Prakriti
Prakriti (Sanskrit: प्रकृति pra-kṛti, f.) – (Ur-)Natur, Urmaterie, Materie; die sich aus der Urmaterie entfaltende Schöpfung; Konstitution, Zustand; Ursache, Ursprung, Voraussetzung; Wesen, Temperament; Grundform, Norm, Muster, Schema; Minister; Untertan, Bürger; Sache, Geschichte; auch das Urbild des weiblichen Geschlechts, das mit Maya, der Illusion, identifiziert wird; die Shakti oder weibliche Energie jeder Gottheit.
Prakriti ist in der vedischen Philosophie die ursprüngliche Natur eines jeden Menschen – sie beschreibt unsere individuelle Konstitution und spiegelt sich in den drei Doshas Vata, Pitta und Kapha wider. Wer seine Prakriti kennt, versteht besser, wie Körper, Geist und Emotionen im Gleichgewicht bleiben können. In Verbindung mit Karma Yoga wird Prakriti zur Grundlage für ein bewusstes, pflichtbewusstes und harmonisches Leben im Einklang mit dem eigenen Wesen.
Gemäß der Sankhya-Philosophie handelt es sich bei Prakriti um die Urmaterie, deren Struktur aus den drei Eigenschaften (Gunas: Tamas, Rajas, Sattva) hervorgeht. Prakriti ist ein ewiges Prinzip, aus dem – durch ihre Nähe zum Purusha – das gesamte Universum mit all seinen Schichten entsteht.
Das Philosophiesystem des Advaita Vedanta geht von einem allumfassenden Urprinzip, dem Brahman, aus. Deshalb hat die Prakriti in diesem System keine eigene, von Brahman getrennte Wirklichkeit.
Zudem kann unter Prakriti auch ihre eigene Manifestation verstanden werden, wie zum Beispiel die mit den Sinnen erfassbare Welt oder die Natur um uns herum (Namarupa) – der Bereich der Namen und Formen, durch den die Vielfalt der gesamten Schöpfung zum Ausdruck kommt. In ihr offenbart sich das Wunder Gottes. Gleichzeitig ist sie jedoch auch das Prinzip hinter dieser Erscheinungswelt und gehört somit allein dem höchsten Selbst, dem Paramatman, an.
Prakriti प्रकृति prakṛti Aussprache
Hier kannst du hören, wie das Sanskritwort Prakriti, प्रकृति, prakṛti ausgesprochen wird:
Prakriti und Purusha - Natur und Weltenseele
- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -
Prakriti und Purusha – die Natur und das Bewusstsein.
Kommentar zur Bhagavad Gita 13. Kapitel ab Vers 19
- Was ist Purusha – Bewusstsein, Weltenseele.
- Was ist Prakriti? Die Natur!
- Wie kann man zwischen beidem unterscheiden?
- Und wie hängen Prakriti Purusha mit Brahman, Atman und Jagat – der Welt zusammen?
Das sind die Themen in diesen Versen. Ich will beginnen mit 3 x Om und dann die Verse 19 – 22 rezitieren, dann übersetzen und kommentieren.
- Om Om Om
- prakṛtiṃ puruṣaṃ caiva viddhyanādi ubhāvapi
- vikārāṃśca guṇāṃścaiva viddhi prakṛtisaṃbhavān
- kāryakāraṇakartṛtve hetuḥ prakṛtirucyate
- puruṣaḥ sukhaduḥkhānāṃ bhoktṛtve heturucyate
- puruṣaḥ prakṛtistho hi bhuṅkte prakṛtijānguṇān
- kāraṇaṃ guṇasaṅgo ’sya sadasadyonijanmasu
- upadraṣṭānumantā ca bhartā bhoktā maheśvaraḥ
- paramātmeti cāpyukto dehe ’sminpuruṣaḥ paraḥ
Identifiziere dich nicht und spüre Einheit
19. Vers:
Wisse, dass sowohl diese Natur (Prakriti) als auch das Bewusstsein (Purusha) ohne Anfang sind. Und wisse auch, dass alle Erscheinungsformen und Eigenschaften aus der Natur entstehen.
Krishna verbindet im 13. Kapitel der Bhagavad Gita Sankhya und Vedanta.
Vedanta ist das monistische System, also die Philosophie der absoluten Einheit. Vedanta sagt: Es gibt nur Brahman.
- Brahma Satyam – Brahman allein existiert.
- Jagan – die Welt ist Mithya, sie ist unwirklich. Es gibt keine von Brahman getrennte Welt.
- Jivo Brahmaiva Napara – auch das Individuum ist nichts anderes als Brahman.
Das ist jetzt Vedanta.
Krishna wechselt an dieser Stelle in die Sankhya-Überlegungen. Zuvor hatte er vom Standpunkt des Vedanta gesprochen, von Brahman – und das ist auch etwas, das wir im ganzheitlichen Yoga aufgreifen. Wir wollen uns nicht zu sehr mit philosophischen Spitzfindigkeiten aufhalten. Es gibt Pandits, die lange Diskussionen darüber führen, ob Prakriti und Purusha eins sind oder doch getrennt. Ob Ishvara, der Schöpfergott, vielleicht doch etwas Separates ist. Ob es viele ewige Individuen gibt oder nur ein einziges. Ob die Seelen am Ende – wenn sie Moksha erreichen – vollständig mit dem Absoluten verschmelzen, oder ob sie einfach in einem Zustand reiner Wonne existieren, ohne ganz zu verschmelzen.
Darüber lässt sich umfangreich streiten. Und das Interessante ist: Die Bhagavad Gita wird von späteren Meistern (Acharyas) für ganz unterschiedliche philosophische Positionen zitiert.
Shankaracharya etwa spricht von vollkommener Einheit. Ramanuja vertritt hingegen einen anderen Standpunkt. Und Nimbarka wiederum einen weiteren. So existieren verschiedene Sichtweisen – und ich finde das faszinierend: Krishna nimmt letztlich einen ganz pragmatischen Standpunkt ein. Er verbindet bewusst Bhakti Yoga und Jnana Yoga. Und im Jnana Yoga vereint er gezielt die beiden Grundströmungen Vedanta und Sankhya.
Im Wesentlichen geht es darum:
- Höre auf, dich als getrenntes Individuum zu identifizieren.
Erkenne: Hinter allem ist das Göttliche – und erfahre dich selbst als eins mit der Weltenseele.
Shankaracharya spricht von der vollkommenen Einheit. Ramanuja dagegen vertritt einen anderen Standpunkt, und Nimbarka wiederum einen weiteren. So gibt es diese unterschiedlichen Sichtweisen – und ich finde das faszinierend: Krishna nimmt einen ganz pragmatischen Standpunkt ein. Er vereint letztlich Bhakti Yoga und Jnana Yoga. Und im Jnana Yoga verbindet er ganz bewusst die beiden Grundströmungen Vedanta und Sankhya.
Im Wesentlichen geht es darum:
Höre auf, dich als Individuum zu identifizieren. Erkenne: Hinter allem ist das Göttliche, und erfahre dich selbst als eins mit der Weltenseele.
Ohne Verhaftung gibt es kein Vergnügen und keinen Schmerz
Und so sagt Krishna hier: Die Natur – Prakriti – ist letztlich ohne Anfang. Wenn man sich fragt: Wann ist das Universum entstanden? – Krishna sagt: Es ist ohne Anfang. Er hatte zuvor erklärt, dass es das Unmanifeste, das Avyakta, bereits vorher gab. Dieses Avyakta bringt später die Welt hervor. Und die Welt kehrt wieder in das Avyakta zurück. Aus dem Avyakta entsteht dann die nächste Welt. So folgt eine Welt auf die andere – sie wird erschaffen und löst sich wieder auf. Ein ständiges Kommen und Gehen.
Daher: Die Prakriti ist ohne Anfang. Und natürlich – der Purusha, das Bewusstsein, ist ebenfalls ohne Anfang. Es hat immer schon Bewusstsein gegeben, und es wird immer Bewusstsein geben – ohne Anfang und ohne Ende.
Purusha und Prakriti sind zwei verschiedene Prinzipien. Im Vedānta jedoch wird gesagt: Die Prakriti existiert nur scheinbar – sie ist wie ein Traum, lediglich eine Modifikation von Purusha, von Brahman. Damit werden letztlich beide wieder zusammengeführt: Alles ist Brahman – auch das, was als Prakriti erscheint.
Im Gegensatz dazu sagt das Samkhya-System: Es gibt eine von Purusha getrennte Natur, die Prakriti, und einen davon getrennten Purusha. Doch selbst das Sāṃkhya – in Verbindung mit dem Raja Yoga – erklärt: Die Prakriti existiert für den Purusha. Ohne Purusha gäbe es keine Prakriti. Ihre Funktion besteht darin, dass der Purusha – das höchste Bewusstsein – die Kräfte der Natur erfahren kann. Letztlich ist es sogar so, dass Purusha diese Kräfte nicht nur erfährt, sondern sie in gewissem Sinne auch selbst „mitmacht“.
Man könnte sagen: Purusha tritt in diese Welt ein – ähnlich wie heute Menschen in virtuelle Welten wie Second Life oder andere Computerspiele mit künstlichen Welten eintauchen. Dort wird man zu einem Avatar – dieser Begriff ist übrigens wörtlich genommen sehr passend –, man „inkarniert“ sich in eine simulierte Umgebung. Und auch unsere Welt ist letztlich für diejenigen da, die sich in ihr manifestieren.
Diese künstlichen, virtuellen Welten können also sehr gut dabei helfen, zu verstehen, wie diese Welt funktioniert. In virtuellen Welten gibt es einen ursprünglichen Programmierer, der die gesamte Struktur ermöglicht. Alles besteht dort aus Bits und Bytes – es ist letztlich reine Illusion. Und doch können sich die Einzelnen darin bewegen, handeln, sogar etwas verändern.
Es gibt jedoch einen kleinen, aber wesentlichen Unterschied: In virtuellen Welten existieren verschiedene Individuen, die gemeinsam an der Erschaffung und Gestaltung beteiligt sind. In der spirituellen Sicht – vor allem im Vedānta – gibt es hingegen nur einen Purusha, nur ein Bewusstsein, das sich durch viele Formen ausdrückt.
In dieser Gesamtwelt gibt es letztlich nur einen Purusha – nur einen Brahman. Und dieser eine Brahman erschafft zunächst die „virtuelle Welt“. In dieser virtuellen Welt identifiziert sich Brahman dann mit einzelnen Körpern und einzelnen Psychen. So scheint es, als ob Brahman in dieser virtuellen Welt viele unterschiedliche Dinge tut, als wäre er aufgespalten in viele Einzelwesen.
Man könnte also sagen: Brahman ist einerseits der Programmierer, der die Welt erschafft und dafür sorgt, dass sie funktioniert. Gleichzeitig erhält er das Universum – er lässt es weiterlaufen. Und er spiegelt sich in den einzelnen Individuen, die wiederum Einfluss auf diese Welt nehmen.
Wenn aber das große Ganze aus dem Gleichgewicht gerät, wenn es nicht mehr in der Weise verläuft, wie es dem höheren Sinn entspricht, dann manifestiert sich Brahman selbst als Avatar, als Inkarnation Gottes, und sorgt dafür, dass es wieder in eine gute Richtung geht.
Und so ist Prakriti scheinbar ohne Anfang – doch sie wird aufhören, in dem Moment, in dem Du aufwachst. Für Dich hört Prakriti auf, wenn Du aufhörst, in ihr sein zu wollen – wenn Du Dich von ihr zurückziehst und Brahman verwirklichst.
Alle Erscheinungsformen, alle Eigenschaften, alles, was sich zeigt, gehört zur Prakriti. Solange Du Dich damit identifizierst, erscheint sie als wirklich. Doch sobald Du erkennst, wer Du wirklich bist – Purusha, reines Brahman –, verliert die Prakriti ihre Wirklichkeit für Dich.
Es heißt nicht: Du bist der Körper. Und auch nicht: Du bist die Psyche. Du bist nicht derjenige, der introvertiert oder extravertiert ist, nicht der, der Vata, Pitta oder Kapha ist.
Nein – Du bist Brahman, Du bist Purusha.
Du hast einen Körper. Du hast eine Psyche. Körper und Psyche sind Teil der Prakriti – der Natur, der äußeren Erscheinung. Sie sind nicht Dein wahres Selbst.
Und genau das gilt es zu erkennen.
Und so heißt es: Beim Hervorbringen von Ursache und Wirkung gilt die Natur, also Prakriti, als die Ursache. Beim Erfahren von Vergnügen und Schmerz hingegen gilt das Bewusstsein – Purusha – als Ursache.
Das bedeutet: Wenn etwas hervorgebracht wird, ist Prakriti am Werk. In ihr entstehen die Abläufe, Handlungen, Bewegungen – alles, was geschieht. Innerhalb der Prakriti wirkt das Gesetz von Ursache und Wirkung: Aus einer Ursache folgt eine Wirkung, diese wird wiederum zur nächsten Ursache, und daraus entsteht die nächste Wirkung – ein endloser Kreislauf.
Purusha dagegen ist nicht der Handelnde, sondern der Erfahrende. Er ist das bewusste Prinzip, das erlebt, was in der Prakriti geschieht – Freude, Leid, Bewegung, Veränderung.
Innerhalb der Prakriti geschieht vieles – zum Beispiel gibt es Vorgänge im Rücken, in der Hüfte oder im Knie. Das sind körperliche Ursachen, das heißt: Sie gehören zur Prakriti. Doch dass Du zum Beispiel Schmerz empfindest, dafür braucht es etwas anderes – nämlich das Bewusstsein.
Ohne Bewusstsein gibt es keinen Schmerz.
Ein einfaches Beispiel: Angenommen, Du befindest Dich im Tiefschlaf. Deine Knie, Deine Hüfte, Dein Rücken – all das ist weiterhin da, vielleicht sogar in genau demselben Zustand wie im Wachsein. Aber: Solange das Bewusstsein nicht aktiv ist, erfährst Du keinen Schmerz.
In diesem Sinne gilt: Um Vergnügen oder Schmerz zu erfahren, braucht es Bewusstsein.
Und das bedeutet auch: Wenn Du Dein Bewusstsein aus der Prakriti herausziehst, bist Du nicht mehr begrenzt durch Vergnügen und Schmerz.
Purusha und Prakriti – über Verhaftung und Befreiung
21. Vers:
Da sich die Seele – Purusha innerhalb der Natur – Prakriti befindet erfährt sie die aus der Natur stammenden Eigenschaften. Verhaftungen an die Eigenschaften ist die Ursache für die Geburt in für Verwirklichung geeignete und weniger geeignete Mutterschöße.
Purusha ist jetzt da, aber er manifestiert sich in der Prakriti. Wenn sich Purusha mit einem Körper-Psyche-Komplex identifiziert, entsteht daraus Verhaftung. So ist es: Es gibt den unendlichen Purusha, die unendliche Weltenseele – und Prakriti erschafft daraus diese ganze Welt.
Innerhalb dieser Prakriti gibt es kleinere Teile, in denen sich Purusha widerspiegelt. Wenn sich Purusha mit diesen Teilen identifiziert, entsteht Verhaftung. Zum Beispiel:
Du könntest sagen, während Du auf Deinen Körper zeigst: „Das bin ich. Ich bin 46 Jahre alt und ich bin Franzose.“
- Bist Du da, wo Du hinzeigst? – Nein, das ist der Körper.
- Bist Du 46 Jahre alt? – Nein, das ist das Alter des Körpers.
- Bist Du Franzose? – Nein, der Körper wurde in Frankreich geboren und hat daher die französische Staatsangehörigkeit.
- Wenn Du sagst: „Ich bin Pitta-Temperament, feurig und enthusiastisch“ – bist Du das wirklich? Nein, Deine Psyche hat dieses Temperament.
- Oder Du sagst: „Ich bin Mathematiker“ oder „Ich bin technisch begabt“. Doch nicht Du bist das – Deine Psyche verfügt über besondere mathematische Fähigkeiten.
Wenn Du Dich verhaftest, dann entsteht die Notwendigkeit zur Befreiung. Die Verhaftung von Purusha an einen Teil der Prakriti – etwa den Körper – führt zur Identifikation, und daraus folgen Geburt und Tod.
Es heißt: Solange Du verhaftet bist, wirst Du wiedergeboren. Sei Dir bewusst: Es gibt geeignetere und weniger geeignete Mutterschöße.
Damit wird auch gesagt: Warte nicht zu lange, um die Verwirklichung zu erreichen. In diesem Leben hast Du alles, was Du brauchst: ein Dach über dem Kopf, genug zu essen, sogar Zeit, um Vorträge über Vedanta zu hören und das Ziel des Lebens zu erkennen. Jetzt ist die Zeit, spirituelle Praktiken zu üben. Jetzt ist der richtige Moment – verschiebe es nicht!
Du könntest sagen: „Ja gut, das mache ich im nächsten Leben. Oder wenn ich pensioniert bin. Oder wenn meine Enkel groß genug sind… vielleicht sogar meine Urenkel.“ Der Mensch findet tausend Gründe, die Spiritualität aufzuschieben. Aber es gibt Umstände, unter denen es tatsächlich leichter ist.
Angenommen, Du wärst in einem Bürgerkriegsgebiet, wo Du täglich fürchten musst, dass bewaffnete Banden kommen, alles rauben – vielleicht ist das sogar schon geschehen – und Du ums nackte Überleben kämpfst, für Dich und Deine Familie: Dann ist es schwieriger, über den Sinn des Lebens nachzudenken, die Bhagavad Gita zu rezitieren, Asanas oder Pranayama zu üben.
- Übe jetzt – praktiziere jetzt – verschiebe es nicht!
Wer bin ich wirklich?
22. Vers:
Die höchste Seele in diesem Körper wird auch der Beobachtende genannt, das Gewährende, der Erhaltende, der Erfahrende, der große Herr und das höchste Selbst.
Wer bist Du wirklich?
Und so kannst Du Dir die Frage stellen: Wer bist Du wirklich?
Du bist derjenige, der beobachtet. Du bist das bewusste Wahrnehmen – nicht das, was wahrgenommen wird. In letzter Tiefe bist Du eins mit Ishvara.
Was ist Ishvara? Ishvara ist Gott – sei es in konkreter Gestalt, als persönliches göttliches Wesen, oder als das Prinzip des Schöpfers, Erhalters und Zerstörers des Universums. Aber auf einer tieferen Ebene bist auch Du dieser Ishvara. Du bist der Erfahrende, das Selbst, das unveränderliche Bewusstsein.
Du bist nicht Körper und Psyche. Sie sind Ausdrucksformen in der Prakriti – aber Du bist das, was in alldem gegenwärtig bleibt. Das unverhaftete Bewusstsein, das alles erfährt.
Gleich werde ich noch einmal Om rezitieren und diesen Vers auf Sanskrit wiederholen. Danach bekommst Du eine kleine Aufgabe – etwas, das Du vielleicht im Alltag umsetzen kannst, um Dich selbst tiefer zu erkennen.
22. Vers Bhagavad Gita auf Sanskrit:
- upadraṣṭānumantā ca bhartā bhoktā maheśvaraḥ
- paramātmeti cāpyukto dehe ’sminpuruṣaḥ paraḥ
Kleine Aufgabe für den Alltag
Meditiere über folgende Wahrheit: Ich bin das unsterbliche Selbst.
Und im Alltag, erinnere Dich immer wieder bewusst:
- Ich bin nicht der Körper,
- ich bin nicht die Psyche,
- ich bin nicht Vergnügen oder Schmerz,
- ich bin nicht mein Temperament,
- ich bin nicht meine Wünsche.
Ich bin das unsterbliche Selbst – reines Atman, reines Bewusstsein,
Satchidananda: Sein – Wissen – Glückseligkeit.
Eins mit der Weltenseele,
in der Tiefe eins mit allen Welten und mit allen Wesen.
- OM – Shanti – Shanti – Shanti
- Om bolo Satguru Sivananda Maharaj ki jai!
- Om bolo Shri Vishnudevananda Maharaj ki jai!
Video Prakriti und Purusha - Natur und Weltenseele
Viveka Chudamani - Die Prakriti verändert sich ständig
- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 351 von Sukadev Bretz -
Genauso unwahr (asattva) sind die Transformationen von Prakriti – vom Ego bis zum grobstofflichen Körper, mit all seinen Sinnesobjekten (vishaya). Sie sind unwirklich, weil sie sich ständig verändern. Aber das Selbst (atman) verändert sich nie.
Alles Äußerliche ist unwirklich
Vom Ego bis hin zum grobstofflichen Körper – all das ist Prakriti. Prakriti, die Natur, ist vergänglich und ständiger Veränderung unterworfen. Genau das gilt es zu erkennen – und auch anzunehmen.
Das Leben verläuft in Wechselfällen:
Der Körper ist einmal gesünder, einmal kränker. Selbst chronische Schmerzen bleiben nicht immer gleich – sie verändern sich in Intensität, Wahrnehmung und Wirkung.
Auch wenn du meist gesund bist, gibt es Tage, an denen du dich wohl in deiner Haut fühlst – und andere, an denen das nicht der Fall ist.
Dein Geist ist mal klar, mal getrübt. Manchmal empfindest du Freude, dann wieder Leid. Manchmal verspürst du Enthusiasmus, ein andermal eher Trägheit oder Gleichgültigkeit.
Alles, was sich wandelt, ist nicht dein wahres Selbst. Es gehört zur Prakriti – zur äußeren, sich ständig verändernden Welt. Erkenne dies – und richte Deinen Blick nach innen, zum Unveränderlichen, zum Selbst.
Beobachte die Veränderung und löse dich davon
Alles kommt und geht.
Du kannst das beobachten – und dann kannst du dich davon lösen.
Auch die Sinnesobjekte ändern sich ständig:
- Mal sind Menschen freundlich zu dir, mal weniger freundlich.
- Mal reagierst du auf diese Freundlichkeit so, mal ganz anders.
- Mal gibt es etwas Schmackhaftes zu essen, mal etwas Einfacheres.
Doch letztlich: Es spielt keine Rolle.
Denn das Selbst, der Atman, bleibt unverändert. Immer gleich – ewig, still und frei.
Alles andere – nimm es an, beobachte es, aber halte dich nicht daran fest.
Erkenne: Es ändert sich.
Fürchte dich nicht davor, dass das, was du nicht magst, dauerhaft bleibt – denn nichts in dieser Welt bleibt gleich.
Die Welt ist ein Strom der Veränderung.
Akzeptiere das.
Nimm es an.
Lebe in diesem Bewusstsein.
Ayurveda
Im Ayurveda bezeichnet Prakriti die individuelle Konstitution des Menschen, d.h. seinen Konstitutionstyp. Dieser besteht in einer ganz individuellen Zusammensetzung der drei Doshas bzw. "Humore", deren gestörtes Gleichgewicht als eine Ursache von Krankheit angesehen wird. Um ein gesundes und zufriedenes Leben zu führen, empfiehlt Ayurveda, Ernährungs-, Schlaf- und andere Gewohnheiten seinem jeweiligen Konstituionstyp entsprechend zu gestalten.
Swami Sivananda über Prakriti
Auszüge aus dem Buch "Lord Krishna, His Lilas and Teachings" von Swami Sivananda, The Divine Life Society Publication. Nacherzählung der Geschichte "Prakriti und Purusha"
Uddhava sagte: „O Krishna! Obwohl Prakriti und Purusha von Natur aus verschieden zu sein scheinen, ist kein Unterschied zwischen ihnen erkennbar, weil sie einander durchdringen: Denn die Seele (Atman) scheint in der Materie (Prakriti) zu sein und die Materie in der Seele. Bitte kläre mir diesen Zweifel. Du allein kennst die wahren Zusammenhänge deiner Maya.“
Shri Krishna sprach: „Prakriti und Purusha sind grundlegend verschieden und zwei ganz getrennte Einheiten. Prakriti ist unbelebt/unbewusst und in ständiger Veränderung begriffen. Purusha ist bewusst/wahrnehmend und unveränderlich. Das Universum und seine Erscheinungen, Körper, bestehen aus den drei Gunas und ihren Modifikationen. Als das Gleichgewicht der drei Gunas gestört wurde, entstand die Welt durch die Kombination der Gunas. Sie unterliegt dem Wandel. Meine aus den drei Gunas bestehende Maya schafft durch diese Gunas eine zahllose Vielfalt von Erscheinungen und Begriffen, welche man in drei Kategorien zusammen fassen kann: Adhyatma (auf den Körper, sich selbst, bezogen), Adhidaiva (auf die Gottheiten/Engelswesen/steuernden Intelligenzien hinter den Welterscheinungen bezogen) und Adhibhuta (auf andere Wesen und Objekte bezogen). Das Auge entspricht Adhyatma, Form und Farbe entsprechen Adhibhuta, und das Licht der Sonne, Surya , entspricht Adhidaiva. Sie bedingen einander, denn ohne Sicht und Licht sind keine Objekte wahrnehmbar.
Der Atman als ihre Ursache ist jedoch verschieden von ihnen. Er ist aus sich selbst leuchtend, das heißt, er braucht keine andere Quelle oder Ursache. Er ist das ursächliche Licht, das all jene Dinge erhellt. Ebenso wie beim Auge ist es auch mit den anderen Sinnesorganen und –wahrnehmungen: Zum Beispiel steht die Haut in Beziehung zu Berührung und Luft; das Ohr mit Klang und den Himmelsrichtungen; die Zunge mit Geschmack und Wasser (Varuna); die Nase mit Geruch und den Ashwins ; der Geist mit Vorstellungen und dem Mond; der Intellekt mit Unterscheidungskraft und Brahma (Schöpfer); das Unterbewusstsein mit Erinnerung/Gedächtnis und Vasudeva ; Ahamkara (Ich-Bewusstsein) mit Identifikation und Rudra. Das erste Modifikation, wenn die Gunas in Bewegung geraten, ist Mahat (kosmischer Intellekt) und daraus das universelle Ego (Ahamkara) mit seinem dreifachen Aspekt von Sattva, Rajas und Tamas. Es ist die Ursache für die grundlegende Unwissenheit. Die Qualität von Sattva entspricht Adhidaiva, Rajas Adhyatma und Tamas Adhibhuta. Die Gelehrtendispute, bei denen es darum geht, ob diese Welt real ist oder nicht, sind ein Resultat dessen, dass sie den Atman nicht verwirklicht haben. Denn vom Standpunkt des Atman haben diese ganzen Diskussionen keine Basis.“
Sukadev über Prakriti
Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Prakriti
Prakriti heißt Natur, Prakriti heißt Ursprung, Prakriti heißt Materie. Prakriti hat in verschiedenen Kontexten unterschiedliche Bedeutung. So ähnlich wie im Deutschen das Wort „Natur“ ja auch sehr unterschiedliche Bedeutungen haben kann. Prakriti ist insgesamt die Natur – Schöpfung, Materie, Welt, all das ist Natur. Jetzt gibt es bestimmte Systeme, wo Prakriti von besonderer Bedeutung ist.
Zum einen im Sankhya-System. Sankhya ist eine der großen Philosophiesysteme. Shat Darshanas – eine der sechs großen klassischen Weltanschauungen. Und die Sankhya-Philosophie postuliert zwei Hauptprinzipien, Prakriti und Purusha. Prakriti - die Natur, Purusha – das Bewusstsein. Und die ganzen Erfahrungen sind ein Zusammenspiel von Prakriti - Natur und Purusha – Bewusstsein. Du bist in Wahrheit Purusha, reines Bewusstsein. Du hast einen Körper und eine Psyche, und Körper und Psyche sind Teil der Prakriti. Die ganze Welt ist eine große Prakriti. Du hast Teil an dieser großen Prakriti, und so hast du eine kleine Prakriti. Körper, Psyche, Persönlichkeit, Fähigkeiten, Neigungen, Emotionen, all das ist dein Teil der Prakriti.
Als zweites findest du die Prakriti auch in der Bhagavad Gita. In der Bhagavad Gita verwendet Krishna den Ausdruck „Prakriti“ in zweierlei Kontexten. Zum einen verwendet Krishna Prakriti auch so wie die Sankhya-Philosophie als Gegenpol zu Purusha. Purusha – Bewusstsein, Prakriti – die Natur und die Welt. Zum zweiten verwendet Krishna Prakriti aber auch als Aussage für die Natur des Menschen, die individuelle Natur, insbesondere die tiefe Persönlichkeit, die tiefen Herzensneigungen nennt Krishna Prakriti.
Und er sagt: „Der Mensch muss seiner Prakriti folgen, er muss dem folgen, was er tief im Herzen ist. Er hat nur eine beschränkte Möglichkeit, sich selbst zu beherrschen.“ Man sollte natürlich äußere Wünsche beherrschen, man sollte nicht Sklave von Raga und Dwesha werden, man sollte nicht Emotionen wie Gier, Ärger, Eifersucht usw. einfach folgen. Aber darüber hinaus hat der Mensch eine Wesensnatur, eine Prakriti, und dort gilt es, diese Prakriti zu leben, auf eine sattvige Weise, eine reine Weise, im Dienst an Gott, im Dienst an den Menschen.
Jeder Mensch ist anders, er muss schauen: „Wie kann ich den spirituellen Weg gehen? Wie kann ich meine Fähigkeiten und Talente einbringen? Und wie kann ich lernen, auf meine Natur zu hören, Prakriti?“ So hat also die Bhagavad Gita diesen zweifachen Aspekt von Prakriti, die kosmische Prakriti und die individuelle Prakriti.
Ayurveda richtet ein besonderes Augenmerk auf die individuelle Prakriti. Die individuelle Prakriti ist ein bestimmtes Zusammenspiel der drei Doshas, Vata, Pitta und Kapha. Vata – Luftprinzip, Pitta – das Feuerprinzip, Kapha – das Erd-Wasser-Prinzip. Und manche Menschen haben eine Prakriti, die ist mehr luftig, leicht und voller Energie und Freude und irgendwo voller Ideen und Kreativität – luftig. Dann gibt es solche, die haben mehr eine feurige Prakriti, Enthusiasmus, Begeisterung, Durchsetzungsvermögen, können aber auch zu Ärger und Zorn neigen, können auch dazu neigen, enthusiastisch Menschen zu begeistern, sind leistungsfähig und anspruchsvoll. Das ist die feurige Prakriti, Pitta Dosha.
Dann gibt es Menschen, die sind mehr Kapha Dosha, gemütlichere Menschen, freundlich, gemütlich, etwas behäbig, aber doch langfristig können sie viel bewirken. Andere haben alle drei Doshas oder zwei Doshas und es heißt, dass die Grund-Dosha von Geburt an bestimmt ist, mindestens zu einem gewissen Grad. Im Lauf des Lebens wird dann mal die eine oder andere Dosha etwas stärker, ein anderer Teil der Prakriti wird stärker.
Zusätzlich zur Prakriti im Ayurveda gibt es auch Vikriti. Vikriti ist die gestörte Natur. "Vi" ist das Gegenteil. Vikriti, die gestörte Natur. Wenn also jemand eigentlich von Natur aus Kapha ist, freundlich und mitfühlend und gemütlich, und muss er tausend verschiedene Dinge gleichzeitig machen, dann wird er plötzlich Vata-Störungen bekommen. Er hat dann eine Vata Vikriti. Und wenn Vata Vikriti ist, kann auch ein Kapha Mensch eben Vata-Störung haben.
So gilt es zu lernen, seiner Prakriti zu folgen, seiner Prakriti gemäß zu leben, ohne es zu übertreiben. Denn wenn du viel Vata hast, kannst du auch zu einer Vikriti kommen, übersteigertes Vata. Seiner Prakriti zu folgen, seiner Natur zu folgen, dabei aber nicht verhaftet zu sein, gleichzeitig rein zu sein, das ist dann die Kunst des spirituellen Lebens. So sagt es eben auch Krishna: „Folge deiner Prakriti, deiner Natur. Werde aber nicht Sklave von Mögen und Nicht-Mögen. Und bringe alles Gott dar. Und mache alles auf sattvige, auf reine, Weise.“
Der Entsagende weiß, dass nur die Prakriti wirkt
Ausschnitt aus dem Buch "Der Gesang des Heiligen. Eine philosophische Episode des Mahabharatam". Eine Übersetzung der Bhagavadgita von Paul Deussen. Leipzig. F.a. Brockhaus. 1911. S. 37-42. So lautet in der Bhagavadgita Werkverzicht und Werkhingebung (Karma - Sannyasa - Yoga).
Arjuna sprach:
- 1. (1036.) Du rühmst, o Krishna, den Verzicht auf die Werke und wiederum Hingebung an dieselben. Was ist von diesen beiden das Bessere? Das sage mir mit Bestimmtheit.
Der Heilige sprach:
- 2. (1037.) Verzicht auf die Werke und Hingebung an sie, beides führt zum höchsten Heil; aber unter ihnen wird der Verzicht von der Hingebung an die Werke übertroffen.
- 3. (1038.) Der ist zu wissen als ein beständig Verzichtender, welcher nicht hasst und nicht begehrt; denn frei von den Gegensätzen [des Lebens], o Großarmiger, wird er leicht von der Bindung erlöst.
- 4. (1039.) Nur die Toren behaupten, dass Sankhyam (Weg der Reflexion) und Yoga (Weg der Verinnerlichung) verschieden seien, nicht aber die Weisen. Wer auch nur eines von ihnen richtig betreibt, der erlangt die Frucht aller beiden.
- 5. (1040.) Die Stätte, welche von den Reflektierenden (Sankhyaih) errungen wird, eben diese wird auch von den Yoga-Übenden erlangt. Eines sind das Sankhyam und der Yoga. Wer das sieht, der ist sehend.
- 6. (1041.) Aber das Verzichten, o Großarmiger, ist schwer zu erlangen, wenn es nicht vom Yoga ausgeht; während der dem Yoga sich hingebende Weise in kurzer Zeit das Brahman erreicht.
- 7. (1042.) Wer dem Yoga sich hingegeben hat, reinen Wesens, besiegten Wesens, mit bezähmten Sinnen, und dessen Selbst zum Selbste aller Wesen geworden ist, der wird, auch wenn er Werke tut, nicht befleckt.
- 8. (1043.) Wer dem Yoga hingegeben die Wesenheit erkennt, der ist sich bewusst, dass nicht er es ist, welcher irgendein Werk tut, und wenn er sieht und hört und fühlt und riecht, wenn er isst und wandelt, schläft und atmet,
- 9. (1044.) wenn er redet, ausscheidet und greift, die Augen öffnet und schließt, so ist er sich dabei bewusst, dass es nur seine Sinnesorgane sind, welche sich mit den Sinnendingen befassen.
- 10. (1045.) Wer so handelt, dass er seine Werke dem Brahman weiht und sich von dem Hang [nach Lohn] freigemacht hat, der bleibt vom Bösen unbefleckt, wie das Lotosblatt vom Wasser.
- 11. (1046.) Nur mit dem Leibe, mit dem Manas und der Buddhi, nur mit den Sinnesorganen allein vollbringen die Yogis das Werk, indem sie die Anhänglichkeit [an den Lohn] fahren lassen, um ihre Seele (Atman) reinzuhalten.
- 12. (1047.) Der dem Yoga sich Hingebende verzichtet auf die Frucht der Werke und erlangt den unvergänglichen Frieden; der Nicht-Hingegebene handelt aus Begierde, ist anhänglich an den Lohn und bleibt gebunden.
- 13. (1048.) Alle Werke mit Bewusstsein von sich werfend sitzt er da, heiter und Herr [seiner Sinne], der Träger des Leibes in der Stadt mit den neun Toren [dem Leibe], indem er weder handelt noch handeln lässt.
- 14. (1049.) Nicht das Tätersein und nicht die Werke schafft der Herr der Welt [der Purusha], noch auch den Zusammenhang zwischen den Werken und ihrem Lohne, vielmehr ist es die eigene Natur (Svabhava: Prakriti), die sich darin betätigt.
- 15. (1050.) Nicht das Böse von irgendwem und nicht sein gutes Werk erkennt der Allmächtige an als sein, sondern es ist die Verdunkelung des Wissens durch das Nichtwissen, vermöge dessen die Geschöpfe in der Irre gehen.
- 16. (1051.) Aber diejenigen, bei denen dieses Nichtwissen vernichtet ist durch die Erkenntnis des Atman, deren Erkenntnis macht ihnen gleichwie eine Sonne jenes Höchste offenbar.
- 17. (1052.) Dieses erkennend, dieses als ihr Selbst erfassend, in diesem feststehend, dieses als höchstes Ziel habend, gehen sie ein dorthin, von wo es keine Wiederkehr gibt, sie, welche durch die Erkenntnis das Böse abgeschüttelt haben.
- 18. (1053.) In dem mit Wissenschaft und Zucht begabten Brahmanen, in dem Ochsen, in dem Elefanten, ja sogar in dem Hunde und in dem Hundefleischverzehrer sieht der Weise eines und dasselbe.
- 19. (1054.) Schon hienieden haben sie sich das All erobert, deren Geist darin fest geworden ist, in allem das Gleiche zu sehen. Denn sündlos ist das in allem gleichmäßig vorhandene Brahman, darum sind sie fest beharrend in dem Brahman.
- 20. (1055.) Er freut sich nicht, wenn ihm Angenehmes begegnet, er bleibt unerschüttert, wenn ihn Unangenehmes trifft; festen Sinnes und unbeirrt kennt er das Brahman, steht er im Brahman fest.
- 21. (1056.) An den Berührungen der Außenwelt hängt sein Atman nicht, in sich selbst findet er, was ihn beglückt; der Hingebung an Brahman mit ganzer Seele ergeben erlangt er unvergängliches Glück.
- 22. (1057.) Alle Freuden, welche aus der Berührung mit der Welt entspringen, die sind eine Quelle der Leiden, sie haben einen Anfang und ein Ende, o Kuntisohn, nicht freut sich ihrer der Weise.
- 23. (1058.) Wer schon hienieden vor der Erlösung vom Leibe den Sturm zu bewältigen weiß, der aus Lust und Zorn entspringt, der ist ein Hingegebener, ist ein glückseliger Mann.
- 24. (1059.) Wer in sich die Freude, in sich das Ergötzen findet und in sich das Licht, der ist ein Yogi, und, zu Brahman geworden, gelangt er zum Erlöschen in Brahman (Brahmanirvanam).
- 25. (1060.) Dieses Erlöschen in Brahman erlangen die Rishis, wenn die Sünde vernichtet, die Zweiheit abgeworfen, das Selbst bezähmt ist, sie, welche sich am Wohle aller Wesen erfreuen.
- 26. (1061.) Für die von Lust und Zorn befreiten Selbstbezwinger, die ihre Gedanken im Zaume halten und den Atman erkannt haben, tritt ganz und vollständig [[[Abhitas]], nach Cankara: im Leben und Tode] das Erlöschen im Brahman ein.
- 27. (1062.) Wer die Berührungen der Außenwelt nach außen zurückdrängt und das Augenmerk auf den Punkt zwischen den Brauen richtet [wo nach Brahmasutra 1,2,32 der Sitz des Atman ist], wer Einhauch und Aushauch einander gleich macht und so durch das Innere der Nase streichen lässt,
- 28. (1063.) wer als ein Muni Sinne, Manas und Buddhi bezähmt, der Erlösung als höchstem Ziel zustrebt und Wünschen, Fürchten und Zürnen von sich abtut, der ist für immer erlöst.
- 29. (1064.) Und indem er mich erkennt als den Empfänger aller Opfer und Kasteiungen, als den großen Herrn aller Welten und als den Freund aller Wesen, geht er ein zum Frieden.
Siehe auch
- Mulaprakriti
- Prakrita
- Vikriti
- Akriti
- Kriti
- Bhagavadgita
- Kshetra
- Purusha
- HYP Jahresgruppe
- Sanskrit Kurs Lektion 1
Literatur
- Sukadev Bretz: Die Bhagavad Gita für Menschen von heute
- Swami Sivananda: Bhagavad Gita
- Swami Sivananda: Vedanta für Anfänger
- Swami Sivananda: Sadhana
- Swami Sivananda: Inspiration und Weisheit
- Swami Sivananda: Erfolgreich leben und Gott verwirklichen
- Sri Shankaracharya: Das Kronjuwel der Unterscheidung
- Paul Deussen: "Der Gesang des Heiligen. Eine philosophische Episode des Mahabharatam". Übersetzung der Bhagavadgita. Leipzig. F.a. Brockhaus. 1911.
- Dowson, John: A Classical Dictionary of Hindu Mythology and Religion – Geography, History and Religion; D.K.Printworld Ltd., New Delhi, India, 2005
Weblinks
- Vedanta Meditation und Jnana Yoga
- Bhagavad Gita
- Offizielle Homepage von Yoga Vidya, Möglichkeit zur Mantra-Weihe und spirituellen Namensgebung
- Offizielle Homepage von Yoga Vidya
- Divine Life Society - Sivananda Ashram
Seminare
Jnana Yoga, Philosophie Jnana Yoga, Philosophie
- 30.01.2026 - 06.02.2026 Spirituelle Sterbebegleiter Ausbildung
Immer mehr Menschen wollen sich aktiv und offen mit Sterben und Tod beschäftigen und dabei zu einem neuen spirituellen Verständnis von Vergänglichke…- Sukhavati Kusch
- 15.02.2026 - 18.02.2026 Vedanta Meditationen
Du willst dein wahres Selbst und diese Welt besser verstehen? Der Selbstverwirklichung näher kommen? - Vedanta, das „Ende des Wissens“, kommt schrit…- Karuna M Wapke
Bhakti Yoga
- 09.01.2026 - 11.01.2026 Harmonium Lernseminar
Lerne, Harmonium zu spielen! Wenn vorhanden, bitte eigenes Harmonium mitbringen. Keine Vorkenntnisse nötig.- Alisa Yakhontova
- 09.01.2026 - 11.01.2026 Yin Yoga und Bhakti
Yin Yoga heißt loslassen und achtsam in den Augenblick schmelzen. Bhakti Yoga ist der Weg der Liebe und Hingabe zum Göttlichen. Diese beiden sanften…- Sanja Wieland
Indische Schriften
- 09.01.2026 - 11.01.2026 Raja Yoga 1
Raja Yoga ist der Yoga der Geisteskontrolle. In diesem Raja Yoga Seminar behandeln wir das 1. Kapitel der Yoga Sutras von Patanjali. Darin geht es u…- Narayan Böhm
- 23.01.2026 - 25.01.2026 Ruf der Seele - Deine Heldenreise am Beispiel Arjunas aus der Bhagavad Gita
Jeder Mensch steht in seinem Leben früher oder später an einem Wendepunkt – einem inneren Schlachtfeld, wie es Arjuna in der Bhagavad Gita erlebt. I…
Karma Yoga
- 01.03.2026 - 06.03.2026 Yoga zum halben Preis
Raus aus dem Alltag, rein in die indische Ashram-Atmosphäre! Yoga Urlaub zum kleinen Preis – hier kannst du dein Budget schonen und gleichzeitig gan…- Mahavira Wittig
- 13.03.2026 - 15.03.2026 Der spirituelle Weg
Der spirituelle Weg führt vom Relativen zum Absoluten, vom Individuellen zum Kosmischen, von der Getrenntheit zur Einheit. Dieses Yoga Seminar gibt…- Dana Oerding
Sanskrit Grammatik Teil 2 - Online Kurs Reihe
10.04.2025 - 12.06.2025 - Sanskrit Grammatik Teil 2 - Online Kurs Reihe
- Der Sanskrit Grammatik Online Kurs vertieft und ergänzt dein Wissen um die Grundlagen der Sanskrit Grammatik in vielfältiger Weise. In jeder Lektion wird …
- Dr phil Oliver Hahn
Tsa Lung - Tibetischer Yoga
- In diesem Workshop erlernen und praktizieren wir eine Serie von fünf energetisierenden Übungen, die mit Körper, Aufmerksamkeit und Atmung arbeiten …
- Dr phil Oliver Hahn