Mantras für die Meditation
Welches sind Mantras für die Meditation? Mit welchen der Mantras kann man meditieren? Und: Wie kann man die Mantras in der Meditation verwenden? Vieles dazu findest du unter dem Hauptartikel Mantra Meditation.
Mantras für die Meditation
- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -
- Welche Mantras kannst du für die Meditation verwenden?
- Was sind überhaupt Mantras?
- Wie kommst du zu deinem Mantra?
- Wie suchst du dein Mantra aus?
Mantra Meditation in verschieden Kulturen
Es gibt viele unterschiedliche Meditationstechniken. Die verbreitetste Meditation auf der ganzen Welt ist vermutlich die Mantrameditation. Menschen auf der ganzen Welt meditieren mit einem Mantra. In Indien ist die Mantra Meditation am populärsten. Im Hinduismus spielt sie für spirituelle Menschen die größte Rolle. Auch im Buddhismus, meditieren Menschen mit Mantras. In Form von einer Art Rezitation von Koran Versen ebenso bei den Moslems. Wir finden Mantras zudem auch bei den Sufis. Ebenfalls im Judentum und beispielsweise auch im Christentum, im immerwährenden Jesus Gebet. Das Ave Maria kann man als eine Art von Mantra Meditation bezeichnen. Im Yoga werden Sanskrit Mantras rezitiert. Sie werden seit Jahrtausenden gesprochen, und haben eine besondere Kraft.
Mantra Meditation im Vergleich mit anderen Meditationstechniken
Der Vorteil der Mantra Meditation ist, dass sie auch dann wirkt wenn man mal nicht so ganz konzentriert ist. Allgemein gilt, dass alle unterschiedlichen Meditationstechniken gut sind und irgendwann zur Erleuchtung führen. Die Mantra Meditation im speziellen hat ihren eigenen Charme und Schönheit und auch Bedeutung. Wenn man zum Beispiel einfach nur seinen Atem beobachtet und von null bis zehn zählst, dann wieder von vorne beginnst, mag das natürlich auch schon eine Hilfe sein für mehr Achtsamkeit. Kann dabei helfen, sich von Gedanken zu lösen. Spirituell inspirierend ist es jedoch nicht so sehr. Oder angenommen, du übst alleine mit dem Bodyscan, gehst von unten nach oben durch den Körper. Irgendwann ist das dann auch nicht mehr so inspirierend und dein Geist fängt an zu wandern. Ich (Sukadev) will jetzt nicht schlecht sprechen über die anderen Meditationstechniken, die ich ja auch selbst lehre und die vielen Menschen helfen. Ich will nur sagen, dass für die Mehrheit der Menschen langfristig die Kombinierte Mantra Meditation zur Haupttechnik wird. Über ein Mantra verbindet sich der Meditierende mit einer ganz besonderen spirituellen Kraft.
Die Kraft des Mantras und die Erfahrung des Göttlichen
Swami Sivananda hat ein Buch geschrieben, das [* Swami Sivananda: Japa Yoga Japa Yoga] heißt. Swami Vishnu Devananda zitiert es in seinem Buch „[* Swami Vishnudevananda:Meditation und Mantras Meditation und Mantras]“ an einigen Stellen. Swami Sivananda sagt dort „ ein Mantra wird so oder so, also bewusst oder unbewusst, korrekt oder inkorrekt ausgesprochen, dich zu Gott führen. Das sind erst mal große Aussagen. Aber wer mit einem Mantra meditiert kennt diese Phasen, wo der Geist nicht wirklich konzentriert war und der Meditierende zwischendurch Luftschlösser gebaut hatte, oder auch ein bisschen weggedöst ist. Wenn zwischendurch immer wieder das Mantra da war, fühlt man sich nach der Meditation spirituell stärker inspiriert.
Darüber hinaus hat das Mantra auch die Kraft, vor allem wenn es konzentriert wiederholt, von sich aus, dich ins Überbewusstsein hineinzuführen zur Erfahrung des Göttlichen. Deshalb ist Mantra Meditation aus gutem Grund für die meisten Menschen die effektivste Meditationsart und Technik. Es ist durchaus empfehlenswert, diese Form der Meditation über einen längeren Zeitraum zu üben. Natürlich kann man ja zusätzlich zur Mantra Meditation noch andere Meditationstechniken üben und auch im großen Spektrum der Mantra Meditationen gibt es sehr viele weitere Techniken. Bei Yoga Vidya gibt es auch den mehrwöchigen Kurs „Mantra-Meditationskurs“, in dem man noch sehr viel mehr über Mantras erfahren kann. Bei Yoga Vidya bieten wir zudem die fünf tägige Mantra Meditation Intensiv Woche an. Dabei geht es fünf Tage lang intensiv darum sich über mehrere Stunden täglich mit Mantra zu beschäftigen und zu üben. Auch während Asanas und Pranayama und während dem Spazierengehen wird das Mantra wiederholt. All das hilft einem wirklich tief in die Meditation hineinzugehen. Auch um vielleicht deine persönliche Mantra Meditationstechnik zu finden und die Erfahrung mit dem Mantra zu vertiefen.
In den Mantra Shastras wird gesagt, Mananat trajate iti mantraha . Das iti ist ein Mantra was, indem man es im Geist wiederholt –mananat- zur Befreiung führt –trajate-.
Sechs Aspekte des Mantras
In dieser Definition ist jede Wort- oder Silben Kombination, die indem du sie geistig wiederholst und dich zur Befreiung führen kann ein Mantra. In den Mantra Shastras wird auch darüber gesprochen, dass es sechs Aspekte eines Mantras gibt.
Rishi - dem das Mantra offenbart wurde
Ein Mantra hat einen Rishi. Also eine Person, der oder die das Mantra gefunden hat. Dem es offenbart und enthüllt wurde. Die alten Rishis waren in tiefer Meditation und darin wurde ihnen das Mantra offenbart. Sie gaben dieses Mantra ihren Schülern weiter. Diese haben es wiederholt und sind selbst zur Gottverwirklichung gelangt. So verbirgt sich hinter einem Mantra auch eine ganze Guru Linie. So viele Menschen, die dieses Mantra wiederholt haben und in deren Tradition es weitergegeben wurde. Wenn man ein Mantra wiederholt wird man dadurch inspiriert von den vielen Menschen, die durch die Mantra Wiederholung die Gottverwirklichung erreicht haben.
Der Klang eines Mantras
Zweiter Aspekt des Mantras ist Matra, der Klang eines Mantras. Wenn du ein Mantra wiederholst, dann entsteht dabei ein Klang. Beispielsweise, wer Om Namah Shivaya spricht, ist dort ein Klang, der auch messbar ist und digital beschrieben werden kann, zum Beispiel in Form von MP3 Dateien. Mantras wirken alleine schon durch ihren Klang. Wenn jemand ein Mantra wiederholt ohne dessen Bedeutung zu kennen, wird er trotzdem die Kraft des Mantras spüren. Deshalb sollte man auch Mantras in der Sprache wiederholen, in der sie geschrieben, in der sie ursprünglich dem Rishi enthüllt wurden. Es ist ein Unterschied, ob man sagt Om Namah Shivaya oder Ehrerbietung der allumfassenden göttlichen Güte. Das wäre die korrekte Übersetzung von Om Namah Shivaya. Aber nur Om Namah Shivaya hat die besondere Kraft des Klanges.
Ishta Devata
Ein dritter Teil eines Mantras ist Ishta Devata. Dies ist der Aspekt Gottes, zu dem du eine besondere Beziehung hast. Ishta heißt auch geliebt, Devata heißt Aspekt Gottes. In den Mantras liegen somit eingeschlossen auch bestimmte Ishta Devatas, kosmische Kräfte. Hinter Om Namah Shivaya gibt es Shiva. Om Namo Narayanaya ist der Aspekt Vishnus. Om Namo Bhagavate Vasudevaya ist Krishna. Du verbindest dich also auch mit einem bestimmten Aspekt Gottes, wenn du das Mantra wiederholst. Und dieser wird dich dann weiterführen zu Brahman, zum Ursprünglichen.
Bija - Same des Mantras
Ein Mantra hat auch ein Bija. Die Essenz oder auch der Same des Mantras. Bija kann in zwei Weisen interpretiert werden. Zum einen ist es die Essenz, wohin es geht. Bei den sogenannten Dhyana Moksha Mantras, also den Mantras, die man für Meditation verwendet und die zur Erleuchtung (Moksha) führen sollen, ist Bija letztlich die Gottverwirklichung. Du wiederholst das Mantra um zur Erleuchtung, zur Gottverwirklichung zu kommen. Es gibt auch Mantras, die andere Bjias haben. Beispielsweise Mantras, die dazu da sind die Feuer-Energie zu erhöhen, wie beispielsweise mit Ram. Oder die Wasserenergie, Vam. Oder dich in den Kontakt zu bringen mit dem göttlichen Nektar, Tam. Es gibt Mantras, die als Bjias die Essenz haben Vertrauen und Mut, wie beispielsweise das Krishna Krishna Mahayogin Mantra. Eine zweite Interpretation von Bija ist auch die Keimsilbe, die mit dem Mantra zusammen hängt. Und bei allen Dhyana Moksha Mantras ist das Bija Om. Alle Mantras, die zur Befreiung führen enthalten irgendwo direkt oder indirekt Om und wollen dich zur Erleuchtung führen.
Shakti - Die Kraft des Mantras
Der fünfte Punkt eines Mantras ist Shakti, die Kraft des Mantras. Diese setzt sich zusammen aus Rishi Shakti. Das Mantra ist also angereicht mit der Kraft von allen Meistern, die die Gottverwirklichung erreicht haben. Es ist die Kraft des Klanges. Auch der Klang an sich hat eine Shakti. Es ist Ishta Devata Shakti, die Kraft hinter dem Aspekt Gottes. Du verbindest dich mit seiner Kraft. Und so gibt es auch Bija Shakti, eben die Essenz des Mantras. Die auch beschrieben werden kann mit der Sehnsucht deiner Seele nach Erleuchtung. Diese Shakti wird frei gesetzt und wird immer stärker, wenn du regelmäßig mit dem Mantra meditierst und dich dabei öffnest für den Rishi. Wenn das Mantra korrekt und mit Hingabe an das Göttliche sowie mit der Sehnsucht nach Erleuchtung rezitiert wird, sammelt sich so im Laufe der Zeit die Shakti immer mehr an. Sie wird zu Ojas, zu einer spirituellen Energie, die sich konzentriert und dich irgendwann zur Erleuchtung bringt.
Kilaka – Verschluss des Mantras
Die Shakti ist aber auch blockiert durch Kilaka. Kilaka ist der Verschluss, der Pfropfen des Mantras. Es ist wie ein Keil, der verhindert, dass sich die Kraft des Mantras öffnet. Dieser Kilaka steht symbolisch für die Unreinheiten des Aspiranten und eben auch für alle Wünsche, die er hat und die der Spiritualität entgegenstehen. Dieser Kilaka, Pfropfen, muss also geöffnet werden. Das geschieht zum einen, indem du das Mantra regelmäßig wiederholst. Zum anderen in dem du eine bestimmte Zeit lang das Mantra besonders viel wiederholst. Zum Beispiel in dem du mal an einer Mantra Intensiv Woche teilnimmst. Dann wird Kilaka geöffnet, Shakti erhöht und nach diesen fünf Tagen kann deine normale Mantra Meditation intensiver und stärker sein als vorher. Kilaka wird auch gelüftet durch eine Mantra Einweihung. Wenn du diese erhält, wird dabei der Kilaka gelöst, die Shakti kann stärker fließen und du bekommst einen größeren Kontakt zu den Meistern. Du spürst dich dem Göttlichen und der Erleuchtung näher.
Arten der Anwendung von Mantras
Mantras können gesungen oder laut rezitiert werden. Auch geflüstert, oder geistig wiederholt werden. Sie können dich in eine andere Ebene des Bewusstseins führen. Wenn du Mantras laut wieder holst nennt sich das Vaikari. Werden sie geflüstert ist das Upamsu. Bei der geistigen Wiederholung nennt sich das Magiama. Wenn du in die Schwingung des Mantras hineintrittst, nennt sich das Pashianti. Pashianti kann auch geschehen ohne Wiederholung des Mantras. Du kannst jedoch das Mantra auch laut oder geistig rezitieren. Aber es überwiegt die Erfahrung der Schwingung des Mantras. Wenn alle Wiederholungen des Mantras in wörtlicher Form wegfallen und du den höchsten Bewusstseinszustand erreichst, dann bist du in Para.
Kirtan und Mantras
Wenn du Mantras singst, werden sie zum Kirtan. Ein gesungenes Mantra ist ein Kirtan. Es gibt auch Kirtans, die keine Moksha Mantras sind. Aber selbst die Moksha Mantras kannst du singen und sie werden dazu zum Kirtan. Es gibt viele Mantras und Kirtans. Es gibt auch viele Rezitationen von Schriften. Für die Meditation ist es gut langfristig bei einem Hauptmantra zu bleiben. Das hat mehrere Gründe. Zum einen wenn ein Mantra regelmäßig wiederholt wird dann aktiviert sich dadurch die Shakti des Mantras. Zweitens wird durch regelmäßige Rezitation des gleichen Mantras auch der Kilaka, also der Pfropfen des Mantras geöffnet. Und durch die Rezitation verbindest du dich immer mehr mit dem Rishi, immer mehr mit der Ishta Devata und spürst immer mehr die Essenz.
Mantra und Reinkarnation
Wenn du ein neues Mantra wiederholst, gibt es zwar anfangs den Reiz des Neuen, weil dich der Klang vielleicht mehr fasziniert. Aber du kommst tiefer und höher wenn du beim gleichen Mantra bleibst. Es gibt noch einen weiteren Punkt, der mit Reinkarnation und dem Leben nach dem Tod zusammen hängt. Der letzte Gedanke vor dem Tod ist der wichtigste. Wenn du stirbst, hast du jetzt nicht unbedingt die Gelegenheit zu überlegen, welchen Gedanken du jetzt haben möchtest. Angenommen, dein letzter Gedanke wäre an dein Haustier, dann wirst du im nächsten Leben irgendwo geboren werden, wo Haustiere eine wichtige Rolle spielen. Angenommen dein letzter Gedanke ist an dein Geld und deine Geldanlagen, wirst du später in einer Familie wieder geboren werden, in der Geld eine Rolle spielt. Wenn du einfach nur an deine Angehörigen denkst, wirst du nach dem Tod in Pitriloka eingehen, mit deinen Verwandten in Beziehung treten und dich im nächsten Leben wieder inkarnieren mit deinen Familienangehörigen. Wenn hingegen dein letzter Gedanke ein Mantra ist, dann wirst du nach dem Tod in die höheren Welten gehen mit großer Wonne. Du wirst mit anderen spirituellen Aspiranten da sein, vielleicht sogar die Erleuchtung erlangen. In jedem Fall wirst du im nächsten Leben frühzeitig wieder beginnen können mit spirituellen Praktiken und dann vielleicht die Erleuchtung erlangen. Und so wäre es wünschenswert, dass der letzte Gedanke eben ein Mantra ist.
Wie findet man zu seinem eigenen Mantra?
Es gibt dafür mehrere Möglichkeiten. Es gibt Traditionen, in denen gibt es nur ein Mantra für die Meditation. Wenn du also eine bestimmte Tradition wählst oder davon angezogen wirst, wirst du automatisch das Mantra dieser Tradition wiederholen. Es gibt bestimmte Gurus und Tradtitionen, die nur in ein Mantra einweihen. Zum Beispiel Om Namah Shivaya. Oder das Maha Mantra - Hare Rama Hare Rama Rama Rama Hare Hare Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare. Andere Meister weihen nur in Soham ein.
Eine zweite Möglichkeit wäre, eine Tradition zu wählen, in der es mehrere Mantras gibt. Dabei sucht dann dein Guru dein Mantra für dich aus. Du bekommst eine Mantra Einweihung oder dein Guru sagt einfach, dass dies dein Mantra ist. Angenommen, wenn du Schüler von Ammaji wärest und würdest sie um ein Mantra bitten. Dann würde sie dir ein ganz konkretes Mantra geben. Eine Sekunde Intuition und sie findet dein Mantra.
Eine weitere Tradition dein persönliches Mantra zu finden, wäre anhand der Astrologie. Es gibt indische Astrologen, Vajias, die sich mit Jyotisha beschäftigen. Sie schauen in dein Geburtshoroskop und empfehlen dir dann ein Mantra. Sie fragen dich auch ob du an der Erleuchtung interessiert bist. Noch eine andere Weise ein geeignetes Mantra zu finden wäre, du gehst zu einer indischen Palmblattbibliothek und dann bittest dort den Palmblattbibliothek Verwalter, dir dein Mantra zu nennen. Er sucht dir dann das Palmblatt aus, wo je nach Palmblatt Bibliothek auch ein Mantra steht.
Achtzehn Moksha Mantras in der Yoga Vidya Tradition
Wie wird es bei Yoga Vidya gehandhabt? Hier folgen wir in einer bestimmten Tradition, der Sivananda Tradition. Und in dieser gibt es eine bestimmte Anzahl von Mantras, aus der sich der Aspirant sein Mantra, zu dem er einen Bezug hat auswählt. In unserer Tradition gibt es die achtzehn Dhyana Moksha Mantras. Moksha bedeutet, sie führen zur Erleuchtung. Dhyana bedeutet geeignet für die Meditation. Dabei suchst du dir selber das Mantra aus, welches zu dir passt.
Achtzehn Moksha Mantras:
- 1. Om Namah Shivaya.
- 2. Om Namo Narayanaya.
- 3. Om Shri Ramaya Namaha.
- 4. Om Namo Bhagavate Vasudevaya.
- 5. Om Shri Hanumate Namaha.
- 6. Om Gam Ganapataye Namaha.
- 7. Om Sharavanabavaya Namaha.
- 8. Hare Rama Hare Rama Rama Rama Hare Hare Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare.
- 9. Om Namo Bhagavate Sivanandaya.
- 10. Om Shri Durgayai Namaha.
- 11. Om Aim Saraswatyai Namaha.
- 12. Om Shri Mahalakshmyai Namaha.
- 13. Om Shri Mahakalikayai Namaha.
- 14. Om.
- 15. Soham.
- 16. Om Tryambakam Yajamahe Sugandhim Pushtivardhanam Urvarukamiva Bandhanan Mrityor Mukshiya Maamritat.
- 17. Om Bhur Bhuva Swah Tat Savitur Varenyam Bhargo Devasya Dhimahi Dhiyo Yo Nah Prachodayat.
- 18. Om Aim Hrim Klim Chamundaye Vicche Namah.
Das sind die achtzehn Mantras unserer Tradition, allesamt Dhyana Moksha Mantras, aus denen du dein Mantra auswählst. Für die richtige Auswahl gilt es vier Grundprinzipien zu beachten.
Vier Grundprinzipien bei der Mantra Auswahl
Das erste wäre Klang. Da du das Mantra hauptsächlich verwendest für die Meditation und das Mantra rezitierst, ist der Klang das Wichtige. Wenn du die Mantra Rezitationen hörst und dabei spürst, ein Mantra zieht dich besonders an, dann würde ich (Sukadev) sagen, das ist dein Mantra. Warum zieht dich der Klang eines Mantras besonders an? Weil es insbesondere deiner Schwingung entspricht. Vielleicht hast du dieses Mantra auch bereits in einem früheren Leben wiederholt. Daher, wenn du von einem Mantra besonders vom Klang berührt bist, dann verwende dieses Mantra.
Dazu eine kleine Besonderheit. Mantras werden ja auch gesungen. In der Meditation rezitierst du das Mantra. Du kannst zwar auch in der Meditation das Mantra geistig singen, das geht auch. Das kann auch sehr effektiv sein. Meistens wirst du aber feststellen, dass die Rezitation am wichtigsten ist. Zieht dich also ein Mantra besonders an, wenn es gesungen wird in einer Gruppe, dann probiere erst mal aus wie es ist, wenn du das Mantra geistig alleine wiederholst. Hat es dann immer noch den gleichen Effekt, die gleiche Wirkung? Gerade bei Mantras wie Maha Mantra oder Gayatri Mantra oder auch Shakti Mantra ist es oft so, dass sie in der Gruppe gesungen sehr faszinierend sind und unser Herz berühren. Tiefe spirituelle Erfahrung erzeugen. Manchmal tun diese Mantras das auch beim Rezitieren. Aber manchmal eben auch nicht. Daher, bevor du nach dem einmaligen oder mehrmaligen Kirtan singen sofort Mantra Einweihung in ein Mantra bekommen möchtest, probiere es zunächst ein paar Mal aus mit diesem Mantra in der Stille zu meditieren.
Das zweite Kriterium ist das Bild, welches mit dem Mantra verbunden ist. Jedes Mantra steht in Verbindung mit einem Ishta Devata, also einem Aspekt Gottes. Für diesen Aspekt gibt es eine bildliche Darstellung. Wenn du vom Bild eines meditierenden Shivas tief berührt bist, dann ist wahrscheinlich Shiva Mantra für dich geeignet. Wenn du vom Bild der Kali - schwarze Göttin, tanzend mit wild aufgerissenen Augen und rausgestreckter Zunge - fasziniert bist, ist vermutlich Kali dein Mantra usw. Wenn es also ein Bild gibt, das dich besonders anspricht, dann ist dies dein Mantra.
Als drittes würde man sagen, die Mythen, die damit in Verbindung stehen. Ishta Devata, der Aspekt Gottes, der mit dem Mantra in Verbindung steht, beinhaltet eben auch Mythen. Wenn du diese um einen Aspekt Gottes besonders anziehend findest, dann ist das entsprechende Mantra dein Mantra.
Der vierte Weg ist, Swarupa, deine Wesensnatur. Prakriti oder auch Swabhava. Die tiefe Motivation in dir hat auch etwas mit dem Mantra zu tun. Westliche Aspiranten machen sich sehr häufig am meisten Gedanken über Swarupa und kommen durch einen Selbstfindungsprozess zum Mantra.
Mantra und Swarupa
Jetzt werden die achtzehn Mantras noch mal in Verbindung mit ihrer Swarupa genannt. Zunächst gibt es Mantras, die mit einem männlichen Aspekt Gottes in Verbindung stehen. Wenn du dich auf Gott beziehst, eine persönliche Gottesbeziehung hast oder vielleicht Gott dabei als Gottvater siehst, dann wäre es hilfreich einen männlichen Aspekt Gottes als Mantra Aspekt zu wählen.
Wenn du ein Mensch bist, der gerne nach innen geht, gerne meditiert, dann ist vielleicht das Mantra Shiva besonders für dich geeignet. Om Namah Shivaya.
Wenn du jemand bist, der sich besonders einsetzen will, für den Frieden der Welt, für Gerechtigkeit, der in diesem Einsatz für das Gute in der Welt den Hauptaspekt seines spirituellen Weges sieht, dann ist das Mantra Om Namo Narayanaya vielleicht am wichtigsten.
Rama Mantra: Om Shri Ramaya Namaha. Wenn du jemand bist, dem Familie wichtig ist. Oder auch Beruf. Und wenn für die die Spiritualisierung von Familie, Kinder, Partnerschaft und Beruf das besonders wichtig ist, dann käme dieses Mantra in Frage. Oder auch wenn du jemand bist, der hohe ethische Ideale hat und sich immer wieder bemüht das Richtige zu tun. Wirklich heraus zu finden was ist mein Dharma? Was ist das Richtige? Dann ist ebenfalls das Rama Mantra wichtig.
Wenn du jemand bist, der eher spielerisch ist, dem Liebe und Freude wichtig sind, der vielleicht Dinge eher von deren leichten und schönen Seite aus sieht, dann ist eventuell für dich das Krishna Mantra wichtig. Om Namo Bhagavate Vasudevaya.
Bist du jemand, der aus tiefem Vertrauen heraus alles macht, Dinge nicht so kompliziert sieht, sondern einfach tut und Gott dienen will. Dabei mit großem Engagement auch über die Grenzen hinauslaufen kann, dann ist vielleicht das Hanuman Mantra für dich wichtig. Om Shri Hanumate Namaha.
Nächstes Mantra ist das Ganesha Mantra. Ganesha, zum einen der Aspekt des Anfangs. Wenn du gerne Dinge anfängst mit großem Enthusiasmus ist vielleicht Ganesha Mantra dein Mantra. Om Gam Ganapataya Namah. Ganesha beinhaltet auch den Aspekt der Gemütlichkeit. Ganesha sitzt da mit seinem dicken Bauch, Süßigkeiten in der Hand und lächelt mitfühlend. Ganesha bewirkt so viel. Wenn du diesen Aspekt hast, ist vielleicht auch das Mantra Ganesha für dich wichtig. Om Gam Ganapataye Namah.
Das nächste Mantra Om Sharavanabhavaya namaha. Es ist ein Mantra von großem Enthusiasmus und großer Einsatz für die richtigen Sachen. Jugendliche Kraft, dann ist Sharavanabhavaya dein Mantra.
Wenn du eine besonders große Hingabe hast zu Swami Sivananda und bei seinem Mantra im Herzen berührt bist, auch wenn du sein Bild siehst und dadurch zu Tränen gerührt bist, dann käme das Sivananda Mantra für dich in Frage. Auch wenn du merkst, der Dienst an Swami Sivananda ist dein Leben, dann ist dein Mantra Om Namo Bhagavate Sivanandaya.
Es kann aber auch sein, dass du eher einen Bezug zu einer Göttin hast, zur göttlichen Mutter. Dass du eher die göttliche Mutter anrufen willst. Dann wählst du eines der weiblichen Mantras. Zum Beispiel das Mantra von Durga, reitend auf einem Tiger. Wenn du Gott besonders als die göttliche Mutter ansiehst, dich von ihr beschützt fühlst und weißt, die göttliche Mutter wird dir helfen zu wachsen. Om Shri Durgayai namaha.
Das Mantra für Saraswati - Om Aim Saraswatayai namah. Wenn für dich Kreativität, die Künste allgemein wichtig sind. Oder auch im Umgang mit Worten als Schriftsteller, als Wissenschaftler als Rhetoriker, als Lehrer, Lehrerin. Dann ist das Saraswati Mantra wichtig. Die Künste, Wissen, Weisheit, Wissenschaften.
Wenn du das Göttliche in der Schönheit siehst, in der Natur, in der Mutter Erde, in den Bäumen und in den Pflanzen, dann ist Lakshmi dein Mantra. Auch wenn du im Geben und im Empfangen das Göttliche siehst. Oder auch im menschlichen Wohlstand. Wenn du selbst darum bitten willst, dass du viele materielle Mittel bekommen kannst um das zu teilen und um es anderen zu geben. Dann ist es das Lakshmi Mantra - Om Shri Maha Lakshmyai namah.
Siehst du in der Transformation und in dem beständigen Loslassen die göttliche Mutter, dann ist Kali dein Mantra. Om Shri Maha Kalikayai namah.
Es kann aber auch sein, dass du keinen Bezug zu einem persönlichen Aspekt Gottes haben willst. Oder dass du dich nicht festlegen willst auf einen bestimmten Aspekt. Dann wählst du ein abstraktes Mantra. Om. Om enthält in sich alle Mantras. Om ist der kosmische Klang. Om ist Symbol des absoluten. Du kannst auch om wählen in Verbindung mit anderen Aspekten. Du kannst beispielsweise sagen Om Jesus oder Om Buddha, Om Allah. Oder du kannst sagen, ich möchte mal den einen Aspekt, dann mal den anderen Aspekt wiederholen. Dann kannst du das Om einschließen in Om Namah Shivaya. Om Shri Durgayai Namah. Om an sich ist das Ur-Mantra. Patanjali sagt im Yoga Sutra „ mit Om erfährst du Gott, erfährst du die Gottverwirklichung. Mit Om überwindest du alle Hindernisse“.
Soham ist das zweite abstrakte Dhyana Moksha Mantra unserer Tradition. Soham heißt „ich bin das“. Wenn du im Lösen von allen Verhaftungen den spirituellen Weg siehst und einen besonders tiefen Vedanta Bezug hast, dann wähle das Mantra Soham. Du machst dir dabei bewusst, ich bin nicht der Körper, nicht die Psyche, nicht die Energie, nicht die Persönlichkeit, nicht mein Besitz, nicht meine Beziehungen. Soham. Ich bin das Ewige und das Unendliche.
Dann gibt es drei längere Mantras, die sowohl abstrakt wie auch persönliche Mantras sind. Man bezeichnet Mantras mit persönlichen Aspekten als [Saguna] und ohne persönlichen Aspekt Nirguna. Und die Mantras, die jetzt vorgestellt werden sind Saguna Mantras und Nirguna Mantras gleichermaßen.
Zum einen das Om Tryambakam. Dieses Mantra ist besonders wichtig für Menschen, die in Heilung anderer Menschen den spirituellen Weg sehen. Die sich um Heilung für andere kümmern. Und die selbst Heilenergie entwickeln wollen als Teil ihres spirituellen Weges. Om Tryambakam Yajamahe Sugandhim Pushtivardhanam Urvarukamiva Bandhanan Mrityor Mukshiya Maamritat.
Viele Menschen sind angezogen vom Gayatri Mantra. Gayatri ist die Anrufung des Lichtes. Wenn du besonders nach Erleuchtung strebst und auch mehr Licht in deinem Leben haben willst. Licht durch dich hindurch strömen lassen willst. So wäre das Gayatri Mantra dein Mantra. Om Bhur Bhuva Swah Tat Savitur Varenyam Bhargo Devasya Dhimahi Dhiyo Yo Nah Prachodayat.
Und schließlich gibt es das Shakti Mantra. Gerade wenn du an Kundalini intensiv interessiert bist, die Shakti in dir entfalten willst, wenn du diese Shakti durch dich wirken lassen willst, dann ist das Shakti Mantra dein Mantra. Om Aim Hrim Klim Chamundaye Vicche Namah.
Das sind also die achtzehn Dhyana Moksha Mantras unserer Tradition. Auf unseren Internetseiten finden sich dazu ausführliche Beschreibungen der Bedeutung dieser Mantras. Für jedes Mantra gibt es eigene Rezitationsmantras und eine genauere Bedeutung. Dort findest du auch einen längeren Vortrag darüber, wie man am besten sein persönliches Mantra aussucht.
Abschließend zur Erinnerung: bei der Auswahl des Mantras spielt der Klang eine wichtige Rolle. Denn jedes Mantra enthält in sich auch alle anderen Bedeutungen. Nach dem Klang kommt das Bild, nach dem Bild die Mythen, und erst wenn das nicht ausreicht für eine Entscheidungshilfe, dann schaue genauer nach deiner Swarupa, deiner Motivation. Wähle dann ein Mantra, das sowohl vom Klang zu dir passt, als auch von der Bedeutung. Manchmal kann dir dabei auch jemand helfen. In den meisten Yoga Vidya Zentren gibt es auch jemanden, der die Meditationslehrer Ausbildung gemacht hat. Und der hat viel Wissen wie die Mantras wirken und welche Bedeutung sie haben.
Oder wenn du in einem Yoga Vidya Ashram bist. Dort gibt es immer jemanden, der dich beraten kann welches Mantra für dich besonders geeignet sein könnte. Der wichtigste Punkt ist, das Mantra selbst auszuprobieren, damit zu meditieren und sich zu beschäftigen. Nach einer Weile wirst du zu deinem Hauptmantra kommen. In einem weiteren Vortrag dieser Reihe werden diese achtzehn Moksha Mantras nochmal rezitiert in einer Hör-Datei. Ich (Sukadev) werde jedes Mantra mehrmals wiederholen und dabei kannst du vielleicht auch schon spüren, welches Mantra für dich besonders geeignet sein kann.
Mantra Meditationskurs
Hinweis auf den Mantra Meditationskurs, wo man innerhalb von acht Wochen alles erfahren kann, zum Thema Mantra und Mantra Rezitation. Du bekommst dabei verschiedene Mantra Meditationstechniken vorgestellt. Es sind insgesamt um die vierzig Videos.
Video - Mantras für die Meditation
Hier ein Vortrag zum Thema Mantras für die Meditation von und mit Sukadev Bretz aus der Reihe Yoga Vidya Schulung, Vorträge zum ganzheitlichen Yoga.
Achtzehn Yoga Vidya Dhyana Moksha Mantras Rezitation
Hier kannst du einer Rezitation lauschen der Mantras, die in der Yoga Vidya für die Meditation verwendet werden.
Mantra Diksha - Mantraweihe - Einweihung
Wenn du tiefer kommen willst in der Mantrameditation, dann ist eine Mantra Weihe, eine Mantra Diksha, hilfreich. Was es mit Mantra Einweihung auf sich hat, das erfährst du in unterem Vortragsvideo:
Sukadev - Mantras für die Meditation
Vortrag von Sukadev Bretz 2009
Sanskrit
Sanskrit, die älteste Sprache der Menschheit, wird auch Devanagari, wörtlich “Sprache der Götter”, genannt. Sanskrit besteht aus Urklängen, die den eigentlichen Schwingungen eines Objektes oder einer Handlung entsprechen. Beispielsweise bedeutet in den meisten Sprachen “Ma” oder eine Variation davon “Mutter”. Dies ist der Klang, mit dem das Kind natürlicherweise seine Mutter ruft. Da die Sanskrit-Worte die tatsächlichen Klang-Manifestationen sind, benutzen wir sie für Meditation (Japa) und zum Singen (Kirtan). Manche Mantras können übersetzt werden, aber ihre Übersetzungen haben nicht die gleiche Kraft. Klang besteht aus Schwingungen und ist Energie. Ein Sanskrit-Mantra ist mystische Energie die von einer Klangstruktur verschlossen ist. Um diese Energie zu aktivieren, wiederholen wir das Mantra in einem bestimmten Rhythmus. Wenn man das Mantra wiederholt, entsteht eine entsprechende Schwingung im Geist, die Energie manifestiert sich. Name und Form sind wie zwei Seiten derselben Münze. Man kann nicht das eine ohne das andere haben. Wenn man einen bestimmten Namen wiederholt, kommt einem die Form in den Geist. Wenn man ein Mantra wiederholt, kommt einem die betreffende Form in den Geist. Selbst wenn man die mit dem Mantra verbundene Form bewußt nicht kennt, entsteht dennoch ein spezifisches Gedankenmuster im Geist. Die durch Mantras geschaffenen Gedankenmuster sind positiv, nützlich und beruhigend. Es gibt verschiedene Klangebenen, laut und geistig. Die geistige ist wirkungsvoller. Niemand hat sich hingesetzt, um Mantras aufzuschreiben, wie man Lieder komponieren würde. Mantras sind Energien, die schon immer im Universum existiert haben. Sie können nicht erfunden oder vernichtet werden. Sie wurden von selbstverwirklichten Weisen (Rishis) im überbewußten Zustand entdeckt und weitergereicht. Die Wissenschaft der Mantras ist sehr exakt. Es ist wichtig, daß man sie korrekt ausspricht. Auch auf der physischen Ebene kann man viel von der Mantra-Wiederholung (Japa) profitieren. Die verschiedenen Organe und Zellen des Körpers werden entspannt und energetisiert. Gifte werden aus dem Körper entfernt, und das Nervensystem wird entspannt. Die niedrigeren Emotionen wie Ärger, Gier, Haß und Eifersucht werden aufgelöst und durch reine Eigenschaften wie Liebe, Freude und Mitleid ersetzt.
Du kannst Mantras auf verschiedene Weisen nutzen:
Mit Mantras kannst du besonders gut meditieren. Die Mantra-Meditation gilt als eine der wirkungsvollsten und am einfachsten zu erlernende Meditationstechnik. Auf dem Yoga Vidya Meditations-Portal findest du dazu genaue Anleitungen. Hier eine Video Anleitung für eine besonders wirksame Form der Mantra-Meditation. Diese eignet sich auch für Yoga Anfänger:
Du kannst Mantras singen - das öffnet das Herz. Auf den Yoga Vidya Internetseiten findest du viele mp3 Audiodateien zum Mantra-Singen sowie viele wunderschön Mantra-Singen Videos. Hier ein Beispiel eines etwas meditativeren Mantra-Singens:
Du kannst Mantras auch am Tag immer wieder wiederholen - so kannst du immer wieder neue Kraft und Inspiration erfahren.
Auf der Mantra-mp3-Seite kannst du dir die Mantras anhören. Auf der Yoga Vidya Kirtan Seite findest du Texte, mp3 Audios und Videos zum Mitsingen - und zum Anhören. Mantra-Singen kannst du auch abonnieren als Mantra Audio Podcast und Mantra Video Podcast
Unten findest du einige Mantras, die für die Meditation geeignet sind. Um die Aussprache korrekt zu lernen, besuchst du am besten eine Yogaschule oder kommst mal zu einem Yoga Seminar zu Yoga Vidya...
Auf der Yoga Vidya Meditations-Seite findest du weitere Meditationsanleitung, wie du mit einem Mantra meditieren kannst. Und im Yoga Vidya Blog gibt es jede Menge Meditationsanleitung als mp3 Audio, darunter auch einige Mantra-Meditationen.
Arten von Mantras
1. Nirguna Mantras
Abstrakt, formlos, eigenschaftslos.
2. Saguna Mantra Mantra mit Eigenschaften und Form. Da ihnen ein bestimmter Aspekt Gottes entspricht, werden sie auch Ishta Mantras oder Gottheiten-Mantra genannt. Für die meisten Menschen ist es leichter, eine Beziehung zu einem Gottheiten-Mantra zu entwickeln. Die Gottheiten symbolisieren die verschiedenen Aspekte des einen Gottes. Das reine Selbst, die Seele, Atman, ist ohne Namen und ohne Form. Aber da wir uns als sterblich und begrenzt empfinden und nur kurze Aufmerksamkeitsspannen haben, ist es normalerweise zu schwer, mit einem abstrakten Mantra zu meditieren. Daher suchen wir uns einen Aspekt aus, der zu uns passt und mit dem wir mittels der Meditation eine Beziehung herstellen können.
3. Bija Mantras
Einsilbige Wurzel- oder Samen-Mantras. Nur mit ausdrücklicher Anleitung des Lehrers zu wiederholen.
4. Andere Mantras
Insbesondere Mantras in anderen Sprachen, wie Halleluja, Kyrie Eleison, Christe Eleison, Herr Jesus Christus erbarme dich unser, etc.
Saguna Mantras (Mantras mit Eigenschaften)
Männliche Aspekte
Siva: Om Namah Shivaya
Shiva repräsentiert die universelle Kraft der Zerstörung, in der alles Sein endet und von der es wieder beginnt. Er repräsentiert damit die Transformation unserer niederen Natur in göttliche Energie. Er wird meist dargestellt als Yogi in Meditation mit einem Dreizack in der Hand, umgeben von Schlangen. Die Schlangen repräsentieren die niederen Kräfte, die uns normalerweise bedrohen. Wenn sie durch die Yoga-Praxis sublimiert sind, werden sie ungefährlich und dienen dem Yogi als Ornament. Dieses Mantra ist besonders geeignet für eher introvertierte Menschen, die sich zur Meditation in der Einsamkeit hingezogen fühlen. "Shiva" heißt wörtlich "der Liebevolle, der Gütige".
Vishnu: Om Namo Narayanaya
In der Mythologie ist Vishnu der Erhalter des Universums. Er repräsentiert die Kräfte von Güte, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Er symbolisiert die alldurchdringende Kraft, welche das Universum und die kosmische Ordnung erhält. Dieses Mantra ist besonders geeignet für Menschen, die den Zustand der Welt verbessern wollen, eine beschützende, helfende Natur haben und bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. "Narayana" heißt "der im Herzen aller wohnt".
Rama: Om Sri Ramaya Namah
“Ehrerbietung der Ewigen Freude” In der Mythologie ist Rama die siebte Inkarnation Vishnus. Sein Zweck war es, Gerechtigkeit in der Welt wiederherzustellen. Rama wird stets mit seinem Bogen (mit dem er die Guten beschützt und die Dämonen vernichtet) dargestellt. Neben ihm stehen oft seine Gemahlin Sita (Natur) und sein Verehrer Hanuman (der Affen-Gott, welcher den menschlichen Geist repräsentiert, der durch Hingabe zu Gott und Mantra-Wiederholung unter Kontrolle gebracht werden kann). Rama lehrt durch sein persönliches Beispiel, wie man ein ideales Leben in der Welt leben kann. Er ist der vollkommene Mensch in jeder Beziehung, als Sohn, Bruder, Freund, Herrscher, Gatte, Vater. Das großartige Epos “Ramayana” des Weisen Valmiki ist die Geschichte der Inkarnation Ramas auf der Erde. Dieses Mantra ist besonders geeignet für Menschen, die sich über ihr Leben in Familie, Arbeit und Gesellschaft spiritualisieren wollen und sich sehr hohe ethische Ideale setzen. Rama heißt wörtlich "derjenige, der sich freut".
Krishna: Om Namo Bhagavate Vasudevaya
In der Mythologie ist Krishna die achte Inkarnation Vishnus. Sein Ziel war es, Gerechtigkeit wiederherzustellen. Krishna repräsentiert Freude, Heiterkeit und das Sehen von Gott in allem. Er war auch der Lehrer der Bhagavad Gita. Dieses Mantra ist besonders geeignet für lebensfrohe und/oder hingebungsvolle Menschen. "Vasudeva" heißt "Das Licht aller Geschöpfe".
Ganesha: Om Gam Ganapataye Namaha
"Ganesha" heißt wörtlich "Herr aller Engelwesen". Ganesha hilft, alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen für einen immer wieder neuen, guten Anfang. Er verkörpert auch die höchste Weisheit. Wer dieses Mantra rezitiert, kann spüren, dass er immer die Kraft hat, zu tun, was nötig ist, und dass die Ganesha-Energie als Lichtenergie in diese Welt durch ihn hindurch strömen will. Er sieht alles in der Welt als Aufgabe von Ganesha, an der er wächst. Ganesha will ihn zur höchsten Weisheit, Erkenntnis und Verwirklichung führen.
Hanuman: Om Shri Hanumate Namaha
Hanuman Als Verehrer und Diener Ramas gilt Hanuman als Verkörperung von hingebungsvollem Dienen, grenzenloser Loyalität und übermenschlicher Kraft. Aufgrund seines grenzenlosen Vertrauens und seines festen Glaubens an Rama konnte er Berge versetzen und Unmögliches möglich machen. Das Mantra ist daher besonder geeignet für Menschen, die sich zum Bhakti Yoga und zum selbstlosen Dienen hingezogen fühlen. Hanuman führt dich über Glauben und Dienen zur höchsten Verwirkllichung.
Weibliche Aspekte
Durga: Om Sri Durgayai Namah
Durga repräsentiert das Ideal der mütterlichen Liebe. Durga wird reitend auf einem Tiger dargestellt, lächelnd und mit verschiedenen Waffen in den Händen. Dies symbolisiert, daß sie ihre Kinder beschützt, sie aber auch erzieht und zurechtweist, wenn nötig. Sie ist die Gemahlin (der Energie-Aspekt) von Shiva. Dieses Mantra ist besonders für Menschen geeignet, die Gott als Mutter sehen oder selbst ein mütterliches Temperament haben.
Saraswati: Om Aim Saraswatyai Namah
In der Mythologie ist Saraswati die Göttin von Beredsamkeit, Weisheit, Gelehrsamkeit, Musik und schönen Künsten. Sie wird mit einem weißen Sari (indisches Gewand) und mit der Vina (Saiteninstrument) dargestellt und schaut sehr ruhig und friedlich. Sie ist die Gemahlin von Brahma, dem Schöpfer. Künstlerische und kreative Menschen werden gewöhnlich von diesem Mantra angezogen.
Lakshmi: Om Sri Maha Lakshmyai Namah
Lakshmi ist die Göttin von Schönheit, Fülle und Reichtum. Wie eine Mutter gibt sie alles, was die Lebewesen auf der Erde brauchen. Auf der spirituellen Ebene repräsentiert sie die Ansammlung von positiven Charaktereigenschaften sowie von Prana. Sie ist die Gemahlin von Vishnu, dem Erhalter. Dieses Mantra ist besonders für Menschen geeignet, die Gott (die Göttin) auch in der Schönheit des manifesten Universums sehen, sowie solchen, die im Geben und Aufopfern für andere den Sinn ihres Lebens sehen.
Kali: Om Sri Mahakalikayai Namah
Kali, die schwarze Göttin, erscheint furchterregend, aber ist sanft und freundlich zu ihren VerehrerInnen. Sie verlangt aber absolute Hingabe. Dieses Mantra ist nur für eine kleine Minderheit geeignet.
Nirguna Mantras (Abstrakte Mantras)
OM
Dies ist das ursprüngliche Mantra. In der Bibel heißt es „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott”. Dieses Wort ist Om, der Urklang, aus dem alle anderen Klänge hervorgehen. Om besteht eigentlich aus 3 Buchstaben A U M. Om repräsentiert alle Trinitäten und das, was sie transzendiert: Schöpfung-Erhaltung-Zerstörung, Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft, physischer Köper-Astralkörper-Kausalkörper, usw. Om steht daher für die alles umfassende Einheit, das kosmische Bewusstsein, das mit Allem verschmilzt
SOHAM
“Ich bin Das”, oder “Ich bin, der ich bin”. Ich bin weder Körper noch Geist. Ich bin das unsterbliche Selbst.
Anleitung für Japa (Wiederholung des Mantras)
Um die volle Wirkung zu entfalten, sollte das Mantra jeden Tag mindestens 20-40 Minuten in der Meditation wiederholt werden. Man sollte sich dazu entspannt und bewegungslos in einer Stellung mit gekreuzten Beinen und geradem Rücken hinsetzen. Man kann das Mantra geistig oder laut wiederholen. Geistig ist es wirkungsvoller, jedoch kann lautes Wiederholen gerade am Anfang für die korrekte Aussprache hilfreich sein. Auch wenn der Geist schläfrig wird, kann man zu lautem Wiederholen übergehen. Eine Hilfe für die Konzentration kann das Meditieren mit einer Japa-Mala sein. Sie ist dem Rosenkranz ähnlich und hat 108 Perlen. Eine große Perle (Meru) symbolisiert das Absolute (Brahman). Zusätzlich zur Meditation kann man das Mantra auch den ganzen Tag wiederholen, wenn der Geist nicht mit etwas Anderem beschäftigt ist. Auf diese Weise können wir jede Minute für unseren spirituellen Fortschritt nutzen. Man kann das Mantra auch schreiben (Likhita Japa).
Mantra-Weihe (Mantra-Diksha)
Wenn man die richtige Aussprache kennt, kann man sich ein Mantra aussuchen und damit meditieren. Um jedoch die richtige Aussprache zu lernen, die Kraft des Mantras zu aktivieren und zum Schwingen zu bringen, kann die Mantra-Weihe hilfreich sein. In Indien erhält man die Mantra-Weihe normalerweise persönlich von seinem Guru. Wo dies im Westen nicht möglich ist, kann man von jemandem eingeweiht werden, der seit Jahren Mantras selbst wiederholt und das Ritual erlernt hat. Man sollte sich auf die Mantra-Weihe vorbereiten: Am besten duscht oder badet man vorher und zieht saubere, vorzugsweise weiße Kleidung an. Traditionellerweise bringt man Obst, Blumen und eine Geldspende (im Umschlag) für den Einweihenden mit. Die Einweihung selbst ist bei uns ein kleines Ritual, in welcher mit Mantras die Energie Swami Sivanandas angerufen wird, mit Pulvern heiliger Pflanzen das dritte Auge stimuliert wird, das Mantra erklärt wird und in lauter und geistiger Wiederholung die Kraft des Mantras erweckt wird. Die Mantra-Weihe ist wie das Entzünden eines Feuers. Wenn das Mantra nicht regelmäßig wiederholt wird, geht das spirituelle Feuer wieder aus. Wenn man dagegen das Mantra regelmäßig wiederholt, ist es, als ob man neues Holz auf sein spirituelles Feuer gibt, das so größer und größer wird.
Literaturhinweise:
- Swami Vishnu-devananda: Meditation und Mantras
- Swami Sivananda: Mantra Yoga als Online Buch
- Swami Sivananda: Japa Yoga
Siehe auch
- Mantraweihe
- Mantra Weihe
- Mantra Diksha
- Dhyana
- Dharana
- Pratyahara
- Japa
- Bija Mantra
- Moksha Mantra
- Guru Mantra
- Dhyana Mantra
- Dhyana Moksha Mantra
- Ishta Mantra
- Nirguna Mantra
- Saguna Mantra
- Mantra Meditation Kursleiter/in Ausbildung
- Mantras für die Meditation
- Mantra Meditation
- Yoga Vidya Mantras
- Mantra Videos von Yoga Vidya
- Mantra-Singen mit Herz
- Mantra Yoga
- Mantra-Yogastunde unterrichten
Literatur
- Sukadev Bretz: Meditieren lernen in 10 Wochen - Übungsbuch mit MP3-CD
- Swami Sivananda: Japa Yoga
- Swami Vishnudevananda:Meditation und Mantras
Seminare
Yogalehrer Ausbildung
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