Ernährungstipps

Aus Yogawiki

Ernährungstipps: Wie sollte man sich ernähren? Warum ist es gut, sich vegetarisch ernähren? Wie sieht eine ideale Yoga Ernährung aus? Darüber erfährst du am meisten unter dem Hauptartikel Ernährung. Hier ein paar etwas speziellere Ernährungstipps.

Ernährungstipps der Hatha-Yoga-Pradipika - HYP 58 - 60

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -

Kommentar zu den Versen 58-60 des ersten Kapitels

Swatmarama schreibt:

Vers 58:

Maßvolle Ernährung bedeutet, wohlschmeckende und süße Nahrung zu sich zu nehmen, ein Viertel des Magens frei zu lassen und die Handlung Shiva zu opfern.

Bedeutung im Ayurveda

Von diesem Vers gibt es auch wieder verschiedene Kommentare. Es heißt zum einen, maßvoll soll sein -susnigdha. Im Ayurveda würde dies genannt, etwas fetthaltig, also weich und feucht, mild. In einem anderen Kontext heißt „su“, einfach „gut“ und „snigdha“ kann man auch übersetzen „schmeckend“. „susnigdha“ = wohlschmeckend. Also bei aller Entsagung soll die Nahrung durchaus gut schmecken. Dann steht hier, Madhura. Madhura heißt süße Nahrung. Bevor du jetzt anfängst, dir jede Menge Schokolade einzuverleiben, so muss man dazu sagen, wenn Swatmarama von süß spricht, dann meint er tatsächlich eher dies vom Ayurveda her. Im Ayurveda gibt es verschiedene Geschmacksrichtungen und eine der Geschmacksrichtungen ist eben süß. Normalerweise würde man sagen, man sollte alle Geschmacksrichtungen in einer Mahlzeit oder über den Tag verteilt haben.

Bedeutung im Hatha Yoga

Im Hatha Yoga wird insbesondere die süße Geschmacksrichtung besonders bevorzugt. Mit süß sind jetzt nicht die Süßigkeiten gemeint und nicht dieser moderne Industriezucker und so weiter. Das wird man eher als rajassig einordnen, also als unruhig machend. Sattwig ist dann eher, zum Beispiel wenn du süßes Obst oder Getreide zu dir nimmst, die eher süßlich schmecken, wenn du sie ausreichend kaust, aber auch bestimmte Gemüse- und Salatsorten. Die sind alle eher süßlich.

Im Hatha Yoga würde man dir empfehlen, nicht zu scharfe, nicht zu salzige, nicht zu bittere und nicht zu saure Nahrung zu dir zu nehmen. Also die süße Geschmacksrichtung ist für die Zeit der intensiven Asana- und Pranayama Praxis hilfreicher als die anderen. Natürlich bei bestimmten Beschwerden, zum Beispiel wenn du zuviel Kapha hast, solltest du die süße Geschmacksrichtigung eher meiden und dann eher in Richtung scharf gehen. Aber das ist ein anderes Thema, Swatmarama geht ein bisschen davon aus, dass der Hatha Yoga Pradipika Leser sich etwas im Ayurveda auskennt und dann weiß: Aha, damit sind also bestimmte Nahrungsmittel gemeint, die man nehmen sollte, die also diese ayurvedische Qualität von susnigdha und madhura miteinander verbinden.

Natürlich, wenn du dir es jetzt einfach machen willst, dann schaue einfach nach, was sattwige Ernährung im Yoga heißt. Gehe aber dabei etwas eher in Richtung süß, und weniger in salzig, sauer, bitter oder scharf. Dann sagt er noch, dass ein Viertel des Magens freigelassen werden soll, also iss nicht zu viel. Die allgemeine yogische Regel ist, den Magen zur Hälfte mit fester Nahrung zu füllen, zu einem Viertel mit flüssiger und ein Viertel sollte frei gelassen werden. Hälfte fest ist das, was in zwei hohle Hände hineingeht. Wenn du die Hände aneinander gibst, so ist der Inhalt das, was das Volumen des Magens wäre. Die Menge der festen Nahrung, die du essen solltest, ist die, die du auf die flachen Hände geben könntest. Ein 0,25 Liter Glas warmes Wasser vor oder nach dem Essen wäre der flüssige Viertel Anteil und dann lässt du noch etwas frei. Das ist dann gesünder, sowohl für den physischen Körper als auch für die Psyche. Es ist etwas , was die Psyche erhebt und etwas, was dann auch der Praxis des Yoga hilfreich ist.

Swami Sivananda sagt zum Beispiel an einer Stelle:

„Iss immer nur soviel, dass du ein klein wenig hungrig bleibst. Das ist besonders gesund.“ 

Dann heißt es auch noch, man soll das dem Shiva widmen, das heißt was du tust, das widme anschließend Gott. Es ist also nicht nur, was du isst, sondern auch wie du es isst. Es ist gut, vor dem Essen und nach dem Essen ein Gebet zu sprechen und beim Essen dankbar zu sein.

Was ist zu meiden

Ja, dann folgt noch: Was sollte man meiden? Und hier ist jetzt eine Aufzählung von einem Menge von Nahrungsmitteln, die in Indien zurzeit von Swatmarama populär waren. Manche sind heute nicht mehr bekannt, auch in Indien nicht. Manche sind auch heute noch bekannt und es wird in den verschiedenen Übersetzungen unterschiedlich übersetzt, wie es auch im Deutschen üblich ist. Gemüsearten, welche es vor 1000 Jahren gegeben hat, gibt es vielleicht heute auch nicht mehr oder die Namen haben sich inzwischen geändert.

Also es steht geschrieben: Bitteres, Saures und Beißendes (also Salziges und Scharfes) sollte man meiden. Damit sind letztlich einige Geschmacksrichtungen im Ayurveda genannt, also Katu, Amla, Tikshna, Lavana und Ushna. Diese Geschmacksrichtungen solltest du weniger nutzen, wenn du intensiv Hatha Yoga üben willst. Dann gibt es noch Weiteres , was vermieden werden sollte und er zählt es jetzt auf: Harita, Shaka und Sauvira. Harita – die Chebulische Myrobalane, was auch immer das sein mag, Shaka – das wird manchmal übersetzt als grünes und schwerverdauliches Gemüse. Shaka ist aber auch die Betelnuss. Also Betelnuss würde es heißen und auch Betelblätter. Das sind Dinge, die in Indien früher populär waren, zum Teil auch noch heute, die aber eine bewusstseinsbenebelnde Wirkung haben. Ich glaube, es ist eine erlaubte, also nicht verbotene Droge in Indien. Betel sollte man also nicht zu sich nehmen. Dann sollte man auch nicht die sogenannte Sauvira zu sich nehmen. Sauvira wird auch übersetzt als sauren Brei. Es wird manchmal gesagt, das ist so ein Brei, der schon umgekippt ist. Den könnte man zwar auch noch essen, aber es ist etwas, was schon vergoren ist und Vergorenes sollte man nicht zu sich nehmen. Dann empfiehlt er auch, Taila und Tila (Sesamöl und Sesam) und auch Sarshapa (Senföl) nicht zu sich zu nehmen,. Die sind leicht rajassig.

Was sollte man gar nicht zu sich nehmen

Jetzt kommt es zu ein paar Dingen, die man gar nicht zu sich nehmen soll, nämlich Madya. Das sind alkoholische Getränke. Weiterhin sollte man nicht Matsya = Fisch, Aja, das heißt alles Fleisch von Ziegen aber auch adi Mamsa = jede Art von Fleisch zu sich nehmen. Gut und da kommt er sicherlich an die Dinge, die ihm am allerwichtigsten sind: Fleisch, Fisch und Alkohol sollte man nicht zu sich nehmen. Im weiteren Sinne könnte zu Shaka sagen, alle Arten von Drogen sind verboten und dazu gehören auch irgendwie Zigaretten und Tabak dazu. Gut und dann beschreibt er noch ein paar weitere Nahrungsmittel, wie geronnene Milch und Buttermilch. Die sollte man nicht zu sich nehmen. Man sollte auch schwer verdauliche Hülsenfrüchte, wie Kulattha nicht zu sich nehmen. Es gibt auch wieder bestimmte weitere Dinge, die man nicht zu sich nehmen soll, wie Kola (Chinesische Jujube) und Pinyaka (Ölkuchen). Man sollte auch nicht Asafoetida zu sich nehmen. Das ist so eine Mischung aus rajasig und tamasig und erst recht nicht Lashuna, Knoblauch und ähnliche Gewächse, was auch Zwiebeln einschließt. All das ist für einen intensiv praktizierenden Yogi unheilsam, also apathya.

Aus all dem wird für die moderne Zeit gesagt: Wenn du im Hatha Yoga eine gute Wirkung haben willst, dann verzichte auf Fleisch und Fisch und wenn dort irgendwo Adi steht, heißt das auch, alles andere. Dazu gehören auch Eier. Verzichte auf alkoholische Getränke, bewusstseinsverändernde Drogen. Das sind erstmal die allerwichtigsten Lebensmittel.

  • Ich nenne sie gerne die „5 K´s“, die ein Yogi meiden sollte: Fleisch, Fisch, Alkohol, bewusstseinsverändernde Drogen, wie auch Tabak und Nikotin und so weiter. Das wird natürlich von Swatmarama nicht genannt, weil es im 10. bis 12. Jahrhundert in Indien noch keinen Tabak gab. Das war damals nur in Mittelamerika und Südamerika bekannt. Also auf diese fünf sollte man unbedingt verzichten.
  • Dann sollte man auch auf Eier, Zwiebeln und Knoblauch verzichten. Das sind die zweit wichtigsten Dinge, auf die man verzichten sollte
  • und die dritt wichtigsten Dinge wären, all das was rajassig ist. Rajassig wäre auch Industriezucker, weiterhin alles was zu scharf, zu salzig und zu sauer ist.
  • Des Weiteren, das kannte Swatmarama noch nicht, sollte man auf alle Fertigprodukte, Gemüse aus Dosen, Tiefkühlkost oder all das, was man fertig in Tüten und Packungen kaufen kann und dann nur erwärmen braucht, verzichten. Leider ist es so, dass es das inzwischen auch in Bio-Qualität gibt. Der Yogi aber sollte frische Nahrung zu nehmen, die man eben nicht aus vorbereiteten Tüten, Tiefkühlkost oder Dosen bezieht.

So jetzt sagt noch Swatmarama, was man noch vermeiden sollte. Jetzt sind wir im 60. Vers nach der Verszählung, die Swami Vishnu folgt. Der Yogi sollte allgemein danach trachten, unvorteilhafte Nahrung zu vermeiden und dazu gehört auch Essen, das schon einmal gekocht, dann kalt geworden und wieder erhitzt worden ist sowie das, was ein Übermaß an Salz und Säure hat, das was Unverdauliches ist, wie auch das die Blätter der hölzernen Quassea untergemischt hat. So ist es in der Hatha Yoga Pradipika beschrieben, oder der Ausgabe, der Swami Vishnu folgt. Zunächst einmal: Essen, das schon einmal gekocht, wieder kalt geworden und wieder erhitzt worden ist, spielt auch im Ayurveda eine gewisse Rolle. Man muss wissen, das es zu Lebzeiten Swatmaramas noch keine Kühlschränke gab. In Indien kann es durchaus im Sommer 40 oder 45 Grad werden. In manchen Teilen Indiens bleibt es auch nachts über 30 Grad Wenn man dann Essen erhitzt, das über Nacht stehen lässt und es dann am nächsten Tag wieder erhitzt, ist es inzwischen vergoren. Man kann zwar durch das Erhitzen manches wieder töten, aber sattwig ist das nicht. Wir im Westen und heute inzwischen viele Inder haben Kühlschränke. In diesem Fall kann man auch Nahrung über Nacht stehen lassen und wieder essen. Allerdings mit jedem Erhitzen verliert die Nahrung etwas Prana, sodass es doch am Klügsten ist, so zu kochen, das nichts übrig bleibt. Die Nahrung jedoch wegzuwerfen, nur weil man nicht alles essen konnte, ist auch nicht übermäßig ökologisch. Wenn du für dich selbst kochst, koche eben so, dass nichts mehr übrig bleiben muss.

Dann sagt er, es ist nichts gut, was zu salzig und zu sauer sowie alles, was unverdaulich ist. Damit wiederholt er sich. Das ist so eine Art Generalaussage: Alles was unverdaulich ist. Hier steht auch Kadashana = alles, was irgendwo schlecht ist. Kadashana kann manchmal auch überlagerte Speisen heißen. Das heißt, es ist ja möglich, dass eine Nahrung verdorben ist und jetzt würzt man sie einfach nur sehr geschickt. Dann mag sie schmecken, aber ungesund ist sie trotzdem.

Nicht zu viele Bestandteile in einer Mahlzeit

Gut und in der Übersetzung von Swami Vishnu steht ja, dass die Blätter der hölzernen Quassea mit untergemischt sind: In einer anderen Übersetzung heißt es einfach, dass es zu viele unterschiedliche Bestandteile enthält, nämlich shaka utkata. Man kann auch sagen: Es hat zu viele verschiedene Nahrungsmittel in einer Mahlzeit. Swami Sivananda betont es ja auch immer wieder: Man soll nicht in einer Mahlzeit zu viele verschiedene Bestandteile haben. Es ist auch schwer zu verdauen. Es gilt zwar, langfristig ist es gut, eine große Bandbreite von Speisen zu haben, also im Laufe des Jahres verschiedene Gemüse, Salate, Getreide und Hülsenfrüchte. Du hast eine große Bandbreite von Nahrung und entwickelst nicht so schnell Unverträglichkeiten und Allergien. Es gibt ja viele Menschen, die heutzutage zum Beispiel eine Weizenallergie haben und damit auch Gluten-Unverträglichkeit, Andere entwickeln Soja-Unverträglichkeit. Das kommt aber oft deshalb, dass diese Menschen jeden Tag Weizenbrot essen, das kann im Körper irgendwann dazu führen, dass er eine Unverträglichkeit entwickelt. Angenommen, du isst zu viele Soja-Produkte. Das kann auch zu einer Unverträglichkeit führen, also öfters mal die Nahrungmittel wechseln.

Aber innerhalb einer Mahlzeit ist es wichtig, dass du nicht zu viel verschiedene Nahrungsmittel zu dir nimmst. Ja, soweit Einiges, was Swatmarama über Nahrung sagt, die man essen und nicht essen soll. Er wird noch weitere Dinge im Vers 62 und 63 sagen, aber der nächste Vers ist wieder dazwischen geschoben, vielleicht auch, weil Swatmarama uns sagen will: Überbeschäftige dich auch nicht mit der Ernährung. Ernährung ist nur ein Faktor unter vielen. Und was es noch gilt, zu vermeiden, das kommt dann im 61. Vers im nächsten Video.

Hinweise

Soweit für heute. Mehr zum Thema yogische Ernährung, vielleicht auch praxisnäher an einem westlichen Aspiranten, findest du natürlich auf unserer Internetseite. Gehe einfach auf die Yoga Vidya Internetseite und gib ein: „Ernährung“ oder „Yoga Ernährung“. Wir haben natürlich bei Yoga Vidya auch ein Yoga Kochbuch. Dieses hat tolle Rezepte, die einhundertprozentig yogisch sind, gesund und energetisierend, gut für Körper und Psyche und sehr förderlich für Pranayama Praxis.

Video - Hatha Pradipika Ernährungstipps - HYP 58-60

Hier ein Vortrag zum Thema Hatha Pradipika Ernährungstipps - HYP 58-60 von und mit Sukadev Bretz aus der Reihe Yoga Vidya Schulung, Vorträge zum ganzheitlichen Yoga. Was hat Svatmarama in der Hatha Yoga Pradipika für Ernährungstipps gegeben? Kann man diese noch auf die heutige Lebensweise und heutige Erkenntnisse anwenden?

Video - Welche Nahrungsmittel sind nicht zuträglich? HYP 61

Was gilt es zu vermeiden?

Ernährungstipps der Hatha Yoga Pradipika Teil 2

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2020 -

Kommentar zu den Versen 62 bis 63 des ersten Kapitels

Swatmarama schreibt: Die folgenden Nahrungsmittel können unbedenklich vom Yogi genommen werden: Weizen, Reis, Gerste, Milch, Ghee, Zuckerwerk, Butter, Honig, getrockneter Ingwer, Gurke, die fünf Küchenkräuter, rote Bohnen und gutes Wasser.

Ja, da sagt er, was besonders gut sein soll. Ich muss zugeben, ich hab mit ein paar dieser Worte kleine Probleme, weil ich vegan bin. Dazu will ich gleich noch etwas sagen. Aber fangen wir erst einmal an: Grundsätzlich gilt Godhuma – das ist der Weizen, der gilt als gut; Shali – das ist der Reis, der ist gut und Yava heißt Gerste, die gilt auch als gut. Dann sagt er noch: Shashtika, alle anderen Getreide- oder Reissorten, die innerhalb von 60 Tagen reifen. Was auch heißen soll, etwas, was zügig wächst, beinhaltet auch bestimmstes Prana. Und dann sagt er noch: Das ist alles Shobhana, vorzügliche „Anna“ Nahrung. Also das sind erst einmal sehr gute Nahrungsmittel. Dann sagt er Kshira – Milch und Ajya – geklärte Butter. An einer anderen Stelle sagt er auch noch: Navanita, was meist übersetzt wird als frische Butter, Nava heißt neu und nita.

Zur Zeit von Swatmarama waren die Kühe heilig, sie wurden nicht getötet und sie sollten mit Ehrerbietung behandelt werden. Die altindische Kultur war eine Rinderkultur. Die Rinder wurden gebraucht, um den Pflug zu ziehen oder um die Bewässerungsanlagen zu betreiben. Sie waren für Wagen die wichtigsten Zugtiere. Zusätzlich wurden alle Teile der Rinder auch verwendet, also aus Kuhdung wurde zum Beispiel Medizin hergestellt. Er wurde getrocknet. Das war der wichtigste Brennstoff, um Nahrung zuzubereiten. Der getrocknete Kuhdung konnte auch pulverisiert werden, das gibt eine weiße Farbe. Es war die wichtigste Farbe für die Hütten der Dorfbewohner und auch aus dem Urin der Kühe wurden Heilmittel hergestellt. Die Kühe waren typischerweise Familienmitglieder und wurden ähnlich behandelt wie in unserem Land Hunde und Katzen, hatten aber auch etwas zu tun. Die typische Kuh kann ja zwei Kälber geben und manchmal sind es auch Zwillinge und so kann die typische Kuh genügend Milch geben für zwei Kälber. Meistens bekommt die Kuh aber nur ein Kalb und so kann der Mensch, nachdem das Kalb gesaugt hat, noch etwas Milch nehmen und diese Milch wird also vollkommen Ahimsa – also ohne jemanden zu verletzen, genommen.

Natürlich heißt das, dass eine Kuh zum einem eben nur so lange Milch gibt, solange das Kalb noch nicht groß ist und zum anderen kann manchmal die Kuh noch etwas länger Milch geben, wenn das Kalb entwöhnt ist von der Milch. Dann kann der Mensch oder die Familie bis zu einem halben Liter Milch am Tag haben. Die alten indischen Kühe haben nicht mehr als einen Liter Milch am Tag gegeben, ein halber Liter blieb dann eben für die ganze Familie und wenn man eine fünfköpfige Familie war, kannst du dir vorstellen: das war nicht viel. Der typische Inder hat keine Milch getrunken, sondern zwei Esslöffel Milch in Wasser oder Tee hineingegeben. Es muss übrigens damals Kräutertee gewesen sein, denn den Schwarztee gab es damals nur in China und der wurde von den Engländern erst im 18. Jahrhundert in Indien eingeführt. Also kann es nur ayurvedischer Kräutertee gewesen sein, mit ein bis zwei Esslöffeln Milch, Joghurt konnte auch nur ein bis zwei Esslöffel gewesen sein und die Butter war vielleicht ein halber Teelöffel. Das hat man eben dazu gegeben und das, was man in diesem Maße dazu gibt, hat vom Ayurveda etwas Erdendes, etwas Beruhigendes und Harmonisierendes.

Was heutzutage im Westen und auch in Indien fabriziert wird, ist nicht, wie es Swatmarama beschreibt und auch nicht so, wie es im alten Ayurveda beschrieben wurde, denn diese Milchmengen waren gar nicht möglich. Heutzutage eine „Hochleistungskuh“, die den ganzen Tag angekettet ist oder auf kleinsten Raum leben muss, gibt 20 – 30 Liter Milch. Sie hat ein Euter, welches so groß ist, dass sie gar nicht damit herumlaufen kann. Das führt zu einem Dauerschmerz. Die Kuh wird nach der Geburt des Kalbes von dem Kalb getrennt, weil es nach westlichen Standards nicht der Hygiene entspricht, dass das Kalb bei seiner Mutter bleibt. Die Kuh darf nicht ein Kalb säugen und gleichzeitig für den Menschen Milch abgezapft bekommen und so ist notwendigerweise auch die Bio-Milch mit Grausamkeit verbunden. Da es heutzutage keine Verwendung von Rindern als Pflug- oder Zugtiere gibt, gibt es keine Verwendung für Bullen und auch nicht für Kühe, die ein gewisses Alter erreicht haben, daher werden sie notwendigerweise geschlachtet. Auch heute werden die Bullen oder die Kühe die keine Milch mehr geben in Indien, so sehr dort auch von heiliger Kuh die Rede ist, entweder einfach auf die Straße gejagt, dann müssen sie sich von Abfällen auf der Straße ernähren und sterben dann von Plastiktüten, die sie gefressen und die den Verdauungskanal zerstört haben. Sie sterben relativ zügig, nachdem sie auf die Staße geworfen wurden oder sie werden an Moslems verkauft, in den Bundesländern in Indien, wo Moslems Kühe töten dürfen oder sie werden verschifft oder mehrere 1000 Kilometer nach Bangladesh transportiert, der ein moslemischer Staat ist, wo diese Kühe, die zum Teil dann unter Flüssigkeitsmangel gelitten haben, geschlachtet werden.

Also auch in Indien werden heutzutage die angeblich so heiligen Kühe mit großer Grausamkeit behandelt, so dass man auch in Indien heutzutage den Verzehr von Milchprodukten und Ghee und Butter nicht verantworten kann. Wenn du einmal in einem indischen Ashram bist, dann lass dir einmal zeigen, wo die Ställe sind. Die Kühe werden alle an einem Seil festgebunden und schauen den ganzen Tag an eine Wand. Diese angeblich heiligen Kühe werden von den vornehmsten indischen Ashrams grausam gehalten.

Glücklicherweise gibt es jetzt auch in Indien eine kleine Gegenbewegung. Es gibt zum einen die Bewegung, dass man die Kühe mit Ehrerbietung halten soll. Diejenigen, die dies einmal zehn Jahre probiert haben, Kühe zu halten zur Milchproduktion, ohne ein Rind zu verkaufen, irgendwohin – wo es dann getötet wird – stellen fest, das funktioniert nicht, so dass es glücklicherweise in Indien eine vegane Bewegung gibt, nicht nur an Touristenorten, wo ausreichend Deutsche, Engländer und Amerikaner vegane Nahrung haben wollen, sondern immer mehr Inder merken selbst, wenn wir die Kuh heilig halten wollen, dürfen wir keine Milchprodukte zu uns nehmen.

Was heißt das für die Hatha Yoga Pradipika? Selbstverständlich kannst du intensives Hatha Yoga üben ohne Milch, Ghee und Butter. Das geht sehr gut. Es steht halt nur da: In Swatmaramas Zeit war das unbedenklich in den Mengen, die damals üblich waren, was wirklich nur minimal gewesen sein kann.

Er sagt auch, Zuckerwerk sei gut. Du darfst dir jetzt keinen moderen Industriezucker vorstellen. Es heißt, was eben süß schmeckt in geringeren Mengen. Er schreibt hier von Honig. Ich selbst esse als Veganer auch keinen Honig. Der Honig wird heutzutage nicht sehr freundlich gewonnen. Wenn du einmal einen Imker begleitest, werden notwendigerweise beim Entnehmen des Honigs einige Bienen getötet. Bei Yoga Vidya haben wir einen sogenannten Ahimsa-Honig, den wir von einem Imker bekommen, den wir persönlich kennen. Er behandelt seine Bienen mit großer Ehrerbietung. Er lässt ihnen für den Winter sogar ausreichend Honig und gibt ihnen kein Zuckerwasser. Dies tun andere Imker. Diese Bienenvölker sterben dann an irgendeiner Milbe. Viele Bienenvölker leider darunter. Es wird uns oft einsuggeriert, die ganze Bienenzucht wäre so notwendig, um genügend Obst und Gemüse zu haben. Es verhindert aber die Wildbienen. Dadurch dass die Zuchtbienen zu tausenden und hunderttausenden gehalten werden, vertreiben sie die Wildbienen. Das ist sehr schlecht. Aber andererseits, dadurch, dass überall Glyphosat versprüht wird, können auch die Wildbienen nicht überleben. Es sind also nicht nur die Zuchtbienen, sondern es sind vor allem die Herbizide und Insektizide, also diejenigen die auf Getreidefeldern dafür sorgen, dass keine natürlichen sonstigen Gewächse entstehen können, die alle Insekten töten. Das führt dazu, dass wir heutzutage vermutlich nur noch ein Viertel der Insekten haben, gegenüber der Anzahl in den fünfziger oder sechziger Jahren. Es wird manchmal mit Berechtigung gesagt: Wir brauchen die Zuchtbienen, weil der Rest der Landwirtschaft dafür sorgt, dass die anderen Insekten längst so wenig geworden sind, dass sie unmöglich für Obst und Gemüse sorgen können. Also wir sind bei der Beschäftigung mit einem alten indischen Text und kommen zu modernen, großen ethischen Fragen.

Gut, also zu Swatmaramas Zeit war sicherlich der Konsum von Honig etwas gutes. Das hieß aber nicht, gläserweise, sondern vielleicht einen halben gestrichenen Teelöffel untergemischt unter einen Getreidebrei. Unbedenklich gilt darüber hinaus getrockneter Ingwer, natürlich auch frischer Ingwer. Ingwer zählt zu den Gewürzen, die sattwig sind im Unterschied zu Zwiebeln und Knoblauch oder anderem, was scharf ist. Obgleich Ingwer scharf ist, gilt Ingwer nicht als rajassig, sondern als sattwig. Dann zählt er einige Gemüsesorten auf, die damals wichtig waren, zum Beispiel die Gurke. In einer Übersetzung heißt es, die fünf Gemüse. Aber eigentlich sind es die fünf Küchenkräuter, die man im Ayurveda findet. Also mit Kräutern kann man würzen. Das ist gut. Dazu gehören auch Phala, verschiedene Früchte und Obstsorten. Dann gilt: Mudga, also die Mungbohnen und Adi, andere Hülsenfrüchte sind auch okay. Dann sagt er noch: Divya Udaka, also insbesondere Wasser, das vom Himmel fällt, ist gut. Also Swatmarama empfiehlt besonders das Wasser, das man vom frischen Regenwasser bekommt. Das geht natürlich in Indien nur ein paar Monate, danach muss man doch auf das Wasser zugreifen, das von Flüssen kommt. Also wenn man die Gelegenheit hat, frisches Regenwasser zu sich zu nehmen, in Regionen, wo nicht zu viel Umweltverschmutzung ist, schmeckt das frische Regenwasser am Besten. Gut, heutzutage sagt man oft, Wasser aus Quellen ist besser, das ist ausreichend gefiltert worden. In der heutigen Zeit irgendwo zu leben, wo es gar keine Verschmutzung in der Atmosphäre gibt, ist vermutlich schwierig.

Gut. Das gilt als hilfreich für den Yogi und kann gut verwendet werden. Dann folgt aber noch der nächste Vers, eben der 63. Vers und hier sagt Swatmarama einen allgemeinen Vers. Der Yogi sollte nahrhaftes und süßes, mildes Essen zu sich nehmen. Er sollte die Sinne erfreuen und den Dhatus, den Körpergeweben, Nährstoffe geben. Er sagt, es soll Pushta – allgemein nährend, Madhura – schön süß und Snighda – der Austrocknung entgegenwirkend, feucht oder fettig oder ölig sein. Es sollte nicht zu einem Übermaß an Vata führen. Dann sagt er noch: Gavya. Das kann man übersetzen: alles was Kuhmilchprodukte sind, das kann man auch dazutun. Da habe ich ja eben schon etwas dazu gesagt. Es sollte Dhatu Poshana – die Körpergewebe nährend sein und es sollte auch Abhilashita Mana – gut für den Geist und zum einen wohlschmeckend, aber auch anders gesagt, was den Geist erhebt, sein. Also was wir essen sollte eher so sein, dass es nahrhaft und süßlich ist, denn manches im Hatha Yoga könnte auch zu Vata Überschuss führen. Man soll Trockenes eher vermeiden und es sollte gut sein für den Körper, erhebend für die Psyche. Das ist die geeignete Nahrung, die für den Yogi gut ist.

Ja, das waren jetzt die Empfehlungen von Swatmarama zu der Ernährung, also intensive Hatha Yoga Praxis, insbesondere viel Pranayama, wie er es im zweiten Kapitel der Hatha Yoga Pradipika beschreibt, bedeutet: Lebe ein sattwiges Leben und vermeide in jedem Fall Fleisch, Fisch, Alkohol, Tabak und Drogen, die den Geist benebeln. Vermeide auch Nahrung, die für das Prana eher dämpfend sind, leicht tamassig, was eben auch Zwiebeln, Knoblauch, Lauchgewächse sind, was auch Pilze wären, was alles abgestanden ist, Tiefkühlkost, Dosengemüse ist.

Ich übersetze jetzt alles in die moderen Zeit hinein. Meide darüber hinaus Pilze und all das, was schwer verdaulich ist. Meide das, was zu viel ist. Iss eben ausreichend, aber nicht zu viel. Achte darauf, dass das, was du isst, deinem Körper gut tut, deine Psyche erhebt und unter den Geschmacksrichtungen wähle eher diese Geschmacksrichtung Madhura und Snigdha, was also eher etwas süßliches und feucht fettig ist, aber natürlich nicht die Süßigkeiten im westlichen Sinne, sondern eher die Geschmacksrichtungen im Ayurveda und wenn du dann eine Nahrung hast, die aus Phala, aus Früchten, aus Salat, Gemüse, aus Hülsenfrüchten und Vollkorngetreide besteht, dann hast du alles Gute dort gemacht. Darüberhinaus empfiehlt er Ingwer und es gibt diesen einen Vers, den man als Hinweis zur Rohkost deuten könnte, dass man den Aufenthalt am Feuer vermeiden sollte. Allerdings wäre dann die Frage, was meint er, wenn man jetzt Getreide und Hülsenfrüchte essen sollte. Vielleicht könnte man das auch auf Keimlinge beziehen.

Soweit also Empfehlungen von Swatmarama zur Ernährung. Etwas zusammenhängendere Tipps zur Ernährung findest du auf unseren Internetseiten und dort kannst du einfach eingeben: Yoga Ernährung oder sattwige Ernährung und dann bekommst du mehr Tipps dazu. Alle Vorträge zur Hatha Yoga Pradipika auf unserem Schriften Portal.

Video - Zuträgliche Nahrungsmittel

Hier ein paar Ernährungstipps, was gut ist:

Siehe auch

Ernährung

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Michaela Schwidder