Besonnenheit

Aus Yogawiki

Besonnenheit ist die Fähigkeit, ruhig abzuwägen und nicht vorschnell Schlüsse zu ziehen und zu handeln. Besonnenheit verhindert Handlungen, die man anschließend bereut. Idealerweise gibt es in einer menschlichen Gemeinschaft besonnenere und spontanere Menschen. Die spontanen Menschen sorgen für neue Energie und Kreativität. Die besonneneren Menschen sorgen dafür, dass nicht übereilt gehandelt wird. Oft ist Besonnenheit gerade bei äußerer Gefahr und vermeintlicher Kränkung, bei Unrecht, bei wahrgenommener Bedrohung das, was Schlimmes verhindert.

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Besonnenheit ist die Fähigkeit, nachzudenken, zu überlegen, bevor man reagiert. Besonnenheit bedeutet einen Moment oder länger innezuhalten. Manchmal reicht es aus, den Reiz-Reaktions-Reflex zu unterbrechen, etwas abzuwarten, aus seiner Emotionalität herauszukommen, um eine gute Entscheidung zu treffen. Manchmal muss man schnell und spontan handeln. Auch dann gilt es, nicht aus den Emotionen allein heraus zu reagieren. Gerade in Katastrophen-Szenarien ist Besonnenheit ein guter Ratgeber.

Besonnenheit - eine Tugend. Was ist Besonnenheit? Woher stammt das Wort? Wozu ist Besonnenheit gut? Was sind ihre Grenzen? Wie kann man sie kultivieren? Was ist das Gegenteil von Besonnenheit? Mit vielen praktischen Tipps, Videos und Anleitungen.

Swami Sivananda über Besonnenheit

Aus dem Buch: "How to cultivate virtues und eradicate vices" von Swami Sivananda

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Der indische Yogi und Yoga Meister Swami Sivananda schreibt in seinem Buch "How to Cultivate Virtues" über "Consideration". Dieser Ausdruck bedeutet neben Besonnenheit auch Rücksichtsnahme, Bedachtsamkeit, Einfühlungsvermögen, Abwägung, Überlegung, Hineinversetzen in jemand anderes. Sei dir also bewusst, dass manches, was unten unter "Besonnenheit" erscheint, sich auf das englische Wort "Consideration" bezieht - wie es in den 1940er Jahren in Indien verstanden wurde.

Was ist Besonnenheit?

In der Tat, die Besonnenheit ist ein wunderschöne Tugend. Ein besonnener Mensch wird in allen seinen Unternehmungen Erfolg erlangen. Besonnenheit ist der Nährboden, auf dem Weisheit gedeiht. Pflege daher diese Tugend in größtmöglichem Maße. Missachtung, Ignoranz, Übersehen, Gleichgültigkeit, Geringschätzigkeit und Achtlosigkeit sind der Gegensatz zu Besonnenheit.

Ein gedankenloser und geschwätziger Mensch, der ziellos spricht, verfängt sich im Netz der Unsinnigkeit seiner Worte. In Besonnenheit gibt es durchdachte Überlegung, da gibt es ersthafte Erwägung. Du bedenkst eine Sache zuerst genau und entscheidest dann. Du denkst darüber nach, überlegst genau, bedenkst, schenkst ihr eingehende Aufmerksamkeit, sinnst nach, prüfst, wägst ab, du betrachtest genau und sorgfältig. Die Kunst, eine Sache zu betrachten und zu begutachten, ist Besonnenheit. Moralische Ursachen kommen in dem Verhältnis in Betracht wie die Entwicklung deines Wissens voranschreitet. Gläubige Menschen erachten das Gewissen als wichtiger als Wissen.

Besonnenheit ist Umsicht. Es ist die Freiheit, in Freude zu handeln. Besonnenheit ist die Fähigkeit oder die Veranlagung, umsichtig zu entscheiden oder zu handeln. Es ist die instinktive Empfindung dessen, was weise oder angemessen ist, verbunden mit Zurückhaltung. Es ist Weisheit. Es ist die Lebensgewohnheit der weisen Urteilskraft, namentlich in der Beziehung zu dem eignen Verhalten. Besonnenheit ist die Freiheit der Handlung und der Entscheidung, in einer bestimmten Angelegenheit. Es ist die Freiheit in der Ausübung von Urteilsvermögen und Handlungen, die sich aus dieser Freiheit oder dem Freiraum ergeben.

Ein umsichtiger Mensch ist weise im Vermeiden von Fehlern oder Sünde oder im Auswählen der besten Hilfsmittel, um ein Ziel zu erreichen. Er hat gutes Urteilsvermögen. Er ist vernünftig. Besonnenheit ist das Urteilsvermögen das eine Person befähigt, kritisch zu urteilen, was richtig und angemessen ist, verbunden mit Umsicht. Es ist gutes Urteilsvermögen und Urteilskraft, gelenkt durch Umsichtigkeit und hauptsächlich das eigene Verhalten betreffend. Besonnenheit ist der Sieger des Krieges, Tapferkeit der Schüler.

Besonnenheit ist die Freiheit bzw. die Kraft zu handeln ohne andere Kontrolle als die des eigene Urteilsvermögens: wie "Die Führung der Geschäfte wurden dem Ermessen des Präsidenten überlassen." Es gibt viele glänzende Eigenschaften des Geistes, aber keine ist so nützlich wie die Besonnenheit. Besonnenheit in der Rede ist mehr als Beredtheit. Besonnenheit ist das Salz des Lebens. Es schont das Leben. Besonnenheit ist die Vollkommenheit des Verstandes. Es ist dein Führer in allen deinen Lebenspflichten. Besonnenheit ist der bessere Teil der Tapferkeit. Besonnenheit lässt sich besonders bei Menschen mit gesundem Verstand und guter Intelligenz finden.

Entwickle Besonnenheit

  • Zieh die Folgen deiner voreilig getroffenen Entscheidung in Betracht.
  • Denke besonnen.
  • Handle überlegt.
  • Habe Rücksicht, Respekt und Hochachtung vor den Gefühlen anderer. Berücksichtige die Tugenden anderer.
  • Wäge deine Worte bevor du sie äußerst.
  • Bedenke genau jeden Schritt, den du tust.
  • Stürze dich nicht plötzlich in eine Handlung. Berücksichtige die Folgen genau und handle dann. Dann allein wirst du nicht bereuen, du wirst nichts bedauern.

Ein gedankenloser Mensch, der seine Sprachwerkzeuge nicht unter Kontrolle hat, spricht ziellos ohne Besonnenheit, am Ende wird er über den Leichtsinn weinen. Er beschämt und blamiert sich. Sei daher zu jeder Zeit besonnen bei allen Gelegenheiten. O Mensch! Horche auf die Stimme der Besonnenheit und werde weise. Sie wird dich führen und dir den Weg zu Sicherheit, Geborgenheit, Weisheit, Wahrheit, Frieden, Unsterblichkeit und Glückseligkeit weisen.

Besonnenheit als hilfreiche Tugend

Aus einem Vortrag von Sukadev Bretz

Besonnenheit ist so etwas Ähnliches wie Bedachtsamkeit, wie Gelassenheit, wie Gemütsruhe und Ausgeglichenheit. Besonnenheit - auf der einen Seite steckt dort die Sonne dahinter. Zwar nicht wirklich ethymologisch vom Wortstamm her, aber du könntest etwas mit Sonne sagen und das wäre der positive Aspekt der Besonnenheit.

Oder auch der schöne, der fröhliche Aspekt der Besonnenheit, wäre die Bewusstheit - die Sonne scheint für alle und was auch immer kommt, tief in deinem Herzen ist Freude und Liebe. Was auch immer geschieht, es geschieht irgendwo aus dem Göttlichen heraus. Und was auch immer Menschen machen, da ist auch etwas Göttliches. Wenn du das weißt, dann brauchst du keine Ängste zu haben, du brauchst dich nicht so aufzuregen, du kannst aus dieser Besonnenheit heraus handeln.

Besonnenheit hat auch noch eine weitere Wurzel, nämlich im Sinne von Sehen, man sieht etwas und man sieht in die Weite. Und auch davon könnte man es herleiten. Ich bin jetzt nicht ganz ethymologisch korrekt, aber will einfach so ein paar Denkanstöße geben.

Man sieht etwas und weil man in die Weite sieht, kann man eben besonnen handeln, statt nur das zu sehen, was direkt vor den Augen ist und sich aufzuregen über Kleinigkeiten. Weit blicken, sich bewusst machen: "Vor dem Hintergrund meiner übergeordneten Ziele, was wäre das Richtige? Vor dem Hintergrund unserer gemeinsamen Ziele, wie können wir dort gut handeln?" Das ist eine gute Form von Besonnenheit.

Das kannst du auch öfters mal überlegen, wenn du dich gerade über etwas aufgeregt hast, wenn gerade etwas ungerecht ist und wenn du meinst, aus Prinzip musst du jetzt das und das machen und das geht doch gar nicht, dann überlege: "Was ist mein übergeordnetes Anliegen oder meine übergeordnete Mission, Inspiration?

Vor dem Hintergrund dieser übergeordneten Aufgabe, Anliegen, Inspiration, was wäre jetzt angemessen, zu tun?" Wenn du so nachdenkst, wird Besonnenheit leichter fallen. Oder angenommen, du bist gerade dabei, dich mit jemandem zu streiten, "man muss sich mal richtig aussprechen, endlich muss es mal gesagt werden", dann kommt die Besonnenheit wieder ins Spiel.

Jetzt kannst du überlegen: "Vor dem Hintergrund unserer gemeinsamen Anliegen, weshalb wir in diesem Kontext zusammen sind, was wäre jetzt geschickt, was wäre geeignet, was können wir tun?" Wenn du so diese langfristigen Anliegen, Ziele, Inspirationen, Missionen, Aufgaben im Hinterkopf behältst, dann fällt es leicht, Besonnenheit zu üben.

Besonnenheit kommt auch von Sinn, wenn man einen Sinn im Leben sieht, einen tieferen Sinn. Und der Sinn des Lebens kann heißen, mehr Liebe im Alltag zu spüren, alle Menschen in Liebe anzunehmen und sich selbst auch. Der Sinn des Lebens kann sein, spirituell zu wachsen oder in deiner Persönlichkeit zu wachsen. Der Sinn kann auch heißen, Gott zu erfahren. Wenn du diesen übergeordneten Sinn im Kopf behältst, dann fällt es leicht, Besonnenheit zu üben.

Überlege selbst, welche dieser Aspekte von Besonnenheit für dich am meisten Sinn machen. Ist es das langfristige Angehen von Zielen, Anliegen und Missionen? Ist es eher das Gefühl, hinter allem ist diese Sonne und bestrahlt dich mit Glück und Freude? Oder ist es der tiefere Sinn des Lebens? Und überlege, ob du vielleicht etwas mehr Besonnenheit in dein Leben bringen kannst auf diese positive Weise.

Besonnenheit und andere Tugenden

In diesem Yoga Wiki werden über 1000 Tugenden und geistigen Eigenschaften beschrieben. Hier einige Erläuterungen, wie man die Eigenschaft der Besonnenheit in Beziehung zu anderen Tugenden und geistigen Eigenschaften sowie in Bezug auf Laster sehen kann:

Ähnliche Eigenschaften wie Besonnenheit

Ähnliche Eigenschaften wie Besonnenheit, also Synonyme zu Besonnenheit sind z.B. Vorsicht, Umsichtigkeit, Selbstbeherrschung, Mäßigung, Bedachtsamkeit.

Ausgleichende Eigenschaften

Jede Eigenschaft, jede Tugend, die übertrieben wird, wird zu einer Untugend, zu einem Laster, einer nicht hilfreichen Eigenschaft. Besonnenheit übertrieben kann ausarten z.B. in Hyperkorrektheit, Langsamkeit. Daher braucht Besonnenheit als Gegenpol die Kultivierung von Eifer, Kühnheit, Mut, Spontanität.

Gegenteil von Besonnenheit

Zu jeder Eigenschaft gibt es ein Gegenteil. Hier Möglichkeiten für Gegenteil von Besonnenheit, Antonym zu Besonnenheit:

Besonnenheit im Kontext von Tugendengruppen, Persönlichkeitsfaktoren und Temperamenten

Entwicklung von Besonnenheit

Besonnenheit kann man sehen als Tugend, als eine positive Eigenschaft. Vielleicht willst du ja Besonnenheit in dir stärker werden lassen. Hierzu einige Tipps:

  • Nimm dir vor, eine Woche lang diese Eigenschaft der Besonnenheit zu kultivieren. Du kannst nicht mehrere Tugenden auf einmal entwickeln. Aber es ist möglich, jede Woche eine Tugend, eine Eigenschaft, wachsen zu lassen.
  • Triff den Entschluss: "Während der nächsten Woche will ich die Tugend, die Eigenschaft, Besonnenheit kultivieren, wachsen lassen, stärker werden lassen. Ich freue mich darauf, in einer Woche ein besonnenerer Mensch zu sein."
  • Nimm dir vor, jeden Tag mindestens eine Handlung auszuführen, die Besonnenheit ausdrückt. Mache jeden Tag etwas, was du sonst nicht tun würdest, was aber diese Tugend zum Ausdruck bringt
  • Wenn du morgens aufwachst, dann sage eine Affirmation, z.B.: "Ich entwickle Besonnenheit". Mehr Möglichkeiten zu Affirmationen findest du weiter unten
  • Am Tag wiederhole immer wieder eine solche Affirmation: "Ich bin besonnen".

Klassische Autosuggestion für Besonnenheit

Hier die klassische Autosuggestion:

  • Ich bin besonnen

Im Yoga verbindet man das gerne mit einem Mantra. Denn ein Mantra lässt die Affirmation stärker werden:

Entwicklungsbezogene Affirmation für Besonnenheit

Manche Menschen fühlen sich als Scheinheiliger oder als Heuchler, wenn sie sagen "Ich bin besonnen" - und sie sind es gar nicht. Dann hilft eine entwicklungsbezogene Affirmation:

  • Ich entwickle Besonnenheit
  • Jeden Tag werde ich besonnener
  • Durch die Gnade Gottes entwickle ich jeden Tag mehr Besonnenheit
  • Ich danke dafür, dass ich jeden Tag besonnener werde.

Wunderaffirmationen Besonnenheit

Du kannst es auch mit folgenden Affirmationen probieren, die Sukadev Volker Bretz als Wunderaffirmationen bezeichnet:

  • Bis jetzt bin ich noch nicht sehr besonnen. Und das ist auch ganz verständlich, ich habe gute Gründe dafür. Aber schon bald werde ich Besonnenheit entwickeln. Jeden Tag wird diese Tugend in mir stärker werden.
  • Ich freue mich darauf, bald sehr besonnen zu sein.
  • Ich bin jemand, der besonnen ist.

Gebet für Besonnenheit

Auch ein Gebet ist ein machtvolles Mittel, um eine Tugend zu kultivieren. Hier ein paar Möglichkeiten für Gebete für mehr Besonnenheit:

  • Lieber Gott, bitte gib mir mehr Besonnenheit
  • Oh Gott, ich verehre dich. Ich bitte dich darum, dass ich ein besonnener Mensch werde
  • Liebe Göttliche Mutter, ich danke dir. Ich danke dir dafür, dass ich jeden Tag die Tugend Besonnenheit mehr und mehr zum Ausdruck bringe

Was müsste ich tun, um Besonnenheit zu entwickeln?

Du kannst dich auch fragen:

  • Angenommen, ich will besonnen sein, wie würde ich das tun?
  • Angenommen, ich wäre besonnen, wie würde sich das bemerkbar machen?
  • Angenommen, ein Wunder würde geschehen, und ich hätte morgen Besonnenheit kultiviert, was hätte sich geändert? Wie würde ich fühlen? Wie würde ich denken? Wie würde ich handeln? Als besonnener Mensch, wie würde ich reagieren, mit anderen kommunizieren?

Vortragsmitschnitt zu Besonnenheit - Audio zum Anhören

Hier kannst du einen Vortrag von Sukadev Bretz, Gründer von Yoga Vidya, anhören. Dieser Vortrag ist die Audio Version eines Videos zu Besonnenheit, Teil des Yoga Vidya Multimedia Lexikons der Tugenden.

Weitere Infos

Eigenschaften im Alphabet vor Besonnenheit

Eigenschaften im Alphabet nach Besonnenheit

Literatur

Weblinks

Seminare

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