Vairagya

Aus Yogawiki

Vairagya (Sanskrit: वैराग्य vairāgya n.) Wunschlosigkeit, Verhaftungslosigkeit, Leidenschaftslosigkeit ist die zweite der vier Sadhana Chatushtaya, der Eigenschaften, die ein spiritueller Schüler braucht, um sich auf die Suche nach der Wahrheit zu machen (Shubheccha). Der Mensch übt sich in Entsagung gegenüber allen vergänglichen Leidenschaften und identifiziert sich nicht mit den Ergebnissen seines Handelns.

Was ist mit Verhaftungslosigkeit?

Dies wird einerseits durch die eigene Willenskraft hergestellt, entsteht andererseits auch durch die Befreiung von allen Verhaftungen, die sich durch das Bewusstwerden der Einheit mit dem Göttlichen (Purusha) einstellt. Die drei weiteren Eigenschaften sind Viveka (Unterscheidungskraft), Shatsampat (sechs edle Tugenden) und Mumukshutva (Verlangen nach Befreiung).

Das Sanskritwort Vairagya

Vairagya (Sanskrit: वैराग्य vairāgya n.) das Sichentfärben, Bleichwerden; Gleichgültigkeit aus Überdruss, Abneigung, Widerwille (gegen Personen oder Sachen); Gleichgültigkeit gegen die Welt, Lebensüberdruss.

Sukadev über Vairagya

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Vairagya

Vairagya ist ein Zustand jenseits aller Wünsche. Vairagya ist ein Zustand, wo die Wunschlosigkeit Dauerzustand ist. Vairagya wird oft auch als Nicht-Anhaften bezeichnet oder auch als Leidenschaftslosigkeit. Vairagya stammt zunächst mal von dem Wort "Raga". Raga in diesem Kontext heißt Wunsch, Anhaftung, Gier. Vi steht für Nicht, Gya ist ein Zustand. Vairagya ist damit der Nicht-Zustand, Ragya – der Zustand, jenseits aller Wünsche. Vairagya wird auch bezeichnet als der Zustand des Asketentums. Also, wenn man sagt, er lebt Vairagya, dann heißt das, er verzichtet auf alles Mögliche und im klassischen Indien heißt das, er lebt im Wald und lebt entweder von Bettelgaben oder von Beeren und Wurzeln und dem, was so die Natur von selbst gibt.

Vairagya ist auch eine der vier Sadhana Chatushtaya, also die Vierheit des Sadhanas, wie es Shankaracharya z.B. in dem Viveka Chudamani beschreibt. Dort sagt er, um zur höchsten Verwirklichung zu kommen, sollte man sich mit Sadhana Chatushtaya ausstatten, also mit den vier Eigenschaften des Sadhanas, dann sollte man einen Lehrer suchen und der Lehrer kann dann den Schüler unterweisen. Und wenn der Schüler Sadhana Chatushtaya hat, dann wird er zügig zur Verwirklichung kommen. Sadhana Chatushtaya ist, wie du vielleicht inzwischen weißt, zum einen Viveka, die Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen. Dann Vairagya, die Wunschlosigkeit oder die Abwesenheit der Vorstellung, dass Wunscherfüllung einen glücklich macht. Shatsampat, die sechs edlen Tugenden der Gelassenheit oder die sechs Aspekte des Wohlstandes der Gelassenheit. Und als viertes Mumukshutva.

Vairagya könnte man vermutlich am besten übersetzen: die Abwesenheit der Vorstellung, dass Wunscherfüllung einen glücklich macht. Die meisten Menschen denken heute, dass man durch Erfüllung von Wünschen glücklich wird. Menschen denken: "Wenn ich nur genügend Geld hätte, wäre ich glücklich. Wenn ich nur ein großes Haus hätte, wäre ich glücklich. Wenn mein Chef freundlicher wäre, wäre ich glücklich. Wenn meine Kollegen freundlich wären, meine Mitarbeiter, meine Kunden, mein Nachbar, mein Hauseigentümer usw." Vairagya ist die Erkenntnis und eigentlich mehr als die Erkenntnis, eigentlich die tiefe Herzensverwirklichung, dass ein äußeres Leben einen allein nicht glücklich macht. Und es ist wichtig, diese Vairagya zu entwickeln. Swami Sivananda hat ein ganzes Buch geschrieben, "How to get Vairagya", "Wie du Vairagya entwickeln kannst". Oder auch in einem seiner Bücher, "Göttliche Erkenntnis", "Bliss divine" auf Englisch, gibt es auch ein ganzes Kapitel über Vairagya. Du findest das auch auf unseren Yoga Vidya Internetseiten, wenn du gehst auf www.yoga-vidya.de, dann findest du auch einen schönen Artikel über Vairagya. Du brauchst bloß ins Suchfeld "Vairagya" einzugeben, dann erfährst du einiges über das Wie und Warum von Vairagya und wie du es kultivieren kannst.

Ein spiritueller Aspirant will das Unendliche erfahren. Wenn man das Unendliche erfahren will, dann gilt es auch, auf manches Beschränkte zu verzichten. So ist Vairagya auch ein Verzicht auf Beschränktes. Vairagya ist aber insbesondere die innere Einstellung, die innere Überzeugung, dass ein äußerlich gelebtes Leben und ein Leben, wo es einfach nur um Erfolg und Geld geht, dass das einem nicht dauerhafte Erfüllung geben kann. Wenn du das erkannt hast, dann folgt Mumukshutva, der intensive Wunsch, die höchste Wirklichkeit zu erfahren. Vairagya und Mumukshutva sind beide wichtig. Das eine ist Loslösen, Vairagya, und das andere ist "Streben nach", nämlich nach dem Höchsten, dem Ewigen, dem höchsten Bewusstseinszustand. Also nochmal, Vairagya – die Abwesenheit von Wunsch oder auch die tiefe Überzeugung, dass Wunscherfüllung und ein äußerlich gelebtes Leben und äußerer Erfolg einen nicht dauerhaft glücklich machen. Die tiefe Überzeugung, dass der Sinn des Lebens es nicht sein kann, nur zu tun, was die Wünsche einem eingeben, was die Instinkte einem eingeben, was Erfolg usw. ist. Vairagya, Grundlage für Mumukshutva, der intensive Wunsch nach Erleuchtung, nach Gotteserfahrung.

Das Yoga Sutra von Patanjali

दृष्टानुश्रविकविषयवितृष्णस्य वशीकारसंज्ञा वैराग्यम् || 1.15 ||
तत्परं पुरुषख्यातेर्गुणवैतृष्ण्यम् || 1.16 ||
dṛṣṭānuśravika-viṣaya-vitṛṣṇasya vaśīkāra-saṃjñā vairāgyam || 1.15 ||
tat-paraṃ puruṣa-khyāter guṇa-vaitṛṣṇyam || 1.16 ||
Vairagya ist der Bewusstseinszustand, in dem das Verlangen nach sichtbaren und unsichbaren Objekten aufgehört hat.
Der höchste Zustand des Nichtanhaftens entsteht durch Erkenntnis des Selbst und ist frei von Gier nach den Eigenschaften der Natur.

Swami Sivananda über Vairagya

Auszug aus dem Buch "Göttliche Erkenntnis" von Swami Sivananda

Was ist mit Wunschlosigkeit?

Vairagya ist Leidenschaftslosigkeit, nicht aber die Aufgabe sozialer Pflichten und Verantwortlichkeiten im Leben. Ein Vairagi (ein leidenschaftsloser Mensch) hat kein Raga Dwesha (Zu- oder Abneigung). Ein weltlicher Mensch ist Sklave dieser beiden mächtigen Ströme. Ein leidenschaftsloser Mensch hat eine andere Ausbildung. Er macht überhaupt eine andere Erfahrung. Er ist ein Meister in der Kunst oder Wissenschaft des Sichlösens von Nichtdauerhaftem und Vergänglichem. Ein leidenschaftsloser Mensch ist der stärkste, glücklichste und reichste Mensch auf der Welt.

Setze alles daran, um von jedem Wunsch nach bekannten oder auch unbekannten Sinnenfreuden frei zu sein, und diese Leidenschaftslosigkeit kann erreicht werden durch ständiges sich Verdeutlichen des Übels, das darin liegt. Leidenschaftslosigkeit ist der Verzicht darauf, etwas zu erreichen. Es ist Abneigung gegen Sinnenfreuden, jetzt und später. Es gibt zwei Arten von Verhaftungslosigkeit oder Leidenschaftslosigkeit, niederer und höherer Natur. Vijnana Bhikshu unterscheidet die höhere und niedere Art von Vairagya folgendermaßen: „Erstere ist Widerwillen gegen die guten Dinge des Lebens, jetzt und später, aus der Erfahrung heraus, dass sie niemals ohne Mühe zu erwerben oder zu bewahren sind, dass es Schmerz verursacht, sie zu verlieren, und dass das Streben danach niemals frei von egoistischen Gefühlen ist. Letzteres jedoch basiert auf dem klaren Erkennen des Unterschiedes zwischen der Intelligenz und den Objekten, die in ihrem Licht erscheinen.“

Es gibt verschiedene Stadien der Leidenschaftslosigkeit. Der Entschluss, sich darin zu mäßigen, alle möglichen Sinnesobjekte zu genießen, ist die erste Phase. In der zweiten Phase verlieren bestimmte Dinge ihre Anziehungskraft für den spirituell Suchenden, und er versucht, auch die Anziehungskraft anderer zu zerstören. In der dritten Phase werden die Sinne beherrscht, ein unbestimmtes Verlangen nach Sinnenfreuden bleibt jedoch im Geist zurück. Im vierten verliert der Suchende vollständig jegliches Interesse an äußeren Dingen. Die letzte Phase ist der Zustand höchster Wunschlosigkeit. Diese Art von Leidenschaftslosigkeit verleiht dem Yogi absolute Unabbhängigkeit. In dieser Phase entsagt der Yogi allen psychischen Kräften, wie etwa Allwissenheit, usw.

Durch Üben und Leidenschaftslosigkeit kann das Fließen von Gedanken zu äußeren Dingen unter Kontrolle gehalten werden. Bloße Gleichgültigkeit nützt nichts, üben ist ebenfalls notwendig. Sich immer wieder auf Gott zu besinnen ist auch üben.

Vairagya - Grundlagen des Jnana Yoga

Swami Sivananda

Auszug aus dem Buch "Jnana Yoga" von Swami Sivananda (Hrsg.: Divine Life Society, 2007), S. 12-13

Warum lachst du mein Freund! Du hast doch allen Grund zu weinen. Du hast dein Leben vertan mit Unsinn und Fleischeslust. Du hast dich etlicher Vergehen schuldig gemacht. Du hast nichts getan, um Dich weiterzuentwickeln. Du hast kein reines Gewissen. Dein Herz ist angefüllt mit Unrat. Du hast keine Ruhe im Geiste. Führe dir vor Augen, dass die Fleischeslust dir am Ende den Tod bringt.

In der Bhagavad Gita, XVIII.38, lesen wir: ‚Die aus Leidenschaft hervorgegangene Sinneslust ist Nektar zu Beginn und Gift am Schluss.‘

Öffne deine Augen jetzt. Werde tugendhaft. Suche die Gesellschaft von Weisen. Denke an Ihn. Meditiere. Du wirst ein neues, wunderbares Leben haben.

Vairagya ist ein rein mentaler Zustand. Jemand kann in der Welt inmitten von Luxus, Frauen und Reichtümern leben und dabei Vairagya besitzen, während ein Sadhu, der in einer Höhle im Himalaya lebt, an sein Wassergefäß, seinen Stab oder seinen Lendenschurz verhaftet sein kann. König Janaka war vollkommen leidenschaftslos, obwohl er ein großes Königreich regierte. Auch König Bhagiratha handelte so. Königin Chudala besaß vollkommenes Vairagya, obwohl sie einem Herrschaftsgebiet vorstand, während ihr Ehemann, der sich in die Waldeinsamkeit zurückgezogen hatte, an seinem Körper und seinem Wassergefäß hing. Du kannst dir in Bezug auf Vairagya keine Meinung bilden über einen Sannyasin oder einen Haushälter, wenn du nur kurz mit ihm sprichst oder nur ein paar Tage mit ihm zusammen bist. Du musst eine sehr lange Zeit mit ihm zusammen sein und seine mentale Einstellung beobachten. Im Allgemeinen machen die Menschen schwerwiegende Fehler. Sie lassen sich von äußeren Erscheinungen täuschen. Sie halten einen physisch nackten Sadhu zu Beginn für einen Mahatma. Nachdem sie mit ihm Kontakt hatten, ändern sie ihre Meinung. Physische Nacktheit bedeutet nicht Vairagya. Worauf es ankommt ist mentale Nacktheit, zum Beispiel Überwindung der Vasanas und des Egos. Lasse dich nicht vom äußeren Erscheinungsbild täuschen!

Wahres Vairagya

Auszug aus dem Buch "Jnana Yoga" von Swami Sivananda (Hrsg.: Divine Life Society, 2007), S. 167-169

Der große Titikshu war ein Sannyasin in Benares. Er konnte Hitze und Kälte ertragen. Im Sommer stand er stundenlang in der Sonne, im Winter stand er stundenlang in der Ganga. Er schlief auf einem Bett aus Gras. Er hielt sich von Ansiedlungen fern.

Eines Tages nahm ihn einer seiner Verehrer, Sri Ram, mit nach Mussurie. Sri Ram stellte ihm eine Hütte zum Schlafen zur Verfügung. Doch der Sannyasin lehnte es ab, in einer Hütte zu schlafen. Er wollte sein Bett aus Gras. Es regnete stark an jenem Tag und es war schwierig, für ihn Gras zu finden.

Sri Ram sprach: ‚Swamiji, es ist sehr schwierig, hier Gras zu bekommen. Es regnet aus Kübeln. Bitte schlafe in der Hütte heute Nacht. Das wird dich in keiner Weise binden. Du bist ein fortgeschrittener Sannyasin. Was macht es für dich aus, ob der Körper auf Gras oder auf einem Bett liegt.‘ Der Swamiji antwortete: ‚Nein, nein, nein. Ich schlafe nur auf Gras. Du musst es mir auf jeden Fall bringen.‘ Unter größten Schwierigkeiten gelang es Sri Ram, für den Swami ein Bett aus Gras zu bauen.

Anhaftung an Vairagya ist ebenso eine schlechte Anhaftung. Vairagya ist ein Weg, um die Weisheit des Selbst zu erfahren. Es ist nicht das Ziel an sich. Ein Jivanmukta hat weder Raga noch Vairagya. Wenn du ihm ein kleines trockenes Bett zur Verfügung stellst, wird er zufrieden sein. Er wird nicht murren. Wenn du ihm Süßigkeiten, Milch und Früchte gibst, wird er sie nicht ablehnen, doch er ist von Nahrung nicht abhängig. Er erfreut sich nur an seinem eigenen Selbst, nicht an externen Objekten. Daraus kann man am besten erkennen, ob ein Mensch Befreiung erlangt hat oder nicht. Der weltliche Mensch verzagt, wenn er nicht die richtige Nahrung erhält. Er erfreut sich an schmackhafter Kost. Eine verwirklichte Seele hat einen ruhigen Geist. Sie steht über Neigung und Abneigung.

Shukadeva wurde von König Janaka geprüft. Er wartete ohne Nahrung einige Tage vor dem Tor. Er blieb ganz ruhig. Dann wurde er in den Harem gelassen. Er blieb unberührt. Ranis servierten ihm feinste Speisen. Er blieb unbeeinflusst. Das ist Weisheit.

Offensichtlich hatte der Swami, der in Mussuri ein Bett aus Gras verlangte, die Ruhe des Geistes noch nicht erlangt. Er haftete an Vairagya an, selbst nach vielen Jahren spiritueller Praxis. Er war noch nicht vollkommen frei von allen Arten der Anhaftung, denn er haftete an Vairagya an. Er hatte Sahaja Avastha noch nicht erlangt. In Sahaja Avastha ist der Weise allem gegenüber gelassen, er schliefe auf einem Grasbett oder auf einem normalen Bett mit Matratze und Kissen, beides mit dem gleichen Gefühl.

Wer mit der Ruhe des Geistes gegenüber Objekten ausgestattet ist, wird im Yoga Vasishtha Maha Tyagi oder Maha Bhogi genannt. Es ist leicht, Vairagya zu praktizieren, doch schwierig, den Geist in Gelassenheit zu halten.

Einige in der Öffentlichkeit arbeitende Sannyasins entscheiden: ‚Wir reisen nicht in Zügen. Wir gehen nur zu Fuß. Wir trinken keine Milch, essen keine Früchte. Wir benutzen keine Füllfederhalter oder Uhren.‘ Das sind keine wünschenswerten Entscheidungen. Das ist nicht das wahre Wesen von Vairagya. Sie haften an Vairagya an, das ist eine andere Art von Untat. Wenn sie in Zügen und Autos fahren bleibt ihr Körper gesund und sie können länger der Menschheit dienen. Mit einem Füllfederhalter können sie in kürzerer Zeit viel mehr schreiben. Dummheit nimmt verschiedene Formen an. Sie macht selbst vor Gebildeten und Sannyasins nicht halt.

Manche Sannyasins praktizieren Vairagya, um Pratishtha (Ruhm, Respekt) zu erlangen. Gott kennt ihre Motive, denn Er ist der Antaryamin, der innere Lenker. Ihn kannst du nicht betrügen. Wo liegt die Stärke von Vairagya, wenn man in der Einsamkeit, ohne Verlockungen, lebt? Wo liegt die Stärke von Vairagya, wenn man nichts aufgegeben hat, wenn es nichts aufzugeben gab, wenn man die Objekte der Welt nicht genossen hat. Wo liegt die Stärke von Vairagya, wenn der Mensch im Außen zeigt, dass er ein großer Virakta (Leidenschaftsloser) sei, indem er eine Bettelschale in Händen hält, doch sein Geist sich zu den Objekten der Welt hingezogen fühlt?

König Janaka war inmitten der Genüsslichkeiten. Menschen erzählen, dass die Stadt Mithila verbrannte und es ihn nicht berührte. Das ist wahres Vairagya. Nur er kann als Virakta bezeichnet werden.

Junge Aspiranten sollten sehr sorgsam und vorsichtig sein. Sie sollten nicht die Freiheit eines Maha Tyagis oder eines Maha Bhogis für sich in Anspruch nehmen. Dies kann nur von fortgeschrittenen Yogis praktiziert werden, die eins mit allen Wesen sind. Anfänger beginnen mit Wahrhaftigkeit, Ahimsa, Brahmacharya und Vairagya.

Möget ihr alle Raga und Vairagya transzendieren und das Wissen über das Selbst erlangen. Möget ihr alle die wahre Natur und Svarupa von Vairagya verstehen!

"Was ist wahres Vairagya" - von Sri Swami Sivananda

Den Körper im Namen von Tapas (Askese) unnötigen Qualen auszusetzen ist höchst verwerflich. Das ist Asuric Tapas (dämonische Askese) unwissender Menschen. Das wird von Krishna in der Gita verurteilt. Der Körper ist der sich bewegende Tempel Gottes. Er ist ein Instrument der Selbstverwirklichung. Du kannst kein Sadhana praktizieren, wenn der Körper nicht stark und gesund erhalten wird. Anhaftung an Vairagya (Leidenschaftslosigkeit) ist genau so schlecht, wie Anhaftung an Sinnesobjekte. Gib Vairagya-Abhimana (ego-zentrierte Leidenschaftslosigkeit) auf. Diese Abhimana der Sadhus ist gefährlicher und unüberwindbarer als Abhimana weltlicher Menschen.

Shiva Statue bei Bangalore

Vairagya-Abhimana ist wie ein tödliches Geschwür. Es ist schwierig Vairagya Abhimana loszuwerden solange es eine Körper-Idee gibt. Das Gefühl „ Ich bin ein großer Vairaggi oder Tyagi“ ist Vairagya-Abhimana. Der Körper eines Sannyasins (Mönch), der seinen Dienst der Menschheit gewidmet hat ist Eigentum des Volkes. Er kann keinen Anspruch auf ihn geltend machen weil er die Existenz des Körpers leugnet und versucht immer zu fühlen: “Ich bin Shiva (Shivoham)“. Die Öffentlichkeit wird sich um seinen Körper kümmern. Lord Buddha hat seinen Körper misshandelt, hat strenge Askese geübt, hat das Essen aufgegeben und war nicht in der Lage das Ziel zu erreichen.

Er hörte das Lied: Heiter ist das Tanzen wenn die Sitar gestimmt ist Stimme für uns die Sitar weder zu hoch noch zu tief Und wir werden den Menschen die Herzen wegtanzen Die überspannte Saite bricht und die Musik verfliegt Die zu lockere Saite klingt dumpf und die Musik stirbt Stimme für uns die Sitar weder zu hoch noch zu tief.

Dann nahm er Essen zu sich, nahm den mittleren Pfad an und erreichte Nirvana. Extreme Askese ist nicht notwendig, um die Perfektion zu erlangen. Gewünscht ist starkes mentales Vairagya geboren aus starker Unterscheidungskraft. Nicht alle Körper sind fit für das praktizieren von strenger Askese. Der Körper wird zusammenbrechen, wenn du ihm zu rigide Tapas auferlegst. Beschädige deinen Körper und deine Gesundheit nicht im Namen von Tapas. Erhalte deinen Körper stark und gesund aber habe keine Anhaftung an den Körper. Sei vorbereitet, deinen Körper für eine noble Sache aufzugeben.

Der ein Pferd versorgt, gibt ihm die richtige Nahrung, wenn es überarbeitet und krank ist. Nur dann ist es wieder in der Lage weiterzuarbeiten. Genauso sollte man dem Körper die richtige Nahrung geben. Nur dann wird er gute Arbeit leisten. Dann wird er schnell verloren gegangene Vitalität wegen Überarbeitung oder Krankheit zurückgewinnen. Die Arbeit wird leiden, wenn der Körper nicht richtig behandelt wird. Wenn der Körper alt wird, muss er geschützt sein vor Kälte und muss gut versorgt werden. Wenn nun hartes Titiksha (Ausdauer) geübt wird, dann wird sich das bald auswirken und als Konsequenz wird das andere Ufer der Unsterblichkeit und Angstfreiheit nicht erreicht werden können.

O Ram, vernachlässige deinen Körper nicht. Die Gesellschaft und Pakriti wird so viel Arbeit aus einem selbstlosen Arbeiter, der sein Leben in den Dienst der Menschheit gestellt hat, herausziehen und weiter herausziehen. Er wird dienen bis der letzte Atemzug den Körper verlässt. Vishnu belehrt Prahlada: „ Mein lieber Prahlada! Genug mit Tapas. Achte auf deinen Körper. Erhebe dich aus Samadhi. Diene nun den Menschen. Säe Bhakti fern und weit.“ Yoga Vashishta spricht von einem `Maha Tyagi`(großer Verzichter) und ´Maha Bhogi´( großer Genießer), der sich losgesagt hat von der Idee ´Ich bin ein Tyagi` oder ´Ich bin ein Vairagi`, der weder die Dinge, die von selbst kommen annimmt noch ablehnt , weil er sich mit dem stillen Zeugen, dem unsterblichen Atman identifiziert, der immer fühlt ` Ich bin Akarta` (Nicht –Tuender), ´Ich bin Abhoka´(Nicht-Genießer), auch wenn er sich inmitten der Objekte bewegt. Die Gita sagt: „ Aber das disziplinierte Selbst, dass sich inmitten der Sinnesobjekte bewegt, mit den Sinnen frei von Anziehung und Ablehnung, gemeistert durch das Selbst, kommt zu Frieden.“ Kapitel II-64

Swami Sivananda

Einige Neophyten und unreife Aspiranten sagen von sich selbst ´Maha Tyagis´ oder ´Maha Bhogis´ zu sein und zitieren die Schriften:“ wir essen ohne Zungen und sehen ohne Augen“. Der Dieb oder der Heuchler wird bald entdeckt werden. Sie sind wie die Menschen die Fische aus dem Ganges fischen, um ihren Gaumen zu befriedigen und die Gita zitieren: „Nainam Chindanti Sastrani Nainam Dahati Pavakah; Na chainam kledayantyapo na soshayati marutah- Waffen durchschneiden ihn nicht, Feuer verbrennt ihn nicht, Wasser macht ihn nicht nass, kein Wind wird ihn fortpusten.“ In der Tat ist das die sublime Philosophie pervertierter Menschen oder pervertierter Intellekte! Dieser Schmuck wird nicht lange scheinen. Die Krähe, die unter geliehenen Federn des Pfaus scheint, wird bald entdeckt werden. Ihre Trishnas (Sinnesverlangen) und Vasanas (subtile Wünsche) werden ausbrechen und jeder Laie wird ohne Schwierigkeit einen Heuchler erkennen können.

Ein Maha Tyagi oder Maha Bhogi wird Mangos oder ein Glas Milch nicht ablehnen, wenn sie von selbst kommen. Aber er wird nicht danach verlangen. Er wird nicht sagen:“ Heute habe ich gute Mangos und gute Milch genossen“.“ Wenn ein Aspirant ernsthaft krank ist, falls es ihm nicht möglich ist, feste Nahrung zu sich zu nehmen, falls es in ihm den Wunsch nach Milch gibt, falls er kein Geld hat, um Milch zu kaufen, falls ein Anhänger aus sich selbst heraus etwas Milch anbietet, dann sollte er das nicht ablehnen. Gott arbeitet auf mysteriöse Art und Weise. Er achtet auf die, die ihn verehren, indem er durch den Geist vieler Personen arbeitet.

Das Kind nimmt manchmal Nahrung zu sich, während es schläft. Wenn die Mutter es am nächsten Morgen fragt, „ Baby, du hast letzte Nacht etwas Nahrung zu dir genommen“, antwortet es“ ich habe letzte Nacht nichts zu mir genommen. Du spielst mit mir und machst Witze.“ So ist der Zustand eines Jivanmukta oder Maha Tyagi oder Maha Boghi. Er isst und doch isst er nicht. Er isst ohne einen Mund und riecht ohne eine Nase. Manchmal spricht ein Mensch in der Nacht, während er träumt. Wenn du ihn fragst, wenn er in das Wachbewusstsein zurückkommt „O Prema, weißt du, dass du heute Nacht geredet hast, während du geträumt hast?“ Er antwortet:“ Ich kann mich nicht daran erinnern“. So ist der Zustand eines Jivanmukta oder eines Maha Tyagi oder Maha Bhogi.

Durvasa hat ein reichhaltiges Mahl zu sich genommen und doch sagt er:“ Ich bin ein Nitya Upavasi. Ich habe nichts gegessen. Ich habe nur Saft aus Gras getrunken, weil er sich mit dem Atman identifiziert, der immer der Beobachter ist and der Nicht-Genießer. Lord Krishna wird als Nitya Brahmachari (im ewigen Zölibat lebender) betrachtet obwohl er mit Radha, Rukmini, Satyabhama zusammen war. Der Weise Tiruvalluvar sagte zu seiner Frau: “Liebste, sag dem Fluss dass dein Ehemann, ein Nitya Brahmachari , dir befiehlt mich durchzulassen. Der Fluss wird auf der Stelle weichen und du wirst ihn ohne Boot überqueren können. Sie wiederholte die Worte ihres Mannes und überquerte den Fluss sofort. Sie war sehr erstaunt über die Worte ihres Ehemannes und fragte ihn: „Mein Herr! Du lebst mit mir und dennoch sagst du seiest ein Nitya Brahmachari. Ich bin sehr verwundert. Sei so freundlich und erkläre mir diese Philosophie. Tiruvalluvar antwortete: „Ich bin der unsterbliche Atman. Ich habe das durch direkte Erkenntnis realisiert (Anubhava). Ich tue nichts. Ich bin der stille Beobachter. Die Sinne, Körper, Geist und Intellekt sind meine Werkzeuge. Ich bin völlig verschieden von ihnen.“ Die Frau von Tiruvalluvar verstand die Natur der Seele und dann wurde sie still.

Gewöhnliche Aspiranten mit schwacher Gesundheit sollten keine strenge Askese üben. Derjenige der Kaya Siddhi (Perfektion des Körpers) erlangt hat, kann alle Arten von Tapas üben, weil sein Körper hart, wie ein Diamant, ist. Wenn ein Aspirant mit schwacher Gesundheit das Essen aufgibt oder versucht nur Neem Blätter zu essen, dann wird er als Resultat verschiedene Magen-Darm-Probleme bekommen und früh sterben. Das ist die Frucht, die Menschen erhalten, die tamasiges Tapas üben.

Wenn du die Gegensatzpaare gemeistert hast z.B. Hitze und Kälte, wenn du starke Hitze und intensive Kälte aushalten kannst, wenn du ohne Kleider im eisigen Gangotri bleiben kannst, dann ist das in der Tat anerkennenswert. Aber wenn deine Statur delikat ist und du versuchst im Sommer stundenlang in der Sonne zu sein, wenn du all deine Kleider in Gangotri abwirfst, dann wirst du sofort an Sonnenstich oder Lungenentzündung sterben. Du solltest diese harten Praktiken nicht ausüben. Das wenige was du durch Japa und Meditation in diesem Leben erreicht has,t wird verloren sein und du hast eine von Gott gegebene Gelegenheit verloren, ihm in diesem Leben nahe zu kommen, nur wegen deiner törichten Praktiken von tamasigem Tapas.

Swami Sivananda - ohne Verhaftung

Ein Aspirant gab seine Kleidung auf, alles auf einmal. Er entwickelte Rheuma, Malaria, eine vergrößerte Milz und starb innerhalb einer kurzen Zeit. In der Zeit seiner Krankheit kamen alle Wünsche, die unterdrückt worden waren, mit doppelter Kraft. Er wurde ein Sklave der Zunge. Er verlangte nach viel und verschiedenem Essen. Er konnte es nicht unterdrücken. Er aß ohne Unterscheidungskraft und starb an akutem Durchfall.

Ein Aspirant sagte: „ Ich habe das Selbst nicht verwirklicht, obwohl ich seit Jahren meditiere. Ich werde mich umbringen mit dem Bhava(Gefühl), dass ich das unsterbliche Atman bin. Ich habe völlige Verhaftungslosigkeit. Keine Sünde wird an mir haften, weil meine Motivation rein ist. Ich werde Selbstverwirklichung erreichen.“ Dann vollbrachte er diese Handlung. Glaubst du, dass er so die Selbstverwirklichung erreicht hat? Findest du eine solche Behauptung irgendwo in den Schriften? Bestimmt nicht. Dies ist extreme Dummheit. Manche Aspiranten, die keine Ahnung von der wahren Natur der Verhaftungslosigkeit. haben und nicht unter der Führung eines Meisters für einige Zeit gelebt haben, vollbringen solche Handlungen. Sie können niemals Rettung erhalten durch falsche Tapas, auch wenn ihr Bhava rein ist. Sie können nicht das Bhava „Ich bin Atman“ unterhalten wenn sie diese Handlung vollbringen. Schreckliche Gedanken werden sie befallen an der kritischen Kreuzung. Sie werden offensichtlich das Schicksal der Pretas (Geister) teilen.

Der Geist sollte schrittweise von seinen alten Gewohnheiten und Begierden entwöhnt werden. Wenn du alle Vergnügungen gleichzeitig abschneidest, wird der Geist verwirrt. Das ist der Grund warum junge Aspiranten, die zuviel Verhaftungslosigkeit üben, Selbstmord begehen. Du solltest deinen Geist schrittweise durch Meditation trainieren und ihm die innewohnende Wonne schmecken lassen. Schrittweise werden die alten Gewohnheiten und Verhaftungen vergehen und du kannst dich in wahrem Vairagya etablieren.

Je stärker Viveka (Unterscheidungskraft), desto stärker ist wahres Vairagya. Die Blume von Vairagya wächst schrittweise im Garten von Antahkarana (geistige Fähigkeiten wie Geist, Intellekt, Ego und der unterbewusste Geist) von dem Verständnis, dass die Welt der Erscheinungen eine Welt voll von Leid ist und dass Brahman allein die einzige Realität ist, voller Weisheit und Wonne durch die wiederholte Praxis der Meditation und der Verbindung mit verwirklichten Seelen für eine längere Zeit. Eines Tages werden der leidenschaftslosen Seele alle weltlichen Objekte unbedeutend und wertlos vorkommen. Er wird sein neues spirituelles Leben nicht aufgeben, nicht einmal, wenn ihm alle Reichtümer der Welt angeboten werden würden.

Aspiranten sollten eine Zeitlang die Nahrungsmittel aufgeben, die sie am meisten lieben. Sie sollten die Indryas (Sinne) disziplinieren auf eine perfekte Art. Sie sollten immer ein einfaches Leben führen. Sie sollten einfache Speisen zu sich nehmen. Aber sie sollten nicht Sklaven von Vairagya Abhimana werden. Vairagya ist ein Geisteszustand. Gott flösst seinem Anhänger dieses ein, um von seinen Verhaftungen an weltliche Objekte loszukommen. Möget ihr alle Maha Tyagis und Maha Bhogis werden! Möget ihr alle frei sein von dem Geschwür von Vairaya Abhimana! Möget ihr alle wahres beständiges Para Vairagya (starke Verhaftungslosigkeit) besitzen. Möget ihr alle die Befreiung oder Perfektion erhalten.

Worte aus der Bhagavad Gita, Kap. VI, 24-26

Krishna sagt zu Arjuna hinsichtlich der Praxis der Geisteskontrolle, er möge vorbehaltlos alle Wünsche, die durch die Vorstellung des Geistes entstanden sind, aufgeben, insgesamt alle Sinne nach allen Seiten zügeln und auf diese Weise allmählich Ruhe erlangen mittels der Vernunft, die er beständig kontrolliert. Nachdem der Geist dazu gebracht wurde, im Selbst zu ruhen, denke er an nichts anderes. Immer wenn der schwankende und unstete Geist davon strebt, sollte er ihn unter die Kontrolle des Selbst bringen.

Artikel aus dem Yoga Vidya Journal von Sukadev Bretz

Swami Vishnu und Sukadev

Vom Wortstamm her bedeutet Vairagya „Abwesenheit von Raga“. Raga heißt Wunsch, Mögen. Vairagya ist der Zustand jenseits des Wünschens. Es ist die innere Überzeugung, dass nichts Äußeres dauerhaft glücklich macht. Die Mehrheit würde zustimmen, dass Geld alleine nicht glücklich macht. Bleibt die Frage, warum so viel Energie dahin geht, mehr Geld zu verdienen? Angenommen, es gäbe den Weihnachtsmann, der einem alles bringen würde, was man nur will oder eine Märchenfee, die sagt: „Du hast drei Wünsche frei. Es muss aber ein äußerer Wunsch sein“, und man würde alles bekommen, was man sich an äußeren Gütern wünscht – wäre man dauerhaft glücklich? – Unsere Erfahrung lehrt uns, dass es nicht so ist. Die Verinnerlichung dieser Erfahrung ist Vairagya. Solange man denkt, glücklich sein zu können, wenn dies und jenes anders wäre, solange hat man noch kein tiefes Vairagya.

Man denkt z. B.:

Es müsste mich nur die oder der heiraten, dann wäre ich dauerhaft glücklich.
Ich müsste nur endlich ein Kind bekommen. Wenn es mit der künstlichen Befruchtung funktioniert, dann werde ich glücklich.
Wenn die Kinder endlich aus dem Haus sind, dann bin ich glücklich.
Wenn meine Mutter wieder gesund ist, dann werde ich glücklich sein.
Wenn endlich der Pflegefall vorbei ist, dann werde ich wieder leben können.
Wenn ich diese besondere Wohnung habe, mit diesem ganz besonderen Ausblick und dieser besonderen Küche, dann werde ich dauerhaft glücklich sein usw. ….

Vairagya - Kurzvortrag mit Sukadev

Erwachtes Vairagya heißt nicht, dass es vollkommen ist. Man hat weiterhin alle möglichen Wünsche, weiß aber tief im Inneren, dass die Erfüllung dieser Wünsche nicht dauerhaft glücklich macht, sondern dass es etwas Tieferes geben muss. Wenn nur Vairagya da ist und die drei anderen (Viveka, Shatsampat, Mumukshutwa,...) nicht, kann das unter Umständen nicht nur positiv sein. Es kann sogar in Krisen führen. Manche Formen von Depression – aber keineswegs alle - sind eigentlich das Erwachen von Subecha (die erste Stufe des spirituellen Weges). Aber auch massivere Formen von Depression, sogar Selbstmordgefährdungen, können kommen, weil Vairagya erwacht, aber man nicht sieht, was tatsächlich glücklich macht, man keine Alternative, keinen tieferen Sinn sieht. Diesen Sinn verleiht die Überzeugung: Ja, es gibt ein höheres Ziel, nämlich die Verwirklichung der Einheit der ursprünglichen Essenz, und es lohnt sich, danach zu streben (Mumukshutwa). Manche Menschen geraten dann in Verzweiflung, denn gerade in unserer Gesellschaft ist Spiritualität nicht so oft eines der möglichen Lebensbilder. Zwar gibt es viele Yoga- und Meditationszentren, die Bücher des Dalai Lama sind Bestseller, dennoch wächst das durchschnittliche Kind nicht mit der Möglichkeit auf, den Weg der Spiritualität zu gehen. Wenn eine innere Suche angelegt ist, kann dies zu Krisen und Süchten führen. Das normale Leben ist nicht aushaltbar, also muss man es irgendwie betäuben. Auch hier gilt, dass nicht jeder, der eine Sucht hat, sich deshalb auf Subecha befindet. Aber es gibt einige. Nicht umsonst ist das bis heute erfolgreichste Programm gegen Alkoholismus das „Zwölf Schritte Programm der Anonymen Alkoholiker“. Es ist ein spirituelles Programm. Auf einer Stufe steht dort, dass man sich an Gott wendet, wie auch immer man ihn nennt, und ihm alles anvertraut. Viele sagen, es ist der wichtigste Schritt gewesen, dass sie zu einer spirituellen Überzeugung gekommen sind. Gerade jene, die eigentlich in diesem Leben beginnende Subecha haben, brauchen nicht viel mehr als diese neue Perspektive, um Süchte wieder los zu werden.

Vairagya und Kaivalya

Sei verhaftungslos wie der Lotus

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

Nicht anhaften führt zur Gottverwirklichung, zur Selbstverwirklichung, zur Befreiung

Kommentar zum 50. Vers des 3. Kapitels des Yoga Sutra von Patanjali

Patanjali schreibt:

„tad vairagyad api dosha bija kshaye kaivalyam“.

Kaivalya kommt durch nicht anhaften an alles. Und durch die Zerstörung des Samens der Unwissenheit.

Vairagya – Nicht anhaften

Vairagya ist enorm wichtig, diese gilt es zu kultivieren. Denn jede Verhaftung führt letztlich zur Begrenzung. Immer wieder von Neuem erkennen, hier hat sich mein Geist wieder verhaftet. Davon gilt es sich wieder zu lösen.

Der Same der Unreinheit

Und dann gibt es Dosha, Bija Kshaya. Das ist also der Same Bija, der Unreinheit, Dosha . Diesen gilt es zu zerstören. Wie zerstört man ihn? Durch Vairagya. In dem du aufhörst, dich zu verhaften gibt es keine Unreinheit mehr. Der Same der Unreinheit kommt immer aus Verhaftung.

Deshalb, überwinde die Verhaftung und dann folgt Kaivalya, Befreiung. Sogar an die Siddhis, an die übernatürlichen Kräfte, solltest du keine Verhaftung und keine Identifikation. Übe Vairagya. Dann gibt es keine Unreinheiten mehr, dann bekommst du Befreiung und bist ewig glücklich.

Video - Vairagya und Kaivalya - Yogasutra III 51

Hier ein Vortrag zum Thema Vairagya und Kaivalya von und mit Sukadev Bretz aus der Reihe Yoga Vidya Schulung, Vorträge zum ganzheitlichen Yoga. Dies ist ein Kommentar zum [[ Yogasutra des Patanjali, 3. Kapitel, Vers 51:

Viveka Chudamani - Entwickle Vairagya

Ashtavakra

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 69 von Sukadev Bretz -

„Der erste Schritt zur Befreiung ist die völlige Losgelöstheit (vairagya) gegenüber allen vergänglichen Dingen. Darauf folgen Gedankenstille (shama), Selbstbeherrschung (dama), Duldsamkeit (titiksha) und vollständiger Verzicht auf alle eigennützigen Handlungen.“

Entwickle Losgelöstheit

Das sagt der Meister wieder und wieder: „Bereite dich vor, ich werde dich lehren. Aber du musst noch einiges tun."

Er sagt: „Entwickle vairagya - Losgelöstheit! Lerne es verhaftungslos zu sein!“ Wenn du Wünsche hast und dich darüber ärgerst, wenn du sie nicht bekommst. Wenn du über andere schimpfst, aber sie dich nicht beachten. Wenn Du Dich darüber beschwerst, dass du nicht das bekommst, was dir zusteht, mangelt es dir an Vairagya. Entwickle vairagya – lasse los.

Geschichte von Janaka und Ashtavakra

Es gibt eine schöne Geschichte von Janaka und seinem Meister Ashtavakra. Janaka war bei Ashtavakra in die Lehre gegangen. Zum Abschluss der Lehrzeit sagte Janaka: „Es ist üblich am Ende einer Lehrzeit dem Meister etwas zu geben!“. „Aber großer Meister, ich habe so viel von dir bekom-men. Ich weiß nicht, was ich dir geben soll! Gibt es irgendetwas, was du brauchst. Ich werde es dir geben. Du weißt, ich bin der König des Landes. Ich kann Dir alles geben, was du willst!“

Ashtavakra lächelte und sagte: „Wirklich alles? Ich darf mir auswählen, was ich will?“. Janaka sagte: „Ja, mein Wort gilt!“. Ashtavakra erwiderte: „Okay, dann überschreibe mir dein Königreich!“ Janaka erstarrte einen Moment lang und sagte dann: „Mein Wort gilt!“

Ashtavakra ließ seine Schüler kommen, die eine Urkunde mit folgendem Inhalt aufsetzten: „Hiermit überschreibe ich meinem Guru das Königreich. Er regiert ab jetzt das Königreich!“ Er gab einen Siegelring auf das Wachs und ein königliches Emblem dazu. Und dann sagte Ashtavakra: „Okay, jetzt kannst du gehen!“

Als Janaka gegangen war, blieb Ashtavakra keinen Moment lang sitzen und rief Janaka zurück: „Oh Janaka, was will ich mit deinem Königreich. Es gehört mir, aber ich mache dich zum Regierenden. Ich übergebe dir das Königreich, regiere das Königreich, aber unter zwei speziellen Aufgaben: Erstens, sage niemand, dass dir das Königreich nicht mehr gehört. Du regierst das Königreich, als ob du der König bist. Als zweites, es kann jederzeit geschehen, dass ich komme und das Königreich selbst über-nehme.“

Damit ging Janaka wieder zurück ins Königreich. Er regierte das Königreich so gut er konnte, sogar besser als er das sonst gemacht hatte, denn für seinen Guru wollte er das Königreich besonders gut regieren.

Er erzählte niemandem davon, dass das Königreich seinem Guru gehört und einmal im Jahr kam Ashtavakra vorbei und sagte: „Ich überlege, ob ich vielleicht doch König werden sollte. Oh nein, noch nicht!“

So kam er Jahr für Jahr wieder und Janaka lernte vollkommene Verhaftungslosigkeit und wurde so zum Gottverwirklichten.

Nichts gehört dir

So kannst du auch jetzt schon sagen: „Nichts gehört mir, alles, was da ist, ist eine Leihgabe oder von begrenzter Dauer. Jederzeit kann es von dir genommen werden. Nichts gehört dir!“

Entwickle Vairagya - Gott ist der Herrscher und hat dir das Ganze nur gegeben, um damit Gu-tes zu bewirken. Nicht du bist derjenige, dem es gehört, alles gehört Gott, daher brauchst du auch nicht verhaftet zu sein: Gott hat's gegeben, Gott nimmt es wieder!

Vairagya ist wichtig gegenüber allen nicht ewigen Dingen („anityavastuśhu“), sie vergehen so-wieso. Darauf folgt Gemütsruhe („shama“). Kultiviere Gemütsruhe die aus Vairagya kommt. Wann immer du aus der Gemütsruhe fällst, dann weißt du, irgendwo war eine Identifikation. Aus Vairagya entwickelt sich Gemütsruhe.

Übe dich in Selbstbeherrschung

Dann folgt Selbstbeherrschung („dama“). Selbst wenn du nicht immer Gemütsruhe bewahren kannst, mindestens übe Selbstbeherrschung. Folge nicht einfach deiner Gier, deinen Wünschen und Emotionen. Übe dich in Selbstbeherrschung.

Kultiviere Duldsamkeit auch gegenüber Leiden

Und dann sagt er noch: Duldsamkeit - „titiksha“, sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, wenn Dinge nicht so angenehm sind. Es heißt Ruhe auch gegenüber Leiden - „dukha“ - das kommt. Wenn es zu warm wird, mache nicht gleich das Fenster auf. Lerne ruhig zu sein. Wenn es zu kalt wird, nicht gleich die Heizung aufdrehen. Wenn es regnet, lasse es regnen. Wenn Menschen dich beschimpfen, bleibe gleichmütig. Übe Duldsamkeit - „titiksha“ auch in widrigen Umständen und bewahre Gemütsruhe die - „shama“.

Verzichte auf alle Handlungen, an die du verhaftet bist

Dann sagt er noch: „Verzicht auf alle Handlungen, an die du verhaftet bist!“ Im Text steht nicht nur Verzicht auf alle eigennützigen Handlungen, sondern „nyāsaḥ“, das Aufgeben von allem Karma („prasaktākhilakarmaṇāṁ“), an das du verhaftet bist, ohne zu zögern.

Wenn du also merkst, es gibt irgendetwas, woran du verhaftet bist, dann gib es auf. Wenn du ein Kleidungsstück besonders magst, dann gib es in die Altkleidersammlung. Wenn du ein Lieblingstopf hast, gib ihn jemand anders. Wenn du zur Gottverwirklichung kommen willst, dann setzte etwas um.

Vielleicht kannst du jetzt auch gleich überlegen: „Was gibt es, woran ich verhaftet bin? Und könnte ich das nicht jemand anders geben?“

Siehe auch

Literatur

Weblinks

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Capeller Sanskrit Wörterbuch über Vairagya

Vairagya , Sanskrit वैराग्य vairāgya, Entfärbung; Gleichgültigkeit, Verdruss, Widerwille gegen. Vairagya ist ein Sanskritwort und bedeutet Entfärbung; Gleichgültigkeit, Verdruss, Widerwille gegen.

Ganesha mit Tablas, Gemälde von Narayani


Verschiedene Schreibweisen für Vairagya

Sanskrit Wörter werden in Indien auf Devanagari geschrieben. Damit Europäer das lesen können, wird Devanagari transkribiert in die Römische Schrift. Es gibt verschiedene Konventionen, wie Devanagari in römische Schrift transkribiert werden kann Vairagya auf Devanagari wird geschrieben " वैराग्य ", in IAST wissenschaftliche Transkription mit diakritischen Zeichen " vairāgya ", in der Harvard-Kyoto Umschrift " vairAgya ", in der Velthuis Transkription " vairaagya ", in der modernen Internet Itrans Transkription " vairAgya ".

Quelle

Zusammenfassung Deutsch Sanskrit - Sanskrit Deutsch

Sanskrit Vairagya - Deutsch Entfärbung; Gleichgültigkeit, Verdruss, Widerwille gegen
Deutsch Entfärbung; Gleichgültigkeit, Verdruss, Widerwille gegen Sanskrit Vairagya
Sanskrit - Deutsch Vairagya - Entfärbung; Gleichgültigkeit, Verdruss, Widerwille gegen
Deutsch - Sanskrit Entfärbung; Gleichgültigkeit, Verdruss, Widerwille gegen - Vairagya