Schmerz

Aus Yogawiki
Schmerz erläutert vom Yoga Standpunkt aus

Man kann zwischen physischem, seelischem und spirituellem Schmerz unterscheiden. Akuter physischer Schmerz dient uns als Warnsignal. Chronischer physischer Schmerz ist oft das Resultat mehrerer, im Körper ablaufender Prozesse und zeigt, dass unser Organismus in weiten Teilen aus dem Gleichgewicht geraten ist. Spiritueller Schmerz kann eine Anregung dazu sein, auf seinem Lebensweg etwas zu ändern.

Physischer Schmerz

„Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- oder Gefühlserlebnis, das mit tatsächlicher oder potentieller Gewebsschädigung einhergeht oder von betroffenen Personen so beschrieben wird, als wäre eine solche Gewebsschädigung die Ursache.“ (International Association for the Study of Pain)

Entstehung

Physischer Schmerz entsteht durch die Reizung verschiedener, spezieller Schmerzrezeptoren, der sogenannten Nozizeptoren. Für verschiedene Reizarten gibt es verschiedene Rezeptoren und es wird unterschieden zwischen mechanischen Reizen (Druck, Zug, u.ä.), thermischen Reizen (Hitze und Kälte) sowie chemischen Reizen.

Kopfschmerzen können unangenehm sein

Weiterleitung

Die ausgelösten Reize werden dann über Nervenfasern auf zwei verschiedene Arten weitergeleitet:

  • Reflexe
Ein Teil der Nervenimpulse wird zum Rückenmark gesendet, dort direkt umgeschaltet und löst eine reflexartige Flucht- oder Abwehrbewegung aus. Hier geht es besonders um die Schnelligkeit der Reaktion, um eventuelle Schäden so klein wie möglich zu halten. Der Schmerz ist hier noch nicht bewusst; z.B. wird man beim Berühren der heißen Herdplatte die Hand automatisch wegziehen, ohne darüber nachzudenken.
  • Bewusste Schmerzwahrnehmung
Ein anderer Teil der Schmerzimpulse wird über weitere Nervenbahnen vom Rückenmark bis in die Großhirnrinde gesendet. Dieser Weg der Übertragung ist langsamer als der direkt im Rückenmark umgeschaltete Reflexbogen.
Im Gehirn gelangt der Schmerz in unser Bewusstsein, wird emotional bewertet und es entstehen Erfahrungs- und Lernprozesse.

Beurteilung von Schmerz

Da Schmerz immer subjektiv ist und derselbe Reiz von jedem Menschen unterschiedlich empfunden wird, wird versucht, Schmerz auf verschiedene Arten zu beurteilen und zu beschreiben.

  • Qualität
Die Schmerzqualität kann z.B. beschrieben werden als:
Quälend, lähmend, schrecklich, zerstörend u.ä. (emotionale Beschreibung) oder als
ziehend, stechend, brennend, drückend u.ä. (sensorische Beschreibung).
  • Quantität
Da auch die Stärke des empfundenen Schmerzes nicht von außen objektiv gemessen werden kann, haben sich auch hier verschiedene Beschreibungssysteme in Form von Skalen gebildet.
So kann Schmerz beispielsweise auf einer Skala von 0 bis 10 bewertet werden, wobei 0 keinen Schmerz und 10 den am stärksten vorstellbaren Schmerz bedeutet.

Akuter und chronischer Schmerz

Akuter Schmerz tritt relativ plötzlich / kurzfristig auf und ist von relativ kurzer Dauer (nicht länger als 14 Tage).

Chronischer Schmerz kann aus akutem Schmerz entstehen oder er entsteht langsam über einen längeren Zeitraum und dauert dann an (man spricht ab ca. 3 Monaten Dauer von chronischem Schmerz).

Seelischer Schmerz

Ein Herz kann durch Liebe schmerzen

Studien haben gezeigt, dass emotionale Verletzungen und seelischer Schmerz ähnliche Bereiche im Gehirn aktivieren wie physische Schmerzursachen.

Oftmals wird der Schmerz dann in die Areale projiziert, die wir damit verbinden.

Deshalb kann z.b. der Herzschmerz nach einer Trennung tatsächlich im Brustbereich als Schmerzempfinden wahrgenommen werden. Siehe hierzu auch Yoga und der Umgang mit Trennung und Schmerz.

Akzeptiere den Schmerz des Lebens und überwinden ihn

Zum Leben gehört Schmerz dazu. Schon Buddha hat gesagt, alles Leben ist Leiden. So hat das Leben seine Schmerzen. Du kannst nicht ohne Schmerz leben. Zum Leben gehört auch der Tod dazu. Zum Vergnügen gehört auch das Leid dazu. Die Vorstellung, dass man sein Leid überwinden kann, indem man immer nur glücklich ist, die funktioniert nicht. Zum Leben gehört auch der Schmerz. Daher akzeptiere den Schmerz des Lebens. Jesus hat mal gesagt, „ In der Welt habt Ihr Angst, doch seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Daher akzeptiere, dass das Leben schmerzhaft sein kann. Jeodch bist Du nicht gebunden an den Schmerz des Lebens. Leben auf diese Weise heißt, körperliches Leben, also verkörpertes Leben.

Seeliche und körperliche Schmerzen

Man sagt zwar mit dem Tod ist das Leben noch nicht zu Ende, aber in dieser physischen Verkörperung gibt es notwendigerweise Schmerzen. Der Körper erzeugt öfters Schmerzen. Der Körper ist etwas was ständig in Veränderung ist. Mal gelingt die Anpassung an die Umwelt, mal nicht. Du kannst zwar ein gesundes Leben führen, Yoga üben, Dich gesund ernähren, vegan ernähren. Du kannst auf Alkohol verzichten, Zucker verzichten, dies machst Du schon ne ganze Menge aus, damit man seltener Schmerzen hat. Du kannst Deine Zähne putzen usw., dann wirst Du vielleicht seltener Zahnweh haben. Du kannst achtsam sein und auf Risikosport verzichten, vielleicht wirst Du dann weniger Unfälle haben. Trotzdem (der) Körper erzeugt irgendwann Schmerzen; etwas falsches gegessen und Du hast Magendarmschmerzen. Du bekommst irgendwo eine Grippe und dann hast Du und Gliederschmerzen vermeiden. Du stolperst mal und hast eine Prellung oder sogar ein gebrochenes Bein. Schmerzen gibt es aber nicht nur auf der körperlichen Ebene, sondern auch auf der emotionalen Ebene. Mal verhalten sich Menschen so, wie Du es gerne hättest, mal anders. Und der Mensch, den Du am meisten liebst, der kann Dir am meisten weh tun, egal ob er das will oder nicht will. Schmerzen gehören zum Leben dazu. Wenn Du den Schmerz des Lebens akzeptierst, dann entwickelst Du eine größere Gelassenheit.

Unsere Seele wohnt in unserem Körper

Wie kannst Du den Schmerz des Lebens überwinden?

Indem Du Dir bewusst machst, es gibt etwas jenseits aller Schmerzen, auch jenseits des physischen Lebens. Letztlich ist Dein Körper nur ein Instrument das Fahrzeug Deiner Seele. So ähnlich wie Du vielleicht ein Hemd anhast, oder ein Tshirt, so ähnlich hast Du einen Körper. So ähnlich wie Du einen Anzug brauchst, um vielleicht zur Bank zur Arbeit zu gehen, so ähnlich brauchst Du einen Körper, um auf dieser Erde zu leben und um auf dieser Erde zu lernen und zu wachsen. Dank Deines Körpers kannst Du Deine karmischen Lektionen zu lernen, um zu bewirken was Deine Aufgaben sind. Aber so wenig wie Du der Anzug bist oder der Hosenanzug, so wenig bist Du auch dieser Körper. Und Du kannst Dich erfahren als jenseits der Körper, des Körpers. Der Körper erzeugt Schmerzen und auch angenehme Gefühle. Du kannst jenseits des Körpers gehen. Auf der emotionalen Ebene gibt es Schmerzen und Freude. Ich sage gerne Emotionen sind Informationen mit Energie. Schmerz ist Information mit Energie. Aber Du bist nicht die Emotion, Du bist nicht der Körper. Erkenne, ich bin das Bewusstsein, jenseits von Körper und Psyche. Wenn Du das erkennst, wenn Du das erfährst, dann hast Du den Schmerz des Lebens transzendiert. Sowie Jesus sagt, „ in der Welt habt Ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Oder wie Buddha sagt, alles Leben ist Leiden, aber Du kannst aus der Begrenztheit und Bedingtheit des Lebens austreten und so auch das Leiden überwinden. Mehr Informationen auf unseren Internetseiten unter Yoga Vidya Dort erfährst Du auch mehr über die Philosophie des "Wer bin ich".

Der Schmerzkörper

Eckhart Tolle schreibt über den Schmerzkörper: „Es gibt zwei Ebenen von Schmerz: der Schmerz, den man jetzt erschafft, und der Schmerz der Vergangenheit, der weiter im Geist und im Körper lebt. Der Geburtsschmerz gehört auch dazu. Der angesammelte Schmerz ist eine negative Energie, die den Geist und den Körper beherrscht. Wenn man ihn als eine unsichtbare, selbstständige Wesenheit betrachtet, kommt man der Wahrheit schon näher. Es ist der Schmerzkörper.“

Schmerz im spirituellen Sinne

Allgemein

Schmerz im spirituellen Sinne von Leid bzw. leiden wird Dukha genannt.

Dukha ist das Gegenteil von Sukha (Freude, Glück, Glückseligkeit).

Ursprünglich bezeichnete Sukha eine Radnabe, in der sich die Radachse reibungslos, glatt, einfach und ohne großen Widerstand dreht.

Dukha meinte das Gegenteil davon – eine nicht rund laufende Radachse, die knirscht, in der vielleicht Kerben vorhanden sind und die bei der Drehung Reibung und Widerstand erzeugt.

Vedanta

Vedanta postuliert, dass es nur eine einzige Realität gibt – Brahman, das Absolute.

Einzig Brahman ist unerschaffen, unvergänglich, unendlich und transzendent.

Dagegen sind die Welt, in der wir leben, unser Körper und alles andere Maya (Illusion, Verblendung). Maya ist das Geschaffene, und alles, was auf irgendeine Art entstanden ist, vergeht irgendwann auch wieder. Maya bedeutet auch, dass wir die Welt durch unsere Sinne immer subjektiv gefärbt wahrnehmen und niemals so, wie sie wirklich ist.

Samkhya

Im Samkhya wird die Welt (Prakriti) neben der Urseele (Purusha) als real angesehen.

Durch Avidya (spirituelle Unwissenheit) ‚verstrickt’ sich die Seele in der Materie, vergisst ihre wahre Natur.

Leiden

Es ist egal, welchem System wir uns zugetan fühlen. Durch diese beschränkte Sichtweise, durch Maya (Illusion) oder durch Avidya (Unwissenheit) verwechseln wir das Vergängliche, Unreine, Schmerzvolle und das Nicht-Selbst mit dem Ewigen, Reinen, Guten und dem wahren Selbst (Yoga-Sutra, Vers II.5).

Wir identifizieren uns mit den falschen Dingen und hoffen, durch ein Mehr an materiellen Gütern, durch Manipulationen in der Außenwelt dauerhaftes Glück erlangen zu können.

Immer wenn wir jedoch unser Glück von äußeren, vergänglichen Dingen abhängig machen, werden wir früher oder später leiden und Schmerz empfinden.

Viveka Chudamani - Vergiss deine Schmerzen

Umgang mit Schmerzen aus Vedanta Sicht

- Kommentar zum Viveka Chudamani Vers 538 von Sukadev Bretz -

Hast du vielleicht Schmerzen? Rückenschmerzen? Knieschmerzen? Hüftschmerzen? Kopfschmerzen? Andere Schmerzen? Schulterschmerzen? Handgelenksschmerzen? Der Körper kann alle möglichen Schmerzen erzeugen. Wie gehst du damit um? Wie hilft dir Vedanta?

Shankara schreibt:

kṣudhāṃ deha-vyathāṃ tyaktvā bālaḥ krīḍati vastuni |
tathaiva vidvān ramate nirmamo nirahaṃ sukhī || 538 ||

„So wie ein Kind vertieft im Spiel seinen Hunger und körperliche Schmerzen vergisst, so ist der Weise glücklich und verweilt frei von „ich“ und „mein“.“

Mach dir keine Sorgen Schmerzen kommen und gehen

Ein Kind mag auch Schmerzen haben, aber sobald das Kind spielt, vergisst es die Schmerzen. So ähnlich magst du auch Schmerzen haben. Du magst dich jetzt die ganze Zeit mit den Schmerzen beschäftigen. Du versinkst in Selbstmitleid. Du machst dir Sorgen. Was passiert, wenn ich die Schmerzen nie loswerde? Werde ich wieder glücklich sein? Werde ich künftig Schmerzmittel dauerhaft nehmen müssen? Wird mein Magen kaputtgehen? Die Nieren versagen? Sollte ich das nehmen? Was passiert? Das sind alles überflüssige Sorgen. Der Körper erzeugt Schmerzen. Kümmere dich darum, bei denen ist etwas dahinter und behebe sie.

  • Bei Rückenschmerzen mache Minibewegungen und mache Yoga Vidya Gelenksübungen und so weiter.
  • Bei Knieproblemen stärke die Oberschenkelmuskeln, fahre Fahrrad, mache die richtigen Dehnungen und vermeide die falschen Dehnungen.
  • Wenn du Kopfschmerzen hast, dann atme tief mit dem Bauch, trinke mehr Wasser, konzentriere dich mehr auf Bauch und Füße. Verzichte auf alles Ungesunde!

Du bist nicht der Körper - Löse dich vom Schmerz

All das kannst du machen. Aber sorge dich nicht zu viel darüber. Wenn du dich löst von den Schmerzen und dein wahres Selbst erfährst, sind alle Schmerzen vorbei. Du bist das unsterbliche Selbst, der Atman, jenseits von allen Schmerzen. Erkenne das! Erfahre das!

Du kannst auch eine Achtsamkeitsübung machen. Hier ist der Schmerz. Von hier bis hier fühle ich ihn, aber ich bin nicht der Schmerz. Ich nehme den Schmerz wahr. So ist die Wahrnehmung des Schmerzes. So fühlt sich Schmerz an. Vielleicht wird er dann auch intensiver. Mache dir bewusst, dass ist die Wahrnehmung des Schmerzes und ich bin der Wahrnehmende. Dann ist der Schmerz vorbei, denn du als der Wahrnehmende bist nicht der Schmerz. Du bist Sat Chid Ananda, Sein Wissen Glückseligkeit, reine Freude, reines Sein. Tat Tvam Asi – das bist du.

Oder nochmals den Vers von Shankara:

„So wie ein Kind vertieft im Spiel seinen Hunger und körperliche Schmerzen vergisst, so ist der Weise glücklich und verweilt frei von „ich“ und „mein“.“

Videos zum Thema Schmerzen und wie Yoga helfen kann

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Yoga und Schmerz

Der Schmerzbegriff ist hier umfassend gemeint und schließt physischen und geistigen Schmerz, sowie psychisches Unbehagen und Leiden in verschiedenen Ausmaßen mit ein

Yoga Vidya Journal Nr. 14, Herbst 2005

Es geht nicht nur um Rückenschmerzen

Leben ist Leiden

Unser Leben ist nicht nur von freudigen Ereignissen bestimmt. Im Laufe unseres Lebens gehen wir durch die verschiedenartigsten Leiderfahrungen hindurch. Manchmal erscheinen diese so überwältigend, dass wir ihnen ausgeliefert erscheinen. Vor allem beim Verlust oder Trennung von geliebten Personen entsteht viel Leid. Wir erfahren nach unserer Geburt sehr schnell, was körperlicher Schmerz bedeutet und mit voranschreitendem Alter nehmen die Schmerzerfahrungen psychisch-geistiger Art zu.

"Leben ist Leiden" lautet die erste der 4 edlen Wahrheiten Buddhas. Schmerz, Verlust, Trennung etc. gehören genauso zum Leben wie Glück, Freude und Liebe. Der eine Pol kann nur durch den anderen existieren und umgekehrt. Warum dies so ist, können wir uns vor Augen führen, indem wir uns vorstellen, unser ganzes Leben in einem vollständig abgedunkelten Raum zu verbringen. Dadurch, dass wir noch nie das Licht gesehen haben, existiert es nicht und somit nehmen wir auch die Dunkelheit nicht als Dunkelheit wahr. Erst in dem Moment, wo wir aus dem Raum heraustreten, sehen wir zum ersten Mal das Licht. Erst ab diesem Augenblick treffen wir eine Unterscheidung zwischen Hell und Dunkel. So verhält es sich auch mit allen anderen Phänomenen. Verlust und Gewinn, oben und unten, Frau und Mann, Liebe und Hass bedingen sich gegenseitig.

Wir können deshalb nicht ohne Schmerz durchs Leben gehen. Schmerz ist unvermeidbar. Es mag nur sein, dass der eine mehr und der andere weniger davon in einem Leben erfährt. Da schmerzliche Erfahrungen nun einmal unausweichlich sind, tun wir gut daran, uns mit ihm zu arrangieren. Viele Menschen flüchten vor dem Schmerz durch Ablenkung, Fernsehen oder Drogen. Selbst das unaufhörliche Schwatzen des Geistes dient oft nur dazu, den inneren Schmerz zu übertönen. Letztendlich ist diese Flucht nur ein zeitweiliges Aufschieben der Auseinandersetzung mit sich selbst (den dunklen Seiten eingeschlossen). Im Gegenteil verschlimmert es nur das Leiden auf längere Sicht.

Der Schlüssel zum Glück

Wie bereits oben erwähnt, kann man sogenannten negativen Erfahrungen im Leben nicht ausweichen. Der Schlüssel zum Glück liegt daher im Annehmen und Akzeptieren von allem, was einem in diesem Leben widerfährt. Meist werten wir die Gegebenheiten, so wie in der Art: Ich will nur positives und schönes erleben, und negativen Ereignissen aus dem Wege gehen. Ich will keinen Schmerz etc. Dies ist Anhaftung am Positiven. Wenn wir darüber hinausgehen und sogenannte negative Ereignisse genauso annehmen würden, wie sogenannte positive Ereignisse, sind wir wirklich frei.

Schmerz in der Meditation und bei Asanas (Yogagrundhaltungen)

Wie können wir durch unsere Yogapraxis lernen, mit Schmerz umzugehen? Gerade in stiller unbeweglicher Meditation von 30, 40 oder 60 Minuten stoßen wir schnell an unsere Grenzen. Die Knie oder der Rücken fangen an zu schmerzen und wir möchten am liebsten vorzeitig aus der Stellung gehen. Schmerz ist ein Warnsignal des Körpers, der anzeigt, dass irgendwo im Körpersystem etwas nicht in Ordnung ist. Von daher dürfen wir Schmerzen nicht einfach ignorieren. Gleichzeitig gibt es viele Arten von Schmerzen, die eher psychischer Art sind und keine direkte Gefährdung des Körpers darstellen. Erwähnt seien hier nur die sogenannten Phantomschmerzen, die z.B. in verlorenen Gliedmaßen auftreten. Diese Schmerzen haben ihren Ursprung im Gehirn, welches den Verlust des entsprechenden Körperteils noch nicht realisiert hat. Diese Phantomschmerzen werden durch Medikamente behandelt, die Schmerzrezeptoren im Gehirn lahmlegen, wodurch der Schmerz verschwindet. Hier geht es also um die reine Bekämpfung von Schmerz, der keine wirkliche Ursache mehr hat. Genauso bewerten wir oft jedes noch so kleine Unbehagen als Schmerz und kümmern uns sofort um Besserung, obwohl ein Eingreifen nicht immer unabdingbar ist.

Durch zu langes und steifes Sitzen in Meditation können in der Tat Schäden der Gliedmaßen entstehen. Deshalb ist es notwendig, für sich das richtige Maß herauszufinden. Hierbei sollten wir lernen, die verschiedenen Arten des Schmerzes zu unterscheiden. Zum einen gibt es einen heftigen oder stechenden Schmerz, bei dem es angemessen ist ihm nachzugehen und die Körperhaltung entsprechend zu verändern. (In buddhistischen Zen-Klöstern wird dies in Gruppenmeditationen allerdings nicht getan, sondern es gilt als Maxime absolut stillzusitzen, bis das Nicht-Anhaften an den Schmerz gelungen ist.)

Daneben gibt es einen mehr subtilen, leichteren Schmerz, der oft nur psychischer Natur ist und durch Verkrampfung und innere Unruhe entsteht. Nur wenn der Schmerz auch noch nach dem Aufstehen aus der Meditation penetrant vorhanden ist, kann man von "echtem" Schmerz sprechen. Auch treten in der Meditation oft negative Emotionen oder psychisches Unbehagen auf, die uns dazu verleiten können sie zu ignorieren. Das Ignorieren ist aber nichts anderes als eine Flucht, wie bereits anfangs erwähnt. Es ist nicht notwendig dem psychischen Schmerz gleich nachzugeben oder geistigem. Leiden gleich auszuweichen, da wir sonst eine wichtige Erfahrung verlieren. Über die reine Wahrnehmung dieses Schmerzes kommen wir allmählich in einen Zustand, wo wir keine Unterscheidungen mehr treffen zwischen positiv und negativ. Die Phänomene werden an sich wahrgenommen, wobei eine Differenzierung in gut und schlecht überflüssig wird.

Integration der Schmerzerfahrung in den Alltag

Nach einer gewissen Erfahrung in sitzender Meditation und dem Ausüben von Asanas, lernen wir diese Arten von Schmerz zu unterscheiden und mit ihnen umzugehen. In der Meditation und in den Asanas sollten wir mit dem Schmerz arbeiten und ihn als Lehrer und Freund betrachten. Durch ein gleichmütiges Aushalten leichten Schmerzes (der dem Körper nicht schadet) und schwieriger Positionen lernen wir allmählich diese gelöste Einstellung in unseren Alltag zu integrieren. Dies kann sich z.B. dadurch äußern, dass wir schwierigen und schmerzhaften Lebenssituationen nicht mehr aus dem Weg gehen. Wir suchen sie eher auf, weil wir intuitiv spüren, dass wir an ihnen wachsen können. Es hat sich in allen Religionen oder spirituellen Richtungen gezeigt, dass spirituelles Wachstum ohne eine essenzielle Schmerzerfahrung kaum möglich ist.

Akzeptanz als Weg

Die Akzeptanz von allem, was uns zustößt, körperlicher oder geistiger Empfindungen, ist letztendlich der Weg, der zur Befreiung führt. Eine Verdrängung psychischen Erlebens auf eine unterbewusste Ebene ist keine Befreiung von diesen. Sie arbeiten vielmehr weiter im Unterbewusstsein. Wirkliche Verarbeitung kann nur durch Bewusstwerdung, Durchleben und Loslassen erreicht werden. Die Yogapraxis kann uns hier eine große Hilfestellung leisten.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

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