Kena Upanishad: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Erläuterung Swami Sivananda''':
'''Erläuterung Swami Sivananda''':
==Kena Upanishad vollständige Übersetzung von Paul Deussen==
Die Kena-Upanishad des Sāmaveda
:Erster Khanda
:1. „Von wem gesandt, fliegt ausgesandt das Manas hin?
:Von wem zuerst geschirrt, streicht hin der Odem?
:Wer schickt die Rede aus, die wir hier reden?
:Wer ist der Gott, der anschirrt Ohr und Auge?“
:2. Des Hörens Hören und des Denkens Denken,
:Der Rede Reden  sie ist Hauch des Hauchs nur, 
:Des Auges Seh'n,  der Weise lässt sie fahren;
:Und wird, hinscheidend aus der Welt, unsterblich.
:3. „Das, bis zu dem kein Aug' vordringt,
:Nicht Rede und Gedanke nicht,
:Bleibt unbekannt, und nicht sehn wir,
:Wie einer es uns lehren mag!“
:3b. Verschieden ist's vom Wissbaren,
:Und doch darum nicht unbewusst! 
:So haben von den Altvordern
:Die Lehre überkommen wir.
:4. Was unaussprechbar durch Rede,
:Wodurch Rede aussprechbar wird,
:Das sollst du wissen als Brahman,
:Nicht jenes, was man dort verehrt.
:5. Was durch das Denken undenkbar,
:Wodurch das Denken wird gedacht,
:Das sollst du wissen als Brahman,
:Nicht jenes, was man dort verehrt.
:6. Was durch das Auge unsehbar,
:Wodurch man auch das Auge sieht,
:Das sollst du wissen als Brahman,
:Nicht jenes, was man dort verehrt.
:7. Was durch die Ohren unhörbar,
:Wodurch man auch das Ohr vernimmt,
:Das sollst Du wissen als Brahman,
:Nicht jenes, was man dort verehrt.
:8. Was man durch Riechen nicht wahrnimmt,
:Wodurch das Riechen wird gewirkt,
:Das sollst Du wissen als Brahman,
:Nicht jenes, was man dort verehrt.
:Zweiter Khanda
:9. Wenn du (in der erwähnten Weise das Brahman verehrend) vermeinst, dass du es wohl kennest, so ist das trügend; auch so kennst du von Brahman nur die Erscheinungsform, was von ihm du (als verehrendes Subjekt) bist und was von ihm unter den Göttern (als Objekt der Verehrung) ist. Du musst es also noch weiter erforschen.
:„Ich meine doch, es zu wissen!
:10. Zwar weiß ich es nicht ganz, doch auch
:Nicht weiß ich, dass ich es nicht weiß!
:Wer von uns etwas weiß, weiß es,
:Nicht weiß er, dass er es nicht weiß.“
:11. Nur wer es nicht erkennt, kennt es,
:Wer es erkennt, der weiß es nicht, 
:Nicht erkannt vom Erkennenden,
:Erkannt vom Nicht-Erkennenden!
:12. In wem es aufwacht, der weiß es
:Und findet die Unsterblichkeit;
:Dass er es selbst ist, gibt Kraft ihm,
:Dass er dies weiß, Unsterblichkeit.
:13. Wer ihn hienieden fand, besitzt die Wahrheit,
:Wer ihn hier nicht fand, dem ist's groß Verderben.
:In jedem Wesen nimmt ihn wahr der Weise
:Und wird, hinscheidend aus der Welt, unsterblich.
:Dritter Khanda
:14. Es geschah, dass das Brahman für die Götter den Sieg (über  die Dämonen, Brih. 1,3) erfocht. Die Götter aber brüsteten sich ob dieses Sieges des Brahman; denn sie dachten: „Unser ist der Sieg, unser ist dieser Ruhm.“
:15. Als das Brahman bemerkte, dass sie das taten, machte es sich ihnen offenbar; sie aber erkannten es nicht und sprachen: „Was ist das für ein Wunderding?“
:16. Und sie sprachen zu Agni: „Erforsche doch, o Wesenkenner, was das für ein Wunderding ist!“  „So sei es!“ sprach er.
:17. Und er stürzte auf dasselbe los. Da redet das Brahman ihn an und sprach: „Wer bist du?“  „Ich bin der Agni“, sprach er, „ich bin der Kenner der Wesen.“ 
:18. „Wenn du der bist, welches ist deine Kunst?“  „Ich vermag, dieses alles zu verbrennen, was hier auf Erden ist.“ 
:19. Da legte ihm Brahman einen Strohhalm vor und sprach: „So verbrenne dieses!“  Er stürmte darauf los mit allem Ungestüme, aber er vermochte nicht, ihn zu verbrennen. Da kehrte er zurück und sprach: „Ich habe es nicht zu erforschen vermocht, was das für ein Wunderding ist.“
:20. Da sprachen sie zu Vāyu (dem Gott des Windes): „Erforsche doch, o Vāyu, was das für ein Wunderding ist!“  „So sei es!“ sprach er.
:21. Und er stürzte auf dasselbe los. Da redete das Brahman ihn an und sprach: „Wer bist du?“  „Ich bin der  Vāyu“, sprach er, „ich bin der Mātarishvan (der in der Mutter, d. i. dem Luftraume, Schwellende, Shank.).“ 
:22. „Wenn du der bist, welches ist deine Kunst?“  „Ich vermag, dieses alles fortzureißen, was hier auf Erden ist.“ 
:23. Da legte ihm Brahman einen Strohhalm vor und sprach: „So reiße dieses fort!“  Er stürmte darauf los mit allem Ungestüme, aber er vermochte nicht, es fortzureißen. Da kehrte er zurück und sprach: „Ich habe es nicht zu erforschen vermocht, was das für ein Wunderding ist.“
:24. Da sprachen sie zu Indra: „Erforsche doch, o Mächtiger, was das für ein Wunderding ist!“  „So sei es!“ sprach er. Und er stürzte auf dasselbe los. Da verbarg es sich vor ihm.
:25. Er aber begegnete an demselbigen Orte einem Weibe, die war sehr schön, der Umā, Tochter des Himavant (der Gemahlin des Shiva, hier nach Shank. als Personifikation des Wissens auftretend). Zu der sprach er: „Was ist das für ein Wunderding?! 
:Vierter Khanda
:26. „Das ist das Brahman“, sprach sie, „das Brahman, welches jenen Sieg erfocht, ob des ihr euch brüstet!“  Da erst erkannte er, dasss das Brahman war.
:27. Darum, fürwahr, sind diese Götter gleichsam erhaben über die anderen Götter, nämlich Agni,  Vāyu und Indra. Denn sie hatten das Brahman am nächsten berührt, sie (und unter ihnen wieder Indra) hatte es zuerst erkannt, dass das Brahman war.
:28. Darum, fürwahr, ist Indra gleichsam erhaben über die andern Götter, denn er hatte Brahman am nächsten berührt, er hatte es zuerst erkannt, dass es das Brahman war.
:29. Über selbiges ist diese Unterweisung. Was an dem Blitze das ist, dass es blitzt und man ruft „ah“ und schließt die Augen, - dies, dass man „ah“ ruft (ist seine Unterweisung) in Bezug auf die Gottheit.
:30. Nun in Bezug auf die Seele. Wenn etwas gleichsam eintritt in den Geist, dass man dadurch sich erinnert an etwas im Augenblick, dieses Vorstellen (ist seine Unterweisung).
:31. Selbiges heißet mit Namen: „Nach-ihm-das-Sehnen“; als „Nach-ihm-das-Sehnen“ soll man es verehren. Wer selbiges als solches weiß, zu dem wohl sehnen hin sich die Wesen alle.
:32. Sagst du noch: „Lehre mich die Upanishad“, so antworten wir: Gelehrt ist die Upanishad, denn wir haben dir die geheimnisvolle Lehre von dem Brahman verkündigt.
:33. Die Buße, die Bezähmung, das Werk, das sind ihre Grundlagen (die sie voraussetzt), die Veden bilden alle Glieder (Taitt. 2,3) derselben, die Wahrheit, das ist ihr Stützpunkt.
:34. Wahrlich, wer dieselbe also weiß, der wehret dem Bösen und in der unendlichen Himmelswelt, der unüberwindlichen (ajyeye mit M.Müller) ist er gegründet, - ist er gegründet.
:


== Kena Upanishad केनौपनिषद् kenopaniṣad Aussprache==
== Kena Upanishad केनौपनिषद् kenopaniṣad Aussprache==

Version vom 29. April 2021, 15:20 Uhr

Kena Upanishad (Sanskrit: केनोपनिṣअद् kenopaniṣad f. < kena + upaniṣad) Die Kena Upanishad ist eine der kürzeren klassischen Upanishaden, sie besteht sowohl aus Prosa als auch aus in metrischer Form gehaltenen Mantren und wird dem Samaveda zugeordnet. Sie erhielt ihren Namen vom Sanskritwort 'kena' ("von wem"), mit dem sie beginnt. Ein anderer Name für diese Upanishad ist Talavakara Upanishad. Die Upanishade wurde von Dr. Roer für die Bibliotheca Indica übersetzt.

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Inhalt und Bedeutung der Kena Upanishad

(von Swami Sivananda; aus "Principal Upanishads"

Die Kenopanishad gehört zum Sama Veda. Wie bei der Ishavasya Upanishad, leitet sich ihr Name auch vom ersten Wort des ersten Verses ab, nämlich Kena, „durch den, durch welchen“. Sie wird auch Talavakara genannt oder Jaimini Brahmana des Samaveda. Die Rezension Sakha, wird Talavakara oder Jaiminiya Brahmana genannt. Shankaracharya sagt in seinem Kommentar, die Upanishade beginne im 9. Kapitel des Talavakara Brahmana des Sama Veda. In der Mss-Ausgabe des Brahmana, die von Dr. Burnell entdeckt wurde, beginnt die Upanishade jedoch im 10. Abschnitt (Anuvaka) des 4. Kapitels. Es gibt zwei verschiedene Kommentare von Shankaracharya zu dieser Upanishade, den Pada-bhashya und den Vakya-bhashya.

Die Kenopanishad ist ein kurzer Text von 4 Abschnitten (Khandas). Sie handelt im Wesentlichen von der Natur des Brahman und dem Wissen um das Selbst. Brahman wird in der Einleitung beschrieben mit dem Ausdruck „Keneshitam“ („durch wen, durch wessen Wunsch/Veranlassung“), und ist in Form von Frage und Antwort aufgebaut. Brahmavidya, die höchste Wissenschaft der Seele ist in der Tat eine komplizierte Wissenschaft. Es ist schwer, die Natur Brahmans, des höchsten Selbst, zu verstehen. Um ein leichteres Verständnis zu ermöglichen, ist die Upanishade in Form eines Dialogs zwischen Lehrer und Schüler gehalten.

Die ersten beiden Teile sind in Dialogform. Es wird erklärt, wie man Brahman verwirklichen kann indem man Geist und Sinne transzendiert. Ebenso wird die Natur Brahmans behandelt. Atman, Brahman, ist jenseits der Reichweite von Sinnen und Geist. Er ist der Geist des Geistes, das Ohr des Ohres. Hinter Atem und Sinnen ist das höchste Brahman. Nur dank des Lichtes von Brahman funktionieren Geist, Prana und Sinne. Der 3. Teil enthält den bekannten Deva Yaksha Samvada, den Dialog zwischen den Devas (Engelswesen) und den Yakshas (Naturgeister, niedrige Götter). Im 4. Teil werden Meditationstechniken über Brahman und die Ergebnisse dieser Meditation erklärt.

Wenn man handelt (Karma, bzw. die vorgeschriebenen Rituale korrekt ausführt) ohne die Erwartung von Früchten, reinigt es den Geist, das Gemüt, und schafft im Aspiranten einen starken Wunsch nach endgültiger Befreiung.

Der Wunsch, Brahman zu erkennen und Freiheit von Geburt und Tod zu erlangen kann nur in dem Menschen erwachen, der mit einem reinen, ruhigen Geist versehen ist, der frei ist von Wünschen und welcher der äußeren Objekte dieser illusorischen Welt überdrüssig ist.

Brahman kann man nicht durch logische Diskussionen verwirklichen. Die Shruti (Schrift) sagt: „Um Brahman zu erkennen, mag sich der Aspirant einem Lehrer nähern, der versiert ist in den Vedas und der in Brahman begründet ist, mit Samit, dem Opferfeuer, in der Hand.“ – „Derjenige weiß, der unter einem Lehrer studiert hat.“ Nur Wissen, das man auf diese Art unter der Anleitung eines Lehrers erwirbt, führt zum Guten.

Wenn man Wissen von Brahman erlangt, verschwindet Avidya; die Unwissenheit, welche der Same von Bindung und Ursache der Karmas (Handlungen) ist, die man ausführt, um bestimmte Wünsche zu erfüllen. Die Shruti (Schrift) sagt: „Für den Kenner des Selbst, der den einen Atman überall wahrnimmt, gibt es weder Sorge noch Täuschung.“ – „Wer den Atman kennt geht jenseits des Leides.“

Moksha (Befreiung) kann man nicht erlangen durch Karma oder durch Wissen kombiniert mit Karma (Anmerkung des Übersetzers: Karma hier im Sinne von vorgeschriebenen rituellen Opferhandlungen). Das Wissen um Atman ist dem Karma entgegengesetzt und kann daher nicht zusammen mit Karma existieren. Bei Karma (Handlung in bestimmter Absicht) gibt es immer einen Handelnden, Ergebnisse, Früchte des Handelns usw. Das Ausführen vorgeschriebener Karmas bringt einen nur in die Welt der Vorfahren, es kann einen nicht unsterblich machen. Brahman, die einzige Wirklichkeit, kann man nicht durch andere Mittel erlangen als durch die Aufhebung von Unwissenheit durch Erkenntnis des Selbst.

Dieses höchste Brahman, welches unsterblich, furchtlos, ewig, aus sich selbst leuchtend, reine Wonne und alldurchdringend ist, kann von allen erreicht werden. Nur wenn man dieses Brahman erlangt, ist man frei von Geburt und Tod. Ein Aspirant, der der illusorischen sinnlichen Freuden dieser Welt überdrüssig war und einen brennenden Wunsch nach Erkenntnis des Brahman und Erreichen der endgültigen Befreiung hatte, kam zu einem Lehrer, der die Vedas kannte und selbst in Brahman aufgegangen war und fragte den Lehrer. Das ist der Inhalt der Verse in dieser Upanishade, beginnend mit Keneshitam.


Kena Upanishad vollständiger Text

Kenopanishad Sanskrit Text IAST Transliteration

Hier die vollständige Kenopanishad in der wissenschaftlichen IAST Transliteration mit diakritischen Zeichen:

Anfangs-Mantra

om āpyāyantu mamāṅgāni
vākprāṇaścakṣuḥ śrotram
atho balamindriyāṇi ca sarvāṇi
sarvaṃ brahmopaniṣadaṃ
māhaṃ brahma nirākuryāṃ
mā mā brahma nirākarod
anirākaraṇamastu
anirākaraṇam me 'stu
tadātmani nirate
ya upaniṣatsu dharmāḥ
te mayi santu
te mayi santu॥
oṃ śāntiḥ śāntiḥ śāntiḥ॥

Prathamaḥ Khaṇḍaḥ

keneṣitaṃ patati preṣitaṃ manaḥ । kena prāṇaḥ prathamaḥ praiti yuktaḥ ।
keneṣitāṃ vācamimāṃ vadanti । cakṣuḥ śrotraṃ ka u devo yunakti ॥ 1॥
śrotrasya śrotraṃ manaso mano yat | vāco ha vācaṃ sa u prāṇasya prāṇaḥ |
cakṣuṣaścakṣuratimucya dhīrāḥ | pretyāsmāllokādamṛtā bhavanti || 2 ||
na tatra cakṣurgacchati na vāggacchati no mano
na vidmo na vijānīmo yathaitadanuśiṣyāt।
anyadeva tadviditādatho aviditādadhi।
iti śuśruma pūrveṣāṃ ye nastadvyācacakṣire॥ 3॥
yadvācāanabhyuditaṃ yena vāgabhyudyate।
tadeva brahma tvaṃ viddhi nedaṃ yadidamupāsate॥ 4॥
yanmanasā na manute yenāhurmano matam।
tadeva brahma tvaṃ viddhi nedaṃ yadidamupāsate॥ 5॥
yaccakṣuṣā na paśyati yena cakṣūṃṣi paśyati।
tadeva brahma tvaṃ viddhi nedaṃ yadidamupāsate॥ 6॥
yacchrotreṇa na śṛṇoti yena śrotramidaṃ śrutam।
tadeva brahma tvaṃ viddhi nedaṃ yadidamupāsate॥ 7॥
yatprāṇena na prāṇiti yena prāṇaḥ praṇīyate।
tadeva brahma tvaṃ viddhi nedaṃ yadidamupāsate॥ 8॥

Dvitīyaḥ khaṇḍaḥ

yadi manyase suvedeti dabhramevāpi nūnaṃ tvaṃ vettha brahmaṇo rūpam।
yadasya tvaṃ yadasya deveṣvatha nu mīmāṃsyameva te manye viditam॥ 1॥
nāhaṃ manye suvedeti no na vedeti veda ca।
yo nastadveda tadveda no na vedeti veda ca॥ 2॥
yasyāmataṃ tasya mataṃ mataṃ yasya na veda saḥ।
avijñātaṃ vijānatāṃ vijñātamavijānatām॥ 3॥
pratibodhaviditaṃ matamamṛtatvaṃ hi vindate।
ātmanā vindate vīryaṃ vidyayā vindate'mṛtam॥ 4॥
iha cedavedīdatha satyamasti। na cedihāvedīnmahatī vinaṣṭiḥ।
bhūteṣu bhūteṣu vicitya dhīrāḥ। pretyāsmāllokādamṛtā bhavanti॥ 5॥

Tṛtīya khaṇḍaḥ

brahma ha devebhyo vijigye tasya ha brahmaṇo vijaye devā amahīyanta।
ta aikśantāsmākamevāyaṃ vijayo'smākamevāyaṃ mahimeti॥ 1॥
taddhaiṣāṃ vijajñau tebhyo ha prādurbabhūva tanna vyajānata kimidaṃ yakṣamiti॥ 2॥
te'gnimabruvan jātaveda etadvijānīhi kimetadyakṣamiti tatheti॥ 3॥
tadabhyadravattamabhyavadatko'sītyagnirvā ahamasmītyabravījjātavedā vā ahamasmīti॥ 4॥
tasmiṃstvayi kiṃ vīryamityapīdaṃ sarvaṃ daheyaṃ yadidaṃ pṛthivyāmiti॥ 5॥
tasmai tṛṇaṃ nidadhāvetaddaheti tadupapreyāya sarvajavena tanna śaśāka dagdhuṃ sa tata
eva nivavṛte naitadaśakaṃ vijñātuṃ yadetadyakśamiti॥ 6॥
atha vāyumabruvan vāyavetadvijānīhi kimetadyakśamiti tatheti ॥ 7॥
tadabhyadravattamabhyavadat ko'sīti vāyurvā ahamasmītyabravīnmātariśvā vā ahamasmīti॥ 8॥
tasmiṃstvayi kiṃ vīryamityapīdaṃ sarvamādadīya yadidaṃ pṛthivyāmiti॥ 9॥
tasmai tṛṇaṃ nidadhāvetadādatsveti tadupapreyāya sarvajavena tanna śaśākādātuṃ
sa tata eva nivavṛte naitadaśakaṃ vijñātuṃ yadetadyakśamiti ॥ 10॥
athendramabruvan maghavannetadvijānīhi kimetadyakśamiti tatheti
tadabhyadravat tasmāttirodadhe॥ 11॥
sa tasminnevākāśe striyamājagāma bahuśobhamānāmumāṃ haimavatīṃ tāṃ
hovāca kimetadyakśamiti॥ 12॥


Caturthaḥ Khaṇḍaḥ

sā brahmeti hovāca brahmaṇo vā etadvijaye mahīyadhvamiti tato haiva
vidāñcakāra brahmeti॥ 1॥
tasmādvā ete devā atitarāmivānyāndevānyadagnirvāyurindraste
hyenannediṣṭhaṃ pasparśuste hyenatprathamo vidāñcakāra brahmeti॥ 2॥
tasmād vā indro'titarāmivānyāndevānsa hyenannediṣṭhaṃ pasparśa sa
hyenatprathamo vidāñcakāra brahmeti॥ 3॥
tasyaiṣa ādeśo yadetadvidyuto vyadyutadā itīnnyamīmiṣadā
ityadhidaivatam॥ 4॥
athādhyātmaṃ yaddetad gacchatīva ca mano'nena
caitadupasmaratyabhīkśṇaṃ saṅkalpaḥ॥ 5॥
taddha tadvanaṃ nāma tadvanamityupāsitavyaṃ sa ya etadevaṃ vedābhi hainam sarvāṇi bhūtāni saṃvāñchanti॥ 6॥
upaniṣadaṃ bho brūhītyuktā ta upaniṣad brāhmīṃ vāva ta upaniṣadama-
brūmeti॥ 7॥
tasyai tapo damaḥ karmeti pratiṣṭhā vedāḥ sarvāṅgāni satyamāyatanam॥ 8॥
yo vā etāmevaṃ vedāpahatya pāpmānamanante svarge loke jyeye pratitiṣṭhati
pratitiṣṭhati॥ 9॥

Kenopanishad Devanagari Sanskrit Text

Hier die vollständige Kenopanishad in der Devanagari Schrift:

शान्ति मन्त्र

ओम् आप्यायन्तु ममाङ्गानि
वाक्प्राणश्चक्षुः श्रोत्रम्
अथो बलमिन्द्रियाणि च सर्वाणि
सर्वं ब्रह्मोपनिषदं
माहं ब्रह्म निराकुर्यां
मा मा ब्रह्म निराकरोद्
अनिराकरणमस्तु
अनिराकरणम् मे ऽस्तु
तदात्मनि निरते
य उपनिषत्सु धर्माः
ते मयि सन्तु
ते मयि सन्तु॥
ओं शान्तिः शान्तिः शान्तिः॥

प्रथमः खण्डः

केनेषितं पतति प्रेषितं मनः । केन प्राणः प्रथमः प्रैति युक्तः ।
केनेषितां वाचमिमां वदन्ति । चक्षुः श्रोत्रं क उ देवो युनक्ति ॥ १॥
श्रोत्रस्य श्रोत्रं मनसो मनो यत् | वाचो ह वाचं स उ प्राणस्य प्राणः |
चक्षुषश्चक्षुरतिमुच्य धीराः | प्रेत्यास्माल्लोकादमृता भवन्ति || २ ||
न तत्र चक्षुर्गच्छति न वाग्गच्छति नो मनो
न विद्मो न विजानीमो यथैतदनुशिष्यात्।
अन्यदेव तद्विदितादथो अविदितादधि।
इति शुश्रुम पूर्वेषां ये नस्तद्व्याचचक्षिरे॥ ३॥
यद्वाचाअनभ्युदितं येन वागभ्युद्यते।
तदेव ब्रह्म त्वं विद्धि नेदं यदिदमुपासते॥ ४॥
यन्मनसा न मनुते येनाहुर्मनो मतम्।
तदेव ब्रह्म त्वं विद्धि नेदं यदिदमुपासते॥ ५॥
यच्चक्षुषा न पश्यति येन चक्षूंषि पश्यति।
तदेव ब्रह्म त्वं विद्धि नेदं यदिदमुपासते॥ ६॥
यच्छ्रोत्रेण न शृणोति येन श्रोत्रमिदं श्रुतम्।
तदेव ब्रह्म त्वं विद्धि नेदं यदिदमुपासते॥ ७॥
यत्प्राणेन न प्राणिति येन प्राणः प्रणीयते।
तदेव ब्रह्म त्वं विद्धि नेदं यदिदमुपासते॥ ८॥

द्वितीयः खण्डः

यदि मन्यसे सुवेदेति दभ्रमेवापि नूनं त्वं वेत्थ ब्रह्मणो रूपम्।
यदस्य त्वं यदस्य देवेष्वथ नु मीमांस्यमेव ते मन्ये विदितम्॥ १॥
नाहं मन्ये सुवेदेति नो न वेदेति वेद च।
यो नस्तद्वेद तद्वेद नो न वेदेति वेद च॥ २॥
यस्यामतं तस्य मतं मतं यस्य न वेद सः।
अविज्ञातं विजानतां विज्ञातमविजानताम्॥ ३॥
प्रतिबोधविदितं मतममृतत्वं हि विन्दते।
आत्मना विन्दते वीर्यं विद्यया विन्दतेऽमृतम्॥ ४॥
इह चेदवेदीदथ सत्यमस्ति। न चेदिहावेदीन्महती विनष्टिः।
भूतेषु भूतेषु विचित्य धीराः। प्रेत्यास्माल्लोकादमृता भवन्ति॥ ५॥

तृतीय खण्डः

ब्रह्म ह देवेभ्यो विजिग्ये तस्य ह ब्रह्मणो विजये देवा अमहीयन्त।
त ऐक्शन्तास्माकमेवायं विजयोऽस्माकमेवायं महिमेति॥ १॥
तद्धैषां विजज्ञौ तेभ्यो ह प्रादुर्बभूव तन्न व्यजानत किमिदं यक्षमिति॥ २॥
तेऽग्निमब्रुवन् जातवेद एतद्विजानीहि किमेतद्यक्षमिति तथेति॥ ३॥
तदभ्यद्रवत्तमभ्यवदत्कोऽसीत्यग्निर्वा अहमस्मीत्यब्रवीज्जातवेदा वा अहमस्मीति॥ ४॥
तस्मिंस्त्वयि किं वीर्यमित्यपीदं सर्वं दहेयं यदिदं पृथिव्यामिति॥ ५॥
तस्मै तृणं निदधावेतद्दहेति तदुपप्रेयाय सर्वजवेन तन्न शशाक दग्धुं स तत
एव निववृते नैतदशकं विज्ञातुं यदेतद्यक्शमिति॥ ६॥
अथ वायुमब्रुवन् वायवेतद्विजानीहि किमेतद्यक्शमिति तथेति ॥ ७॥
तदभ्यद्रवत्तमभ्यवदत् कोऽसीति वायुर्वा अहमस्मीत्यब्रवीन्मातरिश्वा वा अहमस्मीति॥ ८॥
तस्मिंस्त्वयि किं वीर्यमित्यपीदं सर्वमाददीय यदिदं पृथिव्यामिति॥ ९॥
तस्मै तृणं निदधावेतदादत्स्वेति तदुपप्रेयाय सर्वजवेन तन्न शशाकादातुं
स तत एव निववृते नैतदशकं विज्ञातुं यदेतद्यक्शमिति ॥ १०॥
अथेन्द्रमब्रुवन् मघवन्नेतद्विजानीहि किमेतद्यक्शमिति तथेति
तदभ्यद्रवत् तस्मात्तिरोदधे॥ ११॥
स तस्मिन्नेवाकाशे स्त्रियमाजगाम बहुशोभमानामुमां हैमवतीं तां
होवाच किमेतद्यक्शमिति॥ १२॥


चतुर्थः खण्डः

सा ब्रह्मेति होवाच ब्रह्मणो वा एतद्विजये महीयध्वमिति ततो हैव
विदाञ्चकार ब्रह्मेति॥ १॥
तस्माद्वा एते देवा अतितरामिवान्यान्देवान्यदग्निर्वायुरिन्द्रस्ते
ह्येनन्नेदिष्ठं पस्पर्शुस्ते ह्येनत्प्रथमो विदाञ्चकार ब्रह्मेति॥ २॥
तस्माद् वा इन्द्रोऽतितरामिवान्यान्देवान्स ह्येनन्नेदिष्ठं पस्पर्श स
ह्येनत्प्रथमो विदाञ्चकार ब्रह्मेति॥ ३॥
तस्यैष आदेशो यदेतद्विद्युतो व्यद्युतदा इतीन्न्यमीमिषदा
इत्यधिदैवतम्॥ ४॥
अथाध्यात्मं यद्देतद् गच्छतीव च मनोऽनेन
चैतदुपस्मरत्यभीक्श्णं सङ्कल्पः॥ ५॥
तद्ध तद्वनं नाम तद्वनमित्युपासितव्यं स य एतदेवं वेदाभि हैनम् सर्वाणि भूतानि संवाञ्छन्ति॥ ६॥
उपनिषदं भो ब्रूहीत्युक्ता त उपनिषद् ब्राह्मीं वाव त उपनिषदम
ब्रूमेति॥ ७॥
तस्यै तपो दमः कर्मेति प्रतिष्ठा वेदाः सर्वाङ्गानि सत्यमायतनम्॥ ८॥
यो वा एतामेवं वेदापहत्य पाप्मानमनन्ते स्वर्गे लोके ज्येये प्रतितिष्ठति
प्रतितिष्ठति॥ ९॥

Vollständige Kena Upanishad jeder Vers einzeln übersetzt und erläutert

Shanti Mantra

Anfangs-Mantra

om āpyāyantu mamāṅgāni
vākprāṇaścakṣuḥ śrotram
atho balamindriyāṇi ca sarvāṇi
sarvaṃ brahmopaniṣadaṃ
māhaṃ brahma nirākuryāṃ
mā mā brahma nirākarod
anirākaraṇamastu
anirākaraṇam me 'stu
tadātmani nirate
ya upaniṣatsu dharmāḥ
te mayi santu
te mayi santu॥
oṃ śāntiḥ śāntiḥ śāntiḥ॥

Om. Mögen meine Glieder, meine Sprache, mein Auge, mein Ohr, meine Stärke und alle meine Sinne kräftig und vital werden. Alles ist das brahman der upaniṣad. Möge ich niemals das brahman verleugnen. Möge brahmanmich niemals zurückweisen. Möge es keine Verleugnung des brahman geben. Möge es keine Zurückweisung durch brahman geben. Mögen alle Tugenden, die durch die upa- niṣads beschrieben werden, gegenwärtig sein in mir, der im ātman seine Freude hat. Mögen sie in mir gegenwärtig sein! Oṃ, Frieden! Frieden! Frieden!

om (Partikel) = om (eine heilige Silbe)

āpyāyantu (1. Klasse Verbwurzel: āpyai) (Imperativ, parasmaipada , 3. Person, Plural) = mögen sie im Überfluss in Lebenskraft
mama (Pronomen, 1. Person, Genitiv, Singular) = mein
aṅgāni (Stammform: aṅga) (Neutrum, Nominativ, Singular) = Gliedmaßen
vāk (Stammform: vāk) (Femininum, Nominativ, Singular) = Rede
prāṇas (Stammform: prāṇa) (männl., Nominativ, Singular) = Atem
cakṣus (Stammform: cakṣus) (männl., Nominativ, Singular) = Anblick
śrotram (Stammform: śrotra) (Neutrum, Nominativ, Singular) = Hören
atho (Adverb) (unbestimmbar) = und auch
balam (Stammform: bala) (Neutrum, Maskulinum/Akkusativum, Singular) = Stärke
indriyāṇi (Stammform: indriya) (Neutrum, Maskulinum/Neutrum, Plural) = Sinne
ca (Konjunktion) (uneindeutig) = und\
sarvāṇi (Stammform: sarva) (Neutrum, Nominativ, Plural)= alle
sarvam (Stammform: sarva) (Neutrum, Nominativ, Singular) = alle
brahma (Stammform: brahman) (Neutrum, Nominativ, Singular) = Brahman
upaniṣadam (Stammform: upaniṣad) (feminin, Akkusativ, Singular) = Upanishad
mā (prohibitiv) (unbestimmbar) = nicht
aham (Pronomen, 1. Person, Nominativ, Singular) = ich
brahma (Stammform: brahman) (Neutrum, Akkusativ, Singular) = Brahman
nirākuryām (Verbwurzel 8. Klasse: nirākṛ) (Optativ, parasmaipada , 1. Person, Singular) = darf ich ablehnen
mā (Pronomen, 1. Person, Akkusativ, Singular) = ich
mā (Prohibitiv) (unbestimmbar) = nicht
brahma (Stammform: brahman) (Neutrum, Nominativ, Singular) = Brahman
nirākarod (Verbwurzel 8. Klasse: nirākṛ) (Imperfekt, parasmaipada , 3. Person, Singular) = abgelehnt
anirākaraṇam (Stammform: nirākaraṇa) (a + nirākaraṇam) (Neutrum, Akkusativ, Singular) = Nicht-Ablehnung
astva (2. Klasse Verbwurzel: als) (Gerundium) (unbestimmbar)= da sein
nirākaraṇam (Stammform: nirākaraṇa) (Neutrum, Nominativ, Singular) = keine Erwartung; ich (Pronomen, 1. Person, Dativ, Einzahl) = für mich
astu (2. Klasse Verbwurzel: as) (Imperativ, parasmaipada , 3. Person, Singular) = möge es sein
tat (Pronomen, 3. Person, Neutrum, Nominativ, Singular)= das
ātmani (Stammform: ātman) (Maskulinum, Lokativ, Singular) = im Selbst
nirate (Stammform: nirata) (Maskulinum/Neutrum, Lokativ, Singular) = in der Zufriedenheit
yas (Pronomen, 3. Person, Maskulinum, Nominativ, Singular) = der
upaniṣatsu (Stammform: upaniṣad) (feminin, Lokativ, Plural) = in den Upanishaden
dharmās (Stammform: dharma) (Maskulinum, Nominativ, Plural) = dharmas
te (Pronomen, 3. Person, Neutrum, Nominativ, Plural) = sie
mayi (Pronomen, 1. Person, Lokativ, Singular) = in mir
santu (Verbwurzel 2. Klasse: als) (Imperativ, parasmaipada , 3. Person, Plural) = sie müssen sein
te (Pronomen, 3. Person, Neutrum, Nominativ, Plural) = sie
mayi (Pronomen, 1. Person, Lokativ, Singular) = in mir
santu (Verbwurzel 2. Klasse: als) (Imperativ, parasmaipada , 3. Person, Plural) = sie müssen sein
om (Partikel) = om (eine heilige Silbe)
śāntis (Stammform: śānti) (feminin, Nominativ, Singular) = Frieden
śāntis (Stammform: śānti) (Femininum, Nominativ, Singular) = Frieden
śāntis (Stammform: śānti) (Femininum, Nominativ, Singular) = Frieden



Erstes Kapitel - Prathamaḥ Khaṇḍaḥ

1.1. 1. Vers 1. Kapitel Kenopanishad

keneṣitaṃ patati preṣitaṃ manaḥ ।
kena prāṇaḥ prathamaḥ praiti yuktaḥ ।
keneṣitāṃ vācamimāṃ vadanti ।
cakṣuḥ śrotraṃ ka u devo yunakti ॥ 1॥

Übersetzung 1: SCHüLER: Wer treibt den Geist an, dass er sich auf seinen Objekten niederlässt? Auf wessen Befehl beginnt prāṇa zu funktionieren? Auf wessen Befehl sprechen die Menschen? Welche Intelligenz lenkt die Augen und die Ohren (auf ihre jeweiligen Objekte)?

Übersetzung 2: Om. Wodurch wird das Belebte, der Geist getrieben? Wodurch wird der erste Atemzug manifestiert? Wodurch wird diese belebte Sprache? Und welche Gottheit jocht Sehen und Hören?

Wort-für-Wort-Übersetzung

kena (mn. inst. sing. interrogativ pron. kim): von wem? mit wem? von was? mit was?
iṣitam (n. nom. sing. iṣita; pass. p. √iṣ): bewegt, getrieben, hinausgeschickt.
patati (3. Sing. pres. indic. P. √pat): fliegt, schwebt, rauscht weiter; fällt.
preṣitam (n. nom. sing. praiṣita; vergangenes pass. P. √iṣ): in Bewegung gesetzt, angetrieben.
manaḥ (n. nom. sing. manas; von √man): Geist.
kena (mn. inst. sing. Interrogativpronomen kim): durch wen? mit wem? durch was? mit was?
prānaḥ (m. nom. sing. prāṇa): Lebensatem, Atem, Vitalität; eingeatmete Luft.
prathamaḥ (m. nom. sing. prathama; Superlativ pra): vorderste, erste (in Zeit oder Rang); früheste, ursprüngliche; vorangehende.
praiti (3. Sing. pres. indic. P. pra √i): geht voran.
yuktaḥ (m. nom. sing. yukta; past pass. p. √yuj): gejocht.
kena (mn. inst. sing. interrogativ pron. kim): von wem? mit wem? mit was? mit was?
iṣitām (f. acc. sing. iṣita; past pass. p. √iṣ): bewegt, getrieben, hinausgeschickt.
vācam (f. sing. acc. vāc; von √vac): Rede, Wort.
imām: (f. acc. sing. pron. idam): das.
vadanti (3. Pl. pres. indic. P. √vad): (sie) sprechen, sagen, erzählen, äußern, verkünden.
cakṣuḥ (n. acc. sing. cakṣus; von √cakṣ): Auge, sehen.
śrotram (n. acc. sing. śrotra; von √śru): Ohr, Hören.
kaḥ (m. nom. sing. Interrogativpronomen kim): wer? was?
u (ind.): ein Ausdruck der Betonung; ein Ausrufezeichen.
devaḥ (n. nom. sing. deva; von √div): Gott, Gottheit.
yunakti (3. Sing. pres. indic. P. √yuj): jochen.

Erläuterung Swami Sivananda: Die acht mantras (bzw. verse) dieses khaṇḍa sind sehr erhebend und inspirierend. sie werden dich stetig zum ziel bringen, wenn du über diese Ideen meditierst. sie werden dich erkennen lassen, dass dir das selbst sehr nahe ist. Diese mantras sind geeignet für ständiges Wiederholen, für reflektion und Meditation. sie werden den Geist nach innen ziehen. sie werden dich sehr schnell vor das tor der Intuition führen, wenn du konzentriert über diese Gedanken meditierst, am besten zu brāhma-muhūrta (ca. 4 Uhr morgens), wenn der Geist noch frei ist von den strömungen von rajas und tamas.

Kena – durch wen? durch welchen Urheber?; iṣitam – gewünscht, dirigiert, gelenkt; patati – fällt, lässt sich nieder, schreitet voran, geht (zu seinen Objekten); preṣitam– ausgesandt.

Der Fragende ist ein intelligenter Mensch, der Unterscheidungsfähigkeit hat. er ist wahrhaft ein Forschender. er dürstet nach wahrem Wissen. Er ist sehr darauf bedacht, die höchste entität zu erkennen, die unveränderlich und ewig ist. er glaubt, dass eine höhere, unabhängige Intelligenz den Geist/verstand kontrolliert und lenkt, ebenso wie die lebenskraft (prāṇa) und die sinne.

1.2. 2. Vers 1. Kapitel Kenopanishad

śrotrasya śrotraṃ manaso mano yat |
vāco ha vācaṃ sa u prāṇasya prāṇaḥ |
cakṣuṣaścakṣuratimucya dhīrāḥ |
pretyāsmāllokādamṛtā bhavanti || 2 ||

Übersetzung 1: LEHRER: Es ist das Ohr des Ohres, der Geist des Geistes, die Zunge der Zunge (die Sprache der Sprache) und auch das Leben des Lebens und das Auge des Auges. Die Weisen, die losgelassen haben (die Idee von „Selbst“ oder Ich-Identifikation) und sich über das Sinnesleben erhoben haben, werden unsterblich.

Übersetzung 2: [Lehrer:] Was das Gehör des Gehörs ist, der der Verstand vom Verstand, die Rede von der Rede, der Atem des Atems, und das Sehen des Sehens, das ist das eine. Die Weisen, die sich befreit haben und von dieser Welt weggehen sind unsterblich.

Wort-für-Wort-Übersetzung

śrotrasya (n. gen. sing. śrotra; von √śru): des Ohres, des Gehörs.
śrotram (n. nom. sing. śrotra; von √śru): das Ohr, das Gehör.
manasaḥ (n. gen. sing. manas; von √man): des Geistes.
manaḥ (n. nom. sing. manas; von √man): der Geist.
yat (n. nom. sing. Relativpronomen yad): das, was, das.
vācaḥ: (f. gen. sing. vāc; von √vac): der Rede, des Wortes.
vācam (f. acc. sing. vāc; von √vac): die Rede, das Wort.
saḥ (m. nom. sing. pron. tad): er; das.
u (ind.): ein Ausdruck der Betonung; ein Ausrufezeichen.
prāṇasya (m. gen. sing. prāṇa): von Lebensatem, von Vitalität.
prāṇaḥ (m. nom. sing. prāṇa): der Lebensatem, die Lebenskraft.
cakṣuṣaḥ (n. gen./abl. sing. cakṣus; von √cakṣ): vom Auge, vom Sehen; vom Auge, vom Sehen.
cakṣuḥ (n. nom. sing. cakṣus; von √cakṣ): das Auge, das Sehen.
atimucya (ger. ati √muc): losgelassen haben, befreit.
dhīrāḥ (mf. nom. pl. dhīra; prob. von √dhṛ oder √dhā): der Weise, Geschickte, Kluge; der Stetige, Beständige, Feste.
pretya (ger. pra √i): hinausgegangen sein (d.h. gestorben sein).
asmāt (m. abl. sing. pron. idam): von diesem.
lokāt (m. abl. sing. loka): aus der Welt.
amṛtāḥ (mf. nom. pl. amṛta; pass. p. a √mṛ): der Unsterbliche.
bhavanti (3. Pl. pres. indic. P. √bhū): (sie) sind, werden, entstehen.

Erläuterung Swami Sivananda:

Dieser Vers ist die Antwort auf die Fragen des 1. Verses. Der Lehrer antwortet dem würdigen Schüler, der ihn gefragt hat. Hinter dem Geist, Atem und den Sinnen ist Brahman, das Höchste Selbst. Wer dieses Brahman kennt erlangt Unsterblichkeit.

Unwissende Menschen identifizieren sich mit dem Körper, Geist, Prana und den Sinnen aufgrund von Unwissenheit, Avidya. Sie halten irrtümlicherweise diese falschen vergänglichen begrenzenden Attribute oder Fahrzeuge für den reinen unsterblichen Atman und sind daher im Kreislauf von Geburt und Tod gefangen. Aber weise Menschen lassen diese falsche Identifikation hinter sich, trennen sich von diesen begrenzenden Hüllen durch Hinterfragen, Unterscheidung und Anvaya-vatireka Yukti und die Praxis von Neti-Neti (Ich bin nicht der Körper, ich bin nicht das Prana, ich bin nicht der Geist, ich bin nicht die Sinne), identifizieren sich mit dem alldurchdringenden, ewigen, reinen Brahman, erlangen Wissen über Brahman und erreichen die Unsterblichkeit.

Atimuchya – frei seiend; der Ich-Identifikation mit den begrenzenden Werkzeugen wie Körper, Geist, Prana, Sinnen entsagt habend; der falschen Vorstellung entsagt habend, dass das Ohr, der Geist, das Prana usw. der Atman ist; Pretya – indem sie sich davon abgewandt haben; Asmat – von diesem; Lokat – Welt, Körper.

Einige Kommentatoren interpretieren Asmallokat pretya als „diese Welt verlassend“ oder „diesen sterblichen Körper verlassen habend“. Es kann aber auch bedeuten „sich über das sinnliche Leben erhebend“, denn die Weisen erlangen Unsterblichkeit sobald sie sich über das sinnliche Leben erheben und im höheren Selbst leben. Sie werden unsterblich, noch während sie in diesem Körper weilen. Sie brauchen nicht zu warten, bis sie den Körper oder die Welt verlassen, um unsterblich zu werden. Diese Interpretation ist passender.

So wie Wasser in einem Gefäß durch die Sonne oder ein Feuer erwärmt wird, so borgen auch der Geist, das Prana und die Sinne ihr Licht und ihre Kraft vom Atman. Der Atman ist die Quelle all dieser Organe. Das Ohr hört nur dank des Lichtes des Atman, die Zunge spricht nur durch die Kraft des Atman, der Geist denkt nur durch die Kraft des Atman und das Prana wirkt als Lebenskraft nur durch die Kraft des Atman. Der Geist und die Organe sind unbelebt und nicht intelligent aus sich heraus. Sie scheinen eine eigene Intelligenz zu besitzen durch das Licht und die Kraft des Atman. Brahman, Atman, gibt dem Ohr die Kraft des Hörens, dem Geist die Kraft des Denkens, der Zunge die Kraft der Rede, die Kraft des Leben dem Prana, dem Auge die Kraft des Sehens. Daher heißt es, Es ist das Ohr des Ohres, der Geist des Geistes, usw.

Es gibt einen Herrscher des Ohres, des Auges, der Zunge, des Geistes, der Lebenskraft, der sich von Ohr, Geist, Prana usw. unterscheidet. Die Ohren, die Augen, der Geist, das Prana usw. existieren für Seinen Gebrauch, so wie das Haus für den Gebrauch des Eigentümers da ist. Der Herrscher ist Brahman bzw. Atman.

Die Shruti (Schrift) sagt: „Brahman strahlt aus Seinem eigenen Licht heraus.“ „Durch Sein Licht wird das ganze Universum erleuchtet.“ „Die Sonne, der Mond, die Sterne, das Feuer und der Blitz strahlen durch Sein Licht.“ „Wer könne leben und atmen, wenn da nicht das aus sich selbst strahlende Brahman wäre.“ „Er lenkt den Prana nach oben und den Apana nach unten.“ Die Bhagavad-Gita (XIII-33) sagt;: „Wie die Sonne die ganze Welt erleuchtet, so erleuchtet der Atman (Kshetri), o Bharata, all diese Körper (Kshetra).“

Durch Verzicht auf alle Wünsche wird man unsterblich. In dieser Welt spricht der Mensch immer von „mein Sohn“, „meine Frau“, „mein Haus“ usw. Die Weisen unterlassen all solche weltlichen Gespräche und Wünsche (pretya asmallokat) und erlangen Unsterblichkeit durch Meditation über Brahman, der das Ohr des Ohres, der Geist des Geistes, usw. ist. Die Shruti sagt: „Nicht durch Taten, noch durch Nachkommenschaft, noch durch Reichtum, sondern nur durch Entsagung erreicht man die Unsterblichkeit.“ „Wenn man alle Wünsche hinter sich lässt, erlangt man das Brahman.“ „Alle Sinne nach innen gezogen habend um des Wunsches nach Unsterblichkeit willen.“

1.3. 3. Vers 1. Kapitel Kenopanishad

na tatra cakṣurgacchati na vāggacchati no mano
na vidmo na vijānīmo yathaitadanuśiṣyāt।
anyadeva tadviditādatho aviditādadhi।
iti śuśruma pūrveṣāṃ ye nastadvyācacakṣire॥ 3॥

Übersetzung 1: Dorthin gelangt das Auge nicht, auch nicht die Sprache und nicht der manas.

Wir wissen deshalb nicht, wie wir jemanden über ES lehren sollen.

ES ist verschieden von dem, was bekannt ist und ES ist jenseits von dessen, was unbekannt ist.

So haben wir es von den Lehrern der alten Zeit gehört, die es uns gelehrt haben.

Übersetzung 2: Das Sehen geht nicht dorthin, die Sprache geht nicht dorthin, auch nicht der Verstand.

Wir können nicht wissen und wir können nicht unterscheiden, wie man das lehren könnte.

Das ist in der Tat anders als das Bekannte und auch jenseits des Unbekannten. So hörten wir von den Alten, die uns das erklärt haben.


Wort-für-Wort-Übersetzung

na (ind.): not.
tatra (ind.): there.
cakṣuḥ (n. nom. sing. cakṣus; from √cakṣ): the eye, seeing.
gacchati (3rd sing. pres. indic. P. √gam): goes.
na (ind.): not.
vāk (f. nom. sing. vāc; from √vac): speech, word.
gacchati (3rd sing. pres. indic. P. √gam): goes.
na (ind.): not.
u (ind.): an expression of emphasis; an expletive.
manaḥ (n. nom. sing. manas; from √man): the mind.
na (ind.): not.
vidmaḥ (1st pl. pres. indic. P. √vid): we perceive, know, wit.
na (ind.): not.
vijānīmaḥ (1st pl. pres. indic. P. vi √jñā): we distinguish, discern, know.
yathā (ind.): that, as, as if, like, how.
etat (n. acc. sing. pron. etad): this.
anuśiṣyāt (3rd sing. opt. P. anu √śās): should/might/may rule, teach.
anyat (n. nom. sing. pronominal adj. anya): other than, different from; another.
eva (ind.): so, indeed, truly, only.
tat (n. nom. sing. pron. tad): it, that.
viditāt (n. abl. sing. vidita; past pass. p. √vid): than the known, seen.
atho (ind.): now, likewise, next, therefore.
aviditād (n. abl. sing. avidita; past pass. p. a √vid): than the unknown, unseen, unwitted.
adhi (ind.): above, over.
iti (ind.): thus; an indication that the previous words were said or thought.
śuśruma (1st pl. pf. P. √śru): (we) heard.
pūrveṣām (m. gen. pl. pūrva): of the first ones, former ones, preceding ones, ancients.
ye (m. nom. pl. relative pron. yad): who, which, what, that.
naḥ (dat. pl. short pron. asmad): to us; for us.
tat (n. nom. sing. pron. tad): it, that.
vyācacakṣire (3rd pl. pf. Ᾱ. vi ā √cakṣ): explained, recited.
yat (n. nom. sing. relative pron. yad): who, which, what, that.
vācā (f. inst. sing. vāc; from √vac): by speech, word.
anabhyuditam (n. nom. sing. anabhiudita; past pass. p. an abhi √udi): unexpressed; lit. not risen, unrisen.
yena (mn. inst. sing. relative pron. yad): by whom, by which.
vāk (f. nom. sing. vāc; from √vac): speech, word.
abhyudyate (3rd sing. pres. pass. abhi √ud): raised, lifted up.
tat (n. nom. sing. pron. tad): it, that.
eva (ind.): so, indeed, truly, only.
brahma (n. nom. sing. brahman; from √bṛh): Brahman.
tvam (nom. sing. pron. yuṣmad): you.
viddhi (2nd sing. ipv. P. √vid): know! see! perceive!
na (ind.): not.
idam (n. nom. sing. pron. idam): this.
yat (mn. nom. sing. relative pron. yad): who, which, what, that.
idam (n. nom. sing. pron. idam): this.
upāsate (3rd pl. pres. indic. Ᾱ. upa √ās): (they) worship; lit. (they) sit near, lie near.


Erläuterung Swami Sivananda:

Das auge und die Organe können nicht zu brahman gelangen. sie können sich Ihm nicht nähern, denn man kann nicht zu seinem eigenen selbst gehen. Wie könnten die augen den seher sehen, der sieht? Das auge ist ein Objekt der Wahrnehmung für den Geist und den ātman. Wie geschickt ein akrobat auch sein mag, er kann nicht auf seine eigenen schultern springen. so ist es auch mit den sinnen. Das auge kann nur die äußeren Objekte des Universums sehen. Das ist seine einzige aufgabe. Wie kann es seine eigene Quelle kennen oder erreichen, die extrem subtil ist? Denn es ist nicht möglich, zu seinem eigenen selbst zu gehen. ebenso kann auch die sprache nicht dorthin gelangen. Wenn du das Wort „Kuh“ aussprichst, dann erhellt dieses Wort den Gegenstand Kuh, der durch es bezeichnet wird. Dann wird gesagt, dass das Wort zu seinem Objekt geht. Die Quelle, die Grundlage, der Wohnsitz und der ruheplatz des Wortes und des Organs, das es ausspricht, ist brahman. Daher können die sprache bzw. der Mund dorthin nicht gehen; sie können sich brahman nicht nähern.

Der manas (Geist, Denkorgan, verstand, Gefühle etc.) kann auch nicht dorthin gelangen. Wie kann er den erkennenden erkennen? Genau wie das Feuer, das andere Dinge verbrennt oder beleuchtet, nicht sich selbst verbrennen oder beleuchten kann, so kann auch der manas, der äußere Objekte über die Wege der sinne erkennt, nicht ātman bzw. brahman erkennen, denn brahman ist auch die Quelle vom begrenzten manas. Wie könnte das endliche das Unendliche erkennen? Der grobstoffliche, unreine Geist kann sich brahman nicht nähern; aber der subtile, reine Geist kann zu ihm kommen, denn der reine Geist ist selbst brahman. Brahman kann kein Objekt der Wahrnehmung sein, denn brahman ist ohne teile, ohne eigenschaften und extrem subtil. er ist jenseits der reichweite der sinne (atīndriya) (unerreichbar adriśya). er kann nur intuitiv in der Meditation realisiert werden. Die sinne und der manas können nur äußere Objekte des Universums wahrnehmen.

Du kannst anderen Menschen etwas über sinnesgegenstände erklären, indem du ihre attribute beschreibst, ihre art, ihre aktivitäten etc. aber brahman ist ohne attribute, ohne art etc. Daher ist es nicht möglich, schüler etwas über brahman zu lehren. Brahman zu definieren bedeutet brahman zu negieren. Saccidānanda (Wahrheit [sat], Wissen [cit], Wonne [ānanda]) ist nur eine behelfsmäßige Definition. Deswegen drücken die śrutis (schriften) brahman durch die neti-neti-lehre aus. Der lehrer sollte sich sehr anstrengen, wenn er lehrt; und der schüler sollte einen feinen, scharfen, reinen und zielgerichteten Intellekt haben.

es ist nicht möglich, den schüler durch das zeugnis der sinne oder andere Beweise zum Glauben an den ātman zu bringen. aber es ist durchaus möglich, ihn glauben und verstehen zu lassen mit der hilfe der śrutis. Brahman kann nicht auf gleiche Weise erkannt und erklärt werden, wie wir die natur der Objekte erkennen und erklären.

Tat – Das, brahman, das Ohr des Ohres; viditat – von dem bekannten vyakta (das Manifeste), d.h. dem ganzen manifesten Universum, allen objektiven Phänomenen; anyat – etwas Unterschiedenes; aviditāt – durch das Unbekannte bzw. avyakta, den samen aller Manifestation; adhi – „oberhalb“/„darüber“, verschieden bzw. etwas verschiedenes von…

Brahman unterscheidet sich vom Bekannten (vyakta), von dem ganzen manifesten Universum und von dem Unbekannten (avyakta). Wenn es heißt: „Brahman unterscheidet sich vom Bekannten“, mögen die leute vielleicht den avyakta bzw. das Unbekannte für brahman halten. Um diese verwirrung oder Fehlinterpretation zu vermeiden, sagt der text: „Brahman ist auch jenseits des Unbekannte“.

Wenn uneingeweihte Menschen die zeile „Brahman unterscheidet sich von dem Bekannten und ist jenseits von dem Unbekannten“ lesen, mögen sie vielleicht schlussfolgern, dass brahman eine nichtentität ist oder nur ein merkwürdiges Produkt der einbildung der ṛṣis und vedāntīs. ein eingeweihter würde antworten: Das ist nicht so. Brahman ist die einzige Wirklichkeit. Brahman ist Grundlage und Quelle von allem. Brahman ist kein Objekt. Brahman ist das alldurchdringende, geheimnisvolle und unerfassbare caitanya (reines Bewusstsein). Brahman muss erkannt werden durch Intuition oder selbsterkenntnis. es ist sehr schwierig, die natur von brahman zu erklären, denn dafür gibt es kein Werkzeug und keine sprache. Die ṛṣis der vorzeit haben ihr Bestes versucht, den schülern brahman verständlich zu machen, indem sie sich verschiedenster Weisen des ausdrucks bedienten. Diejenigen, die mit einem reinen und feinen Intellekt ausgestattet sind, können die subtilen Gedanken der upaniṣads leicht begreifen. Für die weltlich Gesinnten aber, die voller verlangen sind und einen unreinen und auswärts gerichteten Geist haben, sind sie ein Buch mit sieben siegeln. Für sie ist alles nur latein und Griechisch (d.h. unverständlich).

Da brahman jenseits der reichweite der sinne und des (unreinen) Geistes ist, sollte der aspirant zunächst einmal ein umfassendes verständnis von brahman gewinnen, und zwar durch das studium der upaniṣads und die Unterweisungen eines erleuchteten lehrers. er sollte sich mit den vier hilfsmitteln* ausrüsten und regelmäßige und stetige Meditation praktizieren. Dann wird er Wissen um brahman erhalten. er wird brahman erkennen wie eine āmalakī-Frucht in der hand.

Dann verschwinden alle zweifel und täuschungen.

Das was sich sowohl vom Bekannten wie auch vom Unbekannten unterscheidet ist Brahman bzw. Atman. Das Wissen von Brahman wurdet traditionell vom Lehrer auf den Schüler weitergegeben. Gaudapada hat das Wissen um Brahman (Brahma Vidya) dem Govindapada weitergegeben; Govindapada an Shankara; Shankara an Padmapada, und so weiter. Brahman kann man nur durch die Instruktion eines erleuchteten Lehrers, eines verwirklichten Weisen, erkennen, nicht durch logische Diskussionen, noch durch Intelligenz, durch Gelehrsamkeit, gelehrte Darlegungen, Askese, Rituale usw. So wurde es uns von den Lehrern überliefert, die uns das Brahman gelehrt haben.


1.4. Vierter Vers 1. Kapitel Kenopanishad

yadvācāanabhyuditaṃ yena vāgabhyudyate।
tadeva brahma tvaṃ viddhi nedaṃ yadidamupāsate॥ 4॥


Übersetzung 1: Was die Sprache nicht erhellt, aber was die Sprache erhellt, erkenne Dies allein als Brahman, und nicht das, was die Menschen hier auf Erden verehren.

Übersetzung 2: Durch welche Sprache es nicht gesprochen wird, durch welche Sprache es gesprochen wird, in der Tat, das ist Brahman. Das musst du wissen, und nicht das was sie hier anerkennen.

Wort-für-Wort-Übersetzung

yat (n. nom. sing. Relativpron. yad): wer, was, was, das.
vācā (f. inst. sing. vāc; von √vac): durch Rede, Wort.
anabhyuditam (n. nom. sing. anabhiudita; past pass. p. an abhi √udi): unausgesprochen; lit. nicht aufgestanden, unaufgestanden.
yena (mn. inst. sing. Relativpron. yad): durch wen, durch was.
vāk (f. nom. sing. vāc; von √vac): Rede, Wort.
abhyudyate (3. sing. pres. pass. abhi √ud): erhoben, emporgehoben.
tat (n. nom. sing. pron. tad): es, das.
eva (ind.): so, tatsächlich, wahrhaftig, nur.
brahma (n. nom. sing. brahman; von √bṛh): Brahman.
tvam (nom. sing. pron. yuṣmad): du.
viddhi (2. Sing. ipv. P. √vid): wissen! sehen! wahrnehmen!
na (ind.): nicht.
idam (n. nom. sing. pron. idam): dies.
yat (mn. nom. sing. Relativpron. yad): wer, was, was, das.
idam (n. nom. sing. pron. idam): dies.
upāsate (3. Pl. pres. indic. Ᾱ. upa √ās): (sie) verehren; lit. (sie) sitzen nahe, liegen nahe.

Erläuterung Swami Sivananda: Yat – was; das was Intelligenz selbst ist, reines Bewusstsein; Yena – durch den, durch Brahman

Der Schüler hatte einen Zweifel, dass der Jivatma, die individuelle Seele, nicht Brahman sein kann. Er dachte, der Jivatma ist der Ausführende von Ritualen und derjenige, der die Früchte der Karmas erfährt. Der Lehrer hat aus dem Blick, dem Reden, dem Verhalen des Schülers dessen Zustand erkannt und sagt daher: „Zweifle nicht dergestalt. Der Atman ist Brahman.“

Die Seele des Menschen ist der Atman. Die Seele des Universums ist Brahman. Der Atman ist identisch mit Brahman.

Sprache kann Brahman nicht enthüllen. Brahman ist jenseits der Reichweite der Sprache. Die Zunge spricht durch die Kraft, das Licht des Brahman. Sprache ist begrenzt. Wie kann begrenzte Sprache das unendliche Brahman enthüllen! Brahman allein erleuchtet die Rede und ihr Organ, Vak, die Sprache, die von Agni (Wesenheit des Feuers) gesteuert wird. Daher ist Brahman die Rede der Rede, die Zunge der Zunge. Im Vajasaneyaka heißt es: „Brahman ist innerhalb der Sprache und lenkt die Sprache.“ Dieser Atman ist Brahman oder Bhuma (das Unendliche, das Unkonditionierte). Brahman ist unübertrefflich, groß, großartig, das Höchste von allem, alldurchdringend. Daher wird Es Brahman genannt.

Brahman ist ewig, unveränderlich, aus sich selbst strahlend, ohne Form, ohne Farbe, ohne Attribute, zeitlos, ohne Raum, unteilbar, ungeboren, unvergänglich, unsterblich.

Idam – dies (gemeint ist: diese Welt), die Menschen hier. Brahman ist nicht das, was die Menschen hier (idam) verehren als Ishvara (personifizierte Gottesvorstellung) und als andere Engelswesen, um ihre Wünsche erfüllt zu bekommen.

Manche mögen den Eindruck bekommen, der Text werte Bhakti, Hingabe, ab. Vedanta ist jedoch dem Bhakt gegenüber ganz sicher nicht ablehnend eingestellt. Hier wird nur die Verehrung niedriger Engelswesen mit selbstsüchtigen Interessen kritisiert. Ein Vedantin, ein Weiser, ist ein vollkommener Gottesverehrer. Höchstes Bhakti, höchste Hingabe und Jnana (Erkenntnis) sind eins. Vedanta sagt, dass der Ishvara (Gott), den die Menschen verehren, dein eigens Selbst ist. Vedanta lehrt eine erweiterte Form von Bhakti, eine höhere Form der Hingabe und Verehrung.

Beginne deine Gebet mit der Verehrung eines Bildnisses. Verleihe dem Bildnis alle Attribute Gottes, aber lasse deine Verehrung nicht bei dem Bildnis allein enden. Dehne sie aus. Sieh Gott in jedem Objekt. Spüre, dass die Welt eine Manifestation Gottes ist. Sieh die Welt als Gott. Das Bildnis wird göttliche Liebe in deinem Herzen fördern, und dich schließlich zur Verwirklichung der Einheit mit dem Selbst führen. Das Bild wird als Stütze dienen, auf das du dich am Anfang stützen kannst. Manche unwissende Menschen denken, das Bildnis allein sei Gott. Nur gegen diese Art von Verehrung wendet sich Vedanta.

Brahman ist der stille Zeuge der Aktivität des Sprechorgans.


1.5. Fünfter Vers 1. Kapitel Kenopanishad

yanmanasā na manute yenāhurmano matam।
tadeva brahma tvaṃ viddhi nedaṃ yadidamupāsate॥ 5॥

Übersetzung 1: Was man mit dem Geist nicht denken kann, aber wovon es heißt, es sei das, wodurch der Geist zum Denken veranlasst wird, erkenne dies allein als Brahman, und nicht das, was weltliche Menschen verehren.

Übersetzung 2: Das, was man nicht durch den Verstand begreift, aber durch das, wie sie gesagt haben, der Verstand begriffen wird, das nehme in der Tat als Brahman wahr, nicht das, was sie verehren.

Wort-für-Wort-Übersetzung

yat (n. nom. sing. Relativpron. yad): wer, was, was, das.
manasā (n. inst. sing. manas; von √man): durch den Geist.
na (ind.): nicht.
manute (3. Sing. pres. indic. Ᾱ. √man): denkt, denkt an, glaubt, stellt sich vor, stellt sich vor.
yena (n. inst. sing. Relativpron. yad): durch wen, durch was.
āhuḥ (3. Pl. pf. P. √ah): (sie) sagten, haben gesagt.
manaḥ (n. acc. sing. manas; von √man): der Geist.
matam (n. nom. sing. mata; vergangenes pass. p. √man): gedacht, geglaubt, erdacht.
tat (n. nom. sing. pron. tad): es, das.
eva (ind.): so, tatsächlich, wahrhaftig, nur.
brahma (n. nom. sing. brahman; von √bṛh): Brahman.
tvam (n. nom. sing. pron. yuṣmad): du.
viddhi (2. Sing. ipv. P. √vid): wissen! sehen! wahrnehmen!
na (ind.): nicht.
idam (n. nom. sing. pron. idam): dies.
yat (mn. nom. sing. Relativpron. yad): wer, was, was, das.
idam (n. nom. sing. pron. idam): dies.
upāsate (3. Pl. pres. indic. Ᾱ. upa √ās): (sie) verehren; lit. (sie) sitzen nahe, liegen nahe.


Erläuterung Swami Sivananda:

Erkenne das allein als das Brahman, was nicht vom Geist verstanden werden kann, was aber den Geist dazu bringt, alle Objekte zu begreifen.

Manah – Geist, das, wodurch man denkt; nicht nur Manas, sondern das ganze Antahkarana ist hier gemeint.

Der Geist ist mit allen Organen verbunden. Er ist der Befehlshaber, der Chef. Die Shruti (Schrift) sagt: „Wunsch, Wollen, Überlegen, Vertrauen, Nachlässigkeit, Mut, Ängstlichkeit, Scham, Intelligenz, Furcht – all das ist der Geist.“

Der Geist ist Drik, der Seher, die Objekte sind Drishya, das Gesehene (die sichtbaren Dinge). Der Atman bzw. Brahman ist der Sehende (Drik), der Geist ist das Gesehene (Drisya). Der Geist kann sich Brahman nicht nähern. Der Geist wird von der Intelligenz Brahmans erleuchtet, welche innerlich scheint. Der Geist funktioniert durch das Licht und Kraft Brahmans. Der Geist ist durchdrungen von Brahman. So sagen es die Kenner Brahmans. Die innere Intelligenz des Geistes ist Brahman. Der Geist versteht die Welt bzw. die Objekte dank der Kraft, des Lichtes, der Intelligenz des Brahman.

Die Sinne transportieren die Sinneseindrücke, die Bilder der Objekte zum Geist. Der Geist präsentiert sie dem Selbst (Atman; Purusha). Der Purusha nimmt sie wahr, schaut sie an, stempelt sie gewissermaßen ab und sendet sie zurück zum Geist, so wie ein Herrscher sein Siegel auf Dokumente setzt und sie an den Premierminister oder den Hof zurück gibt. Erst dadurch wird das Verständnis von Objekten vollkommen bzw. vollständig.

Brahman ist der stille Zeuge der Aktivitäten des Geistes.

1.6. Sechster Vers 1. Kapitel Kenopanishad

Übersetzung 1:

Übersetzung 2:

Wort-für-Wort-Übersetzung

Erläuterung Swami Sivananda:

Kena Upanishad vollständige Übersetzung von Paul Deussen

Die Kena-Upanishad des Sāmaveda

Erster Khanda
1. „Von wem gesandt, fliegt ausgesandt das Manas hin?
Von wem zuerst geschirrt, streicht hin der Odem?
Wer schickt die Rede aus, die wir hier reden?
Wer ist der Gott, der anschirrt Ohr und Auge?“
2. Des Hörens Hören und des Denkens Denken,
Der Rede Reden  sie ist Hauch des Hauchs nur, 
Des Auges Seh'n,  der Weise lässt sie fahren;
Und wird, hinscheidend aus der Welt, unsterblich.
3. „Das, bis zu dem kein Aug' vordringt,
Nicht Rede und Gedanke nicht,
Bleibt unbekannt, und nicht sehn wir,
Wie einer es uns lehren mag!“
3b. Verschieden ist's vom Wissbaren,
Und doch darum nicht unbewusst! 
So haben von den Altvordern
Die Lehre überkommen wir.
4. Was unaussprechbar durch Rede,
Wodurch Rede aussprechbar wird,
Das sollst du wissen als Brahman,
Nicht jenes, was man dort verehrt.
5. Was durch das Denken undenkbar,
Wodurch das Denken wird gedacht,
Das sollst du wissen als Brahman,
Nicht jenes, was man dort verehrt.
6. Was durch das Auge unsehbar,
Wodurch man auch das Auge sieht,
Das sollst du wissen als Brahman,
Nicht jenes, was man dort verehrt.
7. Was durch die Ohren unhörbar,
Wodurch man auch das Ohr vernimmt,
Das sollst Du wissen als Brahman,
Nicht jenes, was man dort verehrt.
8. Was man durch Riechen nicht wahrnimmt,
Wodurch das Riechen wird gewirkt,
Das sollst Du wissen als Brahman,
Nicht jenes, was man dort verehrt.
Zweiter Khanda
9. Wenn du (in der erwähnten Weise das Brahman verehrend) vermeinst, dass du es wohl kennest, so ist das trügend; auch so kennst du von Brahman nur die Erscheinungsform, was von ihm du (als verehrendes Subjekt) bist und was von ihm unter den Göttern (als Objekt der Verehrung) ist. Du musst es also noch weiter erforschen.
„Ich meine doch, es zu wissen!
10. Zwar weiß ich es nicht ganz, doch auch
Nicht weiß ich, dass ich es nicht weiß!
Wer von uns etwas weiß, weiß es,
Nicht weiß er, dass er es nicht weiß.“
11. Nur wer es nicht erkennt, kennt es,
Wer es erkennt, der weiß es nicht, 
Nicht erkannt vom Erkennenden,
Erkannt vom Nicht-Erkennenden!
12. In wem es aufwacht, der weiß es
Und findet die Unsterblichkeit;
Dass er es selbst ist, gibt Kraft ihm,
Dass er dies weiß, Unsterblichkeit.
13. Wer ihn hienieden fand, besitzt die Wahrheit,
Wer ihn hier nicht fand, dem ist's groß Verderben.
In jedem Wesen nimmt ihn wahr der Weise
Und wird, hinscheidend aus der Welt, unsterblich.
Dritter Khanda
14. Es geschah, dass das Brahman für die Götter den Sieg (über die Dämonen, Brih. 1,3) erfocht. Die Götter aber brüsteten sich ob dieses Sieges des Brahman; denn sie dachten: „Unser ist der Sieg, unser ist dieser Ruhm.“
15. Als das Brahman bemerkte, dass sie das taten, machte es sich ihnen offenbar; sie aber erkannten es nicht und sprachen: „Was ist das für ein Wunderding?“
16. Und sie sprachen zu Agni: „Erforsche doch, o Wesenkenner, was das für ein Wunderding ist!“  „So sei es!“ sprach er.
17. Und er stürzte auf dasselbe los. Da redet das Brahman ihn an und sprach: „Wer bist du?“  „Ich bin der Agni“, sprach er, „ich bin der Kenner der Wesen.“ 
18. „Wenn du der bist, welches ist deine Kunst?“  „Ich vermag, dieses alles zu verbrennen, was hier auf Erden ist.“ 
19. Da legte ihm Brahman einen Strohhalm vor und sprach: „So verbrenne dieses!“  Er stürmte darauf los mit allem Ungestüme, aber er vermochte nicht, ihn zu verbrennen. Da kehrte er zurück und sprach: „Ich habe es nicht zu erforschen vermocht, was das für ein Wunderding ist.“
20. Da sprachen sie zu Vāyu (dem Gott des Windes): „Erforsche doch, o Vāyu, was das für ein Wunderding ist!“  „So sei es!“ sprach er.
21. Und er stürzte auf dasselbe los. Da redete das Brahman ihn an und sprach: „Wer bist du?“  „Ich bin der Vāyu“, sprach er, „ich bin der Mātarishvan (der in der Mutter, d. i. dem Luftraume, Schwellende, Shank.).“ 
22. „Wenn du der bist, welches ist deine Kunst?“  „Ich vermag, dieses alles fortzureißen, was hier auf Erden ist.“ 
23. Da legte ihm Brahman einen Strohhalm vor und sprach: „So reiße dieses fort!“  Er stürmte darauf los mit allem Ungestüme, aber er vermochte nicht, es fortzureißen. Da kehrte er zurück und sprach: „Ich habe es nicht zu erforschen vermocht, was das für ein Wunderding ist.“
24. Da sprachen sie zu Indra: „Erforsche doch, o Mächtiger, was das für ein Wunderding ist!“  „So sei es!“ sprach er. Und er stürzte auf dasselbe los. Da verbarg es sich vor ihm.
25. Er aber begegnete an demselbigen Orte einem Weibe, die war sehr schön, der Umā, Tochter des Himavant (der Gemahlin des Shiva, hier nach Shank. als Personifikation des Wissens auftretend). Zu der sprach er: „Was ist das für ein Wunderding?! 
Vierter Khanda
26. „Das ist das Brahman“, sprach sie, „das Brahman, welches jenen Sieg erfocht, ob des ihr euch brüstet!“  Da erst erkannte er, dasss das Brahman war.
27. Darum, fürwahr, sind diese Götter gleichsam erhaben über die anderen Götter, nämlich Agni, Vāyu und Indra. Denn sie hatten das Brahman am nächsten berührt, sie (und unter ihnen wieder Indra) hatte es zuerst erkannt, dass das Brahman war.
28. Darum, fürwahr, ist Indra gleichsam erhaben über die andern Götter, denn er hatte Brahman am nächsten berührt, er hatte es zuerst erkannt, dass es das Brahman war.
29. Über selbiges ist diese Unterweisung. Was an dem Blitze das ist, dass es blitzt und man ruft „ah“ und schließt die Augen, - dies, dass man „ah“ ruft (ist seine Unterweisung) in Bezug auf die Gottheit.
30. Nun in Bezug auf die Seele. Wenn etwas gleichsam eintritt in den Geist, dass man dadurch sich erinnert an etwas im Augenblick, dieses Vorstellen (ist seine Unterweisung).
31. Selbiges heißet mit Namen: „Nach-ihm-das-Sehnen“; als „Nach-ihm-das-Sehnen“ soll man es verehren. Wer selbiges als solches weiß, zu dem wohl sehnen hin sich die Wesen alle.
32. Sagst du noch: „Lehre mich die Upanishad“, so antworten wir: Gelehrt ist die Upanishad, denn wir haben dir die geheimnisvolle Lehre von dem Brahman verkündigt.
33. Die Buße, die Bezähmung, das Werk, das sind ihre Grundlagen (die sie voraussetzt), die Veden bilden alle Glieder (Taitt. 2,3) derselben, die Wahrheit, das ist ihr Stützpunkt.
34. Wahrlich, wer dieselbe also weiß, der wehret dem Bösen und in der unendlichen Himmelswelt, der unüberwindlichen (ajyeye mit M.Müller) ist er gegründet, - ist er gegründet.

Kena Upanishad केनौपनिषद् kenopaniṣad Aussprache

Hier kannst du hören, wie das Sanskritwort Kena Upanishad, केनौपनिषद्, kenopaniṣad ausgesprochen wird:

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Das Mantra der Kena Upanishad

Das erste Mantra dieser Upanishad lautet wie folgt:

केनेषितं पतति प्रेषितं मनः केन प्राणः प्रथमः प्रैति युक्तः | केनेषितां वाचमिमां वदन्ति चक्षुः श्रोत्रं क उ देवो युनक्ति || 1 ||

keneṣitaṃ patati preṣitaṃ manaḥ kena prāṇaḥ prathamaḥ praiti yuktaḥ | keneṣitāṃ vācam imāṃ vadanti cakṣuḥ śrotraṃ ka u devo yunakti || 1 ||

Von wem hervorgebracht und angetrieben ist das Denken (Manas)? Von wem geleitet kommt der erste Lebensatem (Prana) hervor? Von wem hervorgebracht ist dieses Sprechen (Vac), das man spricht? Welcher Gott (Deva) lenkt auch Sehen und Hören?

Kernaussagen der Kena Upanishad von Swami Sivananda

Hari Om! Mögen meine Gliedmaßen, meine Sprache, mein Prana, meine Augen, meine Ohren, meine Kräfte und all meine Sinne kraftvoll sein. Alles ist das Brahman der Upanishaden. Möge ich Brahman nie in Frage stellen. Möge Brahman mich nie missachten. Möge Brahman nie geleugnet werden. Möge Brahman nie missachtet werden. Mögen alle in den Upanishaden dargelegten Tugenden sich in mir finden und meinen Atman erstrahlen lassen! Möge ich ihr Behältnis sein! Om Frieden! Frieden!! Frieden!!!

Die innewohnende Kraft

Brahman in allem

1. Wer ist der Herrscher des Geistes? Wer drängt den Geist hin zum Objekt? Brahman.

2. Auf wessen Befehl hin nimmt Prana seine Tätigkeit auf? Auf Befehl von Brahman.

3. Auf wessen Befehl hin drückt sich der Mensch durch Sprache aus? Auf Befehl von Brahman.

4. Welche Kraft führt Augen und Ohren hin zum Objekt? Die Kraft von Brahman.

5. Hinter Prana und den Sinnen steht Brahman. Wer so weiß, erlangt Unsterblichkeit.

6. Einfältige identifizieren sich mit dem Körper, dem Geist, dem Prana und den Sinnen. Das ist Avidya, Unwissenheit.

7. Sie halten dieses falsche, vergängliche und beschränkte Zubehör für den reinen, unsterblichen Atman und bleiben so im Kreislauf von Geburt und Tod gefangen.

8. Einige weise Menschen legen diese falsche Identifikation ab, entfernen sich von diesem beschränkenden Zubehör durch Prüfen und Unterscheiden (Anvaya Yatireka Yukti). Sie erkennen die Doktrin des Neti Neti – 'Ich bin nicht dieser Körper, Ich bin nicht dieser Prana, Ich bin nicht dieser Geist, Ich bin nicht diese Sinne.' Sie erkennen sich im alldurchdringenden, unsterblichen, reinen Brahman, gelangen zu Wissen über Brahman und erreichen Unsterblichkeit.

9. Erhebe dich über die Sinne und werde eins mit Atman. So wirst du Unsterblichkeit und ewige Glückseligkeit erlangen.

10. Unsterblich wirst du werden, noch während du in diesem Körper weilst, so du das Wissen über Brahman erlangst. Du musst nicht warten, bis du deinen Körper verlassen hast.

11. So wie das Wasser in einer Tasse die Wärme von der Sonne oder dem Feuer borgt, so borgen Geist, Prana und die Sinne ihr [Licht] vom Atman.

12. Die Ohren hören durch die Kraft des Atmans, die Zunge spricht durch die Kraft des Atmans, der Geist denkt durch die Kraft des Atmans und Prana wirkt durch die Kraft des Atmans allein.

13. Der Geist und die Organe sind inaktiv und unfähig. Sie scheinen fähig durch die Kraft des Atmans.

14. Ohren, Augen, Geist und Prana stehen für den Atman bereit, so wie ein Haus für den bereitsteht, der es bewohnt. Der Besitzer ist Atman.

15. Brahman strahlt durch Sich Selbst. Durch Sein Licht wird das Universum erhellt.

16. Sonne, Mond, Sterne, Feuer und Blitz strahlen durch Sein Licht.

17. Kein Wesen kann leben und atmen ohne das aus Sich strahlende Brahman.

18. Brahman führt Prana nach oben und Apana nach unten.

19. Entsage allen Wünschen und erreiche Unsterblichkeit.

Intuitives Erkennen der Wahrheit

20. Die Sruti lehren: Nicht durch Taten, nicht durch Opfer, nicht durch Wohlstand, nur durch Entsagung erreicht man Unsterblichkeit.

21. Wie können die Augen die Sonne sehen, das Auge aller Augen? Das Auge ist ein Instrument der Wahrnehmung für Geist und Atman. Man kann nicht auf seine eigenen Schultern springen.

22. Brahman kann kein Objekt der Wahrnehmung sein, denn Es ist unteilbar, ohne Eigenschaften, extrem fein und unbegrenzt.

23. Brahman zu beschreiben heißt, Brahman zu verneinen.

24. Satchidananda ist nur ein Hilfsmittel, um Brahman zu beschreiben.

25. Die Sruti beschreiben Brahman mit der Neti Neti-Doktrin.

26. Der Schüler sollte einen feinen, scharfen, reinen und einpünktigen Intellekt besitzen.

27. Brahman kann nicht als ein Objekt wahrgenommen werden. Es kann nicht durch Worte beschrieben werden, so wie das bei einem Objekt der sichtbaren Welt möglich ist.

28. Brahman ist verschieden vom manifestierten Universum, verschieden von allem Bekannten und von allem Unbekannten ebenso.

29. Brahman ist das einzig Wahre. Es ist der Urgrund allen Seins.

30. Brahman ist kein Objekt. Es ist alldurchdringend, geheimnisvoll, unbeschreiblich, Chaitanya, reines Bewusstsein.

31. Brahman kann nur über Intuition wahrgenommen werden.

32. Sehr schwer ist es, das Wesen Brahmans zu verstehen. Sehr schwer ist es, das Wesen Brahmans zu beschreiben. Die Sprache reicht dafür nicht aus.

33. Wer mit einem reinen und klaren Intellekt ausgestattet ist, der findet leicht Zugang zu den feinsinnigen Gedanken der Upanishaden.

34. Da Brahman jenseits des durch Geist und Sinne Erreichbaren ist, sollte sich der Aspirant zu allererst ein umfassendes Verstehen von Brahman durch das Studium der Upanishaden und durch Belehrungen eines erleuchteten Lehrers aneignen.

35. Der Aspirant sollte sich selbst mit vier Absichten ausstatten: Viveka (Unterscheidungskraft), Vairagya (Leidenschaftslosigkeit), Shat Sampat (sechsfache Tugenden), Mumukshutva (Sehnsucht nach Befreiung) und beständige Praxis der Meditation. Nur so wird er das Wissen über Brahman erreichen. Er wird Brahman erkennen wie eine Amalaka Frucht in seinen Händen. Zweifel und Täuschung sind verschwunden.

36. Das was verschieden ist von Bekanntem und Unbekanntem, das ist Brahman.

37. Das Wissen über Brahman wird traditionell von Lehrer zu Schüler weitergegeben. Gaudapada lehrte Brahma Vidya Govindapada, Govindapada lehrte es Sankara, Sankara lehrte es Padmapada, und so ging es weiter.

38. Brahman kann nur durch Belehrung eines erleuchteten Lehrers oder eines verwirklichten Weisen erkannt werden. Nicht erkannt werden kann Es durch logische Argumentation, durch Intelligenz, durch umfassende Darlegungen, durch Askese oder durch Riten.

39. Die Seele des Menschen ist der Atman. Die Seele des Universums ist Brahman. Atman und Brahman sind ein und dasselbe.

40. Was die Sprache nicht auszusprechen vermag, wodurch jedoch Sprache ausgesprochen wird, wisse, das ist Brahman allein.

41. Sprache kann Brahman nicht ausdrücken. Brahman ist jenseits von Sprache. Sprache drückt sich aus durch die Kraft Brahmans.

42. Sprache ist endlich. Wie soll die endliche Sprache das unendliche Brahman ausdrücken können?

43. Brahman allein lässt die Sprache sich durch ihr Organ ausdrücken (Vak Indriya). Brahman ist die Sprache der Sprache, die Zunge der Zunge.

44. Brahman ist Sprache und spricht durch die Sprache.

45. Der Atman ist Brahman, Bhuma, unendlich und unveränderlich.

46. Brahman ist unübertroffen, groß, erhaben, das Höchste, alldurchdringend. Deshalb wird Es Brahman genannt.

47. Brahman ist ewig, unveränderlich, aus Sich Selbst strahlend, formlos, farblos, ohne Eigenschaften, zeitlos, raumlos, unteilbar, ungeboren, unsterblich.

48. Der Vedanta verurteilt nicht die Hingabe. Er verurteilt lediglich mit Wünschen verbundene Darbringungen.

49. Ein Vedantin oder ein Weiser sind vollkommene Bhaktas.

50. Parabhakti, Höchste Hingabe, und Jnana, Weisheit, sind ein und dasselbe.

51. Der Vedanta lehrt, dass Isvara, den die Menschen verehren, das eigene Selbst ist. Der Vedanta lehrt eine erweiterte Form der Bhakti, die höchste Form der Hingabe.

Das Selbst und der Geist

„Der Frühling“, von Pierre Auguste Cot., 1873

52. Brahman ist der stille Zeuge der geistigen und körperlichen Aktivitäten.

53. Was der Geist nicht zu verstehen vermag, wodurch jedoch das Verstehen versteht, wisse, das ist Brahman allein.

54. Der Geist ist mit allen Organen verbunden. Er ist der Oberbefehlshaber aller Tatkraft.

55. Wunsch, Wille, Überlegen, Glaube, Fahrlässigkeit, Mut, Furcht, Scham, Intelligenz, all das ist der Geist.

56. Der Geist ist der Seher (Drik), die Objekte sind das Gesehene (Drishya). Der Atman ist der Seher, der Geist ist der Gesehene.

57. Die Sinne tragen die Eindrücke über das Gesehene zum Geist. Der Geist stellt sie dem Atman vor. Der Atman gibt sie dem Geist zurück. Nur so wird das Begriffsvermögen abgeschlossen.

58. Was die Augen nicht zu sehen vermögen, wodurch jedoch die Augen sehen, wisse, das ist Brahman allein.

59. Brahman kann nicht durch die Augen wahrgenommen werden, da Es kein Objekt der Wahrnehmung ist.

60. Das Auge ist ein begrenztes Instrument, das die Empfindungen, die das Objekt in Gestalt, Farbe, Form und Größe auslöst, dem Geist übermittelt.

61. Das Auge erhält seine Sehkraft durch Brahman, seine Quelle.

62. Das Auge erkennt das Objekt durch die Strahlkraft Brahmans.

63. Brahman ist der unsichtbare Seher. Es ist der stille Zeuge des sehenden Auges.

64. Brahman ist der Herr über den Geist. Die Sinnesorgane sind Seine Assistenten. Der Geist ist der Vorsteher. Der Intellekt ist der Leiter.

65. Was die Ohren nicht zu hören vermögen, wodurch jedoch die Ohren hören, wisse, das ist Brahman allein.

66. Brahman führt die Ohren zum Klang.

67. Das Ohr ist ein begrenztes Instrument, das die Empfindungen, die der Klang auslöst, dem Geist übermittelt.

68. Das Ohr erhält seine Hörkraft durch Brahman, seine Quelle.

69. Das Ohr erkennt den Klang durch die Strahlkraft Brahmans.

70. Brahman ist der unhörbare Hörer. Es ist der stille Zeuge des hörenden Ohres.

71. Was die Nase nicht zu riechen vermag, wodurch jedoch die Nase riecht, wisse, das ist Brahman allein.

72. Was die Lunge nicht zu atmen vermag, wodurch jedoch die Lunge atmet, wisse, das ist Brahman allein.

73. Was Prana nicht zu beleben vermag, wodurch jedoch Prana belebt, wisse, das ist Brahman allein.

74. Brahman ist kein Objekt der Wahrnehmung. Das Wissen über Brahman ist intuitive Erfahrung des Selbst.

75. Prana belebt durch die Strahlkraft Brahmans.

Die transzendente Wahrheit

76. Der Weise unterscheidet nicht zwischen Objekt und Subjekt. Objekt und Subjekt sind dasselbe für ihn. Er sieht überall nur Brahman.

77. Die Seele, das Selbst, eines jeden ist Brahman.

78. Brahman kann nicht zum Objekt des Wissens gemacht werden, da jenseits von Ihm kein Wissen besteht.

79. Brahman ist jenseits von allem Bekannten. Es ist ebenso jenseits von allem Unbekannten.

80. Wer mit den vier Absichten (siehe Vers 35) ausgestattet ist und über einen reinen Intellekt verfügt, versteht die Lehren der Upanishaden.

81. Brahman ist der stille Zeuge. Es ist Subjekt, Wissendes und Sehendes.

82. Der Seher kann nie gesehen werden.

83. Der Erkennende kann vom Intellekt nicht erkannt werden.

84. Alles was durch Sinne und Geist wahrgenommen werden kann, kann nicht Brahman sein.

85. Nur ein Objekt der Erscheinungswelt kann durch Sinne und Geist wahrgenommen werden.

86. Brahman kann von Geist, Intellekt und Sinnen nicht wahrgenommen werden.

87. In Samadhi wird Brahman als Atman wahrgenommen, durch reine Geistigkeit, die Brahman Selbst ist.

88. Bis du die höchste Erkenntnis, Nirvikalpa, erfährst und erkennst, dass wahrlich alles Brahman ist und nichts existiert außer dem Selbst, musst du praktizieren und forschen, reflektieren und meditieren. Du musst Seine Anwesenheit in allen Namen und Formen spüren.

89. Du kannst Brahman nicht so einfach erkennen wie ein Objekt. Brahman ist durch Bewusstsein, durch Intuition oder durch direkte innere Erfahrung zu erkennen. Subjekt und Objekt sind im spirituellen Erleben nicht existent.

90. Brahman ist der Zeuge im Wachen und im Tiefschlaf.

91. Brahman ist Geistigkeit in seiner Essenz. Es ist homogenes Strahlen reinen Bewusstseins.

92. Brahman ist ohne Geburt, ohne Tod, ewig, bedingungslos, Eines ohne ein Zweites. Es ist das Selbst, der Atman aller Wesen.

93. In Nirvikalpa Samadhi, wenn alle Modifikationen des Geistes in Brahman eingegangen sind, findet sich kein Zeuge mehr.

94. Brahman ist ewig reiner Glanz, Sein, Bewusstsein, Glückseligkeit.

95. Wer Brahman erkennt, besitzt eine gewaltige spirituelle Kraft.

96. Der Atman kann nicht von denen erreicht werden, die nicht über Willenskraft verfügen.

97. Wahre Stärke erwächst nur durch das Wissen über das Selbst.

98. Wer Brahman erkannt hat, wird furchtlos.

99. Der Atman ist unverletzbar und unsichtbar.

100. Unsterblichkeit ist das Wesen Brahmans, so wie das Wesen des Feuers Hitze ist.

101. Nirvikalpa Samadhi ist eine feine, die Seele aufrührende Erfahrung, sie kann durch Worte weder vorgestellt noch beschrieben werden. Du musst es selbst in Samadhi erfahren, wenn Geist, Intellekt und Sinne aufgehört haben zu wirken.

Bereit zur Befreiung

102. Brahma Jnana vertreibt die Unwissenheit, so wie Licht die Dunkelheit vertreibt, und enthüllt die uns innewohnende Unsterblichkeit.

103. Unwissen ist die Wurzel allen menschlichen Leides.

104. Wer Brahman nicht erkennt, der ist gefangen im Kreislauf von Geburt und Tod.

105. Wahrhaft dürstende Aspiranten legen die falsche Vorstellung von Ich und Mein ab und entsagen der vergänglichen Welt der Illusion.

106. Sie meditieren auf den Atman und erkennen die Essenz des Atmans in allen Dingen. Sie erkennen die Einheit mit dem Selbst und werden unsterblich. Sie werden Brahman.

107. Wer Brahman erkennt, wird selbst Brahman.

108. Wer in Brahman weilt, wer den Atman erkennt, der lebt das wahre Leben.

109. Die Erscheinungswelt ist unwahr. Sie ist Illusion.

110. Der Kenner Brahmans erlangt noch zu Lebzeiten Befreiung (Jivanmukti).

111. Sobald sich die Unwissenheit, die Ursache der Bindung, durch das Erkennen Brahmans auflöst, tritt augenblicklich Befreiung ein.

Die Moral der Yaksha Upakhyana

112. Gut und Böse führen einen wahren Krieg in uns, zwischen Sattva, Rajas und Tamas, zwischen den niederen Instinkten und dem reinen Geist.

113. Sinne, Geist und Prana beginnen zu kämpfen: Wir halten zusammen und unterstützen diesen Körper. Prana erlangt den Sieg.

114. Auch Prana ist inaktiv. Die Quelle von Prana ist ebenso Brahman. Sinne, Geist und Prana erlangen ihr Licht und ihre Kraft von Brahman allein.

115. Upanishad bedeutet Wissen über Brahman oder geheime Doktrin. Die Schüler sitzen ergeben nahe beim Lehrer. Upa – nahe, Ni – hingegeben, Sad - sitzen.

116. Enthaltsamkeit, Selbstkontrolle und Darbringungen sind Hilfsmittel, um das Wissen über Brahman zu erlangen.

117. Das Wissen erwacht im Menschen, indem er schlechte Taten vermeidet.

118. Das Wissen über Brahman erwacht in denen, die ihren Geist durch Enthaltsamkeit, Selbstkontrolle und Werke geläutert haben, sei es in diesem Leben oder in den vergangenen.

119. Deren niedere Instinkte nicht geläutert sind und die Brahman in Frage stellen, denen wird es wie Virochana ergehen.

120. Wer diesen Geheimnissen lauscht, wird zu der großen Seele erhoben, die sich dem Herrn weiht und im Lehrer ebenso den Herrn erkennt.

121. Das Wissen über Brahman hat nur in den Menschen eine Grundlage, die durch Enthaltsamkeit Selbstkontrolle erlangt haben.

122. Wahrheit ist das Reich von Brahma Vidya, spirituellem Wissen. Enthaltsamkeit und Selbstkontrolle sind die Helfer. Die Veden sind die Glieder.

123. Wahrheit ist Freiheit von Falschheit, schlechter Rede, schlechter Handlung und schlechten Gedanken.

124. Das Wissen über Brahman erwacht nur in gutartigen Menschen, die frei sind von Dünkel, schlechter Rede, schlechter Handlung und schlechten Gedanken.

125. Das Wissen über Brahman erwacht nicht in bösartigen, verlogenen Menschen. Deshalb sagt man, die Wahrheit ist das Reich des Wissens.

126. Die Wahrheit zeichnet sich als Hilfsmittel zum Wissen aus.

Die Kena Upanishad - Erläuterungen nach Deussen

Artikel aus „Upanishaden. Die Geheimlehre des Veda“ in der Übersetzung von Paul Deussen, herausgegeben von Peter Michel, Marix Verlag, 2. Auflage, 2007, Wiesbaden, S. 267 - 269.

Die kleine, aber gehaltvolle Kena Upanishad gehört ursprünglich dem Brahmana-Besitz der Talavakaras (auch Talvakaras, Vacaspatyam s. v.) oder Jaiminiyas, einer Schule des Samaveda, an.[1] Ihr älterer Name, bei Shankara u. a., ist daher Talavakara Upanishad; erst nachdem sie von dem literarischen Bestand ihrer Schule losgetrennt und zu einer allgemeineren Bedeutung erhoben worden war, mochte die Bezeichnung nach dem Anfangsworte Kena (zuerst, unseres Wissens Muktika Up. v. 29) üblich werden. Unter diesem Namen fand sie denn auch, ohne erhebliche Änderungen (Ind. Stud. IL 182), Aufnahme in verschiedenen Sammlungen (Anquetil, Colebrooke) der Atharva Upanishaden.

Nach Form und Inhalt zerfällt die Kena Upanishad in zwei wohlgeschiedene Teile, 1-13 und 14-28, deren erster, mit Ausnahme des vielleicht korrupten Absatzes 9, ganz aus Versen besteht, während der zweite, in Prosa, eine Parabel erzählt, woran sich 29-34 ein gleichfalls in Prosa verfaßter Epilog schließt.

Der erste Teil (1-13) weist den Schüler von dem attributhaften Brahman, wie es den Gegenstand der Verehrung bildet (Idam, Yad Idam Upasate) auf das attributlose Brahman hin, welches als das Subjekt des Erkennens die Voraussetzung aller Erkenntnis und Tätigkeit der Organe ist, selbst aber schlechthin unerkennbar und nur dem, in welchem es als sein Atman erwacht (Pratibodha, v. 12), erfaßbar ist. Die Lehre von der Unerreichbarkeit des Brahman auf dem Wege der Erkenntnis findet in dem vielzitierten Verse 11 ihren schärfsten Ausdruck. - Dieser Teil stammt aus der Zeit der vollendeten Vedanta-Anschauung, wie sie uns in Kathaka, Isa und den Versen Brih. 4,4 entgegentritt, mit welchen sich mehrfach Berührungen zeigen.

Einer viel älteren Zeit dürfte der zweite Teil angehören (14-28), welcher in durchsichtiger Allegorie das Verhältnis des Brahman zu den vedischen Göttern darstellt. Alle Götter, d. h. alle Kräfte der Natur, tragen ihre Wirkungskraft von Brahman zum Leben und vermögen nicht das Geringste gegen den Willen des Brahman. - Hier erscheint das Brahman noch als etwas Neues, als ein Wunderding (Yaksham, wie in den Skambhahymnen, Atharvav. 10,7-8), welches seine Superiorität über die anderen Götter erst noch zu erweisen nötig hat.

Der Epilog (29-34) symbolisiert, wie es scheint, die Zeitlosigkeit des Brahman durch die momentane Dauer des Blitzes und des Gedankens (29-30), bezeichnet dasselbe als das Ziel der Sehnsucht aller Kreaturen (31) und versichert, daß damit alles zu wissen Nötige gelehrt sei (32). Der oft vorkommende Gedanke, daß aller Werkdienst usw. eine Vorübung der Erkenntnis des Brahman sei, und die üblichen Verheißungen bilden den Schluß (33-34).

Fußnoten

  1. Über das Tulavakara-(Jaiminiya ) Brahmanam und die fünf Bücher, aus denen es besteht, vgl. oben S. 62. Außer dem fünften Buche Arsheya Brahmanam) liegt jetzt auch das vierte in Text und Übersetzung von Harms Oertel (Journal of the American Or. Soc., vol. XVI, 1894) vor. Dasselbe führt den Spezialtitel: Upanishad Brahmanam, d. h. wohl: "Das Brahmanam der Geheimsinne", und ist reichhaltiger, als die Mitteilungen Bumells (bei M. Müller, Up. I, p. XC, oben S. 62) darüber vermuten ließen. Ganz in der Weise der Aranyakas des Rigveda und Yajurveda ergeht es sich in allegorischen, durch Legenden belebten Betrachtungen über den geheimen Sinn, (Upanishad) von Om, Udgitha, Gayatri usw., über das Saman und seine verschiedenen Teile und Arten, über die Entstehung des Prana und sein Eingehen in den Menschen (4,22 f.). Hierbei berührt es sich in Stoff und Ausführung oft nahe mit den ersten Büchern der Chandogya Upanishad, zu der es sich ganz ähnlich verhält, wie zur Kaushitaki Upanishad das Aitareya Aranyakam; und wie dieses in seine allegorischen Betrachtungen die kleine aber bedeutende Aitareya Upanishad eingebettet enthält, so das Talavak. Up. Br. die nicht weniger wertvolle Kena Upanishad.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Seminare

Indische Schriften

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Jnana Yoga, Philosophie

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Yoga und Meditation Intensiv-Praxis

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Sanskrit und Devanagari

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Schweigeseminare

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Multimedia

Klassische Schriften des Yoga: Veden, Upanishaden, Smritis, Puranas und Itihasas

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Jnana Yoga und Vedanta Einführung

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Vom Begrenzten zum Unendlichen - Geschichten aus den Upanishaden

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111 Geschichten aus den Upanishaden

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