Spirituelle Schulung

Aus Yogawiki
Mit Unterstützung tiefer in die Asana fallen

Spirituelle Schulung - ist eine Schulung die besonders tief geht, weil besonders intensiv praktiziert wird, um auf dem spirituellen Weg die spirituelle Entwicklung zu beschleunigen und gute Fortschritte zu machen. Im Fokus steht hier die Selbstverwirklichung. Es gilt den Geist mit seinen Konditionierungen zu überwinden.

Spirituelle Schulung

In der Natur kommst du ganz bei dir an

- Abschnitt aus dem Buch "Erfolgreich leben und Gott verwirklichen" von Swami Sivananda -

Jnana Yoga

Spirituelle Schulung, geistige Erziehung, ist die Königin aller Bildung. Darum habe ich sie an den Anfang gestellt.

Bildung und Kultur entstehen durch Verfeinerung und Erziehung. „Geistig“ bedeutet das, was sich auf das innere Selbst, Atman beziehungsweise Brahman (das Absolute; Gott) bezieht, dessen Natur das vollkommene Sein ist, die vollkommene Erkenntnis und Glückseligkeit.

Über Atman (das höchste innerste Selbst) nachzudenken, zu meditieren, von der Vedanta Philosophie der Einheit zu hören oder zu lesen – zum Beispiel in den Upanishaden -, sich des Atman zu erinnern – all das führt zu spiritueller Entwicklung und Bildung.

Ein erster Schritt für einen ernsthaften Schüler/eine Schülerin auf dem spirituellen Weg ist es, sich um die Entwicklung der vier Eigenschaften zu bemühen, welche in den Schriften als Voraussetzung für das Verständnis der metaphysischen Wahrheit gelten:

Geeignete Mantras für die Meditation im Jnana Yoga sind abstrakte Mantras, also zum Beispiel das geistige Wiederholen von Om, Soham („Ich bin Er/Es“), Aham Brahmasmi („Ich bin Brahman“) oder Shivoham („Ich bin Shiva, reines Bewusstsein“). Wenn du noch kein eigenes Mantra hast, kannst du aus diesen vier Mantras das auswählen, welches dir am meisten entspricht und bei dem du in der Meditation das Gefühl entwickeln kannst „Ich bin das unsterbliche Selbst in allem. Ich bin die lebendige Wahrheit. Ich bin das alles durchdringende Licht, Intelligenz, reines Bewusstsein.“ Diese Praxis wird dich schließlich zur höchsten Verwirklichung führen.

Bhakti Yoga

Andere spirituelle Entwicklungswege sind Bhakti Yoga und Raja Yoga.

Wenn du eher zum Fühlen und zu Hingabe neigst, kannst du die verschiedenen Arten von Bhakti entwickeln und dir deinen persönlichen Aspekt des Göttlichen (Ishta Devata) wählen, zu dem du dich besonders hingezogen fühlst. Dies kann zum Beispiel Krishna oder Rama, Devi oder Gayatri, Shiva oder ein göttlicher Aspekt irgendeiner Religion sein. Meditiere mit dem Mantra deines Ishta Devata jeden Tag mindestens 20 bis 30 Minuten, wenn du mehr Zeit hast, sind ein bis zwei Stunden Mantra-Wiederholung und Meditation sehr gut, am besten morgens zwischen vier und sechs Uhr.

Das Krishna-Mantra ist „Om Namo Bhagavate Vasudevaya“, das Rama-Mantra „Om Shri Ram Jaya Ram Jaya Jaya Ram“. Ein Mantra der Devi ist „Om Krim Kalikayai Namah“ oder „Om Shri Durgayai Namah“, das von Shiva „Om Namah Shivaya“.

Als spiritueller Aspirant/Aspirantin auf dem Bhakti Yoga Weg studiere die Epen „Ramayana“ und „Bhagavatam“ und halte dich eine Zeitlang bei Weisen und Heiligen auf. Als Übungspraxis kannst du Rituale ausführen, Mantras und Kirtan singen, Mantras rezitieren.

Meditiere über die Formen und das Herz Shivas und denke über seine Eigenschaften nach – wie Barmherzigkeit, Allmacht und Allgegenwart etc. – und versuche, etwaige negative Eigenschaften wie Lust, Ärger, Gier, Unehrlichkeit, Verletzen und ähnliche zu überwinden. Übe Ahimsa (Gewaltlosigkeit); Satya (Wahrhaftigkeit); Brahmacharya (Bewahrung von Energie; Vermeidung sexuellen Fehlverhaltens). So entwickelst du allmählich Bhakti und ein Gefühl der Verehrung und Hingabe.

Dies ist der Pfad der Hingabe (Bhakti), der sich für die meisten Menschen eignet.

Raja Yoga

Es gibt noch einen anderen Weg für spirituelle Entwicklung: das Üben des Nicht-Denkens, das Leermachen des Bewusstseins.

Dieser Yoga hat acht Glieder, darum wird er auch Ashtanga Yoga genannt. Das Standardwerk über dieses Thema ist das „Yoga Sutra“ (auch „Yoga Darshana“ genannt) von Patanjali Maharshi.

Die acht Glieder des Raja Yoga sind:

  • Yama (ethische Grundprinzipien im Umgang mit anderen);
  • Niyama (eigene Disziplin; Grundprinzipien im Umgang mit sich selbst);
  • Asana (Stellung; Meditationshaltung);
  • Pranayama (Atmung);
  • Pratyahara (Zurückziehen der Sinneswahrnehmungen nach innen);
  • Dharana (Konzentration);
  • Dhyana (Meditation)
  • und Samadhi (Zustand des Überbewusstseins).

Um Erfolg auf dem Raja Yoga Weg zu haben, ist es notwendig, die ersten Glieder, Yama und Niyama, zu kultivieren und sich gut darin zu verwurzeln.

Yamas, die ethischen Prinzipien, bestehen aus :

  • Ahimsa (Nicht-Verletzen; keinen Schaden zufügen in Gedanken, Wort und Tat);
  • Satya (Wahrhaftigkeit in Gedanken, Wort und Tat);
  • Asteya (Nicht stehlen, nicht aneignen);
  • Brahmacharya (Enthaltsamkeit; Reinheit in Gedanken, Wort und Tat)
  • und Aparigraha (Unbestechlichkeit).

Niyamas, die eigene Disziplin, besteht aus :

Raja Yoga kann man studieren und systematisch üben, dann führt er mit wissenschaftlicher Exaktheit zu bestimmten Ergebnissen und letztlich zur Befreiung.

Hinweise für die Übung der wichtigsten Aspekte des Raja Yoga

Schulung des Gedächtnisses

Beginne mit der Schulung des Gedächtnisses. Wähle eine Übung, die dir am meisten liegt und führe sie jeden Tag aus.

Mache parallel jeden Tag Aufzeichnungen über deine Übungspraxis (siehe auch die Hinweise und Beispiele für das Führen eines spirituellen Tagebuches am Ende des Buches).

Das ist sehr wichtig. Man darf über die Dinge nicht einfach hinweggehen. Wenn du schnellen Erfolg haben und ein wirklicher, selbstbestimmter Mensch werden willst, dann musst du das Gelernte in die Praxis umsetzen und dir Notizen machen. So kannst du deinen Fortschritt beobachten und etwaige Fehler und Rückfälle verbessern und gezielt daran arbeiten. Schaffe dir dafür ein Tagebuch oder Notizbuch an. Vielleicht hast du einen spirituellen Lehrer oder einen Ashram, wo du eine Kopie deiner Übungen eines Monats hinschicken kannst, so dass sie dort überprüft werden und dir wertvolle Hinweise für deinen spirituellen Fortschritt gegeben werden können.

Wenn du sehr ernsthaft und aufrichtig übst, kannst du das Gedächtnistraining in drei Monaten abschließen. Ein gutes Mittelmaß sind sechs Monate. Manche werden ein Jahr brauchen.

Schulung des Willens

Nachdem dir die Gedächtnisschulung gut gelungen ist, kannst du die Schulung des Willens beginnen. Du hast dann durch das Gedächtnistraining schon etwas Erfolg und Kraft bekommen; das ist ein guter Antrieb für das Willenstraining. Du hast mit dem Training begonnen – das allein wirkt schon motivierend und hält dein Interesse und deine Begeisterung aufrecht.

Nimm dir Zeit, das bisher Erreichte sorgfältig zu reflektieren. Überprüfe und ziehe Bilanz über die Wirkungen deiner bisherigen Bemühungen und etwaige eingeleitete Veränderungen.

Lasse dich nicht entmutigen. Du wirst gegen deine alten Feinde, die alten Samskaras (Eindrücke im Unterbewusstsein) kämpfen müssen. Warte ruhig ab. Versuche Geduld, Aufmerksamkeit, Ausdauer, Gleichgewicht im Denken und Achtsamkeit im Hier und Jetzt zu entwickeln. Diese Eigenschaften sind hilfreich und notwendig zur Stärkung deines Willens. Auch Wachsamkeit ist sehr wichtig.

Allmählich fühlst du deine innere Stärke. Dinge, die dir vorher schwer gefallen sind, fallen dir jetzt leicht oder zumindest leichter. Du wirst spüren, dass dein Bewusstsein jetzt nicht mehr unruhig ist. Dinge, die dich früher aufgeregt haben, tun dies nicht mehr. Du kannst sehr aktiv sein und viel leisten ohne zu ermüden. Dein Gang wird anmutig, deine Rede beeindruckend. Du bist ein ganz anderer Mensch geworden. Auf deinem Gesicht und in deinem Lächeln liegt ein eigener Zauber. Nun bist du imstande, andere zu führen. Deine Freunde werden eine magnetische Aura, eine starke Ausstrahlung, um dich spüren.

Konzentrationstraining

Gedächtnis- und Willensschulung sollte Hand in Hand mit Konzentrationstraining gehen. Konzentration ist ein Hilfsmittel für alle Übungen. Konzentration ist eine Grundvoraussetzung spiritueller Entwicklung. Konzentriere dich jeden Tag, am besten morgens, eine halbe oder ganze Stunde.

Für dieses Konzentrationstraining brauchst du einen gewissen geistig-philosophischen Unterbau und einen erhebenden Geistesinhalt für die Konzentrationsübung. Denn du übst Konzentration nicht nur als Mittel, um Gedächtnis und Willenskraft zu entwickeln, sondern vor allem für die Selbstverwirklichung. Du entwickelst das Gedächtnis und den Willen sowohl für Erfolg im Leben wie auch gleichzeitig für das Erlangen der Seligkeit Brahmans. Das ist das Hauptziel. Vergiss dieses Ziel niemals. Das ist der Hauptunterschied zwischen meinem hier gelehrten Übungssystem und den verschiedenen anderen Methoden, zum Beispiel aus der Psychologie.

Konzentriere dich als Technik zum Beispiel auf ein Bildnis von Krishna, Rama oder Shiva, auf Jesus, Buddha oder Mohammed, je nachdem was deiner Neigung entspricht.

Entwicklung von positiven Eigenschaften

Der vierte Punkt ist die Entwicklung von positiven Eigenschaften und Tugenden.

Arbeite vordringlich an der Eigenschaft, die dir bisher am meisten fehlt. Parallel entwickle Mut, Barmherzigkeit, allumfassende Liebe, Würde, Zufriedenheit, Offenheit und Ehrlichkeit.

Suche dir jeden Monat eine Tugend aus und meditiere regelmäßig über sie. Beschäftige dich jeden Tag etwa eine halbe Stunde mit der Entfaltung bestimmter positiver Eigenschaften. Dann wirst du sie in deinem Charakter manifestieren.

Wenn du eine wesentliche Tugend entwickelt hast, werden die anderen nachfolgen. Hast du zum Beispiel Demut und Mut, werden alle anderen Tugenden von selbst kommen.

Ebenso werden die anderen grundlegenden Tugenden von selbst hinzukommen, wenn du zum Beispiel in Reinheit oder Wahrhaftigkeit fest verwurzelt bist. Versuche eine dieser vier Schlüssel-Eigenschaften – Demut, Mut, Enthaltsamkeit/Reinheit oder Wahrhaftigkeit – zu entwickeln.

Überwinden nicht hilfreicher Eigenschaften

Der fünfte Punkt ist das Überwinden nicht hilfreicher Eigenschaften. Die Entwicklung positiver Einstellungen räumt letztlich von selbst etwaige negative Eigenschaften aus dem Weg. Aber es ist besser, parallel auch noch aktiv am Überwinden etwaiger negativer Charakterzüge zu arbeiten. Das beschleunigt den Prozess. Es ist doppelter Angriff, der den Erfolg leichter und gewiss macht.

Wenn du zum Beispiel Gier, Ärger oder Selbstsucht überwinden kannst, werden auch etwaige andere schlechte Eigenschaften verschwinden. Sie sind Ausprägungen von Egoismus. Ist dieser geschwächt, ist also der Befehlshaber überwältigt, dann wird das ganze Gefolge fliehen, weil sie ihren Führer verloren haben.

Viele Untugenden entspringen dem Ärger. Ist dieser sublimiert, vergehen die anderen von selbst. Darum konzentriere deine Aufmerksamkeit auf das Transformieren von Selbstsucht oder Ärger. Dann ist die ganze Arbeit getan.

Beherrschung der Sinnesorgane

Der sechste Punkt ist die Beherrschung der Sinnesorgane (Indriyas) – ein sehr wichtiger Faktor. Denn wenn sie sehr unruhig sind, fällt es dir schwer, dich zu konzentrieren. Beobachte jedes Sinnesorgan und beherrsche die Sinne allmählich mit geeigneten Methoden – wie zum Beispiel Fasten, sexuelle Enthaltsamkeit oder Beschränkung beziehungsweise Vermeiden sexuellen Fehlverhaltens, Verzicht auf bestimmte Dinge, Zurückziehen der Aufmerksamkeit von Außenreizen und der Reaktion darauf. Die Sinne ziehen dich nach außen und lassen die Gedanken wandern und sich zerstreuen. Die Sinne zurückzuhalten bedeutet daher in Wirklichkeit Beherrschung der Gedanken. Denn die Sinnesorgane sind nicht unabhängig wirksam, sondern nur im Zusammenwirken mit dem Geist, mit Gedanken und Emotionen.

Körperliche Disziplin

Der siebte Punkt ist körperliche Disziplin. Effektives geistiges und Persönlichkeitstraining wird schwierig, wenn der Körper nicht gesund ist. Halte den Körper durch tägliche Übungen kräftig und aktiv, schön und ausgeglichen.

Führen eines Tagebuchs

Der achte Punkt ist das Führen eines Tagebuchs. Für einen schnellen Fortschritt und ein wirkliches Wachstum hilft es, jeden Tag über deine Übungspraxis, deine Fortschritte, Vorsätze und so weiter Buch zu führen, und zwar ehrlich dir selbst gegenüber, ohne dir etwas vorzumachen.

Wenn du diesen Weg und die obigen Punkte einhältst und ernsthaft übst, kannst du großen Erfolg im Leben haben, ein Raja, ein Herrscher/eine Herrscherin über dein Leben werden. Du wirst dich an Gesundheit, Wohlergehen und spirituellem Segen erfreuen und lange leben.

Die Übungen in diesem Buch sind für Aspiranten/Aspirantinnen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Stand gedacht und daher entsprechend abgestuft. So kann jeder/jede die für ihn/sie geeigneten Übungen praktizieren und sich so entfalten und wachsen. Aber üben musst du, wenn du Erfolg haben willst. Wer Hunger hat, muss selbst essen, ein Durstiger selbst trinken. Die Übungen werden nach einer Weile zu einem integralen Teil deiner Natur. Du kannst sie bis zur Vollendung entwickeln und auf jedem Gebiet erfolgreich sein.

Siehe auch

Literatur

Seminare

Yogalehrer Ausbildung

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