Das bist du

Aus Yogawiki

Das bist du - ist ein Ausspruch aus den Upanishaden. "Tat Tvam Asi" im Sanskrit und bedeutet: Du bist dieses unsterbliche Selbst, das Ewige, das Unendliche. Tat Tvam Asi gehört zu den vier großen Aussprüchen (Mahavakyas) aus den Upanishaden.

Wem gilt die Lehre „Das bist du”?

- Auszug aus dem Buch "Vedanta für Anfänger" von Swami Sivananda -

An welchen Aspiranten richteten sich die Worte „Das bist du”? Wer erleidet aus Unwissenheit Schmerz und Leid und braucht die Lehre „Das bist du“? Der Aspirant kann nicht der ewige Zeuge selbst sein, weil dieser durch Unwissenheit und ihre Auswirkungen nicht beeinträchtigt ist. Der Aspirant kann auch nicht der Handelnde sein. Ansonsten kann er den Gedanken „Ich bin Brahman, der Zeuge“ nicht akzeptieren. Folglich wäre die Lehre „Das bist du“ falsch und diese Schlussfolgerung ist nicht akzeptabel. Trotzdem kann die Lehre angenommen werden, vorausgesetzt wir gehen von mangelnder Unterscheidung zwischen dem Ego und dem Selbst aus Unwissenheit heraus aus, wenn die Shruti (Schrift) „Tat Tvam Asi“ erklärt.

Würde die Shruti zwischen Ego und Selbst unterscheiden, so würde vorhergenanntes Problem auftauchen, nämlich dass der Handelnde nicht der Zeuge sein kann. Wenn sich, wie es bei den Samkhyas (Anhängern der Samkhya-Philosophie) heißt, das Wort „du“ letztlich auf den Zeugen bezieht, muss eine Verbindung zwischen dem Ego und dem Selbst - in Abwesenheit einer Spiegelung des Selbst- hergestellt werden, so dass sich „du“ implizit auf den Zeugen bezieht.

Das Verhältnis kann nicht sein wie zwischen Seher und Gesehenem, weil der Zeuge nicht handelt. Auch kann man nicht behaupten, dass Ego und Zeuge identisch sind, obwohl Letzterer nicht handelt. Wären sie identisch, so könnte das Wissen, das zu dieser Identität, dem Ego, gehört, nicht existieren, wenn das Wissen um die Existenz des eigenen Selbst, des Zeugen, fehlen würde.

Das richtige Verhältnis kann aus folgenden drei Gründen auch nicht aus den Schriften ermittelt werden:

a. Das Ego kann nicht um die wahre Beziehung wissen, weil es nicht bewusst ist.
b. Analoges gilt es für das Selbst, den Zeugen, weil er nicht handelt und unveränderlich ist.
c. Das nicht-bewusste Ego kann durch das Shruti nicht unterwiesen werden.

Immer noch annehmend, dass eine Beziehung zwischen Ego und Selbst besteht, kann diese Beziehung immer nur eine von „mein“ sein, niemals eine der Identität.

Zu akzeptieren, dass der nicht-bewusste Intellekt bewusst erscheint, heißt auch zu akzeptieren, dass die Abläufe im Intellekt ebenso nur als solche erscheinen, ähnlich wie Funken von glühendem Eisen. Es sollte klar werden, dass der Akt des Selbst, den Intellekt zu durchdringen – ähnlich wie Feuer glühendes Eisen durchdringt - das Selbst NICHT verändert. Dies wurde am Beispiel vom Gesicht und dem Spiegelbild gezeigt. Des weiteren sollte klar sein, dass eine Illustration, ein Beispiel und sein Subjekt niemals in allen Bereichen absolut gleich sein können.

Schlussfolgerung

Das Wissen um die Erscheinung und das Verschwinden mentaler Abläufe ist auf vernünftige Weise nur möglich durch...

a. die Existenz eines bezeugenden, bewussten Selbst und
b. einer Begrenzung (jenseits der Grenze existiert nur noch das Selbst und alles andere ist verneint).

Indem wir von einer Spiegelung des Selbst ausgehen, kann das Wissen des Intellektes um seine Natur als Brahman akzeptiert werden, weil Worte, die direkt das gespiegelte Selbst (das Ego) oder andere Dinge, die das Selbst reflektieren, bezeichnen, indirekt das ewige Selbst voraussetzen. Es wurde bereits gezeigt, dass die Reflektion nicht real ist.

Die Schriften behaupten nirgends, dass der Intellekt Bewusstsein besitzt. Wäre er bewusst, so wären auch Sinne und Körper bewusst. Dies entspricht der Lehre der Charvakas und ist weder erstrebenswert noch akzeptabel.

Wenn der Intellekt unbelebt ist – und das ist er – so wäre das Wissen „Ich bin Brahman” in Abwesenheit einer Widerspiegelung nicht möglich. Die Lehre “Tat Tvam Asi“ wäre demzufolge nutzlos, mangels einer Grundlage für die Existenz des Wissens „Ich bin Brahman“.

Daher ist die Lehre von “Tat Tvam Asi” nur für jene, die zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst unterscheiden können. Für jene, die daher das Wort „Du” als direkte Reflexion des Selbst im Intellekt verstehen können und von daher indirekt das ewige Selbst implizieren.

Siehe auch

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