Yoga und Stimme

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Yoga und Stimme - wie Stimme, Atem, Körperhaltung und Befindlichkeit zusammenhängen.

Die Seelenstimme - „ Kol Haneshama”

- Ein Artikel aus dem Yoga Vidya Journal Nr. 37 Herbst 2018 von Hagit Noam -

Der Atem ist die Lebenskraft, die uns das Leben schenkt. Von Geburt an und weiter durch das Leben bis zum letzten Atemzug beinhaltet jeder neue Atemzug ein Geschenk, der alle Lebewesen mit neuem Prana und Lebensenergie beschenkt.

Atem und Seele

Kreis - Symbol der Einheit

In der jüdischen spirituellen mystischen Kabala Bewegung haben Seele und Geist dieselbe Wurzel wie der Atem. “Neshama” = Seele – Geist = Atem (Moses 2/7). Vayipach be‘apo Ruach chayim vayehi ha‘adam lenefesh Chaya“ – „Da machte Gott der HERR den Menschen aus Staub von der Erde und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen“.

Menschen und auch alle Säugtiere sind mit der angeborenen Fähigkeit eine perfekte Balance zwischen Körperhaltung, Atem und Stimme zu finden, auf die Welt gekommen. Alles ist harmonisch miteinander in einem organischen Zusammenspiel koordiniert, und bei jedem Atemzug wird das volle Potenzial benutzt und der Körper wird mit Prana (Lebensenergie) versorgt. Jede Zelle lebt und wird belebt.

Genauso verhält es sich mit unserer Stimme. Jedes Lebewesen hat eine einmalige individuelle Stimme, die ihn durch das ganze Leben begleitet, so wie ein Fingerabdruck, der alle Informationen über uns enthält. Alle Informationen über diese Lebewesen werden durch die Stimme ausgedrückt und erreichen die Welt im Außen.

Die Stimme enthält Informationen über den Menschen (auch über Säugtiere) sowie eine einmalige und persönliche DNA. Sie zeigt uns alle Feinheiten, alle Lebenseigenschaften genauso wie bei einem Fingerabdruck.

Die Stimme bringt diese Information nach außen, in die Welt, und gleichzeitig nähren die Schwingungen der Stimme unser Selbst. Sie lassen die Informationen in uns fließen. Sie verbreiten die Eigenschaften im Raum, der ständig transformiert werden kann.

Von der Einheit zum Ich

Das Leben wird in der Körperhaltung ausgedrückt, im Atem und in der Stimme, geformt aus unseren Lebenserfahrungen, unserer Kultur, unseren menschlichen Begegnungen und natürlich unserer Kindheit. Die Körperhaltung, das Atemmuster und die Nutzung der Stimme werden instinktiv nachgeahmt, ob wir nun unsere Eltern, Lehrer oder die Gesellschaft nachahmen, in der wir aufwachsen. Lebenserfahrungen werden auch in körperliche Muster übersetzt, und so wird das Grenzenlose, die Verbindung (Einheit) zwischen dem Göttlichen und des Menschen durch die Identifikation mit dem Ich geformt und damit begrenzt.

„Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort” (Johannes1/1)

Die Göttliche Sprache ist jenseits von allen Sprachen. Sie enthält alle Möglichkeiten, die die Vokale und Konsonanten in ihrem Ursprung besitzen.

Die menschliche Stimme kommt beim Baby zum Ausdruck als freie Expression aller Vokale und Konsonanten von A über E, I, O, U und von M (mit dem Worte in mehreren Sprachen beginnen wie Mutter, Mother, Mama, Madre, Mere usw.) über alle anderen Konsonanten. Frei von Form ist die Babysprache die Sprache in ihrer Ursprungsform direkt, grenzenlos und authentisch.

Stimme, Erwachen und Bewusstheit

Als Erwachsene haben wir uns aus dem “Garten Eden“ wegbewegt wegen der Identifikation mit dem „Ich“, unserem Ego und unserer Identifikation mit dem Körper, den Verhaltensmustern und dem irdischen Charakter. Unser Atem und unsere Stimme zeigen sich in unserem Gemüt, in unserer Körperhaltung, dem Atemstrom, in der Stimme selbst.

Wenn man auf Hebräisch fragen möchte: “Wie geht es Dir?” drückt man sich so aus: ”Ma Mazav Haruach?”. Ruach heißt Atem, auch Seele. Die Übersetzung würde dann lauten: „Wie ist dein Atem bzw. deine Seele?“ Die Seele wird durch den Atem wie durch einen Seismographen verändert. Unser Befinden ist der Spiegel unserer Seele.

Stimme und Stimmung

Der Gemütszustand hat Einfluss auf die Stimme

Die Vielfältigkeit von Bewegungsmöglichkeiten und -kapazitäten werden mit den Jahren zu bekannten Bewegungsmustern. Sie sind so, wie der Mensch die Identifikation mit seinem Charakter in Einklang bringt. Genauso verhält es sich mit Atem und Stimme. Bei Traurigkeit und Depression ist der Atem flach. Die Stimme ist dünn, schwach, lebenslos bzw. tamasig.

Bei Groll, Wut und Aufregung neigt die Stimme zum Kreischen, ist schrill und unausgewogen bzw. rajasig.

Es gibt sehr viele Feinheiten von Gemütszuständen, die zwischen absolutem Tamas oder Rajas liegen. Man entwickelt eine besondere Wahrnehmung, wenn man sich auf dem spirituellen Weg befindet. Die Stimme authentisch zu vernehmen ist ein Lebensweg, eine Lebenslehre. Die absolute sattwige (reine) Stimme ist ein Geschenk, das wir als Erwachsene empfangen dürfen, durch Bewusstheit. Es ist eine Reise durch alle Emotionen und alle Energiezentren.

Stimme und Chakras

Die sieben Hauptchakras

Die Schulung der Wahrnehmung und Aktivierung der Chakras (Energiezentren) bis hin zum Ausströmen der Kundalini über die gesamte Wirbelsäule und die Freiwerdung der Chakras sind ein bedeutender spiritueller Prozess.

Du lernst jeden Bereich der Wirbelsäule über das Nervensystem und Muskeln zu überprüfen und wahrzunehmen. Du reist durch viele verschiedene Lebenserfahrungen, manchmal auch durch Traumata, über einen Regenbogen von Emotionen, die du kennenlernst, vom Unbewussten zur Bewusstheit, von Starrheit zu Beweglichkeit, von Schmerz zur Freiheit und vom Verborgenen ins Licht.

Der Prozess beginnt im Steißbein, im Bereich des Muladhara Chakras (Wurzelchakra), der Basis für Erdung, Gleichgewicht, Stabilität und Lebenskraft. Der Beckenboden ist der Ursprung der Aktivität von Atem und Stimme. Aus diesem Punkt entspringt die Kraft der Stimme. Der Prozess fließt weiter durch den Bereich des Svadhisthana Chakras (Sakralchakra), wo wir die Schöpferkraft in uns sowie Lebenskraft aktivieren. Dann weiter aufwärts über das Manipura Chakra (Nabelchakra), wo Willenskraft, Durchsetzungsvermögen und Ehrgeiz angeregt werden. In diesem Bereich liegt das Zwerchfell, der größte Muskel des Körpers, der den Atem regelt und die Lungenaktivität ermöglicht. Im Anahata Chakra (Herzchakra) befinden sich die Fähigkeiten zu Empathie, wahrer Liebe und Mitgefühl. Den Bereich schwingen zu lassen kann viele blockierte Emotionen berühren und lösen.

Im Vishudda Chakra (Kehlchakra) liegen die Stimmmbänder und der Kehlkopf. Das Aktivieren dieses Bereichs durch Atem und Stimme steht für Kommunikation, Selbstausdruck und künstlerischem Ausdruck über die Stimme. Im Ajna Chakra (Stirnchakra) ist die Hauptresonanz unserer Stimme. Aus diesem Bereich, zwischen den Augenbrauen, aus dem Intuition und die Erweiterung des Bewusstseins liegen wird die freie Stimme strahlen und fließen. Die Schwingung der Stimme wird hier besonders in ihrer Vollständigkeit entfaltet bis hin zum Sahasrara Chakra (Scheitelchakra) und darüber hinaus. Die Stimme erfüllt den gesamten Schädel und die Schwingung verbindet uns mit der Unendlichkeit.

Der Weg zum Erwachen

Der Weg zum Erwachen, zur Erkenntnis, zur Verbundenheit mit dem Unendlichen in uns durch die bewusste Stimme, den bewussten Atem und die bewusste Körperwahrnehmung führt uns über das Versteckte und das Unbewusste, die Emotionen, Lebenserfahrungen, Blockaden hin in das Licht der „strahlenden, freien“ Stimme, die transformiert, uns mit Lebensenergie und Lebensfreude füllt.

Je authentischer es durch uns fließt, desto mehr wird es zum göttlichen Ausdrucksmittel. Das Göttliche in uns wird erweckt, kommt ins Fließen kommen und schwingt durch uns in das Jenseits.

Video - Gayatri Mantra - beim Yoga Vidya Satsang

- Hagit Noam und Chitra, Bharata und Ishwara -

Siehe auch

Literatur

Weblinks

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