Atmungssystem

Aus Yogawiki
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Das Atmungssystem bringt Luft in Kontakt mit dem Blut, damit der Luftsauerstoff in das Blut aufgenommen und der Kohlenstoff, ein Abfallprodukt des Körpers, abgegeben werden kann.

Das Atmungssystem und Yoga

Richtiges Atmen erhöht die Vitalkapazität

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -

  • Welche Aufgaben hat das Atmungssystem?
  • Welche Bestandteile?
  • Wie hilft Yoga, ein effizienteres Atmungssystem zu haben?
  • Was sind verbreitete Erkrankungen des Atmungssystems, und wie kann Yoga dort helfen?

Dies sind einige der Themen, auf die im folgenden eingegangen wird. In der Reihe „Anatomie, Physiologie und Yoga“ gibt es einen älteren Beitrag zum Atmungssystem; manches wiederholt sich hier.

Funktion des Atmungssystems

Das Atmungssystem dient dem Gasaustausch. Über das Atmungssystem wird Sauerstoff in den Körper hineingebracht, und Kohlendioxid wird aus dem Körper herausgebracht. Sauerstoff braucht es zum einen als Bestandteil vieler Zellen, aber vor allen Dingen für die Energiegewinnung in den Muskeln. Wann immer Muskeln sich bewegen, wird Sauerstoff verbraucht, und es entsteht Kohlendioxid. Letztlich herrscht folgendes Grundprinzip: Kalorien + Sauerstoff = Energie + Wärme. Dabei entsteht auch Kohlendioxid, und dieses muss wieder abtransportiert werden.

Die Luft in der normalen Atmosphäre enthält knapp 20% Sauerstoff. Der Körper wird diesen Sauerstoff in den Lungen teilweise entnehmen, in die Blutgefäße hineinbringen und anschließend wieder nach draußen transportieren. Es gibt die sogenannte Lungenarterie führt vom Herzen zu den Lungen hin, die in Kapillaren endet. In diesen Kapillargefäßen wird dann das Kohlendioxid in die Lungen gebracht, und der Sauerstoff wird über die Kapillargefäße ins Blut gebracht. Über die Lungenvene kommt dann sauerstoffreiches Blut zurück zum Herzen. Man kann den Transport des Sauerstoffs in verschiedene Schritte einteilen:

  • 1. Transport der Luft bis in die Lungenbläschen - Alveolen.
  • 2. In den Alveolen Übertritt des Sauerstoffs in das Blut der Lungenkapillaren
  • 3. Sauerstofftransport über die Lungenvene zum Herzen und vom Herzen über die Arterien zu den Gewebekapillaren
  • 4. Sauerstoff tritt aus den Gewebekapillaren in die angrenzenden Zellen, Kohlendioxid (CO²) geht ins Blut hinein, die Venen bringen dieses Blut über den rechten Vorhof zurück zur rechten Herzkammer, die rechte Herzkammer bringt über die Lungenarterie das sauerstoffarme und kohlendioxidreiche Blut zu den Lungenkapillaren usw.

Bestandteile des Atmungssystems

Das Atmungssystem

Das Atmungssystem hat eine Reihe verschiedener Bestandteile, beginnend mit der Nase und dort innenliegend der Nasenhöhle: Wir atmen normalerweise durch die Nase ein und aus. In der Nase beginnt auch schon das Schleimhaut-Gewebe. Dort geschehen, wie auch später in der Kehle und der Luftröhre, mehrere Prozesse.

  • Die Luft wird angewärmt - zumindest in unseren Breiten. Sie kann auch abgekühlt werden auf etwa 37°C, zum Beispiel wenn du in der Sauna bist.
  • Die Luft wird angefeuchtet.
  • Staubpartikel und andere Partikel werden herausgefiltert.

Egal ob du in der Sauna bist, oder im Polargebiet, die Luft, die nachher in deinen Lungen ankommt, hat immer die gleiche Temperatur, nämlich ungefähr zwischen 36,5°C und 37,5°C. Das Schleimhautgewebe in der Nase arbeitet hier also sehr effektiv. Die Luft hat dann auch eine hohe Luftfeuchtigkeit, was wichtig ist, und alle Staubpartikel sind entfernt. Auch in der Luftröhre selbst gibt es eine Schleimhaut, mit den sogenannten „Flimmerhärchen“. Diese sorgen dafür, dass der Schleim in der Luftröhre nach oben transportiert wird, und dann in der Kehle übergehen kann in die Speiseröhre. Dann schluckst du den Schleim und kannst ihn anschließend verdauen. Der Mensch produziert täglich 100 bis 200 Gramm Schleim. Das Schleimhautgewebe geht auch noch weiter bis in die Bronchien.

Auf die Nasenhöhle folgt der Rachen, im Rachen gibt es den Kehlkopf. Der Kehlkopf sorgt dafür, dass die Luft in die Luftröhre kommt, und Speisen und Getränke in die Speiseröhre kommen. Weil der Mensch diesen Kehlkopf hat, kann er auch durch den Mund atmen. Das Pferd übrigens kann nur durch die Nase ein- und ausatmen, weshalb es zum Beispiel gleichzeitig trinken und atmen kann. Der Mensch kann das nicht. Weil der Mensch durch den Mund ein- und ausatmen kann, hat er aber den Vorteil, dass eine komplexe Sprache leichter möglich wird. Die Luftröhre mündet in die sogenannten Bronchien, man spricht auch vom „Bronchialbaum“. Von den Bronchien geht es in die Bronchiolen, und von den Bronchiolen in die Alveolen. Dort gibt es dann die Kapillargefäße, wo der Gasaustausch stattfindet.

Mögliche Erkrankungen des Atmungssystems

Nase

Es gibt die linke und rechte Nasenhöhle, getrennt durch die Nasenscheidewand. Es gibt auch noch die obere, mittlere und untere Nasenmuschel. Das führt zu einer starken Oberflächenvergrößerung. So kann die Nase die Funktionen Erwärmung, Befeuchtung und Vorreinigung, natürlich auch die weiteren Funktionen Geruchs-Empfindung und Resonanz-Raum der Stimme, gut erfüllen.

Die Nasenschleimhaut kann auch gereizt werden. Zum Beispiel können sich dort Viren und Bakterien niederlassen, und das kann dann zu Schnupfen führen. Es gibt auch Allergien, die zu Heuschnupfen führen. So ist es durchaus wichtig, dass du regelmäßig Yoga-Atemübungen machst, das hält auch die Nasenhöhle gesund. Man weiß auch, dass zum Beispiel Allergien begünstigt werden durch den Konsum von viel Zucker, von Fleisch und anderem. Wenn du also zuckerarm, vollwertig und nach Möglichkeit vegan lebst, wird die Wahrscheinlichkeit erheblich sinken, dass du Heuschnupfen bekommst. Zur Verhinderung von Erkältungen kann auch Abhärtung hilfreich sein, also die Temperatursteuerung des Körpers zu verbessern zum Beispiel durch Sauna, Wechselbäder usw.

In der Nase können auch ein paar Besonderheiten auftauchen. Da ist zum Beispiel die Bildung von Polypen, Wucherungen in der Nase, was die Nasengänge zum Teil etwas blockiert. Sind diese noch nicht zu weit fortgeschritten, kann Neti mit Salzwasser - Nasenspülung - helfen, oder auch Neti mit Katheter oder einer in Wachs getränkten Baumwollschnur. Neti trägt generell zur Gesundheit der Nase bei, sowohl vorbeugend gegen Schnupfen als auch zur Behandlung von Heuschnupfen und Polypen.

Nasennebenhöhlen, Stirnhöhlen und Kiefernhöhlen: Diese sind ebenfalls mit Schleimhaut bedeckt, und auch sie haben etwas mit Luft zu tun. Sie bilden auch einen Resonanzraum für die Stimme. Manche Menschen haben Stirnhöhlen- oder Nebenhöhlenentzündungen. Man kann zwar auch sagen, das ist ein Training für das Immunsystem, aber hier würden Kneipp’sche Anwendungen helfen, Sauna könnte helfen, und ein auch ansonsten sehr gesunder Lebensstil.

Rachenraum:

Der Rachenraum profitiert von zum Beispiel Gurgeln mit Salzwasser oder dadurch, dass du die Zungenreinigung machst, mit einem Löffel oder einem Zungenschaber. So kann sich der Schleim dort regenerieren und es sammeln sich nicht zu viele Viren oder Bakterien an. Der Rachen ist auch ein wichtiger „Umschalter“, insbesondere der Kehlkopf bzw. der Kehldeckel. Der Kehlkopf selbst enthält die Stimmbänder, welche wichtig sind für die Sprache. Der Mensch ist übrigens ein Lebewesen, was durch die Nase ein- und ausatmen sollte. Die Atmung durch den Mund sollte nur ausnahmsweise erfolgen, zum Beispiel wenn man spricht oder Sport treibt. Der Mund hat nämlich nicht in dem Maß die Möglichkeit, die Atemluft anzufeuchten, zu filtern und zu erwärmen. Der Mensch lebt gesünder, wenn er mehr durch die Nase ein- und ausatmet. Atmet man immer durch die Nase ein und durch den Mund aus, wird die Nase schrittweise etwas zu kühl, und das erhöht die Erkältungs-Wahrscheinlichkeit. Atmet man durch die Nase ein und aus, dann beugt man dem vor. Beim Sprechen kann man natürlich auch durch den Mund ein- und ausatmen, insbesondere wenn man nicht zu viele Stunden hintereinander spricht.

Bronchien:

Bronchien - Anatomie Luftbläschen

Eine mögliche Erkrankung in den Bronchien ist das sogenannte Bronchialasthma. Zum Teil beruht dieses Asthma auf Allergien, zum Teil beruht es auf einer Dauerreizung der Bronchien über Rauchen oder durch andere Stoffe. Asthma kann man sehr gut vorbeugen, indem man zum Beispiel nicht raucht und auch ansonsten gesund lebt. Häufig verschwindet Asthma allein dadurch, dass man vegan lebt. Bei vegetarischer Ernährung nimmt man noch Milchprodukte zu sich, und hier kann sich schon die Umstellung auf vegane Ernährung positiv auf das Asthma auswirken. Gut gegen Asthma ist auch: ausreichend Körperübungen, Ausdauertraining, aber vor allen Dingen Atemübungen. Es gibt ein sehr gutes Programm von Atemübungen gegen Asthma, bestehend aus drei Runden Kapalabhati, 15 Minuten Wechselatmung und 10 Runden Bhramari. Wenn man dies täglich übt, hat das eine bessere Wirkung auf Asthma, als die üblichen Medikamente. Übrigens kann man Yoga auch kombinieren mit den schulmedizinischen Medikamenten; typischerweise braucht man dann weniger Medikamente. Die meisten Menschen, die vor ihrer Yogapraxis unter Asthma gelitten haben, und eine konsequente Yogapraxis mit täglich 20 bis 30 Minuten Atemübungen sowie veganer Ernährung durchgeführt haben, sind ihr Asthma vollständig losgeworden.

Alveolen

Angenommen, du hast eine Weile geraucht, dann hat sich typischerweise ein „Film“ auf den Alveolen gebildet. Das Schöne ist: Wenn du aufhörst zu rauchen, und dann Kapalabhati und Wechselatmung übst, dann kann sich das Lungengewebe auch schrittweise wieder regenerieren. Es ist also nie zu spät, mit dem Rauchen aufzuhören! Und wenn du zusätzlich Atemübungen machst, kann sich das Lungengewebe gut regenerieren!

Die Atmung

Animation der Atemtechnik

Die Atmung selbst geschieht durch die Atemmuskeln und Atemhilfsmuskeln. Hier werden

unterschieden.

  • Die primäre Atmung ist die sogenannte Zwerchfellatmung. Das Zwerchfell ist ein Muskel unterhalb der Lungen. Wenn das Zwerchfell nach unten geht, dann wird Luft in die Lunge hineingesaugt. Geht das Zwerchfell nach oben, dann wird die Luft ausgestoßen. Dies sollte die Normalatmung sein.
  • Als zweites gibt es die Brustatmung. Zwischen den Rippen befinden sich die sogenannten Intercostalmuskeln - Zwischenrippenmuskeln. Diese können dafür sorgen, dass die Rippen sich ausdehnen. Der Brustkorb dehnt sich aus, und so kannst du einatmen.
  • Die dritte Weise, wie du Luft in die Lungen bekommen kannst, ist über die Lungenspitzenatmung. Es gibt Muskeln, die von den Schlüsselbeinen zu den Muskeln hingehen. Wenn sich diese Muskeln etwas zusammenziehen, können sie den Brustkorb etwas heben, und auch so bekommst du Luft in die Lungen.

Atemvolumina, Vitalkapazität und Lungenkapazität

Wenn du normalerweise ein- und ausatmest, ohne dass du es besonders bemerkst, zum Beispiel in der Ruhe, während du nichts besonderes machst, beträgt das Atemvolumen etwa 0,5 Liter. Bei der Normalatmung im Ruhezustand atmest du also mit jedem Atemzug einen halben Liter Luft ein und wieder aus.

Wenn du normal ausgeatmet hast, könntest du noch weiter ausatmen. Das ist die sogenannte Ausatmungsreserve. Typischerweise ist das ein weiterer Liter. Und wenn du vollständig ausgeatmet hast, verbleibt noch einmal durchschnittlich etwa 1,2 Liter Luft in den Lungen (+/- 20%, je nachdem wie groß oder wie trainiert du bist, oder je nach genetischer Prädisposition).

Dann gibt es die sogenannte Einatmungsreserve, das heißt nachdem du normal eingeatmet hast, könntest du noch mehr einatmen. Und diese Einatmungsreserve beträgt je nach Trainingszustand des Menschen zwischen 1 bis 3 Liter. Du könntest jetzt auch noch einmal beobachten: Wenn du eingeatmet hast, halte die Luft einen Moment lang an, und dann atme so viel ein, wie du kannst - was du dann noch einatmen kannst, ist die Einatmungsreserve. Also:

  • Normalatmung: 0,5 Liter
  • Nach dem normalen Ausatmen könntest du 1 Liter weiter ausatmen, das ist die Ausatmungsreserve
  • Nach dem normalen Einatmen könntest du 1 bis 3 Liter weiter einatmen, das ist die Einatmungsreserve

Alles, was du maximal ein- und ausatmen kannst, ist die Vitalkapazität. Diese könnte man zum Beispiel mit einem Spirometer messen, oder auch mit einem Luftballon: Nach dem vollen Einatmen atmest du vollständig aus in den Luftballon, und dann siehst du, wie groß deine Vitalkapazität ist.

Die Lungenkapazität beträgt 1,2 Liter mehr als die Vitalkapazität. Diese kann man erst messen, wenn jemand tot ist, oder man addiert sie einfach: Vitalkapazität + angenommene Restluft = Lungenkapazität.

Desweiteren gibt es die sogenannte „tote Luft“, das heißt Luft, die nicht zu den Alveolen gelangt. Wenn du normal ein- und ausatmest, gibt es etwa 150 ml „tote Luft“, die einfach nur die Bronchien etwas ausdehnt und nicht bis in die Alveolen kommt. Man könnte sagen, normalerweise kommt nur mit jedem Atemzug, aber immerhin mit jedem Atemzug, ein großes Glas Luft bis zu den Alveolen zum Gasaustausch.

Was haben jetzt diese Reserven mit der Art der Atmung zu tun?

Zunächst einmal nutzt du die Ausatmungsreserve durch die Zwerchfellatmung. Wenn du normal ausgeatmet hast, dann geht alles, was du weiter ausatmest, nur dadurch, dass der Bauch hineingeht. Wenn du also mehr frische Luft zu den Lungen bringen willst, ist zunächst einmal das Nutzen der „Ausatmungsreserve“ wichtig. Denn: Angenommen, du nutzt nicht die vollständige Ausatmung, dann bleiben immer über 2 Liter Luft in den Lungen. Und auf diese 2 Liter Luft kommt dann nur die zusätzliche, frische Luft. Hast du hingegen vollständig ausgeatmet, bleibt nur 1 bis 1,2 Liter Restluft in den Lungen. Es ist also recht effektiv, zunächst vollständig auszuatmen. Hinzu kommt, dass das vollständige Aus- und Einatmen das Zwerchfell bewegt, was eine gute Massage für die Bauchorgane ist. Dies ist förderlich, damit die Bauch- und Verdauungsorgane gut funktionieren. Die Zwerchfellbewegung ist auch gut für die Venen: Es gibt die sogenannte „Zwerchfellpumpe“, die dafür sorgt, dass das venöse Blut insbesondere aus den großen Venen zurück zum Herzen kommt. Daher also: Öfter am Tag vollständig ausatmen und sanft einatmen.

Die Einatmungsreserve besteht zum Teil aus der Bauchatmung. Du könntest nach dem normalen Einatmen den Bauch bewusst noch weiter nach vorn geben. Die Einatmungsreserve besteht aber auch aus der Brustatmung oder auch der Zwischenrippenatmung. Der Knorpel zwischen Rippen und Brustbein kann etwas ausgedehnt werden, und durch die Zwischenrippenmuskeln können sich die Rippen auch etwas drehen. Tatsächlich ist der größte Teil der Einatmungsreserve eben diese Brustatmung.

Zuletzt gibt es noch die Lungenspitzenatmung, wo Muskeln zwischen Schlüsselbein und Rippen die oberen Rippen etwas heben können, und dadurch kann auch etwas Luft in die Lungen hineingehen. Allerdings sollte die Normalatmung die Bauchatmung sein. Beginnt man, etwas tiefer zu atmen, sollte man zunächst die Ausatmungsreserve nutzen durch vollständige Aus- und Einatmung. Das gibt auch den Bauchorganen eine gute Massage, sorgt auch dafür, dass das venöse Blut besser zurückfließt. Wenn das nicht ausreicht, nutzt man die Einatmungsreserve durch die vollständige Atmung.

Vom Yoga her gibt es auch noch einen guten Grund, weshalb die Bauchatmung die Normalatmung ist. Der Bauch ist Sitz der Sonnenenergie, und indem du tief mit dem Bauch atmest, hältst du auch das Prana dieses Sonnenzentrums in Bewegung und sorgst dafür, dass du diese Sonnenenergie bekommst.

Wie man die Vitalkapazität erhöht

Mit Pranayama - Atemübungen die Vitalkapazität gezielt erhöhen

Die Vitalkapazität ist die maximale Menge an Luft, die du ausatmen kannst, nachdem du vollständig eingeatmet hast. Die Vitalkapazität ist ein wichtiger Faktor um festzustellen, ob jemand gesund ist. Es kann auch die Lebenserwartung prediagnostiziert werden anhand der Vitalkapazität. Wer als 30-, 40jähriger eine unterdurchschnittliche Vitalkapazität hat, hat eine geringere Lebenserwartung als jemand, der eine höhere Vitalkapazität hat. Es ist aber nie zu spät, etwas dafür zu tun, um die Vitalkapazität zu erhöhen. Auch fühlt sich jemand mit einer höheren Vitalkapazität tatsächlich vitaler und energetischer.

Vitalkapazität bedeutet auch: Wie zügig kann der Mensch Sauerstoff bekommen, wie schnell kann er auch Kohlendioxid wieder herausbringen? Das hat eine Auswirkung auf das gesamte Kreislaufsystem, und über das Kreislaufsystem auf alle Organe und Gewebe des Körpers.

Der Mensch ist ein Organismus, der sich auf die Herausforderungen der Umwelt einstellt. Wenn du deine Vitalkapazität erhöhen willst, braucht es also das geeignete Training. Schulmedizinisch gesehen ist das sogenannte Ausdauertraining auch ein Training, was die Vitalkapazität erhöht.

Angenommen, du hättest dich bisher kaum bewegt die letzten Jahre, wenn du dann drei- bis viermal die Woche 30 bis 40 Minuten Ausdauertraining machst - Laufen, Schwimmen, Fahrrad fahren, Walken - und dabei deinen Puls in eine Zielzone bringst, wirst du innerhalb von drei bis sechs Monaten deine Vitalkapazität erhöhen. Vom Yoga her ist der Sonnengruß die wichtigste Übung, um ein Ausdauertraining zu haben. Aber vom Yoga her gibt es auch noch weiteres, was hilft, die Vitalkapazität zu erhöhen.

1. Atemübungen, insbesondere das Atem anhalten
2. Atemübungen, insbesondere tiefe Bauchatmung
3. Atemübungen, insbesondere vollständige Yogaatmung
4. Asanas
5. Tiefenentspannung

Atemübungen, insbesondere das Atem anhalten

Wenn du Atemübungen machst, die im Yoga immer auch Atem anhalten umfassen, dann ist das ein Trainingsreiz. Wenn du also die Luft anhältst nach Kapalabhati oder während der Wechselatmung, dann entsteht vorübergehend ein Sauerstoffmangel. Kohlendioxid sammelt sich an in den Lungen, und vermehrt auch in den Blutgefäßen. Der Sauerstoffmangel wird „gemeldet“, und das ist dann ein Trainingsreiz, der den Körper veranlasst, die Vitalkapazität zu erhöhen. Angenommen, du hättest bisher kaum Ausdauertraining gemacht, und du würdest nur Yogaatemübungen üben, täglich 20 bis 30 Minuten, so würdest du in drei bis sechs Monaten deine Vitalkapazität messbar erhöhen.

Sogar Menschen, die bisher Ausdauertraining gemacht haben, und dann täglich Yogaatemübungen 20 bis 30 Minuten üben, werden nochmals eine Erhöhung ihrer Vitalkapazität spüren. Das Luftanhalten ist also ein Trainingsreiz, der die Lungen dazu veranlasst, Gewebe zu erneuern, und so die Vitalkapazität zu erhöhen.

Atemübungen, insbesondere tiefe Bauchatmung

In der tiefen Bauchatmung atmest du vollständig aus und sanft ein. Das vollständige Ausatmen führt dazu, dass zwischendurch die Lungen weitestgehend leer sind. Dies wiederum sorgt dafür, dass zum Beispiel nach dem Atem anhalten bei der Wechselatmung der Sauerstoffmangel noch etwas akzentuierter ist. Und so führt das Atem anhalten, gefolgt von langsamem, vollständigem Ausatmen dazu, dass der Trainingsreiz noch stärker ist, der den Körper dann dazu veranlasst, die Vitalkapazität zu erhöhen. Tiefe Bauchatmung ist also ein Trainingsreiz für die Vitalkapazität, und Luftanhalten gefolgt von langsamen vollständigem Ausatmen ist nochmal ein effektiverer Trainingsreiz.

Atemübungen, insbesondere vollständige Yogaatmung

Vollständige Yogaatmung heißt, dass du vollständig ausatmest und vollständig einatmest. Indem du das bewusst machst, setzt du auch wieder einen Trainingsreiz. Der Trainingsreiz sagt dem Körper: Irgendwo, aus irgendwelchen Gründen reicht es nicht aus, wieviel Luft du ein- und ausatmen kannst. Und so wird der Körper dazu veranlasst, Gewebe zu regenerieren und die Vitalkapazität zu erhöhen. Jemand, der vollständige Yogaatmung regelmäßig übt, wird schon allein dadurch mittelfristig seine Vitalkapazität erhöhen.

Asanas

Kobra herzöffnende Asana schafft Raum im Brustkorb

Damit der Körper Lungengewebe so umstrukturieren kann, dass die Vitalkapazität erhöht wird, muss natürlich ein gewisser Raum im Brustraum sein. Die Knorpel zwischen Rippen und Brustbein können diesen Raum ergeben. Aber im Alter von 30 oder 40 sind die Knorpel nicht mehr ganz so flexibel, und so sind Asanas von besonderer Wichtigkeit. Viele Asanas dehnen den Brustkorb, wie zum Beispiel eine Bewegung im Sonnengruß, wie der Fisch oder die Kobra, wie der Halbmond oder Chakrasana, das Rad. Durch diese Öffnung des Brustkorbs werden die Knorpel zwischen Rippen und Brustbein flexibler, und so wird der Raum geschaffen, der überhaupt dem Lungengewebe ermöglicht, sich zu erneuern und die Vitalkapazität zu erhöhen.

Genauso haben die Seitbeugen wie zum Beispiel das Dreieck die Wirkung, dass die Rippen gedehnt werden. Sogar Übungen wie zum Beispiel die Vorwärtsbeuge, der Pflug und die Stellung des Kindes dehnen die Rippen, und zwar im hinteren Teil, und helfen, dass auch die Rippenwirbelgelenke etwas flexibler werden. Auch das ist wichtig, damit die Rippen sich etwas drehen können und sich weiter öffnen können. Schließlich wirken auch die Drehungen besonders auf die Rippen. Drehbewegungen entstehen ja insbesondere aus den unteren Brustwirbeln, und dabei bewegt sich letztlich der Brustkorb in sich selbst, und das hat Auswirkungen auf die Flexibilität der Rippen zueinander und ermöglicht eine Ausdehnung des Lungengewebes.

Tiefenentspannung

Nach der Asanapraxis entspannen hilft die Trainingsreize zu integrieren

Tiefenentspannung allein erhöht natürlich keine Vitalkapazität. Aber in Verbindung mit Trainingsreizen wie Ausdauertraining, Luft anhalten, vollständiger Yogaatem und Dehnung des Brustkorbes durch Rückwärtsbeugen, Dreieck, Drehungen, Vorwärtsbeuge ist die Tiefenentspannung etwas, was dem Körper die Anpassungsleistungen ermöglicht. Wenn du also Yoga übst, mit Atemübungen, Luft anhalten, vollständiger Yogaatmung, tiefer Bauchatmung, dann Vorwärtsbeuge, Rückwärtsbeuge, Drehung und Seitwärtsbeuge, dann hilft die Tiefenentspannung, dass der Körper dem Trainingsreiz besser Folge leisten kann, und so

  • zum einen die Vitalkapazität erhöht,
  • zum zweiten den Gasaustausch in den Kapillargefäßen verbessert und
  • letztlich die innere Atmung verbessert, also die Sauerstoffaufnahme der Gewebe aus den Kapillargefäßen des Kreislaufsystems.

Yoga ist gut für die Gesundheit des Atmungssystems

Yoga ist vorzüglich für die Gesundheit des Atmungssystems. Atme normalerweise durch die Nase. Übe regelmäßig Neti, mindestens mit Salzwasser. Gurgele öfters mit Salzwasser, vielleicht auch mit Salzwasser + eine Messerspitze Cumin oder Tumerik. Desweiteren übe Atemübungen wie Kapalabhati und Wechselatmung.

Wenn du Anfänger bist, übe die Bauchatmung, als Fortgeschrittener übe auch die vollständige Yogaatmung. Das hilft dir, ein gesundes Atmungssystem zu haben, eine gute Vitalkapazität zu haben. Du beugst so Asthma vor, und viele Asthmaarten können auch allein durch Atemübungen, vielleicht zusätzlich Entspannung, Asanas und gesunde Ernährung überwunden werden.

Auch andere Erkrankungen des Atemsystems, wie zum Beispiel chronische Bronchitis oder auch COPD können vermieden werden. Und Atemübungen erleichtern es auch, von der Zigarette loszukommen. Das schlimmste, was du machen könntest, wäre Rauchen: Durch das Rauchen werden zum einen die Schleimhäute entlang der Nase gestört (beim Ausatmen), aber noch mehr werden beim Einatmen die Schleimhäute entlang der Luftröhre und vor allem in den Bronchien und Bronchiolen gestört. So wird auch die Filterfunktion der Atemwege und der Lunge reduziert. Es baut sich auch ein Film über den Alveolen auf und der Gasaustausch ist nicht mehr so gut. Der Körper reagiert nach einer Weile, manchmal mit Bronchitis, manchmal mit chronischer Bronchitis, manchmal auch mit Emphysemen, oder auch mit Lungenkrebs. Also ist besonders wichtig: nicht Rauchen! Und wenn du mal geraucht hast: Yoga hilft deinem Lungengewebe, sich zu regenerieren.

Also über Yoga, übe jeden Tag Atemübungen, dann hast du eine Menge getan für ein gesundes Atmungssystem. Leider ist Yoga keine vollständige Vorbeugung gegen Erkältungskrankheiten, aber man sagt ja, eine Erkältung ab und zu ist vorbeugend gegen Autoimmunerkrankungen, weil das dem Immunsystem auch etwas zu tun gibt. Trotzdem gilt auch: Menschen, die Yoga üben, Atemübungen machen, bekommen auch seltener Erkältungskrankheiten, und wenn sie kommen, dann gehen sie schneller wieder weg.

Zusammenfassung:

Singen hilft richtig zu atmen
  • Aufgabe des Atmungssystems: Transport von Sauerstoff in den Blutkreislauf und Abtransport von CO², Ermöglichen von Riechen und Schmecken, beim Menschen auch die Sprache und das Singen
  • Bestandteile des Atmungssystems: Nase mit Nasenhöhle und Nasennebenhöhlen (auch mit den Verbindungen zum Ohr, die Ohrtrompete/Eustachische Röhre zum Druckausgleich), dann Rachen, dann Kehlkopf, dann Luftröhre, dann Bronchien und Bronchiolen (Bronchialbaum), dann Alveolen
  • Atmung geschieht über Zwerchfell und über die Zwischenrippenmuskulatur, wie auch über die Atemhilfsmuskulatur. Man kann Bauchatmung, Brustatmung und Lungenspitzenatmung unterscheiden.
  • Es gibt verschiedene Atemvolumina: normalerweise atmest du etwa 0,5 Liter Luft ein und aus, wovon 150ml nicht zu den Alveolen selbst kommen. Du kannst nach dem normalen Ausatmen nochmal etwa 1 Liter ausatmen (=Ausatmungsreservevolumen, auch expiratorisches Reservevolumen genannt). Nach dem Ausatmen bleibt noch die Residualluft/das Residualvolumen, die Restluft von etwa 1,2 Litern in der Lunge. Nach dem normalen Einatmen könntest du noch mehr einatmen, die sogenannte Einatmungsreserve (das inspiratorische Reservevolumen, IRV), zwischen 1 und 3 Litern. Die Vitalkapazität ist zusammengesetzt aus Einatmungsreserve, normaler Atemluft und Ausatmungsreserve.
  • Die Vitalkapazität gilt es zu trainieren, durch Atemübungen mit Luft anhalten, tiefer Bauchatmung, vollständiger Atmung, durch Asanas, durch Dehnung des Brustraumes, und durch Ausdauertraining sowie Tiefenentspannung, damit der Körper den Trainingsreizen auch gut folgen kann. Übe also Yoga, und so hast du viel getan für dein Atemsystem.

Hinweise

Bei Yoga Vidya gibt es in jeder Yogastunde Atemübungen. Es gibt aber auch spezielle Seminare, wo Atemübungen besonders unterrichtet werden, unter anderem Kundalini Yoga Seminare, auch Atemkursleiter-Ausbildungen oder auch Pranayama-Weiterbildung für Yogalehrer oder zum Unterrichten von fortgeschrittenem Pranayama für ausgebildete Yogalehrer. Informationen darüber findest du im Internet bei Yoga Vidya. Wenn du Yogalehrer bist und Interesse daran hast, wie du mit Yoga verschiedenen Erkrankungen des Atemsystems vorbeugen kannst, oder wie du die Yogaübungen anpassen musst, wenn deine Teilnehmer bestimmte Erkrankungen haben, gibt es auch die einwöchige Weiterbildung „Yoga bei Erkrankungen des Atmungssystems“.

Video - Das Atmungssystem und Yoga

Hintergrundwissen Pranayama

Auszug aus dem Buch "Das Große Yoga Vidya Pranayama Buch" von Sukadev Bretz, Copyright Yoga Vidya Verlag.

Wie und warum wirken Yoga-Atemübungen so großartig – nicht nur für mehr Energie, sondern auch physiologisch? Wie ist unser Atmungssystem aufgebaut und wie funktioniert es?

Die Atmung dient dazu, Sauerstoff in den Körper zu bringen und Kohlendioxid hinaus zu befördern. Das Atmungssystem ist genial dafür, diese Aufgabe zu erfüllen. In den Muskeln, in den Organen, für alle Lebensvorgänge - überall wird Sauerstoff gebraucht für die notwendige Energie, damit der Organismus funktionieren kann. Aus Kalorien plus Sauerstoff entsteht Energie plus Kohlendioxid. In der ersten Kurseinheit hatte ich ja schon kurz gesprochen über die Atemmuskeln: Zwerchfell, Zwischenrippenmuskeln, Atemhilfsmuskeln. Das Atmungssystem ist kurz zusammengefasst wie folgt aufgebaut:

- Beim Einatmen gelangt die Luft zunächst in die Nasendurchgänge, die mit Schleimhäuten mit Flimmerhärchen ausgestattet sind.
- Von dort geht der Atemstrom weiter hinunter durch die Luftröhre, die ebenfalls Schleimhäute und Flimmerhärchen hat.
- Die Luftröhre führt in die Lungen.
- In den Lungen befinden sich die luftleitenden Anteile der Lunge, die Atemwege, die großen Bronchien und die Bronchiolen.
- Die Bronchiolen münden in die Alveolen, die Lungenbläschen.
- In die Alveolen münden auch die Blutgefäße in feinsten Verästelungen, den Kapillaren.
- Diese nehmen den Sauerstoff auf und geben das Kohlenstoffdioxid ab.
- Über die Ausatmung wird dann das Kohelnstoffdioxid abtransportiert.

Damit in den Alveolen ein guter Gasaustausch stattfinden kann, muss die Luft rein, warm und angefeuchtet sein. Damit dies gewährleistet ist, besitzt der Körper mit den Schleimhäuten eine wunderbare Konstruktion. Die Schleimhäute mit Flimmerhärchen und Schleim beginnen in der Nase. Der Schleim sorgt dafür, dass Partikel dort hängen bleiben – wenn wir also unreiner Luft mit verschiedenen Partikeln ausgesetzt sind, werden zum Beispiel Staub- und Sandpartikelchen in den Schleimhäuten festgehalten. Den Schleim kann man entweder beim Schnäuzen ausscheiden, oder wenn man ihn schluckt, wird er im Magen absorbiert und der Rest über den Stuhlgang ausgeschieden. Die Schleimhäute gehen aber noch weiter. Sie finden sich auch in der Luftröhre und auch noch in den großen Bronchien. Auch dort werden weiter Partikelchen herausgefiltert, wird angefeuchtet, wird aufgewärmt, so dass bei den Alveolen schließlich ganz reine Luft mit hoher Luftfeuchtigkeit und in Körpertemperatur ankommt.


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Aufbau und Funktion des Atmungssystems

Lungen Atmung Atemorgane Anatomie.jpg

1. Sinuse (Höhlen): frontal, maxillar und sphenoidal; Hohlräume im Hirnschädel. Sie werden durch eine schmale Öffnung mit der Nasenhöhle verbunden. Ihre Funktionen sind noch nicht völlig erforscht, aber sie umfassen die Temperaturregelung, die Befeuchtung der eingeatmeten Luft sowie das Auflockern der Knochenstruktur des Schädels. Außerdem liefern sie Resonanzraum für die Stimme.

2. Nasenhöhle: Durch sie strömt die Außenluft in das Atmungssystem ein. Die Haare, die ihre Innenwände auskleiden, sind Teile des Luftreinigungssystems.

3. Die Luft dringt auch durch die Mund(Oral)höhle ein, besonders bei Menschen, welche die Gewohnheit haben, durch den Mund zu atmen oder wenn die Nasenwege, etwa bei Erkältung, zeitweise verstopft sind.

4. Rachenmandeln (Adenoide) sind überwachsene Lymphgefäße an der Spitze der Kehle. Wenn sie den Atem behindern, werden sie gewöhnlich entfernt. (Das Lymphsystem besteht aus Knoten, verbindet die Gewebe und transportiert Flüssigkeit durch den Körper. Dieses System hilft bei der Infektionsabwehr, indem es Fremdkörper, auch Bakterien, herausfiltert und Zellen (Lymphozyten) erzeugt, die die Krankheitserreger bekämpfen.)

5. Gaumenmandeln (Tonsillen): sind Lymphknoten an den Wänden der Kehle, die sich oft entzünden (wichtige Abwehrstationen im Körper!).

6. Kehle (Pharynx): Hier sammelt sich die durch Mund und Nase eingetretene Luft und wird in die Luftröhre (Trachea) weitergeleitet.

7. Kehldeckel (Epiglottis): ist ein Gewebelappen, der sich am Eingang zur Trachea befindet und sie verschließt, wenn irgendetwas, das in den Ösophagus oder Magen gelangen soll, verschluckt wird.

8. Kehlkopf (Larynx): enthält die Stimmbänder. Dort erzeugt die bewegte eintretende Luft die Töne.

9. Speiseröhre (Ösophagus): führt von Mund und Hals zum Magen.

10. Luftröhre (Trachea): führt vom Hals zur Lunge.

11. Lymphknoten: an den Wänden von Bronchialtuben und Trachea.

12. Rippen: sind Knochen, die die Brusthöhle stützen und schützen. Sie sind in einem beschränkten Ausmaß beweglich und helfen den Lungen, sich auszudehnen und zusammenzuziehen.

13. Die Luftröhre (Trachea teilt) sich in zwei Hauptbronchien (Tuben). Jede von ihnen versorgt einen Lungenflügel. Sie teilen sich wieder in drei rechte und zwei linke Lobarbronchien, welche sich ihrerseits immer weiter verzweigen.

14. Die rechte Lunge ist in drei Lappen (Flügel) oder Abschnitte unterteilt. Jeder ist wie ein Ballon mit schwammigem Gewebe gefüllt. Durch eine Öffnung des Bronchus strömt die Luft ein und aus.

15. Die linke Lunge gliedert sich in zwei Lappen.

16. Als Pleura (Lungenfell oder Brustfell) werden die zwei Membrane, die jeden Lungenlappen umgeben und die Lunge von der Brustwand trennen, bezeichnet.

17. Die Bronchialtuben sind mit Flimmerhärchen ausgekleidet, die sich wellenförmig bewegen. Diese Bewegung befördert Schleim nach oben in die Kehle, von wo er entweder herausgehustet, herausgespuckt oder verschluckt wird. Mit dem Schleim werden viele Bakterien, Staub oder andere unerwünschte Substanzen, die in die Lungen eingedrungen waren, aus dem Körper entfernt.

18. Zwerchfell (Diaphragma): eine starke Muskelplatte, die Brust- und Bauchhöhle trennt. Beim Einatmen bewegt es sich nach unten, und die Lungen dehnen sich aus.

19. Die kleinste Verzweigung der Bronchien werden Bronchioli genannt. An ihrem Ende befinden sich die Alveolen (Lungenbläschen).

20. Die Alveolen sind sehr kleine Luftsäckchen, in die die eingeatmete Luft strömt. Die Kapillaren sind Blutgefäße in den Wänden der Alveolen. Das Blut fließt durch die Pulmonar-Arterie in die Kapillaren und durch die Pulmonar-Vene in die entgegengesetzte Richtung. Das Blut entlädt seinen Kohlendioxydanteil durch die Kapillarwände in die Alveolen und nimmt aus der in den Alveolen sich befindenden Luft neuen Sauerstoff auf.

Zweitrangige Funktionen und Aktivitäten des Atmungssystems

  • Niesen und Husten: Diese Reflexe entstehen durch Reizungen der Nasenhöhlenwand oder niederer Regionen des Atmungskanals. Ihre Funktion ist es, störende Bestandteile zu entfernen. Beide beginnen mit einer kurzen Einatmung, gefolgt vom Zusammenziehen der Stimmbänder (die so die Lunge nach außen abschließen) und einem mächtigen Ausatmen. Da das Ausatmen beigeschlossenen Atmungswegen beginnt, wird ein hoher Druck innerhalb der Lunge erzeugt. Dann trennen sich die Stimmbänder, und ein starker Luftstoß fegt das Störende aus Nase und Mund heraus.
  • Gähnen, Seufzen, Schluckauf: Das sind Atmungsreflexe, deren Bedeutung und Entstehung unbekannt sind. Gähnen könnte eine indirekte Atmungsreflexantwort sein, die dazu dient, den Kreislauf anzuregen. Die Tatsache, dass sich dabei manchmal der Körper streckt, könnte diese Feststellung unterstreichen.
  • Sprechen und Singen: Töne werden durch die Schwingungen der Stimmbänder erzeugt, welche von der ausgeatmeten Luft in Bewegung gesetzt werden. Die Qualität des Tones hängt vom Spannungsgrad der Stimmbänder ab, den wir willentlich verändern können. Ebenso ist es offensichtlich, dass wir die Atembewegungen kontrollieren müssen, um den weiten Bogen der menschlichen Stimmöglichkeiten ausschöpfen zu können.
  • Die Kopfsinuse: Hinter den Stirn- und Kieferknochen befinden sich einige luftgefüllte Höhlen, die Stirnhöhlen und Nebenhöhlen (Sinus Maxillarais). Viele von uns wissen nicht, dass es diese Höhlen gibt, aber einige werden durch jahrzehntelange Sinusbeschwerden (Sinusitis = Nebenhöhlenentzündung) sehr unangenehm an sie erinnert. Die Kopfhöhlen sind mit einer dünnen Membran ausgekleidet und durch einen schmalen Durchgang mit dem oberen Teil der Nasenhöhle verbunden. Durch diese Durchgänge gelangen manchmal Bakterien in die Höhlen und rufen Entzündungen oder Infektionen hervor.
  • Unterstützung von Blut- und Lympströmen: Die Atembewegungen unterstützen auch den Strom des venösen Blutes und der Lymphe. Diese Unterstützung ist durch Druckwechsel in der Brust- und Bauchhöhle möglich. Während der Einatmung sinkt der Druck in der ersteren, steigt aber in der letzteren an. Dies wird durch die Senkung des Zwerchfells bewirkt, welches die Bauchorgane bis zu einem gewissen Grad zusammenpreßt. Durch die Druckveränderung werden die dünnwandigen Venen und Lymphgefäße in der Brusthöhle ausgedehnt und im Bauch zusammengepreßt. Die Ausatmung hat umgekehrte Wirkung, da der Druck in die andere Richtung verläuft. Wenn die Gefäße sich erweitern, dringt mehr Blut von unten in sie ein, und wenn sie zusammengepreßt werden, fließt der Blutstrom nach oben. Diese zusätzliche Rumpfbewegung bei jedem Atemzug unterstützt den Blutstrom zurück zum Herzen und den Lymphstrom zum Blut.

Erkrankungen des Atemtrakts

Röntgenbild der Lungen bei einer Lungenentzündung

Asthma

Bezeichnet einen plötzlicher Anfall von Luftknappheit, schwerer, kurzer Atem, Atemnot. Die Griechen haben ein Wort dafür. Asthma bedeutet im Griechischen "nach Luft ringen".

Anfälligkeit für Asthma

Asthmatiker sind meist allergisch gegen bestimmte Substanzen in Luft, Umwelt oder Nahrung. Dies kann sich zunächst in Hautausschlägen und Heuschnupfen zeigen. Die Anfälligkeit für Asthma scheint meist ererbt zu sein. Folgende Faktoren begünstigen das Auftreten von Asthma: Stress, schlechte Atemgewohnheiten, falsche Ernährung, mangelnde Bewegung, emotionelle und geistige Probleme.

Auftreten von Asthma

Ein Mensch kann an einer milden chronischen Form leiden oder an plötzlichen schweren Anfällen. Diese Asthmaanfälle können zu jeder Jahreszeit auftreten und Minuten, Stunden oder Tage dauern. Meistens kommt es in der Nacht zu einem Anfall. Bei einem schweren Asthmaanfall hat der Patient das Gefühl zu ersticken. Er kann nicht genug Luft bekommen und ist auch unfähig, sie ausreichend auszuatmen. Gewöhnlich hustet er stark und hat einen weißen Schleimauswurf. In der Bemühung, besser zu atmen, setzt sich der Patient gewöhnlich auf oder er steht. Er schwitzt und seine Haut färbt sich bläulich. Sein angestrengtes Keuchen kann oft weithin gehört werden.

Asthma ist ein Ergebnis von Reizung aufgrund einer allergischen Reaktion auf verschiedene Substanzen - bestimmte Pollen, Tierhaare, Staub, Federn usw. - oder chemische bzw. mechanische Reizstoffe wie Rauch, Luftverschmutzung und andere. Man weiß, dass Asthma oft eine Reaktion auf eine körperliche Infektion, besonders eine Infektion der Atemwege wie Erkältung oder Bronchitis ist. Man nimmt an, dass eine asthmatische Reaktion durch Bakterien, gegen die das Individuum allergisch ist, hervorgerufen wird. Gefühlsmäßige Stimuli können bei Personen, die aufgrund von allergischen Reaktionen asthmakrank sind, Anfälle hervorrufen.

Wirkung von Asthma

Asthma ist eine Atemschwierigkeit, die durch Verstopfung der Bronchiolen auftritt. Diese Wege können durch Muskelkrämpfe, Schwellungen der Schleimmembranen, die sie auskleidet, durch Entzündungen in den Bronchiolen und vergrößerte Mengen von Schleim vereingt sein. Trotz der quälenden Anfälle ist Asthma selten tödlich. Nach einem Anfall können Brustschmerzen auftreten, aber Röntgenuntersuchungen zeigen, dass die Lungen in den ersten Stadien der Krankheit gewöhnlich keinen Schaden erleiden. Bei Kindern verschwindet die Krankheit häufig, sobald sie das Teenageralter erreichen. Solche Heilungen treten manchmal auch bei Erwachsenen auf.

Während eines schweren Asthmaanfalles kann der Arzt dem Patienten Injektionen geben, um die Qualen zu erleichtern. Öfter haben Corticosteroide bei langandauernden Anfällen geholfen. Heutzutage können Ärzte Asthmaopfern schnell Erleichterung verschaffen und vielleicht fähig sein, weitere Anfälle zu verhindern.

Verhalten bei Asthma

1. Den Arzt aufsuchen, um eine richtige Diagnose und wirkungsvolle Behandlung des Leidens zu gewährleisten. Der Hausarzt kann zu einer speziellen Diagnose an einen Allergiespezialisten weiterempfehlen. 2. Keine Medikamente oder Sedativa ohne die Erlaubnis des Arztes einnehmen. Viele Medikamente, z.B. die auf Pferdeserum basierende Tetanusimpfung, sind für die meisten Menschen harmlos, können aber bei Asthma schwere Anfälle hervorrufen. 3. Bevor man in ein anderes Klima auswandert, sichergehen, dass nicht eine Krankheitsursache durch eine andere vertauscht wird. Man kann Informationen über den Blütenstaubanteil der Luft in verschiedenen Gebieten bekommen. 4. Eine entspannte Geisteshaltung hilft sowohl Anfälle zu verhindern, als auch sie zu verkürzen. Es nützt nichts, sich über Asthma Sorgen zu machen. Sich nicht sorgen hilft. 5. Der Arzt weiß am besten, wie die meisten Anfälle zu vermeiden oder zu erleichtern sind. Bei richtiger ärztlicher Behandlung können die meisten Asthmatiker ein angenehmes normales Leben führen. 6. Regelmäßiges Pranayama, richtige Ernährung, Asanas, Tiefenentspannung, Meditation und positives Denken sind wirkungsvolle Mittel, um Asthma vorzubeugen.

Emhysem

Bei einem Emphysem kommt es zu Atemschwierigkeiten. Das erste Anzeichen ist Kurzatmigkeit - nicht nur Atemknappheit wie beim Treppensteigen, sondern quälende und ungewöhnliche Atemlosigkeit. Manchmal kommt es zu Hustenanfällen, besonders wenn das Leiden durch chronische Bronchitis erschwert wird.

Beschreibung

Ein Emphysem ist eine Art Lungenschaden. Seine Auswirkungen können fast unmerklich sein. Die Krankheit kann sich verschlimmern, das dauert aber gewöhnlich Monate oder Jahre. Sie kann zu einer echten Behinderung werden und Arbeit sowie Vergnügungen beeinträchtigen. Die Atmung kann durch medizinische Behandlung, körperliche Übungen und Training verbessert werden. Personen, die an Emphysemen leiden, kann geholfen werden, mit ihrer Behinderung umzugehen.

Ursachen

Viele Ärzte glauben, dass Zigarettenrauch die Ursache dieser Krankheit ist. Es ist eine Tatsache, dass Menschen, die rauchige und verschmutzte Luft einatmen, öfter Emphyseme bekommen als andere. Es gibt auch ererbte Anfälligkeit, hervorgerufen durch einen Mangel an bestimmten Substanzen im Körper, der dazu führt, dass junge Menschen an einem Emphysem erkranken. Es wird nicht durch Bazillen oder andere Menschen übertragen. Kein Einzelereignis ist die Ursache, sondern eine Reihe von Umständen sind nötig, um es hervorzurufen.

An Emphysemen schienen einst meistens Menschen in mittleren Jahren und ältere Menschen zu erkranken, jene, die lange genug gelebt hatten, um eine lange Geschichte von Atembeschwerden, Infektionen, wiederholten Anfällen von Bronchitis und dergleichen mehr hinter sich zu bringen. Aber auch junge Menschen ohne eine solche Geschichte können dieses Leiden bekommen. Jedoch kann eine lange Reihe von Brustbeschwerden die Krankheit begünstigen. Die wichtigste Ursache sind eingeatmete Schadstoffe, besonders beim Zigarettenrauchen.

Vorgang

Die Wände einiger Lungensäcke sind niedergebrochen. Die Luft ist in ihnen gefangen. Ausatmen übt auf die Luftwege (Bronchien, Bronchiolen) einen zusammenpressenden Druck aus. Wenn die Luftwege geschwächt sind, können sie sich verschließen. Dadurch wird noch mehr Luft eingefangen. Wenn die Wände der Luftsäcke zerstört sind, werden auch die dazugehörigen Blutgefäße in Mitleidenschaft gezogen. Die Anzahl der Gefäße, die Blut zu den Lungen und von diesen wegführen, ist somit verringert. Das bedeutet, dass der Körper weniger Chancen hat, mit dem Sauerstoff, den er braucht, versorgt zu werden.

Eingefangene Luft: Überall, wo abgestandene Luft eingefangen ist, kann keine frische Luft mehr hingelangen. Die Lungen können an der beschädigten Stelle ihre Funktion, nämlich vom Körper benötigten Sauerstoff aus der frischen Luft zu gewinnen, nicht erfüllen. Die Lungen müssen sich des unnützen Gases entledigen (Kohlendioxyd), indem sie es vom Blut in die Luft abgeben. Dann müssen sie die abgestandene Luft herauslassen, um Platz für die frische, sauerstoffreiche Luft zu schaffen. Ein Emphysem verhindert das alles.

Wenn ein Teil der Lunge geschädigt ist, müssen die gesunden Teile angestrengter und schneller arbeiten, um den Verlust an Atemkraft auszugleichen. Das Herz arbeitet härter und wird vielleicht überanstrengt. Wenn sich das Leiden verschlimmert, ist es möglich, dass die Person um jeden Atemzug ringen muß.

Erkältung, Grippe, Bronchitis, Lungenentzündung, Stirnhöhlenentzündung

Erkältung und grippale Infekte

Erkältung (grippaler Infekt) und Grippe werden durch verschiedene Viren hervorgerufen. Die echte Grippe wird durch Influenzaviren hervorgerufen. Da diese Viren sich ständig verändern, ist man nach einer überstandenen Grippe nicht immun gegen weitere Infektionen, wie dies bei anderen Viruserkrankungen der Fall ist. Die rasche Veränderlichkeit der Grippeviren ist auch der Grund, weshalb eine Grippeimpfung immer nur für die laufende Saison schützt.

Grippale Infekte können durch eine Reihe verschiedener Viren (z.B. Rhinoviren, Adenoviren etc.) hervorgerufen werden. Die Ansteckung erfolgt meist durch Tröpfcheninfektion oder Schmierinfektion. Bei der Tröpfcheninfektion werden die Viren einer infizierten Person durch Niesen oder Sprechen durch die Luft gewirbelt und von gesunden Personen durch die Atemwege aufgenommen. Bei der Schmierinfektion werden die Viren über Händeschütteln, Anfassen von Klinken, etc. übertragen. Die diversen Wissenschaftler streiten sich, ob Tröpfchen- oder Schmierinfektion wichtiger ist. Um Schmierinfektionen zu vermeiden, sollte man mindestens 4-5 Mal täglich die Hände waschen, und grundsätzlich nie mit den Händen den Mund oder die Nase berühren bzw. die Augen reiben.

Beim grippalen Infekt (Erkältung) werden zunächst Nasen- und Rachenschleimhaut befallen. Diese schwellen an und produzieren vermehrt Sekret. Das Abwehrsystems des Körpers wird alarmiert, und es kommt zu Allgemeinbeschwerden wie Abgeschlagenheit und Fieber. Besonders häufig treten Erkältungskrankheiten in den Wintermonaten auf. Häufig kommt es zu regelrechten Epidemien. Kinder erkranken dabei weitaus häufiger als Erwachsene. Ein geschwächtes Immunsystem begünstigt die Ausbreitung der Viren.

Je nach Art des Virus können folgende Beschwerden auftreten:

  • Schnupfen
  • Husten
  • Heiserkeit
  • Halsschmerzen
  • Glieder- und Kopfschmerzen
  • Schüttelfrost
  • Fieber
  • Abgeschlagenheit

Beim grippalen Infekt klingen die Beschwerden nach einigen Tagen von selbst ab. Die echte Grippe kommt in der Regel plötzlich von einem Tag auf den anderen (daher kann man sie gut von der Erkältung unterscheiden). Sie dauert in der Regel länger und führt zu stärkeren Beschwerden, meist höherem Fieber und starker Schlappheit. Aus den mehr oder weniger harmlosen Beschwerden können durch Ausbreitung der Viren und zusätzlichen Bakterienbefall auch ernsthafte Erkrankungen werden. Dabei treten u.a. Erkrankungen wie Mandelentzündung, Mittelohrentzündung und Nebenhöhlenentzündung auf. Gefürchtete Komplikatio-nen sind Lungenentzündung und Hirnhautentzündung, die auch zum Tode insbesondere bei älteren und geschwächten Menschen führen können. Nach einer Grippe fühlt man sich meist noch längere Zeit müde und abgeschlagen.

Was man tun kann

Vom schuldmedizinischen Standpunkt aus:

  • Warmhalten, jedoch nicht schwitzen (außer bei einer Schwitzkur mit heißem Bad und heißem Tee; anschließend 2 Stunden Bettruhe)
  • Körperliche Schonung. bei Fieber Bettruhe
  • Wichtig ist, ausreichend zu trinken, damit der Schleim sich verflüssigt
  • Für ausreichende Luftfeuchtigkeit sorgen, dann können die feinen Härchen in den Bronchien die Fremdstoffe besser abwehren
  • Dampfbäder oder Inhalationen (z.B. mit Kamille oder ätherischen Ölen), um die Atemwege zu be-feuchten und um die Wirkung der Inhaltsstoffe auszunutzen, z.B. die entzündungshemmende Wirkung der Kamille
  • Brust und Rücken mit Erkältungsbalsam einreiben. Die darin enthaltenen ätherischen Öle (z.B. Eukalyptus, Thymian) wirken schleimlösend, antibakteriell und krampflösend
  • Gegen Husten helfen schleimlösende Präparate mit Ambroxol, Acetylcystein oder pflanzlichen Wirkstoffen. Hustenbonbons oder Pastillen halten die Atemwege feucht und fördern die Durchblutung
  • Bei Schnupfen kann man gefäßverengende oder homöopathische Nasentropfen einsetzen sowie mineralische Nasensalben
  • Halslutschtabletten zum Desinfizieren, Schmerzbetäuben oder Feuchthalten des Rachens lindern Halsschmerzen
  • Gegen Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen helfen Präparate mit Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Paracetamol
  • Gegen die Ursache der Erkrankung, den Virus, gibt es keine Medikamente; man kann jedoch die einzelnen Beschwerden bekämpfen
  • Es gibt auch sogenannte Grippemittel, die gleichzeitig verschiedene Wirkstoffe gegen Schnupfen, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Husten enthalten. Diese Mittel sind jedoch nur sinnvoll, wenn auch all diese Beschwerden auftreten
  • Gegen die typischen Erkältungssymptome werden häufig auch homöopathische Mittel eingesetzt.

Vom yogischen Standpunkt aus: Erkältung ist eine gute Reinigung für den ganzen Organismus und hilft, wieder neue Kraft und Energie aufzutanken. Ruhe ist hier besonders wichtig.

  • Drei Mal täglich Gurgeln mit lauwarmem Salzwasser (1/2 Teelöffel Salz auf 0,2l)
  • Drei Mal täglich Jala Neti (Nasenspülung mit Salzwasser)
  • Drei Mal täglich Inhalieren mit Wasserdampf (eventuell mit Kamille, Thymian, Teebaumöl, Tigerbalsam, Eukalyptus, o.ä.).
  • Vorwärtsbeuge und Drehsitz lange halten. (Bei starker körperlicher Schwäche oder Fieber weglassen).
  • Pranayama, soweit wie angenehm
  • Liegendes Pranayama: Einatmen, anhalten, ausatmen, jeweils so langsam wie vollkommen angenehm, mehrmals am Tag 10 Runden
  • Fasten mit Frucht- oder Gemüsesäften. Falls das nicht möglich ist: Nur Obst oder nur Rohkost, in jedem Fall keine Milchprodukte
  • Viel Trinken
  • Ausruhen, viel Schlaf
  • Tiefenentspannung mehrmals
  • Eventuell Vitamin C, Echinacea, und andere immunstärkende Mittel aus der Naturheilkunde

Anmerkung: Manchmal ist Erkältung einfach eine Reinigung des Organismus, oder eine Gelegenheit, geistig zur Ruhe zu kommen, die man als solches willkommen heißt.

Wann man zum Arzt/Heilpraktiker muss:

  • Wenn die Beschwerden sich nach einigen Tagen nicht bessern.
  • Wenn sehr starke Beschwerden auftreten, z.B. hohes Fieber oder starke Halsschmerzen, die auf eine echte Grippe bzw. eine Mandelentzündung hindeuten.
  • Bei Ohrenschmerzen.
  • In der Schwangerschaft; wenn Säuglinge und Kleinkinder erkrankt sind oder geschwächte, ältere Patienten.

Was der Arzt/Heilpraktiker tun kann:

  • Der Arzt kann das Ausmaß der Beschwerden feststellen und Medikamente gegen die entsprechenden Symptome verordnen. Wenn es sich um die "echte" Grippe (Influenza) handelt, gibt es Medikamente, die die Symptome abschwächen können, wenn sie innerhalb der ersten 48 Stunden genommen werden.
  • Wenn zu der Virusinfektion noch eine bakterielle Infektion hinzugekommen ist, werden oft Antibiotika verordnet. Diese sollten aber nur bei stärkeren Beschwerden genommen werden.

Vorbeugung:

  • Stärkung des Immunsystems (Abwehrsteigerung)
  • Weder zu leichte noch zu warme Kleidung tragen
  • Zu erkrankten Personen Abstand halten
  • Gegen die echte Grippe ist eine Impfung mit dem jeweils "aktuellen" Grippevirus möglich. Diese muss jährlich wiederholt werden. (Ihr Arzt berät Sie). Aber auch die Grippeimpfung hat ihre Probleme: Wenn die Erkältung weiter wandert in die Bronchien, kann sich eine Bronchitis (s.u.) entwickeln. Diese kann sich bis zur Lungentzündung verschlimmern. Lungenentzündung kann lebensgefährlich sein.

Bronchitis

Bronchitis ist eine Entzündung der Bronchialtubenauskleidung. Diese Tuben, die Bronchien, verbinden die Luftröhre mit der Lunge. Wenn sie entzündet und infiziert sind, ist die Luftzufuhr zu den Lungen erschwert, und zäher Schleim wird ausgehustet. Viele Menschen leiden bei ernsthaften Erkältungen an kurzen Anfällen akuter Bronchitis, begleitet von Fieber, Husten und Schleimauswurf. Das Leiden wird chronische Bronchitis genannt, wenn Husten und Auswurf monatelang andauern und Jahr für Jahr wiederkommen; im allgemeinen dauert die Krankheit jedesmal etwas länger.

Anfälligkeit

Chronische Bronchitis ist fast immer mit starkem Zigarettenrauchen verbunden. Sie beginnt oft in mittleren Jahren und wird, wenn das Opfer nicht im frühen Krankheitsstadium ärztliche Hilfe in Anspruch nimmt, immer schlimmer. Ungefähr dreimal so viele Männer wie Frauen erkranken an chronischer Bronchitis. Die meisten Kranken leben in Städten, in denen die Luftverschmutzung ein Problem ist.

Ernsthaftigkeit der Krankheit

Weil man Bronchitis nicht als tödliche Krankheit ansieht, wird sie oft solange vernachläßigt, bis sie sich in einem fortgeschrittenen Stadium befindet. Oft sind zu dem Zeitpunkt, an dem der Patient seinen Arzt aufsucht, seine Lungen schon sehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Dann ist er sehr anfällig für ernste Lungenkrankheiten oder Herzfehler.

Symptome

Chronische Bronchitis bricht nicht plötzlich aus. Nachdem eine Wintererkältung ausgeheilt scheint, kann der Patient weiterhin einige Wochen lang Husten oder Auswurf haben. Da Menschen, die an chronischer Bronchitis erkranken, fast immer Raucher sind, wird der Husten fälschlicherweise nur für "Raucherhusten" gehalten. Nach einiger Zeit werden die Erkältungen schwerer, Husten und Auswurf dauern immer länger.

Ohne dass er sich dessen bewußt wird, beginnt der Patient seinen Husten und seinen Auswurf als etwas Selbstverständliches anzusehen. Bald leidet er fortwährend daran, vor der Erkältung, während der Erkältung, nach der Erkältung, das ganze Jahr über. Im allgemeinen ist der Husten am Morgen und Abend und bei feuchtem, kaltem Wetter am schlimmsten.

Ursachen

Die Bronchialtuben von Menschen mit chronischer Bronchitis können am Anfang durch Bakterien gereizt worden sein. Oder die Störung kann während einer anderen Krankheit wie Grippe oder Mandelentzündung begonnen haben. Die häufigsten Ursachen der Reizung sind jedoch Zigaretten und Luftverschmutzung. Wenn die Bronchialtuben über einen längeren Zeitraum hinweg gereizt wurden, wird enorm viel Schleim ausgeschieden, die Wände verdicken sich. Der Patient bekommt einen Reizhusten, der Luftstrom wird behindert, und die Lunge ist in Gefahr. Die Tuben sind dann ein idealer Brutplatz für Infektionen.

Behandlung

Die Entdeckung der Antibiotika war für die Behandlung der chronischen Bronchitis von äußerster Wichtigkeit. Mit Hilfe der Medikamente können auch schwere und langandauernde Infektionen überwunden werden. Sie ermöglichen es einem Patienten, nach einem akuten Anfall schneller wieder auf die Beine zu kommen.

Um chronische Bronchitis auszuheilen und ihr vorzubeugen, ist es nötig, alle Infektionen in Nase, Hals, Mund, Sinusen und Bronchialtuben auszuschalten. Das bedeutet, dass der Patient Rauchen aufgeben muß. Ein Raucher braucht nur in ein Krankenhaus zu gehen und die fortgeschrittenen Fälle chronischer Bronchitis zu sehen, um sofort mit dem Rauchen aufzuhören.

Wenn der an chronischer Bronchitis Leidende während seiner Arbeit Staub und Rauch ausgesetzt ist, wird ihn sein Arzt dazu drängen, den Arbeitsplatz zu wechseln. Das ist natürlich leichter zu raten als auszuführen. Alle Patienten können und müssen jedoch eine gesundheitsfördernde Routine folgen, denn ein verbesserter allgemeiner Gesundheitszustand verstärkt die Widerstandskraft des Körpers gegenüber Erkältungen und anderen Infektionen.

Bei chronischer Bronchitis: Ein guter Gesundheitsplan für jede Person, die an bronchialer Infektion leidet, sollte folgende Regeln beinhalten: 1. Bei Beginn jeder Erkältung oder Ateminfektion zum Arzt; auch die leichteste Erkältung ernstnehmen. 2. Nichtrauchen. 3. Vermeidung von Fettleibigkeit. 4. Täglich leichte Körperübungen ausführen, ohne übermäßige Ermüdung. 5. Beratung über Grippeimpfung. 6. Vermeidung von Ansteckung durch Erkältung und Grippe.

Hyperventilation (Atemneurose)

Übermäßige Steigerung der Atmung. Eine Steigerung der Atemzüge und eine Vertiefung der Atmung hat eine Verringerung des normalen Kohlendioxydgehalts zur Folge. Hyperventilation kann von Schwimmern absichtlich ausgeführt werden, welche annehmen, durch vorhergehende tiefe Atmung länger unter Wasser bleiben zu können. Bei Menschen, die an akuten neurotischen Ängsten leiden, tritt sie automatisch ein. Oft kann man hyperventilierenden Menschen helfen, indem man eine Hand auf den Bauch hält und sie mit sanfter Stimme dazu auffordert, langsam und tief auszuatmen.

Gefahr: Bei Schwimmern kann die Hyperventilation Ohnmacht und Ertrinken zur Folge haben.

Kapalabhati ist KEINE Form von Hyperventilation, da auf 60-150 schnelle Atemzüge eine Periode des Luftanhaltens folgt. Manche neuere Therapien benutzen Hyperventilation, um damit besseren Zugang zum Unterbewussten zu bekommen. Alle bei Hyperventilation gemachten Erfahrungen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

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