Tägliche Lesung Sivananda August 01
Auf dieser Seite sind Inspirationen von Swami Sivananda gesammelt, die aus sehr verschiedenen Quellen stammen. Diese wurden bereits im August 2001 als "Gedanken zur täglichen Inspiration" veröffentlicht.
01.08.01 HEILUNG FÜR GEISTIGE STÖRUNGEN
Es gibt drei Störungen des Geistes. Sie sind: Unreinheit, Unruhe des Geistes und der Schleier der Unwissenheit. Der Geist wird zwischen Objekten der Liebe und des Hasses hin- und hergeworfen wie eine Feder bei stürmischem Wind. Er wirbelt zwischen den Sinnesobjekten hin und her, weit entfernt von der Verbindung mit den Weisen. Er ist wie ein streunender Straßenköter. Dieser todbringende Geist wirbelt bei der Sicht von immensem Reichtum herum und folgt seinem Kameraden, den Begierden, ständig auf der Jagd nach unwissenden Erdlingen, als wären es Kadaver.
Eine Charakteristik des Geistes sind seine ausschweifenden Schwankungen. Er schwankt und ist verwirrt. Er frohlockt vergebens. Er ist durch Selbstsucht vergiftet. Durch diese Schwankungen wird der Geist zu einem Opfer der Angst. Beseitigt diese drei dosha (Störungen).
Damit euch dies gelingt, solltet ihr den Geist studieren. Analysiert den Geist. Reinigt den Geist. Löst den Geist in Gott auf, indem ihr ständig und intensiv an Gott denkt. Praktiziert das sadhana (Bestreben) der Zerstörung des Geistes. Erhebt euch über die Täuschungen des Geistes. Erhebt euch über die Verführungen des Geistes. Das ist eure Pflicht. Ihr wurdet nur hierfür geboren. Alle anderen Pflichten sind selbst auferlegt, selbst geschaffen durch Unwissenheit.
Der Geist wird durch wahre, reine und tugendhafte Handlungen und durch die ständige Gesellschaft mit den Weisen gereinigt. Mantras, mit dem rechten Gefühl wiederholt, erzeugen einen wundervollen Effekt auf den Geist. Rechtes Denken, edle Gefühle, Gebete und regelmäßige, eifrige Meditation, sind die Mittel, um den Geist zu verfeinern.
Als ein Resultat der Läuterung des Geistes wird er immer sensitiver. Er wird leicht durch Geräusche und Erschütterungen gestört. Er fühlt jeden Druck intensiv. Der Aspirant muss sensitiv sein und dennoch seinen Körper und seine Nerven völlig unter seiner Kontrolle haben. Er muss über seine Sensitivität hinwegkommen.
Oh Geist (mind), du kannst jetzt nicht mein Freund sein - ich kenne deinen Wert und deine Natur. Bis jetzt wurde ich durch deine Tricks getäuscht. Aber jetzt gehen wir auf diametral entgegengesetzte Pole zu. Du wünschst die flüchtigen sinnlichen Vergnügungen der (Sinnes-) Objekte. Mich verlangt nach der unsterblichen Glückseligkeit der inneren Seele. Du bist immer ruhelos und besorgt. Ich bin friedvoll und ruhig. Du bist voller Leidenschaft, Furcht und Anhaftungen. Ich bin leidenschaftslos, furchtlos und ohne Anhaftungen. Du verlangst nach Frauen, Reichtum, Besitz. Ich bin voll der Entsagung. Wir können gewiss nicht miteinander übereinstimmen. Verlasse mich deshalb schnell und ruhig.
02.08.01 DISZIPLIN DES GEISTES
Ihr müsst einen reinen Geist haben, wenn ihr das Selbst zu verwirklichen wünscht. Sofern der Geist nicht frei ist und alle Begierden, Sehnsüchte, Sorgen, Täuschungen, Stolz, Sinneslust, Anhaftungen, Anziehung und Abneigung beseitigt hat, kann er nicht den Bereich des höchsten Friedens und unvermischten Glückes, den unsterblichen Wohnsitz, betreten.
Weder der Vielfraß, noch der Sinnesmensch, der Dummkopf oder der faule Mensch, kann Meditation praktizieren. Derjenige aber, der seine Zunge und anderen Organe kontrolliert, der einen klaren Scharfsinn hat, der maßvoll isst, trinkt und schläft, der seine Selbstsucht, Wollust, Gier und Ärger zerstört hat, kann Meditation praktizieren und erfolgreich samadhi (Überbewusstsein) erlangen.
Ihr könnt euch keines Friedens des Geistes erfreuen, ihr könnt keine Meditation praktizieren, solange viksepa in eurem Geist ist. Viksepa ist das Tosen des Geistes. Viksepa ist rajas (Leidenschaft); viksepa und Begierden ko-existieren im Geist. Wenn ihr viksepa wirklich zerstören wollt, müsst ihr alles weltliche Sehnen durch Leidenschaftslosigkeit und Selbsthingabe an den Herrn vernichten.
Wenn ihr Feuer an grünes Holz haltet, wird es nicht brennen; wenn ihr Feuer an ein Stück trockenes Holz haltet, wird es sofort Feuer fangen und brennen. Eben so werden diejenigen, die ihren Geist nicht gereinigt haben, nicht in der Lage sein, das Feuer der Meditation zu starten. Sie werden schlafen oder im Traum Luftschlösser bauen, wenn sie sich zur Meditation setzen.
Aber die, die die Unreinheiten des Geistes durch japa (Wiederholung des Namens Gottes), Dienen, Wohltätigkeit, pranayama (yogisches Atmen) usw. beseitigt haben, werden, sobald sie sich setzen, in tiefe Meditation sinken. Der reine, gereifte Geist, wird sofort im Feuer der Meditation zu brennen beginnen.
Klärt eure Vorstellungen immer wieder. Denkt klar. Konzentriert euch tief und übt rechtes Denken. Geht in die Einsamkeit und haltet dort Innenschau. Reinigt eure Gedanken. Beruhigt eure Gedanken. Stillt den blubbernden Geist. Erlaubt immer nur einer Gedankenwelle, im Geist aufzusteigen und dann wieder ruhig zu versinken. Dann erlaubt dem nächsten Gedanken einzutreten. Jagt alle belanglosen Gedanken, die nichts mit dem betreffenden Subjekt zu tun haben, davon. Eine, durch lange Praxis erlangte, effiziente Kontrolle der Gedanken, ist eine große Hilfe in der Meditation.
Beobachtet jeden Gedanken sehr sorgfältig. Schließt alle nutzlosen Gedanken aus dem Geist aus. Euer Leben muss mit eurer Meditation übereinstimmen. Ihr müsst eure Meditation auch während eurer Arbeit aufrechterhalten. Gebt nicht durch ständiges Denken neue Kraft an schlechte Gedanken. Beherrscht euch. Ersetzt schlechte Gedanken durch erhabene Gedanken.
03.08.01 TRAINING DES GEISTES
Wenn ein Steinchen in unserem Schuh uns quält, entfernen wir ihn. Hat man die Angelegenheit erst einmal verstanden, ist es genauso einfach, einen eindringenden und unbeliebten Gedanken aus dem Geist zu entfernen. Gedanken sind der Ursprung aller Handlungen - sie sind wahres karma, wahre Handlung. Wenn ihr, gleich von Anfang an, alle schlechten Gedanken mit der Wurzel ausreißen könnt, werdet ihr keinerlei schlechte Handlungen ausführen. Ihr werdet frei von Leid und Besorgnis sein.
Beobachtet wachsam die Gedanken. Wenn das Tosen des Geistes aufhört, wird er sehr ruhig und ihr werdet eine gute Meditation bekommen. Befreit euch aus den Klauen des Geistes und moksha (Befreiung) wird ganz von selbst kommen. Diejenigen, die ihre Gedanken und ihre Sprechweise selbst nur ein wenig kontrollieren können, werden ein ruhiges, gelassenes, wunderschönes Gesicht, eine süße Stimme und geistvolle, strahlende Augen haben.
Bewahrt alle geistige Energie. Nutzt sie für spirituelle Zwecke. Speichert keine nutzlosen Informationen in eurem Gehirn. Lernt den Geist zu leeren. Nur dann könnt ihr den Geist mit göttlichen Gedanken füllen. Wenn all die ausschweifenden geistigen Strahlen gesammelt werden, werdet ihr neue geistige Stärke gewinnen. Nutzlose Gedanken behindern euer spirituelles Wachstum; unbeliebte Gedanken sind Stolpersteine für den spirituellen Fortschritt.
In ungeschulten Personen belegen vier oder fünf Arten von Gedanken gleichzeitig den Geist. Das können Gedanken über den Haushalt sein, oder Gedanken über das Geschäft, das Büro, über den Körper und so weiter. Wenn ihr aufmerksam beobachtet, werdet ihr sehen, dass viele Gedanken widersprüchlich sind und dass der Geist ziellos umherwandert.
Unterhaltet nur Gedanken, die nützlich und hilfreich sind. Das sind die Schrittsteine für jeden spirituellen Fortschritt. Jeder Gedanke muss von konstruktiver Natur sein; er muss positiv und klar umrissen sein. Geistige Bilder müssen wohl definiert sein. Jeder Gedanke muss den anderen Menschen Frieden und Trost, und niemals Schmerz oder Unglück, bringen. Dann seid ihr eine gesegnete Seele auf dieser Erde.
Beobachtet ständig euren Geist. Seid wachsam. Seid auf der Hut. Erlaubt keinen Wellen der Erregbarkeit, der Eifersucht, des Ärgers, Hasses oder der Sinneslust, in eurem Geist aufzusteigen. Das sind die Feinde der Meditation, des Friedens und der Weisheit. Unterdrückt sie augenblicklich, indem ihr sublime Gedanken unterhaltet. Bereits aufgestiegene schlechte Gedanken können durch das Erschaffen und Aufrechterhalten von guten Gedanken, durch das Wiederholen eines beliebigen mantras, durch das Ausführen einer beliebigen guten Tat, durch Abstraktion des Geistes, durch nachforschendes Hinterfragen von "Wer bin Ich?" oder durch Willensstärke, zerstört werden.
04.08.01 KONSEQUENZEN VON ÄRGER
Ein furchtbarer Anfall von Ärger zerrüttet das physische Nervensystem. Er produziert einen bleibenden Eindruck auf dem inneren Astralkörper. Auch wenn die Auswirkungen eines Wutanfalls in kurzer Zeit sich zu legen scheinen, so existieren die Schwingungen oder Wellen tagelang im Astralkörper. Ein leichtes, unangenehmes Gefühl, das nur fünf Minuten anhält, kann eine tiefe Entzündung des Astralkörpers hervorrufen. Es kann mehrere Wochen oder gar Monate dauern, dass dieses Geschwür heilt.
Nun, habt ihr die verheerenden Auswirkungen von Ärger begriffen? Werdet nicht zu Opfern des Zornes. Kontrolliert ihn durch Liebe, Mitleid, Anteilnahme, vicara (Nachforschen) und Rücksichtnahme auf andere. Selbst leichter Verdruss oder Reizbarkeit beeinflusst den Geist und den Astralkörper.
Aspiranten sollten diesen vrttis (Gedankenwellen) nicht erlauben, sich im Geist-See zu manifestieren, weil sie in jedem Moment, in dem ihr sorglos oder schwach seid, als große Wogen des Zornes losbrechen können. Es sollte nicht die geringste Unruhe im Geist-See geben; er sollte vollkommen ruhig und gelassen sein. Nur dann wird Meditation machbar sein.
Es ist schwierig, Ärger zu kontrollieren. Ärger ist eine Manifestation von shakti (Energie). Versucht zuerst, seine Kraft und die Länge seiner Dauer zu verringern. Strebt danach, diese furchtbare Modifikation des Geistes abzuschwächen oder auszudünnen.
Erlaubt dieser Modifikation nicht, die Gestalt einer großen Welle an der Oberfläche des Bewusstseins anzunehmen. Kneift sie bereits als Knospe aus, sobald sie die Form von Erregbarkeit annimmt. Leitet den Geist um. Unterhaltet göttliche Gedanken. Macht energisches japa (Wiederholung des Namens Gottes) und kirtan (rhythmisches Rezitieren). Wiederholt einige Gebete oder slokas (Verse) aus den Schriften.
Entwickelt die entgegengesetzten, göttlichen Eigenschaften. Entwickelt Geduld, Liebe, Vergebung - der Ärger wird allmählich ganz von selbst sterben. Gesegnet sind die hoch-beseelten Menschen, die ihren Ärger durch einen reinen, starken Willen und Intellekt kontrollieren können.
Seid gelassen. Eine heitere Gemütsruhe ist wie ein Fels. Wellen mögen an ihn schmettern, aber sie können ihn nicht beschädigen. Wellen der Verärgerung können sich an diesem Fels der Ruhe brechen, aber sie können ihm nichts anhaben. Meditiert täglich auf den ewig ruhigen atman (das Selbst). Ihr werdet Schritt für Schritt diese sublime Tugend der heiteren Gemütsruhe gewinnen.
05.08.01 DEPRESSION UND HINGABE
Jeder Aspirant des spirituellen Weges wird am Anfang zum Opfer einer depressiven Stimmung. Ihr müsst diese Stimmung durch eure Unterscheidungsfähigkeit, durch Reflektion, das Singen des Namens Gottes, Gebete usw., überwinden. Diese Stimmung ist wie eine vorüberziehende Wolke. Sie wird vergehen, wenn ihr umsichtig seid. Verwechselt nicht Emotion mit Hingabe.
Singt energisch den Namen Gottes, wann immer ihr in eine depressive Stimmung gelangt; sitzt alleine in eurem Zimmer und singt mit einem dahinschmelzenden Herzen. Ihr könnt auch leise singen, wenn ihr das wünscht. Das ist ein einfacher Weg, um diese unerwünschte Stimmung zu vertreiben.
Wenn ihr in heftiges Weinen ausbrecht, versucht, es zu kontrollieren. Dies ist eine Schwäche, ein negativer Zustand. Lasst aber jene perlengleichen Tropfen der göttlichen Liebe oder Ekstase, die gelegentlich über euer Gesicht rollen, wenn ihr in einer tiefen anbetenden oder meditativen Stimmung seid, zu.
Vergießt die Tränen reiner, göttlicher Liebe, wenn ihr alleine seid, wenn ihr in Kommunion mit dem Herrn steht. Weint nicht in der Gegenwart anderer. Die seltenen Perlentropfen der göttlichen Liebe sind die Folge des Schmelzens des Herzens, ausgelöst durch das Feuer der Hingabe und das Feuer der schmerzhaften Trennung von dem Herrn.
Manchmal gibt ein Mensch vor, ein devotee (Verehrer) zu sein. Er vergießt falsche Tränen, um seine Nachbarn glauben zu machen, dass er ein großer devotee ist. Aufgrund ihrer Anteilnahme, beginnen auch seine Nachbarn zu weinen - aber in ihren Herzen findet sich nicht einmal eine Spur von Hingabe.
Hingabe ist ein seltenes Geschenk Gottes. Weinen alleine ist kein Kriterium, durch das man Rückschlüsse auf die hingebungsvolle Natur eines Mannes oder einer Frau ziehen könnte. Verwechselt nicht die Krokodils-Tränen eines heuchelnden bhakta (devotee) mit den aufrichtigen, perlengleichen Tropfen der göttlichen Liebe, die Zuschauer inspirieren und erhebend wirken. Einer mag äußerlich nicht weinen und doch ein aufrichtiger, stiller devotee sein.
Identifiziert euch mit dem emotionslosen Zustand oder Brahman, und ruht für immer in Frieden.
Sattvige (friedvolle) Gefühle sind still. Rajasische (leidenschaftliche) Gefühle sind furchtbar. Tamasische (schwerfällige) Gefühle sind verwirrend. Rajasische und tamasische Gefühle sind von einer trüben Natur und können daher keine Reflektion der glückseligen Natur des atman (der Seele) empfangen. Rajasische und tamasische Emotionen stellen eine Reflektion von Intelligenz dar, aber nicht von Glückseligkeit. Sattvige Emotionen hingegen stellen eine Reflektion von Glückseligkeit, als auch von Intelligenz, dar.
06.08.01 HALTET ALLEN PRÜFUNGEN STAND
Prüfungen, Schwierigkeiten, Sorgen und Leiden sind für eure Reinigung und zur Stärkung eures Willens und Ausdauer notwendig. Begegnet ihnen tapfer und kommt triumphierend aus ihnen hervor. Macht weiter. Strebt mit all eurem Willen weiter; nur dann beschenkt euch Gott mit seiner Gnade. Gott hilft denen, die sich selbst zu helfen wissen. Wenn schlechte Gedanken euren Geist betreten, ignoriert sie einfach. Schickt ein Gebet an den Herrn und ersetzt die schlechten Gedanken durch göttliche Gedanken, indem ihr die heiligen Bücher studiert. Das spirituelle Feuer sollte Tag für Tag erzeugt werden. Haltet an euren Idealen fest. Haltet die Flamme des Strebens immer am brennen. Schmäht weltliche Vergnügungen und Streit. Widmet euer Leben Gott. Meditiert. Erklimmt des Geistes steilste Höhen und erreicht den Gipfel ewiger Weisheit und göttlicher Glückseligkeit. Nichts ist in der Lage, den standfesten und resoluten Aspiranten zu entmutigen oder ihn von dem Kurs, den er als den richtigen erachtet, oder den zu gehen er für seine Pflicht hält, abzubringen. Seid tapfer und mutig. Ihr müsst mit einem Atemzug den Berg der Schwierigkeiten passieren. Der atman kann nicht durch ein Leben der Schwäche und Fehler erreicht werden.
Ihr habt unendliche Kraft in euch. Seid stark. Schaut nach innen. Meditiert. Zapft die Quelle an. Habt einen unbezwingbaren Willen, gedeckt durch einen treuen Glauben. Ihr seid geradewegs dazu verpflichtet, in allem erfolgreich zu sein. Gott ist das Licht des Lichtes. Er ist Wissen. Er ist der Kenner. Gott ist von Zeitalter zu Zeitalter derselbe. Gott ändert sich nie; er ist ohne ein Alter. Gott hat kein Gegenteil. Gott ist Wahrheit, Schönheit, Güte. Er hat keine Religion; er ist der Ursprung aller Religion. Es ist eins. Gott ist Frieden. Gott ist universelle Harmonie. Sie ist Liebe und Gesetz. So, wie eine Lampe nicht ohne Öl brennen kann, so kann der Mensch nicht ohne Gott leben. Die Schöpfung offenbart, dass Gott dharma (Rechtschaffenheit) ist. Gott ist der Spender der Gnade, die grenzenlos und unerschöpflich ist.
7.8. nicht gefunden
08.08.01 SEGEN VON AHIMSA
Ahimsa (Gewaltlosigkeit) ist eines der führenden Gelübde, will man ein gutes Leben führen. Sie ist die höchste Pflicht des Menschen - ahimsa paramo dharmah - wie die Schriften erklären. Der erste Schritt im Prozess der Erneuerung und Vergöttlichung des Menschen ist die Eliminierung der tierischen Natur. Die vorherrschende Eigenschaft im Tier ist die Grausamkeit; daher verschrieben die weisen Heiligen ahimsa. Das ist die effektivste Grundmethode, um der brutalen, grausamen Natur im Menschen entgegenzuwirken und sie gänzlich auszulöschen.
Oh ernsthafter Aspirant: Überdenkt die große Bedeutung und die immense Wichtigkeit, Wert und Segen von ahimsa und beginnt jetzt mit ihrer Praxis - in diesem Augenblick.
Ahimsa ist nicht lediglich das Nicht-töten, wie manche denken. Ahimsa ist vollkommene Harmlosigkeit und auch bejahende Liebe. Sie ist das Abstandnehmen von selbst dem geringsten Gedanken, ein lebendes Geschöpf zu schädigen - geistig, verbal oder durch Taten. Für oben stehende Regel gibt es weder eine Entschuldigung noch eine Ausnahme. Barsche Worte, an Bettler, Diener oder Untergeordnete gerichtet, sind himsa (Grausamkeit). Das Versäumnis, andere von Schmerz oder Sorgen zu befreien, ist negatives himsa. Harsche Handlungen eines anderen billigend in Kauf zu nehmen, ist gegen ahimsa. Vermeidet strengstens alle Formen von Härte, direkte oder indirekte, positive oder negative, unmittelbare oder verzögerte. Praktiziert ahimsa in seiner reinsten Form, oh Saumya, und werdet göttlich. Ahimsa und Göttlichkeit sind eins.
Ahimsa ist eine Waffe der Starken. Sie kann nicht von Schwächlingen praktiziert werden. Ahimsa ist höchste Liebe. Derjenige, der ahimsa umarmt, umarmt alle, liebt alle. Um damit zu beginnen, stoppt alle physische Gewalt, stoppt das Aussprechen von vulgären und harschen Worten. Dann greift den Geist direkt an. Es wird einen inneren Aufruhr geben. Ihr mögt daran denken, Gewalt auszuüben. Kontrolliert diese Gedankenwellen durch Gebet, Verehrung, Meditation, Nachforschen, pranayama (yogisches Atmen), sattwige (reine) Nahrung und das Studium von heiligen Büchern. Entwickelt wieder und wieder Ströme der Liebe, indem ihr das Gefühl, dass "alles das Selbst ist" (atma-bhava), oder dass "alles der Herr ist" (Narayana-bhava), ausbildet.
Ihr werdet einhundert Mal scheitern, aber das macht nichts. Steht wieder auf. Trefft frische Entschlüsse und haltet zäh an ihnen fest. Marschiert stolz mit festem Schritt voran, oh Kenner euer selbst: Verzweifelt nie! Studiert, wieder und wieder, das Leben der Apostel der Gewaltlosigkeit - Lord Buddha, Lord Jesus, Mahatma Gandhi und andere. Haltet deren geistiges Bild und Ideal vor eurem geistigen Auge und zieht daraus Inspiration. Beobachtet täglich sorgfältig euer Benehmen, Denken, Sprechen und Tun und ihr werdet stetig in der Praxis der Gewaltlosigkeit wachsen.
09.08.01 AHIMSA IST DIE HÖCHSTE TUGEND
Die Arbeit, die den Geist erhebt und ihm Freude und Frieden schenkt, ist richtig. Das, das dem Geist Depression, Schmerz und Ruhelosigkeit schenkt, ist falsch. Das ist ein einfacher Weg, um herauszufinden, was richtig und was falsch ist.
Selbstsucht umwölkt das Verstehen. Hat ein Mensch daher auch nur eine Spur von Selbstsucht in sich, kann er nicht erkennen, was richtig und was falsch ist. Für diesen Zweck benötigt man einen reinen, subtilen und scharfen Intellekt.
Die Gita beschreibt in Kapitel 18 die Natur von sattva (Reinheit), rajas (Dynamik) und tamas (Trägheit in Beziehung auf den Verstand). Sie sagt: "Das, das Energie und Enthaltsamkeit kennt, das weiß, was getan und was nicht getan werden sollte, das Furcht und Furchtlosigkeit, Gefangenschaft und Befreiung kennt - dieser Verstand ist rein, Oh Patha. Das, durch das man Richtig von Falsch unterscheidet und durch das man auch erfährt, was man tun sollte und was man nicht tun sollte - der Verstand, Oh Partha, ist leidenschaftlich. Das, welches, eingehüllt in Dunkelheit, Falsches für Richtig hält und alle Dinge zerrüttet wahrnimmt - der Verstand, Oh Partha, ist von Dunkelheit (umgeben)."
Verschiedene andere Definitionen werden von den Weisen gegeben, um den Studenten (des spirituellen Weges; d.Ü.) auf dem Weg der Rechtschaffenheit zu helfen. In der Bibel wird gesagt: "Tue anderen so, wie du dir selbst tun würdest."
Das ist ein sehr guter Grundsatz. Die wesentlichen Hauptpunkte des rechten Benehmens sind hier benannt. Wenn man diese sehr sogfältig praktiziert, kann man keine falsche Handlung begehen.
"Ahimsa paramo dharmah". Ahimsa ist Nicht-verletzen in Gedanken und Worten und Taten. "Das ist die höchste aller Tugenden." Wenn jemand in ahimsa der Gedanken, Worten und Taten wohl fundiert ist, kann er niemals irgendeine falsche Handlung begehen.
Ahimsa kommt in der Praxis von yama oder Selbstbeherrschung zuerst. Anderen Freude zu bringen, ist richtig. Anderen Elend und Schmerz zu verursachen, ist falsch. Man kann dem ist seinem täglichen Umgang mit anderen folgen und sich dadurch auf dem spirituellen Weg entfalten.
Vollführt keine Handlung, die euch Schamgefühle oder Angst verursacht. Ihr werdet ziemlich sicher sein, wenn ihr dieser Regel folgt. Haltet an jeder Regel, die sich auf eure Vernunft und euer Bewusstsein beruft, fest und folgt ihr mit Glauben und Aufmerksamkeit. Ihr werdet euch bald entwickeln und den Wohnort ewigen Glückes erreichen.
10.08.01 WAS IST SATYAM?
Gott ist Wahrheit. Er kann nur durch das Sprechen der Wahrheit und das Einhalten der Wahrheit in Gedanken, Wort und Tat verwirklicht werden. Wahrhaftigkeit, rechte Einsicht, Selbstkontrolle, Abwesenheit von neidischem Wetteifern, Versöhnlichkeit, Bescheidenheit, Ausdauer, Abwesenheit von Eifersucht, Wohltätigkeit, Nachdenklichkeit, unvoreingenommene Menschenliebe, Selbstbeherrschung und unaufhörliche und mitfühlende Harmlosigkeit sind die dreizehn Formen der Wahrheit. Eure Gedanken sollten mit euren Worten übereinstimmen und eure Worte sollten mit euren Handlungen übereinstimmen. Etwas zu denken, etwas anderes zu sagen und wieder etwas anderes zu tun, ist abscheulich - es ist nichts anderes als Verworfenheit. Durch das Erzählen von Lügen verpestet ihr euer Bewusstsein und infiziert euer Unterbewusstsein. Die Gewohnheit, Lügen zu erzählen, wird von euch mit in eure nächste Geburt getragen und ihr werdet von einer Geburt zur nächsten leiden. Habt ihr dies jemals bedacht?
Wenn ihr in der Wahrheit fest begründet seid, werden alle anderen Tugenden an euch anhaften. Dringt tiefer in das Königreich der Wahrheit ein. Opfert euch ganz der Wahrheit. Sterbt für die Wahrheit. Sprecht die Wahrheit. Wahrheit ist Leben und Kraft. Wahrheit ist Existenz. Wahrheit ist Wissen. Sie ist Glückseligkeit. Wahrheit ist Stille. Wahrheit ist Frieden. Sie ist Licht. Wahrheit ist Liebe. Lebt, um diese Wahrheit zu verwirklichen.
Wahrheit ist das Gesetz des Lebens. Wahrheit meint die Willensstärke, die positiven Prinzipien einzuhalten - ein Sinn für Gerechtigkeit, ein unvoreingenommener Geist und das Erkennen seiner subtilen Essenz in allem Leben. Wahrheit ist wie eine Leiter, die in den Himmel führt, oder ein Boot, das einem ermöglicht, den Ozean des Leides zu überqueren. Sprecht die Wahrheit, aber tut dies nicht unfreundlich und sprecht nicht in der Weise einer gefälligen Falschheit - das ist ewige Religion.
Feuer verbrennt alles; es ist seine wahre Natur. Wasser fließt von einer höheren Ebene nach unten; der Same sprießt und wird zu einem Baum; der Skorpion sticht; das ist deren wahre Natur. Das ist satyam. Aber der Mensch missachtet die Wahrheit; er ist undankbar. Er handelt nicht gemäß seiner essentiellen Natur. Frauen vergiften ihre Männer; Söhne verhalten sich nicht kindgemäß gegenüber ihren Vätern; Söhne ermorden ihre Eltern; das ist nicht Wahrheit. Seine essentielle göttliche Natur zu manifestieren, göttliche Tugenden zu manifestieren, das ist satyam oder Wahrheit. Ehrlich gegenüber dem eigenen Selbst sein - das ist satyam.
Ein wahrheitsliebender Mensch ist frei von Sorgen und Ängstlichkeit, er hat einen ruhigen Geist. Er wird in der Gesellschaft respektiert. Wenn ihr zwölf Jahre lang die Wahrheit sprecht, werdet ihr vak-siddhis bekommen - dann wird all das, was ihr sprecht, auch geschehen. Dann wird große Macht in eurem Sprechen sein - ihr werdet in der Lage sein, Tausende zu beeinflussen.
11.08.01 DIEBE
Asteya ist Nicht-Stehlen. Das ist einer der fünf Glieder von yama (Selbstbeherrschung). Und es ist eine andere Form der Selbstbeherrschung. Warum stiehlt ein Mensch ? Er möchte etwas. Wenn er es nicht auf legitime Weise erwerben kann, beginnt er, die Sachen zu stehlen. Begierde (trsna) oder Bedürfnis sind der Ursprung des Stehlens. Dies ist ein tief verwurzelter, schlechter Charakterzug im Menschen.
Kontrolliert eure Begierden (trnas) und Sehnsüchte. Reduziert eure Bedürfnisse. Reflektiert und praktiziert vicara (Selbstprüfung). Denkt an die üblen Folgen des Stehlens, nämlich: Töten des Bewusstseins, Schande, Gewissensbisse, Schuldbewusstsein, Untauglichkeit für yoga, schlechter Ruf in der Gesellschaft, Bestrafung durch das Gesetz des karma und das Strafgesetzbuch. Denkt an die Vorteile des Nicht-Stehlens (asteya) - Ehre, reines Bewusstsein, Belohnung im Himmel, Tauglichkeit für die Praxis von yoga. Ihr werdet augenblicklich mit der Gewohnheit des Stehlens aufhören.
Ein Mensch entfernt heimlich, ohne das Wissen des Eigentümers, eine Sache; er möchte nicht, dass seine Tat anderen bekannt wird. Das ist Stehlen. Das Mitnehmen von Löschpapier, Stiften, Papier, Stiften usw. aus dem Büro, ist Stehlen. Das Horden von zu viel Geld ist Stehlen. Zuviel zu essen oder Völlerei ist Stehlen. Das ständige, das Verlangen steigernde, Denken an Objekte ist, im übergreifenden Sinn, auch Stehlen. Mehr Dinge zu besitzen, als wirklich notwendig ist, ist auch Stehlen. Ein yogischer Student muss frei sein von all diesen Formen des Diebstahls. Er muss einen sehr klaren Geist haben - wie ein reines, weißes Stück Stoff oder wie ein Kristall. Nur dann wird atman (das Selbst) in seinem Herzen leuchten.
Menschen sind nicht besonders vorsichtig oder gewissenhaft. Ihr Geist bringt äußerst clevere Argumente hervor. Manche nehmen heimlich einige alte Journale mit, die Bilder oder sonstiges, für sie nützliches Material enthalten und sagen: "Das ist nichts. Es ist nur eine alte Ausgabe. Die geht sowieso nur in die Hände eines Ladenbesitzers, der sie zum Verpacken benutzt." Aber die Sache ist, dass er das Journal ohne das Wissen des Bibliothekars mitgenommen hat; somit ist es Diebstahl.
Selbst ein sensitiver Geist wird durch ständiges Stehlen, durch das Stehlen von kleinen und großen Gegenständen, allmählich stumpf. Selbst ein wenig Schmutz, ein kleiner Diebstahl, beeinflusst den Geist eines yogischen Studenten ernsthaft. Er wird sehr vorsichtig und wachsam sein müssen. Er muss seinen Geist so klar halten wie einen polierten Spiegel. Er muss sogar sehr kleine Diebstähle, in welcher Form auch immer, vermeiden. Nur dann wird er Erfolg im yoga haben.
12.08.01 SCHRITTE ZUR KEUSCHHEIT
In der Praxis von brahmacarya (Keuscheit) gibt es vier Verfahren. Zuerst kontrolliert durch dama (Kontrolle der Sinne) und pratyahara (Zurückziehen der Sinne) den Seximpuls und die sexuellen vasanas (Gewohnheiten), dann praktiziert die Erhaltung der sexuellen Energie. Schließt alle Löcher, durch die Energien abfließen; lenkt dann die angesparte Energie in die richtigen spirituellen Kanäle, indem ihr japa (Wiederholung des Namens Gottes) und kirtan (rhytmisches Rezitieren) ausübt, sowie durch selbstlosen Dienst, pranayama (Yoga-Atmung), Studium (der heiligen Schriften), Wachsamkeit, Selbstanalyse, Introspektion und vicara (Forschen nach dem Selbst). Wandelt anschließend die Sex-Energie um, bzw. sublimiert sie. Wandelt sie durch konstante Meditation (brahmacintana) und der Gnade des Herrn in ojas (spirituelle Energie) oder brahma-tejas (Brahmischen Glanz) um.
Ein vedantin leitet seinen Geist um, indem er behauptet: "Ich bin völlige Reinheit. Ich bin der sexlose atman (Selbst). Om. Om. Om." Ein bhakta (Verehrer) leitet seinen Geist durch japa, kirtan, Dienst am guru (Unterweisender), Dienst am Tempel und das Studium von Bhagavatam, Ramayana usw., um. Ein karma (aktiver) yogi leitet seinen Geist um, indem er sich mit einer Art des nützlichen Dienstes oder anderem, beschäftigt hält. Ein hatha yogi lenkt die Sexenergie durch kriya yoga, dharana (Konzentration) und pratipaksa bhavana (Meditation auf die Gegensätze) um.
Im verbreiteten Jargon bedeutet brahmacarya das Leben als Single. Im yogischen Jargon ist es die Beherrschung nicht nur der sex-indriyas, sondern aller indriyas (Sinne). Alle Sinne leisten ihren Anteil an der sexuellen Erregung, dem sexuellen Drang. Die Sicht lässt unreine Gedanken aufsteigen. Nahrung stärkt den sex-indriya, da Zunge und Genitalien der gleichen Herkunft entspringen. Hören über Liebe, Gespräche, Berührungen, Gerüche - alle erregen Leidenschaft. Deshalb müssen alle Sinne kontrolliert werden. Das Verdrängen oder Unterdrücken der sexuellen Energie ist in der Praxis von brahmacarya nicht sehr hilfreich. Was nötig ist, ist die Sublimierung. Die Sexenergie muss gänzlich in ojas sakti oder spirituelle Stärke umgewandelt werden. Bei der Umwandlung nimmt die grobe Form allmählich eine subtile Form an. Der grobe Samen wird zu einer subtilen Kraft; aber auch das ist noch nicht genug. Nur die Sublimierung gibt vollen Schutz.
Lustvolles Beobachten von Frauen (oder Männern; d.Ü.), Sprechen über Liebesdinge und über Frauen (Männer; d.Ü.), Völlerei, zu viel Schlaf, Schütteln des Körpers und zielloses Umherwandern, der Wunsch, in der Gesellschaft von Frauen (Männern; d.Ü.) zu sein, all das sind Formen der Lust. Lasst ab davon. Praktiziert Reinheit in Gedanken, Worten und Taten und begründet euch in satcidananda svarupa (die essentielle Natur als existierendes Bewusstsein - völlige Glückseligkeit).
13.08.01 NUTZEN DES NICHT-BEGEHRENS
Aparigraha ist das fünfte Glied des yama (Selbstbeherrschung). Parigraha ist das Begehren oder die Gier, Sinnesobjekte zu besitzen und sich ihrer zu erfreuen. Aparigraha ist das Gegenteil von parigraha. Das ist Nicht-Begehren oder Nicht-Akzeptieren von Geschenken; es ist die Abwesenheit des Verlangens zu Besitzen und sich an Sinnesobjekten zu erfreuen. Es ist ein geistiger Zustand (bhava), in welchem die sinnliche Begierde tot ist. Parigraha führt zu der Bemühung, Dinge zu erhalten, zur Angst vor Verlust, zur Sorge im Verlust, zu Hass, Ärger, Unaufrichtigkeit, Stehlen, etc. Aparigraha macht all diesen Fehlern ein Ende und verleiht Frieden, Zufriedenheit und Genugtuung.
Aparigraha ist in der Tat eine Hilfe in der Praxis von ahimsa (Gewaltlosigkeit), satyam (Wahrheit) und asteyam (Nicht-Stehlen). Wenn die Begierde nicht befriedigt wird, werdet ihr ärgerlich, ihr hasst den Menschen, der euch im Wege steht, die Dinge, die ihr begehrt, zu erlangen und zu besitzen. Ihr verletzt ihn auf unterschiedlichste Weise; ihr sprecht die Unwahrheit; ihr beginnt, Dinge zu stehlen. Der Geist ist immer in einem Zustand der Aufregung, Ruhelosigkeit, des Missvergnügens und der Unzufriedenheit. Aparigraha beseitigt all diese Defekte. Mithya drsti (Erkennen der Unwahrheit in Objekten), dosa drsti (Erkennen der Mängel in ihnen), vairagya (Leidenschaftslosigkeit), Unterscheidungsvermögen, dama (Kontrolle der Sinne) und pratyahara (Zurückziehen der Sinne) sind Hilfen in der Praxis von aparigraha. Aparigraha ist das gemeinsame Fundament aller yogas, so wie dhyana (Meditation) der gemeinsame Treffpunkt aller yogas ist. Es ist eine Tugend, die nicht nur von Aspiranten (des yoga; d.Ü.) praktiziert werden sollte, sondern von allen Menschen in der Welt.
Der, der keinen Glauben in die Gnade des Herrn und in die Äußerung Lord Krishna´s in der Gita: "Ich garantiere das Wohlergehen des devotees (Verehrender), der ständig an mich denkt", hat, ein solcher wird nicht aparigraha praktizieren. Die Praxis von aparigraha bringt wundervollen Nutzen hervor. Sie beseitigt auf einen Streich Furcht, Anhaftung, Enttäuschung, Beklemmung, Aufregung, Ruhelosigkeit, Hass, Eifersucht, Ärger, Lust, Gier, Kummer, Sorgen, Verzweiflung und Depression. Praktiziert deshalb aparigraha und werdet zu einem dynamischen yogi.
14.08.01 REINHEIT UND ZUFRIEDENHEIT
Sauca ist innere und äußere Reinheit. Äußere Reinheit erzeugt reine Gedanken. Die Praxis von sauca ruft Abscheu vor dem eigenen Körper, wie auch vor den Körpern anderer, hervor. Ihr werdet bald mamata (das Gefühl des Besitzens des Körpers) aufgeben. Nehmt ein Bad am frühen Morgen und tragt einfache, saubere Kleidung. Ihr werdet schnell in eine meditative Stimmung kommen. Sauca hilft, brahmacarya (Keuschheit) zu bewahren. Die Praxis von Keuschheit, Freundlichkeit, Liebe, Gnade, Geduld, japa (Wiederholung des Namens Gottes) und Meditation wird euer Herz läutern und Eifersucht, Grausamkeit, Hass, Ärger und Sinneslust auslöschen. Das ist innere sauca.
Dies ist das erste anga oder Glied des niyama (Disziplin). Niyama und yama (Selbstbeherrschung) sind voneinander abhängig. Niyama stärkt und schützt yama. Die Beseitigung von Sinneslust, Ärger, Hass, Eifersucht etc., begründet die innere Reinheit. Innere Reinheit ist wichtiger als äußere Reinheit. Innere Reinheit fokussiert den Geist; sie verleiht Klarheit, Frohsinn, Freude, Stärke, Harmonie, innere Balance und Glück; sie flößt Liebe, Geduld und Großherzigkeit ein. Entwickelt deshalb durch aufmerksame und wachsame Bemühungen innere Reinheit.
Zufriedenheit (santosha) schneidet an der Wurzel aller Wünsche. Sie gibt Erfolg in der Praxis des yama. Sie gibt Frieden, Fokussierung des Geistes, Klarheit, und ewige Befriedigung. Göttliches Licht wird nur in einen zufriedenen Geist hinabsteigen. Ein zufriedener Mensch ist mit seinem Schicksal befriedigt, er ist glücklich, egal, in welche Zustände auch immer er gelangt, er begehrt keine Dinge, die er nicht hat. Zufriedenheit ist ein mystischer Strom der Freude, der die drei Feuer von samsara kühlt und sich mit dem Ozean der unsterblichen Glückseligkeit vereint.
Zufriedenheit - das ist ein lebenswichtiges Thema. Ihr alle kennt den Grundsatz: "Ein zufriedener Geist ist ein ständiges Fest". Der Geist ist, aufgrund der Gier, immer ruhelos. Gier ist eine Art des inneren Feuers, das den Menschen langsam verzehrt. Zufriedenheit ist ein mächtiges Gegenmittel gegen das Gift der Gier. Es gibt vier Wächter, die den Herrschaftbereich von moksa (Befreiung) bewachen. Sie sind: santi, santosa, [[satsang]a und vicara (Frieden, Zufriedenheit, Gesellschaft der Heiligen und Nachforschung). Wenn ihr irgendeinen dieser Wächter erreichen könnt, könnt ihr auch die anderen drei erwischen. Wenn ihr santosa (Zufriedenheit) ergattert, könnt ihr die anderen drei euch einfach folgen sehen.
15.08.01 HÖCHSTER FRIEDEN IST EUER ZIEL
Jeder Mensch in der Welt ist ruhelos und strebt nach irgendetwas. Was es ist, weiß er nicht. In der Durchführung von ambitionierten Projekten sucht er die Ruhe zu finden, von der er fühlt, dass er sie braucht - aber er entdeckt, dass die weltliche Größe, wenn gesichert, ein Fallstrick und eine Täuschung ist. Er findet keinerlei wirkliches Glück oder Frieden in ihr. Er erlangt akademische Grade, Titel, Ehrungen, Macht, Name und Ruhm. Er heiratet, zeugt Kinder, er bekommt alles, von dem er sich erhoffte, dass es ihn glücklich machen würde. Aber er findet keine Ruhe. Fromme Männer, Heilige und Weise erklären, dass diese Ruhelosigkeit eines jeden Menschen, dieser Zustand der Unzufriedenheit, des Missvergnügens und der Unbehaglichkeit, des Sich-unbehaglich-Fühlens mit sich selbst und dem Umfeld, ausschließlich aufgrund des Verlustes der Kameradschaft mit dem Partner der Seele, mit Gott, existiert.
Frieden ist bedingungslose Klarheit und Ruhe, in welcher alle geistigen Modifikationen, Gedanken, Vorstellungen, Launen, Fantasien, Stimmungen, Antriebe und Emotionen, Instinkte etc., gänzlich vergehen und wo die individuelle Seele in ihrer eigenen angeborenen, unverfälschten Herrlichkeit ruht, in einem glatten, ruhigen Zustand. Es ist gewiss nicht der befristete Zustand der geistigen Ruhe, von der weltliche Leute in der Umgangssprache reden, wenn sie sich für eine kurze Zeit der Ruhe in einen alleinstehenden Bungalow in einem Wald zurückziehen. Frieden ist der vierte Zustand des Überbewusstseins. Es ist das Reich höchster Glückseligkeit, ewigen Lebens und ewigen Sonnenscheins, wo Sorgen, Beunruhigung, Beklemmungen und Ängste, die die Seele hier peinigen, sich nicht wagen, einzutreten; wo alle Unterscheidungen nach Kaste, Glauben oder Hautfarbe alle zusammen verschwinden in der einen Umarmung der göttlichen Liebe und wo Wünsche und Sehnsüchte ihre vollständige Sättigung erfahren.
Frieden ist innen. Sucht nach ihm in den Kammern eures Herzens, indem ihr fokussierte Konzentration und Meditation ausübt. Wenn ihr dort keinen Frieden findet, werdet ihr ihn nirgendwo anders finden. Erinnert euch, liebe Freunde, dass das Ziel des Lebens die Erlangung von Frieden und nicht das Erreichen von Macht, Ruhm und Reichtum, ist.
Verlangen ist der größte Feind des Friedens. Für den, der keine Konzentration hat, gibt es keinen Frieden. Für die Nicht-Friedfertigen gibt es keine Fröhlichkeit. In diesem höchsten Frieden verschwinden alle Schmerzen, alle Sorgen, Nöte und Trübsal für immer.
Der Frieden der Ewigkeit liegt nahe denen, die sich selbst kennen, die getrennt sind von Verlangen und Leidenschaft und ihre Natur und Gedanken unterworfen haben. Der Mensch, der mit höchstem Glauben ausgestattet ist und der Meisterschaft über seine Sinne erlangt hat, findet schnell zu höchstem Frieden.
16.08.01 TAPAS
Das, was den unreinen Geist läutert, ist tapas. Das, was die niedere animalische Veranlagung umgestaltet und göttliche Charaktereigenschaften erzeugt, ist tapas. Das, was den Geist reinigt und Sinneslust, Ärger, Gier usw., zerstört, ist tapas. Das, was tamas (Trägheit) und rajas (Unreinheit) zerstört und sattva (Reinheit) erhöht, ist tapas. Das, was den Geist festigt und auf das Ewige fixiert, ist tapas. Das, was die nach Außen gehende Tendenz (der Sinne; d.Ü.) stoppt, vasanas (Gewohnheiten), Selbstsucht, raga-dvesa (Mögen und Nicht-mögen) zerstört und Leidenschaftslosigkeit, Unterscheidungsvermögen und Meditation erzeugt, ist tapas.
Das ist das dritte Glied des niyama (Disziplin) im raja yoga. Es ist eines der drei Elemente von kriya (dynamisches) yoga. Tapas bedeutet Entbehrung oder die Praxis von Buße. Der Mensch des tapas ist brillant wie ein loderndes Feuer. Tapas bedeutet das Einschränken der Sinne. Tapas bedeutet Meditation. Außerdem führt tapas zur Kontrolle des Geistes. Das Stehen auf einem Bein, das Emporheben einer Hand für eine lange Zeit, ist auch tapas, aber es ist tamasisches (stumpfsinniges) tapas eines unwissenden Menschen. Pancagni tapas ist das Sitzen in der Mitte zwischen vier Feuern in der heißen Sonne, die Sonne als fünftes Feuer benutzend. Vairagis praktizieren das oft. Verlangen bewegt die Sinne; Verlangen kann nur kontrolliert werden, wenn die Sinne gezügelt werden. Tapas vernichtet Verlangen. Zerschlagt tapas abhimana (Stolz auf die erduldete Entbehrung). Der unkluge tapasvin (Asket) ist immer gereizt, hitzig und stolz. Praktiziert intelligentes tapas.
Geistiges tapas ist machtvoller als physisches tapas. Derjenige, der Hitze und Kälte erträgt, macht physisches tapas. Es erhöht seine Fähigkeit des Ertragens (physischer Strapazen; d.Ü.), aber es mag sein, dass er keine Beleidigung ertragen kann. Er wird sich bei einem harschen oder unfreundlichen Wort leicht aufregen. Möglicherweise rächt er sich und handelt nach dem Motto: `Wie du mir, so ich dir´. Er hat keine Kontrolle über seinen Geist. Er hat nur seinen physischen Körper diszipliniert. Einen ausbalancierten Geist in allen Lebensumständen zu bewahren, Beleidigung, Verletzung und Verfolgung zu ertragen, immer heiter, zufrieden und friedvoll zu sein, in widrigen Umständen fröhlich zu sein, tapfer zu sein, wenn einem Gefahren begegnen, geistesgegenwärtig und nachsichtig zu sein, sind alles Formen von geistigem tapas.
"Menschen, die strenge, von den Schriften nicht gebotene Entbehrungen auf sich nehmen, die verheiratet sind mit Eitelkeit und Selbstsucht, die getrieben werden von der Kraft ihres Verlangens und ihrer Leidenschaften, die ohne Verstand die den Körper formenden angesammelten Elemente und auch Mich, in ihrem inneren Körper sitzend, quälen - wisse, dass dies (Handeln; d.Ü.) dämonischen Vorsätzen entstammt." (Bhagavad Gita, Kapitel XVII, Verse 5 u. 6)
17.08.01 DIE BEDEUTUNG VON MOUNA
Das Sprachorgan ist ein großer Ablenker des Geistes. Zu viel Sprechen zeigt an, dass eine Person rajasisch (ruhelos) ist. Sprechen lässt den Geist nach außen gehen. Mouna (Schweigegelübde) ist für den weltlich gesinnten Menschen fast wie der Tod. Für den spirituellen Aspiranten ist es ein großer Segen.
Ein weltlich gesinnter Mensch wünscht sich immer Gesellschaft und Gespräche. Das ist seine Natur. Mir diesem nutzlosen Geschwätz wird Energie verschwendet. Erhaltet euch diese Energie durch mouna und nutzt sie für die Kontemplation über das Göttliche. Wenn ihr mouna für zwei Monate einhaltet, werdet ihr seine Vorzüge erkennen. Dann werdet ihr nicht mehr von dieser Praxis ablassen wollen. Wenn das Sprachorgan beherrscht wird, kommen auch Augen und Ohren leicht unter Kontrolle.
Mouna entwickelt die Willenskraft. Es kontrolliert den Impuls zu Sprechen. Es ist eine große Hilfe in der Einhaltung von Wahrhaftigkeit und der Kontrolle von Ärger. Emotionen werden kontrolliert und Reizbarkeit verschwindet. Ein mouni (einer, der mouna einhält) benutzt angemessene Worte und sein Sprechen ist sehr eindrucksvoll. Ein mouni fragt sich zuerst, ob sein Sprechen die Gefühle eines anderen verletzen wird, welche Art des Eindruckes es im Geist der anderen hinterlassen wird und so weiter. Er ist sehr bedacht in seinem Sprechen. Er ist fürsorglich und bedachtsam. Er wägt jedes Wort ab, bevor es seinen Mund verlässt. Er kann eine lange Zeit in Abgeschiedenheit leben. Praktiziert. Erfahrt für euch selbst die Freude und den Frieden der Stille.
Wenn ihr mouna einzuhalten wünscht, solltet ihr euch mit japa (Wiederholung des Namens Gottes), Meditation und Mantra-schreiben völlig beschäftigt halten. Mischt euch nicht unter andere. Kommt nicht oft aus eurem Zimmer. Die für das Sprechen benötigte Energie sollte in spirituelle Energie sublimiert werden. Sie sollte zur Meditation genutzt werden. Nur dann werdet ihr euch an Heiterkeit, Ruhe, Frieden und innerer spiritueller Stärke erfreuen können.
Schaut während mouna nach Innen. Beobachtet die Gedanken. Dann werdet ihr die Wege des Geistes und die Art seines Arbeitens verstehen können. Ihr werdet bemerken, wie der Geist im Zeitraum eines Augenblickes von einem Objekt zum nächsten rennt. Ihr werdet aus der Praxis von mouna immensen Nutzen ableiten können. Wirkliches mouna ist Stille des Geistes. Physisches mouna führt schließlich zur Stille des Geistes.
Mouna des Geistes ist weit besser als mouna der Sprache. Mouna sollte von selbst kommen. Es muss natürlich sein. Erzwungenes mouna ist nur ein Ringen mit dem Geist. Es ist eine Anstrengung. Wenn ihr in der Wahrheit lebt, wird mouna von selbst kommen und dort wird dann vollkommener Frieden sein.
18.08.01 STUDIUM DER SCHRIFTEN
Svadhyaya ist das Studium der (heiligen) Schriften und der von verwirklichten Weisen geschriebenen Bücher. Es ist eines der Glieder der niyama (Disziplin) im raja yoga. Svadhyaya ist auch das Nachforschen in die Natur von atman (das Selbst), oder die Frage: "Wer bin ich?". Es ist auch das Rezitieren von mantras (heiligen Formeln). Svadhyaya ist indirektes satsanga, wenn ihr keinen direkten, positiven satsanga mit mahatmas (Gesellschaft mit Heiligen) haben könnt. Svadhyaya klärt alle Zweifel, es stärkt den wankelmütigen Glauben, es verursacht starke Sehnsucht oder Aspiration nach Befreiung, es gibt Mut und Erleuchtung, es legt vor euch eine Liste von Heiligen, die den Weg gegangen sind, begegnet und beseitigt Schwierigkeiten und ermuntert euch, indem es euch Hoffnung und Kraft verleiht. Es füllt den Geist mit satva (Reinheit). Es inspiriert und erhebt den Geist. Es hilft der Konzentration und der Meditation. Es schneidet neue, satvische Furchen (in den Geist) und lässt den Geist in diesen Furchen laufen.
Svadhyaya ist das tägliche Studium religiöser Schriften. Es ist tägliches parayana (Studium) heiliger Bücher. Es ist das vierte anga (Glied) des [[Raja Yoga]] niyama. Es inspiriert und erhebt den Geist zu spirituellen Höhen. Es klärt Zweifel. Es sondert unheilige Vorstellungen aus und schneidet neue spirituelle Furchen, in denen der Geist entlanglaufen kann. Es reduziert das Umherwandern des Geistes (viksepa). Es hilft der Konzentration. Es bildet eine Art des niederen (savikalpa) samadhi (Überbewusstsein). Es dient dem Zweck einer Weidefläche, auf der der Geist grasen kann. Wenn ihr die heiligen Bücher studiert, seid ihr im Einklang mit den Autoren, die verwirklichte Seelen sind; ihr zieht Inspiration daraus und werdet ekstatisch.
Japa ist in diesem modernen Zeitalter die Beste aller spirituellen Praktiken. Es ist auch die Einfachste. Allein der göttliche Namen wird euch allen Erfolg schenken und euch die höchsten sprirituellen Errungenschaften verleihen. Der Sucher nach der Wahrheit verwirklicht das höchste Ziel alleine durch japa oder die Rezitation des Namen des Herrn. Die Wiederholung des Namens des Herrn ist eine sichere Medizin für die Krankheit von Geburt und Tod.
Japa eines mantras kann dem Praktizierenden die Verwirklichung seines höchsten Zieles selbst dann geben, wenn er keine Kenntnis über die Bedeutung des mantras hat. In dem Name Gottes (dem mantra) befindet sich eine unbeschreibliche Kraft. Wenn ihr ihn voller Konzentration auf seine Bedeutung wiederholt, werdet ihr schnell Gottverwirklichung erlangen.
19.08.01 JAPA IST WICHTIG
Japa ist ein wichtiges anga (Glied) im yoga. In der Gita werdet ihr Folgendes finden: "Yajnanam japa yajnosmi - unter den yagnas (religiösen Praktiken) bin Ich das japa yajna". Im kali yuga (dunkles Zeitalter) kann nur die Praxis von japa ewigen Frieden, Glückseligkeit und Unsterblichkeit schenken. Japa endet letzlich in samadhi (Kommunion mit dem Herrn). Japa muss zur Gewohnheit werden und muss von satvischem (göttlichem) bhava (Gefühl), Reinheit, Liebe und Glauben begleitet sein. Es gibt kein größeres yoga als japa yoga. Es kann euch alle siddhis (Kräfte), welcher Art auch immer, bhakti (Hingabe) und mukti (Freiheit) geben.
Japa ist die Wiederholung eines mantra (mystische Formel). Dhyana ist die Meditation auf die Gestalt des Herrn und Seine Eigenschaften. Das ist der Unterschied zwischen japa und dhyana: es gibt Meditation oder dhyana mit japa (japa-sahita) und es gibt Meditation oder dhyana ohne japa (japa-rahita). Am Anfang solltet ihr Meditation mit japa kombinieren. Wenn ihr fortschreitet, wird das japa von selbst abfallen - nur die Meditation verbleibt. Auf einer fortgeschrittenen Stufe könnt ihr Konzentration separat praktizieren. Ihr könnt in dieser Hinsicht tun, was immer ihr wollt. Om ist sowohl saguna, als auch nirguna (manifestiert und unmanifestiert) Brahman. Wenn ihr ein Anhänger von Rama seid, könnt ihr Om Rama wiederholen, um den greifbaren Brahman zu manifestieren.
Der Name (nama) und das durch den Namen gezeigte Objekt (rupa) sind untrennbar. Wann immer ihr an den Namen eures Sohnes denkt, steht auch seine Gestalt vor eurem geistigen Auge - und umgekehrt. Ebenso erscheint, wenn ihr `Rama Rama´ oder `Krishna Krishna´ japa praktiziert, das Bild von Rama oder Krishna in eurem Geist. Deshalb gehen japa und dhyana zusammen. Sie sind unzertrennlich.
Wenn ihr japa irgendeines mantras macht, denkt, dass ihr wirklich zu eurem ista devata (ausgewählte, geliebte Gottheit) betet. Denkt, dass euer ista devata euch wirklich zuhört, dass Er mit barmherzigem oder anmutigem Blick zu euch schaut und dass Er euch, mit offenen Händen, volles abhaya dana (euch bittend, frei von allen Ängsten, egal welcher Art, zu sein) gibt, mit Hinblick darauf, euch eure gewünschten Ziele zu erfüllen. Unterhaltet dieses bhava.
Macht japa mit Gefühl. Kennt die Bedeutung des mantra. Spürt des Herrn Gegenwart in allem, überall. Nähert euch ihm, wenn ihr seinen Namen wiederholt. Denkt, dass er leuchtend in den Kammern eures Herzens residiert. Denkt, dass er die Wiederholung des mantra beobachtet, so wie er Zeuge all eurer Handlungen ist.
20.08.01 UNTERWEISUNG IN JAPA
Macht den göttlichen Namen zum Notanker und zur Stütze eures Lebens. Wenn ihr euch die Rezitation des göttlichen Namens zu eigen macht, wird alles Unheil sicherlich vergehen. Om Tat Sat ist das hervorragenste der mantras (mystische Formeln). Durch japa diese mantras Om Tat Sat wird man zum siddha (vollendeten Wesen). Durch die Wiederholung des mantras Om Tat Sat wird man zum Sieger über den Tod. Die Praxis der (Rezitation der) göttlichen Namen und aufrichtige Gebete an den Herrn sind die besten Reinigungsmittel für das Herz und die menschliche Natur.
Habt ihr euch ein passendes mantra ausgesucht, bleibt bei diesem. Häufiger Wechsel des mantras ist nicht wünschenswert. Alle mantras bedeuten und zeigen die gleiche Sache an - die höchste Wahrheit, das eine ewige, unendliche, allmächtige Wesen. Denkt immer an den Herrn. Sein göttlicher Name ist der größte Schatz in diesem Leben. Sein Name besitzt unbeschreibliche Kräfte. Er schenkt all jenen seinen Segen, die Glauben haben.
Das Denken an den Herrn ist glückverheißend, das Vergessen des Herrn ist unheilvoll. Das Rezitieren des Namens des Herrn zur Schlafenszeit ist eine gute Praxis. Singt den Namen des Herrn. Tanzt ekstatisch. Seid regelmäßig in eurem sadhana (spirituelle Praxis). Verwirklicht das Selbst noch in diesem Leben.
Japa ist von dreierlei Art: manasisches (mental), upamsu (summendes) und vaikhari (hörbares) japa. Mentales japa ist machtvoller als hörbares japa.
Steht um 4 Uhr morgens auf und macht zwei Stunden lang japa. Das ist die günstigste Zeit für japa und für Meditation. Wenn ihr kein Bad (oder Dusche; d.Ü.) nehmen könnt, wascht euch die Hände, Gesicht und Füße, bevor ihr euch zum japa setzt. Schaut nach Norden während ihr sitzt, da das die Effektivität des japa steigert. Sitzt auf einem kusa- (Gras) Sitz, oder auf einer Hirschhaut oder auf einem kleinen Teppich oder Wolldecke, die ihr mit einem weißen Stück Stoff abdeckt. Das bewahrt die physische Elektrizität. Rezitiert einige Gebete, bevor ihr mit dem japa beginnt. Habt eine stabile Position, einen stabilen Sitz. Seid in der Lage, in padma, siddhas oder sukha asana für drei Stunden am Stück zu sitzen.
Die Wiederholung des mantras beseitigt den Schmutz des Geistes, wie zum Beispiel Sinneslust, Ärger und Gier. Der Geist, aus dem die Unreinheiten entfernt wurden, erlangt die Fähigkeit, über die höchste spirituelle Wahrheit zu reflektieren.
21.08.01 REGELMÄßIGES JAPA
Macht japa (Wiederholung des Namens Gottes) niemals eilig. Macht es langsam, mit einem fokusierten Geist und zielstrebiger Hingabe. Sprecht das mantra deutlich und ohne Fehler aus. Wiederholt es nicht zu schnell oder zu langsam.
Benutzt zum Zählen der Perlen (der mala / Rosenkranz; d.Ü.) nicht euren Zeigefinger. Nehmt den Daumen , den Mittel- und den Ringfinger. Wenn ihr die mala einmal durchgezählt habt, dreht sie um und zählt wieder zurück. Zählt nicht über das meru (die "Anfangsperle" im Rosenkranz). Bedeckt eure Hand (die zählende; d.Ü.) während des japa mit einem Tuch.
Seid aufmerksam. Bewahrt während des japa eine wache Aufmerksamkeit. Falls der Schlaf euch zu übermannen sucht, steht auf und macht japa (im Gehen oder Stehen; d.Ü.). Beschließt, eine bestimmte Mindestanzahl von malas zu beenden, bevor ihr euren Sitz verlasst.
Die mala (Rosenkranz) ist eine Peitsche, die den Geist zu Gott treibt. Macht zuweilen japa ohne die mala; geht nur nach der Uhr. Praktiziert Meditation zusammen mit japa. Allmählich wird das japa abfallen und nur die Meditation wird weitergehen.
Habt vier japa-Sitzungen jeden Tag. Diese sollten am frühen Morgen, zur Mittagszeit, am Abend und in der Nacht sein. Das wesentlichste im japa sadhana (Praxis) ist die Regelmäßigkeit. Sitzt immer zur gleichen Zeit auf dem gleichen Platz.
Japa muss zur Gewohnheit werden. Selbst im Traum müsst ihr japa machen. Japa yoga ist der einfachste, schnellste, sicherste und billigste Weg, um Gottverwirklichung zu erlangen. Ruhm dem Herrn! Ruhm, Ruhm Seinem Namen!
Haltet am Herrn fest. Liebt Ihn. Umarmt Ihn. Sorgt euch nicht wegen Kleinigkeiten. Macht kontinuierlich japa. Rezitiert kontinuierlich den Namen. Der Name des Herrn ist verpflichtet, das zu erfüllen, was nichts anderes im kali yuga (eisernes Zeitalter) erfüllen kann. Wascht den Geist mit dem Wasser des Namen des Herrn. Reinigt ihn von Wünschen, Eifersucht, Stolz, Hass, usw. Singt wieder und wieder den Namen. Ihr werdet das andere Ufer der Furchtlosigkeit und Unsterblichkeit erreichen.
22.08.01 SELBSTHINGABE
Hingabe ist isvarapranidhana - der devotee (Anhänger) weiht seine ganze Arbeit und deren Früchte dem Herrn. Der devotee hat keinen eigenen Willen. Er sagt zum Herrn: "Ich bin Dein. Alles ist Dein. Dein Wille soll geschehen. Ich bin ein Werkzeug in Deinen Händen." In der Hingabe des eigenen Willen an den Herrn, wird sein Wille eins mit dem kosmischen Willen. Er wird eins mit dem Herrn. Die Hingabe des eigenen Willen an den Herrn stellt keinen Verlust dar.
Selbsthingabe ist völlige Hingabe des Selbst an Gott. Selbsthingabe lässt den devotee die Realität der göttlichen Gnade und die Bereitschaft des Herrn, ihm jederzeit Hilfe zu schenken, fühlen. Der göttliche Einfluss strömt in sein Wesen und formt es, um es zu einem passenden Medium für die göttliche Verwirklichung und die göttliche Vermittlung zu machen.
Hingabe und Gnade sind miteinander verknüpft. Hingabe zieht die Gnade herab und Gnade vervollständigt die Hingabe. Hingabe startet die Läuterung des Herzens und Gnade komplettiert sie. Ohne Gnade ist völlige Vereinigung nicht möglich. Gnade vergöttlicht euer Sein, damit der ständige Zustrom der Eingebung empfangen und beibehalten werden kann. Es ist alleine die göttliche Gnade, durch die das ganze Wesen stark und verjüngt wird.
Das selbst anmaßende kleine Ego lässt nicht locker und widersetzt sich immer wieder. Es hängt wie ein Blutegel an alten Gewohnheiten, Sehnsüchten und Wünschen. Es führt einen Guerilla-Krieg; es widersetzt sich der Hingabe. Es fordert gewisse Objekte für seine heimliche Befriedigung. Das ganze Wesen sollte hingegeben werden. Das ist der Grund, warum Lord Krishna sagte: "tameva saranam gaccha sarvabhavena bharata" - "fliehe mit deinem ganzen Sein zu Ihm und suche Seinen Schutz, O Bharata". Das citta, das Ego, der Geist, der Intellekt und die Seele sollten alle zu Füßen des Herrn gebracht werden. Mira tat das und erlangte so die Gnade von Lord Krishna und wurde eins mit Ihm.
Das ordinäre, steife und starrsinnige Ego ist härter als der Diamant, Stahlbeton oder Stahl. Es ist sehr schwierig, es zu formen. Konstante Wachsamkeit und unaufhörliche Bemühung ist notwendig, um diesen düsteren Feind des Friedens und der Weisheit zu erschlagen. Es behält subtile Wünsche für seine eigene stille Besänftigung. Schaut nach innen. Findet mithilfe des Suchlichtes der Konzentration und durch euer Unterscheidungsvermögen die subtilen Wünsche, die sich in den Kammern eures Herzens versteckt halten. Tötet sie durch regelmäßige, stille Meditation.
23.08.01 SELBSTHINGABE - WAHR UND FALSCH
Selbsthingabe ist ein sicherer Weg zur Gottverwirklichung. Gebt euch selbst und all eure Habseligkeiten zu Füßen des Höchsten hin. Lebt ein Leben der Göttlichkeit. Denkt, dass nichts euch gehört, sondern dass alles Gott gehört - das ist Hingabe an Gott. Gebt eure Vollmacht an Gott; lasst ihn tun, was immer er will. Ihr werdet keine Angst und keine Sorge kennen. Ihr werdet voller Frieden sein.
Hingabe beinhaltet intensive Liebe und Glauben. Sie muss vollständig sein - das gesamte Wesen muss dem Herrn hingegeben werden - Geist, Intellekt, citta und Selbstsucht. Wünsche und Selbstsucht sind die zwei großen Hindernisse der Selbsthingabe.
Wenn der Geist sagt: "Ich bin dein, O Herr"; wenn das Ego sagt: "Ich muss ein Richter des Obersten Gerichtshofes werden"; wenn der Intellekt sagt: "Ich bin ein großer devotee (Anhänger)"; wenn das citta sagt: "Ich muss siddhis (übernatürliche Kräfte) erlangen", macht das alles noch lange keine vollständige, uneingeschränkte Hingabe aus. Das ist nur Betrug am Herrn, dem inneren Führer und Zeugen.
Nachdem ihr euch dem Herrn hingegeben habt, solltet ihr nicht murren oder gereizt und wütend sein, wenn irgendwelche Schwierigkeiten auftauchen. Ihr solltet euch nicht beim Herrn beschweren: "O Herr, du hast keine Augen. Du hast kein Mitleid." Wenn ihr euch beklagt, hat eure Hingabe keine Bedeutung.
Durch Hingabe vertieft der devotee sich in die ewige Essenz. Ihr könnt euch beim Herrn nur durch Selbsthingabe beliebt machen. Je größer die Hingabe, desto größer die Gnade.
In Zeiten der Not und des Kampfes wird Gott euch die nötige Kraft und inneren Frieden geben, um sie durchzustehen - das ist Seine Gnade. Beständiges Denken an den Herrn, beständige Rezitation seines Namens, wird euer Herz mit sattva (Reinheit) und immenser Stärke und Frieden füllen, um den beschwerlichsten Umständen, mit vollkommener Ruhe und Gelassenheit zu begegnen.
Habt vollendeten Glauben an Gott. Gebt euch ihm hin. Übergebt euch Seiner liebenden Fürsorge - tut dies mit ganzem Herzen und ganzem Geist, mit vollkommenem Vertrauen und Glauben. Sorgt euch nicht um die Zukunft, um Geld, um eure Gesundheit - Er wird für euch sorgen. Ihr werdet in der Fülle leben. Ihr werdet über gewaltige Stärke und wundervolle Gesundheit verfügen.
24.08.01 YOGA DER SELBSTHINGABE
Wiederholt folgende Formel sehr oft und mit starkem Glauben: "Der Herr ist meine Stärke, meine Stütze und mein Wohnsitz". Dadurch werdet ihr Stärke, Kraft und Frieden erlangen.
Gott weiß, was das Beste für euch ist und er tut, was das Beste für euch ist. Seine Wege sind geheimnisvoll - kennt Seine Wege und werdet weise.
Vernichtet Selbstsucht und Wünsche, denn sie sind die Feinde, die Hindernisse der Selbsthingabe. Ihr mögt Gott anklagen: "Er ist nicht gerecht; er ist grausam. Lasterhafte Menschen leben gut und erfolgreich; ich bin rechtschaffen und doch muss ich leiden. Es gibt keinen Gott." Später werdet ihr realisieren, dass er das getan hat, was das Beste für euch war.
Betet nicht zum Herrn um die Beseitigung von Leid. Bittet ihn darum, euch die Ausdauer und die Geduld zu verleihen, alles Unglück zu ertragen.
Ein devotee (Anhänger) bleibt von Missgeschick, Strapazen und Drangsal unberührt. Er weiß und fühlt, dass sie alle karmische Reinigungen und die wahren Boten Gottes sind. Daher heißt er sie ruhig willkommen.
Alleine der devotee erhält Probleme und Ungemach, weil dies seine letzte Geburt ist, in der viele karmas abgearbeitet werden müssen, da er sich noch in diesem Leben mit dem Herrn zu vereinen hat.
Gott gibt seinem devotee gewaltige Stärke und Geduld, um Schwierigkeiten und Elend zu ertragen. Der devotee ist immer ruhig und heiter - er wird von ihnen nicht beeinflusst, da sein Geist immer in der Kontemplation über den Herrn verweilt. Er ist nicht körperbewusst.
Murrt nicht. Grummelt nicht. Ohne den Willen Gottes kann nicht einmal ein Blatt (vom Baum) abfallen. Was auch immer durch den Willen Gottes geschehen soll, geschieht. Begegnet den Schwierigkeiten, dem Kampf des Lebens, mit einem Lächeln. Werdet zu einem tapferen Soldaten. Schwierigkeiten kommen, um euren Glauben zu intensivieren, euren Willen und eure Ausdauer zu stärken und um euren Geist mehr und mehr Gott zuzuwenden.
Schmerz ist das großartige Mittel, das eure Augen öffnet. Er ist euer stiller Lehrer. Er macht, dass ihr euch an Gott erinnert. Kunti betete: "O Lord Krishna, gib mir ständig Schmerzen, damit ich immer an dich denke." Je mehr Schwierigkeiten und Missgeschicke euch widerfahren, desto stärker und standhafter wird euer Vertrauen in Gott sein. Sie werden euch zu einem göttlichen Geschöpf formen. Heißt sie willkommen.
Sucht durch Selbsthingabe Gottes Gnade und er wird euch den Weg weisen. Vergänglich sind alle weltlichen Dinge! Schwindend alle irdischen Formen! Sucht das Unsterbliche und erlangt ewige Glückseligkeit.
25.08.01 ENTWICKELT AUCH DEN KÖRPER
Physische Kultur oder Entwicklung des Körpers ist ebenso wichtig wie die Entwicklung des Geistes, des Willens oder des Gedächtnisses. Wenn der Körper nicht stark und gesund, kräftig und aktiv gehalten wird, ist keine Persönlichkeitsentwicklung möglich. Jede Persönlichkeitsentwicklung hängt von einem gesunden Körper ab. Ein kluger Sinnspruch lautet: "In einem gesunden Körper steckt auch ein gesunder Geist." Der Körper ist der Tempel Gottes. Er sollte durch tägliches Baden oder Duschen und kräftiges Abreiben mit einem sauberen Handtuch gewissenhaft rein gehalten werden - das öffnet die Poren, die durch Schweiß und Talg verstopft sein können.
Es gibt verschiedene Formen der physischen Kultur. Sucht entsprechend eurer Bedürfnisse, eures Geschmackes, Temperamentes und Fähigkeit eine für euch aus. Ein Mensch in schlechter gesundheitlicher Verfassung sollte morgens und abends lange, flotte Spaziergänge machen. Geht immer alleine; dann spürt ihr die Gegenwart des Allmächtigen überall und ihr könnt in vollkommener Harmonie mit der Natur sein. Morgendliche Spaziergänge sind besonders angenehm. Die kühle Brise des Windes erfrischt und der Duft der Blumen regt an. Beendet den Spaziergang vor Sonnenaufgang. Das Gehen selbst sollte flott sein; ihr solltet kräftig schwitzen. Nur dann ist es eine gute Übung. Lauft mindestens drei bis vier Meilen (ca. vier bis fünf Kilometer) am Tag. Macht während des Gehens pranayama. Atmet sechs Schritte lang ein, haltet die Luft sechs Schritte lang an und atmet dann sechs Schritte lang aus. Das ist eine gute Praxis.
Haltet bei der Durchführung eurer Übungen eine strikte Regelmäßigkeit ein - das ist für eine schnelle Entwicklung essenziell. Diejenigen, die energisch trainieren, sollten kräftige, nahrhafte Nahrung zu sich nehmen - andererseits werden ihre Muskeln geschwächt. Sie sollten reichlich ghee (geklärte Butter), Milch, Butter , Nüsse usw. zu sich nehmen. Die, die den Kopfstand ausführen, sollten etwa zehn Minuten nach Beendigung der asanas eine leichte Mahlzeit zu sich nehmen. Wiegt einmal im Monat euren Körper und führt darüber eine Aufzeichnung. Trainiert morgens und abends. Ruht euch dann für eine halbe Stunde aus, bevor ihr euch duscht.
Haltet brahmacarya (Keuschheit) ein, so gut ihr könnt. Wenn ihr sexuell strikt enthaltsam lebt, werdet ihr erstaunliche Ergebnisse erzielen. Was ist dran an einer Frau (oder einem Mann; d.Ü.)? Was ist dran an der ständigen Wiederholung des immer gleichen Aktes, der so schändlich ist? Schämt ihr euch nicht über all das? Erkennt ihr nicht, dass das alles ein Spiel von avidya (Unwissenheit) und falschem moha (Täuschung) ist? Stärkt den Körper und macht dann spirituelles sadhana (Praxis). Ihr werdet euch wahrer Glückseligkeit erfreuen können. Ich flehe euch an - lernt, weise zu handeln - zumindest von jetzt an.
Betrachtet diesen Körper als euren Diener und euer Werkzeug. Ihr seid verschieden von diesem physischen Körper, der nur aus den fünf Elementen gemacht ist und ein Gegenstand des Zerfalls und des Todes ist. Eure Essenz ist die Wirklichkeit, ist der all-durchdringende, unvergängliche atman (das Selbst). Die Identifikation mit dem Körper ist der Hauptgrund der Knechtschaft, der menschlichen Not und des menschlichen Leides. Werdet nicht zum Sklaven eures Körpers.
26.08.01 MENTALE GESUNDHEIT IST UNERLÄSSLICH
Eine gute Gesundheit ist Voraussetzung für spirituelles Streben. Das Ausüben von yoga asanas für sogar nur fünfzehn Minuten am Tag wird hilfreich sein, eine gute Gesundheit zu bewahren. Wenn ihr einigermaßen fit werdet, werdet ihr gesund und munter sein. Ohne eine gute Gesundheit könnt ihr keinen Krieg gegen die turbulenten Sinne und den ungestümen Geist führen.
Körper, Geist und Seele stellen den Menschen dar. Zwischen dem Körper und dem Geist gibt es eine innige Verbindung. Der Körper ist die vom Geist, für dessen eigenes Vergnügen, vorbereitete Gussform. Die Seele (engl.: spirit) ist die Basis für den Körper und den Geist. Mentale Gesundheit ist von größerer Notwendigkeit als selbst die physische Gesundheit. Die Quelle der Anmut entspringt der Gesundheit.
Jede Freude, die euer Herz aufheitert, kommt von der Gesundheit. Das Fehlen von Fröhlichkeit trägt zu physischer Krankheit bei. Wenn jemand immer fröhlich ist und gute und göttliche Gedanken unterhält, wird er unter keinen Krankheiten leiden. Er wird jederzeit vollkommen gesund sein.
Erlaubt dem Körper, frei auf die Handlungen seiner natürlich wirkenden Kräfte zu antworten. Stimmt euch auf den Ursprung aller Gesundheit, Kraft und Stärke ein. Dann wird euch die kosmische Kraft des Wohlergehens erfüllen. Das ist der ultimative Faktor hinter jeder Therapeutik. Das ist das Geheimnis, das wir im Geist behalten sollten. Nutzt es als Hintergrund für die Behandlung eurer Krankheiten, sowohl körperlichen als auch geistigen.
Befindet sich euer Dasein in Harmonie mit dem all-durchdringenden kosmischen Wesen, werdet ihr den Ozean der weltlichen Existenz durch energisches spirituelles sadhana (Praxis) durchqueren können. Und ihr könnt, aufgrund Seiner reichlich vorhandenen Gnade und Segnung, Gesundheit und ein langes Leben erlangen.
In dem Bestreben, die eigenen Kräfte auf der Suche nach Wahrheit zu nutzen, ist Gesundheit von großer Wichtigkeit. Die Menschen reden immer über eine gute Gesundheit, tun aber wenig oder gar nichts dafür. Ihr müsst einen Körper haben, der fit, stark und gesund ist - nur dann werdet ihr einen Geist haben, der mit seiner vollen Kapazität zu arbeiten in der Lage ist.
Durch ein wenig positives Denken, das vorsichtige Regulieren der persönlichen Gewohnheiten, das Beachten der Gesetze der Natur und tägliche Meditation, kann Gesundheit und Stärke euer sein. Der Ursprung aller Gesundheit und allen Heilens ist das Selbst. Die Kraft, alle (hinderlichen) Bedingungen zu überwinden, liegt in euch. Versichert euch beharrlich eurer immer vollkommenen spirituellen Natur. Spürt, dass ihr selbst ein Ozean der Gesundheit, Stärke und Vitalität seid. Erlaubt dem Geist, kontinuierlich in diesem Gedanken zu verharren.
27.08.01 YOGA ASANAS
Gesundheit ist Reichtum. Eine gute Gesundheit ist ein wertvolles Gut für alle und jeden. Sie kann durch das Praktizieren von yoga asanas erreicht werden, welche die Emotionen kontrollieren und geistigen Frieden erzeugen. Auch verteilen sie das prana gleichmäßig im Körper und (seinen) verschiedenen Systemen. Sie helfen dem Erhalt des gesunden Funktionierens der inneren Organe. Sie massieren innerlich die verschiedenen Organe des Unterleibs.
Physische Übungen ziehen das prana (aus dem Körper; d.Ü.) heraus, aber asanas schicken prana herein. Das Üben von asanas heilt viele Krankheiten und erweckt die kundalini shakti. Dies sind die Hauptvorzüge des yogischen Übungssystems - Vorzüge, die keines der anderen Systeme besitzt.
Übt täglich ein paar asanas - zumindest für fünfzehn Minuten. Schon bald werdet ihr über eine wunderbare Gesundheit verfügen. Seid regelmäßig in eurer Praxis - das ist von höchster Bedeutung.
Asanas sollten am Morgen und mit einem leeren Magen gemacht werden oder wenigstens drei Stunden nach der letzten Mahlzeit. Der Morgen ist die beste Zeit, um asanas zu machen. Tragt während des Übens keine Brille. Tragt falls notwendig eine weite Hose und ein Unterhemd.
Mäßigt euch bei eurer Ernährung. Praktiziert brahmacharya (Keuschheit). Fangt mit einem Minimum an Zeit an und verlängert sie allmählich. Geht auf die Toilette, bevor ihr mit den asanas beginnt.
Die endokrinen Drüsen spielen im Naturhaushalt eine wichtige Rolle. Das Üben von sarvangasana hält die Schilddrüse gesund und das wiederum bedeutet ein gesundes Funktionieren aller Organe und Systeme des Körpers.
Das Zwerchfell, die muskuläre Abtrennung zwischen Brustraum und Abdomen (Unterleib), wird auch durch gewisse Übungen trainiert, wie z.B.: dhanurasana , mayurasana und paschimothanasana. Die Bewegung des Zwerchfells massiert die Eingeweide und Organe im Unterleib. Darm und Blase werden sich so täglich am Morgen entleeren. Verstopfung, Verdauungsschwäche und eine Menge anderer Leiden des Magens und der Eingeweide werden so verschwinden.
Vier asanas werden zum Zweck der Ausübung von japa (Wiederholung des Namens Gottes) und Meditation vorgeschrieben, und zwar: padma, siddha, svastika und sukha. Seid in der Lage, in irgendeiner dieser asanas für drei Stunden bewegungslos zu sitzen. Erst dann werdet ihr fähig sein, den Atem zu kontrollieren und zu meditieren. Wenn ihr wenigstens für eine Stunde in der Position sitzen könnt, werdet ihr einen konzentrierten Geist erlangen und unendlichen Frieden empfinden.
28.08.01 NUTZEN DER YOGA ASANAS
Das Üben von asanas entwickelt den Körper und der Übende selbst bleibt flink und beweglich. Er hat eine dehnbare Wirbelsäule und einen geschmeidigen Körper. Er hat einen guten und kräftigen Appetit. Jede Störung wird direkt am Ausgangspunkt durch das Üben von asanas beseitigt.
Die drei wichtigen Organe, das sind das Herz, die Lungen und das Gehirn mit dem zerebrospinalen System (das Gehirn und Rückenmark betreffende System), werden in einem gesunden Zustand gehalten. Die Lebenskräfte werden bewahrt und gesteigert. Die Zirkulation des Blutes in den Arterien und Venen wird durch das Üben von asanas in Ordnung gehalten. In keinem Teil des Körpers stagniert das Blut.
Der Übende, der regelmäßig asanas ausführt, lacht immer herzlich und verströmt Freude, Stärke und Vitalität, wo immer er geht. Er hat immer Erfolg in allen seinen Unternehmungen. Selbst im Alter von sechzig Jahren sieht er noch sehr jung aus. Er verfügt über ein besonderes Leuchten in seinem Gesicht und seinen Augen. Er besitzt einen besonderen Charme in seinem Lächeln.
Durch das regelmäßige Üben der asanas, werden Männer wie Frauen eine Figur erhalten, die ihre Schönheit steigert, und eine Geschmeidigkeit, die ihnen Charme und Eleganz bei jeder Bewegung verleiht.
Gesundheit ist euer Geburtsrecht - und nicht Krankheit. Stärke ist euer Erbe und nicht Schwäche; Leistungsfähigkeit und nicht Leistungsschwäche; Mut und nicht Angst; Glückseligkeit und nicht Sorgen; Frieden und nicht Ruhelosigkeit; Wissen und nicht Unwissenheit; Unsterblichkeit und nicht Sterblichkeit.
Dieser Körper ist der sich bewegende Tempel Gottes. Er ist ein Werkzeug, um den Ozean des samsara zu überqueren, um den Kreislauf von Geburt und Tod zu durchbrechen. Er ist ein Instrument, um zum höchsten Wohnsitz der Unsterblichkeit, der ewigen Glückseligkeit und andauernder Freude zu gelangen. Er ist ein Pferd, der euch an den Bestimmungsort, das Ziel des Lebens, bringen kann. Deshalb muss er gesund und stark gehalten werden.
Angemessenes Training und Fürsorge für den Körper, auf einer intelligenten Grundlage, ist hierfür notwendig. Alle Muskeln des Körpers, Organe und Nerven sollten harmonisch entwickelt werden.
29.08.01 BEACHTET DIE RESULTATE
Für diejenigen, die schlecht entwickelte Lungen haben, sind Atemübungen notwendig. Für diejenigen, die übermäßig Fett im Unterleib haben, sind Unterleibsübungen notwendig. Übungen, die bestens darauf abgestimmt sind, die Funktion der inneren Organe des Körpers zu verbessern und zu steigern, um der Tendenz zur Krankheit entgegenzuwirken, sind ebenso unabdingbar.
Die Lungen können durch die Praxis tiefer Atemübungen entwickelt werden. Durch pranayama (yogisches Atmen) werden die Lungenspitzen eine ordentliche Zufuhr an Sauerstoff erhalten. Die Qualität und Quantität des Blutes wird sich verbessern. Das gesamte Gewebe und die Zellen werden mit reinem Blut und Lymphe genährt. Der Stoffwechsel wird in einer effektiven Weise stattfinden.
Wenn die Gelenke sich frei bewegen, werden sich auch die Bänder und das sie umgebende Gewebe in einem korrekten, gesunden Zustand befinden. Freie Bewegung der Wirbelsäule wird vor Versteifung und Kontraktion der Wirbelsäule schützen. Auch die Verknöcherung und Rückbildung der Knochen der Wirbelsäule (merudanda) wird kontrolliert. Ein geschwollenes und unbewegliches Gelenk erzeugt eine gehörige Portion an Unbequemlichkeit und Unbehagen.
Durch das Üben von asanas werden sich Ellbogen, Handgelenke, Fußgelenke, Schultern und die Wirbel der Wirbelsäule frei bewegen können. Die Muskeln der Hals-, Rücken- und Lendenregion werden gedehnt und entspannt. Lenden und Rücken werden gestreckt und der Körper in einem guten Zustand erhalten.
Asanas sind das System der yogischen Übungen der indischen rishis (Weisen) der Vorzeit; sie basieren auf exakten Prinzipien. Diese sind sowohl für Männer, wie auch für Frauen, für Menschen aus dem Westen und dem Osten, gleichermaßen geeignet. Während der asanas könnt ihr mit eurer Meditation fortfahren. Dies wird von pranayama oder Regulation des Atems begleitet.
Diese Übungen sind vorbeugend und heilend. Manche von ihnen biegen den Körper nach hinten und nach vorne. Andere helfen der seitlichen Beweglichkeit der Wirbelsäule. So wird der Körper als Ganzes entwickelt, harmonisiert und gestärkt. Die ganze Übungsreihe kann in fünfzehn Minuten beendet sein. Innerhalb dieses kurzen Zeitraumes könnt ihr den maximalen Nutzen aus den asanas verwirklichen. Dieses System ist einfach, exakt, effektiv, ökonomisch im Zeitaufwand und geeignet, um von jedem selbst geübt zu werden.
30.08.01 PRANA UND PRANAYAMA
Der Atem ist die äußerliche Manifestation von prana, der Lebenskraft. Der Atem ist, wie auch die Elektrizität, grobes prana. Atem ist stuhla (grob) und prana ist sukshma (fein). Durch ausgeübte Kontrolle über diesen Atem könnt ihr das feine prana im Körper kontrollieren. Kontrolle des prana heißt Kontrolle des Geistes. Der Geist kann ohne die Hilfe des prana nicht wirken.
Die Vibrationen von prana erzeugen Gedanken im Geist. Es ist das prana, das den Geist bewegt. Es ist das prana, das den Geist in Bewegung setzt. Es ist das suksma prana oder psychische prana, das mit dem Geist innigst verbunden ist.
Der Atem stellt das wichtige Schwungrad einer Lokomotive dar. Ebenso, wie die anderen Räder stehen bleiben, wenn der Fahrer das Schwungrad stoppt, so hören alle anderen Organe zu arbeiten auf, wenn der yogi den Atem stoppt. Wenn ihr das Schwungrad kontrollieren könnt, könnt ihr auch ganz einfach die anderen Räder kontrollieren.
In der gleichen Weise könnt ihr, wenn ihr den Atem, den äußeren Atem, kontrollieren könnt, ganz leicht die innere Lebenskraft, das prana, kontrollieren. Der Vorgang, durch welchen das prana, durch die Regulierung des äußeren Atems, unter Kontrolle gebracht wird, wird als pranayama bezeichnet.
Ebenso wie der Goldschmied die Unreinheiten des Goldes beseitigt, indem er es im heißen Schmelzofen erhitzt, wobei er kräftig den Blasebalg betätigt, so beseitigt auch die yogische Methode die Unreinheiten des Körpers und der indriyas (Sinne), indem die Lungen trainiert werden - das heißt, durch das Üben von pranayama.
Das Hauptziel von pranayama ist, das prana mit dem apana zu vereinen und das vereinte pranapana langsam in Richtung des Kopfes zu bringen. Die Auswirkungen oder Früchte von pranayama, ist das Erwecken der schlafenden kundalini.
"Der, der das prana kennt, kennt die Veden," ist die wichtige Aussage der srutis. In den Vedanta Sutras werdet ihr folgendes finden: "Aus dem gleichen Grund, ist Atem Brahman." Prana ist die Gesamtsumme aller im Universum manifestierter Energie. Es ist die Gesamtsumme aller Naturkräfte.
Prana ist die Gesamtsumme aller latenter Kräfte und Mächte, die im Menschen verborgen sind und die sich überall um uns herum befinden. Hitze, Licht, Elektrizität und Magnetismus sind alles Manifestationen von prana. Alle Mächte, alle Kräfte und das prana entspringen einer gemeinsamen Quelle - dem atman (das Selbst).
31.08.01 DIE KONTROLLE DES PRANA
Prana wird durch das Denken, das Wollen, das Handeln, Bewegen, Sprechen, Schreiben, usw., verzehrt. Ein gesunder und starker Mensch besitzt prana, Nervenkraft und Vitalität im Überfluss. Prana wird durch das Wasser, die Nahrung, die Luft und die Sonnenenergie geliefert. Überschüssiges prana wird im Gehirn und den Nervenzentren gelagert. Die Energie des Samens des Mannes liefert, wenn sie sublimiert oder transformiert wird, dem System eine Unmenge an prana. Es wird im Gehirn in der Form von `ojas´ gelagert.
Der yogi speichert eine große Menge prana durch die regelmäßige Praxis von pranayama. Der yogi, der einen großen Vorrat an prana angesammelt hat, strahlt Stärke und Vitalität aus. Diejenigen, die mit ihm in engen Kontakt kommen, absorbieren prana von ihm und bekommen so Stärke, Kraft, Vitalität und eine heitere Stimmung. So wie Wasser von einem Gefäß in ein anderes fließt, so fließt prana wie ein steter Strom von einem entwickelten yogi zu einer schwächeren Person. Dies kann von jemandem, der seine innere, psychische Sicht entwickelt hat, wirklich gesehen werden.
Der Atem ist die äußere Manifestation des groben prana. Richtige Atemgewohnheiten müssen durch die regelmäßige Praxis von pranayama gebildet werden. Wenn ihr das prana kontrollieren könnt, könnt ihr alle Kräfte des Universums, mentale und physische, vollkommen kontrollieren. Der yogi kann auch die allgegenwärtige, offenbarte Macht, in der alle Energien ihren Ursprung haben, kontrollieren. Er kann den Magnetismus, die Elektrizität, Gravitation, Kohäsion, Nervenströme, Lebenskraft oder die gedanklichen Schwingungen kontrollieren. Eigentlich kann er die gesamten Kräfte des Universums, sowohl physische als auch geistige, kontrollieren.
Ein yogi kann prana von jedem Bereich abziehen. Dieser Bereich wird dann wie betäubt; er wird unempfindlich gegen Hitze und Kälte. Er kann auch prana in jedes Gebiet schicken und es damit überempfindlich machen. Er kann prana an die Augen schicken und ferne Gegenstände sehen. Er kann prana an die Nase schicken und divya gandha (übernatürlicher Duft) wahrnehmen. Er kann prana an die Zunge schicken und übersinnlichen Geschmack wahrnehmen.
In der Ordnung der angas (Glieder) des Raja Yoga liegt eine große Bedeutung. Das Praktizieren von asanas (Stellungen) kontrolliert rajas (Ruhelosigkeit). Brahmacharya (Keuschheit) läutert das prana. Pranayama reinigt die nadis (astrale Enegieleitungen). Pranayama festigt den Geist und macht in fähig zur Konzentration. Es beseitigt rajas und tamas (Trägheit). Die Praxis des yama (Selbstbeherrschung), niyama (Disziplin), asana und pranayama, sind alles Hilfsmittel in der Praxis der Konzentration. Pranayama reduziert die Geschwindigkeit des Geistes. Es lässt den Geist in immer kleiner werdenden Kreisen laufen.