Yoga für Kinder

Aus Yogawiki
(Weitergeleitet von Kinderyoga)

Yoga für Kinder fördert das Körpergefühl und die Motorik, entwickelt ein besseres Körperbewusstsein und schult dadurch auch die Wahrnehmung, verbessert die Konzentrationsfähigkeit und die Fähigkeit zu lernen und vieles mehr. Die yogischen Körperübungen werden beim Yoga für Kinder spielerisch ausgeführt und in ihrer ganzen Authentizität empfunden: Beim Einatmen wird der Körper zum Ballon, beim Auflockern zum Wackelpudding, der Löwe brüllt tatsächlich.

Kinderyoga: Schmetterlingsvariation

Im Yoga für Kinder ist der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Das Körperempfinden wirkt sich auf die psychisch-emotionale Ebene aus und die psychisch-emotionale Ebene auf die körperliche. So wird ein Kind, das Yoga übt entspannter, gelassener, weniger hektisch oder etwa ADHS-gefährdert. Vieles kann das Gleichgewicht eines Kindes beeinträchtigen: der Stress der Eltern, die Lautstärke im Kindergarten oder die Unruhe, die allein durch das In-der-Welt-Sein entsteht. - Yoga kann das wieder ausgleichen.

Yogaunterricht mit Kindergartenkindern

Kinder in verschiedenen Asanas

Erfahrungsbericht von Christine Endris aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 17.

Der integrative städtische Kindergarten meines vierjährigen Enkelkindes ist sehr vielseitig in seinen nachmittags durchgeführten Projektangeboten, das geht von Arbeiten mit Holz über Englisch- und Computerkurse bis hin zu Yogaunterricht. Den Yogaunterricht hatte ich ins Gespräch gebracht, die Idee wurde von der Leiterin freudig aufgegriffen. Ich hatte allerdings nicht vor, die Stunden selbst zu geben, zum einen, weil ich immerhin die Oma bin, zum anderen, weil ich mit Kindergartenkindern keine Unterrichtserfahrung hatte. Mit älteren Kindern durchaus, und an Fortbildungen für Kinderyoga hatte ich auch immer wieder in meiner langjährigen Yogalehrerpraxis teilgenommen. Aber ich machte mich auf die Suche nach einer jungen sympathischen Yogalehrerin - ein ebensolcher Yogalehrer durfte es selbstverständlich auch sein. Das dauerte, denn all die netten Frauen und Männer, die ich ansprach, hatten leider keine Zeit. Das Projekt wollte ich jedoch auf keinen Fall scheitern lassen.

In dieser Zeit fand der Kinderyogakongress in Bad Meinberg statt, und ich nahm daran teil. Die Referenten – alles, was im Kinderyoga derzeit Rang und Namen - sprich Bücher geschrieben, Untersuchungen gemacht, Kinderyogalehrer ausgebildet oder auch sehr erfolgreich in Schulen gearbeitet hat – berichteten mit großer Begeisterung von ihrer Arbeit. Die Workshops waren sehr interessant, die Forschungsergebnisse äußerst positiv. Es gab sehr viele praktische Stunden. Ich wusste, auch aus früheren Aus- und Fortbildungen, dass Kinderyoga hauptsächlich spielerisch mit Geschichten, Bildern und Entspannungsreisen arbeitet. Das klappte mit den Workshopteilnehmern stets vorzüglich und machte viel Freude. Und da Yoga ja auch alterslos ist und eigentlich nie aufhört, beschloss ich, den Unterricht selbst in die Hand zu nehmen.

Es gibt einige wenige Bücher und Konzepte zum Yogaunterricht für Vorschulkinder, alle diese waren und sind mir als Bibliothekarin zugänglich, und ich bereitete mich sehr gründlich auf die Yogastunden vor. Als Materialien werden unbedingt gebraucht dünne rutschfeste Gummimatten, über die ein Kind auch einmal laufen kann, ohne darüber zu stolpern, empfehlenswert sind:

  • eine Klangschale
  • eine Kerze (mit sicherem Standort beim lebhaften Teil!)
  • ein schöner Stein oder eine Blume zur Kerze
  • ein Redestab
  • ein Schwungtuch
  • Kuscheltiere
  • Mandalavorlagen für Kinder zum Ausmalen und Buntstifte.
  • Ich kaufte zudem mehrere CDs mit Entspannungsmusik (z. B. Flötenkonzerte, Adagios, Nussknackersuite und Kinderlieder).

Meine ersten Kinderyogastunden

Zur ersten Stunde waren neun von zehn Kindern anwesend, es hieß, ein Junge würde erst nach Ramadan teilnehmen. Die Gruppe bestand aus Kindern, die etwas ruhiger oder auch umgekehrt etwas mutiger werden könnten, drei Jungen und sieben Mädchen. Auch mein Enkelkind war dabei – ein (wie sich zeigte gelungener) Versuch. Die erste Aufgabe, nämlich die Matten in Kreisform zu legen und sich selbst darauf zu setzen, ist eine große und schwere. Wie sieht so ein Kreis aus? Wer sitzt neben wem? Wer darf neben mir sitzen? Später: Wer hat beim letzten Mal neben mir gesessen? Wer darf die Klangschale hinstellen? Wer darf das Streichholz – die Kerze – ausblasen? Kann sein, dass einem auch eben einfällt, eigentlich auf die Toilette gehen oder dringend etwas trinken zu müssen... meine tollen Konzepte konnte ich erst einmal vergessen.

Als Ritual entwickelte sich zu Beginn der Stunde das Anschlagen der Klangschale durch jedes Kind, während alle anderen zuhören, bis der Ton verklungen ist. Für meine Kindergartenkinder war dies ein Ereignis: die Schale so zu halten, dass sie auch klingen kann, richtig zu schlagen, ordentlich und zur rechten Zeit die Schale weiterzugeben (wird von der Runde genau beobachtet), bei den anderen Kindern zuzuhören und – wer fängt denn überhaupt an? Ein weiteres Ritual: der Redestab. Jede(r) ist dran und darf sagen, was er (sie) gemacht hat, was ihr, bzw. ihm gefallen hat, was nicht – kurz, was jedem Kind wichtig ist. Dabei schienen oftmals auch Konflikte der Kinder durch, die sie hier aussprechen durften. Dass es für alle ein Lernprozess war, etwas Persönliches zu einem Satz zu formulieren, jedes Kind aussprechen zu lassen und anderen zuzuhören, muss ich nicht besonders erwähnen.

In der ersten Yogastunde stellte ich Yoga als ein altes Übungssystem aus Indien vor, mit dem Ziel, gesund und glücklich zu sein. Wann bin ich glücklich? Wodurch werde ich krank? Wie bleibe ich gesund? Wie kann ich freundlich mit mir selbst und mit anderen umgehen? Wie ist es, wenn ich mich und andere schlecht behandle? Was tue ich da? Lange kann man nicht theoretisieren mit Kindergartenkindern, aber die Beiträge waren sehr gut.

Im Yoga werden Tiere oder Gegenstände in Körperhaltungen (Asanas) dargestellt. Dadurch bekommen die Kinder mehr Gefühl für ihren Körper und durch das ruhige Halten der Stellungen entwickelt sich neben Flexibilität auch innere und äußere Ruhe[[.]] Soweit die Theorie. Die Atmung wurde bewusst gemacht mit der Hand auf dem Bauch und mit Kuscheltieren, die dort Aufzug fahren. Das machte Freude, wenn denn die Tierchen endlich alle richtig verteilt sind und nicht der auserkorene Teddy beim Nachbarn gelandet ist... Meine Traumgeschichte vom Storch, der nach Afrika fliegt, wurde nicht verstanden – sollten die Kinder nun einen Storch spielen – mit viel Gewedel und Geklapper – oder sollten sie daliegen und sich die Geschichte nur vorstellen? Letzteres fiel den Kindern stets sehr schwer.

Sie agierten lieber mit allem, was sie haben und können. Ein Löwe ist nun einmal ein lautes Tier, ein Affe ebenso, und Vögel sind auch ganz schön wild. Die Katze miaut, der Frosch macht quak, der Raum ist groß und lädt zum Toben ein. Einzig beim Baum oder bei der Kobra kam etwas Ruhe auf. Wie genial und einleuchtend erschien mir in den Yogalehrer-Workshops das Wattebausch- und Luftballonblasespiel mit Strohhalmen als Bewusstmachung und Stärkung der Atemtätigkeit. Nun, als ich dies meinen Kleinen anbot, musste ich staunen, wie vollkommen sie Wattebäuschchen und Luftballons unter ihren Körpern begraben können: Sie stürzten mit Enthusiasmus und Geschrei alle auf einen Haufen. Ich hätte es vielleicht noch einmal zu zweit versuchen sollen, doch was machen in dieser Zeit die anderen?

Nach der dritten, für meine Begriffe sehr chaotischen Stunde, hielt ich Rücksprache mit einer praxiserfahrenen Kindergartenkinder-Yogalehrerin, die folgende Hinweise gab: Die Gruppe sollte bei sehr lebhaften Kindern maximal sechs bis acht Teilnehmer haben und nicht länger als 45 Minuten dauern mit anschließendem Malen, außerdem sollten Regeln vereinbart werden. Eine Lehrerin für Sonderpädagogik aus meinem Freundeskreis wies mich darauf hin, dass 4-5jährige Kinder gerade dabei sind, Grundkompetenzen zu erlernen. Auch sie riet, Grenzen und Regeln zu besprechen und evtl. die Gruppe zu verkleinern. Zudem sei es sehr schwer für Kinder, den großen Toberaum mit seinen Spiel- und Sportelementen nun als einen Raum für das Verbleiben auf einer Matte und für stille Aktivitäten zu nutzen. Das war mir klar, doch ein kleinerer Raum stand nicht zur Verfügung.

Kindergartenkinder agieren mit allem, was sie haben

Im Kinderyoga werden hauptsächlich Geschichten zu speziellen Themen wie Reise in den Urwald, am Wasser, im Wald, auf dem Bauernhof erzählt, wozu die kleinen Teilnehmer bei jedem Tier oder Gegenstand das entsprechende Asana (Körperstellung) machen. Schulkinder begreifen dies recht schnell und sind, wie die Erfahrung lehrt, mit viel Freude dabei. Kindergartenkinder sind anders. Sie agieren mit allem, was sie haben. Dies musste ich erkennen und akzeptieren.

Sehr schöne ruhige Momente gab es während der Massagen: Das Löwenbaby bekommt vom Löwenpapa den Pelz gewaschen oder auf dem Rücken des Partners wird eine Pizza gebacken mit Teig kneten, ausrollen, Oliven drauflegen – auch Erdbeeren werden verlangt – Tomatensauce verstreichen, würzen, backen usw. Wenn sich hier die Kinder darauf geeinigt haben, wer mit wem massiert, ist dies wirklich eine schöne Erfahrung. Dabei wurde auch Respekt vor den Wünschen des anderen erlernt, z.B. ob auf dem Popo massiert wird oder nicht.

Wehe, ein Kind fühlte sich ungerecht behandelt. Dieses Thema lag während einiger Stunden vor. Es wurde gründlich protestiert, ausgespielt oder auch ausgeweint. Dies waren schwierige Situationen. Teilweise bin ich darauf eingegangen, teilweise, wenn ich das Gefühl hatte, dass es Mittel zum Zweck ist, habe ich es ignoriert, teilweise habe ich mich deutlich abgegrenzt. Später, nachdem mich die Kinder besser kannten, habe ich manchmal das Verhalten etwas überspitzt als Spiegel dargestellt. Das war komisch, und sie mussten lachen. Sie lernten zu verstehen, dass wir mit Protesten nicht weiterkommen, und dass ich mich nicht zerteilen kann, um jedem gerecht werden zu können.

Gerne angenommen wurden Spiele, in denen beispielsweise mit den Fußzehen Nüsse gegriffen oder blind Gegenstände ertastet wurden. Auch unter, auf und mit dem Schwungtuch entwickelten sich phantasievolle Übungen. Sehr selten gelungen ist mir der Einsatz von Musik. Während der Bewegungen wurde sie kaum wahrgenommen und zum Liegen und Zuhören kam es eher selten. Das Arbeiten mit Abbildungen von Tieren und Gegenständen und der Umsetzung in eine Yogastellung erforderte sehr viel Konzentration. Das gelang noch nicht allen Kindern aus vielerlei Gründen. Ich bin davon überzeugt, nach weiteren Stunden wären hier gute Fortschritte zu erzielen. Dafür kannte ihre Kreativität bei der Darstellung eigener Tiere keine Grenzen! Partnerübungen kamen sehr gut an und wurden gerne wiederholt. Gegen Ende der 20 Unterrichtseinheiten wurde der Sonnengruß erlernt mit kindlichem Text. Das wäre zu Beginn undenkbar gewesen!

Mandalas malen zum Abschluss

Zum Schluss der Stunde durften die Kinder Mandalas ausmalen. Mandalas in ihrer kreisförmigen Gleichheit scheinen sehr positiv auf Kinder zu wirken, sie freuten sich sehr auf diese Zeit und gar manche abholenden Eltern hatten das Problem, ihre Kleinen loszureissen. Insbesondere auch dann, wenn die Gespräche gerade so gut waren!

Wie ein Ritual wurden die in jeder Stunde neuen Vorlagen verteilt und die Buntstifte in die Mitte gelegt. Wie ein Ritual wurde um das eine bestimmte Rosa gekämpft und zu Beginn musste ich öfters Schiedsrichterin spielen. Zu meiner großen Freude hat insbesondere ein Kind, das große Schwierigkeiten hatte und oft fast selbstzerstörerisch eine Außenseiterrolle einnahm, diese Verteilerrolle in einer ausgewogenen und freundlichen Art und Weise übernommen. Dieses Mädchen hat zu Beginn des Yogakurses häufig gestritten, boykottiert, andere angegriffen, es war unkonzentriert und kaute oft Fingernägel. Es hat seine Mandalas nach dem Ausmalen zerstört und wirkte wie heimatlos. Ich habe mich sehr darum bemüht, dass es sich selber stärker respektiert und wertschätzt, z.B. durch Mithilfe zu Beginn und Ende der Stunden, durch Würdigung seiner Beiträge und seiner Bilder. Dies natürlich immer in Ausgewogenheit mit den anderen Kindern, da waren sie Lehrmeister für mich - und ich für sie. Sie hatten ein feines Gespür für notwendige Zuwendung. Aber die Bemühungen haben sich gelohnt. Dieses Mädchen hat sich im Laufe der Zeit ganz stark verändert, gewann Vertrauen zu sich und zu anderen.

Ein kleines Mädchen hat in jeder Stunde geweint, wenn es zu laut wurde, wenn es nicht neben mir sitzen konnte, wenn ich mich nicht im Besonderen um es kümmerte und und und – dies verlor sich mehr und mehr. Wieder andere konnten nie ihren Mund halten, oder sie wollten sich eigentlich nur balgen und spielen. Jede Situation erforderte Konzentration, Klugheit und Geschick. Ehrlich gesagt, habe ich oft gedacht: Du hast als Yogalehrerin und dazu auch noch pädagogisch versagt. Oder: Das ist doch kein Yoga! Jetzt, am Ende des Kurses, sehe ich viele wirklich erfreuliche Ergebnisse! Vor allen Dingen die Begeisterung der Kinder für ihr Yoga. Auch die Rückmeldungen der Eltern waren sehr positiv. Die Kinder haben offensichtlich mehr erfahren und gelernt, als ich mir das vorstellen konnte! Jeder hat von jedem gelernt, auch ich. Und Leachen, meine Enkelin, hat begriffen, dass ich sie trotzdem liebe, auch wenn sie im Kinderyoga keine Privilegien hat.

Fazit: Yoga im Kindergarten braucht eine lange Anlaufzeit und für den Unterrichtenden einen langen Atem. Die Kinder müssen erst einmal verstehen, worum es in etwa geht. Sie brauchen Zeit, um ein Vertrauensverhältnis zu ihrer Yogalehrerin/ihrem Yogalehrer aufbauen zu können. Man sollte viel Geduld haben und mit den eigenen Erwartungen sehr vorsichtig sein. Es ist empfehlenswert, dass der Raum nicht zu groß ist und möglichst wenige Spielangebote liefert, damit die Kinder leichter in der Konzentration bleiben können.

Das Experiment Yoga im Kindergarten lohnt sich auf jeden Fall. Die Kinder mögen es viel mehr, als man selbst vermutet.Flexibilität, Phantasie und Freude werden vom Yogalehrer gefordert – alles, was Kinder noch besitzen und auszeichnet. Ich möchte viele Yogalehrer dazu ermuntern und mit meinem Bericht ermutigen, sich diesem wunderbaren Bereich zuzuwenden. Die Kinder sind außerordentlich dankbare Probanden. Meine Erfahrung ist, dass Kindergärten und Schulen ein großes Interesse an Kinderyogastunden haben.

Auf jeden Fall: Viel Spaß dabei!

Yoga im Schulunterricht

Artikel von Petra Proßowsky erschienen im Yoga Vidya Journal Nr. 16.

In der Niederlausitz Grundschule in Berlin Kreuzberg gehört Yoga schon seit 16 Jahren zum Schulalltag. Schon fünfjährige Kinder lassen sich von Yogahaltungen begeistern. Sie lernen in Spielen, Geschichten und Sprechversen die Übungen kennen und entspannen sich bei Traumgeschichten und Rückenmassagen.

Im Schuljahr 2000/01 war die Niederlausitz Grundschule an einer wissenschaftlichen Untersuchung beteiligt. Dr. Suzanne Augenstein hat ein körperorientiertes Trainingsprogramm entwickelt, was ich mit einigen Klassen erproben konnte. Seit dieser Zeit hatten daraufhin einige Klassen auf Wunsch der Eltern Yoga im Rahmen des Sportunterrichts.

In der Niederlausitz Grundschule gehört der Yogaunterricht zum Konzept der flexiblen Anfangsphase. Vom Schuljahr 2005/2006 an ist Yoga Pflichtfach für die Kinder der neuen Schulanfangsphase(1. und 2. Klassen). Yoga steht im Schulprofil. Ausschlaggebend dafür, dass die Kinder Yoga auf dem Stundenplan haben, war der Wunsch vieler Eltern. Die Eltern beobachteten zu Hause, dass die Kinder aus dem Yoga viel Kraft und Ruhe ziehen und dass sich das soziale Verhalten der Kinder verbesserte.

Der Schulleiter fand zunächst Arbeitsgemeinschaften ausreichend, doch die Eltern setzten den Yogaunterricht für die gesamte Klasse durch. Besonders Eltern von unruhigen, zappeligen, nervösen und hyperaktiven Kindern befürchteten, dass diese nicht in eine AG Yoga gehen. Yoga im Klassenverband aber hilft den unruhigen Kindern und auch den andern Kindern, die unruhigen besser zu integrieren. Kinder nichtdeutscher Herkunft lernen erfahrungsgemäß durch die Bewegungsspiele, Sprechverse und Geschichten spielerisch die deutsche Sprache, da sie ihre Handlungen mit Sprache begleiten.

Die Kinder entwerfen selbst Yogageschichten, (allein oder auch in Gruppenarbeit) sie schreiben die Geschichten auf und illustrieren sie. Sie demonstrieren ihre Geschichten vor der Klasse. So kann die Sprach-, Schreib- und Kunsterziehung unterstützt werden. Auch das Erlernen der englischen Sprache kann durch Yogaübungen kindgerecht gefördert werden. Kinder der 4. Klassen haben eine Stunde Yoga auf Englisch in der Woche. Je länger die Kinder Yogaunterricht erhalten, umso bewusster nehmen sie ihren Körper wahr. Sie lernen, wie sie ihr Gleichgewicht und die Konzentrationsfähigkeit verbessern und die Wahrnehmung steigern können.

Ein ganz wesentlicher Aspekt, der in Schulen einen immer größeren Raum einnimmt, ist die Förderung der sozialen Fähigkeiten. Durch ein gesundes Körpergefühl entwickelt sich ein gesundes Selbstbewusstsein. Wer sich wohl in seinem Körper fühlt, geht auch mit seinen Mitschülerinnen und Mitschülern besser um. Kinder mit fehlendem Selbstbewusstsein drücken dies in einer verschlossenen, oder überspannten Körperhaltung aus. Durch Yogaübungen lernen diese Kinder, ihren Körper zu kräftigen, aufzurichten und in eine gesunde Spannung zu bringen. In dem Maße, wie sie die verschlossene oder überspannte Körperhaltung loslassen und in eine wohlgespannte Haltung verwandeln, verändert sich auch die innere Einstellung. Ängstliche und schüchterne Kinder zeigen eine verschlossenen Körperhaltung. Sie lernen sich offener und präsenter zu zeigen und so auch ihre Ängste und Unsicherheiten abzubauen.

Eine weitere Möglichkeit, das soziale Verhalten zu stärken, sind Partnerübungen und Rückenmassagen. Eingebunden in verschiedene Gruppenspiele kann erzielt werden, dass nicht immer die gleichen Kinder die Partnerübungen ausführen oder sich gegenseitig massieren.

Das Spiel nimmt im Kinderyoga einen großen Raum ein, doch wenn die Kinder längere Zeit Erfahrungen mit Yoga gesammelt haben, wächst das Bewusstsein für die vielen Wirkungen des Yoga. Sie zeigen ihren Eltern zu Hause, wie sie sich entspannen können, welche Übungen ihnen helfen, wenn sie abgespannt und müde sind, und wie sie sich besser konzentrieren können.

Manche Kinder nutzen Affirmationen und Gleichgewichtshaltungen vor Klassenarbeiten, Entspannungsübungen vor Hausaufgaben, oder Konzentrationsübungen vor sportlichen Wettkämpfen und Theateraufführungen.

In Arbeitsgemeinschaften haben die Kinder die Möglichkeit, außerhalb des Schulunterrichts Entspannung zu finden und sich im Spiel mit Yogaübungen auseinander zu setzen. Sie lernen auch, sich in Bewegungsabläufen und Bewegungsgeschichten gegenseitig auf einem Instrument zu begleiten. Dies erfordert und fördert Geschicklichkeit, Konzentration und soziale Kompetenz.

Rituale sind geeignet, um Kindern Sicherheit zu geben und sie an Ordnungsprinzipien zu gewöhnen. In der Niederlausitz Grundschule schauen die Kinder zu Beginn der Yogastunde ruhig in eine Kerze und schicken anschließend das Licht in die Welt, überallhin, wo es gebraucht wird.

Mich bewegt es jedes Mal, wenn Kinder aus verschiedenen Kulturen still werden und gemeinsam an Menschen denken, die gute und lichtvolle Gedanken brauchen. Yoga kann ein wirkungsvolles Bindeglied zwischen Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen und Weltanschauungen sein und einen weltoffenen Bildungs- und Erziehungsprozess effektiv unterstützen.

Kinderyogastunde

Froschwettlauf

Yogastunde von Petra Proßowsky, Yoga Vidya Journal Nr. 16

Werte: Mut, Selbstwahrnehmung, Wahrnehmung der anderen, Hilfsbereitschaft, Einfühlungsvermögen, Mitgefühl

  • Sonne geht auf
  • Baum
  • Frösche versammeln sich am Baum
  • Lotosblumen wachen auf - Ziel des Froschwettlaufs
  • Vögel kommen von überall her
  • Katzen singen ein Morgenlied: Miau, Mio
  • Tiger - Schiedsrichter, macht sich fit
  • Frösche kräftigen ihre Beine, ruhen sich dann einen Moment aus
  • Baum - Von hier aus starten die Frösche
  • Tiger - Startsignal
  • Frösche hüpfen los
  • kleiner Frosch kommt nicht von der Stelle
  • Kobra zischt ihn aus
  • kleiner Frosch hört die Baumfee: "Hab' nur Mut und es geht dir gut."
  • Kobra will gerade wieder zischen - staunt
  • kleiner Frosch hüpft und schwimmt zum Ziel
  • Lotosblume freut sich, dass der kleine Frosch es auch geschafft hat
  • Kobra zischt eine Entschuldigung
  • Frösche ruhen sich aus und träumen
  • Lege dich bequem auf deine Matte.
  • Stell dir vor, du liegst auf einer Wiese unter einem großen, starken Baum.
  • Die Sonne wärmt deinen Körper und die Baumfee singt dir ein Lied vor.
  • Stelle dir vor, was die Baumfee für dich singt.
  • Wenn die Musik verklungen ist, recke und strecke dich wieder und werde wach und munter.
  • Hast du die Baumfee gehört?
  • Hast du dich schon einmal wie der kleine Frosch gefühlt?
  • Hat dir jemand geholfen, oder dich getröstet?
  • Was machst du, wenn du etwas nicht gut kannst?
  • Was machst du, wenn du siehst, dass ein anderes Kind etwas nicht gut kann?
  • Fortsetzung folgt...

Der Hase, der nicht richtig schreiben kann

Eine Yogastunde vorgestellt von Petra Proßowsky, veröffentlicht im Yoga Vidya Journal Nr. 17

Werte: Selbstwahrnehmung, Wahrnehmung der anderen, Toleranz, Geduld, Hilfsbereitschaft, Gemeinschaftsgefühl

  • Sonne weckt die Welt
  • Baum steht auf der Wiese
  • Vögel singen ein Morgenlied
  • Lotosblumen blühen auf
  • Kleiner Hase schnuppert am Gras, fühlt sich unwohl, hat die Hausaufgaben noch nicht gemacht
  • Hund zeigt stolz seine Hundeübung
  • Hase fragt, ob der Hund ihm helfen kann, er verwechselt immer b und d
  • Katze begrüßt mit Miau und Mio, kann auch noch nicht schreiben
  • Tiger hatte früher das gleiche Problem, seit er die Tigerübung macht, geht es besser
  • Affe kennt auch das Problem, zeigt den Affentanz
  • Hase schaut traurig zu: „ich bin doch kein Tiger und auch kein Affe“
  • Tiger ermutigt den Hasen mit bunten Bändern
  • Hase schafft es mit etwas Übung
  • Affe hilft ihm beim Affentanz
  • Hase bedankt sich und bringt dem Tiger und dem Affen die Hasenübung bei, schafft die Hausaufgaben viel besser

Yoga Nidra mit Sonnenstrahlen:

  • Die Sonne wärmt die linke Hand,
  • den linken Arm,
  • die linke Schulter,
  • die linke Körperseite,
  • das Bein,
  • den linken Fuß.
  • Sie wärmt die rechte Hand…
  • Die Sonne scheint auf den Bauch,
  • auf den ganzen Körper.
  • Sie gibt dir alle Kraft, die du brauchst.
  • Was machst du, wenn du etwas nicht kannst, etwas nicht richtig verstanden hast?
  • Hast du schon einmal Hilfe bekommen, oder auch anderen Kindern geholfen?

Yoga, Mond und Sterne

Illustration von Theresa Heilmann

- Ein Beitrag aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 39, II/2019 von Dr. Daniela Heidtmann -

Am Abend, wenn Mond und Sterne schon leuchten, ist im turbulenten Familienalltag oft die beste Zeit zur Yogapraxis. Wie in unserer Familie aus kleinen Yoga-Momenten ein ganzes Yoga-Abendritual entstanden ist, das jede/r nachmachen kann, und warum meine eigene Praxis immer mit dem bewussten Berühren der Erde zu tun hat, verrate ich in diesem Artikel.

„Spüre die Erde unter dir!“ Dieser Satz einer Yogalehrerin in meiner allerersten Yogastunde vor über 20 Jahren war für mich ein magischer Moment. Ich spürte. Ich staunte. Mit einem Gefühl tiefer Verbundenheit war Yoga mit diesem Satz in mein Leben gekommen … und geblieben. Ich übte weiter.

Als ich ein Jahr später an einem dunklen Novemberabend auf den Waldweg Richtung „Yoga Vidya Westerwald“ einbog, hatte ich keine Vorstellung, was ein Ashram ist. Aber eine Sehnsucht – nach diesem Gefühl des Verbunden-Seins, wie ich es in meiner allerersten Yogastunde erlebt hatte. Dieses Gefühl ließ in der achtsamen Ashram-Atmosphäre nicht lange auf sich warten und so genügte mir bereits dieses eine Wochenende, um zu wissen, dass ich Yogalehrerin werden wollte.

Damals gab es nicht mehr als eine Hand voll Yoga-Vidya-Stadtzentren, aber glücklicherweise war eins in meiner Nähe. Dort begann ich kurzentschlossen die zweijährige Yogalehrer Ausbildung. Schon wenige Monate nach deren Beginn bat mich eine Yogalehrerin ihre Kurse zu übernehmen, die sie leider aufgeben musste. Ich zögerte, weil meine Ausbildung noch nicht abgeschlossen war, aber ohne Lehrerin keinen Kurs mehr – das wollte ich auch nicht. Und so begann ich, schon während meiner Ausbildung Yoga weiterzugeben.

Im Yoga die Erde spüren

Meine allererste Yogastunde unterrichtete ich an einem sonnigen Tag im Juli. Am Anfang der Stunde, während der Anleitung zu Shavasana (Tiefenentspannung) hörte ich mich sagen: „Spüre die Erde unter dir!“ Dieser Hinweis galt auch mir selbst, als Erinnerung, trotz der Aufregung geerdet zu bleiben. Doch der Hinweis war für mich zugleich eine Praxisanweisung für die Zukunft: Heute spüre ich Mutter Erde in fast allen Lebenslagen. Das ist meine Art, achtsam zu sein. Egal ob ich Asanas übe, liege, sitze, stehe oder die Erde mit achtsamen Schritten liebevoll berühre, die bewusste Erdberührung ist zu meinem täglichen Sadhana (spirituelle Praxis) geworden. Sie trägt mich durchs Leben.

In vielen Alltagssituationen mit meinen (mittlerweile drei) Kindern war ich froh über meine yogische Verbindung zur Erde. Manchmal ist das Familienleben so dicht bepackt mit Terminen, Problemen und Anforderungen, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, wie ich all das ohne Yoga hätte meistern sollen. An einem Abend vor einigen Jahren lag meine Tochter totunglücklich in ihrem Bett. Weder die Gutenacht-Geschichte noch ein einfühlsames Gespräch über die Situation, die ihr zu schaffen machte, konnten sie aufmuntern. Doch dann ist ganz intuitiv und spontan eine kleine Traumreise für sie entstanden:

„Spüre die Erde unter dir. Die Erde, die uns alle trägt.“ Meine Tochter schloss die Augen. Ich legte meine warmen Hände auf ihren Bauch. „Diese Wärme, das ist die Sonne, die auf deinen Bauch scheint.“ Meine Tochter atmete tief aus. „Stell dir vor, du liegst an einem warmen Frühlingstag auf einer blumig-duftenden Wiese. Du riechst den Duft der Blumen, hörst das Singen der Vögel, spürst einen leichten Windhauch. Neben dir, ganz in der Nähe hörst du ein vertrautes Geräusch. Es ist ein Eselchen, das gemütlich auf der Wiese grast …“. Noch bevor ich meine Tochter ganz durch die Traumreise mit dem kuscheligen Eselchen geführt habe, sehe ich es: Ein leichtes Lächeln auf ihrem Gesicht. Und ich fühle es: ein ruhiger entspannter Körper.

Yoga im Mondschein und Sternenglanz

Mit der kleinen Anleitung zum achtsamen Spüren habe ich meine Kleine in die glückliche Gegenwart zurückgeholt. Sie konnte loslassen und einschlafen. Aber nicht nur das. Diese Praxis am Abend haben wir fortgeführt und die Traumreise mit der Zeit ergänzt um Entspannungsmassagen, „geheime Buddha-Tricks“, viele Asanas (sogar solche, die dabei helfen, das Zimmer aufzuräumen, yippeah!) und Erdberührungs-Meditationen. Mit der Zeit ist in unserer Familie ein komplettes Yoga-Abendritual gewachsen, das ich mittlerweile als Buch herausgebracht habe: Unsere Kindergeschichte „Yoga, Mond und Sterne“.

Wenn ich in diesem Moment die Erde berühre, dann ist in mir eine Hoffnung. Die Hoffnung, dass das Yoga-Abendritual bald in vielen Familien fester Bestandteil des Zu-Bett-Bringens wird und so viele kleine und große Menschen glücklich macht. „Spüre die Erde unter dir, die Verbundenheit in dir. „May the love we share spread its wings and fly.“

Siehe auch

Literatur

Weblinks

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