Gotteserfahrung

Aus Yogawiki
Erfahre Gott in der Natur

Wie kannst du Gott im Alltag und auch in jedem Moment erfahren und spüren? Wie kannst du Gott verwirklichen? Wie kannst du Gott erfahren? Welche Formen der Gottesverehrung gibt es? Hiervon handeln die folgenden Verse der Bhagavad Gita.

Gotteserfahrung durch Gottesverehrung

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz -

Kommentar zum 9. Kapitel der Bhagavad Gita ab Vers 14

  • Wie kannst du Gott erfahren?
  • Welche Formen der Gottesverehrung gibt es?
  • Wie kannst du Gott auch im Alltag erfahren?
  • Wie kannst du Gott in jedem Moment spüren und letztlich verwirklichen?

Darum geht es im 9. Kapitel der Bhagavad Gita und insbesondere ab Vers 14 wird Krishna sehr praktisch.

Verehre Gott mit unerschütterliche Hingabe

9. Kapitel, Vers 14

"Die großen Seelen lobpreisen mich alle Zeit, streben, sind fest in ihren Vorsätzen, verneigen sich vor mir und verehren mich stets mit unerschütterlicher Hingabe."

Krishna hatte im dreizehnten Vers von den großen Seelen gesprochen, die sich bewusst sind, dass sie Teil der göttlichen Natur sind, und diese verehren Gott, und sie verehren Gott als den unvergänglichen Ursprung aller Wesen.

Wenn Krishna hier von „Ich“ spricht, meint er Gott, Krishna als Inkarnation, als Avatar Gottes. Als einer der vielen Inkarnationen, Avatare Gottes. Und hier sagt er: Wie können wir konkret Gott erfahren, wir können immer wieder Gott lobpreisen, wir können uns immer wieder bewusst machen: Gott ist großartig, letztlich hinter allem ist das Göttliche.

Wir können das auch erfahren beim Kirtansingen, beim Mantrasingen, was ein Lobpreis Gottes ist.

  • Jaya Ganesha, Ehrerbietung an Gott, Shri Ganesha, Oh Gott.
  • Om Namah Shivaya, Ehrerbietung an Shiva,
  • Krishna Sharanam Mama, Oh Krishna, du bist meine Zuflucht.

Alle Kirtans sind letztlich Lobpreis Gottes. Das können wir auch bewusst machen. Wir können natürlich auch Kirtan singen und hören, weil sie schön sind, und weil sie das Herz berühren.

Wir können es aber auch bewusst als Lobpreis Gottes praktizieren. Dann, streben, das heißt, bewusst machen, mein Ziel ist es, Gott zu erfahren. Und danach will ich streben, das will ich umsetzen. Fest in ihren Vorsätzen, fasse dir auch Vorsätze, zum Beispiel:

  • jeden Tag zu meditieren, und dann setze sie um.
  • Jeden Tag Asanas und Pranayama machen – setze es um
  • Jeden Morgen beim Aufwachen erst einmal ein Gebet sprechen, und einen Moment, alles was du heute tust, Gott darbringen. Fasse einen solchen Vorsatz und setze ihn um.
  • Und jedes Mal bevor du einschläfst, ein Gebet sprechen, und alles, was du am Tag gemacht hast, Gott darbringen, setze es um.

Vielleicht magst du jetzt auch einen Moment inne halten und überlegen, ob es Vorsätze gibt, die du vielleicht jetzt fassen willst, und dann, setze sie um. Es ist oft gut, kleine Vorsätze zu fassen, und diese umzusetzen, als zu große Vorsätze zu fassen, und diese nicht umzusetzen. Daher fasse einen Vorsatz und setze ihn um.

Und dann sagt er: verneigen sich vor mir. Es gibt den Yoga der Verneigung und der Ehrerbietung. Immer wieder im Großartigen das Göttliche anzusehen.

Weiter: Verehre Gott mit unerschütterlicher Hingabe. Unerschütterlich sagt er hier, denn immer wieder gibt es auch Dinge, die einen erschüttern können. Manche Menschen haben ein Vertrauen zu Gott, solange es ihnen gut geht. Wenn es ihnen schlecht geht, ist das Vertrauen erschüttert: „wie kann Gott so etwas zulassen“.

Oder andere verehren Gott, wenn es ihnen schlecht geht, dann bitten sie um Gottes Hilfe. Aber wenn es ihnen gut geht, denken sie, ok, es ist doch alles gut und vergessen Gott und erst, wenn es Ihnen schlecht geht, denken sie wieder an Gott.

Unerschütterlich heißt: egal, was geschieht, verehre Gott

Darbringung von Weisheit für Gott

Swami Sivananda beim Jnana Yajna

9. Kapitel, 15. Vers

"Andere bringen auch das Weisheitsopfer dar und verehren mich, der ich alle Gesichter habe, als das Eine, das Andere und das Vielfältige."

Krishna sagt, es gibt viele Formen der Gottesverehrung und das sagt er immer wieder. Er sagt auch immer wieder, dass wir Gott auf unsere Weise verehren können. Und so sagt er, es gibt auch die sogenannten Jnanis, diejenigen, die den Jnana Yogaweg gehen. Man kann sich auch bewusst machen, wenn ich Jnana-Yoga übe, den Yoga der Erkenntnis, kann ich auch dies als Weisheitsopfer darbringen. Das heißt dann Jnana Yajna. Swami Sivananda hat Jnana Yajna nochmal anders interpretiert, er hat gesagt, anderen spirituelles Wissen zu bringen, ist auch Jnana Yajna.

Wenn du Yoga unterrichtest, dann kannst du auch das an Gott weitergeben, oder, wenn ich jetzt diesen Vortrag gebe, und diese ganzen Videos mache, dann ist das auch Jnana Yajna. Warum gebe ich diese Vorträge? Ich gebe sie als Hingabe an Gott. Ich habe das Gefühl, Gott will, das das geschieht, Gott hat mich damit beauftragt. So will ich dieses Wissen, das ich jetzt weitergebe, als Jnana Yajna ansehen, als eine Darbringung von Weisheit für Gott. So kann man auch sagen, wenn du etwas lernst, bringe das Lernen Gott dar. Und wenn du anderen etwas beibringst, mache auch das als Darbringung an Gott.

Wir können Gott verehren in jedem einzelnen Gesicht, und er sagt, der ich alle Gesichter habe. Also, Gott hat verschiedene Gesichter. Es gibt verschiedene Interpretationen hierzu, man könnte zum Beispiel sagen: er ist Krishna, er ist Jesus, er ist Allah, er ist Adonai, er ist Manitu, er ist der kosmische Geist, die Weltenseele, die Urmutter. Wir können Gott auf so viele verschiedene Weise verehren. Gott hat viele Gesichter. Und Gott manifestiert sich auch in allem in dieser Welt. Deshalb hat Gott so viele Gesichter.

Wir können Gott aber auch als den Einen sehen, der Eine, der alles ist, oder eben der Andere, das Andere. Es gibt diese großen Auseinandersetzungen in Religionen und in der Theologie. Ist Gott transzendent, ist er immanent, sollen wir Gott wahrnehmen, als die Essenz von Allem oder wollen wir Gott als Person sehen? Als der Andere, der mir gegenüber gestellt wird?

Manchmal gibt es von Seiten der monotheistischen Religionen einen gewissen Vorwurf an Vedanta, dass Gott doch ein Gegenüber sei, und dass Gott nicht nur das Innere ist, aber Krishna sagt, man kann Gott verehren als das Eine überall, man kann Gott verehren als der Andere, dem man gegenüber ist, zu dem man beten kann, von dem man die Antwort der Gebete erhofft, dem man alles darbringen kann. Man kann Gott verehren als das Eine, man kann Gott verehren als das Andere, und auch als das Vielfältige.

Es gibt auch Menschen, die Gott in verschiedenen Gestalten wahrnehmen. Diese Menschen sagen, es gibt nicht nur einen Gott, sondern es gibt Krishna, es gibt Rama, es gibt Durga und Lakshmi. Zum Beispiel gibt es im Hinduismus Menschen, die die Vorstellung unterschiedlicher Götter haben. Bei materiellen Wünschen kann man Lakshmi anrufen, wenn man Trost braucht, kann man Durga anrufen, wenn man etwas loslassen möchte, kann man Shiva anrufen, und Krishna kann angerufen werden bei dem Wunsch nach mehr Liebe und Freude.

Auch dies ist ein Weg, Gott als das Vielfältige zu verehren. Im 16. Vers beginnt er mit etwas, was er im zehnten Kapitel weiter ausbauen will, nämlich, dass wir Gott in den besonders großartigen Dingen sehen können. So sagt er: Ich bin Kratu, das ist das vedische Opfer. Gott ist also in besonderen Ritualen erfahrbar. Ich bin Yajna. In jedem Ritual erfahrbar. Ich bin das Opfer für die Manen, die Vorfahren.

Im alten Indien gab es verschiedene Arten von Opfer. Es gab Kratu, es gab Yajna, und Swadha. Man kann Gott zum einen verehren in einem vedischen Opfer, man kann Gott verehren in formellen Ritualen, und man kann Gott auch verehren in Ritualen zu Hause. Dies machte man typischerweise für die eigenen Vorfahren.

In jeder Art von Ritual ist Gott erfahrbar, deshalb, egal in welchem Ritual du bist, spüre dort Gott. Zum Beispiel, wenn du Arati machst, oder in einem Satsang bist, Puja oder Homa machst, oder einem christlichen Gottesdienst beiwohnst. Hier ist Gott erfahrbar. Oder bei deinem eigenen persönlichen Gottesritual. Im Rahmen der Bhakti Yoga Vorträge, die ich auch gegeben habe, habe ich einige Rituale vorgestellt, die du selbst machen kannst. Gott ist also zum einen erfahrbar im Opfer. Gott ist auch das Heilkraut und alle Pflanzen. Man könnte auch sagen, wenn du in der Natur bist, kannst du Gott sehen. Oder in der Arznei kannst du Gott sehen, oder auch in den Gaben, die du ins Feuer gibst bei einem Feuerritual.

Gott ist auch Ajya, also im Öl, welches du ins Feuer gibst. Gott ist auch das Feuer und Gott ist auch die Opfergabe. Und Gott ist auch das Mantra. Wann immer du ein Mantra sprichst, spüre dort auch Gott und wenn du in einer Opferzeremonie bist, spüre auch dort Gott.

Gott durchdringt alles

Gott beseelt alles

9. Kapitel, 17. Vers

"Ich bin der Vater dieser Welt und auch die Mutter, ich bin der Verwalter der Früchte der Handlungen und auch der Großvater. Das eine Ding, das erkannt werden muss, die Läuterung, die heilige Silbe Om, wie auch Rig-, Sama- und Yajur-Veda."

9. Kapitel, 18. Vers

"Ich bin das Ziel, der Erhalter, der Herrscher, der Beobachter, die Wohnstatt. Die Zuflucht, der Freund, der Ursprung, die Auflösung, die Grundlage, die Schatzkammer. Und der unvergängliche Same."

9. Kapitel, 19. Vers

"Als Sonne spende ich Wärme, ich halte den Regen zurück und lasse ihn fallen. Ich bin unsterblich und auch der Tod, das Sein und auch das Nicht-Sein."

Hier beschreibt Krishna wie er erkannt werden kann und, was er damit auch ausdrückt ist, man kann Gott auf so vielfältige Weisen sehen. Und wichtig ist, das wir Gott verehren, wir können ihn auf so viele verschiedene Weisen verehren. Wir können ihn als den Vater dieser Welt verehren, wir können Gott auch als die Mutter dieser Welt verehren. Oder sogar als Großvater. Man kann Gott überall verehren. Wir können Gott auch als den Verwalter dieser Welt verehren, der uns alles schenkt, auch so können wir Gott verehren.

Wir können Gott aber auch verehren als den, den wir zu erkennen wünschen. Aber Gott ist auch die Läuterung, man kann sagen „Gott, bitte hilf mir, bitte hilf du mir, dass ich mich reinige, dass ich mich vom Ego befreie, und Gott ist auch im Mantra gegenwärtig, und Gott ist auch in den Schriften. Wenn du eine Schrift liest, lies sie als Manifestation Gottes. Und so können wir Gott auf verschiedene Weisen verehren, es ist nur wichtig, dass wir Gott verehren. Und mal verehren wir Gott auf die eine, mal auf die andere Weise. Wir können Gott verehren in der Natur als Sonne, oder auch als Regen, oder auch als Nicht-Regen. Gott ist unsterblich, so können wir Gott sehen, aber auch im Tod manifestiert sich Gott. Gott manifestiert sich auch als die Zeit, die alles auflöst. Gott ist auch das, was jetzt ist, und das, was nicht ist.

Was du dir wünscht wirst du bekommen

Alle deine Wünsche werden erfüllt, aber zu Gott kommst du dann nicht

9. Kapitel, 20. Vers

"Jene, die die Veden studiert haben, meinen Nektar trinken, von allen Sünden rein sind und mich durch Opfer verehren, beten um den Weg in den Himmel. Sie erreichen die heilige Welt Gottes und der Götter und genießen im Himmel die göttlichen Freuden der Götter. Sie treten, nachdem sie den gewaltigen Himmel genossen haben, in die Welt der Sterblichen ein, wenn ihr Verdienst erschöpft ist. Da sie an den Vorschriften der drei Veden festhalten, das Gewünschte begehren, gelangen sie in einen Zustand des Kommens und des Gehens."

Hier warnt er vor etwas, nämlich er warnt davor, Gott zu verehren, um Relatives zu wollen. Du kannst Gott auch verehren, um belohnt zu werden. Zum Beispiel, um mit dem Himmel belohnt zu werden, oder mit schönen Dingen in dieser Welt. Er empfiehlt uns, Gott nicht zu verehren um etwas zu bekommen, noch nicht einmal Himmelsfreuden.

Er sagt, wenn du Schriften studierst, wenn du dich von Fehlern befreist, wenn du Gottes Rituale verehrst, dann wirst du bekommen, was du willst. Er sagt, wenn du in den Himmel kommen willst, wirst du in den Himmel kommen, dann wirst du Freuden erfahren. Du könntest Gott auch um anderes Relatives bitten, und wenn du dann gottesverehrende Rituale machst, wirst du das auch bekommen. Aber dann wirst du die Dinge genießen, um die du gebeten hast, und irgendwann ist dieser Verdienst, dieses Punya aufgebraucht, und dann verschwindet es wieder. Gott um Relatives zu bitten führt zu einem Zustand des Kommens und des Gehens.

Verehre Gott und fühle Einheit

Daher sagt Krishna im

9. Kapitel, 22. Vers

"Den Menschen, die nur mich allein verehren, an nichts anderes denken und immer die Einheit fühlen, gebe ich mit Sicherheit das, was sie noch nicht haben, und bewahre ihnen, was sie bereits besitzen."

Wenn man nichts von Gott will, sondern nur Gott verehren will, und wenn wir an Gott denken, ohne etwas zu wollen, und Einheit fühlen, dann bekommen wir aber auch alles andere.

Jesus hat es einmal so gesagt:

Strebe zuerst nach dem Himmelreich Gottes, und dann wird euch alles andere zufallen. 

Wenn Jesus von Himmelreich spricht, meint er natürlich nicht Himmelsfreuden, sondern man könnte sagen, strebe nach Gott allein, alles andere wirst du auch bekommen. Selbst fromme Menschen, die die Devas verehren, verehren alleine mich, oh Arjuna, aber auf die falsche Weise. Das soll heißen, es gibt einen Einzigen Gott, und zu diesem höchsten Gott willst du gelangen. Wenn du aber, zum Beispiel Devas, Engelswesen, verehrst, und wenn du Gott verehrst, um etwas Konkretes zu bekommen, verehrst du natürlich auch Gott, aber du bekommst dann nur Relatives. Verehre Gott um des Höchsten Willen, dann wirst du das Höchste bekommen und alles, was du brauchst, auch.

Verehre Gott, oder Engel, oder andere Götter, um etwas Konkretes zu bekommen, da verehrst du zwar auch Gott, bekommst aber nur Relatives.

Verehre Gott und du kommst zu Gott

Willst du nur Gott, dann wirst du zu ihm kommen

9. Kapitel, 24. Vers

"Denn ich allein bin der Genießende und der Herr aller Opfer. Sie aber kennen nicht mein wahres Wesen und daher fallen sie und kehren zurück zu dieser Welt der Sterblichkeit. Wer den Devas, den Engeln huldigt, geht zu ihnen. Wer den Vorfahren huldigt, geht zu den Vorfahren. Zu den über die Elemente bestimmenden Gottheiten gehen diejenigen, die Ihnen huldigen. Wer aber an mich glaubt, kommt zu mir."

Den Vers kann man wiederum auf verschiedene Weise interpretieren. Zum einen gibt es Menschen, die Devas und Engelswesen huldigen. Dann werden sie mit ihnen in Kontakt treten. Du könntest deine Vorfahren verehren, die Pitris, und mit Ihnen Kontakt aufnehmen. Du könntest die Bhutas verehren, als die Elementaren, und wirst mit Ihnen Kontakt haben.

Aber, wenn du Gott verehrst, kommst du zu Gott. Man könnte aber auch sagen, wenn du Gott verehrst, um übernatürliche Kräfte zu bekommen, dann magst du das bekommen, aber du bleibst dort stecken. Wenn du Gott verehrst, um für deine Vorfahren, oder deine Familie zu bitten, wird Gott dir das geben. Aber dadurch ist die Folge nicht dauerhaftes Glück. Und wenn du zu Gott betest, um materiellen Erfolg zu bekommen, wirst du das irgendwann bekommen. Aber es führt dich nicht zum Unendlichen.

Aber wenn du Gott verehrst, nur um Gott zu verehren, dann wirst du mit Gott verschmelzen. Krishna hat in einem vorigen Kapitel gesagt, es ist ok, Gott zu bitten, um Überwindung von Leid, es ist auch ok, Gott zu bitten um materielle Reichtümer. Es ist auch ok, Gott um spirituellen Fortschritt zu bitten. Aber hier sagt er, am besten ist, du verehrst Gott, nur um zu Gott zu kommen. Du kannst auch um anderes bitten, aber vergiss nicht, Verehrung Gottes, nur um Gottes Willen, ist am besten. Halte doch jetzt einen Moment inne und überlege dir, wie du Gott verehren willst. Wie hast du Gott bisher verehrt, und wie willst du deine Hingabe so praktizieren, dass sie dich näher zu Gott bringt.

Video - Gotteserfahrung durch Gottesverehrung

Dieses ist ein Audio- bzw. Video-Vortrag aus der Vortragsreihe „Yoga Vidya Schulung – Der ganzheitliche Yogaweg

Lehre Yoga – So wirst du Gott erfahren

Anleiten von Hatha Yoga im Yogazentrum

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

Kommentar zum 18. Kapitel der Bhagavad Gita, ab Vers 68

Krishna spricht:

Wer mit höchster Hingabe an mich dieses höchste Geheimnis den Menschen lehrt, die mich verehren, wird ohne Zweifel zu mir kommen.

Es gibt keinen Menschen, der mir einen größeren Dienst erweist und es wird auch keinen auf der Erde geben, der mehr in meiner Liebe ist, als er oder sie. Und hier ermutigt uns Krishna, spirituelle Weisheit weiter zu geben. Vielleicht bist du ja werdender Yogalehrer/Yogalehrerin oder du bist Yogalehrer/Yogalehrerin und dann hast du es vielleicht schon erfahren. Es gibt eine bestimmte Art der Handlung, wo es besonders leicht ist, Gott zu spüren: Wenn Du Yoga weitergibst, Spiritualität weitergibst. Das nenne ich auch gerne so: Die Magie des Unterrichtens. Schon, wenn du nur eine Hatha Yoga Stunde gibst und du dich dabei ganz bewusst für Gott öffnest, fließt die Kraft Gottes durch dich. Es ist am leichtesten, sich als Instrument zu fühlen, wenn du Yoga weitergibst, Hatha Yoga weitergibst, spirituelles Wissen weitergibst oder was auch immer es sein mag.

Natürlich im besonderen Maße, wenn du Menschen, die dafür offen sind, spirituelle Weisheit weitergibst. So spürst du, dass Gott durch dich wirkt. Und so sagt er auch: So wirst du Gott erfahren. Er sagt, er wird ohne Zweifel zu mir kommen. Und so möchte uns Krishna alle ermutigen: Gib das doch weiter. Du musst nicht gottverwirklicht sein, um die Weisheit der Bhagavad Gita weiterzugeben. Du musst selbst nicht Vollkommenheit erreicht haben, um Yoga zu unterrichten. Mache es, so gut, wie du kannst, nach besten Wissen und Gewissen. Mache es als Dienst an Gott und dann wirst du göttliche Führung spüren. Es gibt kaum einen Moment, wo du dich mit Gott so verbunden fühlst, wie wenn du Yoga lehrst.

Und so möchte ich dich auch nochmals ermutigen, wirklich Yoga zu lehren. Zunächst einmal Hatha Yoga für die meisten. Dann integriere auch die eine oder andere spirituelle Lehre ins Hatha Yoga. Du kannst ja ab und zu mal einen Vers aus der Bhagavad Gita rezitieren, ab und zu mal aus einer spirituellen Schrift lesen, ab und zu mal aus einem Werk von Swami Sivananda, ab und zu mal im Hatha Yoga Unterricht etwas einfließen lassen oder auch in Alltags- Konversationen. Ab und zu mal schauen, wie du spirituelle Weisheit hineinbringen kannst.

Heute ist dieses spirituelle Wissen so wichtig.

  • Die meisten Menschen im Westen haben genügend zu essen, vielleicht sogar zu viel zu essen.
  • Die meisten Menschen haben ein Dach über dem Kopf, vielleicht zu viel Dach über den Kopf.
  • Die meisten Menschen sind irgendwo versorgt, vielleicht überversorgt.
  • Die meisten Menschen haben trotzdem das Gefühl, Ihnen fehlt etwas.

Irgendetwas fehlt. Was fehlt? Nicht noch mehr Geld, nicht noch mehr Zimmer, nicht noch mehr irgendetwas. Man könnte sagen, Ihnen fehlt mehr weniger:

Unterrichte Yoga

Und so ist das Weitergeben spiritueller Wahrheit wichtiger als jemals zuvor. Mein Tipp wäre, engagiere dich dafür und das ist die einfachste Weise, Gott im Alltag zu erfahren. Unterrichte Yoga im Kleinen. Gib Yoga weiter im Kleinen oder eröffne ein Yogazentrum oder engagiere dich zum Beispiel im Yoga Vidya Zentrum.

Mache uneigennütziges Dienen im Yoga Vidya Ashram oder werde vielleicht sogar Sevaka. Sevaka bei Yoga Vidya zu werden, also Gemeinschaftsmitglied in einem Ashram oder im Zentrum, heißt zum Eine:

und indem du das machst, spürst du Gott, fühlst du dich verbunden mit Gott. Letztlich langfristig erreichst du die Gottverwirklichung.

Mehr Informationen über die Bhagavad Gita und wo du diese Verse nachlesen kannst, eben in meinem Buch: [* Sukadev Bretz: Die Bhagavad Gita für Menschen von heute Die Bhagavad Gita für Menschen von heute]. Mein Name: Sukadev Bretz und Informationen, wie du in den Yoga Vidya Ashrams Teil der spirituellen Gemeinschaft werden kannst, findest du auf den Yoga Vidya Internetseiten.

Video - Lehre Yoga - so kommst du zum Göttlichen

Sei Gott und erfahre Gott

Bildnis Gottvater - St.-Salvator-Kathedrale Brügge, Belgien

- Abschnitt aus dem Buch: Yoga der Liebe von James Swartz -

Ein dualistischer bhakta, der sowohl die emotionalen Freuden der Verehrung īśvaras in einer bestimmten Form genießt, als auch die intellektuellen Freuden durch īśvara in allen Formen, könnte der Idee von der Befreiung widerstehen, weil sie zu nondualer Hingabe führt. Er könnte befürchten, die freudvollen Erfahrungen zu verlieren, die er mit dualistischer Hingabe erlebt. Ist der Begriff „nonduale Hingabe“ gar ein Widerspruch in sich, wie zum Beispiel „heiße Eiscreme“, angesichts der Tatsache, dass Hingabe Dualität voraussetzt, einen der liebt und einen, der geliebt wird?

Dualistische bhaktas, die der Nondualität ablehnend gegenüber stehen, rechtfertigen ihre Art der Hingabe häufig mit der Bemerkung: „Warum sollte ich Gott sein wollen, wenn ich göttliche Erfahrung haben kann?“ Abgesehen von der Tatsache, dass Gott, das Substrat von allem, nicht als Objekt erfahren werden kann – außer man stellt ihn sich als religiöse oder spirituelle Erfahrung vor –, ist die Wirklichkeit so beschaffen, dass es durchaus möglich ist, sowohl Gott zu sein, als auch Gott zu erfahren.

Du kannst Gott sein, denn Gott ist Existenz – deine ureigene Essenz. Als Sein bist du frei von einzelnen objektiven Erfahrungen, aber nicht von der Erfahrung der Existenz. Niemand zweifelt daran, dass er oder sie existiert. Du musst existieren, bevor du zweifeln kannst. Dich selbst zu erfahren bedeutet Existenz zu erfahren. In dem Moment, wo du sagst „Ich bin“, erkennst du an, dass du Gott bist, denn „Ich bin“ sind die Worte für Bewusstsein und Existenz. Außerdem muss nichts getan werden, damit du existierst, muss nichts getan werden, damit deine Existenz weiter besteht und nichts kann dir deine Existenz wegnehmen. Gleichzeitig, dank māyā/īśvara, erscheinst du – Existenz – als existierende Wesenheit, eine Person, die sich mit existierenden Objekten austauscht. Die Existenz im erfahrenden Wesen und in den existierenden Objekten sind eins. Es ist eine Frage der Erfahrung und des allgemeinen Wissens, dass es nicht zwei oder mehrere Existenzen gibt. Du erfährst also Gott, wann immer du Objekte erfährst – was immer der Fall ist. Daher ist die Idee, dass du auf die Erfahrung von Gott verzichten musst, um Gott zu sein, völlig unlogisch. Du kannst Gott – Existenz – nicht werden, weil du bereits Gott bist. Dualisten fürchten den Verlust von Individualität, weil sie nicht verstehen, dass das Individuum eigentlich Gott ist, der als jemand anderes erscheint.

Das clevere Argument, dass Dualität der Nondualität überlegen sei, hält nicht stand. Dualistische bhaktas nennen hier ein Beispiel, sie sagen: „Möchtest du Zucker (īśvara) sein oder möchtest du Zucker schmecken? Wenn du Zucker wirst, kannst du Zucker nicht schmecken, daher solltest du dich vom Zucker unterscheiden wollen, damit du ihn genießen kannst.“ Ein Nondualist würde so antworten: „Es ist normal, Zucker schmecken zu wollen, aber wie kannst du ihn schmecken, ohne eins mit ihm zu werden?“

Was erfahrungsgemäß auf Objekte zutrifft, trifft auch auf īśvara zu. Wenn du īśvara erfährst, wirst du scheinbar eins mit īśvara und īśvara wird scheinbar eins mit dir, also liegt die Freude in der Vereinigung. Ja, Offenbarungen können Glücksgefühle auslösen, aber sie haben den Nachteil, dass sie enden. Wenn du Zucker schmeckst, hörst du nicht auf zu existieren; nur der Schmeckende hört im Augenblick des Kontakts auf zu existieren. Würdest du aufhören zu existieren, wüsstest du nicht, dass du Zucker schmeckst. Wenn du das Glück des Selbst schmeckst, beseitigst du nur eine mentale Barriere, die dich scheinbar von dir selbst trennt und bekommst nicht etwas, was du nicht ohnehin immer erfährst. Der Zucker hat nur eine Tür geöffnet zur Glückseligkeit deiner eigenen Natur. Nondualität ist nicht das Gegenteil von Dualität. Es handelt sich um verschiedene Ordnungen der Existenz. Īśvara ist der bewusste Teil von dir, der keine Unterschiede empfindet. Lass also den Erfahrenden los und nimm īśvara an.

Nonduale Hingabe ist die Liebe eines Selbstverwirklichten bhakta zu Gott, den er als die eigene essenzielle Natur erkannt hat. Wenn Gott überall ist, wenn er alles ist und immer gegenwärtig, kann es keine Trennung geben zwischen dem bhakta und Gott. Nonduale Hingabe ist Selbstliebe. Selbstliebe kann nicht erlangt werden, weil sie deine Natur ist, genauso wie Zucker von Natur aus süß ist. Selbstliebe ist nur scheinbar unlogisch, denn ob du es weißt oder nicht, jeder und jede liebt bereits sein oder ihr Selbst, wie oben erklärt und wie es wiederholt in den Quelltexten von vedānta beschrieben wird.

Der Beleg für die vielen Aussagen in den Schriften darüber, dass jede Liebe Selbstliebe ist, liegt in der einfachen Tatsache, dass all unsere Handlungen darauf abzielen, uns selbst zufrieden zu stellen. Niemand macht sich auf den Weg, um sich selbst unglücklich zu machen. Sogar Selbstmörder lieben sich selbst; sie wollen einfach nur das Selbst vom Leiden befreien. Auch Selbsthass ist Selbstliebe, denn (aus welchem Grund auch immer) es befriedigt dich, dich als inkompetenten, elenden Wurm zu sehen. Ich habe einmal einem Freund, dessen ganze Persönlichkeit sich um einen tiefen Selbsthass drehte, gesagt, dass er gefälligst seinen Hintern hochkriegen, sein karma-yoga machen und sein Leben schöner (bzw. effektiver) gestalten soll. Er hörte aufmerksam zu und antwortete mir: „Mein Leben mag vielleicht Mist sein, Jim, aber es ist warm und es ist meines.“

Ein pfiffiger vedāntī könnte die Behauptung infrage stellen, dass sowohl der Liebende als auch das Geliebte das Selbst sind, weil vedānta wiederholt darauf hinweist, dass Subjekt und Objekt verschieden sind. Zu sagen, dass sie eins sind, scheint ein logischer Denkfehler zu sein. Wenn aber etwas verschiedene Teile hat, dann kann es von einem Standpunkt aus das Subjekt sein und von einem anderen Standpunkt aus ein Objekt. Wenn ich eine Hand mit der anderen berühre, dann berühre ich mich selbst mit mir selbst, vorausgesetzt ich bin der Körper. Tatsächlich ist die Idee, dass das bewusste Subjekt und die leblosen Objekte sich voneinander unterscheiden, im Anfangsstadium der Selbsterforschung eine notwendige Voraussetzung, weil der Untersuchende sich von seinen Erfahrungen abkoppeln muss, bevor er sie wieder integrieren kann, wenn er das Selbst herausgelöst und verstanden hat.

Das Selbst hat eine höhere Natur – reines, ursprüngliches, ungeteiltes Bewusstsein – und eine reflektierte, niedere, empirische Natur, welche von māyā ausschließlich aus Bewusstsein erzeugt wird. Daher kann ich meinen Körper/Geist/Sinne-Komplex als mein Selbst lieben, weil er nicht von mir getrennt ist. Gleichzeitig genieße ich Freiheit, weil ich in einer Wirklichkeitsordnung existiere, die frei ist von meinen persönlichen Bestandteilen und von der Welt.

Īśvara spricht über sein höheres und niederes „Selbst“ in der „Bhagavad-gītā“:

„Obwohl ich ungeboren und unsterblich und der Herr aller Wesen bin, werde ich durch meine eigene māyā wieder und wieder geboren und dann, nach einiger Zeit, kehre ich zu meiner ursprünglichen, transzendentalen Natur zurück.“ [BhG 4.6]

Die Schöpfung entwickelt sich vom Feinstofflichen zum Grobstofflichen. Īśvara ist so fein, dass Er noch nicht einmal fein genannt werden kann. Doch wenn māyā am Werk ist, dann nimmt īśvara die Rolle des Schöpfers ein, ohne seine ursprüngliche Natur zu opfern. Er erscheint als unendlich viele reflektierte jīvas, mit höheren und niederen Eigenschaften und reduzierter Willenskraft, reduziertem Wissen und reduzierter Handlungsfähigkeit ausgestattet. Deshalb bedeutet der Satz: „Ich liebe mich selbst“, dass ich meine eigene höhere Natur liebe – unbegrenztes Existenzgewahrsein. Nonduale Hingabe ist also nicht nur möglich, sondern jede selbstverwirklichte Person erfreut sich dieser.

Siehe auch

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Literatur

Weblinks

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