Khechari Mudra

Aus Yogawiki
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Durga als Chamunda

Khechari Mudra (Sanskrit: खेचरी मुद्रा khecarī mudrā f.) wörtl.: "das Siegel (Mudra) der im Luftraum (Kha) Wandelnden (Khechari)" repräsentiert im westlichen Yogaunterricht das Zurückbiegen der Zunge, um sie dann an den Gaumen zu pressen. Laut der Hatha Pradipika wird dieses Mudra durch einen physiologischen Eingriff perfektioniert und aus diesem Grund von nur wenigen vollständig durchgeführt. Über eine Zeitspanne von Monaten oder Jahren wird die Zunge nach einer bestimmten Vorgehensweise gedehnt, nachdem am Zungenbändchen Schnitte vorgenommen wurden. Ziel ist es, mit der Zunge den Punkt zwischen den Augenbrauen (Ajna Chakra) zu erreichen, wonach sie rückwärts in den Raum der Nase und des Rachens geführt wird. Dies soll zu einer außerordentlichen Kundalinierfahrung führen, in der man wie Shiva selbst befreit wird, indem man den "Nektar (Amrita) trinken" würde.

Khecari Mudra खेचरीमुद्रा khecarī-mudrā Aussprache

Hier kannst du hören, wie das Sanskritwort Khecari Mudra, खेचरीमुद्रा, khecarī-mudrā ausgesprochen wird:

Varationen bzw. Arten des Khechari Mudra

Kleines Khechari Mudra

Das Kleine Khechari Mudra gehört ja zu den Zungen Mudras und ist eine Energietechnik, die insbesondere in der Hatha Yoga Pradipika im dritten Kapitel über alle Maßen gelobt wird. Kleines Khechari Mudra aktiviert das Kehl-Chakra, führt zur Harmonisierung von Udana Vayu und insbesondere öffnet es die Energien in den oberen Chakras und bringt die Mondenergie zum Fließen. Kleines Khechari Mudra heißt, die Zunge nach hinten und in Richtung Kehle zu geben. Es gibt mehrere Variationen, die du neben weiteren Informationen unter dem Hauptstichwort Kleines Khechari Mudra findest.

Großes Khechari Mudra

Einfache Variation: Kopf leicht oder stärker nach hinten legen. So wenig Luft wie möglich ein- und ausatmen (Kevala Kumbhaka). Zunge nach hinten falten, Zungenspitze den Gaumen entlang so weit nach hinten geben wie möglich. Bei geschlossenen Augen oder leicht geöffneten Augen durch den Punkt zwischen den Augenbrauen senkrecht nach oben schauen. “Khechari” = Wandern im Himmel.

Einfache Variation - ausführlich: Lehne den Kopf nach hinten, so weit wie es für dich angenehm ist. Du kannst den Kopf entweder leicht nach hinten geben oder den Kopf wirklich in den Nacken hineinbringen, so wie es für dich angenehm ist. Gib die Zungenspitze nach hinten an den weichen Teil des Gaumens so nah zur Kehle wie es geht. Wenn du eine Dehnung im Zungenband spürst, am unteren Teil der Zunge ist dies ein gutes Zeichen. Das weite nach hinten geben der Zunge ist der wichtigste Teil dieser Übung. Schaue zum Punkt zwischen den Augenbrauen und halte die Augen auf diesen Punkt gerichtet. Reduziere deine Atmung zur meditativen Atmung, Kevala Kumbhaka. Atme sehr wenig Luft ein, atme sehr wenig Luft aus. Konzentriere dich auf den Raum, den du spürst. Kechari heißt wandern im Raum, ausdehnen zum Himmel. Während du den Kopf nach hinten hältst, die Zungenspitze hinten an der Kehle hältst, zum Punkt zwischen den Augenbrauen schaust und den Atem ganz ruhig lässt, spüre, wie dein Geist sich ausdehnt in die Unendlichkeit des Raumes. Sehr fortgeschrittene Variation: Diese Mudra kann nur von jemandem ausgeführt werden, der sich darauf physisch vorbereitet hat. Die Vorbereitung muss unter der Anleitung eine(s) Gurus gemacht werden, der/die selbst Khechari Mudra praktiziert. Als Vorbereitung für diese Mudra wird die Zunge soweit verlängert, dass die Zungenspitze den Punkt zwischen Augenbrauen berühren kann. Der Meister trennt mit einer sehr scharfen, sauberen Klinge das unterste Zungenbändchen des Schülers durch. Das geschieht in sehr langsamen Schritten, Woche für Woche wird der Einschnitt ein klein wenig vergrößert.

Indem die Ränder des Einschnittes mit Salz und Gelbwurzel eingerieben werden, wachsen sie nicht wieder zusammen. Reibe die Zunge mit frischer Butter ein, und lass sie trocknen. Halte die Zunge mit den Fingern fest, und bewege sie hin und her. Du kannst auch die Zunge langziehen, ähnlich wie das Euter einer Kuh beim Melken langgezogen wird.

Die schrittweise Durchtrennung des untersten Zungenbändchens soll regelmäßig einmal in der Woche ausgeführt werden, über ein Zeitraum, das von sechs Monaten bis hin zu einem Jahr variieren kann. Durch die beschriebenen Techniken kannst du die Zunge soweit verlängern, dass du schließlich damit die Stirn berühren kannst.

Danach kannst du mit der eigentlichen Übung beginnen. Setze dich in Siddhasana. Strecke die Zunge den Gaumen entlang nach oben und nach hinten, und verschließe damit die hinteren Naseneingänge. Fixiere den Blick auf den Punkt zwischen den Augenbrauen. Der Atem kommt zum Stillstand.

Die Zunge berührt die Quelle des Nektars. Das ist Kechari Mudra. Die Praxis dieser Mudra befreit den Yogi von Ohnmachtsanfällen, Hunger, Durst und Trägheit. Er wird frei von Krankheiten, Verfall, Alter und Tod. Er wird zu einem Urdhvareto (Ein Yogi, der die Sublimierung der Geschlechtsenergie in Ojas Shakti gemeistert hat.) Da sein Körper vollständig mit Nektar gefüllt wird, können nicht einmal tödliche Gifte ihm etwas anhaben.

Sukadev über Khechari Mudra

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Khechari Mudra

Khechari Mudra ist eine Form der Energielenkungsübung, Mudra, wo die Zunge eine große Rolle spielt. Es gibt verschiedene Formen von Khechari Mudra. Und dies ist jetzt kein Hatha Yoga Vortrag. Wir haben ja auch bei Yoga Vidya viele Hatha Yoga Vorträge und Übungsanleitungen. Gehe auf www.yoga-vidya.de und gib dort „Khechari Mudra“ ein, dann findest du mehr Erklärungen dazu und mehr Übungsanleitungen.

Khechari: "Kha" heißt irgendwo auch Raum, wie in Akasha. Es ist zwar mit "kh", es stimmt nicht so ganz, aber es ist eine Ableitung. "Kha"heißt „nach oben“, "Kha" heißt „Himmel“, Achara heißt Wandern, Verhalten. Und Khechari ist dann ein Verhalten, das nach oben zum Himmel führt. Die Zunge geht erst nach oben und dann nach hinten. Die einfachste Form des Kechari Mudra ist, einfach die Zunge nach hinten falten und dann nach hinten Richtung Kehle. Das ist also eine einfache Form von Khechari Mudra.

Des Weiteren kann man dabei auch den Kopf nach hinten geben, nach oben schauen, das nennen wir dann bei Yoga Vidya „das große Khechari Mudra“. Kleines Khechari Mudra, Zunge nach hinten rollen. Großes Khechari Mudra, den Kopf nach hinten geben. Die Zunge nach hinten gerollt, hilft, Udana Vayu zu harmonisieren, einer der fünf Pranaströme, der besonders mit dem Nervensystem in Verbindung steht, mit Schlafen, mit Sprechen usw. Khechari Mudra hilft, dieses Udana Vayu zu harmonisieren, hilft so auch zu innerer Ruhe. Udana Vayu hilft auch, den physischen Körper zu verlassen und so hilft auch Khechari Mudra, in einer Meditation besonders tief zu gehen und höhere Bewusstseinsebenen zu erreichen.

Wenn du das große Khechari Mudra machst, den Kopf nach hinten, nach oben schaust, dann kann dein Bewusstsein sich ganz nach oben ausdehnen. Du dehnst dich nach oben zum Himmel aus, du erfährst die himmlische Welt, du erfährst die Verbindung mit dem Göttlichen. Es gibt noch sehr viel mehr Bedeutungen zu Kechari Mudra, da schaue auf unseren Internetseiten nach, www.yoga-vidya.de, gib ins Suchfeld ein, „Khechari Mudra“, und dort findest du noch sehr viel mehr darüber.

Khechari Mudra in der Hatha Yoga Pradipika

Khechari Mudra

- Ein Vortrag von Sukadev Bretz 2019 -

Kommentar zum 3. Kapitel, Verse 32 – 43 der Hatha Yoga Pradipika

Im 3. Kapitel geht es um Mudras. Es sind fortgeschrittene Techniken, die hier beschrieben werden.

Kleines und großes Khechari Mudra

Im 32. Vers beschreibt Svatmarama:

„Wenn die Zunge in die Höhe des Schlundes zurückgeschlagen und die Augen fest zwischen den Augenbrauen fixiert sind, so ist das Khechari Mudra.“

Bei Yoga Vidya unterscheiden wir das sogenannte kleine und das große Khechari Mudra.

  • Beim kleinen Khechari Mudra (Laghu Khechari Mudra) wird die Zunge nach hinten gerollt, Zungenspitze Richtung Gaumen. Khechari Mudra aktiviert das Vishudda Chakra und die Mondenergie, die von oben nach unten hinunterströmt und verhilft zu Ruhe des Geistes.
  • Beim großen Khechari Mudra (Maha Khechari Mudra) gibst du die Zunge nach hinten und gleichzeitig den Kopf nach hinten und du schaust durch den Punkt zwischen den Augenbrauen bei halb oder ganz geschlossenen Augen nach oben.

Das kleine Khechari Mudra kannst du in verschiedenen Asanas, Pranayamas und in der Meditation einsetzen. Das große Khechari wird bei bestimmten Asanas und Pranayamas eingesetzt und manchmal geschieht es auch in der Meditation von selbst, dass man plötzlich den Impuls hat, den Kopf nach hinten, Zunge geht nach hinten und man schaut nach oben.

Jetzt schauen wir mal, was Svatmarama selbst über die Khechari Mudra schreibt: Er beschreibt eine fortgeschrittene Form, die wir zugegebenermaßen bei Yoga Vidya nicht praktizieren.

Khechari Mudra mit durchgetrenntem Zungenband

33. Vers:

„Indem man die Zunge einschneidet, schüttelt und melkt, kann man ihre Länge so weit ausdehnen, dass sie die Augenbrauen erreicht. Dann ist Khechari Mudra gelungen.“

34. Vers:

„Man nimmt ein blitzend sauberes Messer, so scharf wie das Blatt der Wolfsmilchpflanze und schneidet das Zungenband, eine weiche Membran, die die Zunge mit dem unteren Teil des Mundes verbindet, ein Haarbreit ein. Reibe dann die Stelle mit einer Mischung aus feinkörnigem Salz und Turmeric ein und schneide sie nach 7 Tagen wieder ein Haarbreit ein. Diese Vorgänge sollte man täglich für die Dauer von 6 Monaten wiederholen. Nach dieser Zeitspanne ist die Membran, die die Zunge mit dem unteren Teil des Mundes verbindet, durchtrennt.“

In Swami Vishnu’s Kommentar zur Hatha Yoga Pradipika steht dann immer: „wird nicht empfohlen“. Swami Vishnu selbst konnte Khechari Mudra in dieser Form machen. Man würde also das Zungenband unten einschneiden, dann anschließend die Zunge rausziehen und auf diese Weise wird die Zunge, welches ja ein Muskel ist, so lang, dass die Zungenspitze den Punkt zwischen den Augenbrauen berührt. Wenn du dann anschließend die Zunge nach hinten umklappst, kannst du die Zunge von hinten in die Nasendurchgänge hineingeben und dann könntest du sogar die Wechselatmung üben, indem du durch die Zunge abwechselnd den rechten Nasendurchgang verschließt. Es soll da hinten auch bestimmte Reflexpunkte geben, die wenn sie mit der Zunge berührt werden, zu einer Ruhe des Geistes führen.

Jetzt wird beschrieben, wie es geht. Man soll es nicht allein machen. Heutzutage könnte man es in einer Schönheits-OP machen und dabei alles in einem durchtrennen. Vermutlich wird es keinen Arzt in Deutschland geben, der es machen würde, aber es gibt andere. Und Menschen machen ja alle möglichen schrägen Dinge. Menschen machen sich Piercings an allen möglichen komischen Stellen, tätowieren ihre Haut, machen Ohrringe, Nasenringe und andere Ringe. Sie durchtrennen die Ohrläppchen und setzen dort irgendwelche größeren Dinge ein. Menschen stellen vieles mit ihrem Körper an: sie lassen sich die Nase vergrößern, das Fett absaugen. Menschen machen auch heutzutage viel, bevor du jetzt leichtfertig über die alten Inder urteilst, die auch die Körper irgendwie versehrt haben. Ich kenne einige Menschen, die die natürliche Fähigkeit haben, ihre Zunge zu verschlucken. Sie konnten Khechari Mudra ganz von selbst machen. Ihre Berichte waren jetzt aber nicht so, dass dies sofort zum Überbewusstsein geführt hat.

Swami Vishnu Devananda hat auch gesagt: letztlich ist die Khechari Mudra abhängig von großer Konzentrationsfähigkeit des Geistes und die Fähigkeit, Prana zu kontrollieren. Für die Zunge reicht es aus, diese nach hinten zu geben und auf den Punkt zwischen den Augenbrauen zu schauen und dann mit Mantra und Konzentration kann man mehr bewirken. Ich selbst wollte eigentlich mit 19, Anfang 20 Khechari Mudra machen. Swami Vishnu hat es mir aber verboten. Grade wenn man nicht den Guru in der Nähe hat sei es nicht ganz ungefährlich. Wenn man erstmals die Zunge verschluckt kann ein Panikreflex auftauchen, dies könnte theoretisch zum Ersticken führen. Das wollte er nicht und er meinte auch, die Konzentration des Geistes sei wichtiger. Also bitte nicht Khechari Mudra so ausprobieren, es ist lebensgefährlich. Will man es ausprobieren, braucht man einen Guru neben sich, der es überwacht und falls die Panikreaktion eintritt, seine beiden Finger nimmt und die Zunge wieder rauszieht.

Man kann Khechari Mudra aber auch üben, ohne vorher das Zungenband zu durchtrennen. Dann schreibt er, wozu diese Übung dient.

Ida, Pingala und Vyoma Chakra

Ida und Pingala

Vers 37:

“Dann dreht man die Zunge soweit nach hinten, dass sie in die Höhle im Gaumen eindringen kann, dem Punkt, an dem sich die drei Nadis kreuzen. Das wird Khechari Mudra genannt.“ In einer anderen Übersetzung sagt er: „Die Zunge wird nach hinten gedreht und führt sie dort in den Ort der drei Energiekanäle ein. Dies ist dann Khechari Mudra. Es wird Energiezentrum des Raumes genannt.“

Hier stehen einige wichtige Dinge. Zum einen Mal die Zunge nach hinten. Hinter dem Punkt zwischen den Augenbrauen kreuzen sich die drei Nadis. Ida beginnt links im Muladhara Chakra, kreuzt dann an ein paar Stellen im Körper, beherrscht insgesamt die linke Körperhälfte, kreuzt aber da sie die linke Gehirnhälfte beherrscht. Dann geht sie im Punkt hinter den Augenbrauen nach links unten und endet unten am linken Nasenloch. Pingala natürlich rechts. Im Ajna Chakra selbst gibt es eine Kreuzung davon. Indem man die Zunge nach hinten gibt und von hinten in die Nasenhöhle einführt, gelangt man an die Stelle, wo sich die drei Nadis kreuzen. So kann diese Übung helfen, das Ajna Chakra zu aktivieren, über Ida und Pingala hinauszuwachsen. Dann gelangt man zum sogenannten Vyoma Chakra, der Kreis des Himmels oder Ätherzentrum genannt, der Raum oberhalb des Gaumens.

Mit Khechari Mudra die Unendlichkeit erfahren

Swami Satyananda hat diesem Bereich einen bestimmten Namen gegeben: Chit Akasha, der Raum des Geistes, des reinen Bewusstseins. Khechari Mudra hilft Ida und Pingala zur Ruhe zu bringen und dann zu einem reinen Raum des Bewusstseins zu kommen. Khechari heisst „die im Himmel Wandelnde“. Chari heißt wandeln und Khe hat etwas mit Himmel zu tun. So heißt Khechari zum einen, dass die Zunge, das Prana und vor allem der Geist nach oben in die Unendlichkeit, in die Ewigkeit geht. So ist Khechari Mudra die im Himmel Wandelnde, die Mudra mit der du die Unendlichkeit und Ewigkeit erfahren kannst. Bei Khechari Mudra ist plötzlich die geistige Bewusstheit wichtiger. Du bringst die Zunge nach hinten, du schaust zum Punkt zwischen Augenbrauen und richtest deinen Geist entweder in die Mitte des Kopfes (Chit Akasha) oder eben zum Himmel, zur Unendlichkeit.

Vers 38:

„Der Yogi, der mindestens eine halbe Stunde mit aufwärts gedrehter Zunge verharrt, wird von Krankheit, Alter und Tod frei.“

Hier gilt wiederum: wenn du deinen Geist in die Unendlichkeit bringst, dann weißt du, du bist nicht den Wandlungen des Körpers unterworfen. Daher wirst du von Alter, Krankheit und Tod frei. Der Körper mag auch wieder Krankheiten bekommen, irgendwann altern und irgendwann sterben. Aber du weißt, dass du jenseits von Körper und damit jenseits von Krankheit, Alter und Tod bist.

Khechari Mudra für Wachheit des Geistes

Vers 39:

“Für denjenigen, der Khechari Mudra beherrscht, existieren weder Krankheit noch Tod, auch keine Trägheit und intellektuelle Starrheit, kein Schlaf, kein Hunger, kein Durst und keine Trübung des Geistes.“

Khechari Mudra hilft über Krankheit und Tod hinauszuwachsen. Aber er sagt, dass es auch auf der relativen Ebene einige Wirkungen hat. Es hilft über Trägheit und Schläfrigkeit hinauszuwachsen. Khechari macht dich sehr wach, Khechari Mudra ist auch ein guter Tipp für die Meditation wenn du eine gewisse Neigung dazu hasst, träge zu werden, in eine Art Döszustand oder in eine Art Luftschlösser zu bauen, rutschst. Dann könntest du in Laghu Khechari die Zunge nach hinten geben oder es gibt manche Menschen, die Maha Khechari während der Meditation machen, um wach zu bleiben. Khechari hilft also zu einer Wachheit des Geistes.

Khechari Mudra zum Abnehmen und gegen Heißhungerattacken

Dann sagt es auch noch, dass es gegen Hunger und Durst hilft: zum einen gegen physischen Hunger. Es gibt ja auch die Aussage im Yoga Sutra, dass die Konzentration auf Kantha Kupa, die Höhlung in der Kehle also Vishuddha Chakra, hilft über Hunger und Durst hinauszuwachen. Dies kann man zum Beispiel integrieren, wenn man abnehmen will. Man könnte sich öfter auf die Kehle konzentrieren, Schulterstand und Fisch häufiger machen oder sich auch in der Meditation aufs Kehlchakra konzentrieren. Oder aber Khechari Mudra üben und sich zunächst zu Beginn auf die Kehle konzentrieren und anschließend den Geist nach oben abzuziehen.

Das kleine Khechari Mudra im Alltag, wenn du plötzlich eine Heißhungerattacke hast, konzentriere dich einen Moment auf die Kehle, anschließend gib deinen Geist nach oben, schaue nach oben und die Hungerattacke ist vorbei. Es wäre also eine effektive Methode insbesondere gegen das, was man als Pinch Eating bezeichnet, es wird inzwischen auch auf Deutsch so bezeichnet: Menschen, die plötzlich Heißhungerattacken haben, wie getrieben und unbeherrschbar plötzlich viel essen wollen. Khechari Mudra ist nicht nur eine fortgeschrittene Übung sondern auch eine praktische Übung, um von dieser Heißhungerattacke loszukommen.

Kshudha und Trishna auf Sanskrit heißt Hunger und Durst, Gier, Getriebenheit und Verlangen. Nicht umsonst ist aus Trishna Krishna entstanden. Weil dich Khechari zu einer Erfahrung der Ruhe und Stille, der Einheit führt, führt sie auch dazu, dass du nicht mehr so abhängig bist von Gier, Wünschen und Getriebenheit, Kränkungen, Ärger usw. Khechari also insgesamt eine Übung für Ruhe des Geistes aber ohne Trägheit und Schläfrigkeit.

Khechari verhilft zu Erfahrungen jenseits von Zeit und Kausalität

Khechari Mudra hilft dir über das Relative hinauszuwachsen

Vers 40:

„Derjenige, der Khechari Mudra beherrscht, wird nicht durch Krankheit beeinflusst, er ist auch nicht an die Kette von Karma und seine Folge gebunden und er ist auch nicht durch die Zeit gefangen.“

Khechari Mudra im höchsten Aspekt führt eben dazu, dass du dich im unendlichen Raum aufhältst, jenseits von Zeit und Kausalität. Daher bist du jenseits von Krankheit. Selbst wenn dein Körper irgendwann krank ist, du weißt, du bist das Unendliche. Du bist auch nicht gebunden durch das Karma. Karma betrifft Körper und Psyche. Natürlich wird das Karma weiterkommen. Du wirst weiter Aufgaben haben und du wirst auch weiteres tun müssen, aber indem du die Khechari Mudra wirklich beherrscht, gehst du immer wieder in einen Zustand jenseits des Kommens und Gehens. So mögen Menschen manchmal zu dir freundlich und manchmal unfreundlich sein. Manchmal mag dein Körper gesund sein, manchmal krank sein. Manchmal magst du große Verluste haben, manchmal bekommst du großartige Gewinne, ohne dass du weißt warum. Manchmal mögen Menschen dir ganz ungerechtfertigt böse sein, dich schlecht behandeln oder manchamal dich mit Segnungen überhäufen, dass du gar nicht weißt, was geschieht. All dies ist Karma.

Manchmal magst du große Aufgaben haben, wo du gar nicht weißt, wie du sie bewältigen kannst und dann mag das Leben langweilig sein und du suchst nach Herausforderungen und bekommst keine. All dies ist Karma.

Wenn du wirklich Khechari beherrscht über alles Relative hinauswächst, regelmäßig in die Unendlichkeit gehst, macht dir all dies nichts aus. Du bist nicht in der Zeit gefangen, letztlich erreichst du den Zustand der Bedingungslosigkeit.

Vers 41:

„Diese Mudra wird von den Siddhas Khechari genannt, weil der Geist und die Zunge in dieser Zeit im Akasha verweilen.“

Das Wandelbare des Menschen (Chitta) bewegt sich (Chati) in die Leere. Khe heißt Himmel, Leere. Khechari heißt letztlich bewegen und der Geist (Chitta) bewegt sich letztlich in die Unendlichkeit, in den unendlichen Raum. Dies ist der wichtigere Teil.

Im Relativen bewegt sich die Zunge auch nach oben in diesen leeren Raum, in der Nasenhöhle. Dies ist eine zweite Interpretation. So hat Khechari wie die meisten Mudras zwei Aspekte: einen physischen – die Zunge nach hinten in den Raum der Kehle oder Fortgeschritten in den Nasenraum aber wichtiger ist der Geist bewegt sich nach oben.

Vers 42:

„Wenn einer die Höhle an der Gaumenwurzel durch das Khechari Mudra verschlossen hat, wird der Samen nicht ausströmen, sogar wenn ihn eine junge und leidenschaftliche Frau umarmt.“ Oder in einer anderen Übersetzung: „Wer durch Khechari Mudra die Höhle am oberen Teil des Gaumens versiegelt hat für den verrinnt der Samen Bindu nicht mal in der Gegenwart einer erotischen Frau.“

Da gibt es jetzt verschiedene Interpretationen. Swami Vishnu war ein Swami, ein Mönch, der mit 20 das Brahmacharya Gelübde abgelegt hat und so hat er über die rot tantrischen Ausführungen der Yoga Pradipika nichts gesagt, außer dass er gesagt hat, das sollte man im übertragenen Sinne verstehen und meinte, wenn man Khechari Mudra beherrscht, wird man sich auch von sexueller Gier lösen. Der Bindu bedeutet letztlich da es ja die Energie von Apana Vayu ist, die frei Hauptfunktionen im Körper hat:

Steigt Apana Vayu nach oben, transformiert im Svadisthana Chakra und wenn es dort bleibt wird es zur sexuellen Energie. Dies wird als Bindu bezeichnet. Strebt aber Apana Vayu weiter nach oben dann ist es die kreative Energie und damit ist die sexuelle Energie sublimiert.

Insgesamt ist auch Khechari Mudra mit der Mondenergie, der wässrigen Energie und diese wiederum mit Apana Vayu verbunden. Apana Vayu und Mondenergie hängen zusammen sowie Samana Vayu und Sonnenenergie zusammenhängen. Übst du Khechari Mudra strömt die Energie nach oben, das kann ermöglichen, dass du dich von sexueller Gier löst. Ein Mensch, der Hatha Yoga übt, auch Fortgeschrittene, können Sexualität haben aber er wird nicht mehr von der sexuellen Energie betrieben und beherrscht.

Es gibt für den 42. Vers noch eine zweite Interpretation. Im dritten Kapitel gibt es ja einige Verse, die auf rotes Tantra hinweisen und sagen, während der Sexualität kann man Vajroli mit Khechari und Shambhavi Mudra verbinden. Dann wird die Energie während der Sexualität transformiert und in spirituelle Energie umgewandelt und das Paar kann dann zusammen einen höheren Bewusstseinszustand erreichen. Aber zugegebenermaßen ist dies nicht mein Spezialgebiet. Eben Swami Vishnu’s Interpretation ist: durch Khechari Mudra und dadurch, dass man mit dem Geist in die Unendlichkeit kommt, hört man auf, Sklave seiner Wünsche, seiner Gier, seiner Getriebenheit zu sein, darüber hat er ja im 39. Vers gesprochen, und man wird eben auch frei von sexueller Gier und kann dann nicht mehr so leicht verführt werden.

Vers 43:

„Sogar, wenn sich die Samenflüssigkeit bereits im Genitalorgan befindet, kann sie durch ausüben des Yoni Mudras, wieder an ihren Ursprung hinaufgezogen werden.“

Yoni Mudra ist letztlich eine Form des Vajroli Mudra. Hier macht er einen Vorgriff auf das, was er vorher gesagt hat. Angenommen man fühlt sich sexuell erregt, könnte man Vajroli Mudra üben, die Beckenbodenmuskeln insbesondere die mittleren nach oben ziehen und dann Khechari Mudra und dann wird die sexuelle Energie wieder nach oben gezogen.

In den alten Schriften in Indien gibt es auch Formen, wie man Menschen beherrschen kann, wie man Opponenten überwinden kann. Es gibt die Artha Shastras, die beschreiben, wie man Gegner überwinden kann. Da gibt es unter anderem die Aussage, man schickt ihm eine schöne Frau, die ihn verführt, und bekommt so alle Geheimnisse heraus. Durchaus etwas, was bis heute bei Spionagetechniken gemacht wird, um Wirtschaftsspionage und politische Spionage zu betreiben. In Amerika, das ein sehr prüdes Land ist, sind so manche Gouverneure und Kongressabgeordnete auch zu Fall gebracht worden, in dem Gegner ihnen irgendwelche Frauen geschickt haben, die diese dann verführt und anschließend kompromitiert haben.

So sagt Swatmarama hier, du kannst lernen dich dadurch nicht beeinflussen zu lassen. Wenn du diese Gier merkst, überwinde diese und übe notfalls Vajroli Mudra in Verbindung mit Khechari und Shambavi Mudra. Manche interpretieren diesen Vers als sexuelles Tantra, wo man im Geschlechtsverkehr die Energie so nach oben fließen lässt.

Praxis von Khechari Mudra

Soweit zu Khechari Mudra. Wenn du magst, kannst du es nun üben. Als kleines Khechari könntest du dich gerade hinsetzen, die Zunge nach hinten geben, die Augen nach oben zum Punkt zwischen den Augenbrauen richten, dabei die Augen sanft schließen. Du kannst erstmal zwei, drei Mal tief ein- und ausatmen. Du kannst den Geist auf die Mitte des Kopfes richten (Chit Akasha oder Vyom Akasha) oder nach oben zum Unendlichen richten.

Wenn du magst, kannst du auch zum großen Khechari kommen, den Kopf leicht nach hinten geben, dann durch den Punkt zwischen den Augenbrauen bei (halb) geschlossenen Augen oben zum Unendlichen schauen und dir bewusst machen: ich bin Eins mit dem Unendlichen, dem Ewigen, reines Sein, Wissen und Glückseligkeit.

Om Shanti, Shanti, Shanti.

Videos - Khechari Mudra in der Hatha Yoga Pradipika

Svatmarama beschrebit in der Hatha Yoga Pradipika an verschiedenen Stellen Ausführung und Wirkung von Khechari Mudra. Hier Vortrags-Videos dazu:

Hathapradipika 3. Kapitel, Verse 32-43: Ausführung und Wirkung von Khechari Mudra

Soma und Khechari Mudra - HYP 3. Kapitel Verse 44-54

Khechari Mudra, Soma, Sushumna und Turiya - HYP 3. Kapitel Verse 43-50

Sukadev Bretz über Pranayama und Khechari Mudra

Auszug aus dem Buch "Das Große Yoga Vidya Pranayama Buch" von Sukadev Bretz, Copyright Yoga Vidya Verlag.

Das Khechari Mudra (= die Zunge nach hinten geben) hast du bereits am Rand kennengelernt im Rahmen von Murccha und Plavini. Hier wird sie jetzt im Rahmen der Zungenmudras ausführlich vorgestellt. Es ist nicht zu verwechseln mit der Großen Khechari Mudra.

Einfache Variante

Die Zungenspitze den Gaumen entlang Richtung weichen Teil des Gaumens/Kehle geben, soweit wie möglich nach hinten.

Wirkungen:

Obgleich mit dieser Mudra das Vishuddha Chakra aktiviert wird, konzentrierst du dich dabei auf Ajna oder Sahasrara Chakra. So wird über die Zungenhaltung das Kehlzentrum geöffnet und durch die Konzentration auf Ajna und Sahasrara Chakra fließt die Energie nach oben. Vielleicht stellt sich auch die Vorstellung ein, dass Energie von oben in dich hinein strömt und über das Vishuddha Chakra weiter nach unten und in alle Richtungen.

Praxistipps: Kleine Khechari Mudra kannst du anwenden:

Fortgeschrittene Variante gemäß Hatha Yoga Pradipika

= die Zunge ganz nach hinten klappen und durch die Nasendurchgänge innen wieder hoch. Kann nur unter Anleitung eines persönlichen Lehrers erlernt werden, siehe HYP III 32-42.

Tipp für absolute Pranayama-/Kundalini Fans: Ich habe für mich festgestellt, dass es für die Tiefe der Energie- und Meditationserfahrung hilfreich ist, wenn man die Zunge relativ weit nach hinten geben kann. Dazu reicht ein einfacher Trick, nämlich, dass du jeden Tag die Zunge ganz entspannt sanft dehnst, indem du die Zunge herausstreckst, sie mit einem Taschentuch anfasst und ein ganz klein wenig nach außen ziehst und dann ein paar Atemzüge entspannt so hältst. Wenn du dabei ganz entspannst, spürst du, wie das untere Zungenband gedehnt wird. – Ähnlich wenn du zum Beispiel die Beine dehnen willst, streckst du jeden Tag ein Bein aus, hältst die Dehnung eine Weile und nach einer Weile wird das Bein flexibler. Genauso kannst du das untere Zungenband etwas flexibler machen. Wenn du das einen Monat lang jeden Tag machst, ist das Zungenband so flexibel, dass du die Zunge ausreichend nach hinten und unten geben kannst, damit die Energieerfahrung tief wird. Aber das ist nur ein Tipp für ganz Pranayama-Begeisterte. Im Normalfall reicht die einfache Khechari Mudra wie oben beschrieben vollkommen aus.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Pranayama

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