Advaita Vedanta

Aus Yogawiki

Advaita Vedanta (Sanskrit: अद्वैतवेदान्त advaitavedānta m.) eine Strömung in der Philosophie des Vedanta, die davon ausgeht, das es im Bereich des Absoluten, d.h. als höchste Realität, nur 'Nicht-Dualität' (advaita) gibt. Damit ist die letztendliche Identität von Individualseele (jiva) und Überseele (brahman) gemeint. Der berühmteste Vertreter dieser Philosophie, die ihren Anfang in den Upanishaden nahm, ist Shankara.

Shankaracharya, der Lehrer des Vedanta

Die Lehren Shankaras können in einem Halbvers zusammengefasst werden: "Brahma Satyam Jagan Mithya Jivo Brahmaiva Na Aparah" — nur Brahman (das Absolute) ist wirklich; diese Welt ist unwirklich; und der Jiva bzw. die Seele des Individuums unterscheidet sich nicht von Brahman." Dies ist die Quintessenz seiner Philosophie.

Sukadev über Advaita Vedanta

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Advaita Vedanta

Advaita Vedanta ist der nicht-dualistische Vedanta, das nicht-dualistische Ende des Wissens. Es ist die Grundphilosophie, auf der Yoga Vidya beruht, das ist die Grundphilosophie von Swami Sivananda, das ist die Grundphilosophie von Swami Vivekananda und so vielen anderen Meistern. Man kann sagen, die Mehrheit der Strömungen in Indien heutzutage ist Advaita Vedanta, manchmal sogar genannt Kevala Advaita Vedanta. Kevala heißt natürlich. Advaita heißt nicht-dual. Vedanta, das Ende des Wissens. Advaita Vedanta wurde als Philosophiesystem von Shankaracharya begründet, 788 bis 820 n.Chr.

Advaita Vedanta findest du natürlich schon in den Upanishaden. Du findest Advaita Vedanta auch schon in älteren Teilen der Veden, eben z.B. im Purusha Suktam, das ist eine vedantische Sukta, das ist ein vedantisches Kapitel im Rigveda. Advaita Vedanta ist das Vedanta der Einheit. Advaita Vedanta kann man in drei Sätzen zusammenfassen: "Brahma Satyam. Brahman allein existiert. Jagan Mithya. Die Welt, wie wir sie wahrnehmen in ihren scheinbaren Dualitäten und scheinbaren Vielheiten, existiert so nicht. Jivo Brahmaiva Na Parah. Das Individuum ist nichts anderes als Brahman." Advaita Vedanta – Einheit, ohne ein Zweites. Vedanta heißt Ende des Wissens.

Veda heißt Wissen. Vedanta ist das Ende der Vedas, Ende des Wissens. Das Ende des Wissens ist immer Advaita. Solange dort noch jemand ist, der etwas erkennt, kann auch wieder etwas Weiteres erkannt werden, denn das, was erkannt wird, kann niemals vollständig erkannt werden. Nur wenn derjenige, der erkennt, erkennt, dass er das Erkennbare ist, und wenn es nur noch diese eine Erkenntnis gibt, dann ist volle Erkenntnis da. Klingt kompliziert, ist gar nicht so kompliziert. Advaita Vedanta heißt: Die höchste Erkenntnis, das höchste Wissen, das letztliche Wissen von Advaita, von der Einheit. "Sarvam Kalvidam Brahman. Alles ist wahrhaftig Brahman." So kann Advaita Vedanta auch ausgedrückt werden. Was du siehst, ist Brahman, was du nicht siehst, ist Brahman. In deinem Inneren ist Brahman, die Welt ist Brahman, Gott ist Brahman, überall Brahman. Advaita Vedanta – Vedanta ohne ein Zweites, das Ende des Wissens, der Non-Dualität, absolute Einheit. Spüre das, erfahre das, lebe aus Advaita Vedanta.

Die Advaita Philosophie von Sri Shankara

(von Swami Sivananda)

Einführung

Der erste systematische Vertreter der Advaita ist Gaudapada, der Guru des Gurus von Sri Shankara. Govinda war der Schüler Gaudapadas. Er wurde zum Lehrer Shankaras. Gaudapada gab seine Hauptlehren des Advaita Vedanta in den gefeierten Mandukya Karikas. Aber es war Shankara, der die endgültige, wunderschöne Form der Advaita-Philosophie hervorbrachte und ihr den letzten Schliff der Perfektion gab. Lies aufmerksam Sri Shankaras Kommentare über den Hauptteil der Upanishaden, die Brahma-Sutras und die Bhagavad Gita, dann wirst du die Philosophie der Advaita klar verstehen. Die Kommentare zu den Vedanta Sutras von Shankara sind bekannt als Sariraka Bhashya.

Die Advaita, die von Sri Shankara gelehrt wird, ist eine strenge, absolute. Laut Sri Shankara ist alles, was ist, Brahman. Brahman selbst ist absolut homogen. Alle Unterschiede und alle Pluralität ist illusiorisch.

Brahman—Das Eine ohne ein Zweites

Atman ist offensichtlich (Svatah-siddha). Es ist nicht begründet durch äußere Beweise. Es ist nicht möglich, Atman zu leugnen, weil es genau die Essenz dessen ist, der es abstreitet. Atman ist die Basis aller Arten von Wissen, Annahmen und Beweisen. Das Selbst ist darin, das Selbst ist ohne; das Selbst ist davor; das Selbst ist dahinter; das Selbst ist links und es ist rechts, es ist oben und unten.

Brahman ist kein Objekt, da es Adrisya ist, jenseits der Reichweite der Augen. Daher verkünden die Upanishaden: "Neti Neti — dieses nicht, dieses nicht, das nicht. Das heißt nicht, dass Brahman ein negatives Konzept wäre, oder eine metaphysische Abstraktion, oder ein Nichts, oder eine Leere. Es ist nicht etwas anderes. Es ist voll und ganz, unendlich, unveränderlich, selbst-existent, selbst-entzückt, selbst-Wissen und selbst-Glückseligkeit. Es ist Svarupa: Essenz. Es ist die Essenz des Wissenden. Es ist der Sehende (Drashta), Transzendente (Turiya) und stille Zeuge (Sakshi).

Shankaras oberstes Brahman ist unpersönlich, Nirguna (ohne Gunas bzw Attribute), Nirakara (formlos), Nirvisesha (ohne spezielle Charakteristika), unveränderbar, ewig und Akarta (nicht-handelnd). Es steht über allen Bedürfnissen und Begierden. Es ist immer das beobachtende Subjekt. Es kann nie zum Objekt werden, da es außerhalb der Reichweite der Sinne ist. Brahman ist nicht-dual, eines ohne ein zweites. Es hat kein anderes neben sich, ihm fehlt der Unterschied, sowohl äußerlich als auch innerlich. Brahman kann nicht beschrieben werden, weil Beschreibung Unterscheidung impliziert. Brahman kann nicht von etwas anderem als sich selbst unterschieden werden Im Brahman gibt es keine Unterscheidung von Inhalt und Attribut. Sat Chit Ananda stellt die Grundessenz bzw. Svarupa des Brahman dar und nicht nur seine Attribute. Das Nirguna Brahman von Sankara ist unpersönlich. Es wird zu einem persönlichen Gott oder Saguna Brahman ausschließlich in Verbindung zu Maya.

Saguna Brahman und Nirguna Brahman sind nicht zwei verschiedene Brahmans. Nirguna Brahman ist nicht der Kontrast, die Antithese oder das Gegenteil zu Saguna Brahman. Das selbe Nirguna Brahman erscheint als Saguna Brahman für die fromme Verehrung der Anhänger. Es ist dieselbe Wahrheit aus zwei verschiedenen Gesichtspunkten. Nirguna Brahman ist das höhere Brahman, das Brahman vom transzendentalen Standpunkt (Paramarthika); Saguna Brahman ist das niedere Brahman, das Brahman vom relativen Standpunkt (Vyavaharika).

Die Welt — Eine relative Realität

Laut Shankara ist die Welt keine Illusion. Die Welt ist relativ real (Vyavaharika Satta), während Brahman absolut wirklich ist (Paramarthika Satta). Die Welt ist ein Produkt des Maya bzw. Avidya. Das unveränderliche Brahman erscheint durch Maya als veränderliche Welt. Maya ist eine mysteriöse, unbeschreibliche Kraft Gottes, die das Wirkliche verbirgt und sich selbst als Unwirkliches manifestiert: Maya ist nicht wirklich, weil es verschwindet, wenn du Wissen über die Ewigkeit erlangst. Es ist auch nicht unwirklich, weil es existiert, bis das Wissen in dir dämmert. Die Überlagerung der Welt zu Brahman geschieht durch Avidya bzw. Ignoranz.

Die Natur des Jiva und die Mittel zum Moksha

Für Shankara ist die Jiva bzw. individuelle Seele nur relativ real. Ihre Individualität dauert nur so lange wie sie dem unrealen Upadhis bzw. eingrenzenden Bedingungen des Avidya ausgesetzt ist. Die Jiva identifiziert sich mit dem Körper, Geist und den Sinnen, wenn es durch Avidya bzw. Ignoranz getäuscht wird. Es denkt, handelt und genießt durch Avidya. In Wirklichkeit unterscheidet es sich nicht von Brahman oder dem Absoluten. Die Upanishaden erklären ausdrücklich: “Tat Tvam Asi — Das bist du.” So wie die Blase eins wird mit dem Ozean, wenn sie platzt, so wie der Äther im Gefäss eins wird mit dem universalen Äther, wenn der Behälter bricht, so wird das Jiva bzw. empirische Selbst eins mit Brahman, wenn es das Wissen von Brahman erlangt. Wenn durch die Aufhebung des Avidya das Wissen dämmert, wird es von seiner Individualität und Endlichkeit befreit und erkennt seine wesentliche Natur des Satchidananda. Es geht in den Ozean der Glückseligkeit über. Der Fluss des Lebens mischt sich mit dem Ozean der Existenz. Dies ist die Wahrheit. Nach Shankara meint die Befreiung von Samsara das absolute Aufgehen der individuellen Seele in Brahman bedingt durch die Absetzung der irrtümlichen Auffassung, dass die Seele sich von Brahman unterscheidet. Nach Shankara sind Karma und Bhakti Mittel zum Jnana, das Moksha ist.

Vivarta Vada oder die Theorie der Überlagerung

Für Shankara ist die Welt nur relativ wirklich (Vyavaharika Satta). Er vertrat Vivarta Vada bzw. die Theorie des Erscheinens von Übereinanderlagerung (Adhyasa). So wie die Schlange in der Abenddämmerung auf dem Seil überlagert wird, so werden diese Welt und Körper von Brahman und dem Höchsten Selbst überlagert. Wenn du von dem Seil Kenntnis erlangst wird die Illusion der Schlange im Seil verschwinden. Selbst dann, wenn du Kenntnis von Brahman bzw. dem Unvergänglichen erlangst, wird die Illusion von Körper und Welt schwinden. Im Vivarta Vada schafft der Grund die Wirkung ohne selbst einen Wandel zu durchlaufen. Die Schlange ist nur eine Erscheinung auf dem Seil. Das Seil hat sich nicht in eine Schlange verwandelt, so wie Milch sich in Quark verwandelt. Brahman ist unveränderbar und ewig. Daher kann es sich nicht selbst in die Welt verwandeln. Brahman wird durch Maya zum Grund der Welt, welche die unergründliche, mysteriöse Kraft bzw. Shakti ist.

Sobald du weißt, dass es nur ein Seil ist, wird deine Angst schwinden. Du läufst nicht davor weg. Selbst wenn du das ewige, unveränderbare Brahman erkennst, bist du nicht beeinflußt durch dieses Phänomen oder die Namen und Formen dieser Welt. Wenn Avidya oder der Schleier der Ignoranz durch das Wissen von der Ewigkeit zerstört ist, wenn Mithya Jnana oder falsches Wissen durch wirkliches Wissen der unvergänglichen oder lebenden Realität ersetzt wird, wirst du in deiner wahren, ursprünglichen, göttlichen Pracht und Herrlichkeit strahlen.

Advaita — Eine Philosophie ohne Parallele

Die Advaita Philosophy des Sri Shankaracharya ist hochfliegend, erhaben und einzigartig. Es ist ein System kühner Philosophie und logischer Raffinesse. Es ist höchst interessant, inspirierend und erhebend. Keine andere Philosophie kann vor ihr stehen in Bezug auf ihre Kühnheit, Tiefe und ihr ausgetüfteltes Denken. Shankaras Philosophie ist vollständig und perfekt. Sri Shankara war ein mächtiges, großartiges Genie. Er war ein Meister der Logik. Er war ein tiefgründiger Denker ersten Ranges. Er war ein Weiser der höchsten Erkenntnis. Er war ein Avatar von Lord Shiva. Seine Philosophie hat unzähligen Menschen im Osten und Westen Trost, Frieden und Erleuchtung gebracht. Die westlichen Denker verneigen ihre Häupter vor den Lotusfüßen Sri Shankaras. Seine Philosophie hat die Sorgen und Leiden der verzweifeltsten Personen gelindert und Hoffnung, Freude, Weisheit, Perfektion, Freiheit und Gelassenheit bewirkt. Sein philosophisches System verdient die Bewunderung der ganzen Welt.

Übersetzung eines Artikels von Swami Sivananda aus der Website der Divine Life Society Sivananda Ashram

Englischer Kurzvortrag zum Thema Vedanta

Viveka Chudamani - Ich bin das nichtduale Brahman

Nur Brahman ist wirklich

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 515 von Sukadev Bretz -

yat pratyastāśeṣa-māyā-viśeṣaṃ
pratyag-rūpaṃ pratyayāgamyamānam |
satya-jñānānantam ānanda-rūpaṃ
brahmādvaitaṃ yat tadevāham asmi || 515 ||

Ich bin fürwahr das nicht-duale Absolute, das, in welchem sich die endlosen/ unzähligen Unterscheidungen von Maya transzendieren, welches die innerste Essenz in/ von allem ist, welches über die Vorstellung des Bewusstseins/Verstandes hinausgeht, welches Wahrheit, Wissen und unendliche höchste Glückseligkeit ist – wahrlich, dieses nicht-duale Brahman bin ich.

Ein Meister lebt aus dem Brahman Bewusstsein

Das sind wunderschöne Affirmationen, die du immer wieder sagen kannst. Natürlich sind das für einen selbstverwirklichten Meister keine Affirmationen, sondern es ist das Bewusstsein, aus dem heraus der Meister lebt. Es ist seine Verwirklichung, seine wahre Natur.

Ich bin auch das nonduale Absolute

In diesem Sinne sage dir immer wieder, sprich zu dir selbst, wenn dein Geist dir sagt, dass du nicht ausreichend gut bist, du es nicht hinkriegst, sage dir:

„Ich bin fürwahr das nicht-duale Absolute.“ Und wenn du sagst, dass Menschen dich nicht mögen und du nicht ausreichend bist, die anderen dich nicht anerkennen, dann sage dir: „Das, in welchem sich die endlosen/ unzähligen Unterscheidungen von Maya transzendieren, welches die innerste Essenz in/ von allem ist, welches über die Vorstellung des Bewusstseins/Verstandes hinausgeht, welches Wahrheit, Wissen und unendliche höchste Glückseligkeit ist – wahrlich, dieses nicht-duale Brahman bin ich.“

Ich bin Brahman - egal was die Psyche suggeriert

Und wenn deine Psyche dir suggeriert, dass du unglücklich bist, du es nicht weißt, du verärgert bist, dann sage dir mindestens: satya-jñānānantam ānanda-rūpaṃ - ich bin Satya (Wahrheit) Jnana (Wissen) ananta (unbegrenzt) ananda-rupa (meine wahre Natur ist Freude). Oder den Refrain: brahmādvaitaṃ yat tadevāham asmi – ich bin (asmi) das ungeteilte Brahman, immer und überall. In der Psyche gibt es alles Mögliche, was passiert. In der Tiefe meines Wesens brahmadvaitam asmi – ich bin dieses ungeteilte Brahman. Nichts kann meiner Brahmannatur etwas anhaben.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

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