṃ kṣatravidyāṃ nakṣatravidyāṃ sarpadevajanavidyām etad bhagavo 'dhyemi || ChUp_7,1.2 ||

2. Narada sagte: "Ehrwürdiger Herr, ich kenne den Rig-Veda, den Yajur-Veda, den Sama-Veda, den Atharva-Veda als vierten Veda, die Epen (Puranas) und die alten Überlieferungen (Itihasa) als fünften, den Veda der Veden (d.h. Grammatik), die Regeln der Opfer, mit denen die Manen befriedigt werden, die Wissenschaft der Zahlen, die Wissenschaft der Vorzeichen, die Wissenschaft der Zeit, die Logik, die Ethik, die Etymologie, Brahma-vidya (d.h. die Wissenschaft der Aussprache, der Zeremonien, der Prosodie usw.), die Wissenschaft der Elementargeister, die Wissenschaft der Waffen, die Astronomie, die Wissenschaft der Schlangen und die schönen Künste. All das weiß ich, verehrter Herr.

ChUp 7,1.3

so 'haṃ bhagavo mantravid evāsmi nātmavit |
śrutaṃ hy eva me bhagavaddṛśebhyas tarati śokam ātmavid iti |
so 'haṃ bhagavaḥ śocāmi |
taṃ mā bhagavāñ chokasya pāraṃ tārayatv iti |
taṃ hovāca yad vai kiṃcaitad adhyagīṣṭhā nāmaivaitat || ChUp_7,1.3 ||

3. "Aber, ehrwürdiger Herr, mit all dem kenne ich nur Worte; das Selbst kenne ich nicht. Ich habe von Männern wie dir gehört, dass derjenige, der das Selbst kennt, den Kummer überwindet. Ich bin einer, der von Kummer geplagt wird. Helft mir, ehrwürdiger Herr, auf die andere Seite des Kummers hinüberzugehen." Sanatkumara sagte zu ihm: "Was immer du gelesen hast, ist nur ein Name.

ChUp 7,1.4

nāma vā ṛgvedo yajurvedaḥ sāmaveda ātharvaṇaś caturtha itihāsapurāṇaḥ pañcamo vedānāṃ vedaḥ pitryo rāśir daivo nidhir vākovākyam ekāyanaṃ devavidyā brahmavidyā bhūtavidyā kṣatravidyā nakṣatravidyā sarpadevajanavidyā |
nāmaivaitat |
nāmopāssveti || ChUp_7,1.4 ||

4. "Wahrlich, ein Name ist der Rig-Veda; so auch der Yajur-Veda, der Sama-Veda, der Atharva-Veda als vierter Veda, die Epen und die alten Überlieferungen als fünfter, der Veda der Veden, die Regeln der Opfer, mit denen die Manen befriedigt werden, die Wissenschaft der Zahlen, die Wissenschaft der Vorzeichen, die Wissenschaft der Zeit, die Logik, die Ethik, die Etymologie, Brahma-vidya, die Wissenschaft der Elementargeister, die Wissenschaft der Waffen, die Astronomie, die Wissenschaft der Schlangen und die schönen Künste. "Meditiere über den Namen.

ChUp 7,1.5

sa yo nāma brahmety upāste |
yāvan nāmno gataṃ tatrāsya yathākāmacāro bhavati yo nāma brahmety upāste |
asti bhagavo nāmno bhūya iti |
nāmno vāva bhūyo 'stīti |
tan me bhagavān bravītv iti || ChUp_7,1.5 ||

5. "Derjenige, der über einen Namen als Brahman meditiert, kann aus eigenem freien Willen so weit reichen, wie der Name reicht - derjenige, der über einen Namen als Brahman meditiert." Narada sagte: "Ehrwürdiger Herr, gibt es etwas Größeres als einen Namen?" "Natürlich gibt es etwas Größeres als einen Namen." "Bitte erkläre mir das, ehrwürdiger Herr."

iti cchāndogyopaniṣadi saptamādhyāyasya prathamaḥ khaṇḍaḥ

2. Khanda - Sprache als Brahman

ChUp 7,2.1

vāg vāva nāmno bhūyasī |
vāg vā ṛgvedaṃ vijñāpayati yajurvedaṃ sāmavedam ātharvaṇaṃ caturtham itihāsapurāṇaṃ pañcamaṃ vedānāṃ vedaṃ pitryaṃ rāśiṃ daivaṃ nidhiṃ vākovākyam ekāyanaṃ devavidyāṃ brahmavidyāṃ bhūtavidyāṃ kṣatravidyāṃ nakṣatravidyāṃ sarpadevajanavidyāṃ divaṃ ca pṛthivīṃ ca vāyuṃ cākāśaṃ cāpaś ca tejaś ca devāṃś ca manuṣyāṃś ca paśūṃś ca vayāṃsi ca tṛṇavanaspatīñ śvāpadāny ākīṭapataṅgapipīlakaṃ dharmaṃ cādharmaṃ |
ca satyaṃ cānṛtaṃ ca sādhu cāsādhu ca hṛdayajñaṃ cāhṛdayajñaṃ ca |
yad vai vāṅ nābhaviṣyan na dharmo nādharmo vyajñāpayiṣyan na satyaṃ nānṛtaṃ na sādhu nāsādhu na hṛdayajño nāhṛdayajñaḥ |
vāg evaitad sarvaṃ vijñāpayati vācam upāssveti || ChUp_7,2.1 ||

1. "Die Sprache ist wahrlich größer als ein Name. Durch die Sprache versteht man den Rig-Veda, den Yajur-Veda, den Sama-Veda, den Atharva-Veda als vierten, die Epen und die alten Überlieferungen als fünften, den Veda der Veden, die Opferregeln, mit denen die Manen befriedigt werden, die Wissenschaft der Zahlen, die Wissenschaft der Vorzeichen, die Wissenschaft der Zeit, die Logik, die Ethik, die Etymologie, Brahma-vidya, die Wissenschaft von den Elementargeistern, die Wissenschaft von den Waffen, die Astronomie, die Wissenschaft von den Schlangen und die schönen Künste, sowie Himmel, Erde, Luft, Akasa, Wasser, Feuer, Götter, Menschen, Vieh, Vögel, Kräuter, Bäume, Tiere, zusammen mit Würmern, Fliegen und Ameisen, wie auch Rechtschaffenheit und Unrechtschaffenheit, das Wahre und das Falsche, das Gute und das Schlechte, das Angenehme und das Unangenehme. "Wahrlich, wenn es keine Sprache gäbe, würde weder das Gute noch das Schlechte, weder das Wahre noch das Falsche, weder das Angenehme noch das Unangenehme erkannt werden. "Wahrlich, die Sprache lässt uns all dies erkennen. Meditiere über die Sprache.

ChUp 7,2.2

sa yo vācaṃ brahmety upāste |
yāvad vāco gataṃ tatrāsya yathākāmacāro bhavati yo vācaṃ brahmety upāste |
asti bhagavo vāco bhūya iti |
vāco vāva bhūyo 'stīti |
tan me bhagavān bravītv iti || ChUp_7,2.2 ||

2. "Wer über Sprache als Brahman meditiert, kann aus eigenem Willen so weit reichen wie die Sprache - er, der über Sprache als Brahman meditiert." Narada sagte: "Ehrwürdiger Herr, gibt es etwas Größeres als Sprache?" "Natürlich gibt es etwas Größeres als Sprache." "Bitte erkläre mir das, ehrwürdiger Herr."

iti cchāndogyopaniṣadi saptamādhyāyasya dvitīyaḥ khaṇḍaḥ

3. Khanda - Der Geist als Brahman

ChUp 7,3.1

mano vāva vāco bhūyaḥ |
yathā vai dve vāmalake dve vā kole dvau vākṣau muṣṭir anubhavaty evaṃ vācaṃ ca nāma ca mano 'nubhavati |
sa yadā manasā manasyati mantrān adhīyīyety athādhīte |
karmāṇi kurvīyety atha kurute |
putrāṃś ca paśūṃś ceccheyety athecchate |
imaṃ ca lokam amuṃ ceccheyety athecchate |
mano hy ātmā |
mano hi lokaḥ |
mano hi brahma |
mana upāssveti || ChUp_7,3.1 ||

1. "Der Geist ist wahrlich größer als die Sprache. So wie die geschlossene Faust zwei Amalakas oder zwei Pflaumen oder zwei Aksha-Früchte hält, so hält der Geist Sprache und einen Namen. Denn wenn ein Mensch in seinem Geist denkt, dass er die heiligen Hymnen lesen will, dann liest er sie. Wenn er in seinem Geist denkt, dass er Handlungen ausführen wird, dann führt er sie aus. Wenn er in seinem Geist denkt, dass er Söhne und Vieh haben möchte, dann begehrt er sie. Wenn er in seinem Geist denkt, dass er diese und die andere Welt haben möchte, dann begehrt er sie. Der Geist ist in der Tat das Selbst; der Geist ist die Welt; der Geist ist Brahman. "Meditiere über den Geist.

ChUp 7,3.2

sa yo mano brahmety upāste |
yāvan manaso gataṃ tatrāsya yathākāmacāro bhavati yo mano brahmety upāste |
asti bhagavo manaso bhūya iti |
manaso vāva bhūyo 'stīti |
tan me bhagavān bravītv iti || ChUp_7,3.2 ||

2. "Derjenige, der über den Geist als Brahman meditiert, kann aus freiem Willen so weit gelangen, wie der Geist reicht - derjenige, der über den Geist als Brahman meditiert." Narada sagte: "Ehrwürdiger Herr, gibt es etwas Größeres als den Geist?" "Natürlich gibt es etwas Größeres als den Verstand." "Bitte erkläre mir das, ehrwürdiger Herr."

iti cchāndogyopaniṣadi saptamādhyāyasya tṛtīyaḥ khaṇḍaḥ

4. Khanda - Der Wille als Brahman

ChUp 7,4.1

saṃkalpo vāva manaso bhūyān |
yadā vai saṃkalpayate 'tha manasyati |
atha vācam īrayati |
tām u nāmnīyūati |
nāmni mantrā ekaṃ bhavanti |
mantreṣu karmāṇi || ChUp_7,4.1 ||

1. "Der Wille (Samkalpa) ist wahrlich größer als der Verstand. Denn wenn ein Mensch will, dann denkt er in seinem Geist, dann spricht er und dann benutzt er die Sprache bei der Aufzählung eines Namens. Die heiligen Hymnen sind in einem Namen enthalten und alle Opfer sind in den heiligen Hymnen enthalten.

ChUp 7,4.2

tāni ha vā etāni saṃkalpaikāyanāni saṃkalpātmakāni saṃkalpe pratiṣṭhitāni |
samakḷpatāṃ dyāvāpṛthivī |
samakalpetāṃ vāyuś cākāśaṃ ca |
samakalpantāpaś ca tejaś ca |
teṣāṃ saṃkḷptyai varṣaṃ saṃkalpate |
varṣasya saṃkḷptyā annaṃ saṃkalpate |
annasya saṃkḷptyai prāṇāḥ saṃkalpante |
prāṇānāṃ saṃkḷptyai mantrāḥ saṃkalpante |
mantrāṇāṃ saṃkḷptyai karmāṇi saṃkalpante |
karmaṇāṃ saṃkḷptyai lokaḥ saṃkalpate |
lokasya saṃkḷptyai sarvaṃ saṃkalpate |
sa eṣa saṃkalpaḥ |
saṃkalpam upāssveti || ChUp_7,4.2 ||

2. "Der Wille ist in der Tat das Ziel all dieser Dinge, die mit dem Geist beginnen und im Opfer enden; aus dem Willen entstehen sie und im Willen bleiben sie alle. Himmel und Erde haben gewollt, Luft und Akasa haben gewollt, Wasser und Feuer haben gewollt. Durch den Willen von Himmel und Erde usw. will der Regen; durch den Willen des Regens will die Nahrung; durch den Willen der Nahrung wollen die Pranas; durch den Willen der Pranas wollen die heiligen Hymnen; durch den Willen der heiligen Hymnen wollen die Opfer; durch den Willen der Opfer will die Welt; durch den Willen der Welt will alles. Das ist der Wille. Meditiere über den Willen.

ChUp 7,4.3

sa yaḥ saṃkalpaṃ brahmety upāste |
kḷptān vai sa lokān dhruvān dhruvaḥ pratiṣṭhitān pratiṣṭhito 'vyathamānān avyathamāno 'bhisidhyati |
yāvat saṃkalpasya gataṃ tatrāsya yathākāmacāro bhavati yaḥ saṃkalpaṃ brahmety upāste |
asti bhagavaḥ saṃkalpād bhūya iti |
saṃkalpād vāva bhūyo 'stīti |
tan me bhagavān bravītv iti || ChUp_7,4.3 ||

3. "Derjenige, der über den Willen als Brahman meditiert, kann aus eigenem freien Willen so weit reichen, wie der Wille reicht - derjenige, der über den Willen als Brahman meditiert." Narada sagte: "Ehrwürdiger Herr, gibt es etwas Größeres als den Willen?" "Natürlich gibt es etwas Größeres als den Willen." "Bitte erkläre mir das, ehrwürdiger Herr."

iti cchāndogyopaniṣadi saptamādhyāyasya caturthaḥ khaṇḍaḥ

5. Khanda - Betrachtung als Brahman

ChUp 7,5.1

cittaṃ vāva saṃkalpād bhūyaḥ |
yadā vai cetayate 'tha saṃkalpayate |
atha manasyati |
atha vācam īrayati |
tām u nāmnīyūati |
nāmni mantrā ekaṃ bhavanti |
mantreṣu karmāṇi || ChUp_7,5.1 ||

1. "Die Überlegung (Chitta) ist wahrlich größer als der Wille. Denn wenn ein Mensch überlegt, dann will er, dann denkt er in seinem Geist, dann spricht er, dann bringt er die Sprache in die Rezitation eines Namens ein. Die heiligen Hymnen sind in einem Namen enthalten, und alle Opfer sind in den heiligen Hymnen enthalten.

ChUp 7,5.2

tāni ha vā etāni cittaikāyanāni cittātmāni citte pratiṣṭhitāni |
tasmād yady api bahuvid acitto bhavati nāyam astīty evainam āhuḥ |
yad ayaṃ veda yad vā ayaṃ vidvān nettham acittaḥ syād iti |
atha yady alpavic cittavān bhavati tasmā evota śuśrūṣante |
cittaṃ hy evaiṣām ekāyanam |
cittam ātmā |
cittaṃ pratiṣṭhā |
cittam upāssveti || ChUp_7,5.2 ||

2. "Die Rücksichtnahme ist in der Tat das Ziel all dessen, was mit dem Verstand beginnt und im Opfer endet; aus der Rücksichtnahme entstehen sie, und in der Rücksichtnahme bleiben sie alle bestehen. Wenn nun ein Mensch ohne Rücksicht ist, obwohl er viel Wissen besitzt, so sagt man von ihm, er sei ein Nichts, und alles, was er weiß, sei nutzlos; denn wäre er wirklich gelehrt, so wäre er nicht so unbedacht. Wer aber rücksichtsvoll ist, obwohl er wenig weiß, dem hört man gern zu. Rücksichtnahme ist in der Tat das Ziel von allem; Rücksichtnahme ist das Selbst; Rücksichtnahme ist die Stütze. Meditiert über Rücksichtnahme. ChUp 7,5.3

sa yaś cittaṃ brahmety upāste |
cittān vai sa lokān dhruvān dhruvaḥ pratiṣṭhitān pratiṣṭhito 'vyathamānān avyathamāno 'bhisidhyati |
yāvac cittasya gataṃ tatrāsya yathākāmacāro bhavati yaś cittaṃ brahmety upāste |
asti bhagavaś cittād bhūya iti |
cittād vāva bhūyo 'stīti |
tan me bhagavān bravītv iti || ChUp_7,5.3 ||

3. "Derjenige, der über die Betrachtung als Brahman meditiert, erlangt, da er beständig, fest und unbelastet ist, die Welten, die beständig, fest und unbelastet sind; er kann aus eigenem freien Willen so weit gelangen, wie die Betrachtung reicht - er, der über die Betrachtung als Brahman meditiert." Narada sprach: "Ehrwürdiger Herr, gibt es etwas Größeres als Rücksicht?" "Natürlich gibt es etwas Größeres als Rücksichtnahme." "Bitte erkläre mir das, ehrwürdiger Herr."

iti cchāndogyopaniṣadi saptamādhyāyasya pañcamaḥ khaṇḍaḥ

6. Khanda - Meditation als Brahman

ChUp 7,6.1-2

dhyānaṃ vāva cittād bhūyaḥ |
dhyāyatīva pṛthivī |
dhyāyatīvāntarikṣam |
dhyāyatīva dyauḥ |
dhyāyantīvāpaḥ |
dhyāyantīva parvatāḥ |
dhyāyantīva devamanuṣyāḥ |
tasmād ya iha manuṣyāṇāṃ mahattāṃ prāpnuvanti dhyānāpādāṃśā ivaiva te bhavanti |
atha ye 'lpāḥ kalahinaḥ piśunā upavādinas te |
atha ye prabhavo dhyānāpādāṃśā ivaiva te bhavanti |
dhyānam upāssveti || ChUp_7,6.1 ||

1. "Meditation (Dhyana) ist wahrlich größer als Überlegung. Die Erde meditiert, sozusagen. Die mittlere Region meditiert gleichsam. Der Himmel meditiert gewissermaßen. Die Wasser meditieren gleichsam. Die Berge meditieren gleichsam. Die Götter meditieren, sozusagen. Die Menschen meditieren gleichsam. Deshalb scheint derjenige, der unter den Menschen hier auf Erden Größe erlangt, einen Anteil an der Meditation erhalten zu haben. Während also kleine Leute zänkisch, beleidigend und verleumdend sind, scheinen große Männer einen Anteil an der Meditation erlangt zu haben. Meditiere über Meditation.

sa yo dhyānaṃ brahmety upāste |
yāvad dhyānasya gataṃ tatrāsya yathākāmacāro bhavati yo dhyānaṃ brahmety upāste |
asti bhagavo dyānād bhūya iti |
dhyānād vāva bhūyo 'stīti |
tan me bhagavān bravītv iti || ChUp_7,6.2 ||

2. "Derjenige, der über die Meditation als Brahman meditiert, kann aus eigenem freien Willen so weit gelangen, wie die Meditation reicht - derjenige, der über die Meditation als Brahman meditiert." Narada sagte: "Ehrwürdiger Herr, gibt es etwas Größeres als Meditation?" "Natürlich gibt es etwas Größeres als Meditation." "Bitte erkläre mir das, ehrwürdiger Herr."

iti cchāndogyopaniṣadi saptamādhyāyasya ṣaṣṭhaḥ khaṇḍaḥ

॥ iti ṣaṣṭhaḥ khaṇḍaḥ ॥

7. Khanda - Vijnana als Brahman

ChUp 7,7.1

vijñānaṃ vāva dhyānād bhūyaḥ |
vijñānena vā ṛgvedaṃ vijānāti yajurvedaṃ sāmavedam ātharvaṇaṃ caturtham itihāsapurāṇaṃ pañcamaṃ vedānāṃ vedaṃ pitryaṃ rāśiṃ daivaṃ nidhiṃ vākovākyam ekāyanaṃ devavidyāṃ brahmavidyāṃ bhūtavidyāṃ kṣatravidyāṃ nakṣatravidyāṃ sarpadevajanavidyāṃ divaṃ ca pṛthivīṃ ca vāyuṃ cākāśaṃ cāpaś ca tejaś ca devāṃś ca manuṣyāṃś ca paśūṃś ca vayāṃsi ca tṛṇavanaspatīñ chvāpadāny ākīṭapataṅgapipīlakam |
dharmaṃ cādharmaṃ ca satyaṃ cānṛtaṃ ca sādhu cāsādhu ca hṛdayajñaṃ cāhṛdayajñaṃ cānnaṃ ca rasaṃ cemaṃ ca lokam amuṃ ca vijñānenaiva vijānāti |
vijñānam upāssveti || ChUp_7,7.1 ||

1. "Vijnana (Verstehen, Erkenntnis) ist wahrlich größer als Meditation. Durch Vijnana versteht man den Rig-Veda, den Yajur-Veda, den Sama-Veda, den Atharva-Veda als Viertes, die Epen und die alten Überlieferungen als Fünftes, den Veda der Veden, die Regeln der Opfer, mit denen die Manen befriedigt werden, die Wissenschaft der Zahlen, die Wissenschaft der Vorzeichen, die Wissenschaft der Zeit, die Logik, die Ethik, die Etymologie, Brahma-vidya, die Wissenschaft der Elementargeister, die Wissenschaft der Waffen, die Astronomie, die Wissenschaft der Schlangen und die schönen Künste; den Himmel, die Erde, die Luft, das Wasser, das Feuer, die Götter, die Menschen, das Vieh, die Vögel, die Kräuter, die Bäume, die Tiere, zusammen mit den Würmern, den Fliegen und den Ameisen; und auch die Rechtschaffenheit und die Unrechtschaffenheit, das Wahre und das Falsche, das Gute und das Schlechte, das Angenehme und das Unangenehme, die Nahrung und den Geschmack, die diesseitige und die jenseitige Welt. Meditiere über den Vijnana.

ChUp 7,7.2

sa yo vijñānaṃ brahmety upāste |
vijñānavato vai sa lokāñ jñānavato 'bhisidhyati |
yāvad vijñānasya gataṃ tatrāsya yathākāmacāro bhavati yo vijñānaṃ brahmety upāste |
asti bhagavo vijñānād bhūya iti |
vijñānād vāva bhūyo 'stīti |
tan me bhagavān bravītv iti || ChUp_7,7.2 ||

2. "Derjenige, der über das Vijnana als Brahman meditiert, erlangt die Welten des Verstehens und des Wissens und kann aus eigenem freien Willen so weit gelangen, wie das Vijnana reicht - derjenige, der über das Vijnana als Brahman meditiert." Narada sprach: "Ehrwürdiger Herr, gibt es etwas Größeres als Vijnana?" "Natürlich gibt es etwas Größeres als Verstehen." "Bitte erkläre mir das, ehrwürdiger Herr."

iti cchāndogyopaniṣadi saptamādhyāyasya saptamaḥ khaṇḍaḥ

8. Khanda - Stärke als Brahman

ChUp 7,8.1-2

balaṃ vāva vijñānād bhūyaḥ |
api ha śataṃ vijñānavatām eko balavān ākampayate |
sa yadā balī bhavaty athotthātā bhavati |
uttiṣṭhan paricaritā bhavati |
paricarann upasattā bhavati |
upasīdan draṣṭā bhavati śrotā bhavati mantā bhavati boddhā bhavati kartā bhavati vijñātā bhavati |
balena vai pṛthivī tiṣṭhati balenāntarikṣaṃ balena dyaur balena parvatā balena devamanuṣyā balena paśavaś ca vayāṃsi ca tṛṇavanaspatayaḥ śvāpadāny ākīṭapataṅgapipīlakam |
balena lokas tiṣṭhati |
balam upāssveti || ChUp_7,8.1 ||

1. "Bala, die Stärke, ist wahrlich größer als Vijnana. Ein starker Mann bringt hundert Verstandesmenschen zum Zittern. Wenn ein Mann stark ist, kann er sich erheben. Wenn er sich erhebt, kann er sich um die Lehrer kümmern. Wenn er sich um sie kümmert, kann er ihr vertrauter Gefährte als Schüler werden. Wenn er ihr vertrauter Gefährte ist, kann er ihr Verhalten beobachten, ihrer Unterweisung zuhören, über das Gehörte nachdenken, von dem, worüber er nachdenkt, überzeugt werden, handeln und das Ergebnis des Handelns genießen. Durch die Kraft steht die Erde fest, durch die Kraft die mittlere Region, durch die Kraft der Himmel, durch die Kraft die Berge, durch die Kraft die Götter und die Menschen, durch die Kraft das Vieh und die Vögel, die Kräuter und die Bäume und die Tiere, zusammen mit den Würmern, Fliegen und Ameisen, durch die Kraft steht die Welt fest. Meditiere über die Stärke."

sa yo balam upāste |
yāvad balasya gataṃ tatrāsya yathākāmacāro bhavati yo balaṃ brahmety upāste |
asti bhagavo balād bhūya iti |
balād vāva bhūyo 'stīti |
tan me bhagavān bravītv iti || ChUp_7,8.2 ||

2. "Wer über die Kraft als Brahman meditiert, kann aus freien Stücken so weit gelangen, wie die Kraft reicht - er, der über die Kraft als Brahman meditiert." Narada sagte: "Ehrwürdiger Herr, gibt es etwas Größeres als Stärke?" "Natürlich gibt es etwas Größeres als Kraft." "Bitte erkläre mir das, ehrwürdiger Herr."

iti cchāndogyopaniṣadi saptamādhyāyasyāṣṭamaḥ khaṇḍaḥ

9. Khanda - Nahrung als Brahman

ChUp 7,9.1

annaṃ vāva balād bhūyaḥ |
tasmād yady api daśa rātrīr nāśnīyāt |
yady u ha jīvet |
athavādraṣṭāśrotāmantāboddhākartāvijñātā bhavati |
athānnasyāye draṣṭā bhavati śrotā bhavati mantā bhavati boddhā bhavati kartā bhavati vijñātā bhavati |
annam upāssveti || ChUp_7,9.1 ||

1. "Nahrung ist wahrlich größer als Kraft. Wenn also ein Mensch zehn Tage lang keine Nahrung zu sich nimmt, kann er zwar leben, aber nicht sehen, hören, nachdenken, sich überzeugen, handeln und das Ergebnis genießen. Wenn er aber Nahrung zu sich nimmt, kann er sehen, hören, nachdenken, überzeugt werden, handeln und das Ergebnis genießen.

ChUp 7,9.2

sa yo 'nnaṃ brahmety upāste |
annavato vai sa lokān pānavato 'bhisidhyati |
yāvad annasya gataṃ tatrāsya yathākāmacāro bhavati yo 'nnaṃ brahmety upāste |
asti bhagavo 'nnād bhūya iti |
annād vāva bhūyo 'stīti |
tan me bhagavān bravītv iti || ChUp_7,9.2 ||

2. "Derjenige, der über Nahrung als Brahman meditiert, erhält die Welt, die reich an Speisen und Getränken ist; er kann aus freiem Willen so weit gelangen, wie die Nahrung reicht - derjenige, der über Nahrung als Brahman meditiert." Narada sprach: "Ehrwürdiger Herr, gibt es etwas Größeres als Nahrung?" "Natürlich gibt es etwas Größeres als die Nahrung." "Bitte erkläre mir das, ehrwürdiger Herr."

iti cchāndogyopaniṣadi saptamādhyāyasya navamaḥ khaṇḍaḥ

10. Khanda- Wasser als Brahman

ChUp 7,10.1

āpo vāvānnād bhūyasyaḥ |
tasmād yadā suvṛṣṭir na bhavati vyādhīyante prāṇā annaṃ kanīyo bhaviṣyatīti |
atha yadā suvṛṣṭir bhavaty ānandinaḥ prāṇā bhavanty annaṃ bahu bhaviṣyatīti |
āpa evemā mūrtā yeyaṃ pṛthivī yad antarikṣaṃ yad dyaur yat parvatā yad devamanuṣyā yat paśavaś ca vayāṃsi ca tṛṇavanaspatayaḥ śvāpadāny ākīṭapataṅgapipīlakam |
āpa evemā mūrtāḥ |
apa upāssveti || ChUp_7,10.1 ||

1. "Wasser ist wahrlich größer als Nahrung. Wenn es also nicht genügend Regen gibt, dann werden die Lebewesen von dem Gedanken geplagt, dass es weniger Nahrung geben wird. Aber wenn es genügend Regen gibt, dann freuen sich die Lebewesen bei dem Gedanken, dass es viel Nahrung geben wird. Es ist das Wasser, das die Form dieser Erde, dieser mittleren Region, dieses Himmels, dieser Berge, dieser Götter und Menschen, des Viehs und der Vögel, der Kräuter, der Bäume und der Tiere sowie der Würmer, Fliegen und Ameisen annimmt. Wasser ist in der Tat all diese Formen. Meditiere über Wasser.

ChUp 7,10.2

sa yo 'po brahmety upāste |
āpnoti sarvān kāmāṃs tṛptimān bhavati |
yāvad apāṃ gataṃ tatrāsya yathākāmacāro bhavati yo 'po brahmety upāste |
asti bhagavo 'dbhyo bhūya iti |
adbhyo vāva bhūyo 'stīti |
tan me bhagavān bravītv iti || ChUp_7,10.2 ||

2. "Wer über Wasser als Brahman meditiert, erhält alle seine Wünsche und wird befriedigt; er kann aus freien Stücken so weit reichen wie das Wasser - er, der über Wasser als Brahman meditiert." Narada sagte: "Ehrwürdiger Herr, gibt es etwas Größeres als Wasser?" "Natürlich gibt es etwas Größeres als Wasser." "Bitte erkläre mir das, ehrwürdiger Herr."

iti cchāndogyopaniṣadi saptamādhyāyasya daśamaḥ khaṇḍaḥ

11. Khanda - Feuer als Brahman

ChUp 7,11.1

tejo vāvādbhyo bhūyaḥ |
tad vā etad vāyum āgṛhyākāśam abhitapati tadāhur niśocati nitapati varṣiṣyati vā iti |
teja eva tatpūrvaṃ darśayitvāthāpaḥ sṛjate |
tad etad ūrdhvābhiś ca tiraścībhiś ca vidyudbhir āhrādāś caranti tasmād āhur vidyotate stanayati varṣiṣyati vā iti |
teja eva tatpūrvaṃ darśayitvāthāpaḥ sṛjate |
teja upāssveti || ChUp_7,11.1 ||

1. "Das Feuer ist wahrlich größer als das Wasser. Denn nachdem es die Luft ergriffen hat, erwärmt es den Akasa. Dann sagen die Menschen: 'Es ist heiß, es brennt; es wird regnen.' So manifestiert sich das Feuer zuerst und schafft dann das Wasser. Außerdem rollen Donnerschläge mit Blitzen nach oben und über den Himmel. Dann sagen die Menschen: "Es blitzt, es donnert; es wird regnen. Auch hier manifestiert sich das Feuer zuerst und erschafft dann Wasser. Meditiere über Feuer.

ChUp 7,11.2

sa yas tejo brahmety upāste |
tejasvī vai sa tejasvato lokān bhāsvato 'pahatatamaskān abhisidhyati |
yāvat tejaso gataṃ tatrāsya yathākāmacāro bhavati yas tejo brahmety upāste |
asti bhagavas tejaso bhūya iti |
tejaso vāva bhūyo 'stīti |
tan me bhagavān bravītv iti || ChUp_7,11.2 ||

2. "Wer über Feuer als Brahman meditiert, wird selbst strahlend und erhält strahlende Welten, voller Licht und frei von Dunkelheit; er kann aus freiem Willen so weit reichen wie das Feuer - er, der über Feuer als Brahman meditiert." Narada sprach: "Ehrwürdiger Herr, gibt es etwas Größeres als das Feuer?" "Natürlich gibt es etwas Größeres als das Feuer." "Bitte erkläre mir das, Ehrwürdiger Herr."

iti cchāndogyopaniṣadi saptamādhyāyasyaikādaśaḥ khaṇḍaḥ

12. Khanda - Der Akasa als Brahman

ChUp 7,12.1

ākāśo vāva tejaso bhūyān |
ākāśe vai sūryācandramasāv ubhau vidyun nakṣatrāṇy agniḥ |
ākāśenāhvāyati |
ākāśena sṛṇoti |
ākāśena pratisṛṇoti |
ākāśe ramate |
ākāśe na ramate |
ākāśe jāyate |
ākāśam abhijāyate |
ākāśam upāssveti || ChUp_7,12.1 ||

1. "Der akasa ist wahrlich größer als das Feuer. Denn im akasa gibt es sowohl die Sonne als auch den Mond, Blitze, Sterne und Feuer. Durch den akasa ruft ein Mensch den anderen, durch den akasa hört der andere, durch den akasa hört der andere zurück. Im akasa freuen wir uns, wenn wir zusammen sind, und im akasa freuen wir uns nicht, wenn wir getrennt sind. Im akasa wird alles geboren und zum akasa hin wachsen alle Dinge. Meditiere über das akasa.

ChUp 7,12.2

sa ya ākāśaṃ brahmety upāste |
ākāśavato vai sa lokān prakāśavato 'saṃbādhān urugāyavato 'bhisidhyati |
yāvad ākāśasya gataṃ tatrāsya yathākāmacāro bhavati ya ākāśaṃ brahmety upāste |
asti bhagava ākāśād bhūya iti |
ākāśad vāva bhūyo 'stīti |
tan me bhagavān bravītv iti || ChUp_7,12.2 ||

2. "Derjenige, der über den akasa als Brahman meditiert, erhält die Welten, die sich weit ausdehnen, leuchtend, frei von Schmerz und geräumig sind; er kann aus eigenem freien Willen so weit reichen, wie der akasa reicht - derjenige, der über den akasa als Brahman meditiert." Narada sprach: "Ehrwürdiger Herr, gibt es etwas Größeres als den akasa?" "Natürlich gibt es etwas Größeres als den akasa." "Bitte erkläre mir das, ehrwürdiger Herr."

iti cchāndogyopaniṣadi saptamādhyāyasya dvādaśaḥ khaṇḍaḥ

13. Khanda - Das Gedächtnis als Brahman

ChUp 7,13.1-2

smaro vāvākāśād bhūyaḥ |
tasmād yady api bahava āsīrann a smaranto naiva te kaṃcana śṛṇuyur na manvīran na vijānīran |
yadā vāva te smareyur atha śṛṇuyur atha manvīrann atha vijānīran |
smareṇa vai putrān vijānāti smareṇa paśūn |
smaram upāssveti || ChUp_7,13.1 ||

1. "Das Gedächtnis ist wahrlich größer als der akasa. Wenn also viele Menschen sich versammeln, würden sie, wenn sie kein Gedächtnis hätten, niemanden hören, sie würden nicht denken, sie würden nicht verstehen. Hätten sie aber ein Gedächtnis, würden sie hören, denken und verstehen. Durch die Erinnerung kennt man seine Söhne, durch die Erinnerung sein Vieh. Meditiere über das Gedächtnis.

sa yaḥ smaraṃ brahmety upāste |
yāvat smarasya gataṃ tatrāsya yathākāmacāro bhavati yaḥ smaraṃ brahmety upāste |
asti bhagavaḥ smarād bhūya iti |
smarād vāva bhūyo 'stīti |
tan me bhagavān bravītv iti || ChUp_7,13.2 ||

2. "Derjenige, der über die Erinnerung als Brahman meditiert, kann aus eigenem freien Willen so weit gelangen, wie die Erinnerung reicht - derjenige, der über die Erinnerung als Brahman meditiert." Narada sagte: "Ehrwürdiger Herr, gibt es etwas Größeres als das Gedächtnis?" "Natürlich gibt es etwas Größeres als das Gedächtnis." "Bitte erkläre mir das, ehrwürdiger Herr."

iti cchāndogyopaniṣadi saptamādhyāyasya trayodaśaḥ khaṇḍaḥ

14. Khanda - Hoffnung als Brahman

ChUp 7,14.1

āśā vāva smarād bhūyasī |
āśeddho vai smaro mantrān adhīte karmāṇi kurute putrāṃś ca paśūṃś cecchata imaṃ ca lokaṃ amuṃ cecchate |
āśām upāssveti || ChUp_7,14.1 ||

1. "Die Hoffnung ist wahrlich größer als das Gedächtnis. Von der Hoffnung entzündet, liest ein Mensch, der mit Gedächtnis ausgestattet ist, die heiligen Hymnen, bringt Opfer dar, begehrt Söhne und Vieh, begehrt das Diesseits und das Jenseits. Meditiere über die Hoffnung.

ChUp 7,14.2

sa ya āśāṃ brahmety upāste |
āśayāsya sarve kāmāḥ samṛdhyanti |
amoghā hāsyāśiṣo bhavanti |
yāvad āśāyā gataṃ tatrāsya yathākāmacāro bhavati ya āśāṃ brahmety upāste |
asti bhagava āśāyā bhūya iti |
āśāyā bhūyo 'stīti |
tan me bhagavān bravītv iti || ChUp_7,14.2 ||

2. "Wer über die Hoffnung als Brahman meditiert - alle seine Wünsche werden durch die Hoffnung erfüllt, seine Gebete sind nicht vergeblich; er kann aus freiem Willen so weit reichen, wie die Hoffnung reicht - er, der über die Hoffnung als Brahman meditiert." Narada sagte: "Ehrwürdiger Herr, gibt es etwas Größeres als die Hoffnung?" "Natürlich gibt es etwas Größeres als die Hoffnung." "Bitte erkläre mir das, ehrwürdiger Herr."

iti cchāndogyopaniṣadi saptamādhyāyasya caturdaśa khaṇḍaḥ

15. Khanda - Das Prana als Brahman

ChUp 7,15.1

prāṇo vāva āśāyā bhūyān |
yathā vā arā nābhau samarpitā evam asmin prāṇe sarvaṃ samarpitam |
prāṇaḥ prāṇena yāti |
prāṇaḥ prāṇaṃ dadāti |
prāṇāya dadāti |
prāṇo ha pitā |
prāṇo mātā |
prāṇo bhrātā |
prāṇaḥ svasā |
prāṇa ācāryaḥ |
prāṇo brāhmaṇaḥ || ChUp_7,15.1 ||

1. "Das Prana ist wahrlich größer als die Hoffnung. Wie die Speichen eines Rades am Schiff befestigt sind, so sind all diese Dinge, die mit dem Namen beginnen und mit der Hoffnung enden, am Prana befestigt. Das Prana bewegt sich durch das Prana. Das Prana gibt das Prana an das Prana weiter. Das Prana ist der Vater, das Prana ist die Mutter, das Prana ist der Bruder, das Prana ist die Schwester, das Prana ist der Lehrer, das Prana ist der Brahmane.

ChUp 7,15.2

sa yadi pitaraṃ vā mātaraṃ vā bhrātaraṃ vā svasāraṃ vācāryaṃ vā brāhmaṇaṃ vā kiṃcid bhṛśam iva pratyāha |
dhik tvāstv ity evainam āhuḥ |
pitṛhā vai tvam asi mātṛhā vai tvam asi bhrātṛhā vai tvam asi svasṛhā vai tvam asy ācāryahā vai tvam asi brāhmaṇahā vai tvam asīti || ChUp_7,15.2 ||

2. "Wenn jemand etwas sagt, das einem Vater, einer Mutter, einem Bruder, einer Schwester, einem Lehrer oder einem Brahmanen unwürdig ist, dann sagen die Leute: 'Schande über dich! Wahrlich, du bist ein Totschläger deines Vaters, ein Totschläger deiner Mutter, ein Totschläger deines Bruders, ein Totschläger deiner Schwester, ein Totschläger deines Lehrers, ein Totschläger eines Brahmanen.'

ChUp 7,15.3

atha yady apy enān utkrāntaprāṇāñ chūlena samāsaṃ vyatiṣaṃdahet |
naivainaṃ brūyuḥ pitṛhāsīti na mātṛhāsīti na bhrātṛhāsīti na svasṛhāsīti nācāryahāsīti na brāhmaṇahāsīti || ChUp_7,15.3 ||

3. "Wenn man sie aber, nachdem das Prana aus ihnen gewichen ist, mit einem Schürhaken zusammenstößt und jedes Stück von ihnen verbrennt, würde niemand sagen: 'Du bist ein Mörder deines Vaters, ein Mörder deiner Mutter, ein Mörder deines Bruders, ein Mörder deiner Schwester, ein Mörder deines Lehrers, ein Mörder eines Brahmanen."

ChUp 7,15.4

prāṇo hy evaitāni sarvāṇi bhavati |
sa vā eṣa evaṃ paśyann evaṃ manvāna evaṃ vijānann ativādī bhavati |
taṃ ced brūyur ativādy asīti |
ativādy asmīti brūyāt |
nāpahnuvīta || ChUp_7,15.4 ||

4. "Wahrlich, das Prana ist all dies. Derjenige (d.h. der Wissende des Prana), der dies sieht, darüber nachdenkt, davon überzeugt ist, wird ein ativadi (überlegener Sprecher). Wenn die Leute zu einem solchen Menschen sagen: 'Du bist ein ativadi', kann er sagen: 'Ja, ich bin ein ativadi'; er braucht es nicht zu leugnen."

iti cchāndogyopaniṣadi saptamādhyāyasya pañcadaśaḥ khaṇḍaḥ

16. Khanda - Die Erkenntnis der Wahrheit

ChUp 7,16.1

eṣa tu vā ativadati yaḥ satyenātivadati |
so 'haṃ bhagavaḥ satyenātivadānīti |
satyaṃ tveva vijijñāsitavyam iti |
satyaṃ bhagavo vijijñāsa iti || ChUp_7,16.1 ||

iti cchāndogyopaniṣadi saptamādhyāyasya ṣoḍaśaḥ khaṇḍaḥ

1. "Aber in Wirklichkeit ist er ein ativadi, der durch die Erkenntnis des Wahren ein ativadi geworden ist." "Möge ich, ehrwürdiger Herr, durch die Erkenntnis des Wahren ein ativadi werden." "Aber man sollte wünschen, das Wahre zu kennen." "Ehrwürdiger Herr, ich wünsche, das Wahre zu kennen."

17. Khanda - Wahrheit hängt vom Verstehen ab

ChUp 7,17.1

yadā vai vijānāty atha satyaṃ vadati |
nāvijānan satyaṃ vadati |
vijānann eva satyaṃ vadati |
vijñānaṃ tv eva vijijñāsitavyam iti |
vijñānaṃ bhagavo vijijñāsa iti || ChUp_7,17.1 ||

1. Sanatkumara sagte: "Wenn man das Wahre versteht, kann man das Wahre nur verkünden. Jemand, der das Wahre nicht versteht, verkündet es nicht. Nur wer es versteht, verkündet das Wahre. Man muss den Wunsch haben, dieses Verständnis zu verstehen." "Ehrwürdiger Herr, ich wünsche, zu verstehen."

iti cchāndogyopaniṣadi saptamādhyāyasya saptadaśaḥ khaṇḍaḥ

18. Khanda - Verstehen hängt vom Nachdenken ab

ChUp 7,18.1

yadā vai manute 'tha vijānāti |
nāmatvā vijānāti |
matvaiva vijānāti |
matis tv eva vijijñāsitavyeti |
matiṃ bhagavo vijijñāsa iti || ChUp_7,18.1 ||

1. "Wenn man nachdenkt, versteht man erst. Einer, der nicht reflektiert, versteht nicht. Nur derjenige, der reflektiert, versteht. Man muss den Wunsch haben, diese Reflexion zu verstehen." "Ehrwürdiger Herr, ich wünsche, die Reflexion zu verstehen."

iti cchāndogyopaniṣadi saptamādhyāyasyāṣṭadaśaḥ khaṇḍaḥ

19. Khanda - Nachdenken hängt vom Glauben ab

ChUp 7,19.1

yadā vai śraddadhāty atha manute |
nāśraddadhan manute |
śraddadhad eva manute |
śraddhā tv eva vijijñāsitavyeti |
śraddhāṃ bhagavo vijijñāsa iti || ChUp_7,19.1 ||

1. "Wenn man Glauben hat, kann man nur dann nachdenken. Jemand, der keinen Glauben hat, denkt nicht nach. Nur derjenige, der Glauben hat, reflektiert. Man muss den Wunsch haben, den Glauben zu verstehen." "Ehrwürdiger Herr, ich wünsche, den Glauben zu verstehen."

iti cchāndogyopaniṣadi saptamādhyāyasyaikonaviṃśaḥ khaṇḍaḥ

20. Khanda - Glaube hängt von Zielstrebigkeit ab

ChUp 7,20.1

yadā vai nistiṣṭhaty atha śraddadhāti |
nānistiṣṭhañ chraddadhāti |
nistiṣṭhann eva śraddadhāti |
niṣṭhā tv eva vijijñāsitavyeti |
niṣṭhāṃ bhagavo vijijñāsa iti || ChUp_7,20.1 ||

1. "Wenn man in seiner Hingabe an den Lehrer zielstrebig ist, hat man nur dann Glauben. Jemand, der nicht zielstrebig ist, hat keinen Glauben. Nur derjenige, der Einmütigkeit hat, hat Glauben. Man muss den Wunsch haben, die Einmütigkeit zu verstehen." "Ehrwürdiger Herr, ich wünsche, die Einmütigkeit zu verstehen."

iti cchāndogyopaniṣadi saptamādhyāyasya viṃśaḥ khaṇḍaḥ

21. Khanda - Zielstrebigkeit hängt von der Konzentration ab

ChUp 7,21.1

yadā vai karoty atha nistiṣṭhati |
nākṛtvā nistiṣṭhati |
kṛtvaiva nistiṣṭhati |
kṛtis tv eva vijijñāsitavyeti |
kṛtiṃ bhagavo vijijñāsa iti || ChUp_7,21.1 ||

1. "Wenn man seine Pflichten erfüllt (d.h. Konzentration übt), hat man nur dann Einmütigkeit. Jemand, der seine Pflichten nicht erfüllt, hat keine Zielstrebigkeit. Nur derjenige, der seine Pflichten erfüllt, hat Einmütigkeit. Man muss den Wunsch haben, die Erfüllung der Pflichten zu verstehen." "Ehrwürdiger Herr, ich wünsche, die Erfüllung der Pflichten zu verstehen."

iti cchāndogyopaniṣadi saptamādhyāyasyaikaviṃśaḥ khaṇḍaḥ

22. Khanda - Konzentration hängt von der Glückseligkeit ab

ChUp 7,22.1

yadā vai sukhaṃ labhate 'tha karoti |
nāsukhaṃ labdhvā karoti |
sukham eva labdhvā karoti |
sukhaṃ tv eva vijijñāsitavyam iti |
sukhaṃ bhagavo vijijñāsa iti || ChUp_7,22.1 ||

1. "Wenn man Glückseligkeit erlangt, erfüllt man erst dann seine Pflichten. Jemand, der keine Glückseligkeit erlangt, erfüllt seine Pflichten nicht. Nur derjenige, der Glückseligkeit erlangt, erfüllt seine Pflichten. Man muss wünschen, die Glückseligkeit zu verstehen." "Ehrwürdiger Herr, ich wünsche, die Glückseligkeit zu verstehen."

iti cchāndogyopaniṣadi saptamādhyāyasya dvāviṃśaḥ khaṇḍaḥ

23. Khanda - Das Unendliche ist Glückseligkeit

ChUp 7,23.1

yo vai bhūmā tat sukham |
nālpe sukham asti |
bhūmaiva sukham |
bhūmā tv eva vijijñāsitavya iti |
bhūmānaṃ bhagavo vijijñāsa iti || ChUp_7,23.1 ||

1. "Das Unendliche ist Glückseligkeit. Es gibt keine Glückseligkeit in etwas Endlichem. Nur das Unendliche ist Glückseligkeit. Man muss den Wunsch haben, das Unendliche zu verstehen." "Ehrwürdiger Herr, ich wünsche, das Unendliche zu verstehen."

iti cchāndogyopaniṣadi saptamādhyāyasya trayoviṃśaḥ khaṇḍaḥ

24. Khanda - Das Unendliche und das Endliche

ChUp 7,24.1

yatra nānyat paśyati nānyac chṛṇoti nānyad vijānāti sa bhūmā |
atha yatrānyat paśyaty anyac chṛṇoty anyad vijānāti tad alpam |
yo vai bhūmā tad amṛtam |
atha yad alpaṃ tan martyam |
sa bhagavaḥ kasmin pratiṣṭhita iti |
sve mahimni yadi vā na mahimnīti || ChUp_7,24.1 ||

1. "Wo man nichts anderes sieht, nichts anderes hört, nichts anderes versteht - das ist das Unendliche. Wo man etwas anderes sieht, etwas anderes hört, etwas anderes begreift - das ist das Endliche. Das Unendliche ist unsterblich, das Endliche sterblich." "Ehrwürdiger Herr, worin findet das Unendliche seine Stütze?" "In seiner eigenen Größe - oder nicht einmal in der Größe."

ChUp 7,24.2

go 'śvam iha mahimety ācakṣate hastihiraṇyaṃ dāsabhāryaṃ kṣetrāṇy āyatanānīti |
nāham evaṃ bravīmi |
bravīmīti hovāca |
anyo hy anyasmin pratiṣṭhita iti || ChUp_7,24.2 ||

2. Hier auf der Erde bezeichnen die Menschen Kühe und Pferde, Elefanten und Gold, Sklaven und Ehefrauen, Felder und Häuser als "Größe". Das meine ich nicht", sagte er, "denn in solchen Fällen findet ein Ding seine Stütze in einem anderen. Aber was ich sage, ist:

iti cchāndogyopaniṣadi saptamādhyāyasya caturviṃśaḥ khaṇḍaḥ

25. Khanda - Belehrung über das Unendliche

ChUp 7,25.1

sa evādhastāt sa upariṣṭāt sa paścāt sa purastāt sa dakṣiṇataḥ sa uttarataḥ |
sa evedaṃ sarvam iti |
athāto 'haṃkārādeśa eva |
aham evādhastād aham upariṣṭād ahaṃ paścād ahaṃ purastād ahaṃ dakṣiṇato 'ham uttarato 'ham evedaṃ sarvam iti || ChUp_7,25.1 ||

1. "Das Unendliche ist in der Tat unten. Es ist oben. Es ist hinter uns. Es ist davor. Es ist im Süden. Es ist im Norden. Das Unendliche ist in der Tat all dies. "Als nächstes folgt die Belehrung über das Unendliche in Bezug auf das 'Ich': Ich bin in der Tat unten. Ich bin oben. Ich bin hinter mir. Ich bin davor. Ich bin im Süden. Ich bin im Norden. Ich bin in der Tat all dies.

ChUp 7,25.2

athāta ātmādeśa eva |
ātmaivādhastād ātmopariṣṭād ātmā paścād ātmā purastād ātmā dakṣiṇata ātmottarata ātmaivedaṃ sarvam iti |
sa vā eṣa evaṃ paśyann evaṃ manvāna evaṃ vijānann ātmaratir ātmakrīḍa ātmamithuna ātmānandaḥ sa svarāḍ bhavati |
tasya sarveṣu lokeṣu kāmacāro bhavati |
atha ye 'nyathāto vidur anyarājānas te kṣayyalokā bhavanti |
teṣāṃ sarveṣu lokeṣv akāmacāro bhavati || ChUp_7,25.2 ||

2. "Als nächstes folgt die Belehrung über das Unendliche in Bezug auf das Selbst: Das Selbst ist tatsächlich unten. Es ist oben. Es ist dahinter. Es ist davor. Es ist im Süden. Es ist im Norden. Das Selbst ist in der Tat all dies. "Wahrlich, wer dies sieht, darüber nachdenkt und es versteht, erfreut sich am Selbst, treibt Sport mit dem Selbst, freut sich am Selbst und schwelgt im Selbst. Sogar während er im Körper lebt, wird er zum Selbstherrscher. Er übt unbegrenzte Freiheit in allen Welten aus. Diejenigen aber, die anders denken, haben andere zu ihren Herrschern und leben in vergänglichen Welten. Sie haben keine Freiheit in allen Welten."

iti cchāndogyopaniṣadi saptamādhyāyasya pañcaviṃśaḥ khaṇḍaḥ

26. Khanda - Selbsterkenntnis

ChUp 7,26.1

tasya ha vā etasyaivaṃ paśyata evaṃ manvānasyaivaṃ vijānata ātmataḥ prāṇa ātmata āśātmataḥ smara ātmata ākāśa ātmatas teja ātmata āpa ātmata āvirbhāvatirobhāvāv ātmato 'nnam ātmato balam ātmato vijñānam ātmato dhyānam ātmataś cittam ātmataḥ saṃkalpa ātmato mana ātmato vāg ātmato nāmātmato mantrā ātmataḥ karmāṇy ātmata evedaṃ sarvam iti || ChUp_7,26.1 ||

1. "Für den, der dies sieht, darüber nachdenkt und dies versteht, entspringt das Prana aus dem Selbst, die Hoffnung entspringt aus dem Selbst, das Gedächtnis entspringt aus dem Selbst, das Akasa entspringt aus dem Selbst, das Feuer entspringt aus dem Selbst, das Wasser entspringt aus dem Selbst, das Erscheinen und Verschwinden entspringt aus dem Selbst, die Nahrung entspringt aus dem Selbst, die Kraft entspringt aus dem Selbst; Das Verstehen entspringt dem Selbst, die Meditation entspringt dem Selbst, die Überlegung entspringt dem Selbst, der Wille entspringt dem Selbst; der Geist entspringt dem Selbst, die Rede entspringt dem Selbst, der Name entspringt dem Selbst, die heiligen Hymnen entspringen dem Selbst, die Opfer entspringen dem Selbst - ja, all das entspringt dem Selbst."

ChUp 7,26.2

tad eṣa ślokaḥ |
na paśyo mṛtyuṃ paśyati na rogaṃ nota duḥkhatām |
sarvaṃ ha paśyaḥ paśyati sarvam āpnoti sarvaśaḥ |
iti |
sa ekadhā bhavati tridhā bhavati pañcadhā |
saptadhā navadhā caiva punaś caikādaśa smṛtaḥ |
śataṃ ca daśa caikaś ca sahasrāṇi ca viṃśatiḥ |
āhāraśuddhau sattvaśuddhiḥ |
sattvaśuddhau dhruvā smṛtiḥ |
smṛtilambhe sarvagranthīnāṃ vipramokṣaḥ |
tasmai mṛditakaṣāyāya tamasas pāraṃ darśayati bhagavān sanatkumāraḥ |
taṃ skanda ity ācakṣate || ChUp_7,26.2 ||

2. "Dazu gibt es den folgenden Vers: "Der Kenner der Wahrheit sieht weder Tod noch Krankheit noch Kummer. Der Wissende der Wahrheit sieht alles und erhält alles überall.' "Er (der Wissende) ist eins vor der Schöpfung, wird drei, wird fünf, wird sieben, wird neun; dann wieder wird er elf, hundertzehn und tausendzwanzig genannt. "Nun wird die Disziplin zur inneren Reinigung beschrieben, durch die Selbsterkenntnis erlangt wird: Wenn die Nahrung rein ist, wird der Geist rein. Wenn der Geist rein ist, wird das Gedächtnis fest. Wenn das Gedächtnis fest ist, werden alle Fesseln gelöst." Der ehrwürdige Sanatkumara zeigte Narada, nachdem seine Makel ausgelöscht worden waren, die andere Seite der Dunkelheit. Sie nennen Sanatkumara Skanda, ja, Skanda nennen sie ihn.iti cchāndogyopaniṣadi saptamādhyāyasya ṣaḍviṃśaḥ khaṇḍaḥiti cchāndogyopaniṣadbrahmaṇe saptamodhyāyaḥ samāptaḥ

8. Prapathaka (Adhyaya) Chandogya Upanishad Brahma Vidya – Wissen vom Höchsten Brahman

Schließt mit einer Beschreibung des Weges zur Befreiung (Moksha) und der Natur des Brahman.

atha aṣṭamo 'dhyāyaḥoṃ

Das achte Kapitel der Chandogya Upanishad führt die Lehre von Brahma Vidya (dem Wissen vom Höchsten Brahman) fort und beschreibt den Weg zur Befreiung (Moksha) sowie die Natur des Selbst (Atman). Es erklärt, dass das Herz als Wohnstätte des Höchsten Selbst (Brahman) betrachtet werden kann, das in jedem Individuum als unsterblicher Kern wohnt. Es beschreibt den Übergang der Seele nach dem Tod und wie diejenigen, die das Wissen von Brahman verwirklicht haben, den Weg des Lichts (Devayana) einschlagen und Unsterblichkeit erlangen. Das Kapitel behandelt auch die Praxis der Meditation auf das innere Selbst und die Erkenntnis, dass Atman und Brahman eins sind. Es betont, dass wahres Wissen nicht durch Rituale oder äußere Anstrengungen erlangt wird, sondern durch die direkte Erfahrung des Selbst. Es gibt Gleichnisse über den kosmischen Prozess und die Reise der Seele, die den Menschen dazu anleiten, sich von Unwissenheit, Anhaftung und den Bindungen der Welt zu befreien und in die unendliche Freiheit des Brahman einzugehen. Dieses Kapitel bildet den Höhepunkt der Chandogya Upanishad und inspiriert zur spirituellen Verwirklichung.

1. Khanda - Brahman im Herzen

ChUp 8,1.1

atha yad idam asmin brahmapure daharaṃ puṇḍarīkaṃ veśma daharo 'sminn antarākāsaḥ |
tasmin yad antas tad anveṣṭavyaṃ tad vāva vijijñāsitavyam iti || ChUp_8,1.1 ||

1. Om. In dieser Stadt Brahmans gibt es einen Aufenthaltsort, den kleinen Lotus des Herzens; in ihm befindet sich ein kleiner akasa. Was nun in diesem kleinen akasa existiert, danach sollte man suchen, das ist es, was man zu verstehen wünscht.

ChUp 8,1.2

taṃ ced brūyur yad idam asmin brahmapure daharaṃ puṇḍarīkaṃ veśma daharo 'sminn antarākāśaḥ kiṃ tad atra vidyate yad anveṣṭavyaṃ yad vāva vijijñāsitavyam iti |
sa brūyāt || ChUp_8,1.2 ||

Sollten sie (ihn) fragen: ‚Dieses kleine Lotos-Haus (puṇḍarīka) in dieser Brahma-Stadt (brahmapura) – das kleine (Raumprinzip), welches im Inneren (dieses Hauses) existiert – was befindet sich dort, was es zu erforschen (anveṣṭavya) und zu erkennen (vijijñāsitavya) gibt?‘

ChUp 8,1.3

yāvān vā ayam ākāśas tāvān eṣo 'ntarhṛdaya ākāśaḥ |
ubhe 'smin dyāvāpṛthivī antar eva samāhite |
ubhāv agniś ca vāyuś ca sūryācandramasāv ubhau vidyun nakṣatrāṇi |
yac cāsyehāsti yac ca nāsti sarvaṃ tad asmin samāhitam iti || ChUp_8,1.3 ||

Dann sollte er (der Lehrer) sagen: "So weit, wahrlich, wie dieser große akasa reicht, so weit reicht der akasa im Herzen. Sowohl Himmel als auch Erde sind darin enthalten, sowohl Feuer als auch Luft, sowohl Sonne als auch Mond, sowohl Blitze als auch Sterne; und was auch immer ihm (d.h. dem verkörperten Geschöpf) in dieser Welt gehört und was auch immer nicht, all das ist darin (d.h. im akasa im Herzen) enthalten."

ChUp 8,1.4

taṃ ced brūyur asmiṃś cedaṃ brahmapure sarvaṃ samāhitaṃ sarvāṇi ca bhūtāni sarve ca kāmā yad enaj jarā vāpnoti pradhvaṃsate vā kiṃ tato 'tiśiṣyata iti || ChUp_8,1.4 ||

4. Wenn sie (die Schüler) sagen sollten: "Wenn alles, was existiert - alle Wesen und alle Wünsche - in dieser Stadt des Brahman enthalten ist, was bleibt dann von ihr übrig, wenn das Alter sie überwindet oder wenn sie untergeht?"

ChUp 8,1.5

sa brūyāt |
nāsya jarayaitaj jīryati na vadhenāsya hanyate |
etat satyaṃ brahmapuram asmin kāmāḥ samāhitāḥ |
eṣa ātmāpahatapāpmā vijaro vimṛtyur viśoko vijighatso 'pipāsaḥ satyakāmaḥ satyasaṃkalpaḥ |
yathā hy eveha prajā anvāviśanti yathānuśāsanam |
yaṃ yam antam abhikāmā bhavanti yaṃ janapadaṃ yaṃ kṣetrabhāgaṃ taṃ tam evopajīvanti || ChUp_8,1.5 ||

5. Dann sollte er (der Lehrer) sagen: "Mit dem Alter des Körpers altert Das (d.h. Brahman, beschrieben als der akasa im Herzen) nicht; mit dem Tod des Körpers stirbt Das nicht. Dieses Brahman und nicht der Körper ist die wahre Stadt des Brahman. In ihm sind alle Wünsche enthalten. Es ist das Selbst, frei von Sünde, frei von Alter, frei von Tod, frei von Trauer, frei von Hunger, frei von Durst; seine Wünsche werden wahr, seine Gedanken werden wahr. So wie hier auf der Erde die Menschen den Befehlen eines Führers folgen und von den Objekten abhängen, die sie begehren, sei es ein Land oder ein Stück Land, so hängen auch diejenigen, die das Selbst nicht kennen, von anderen Objekten ab und erfahren die Folgen ihrer guten und schlechten Taten.

ChUp 8,1.6

tad yatheha karmajito lokaḥ kṣīyata evam evāmutra puṇyajito lokaḥ kṣīyate |
tad ya ihātmānam ananuvidya vrajanty etāṃś ca satyān kāmāṃs teṣāṃ sarveṣu lokeṣv akāmacāro bhavati |
atha ya ihātmānam anivudya vrajanty etaṃś ca satyān kāmāṃs teṣāṃ sarveṣu lokeṣu kāmacāro bhavati || ChUp_8,1.6 ||

6. "Und so wie hier auf Erden alles, was durch Arbeit verdient wird, vergeht, so vergeht auch die nächste Welt, die durch tugendhafte Taten gewonnen wird. Diejenigen, die von hier weggehen, ohne das Selbst und diese wahren Wünsche verwirklicht zu haben - für sie gibt es keine Freiheit in allen Welten. Diejenigen aber, die von hier weggehen, nachdem sie das Selbst und diese wahren Wünsche verwirklicht haben - für sie gibt es Freiheit in allen Welten.

iti cchāndogyopaniṣadi aṣṭamādhyāyasya prathamaḥ khaṇḍaḥ

2. Khanda - Die Erfüllung der Wünsche und allen Begehrens durch Selbsterkenntnis

ChUp 8,2.1

sa yadi pitṛlokakāmo bhavati |
saṃkalpād evāsya pitaraḥ samuttiṣṭhanti |
tena pitṛlokena saṃpanno mahīyate || ChUp_8,2.1 ||

1. "Wenn er die Welt der Manen begehrt, kommen die Manen durch seinen bloßen Gedanken zu ihm. Hat er die Welt der Manes erlangt, ist er glücklich.

ChUp 8,2.2-9

atha yadi mātṛlokakāmo bhavati |
saṃkalpād evāsya mātaraḥ samuttiṣṭhanti |
tena mātṛlokena saṃpanno mahīyate || ChUp_8,2.2 ||

2. "Und wenn er die Welt der Mütter begehrt, so kommen die Mütter durch seinen bloßen Gedanken zu ihm. Hat er die Welt der Mütter erlangt, ist er glücklich.

atha yadi bhrātṛlokakāmo bhavati |
saṃkalpād evāsya bhrātaraḥ samuttiṣṭhanti |
tena bhrātṛlokena saṃpanno mahīyate || ChUp_8,2.3 ||

3. "Und wenn er die Welt der Brüder begehrt, so kommen durch seinen bloßen Gedanken die Brüder zu ihm. Hat er die Welt der Brüder erlangt, so ist er glücklich.

atha yadi svasṛlokakāmo bhavati |
saṃkalpād evāsya svasāraḥ samuttiṣṭhanti |
tena svasṛlokena saṃpanno mahīyate || ChUp_8,2.4 ||

4. "Und wenn er die Welt der Schwestern begehrt, so kommen die Schwestern durch seinen bloßen Gedanken zu ihm. Hat er die Welt der Schwestern erlangt, so ist er glücklich.

atha yadi sakhilokakāmo bhavati |
saṃkalpād evāsya sakhāyaḥ samuttiṣṭhanti |
tena sakhilokena saṃpanno mahīyate || ChUp_8,2.5 ||

5. "Und wenn er die Welt der Freunde begehrt, so kommen durch seinen bloßen Gedanken die Freunde zu ihm. Hat er die Welt der Freunde erlangt, so ist er glücklich.

atha yadi gandhamālyalokakāmo bhavati |
saṃkalpād evāsya gandhamālye samuttiṣṭhataḥ |
tena gandhamālyalokena saṃpanno mahīyate || ChUp_8,2.6 ||

6. "Und wenn er die Welt der Düfte und Girlanden begehrt, so kommen durch seinen bloßen Gedanken Düfte und Girlanden zu ihm. Hat er die Welt der Düfte und Girlanden erlangt, so ist er glücklich.

atha yady annapānalokakāmo bhavati |
saṃkalpād evāsyānnapāne samuttiṣṭhataḥ |
tenānnapānalokena saṃpanno mahīyate || ChUp_8,2.7 ||

7. "Und wenn er die Welt des Essens und Trinkens begehrt, so kommt durch seinen bloßen Gedanken Essen und Trinken zu ihm. Hat er die Welt des Essens und Trinkens erlangt, so ist er glücklich.

atha yadi gītavāditalokakāmo bhavati |
saṃkalpād evāsya gītavādite samuttiṣṭhataḥ |
tena gītavāditalokena saṃpanno mahīyate || ChUp_8,2.8 ||

8. "Und wenn er die Welt des Gesangs und der Musik begehrt, so kommen durch seinen bloßen Gedanken Gesang und Musik zu ihm. Hat er die Welt des Gesangs und der Musik erlangt, so ist er glücklich.

atha yadi strīlokakāmo bhavati |
saṃkalpād evāsya striyaḥ samuttiṣṭhanti |
tena strīlokena saṃpanno mahīyate || ChUp_8,2.9 ||

9. "Und wenn er die Welt der Frauen begehrt, so kommen durch seinen bloßen Gedanken die Frauen zu ihm. Hat er die Welt der Frauen erlangt, so ist er glücklich.

ChUp 8,2.10

yaṃ yam antam abhikāmo bhavati |
yaṃ kāmaṃ kāmayate |
so 'sya saṃkalpād eva samuttiṣṭhati |
tena saṃpanno mahīyate || ChUp_8,2.10 ||

10. "Nach welchem Land er sich auch immer sehnt, welche Gegenstände er auch immer begehrt, durch seinen bloßen Gedanken kommen sie alle zu ihm. Hat er sie erreicht, ist er glücklich.

iti cchāndogyopaniṣadi aṣṭamādhyāyasya dvitīyaḥ khaṇḍaḥ

3. Khanda - Das gelassene Selbst und Satya Brahman

ChUp 8,3.1

ta ime satyāḥ kāmā anṛtāpidhānāḥ |
teṣāṃ satyānāṃ satām anṛtam apidhānam |
yo yo hy asyetaḥ praiti na tam iha darśanāya labhate || ChUp_8,3.1 ||

1. "Diese wahren Wünsche werden von etwas Falschem überdeckt. Obwohl sie immer existieren, haben sie doch eine Hülle, die falsch ist. Wer also zum verkörperten Wesen gehört, hat dieses Leben verlassen und kann ihn in dieser Welt nicht mit seinen Augen sehen.

ChUp 8,3.2

atha ye cāsyeha jīvā ye ca pretā yac cānyad icchan na labhate sarvaṃ tad atra gatvā vindate |
atra hy asyaite satyāḥ kāmā anṛtāpidhānāḥ |
tad yathāpi hiraṇyanidhiṃ nihitam akṣetrajñā upary upari sañcaranto na vindeyuḥ |
evam evemāḥ sarvāḥ prajā ahar ahar gacchantya etaṃ brahmalokaṃ na vindanty anṛtena hi pratyūḍhāḥ || ChUp_8,3.2 ||

2. "Diejenigen seiner Mitmenschen, die hier zu ihm gehören, und diejenigen, die tot sind, und was es sonst noch gibt, was er sich wünscht und nicht erhält - all das findet er, indem er dort hineingeht (d.h. in sein eigenes Selbst). Denn dort liegen in der Tat seine wahren Wünsche, verdeckt von dem, was falsch ist. "Wie Menschen, die nicht wissen, wo ein Goldschatz irgendwo in der Erde verborgen ist, immer wieder darüber gehen, ohne ihn zu finden, so gehen alle diese Geschöpfe Tag für Tag in die Welt des Brahman und finden sie doch nicht, weil sie von der Unwahrheit verführt werden.

ChUp 8,3.3

sa vā eṣa ātmā hṛdi |
tasyaitad eva niruktaṃ hṛdy ayam iti tasmād dhṛd ayam |
ahar ahar vā evaṃvit svargaṃ lokam eti || ChUp_8,3.3 ||

3. "Das Selbst wohnt im Herzen. Die etymologische Erklärung von Herz ist diese: Dieses Eine (ayam) ist im Herzen (hridi); deshalb wird es das Herz (hridayam) genannt. Derjenige, der dies weiß, geht jeden Tag im Tiefschlaf zum Himmel (d.h. Brahman, das im Herzen wohnt).

ChUp 8,3.4

atha ya eṣa saṃprasādo 'smāc charīrāt samutthāya paraṃ jyotir upasaṃpadya svena rūpenābhiniṣpadyata eṣa ātmeti hovāca |
etad amṛtam abhayam etad brahmeti |
tasya ha vā etasya brahmaṇo nāma satyam iti || ChUp_8,3.4 ||

4. "Nun, dieses gelassene Wesen, nachdem es sich von diesem physischen Körper erhoben und das Höchste Licht erlangt hat, erreicht seine eigene wahre Form. Dies ist das Selbst." So sprach er (d.h. der Lehrer, der von seinen Schülern befragt wurde). Er fuhr fort und sagte: "Dies ist der Unsterbliche, der Furchtlose. Dies ist Brahman. Und der Name dieses Brahman ist Satyam, das Wahre."

tāni ha vā etāni trīṇyakṣarāṇi satīyamiti tadyatsattdamṛtamatha yatti tanmartyamathayadyaṃ tenobhe yacchati yadanenobhe yacchati tasmādyamaharaharvā evaṃvitsvargaṃ lokameti //5//

5. Dieser Name Satyam besteht aus drei Silben: Sat, ti und yam. Das Sat bedeutet das Unsterbliche, das ti das Sterbliche, und yam verbindet beide. Weil diese Silbe beides verbindet, wird sie yam genannt. Derjenige, der dies weiß, geht jeden Tag in tiefem Schlaf zum Himmel (d.h. zu Brahman, das im Herzen wohnt).

iti cchāndogyopaniṣadi aṣṭamādhyāyasya tṛtīyaḥ khaṇḍaḥ

4. Khanda - Brahman als Damm

ChUp 8,4.1

atha ya ātmā sa setur dhṛtir eṣāṃ lokānām asaṃbhedāya |
naitaṃ setum ahorātre tarato na jarā na mṛtyur na śoko na sukṛtam |
sarve pāpmāno 'to nivartante |
apahatapāpmā hy eṣa brahmalokaḥ || ChUp_8,4.1 ||

1. Das Selbst ist ein Damm, eine trennende Grenze, die diese Welten voneinander fernhält. Dieser Damm wird weder von Tag und Nacht, noch von Alter, Tod und Trauer, noch von guten und bösen Taten überwunden. Alle Übel kehren vor ihm zurück, denn die Welt des Brahman ist frei von allem Übel.

ChUp 8,4.2

tasmād vā etaṃ setuṃ tīrtvā andhaḥ sann anandho bhavati |
viddhaḥ sann aviddho bhavati |
upatāpī sann anupatāpī bhavati |
tasmād vā etaṃ setuṃ tīrtvā api naktam ahar evābhiniṣpadyate |
sakṛd vibhāto hy evaiṣa brahmalokaḥ || ChUp_8,4.2 ||

2. Deshalb hört der Blinde auf, blind zu sein, der Elende hört auf, elend zu sein, der Kranke hört auf, krank zu sein, wenn er diesen Damm erreicht hat. Deshalb wird die Nacht zum Tag, wenn man diesen Damm erreicht hat, denn die Welt des Brahman ist ein für alle Mal erleuchtet.

ChUp 8,4.3

tad ya evaitaṃ brahmalokaṃ brahmacaryeṇānuvindanti teṣām evaiṣa brahmalokaḥ |
teṣāṃ sarveṣu lokeṣu kāmacāro bhavati || ChUp_8,4.3 ||

3. Diese Welt Brahmans gehört denen, die sie durch Enthaltsamkeit (brahmacharya) verwirklichen - für sie gibt es Freiheit in allen Welten.

iti cchāndogyopaniṣadi aṣṭamādhyāyasya caturthaḥ khaṇḍaḥ

5. Khanda - Brahmacharya

ChUp 8,5.1

atha yad yajña ity ācakṣate brahmacaryam eva tat |
brahmacaryeṇa hy eva yo jñātā taṃ vindate |
atha yad iṣṭam ity ācakṣate brahmacaryam eva tat |
brahmacaryeṇa hy eveṣṭvātmānam anuvindate || ChUp_8,5.1 ||

1. Das, was die Menschen yajna (Opfer) nennen, ist in Wirklichkeit Brahmacharya (Enthaltsamkeit). Denn derjenige, der Brahman kennt, erlangt durch Brahmacharya die Welt von Brahman, die andere durch Opfer erlangen. Was die Menschen ishta (Anbetung) nennen, das ist in Wirklichkeit Brahmacharya. Denn wenn man die Erkenntnis des Selbst begehrt (ishtva), verwirklicht man das Selbst durch Brahmacharya.

ChUp 8,5.2

atha yat sattrāyaṇam ity ācakṣate brahmacaryam eva tat |
brahmacaryeṇa hy eva sata ātmanas trāṇaṃ vindate |
atha yan maunam ity ācakṣate brahmacaryam eva tat |
brahmacaryeṇa hy evātmānam anuvidya manute || ChUp_8,5.2 ||

2. Das, was die Menschen Satrayana (Opfer) nennen, ist in Wirklichkeit Brahmacharya. Denn durch Brahmacharya erlangt man vom Wahren (Sat) die Sicherheit (trana) des Selbst. Was die Menschen das Schweigegelübde (Mauna) nennen, das ist in Wirklichkeit Brahmacharya. Denn nachdem man das Selbst aus den Schriften erkannt hat, meditiert (manute) man über es.

ChUp 8,5.3

atha yad anāśakāyanam ity ācakṣate brahmacaryam eva tat |
eṣa hy ātmā na naśyati yaṃ brahmacaryeṇānuvindate |
atha yad araṇyāyanam ity ācakṣate brahmacaryam eva tat |
tat araś ca ha vai ṇyaś cārṇavau brahmaloke tṛtīyasyām ito divi |
tad airaṃmadīyaṃ saraḥ |
tad aśvatthaḥ somasavanaḥ |
tad aparājitā pūr brahmaṇaḥ prabhuvimitaṃ hiraṇmayam || ChUp_8,5.3 ||

3. Das, was die Menschen das Fastengelübde (anasakayana) nennen, ist in Wirklichkeit Brahmacharya. Denn das Selbst vergeht nicht (na nasyati), das man durch Brahmacharya verwirklicht.

ChUp 8,5.4

tad ya evaitāv araṃ ca ṇyaṃ cārṇavau brahmaloke brahmacaryeṇānuvindanti teṣām evaiṣa brahmalokaḥ |
teṣāṃ sarveṣu lokeṣu kāmacāro bhavati || ChUp_8,5.4 ||

4. Die Welt von Brahman gehört denen, die durch Brahmacharya die Meere Ara und Nya in der Welt von Brahman erlangen. Für sie gibt es Freiheit in allen Welten.

iti cchāndogyopaniṣadi aṣṭamādhyāyasya pañcamaḥ khaṇḍaḥ

6. Khanda - Der Weg nach dem Tod für die Erleuchteten

ChUp 8,6.1

atha yā etā hṛdayasya nāḍyas tāḥ piṅgalasyāṇimnas tiṣṭhanti śuklasya nīlasya pītasya lohitasyeti |
asau vādityaḥ piṅgala eṣa śukla eṣa nīla eṣa pīta eṣa lohitaḥ || ChUp_8,6.1 ||

1. Nun, diese Arterien des Herzens sind mit den Essenzen von braunen, weißen, blauen, gelben und roten flüssigen Substanzen gefüllt. Wahrlich, die Sonne dort drüben ist braun, sie ist weiß, sie ist blau, sie ist gelb, sie ist rot.

ChUp 8,6.2

tad yathā mahāpatha ātata ubhau grāmau gacchatīmaṃ cāmuṃ caivam evaitā ādityasya raśmaya ubhau lokau gacchantīmaṃ cāmuṃ ca |
amuṣmād ādityāt pratāyante tā āsu nāḍīṣu sṛptāḥ |
ābhyo nāḍībhyaḥ pratāyante te 'muṣminn āditye sṛptāḥ || ChUp_8,6.2 ||

2. Wie eine lange Landstraße zwischen zwei Dörfern verläuft, diesem und jenem, so gehen die Strahlen der Sonne zu beiden Welten, dieser und jener. Sie gehen von der jenseitigen Sonne aus und treten in diese Arterien ein; sie gehen von diesen Arterien aus und treten in die jenseitige Sonne ein.

ChUp 8,6.3

tad yatraitat suptaḥ samastaḥ saṃprasannaḥ svapnaṃ na vijānāti |
āsu tadā nāḍīṣu sṛpto bhavati |
taṃ na kaścana pāpmā spṛśati |
tejasā hi tadā saṃpanno bhavati || ChUp_8,6.3 ||

3. Wenn ein Mensch schläft, die Sinne zurückgezogen und ruhig ist und keinen Traum sieht, dann ist er in diese Adern eingetreten. Dann berührt ihn kein Übel, denn er hat das Licht der Sonne erhalten.

ChUp 8,6.4

atha yatraitad abalimānaṃ nīto bhavati |
tam abhita āsīnā āhur jānāsi māṃ jānāsi mām iti |
sa yāvad asmāc charīrād anutkrānto bhavati |
tāvaj jānāti || ChUp_8,6.4 ||

4. Und wenn er schwach wird, dann sagen die, die um ihn herum sitzen: "Kennst du mich? Kennst du mich?" Solange er diesen Körper noch nicht verlassen hat, kennt er sie.

ChUp 8,6.5

atha yatraitad asmāc charīrād utkrāmati |
athaitair eva raśmibhir ūrdhvam ākramate |
sa om iti vā hod vā mīyate |
sa yāvat kṣipyen manas tāvad ādityaṃ gacchati |
etad vai khalu lokadvāraṃ viduṣāṃ prapadanaṃ nirodho 'viduṣām || ChUp_8,6.5 ||

5. Wenn er den Körper verlässt, wenn er ein bloßer Ritualist ist und Brahman nicht kennt, dann geht er durch diese Strahlen aufwärts zu den Welten, die er durch seine verdienstvolle Arbeit erlangt hat. Oder wenn er ein Kenner der Lehren des Akasa im Lotos des Herzens ist, meditiert er über Om und sichert sich so den Eintritt in Brahmaloka. Oder wenn er unwissend ist, erlangt er niedere Körper. Der Wissende erlangt die Sonnenkugel so schnell, wie er seinen Geist von einem Objekt zum anderen lenkt. Dies ist in der Tat die Tür zur Welt von Brahman für diejenigen, die wissen; für die Unwissenden ist sie verschlossen.

ChUp 8,6.6

tad eṣa ślokaḥ |
śataṃ caikā ca hṛdayasya nāḍyas tāsāṃ mūrdhānam abhiniḥsṛtaikā |
tayordhvam āyann amṛtatvam eti viṣvaṅṅ anyā utkramaṇe bhavanty utkramaṇe bhavanti || ChUp_8,6.6 ||

6. Hierüber gibt es den folgenden Vers: "Es gibt einhundertundeine Arterie des Herzens, von denen eine den Scheitel des Kopfes durchdringt. Indem sie nach oben führt, erlangt der Mensch beim Tod die Unsterblichkeit. Die anderen Arterien, die in verschiedene Richtungen gehen, dienen nur als Kanäle für seinen Austritt aus dem Körper, ja, sie dienen nur als Kanäle für seinen Austritt aus dem Körper."

iti cchāndogyopaniṣadi aṣṭamādhyāyasya ṣaṣṭhaḥ khaṇḍaḥ

7. Khanda - Die Person im Auge

ChUp 8,7.1

ya ātmā apahatapāpmā vijaro vimṛtyur viśoko vijighatso 'pipāsaḥ satyakāmaḥ satyasaṃkalpaḥ so 'nveṣṭavyaḥ sa vijijñāsitavyaḥ |
sa sarvāṃś ca lokān āpnoti sarvāṃś ca kāmān yas tam ātmānam anuvidya vijānātīti ha prajāpatir uvāca || ChUp_8,7.1 ||

1. Prajapati sagte: "Das Selbst, das frei von Sünde, frei von Alter, frei von Tod, frei von Trauer, frei von Hunger, frei von Durst ist, dessen Wünsche wahr werden und dessen Gedanken wahr werden - das ist es, das man suchen sollte, das ist es, das man zu verstehen wünscht. Wer dieses Selbst aus den Schriften und von einem Lehrer erkannt und verstanden hat, der erlangt alle Welten und alle Wünsche.

ChUp 8,7.2

tad dhobhaye devāsurā anububudhire |
te hocur hanta tam ātmaānam anvecchāmo yam ātmānam anviṣya sarvāṃś ca lokān āpnoti sarvāṃś ca kāmān iti |
indro haiva devānām abhipravavrāja virocano 'surāṇām |
tau hāsaṃvidānāv eva samitpāṇī prajāpatisakāśam ājagmatuḥ || ChUp_8,7.2 ||

2. Die Devas (Götter) und Asuras (Dämonen) hörten diese Worte und sagten: "Gut, lasst uns dieses Selbst erforschen, indem wir herausfinden, welches alle Welten und alle Wünsche erhält." Indra, einer der Götter, ging hinaus und Virochana, einer der Dämonen. Ohne miteinander zu sprechen, traten die beiden in die Gegenwart von Prajapati, den Treibstoff in der Hand.

ChUp 8,7.3

tau ha dvātriṃśataṃ varṣāṇi brahmacaryam ūṣatuḥ |
tau ha prajāpatir uvāca |
kim icchantāv avāstam iti |
tau hocatur ya ātmā apahatapāpmā vijaro vimṛtyur viśoko vijighatso 'pipāsaḥ satyakāmaḥ satyasaṃkalpaḥ so 'nveṣṭavyaḥ sa vijijñāsitavyaḥ |
sa sarvāṃś ca lokān āpnoti sarvāṃś ca kāmān yas tam ātmānam anuvidya vijānātīti bhagavato vaco vedayante |
tam icchantāv avāstam iti || ChUp_8,7.3 ||

3. Sie verweilten dort zweiunddreißig Jahre lang und praktizierten Brahmacharya. Dann sprach Prajapati zu ihnen: "Zu welchem Zweck habt ihr beide hier gelebt?" Sie antworteten: "Ein Spruch von dir wird von gelehrten Menschen wiederholt: 'Das Selbst, das frei von Sünde, frei von Alter, frei von Tod, frei von Trauer, frei von Hunger, frei von Durst ist, dessen Wünsche wahr werden und dessen Gedanken wahr werden - das ist es, das man suchen sollte, das ist es, das man zu verstehen wünscht. Wer dieses Selbst erkannt und verstanden hat, erlangt alle Welten und alle Wünsche.' Nun, wir beide haben hier verweilt, weil wir dieses Selbst begehren."

ChUp 8,7.4

tau ha prajāpatir uvāca ya eṣo 'kṣiṇi puruṣo dṛṣyata eṣa ātmeti hovāca |
etad amṛtam abhayam etad brahmeti |
atha yo 'yaṃ bhagavo 'psu parikhyāyate yaś cāyam ādarśe katama eṣa iti |
eṣa u evaiṣu sarveṣvannteṣu parikhyāyata iti hovāca || ChUp_8,7.4 ||

4. Prajapati sprach zu ihnen: "Die Person, die im Auge gesehen wird - das ist das Selbst." Er sagte weiter: "Dies ist unsterblich, furchtlos. Das ist Brahman." Sie fragten: "Ehrwürdiger Herr, derjenige, der im Wasser wahrgenommen wird, und derjenige, der in einem Spiegel wahrgenommen wird - welcher von beiden ist er?" Prajapati antwortete: "Derselbe wird in der Tat in all diesen wahrgenommen."

iti cchāndogyopaniṣadi aṣṭamādhyāyasya saptamaḥ khaṇḍaḥ

8. Khanda - Die Doktrin der Dämonen

ChUp 8,8.1

udaśarāva ātmānam avekṣya yad ātmano na vijānīthas tan me prabrūtam iti |
tau hodaśarāve 'vekṣāṃ cakrāte |
tau ha prajāpatir uvāca kiṃ paśyatha iti |
tau hocatuḥ sarvam evedam āvāṃ bhagava ātmānaṃ paśyāva ā lomabhyaḥ ā nakhebhyaḥ pratirūpam iti || ChUp_8,8.1 ||

1. Prajapati sagte: "Betrachte dich selbst in einer Schale mit Wasser und dann komm und erzähle mir, was du vom Selbst nicht verstehst." Sie warfen ihren Blick in eine Schale mit Wasser. Dann sagte Prajapati zu ihnen: "Was seht ihr?" Sie antworteten: "Ehrwürdiger Herr, wir sehen das gesamte Selbst bis hin zu den Haaren und Nägeln, ein wahrhaftiges Bild."

ChUp 8,8.2

tau ha prajāpatir uvāca sādhvalaṃkṛtau suvasanau pariṣkṛtau bhūtvodaśarāve 'vekṣethām iti |
tau ha sādhvalaṃkṛtau suvasanau pariṣkṛtau bhūtvodaśarāve 'vekṣāṃ cakrāte |
tau ha prajāpatir uvāca kiṃ paśyatha iti || ChUp_8,8.2 ||

2. Prajapati sagte zu ihnen: "Nachdem ihr euch gut mit Ornamenten geschmückt, eure besten Kleider angezogen und euch gereinigt habt, schaut in die Schale mit Wasser." Nachdem sie sich gut geschmückt, ihre besten Kleider angezogen und sich gereinigt hatten, schauten sie in die Schale mit dem Wasser. "Was seht ihr?", fragte Prajapati.

ChUp 8,8.3

tau hocatur yathaivedam āvāṃ bhagavaḥ sādhvalaṃkṛtau suvasanau pariṣkṛtau sva evam evemau bhagavaḥ sādhvallaṃkṛtau suvasanau pariṣkṛtāv iti |
eṣa ātmeti hovāca |
etad amṛtam abhayam etad brahmeti |
tau ha śāntahṛdayau pravavrajatuḥ || ChUp_8,8.3 ||

3. Sie antworteten: "So wie wir selbst gut geschmückt, gut gekleidet und sauber sind, so, ehrwürdiger Herr, sind diese beiden Spiegelungen gut geschmückt, gut gekleidet und sauber." Prajapati sagte: "Dies ist das Selbst, dies ist unsterblich, furchtlos. Dies ist Brahman." Sie gingen beide zufriedenen Herzens weg.

ChUp 8,8.4

tau hānvīkṣya prajāpatir uvāca |
anupalabhyātmānam ananuvidya vrajato yatara etadupaniṣado bhaviṣyanti devā vā asurā vā te parābhaviṣyantīti |
sa ha śāntahṛdaya eva virocano 'surāñ jagāma |
tebhyo haitām upaniṣadaṃ provāca ātmaiveha mahayya ātmā paricaryaḥ |
ātmānam eveha mahayann ātmānaṃ paricarann ubhau lokāv āpnotīmaṃ cāmuṃ ceti || ChUp_8,8.4 ||

4. Prajapati sah sie gehen und sagte: "Sie gehen beide fort, ohne das Selbst erkannt und verwirklicht zu haben. Wer auch immer von ihnen, ob Götter oder Dämonen, dieser Lehre folgt, wird zugrunde gehen." Virochana, zufrieden im Herzen, ging zu den Dämonen und verkündete ihnen diese Lehre (Upanishad): "Das Selbst (d.h. der Körper) allein soll hier auf Erden verehrt werden, das Selbst (d.h. der Körper) allein soll bedient werden. Nur indem man das Selbst hier verehrt und dem Selbst dient, erlangt man beide Welten - die diesseitige und die jenseitige."

ChUp 8,8.5

tasmād apyaddyehādadānam aśraddadhānam ayajamānam āhur āsuro bateti |
asurāṇāṃ hy eṣopaniṣat |
pretasya śarīraṃ bhikṣayā vasanenālaṃkāreṇeti saṃskurvanti |
etena hy ammuṃ lokaṃ jeṣyanto manyante || ChUp_8,8.5 ||

5. Deshalb sagt man auch heute noch von einem, der keine Nächstenliebe übt, der keinen Glauben hat und der keine Opfer darbringt: "Er ist wahrlich ein Dämon"; denn das ist die Lehre der Dämonen. Die Dämonen schmücken die Körper der Toten mit Girlanden und Parfüm, mit Kleidern und Ornamenten, denn sie denken, dass sie so die jenseitige Welt gewinnen werden.

iti cchāndogyopaniṣadi aṣṭamādhyāyasyāṣṭamaḥ khaṇḍaḥ

9. Khanda - Das Schattenselbst ist vergänglich

ChUp 8,9.1

atha hendro 'prāpyaiva devān etad bhayaṃ dadarśa |
yathaiva khalv ayam asmiñ charīre sādhvalaṃkṛte sādhvalaṃkṛto bhavati suvasane suvasanaḥ pariṣkṛte pariṣkṛta evam evāyam asminn andhe 'ndho bhavati srāme srāmaḥ parivṛkṇe parivṛkṇaḥ |
asyaiva śarīrasya nāśam anv eṣa naśyati |
nāham atra bhogyaṃ paśyāmīti || ChUp_8,9.1 ||

1. Aber Indra erkannte diese Schwierigkeit, noch bevor er die Götter erreicht hatte: "So wie dieses Spiegelbild im Wasser gut geschmückt ist, wenn der Körper gut geschmückt ist, gut gekleidet, wenn der Körper gut gekleidet ist, sauber, wenn der Körper sauber ist, so wird dieses Spiegelbild im Wasser blind sein, wenn der Körper blind ist, einäugig, wenn der Körper einäugig ist, verkrüppelt, wenn der Körper verkrüppelt ist, und wird untergehen, wenn der Körper untergeht.

ChUp 8,9.2

sa samitpāṇiḥ punar eyāya |
taṃ ha prajāpatir uvāca |
maghavan yac chāntahṛdayaḥ prāvrājīḥ sārdhaṃ virocanena kim icchan punar āgama iti |
sa hovāca yathā eva khalvayyaṃ bhagavo 'smiñ charīre sādhvalaṃkṛte sādhvalaṃkṛto bhavati suvasane suvasanaḥ pariṣkṛte pariṣkṛta evam evāyam asminn andhe 'ndho bhavati srāme srāmaḥ parivṛkṇe parivṛkṇaḥ |
asyaiva śarīrasya nāśam anv eṣa naśyati |
nāham atra bhogyaṃ paśyāmīti || ChUp_8,9.2 ||

2. "Ich sehe nichts Gutes in dieser Lehre." Er kehrte mit Brennstoff in der Hand (voller Ehrerbietung) zurück. Prajapati sagte zu ihm: "Nun, Indra, du bist mit Virochana fortgegangen, zufrieden im Herzen; zu welchem Zweck bist du nun zurückgekommen?" Er (Indra) sagte: "Ehrwürdiger Herr, so wie dieses Spiegelbild im Wasser gut geschmückt ist, wenn der Körper gut geschmückt ist, gut gekleidet, wenn der Körper gut gekleidet ist, sauber, wenn der Körper sauber ist, so wird dieses Spiegelbild im Wasser blind sein, wenn der Körper blind ist, einäugig, wenn der Körper einäugig ist, verkrüppelt, wenn der Körper verkrüppelt ist, und wird vergehen, wenn der Körper vergeht. Deshalb sehe ich nichts Gutes in dieser Lehre."

ChUp 8,9.3evam evaiṣa maghavann iti hovāca |
etaṃ tv eva te bhūyo 'nuvyākhyāsyāmi |
vasāparāṇi dvātriṃśataṃ varṣāṇīti |
sa hāparāṇi dvātriṃśataṃ varṣāṇyuvāsa |
tasmai hovāca || ChUp_8,9.3 ||

3. "So ist es, Indra", antwortete Prajapati. "Ich werde dir das Selbst weiter erklären. Lebe noch zweiunddreißig Jahre mit mir." Er lebte mit Prajapati weitere zweiunddreißig Jahre. Dann sagte Prajapati zu Indra:

iti cchāndogyopaniṣadi aṣṭamādhyāyasya navamaḥ khaṇḍaḥ

10. Khanda - Das Traumselbst

ChUp 8,10.1-2

ya eṣa svapne mahīyamānaś caraty eṣa ātmeti hovāca |
etad amṛtam abhayam etad brahmeti |
sa ha śāntahṛdayaḥ pravavrāja |
sa hāprāpyaiva devān etad bhayaṃ dadarśa |
tad yady apīdaṃ śarīram andhaṃ bhavaty anandhaḥ sa bhavati yadi srāmam asrāmaḥ |
naivaiṣo 'sya doṣeṇa duṣyati || ChUp_8,10.1 ||

na vadhenāsya hanyate |
nāsya srāmyeṇa srāmaḥ |
ghnanti tv evainam |
vicchādayantīva |
apriyavetteva bhavati |
api roditīva nāham atra bhogyaṃ paśyāmīti || ChUp_8,10.2 ||


1-2: "Derjenige, der sich erhaben in Träumen bewegt - das ist das Selbst, das ist unsterblich, furchtlos. Dies ist Brahman." Da ging Indra zufriedenen Herzens fort. Aber noch bevor er die Götter erreicht hatte, sah er diese Schwierigkeit: "Obwohl dieses Traumselbst nicht blind ist, selbst wenn der Körper blind ist, noch seine Augen und seine Nase laufen, wenn die Augen und die Nase des Körpers laufen; obwohl dieses Selbst nicht von den Fehlern des Körpers betroffen ist, "noch getötet wird, wenn er (der Körper) getötet wird, noch einäugig ist, wenn er einäugig ist - dennoch töten sie es (das Traumselbst) gleichsam; sie jagen es gleichsam. Es wird sich sozusagen des Schmerzes bewusst; es weint sozusagen. Ich sehe nichts Gutes in dieser Lehre."

ChUp 8,10.3-4

sa samitpāṇiḥ punar eyāya |
taṃ ha prajāpatir uvāca |
maghavan yac chāntahṛdayaḥ prāvrājīḥ kim icchan punar āgama iti |
sa hovāca |
tad yady apīdaṃ bhagavaḥ śarīram andhaṃ bhavaty anandhaḥ sa bhavati yadi srāmam asrāmaḥ |
naivaiṣo 'sya doṣeṇa duṣyati || ChUp_8,10.3 ||

na vadhenāsya hanyate |
nāsya srāmyeṇa srāmaḥ |
ghnanti tv ivainam |
vicchādayantīva |
apriyavetteva bhavati |
api roditīva |
nāham atra bhogyaṃ paśyāmīti |
evam evaiṣa maghavann iti hovāca |
etaṃ tv eva te bhūyo 'nuvyākhyāsyāmi |
vasāparāṇi dvātriṃśataṃ varṣāṇīti |
sa hāparāṇi dvātriṃśataṃ varṣāṇyuvāsa |
tasmai hovāca || ChUp_8,10.4 ||

3-4 Er kehrte mit Brennstoff in der Hand (voller Ehrerbietung) zurück. Prajapati sagte zu ihm: "Nun, Indra, du gingst mit zufriedenem Herzen fort; zu welchem Zweck bist du nun zurückgekommen?" Er (Indra) sagte: "Ehrwürdiger Herr, obwohl dieses Traumselbst nicht blind ist, selbst wenn der Körper blind ist, noch laufen seine Augen und seine Nase, wenn die Augen und die Nase des Körpers laufen; obwohl dieses Selbst nicht von den Defekten des Körpers betroffen ist, "noch getötet wird, wenn er (der Körper) getötet wird, noch einäugig ist, wenn er einäugig ist - dennoch töten sie es (das Traumselbst), sozusagen; sie jagen es, sozusagen. Es wird sich sozusagen des Schmerzes bewusst; es weint sozusagen. Ich kann darin nichts Gutes erkennen." "So ist es, Indra", antwortete Prajapati. "Ich werde dir das Selbst weiter erklären. Lebe noch zweiunddreißig Jahre mit mir." Er lebte mit Prajapati weitere zweiunddreißig Jahre. Dann sagte Prajapati zu Indra:

iti cchāndogyopaniṣadi aṣṭamādhyāyasya daśamaḥ khaṇḍaḥ

11. Khanda - Das Selbst im traumlosen Schlaf

ChUp 8,11.1-2

tad yatraitat suptaḥ samastaḥ saṃprasannaḥ svapnaṃ na vijānātyeṣa ātmeti hovāca |
etad amṛtam abhayam etad brahmeti |
sa ha śāntahṛdayaḥ pravavrāja |
sa hāprāpyaiva devān etad bhayaṃ dadarśa |
nāha khalv ayam evaṃ saṃpraty ātmānaṃ jānāty ayam aham asmīti |
no evemāni bhūtāni |
vināśam evāpīto bhavati |
nāham atra bhogyaṃ paśyāmīti || ChUp_8,11.1 ||

1. "Wenn ein Mensch schläft, mit zurückgezogenen Sinnen und ruhig, und keinen Traum sieht - das ist das Selbst. Dies ist unsterblich, furchtlos. Das ist Brahman." Dann ging Indra zufriedenen Herzens fort. Doch noch bevor er die Götter erreicht hatte, sah er diese Schwierigkeit: "In Wahrheit kennt es (d.h. das Selbst im traumlosen Schlaf) weder sich selbst als 'Ich bin es', noch diese anderen Geschöpfe. Es hat also im traumlosen Schlaf sozusagen die völlige Auslöschung erreicht. Darin sehe ich nichts Gutes."

sa samitpāṇiḥ punar eyāya |
taṃ ha prajāpatir uvāca - maghavan yac chāntahṛdayaḥ prāvrājīḥ kim icchan punar āgama iti |
sa hovāca nāha khalv ayaṃ bhagava evaṃ saṃpraty ātmānaṃ jānāty ayam aham asmīti |
no evemāni bhūtāni |
vināśam evāpīto bhavati |
nāham atra bhogyaṃ paśyāmīti || ChUp_8,11.2 ||

2. Er kehrte mit Brennstoff in der Hand (voller Ehrerbietung) zurück. Prajapati sagte zu ihm: "Nun, Indra, du bist zufrieden im Herzen fortgegangen; zu welchem Zweck bist du nun zurückgekommen?" Er (Indra) sagte: "Ehrwürdiger Herr, in Wahrheit kennt es (d.h. das Selbst im traumlosen Schlaf) weder sich selbst als 'Ich bin es', noch diese anderen Geschöpfe. Es hat also sozusagen die völlige Vernichtung erreicht. Ich kann darin nichts Gutes erkennen."

ChUp 8,11.3

evam evaiṣa maghavann iti hovāca |
etaṃ tv eva te bhūyo 'nuvyākhyāsyāmi |
no evānyatraitasmāt |
vasāparāṇi pañca varṣāṇīti |
sa hāparāṇi pañca varṣāṇyuvāsa |
tāny ekaśataṃ saṃpeduḥ |
etat tad yad āhuḥ |
ekaśataṃ ha vai varṣāṇi maghavān prajāpatau brahmacaryam uvāsa |
tasmai hovāca || ChUp_8,11.3 ||

3. "So ist es, Indra", antwortete Prajapati. "Ich werde dir das Selbst weiter erklären und nichts anderes. Lebe noch fünf Jahre mit mir." Indra lebte mit Prajapati weitere fünf Jahre. Das machte insgesamt einhundertein Jahre. Deshalb sagen die Menschen, dass Indra einhunderteinundzwanzig Jahre bei Prajapati als Brahmacharin lebte. Dann sagte Prajapati zu ihm:

iti cchāndogyopaniṣadi aṣṭamādhyāyasyaikādaśaḥ khaṇḍaḥ

12. Khanda - Das unkörperliche Selbst

ChUp 8,12.1

maghavan martyaṃ vā idaṃ śarīram āttaṃ mṛtyunā |
tad asyāmṛtasyāśarīrasyātmano 'dhiṣṭhānam |
ātto vai saśarīraḥ priyāpriyābhyām |
na vai saśarīrasya sataḥ priyāpriyayor apahatir asti |
aśarīraṃ vāva santaṃ na priyāpriye spṛśataḥ || ChUp_8,12.1 ||

1. "Oh Indra, dieser Körper ist sterblich und wird immer vom Tod gehalten. Er ist der Wohnsitz des Selbst, das unsterblich und unkörperlich ist. Das verkörperte Selbst ist das Opfer von Vergnügen und Schmerz. Solange man mit dem Körper identifiziert ist, gibt es kein Aufhören von Vergnügen und Schmerz. Wer aber nicht mit dem Körper identifiziert ist, den berühren weder Freude noch Schmerz.

ChUp 8,12.2

aśarīro vāyuḥ |
abhraṃ vidyut stanayitnur aśarīrāṇy etāni |
tad yathaitāny amuṣmād ākāśāt samutthāya paraṃ jyotir upasaṃpadya svena rūpeṇābhiniṣpadyante || ChUp_8,12.2 ||

ChUp 8,12.3

evam evaiṣa saṃprasādo 'smāc charīrāt samutthāya paraṃ jyotir upasaṃpadya svena rūpeṇābhiniṣpadyate |
sa uttamapuruṣaḥ |
sa tatra paryeti jakṣat krīḍan ramamāṇaḥ strībhir vā yānair vā jñātibhir vā nopajanaṃ smarann idaṃ śarīram |
sa yathā prayogya ācaraṇe yukta evam evāyam asmiñ charīre prāṇo yuktaḥ || ChUp_8,12.3 ||

2-3 "Der Wind ist ohne Körper; die Wolke, der Blitz und der Donner sind ohne Körper. So wie diese, die aus dem jenseitigen akasa aufsteigen und das höchste Licht erreichen, in ihrer eigenen Form erscheinen, so erscheint dieses heitere Wesen, das aus diesem Körper aufsteigt und das Höchste Licht erreicht, in seiner eigenen Form. In diesem Zustand ist Er die Höchste Person. Dort bewegt Er sich lachend, spielend, sich freuend - sei es mit Frauen, Wagen oder Verwandten - und denkt niemals an den Körper, in den Er geboren wurde. "Wie ein Tier an einen Wagen gebunden ist, so ist das Prana (d.h. das bewusste Selbst) an den Körper gebunden.

ChUp 8,12.4

atha yatraitad ākāśam anuviṣaṇṇaṃ cakṣuḥ sa cākṣuṣaḥ puruṣo darśanāya cakṣuḥ |
atha yo vededaṃ jighrāṇīti sa ātmā gandhāya ghrāṇam |
atha yo vededam abhivyāharāṇīti sa ātmā abhivyāhārāya vāk |
atha yo vededaṃ śṛṇvānīti sa ātmā śravaṇāya śrotram || ChUp_8,12.4 ||

4. "Wenn die Person im Auge im Körper wohnt, wohnt sie dort, wo das Sehorgan in das akasa (d.h. die Pupille des Auges) eingetreten ist; das Auge ist das Instrument des Sehens. Wer sich des Gedankens bewusst ist: "Lass mich das riechen", der ist das Selbst; die Nase ist das Instrument des Riechens. Wer sich des Gedankens bewusst ist: 'Lass mich sprechen', der ist das Selbst; die Zunge ist das Instrument des Sprechens. Derjenige, der sich des Gedankens bewusst ist: "Lass mich hören", ist das Selbst; das Ohr ist das Instrument des Hörens.

ChUp 8,12.5

atha yo vededaṃ manvānīti sa ātmā |
mano 'sya daivaṃ cakṣuḥ |
sa vā eṣa etena daivena cakṣuṣā manasaitān kāmān paśyan ramate ya ete brahmaloke || ChUp_8,12.5 ||

5. "Wer sich des Gedankens bewusst ist: 'Lass mich dies denken', der ist das Selbst; der Verstand ist sein göttliches Auge. Er, das Selbst, sieht all diese Wünsche in der Welt von Brahman durch das göttliche Auge, den Verstand, und freut sich.

ChUp 8,12.6

taṃ vā etaṃ devā ātmānam upāsate |
tasmāt teṣāṃ sarve ca lokā āttāḥ sarve ca kāmāḥ |
sa sarvāṃś ca lokān āpnoti sarvāṃś ca kāmān yas tam ātmānam anuvidya vijānāti |
iti ha prajāpatir uvāca prajāpatir uvāca || ChUp_8,12.6 ||

6. "Die Götter meditieren über dieses Selbst. Deshalb gehören alle Welten zu ihnen und alle Wünsche. Wer dieses Selbst kennt und es versteht, erhält alle Welten und alle Wünsche." So sprach Prajapati, ja, so sprach Prajapati.

iti cchāndogyopaniṣadi aṣṭamādhyāyasya dvādaśaḥ khaṇḍaḥ

13. Khanda - Ein Mantra und Gebet zur Meditation und Wiederholung

ChUp 8,13.1

śyāmāc chabalaṃ prapadye |
śabalāc chyāmaṃ prapadye |
aśva iva romāṇi vidhūya pāpaṃ candra iva rāhor mukhāt pramucya dhūtvā śarīram akṛtaṃ kṛtātmā brahmalokam abhisaṃbhavāmīty abhisaṃbhavāmīti || ChUp_8,13.1 ||

1. Vom Dunklen komme ich zum Bunten; vom Bunten komme ich zum Dunklen. Ich schüttle das Böse ab, wie ein Pferd den Staub von seinen Haaren schüttelt, ich befreie mich vom Körper, wie der Mond sich aus dem Mund von Rahu befreit, ich erfülle alle Ziele und erreiche die ungeschaffene Welt des Brahman.

iti cchāndogyopaniṣadi aṣṭamādhyāyasya trayodaśaḥ khaṇḍaḥ

14. Khanda - Das Gebet eines Suchenden nach dem ewigen Leben

ChUp 8,14.1

ākāśo vai nāma nāmarūpayor nirvahitā |
te yadantarā tad brahma tad amṛtaṃ sa ātmā |
prajāpateḥ sabhāṃ veśma prapadye yaśo 'haṃ bhavāmi brāhmaṇānāṃ yaśo rājñām yaśo viśām |
yaśo 'ham anuprāpatsi |
sa hāhaṃ yaśasāṃ yaśaḥ |
śyetam adatkam adatkaṃ śyetaṃ lindu mābhigāṃ lindu mābhigām || ChUp_8,14.1 ||

1. Das, was akasa genannt wird, ist der Offenbarer von Namen und Formen. Das, in dem diese Namen und Formen existieren, ist wahrlich Brahman. Das ist das Unsterbliche, das ist das Selbst. Nun wird ein Mantra ausgesprochen: "Ich komme in die Versammlung, den Palast von Prajapati. Ich bin die Herrlichkeit der Brahmanen, die Herrlichkeit der Könige, die Herrlichkeit der Vaisyas. Ich wünsche, diesen Ruhm zu erlangen. Ich bin die Herrlichkeit der Herrlichkeiten. Möge ich niemals zu dem roten und zahnlosen, alles verschlingenden, glitschigen Ort gehen, ja, möge ich niemals dorthin gehen."

iti cchāndogyopaniṣadi aṣṭamādhyāyasya caturdaśaḥ khaṇḍaḥ

15. Khanda - Die Erlangung von Brahmaloka

ChUp 8,15.1

tad dhaitad brahmā prajāpataya uvāca prajāpatir manave manuḥ prajābhyaḥ |
ācāryakulād vedam adhītya yathāvidhānaṃ guroḥ karmātiśeṣeṇābhisamāvṛtya kuṭumbe śucau deśe svādhyāyam adhīyāno dharmikān vidadhad ātmani sarvendriyāṇi saṃpratiṣṭhāpyāhiṃsan sarvabhūtāny anyatra tīrthebhyaḥ |
sa khalv evaṃ vartayan yāvad āyuṣaṃ brahmalokam abhisaṃpadyate |
na ca punar āvartate na ca punar āvartate || ChUp_8,15.1 ||

1. Brahma teilte dieses Wissen über das Selbst Prajapati (Kasyapa) mit, Prajapati dem Manu, Manu der Menschheit. Derjenige, der die Veden im Haus eines Lehrers nach den vorgeschriebenen Regeln studiert hat, während der Zeit, die ihm nach der Erfüllung seiner Pflichten gegenüber dem Lehrer geblieben ist; derjenige, der sich nach dem Verlassen des Hauses des Lehrers als Hausherr niedergelassen und das Studium der Veden an einem heiligen Ort fortgesetzt hat und andere (d.h. seine Söhne und Schüler) tugendhaft gemacht hat; derjenige, der nach dem Verlassen des Hauses des Lehrers ein Leben als Hausherr geführt hat.Derjenige, der alle Sinnesorgane in das Selbst zurückgezogen hat; derjenige, der keinem Lebewesen Schmerzen zugefügt hat, es sei denn, es wurde von den Schriften gebilligt - derjenige, der sich sein ganzes Leben lang so verhält, erreicht nach dem Tod die Welt des Brahman und kehrt nicht zurück, ja, kehrt nicht zurück.

iti cchāndogyopaniṣadi aṣṭamādhyāyasya pañcadaśaḥ khaṇḍaḥiti śrīmadgovindabhagavatpūjyapādaśiṣyaparamahaṃsapar ivrājakācāryaśrīmacchaṅkarabhagavatpādakṛtau cchāndogyopaniṣadvivaraṇe aṣṭamo 'dhyāyaḥ

Shanti Mantra - Friedens-Mantra

Om

āpyāyantu mamāṅgāni vāk prāṇaś cakṣuḥ śrotram|
atho balam indriyāṇi ca sarvāṇi|
sarvaṃ brahmaupaniṣadam|
māhaṃ brahma nirākuryāṃ |
mā mā brahma nirākarod|
anirā-karaṇam astu, anirākaraṇaṃ me 'stu|
tadātmani nirate|
ya upaniṣatsu dharmāha|
te mayi santu te mayi santu|
oṃ śāntiḥ śāntiḥ śāntiḥ ||

Om. Mögen die verschiedenen Glieder meines Körpers, meine Zunge, mein Prana, meine Augen, meine Ohren und meine Kraft und auch alle anderen Sinnesorgane genährt werden! Alles ist in der Tat Brahman, wie es in den Upanishaden erklärt wird. Möge ich Brahman niemals verleugnen! Möge Brahman mich niemals verleugnen! Möge es nie eine Verleugnung meinerseits geben! Mögen alle Tugenden, die in den Upanishaden beschrieben werden, zu mir gehören, der ich dem Atman ergeben bin! Ja, mögen sie alle zu mir gehören! Om. Friede! Friede! Friede!

Die Essenz der Chandogya Upanishad - von Swami Sivananda

1. Hari Om! Mögen meine Gliedmaßen, meine Rede, das Prana, das Auge, das Ohr, die Stärke und alle meine Sinne kräftig wachsen. Alles ist der Brahman der Upanishaden. Möge ich niemals Brahman verleugnen. Möge Brahman mich niemals verschmähen. Möge es kein Leugnen von Brahman geben. Möge es kein Verschmähen durch den Brahman geben. Mögen alle Tugenden, die in den Upanishaden beschrieben sind, in mir ruhen und den Atman erfreuen. Mögen diese Tugenden alle in mir sein!

Om Frieden! Frieden!! Frieden!!!

Der einheitliche Ursprung der Phänomene

Erde Hand Pflanze MP900402208.JPG

2. So wie ein einzelner Klumpen komplett aus Lehm ist, so ist auch alles, was bekannt ist, aus Lehm. Alle Modifikationen sind nur ein Name, aber in Wahrheit ist alles aus Lehm.

3. So wie ein einzelner Brocken Gold, so ist auch alles Bekannte aus Gold gemacht. Der Unterschied ist lediglich die Bezeichnung, die dafür in der Sprache verwendet wird. Aber in Wahrheit ist alles Gold.

4. So wie eine einzelne Schere, so ist auch alles Bekannte aus Eisen gemacht. Der Unterschied ist lediglich das Wort, welches dafür in der Sprache verwendet wird. Aber in Wahrheit ist alles Eisen.

5. Deshalb ist es diese Unterweisung, durch die wir hören, was nicht gehört werden kann. Durch die wahrgenommen werden kann, was nicht wahrnehmbar ist und durch die wir wissen, was nicht gewußt werden kann.

6. Am Anfang war alles das "Reine Sein", das "Eine" ohne ein "Zweites".

7. Und es dachte: 'Möge ich viele sein, möge ich aus mir herauswachsen" und es erschuf das Feuer.

8. Das Feuer dachte: 'Möge ich viele sein, möge ich aus mir herauswachsen" und es erschuf das Wasser. Und deshalb, wenn es jemandem heiß wird, fängt er an zu schwitzen und so wird Wasser durch ihn allein durch das Feuer produziert.

9. Das Wasser entschied: 'Möge ich viele sein, möge ich aus mir herauswachsen" und es erschuf die Nahrung. Deshalb – immer, wenn es irgendwo regnet - wird Nahrung geschaffen. Allein durch das Wasser wird essbare Nahrung erzeugt.

10. Und das "Sein" dachte: 'Ja, möge ich in all diese drei Dinge eingehen mit dem "Lebendigen" (Jivatma). 'Laß mich in verschiedenen Namen und Formen erscheinen.'

Und es machte jedes Lebewesen dreifaltig.

Die Drei-Farben-Analyse

11. Die rote Farbe der Sonne ist das Feuer. Die weiße Farbe ist die Farbe des Wassers. Die schwarze Farbe ist die Erde. Deshalb, wenn das verschwindet, was wir die Sonne nennen und deren Namen nur eine Bezeichnung für eine Modifikation ist, dann sind in Wahrheit alle drei Elemente vertreten. Ebenso sind auch der Mond, die Blitze, das Feuer usw. in Wahrheit lediglich verschiedene Kombinationen aus diesen drei Elementen.

12. Die alten Kenner der Vedas wußten dies und sie wußten deshalb alles. Denn alles sind diese drei Elemente allein.

13. Was auch immer rot erschien, von dem wußten sie, daß es die Farbe des Feuer in sich trug. Was auch immer weiß erschien, von dem wußten sie, daß es die Farbe des Wassers in sich trug. Was auch immer schwarz erschien, von dem wußten sie, daß es die Farbe der Erde in sich trug.

14. Was auch immer Ihnen unbekannt erschien, von dem wußten sie, daß dies eine Kombination dieser drei Elemente in sich trug.

15. Und nun lerne von mir, wie diese drei Devatas, wenn sie den Menschen treffen, dreifaltig werden.

16. Nahrung, wenn sie aufgenommen wird, wird ebenfalls dreifaltig: Die groben Bestandteile werden zu Fasern; der mittlere Teil wird zu Fleisch und der subtilste oder feinstoffliche Teil wird zu Geist.

17. Wasser, wenn es getrunken wird, wird ebenfalls in dreifacher Form aufgenommen: Der grobstofflichste Teil wird zu Urin, der mittlere Teil wird zu Blut und der subtilste oder feinstoffliche Teil wird zu Prana.

18. Feuer (z.B. in Öl, Butter, o.ä.) wird, wenn es aufgenommen wird, ebenfalls in dreifacher Form aufgenommen Der grobstofflichste Teil wird zu Knochen, der mittlere Teil wird zu Knochenmark und der subtilste oder feinstoffliche Teil wird zu Sprache. Wenn Nahrung, die aufgenommen wird, von Wasser heruntergespült wird, entsteht Hunger. Wenn Wasser getrunken wird, und dabei Feuer mit heruntergespült wird, kommt es zu Durst.

Tat Tvam Asi

19. Lerne nun von mir über die wahre Natur des Schlafes.

20. Wenn der Mensch schläft, wird er vereinigt mit dem "Reinen Selbst" und dann ruht er in seinem wahren Selbst.

21. Deshalb sagen die Leute: "Er schläft (Svapiti), denn er ist zu seinem eigenen (Sva) Selbst gegangen (Apiti).

22. Alle Geschöpfe sind im Sein verwurzelt. Sie verweilen im Sein und sie ruhen im Sein.

23. Wenn der Mensch von hier verschwindet, dann zieht sich die Sprache in den Geist zurück, sein Geist ins Prana, das Prana ins Feuer und das Feuer in das höchste Sein.

24. Das, was die feinstofflichste Essenz ist (die Wurzel von allem), in dem alles, was existiert sein Selbst hat, das ist die Wahrheit. Das ist das Selbst, das Du bist, Oh Shvetaketu!

25. So wie die Bienen den Honig produzieren, in dem sie die Pollen der weit entfernt stehenden Bäume sammeln und dann daraus eine homogene Flüssigkeit machen. Und in dem Honig ist dann keine Unterscheidung der einzelnen Pollen mehr möglich (wie z.B. "ich bin der Pollen von diesem oder jenem Baum"). Genauso ist für die einzelnen Geschöpfe, sobald sie einmal das Sein erreicht haben, nicht mehr möglich zu sagen, wie sie das Sein erreicht haben. Das ist die subtile Essenz von allem. Dies ist die Wahrheit. Dies ist das Selbst und das bist Du!

26. Einige Flüsse fließen nach Osten und einige nach Westen. Sie fließen alle in das Meer. Und auch die Flüsse wissen, nachdem sie in das Meer gemündet sind, nicht mehr, ob sie dieser oder jener Fluß waren. Ebenso ergeht es den Geschöpfen, sobald sie aus dem Selbst herausgekommen sind, wissen sie nicht mehr, daß sie aus der Wahrheit gekommen. Das ist die subtile Essenz von allem. Dies ist die Wahrheit. Dies ist das Selbst und das bist Du!

27. Wenn jemand einen Ast von einem Baum absägt, so wird der Baum "bluten", aber er wird weiterleben. Durchdrungen von dem lebendigen Sein, steht der Baum fest verwurzelt und durch diese Wurzeln seine Nahrung beziehend und dabei frohlockend. Ebenso stirbt der Körper, wenn das lebendige Sein ihn verlassen hat. Das ist die subtile Essenz von allem. Dies ist die Wahrheit. Dies ist das Selbst und das bist Du!

28. Diese subtile Essenz, die Du nicht wahrnehmen kannst in dem kleinen "Nyagraodha (Banyan)" Samen, wächst zu einem großen stattlichen "Nyagraodha"-Baum. Genauso, ist dies die subtile Essenz von allem. Dies ist die Wahrheit. Dies ist das Selbst und das bist Du!

29. Genauso, wie wenn Du Salz in einen Krug Wasser gibst, so kannst Du dieses Salz nicht mehr wahrnehmen. Aber es ist da und ebenso ist es in diesem Körper, auch wenn Du es nicht wahrnehmen kannst, das "Sat" oder das Reine Sein. Das ist die subtile Essenz von allem. Dies ist die Wahrheit. Dies ist das Selbst und das bist Du!

30. Stelle Dir vor, eine Person wird mit verbundenen Augen von ihrem Heimatland fortgebracht und in ein fremdes Land gebracht. Diese Person erkennt, daß sie in einem fremden Land ist und ein netter Mann sagt ihr, daß ihr Heimatland in einer bestimmten Richtung läge. Die Person macht sich nun auf den Weg in die angegebene Richtung und fragt sich von Dorf zu Dorf durch, bis sie wieder in ihrem Heimatland angekommen ist. Genauso findet der Suchende mit der Hilfe des Gurus sein Ziel und erreicht die Wahrheit. Das ist die subtile Essenz von allem. Dies ist die Wahrheit. Dies ist das Selbst und das bist Du!

31. Wenn ein Mensch stirbt, umringen ihn seine Verwandten und fragen: "Erkennst du mich?" Und der Mensch erkennt sie, aber seine Sprache ist in seinem Geist aufgegangen, und der Geist ist im Atem aufgegangen und der Atem im Feuer sowie das Feuer im Höchsten Selbst. Dann kennt er seine Verwandten nicht mehr. Das ist die subtile Essenz von allem. Dies ist die Wahrheit. Dies ist das Selbst und das bist Du!

32. Stelle Dir vor, ein Mensch hat einen Diebstahl begangen und wird dem Richter vorgeführt. Eine glühende Axt wird vor ihn gehalten und er ergreift diese. Falls er den Diebstahl begangen hat und dies leugnet, wird seine Hand verbrannt. Wenn er aber ehrlich ist, wird seine Hand nicht verletzt. So wie damit dieser Mensch nicht verbrannt wird, so hat auch alles, was existiert, dieses innere Selbst. Das ist die subtile Essenz von allem. Dies ist die Wahrheit. Dies ist das Selbst und das bist Du!

33. So aufgeklärt, verstand Shvetaketu diese Wahrheiten.

Schritte zu unendlicher Wonne

34. Narada wandte sich an Sanatkumara und sagte: "Unterweise mich, oh Herr".

35. Sanatkumara antwortete: " Bitte sage mir zuerst, was Du schon weißt".

36. Narada erwiderte: "Oh Herr! Ich kenne die vier Vedas. Ich kenne die Itihasa Purana, die Grammatik, alle heiligen Schriften (Sastras), alle Wissenschaften und alle Künste. Aber Meister, ich bin wie jemand, der nur viele Worte weiß. Ich bin kein Kenner des Selbst. Ich habe lediglich von großen Meistern wie Dir vernommen, daß das Selbst den Kummer überwindet. Und ich habe großen Kummer. Hilf’ Du bitte mir, meinen Kummer zu überwinden."

37. Sanatkumara sagte zu ihm: "Was auch immer du studiert hast, es ist alles nur eine Bezeichnung. Meditiere über die Bezeichnung. Denn wer über die Bezeichnung als Brahman meditiert, erreicht die Unabhängigkeit von Bezeichungen."

38. Die Sprache als Ganzes ist größer als Bezeichungen, denn die Sprache ermöglicht uns, die Vedas und andere Schriften zu verstehen.

39. Wenn es keine Sprache gäbe, würde man kein Gut und kein Böse kennen, kein Wahr und kein Falsch, kein Angenehm und kein Unangenehm. Meditiere über die Sprache.

40. Derjenige, der über die Sprache als Brahman meditiert, wird von den Begrenzungen der Sprache unabhängig.

41. Der Geist ist größer als die Sprache, denn der Geist beinhaltet beides – den Namen und die Sprache.

42. Wenn sich jemand in seinem Geist wünscht, die Veden zu lesen, dann liest er diese. Wenn er sich in seinem Geist wünscht, eine Handlung auszuführen, so wird er dies tun.

43. Der Geist ist die Welt. Der Geist ist auch das Selbst und der Geist ist auch Brahman. Deshalb meditiere auf den Geist.

44. Derjenige, der auf den Geist als Brahman meditiert, wird unabhängig von den Begrenzungen seines Geistes.

45. Der Wille ist noch größer als der Geist. Deshalb, weil wenn der Mensch etwas will, denkt er in seinem Geist daran und dann gibt er dies mittels seiner Sprache weiter und er wiederholt dies mit dessen Namen. Deshalb ist alles in dem Willen zentriert, es besteht aus Willen und wird durch den Willen aufrechterhalten. Meditiere deshalb auf Deinen Willen.

46. Derjenige, der über den Willen als Brahman meditiert, der selbst beständig, fest und unabgelenkt ist, der wird die ewigen, angesehenen und zentrierten Welten erreichen, die für ihn vorgesehen sind. Er ist unabhängig von der Reichweite seines Willens.

47. Die Intelligenz ist größer als der Wille. Denn wenn der Mensch versteht, dann formt sich sein Wille, dann entstehen die Gedanken und dann entsteht die Sprache und die Namen werden genannt.

48. All dies ist in der Intelligenz enthalten, es besteht aus Intelligenz und verweilt in der Intelligenz.

49. Deshalb, wenn ein Mensch unintelligent ist, selbst wenn er viel Wissen besitzt, sagen die Leute, er ist gar nichts.

50. Wenn ein Mensch intelligent ist, auch wenn er wenig weiß, hören ihm die Leute gerne zu.

51. Die Intelligenz ist das Zentrum von allem. Die Intelligenz ist das Selbst und dessen Unterstützung. Meditiere deshalb auf die Intelligenz.

52. Derjenige, der auf die Intelligenz als Brahman meditiert, wird unabhängig von den Begrenzungen seiner Intelligenz.

53. Die Meditation ist größer als die Intelligenz.

54. Die Erde meditiert, so wie sie ist und ebenso der Himmel, das Wasser, die Berge, die Götter und die Menschen. Deshalb machen die Menschen, die hier auf Erden Großes erreicht haben, oft den Eindruck, dass sie viel meditiert haben.

55. Während die gewöhnlichen kleinen Leute sich oft beschweren, mit sich und anderen hadern, scheinen die großen Menschen einen Teil der Meditation erreicht zu haben.

56. Meditiere deshalb über die Meditation. Derjenige, der auf die Meditation als Brahman meditiert, wird unabhängig von den Begrenzungen seiner Meditation.

57. Das Wissen ist größer als die Meditation.

58. Durch das Wissen hast Du Kenntnisse über die Veden und die Sastras, die Künste und die Wissenschaften.

59. Meditiere über das Wissen. Derjenige, der auf das Wissen als Brahman meditiert, wird unabhängig von den Begrenzungen seines Wissens.

60. Die Kraft ist größer als das Wissen.

61. Ein kraftvoller Mensch schlägt hundert Menschen des Wissens. Wenn ein Mensch kraftvoll ist, so steigt er auf. Bei seinem Aufstieg besucht er weise Menschen und dadurch, dass er diesen Weisen folgt, sieht er, er hört, er reflektiert, er versteht, er handelt und er weiß.

62. Durch die Kraft besteht die Erde. Durch die Kraft besteht der Himmel, die Berge, die Götter und die Menschen, das Rind bis hinunter zur Ameise und den Würmern. Durch die Kraft ist die Welt fest begründet.

63. Meditiere über die Kraft. Derjenige, der auf die Kraft als Brahman meditiert, wird unabhängig von den Begrenzungen der Kraft.

64. Die Nahrung ist größer als die Kraft. Wenn ein Mensch zehn Tage lang keine Nahrung aufnimmt, wird er – auch wenn er lebt – nicht mehr sehen, nicht mehr hören, nicht mehr reflektieren, nicht mehr verstehen und nicht mehr handeln.

65. Meditiere auf die Nahrung. Derjenige, der auf die Nahrung als Brahman meditiert, wird unabhängig von den Begrenzungen der Nahrung.

66. Wasser ist größer als die Nahrung. Wenn es nicht ausreichend regnet, sind die Lebensenergien eingeschränkt und es gibt weniger Nahrung.

67. Das Wasser hat lediglich verschiedene Formen angenommen, wenn es als Himmel, Berge, Götter, Menschen und Bestien bis hinzu Ameisen und Würmern existiert.

68. Meditiere auf das Wasser. Derjenige, der auf das Wasser als Brahman meditiert, wird unabhängig von den Begrenzungen der Wassers.

69. Feuer ist größer als das Wasser.

70. Durch das Medium der Luft, wärmt das Feuer den Äther. Dann sagen die Leute: Es ist heiß, es brennt und es wird deshalb regnen. Deshalb erschafft das Feuer, nachdem es in Gang gekommen ist, das Wasser.

71. Deshalb nochmals: Der Donner kommt mit dem Blitz, der durch den Himmel zuckt. Dann sagen die Leute: Es blitzt und donnert – es wird Regen geben. Somit erschafft also das Feuer, nachdem es sich zeigt, das Wasser.

72. Meditiere auf das Feuer. Derjenige, der auf das Feuer als Brahman meditiert und der selbst strahlt, wird die prächtigen Welten erlangen. Diese sind voller Licht und ohne Dunkelheit und der Meditierende selbst wird unabhängig von den Begrenzungen des Feuers.

73. Der Äther (Akasa) ist größer als das Feuer. Denn in dem Akasa existiert beides – die Sonne und der Mond sowie der Blitz, die Sterne und das Feuer. Durch den Raum (Akasa) rufen wir, wir hören und wir antworten durch den Raum.

74. In dem Raum (Akasa) werden alle Dinge geboren und in den Raum hinein wachsen alle Dinge.

75. Meditiere auf den Raum (Akasa). Derjenige, der auf den Raum als Brahman meditiert, erreicht ferne Welten, die voller Licht und frei von den Problemen der Enge sind. Sie sind weit und großräumig. Der Meditierende selbst wird somit dann unabhängig von den Begrenzungen des Raumes.

76. Das Gedächtnis ist größer als der Raum (Akasa). Wenn sich viele Leute versammeln würden und es gäbe nicht das Gedächtnis, dann würde keiner den anderen hören. Sie würden nicht denken und sie würden nichts wissen.

77. Meditiere über das Gedächtnis. Derjenige, der auf das Gedächtnis als Brahman meditiert, wird unabhängig von den Begrenzungen des Gedächtnis.

78. Die Hoffnung ist größer als das Gedächtnis. Angetrieben durch die Hoffnung liest das Gedächtnis die Mantras und führt die Rituale aus. Es wünscht sich Söhne und Kühe. Es wünscht sich diese Welt und die nächste.

79. Meditiere über die Hoffung. Derjenige, der auf die Hoffnung als Brahman meditiert, dessen Wünsche werden alle durch die Hoffnung erfüllt. Seine Gebete werden niemals vergeblich sein. Er wird unabhängig von den Begrenzungen der Hoffnung.

80. Prana ist größer als Hoffnung. So wie die Speichen eines Rades alle an der Nabe befestigt sind, so ist alles mit dem Prana verbunden.

81. Prana ist der Vater und die Mutter. Prana ist der Bruder und die Schwester. Prana ist der Lehrer. Prana ist Brahman.

82. Wenn jemand etwas Schlechtes zu seinem Vater, zu seiner Mutter, oder zu einem sonstigen Verwandten sagt, so sagen die Leute: Schande über Dich! Du hast Deinen Vater etc. verletzt. Aber nachdem das Prana sich von ihnen gelöst hat, selbst wenn er sie dann mittels eines Schürhakens verbrennen würde, würden sie niemals sagen, daß er seine Verwandten getötet hätte.

83. Prana ist wahrlich all dies. Derjenige, der dies erkennt, der dies denkt und weiß, der wird zu einem Ativadin (wörtlich "Der alles, was er spricht, transzendiert").

84. Und wahrlich er ist ein Ativadin, der verkündet, daß das höchste Wesen die Wahrheit ist.

85. Jeder sollte wünschen, daß er die Wahrheit kennenlernt.

86. Wenn jemand die Wahrheit begreift, dann wird er nur noch nach der Wahrheit verlangen.

87. Wenn jemand denkt, dann versteht er.

88. Wenn jemand Glauben hat, dann denkt er.

89. Wenn sich jemand auf seinen Lehrer einstimmt, dann hat er auch Glauben.

90. Wenn jemand alle heiligen Pflichten erfüllt, d.h. die Kontrolle der Sinne und die Konzentration des Geistes, dann kann er sich erst wirklich auf seinen Lehrer einstimmen.

91. Wenn jemand die Wonne erfährt, dann erfüllt er seine Pflichten.

92. Das Unendliche ist Wonne. Es gibt im Endlichen keine Wonne.

93. Dort, wo man nichts mehr sieht, wo man nichts mehr hört, wo man nichts mehr versteht, dort ist das Unendliche.

94. Dort jedoch, wo man noch etwas sieht, etwas hört, etwas versteht, dort ist das Endliche.

95. Das, was das Unendliche ist, dies ist unsterblich. Das Endliche hingegen ist sterblich.

96. Das Unendliche ist in der Tat unterhalb, oberhalb, hinter, vor, zur Rechten und zur Linken. Es hat alle diese Eigenschaften.

97. Derjenige, der dies sieht, der dies denkt und der dies versteht, dieser liebt das Selbst. Er erfreut sich an und in dem Selbst und er genießt auch die Gesellschaft des Selbst. Er freut sich an dem Selbst und er wird zu einem "Svaraj" (König des/im Selbst). Er wird unabhängig von allen Welten.

98. Aber diejenigen, die es nicht oder vermeintlich besser wissen, sie werden von anderen beherrscht. Sie leben in einer vergänglichen Welt und sie werden abhängig von und in den Welten.

99. Für denjenigen, der dies erkennt, der dies denkt und versteht, für den entspringt das Prana aus dem Selbst. Die Hoffnung kommt aus dem Selbst. Das Gedächtnis kommt aus dem Selbst, ebenso wie der Raum (Akasa), das Feuer, das Wasser usw. Alles entspringt aus dem Selbst.

100. Derjenige, der dies erkennt, der sieht nicht den Tod, die Krankheit oder den Schmerz. Wer dies sieht, der sieht alles und erreicht alles überall.

101. Wenn die Nahrung rein ist, dann wird auch die innere Natur gereinigt. Und wenn die innere Natur gereinigt ist, dann wird das Gedächtnis fest. Und wenn das Gedächtnis fest auf das "Höchste Selbst" geheftet ist, dann werden alle Bindungen, die den Menschen an irgendetwas, was nicht der Atman ist, fesseln, gelöst.

Die drei Zustände und jenseits dieser

Versuch, die schöpferischen Aktivitäten Prajapatis darzustellen, Stahlstich, um 1850

102. Prajapati sagte: Das Selbst oder der Atman, der frei von Sünde ist, frei von Alterung, frei vom Tod, frei von Trauer, frei von Hunger und Durst und es/er hat wahrhaftige Wünsche (Satyakama) und wahrhaftigen Willen (Satya Sankalpa). Dieser ist es, den wir suchen müssen und den wir versuchen sollten zu verstehen.

103. Derjenige, der sein Selbst aktiv sucht und dieses versteht, der wird alle Welten und alle Wünsche erreichen.

104. Indra, der Herrscher der Götter (Devas) und Virochana, der Herrscher über die Dämonen (Asuras), gingen zu Prajapati, mit Brennstoff in ihren Händen, denn so war es Sitte, wenn Schüler zu ihrem Guru gingen.

105. Sie verweilten dort als spirituelle Schüler, da sie ein Gelübde mit ihrem jeweiligen Zölibat für zweiunddreißig Jahre abgelegt hatten.

106. Als sie von Prajapati gefragt wurden, sagten sie: Wir verweilen hier, um unser Selbst kennen zu lernen.

107. Prajapati sagte: Die Person, die man im Auge sehen kann, das ist das Selbst. Das ist das Unsterbliche und Furchtlose. Das ist Brahman.

108. Und sie fragten: Oh Meister, derjenige, der im Wasser wahrgenommen wird und derjenige, der im Spiegel gesehen werden kann, ist er dies?

109. Der Meister antwortet: Es, das Selbst, ist in der Tat in allem zu sehen.

110. Und sie gingen zufrieden von dannen. Virochana ging mit einem zufriedenen Herzen zu den Dämonen (Asuras) und predigte ihnen die folgende Erkenntnis: Der Körper allein ist anzubeten (als das Selbst).

Zeichnung von Indra auf seinem Elefantenberg, Airavata, ca. 1820

111. Und deshalb nennen sie nun sogar einen Menschen, der keine Almosen gibt, der keinen Glauben hat und keine Opfer darbringt, einen Asura, denn dies ist die Glaubenslehre der Asuras.

112. Indra hingegen erlebte folgende Schwierigkeit, bevor er zu den Göttern zurückkehrte. Da dieser Körper, wenn er schön angezogen ist, schön geschmückt ist ebenso wie er wohl gesäubert ist, wenn er gereinigt wurde, so sollte dann auch das Selbst blind sein, wenn der Köper blind ist. Ebenso würde dann das Selbst sterben, wenn der Körper stirbt. Deshalb sagte sich Indra, kann dieser Glaubenssatz so nicht stimmen.

113. Er kehrte zu Prajapati zurück und dieser bat ihn nochmals zwei Jahre zu bleiben.

114. Und am Ende dieser zweijährigen Frist, sagte Prajapati zu Indra: Derjenige, der sich leicht in den Träumen bewegt, das ist das Selbst, das Unsterbliche und das Furchtlose. Dies ist Brahman.

115. Und wieder ging Indra fort und fand auch wieder ein Problem: Der Traum selbst ist nicht blind, wenn der Körper blind ist, und so ist auch der Traum nicht einäugig, wenn der Körper nur noch ein Auge hat. Und wenn auch der Traum nicht zerstört wird durch den Zerfall des Körpers, so wird der Traum doch getötet, wenn der Körper getötet wird. Der Traum kann sogar die Schmerzen oder die Tränen des Körpers widerspiegeln. Deshalb sagte sich Indra, auch dies kann wieder nicht der richtige Glaubenssatz sein.

116. Und so kehrte Indra wieder zu Prajapati zurück und blieb für weitere zweiunddreißig Jahre bei ihm.

117. Und nach diesen weiteren zweiunddreißig Jahren sagte Prajapati zu Indra: Wenn ein Mensch sich im Tiefschlaf erholt, dann ist er das Selbst, das Unsterbliche und das Furchtlose. Dies ist Brahman.

118. Und wieder ging Indra mit diesem Glaubenssatz fort, aber er kehrte zurück, denn er fand mit diesem ein weiteres Problem. In Wahrheit erkennt er sich im Tiefschlaf nicht mehr als "Das bin ich", denn im Tiefschlaf ist es zu äußerster Aufhebung gekommen. Deshalb kann auch dieser Glaubenssatz so nicht passen.

119. Und auf Prajapatis Anordnung blieb Indra nochmals für weitere fünf Jahre bei ihm.

120. Danach sagte Prajapati zu Indra: Indra! Dieser Körper ist sterblich, er ist dem Tode irgendwann geweiht. Dieser Körper ist die Wohnstätte des Selbst, dieses ist unsterblich und körperlos.

121. Das in den Körper gegangene Selbst ist der Freude und dem Schmerz ausgesetzt. Aber das Selbst ohne einen Körper ist nicht von Freude oder Schmerz berührt.

122. Auch der Wind ist ohne Körper. Die Wolken, der Blitz und der Donner sind ebenfalls ohne Körper. Nun steigen diese auf, erscheinen in ihrer jeweiligen Form sobald sie das höchste Licht (hier die Sonne) erreichen.

123. Und ebenso erscheint dieses Selbst in seiner eigenen Form, wenn es aus dem Körper heraussteigt und das höchste Licht erreicht.

124. Dies ist der Uttama Purusha, die höchste Person.

125. Er bewegt sich dort lachend, spielend und frohlockend. Und er schert sich nicht um den Körper, in den er geboren wurde.

126. So wie ein Pferd an einen Karren angeschirrt ist, so ist das Prana mit dem Körper verbunden.

127. Nun da, wo das Auge den Raum Akasa erreicht (während des Vorganges des Sehens), da ist das Auge das Instrument zum Sehen.

128. Derjenige, der weiß: Möge ich dieses riechen, dann ist er das Selbst und die Nase ist das Instrument zum Riechen.

129. Derjenige, der weiß: Möge ich denken, so ist er das Selbst und der Geist ist sein göttliches Auge. Und mit der Hilfe seines göttlichen Auges/seines Geistes sieht er Wünsche und Frohlockungen.

130. Die Götter, die in der Welt von Brahman meditieren auf dieses Selbst. So wurde es von Prajapati an Indra weitergeben, und von Indra an die Götter (Devas).

Shankaracharya Yoga Vedanta Blog


Im Shankaracharya Yoga Vedanta Blog findest du die grundlegenden Werke von Shankaracharya über Yoga und Vedanta, insbesondere Atma Bodha (Die Erkenntnis des Selbst) und Viveka Chudamani (Das Kronjuwel der Unterscheidung). Kommentare zu seinen Abhandlungen werden als Podcasts und Videos bereitgestellt. Studiere täglich einen Vers und bring so Yoga und Vedanta in dein tägliches Leben.

Chandogya Upanishad - Erläuterungen nach Deussen

Artikel aus „Upanishaden. Die Geheimlehre des Veda“ in der Übersetzung von Paul Deussen, herausgegeben von Peter Michel, Marix Verlag, 2. Auflage, 2007, Wiesbaden, S. 107 - 109.

Die Chandogya Upanishad ist neben der um weniges umfangreicheren Brihadaranyaka Upanishad die größte und bedeutendste jener Sammlungen theologisch-philosophischer Aussprüche, Betrachtungen und Legenden, welche unter dem Namen der Upanishaden und in der Form dogmatischer Textbücher der einzelnen Veda-Schulen auf uns gekommen sind. Wie die Upanishaden des Rigveda an das Uktham, so knüpft diese Upanishad des Samaveda an das Saman an, um durch allegorische Betrachtung und Umdeutung desselben zu den Gedanken vom Brahman oder Atman überzuleiten, welche den gemeinsamen Kern aller Upanishaden bilden. Aber nicht nur in diesen Gedanken, sondern auch in der Form ihrer Ausführung stimmen die Upanishaden so vielfach überein, daß wir für sie, teilweise wenigstens, ein gemeinsames, mündlich umlaufendes Material voraussetzen müssen, aus dem die Sammlungen der einzelnen Schulen sich nach und nach absetzten.

Wie das Brihadaranyakam, so zeigt auch die Chandogya Upanishad diesen sekundären, sammlungsartigen Charakter aufs deutlichste. Zunächst ist jeder der acht Prapathakas, aus denen sie zusammengesetzt ist, ein selbständiges Ganzes, bestehend aus einem oder mehreren Hauptstücken, an die sich als Nachtrag vielfach einige kleinere Stücke fügen, die den Schluß des Prapathaka bilden und mit dessen Hauptinhalt oft wenig Verwandtschaft haben. Diese äußerliche Zusammensetzung der Upanishad aus den acht Prapathakas, der Prapathakas zum Teil wiederum aus kleineren Stücken, wird schon durch eine vorläufige und summarische Übersicht über das Ganze deutlich vor Augen treten.

I. Fünf einzelne Betrachtungen zur Verherrlichung des Udgitha (1. 2-3. 4. 5. 6-7), an welche sich drei Legenden verwandten Inhalts (8-9. 10-11. 12) und ein vereinzelt stehendes Stück allegorischer Art (13) anschließen.

II. Allegorische Betrachtungen über das Saman, seine Teile und Arten.

a. Einleitung (1).
b. Das fünfteilige Saman wird dadurch verehrt, daß man Analogien mit demselben in Welten, Regen, Wassern, Jahreszeiten, Haustieren und, Lebenshauchen herausfindet (2-7).
c. Ebenso das siebenteilige Saman durch Analogien mit Rede, Sonne und durch Betrachtung der Silbenzahl seiner Namen (8-10).
d. Zehn Sama-Arten werden mit Lebenshauchen, Feuer, Paarung, Sonne, Regen, Jahreszeiten, Welten, Haustieren, Körperteilen, Göttern, und zuletzt das Saman selbst mit dem Weltall gleichgesetzt (11-21).
e. Anhang. Vier einzelne Betrachtungen über Sangweisen, Lebensstadien, Entstehung der Silbe Om und Somapressungen (22-24).

III. Ein längerer Abschnitt feiert das Brahman als die Sonne des Weltalls (1-11), worauf sieben einzelne Stücke über Gayatri (12), die Götterpforten (13), die Lehre Sandilyas (14), das Weltall als Somakufe (15), das Leben als Somaopfer (16, 17), die vier Füße des Brahman (18) und eine Kosmogonie (19) folgen.

IV. a. Janasruti wird von Raikva über Wind und Odem als die An-sich-Raffer belehrt (1-3).

b. Belehrung des Satyakama durch Stier, Feuer, Gans und Wasservogel über die Himmelsgegenden, Weltteile, Lichter und Lebensodem als die vier Füße des Brahman (4-9).
c. Upakosala wird von den Opferfeuern und dem Lehrer über die Geister in Sonne, Mond und Blitz und über den Atman und seinen Weg nach dem Tode zu Brahman belehrt (10-15).
d. Zwei rituelle Fragmente (16, 17).

V. a. Vorrang des Prana (1), seine Nahrung und Kleidung (2), und eine Rührtrankzeremonie (2 Schluß).

b. Theorie der Seelenwanderung (3-10).
c. Ashvapati belehrt den Uddalaka und fünf andere Brahmanen über den Atman Vaishvanara und seine Verehrung im Agnihotram (21-24).

VI. Uddalaka belehrt seinen Sohn Shvetaketu über die Entstehung der Elemente und des Menschen (1-7), über Schlaf, Hunger und Durst (8) und über das geheimnisvolle Prinzip, welches im Tode, in der Einheit der Blumensäfte, der Wasser, in der Lebenskraft des Baumes, dem Wachstum desselben aus dem Keim, dem im Wasser aufgelösten Salzklumpen, dem Verirrten, dem Sterbenden und dem Ordale hervortritt, und dessen Wesen im Weltall wie im einzelnen Menschen verwirklicht ist (8-16).

VII. Sanatkumara belehrt den Narada über die Stufenreihe von Naman, Vac, Manas, Samkalpa, Cittam, Dhyanam, Vijnanam, Balam, Annam, Apas, Tejas, Akasa, Smara, Asa und Prana, sowie über die Erkenntnis der Wahrheit mittels Durchdringens durch Vijnanam, Mati, Sraddha, Nishtha, Kriti, Sukham zum Bhuman, welcher alles in allem und der Atman in uns ist (1-26).

VIII. a. Über den Atman in der Lotosblüte des Herzens und im Weltall und über die Wege, zu ihm zu gelangen (1-6).

b. Stufenweise Belehrung des Indra durch Prajapati über das Wesen des Atman (7-12).
c. Den Schluß bilden zwei Segenswünsche für das Eingehen in Brahman (13) und die Abwehr der Wiedergeburt (14) nebst einer Ermahnung an den scheidenden Schüler (15).

Interpretationen Chandogya Upanishad

Interpretationen von Shivapriya G.L. aus der Nähe von Frankfurt:

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Voller Text der Chandogya Upanishad in der Übersetzung von Paul Deussen

Siehe auch

Literatur

Weblinks

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